Wir fahren weiter und zwar habe ich ja gesagt, nach Hesekiel 36, nach diesen Perlen, gehen wir zu Kapitel 37.
Ich muss erklären: Der ganze Zusammenhang von Hesekiel 33 bis zum Schluss, Kapitel 48, ist ein Block, in dem die Endzeit beschrieben wird. Der Begriff Endzeit kommt in diesen Kapiteln vor. Es wird beschrieben, dass es ein Weg für Israel sein wird, bei dem das Schicksal in einen Prozess verwandelt wird, bis dann der Messias kommt.
In Hesekiel 40 bis 48 wird der perfekte Zustand des Friedensreiches des Messias beschrieben. Dieser Prozess, der in diesem Kapitel so anschaulich entfaltet wird, wird nochmals übersichtlich vorgestellt, gerade in Kapitel 37. Darum nehme ich das jetzt so heraus.
37.1 Eine Vision des Propheten
Die Hand des Herrn kam über mich, und der Herr führte mich im Geist hinaus und ließ mich mitten in der Talebene nieder. Diese war voller Gebeine.
Er führte mich ringsherum an ihnen vorüber, und siehe, es waren sehr viele auf der Fläche der Talebene. Sie waren sehr verdorrt.
Man muss sich ein breites Tal vorstellen, nicht ein V-Tal. Emek bedeutet auf Hebräisch die breite Talebene, im Gegensatz zu Gai oder G, was ein V-Tal bezeichnet.
Also eine breite Talebene, voll mit Totengebeinen, sehr verdorrt.
Kapitel 37, Vers 3:
Und er sprach zu mir: "Menschensohn, werden diese Gebeine lebendig werden?"
Das ist eine starke Frage. Werden diese toten Gebeine lebendig werden?
Ich antwortete: "Herr, Ewiger, du weißt es."
Da sprach er zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, hört das Wort des Herrn!
So spricht der Herr, der Ewige, zu diesen Gebeinen: Siehe, ich bringe Lebensodem in euch, damit ihr lebendig werdet. Ich werde Sehnen über euch legen, Fleisch über euch wachsen lassen und euch mit Haut überziehen. Ich werde Lebensodem in euch legen, damit ihr lebendig werdet. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin.
Gott sagt also: Diese toten Gebeine werden lebendig werden. Zuerst werden Fleisch, Muskeln und Sehnen über diese toten Knochen kommen. Danach wird Haut darüber wachsen, und schließlich wird Lebensodem in sie hineinkommen.
Dann wird man erkennen können, dass der Gott der Bibel der wahre Gott ist. Ihr werdet erkennen, dass ich, der Herr – mit Großbuchstaben, dem Eigenname Gottes, Yahweh, dem Ewigseienden – bin.
Vers 7
Und ich weissagte, wie mir geboten war. Da entstand ein Geräusch, als ich weissagte, und es war ein Getöse, wie wenn ein riesiger Lärm entsteht. Die Gebeine rückten zusammen, Gebein an Gebein. Dabei waren es nicht gleich Sehnen und Fleisch, und schon gar nicht Haut oder Odem. Einfach die Knochen. So rückten die vereinzelt herumliegenden Knochen des menschlichen Körpers zusammen, Gebein an Gebein.
Ich sah, und siehe, es kamen Sehnen über sie, und Fleisch wuchs, und Haut zog sich darüber. Doch es war kein Odem in ihnen.
Da sprach er zu mir: Weissage dem Odem, dem Lebensodem! Weissage, Menschensohn, und sprich zu dem Lebensodem: So spricht der Herr, der Ewige: Komm von den vier Winden her, du Odem, und hauche diese Getöteten an, damit sie lebendig werden.
Ich weissagte, wie er mir geboten hatte. Der Odem kam in sie, und sie wurden lebendig und standen auf ihren Füßen – ein überaus großes Heer.
Was fällt uns auf? In dieser Vision wird in Phasen eine Wiederherstellung beschrieben.
Zuerst liegen einfach tote Knochen mit gemeinen Rücken zusammen. In einer weiteren Phase kommen Fleisch und Zähne hinzu, dann Haut darüber. Aber das war es noch nicht. Erst in einer weiteren Phase wird der Lebensodem hineingelegt.
Wir haben hier also drei verschiedene Phasen. Aber was bedeutet das? Lesen wir weiter:
Und er sprach zu mir: Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel.
Wir sehen, dass die Erklärung dieses, man könnte sagen, Gleichnisses in der Vision ebenfalls gegeben wird. Diese toten Gebeine bedeuten Israel.
Dann heißt es weiter: Siehe, sie sprechen: Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsere Hoffnung ist verloren – auf Hebräisch „Avda Tikvatenu“, verloren ist unsere Hoffnung. Wir sind dahin.
Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht der Herr, der Ewige: Siehe, ich werde eure Gräber öffnen und euch aus euren Gräbern heraufkommen lassen, mein Volk, und werde euch in das Land Israel bringen.
Und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin. Wenn ich eure Gräber öffne und euch aus euren Gräbern heraufkommen lasse, mein Volk, und ich meinen Geist in euch gebe, dass ihr lebt, und euch in euer Land setze, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr geredet und es getan habe, spricht der Herr.
Grandios, es ist so klar. Das ist keine tiefenpsychologische Deutung nach Eugen Drewermann, die wir brauchen oder wollen. Das Heidentum ist hier nicht gemeint.
Die Bibel erklärt, dass alles hier in der Vision ein Bild von Israel ist – und zwar von Israel unter den Völkern, also zu einer Zeit, als das jüdische Volk noch nicht weltweit zerstreut war.
Haben wir gesehen: 36, Vers 24, sagt Gott: „Ich werde euch sammeln aus allen Nationen und euch zurückbringen in euer Land.“ Hier wird sogar noch erklärt, wem dieses Land gehört. Das ist wichtig, denn die UNO weiß das nicht so ganz klar. Ja, aber das steht da.
Nun haben wir hier eine Wiederherstellung in Phasen. Ich empfehle, es braucht ja auch noch ein bisschen Hausaufgaben, alle Stellen im Alten Testament zu suchen, wo steht, dass der Herr die Gefangenschaft Israels wenden wird. Und es werden ganz viele Stellen gefunden.
Noch besser übersetzt als „die Gefangenschaft wenden“ wäre „das Schicksal wenden“. Also alle diese Stellen mit Gefangenschaft als „das Schicksal wenden“. Und Sie werden sehen, alle diese Stellen stehen in Verbindung mit der endzeitlichen Wiederherstellung des jüdischen Volkes.
Ausnahme ist Hiob 42, wo das verwendet wird für den leidenden Hiob, der nach so schweren Leiden und Anfeindungen von seinen besten Freunden schließlich wieder gesund wird. Es wird ihm alles doppelt zurückgegeben, und dort steht: „Der Herr wendete die Gefangenschaft Hiobs.“ Aber da sieht man, er war ja nicht gefangen, sondern sein Schicksal wurde gewendet.
Damit wird übrigens klargemacht, dass die Geschichte Hiobs, obwohl historisch, gleichzeitig ein Bild von dem Volk Israel ist, das auch so viel leiden sollte wie Hiob. Und ich kann einen kleinen Hinweis geben: In der Literatur, also in der deutschen Literatur und darüber hinaus, spielt die Hiob-Thematik gerade bei jüdischen Autoren eine große Rolle, weil sie Parallelen zu sich sehen.
Aber die große Wende wird eben bezeichnet als „das Schicksal wenden“, und dieser Ausdruck wird in der Prophetie verwendet für die Wende des jüdischen Schicksals in der Endzeit.
Nun sehen wir in Ezechiel 37 eine Wiederherstellung, die in mehreren Phasen erfolgt.
Erste Phase: Die toten Gebeine rücken zusammen.
Ich habe erklärt, dass die große Wende mit dem Jahr 1882 anzusetzen ist, weil damals die erste Aliyah, die erste Einwanderungswelle, stattfand. Dabei muss ich erläutern, dass die moderne jüdische Geschichte in Alijot eingeteilt wird. Alijot ist die Mehrzahl von Aliyah, also Einwanderungswelle.
Die erste Aliyah dauerte von 1882 bis 1903. Sie war versiegt, und schon 1904 begann die zweite Aliyah, die bis 1914 andauerte. Auch diese Einwanderungswelle wurde durch Judenverfolgung ausgelöst. Danach kam es zu einem Stopp, denn der Erste Weltkrieg brach aus.
Der Erste Weltkrieg – so etwas hatte es in der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor nicht gegeben. Er war der erste seiner Art. Wir haben das in der Schule so gelernt, doch niemand hat gefragt, warum es der Erste Weltkrieg war und nicht der 27. Krieg. Menschen haben doch schon immer Krieg geführt.
Der Lehrer hätte erklären müssen, dass es zwar schon viele Kriege gab, aber noch nie einen Krieg, bei dem alle fünf Kontinente betroffen waren. Das war wirklich ein Weltkrieg.
Übrigens spricht Jesus in Matthäus 24, wo er die Endzeitzeichen erläutert, als erstes Zeichen davon, dass man von Kriegen und Kriegsgerüchten hören wird: „Nation wird sich gegen Nation erheben und Volk gegen Volk.“ Er sagt nicht einfach „Kriege in der Endzeit“. Kriege gab es schon immer in der Menschheitsgeschichte.
Er spricht hier von Massenkriegen – nicht etwa von Frankreich gegen Deutschland oder umgekehrt, sondern von Nation gegen Nation, Königreich gegen Königreich. Diese Kriege sind zudem geografisch weit ausgedehnt.
Man wird von Kriegen hören, die in der Nähe stattfinden, also dort, wo man noch etwas wahrnehmen kann. Außerdem wird man von Kriegsgerüchten aus Gebieten hören, die so weit entfernt sind, dass man nur davon hört, ohne genau feststellen zu können, ob dort tatsächlich Krieg herrscht.
So war es auch im Ersten Weltkrieg – ein schrecklicher Krieg mit 18 Millionen Toten.
Nach dem Krieg geschah Folgendes: Mit der dritten Aliyah kamen wieder Juden in großen Mengen nach Palästina. Dieser Prozess setzte sich bis heute, also bis 2024, fort. Auch heute kommen weiterhin Juden nach Israel. Trotz des zunehmenden Judenhasses in Europa und Amerika kommen sie. Allerdings berichten die Medien im Allgemeinen kaum darüber.
Die moderne Geschichte des jüdischen Volkes lässt sich in Phasen einteilen, in denen es heimgeführt wird. Wie war das 1882? Die Juden kamen ins Land und sahen, dass es eine Wüste war. Sie mussten dieses Land wieder aufbauen. Sogar Intellektuelle wurden zu Bauern, was ich bereits erklärt habe.
Ich erzähle manchmal dieselben Dinge, nicht weil mein Gedächtnis nachlässt, sondern weil schon die alten Römer sagten: Repetitio mater studiorum est – die Wiederholung ist die Mutter des Lernens. Ich wiederhole also, aber nicht genau dasselbe. Ähnlich wie in der Musik wird das Thema noch einmal variiert. So setzt sich das Wissen fest.
Sie werden sehen, Sie werden alle wissen, wenn Sie zuhause sind und davon erzählen: 1882 war die erste Aliyah. Vielleicht erinnern Sie sich auch an 1904, die zweite Aliyah. Danach kam der Erste Weltkrieg, und anschließend die dritte Aliyah. Es geschah also alles in Phasen.
Die Juden hatten sich in Kibbutzim zusammengeschlossen. Dort, da und dort. Doch untereinander bestand kein starkes nationales Zusammengehörigkeitsgefühl. Zwar waren sie zurück im Land der Väter, aber jeder machte seine eigene Sache. Trotzdem gab es ein gewisses Zusammenrücken, besonders bei den Totengeweinen.
Ab dann entstand unter den Arabern ein Widerstand – nicht von allen Arabern, aber ein tödlicher Widerstand. Daraufhin schlossen sich die Juden in den Kibbutzim zu Verteidigungstruppen zusammen, zu Selbstverteidigungseinheiten.
Was geschah dann? Da kamen Muskeln und Sehnen über die Totengeweine. Merken Sie, alles hat eine Bedeutung.
Und nun, das ging weiter, aber 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. Das ist unglaublich. Das, was in der gesamten Menschheitsgeschichte bis 1914 nie geschehen war, wiederholte sich plötzlich innerhalb weniger Jahre – nur einfach noch schrecklicher, mit vielleicht 70 Millionen Toten in den Jahren 1939 bis 1945. Wirklich furchtbar.
Während dieser Zeit wurden in Europa, in dem zivilisierten Europa, das sich auf Voltaire und andere Aufklärungsphilosophen berufen hatte – wir sind die Denker, die auch Wissen besitzen –, wie Kant sagte, der über den Weltfrieden geschrieben hat, dass wir den Weltfrieden einfach mit Vernunft erreichen können. Wenn wir ein Problem miteinander haben, sagen wir: „Gut, was willst du?“ Und ich sage, was ich will. Wenn das nicht zusammenpasst, machen wir eben in der Mitte Fifty-Fifty. So können wir Frieden schaffen. So kann der Mensch den Weltfrieden machen – aus diesem Kontinent, der einen solchen Stolz auf das eigene Denken aufgebaut hatte, unabhängig von der Bibel, in der Phase nach der Reformation.
Zuerst kam die Reformation, zurück zur Bibel, und dann die Aufklärungszeit, die sich von der Bibel entfernte. Deutschland war das Land, das führend in der Reformation war, aber auch sehr stark führend im Abfall davon. Frankreich ebenfalls, aber gerade Deutschland auch.
Nun wurden von 1939 bis 1945 Millionen Juden umgebracht. Kurz nach dem Krieg wurde der Staat Israel gegründet. Das war eine Folge aus diesen beiden Weltkriegen. Jesus kündigte in Matthäus 24 als erstes Endzeitzeichen Massenkriege an. Diese Massenkriege spielten eine Schlüsselrolle für die Wende des jüdischen Schicksals.
Wie gesagt, die Juden begannen zurückzukehren ins Land der Väter. Aber kluge Beobachter fragten sich: Was machen die? Sie gehen zurück in das Land der Väter, aber das war damals Teil des osmanischen türkischen Reiches, ein muslimisches Reich. Nach muslimischer Lehre dürfen Juden niemals über ein Gebiet herrschen, auf dem die Scharia ausgeübt wird. Ein jüdischer Staat könne dort also nicht entstehen.
Während des Ersten Weltkrieges hatten die Osmanen, das türkisch-islamische Reich, Beziehungen zu den Alliierten und zu Deutschland. Sie mussten sich entscheiden, mit wem sie zusammengehen. Sie entschieden sich für Deutschland. England und Frankreich griffen daraufhin das Osmanische Reich an, das schließlich besiegt und aufgelöst wurde.
Alles im Nahen Osten wurde neu geregelt. Die moderne Türkei wurde gegründet, und es entstanden weitere Länder wie Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien, Irak, Syrien und Libanon. Das sind alles moderne Kreationen, die aus der Auflösung des Osmanischen Reiches hervorgingen.
Die Engländer versprachen den Juden, dass sie in Palästina eine nationale jüdische Heimstätte schaffen dürften. Man kann sich vorstellen, wie die Juden darüber jubelten. Der schrecklichste Krieg bis dahin in der Weltgeschichte öffnete ihnen den Weg zurück in das Land, in dem sie bereits lebten – die Balfour-Erklärung.
Diese Erklärung war zunächst nur ein englisches Papier. Für viele Leute war das einfach Papier, das man ignorieren konnte. Aber nach dem Krieg trat der Völkerbund, der Vorläufer der UNO, zusammen. Er übernahm die Balfour-Erklärung und machte daraus internationales Recht.
Dennoch wurde nicht sofort ein jüdischer Staat gegründet. Dann kam der Zweite Weltkrieg mit der Vernichtung von sechs Millionen Juden in Europa. Das führte dazu, dass westliche Nationen den Mut fanden, hinzustehen und zu sagen: Als die UNO nach dem Krieg zusammentrat, wurde der Weltkrieg aufgelöst und eine bessere Organisation geschaffen.
Eine der ersten UNO-Sitzungen stimmte für die Schaffung eines jüdischen Staates. Das Judenproblem müsse gelöst werden. Die Araber drohten, Israel sofort zu vernichten, doch die Juden blieben standhaft.
Heute ist das anders, aber damals, unter dem Eindruck der geöffneten Konzentrationslager und der sechs Millionen Toten, blieben sie standhaft. So kam es am 14. Mai 1948 zur Staatsgründung Israels.
Jahrzehntelang waren Juden dort zurückgekehrt, bauten das Land wieder auf, forsteten es neu auf und betrieben Landwirtschaft. Doch es gab keinen Staat – das war nochmals eine Etappe in der Wiederherstellung des jüdischen Volkes, in der Wende ihres Schicksals, in einem Prozess.
Schließlich kam 1948 die Realität des Staates. Was ist das? Oben sieht es vollständig aus, aber es ist noch kein Leben darin.
Dann gibt es diejenigen, die von der Ersatztheologie ausgehen und sagen: „Schaut mal, 80 Prozent in Israel sind Agnostiker. Die sagen, man könne nicht wissen, ob es Gott gibt – wahrscheinlich schon, aber sie haben ein distanziertes Verhältnis.“ Dazu kommen zwanzig Prozent Ultraorthodoxe. Das hat doch nichts damit zu tun, dass Gott dieses Volk zurückführt.
Man muss argumentieren, dass der Lebensodem noch nicht drin ist. Noch stärker wird das in Hesekiel Kapitel 36 deutlich, den wir ja gelesen haben, insbesondere Vers 24. Aber ich habe nicht vorgelesen, was dort vorhersteht. Ich lese deshalb aus Vers 21:
„Darum spricht zum Haus Israel, sagt Gott zu Hesekiel: So spricht der Herr, der Ewige: Nicht um eurer willen tue ich es, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen. Denn ihr habt meinen Namen entweiht unter den Nationen, wohin ihr gekommen seid. Und ich werde meinen großen Namen heiligen, der entweiht ist unter den Nationen, weil ihr ihn entweiht habt in ihrer Mitte. Und die Nationen werden erkennen, dass ich der Herr bin, spricht der Herr, der Ewige, wenn ich mich vor ihren Augen an euch heilige.“
Dann folgt: „Und ich werde euch sammeln aus allen Ländern.“
Was wird hier gesagt? Nicht weil sich das jüdische Volk in den vergangenen 2000 Jahren unter den Nationen so gut verhalten hat, wird Gott sie zurückbringen ins Land, sondern wegen der Ehre seines Namens. Was hat das mit der Ehre seines Namens zu tun? Gott hat zu Abraham, Isaak und Jakob gesagt, dass er dieses Land den Nachkommen, dem Volk Israel, geben wird. Er hat nicht gesagt, dass er es der Kirche oder der Gemeinde gibt.
Wenn Gott das nun aufgeben würde, dann würde das bedeuten, dass Gott etwas versprochen hat, das er nicht einhält. Aber Gott hält sein Versprechen und führt sie deshalb zurück, unabhängig von ihrem Verhalten. Er bringt sie zurück ins Land.
Wenn ich jetzt etwas Kritisches gesagt habe – nämlich dass sie sich unter den Nationen auch mit Sünde aufgeführt und versagt haben – muss ich noch etwas hinzufügen. In Hesekiel 37 wird gesagt, dass Gott sein Volk aus diesen Gräbern zurückführen wird ins Land. Das heißt, die Nationen, unter denen Juden in den vergangenen 2000 Jahren gelebt haben, werden in der Bibel als Gräber beschrieben.
Sie waren ja nicht erwünscht, wurden ständig abgelehnt und gehasst – gehasst für ihren Reichtum, gehasst für ihre Armut, gehasst für ihre Klugheit, gehasst für alles. Man muss sich vorstellen, dass die verschiedenen Länder, ich möchte jetzt keine Namen nennen, als Gräber dargestellt werden. Aber die Bibel ist gerecht und sagt auch: „Ihr habt euch falsch verhalten unter den Nationen.“ Auch dort gibt es Dinge zu besprechen.
Trotzdem führt Gott sie um seines Namens willen wieder zurück in ihr Land. Deshalb möchte ich noch den Übergang in Hesekiel 36,24 zeigen:
„Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen. Und dann im Land? Und ich werde reines Wasser auf euch sprengen, und ihr werdet rein sein von allen euren Unreinheiten und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen. Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben. Ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich werde meinen Geist in euer Inneres geben und bewirken, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte bewahrt und tut. Ihr werdet im Land wohnen, das ich euren Vätern gegeben habe, und ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein.“
Man sieht: Erst wenn sie im Land sind, wird die Reinigung kommen. Was heißt das? Das jüdische Volk sollte im Unglauben in das Land zurückkehren.
Wenn mir jemand sagt: „Ja, das ist Zionismus, und schau mal, die sind ja Atheisten, Agnostiker, und die Orthodoxen glauben ja nicht, dass Jesus der Messias ist.“ – Ja, gut, dass Jesus nicht der Messias ist. Weltweit gibt es etwa 300 Juden, die glauben, dass Jesus der Messias ist, und die glauben auch, dass Gott dreieinig ist. Man kann also nicht sagen, die Juden glauben es nicht. Aber natürlich ist das eine Minderheit, so wie in der Schweiz, wo wir eine totale Minderheit sind.
Hier wird gesagt, dass eine Wende kommen wird. Sacharja 13,8 erklärt uns, dass es eine Wende geben wird, dass schließlich ein Drittel der Bevölkerung zum Glauben kommen wird. In den letzten dreieinhalb Jahren, in der großen Drangsal, in der größten Not, wird ein Drittel – nach heutigen Zahlen, jetzt sind es mehr als sechs Millionen im Land, ich habe gesagt, über drei Millionen sind zurückgekehrt – wie geht das? Sie haben in der Zwischenzeit Kinder bekommen, und ständig kommen neue zurück.
Ein Drittel wird sich bekehren und gerettet werden. Nach heutigen Zahlen wären das über zwei Millionen – eine solche Verheißung gäbe es für die Schweiz. Aber man kann die ganze Bibel von Anfang bis Ende lesen, auch auf Hebräisch, und es gibt keine solche Stelle für die Schweiz. Auch nicht für das jüdische Volk.
Jetzt versteht man auch, was in Römer 9 und Römer 11 steht: „Dann wird ganz Israel gerettet werden.“ Nun sagt jemand: „Du hast vorhin ein Drittel gesagt, und jetzt sagst du ganz Israel.“ Natürlich, das ist Mathematik.
Sacharja 13,8 sagt, dass ein Drittel zum Glauben kommt, und zusätzlich, dass zwei Drittel im Land umkommen werden durch einen künftigen Angriff von Norden, wie in Joel 2 beschrieben wird. Von Norden – noch nicht jetzt, sondern in der Zukunft – werden zwei Drittel umkommen. Das ist unglaublich.
Aber das wird im Zusammenhang stehen damit, dass die Masse den falschen Messias, den Antichristen, akzeptieren wird. Dann wird sich etwas ändern. Aber ein Drittel wird zum Glauben kommen und gerettet werden. Dieser Überrest ist das Ganze.
Ich habe gesagt: Mathematik. Römer 9 sagt, nur ein Überrest wird gerettet werden, nämlich ein Drittel nach Sacharja 13,8. Aber dieser Drittel wird danach das Ganze sein. Darum sagt Römer 11 im gleichen Brief: Ganz Israel wird gerettet werden, und sie werden alle wiedergeboren sein.
Wie Johannes 3 das Kapitel über die Wiedergeburt zeigt, erklärte Jesus Nikodemus, dem Lehrer Israels damals: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, aus Wasser und Geist, kann er das Reich Gottes nicht sehen und nicht hineingehen.“
Das Wasser ist hier ein Bild für das Wort Gottes. In Epheser 5,26 lesen wir von der Reinigung mit Wasser durch das Wort. Wenn wir die Bibel lesen, deckt sie Sünde in unserem Leben auf. Das muss uns dazu führen, dass wir es Gott bekennen.
Nach 1. Johannes 1,9: Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. So wird das Wasser zum Reinigungsbad, dem Wasser des Wortes Gottes.
Der Heilige Geist wirkt, dass ein Mensch seine Schuld erkennt und begreift, dass Jesus Christus für ihn gestorben ist, wie es Jesaja 53 vorausgesagt hat – das Lamm Gottes, das unsere Sünden wegträgt. So wird man wiedergeboren.
Was heißt wiedergeboren? Man erhält ewiges Leben. Johannes 3,16 ist Teil der Rede an Nikodemus: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Das ist Wiedergeburt. Nun wird hier gezeigt, dass Israel ein wiedergeborenes Volk werden wird. Zum ersten Mal in der ganzen Geschichte Israels wird das ganze Volk echt gläubig sein. Das gab es noch nie.
Sie sind zwar aus Ägypten ausgezogen, aber im 1. Korinther 10 heißt es, dass Gott an den meisten kein Wohlgefallen hatte. Sie sind in der Wüste niedergestreckt worden. So geht es weiter.
Die Vertreter der Bündnistheologie sagen, Israel heute sei nicht Gottes Volk, weil die meisten nicht an den Messias glauben. Wie bitte? Wie war das früher? Die Bibel sagt doch immer, dass Israel sein Volk ist.
Aber etwas ganz Neues wird in Zukunft sein: Alle werden wiedergeboren sein und in das Reich des Messias eingehen. Darum sagt Jesus zu Nikodemus: „Wer nicht von neuem geboren wird, aus Wasser und Geist, kann das Reich Gottes nicht sehen und nicht hineingehen.“
Damit ist das Tausendjährige Reich des Messias gemeint. Das ist das zukünftige Reich, in das sie eingehen werden, wenn Gott seinen Plan in Phasen vollendet.
Wir sehen, dass wir mitten im Prozess sind. Aber wir dürfen diese Übersicht durch das Wort Gottes haben.
Die Vertreter der Bündnistheologie sagen typischerweise, dass das tausendjährige Reich bereits heute existiert. Sie behaupten, Christus regiere über die Gemeinde in dieser Welt.
Einmal kam eine Bibelschülerin zu mir. Ich werde nicht sagen, aus welcher Bibelschule in der Schweiz sie kam – das wäre ein Skandal. Sie erzählte, ihr Dozent habe gesagt, das tausendjährige Reich sei schon jetzt da. Man müsse es symbolisch verstehen: Jetzt regiere der Herr durch die Gemeinde.
Daraufhin sagte ich ihr, sie solle in die eine Hand Stroh nehmen – besser wäre es gewesen, Heu zu sagen – und in die andere Hand Fleisch. Dann solle sie mit dem Fleisch und dem Heu zum Zoo in Zürich gehen. Dort könne sie mit der Straßenbahn hinfahren. Sie solle dem Löwen das Heu hinhalten. Der Wärter würde sicher nicht erfreut sein, aber wenn der Löwe das Heu annimmt, dann seien wir im tausendjährigen Reich. Wenn er das Fleisch nimmt, dann noch nicht.
Sie hat es nicht ausprobiert, das war klar. So könne man die Bibel nicht zu dem machen, was sie nicht sagt.
Hinzu kommt Offenbarung 20, wo vom tausendjährigen Reich gesprochen wird. Jesaja 11 sagt, dass der Löwe Heu fressen wird – nicht Stroh, sondern Heu. In Offenbarung 20 wird außerdem gesagt, dass der Teufel gebunden sein wird. Wie kann man das symbolisch verstehen? Er ist doch nicht gebunden, sondern in der ganzen Welt frei. Dennoch behauptet man, wir seien im tausendjährigen Reich. Das ist nicht möglich.
Israel ist ein Gottesbeweis. Wir sehen Gottes Handeln in einer Welt voller Ungerechtigkeit. Gott handelt und hat einen Plan. In Phasen verändert er das Volk Israel immer mehr und führt es zu seinem Ziel. Die Bibel bedeutet das, was sie sagt.
Diese Vision nehmen wir als Vision, ja, mit Symbolen, aber nicht alles, was die Bibel sagt, ist Symbol. Wir müssen unterscheiden. Die Bibel wörtlich zu lesen bedeutet, dass ein Gleichnis ein Gleichnis ist – das haben wir heute Morgen gelernt – und eine Direktaussage eine Direktaussage bleibt.
So wird Gott das in Phasen vollenden, zur Ehre seines Namens, damit er der Gott ist, der auch hält, was er verspricht. Noch einmal: Römer 11,29 sagt, dass die Gnadengaben und die Berufung Gottes unwiderruflich sind.
Eine weitere Perle ist die Vision von den toten Gebeinen in Vers 11. Die Menschen sagen: „Unsere Gebeine sind verdorrt, unsere Hoffnung ist verloren, wir sind dahin.“ So haben sich Juden in den vergangenen Jahrhunderten nicht vorstellen können, wie es möglich sein sollte, dass ein Volk, das weltweit zerstreut war, wieder heimkehrt und einen Staat gründet.
Jesaja 66,8 sagt: „An einem Tag wird diese Nation geboren werden.“ Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Doch früher sagte man: Wie soll das geschehen? Man konnte sich nicht vorstellen, dass nach der Rückkehr der Erste Weltkrieg das Land zerstört und der Zweite Weltkrieg den Weg zum Staat ebnet.
Man dachte: Wir sind verloren. In der Nationalhymne, der Hatikwa, die „Die Hoffnung“ heißt, singt man im Refrain: „Od lo avda tikwa tenu“ – „Solange ist unsere Hoffnung nicht verloren“. Die Hoffnung ist, dass wir nach zweitausend Jahren wieder ein freies Volk sind, ein freies Volk in unserem Land, in Juda und Jerusalem.
Dort wird bewusst diese Formulierung aus Hesekiel aufgegriffen: Im Unglauben heißt es „Unsere Hoffnung ist verloren“ – auf Hebräisch „Avda tikwa tenu“. Doch in der Hatikwa heißt es „Od lo avda tikwa tenu“ – „Solange wir noch eine Seele haben, die nach Zion zurückkehren will, ist noch Hoffnung, dass wir nach zweitausend Jahren wieder ein freies Volk werden in unserem Land.“
Und das Schöne ist: Hesekiel 37 wurde bei den Ausgrabungen in Masada entdeckt. Masada war ja die letzte Festung, die nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 etwa fiel. Dort wurde in Hesekiel 37,25 vorausgesagt, dass alle deine Festungen in einem Land, die Hohen und Festen, auf die du vertraust, gefallen sind.
Masada fiel, und der Staat Israel wurde neu gegründet. Danach begann die Archäologie, auch in Masada. Was findet man in der Synagoge dort, im Boden? Einen Rest von einer Hesekielrolle, genau mit diesem Text aus Hesekiel 37.
Ist das nicht wunderbar? Die Rolle wurde dort hineingetan und versteckt, als der Staat unterging. Und als der Staat wieder erstand, fand man sie und sieht: Gott ist treu. Er hält, was er verspricht.
Das ist etwas ganz Wichtiges auch für unser Leben. Wir haben so viele Verheißungen im Wort Gottes, und wir dürfen wissen, dass wir darauf bauen können – unser ganzes Leben lang. So wie der Gescheite, der sein Haus auf den Felsen baut und nicht auf den Sand.
Dieses Wort ist wirklich eine Felsgrundlage: Gott ist treu, er hält, was er verspricht.
Und die Zeit ist abgelaufen. Die letzte Stelle ist aus dem Propheten Joel. Ich erinnere mich, aber jetzt weiß ich nicht mehr genau, wie alt ich war. Ich habe mich sehr gefreut, als mir plötzlich klar wurde, was dort wirklich steht.
Joel 4,1: Da spricht der Messias: „Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich das Schicksal Judas, also der Juden und ihres Landes, und Jerusalems, der Hauptstadt, wenden.“
Das bedeutet, dass in einem Prozess das Schicksal von Juda und der Stadt Jerusalem in Phasen gewendet wird. Dann werde ich alle Nationen versammeln und sie in die Talebene Josaphat hinabführen. Dort werde ich mit ihnen über mein Volk und mein Erbteil Israel richten, das sie unter den Nationen zerstreut haben, und mein Land haben sie geteilt.
Man merkt, was hier gesagt wird: Es wird keine genaue Zeitangabe gemacht, keine Berechnung von Jahren, Monaten oder Wochen. Es heißt nur, in dieser Zeitepoche, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn das Schicksal des jüdischen Volkes gewendet wird.
Beispiele dafür sind: 1882 die erste Aliyah, 1904 die zweite Aliyah, der Erste Weltkrieg öffnet das Land für die dritte Aliyah, der Zweite Weltkrieg ebnet den Weg zum Staat Israel, weitere Aliyah folgen. 1967 wollen die umliegenden Völker Israel ausrotten, und am dritten Tag des Sechstagekrieges kommt der Tempelberg, die Altstadt von Jerusalem, nach fast zweitausend Jahren wieder in jüdische Hand.
Wenn ich das Schicksal Judas und Jerusalams in Phasen wenden werde, dann werde ich die Nationen in die Talebene Josaphat versammeln. Das ist ein anderer Name für das Kidron-Tal zwischen Ölberg und Tempelberg. Dort werde ich mit ihnen über mein Volk und mein Erbteil Israel richten.
Das heißt also, der Messias, Jesus Christus, wird in dieser Epoche auf der Erde sein. Was will ich damit sagen? Wir rechnen nicht mit genauen Jahreszahlen und verwerfen jegliche solche Berechnung. Aber wir können sagen: Wir leben in jener Epoche, in der Jesus Christus kommen wird. Er wird auf dem Ölberg erscheinen (Sacharja 14) und dann im Kidron-Tal sitzen.
Die Völker werden in jener Epoche, in der diese Wende geschieht, wieder versammelt. Und in dieser Wende leben wir. Wir haben den lebendigen Beweis Israel – einen Gottesbeweis, der die Augen öffnen kann für die Wahrheit der Bibel.
Danke fürs Ausharren.
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