Wir betrachten nun in diesen Tagen den zweiten Petrusbrief in verschiedenen Beiträgen von Martin Vetter, Wolfgang Bühne und heute Morgen von mir. Wir wollen so den ganzen zweiten Petrusbrief hindurchgehen. Dieser Brief ist ausgesprochen prophetisch. Darum ist er auch das Thema dieser Frühjahrstagung, die sich mit dem prophetischen Wort beschäftigt.
Wir lesen zusammen 2. Petrus 1,1 und denken daran, dass dies das Testament des Petrus ist. Er hat diesen Brief aus der Todeszelle in Rom geschrieben. Petrus wurde 66 oder 67 nach Christus verhaftet und in die Todeszelle gesteckt. Das war zur gleichen Zeit, als auch der Apostel Paulus zum zweiten Mal verhaftet und ebenfalls in die Todeszelle in Rom gebracht wurde. Beide wurden um dieselbe Zeit hingerichtet. Paulus wurde enthauptet, weil er römisches Bürgerrecht hatte und nicht gekreuzigt werden durfte. Petrus hingegen besaß kein römisches Bürgerrecht und wurde gekreuzigt.
Petrus wusste, dass diese Hinrichtung bevorstand. Deshalb schrieb er noch diesen Brief. Es ist also wirklich sein Testament. Er öffnet uns sein Herz und gibt uns das mit auf den Weg, was für uns ganz besonders von Bedeutung ist.
Wenn wir jetzt die ersten Verse lesen, haben wir noch nicht den Eindruck, dass es sich um einen Brief handelt, der mit Prophetie zu tun hat. Bevor wir aber die angekündigten Verse lesen, möchte ich aus Kapitel 3, Vers 3 vorlesen. Dort heißt es: „Indem ihr zuerst dieses wisst, dass in den letzten Tagen – da haben wir es, in den letzten Tagen, das ist die Endzeit – Spötter mit Spötterei kommen werden, die nach ihren eigenen Begierden wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter geschlafen sind, bleibt alles so, wie es von Anfang der Schöpfung an war.“
Hier spricht Petrus über die letzten Tage und beschreibt sie als eine Zeit totaler moralischer Dekadenz und eines völligen ethischen Zusammenbruchs. Alle Werte von Recht und Unrecht, von Richtig und Falsch werden über den Haufen geworfen.
Darum lese ich auch noch aus Kapitel 3, Vers 17: „Ihr nun, Geliebte, da ihr es vorher wisst, so hütet euch, dass ihr nicht durch den Irrwahn der Frevler mit fortgerissen aus eurer eigenen Festigkeit fallt. Wacht aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Ihm sei die Herrlichkeit sowohl jetzt als auch am Tag der Ewigkeit. Amen.“
Er sagt also: Ihr wisst es – in diesen letzten Tagen wird der Irrwahn der Frevler kommen. Das Wort „Frevler“ kommt vom griechischen „atesmos“ und bedeutet gesetzloser, moralisch verdorbener, krimineller Mensch, Verächter von Moral, Ethik und Ordnung. Es bezeichnet jemanden, der die Barriere der Moral durchbricht, um seine bösen Lüste und Begierden auszuleben.
Wir leben in einer solchen Zeit, in der alles aufgelöst und über den Haufen geworfen wird. Man versucht systematisch, auch die Kinder moralisch – besonders auf sexuellem Gebiet – zu zerstören. Wir leben in dieser Zeit, und Petrus sagt hier: Ihr wisst es vorher. Es war ihm also ein Anliegen, uns aus der Todeszelle heraus Hilfe zu geben, wie wir in einer wahnsinnigen Zeit bestehen können – nicht nur überleben, sondern wirklich bestehen.
Und in diesem Sinn lese ich jetzt Kapitel 1, Vers 1. Warum habe ich das so gemacht? Wenn ich mir Kommentare zum zweiten Petrusbrief anschaue, wird erklärt, was dort steht. Doch irgendwie habe ich den Eindruck, dass das zu wenig Sprengkraft hat. Man realisiert nicht, dass das, was der Apostel Petrus hier sagt, gerade im Blick auf eine so wahnsinnige Zeit geäußert wird, in der wir leben. Er gibt dabei eine Hilfestellung.
Damit will ich sagen: Diese Verse, die wir jetzt lesen, gewinnen dadurch an Brisanz und Bedeutung.
Zweiter Petrus 1, Vers 1:
Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, denen, die einen gleichkostbaren Glauben mit uns empfangen haben, durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilanders Jesus Christus. Gnade und Friede sei euch vermehrt in der Erkenntnis Gottes und Jesu unseres Herrn, da seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat.
Durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat, durch Herrlichkeit und Tugend, durch die er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese Teilhabe der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist, durch die Begierde.
So wendet eben deshalb auch allen Fleiß an und reicht in eurem Glauben die Tugend dar, in der Tugend aber die Erkenntnis, in der Erkenntnis aber die Enthaltsamkeit, in der Enthaltsamkeit aber das Ausharren, in dem Ausharren aber die Gottseligkeit, in der Gottseligkeit aber die Bruderliebe, in der Bruderliebe aber die Liebe.
Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, stellen sie euch nicht träge noch fruchtlos hin in Bezug auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. Wer diese Dinge nicht hat, ist blind, kurzsichtig und hat die Reinigung von seinen früheren Sünden vergessen.
Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals straucheln. So wird euch reichlich dargereicht der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.
Zunächst diese elf Verse. In der nächsten Stunde gehen wir dann durch die Verse zwölf bis einundzwanzig durch.
Das große Thema in diesen Versen ist: Alles geschenkt. So schnitzen wir erst drei, denn da heißt es: „Seine göttliche Kraft hat uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt.“ Das ist eine wunderbare Erkenntnis.
Wenn man sich bekehrt und Frieden mit Gott bekommen hat, muss man sich nicht irreleiten lassen, wenn Leute sagen: „Das ist schön, du bist bekehrt, aber was dir fehlt, ist eine zweite Erfahrung.“ Und dann vielleicht sogar eine dritte und vierte, eine spezielle Zusatzsegnung und Zusatzsalbung noch dazu.
Nein, wir können die alle gerade wegschicken mit Kapitel 1, Vers 3: Alles geschenkt. Wir brauchen nichts mehr. Wir haben alles bekommen.
Die Frage ist, ob wir uns dessen bewusst sind, was uns geschenkt ist. Das ist eine andere Frage.
Darum musste auch damals das Volk Israel, als sie vor dem Jordan standen, um mit Josua hinüberzugehen in das verheißene Land, sich vor Augen halten: Das verheißene Land war ihnen bereits geschenkt. So steht es in 5. Mose in den Schlusskapiteln, dass Gott dort sagt: „Ich habe euch das Land gegeben.“ Aber dann mussten sie das Land auch erobern, das heißt konkret in Besitz nehmen.
Es nützt nicht viel, wenn man weiß: Ich habe alles, aber man weiß gar nicht was.
Diese Verse wollen wir eben in diesem Sinn anschauen, um zu sehen, wie wir das, was uns geschenkt worden ist – und jetzt gerade im Zusammenhang mit einem Glaubensleben, in dem wir bewahrt bleiben in einer wahnsinnigen Zeit des totalen Abfalls, wo alles über Bord geworfen wird, alle moralischen Schranken gebrochen und zerstört werden, alles aufgelöst wird, sogar die Identität von Mann und Frau – wie können wir da bestehen?
Uns ist alles geschenkt worden, um in einer solchen Zeit zu bestehen. Aber wir müssen auch wissen, was und wie wir das praktisch erleben können.
Halten wir also fest: Alles geschenkt, wir brauchen nichts mehr dazu. Aber das, was uns geschenkt ist, müssen wir entdecken.
Jetzt beginnen wir aber von vorne: 2. Petrus 1, Vers 1 – Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi.
Er nennt sich zuerst Simon, das war sein Name, den er auch vor seiner Bekehrung hatte. Ab seiner Bekehrung, die wir in Johannes 1 beschrieben haben, wo sein Bruder Petrus zu dem Herrn Jesus führte – dort unten, in der Nähe von Jericho, bei Bethanien in der Wüste, das heute Kasser al-Yahud genannt wird, auf Arabisch –, das ist die Taufstelle von Johannes, ganz nahe dort, wo der Jordan ins Tote Meer mündet.
Dort in der Wüste ist Petrus dem Herrn Jesus begegnet, und der Herr Jesus gibt ihm, so beschrieben in Johannes 1, einen neuen Namen: Petrus. Dieser Name beschreibt ihn als lebendigen Stein durch die Wiedergeburt. Darum sagt Petrus hier zuerst Simon und dann Petrus. Das heißt, er ist ein Mann, der sich bewusst war: Ich war ein Sünder und bin durch den Glauben gerechtfertigt worden. Darum heiße ich jetzt Petrus.
Gleichzeitig ist er sich der sündigen Natur bewusst, die wir von Adam geerbt haben. Diese Natur ist sozusagen ein Bundesgenosse für Satan und auch für die Welt. Diese Natur haben wir noch. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Wir sind angreifbar in einer solchen abgefallenen Gesellschaft der Endzeit. Aber wir haben das neue Leben und damit auch alles, was es braucht, um in einer solchen Zeit als Gläubige zu bestehen.
Simon Petrus – schon in den ersten zwei Worten steckt viel Tiefsinn. Dann stellt er sich vor als Knecht und Apostel Jesu Christi. Er ist sich bewusst: Jesus ist Herr, und ihm will ich dienen. Das gilt auch für uns.
Der Herr Jesus hat ihm einen besonderen Auftrag gegeben, einen besonderen Dienst. Er wurde Apostel Jesu Christi mit einer besonderen Autorität zur Grundlegung der Gemeinde. Aber wir können das übertragen: Jeder von uns hat vom Herrn auch einen besonderen Dienst bekommen – jeder.
Also nochmals: Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi.
Nun schreibt er an die, die einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben. Er spricht über den Glauben – den Glauben an den Messias Jesus – und nennt ihn nicht nur Glauben, sondern kostbaren Glauben. Und es ist wirklich so: Petrus hat dieses Wort „kostbar“ geliebt. Kann man das so sagen? Im ersten und zweiten Petrusbrief zusammen findet man das Wort siebenmal.
Man kann selbst die Hausaufgabe machen, im ersten Petrusbrief die Stellen herauszusuchen. Dort finden wir in Kapitel 1 bereits die kostbare Bewährung des Glaubens. Wie Gold wird der Glaube im Feuer geprüft, und die Echtheit des Glaubens wird ans Licht gebracht. Das nennt er eine kostbare Bewährung des Glaubens.
Im selben Kapitel 1 spricht er über das kostbare Blut Jesu Christi, das kostbar ist wie Silber und Gold, durch das wir erlöst sind. In Kapitel 2 spricht er dann über den Herrn Jesus, den kostbaren, lebendigen Stein. Und so weiter. Fünfmal findet man das Wort „kostbar“.
Hier, in 2. Petrus 1, ist es der kostbare Glaube. Und wir haben gesehen, in Vers 4, durch den er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat. Kostbarer Glaube, kostbare Verheißung. Dieses Glaubensgut, das wir haben, ist etwas ganz, ganz Wertvolles – das heißt kostbarer Glaube.
Und zwar haben wir das durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus bekommen. Jesus ist als der Gerechte ans Kreuz gegangen – der Gerechte für die Ungerechten –, damit er uns zu Gott führt.
Schön ist, dass Petrus den Herrn Jesus, mit dem er mehr als dreißig Jahre früher, bevor er in der Todeszelle war, während drei Jahren umhergereist ist und den er in dieser Zeit immer besser kennengelernt hat, hier unseren Gott und Heiland Jesus Christus nennt.
Ganz wichtig: Im Griechischen haben wir hier die sogenannte Sharps Rule. Das ist ein grammatikalisches Gesetz, das Granville Sharp formuliert hat, und es ist fantastisch. Dieses Gesetz wurde von Daniel Wallace noch etwas geschärft, sodass es wirklich volle Kraft hat.
Dieses Gesetz sagt nämlich: Wenn die Bedingungen im Satzbau so und so erfüllt sind – wie hier der Fall –, dann bezeichnet „Gott“ und „Heiland“ dieselbe Person. Für die, die es schnell fassen können: Wenn zwei Hauptwörter A und B unverbunden so geschrieben werden, dass vor dem ersten Wort der bestimmte Artikel steht („der“, „die“, „das“) und vor dem zweiten Wort nicht, es sich um Personen handelt und im Singular ist, dann ist es die gleiche Person.
Diese Bedingung ist im griechischen Grundtext genau erfüllt. Damit ist klar: Jesus Christus ist Gott und Retter.
Auf Deutsch merken wir das auch, man muss gar nicht die Grammatik kennen, nur ein bisschen Sprachgefühl haben. „Die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus“ ist klar, dass es dieselbe Person ist.
Wäre es so, dass „unser Gott“ sich auf den Vater im Himmel bezieht und „Heiland“ auf den Sohn, dann müsste es heißen: „unseres Gottes und des Heilandes Jesus Christus“. So steht es aber nicht hier und dürfte auch nie so übersetzt werden, denn das wäre eine falsche Übersetzung.
Es steht wirklich so, dass klar ist: „Unser Gott und Heiland Jesus Christus.“
Wir haben unter uns einige Geschwister, die früher Zeugen Jehovas waren. Wer von euch ist das? Ja, gerade ein paar. Wow! Diese wurden indoktriniert mit der Lehre, dass Jesus Christus nicht Gott sei. Doch das Wort hat sie überführt, und sie haben erkannt, dass es so ist.
Jetzt können sie mit Petrus sagen: „Durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus.“ Das ist wunderbar, das freut mich sehr.
Denn ich durfte gerade in den letzten Jahren erleben, wie eine ganze Serie von Zeugen Jehovas sich bekehrt haben, zum Glauben gekommen sind und auch zur Erkenntnis der Gottheit des Herrn Jesus.
Das ist eine Stelle, wir könnten noch viele andere im Alten und Neuen Testament anschauen, aber diese hier ist einfach klar.
Dann sagt Petrus: „Gnade und Friede euch, sei euch vermehrt in der Erkenntnis Gottes und Jesu unseres Herrn.“
Man merkt: Erkenntnis Gottes meint hier den Vater, und Jesus ist der Sohn.
Gnade brauchen wir jeden Tag – das ist die unverdiente Zuwendung Gottes an uns. Und Frieden brauchen wir auch jeden Tag. Warum? Weil der Friede so schnelle Beine hat.
Darum heißt es auch in Hebräer 12: „Jagt dem Frieden nach“, weil er schnell ist und sich entfernen kann.
Es ist doch so: Wie schnell werden wir innerlich unruhig und verlieren diesen Frieden.
Den Frieden mit Gott verlieren wir nie. Römer 5,1 sagt: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott.“
Das steht fest. Das kann uns niemand nehmen, auch wenn wir ganz verzweifelt sind, am Boden liegen, wenn wir weinen.
Diesen Frieden mit Gott verlieren wir nicht.
Aber den Frieden ganz praktisch im Herzen – der geht so schnell weg.
Darum sagt Petrus: „Gnade und Friede sei euch vermehrt.“ Das soll sogar zunehmen.
Jesus sagt ja in Johannes 14: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch.“
„Frieden lasse ich euch“ – das ist dieser grundsätzliche Friede, dass wir wissen dürfen: Durch die Bekehrung haben wir Frieden mit Gott. Das heißt, Gott hat nichts mehr gegen uns. Und wir müssen nie mehr Angst haben, dass Gott es sich plötzlich anders überlegt und uns vielleicht doch verdammen möchte.
Unmöglich! Dieser Friede steht fest. Wir haben Frieden mit Gott.
Aber es ist so: Der Herr Jesus sagt „meinen Frieden“ – das ist der Friede, den der Herr Jesus in seinem Herzen hatte, als er hier auf der Erde war.
Er ging durch ganz schwierige Dinge hindurch und auch durch große Beängstigungen, aber er hatte diesen Frieden in der Gemeinschaft mit dem Vater ganz tief im Herzen.
Diesen Frieden möchte er uns auch immer wieder schenken.
Er möchte, wie wir hier sehen, dass er vermehrt wird, dass diese Erfahrung sich vertieft in der Erkenntnis Gottes und Jesu unseres Herrn.
Je mehr wir den Vater kennenlernen, wie er ist und wie er über uns denkt, desto größer wird diese Erfahrung.
Wenn wir uns der Gnade Gottes, dieser bedingungslosen Zuwendung zu uns, bewusst werden, wächst die Erfahrung des Friedens.
Nun ist etwas Interessantes zu beobachten. Hier wird Gott ganz klar als Gott der Vater bezeichnet, und Jesus wird als unser Herr, das heißt als der Sohn, genannt. Ich habe gesagt, der Herr Jesus ist Gott, und viele Stellen in der Bibel bezeugen das. Aber ich muss auch sagen, dass es viel, viel mehr Stellen gibt, die sagen, dass der Vater Gott ist.
Ist das ein Problem? Nein, warum nicht? Tatsächlich ist es umgekehrt so, dass es viel, viel mehr Stellen gibt, die den Sohn als Herr bezeichnen. Der Vater wird ebenfalls als Herr genannt. Eine Hausaufgabe könnte sein, das genauer zu untersuchen. Das wird zwar schwierig sein, aber man findet schon Ansätze, zum Beispiel im Jakobusbrief, wo vom Herrn und Vater die Rede ist. Dennoch ist das seltener. Es wird oft gesagt: Gott und Vater und Herr Jesus.
Es ist folgendes zu beachten: Wir befinden uns hier im Neuen Testament, das in griechischer Sprache geschrieben wurde. Doch Gott steht für das alttestamentliche Gottesverständnis, das in meiner hebräischen Bibel als Elohim bezeichnet wird. So beginnt die Bibel: „Im Anfang schuf Gott“ – im Hebräischen „Elohim“ – „den Himmel und die Erde“. Und Gott sprach, also Elohim sprach. Das ist Gott.
In Kapitel zwei wird Gott dann als Yahweh Elohim genannt. In deutschen Bibeln wird das oft mit „Herr Gott“ übersetzt, wobei „Herr“ großgeschrieben wird. Im Judentum hat man aus Ehrfurcht vor Gott den Namen Yahweh möglichst nicht ausgesprochen. Es gab zwar besondere Gelegenheiten, doch meist vermied man es. Als Ersatzname wurde in der Synagoge immer „Adonai“ gesagt, was „Herr“ bedeutet. Also steht „Herr“ ganz speziell für Yahweh.
Nun ist es interessant: Der Herr Jesus wird sehr oft als „Herr Jesus“ genannt, viel öfter als der Vater. Umgekehrt wird der Vater viel häufiger als Gott, als Elohim, bezeichnet als der Sohn. Aber wir können zeigen, dass Yahweh sich auch auf den Vater bezieht. Das heißt, der Vater wird auch Yahweh genannt, und der Sohn wird auch Elohim genannt, allerdings wird der Sohn öfter als Herr bezeichnet, und der Vater öfter als Gott.
Wenn es umgekehrt wäre, weiß ich genau, was die Zeugen Jehovas und andere Irrlehren sagen würden. Sie würden behaupten, dass Elohim kein so eindeutiger Ausdruck sei. Elohim wird nämlich an ganz wenigen Stellen auch für Richter verwendet. Zum Beispiel in 2. Mose 21, wo es heißt: „So bringt er ihn vor die Richter“, dort steht „Elohim“. Menschen können also auch Elohim genannt werden. Warum? Weil die Richter die Gerechtigkeit Gottes vertreten sollten. Als Vertreter der göttlichen Autorität werden sie deshalb auch Elohim genannt.
Meistens bedeutet Elohim jedoch wirklich Gott im Sinne von Gott. Die Irrlehren würden aber sagen, dass das nicht so eindeutig sei und bei Jesus Christus nicht so verstanden werden müsse. Dafür steht aber eben „Herr“ bei ihm, und zwar gerade dieser Ausdruck, der ihn ganz besonders als Yahweh auszeichnet. Das ist sehr wichtig zu verstehen.
Sehr oft wird also Gott der Vater als Elohim bezeichnet und der Herr Jesus als Yahweh, als der Ewige. Je mehr wir Gott, den Vater, und Jesus, unseren Herrn, erkennen, desto mehr werden wir diese Gnade und diesen Frieden erleben dürfen. Das ist also ein Prozess.
Und jetzt werden wir in den weiteren Versen sehen, worum es geht: Wir sind in der Schule Gottes. Wir sind nicht einfach fertig in einer Schublade abgelegt, sondern wir sind in der Schule Gottes. Dort geht es um Fortschritt und Wachstum, und genau das wird hier vorgestellt.
Nochmals: Seine göttliche Kraft hat uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt. Gott hat uns alle Hilfsmittel gegeben, damit wir ein echtes Leben führen können. Manche denken dabei nur an das Leben nach dem Tod. Aber hier wird gezeigt, dass wir nicht nur ein Leben nach dem Tod haben, sondern auch ein Leben vor dem Tod.
Wie wir dieses Leben in Gemeinschaft mit Gott leben können, wird uns hier gezeigt. Uns ist alles geschenkt worden, auch in Bezug auf die Gottseligkeit. Was heißt gottselig? Das griechische Wort bedeutet, tiefe Ehrfurcht vor Gott zu haben, von Gott ergriffen zu sein, erfüllt von seiner Majestät und Erhabenheit.
Ich versuche das manchmal so zu erklären: Gottselig ist ein altes Wort. Früher sagte man auch leutselig. Wenn jemand ständig Kontakt mit Leuten haben will und ohne Menschen nicht leben kann, ist er leutselig. Andererseits gibt es Menschen, die sind trübselig – sie haben dauernd traurige Gedanken und sind von Trübseligkeit geprägt. Dann gibt es Leute, die sind redselig, sie reden die ganze Zeit. Manchmal, wenn ich mit jemandem Auto fahre, möchte ich einfach nichts sagen. Das heißt nicht, dass ich zornig bin oder etwas gegen den Beifahrer habe, ich möchte einfach nicht immer reden. Manche Menschen können das nicht, sie müssen immer sprechen. Gottselig bedeutet aber ein Leben, das von Gott erfüllt ist, ein Herz, das praktisch von Gott ausgefüllt ist.
Hier wird gesagt, dass wir alles bekommen haben in Bezug auf das wahre Leben, schon vor dem Tod und auch nach dem Tod – zu einem gotterfüllten Leben. Das wurde uns geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch Herrlichkeit und Tugend.
Bei der Bekehrung haben wir den erkannt, der uns gerufen hat. Petrus denkt zurück an Kassar al-Yahud, wo der Herr Jesus mit ihm gesprochen hat. In Johannes 1 heißt es, dass der Herr Jesus ihn angeschaut hat. Da bekam Petrus zum ersten Mal Augenkontakt mit dem Herrn Jesus, dem Sohn Gottes, und erkannte ihn als Messias. Der Herr Jesus hat ihn berufen, und so hat er auch uns berufen.
Durch Herrlichkeit und Tugend – das Wort Tugend werde ich später noch erklären. Bei Herrlichkeit möchte ich an die Bekehrungsgeschichte von Abraham erinnern. Abraham war ein Götzendiener in Ur in Chaldäa, wo man den Mondgott verehrt hatte. Plötzlich erschien ihm der Gott der Herrlichkeit, so steht es in Apostelgeschichte 7,2, und berief ihn: „Geh aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Land in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Da hat der Gott der Herrlichkeit ihn berufen.
Das war etwas ganz anderes als das aschfahle Licht des Mondes, den Abraham vorher angebetet hatte. Die Sumerer in Ur haben aufgeschrieben, dass der Mondgott Nanna die Herrlichkeit des Himmels sei – dieses aschfahle Licht. Dann kam die Herrlichkeit des Herrn.
Was das bedeutete, sehen wir in der Bekehrungsgeschichte von Paulus, die auch in der Apostelgeschichte beschrieben wird: Ein Licht kam aus dem Himmel, das den Glanz der Sonne vor den Toren des syrischen Damaskus um die Mittagszeit überstrahlte.
Dieser Gott hat auch uns berufen. Niemand von uns hat ein solches Licht gesehen, da bin ich überzeugt. Aber Paulus hat es, Abraham hat es erlebt, um zu zeigen, wer uns bei der Bekehrung beruft. Das gilt auch für uns. Er hat uns berufen durch Herrlichkeit.
Dann heißt es weiter in Vers 4: Durch ihn hat er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt. Wir haben ganz gewaltige Verheißungen in der Bibel, und diese halten wir fest und lernen, sie festzuhalten, seit unserer Bekehrung.
Damit ihr durch dieselbe Teilhabe der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde. Hier muss ich erklären: Die göttliche Natur haben wir bei der Bekehrung bekommen.
Johannes 3,16 sagt: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Es lohnt sich, dass wir auf der Grundschule gelernt haben, dass das „habe“ Präsenz, Gegenwart bedeutet – nicht „haben wird“, sondern „ewiges Leben habe“ als gegenwärtigen Besitz. Dieses Leben, dieses ewige Leben, ist nicht einfach etwas. Jesus sagt in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Er ist das Leben.
Wenn wir uns bekehren, bekommen wir den Herrn Jesus als das ewige Leben. Wir werden mit ihm verbunden und unzertrennlich für immer. In ihm haben wir das ewige Leben, und das ist die göttliche Natur.
Hier sagt nun Petrus zu solchen, die bereits wiedergeboren sind – der zweite Petrusbrief ist an die gleichen Adressaten geschrieben wie der erste Brief. Das steht in Kapitel 3 ab Vers 1. Das heißt, der zweite Brief ist an sie gerichtet.
Im ersten Petrusbrief, Kapitel 1, Vers 3, sagt er, dass sie wiedergeboren waren. Sie hatten also die göttliche Natur. Aber hier sagt er ihnen: Damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet.
Das bedeutet nicht, dass sie diese göttliche Natur erst noch empfangen sollen – die haben sie bereits. Aber sie sollen Teilhaber der göttlichen Natur werden. Das heißt, sie sollen den Genuss und die Gemeinschaft erleben, was es bedeutet, ewiges Leben zu haben. Sie sollen davon profitieren, dass sie das ewige Leben haben.
Wir haben es, aber wir sollten auch davon profitieren. Gleich werden wir sehen: Dieses ewige Leben, Jesus Christus in uns, ist die Kraft, damit wir in dieser Welt als Gläubige bestehen können. In ihm ist das begründet.
Er sagt: Ihr seid dem Verderben entflohen. Früher habt ihr auch in Sünde gelebt, aber das ist vorbei. Jetzt werden sie hier vorbereitet, damit sie nicht durch den Irrwahn der Verführer wieder aus ihrer Festigkeit herausgerissen werden. Das ist vorbei.
Nun sagt der Vers fünf: „So wendet eben deshalb allen Fleiß an.“ Hier wird betont, dass wir fleißig sein sollen. Man kann sich manchmal fragen: Warum kommen gewisse Gläubige im Glaubensleben mehr voran als andere? Warum sind manche Gläubige so faul, während andere sehr eifrig sind? Diese eifrigen Gläubigen wollen Gemeinschaft mit dem Herrn haben, sie besuchen die Zusammenkünfte der Gläubigen, studieren das Wort Gottes und möchten mehr lernen. Andere hingegen interessiert das weniger. Für sie reicht ein bisschen, aber nicht mehr. Woher kommt das?
Es ist eine Entscheidung. Deshalb richtet sich Petrus hier an unseren Willen. Wir müssen uns entscheiden, fleißig zu sein. Also: Ich will investieren. Eben deshalb heißt es: „So wendet eben deshalb allen Fleiß an.“
Dieser Fleiß ist nun wichtig in Bezug auf den Glauben. Es geht um diesen kostbaren Glauben. Nun wird erklärt, dass es sieben Dinge braucht, um im Glauben voranzukommen: Tugend, Erkenntnis, Enthaltsamkeit, Ausharren, Gottseligkeit, Bruderliebe und Liebe. Sieben Dinge.
Das erste ist Tugend. Dieses Wort versteht man heute oft nicht mehr. Wären wir zur Zeit der alten Römer und hielten diese Tagung auf Lateinisch ab, würde ich über die „Virtus“ sprechen. Das war ein Wort, das die Römer liebten. Es bedeutet Rechtschaffenheit, Tugendhaftigkeit, persönliche Integrität – also alle guten Qualitäten einer Person.
Was bedeutet das hier? Die Fußnote der Elberfelder Bibel ist hilfreich. Dort heißt es: Tüchtigkeit oder geistliche Energie, Entschiedenheit. Es ist also eine Entscheidung: Ich will fleißig sein und jetzt will ich in mein Glaubensleben noch mehr geistliche Energie hineinbringen. Das bedeutet, dass man manchmal, wenn man eigentlich denkt „Jetzt ist es mir gar nicht drum“, diesen Widerstand durch geistliche Energie überwindet.
Es gibt so einen leichten Schmerz, nicht wahr? Immer dann, wenn wir uns faul fühlen und uns überwinden sollten, kommt etwas in Bewegung. Das ist das Aufbringen geistlicher Energie.
Dann heißt es in der Tugend: die Erkenntnis. Man könnte geistliche Energie aufbringen und sehr aktiv sein, aber in ganz falschen Dingen. So ähnlich wie der Apostel Paulus von den orthodoxen Juden in Römer 10,2-3 sagt: „Ich gebe euch Zeugnis, dass sie Eifer haben für Gott, aber ohne Erkenntnis.“ Man kann also eifrig sein für Gott, aber falsche Dinge für ihn tun. Darum braucht es zur geistlichen Energie Erkenntnis, damit man das in die richtige Richtung, gottgemäß und bibelgemäß, steuert.
Der nächste Punkt ist Enthaltsamkeit. Das bedeutet auch Selbstbeherrschung. Das Wort steht für Enthaltsamkeit und Selbstkontrolle. Es ist sehr wichtig, dass man sich beherrscht und Dinge, die dem Glaubensleben hinderlich sind, weglegt. Das ist Selbstbeherrschung, Selbstkontrolle. Darüber könnte man noch viel mehr sagen, aber das überlasse ich als Hausaufgabe.
Weiter heißt es, wir sollen ja durchkommen in der vorgeschriebenen Zeit. Das nächste ist Ausharren. Ausharren bedeutet, dass man in manchen Dingen Geduld haben muss. Manchmal fragt man sich: Warum greift der Herr nicht sofort ein? Ich denke gerne an Psalm 13 in solchen Situationen: „Wie lange, Herr, wie lange?“
Gott gibt uns nicht alles sofort. Warum? Weil er das Ausharren bei uns schulen möchte. Das hat Auswirkungen: Wir sehen, dass Ausharren zu Gottseligkeit führt. Wenn man in schwierigen Situationen durchhalten muss und Durststrecken erlebt, wächst das Verlangen, Gemeinschaft mit dem Herrn zu haben.
Psalm 42,2 ist ein wunderbares Wort von den Söhnen Koras: „Wie der Hirsch lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott; wann werde ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht?“ Das ist Ausharren.
Was sucht ein Hirsch in der Wüste? Wenn ich Hirsche sehen will, gehe ich normalerweise nicht in die Wüste. Dort kann man Klippendechsen, Wüstentiere oder Wüstenfüchse beobachten, aber keine Hirsche. Wenn ein Hirsch doch in die Wüste kommt, dann röhrt er laut – das typische Röhren der Hirsche, wenn sie Verlangen haben.
„Wie der Hirsch lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott.“ Das ist Ausharren. Er möchte die Erfrischung durch den Herrn erleben, aber sie ist noch nicht da. Es braucht Ausharren, das schließlich zu einer vertieften Gemeinschaft mit dem Herrn führt. Das ist Gottseligkeit – ein Leben voll von Gott.
Das führt dazu, dass wir auch in der Liebe zu den Geschwistern eine Vertiefung erfahren. Darum ist der nächste Punkt in der Gottseligkeit die Bruderliebe. Wenn wir Bruderliebe erleben, erfahren wir auch die Liebe Gottes. Das ist das Wort Agape.
Bruderliebe ist Philadelphia, so wie die Stadt in Amerika heißt. Philadelphia bedeutet Bruderliebe. Gläubige, die bei der Gründung der Stadt dabei waren, gaben ihr diesen wunderbaren Namen: Philadelphia – Bruderliebe.
Das nächste Wort ist Agape, das typische Wort für die Liebe Gottes im Neuen Testament. Der Heilige Geist hat dieses Wort gewählt, weil es bei den Griechen sehr selten verwendet wurde. Früher nahm man sogar an, es sei eine Erfindung gläubiger Juden gewesen. Doch man fand heraus, dass es in der heidnischen Literatur das Wort Agape gibt, aber sehr selten. Dadurch war es unbelastet.
Das Wort Eros zum Beispiel bedeutet Liebe auf Griechisch. Es kann im positiven Sinn Liebe sein, aber auch perverse Liebe. Dieses Wort hat der Heilige Geist nie benutzt, weil es so beschädigt war.
Er wählte ein Wort, das völlig unbeschädigt war – Agape – um die Liebe Gottes auszudrücken. So ist Bruderliebe wichtig, aber nicht nur zu den Brüdern. Es braucht auch die Liebe zum Wort Gottes und zu den verlorenen Menschen. Darum ist Agape umfassender.
Das sind die sieben Punkte. Petrus sagt: „Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, nämlich ein Wachstum, so stellen sie euch nicht träge noch fruchtlos hin in Bezug auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus.“
Das macht Mut: So gibt es Fortschritt im Glaubensleben.
Vers neun sagt, dass es Leute gibt, die faul sind und faul bleiben. Diese Menschen sind blind, kurzsichtig und haben die Reinigung der früheren Sünden vergessen.
Wie kann man blind und kurzsichtig sein? Es ist so, dass man als Gläubiger bei bestimmten Dingen einfach nicht vorankommt. Dann ist man blind. Man kann auch ein bisschen vorankommen, aber doch nicht richtig. So gibt es dieses Nebeneinander: In Bezug auf manche Dinge ist man blind, in Bezug auf andere kurzsichtig. Doch beides ist nicht gut.
Er sagt also: Wenn dieses gesunde Wachstum nicht da ist, dann ist man von Blindheit geprägt. Es gibt Themen, die wirklich darauf abzielen, dass unser geistliches Leben vorankommt. Dafür braucht es Energie und das innere Überwinden von Trägheit, um nicht Faulheit zu sagen. Trägheit oder was uns irgendwie aufhalten möchte, müssen wir überwinden und einfach dranbleiben.
Dann sagt der Vers: Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals straucheln.
Welcher Gläubige hat schon das Vorrecht gehabt, in den Himmel zu gehen und in den Büchern nachzuschauen, ob er dort unter den Auserwählten eingeschrieben ist? Niemand. Trotzdem schreibt der Apostel Paulus im 1. Thessalonicherbrief 1: "Wissend eure Auserwählung." Warum wusste Paulus, dass die Thessalonicher auserwählt waren? Ganz einfach: Sie hatten sich bekehrt.
Natürlich kann sich jeder einmal bekehren und sagen: Ich entscheide mich für Jesus. Aber dann wurden die Thessalonicher verfolgt. Nach der Bekehrung ging es ihnen schlechter als davor. Paulus sandte Timotheus zu ihnen, um sie zu besuchen, und stellte fest, dass sie im Glauben dem Herrn treu geblieben waren.
Das ist so: Wenn jemand sich bekehrt und es ihm danach schlechter geht, er aber trotzdem mit dem Herrn den Weg weitergeht, ist das ein Beweis, dass seine Bekehrung echt war. Die echt Bekehrten sind die Auserwählten. Gott hat sie von Ewigkeit her zuvor erkannt, wie es in 1. Petrus 1,2 heißt. Er wusste, dass sie sich einmal bekehren würden, wenn er sie ruft. Vor Ewigkeit hat Gott gesagt: Diese will ich, die Auserwählten.
Wie können wir wissen, ob wir zu diesen Auserwählten gehören? Ganz einfach: Wenn wir geistliche Fortschritte in unserem Leben sehen. Wir bleiben dran und möchten das Wort des Herrn immer besser kennenlernen, den Herrn Jesus besser kennenlernen, mit ihm Gemeinschaft haben und diese Gemeinschaft vertiefen. Das ist der Beweis, dass wir auserwählt sind.
Er sagt also, wir sollen unsere Berufung und Erwählung festmachen. Das wird durch diese Entwicklungsschritte im Glauben deutlich sichtbar. Wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals straucheln.
Manchmal können wir Minderwertigkeitskomplexe bekommen. Jakobus sagt in Kapitel 3, Vers 1 seines Briefes: "Seid nicht viele Lehrer, denn wir alle straucheln oft." Wie passt das zusammen? Ganz einfach: Wir müssen uns klar sein, dass wir straucheln können. Wenn wir merken, dass wir gesündigt haben, müssen wir das dem Herrn sofort bekennen, nicht warten, wie es in 1. Johannes 1,9 heißt.
Wir dürfen immer wissen: Es ist nicht die Schuld des Herrn. Jedes Mal müssen wir uns klar machen: Das ist meine Schuld. Von ihm her sind alle Hilfsmittel da, aber ich habe sie mir nicht zunutze gemacht. Das ist für mich etwas Wichtiges seit meiner Jugend: Ich habe dem Herrn nie gesagt, warum er mich nicht bewahrt hat. Das habe ich nie gesagt. Jedes Mal habe ich mir die Schuld gegeben. Ich weiß, der Herr hätte mir die Möglichkeit gegeben. Es liegt nicht an ihm, es war bei mir.
Petrus will nicht sagen, wir sollen Perfektion erreichen. Nein, Jakobus zeigt uns, als jemand, der den Herrn liebte und treu den Weg ging: Wir alle straucheln oft. Aber es ist unsere Schuld. Die Hilfsmittel sind da.
Schließlich heißt es in Vers 11: "Denn so wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus." Hier spricht Petrus davon, dass die Gläubigen in der Zukunft in das tausendjährige Friedensreich eingehen werden. Sie werden alles mit dem Herrn Jesus teilen. Hier steht aber das ewige Reich. Das tausendjährige Reich dauert nur tausend Jahre, und danach geht es weiter. Mit dem neuen Himmel und der neuen Erde kommt die ewige Königsherrschaft, das ist das ewige Reich.
An dieser Stelle wollen wir jetzt schließen und dann nach der Pause mit Vers zwölf weitermachen.
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