Das Thema heute Morgen lautet: Das neue Europa – Hoffnung oder Illusion?
Wir wollen Europa heute Morgen im Licht der Bibel gemeinsam betrachten. Dabei geht es darum, die abendländische Kultur im Kontext der biblischen Prophetie zu untersuchen.
Die Anfänge der europäischen Integration nach dem Zweiten Weltkrieg
In einem ersten Teil werde ich die Geschichte der europäischen Integration vom Zweiten Weltkrieg bis ins Jahr 2004 behandeln. Wir blicken dabei zurück auf die Jahre 1939 bis 1945, die Zeit des Zweiten Weltkriegs.
Dieser Krieg war der grauenhafteste in der Menschheitsgeschichte. Er brachte unsägliches Leid, Not, Blut und Tränen über unseren alten Kontinent. Die jahrhundertealte innere Zerrissenheit Europas erreichte damals einen unbeschreiblichen Höhepunkt in einer unfasslichen Eskalation des Bösen. Zum ersten Mal wurden in diesem Krieg auch atomare Massenvernichtungswaffen eingesetzt.
Kurz nach dem Krieg, im Jahr 1946 in Zürich, hielt Sir Winston Churchill eine berühmt gewordene Rede, in der er sagte: „Lasst Europa aufstehen! Wenn Europa einmal einträchtig sein gemeinsames Erbe verwalten würde, dann könnten seine drei oder vierhundert Millionen Einwohner Glück, Wohlstand und Ruhm ohne Grenzen genießen. Wir müssen eine Art Vereinigte Staaten von Europa schaffen. Der Weg ist einfach. Es ist nichts weiter dazu nötig, als dass Hunderte von Millionen Männer und Frauen Recht statt Unrecht tun und Segen statt Fluch ernten.“
Dieser Aufruf zur Einheit Europas sollte sehr bald Wirklichkeit werden. Bereits 1951 kam es zur Gründung der EGKS am 18. April. Diese Abkürzung bedeutet Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Frankreich, Italien, die Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Luxemburg und die Niederlande.
Man wollte die wichtigsten Zweige der Rüstungsindustrie unter eine überstaatliche Kontrolle setzen. Das waren insbesondere Kohle und Stahl, die im Zweiten Weltkrieg eine sehr entscheidende Rolle gespielt hatten. Durch diese überstaatliche Kontrolle versuchte man zu erreichen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Krieges reduziert wird, vor allem zwischen den beiden größten Rüstungsherstellern Europas im Zweiten Weltkrieg: Deutschland und Frankreich.
Wichtig zu erwähnen ist, dass am 25. März 1957 in Rom die sogenannten Römischen Verträge unterzeichnet wurden. Dabei wurden die EWG, die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, und Euratom, die Europäische Atomgemeinschaft, gegründet. So konnte die Integration weiter vertieft werden.
Im Jahr 1958 wurden die drei Versammlungen der EGKS, der EWG und der Euratom zu einer gemeinsamen Versammlung zusammengelegt. Ab 1962 nennt sich diese gemeinsame Versammlung das Europäische Parlament.
1967 wurden die drei Organisationen EGKS, EWG und Euratom zur EG, der Europäischen Gemeinschaft, vereinigt. Dies bedeutete wiederum eine deutliche Vertiefung der Integration der sechs europäischen Länder.
1973 traten England, Irland und Dänemark der Europäischen Gemeinschaft als Vollmitglieder bei. 1981 wurde Griechenland das zehnte Mitglied, und so entstand das Europa der zehn Staaten.
Die Entwicklung ging weiter: 1986 wurden Spanien und Portugal Teil der EWG, und so entstand das Europa der zwölf.
Ein ganz entscheidendes Ereignis war dann 1990, als die DDR der Bundesrepublik Deutschland beitrat und somit als erstes Gebiet des Ostblocks in die EWG, das Europa der Zwölf, integriert wurde.
Die Entwicklung der Europäischen Union bis 2004
Am 1. Januar 1993 wurde die Integration weiter vertieft durch die Bildung des Binnenmarktes. Von da an sollte der Traum eines Europas ohne Grenzen immer umfassender Realität werden.
Im November 1993 wurden die Verträge von Maastricht umgesetzt. Aus der Europäischen Gemeinschaft (EG) wurde die Europäische Union (EU). Die Mitglieder der EU wurden somit am 1. November zu einer politischen Einheit umgewandelt.
1995 zeigte die EU ihren Willen, sich stetig weiter zu vergrößern. Österreich, Finnland und Schweden traten der Union bei. So entstand das Europa der fünfzehn.
Nachdem der Euro bereits am 1. Januar 1999 als Buchgeld eingeführt worden war, erfolgte die Einführung von Euromünzen und Euroscheinen am 1. Januar 2002. Das war ein bedeutendes Ereignis auf dem langen, jahrzehntelangen Weg der europäischen Integration.
Nun stehen wir im Mai 2004 und blicken einige Tage zurück. Am 1. Mai 2004 hat die EU zehn neue Mitglieder aufgenommen. Es waren dies Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Tschechische Republik, die Slowakische Republik, Ungarn, Slowenien, Malta und Südzypern. 74 Millionen Menschen kamen neu dazu.
Nun haben wir das Europa der 25. Insgesamt wohnen 455 Millionen Menschen in diesem Gebiet, in dieser EU. Sie bildet nun deutlich den größten Wirtschaftsblock nach den Vereinigten Staaten von Amerika.
Ein neues Gesetz wurde mit dem Europa der 25 Realität. Dieses Gesetz besagt, dass jeder, der in einem dieser Oststaaten geboren wurde, einen EU-Pass beantragen kann. Ebenso gilt dies für Nachkommen von Personen, die in diesem Gebiet geboren wurden. Das bedeutet, dass nun 20.000 Israelis EU-Bürger werden können. Bisher waren es 4.000, aber Umfragen haben bereits ergeben, dass weitere 14.000 deutlich daran interessiert sind, dieses Bürgerrecht zu erhalten – im Hinblick auf die Zukunft und für alle Fälle.
Das ist beachtlich: Ein Fünftel der Israelis wird Bürger der EU.
Wir blicken weiter in die Zukunft. Im Jahr 2007 sollen Rumänien und Bulgarien Mitglieder der EU werden. Das wäre dann das Europa der 27. Aber wir wissen auch, dass Kroatien und Mazedonien auf ihren Beitrittstag warten, sobald sie ihre EU-Würdigkeit erreicht haben.
Ferner möchte die Türkei mit über sechzig Millionen muslimischen Einwohnern der EU beitreten. Bereits leben drei Millionen Türken in Europa. Das würde dann zum Europa der 30 führen und bedeutende Veränderungen für Europa nach sich ziehen. Aber so weit sind wir noch nicht.
Was wir heute jedoch deutlich sehen: Europa ist dabei, ein Gigant zu werden – eine Supermacht und ein Supermarkt.
Wenn wir ein wenig zurückblicken, können wir sagen: Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und der in rasantem Tempo erfolgte Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa und in der Sowjetunion haben das Bild und das Selbstverständnis Europas grundlegend verändert.
Europas historische Rolle und die Zerrissenheit nach dem Krieg
Durch den Zweiten Weltkrieg wurde Europa zerstört und zersplittert, das wissen wir. Europa wurde damals aus der Hand geschlagen. Von da an bestimmten zwei Siegermächte – in Washington und in Moskau – über das Wohl und Wehe Europas.
Europa vergaß jedoch nie, dass es über Jahrhunderte ein stolzer Herrscher der Völker gewesen war und sein Wissen sowie seine Kultur über alle Weltmeere getragen hatte. Dennoch wurde unser Kontinent seit dem Zweiten Weltkrieg zu so etwas wie einem Waffenlager zwischen Ost und West erniedrigt. Das war die Zeit des Kalten Krieges.
Durch den Zusammenbruch des Kommunismus im Osten begann Europa jedoch gewissermaßen, wieder Zuversicht zu gewinnen und Selbstvertrauen aufzubauen. Unser alter Kontinent erhebt sich nun wie ein noch etwas benommener Held, der sich den Schlaf aus den Augen reibt und die Glieder von seinem Lager streckt.
In jeder Hinsicht möchte Europa eine Supermacht und ein wirtschaftliches Zentrum werden. Auch der militärische Ausbau ist geplant und soll in absehbarer Zukunft Wirklichkeit werden.
Wenn wir das alles so miteinander überschauen, stellt sich die Frage: Europa, quo vadis? Wohin gehst du?
Unser ehemaliger Staatssekretär, Dr. Franz Blancard, ein promovierter Philosoph und Europabefürworter – das gibt es ja auch in der Schweiz – hat sehr deutlich und prägnant formuliert: Ein heiliges Römisches Reich europäischer Nationen soll errichtet werden. Das ist eine sehr klare Blickrichtung für Europas Zukunft.
Aber schon lange vor ihm hat einer dieser großen Europavisionäre, Emil Luz, 1955 gesagt: Europa, die europäische Einheit, brauchen wir nicht zu schaffen, sondern lediglich wiederherzustellen. Die Sicht ist ganz klar: Ein Römisches Reich soll aufgebaut werden. Die großartige Vergangenheit soll in der Zukunft zu neuem Leben erweckt werden – ein heiliges Römisches Reich.
Die biblische Perspektive auf Europa: Beginn in Ägypten
Nun wollen wir, wie gesagt, Europa im Licht der Bibel betrachten. Im zweiten Teil, der nun folgt, stellen wir uns die Frage: Was sagt die Bibel zum Thema Europa?
Dazu müssen wir zuerst weit in die Vergangenheit zurückkehren und die Wurzeln der Geschichte untersuchen. Wir kehren also gemeinsam zurück in die Zeit um 1560 v. Chr. Ich lade Sie ein, mit mir nach Ägypten zu kommen.
Das war die Zeit, als das Volk Israel, ein Sklavenvolk, in Ägypten lebte. Israel wurde grausam unterdrückt und musste Sklavenarbeit leisten, indem es die Städte Pithom und Ramses baute. In dieser Zeit kamen die zehn Plagen über Ägypten, die im zweiten Buch Mose beschrieben sind. Diese Plagen führten zum Zusammenbruch des Großreichs.
Unter der Führung von Mose zog Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten hinaus und ging in Richtung des verheißenen Landes. Eine ganz wichtige Station war das Lager am Horeb in der Wüste Sinai. Dort erhielt Israel die Tora, das Gesetz Mose.
In diesem Gesetz finden wir in der Abschiedsrede von Mose, 5. Mose 28,1 folgendes Vermächtnis:
„Und es wird geschehen, wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, fleißig gehorchst und darauf achtest, alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete, zu tun, so wird der Herr, dein Gott, dich zur Höchsten über alle Nationen der Erde machen.“
Israel hatte die Zusage, dass es, wenn es sich als Volk und Nation an die Bibel halten würde, die Weltherrschaft aus Gottes Hand erhalten sollte.
Aber in derselben Rede, in 5. Mose 28, lesen wir auch in Vers 15:
„Es wird aber geschehen, wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, nicht gehorchst und nicht darauf achtest, alle seine Gebote und seine Satzungen, die ich dir heute gebiete, zu tun, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen.“
Es war klar bestimmt, was geschehen sollte bei Gehorsam gegenüber der Bibel, aber auch, was im Falle von Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes geschehen würde.
Unter diesen Flüchen finden wir in 5. Mose 28,43-44:
„Der Fremde, der in deiner Mitte ist, wird höher und höher über dich emporkommen, und du wirst tiefer und tiefer hinabsinken. Er wird dir leihen, du aber wirst ihm nicht leihen. Er wird zum Haupt, du aber wirst zum Schwanz werden.“
Anstatt die erste Nation zu sein, sollte Israel absinken und zur letzten, zur verachtetsten Nation der Welt werden.
Israels Geschichte: Von Salomo bis zur babylonischen Gefangenschaft
Unter Joshua hatte Israel das verheißene Land in Besitz genommen. Es folgte eine Entwicklung über mehrere Jahrhunderte, bis im zehnten Jahrhundert vor Christus das Großreich unter König Salomo Realität wurde. Israel erreichte damals die größte Gebietsausdehnung seiner Geschichte. Im Norden reichte das Reich bis an den Euphrat. Hier begann sich abzuzeichnen, dass Israel immer mächtiger wurde.
Unter Salomo wurden viele der umliegenden Völker Israel unterworfen. Israel hatte eine deutliche Vorherrschaft im Nahen Osten. Diese Zeit war geprägt von Frieden und Wohlstand. Doch im Alter wandte sich Salomo von Gott ab und begann, die Götter der umliegenden Völker zu verehren. Dies prägte auch die Geschichte des gesamten Volkes in der Folgezeit.
Die Bibel bezeichnet die Verehrung der Schöpfung anstatt des Schöpfers als Götzendienst. Dies wurde zu einer verbreiteten Sünde in Israel. Es war üblich, die biblischen Gebote und Werte zu verlassen. Doch die Propheten hatten deutlich vorausgesagt, dass es schwere nationale Konsequenzen geben würde, wenn keine klare Umkehr zu Gott, dem Gott der Bibel, erfolgte.
So wurde auch die Deportation nach Babylonien lange im Voraus angekündigt und deutlich vor Augen gestellt. Bereits Mose hatte in seiner Abschiedsrede gesagt (5. Mose 28,36): „Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer anderen Nation wegführen, und du wirst dort anderen Göttern dienen.“ Die Wegführung zu einer anderen Nation ist das Exil, die Deportation. Damit wurde die babylonische Gefangenschaft in der Prophetie fast tausend Jahre im Voraus angekündigt.
Diese Prophezeiung wurde Realität. Um 608 v. Chr. stieg Babylonien, das Kerngebiet des heutigen Südirak, zur Weltmacht auf. Diese Weltmacht dauerte bis 538 v. Chr. Es war die Zeit des Babylonischen Weltreiches. Genau in diese Zeit fällt die Erfüllung der babylonischen Gefangenschaft der Juden. Sie begann 605 v. Chr. mit der ersten Wegführung, als Daniel nach Babylon kam (Daniel 1,1), und dauerte bis 538 v. Chr., als die Perser Babylonien schließlich eroberten.
Diese siebzig Jahre waren prophetisch vorausgesagt. Jeremia sagte in Kapitel 25,11: „Und diese Nationen“ – damit meint er die Nationen rund um Israel – „werden dem König von Babylonien siebzig Jahre dienen. Und es wird geschehen, wenn siebzig Jahre voll sind, werde ich an dem König von Babel und an seinem Volk seine Schuld heimsuchen.“
Man beachte, dass sich die siebzig Jahre nicht genau auf die babylonische Gefangenschaft der Juden beziehen, die etwas kürzer war. Sie beziehen sich vielmehr auf die Herrschaftszeit, die Vorherrschaft der Babylonier. Dies lässt sich geschichtlich klar nachvollziehen: Von 608 bis 538 v. Chr. sind es exakt siebzig Jahre.
Wir sehen daran, dass Gott den Lauf der Geschichte in seiner Hand hat. Insgesamt gab es vier Deportationen der Juden:
- 605 v. Chr., die erste Wegführung, bei der Daniel und seine Freunde nach Babylonien gingen (Daniel 1,1).
- 597 v. Chr., die zweite Wegführung, bei der unter anderem der Prophet Hesekiel nach Babylonien geführt wurde (Hesekiel 1,1 und folgende).
- 586 v. Chr., die dritte und wichtigste Wegführung. In diesem Jahr wurde Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht und der salomonische Tempel vollständig verwüstet. Dies ist im Buch 2. Chronik 36 nachzulesen.
- 582 v. Chr., eine kleinere Wegführung, die nur in Jeremia 52 erwähnt wird.
So kamen die Juden in die babylonische Gefangenschaft. Es war die Zeit, als der große König Nebukadnezar Weltherrscher war.
Der Traum Nebukadnezars und seine Deutung durch Daniel
Daniel wurde, wie bereits erwähnt, im Jahr 605 vor Christus weggeführt. Wenig später, etwa um 603 v. Chr., hatte Nebukadnezar einen beunruhigenden Traum. Keiner der Intellektuellen Babylons konnte ihm den Traum mitteilen oder die Deutung erklären. Nur Daniel, dieser weggeführte Jude, der gezwungen war, sechs Semester an der Hochschule in Babylon zu studieren – in der Bibel sind es drei Jahre, also sechs Semester – wusste von dem Traum. Er hatte Gott um eine Offenbarung gebeten, gemeinsam mit seinen Freunden, und nur er konnte den Traum deuten.
Auf dem Bild sehen wir den Südpalast Nebukadnezars in der Stadt Babylon, der in unserer Zeit durch Saddam Hussein wieder aufgebaut wurde. Daniel erklärt Nebukadnezar, der den Traum selbst nicht mitteilen wollte, weil er sichergehen wollte, dass nur jemand, der ihm auch sagen kann, was er geträumt hat, die richtige Interpretation geben kann.
Daniel sagt in Daniel 2,31-33:
„Du, o König, sahst, und siehe, ein großes Bild. Dieses Bild war gewaltig, und sein Glanz außergewöhnlich. Es stand vor dir, und sein Aussehen war schrecklich. Dieses Bild: Sein Haupt war von feinem Gold, seine Brust und seine Arme von Silber, sein Bauch und seine Lenden von Bronze, seine Schenkel von Eisen, seine Füße teils von Eisen und teils von Ton.“
Der Text fährt fort:
„Du sahst, bis ein Stein sich losriß, ohne Hände, das heißt ohne menschliche Vermittlung, und das Bild an seine Füße von Eisen und Ton schlug und sie zermalmte. Da wurden zugleich das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold zermalmt, und sie wurden wie Spreu, Sommtennen, und der Wind führte sie hinweg, und es wurde keine Stätte für sie gefunden.“
Der Stein schlägt also gegen die Füße, aber das gesamte Standbild wird verwüstet und zermalmt. Der Stein, der das Bild geschlagen hatte, wurde zu einem großen Berg und füllte die ganze Erde. Das ist der Traum, und seine Deutung will Daniel vor dem König ansagen.
Die Erklärung folgt in Vers 37:
„Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Macht, die Gewalt und die Ehre gegeben hat.“
Daniel erklärt deutlich: Nicht die Babylonier haben sich diese Macht einfach aus eigener Kraft angeeignet, sondern es war Gottes souveräne Regierung über die Welt, die den Babyloniern diese Stellung gegeben hat.
In Vers 38 heißt es weiter:
„Und überall, wo Menschen, Kinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt. Du bist das Haupt von Gold.“
Hier wird also gedeutet, dass der goldene Kopf das babylonische Weltreich symbolisiert. Doch mit dieser kurzen Erklärung „Das Haupt von Gold bist du“ geht Daniel gleich in Vers 39 weiter und sagt:
„Und nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen, niedriger als du.“
Das war demütigend. Babylon, die große Weltmacht, aber nicht für ewig, sondern nur für eine Zeit, wie Jeremia sagte, für siebzig Jahre. Danach sollte ein anderes Königreich kommen, allerdings niedriger im Glanz.
Das war dann das medopersische Weltreich, das in der Geschichte folgte. Um 538 v. Chr. eroberten die Meder und Perser Babylon. Sie hatten eine Weltherrschaft bis ins Jahr 331 v. Chr. Das wären also die Arme und die Brust aus Silber.
Das Eindrückliche ist nun: Im Gegensatz zum babylonischen Reich wurde dieses Reich durch zwei Völker getragen, die Perser und die Meder. Nach Überzeugung der heutigen Kurden sind sie die Nachkommen der alten Meder. Diese beiden Völker hatten diese Weltherrschaft inne, von Afrika bis nach Indien, und das wird symbolisiert durch die beiden Arme im Standbild, die Meder und die Perser.
„Niedriger als du“ – die Brust war ja aus Silber, eine Wertabnahme gegenüber Gold. Das bedeutet Folgendes: König Demokreneza herrschte absolut souverän und majestätisch, wie man das in der späteren Geschichte bei keinem Herrscher mehr fand, nicht einmal bei dem Sonnenkönig von Frankreich, Louis XIV. Das wurde nie mehr erreicht: völlig souverän und absolut.
Aber die persischen Könige waren an ihre eigenen Gesetze gebunden. Man denke an das Buch Ester, wo König Ahasveros (Xerxes I.) eine eigene Bestimmung erließ, die er später nicht mehr rückgängig machen konnte. Oder denken wir an den Beschluss des Königs Darius, des Meders, in Daniel 6. Er war ein Unterkönig des persischen Königs Kyros und hatte ebenfalls einen Beschluss gefasst, den er später bereute, aber nicht mehr rückgängig machen konnte. So kam Daniel in die Löwengrube.
Es zeigt also eine deutliche Wertabnahme, wenngleich das Reich, wie man hier auf der Karte sieht, deutlich größer war als das babylonische Reich. Auf die Bedeutung davon werden wir später noch zu sprechen kommen.
Das griechische und römische Weltreich in der Prophetie
Also, nun haben wir Brust und Arme aus Silber geklärt und auch die Bedeutung der beiden Arme. Daniels Erklärung geht weiter mit einem anderen, dritten Königreich aus Bronze, das über die ganze Erde herrschen wird.
Alexander der Große brach als Zwanzigjähriger mit einer Armee von zehntausend Soldaten von Griechenland, also von Europa, auf und eroberte in der sensationellen Zeit von dreizehn Jahren das ganze persische Weltreich bis nach Indien, über den Indus hinaus. Zum ersten Mal haben wir nun ein Weltreich, das über die drei Kontinente Europa, Asien und Afrika herrschte – also gewissermaßen über die ganze damals bekannte Welt. Dieses Reich sollte über die ganze Erde herrschen.
Nach dem Tod Alexanders zerfiel dieses Reich in vier große, hauptsächlich vier große Teile. Die Überreste des Alexanderreiches dauerten bis 31 v. Chr. an. Da zerstörten die Römer den letzten Überrest dieses einstigen Großreiches. Dieses Reich wird hier durch Bronze dargestellt. Auch hier ist in der Deutung wieder eine Wertabnahme zu berücksichtigen.
Im ersten Moment war das Reich von Alexander ja großartig, muss man sagen. Aber der 33-jährige Alexander starb in Babylon an Bannaria, als er den Turm von Babel wieder aufbauen wollte. Damit war es vorbei. Seine Generäle stritten sich um die Nachfolgeherrschaft, und was schließlich in einem Bürgerkrieg nach den Diadochenkriegen bis 301 übrig blieb, war deutlich unter der Herrlichkeit des medopersischen Reiches. Darum also Bronze.
Die Prophetie geht in Daniel 2,40 weiter mit der Deutung: „Und ein viertes Königreich wird stark sein wie Eisen. Ebenso wie das Eisen alles zermalmt und zerschlägt, so wird es dem Eisen gleich alle diese zermalmen und zertrümmern.“
Die römische Herrschaft dehnte sich langsam, aber stetig und gewiss aus. Wie gesagt, in der Schlacht von Actium 31 v. Chr. wurde der letzte Rest des Alexanderreiches beseitigt. Von da an war die römische Weltherrschaft unbestritten. Sie sollte im Westen bis 476 nach Christus dauern, im Osten sogar bis 1453 nach Christus. Darauf deuten also diese Beine aus Eisen hin.
Wir stellen fest, dass die Beine der längste Körperteil sind. Das längste Reich dieser vier Reiche ist ganz eindeutig das vierte Reich, das römische Reich. Es ist also eindrücklich, wie der menschliche Körper in seinen Details so die Weltgeschichte widerspiegelt.
Aber wir haben ja noch etwas. Wir haben doch zwei Beine. Was haben die zu bedeuten? Das wurde ganz deutlich 395 n. Chr., als sich das römische Reich teilte in ein Ost- und ein Weströmisches Reich. Das wird durch die Beine dargestellt.
Diese Teilung kam zwar relativ spät, aber sie war schon längst vorgezeichnet, und zwar durch die Sprachgrenze. Der Westen war dominiert durch das Latein, der Osten durch das Griechische. Übrigens ging diese Sprachgrenze genau mitten durch die Insel Sizilien. Sizilien war also sowohl lateinisch als auch im Osten griechisch und bildet als kleines Inselgebiet so direkt eine Abbildung dieses ganzen Dramas des Römischen Reiches.
Wenn wir diese zwei Beine so gedeutet haben, können wir weitergehen. Daniel sagt in Kapitel 2,41: „Und dass du die Füße und die Zehen teils von Töpferton und teils von Eisen gesehen hast, es wird ein geteiltes Königreich sein.“
Jetzt konzentrieren wir uns also auf die Füße. Dort ist nicht mehr nur Eisen. Das Eisen hat also die sprichwörtliche Stärke der römischen Legionen symbolisiert, die früher alles zermalmt und zertreten haben, was sich dem Willen Roms entgegenstellte. Aber hier finden wir in den Füßen eine Schwäche.
Daniel gibt nun drei Deutungen für das Symbol Ton und Eisen. Wir müssen diese drei Deutungen gut unterscheiden. Wir lernen übrigens daraus, dass ein Symbol in der Bibel mehr als eine Deutung zulassen kann. Daniel gibt uns gleich drei.
Also:
a) Es wird ein geteiltes Königreich sein. Am Ende des vierten und Anfang des fünften Jahrhunderts kamen die Barbaren, also die Vorfahren unserer deutschen Geschwister hier, und überfielen das römische Reich. Es kamen auch Barbaren aus dem Osten, also nicht nur die Deutschen. Sie bildeten nach und nach auf römischem Territorium unabhängige Königreiche. So wurde das römische Reich von innen heraus aufgesplittert, zersplittert.
Das führte schließlich zu der Zersplitterung Europas, wie wir es über Jahrhunderte in der Geschichte gekannt haben. Ein Europa, geteilt in viele Nationalstaaten. Das ging so bis ins zwanzigste Jahrhundert, und zwar bis zu dem Punkt, als diese Zerrissenheit Europas in der unfasslichen Eskalation des Bösen im Zweiten Weltkrieg einen absoluten Höhepunkt, oder wie man es betrachtet, einen Tiefpunkt, erreicht hatte.
Daniel 2,41: „Da kommt eine weitere Erklärung: Und dass du die Füße und die Zehen teils von Töpferton und teils von Eisen gesehen hast, es wird ein geteiltes Königreich sein, aber von der Festigkeit des Eisens wird in ihm sein, weil du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast.“
Hier finden wir angedeutet, dass das römische Reich einen Teil hat, der stark ist, und einen Teil, der schwach ist. So ist Westrom gefallen, um 476 nach Christus, also deutlich im Charakter des Tons. Ostrom, das zwar immer mehr zu einem kleinen Rumpfreich verkleinert wurde, fällt erst 1453 nach Christus unter dem Ansturm der Türken. Aber hier haben wir noch diese Festigkeit des Eisens.
Nun kommt eine dritte Erklärung. Beachte, hier geht es deutlich gegen das Ende. Bisher haben wir immer von Füßen und Zehen gelesen, teils von Eisen, teils von Ton. Aber jetzt in der dritten Erklärung kommt die Konzentration auf die Zehen der Füße. Wir kommen also wirklich ans absolute Ende der Statue.
Die Zehen der Füße sind teils von Eisen und teils von Ton. Zum Teil wird das Königreich stark sein, und ein Teil wird zerbrechlich sein.
Wenn wir in der Geschichte auch jetzt weitergehen bis wirklich in diese Endphase, dann können wir heute sagen: Westeuropa ist tatsächlich wirtschaftlich und militärisch stark wie Eisen. Im Westen finden wir auch in einem sehr verbreiteten Maße einen starken Integrationsdrang und Integrationsdruck.
Wenn wir das vergleichen mit Osteuropa, sehen wir dort nicht diese Stärke, sondern Schwäche wie Ton: wirtschaftlich und militärisch schwach wie Ton. In Osteuropa haben wir in den vergangenen Jahren auch einen deutlichen Sezessionsdrang erlebt, also genau eine gegenteilige Wirkungskraft, als wir im Westen festgestellt haben.
Man denke nur an Jugoslawien. Dieses Land konnte nicht genügend zerstückelt und zerteilt werden in Kroatien, Bosnien usw. Auch die Tschechoslowakei war nicht gerade ein großes Land, aber sie musste in zwei Länder geteilt werden.
So haben wir im Osten dieses Kennzeichen des Tons, im Westen das des Eisens, wenn man wirklich auf die letzte Zeit der Zehen schaut. Drei Erklärungen, aber alle sind in der Geschichte bis heute nachvollziehbar.
Hier noch einmal Europa: Seit dem 1. Mai ist der Westen stark wie Eisen, im Osten schwach wie Ton.
Diese Erklärung, dass du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast, bedeutet, dass sie sich mit dem Samen der Menschen vermischen werden. Das heißt, völkisch mischen. Aber sie werden nicht aneinander haften, gleichwie sich Eisen mit Ton nicht vermischt.
In den vergangenen Jahren haben wir eine starke Zuwanderung von Millionen von Menschen nach Europa erlebt. Dies hat zu einer starken Vermischung geführt durch Mischehen. Das kommt sicher manchen politischen Strömungen sehr entgegen, weil man darin hofft, eine Schwächung des Nationalgefühls zu erreichen.
Denn je mehr Völker vermischt und durchmischt werden, desto weniger erhält sich das Gefühl: „Ich bin ein Schweizer, habe ein Sennenrappel und kann jodeln.“ Auch das typische Gefühl „Ich bin Franzose“ wird natürlich zurückgedrängt durch diese starke Vermischung, gerade auch mit Einwanderern aus muslimischen Ländern, wie wir das in Frankreich sehen.
Das kommt natürlich denen sehr entgegen, die eine Großmacht Europa suchen, in der der Einzelne sich eben nicht mehr als Deutscher oder als Holländer fühlen soll, sondern als Europäer und vielleicht später sogar als Weltenbürger.
Aber Daniel erklärt hier, trotz dieser Tendenz der völkischen Mischung durch Millionen von Menschen, wird es ein Problem geben bis zum Ende. Dieser Drang zur Sezession bleibt in diesem Großreich bis zum Schluss eine Realität.
Sie werden nicht aneinander haften, gleichwie sich Eisen mit Ton nicht vermischt.
Diese Problematik, die wir zum Beispiel in England beobachten, aber nicht nur dort, wird bleiben. Das gehört zu dieser Endphase Ton und Eisen oder Eisen und Ton.
Das kommende Reich Gottes und die Endzeitvisionen Daniels
Nun fährt der Prophet mit seiner Deutung fort. In Vers 44 heißt es: „Und in den Tagen dieser Könige…“ Das überrascht, denn in den Versen zuvor wurde nicht über Könige im vierten Reich gesprochen. Hier spielt Daniel auf die Bedeutung der zehn Zehen des Fußes an. Diese sollen zehn Herrscher an der Spitze des neuen Europas in der allerletzten Phase symbolisieren. Darauf werden wir noch zurückkommen.
In den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewiglich nicht zerstört wird. Seine Herrschaft wird keinem anderen Volk überlassen. Dieses Reich wird alle anderen Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewig bestehen.
Als viertes Reich haben wir das römische Reich identifiziert, gefolgt von den nachfolgenden Nationalstaaten bis in unsere Zeit. Danach kommt jedoch nur noch das Reich Gottes. Das fünfte Reich ist die Gottesherrschaft auf Erden. Dies hängt mit dem Stein zusammen, der kommen wird, um das gesamte Standbild zu zerstören.
„Weil du gesehen hast, dass von dem Berg ein Stein sich losriss, ohne Hände, also ohne menschliche Vermittlung, Gottes Wirken ohne Hände, und das Eisen, die Bronze, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte.“ Der große Gott hat dem König kundgetan, was nach diesem geschehen wird. Der Traum ist gewiss, und seine Deutung zuverlässig.
Dies können wir heute ganz klar nachvollziehen. Schließlich weist dieser Stein auf das Reich Gottes hin. Jesus Christus wird als Richter der Welt wiederkommen. Er wird ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufrichten, das alle früheren Reiche ersetzt – auch das neue Europa.
Jetzt machen wir eine Viertelstunde Pause und gehen dann einen Schritt weiter. Danach fahren wir mit neuem Elan fort.
Die Vision Daniels von den vier Tieren und ihre Bedeutung
Nachdem wir den Traum Nebukadnezars aus Daniel 2 näher betrachtet haben, wollen wir nun den Traum Daniels in Daniel 7 aus dem Jahr 549 v. Chr. genauer anschauen.
Daniel sah in der nächtlichen Vision das Weltenmeer der Völker. Ein schreckliches Tier nach dem anderen kam aus dem Meer hervor. In Daniel 7 werden diese Tiere als Weltreiche gedeutet. Zuerst sah Daniel einen Löwen mit Adlersflügeln. Dieser stellt das babylonische Reich unter Nebukadnezar dar. Der Löwe ist der König der Tiere, der Adler der König der Lüfte – beides zusammen symbolisiert die Majestät und Pracht dieses Reiches. Ein so großartiges Reich wie das Babylonische hat es in der Geschichte nie wieder gegeben.
Als zweites sah Daniel einen gefräßigen, etwas plumpen Bären, der aus dem Meer auftauchte. Dies weist auf das Medo-Persische Reich hin. Im Vergleich zum Babylonischen Reich war seine Regierungsstruktur plumper, aber der gefräßige Bär erklärt, warum das Medo-Persische Reich viel größer war. Es war so ausgedehnt, dass es ein Weltreich war – von Afrika bis nach Indien.
Drittens sah Daniel einen schnellen Leoparden mit vier Flügeln und vier Köpfen. Dieses Tier ist das schnellste in Daniel 7 und weist auf das griechische Weltreich hin, das unter Alexander dem Großen in nur dreizehn Jahren eine riesige Ausdehnung erreichte. Der schnelle Leopard mit vier Flügeln symbolisiert diese Geschwindigkeit. Allerdings gibt es ein Problem mit den vier Köpfen. Ehrlich gesagt bin ich froh, nur einen Kopf zu haben. Natürlich wäre es toll, wenn man vier Festplatten hätte, was die Speicherkapazität betrifft, aber vier Köpfe sind doch problematisch. Diese vier Köpfe stehen für die Nachfolger Alexanders. Alexander hatte keine erwachsenen Nachkommen, und so stritten sich seine Generäle in den Diadochen-Kriegen. Schließlich zerfiel das Großreich in hauptsächlich vier Blöcke – entsprechend den vier Köpfen.
Viertens erscheint eine furchtbare, grausame Bestie mit zehn Hörnern und eisernen Zähnen. Diese weist auf Rom hin. Interessant ist die Parallele zu Daniel 2, wo die eisernen Zähne den eisernen Beinen entsprechen.
Dann blickt Daniel in der Vision zum Himmel und sieht den Menschensohn, den Messias, auf den Wolken des Himmels kommen. Er richtet das Reich Gottes auf Erden ein. Hier sehen wir eine deutliche Parallele zu Daniel 2, aber auch klare Unterschiede.
Während das babylonische Reich als grausame Bestie, der Löwe mit Adlersflügeln, dargestellt wird, ist es in Daniel 2 der Kopf eines Menschen. Das ist ein wichtiger Gegensatz. Ebenso steht der gefräßige Bär im Gegensatz zur Brust und den Armen einer menschlichen Statue, der Leopard zu den Hüften und dem Bauch der Statue. Schließlich ist die grausame Bestie mit zehn Hörnern etwas anderes als die menschlichen Beine.
Man könnte sagen, dass hier durch diese grausamen Tiere beschrieben wird, wie die Weltreiche wirklich waren: blutrünstige Bestien. Die menschliche Statue hingegen symbolisiert, dass der Mensch im Bilde Gottes geschaffen wurde (1. Mose 1,27). Der Mensch sollte in seiner Weltregierung Gottes Weisheit und Gerechtigkeit auf Erden widerspiegeln. Das war ihr Auftrag gemäß Daniel 2.
Daniel 7 zeigt aber die Realität: Die Geschichte ist eine Abfolge von Kriegen und Blutvergießen. Daraus lässt sich ableiten: Humanität ohne Divinität wird zur Bestialität. Anders gesagt: Wahre Menschlichkeit ohne die Verbindung zu Gott führt dazu, dass der Mensch eine blutrünstige Bestie wird.
Demgegenüber steht der Menschensohn auf den Wolken des Himmels. Das ist Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Mensch werden sollte. Am Ende der Zeit wird er ein wirklich menschliches Reich auf Erden errichten – im Gegensatz zu den tierischen Reichen der Vergangenheit.
„Er ist von oben, die Reiche kamen von unten.“ Das sagt viel aus. Humanismus hat Europa über 500 Jahre wesentlich geprägt, aber die Folge waren die schrecklichsten Weltkriege, die vom europäischen Boden ausgingen – vom Sitz des Humanismus. Humanismus ohne Beziehung zu Gott, bei dem der Mensch in den Mittelpunkt gestellt wird, führt zum Verderben. Das hat uns die Geschichte gezeigt.
Wenn wir aber den Menschen als Maß aller Dinge sehen wollen, können wir das biblisch revidieren, indem wir sagen: Der Mensch Jesus Christus ist das Maß aller Dinge. Wenn wir Menschlichkeit und Humanismus an dem Mensch gewordenen Sohn Gottes messen, haben wir den richtigen Maßstab. Dieser wird Maßstab sein für die kommende Gottesherrschaft über die Erde, die von Jerusalem aus, wie hier auf dem Bild zu sehen, die ganze Welt in Gerechtigkeit und wahrem Frieden betreffen wird.
Die Offenbarung des Johannes und das vierte Tier
Nachdem wir Daniel Kapitel 2 und 7 betrachtet haben, machen wir nun einen Sprung vom Alten Testament zum Neuen Testament. Wir wenden uns dem letzten Buch der Bibel zu, der Offenbarung. Johannes, der Apostel, hatte auf der Insel Patmos Visionen. Patmos liegt mitten im Mare Nostrum, wie die Römer das Mittelmeer nannten.
In seinen Visionen sieht Johannes erneut das vierte Tier aus Daniels Buch. Offenbarung 13,1 beschreibt: „Und ich stand auf dem Sande des Meeres, und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte. Auf seinen Hörnern waren zehn Diademe, und auf seinen Köpfen waren Lästerungen.“ Johannes sieht also dasselbe Tier mit zehn Hörnern.
Weiter heißt es in Vers 2: „Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Leopard, und seine Füße waren wie die eines Bären, und sein Maul war wie das eines Löwen. Und der Drache, das heißt der Satan, gab ihm seine Macht, seinen Thron und große Gewalt.“
Das ist nun interessant: Dieses vierte Tier, das römische Reich, vereint alle Kennzeichen der früheren Reiche in sich. Es ist wie ein Leopard, hat Füße wie ein Bär und ein Maul wie ein Löwe. Allerdings ist die Reihenfolge genau umgekehrt zu der, die wir in Daniel fanden. Johannes lebte zur Zeit des Römischen Reiches. In gewissem Sinn entspricht diese Reihenfolge einem Rückblick auf die früheren Reiche: Zunächst lag in der Vergangenheit das Reich des Leoparden, Griechenland, dann Persien als der Bär und am weitesten zurück das Reich des Löwen.
Das Römische Reich hatte zwar eine eigene Identität, doch es hatte das kulturelle Erbe der früheren Reiche in sich aufgenommen. So war beispielsweise die Religion und Philosophie der Römer im Wesentlichen die der alten Griechen.
Was Johannes jedoch sieht, ist erschreckend: Er beschreibt dieses vierte Reich als ein satanisches Reich. Die Offenbarung 13 schildert ein totalitäres Reich unter einem absoluten Diktator, wie es in der römischen Geschichte der Vergangenheit noch nie gegeben hatte. Offensichtlich hat diese Vision eine zukünftige Bedeutung. Die Beschreibung ist so schrecklich, dass Hitler vor einigen Jahrzehnten nur ein Vorgeschmack auf diesen Herrscher des römischen Reiches nach Offenbarung 13 war.
Die Offenbarung macht deutlich, dass das römische Reich in der Zukunft wieder neu entstehen wird. Offenbarung 17,8 erklärt: „Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen.“
Hier finden wir drei Phasen des Römischen Reiches, die entsprechend den grammatischen Zeiten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dargestellt werden – die drei Zeitstufen der Grammatik, die wir in der Schule gelernt haben. Diese Zeitstufen werden hier absolut genommen.
Zur Zeit von Johannes existierte das Römische Reich noch. Dennoch werden diese drei Zeiten absolut genommen, um drei Phasen zu charakterisieren.
Wir wissen: Es gab einmal ein römisches Reich – das war die Zeit, als der Messias zum ersten Mal kam. Jesus Christus kam als der leidende Messias zur Zeit des Römischen Reiches, unter Kaiser Augustus (Lukas 2, Weihnachtsgeschichte).
Dann gab es eine Zeit, in der dieses Reich nicht mehr existierte. Westrom ging 476 unter, Ostrom als Rumpfreich verschwand 1453 unter dem Türkenansturm.
Eine dritte Phase jedoch wird kommen: Das Römische Reich soll wieder auferstehen. Nach der Offenbarung ist dies die Zeit, in der der Messias kommen wird – nicht mehr als leidender Messias, sondern als herrschender Messias.
Das ist besonders interessant für uns, denn seit dem Zweiten Weltkrieg sehen wir plötzlich die Schatten des römischen Reiches wieder aufsteigen, besonders über Europa. Es wird Realität in unserer Zeit.
Dies zeigt deutlich, dass wir in der Zeit leben, in der der Messias kommen wird, um das Reich Gottes auf Erden zu errichten.
In Offenbarung 13,3 lesen wir: „Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tode geschlachtet, und seine Todeswunde wurde geheilt. Die ganze Erde verwunderte sich über das Tier. Sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Gewalt gab. Und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich, und wer vermag mit ihm zu kämpfen?“
Hier wird eine Person beschrieben, die in der letzten Phase das ganze Reich in sich vereinigt. So wie Ludwig XIV. sagte: „L'État, c'est moi“ – der Staat bin ich –, so vereint dieser kommende Herrscher der letzten Phase des Römischen Reiches das gesamte Reich in seiner Person.
Offenbarung 13 macht deutlich, dass es sich um eine absolute Herrschaft handelt, die dreieinhalb Jahre dauern wird. Diese Zeitspanne umfasst die dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Christi als König der Könige und Richter der Welt.
Wenn man diese Beschreibung in Offenbarung 13 liest, entstehen Fragen: Wie soll das möglich sein? Europa ist stolz auf die Demokratie, lehnt Diktatur ab und versucht, Demokratie weltweit zu verbreiten. Wie kann es von Demokratie zu Diktatur kommen?
Das haben wir im zwanzigsten Jahrhundert als Anschauungsunterricht erlebt. Nach dem Ersten Weltkrieg endete die Kaiserzeit in Deutschland, und die Weimarer Republik begann – Demokratie war angesagt.
Wir haben eine Liste der Kanzler der Weimarer Republik. Alles schien modern, zivilisiert und aufgeklärt. Doch dann kam die Weltwirtschaftskrise mit Arbeitslosigkeit. Plötzlich war die Masse bereit, alle demokratischen Rechte an einen Kunstmaler abzugeben, der keinen Erfolg in seiner Laufbahn hatte. So entstand das Nazireich.
In Offenbarung 6 werden die ersten sechs Siegelgerichte beschrieben, die nach der Entrückung der Gemeinde stattfinden sollen. Dort finden wir eine totale Destabilisierung durch Wirtschaftskrisen und kriegerische Ereignisse.
Diese Ereignisse werden Europa so erschüttern, dass die Masse bereit sein wird, die Macht an einen starken Mann abzugeben.
Ich erinnere mich, dass ein Biologielehrer am Gymnasium sagte, man sollte eigentlich einen starken Mann haben, der in Europa Ordnung schaffen könnte. Aber man müsse noch etwas warten.
In Offenbarung 13,7 lesen wir über dieses Reich: „Und es wurde ihm Gewalt gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Sprache und Nation.“ Dieses Reich ist das Römische Reich.
Die Grenzen und die Ausdehnung müssen nicht genau mit denen der alten Zeit übereinstimmen. Man kann nie genau sagen, was das Römische Reich war, ohne die Zeit und den Kaiser zu berücksichtigen. Das Kaiserreich unter Tiberius war nicht dasselbe wie unter Augustus.
Das Römische Reich hatte aber immer als Kerngebiet Italien, Rom und Europa. Deshalb kann man das Römische Reich in der Endzeit nicht plötzlich in den islamischen Staaten suchen. Das passt nicht zur biblischen Auslegung.
Es kann jedoch auch deutlich größer oder kleiner sein als in der Vergangenheit. Hier wird deutlich, dass es eine solche Vormachtstellung erreichen wird, dass diese Macht sich über die ganze Welt erstreckt.
Die biblische Prophetie zeigt jedoch, dass es bis zum Schluss mehrere Machtblöcke geben wird, die aufeinanderprallen. Dies führt zu jener großen Drangsal der letzten dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Christi, wie es in Matthäus 24 beschrieben wird.
Europa wird in dieser Zeit zur Nummer eins werden.
Die Rolle Amerikas und der Ablauf der Offenbarung
Was ist mit Amerika? Amerika ist im Grunde nichts anderes als eine Ausdehnung Europas. Verfolgte, gottesfürchtige Menschen aus Europa wanderten in die Neue Welt aus, ebenso wie viele Kriminelle. So entstand Amerika schließlich – eine Nation, die aus vielen gottesfürchtigen Menschen und vielen Kriminellen besteht.
Es gibt diese Doppelgesichtigkeit Amerikas, die es manchmal schwer macht, das Land zu verstehen. Was ist Amerika wirklich? Es ist eine Mischung aus Licht und Finsternis. Wie bereits gesagt, könnte Amerika sich Europa anschließen. Europa wird jedenfalls im römischen Reich die Nummer eins sein.
Wir haben hier eine Übersicht über die zeitliche Abfolge der Offenbarung. In Offenbarung Kapitel 2 und 3 wird prophetisch die gesamte Kirchengeschichte vorausgesagt. Danach folgt die Entrückung. In Offenbarung 4,1 wird Johannes in den Himmel entrückt. Anschließend folgen die ersten sechs Siegel in Offenbarung 6.
Mit dem siebten Siegel beginnt schließlich die große Drangsalzeit von dreieinhalb Jahren. Dieses siebte Siegel besteht aus sieben Posaunengerichten und sieben Schalen-Gerichten. Am Ende dieser Zeit, in Offenbarung 19, erscheint Jesus Christus als Richter der Welt. Er wird dann das Tausendjährige Reich aufrichten (Offenbarung 20). Erst danach kommen ein neuer Himmel und eine neue Erde (Offenbarung 21).
Das ist eine einfache Übersicht über die Offenbarung. Die Übergangszeit mit den ersten sechs Siegeln wird Europa destabilisieren. Dies führt schließlich zur totalen Diktatur in den letzten dreieinhalb Jahren.
Man bedenke: Die Offenbarung hat speziell die christliche oder christianisierte Welt im Fokus. Im Alten Testament gibt es viele Prophezeiungen über Israel und die Völker rund um Israel. Die Offenbarung jedoch betrachtet aus der Perspektive des Christentums die Christenheit, die letztlich auch unter das Gericht Gottes kommen wird.
Deshalb spielt Europa in der Offenbarung eine so zentrale Rolle. Kein anderer Kontinent hat das Evangelium so viel und so intensiv gehört wie Europa.
Das zweite Tier der Offenbarung und der Antichrist
Nun lese ich weiter in Offenbarung 13,11: „Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen, und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamm. Und es redete wie ein Drache, und die ganze Gewalt des ersten Tieres übt es vor ihm aus, und es macht, dass die Erde und die auf ihr Wohnen das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde.“
Nun kommt wieder ein Tier aus dem Meer. Aber im Gegensatz zu dem, was wir in Daniel hatten, wo ja ein Tier das andere ablöste, haben wir hier zwei Tiere, die zusammenarbeiten. Ein Tier aus dem Völkermeer und ein Tier im Gegensatz dazu aus der Erde. Da kommt also einer, der nicht zu den Heidenvölkern gehört, sondern aus Israel stammt.
Übrigens sagt man auf Hebräisch, wenn man nach Israel geht, nicht einfach „ich gehe nach Israel“, sondern man sagt „ich gehe ins Land“. Land und Erde sind im Hebräischen das Gleiche: Eretz. Aninosia, Laaretz – ich reise ins Land, in die Erde, das heißt, ich gehe nach Israel. Haaretz ist einfach nur ein Land, nämlich Israel.
Dieses Tier kommt also aus der Erde, das wird ein Israelit sein. Er hat zwei Hörner, gleich einem Lamm, er gleicht Jesus, der in der Offenbarung an 27 anderen Stellen immer als Lamm bezeichnet wird. Das ist der falsche Messias, der Antichrist. „Anti“ heißt nicht nur „gegen“, also gegen Christus, sondern bedeutet auch „anstelle von“. Er ist derjenige, der sich an die Stelle des wahren Christus, des wahren Messias setzt.
Er wird in der Endzeit Herrscher in Israel sein und gleichzeitig Propagandaminister des neuen Europas, denn er ist gewissermaßen derjenige, der die Leute zur Verehrung des großen Diktators in Europa führt. In Daniel 9 wird am Schluss erklärt, dass der kommende Fürst aus dem Römischen Reich einen Bund mit Israel für sieben Jahre schließen wird. Europa wird sich also mit Israel unter dem Antichristen und dem falschen Messias verbünden im Blick auf die islamische Gefahr der Völker, die in der Prophetie Ammon, Moab, Edom, Ägypten, Ismail, Saudi-Arabien, Assyrien, Nordirak usw. genannt werden. Aram steht für Syrien. Wir bilden in der Prophetie einen Block für sich, nach Psalm 83.
Wir gehen weiter und schauen uns dieses zweite Tier aus der Erde an. Es tut große Zeichen, sodass es selbst Feuer vom Himmel auf die Erde herabkommen lässt vor den Menschen. Es verführt die auf der Erde Wohnenden wegen der Zeichen, die ihm gegeben wurden, vor dem Tier zu tun. Es fordert die Menschen auf, ein Bild des Tieres zu machen, das die Wunde des Schwertes hat und lebte.
Das wird der größte Okkultist aller Zeiten sein. Zur Bestätigung seiner Messianität wird er Feuer vom Himmel holen, so wie es bei Elia geschah. Feuer vom Himmel, Blitz vom Himmel waren der Beweis, dass der Gott Israels der wahre Gott ist. Überzeugend wird er das auch tun, aber um zu verführen. Er wird ein Götzenbild machen und damit eine gewaltige Verführung erreichen.
Wir sehen also, dass Europa in der Endzeit ein antichristlich geprägtes Reich sein wird. Das hat mit der Revolution der sechziger Jahre im zwanzigsten Jahrhundert zu tun. Dort kam es zu einem tiefen Bruch in Europa mit den vergangenen christlichen Werten. Die 68er-Revolution können wir für unsere Zeit nicht hoch genug einschätzen.
Das war eine Zeit, in der viele Jugendliche enttäuscht waren über die wissenschaftlichen Entwicklungen, die letztlich zu den Weltkriegen geführt hatten. Es war eine Zeit, in der man enttäuscht war über den Rationalismus und eine Flucht in die irrationale Welt der Rockmusik, der Drogen, der östlichen Religionen, des Okkultismus und der Esoterik suchte.
Es war die Zeit, in der man ganz bewusst einen Bruch mit allen herkömmlichen Werten suchte. Man propagierte sexuelle Perversion, Homosexualität, die Auflösung von Ehe und Familie und setzte sich für Abtreibung ein. Das entspricht 2. Thessalonicher 2,3, wo Paulus im Blick auf den Tag der Wiederkunft Christi sagt: „Denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und geoffenbart worden sei der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens.“
Zuerst kommt also der Abfall. Millionen von Menschen in Europa haben sich ganz bewusst von Gott und der Bibel abgewandt. Gott spielt heute keine Rolle mehr in unserer Gesellschaft. Wenn man gesellschaftliche Themen in einem Podiumsgespräch im Fernsehen diskutiert, lädt man eine Psychologin, einen Politiker und vielleicht noch einen Philosophen von der Universität Zürich ein – und dann noch einen Pfarrer.
Aber nicht, weil die Gesellschaft wissen möchte, was Gott zur Frage der Abtreibung oder zu einem anderen Thema sagt, sondern eher, um das Ganze irgendwie unterhaltsam zu machen. Man bringt also den Pfarrer, in der Meinung, man könne hier noch eine antiquierte Meinung hören, wie man früher über diese Dinge gedacht hat. Dabei ist die liberale Theologie oft schon viel fortschrittlicher als viele andere Bereiche. Dennoch glaubt man, eine konservative Sicht zu hören.
Ich lese weiter in Offenbarung 13,15: „Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Odem zu geben, sodass das Bild des Tieres auch redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten.“
Im Psalm 115 wird erklärt, wie dumm Götzendienst ist: Die Götzen haben Augen und können nichts sehen, sie haben Hände, können nichts tun, sie haben Füße und können nicht gehen. Man muss sie in Prozessionen herumtragen. Sie haben einen Mund, können aber nicht sprechen. Alle, die auf sie vertrauen, sind ihnen gleich tote Klötze.
Aber hier wird gesagt, der Antichrist wird bewirken, dass das Götzenbild, das den kommenden Diktator Europas darstellen wird, sprechen kann. Man kann sagen, alles wird auf den Kopf gestellt, um die totale Verführung herbeizuführen. Das Zeichen für den wahren Gott wird zur Verführung, und der Beweis gegen die falschen Götter wird ebenfalls verdreht: Feuer vom Himmel und ein sprechendes Götzenbild.
Dieses Götzenbild wird der Antichrist in Jerusalem auf dem Tempelplatz aufstellen. Nach der Entrückung wird es in Israel eine Erweckung geben. Ein Überrest wird sich von Jerusalem aus, von Zion aus, bekehren und den Messias Jesus erkennen. Diese Bewegung wird den dritten Tempel zur Realität werden lassen.
Sie werden auf dem Tempelplatz in Jerusalem den dritten Tempel errichten. Eine Katastrophe wird es erst geben, wenn der Antichrist, der gegen diese Juden – die 144.000 – sein wird, den dritten Tempel entweiht, indem er dieses Götzenbild auf dem Tempelplatz aufstellt.
Darauf nimmt Jesus Bezug in Matthäus 24,15: „Wenn ihr nun das verwüstungbringende Götzenbild, von dem durch Daniel den Propheten geredet ist, stehen seht an heiligem Ort, wer es liest, der beachte es.“
Hier auf dem Bild sieht man das 500 Ellen Quadrat des salomonischen Tempels, das man vor ein paar Jahren wieder neu entdeckt und genau lokalisieren konnte. Dieses 500 Ellen Quadrat war der eigentlich heilige Bereich im zweiten Tempel zur Zeit Jesu. Das ist der ganze Tempelplatz von 144 Quadratmetern, das 500 Ellen Quadrat.
Man konnte auch rekonstruieren, wo genau der innerste Vorhof und der Sitz des eigentlichen Tempelhauses war. Nun wissen wir auch ganz genau, wo der Altar stand – genau hier, wie der Pfeil zeigt. Dort stand der Altar.
Ich war vor ein paar Wochen mit einer Gruppe auf dem Tempelplatz und habe alles vor Ort erklärt: Da war der Altar, da war das Wasserrad, mit dem Wasser aus dem Tempelberg heraufgebracht wurde, um das Blut der Opfer wegzuspülen, da war das Gebäude, in dem die Priester schliefen, wo Zacharias, der Priester, schlief, und so weiter.
Der Antichrist wird genau das tun, was schon früher Antiochus Epiphanes gemacht hatte, wie in Daniel 11 beschrieben. Das Götzenbild von Antiochus Epiphanes wird in Daniels Prophetie genannt, ebenso das des Antichristen. Antiochus Epiphanes stellte dieses Götzenbild vor Christus am Altar auf, in Erfüllung der Prophetie Daniels.
Das wird der Antichrist ebenfalls tun. Er wird sich selbst ins Tempelhaus setzen und sagen, er sei Gott. Das ist entscheidend – das große Zeichen für die Gläubigen der Endzeit: das verwüstungbringende Götzenbild an heiligem Ort.
Dann sagte Jesus, soll der Überrest auf die Berge fliehen und so ins Ausland kommen, weil dann die große Drangsal beginnt. Der dritte Tempel muss also gebaut werden, und er wird seit einigen Jahrzehnten vorbereitet.
Ich war gerade mit dieser Gruppe vor ein paar Wochen in Jerusalem und wir haben gesehen: den goldenen Leuchter für den dritten Tempel bereit, den Schaubrottisch aus Gold, alles bereit, den goldenen Räucheralter und viele andere Tempelgeräte – alles bereit. Es muss nur noch der Moment kommen, in dem die Situation entsteht und der dritte Tempel gebaut wird, und zwar am Ort des Felsendoms.
Viele fragen sich, wie das geschehen kann. Da müsste doch irgendwie ein Erdbeben passieren. Ja, das ist sehr gut möglich, denn Jerusalem liegt in einem Erdbebengebiet. Aber das nützt überhaupt nichts. Wenn die Moschee hier zerstört wird, baut man sie wieder auf.
Im 13. Jahrhundert wurde sie durch ein Erdbeben stark beschädigt, aber wieder repariert. Im Unabhängigkeitskrieg 1948/49 wurde sie sogar bombardiert, doch das änderte nichts. Man könnte sich vorstellen, dass, wenn die islamische Welt noch einmal versucht, Israel durch eine Megaattacke auszurotten, Israel die Berechtigung erhält, zu zeigen, wer hier regiert.
So war es auch im Sechstagekrieg, als man zum dritten Mal versuchte, Israel total auszulöschen. Israel eroberte schließlich den Tempelberg.
Ich lese weiter Offenbarung 13,16: „Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Knechte, dass sie ein Malzeichen annehmen an ihrer rechten Hand oder an ihrer Stirn, und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.“
Dieser Propagandaminister, der Antichrist, wird ein neues Wirtschaftssystem ohne Bargeld und ohne Karten einführen. Da kann man die Euros dann wieder zusammenpacken und in die Münzsammlungen tun. Auch die Karten werden abgeschafft, denn sie sind lästig und können verloren gehen.
Wenn der Code unsichtbar auf die Hand angebracht wird – wie es heute technisch möglich ist – ist das kein Problem. Es müsste schon sehr brutal zugehen bei einem Diebstahl. Wer sich diesem System nicht anschließt, kann nicht mehr kaufen oder verkaufen.
Offensichtlich muss bei diesem Code der Name des Diktators oder die Zahl, die seinen Namen repräsentiert, enthalten sein.
Wir lesen weiter: „Hier ist Weisheit, wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres, denn es ist eine Menschenzahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.“
Das braucht schon ein bisschen Weisheit, um es zu verstehen. Interessant ist Folgendes: Die griechischen Buchstaben haben, wie auch die hebräischen, Zahlenwerte. Alpha steht im Griechischen für 1, Beta für 2 und so weiter.
Wenn man die Quersumme des Namens Jesus berechnet, ergibt das 888. Das ist erstaunlich, denn gerade im nächsten Vers der Offenbarung sieht Johannes die 144.000, also die Vorhut, die sich nach der Entrückung aus Israel bekehren wird.
In der Drangsal wird dann noch ein Drittel der Bevölkerung zum Glauben kommen. Die Vorhut dieser 144.000 trägt den Namen des Lammes an ihrer Stirn, so heißt es einen Vers weiter.
Man muss sich überlegen: Was ist der Name des Lammes? Jesus. Was ist die Zahl des Namens Jesus? 888. Und die Zahl des Tieres? 666. Das ist schon frappierend!
Die Zahl sieben ist in der Bibel die Zahl der Vollkommenheit – sieben Schöpfungstage und so weiter. Sechs steht darunter und symbolisiert die Verdorbenheit des Menschen schlechthin. Acht steht über sieben und zeigt die Vollkommenheit Jesu Christi, der über jedem Maßstab steht.
Übrigens kann man den Code auf der rechten Hand oder auf der Stirn tragen. Dann wird er schnell im System abgelesen. Für die Schönheit ist es kein Problem, denn der Code ist für das Auge unsichtbar. Das kann man heute alles so machen. Er wird mit Laser abgelesen, kein Problem.
Aber es ist ein großer Unterschied, ob man die Zahl 666 auf der Stirn trägt und bei diesem Wirtschaftssystem mitmacht, womit man diesen Herrscher als göttliche Autorität anerkennt, oder ob man den Namen von Jesus Christus auf der Stirn hat und ihn als Sohn Gottes, als ewigen Gott bekennt.
Das ist der wesentliche Unterschied. Das eine hängt zusammen mit der Bedeutung des Geldes, das andere mit der Bedeutung der Erlösung.
Gibt es Leute, die nach der Arbeit als erstes schauen, wie viel ihre Aktien noch wert sind? Ja, das gibt es! Sie haben nur das im Kopf.
Paulus sagt aber in 2. Timotheus 2: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids.“ Beherrscht unser Denken – das ist die große Frage.
Wie gesagt, dieses Götzenbild, das den dritten Tempel verunreinigt, wird den Auftakt geben für die große Katastrophe, den schlimmsten Weltkrieg aller Zeiten. Nicht der Bau des dritten Tempels, sondern die Entweihung des dritten Tempels ist entscheidend.
Die Bibel beschreibt in Daniel 11,45, wie der König des Nordens – das war immer Syrien – mit all seinen Verbündeten Israel vollkommen überrennen wird, Israel unter dem Antichristen.
Der Überrest wird bereits geflohen sein. Man kann einen Schlachtplan zeichnen gemäß Daniel 11,45, dann Joel 2,1 ff., Jesaja 28,18 ff., Psalm 83, Sacharja 12 bis 14. All das beschreibt diesen Angriff.
Syrien mit seinen Verbündeten wird Israel überrennen und schließlich auch noch Ägypten erobern. Das wird den Auftakt für das letzte Szenario geben.
Europa ist unter dem Antichristen mit Israel verbündet, nicht mit Israel unter Scharon. Das ist ein Unterschied. Israel unter Scharon wird gehasst, Israel unter dem Antichristen ist sympathisch.
Offenbarung 16,13: „Und ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen wie Frösche. Denn es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun, welche zu den Königen des ganzen Erdkreises ausgehen, sie zu versammeln zu dem Krieg jenes großen Tages Gottes des Allmächtigen.“
Europa muss also intervenieren zum Schutz des Antichristen, der unter dem Druck der islamischen Welt steht. Psalm 83 beschreibt eine Liga all dieser Völker, die heute rund um Israel sind, unter den alten Namen. Das entspricht genau der Arabischen Liga.
Sie müssen also Militärhilfe leisten.
Offenbarung 16,15: „Siehe, ich komme wie ein Dieb, spricht Jesus Christus. Glückselig, der erwacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt wandelt und man seine Schande sieht.“
Jesus versammelt sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heißt.
Hier sehen wir einen Ausschnitt dieser Ebene in Nordisrael, die etwa so groß ist wie der Kanton Solothurn. Dort wird der Aufmarsch stattfinden. Warum genau dort?
Heute können wir das gut verstehen. Harmagedon umfasst 740 Quadratkilometer, im Vergleich dazu hat das Bundesland Bremen 404 Quadratkilometer. Dort wird das neue Europa zum Schutz Israels aufmarschieren.
Harmagedon liegt im Hinterland von Haifa, dem großen Militärhafen Israels in der modernen Zeit. Zu biblischen Zeiten war der Hafen bei Tel Aviv-Jaffa. Darum ging Jona nach Jaffa und nicht nach Haifa, es gab damals keinen Haifa.
Die Militärschiffe, die über das Mare Nostrum, das Mittelmeer, nach Israel kommen, müssen nach Haifa. Die Ebene Harmagedon bietet sich förmlich an, da sie spärlich bewohnt ist.
Hier haben wir einen Blick vom Karmel herunter in die Ebene Harmagedon. Was sieht man dort? Einen der größten Militärflughäfen Israels mit verschiedenen Abflugpisten in unterschiedliche Himmelsrichtungen. Ideal auch für die Luftwaffe des Westens, um in Israel aufzurücken.
Das ist beeindruckend, und Johannes hat dies vor fast 2000 Jahren aufgeschrieben.
Sie kommen also, um Militärhilfe für den Antichristen zu leisten. Die Überraschung wird die Wiederkunft Christi in Harmagedon sein. Der totgeglaubte Nazaräer erscheint wieder.
Die liberale Theologie hat uns doch erklärt, dass er gestorben ist und es keine körperliche Auferstehung gegeben hat. Alles vorbei, der Liberalismus und die ganze Aufklärung können abdanken. Dann kommt er also doch.
„Dann lebt ihr also doch“ – jawohl!
Wie wird das römische Reich in der Zukunft reagieren? In der Vergangenheit haben sie Christus gekreuzigt.
Offenbarung 17,14: „Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie überwinden, denn er ist Herr der Herren und König der Könige, und die mit ihm sind Berufene und Auserwählte und Treue.“
Jesus Christus kommt mit allen entrückten Gläubigen. Die Entrückung der Gemeinde muss vorher stattfinden, damit sie überhaupt mit Christus kommen können.
Das neue Europa wird Krieg führen gegen das Lamm. Damals haben sie ihn gekreuzigt. Man sagt immer, die Juden haben Christus gekreuzigt, man sagt die Juden von damals – und auch das römische Reich von damals, zu dem auch Helvetia gehörte.
Doch Christus wird sie überwinden und diese Armee in Harmagedon vernichten.
Offenbarung 16,17: „Und der siebte Engel goss seine Schale aus in die Luft, und es ging eine laute Stimme aus vom Tempel des Himmels, vom Thron, die sprach: Es ist geschehen!“
Es geschahen Blitze und Stimmen und Donner, und ein großes Erdbeben, wie es seit Menschengedenken nicht geschehen ist. Ein so großes Erdbeben.
Die große Stadt wurde in drei Teile geteilt, und die Städte der Nationen fielen. Auch das ganze neue Europa wird zusammenbrechen.
Das wird so knapp berichtet: Die Städte der Nationen fallen. Berlin fällt, Bern fällt, Paris fällt, Rom fällt. Ein Erdbeben schlimmer als je zuvor auf Erden, selbst schlimmer als bei der Sintflut.
Das wird das Ende der Zivilisation in dieser Welt und auch der Vormachtstellung Europas sein.
Bemerkenswert ist, dass Jesus Christus damals kam, als das Römische Reich bestand, zum ersten Mal als Retter der Welt. Er wuchs in Nazareth auf, und von Nazareth aus hat man diesen wunderbaren Blick hinunter in die Ebene Harmagedon.
Jesus, dieser Mensch, wusste: Ich bin jetzt gekommen als Richter der Welt. Aber einmal werde ich in Harmagedon kommen als Richter der Welt.
Das ist eindrücklich: die geografische Nähe von Nazareth – erstes Kommen – und Harmagedon – zweites Kommen.
Er war der verachtete Nazaräer, aber er wird kommen als König der Könige in Harmagedon, als Richter der Welt.
Wir können sagen, die vergangenen 2000 Jahre liegen zwischen diesen Ereignissen: der Retter der Welt und der Richter der Welt.
In dieser Zwischenzeit ging das Evangelium in die ganze Welt, auf alle fünf Kontinente, mit der Botschaft vom Retter der Welt und vom kommenden Richter der Welt.
Europa hatte die größte Chance von allen Kontinenten und wird deshalb auch am meisten zur Rechenschaft gezogen werden, gerade als Antwort auf den Abfall der vergangenen Jahrzehnte.
Diese Gottlosigkeit und Lästerung ist heute in Theater und Film möglich. Gott und sein Wort können gelästert und verhöhnt werden, und es geschieht nichts.
Die Lästerung trägt ihren Namen auf dem Kopf, auf den Köpfen dieses Reiches.
Doch dann kommt das letzte Reich, das Reich des Messias.
Sacharja 14,9: „Und der Herr wird König sein über die ganze Erde.“
Jesus wird in Harmagedon erscheinen. Er wird auf dem Ölberg in Jerusalem erscheinen und den König des Nordens – Syrien und seine Verbündeten – vernichten.
Er wird in Edom erscheinen (Habakuk 3) in Südjordanien und dort seine Feinde vernichten.
Er wird in Ägypten erscheinen (Jesaja 19). Seine Erscheinung wird in Phasen an verschiedenen Orten erfolgen, und er wird alle Widerstände vernichten.
Darum fällt der Stein nicht nur an die Füße, sondern alles Übrige wird auch zerstört – all diese Reiche bis nach Indien.
Die ganze Welt wird schließlich unter die Herrschaft des Messias Jesus Christus kommen. Dann kommt wahrer Friede und wahre Gerechtigkeit.
Damit sind wir heute Morgen am Ende.
