Überblick über die Struktur des ersten Buches Mose
Ich habe hier auf der Folie das, was ihr auch auf dem Blatt vor euch habt: das erste Buch Mose, das Buch der Entstehung und Wiederherstellung. Es ist in sechs Abschnitte unterteilt, die in einer Tabelle dargestellt sind.
Es scheint, dass diese sechs großen Abschnitte – die ersten drei und die zweiten drei – in gewisser Hinsicht einander entsprechen. Wir hatten auf der linken Seite die drei Schöpfungsabschnitte und auf der rechten Seite die drei Erlösungsgeschichte-Abschnitte.
Ich habe das auf der Folie etwas vereinfacht dargestellt. Man kann einige Parallelen zwischen der Schöpfungsgeschichte und der Erlösungsgeschichte ziehen, denn es geht in beiden Fällen um einen Anfang: zuerst mit Adam und Eva und dann mit Abraham und Sarah. Auch Gottes Reden ist interessant. Gott spricht zehnmal im ersten Kapitel im Schöpfungsbericht, und ebenso spricht Gott etwa zehnmal zu Abraham.
Jedes Mal geht es um Fruchtbarkeit: Adam und Eva sollen fruchtbar sein, und Abraham wird ein großes Volk verheißen. Der Mensch wird von Anfang an gelehrt, in völliger Abhängigkeit von Gott zu leben. Er soll alles aus Gottes Hand nehmen. Für Abraham ist seine große Schule, dass er lernt, völlig abhängig von Gott zu sein.
Im Abschnitt von Kapitel 2 bis 4 stellen wir dem die Kapitel 25 bis 35 gegenüber. Die Frage der Abhängigkeit wird hier noch deutlicher. Solange der Mensch in Abhängigkeit bleibt, läuft alles gut. Doch sobald der Mensch selbstständig wird, entsteht ein großer Riss.
Dieser Riss zeigt sich in der Ehe und in allen Beziehungen. Das Ergebnis ist, dass die Sünde regiert. Kain erschlägt seinen Bruder Abel. Ähnliche Themen finden wir in den Kapiteln 25 bis 35. Hier geht es um die Frage, ob Isaak abhängig bleibt. Gott sagt ihm: „Bleibe im Land“. Es läuft auch alles gut, und Isaaks Ehe beginnt vielversprechend.
Doch auch hier bringt die Sünde einen Riss in die Ehe zwischen Isaak und Rebekka und in das Verhältnis ihrer Kinder. Einer will den anderen umbringen. Die Sünde setzt sich fort, besonders durch das schlechte Vorbild der Eltern und durch den Betrug, den die Mutter angestiftet hat.
Esau droht indirekt: Wenn der Vater tot ist, werde ich dich umbringen. Das ist schlimmer als bei Kain. Kain tötet im Zorn seinen Bruder Abel, aber Esau plant die Ermordung seines Bruders über Jahre hinweg. Das ist keine Handlung im Zorn mehr, sondern eine kühle Berechnung. Ein Riss entsteht erneut.
Am Ende, im dritten Abschnitt, erleben wir eine große Katastrophe, die Gott schickt: die Flut. In den Kapiteln 36 bis 50 folgt eine weitere Katastrophe, die Hungersnot. Durch die Flut wird Noahs Familie gerettet, und es entsteht eine neue Menschheit.
In den Kapiteln 36 bis 50 nutzt Gott die Hungersnot, um die Familie Jakobs wieder zusammenzuführen. Sie werden gezwungen, in einer Konstellation zu leben, die Joseph die Möglichkeit gibt, seinen Brüdern zu zeigen, was Vergebung bedeutet. Joseph arbeitet mit Gott zusammen.
Es kommt tatsächlich so weit, dass die Brüder ihre Schuld erkennen und das Volk Gottes als eine geeinte Familie entsteht. In beiden Abschnitten schließt Gott zum Schluss einen Bund. Im Kapitel 9, Verse 8-17, schließt Gott einen Bund nach der Flut. Im Kapitel 50, Verse 24-25, denkt Gott an seinen Bund mit Abraham.
Das bedeutet, dass mit dem Tod Noahs beziehungsweise dem Tod Jakobs nicht alles endet. Es geht weiter. Man kann hier einige Parallelen zwischen diesen Abschnitten erkennen.
Das war nun ein Überblick über das erste Buch Mose, um uns gleich zu Beginn eine Ahnung von diesem wunderbaren Buch und von Gottes Wegen mit den Menschen zu geben.
Einführung in den Schöpfungsbericht Kapitel 1
Wir kommen heute Abend zum Kapitel 1, und ich werde einen Teil daraus vorlesen. Ich lese aus ein paar verschiedenen Übersetzungen, aber der Text wird ähnlich sein wie eure.
Der Schöpfungsbericht, Kapitel 1, Vers 1 bis Kapitel 2, Vers 3: Wir beginnen mit den ersten Versen.
Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Erde war wüst und leer, oder man kann auch sagen, sie war eine Wüste und Leere. Finsternis lag über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über der Fläche der Wasser.
Gott sagte: Es werde Licht! Und es war Licht. Gott sah das Licht, dass es gut war, und schied das Licht von der Finsternis. Er nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Es war Abend, und es war Morgen – ein Tag.
Dann sagte Gott: Es soll eine Ausdehnung mitten in den Wassern entstehen, die die Wasser voneinander scheidet. Gott machte die Ausdehnung oder Weite und schied die Wasser unterhalb der Ausdehnung von den Wassern oberhalb der Ausdehnung. So geschah es.
Gott nannte die Ausdehnung Himmel. Es war Abend, und es war Morgen – der zweite Tag.
Gott sagte weiter: Die Wasser unter dem Himmel sollen an einem Ort zusammenfließen, damit das Trockene sichtbar wird. Und so geschah es.
Gott nannte das Trockene Erde und die Sammlung der Wasser Meere. Gott sah, dass es gut war.
Dann sagte Gott: Die Erde soll Gras hervorbringen, Gewächs, das Samen trägt, und Fruchtbäume, die Früchte tragen nach ihrer Art, in denen ihr Same ist, auf der Erde. Und so geschah es.
Die Erde ließ Gras wachsen, Gewächs, das Samen trägt nach seiner Art, und Bäume, die Früchte tragen, in denen ihr Same ist, nach ihrer Art.
Gott sah, dass es gut war. Es war Abend, und es war Morgen – der dritte Tag.
Wir machen hier eine Pause und lesen dann weiter.
Die Bedeutung des Schöpfungsberichts als Fundament
Der Abschnitt Kapitel eins bildet gewissermaßen das Fundament für das gesamte Buch Genesis, das erste Buch Mose. Auffällig ist, dass Gott nicht alles auf einmal geschaffen hat. Er hätte durchaus die Möglichkeit gehabt, alles in einem einzigen Moment zu erschaffen. Es wäre für ihn kein Problem gewesen, in einer Sekunde alles fertig zu machen.
Man fragt sich, warum Gott das nicht so getan hat, denn es ist für ihn keinerlei Schwierigkeit. Stattdessen nimmt er sich sechs Tage Zeit, um die Schöpfung schrittweise und progressiv zu vollziehen. Am ersten Tag spricht Gott einmal, ebenso am zweiten Tag (Vers 6). Am dritten Tag spricht Gott jedoch zweimal. Das fällt besonders auf.
Am ersten Tag sprach Gott, am zweiten Tag sprach er, am dritten Tag sprach er zweimal. Ich greife hier schon etwas vor: Am vierten Tag spricht Gott einmal, am fünften Tag einmal und am sechsten Tag spricht er wieder zweimal. Nachdem der Mensch und alles andere geschaffen ist, spricht Gott zum Menschen noch zweimal.
Allein die Anzahl der göttlichen Reden während der Schöpfungstage fällt auf. Besonders der dritte und der sechste Tag sind herausragend. Insgesamt spricht Gott zehnmal. Diese Zahl zehn ist in der Genesis eine interessante und häufig vorkommende Zahl.
Weiter fällt auf, dass es drei Stufen der Schöpfung gibt. Die erste Stufe finden wir in Vers 1: „Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“ Hier kommt das Wort „schaffen“ vor. Die zweite Stufe finden wir in Vers 21, am fünften Tag, wo Gott „die großen Wassertiere“ und „alle geflügelten Vögel“ schuf. Dort lesen wir erneut das Wort „schuf“.
In Vers 27 finden wir die dritte Stufe, wo Gott den Menschen schuf – und zwar dreimal wird hier das Wort „schuf“ verwendet. Es gibt also drei Stufen des Schaffens.
An dieser Stelle stellt sich die Frage: Was ist neu in Vers 21 und was ist neu in Vers 27?
In Vers 21 wird zum ersten Mal Leben geschaffen, nämlich tierisches Leben. In Vers 1 wurde Materie geschaffen, also Himmel und Erde, der Kosmos. In Vers 21 kommt eine neue Stufe hinzu: das Leben, insbesondere tierisches Leben. In Vers 27 wird dann menschliches Leben geschaffen.
Wir haben somit drei Stufen: Erstens die Materie, zweitens das Seelenleben, also das tierische Leben, und drittens der Mensch. Jedes Mal, wenn etwas Neues geschaffen wird, erscheint das Wort „schaffen“ (hebräisch „bara“).
Es ist bemerkenswert, dass das Wort „schaffen“ nur dreimal vorkommt – in Vers 1, Vers 21 und Vers 27. Ansonsten wird meist das Wort „machen“ verwendet. Das hebräische Wort „bara“ bedeutet ganz konkret, dass etwas völlig Neues in die Existenz gerufen wird, etwas, das es vorher nicht gab.
Diese drei Stufen zeigen deutlich, dass der Mensch sich nicht aus der Tierwelt entwickelt hat. Für den Menschen bedarf es eines eigenen göttlichen „bara“, eines eigenen Schaffens durch Gott. Dies widerspricht der Evolutionstheorie.
Die besondere Bedeutung des dritten und sechsten Tages
Der dritte Tag und der sechste Tag sind besondere Tage, denn an beiden Tagen spricht Gott jeweils zweimal. Am dritten Tag wird etwas gesagt und gemacht, das am sechsten Tag wichtig ist.
Was vom dritten Tag ist am sechsten Tag bedeutsam? Zum einen das Land, und zum anderen das Gras, das Grüne. Das Essen ist wichtig, denn ohne Nahrung gibt es kein Leben. Hier besteht also ein klarer Bezug: Am sechsten Tag kommen die Landtiere und der Mensch auf das Land, und das Grüne dient als Nahrung für Tiere und Menschen.
Deshalb spricht Gott an diesen Tagen zweimal. Beim ersten Mal spricht Gott einfach: Es werde der Kosmos. Am Anfang schuf Gott den Kosmos, Himmel und Erde sowie das Licht. Er scheidet Licht und Finsternis. Am zweiten Tag entsteht die Atmosphäre, die Ausdehnung.
Am dritten Tag entsteht das Trockene, das Land. Dann ist ein weiteres göttliches Wort nötig. Über das Land breitet sich ein grüner Teppich aus, die Pflanzenwelt, die als Nahrung dient. Genau darauf wird am sechsten Tag Bezug genommen.
Das zeigt uns, dass das Sechstagewerk tatsächlich in zwei Teile geteilt ist. Ich habe es bereits in einer Tabelle dargestellt: Die Tage eins bis drei entsprechen einander, ebenso die Tage vier bis sechs.
Nun wollen wir uns die Tage eins bis drei genauer ansehen und betrachten, was dort geschieht.
Die Schöpfung der Lebensräume an den ersten drei Tagen
Am ersten Tag hat Gott zunächst den Kosmos als solchen geschaffen. Das steht in Vers 1, oder? „Am Anfang“ bezeichnet genau diesen ersten Tag. Es gab keinen Tag vor dem ersten Tag. Gott hat die Welt nicht vor dem ersten Tag geschaffen, sondern am ersten Tag. Er hat den Kosmos als Ganzes geschaffen – die Materie, den Raum.
Die Erde selbst hat er mitten in den Kosmos hineingestellt. Der Kosmos war zu diesem Zeitpunkt noch leer. Doch die Erde ruft den Kosmos aus ihrer inneren Existenz heraus ins Leben und stellt sich als Zentrum des Kosmos dort hinein. Die Erde selbst war noch wüst und leer, und es lag Finsternis über der Tiefe. Das Wort „Tiefe“ ist vergleichbar mit einer Schlucht, etwa einer Wasserschlucht.
In 2. Petrus 3 wird beschrieben, dass die Erde aus Wasser bestand und durchwässert war. Ich habe den genauen Vers nicht aufgeschrieben, aber es ist wahrscheinlich etwa Vers 5. Der Geist Gottes schwebt über dem Wasser und wartet. Worauf wartet er? Auf Gottes Wort. Der Geist wartet immer auf Gottes Wort. Er handelt nicht unabhängig davon.
Später lernen wir, dass sowohl Gottes Geist als auch Gottes Wort notwendig sind, damit etwas Neues geschaffen werden kann. Gottes Wort, Gottes Sprechen und Gottes Geist sind beide nötig, damit Schöpfung entsteht.
Jetzt schwebt also der Geist über der Wasseroberfläche – so heißt es im Hebräischen. Und Gott spricht: „Es werde Licht!“ Und es war Licht. Nicht „es wurde Licht“, sondern „es war Licht“. Das Hebräische betont den entstandenen, fertigen Zustand. Das Licht war da.
Übrigens heißt es auch in Vers 2: Die Erde war nicht „wüst und leer geworden“, sondern sie war wüst und leer. Es ist also nichts vorher passiert, darauf werden wir noch eingehen. Sie war wüst und leer, das heißt formlos und inhaltslos, ungefüllt. „Formlos“ bedeutet, dass noch einiges fehlt, ebenso bei „ungefüllt“. In diesem Schöpfungswerk gehört noch einiges getrennt und gefüllt.
Gott geht in Stufen vor. Am ersten Tag entstehen also der Kosmos und das Licht. Das Licht scheidet Gott von der Finsternis.
Am zweiten Tag haben wir dann – ich schreibe das hier so auf, ich lege das als Folie aus – oben Wasser und unten Wasser. Das heißt, die Wasser waren vorher alle unten. Dann hebt Gott einen Teil der Wasser an und schafft dazwischen eine Weite. Das hebräische Wort dafür beschreibt etwas, das sich ausdehnt. Es wird auch verwendet beim Bleche schlagen, beim Hämmern. Das Blech weitet sich, sobald man es hämmert.
Luther übersetzt das Wort mit „Feste“, denn wenn man das Blech schlägt, breitet es sich aus. Das Wort kann einfach „Ausdehnung“ oder „Weite“ bedeuten. Es entsteht also zwischen den Wassern oben und den Wassern unten ein Raum – ein Atmosphärenraum.
Wichtig und neu ist: Wir haben unten das Wasser und dazwischen Luft. Das sind die neuen Räume. Hier entsteht der Kosmosraum. Am ersten Tag entsteht der Kosmosraum, Gott schuf Himmel und Erde als Kosmos, als Ganzes. Nun entsteht der Luft- und Wasserraum: unten das Wasser, der Meeresraum, und dazwischen die Luft, die Atmosphäre. Das geschieht dadurch, dass Gott etwas scheidet: Wasser oben, Wasser unten – getrennt.
Am dritten Tag lässt Gott aus dem Meer das Trockene sichtbar werden. Dadurch entsteht ein neuer Lebensraum, nämlich der Landraum. Es gibt jetzt den Meeresraum einerseits und den Landraum andererseits. Neu ist nicht der Meeresraum, der war vorher schon da, sondern der Landraum. Darauf liegt die Betonung.
Grün wächst auf dem Land, das Gras entsteht. Hier zeigt sich eine sehr durchdachte Handlung Gottes. Er beginnt zu ordnen.
Wenn es heißt, die Erde war wüst und formlos, so entsteht jetzt Form und Ordnung. Wenn es heißt, die Erde war leer, so beginnt Gott am vierten, fünften und sechsten Tag, sie zu füllen. Das Leere wird gefüllt, das Wüste wird geordnet.
Die Ordnung der ersten drei Tage schafft Lebensräume. Man spricht heute in der Biologie auch von Lebensräumen.
Die Füllung der Lebensräume an den Tagen vier bis sechs
Vierter, fünfter und sechster Tag – also entstehen dann Füllungen. Jetzt werden diese Lebensräume, die geschaffen sind, gefüllt.
Am vierten Tag sagte Gott: Es sollen Leuchten oder Lichtkörper an der Ausdehnung des Himmels entstehen. Das hebräische Wort bedeutet „eine Leuchte“. Diese Leuchten sollen an der Ausdehnung des Himmels sein, um zu scheiden zwischen dem Tag und der Nacht. Sie sollen zu Zeichen für festgesetzte Zeiten, für Tage und Jahre sein und an der Ausdehnung des Himmels leuchten.
Und es war so. Gott machte die zwei großen Leuchten: die große Leuchte zur Beherrschung des Tages und die kleine Leuchte zur Beherrschung der Nacht sowie die Sterne. Gott gab ihnen, beziehungsweise setzte sie an die Ausdehnung des Himmels über der Erde, damit sie leuchten und herrschen am Tag und in der Nacht, um zwischen Licht und Finsternis zu scheiden.
Gott sah, dass es gut war. Es war Abend, und es war Morgen – ein vierter Tag.
Jetzt werden die Lichter, wo der Himmelsraum geschaffen wurde (Tag 1, Kosmos), im Kosmos eingesetzt. Ebenso am fünften Tag.
Gott sagte: Es sollen die Wasser wimmeln von lebenden Seelen, und Vögel sollen über der Erde fliegen, über die Ausdehnung des Himmels. (Vers 21)
Gott schuf die großen Wassertiere, jede sich regende lebende Seele, von denen die Wasser wimmeln, nach ihrer Art, und alle geflügelten Vögel nach ihren Arten. Gott sah, dass es gut war. Er segnete sie und sagte: Seid fruchtbar, mehrt euch und füllt die Wasser in den Meeren! Die Vögel sollen sich auf der Erde mehren.
Es war Abend, und es war Morgen – ein fünfter Tag.
Hier haben wir nun den Raum, den Luftraum und den Wasserraum, die am zweiten Tag entstanden sind. Diese werden jetzt mit Lufttieren und Wassertieren gefüllt.
Am sechsten Tag sagte Gott: Die Erde lasse lebende Seelen hervorbringen nach ihrer Art – Vieh, sich regendes oder kriechendes Getier und wild lebendes Getier der Erde nach seiner Art. Und es war so.
Gott machte das wild lebende Getier der Erde nach seiner Art, das Vieh nach seiner Art und alles sich regende oder kriechende Getier des Erdbodens nach seiner Art. Gott sah, dass es gut war.
Dann sagte Gott: Lasst uns Menschen machen.
Hier, am sechsten Tag, wird der Landraum mit Landtieren und Menschen gefüllt.
Die Tage eins bis drei sind Trennungen, die Tage vier bis sechs sind Füllungen, also die Füllung der Lebensräume. Der Höhepunkt im ersten Teil ist der dritte Tag mit dem zweimaligen Sprechen Gottes. Der Höhepunkt im zweiten Teil ist der sechste Tag mit dem zweimaligen Sprechen Gottes und der Erschaffung des Menschen.
Die Absicht hinter dem progressiven Schöpfungswerk
Gott geht in Stufen vor, und man fragt sich, warum das so ist. Wenn wir die Bibel studieren, sollen wir nicht nur lesen, was dort steht – das ist zwar sehr wichtig – sondern auch fragen, warum es dort steht. Warum steht das gerade an dieser Stelle und nicht woanders? Warum handelt Gott gerade so? Zum Beispiel: Wenn Gott die Erde erschafft, warum tut er das in Stufen? Warum progressiv und nicht auf einmal?
Das hängt damit zusammen, dass Gott nicht nur etwas tut, sondern dass er uns durch sein Tun auch etwas lehren möchte. Wir dürfen auf jeden Fall annehmen, dass Gott, wenn er etwas tut, nicht einfach nur handelt, sondern uns gleichzeitig etwas beibringen will.
Was will er uns zeigen? Wenn wir uns die Erlösung des Menschen anschauen, sehen wir, wie sie geschieht. Nachdem der Mensch durch die Sünde alles zerstört hat, beginnt Gott auch die Erneuerung des Menschen in Stufen. Er erneuert nicht nur den Menschen, sondern den ganzen Kosmos – alles wird erneuert.
Gott arbeitet in der Erlösung ebenfalls stufenweise. Zuerst erlöst er unser Inneres, unseren Geist. Der Geist wird neu. Wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung (2. Korinther 5,17). Gott beginnt also von innen. Das geschieht progressiv: Bei der Wiedergeburt wird der Geist punktuell erneuert, aber nicht der Leib.
Dann erneuert Gott unseren Charakter. Das geschieht ebenfalls progressiv. Unser ganzes Leben lang arbeitet Gott daran, uns Christus ähnlich zu machen. Bis zu dem Tag der Wiederkunft Jesu Christi erneuert er unseren Charakter.
Erst dann erneuert er unseren Leib. Unser Leib wird verwandelt in einen neuen Leib. So geht es von innen nach außen.
Im tausendjährigen Reich erneuert Gott die Erde, aber nicht vollständig. Es gibt dort noch Tod. Nach dem tausendjährigen Reich schafft Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde. Dann wird auch die Umwelt vollständig erneuert.
Auch hier zeigt sich, dass Gott in Stufen vorgeht.
Was möchte Gott uns dadurch sagen, dass er in Stufen handelt? Wir können einige Vermutungen anstellen. Wir können nicht alles vollständig erklären, aber einiges können wir aus dem Neuen Testament wissen.
Was ich jetzt versuche, ist ein Versuch, uns zu zeigen, warum Gott in Stufen vorgeht und welche tiefere Lektion dahinter stecken könnte.
Die symbolische Bedeutung der Schöpfungsschritte für die Erlösung
Wir schauen uns einige Bibelstellen an. Ich muss das als Grundlage nehmen – nein, ich brauche es nicht unbedingt. Zuerst betrachten wir die Scheidung von Licht und Finsternis, dann die Scheidung von Wasser oben und Wasser unten, und schließlich die Scheidung von Land und Trockenheit.
Wenn wir uns einige Bibelstellen anschauen und Analogien zur Erlösungsgeschichte Gottes ziehen, stellt sich die Frage: Was bedeutet das? Was geschieht, wenn der Mensch erneuert werden soll?
Zuerst geht es um die Frage Licht oder Finsternis. Dann um die Frage oben oder unten. Und schließlich um die Frage trocken oder nass, also Flüssigkeit, Meer oder Land.
Licht oder Finsternis – das ist uns klar. Paulus sagt, dass Gott, der eines Tages sprach: „Es werde Licht“, in unseren Herzen ein Licht angezündet hat, damit wir Jesus Christus erkennen. Das steht in 2. Korinther 4,6: „Denn Gott, der sprach: Es werde Licht, hat in unseren Herzen geleuchtet, um die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi zu erleuchten.“
Gott hat also in uns ein Licht angezündet, damit andere durch uns Jesus Christus kennenlernen. Dieses Licht soll leuchten, damit die Herrlichkeit Gottes sichtbar wird, indem Jesus Christus in uns Gestalt gewinnt.
Paulus zieht hier eine Parallele zwischen Schöpfung und Neuschöpfung. Nachdem das Licht angezündet ist, sollen wir in Gemeinschaft im Licht wandeln. Das steht in 1. Johannes 1,7: „Wenn wir im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“
Das ist das Erste, was ein Christ lernt: im Licht zu wandeln, in Gemeinschaft mit Gott und nicht in der Finsternis, nicht in der Sünde.
Paulus fragt in 2. Korinther 6,14: „Welche Gemeinschaft hat das Licht mit der Finsternis?“ Keine. Deshalb sollen wir auch keine Gemeinschaft mit der Finsternis pflegen.
Der zweite Unterschied ist der zwischen oben und unten. Das lernt ein Christ als Nächstes. Es gibt ein Oben und ein Unten. In Kolosser 3,1-4 heißt es: „Wenn ihr mit Christus auferweckt seid, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist.“
Der Christ lernt also: Es gibt ein Oben, das für mich wichtig ist, und ein Unten. Es geht um das Denken, das Sinnen des Christen. Dieses Denken wird jetzt geordnet.
Beim dritten Unterschied bin ich noch nicht ganz sicher, vielleicht kann mir da jemand noch weiterhelfen: Es geht um die Scheidung zwischen Land und Meer.
Ich habe nur eines festgestellt: In der Bibel steht das Meer oft für Unruhe, das Land für Festigkeit. Der Christ soll fest werden. Das, was der Christ braucht, ist Festigkeit, Land, das nicht von jeder Welle und Woge hin und her geworfen wird.
In Epheser 4,14 heißt es: „Damit wir nicht mehr Unmündige sind, hin und her geworfen und von jedem Wind der Lehre getrieben.“ Es gibt viele Stellen, die sagen: „Werdet fest!“
Man kann auch Frieden und Stille als Gegensatz zum unruhigen Meer sehen. Dazu gehören auch Stellen wie 2. Petrus 3,17: „Darum, Geliebte, seid auf der Hut, dass ihr nicht durch die Irrtümer der Ungläubigen weggeführt werdet und nicht aus eurem festen Stand fallt.“
Das Ziel ist, nicht aus der Festigkeit herauszufallen. Auch Jakobus 1,6 beschreibt den Menschen, der zweifelt, als eine Meereswoge, die hin und her geworfen wird.
Hier lassen sich viele praktische Anwendungen ziehen, gerade als Analogie zur geistlichen Neuschöpfung. Die Erlösung ist nicht nur punktuell, sondern progressiv. Es gibt zwar einzelne Punkte, wie die Wiedergeburt oder die Wiederkunft Jesu Christi, aber insgesamt geht es um ein fortschreitendes Wachstum.
Auch im Leben des Christen, in der Heiligung, gibt es ein Fortschreiten.
Nun zu den Füllungen: Wenn wir an die Füllungen denken, kommen die Himmelslichter ins Spiel. Das ist klar. In Philipper 2 werden wir selbst als Himmelslichter bezeichnet. Diese stehen im Zusammenhang mit Orientierung.
Der Christ braucht Orientierung, so wie ein Kapitän Himmelslichter braucht, um sich zu orientieren. Psalm 119,105 sagt: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“
Der Christ soll lernen, sich nach dem Willen Gottes auszurichten. Er muss Orientierung suchen. Paulus betet in Kolosser 1,9, dass die Gläubigen „erfüllt werden mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht.“
Der Christ soll Gottes Willen erkennen, damit innerlich Licht entsteht und er sieht, was Gottes Weg für ihn ist.
Das Nächste sind Luft- und Wassertiere. Sie stehen einfach für Leben. Der Christ soll leben. Jesus kam, um Leben in Fülle zu geben.
Atmosphäre ist vielleicht nicht die beste Bezeichnung, aber man kann hier einfach Leben sagen. Wasser und Luft sind lebendig. Wenn keine Vögel zwitschern, ist es leer. Im Toten Meer, wo keine Fische schwimmen, ist alles tot.
Es geht um innere Belebung und Erfrischung. Philemon 1,7 sagt: „Die Herzen der Heiligen sind durch dich belebt und erfrischt, geliebter Bruder.“
In Philipper 4 geht es um Freude, aber es ist nicht nur Freude, sondern Erfrischung in jeder Hinsicht. Dadurch wird es schön.
Zum Schluss die Landtiere und der Mensch. Die Landtiere sind für den Menschen eine Hilfe, aber der Mensch soll herrschen. Die Aufgabe des Menschen ist es zu regieren.
Es geht hier um Regierung und Dienst. Der Mensch und auch der Christ sollen regieren.
Natürlich kann man hier noch weitere Analogien suchen. Das ist nur ein Versuch, diese Zusammenhänge aufzuzeigen.
Alles kommt von Gott und ist für Gott.
Die Bedeutung des Begriffs „lebende Seele“ und die besondere Schöpfung des Menschen
Sind dazu jetzt Fragen und Ergänzungen?
Alles, was eine lebende Seele in sich hat. Das hebräische Wort dafür heißt Nefesh. Nefesh bedeutet Seele oder auch Lebewesen, Wesen überhaupt. Es drückt aus, dass die Tiere Leben haben, also eine Seele, das Seelenleben, wie ich es immer nenne. Das griechische Wort dafür ist Psyche.
Das hat nichts mit Unsterblichkeit zu tun. Die Frage ist vielmehr, ob das Tier Leben hat. Ja, es hat Leben, es hat Seele, weil es Leben hat. Es bewegt sich und ist damit anders als die Pflanze. Zwar sprechen wir auch von Pflanzenleben, aber meines Wissens sagt die Bibel nirgends, dass eine Pflanze eine Seele hat.
Sehr wohl aber sagt die Bibel, dass die Tiere Seele haben – ohne Artikel. Die Tiere haben Seele, das heißt Leben. Das sollte man eigentlich so übersetzen: Alles, was sich auf der Erde regt und eine lebende Seele in sich hat.
Das Leben ist kein Ding, sondern es ist einfach da. Das Tier hat Leben, in dem Sinne hat das Tier Seele. Das Tier hat keinen Geist, natürlich nicht. Ich weiß nicht, ob das verständlich ist.
Das hebräische Wort für Seele ist weiter gefasst, als wir das oft in unserem Denken haben. Das Wort bedeutet eben auch Leben, Lebewesen, irdisches Leben.
Ist „wärmliche Seele“ ein anderes Wort? Nein, das ist dasselbe Wort im Hebräischen, das gleiche Wort.
Bei Menschen spricht die Bibel aber noch vom Geist, und das ist dann etwas anderes. Beim Menschen heißt es, er wurde eine lebende Seele, nefesh chaya. Da steht noch etwas dabei: Er wurde eine lebende Seele. Das steht hier, Moment, nein, das steht hier auch: lebende Seele.
In Vers 30 steht es auch, bei den Tieren steht es ebenfalls: lebende Seele, also ein Lebewesen.
Wahrscheinlich bedeutet das nur im weiteren Sinne, dass der Mensch ein Lebewesen wurde. Dass Gott sich dann noch extra herabbeugt und dem Menschen etwas hineinbläst, nämlich Odem oder Atem des Lebens, das ist das Besondere. Das ist der große Unterschied.
Das war bei den Tieren nicht der Fall, dass Gott in eine besondere Beziehung tritt zu dem Geschöpf, zu diesem geformten Leib des Adam. Er beugt sich sozusagen ganz herunter und bläst Gottes Atem hinein.
Aber vom Wort, vom Begriff allein kann man nichts schließen. Man muss also Aussagen der Bibel mit anderen Aussagen vergleichen.
Vom Wort allein wird hier kein Unterschied gemacht zwischen Mensch und Tier, hier nicht. Aber von der Art und Weise, wie Gott den Menschen geschaffen hat, gibt es hier einen sehr großen Unterschied.
Die Bedeutung des Wassers über und unter der Ausdehnung
Vom zweiten Tag an wird ja einmal Wasser geschaffen, das unter der Ausdehnung ist, und Wasser, das über der Ausdehnung ist. Was ist das für Wasser, das unter der Ausdehnung ist?
Später im Kapitel 6 und 7 lesen wir, dass sich die Schleusen des Himmels öffneten und Wasser herunterkam. Ob alles Wasser herunterkam, kann ich jetzt nicht sagen. Aber jedenfalls kam Wasser herunter, also offensichtlich Wasser, das Gott zuerst oben, über der Atmosphäre, gelassen hatte. Dieses Wasser kam dann zusammen mit dem Wasser, das auch aus dem Inneren der Erde herauskam, aus Fontänen, herunter.
Das heißt, das Wasser muss in irgendeiner Form oberhalb der Atmosphäre aufbewahrt gewesen sein. Manche Wissenschaftler sagen, und ich kenne mich da nicht aus, ich bin kein Wissenschaftler, sondern Biologe, dass es sich dabei um einen Dampfgürtel gehandelt haben könnte, der außerhalb der Atmosphäre war. Gott hätte das Wasser dann einfach als Regen herabkommen lassen.
Das kann so sein. Manche sagen auch, dass dieser Dampfgürtel rund um die Erde Auswirkungen auf das Klima hatte. Das kann ich mir gut vorstellen. Es wäre sozusagen wie ein Treibhauseffekt auf der Erde. Ich glaube, Richard Wiskin kennt das und hat darüber gesprochen.
Das wäre auch ein Grund dafür, warum die Menschen vorher älter geworden sind. Ab der Sintflut nahm das Lebensalter dann sukzessive schnell ab. Ich glaube, das darf man annehmen, weil durch den Dampfgürtel schädliche Strahlen von der Sonne, wie UV-Strahlen oder radioaktive Strahlen, abgehalten wurden.
Die Wiederherstellungstheorie und ihre Kritik
Vielleicht noch ein Gedanke zur Restitutionstheorie, zur Wiederherstellungstheorie in Vers 2: Die Erde war wüst und leer. Es gibt eine Theorie mit dem Namen Restitutions- oder Wiederherstellungstheorie. Diese besagt, Gott hätte irgendwann in früher Zeit einmal Himmel und Erde erschaffen. Dann wäre der Satan gekommen und hätte die Erde wüst und leer gemacht. Danach hätte Gott die Erde erst wiederhergestellt. Der ganze Schöpfungsbericht, den wir ab Vers 2 haben, wäre demnach kein Schöpfungsbericht, sondern ein Wiederherstellungsbericht.
Was ist dazu zu sagen zu dieser Theorie? Ich habe hier sechs Punkte.
Erstens: Gott schuf nicht zweimal. Die Restitutionstheorie würde sagen, dass Gott im Sechstagewerk nur wiederherstellte. Aber der Text sagt, er hat nicht wiederhergestellt, sondern geschaffen. Das lesen wir in Vers 21 und Vers 27, auch in Kapitel 2, Vers 4: „Himmel und Erde, als sie geschaffen wurden.“ An dem Tag, als Gott Himmel und Erde machte, da war noch kein Strauch usw. Also, erstens: Gott schuf nicht zweimal.
Die Bibel sagt in den Zehn Geboten, 2. Mose 20, Vers 11, dass Gott in sechs Tagen Himmel und Erde erschaffen hat. In sechs Tagen. 2. Mose 20, Vers 11 – können wir gerade nachschauen? Dort steht das Wort „machen“. Trotzdem heißt es: „In sechs Tagen hat Jahwe den Himmel und die Erde gemacht.“ Er hat sie nicht wiederhergestellt, sondern gemacht.
Wenn die Schrift sagt, in sechs Tagen hat er Himmel und Erde gemacht, können wir nicht sagen, in einem Tag hat er Himmel und Erde gemacht (Vers 1). Man kann also nicht behaupten, Vers 1 sei die Schöpfung und Vers 2 die Wiederherstellung der Schöpfung, irgendwann später. Nein, nach 2. Mose 20, Vers 11 hat Gott in sechs Tagen Himmel und Erde gemacht. Dort steht genau dieser Begriff „Himmel und Erde“, das heißt alles, was im Kosmos ist, den Kosmos und alles, was darin ist.
Wörtlich heißt es also: „In sechs Tagen hat Jahwe den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag.“ Dann können wir nicht sagen, dass Gott alles nicht in sechs Tagen, sondern in einem Tag gemacht hat. Auch nicht, dass der Satan es zerstört hat und Gott es dann ein zweites Mal wiederhergestellt hat. Das kann man vom Text her nicht sagen.
Zweitens: Der hebräische Begriff für „wüst“ heißt nicht „Chaos“. Chaos ist ein griechischer Begriff. Hier heißt der hebräische Begriff „Tohu“. Tohu bedeutet aber nicht Verwüstung, dass etwas kaputt gemacht wurde, sondern eine Formlosigkeit. Das heißt, es ist noch nicht fertig gemacht, noch formlos, nicht geordnet, noch nicht vollendet.
Tohu und das andere Wort heißt „Bohu“. Also Tohu und Bohu – formlos und leer, ein Nichtvorhandensein. Tohu heißt nicht Chaos. Heute sagen manche Leute, Tohu wa-Bohu sei Chaos, das ist ein Fehler. Tohu wa-Bohu ist kein Chaos, sondern ein nicht fertiger Zustand, Formlosigkeit und Inhaltslosigkeit.
Wenn Ihre Kinder das nächste Mal das Zimmer nicht aufgeräumt haben, sagen Sie bitte nicht, das sei ein Tohuwabohu.
Drittens: Eine Zerstörung der ursprünglichen Schöpfung durch den Fall Satans wäre eine sehr wichtige Sache und müsste irgendwo erwähnt werden. Wenn Satan tatsächlich die Welt, nachdem Gott sie geschaffen hatte, gleich zerstört hätte, würden wir erwarten, dass das irgendwo in der Bibel steht. Es steht aber nirgends.
Wenn man eine wichtige Lehre aufstellt, sollte man eine Bibelstelle haben, die das sagt. Aber es gibt keine Stelle, die besagt, dass Satan gleich nach der Schöpfung die Schöpfung wieder kaputt gemacht hat.
Viertens: Die Schöpfung wird nicht durch den Fall Satans in Mitleidenschaft gezogen, sondern durch den Sündenfall des Menschen. Das lehrt die Bibel in Römer 8.
Die Schöpfung wurde in Mitleidenschaft gezogen, nicht durch den Fall Satans, sondern durch den Sündenfall des Menschen (Römer 8, Vers 21). Dort heißt es: „Denn der Nichtigkeit wurde die Schöpfung unterstellt.“ Also die Schöpfung wurde der Vergänglichkeit, der Nichtigkeit unterstellt – nicht von sich aus, sondern durch den, der sie unterstellt hat –, und zwar auf Hoffnung. Denn auch sie selbst, die Schöpfung, wird von der Versklavung an die Verderblichkeit freigemacht werden, in die Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Die Stelle sagt jetzt nicht ausdrücklich, dass es die Sünde des Menschen war, aber sie macht klar, dass mit der Erlösung des Menschen Gott beginnt und die Erlösung der Schöpfung zu Ende führt. Die Erlösung des Menschen steht im Zusammenhang mit der Erneuerung der Schöpfung.
Die Schlussfolgerung, die wir daraus ziehen, ist: Das Kaputtgehen, die Vergänglichkeit, die Nichtigkeit der Schöpfung geschah aufgrund des Sündenfalls, aufgrund der Sünde des Menschen.
Verstehen Sie den Gedankengang? Die Erlösung des Menschen steht in Zusammenhang mit der Erneuerung der Schöpfung. Gott erlöst den Menschen von innen her, und die nächste Stufe, das nächste, was er tut, ist, er erlöst die Schöpfung von der Sklaverei an die Vergänglichkeit.
Das steht in einem Zusammenhang: Sünde des Menschen, Erlösung des Menschen, Kaputtgehen der Schöpfung und Befreiung der Schöpfung.
Wir haben keine Stelle in der Bibel, die uns lehrt oder sagt, dass die Schöpfung durch den Fall Satans zerstört wurde.
Sterblichkeit – ja, Sterblichkeit, danke – steht in Vers 21, dort ist von Vergänglichkeit die Rede. Aber auch schon in Vers 10 oder 11, wo ist es jetzt? In Vers 11: Sterbliche Leiber. Unsere Leiber wurden sterblich durch den Sündenfall, nicht vorher, nicht durch den Fall Satans wurde irgendetwas sterblich.
Der Tod – jetzt haben wir noch eine Stelle, Römer 5, Vers 12: Der Tod kam nicht durch den Fall Satans in die Welt, sondern durch die Sünde. Dort steht ganz klar, wessen Sünde: Adams Sünde. „Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt kam und durch die Sünde der Tod.“ Das ist eine noch deutlichere Stelle.
Tod und Vergänglichkeit kamen durch die Sünde des Menschen, nicht durch die Sünde Satans.
Fünftens: Nach dem Schöpfungswerk Gottes sah Gott, dass alles sehr gut war, also auch in Vers 1 und Vers 2. Es steht nicht da, dass die Schöpfung durch Satans Fall schlecht geworden ist.
Sechstens: Petrus spricht davon, dass die damalige Welt von alters her dieselbe war (2. Petrus 3, Verse 4 und 5). Petrus sagt, dass die damalige Welt, also die Welt vor der Sintflut, von alters her dieselbe war.
In 2. Petrus 3, Vers 5 heißt es: „Es ist euch nämlich willentlich verborgen, dass die Himmel von alters her waren und die Erde aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte, durch Gottes Wort, durch welche Wasser die damalige Welt von den Wassern überflutet zugrunde ging.“
Nur so viel soll gesagt werden: Es gab eine damalige Welt, die Welt vor der Sintflut, und es gibt eine jetzige Welt, die Welt nach der Sintflut. Es gibt nicht eine Welt vor der Welt vor der Sintflut, also keine vorvorige Welt.
Diese Argumente reichen für mich aus. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das eine Lehre ist, die ich nicht in der Schrift finden kann. Dass also der Fall Satans zwischen Vers 1 und Vers 2 stattgefunden hat, ist meines Erachtens zu viel gesagt.
Aber vielleicht gibt es noch Fragen. Jedenfalls ist das vor Kapitel 3, Vers 1, und nach Kapitel 1, Vers 31 – also nach der Vollendung der Schöpfung, nach dem siebten Tag und vor dem Sündenfall. Mehr können wir nicht sagen.
Interessant ist, dass die Bibel uns über Satan ziemlich im Dunkeln lässt. Es gibt einige Punkte, einige Dinge werden gesagt, aber es ist so wenig, dass wir über den Weg, wie der Fall Satans wirklich kam, kaum etwas wissen.
Da gibt es nur diese eine Stelle, diese Anspielung in Hesekiel und in Jesaja: Hesekiel 28 und Jesaja 14, oder umgekehrt. Dort ist vom König von Tyrus die Rede, der aber wie ein Typus auf den Fall Satans verstanden wird. Aber auch dort wird sehr wenig gesagt.
Die genannten Stellen sagen sehr wenig darüber. Wahrscheinlich ist das für uns nicht wichtig.
Jetzt sind wir schon bei Kapitel 2, Vers 9. Aber es muss nicht sein, weil Gott ja auch von Bösem sprechen kann, ohne dass es noch existiert. Hundertprozentig muss das nicht sein, aber gut.
Das war jetzt ziemlich viel. Ich denke, wir machen hier Schluss.
