Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Wir sind immer noch an diesem Dienstag, Vorkarfreitag.
Im Lukas-Evangelium beginnt die Beschreibung von diesem Dienstag ab Kapitel 20, Vers 1. Wir haben gesehen, wie der Herr im Tempel war und Auseinandersetzungen mit verschiedenen Gruppen des Judentums hatte.
Zuerst, in Kapitel 20, Vers 1, kamen Mitglieder des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs, und griffen den Herrn an. Wir haben beobachtet, wie der Herr in wunderbarer Weise und völlig angemessen auf die vorgebrachten Anliegen reagierte.
Dann kamen Herodianer zusammen mit Pharisäern. In Lukas 20, Vers 20 werden sie als Aufpasser bezeichnet. In den parallelen Evangelienberichten sehen wir, dass es sich dabei um Pharisäer und Herodianer handelt – zwei ganz gegensätzliche Gruppen, die sich normalerweise gegenseitig ausschlossen. Doch in ihrer Feindschaft gegen den Herrn waren sie vereint. Sie versuchten, den Herrn in eine Falle zu locken, hatten aber keine Chance.
Schließlich kamen die Sadduzäer in Vers 27 und versuchten auf ihre Weise, den Herrn zu widerlegen. Auch ihnen gelang das nicht.
Nachdem der Herr alle zum Schweigen gebracht hatte – Vers 40 – wagten sie nicht mehr, ihn über irgendetwas zu befragen. Dann wurde eine Frage gestellt, die nicht beantwortet wurde. Diese Frage ist bis zum heutigen Tag offen für das Judentum.
Es handelt sich um die Frage: Wer ist eigentlich der Messias gemäß dem Alten Testament? Die meisten im Judentum damals hätten geantwortet, er müsse ein ganz normaler Mensch sein. Doch Jesus zeigt anhand von Psalm 110, dass der Messias Gott und Mensch in einer Person sein muss.
Darauf konnten sie nicht antworten. Sie konnten dieses Problem, das Psalm 110 aufwirft, nicht erklären. Damit bleibt diese Frage bis heute offen: Wer ist Jesus Christus?
Warnung vor falschen geistlichen Führern
Und jetzt wird es interessant: Wir kommen zu einem neuen Abschnitt, ab Vers 45. Hier spricht der Herr zum Volk und warnt es vor den Theologen jener Zeit, den Schriftgelehrten. Dabei meint er genau jene Schriftgelehrten, die nicht erkannten, was das Zentrum des Alten Testaments ist – der Messias. Genauer gesagt, seine Herrlichkeit als Gott und Mensch in einer Person.
Das haben wir beim letzten Mal ja auch noch genauer mit Parallelstellen im Alten Testament betrachtet. Dort wird deutlich bezeugt, dass der Messias sowohl Gott als auch Mensch in einer Person ist.
Im nächsten Abschnitt wird nun klar, wo die Hinderungsgründe liegen beziehungsweise wie sich das äußert, wenn der Messias im Klartext, der Herr Jesus, nicht das Zentrum ist.
Darf ich bitten, Edmund, nur mal zu lesen, Verse 45 bis 47:
„Während aber das ganze Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in langen Gewändern einhergehen wollen und die Begrüßungen auf den Märkten lieben und die ersten Sitze in den Synagogen und die ersten Plätze bei den Gastmählern! Die Häuser der Witwen verschlingen sie und halten zum Schein lange Gebete. Diese werden ein schwereres Gericht empfangen.“
Wir können gleich zusammentragen, was wir hier finden. Der Herr Jesus warnt also vor den Schriftgelehrten und sagt: Hütet euch! Dabei nennt er sechs problematische Punkte, die wir gleich zusammenfassen werden.
Wichtig ist noch eine Anmerkung: In Matthäus nimmt der entsprechende Abschnitt zu diesen drei Versen ein ganzes Kapitel ein. Das ist Matthäus 23, wo der Herr acht „Wehe“ über die Schriftgelehrten ausspricht.
Diese „Wehe“ sind übrigens keine Verfluchungen. Wenn er „Wehe“ sagt, bedeutet das immer noch eine Chance zur Umkehr. „Wehe“ heißt: Wenn ihr nicht umkehrt, dann wird das Gericht euch treffen, aber es bleibt eine Möglichkeit zur Umkehr.
Die sechs problematischen Charakterzüge der Schriftgelehrten
Ja, tragen wir zusammen die sechs Punkte möglichst der Reihe nach.
Sie gehen in langen Gewändern um die Welle. Wie würdest du diese Problematik mit einem anderen Ausdruck umschreiben? Sie haben schöne Gewänder. Noch allgemeiner ausgedrückt wäre das ein Talar.
Und ein weiterer Ausdruck? Sie lieben Eitelkeit, Prunk und Luxus. Zweiter Jerry, das war ja alles richtig. Aber ich wollte es einfach noch ein bisschen allgemeiner, so dass man sich selbst auch darin wiedererkennen könnte, auch wenn man keinen Talar trägt. Ja, so.
Dann zum zweiten Punkt: Sie lieben die Begrüßung auf dem Markt. Das bedeutet, es ist eine gute Sache, dass man Leute grüßt. Genau darum geht es. Sie lieben es, mit ihren Titeln angesprochen zu werden. In der Parallelstelle in Matthäus sehen wir, dass sie es lieben, Rabbi, Rabbi genannt zu werden.
Dieser Ausdruck ist vom Herrn ausdrücklich für seine Jünger verboten. Er sagt: Lasst euch von niemandem Rabbi nennen. Was bedeutet eigentlich der Ausdruck Rabbi ganz genau? Er bezeichnet einen Lehrer, aber das Wort selbst besteht aus „Rab“ und „I“. „Rab“ bedeutet „der Große“. Also heißt es eigentlich „mein Großer“. „Meister“ ist eine Umschreibung davon, aber wörtlich heißt es „mein Großer“.
Ist das die gleiche Wurzel wie „Rapotei“? Ja, wie „Rapotei“. Auch die letzten paar Namen sind verwandt damit. Wenn man sagt „meine Damen und Herren“, „Gvirotei“, „Verapotei“, das ist verwandt damit. Im Arabischen ist es üblich, Gott so zu nennen, wenn man betet: „Arab“ oder „Rab“ bedeutet Herr, aber im Sinne der Großen, der Araber.
Der Herr sagt, es geht überhaupt nicht, dass man mit einem geistlichen Titel angesprochen wird. Und sie liebten eben diese geistlichen Titel. Der Herr sagt in Matthäus 23 auch, man soll sich nicht „Vater“ nennen lassen. Das bedeutet natürlich nicht, dass man sich von seinen Kindern nicht Vater nennen lassen soll, aber im Sinn von geistlichem Vater.
Der Apostel Paulus war ein geistlicher Vater. Er konnte zu den Korinthern sagen: Ihr habt vielleicht viele Erzieher, aber ihr habt nur einen Vater, weil ihr durch ihn zum Glauben gekommen seid. Er war ihr geistlicher Vater. Auch von Timotheus, der durch ihn zum Glauben kam, sagt er in 2. Timotheus 1: „mein echtes Kind“. Aber Paulus ließ sich nicht als „Vater Paulus“ ansprechen. Das wäre im Lateinischen „Pater“, genau diese Art.
Oder der Abt im Kloster – das hängt zusammen mit „Abba“, Vater. Und der Papst, „Il Papa“, der Vater, sogar „Heiliger Vater“, ein Titel, der nur einmal in der Bibel verwendet wird, in Johannes 17, wo der Herr Jesus zum ewigen Vater spricht als ewiger Sohn.
Der Herr sagt ganz klar: Das geht nicht. Er sagt auch, ihr dürft euch nicht „Meister“ nennen lassen. Da hat man natürlich ein Problem, jeder, der einen Master gemacht hat. Aber auch hier geht es um einen geistlichen Titel, den man nicht tragen soll.
Die Titel im sozialen Umgang sind möglich, aber im richtigen Rahmen. Zum Beispiel im zweiten Johannesbrief spricht Johannes eine sehr gehobene Frau mit „Herrin“ („Kyria“) an. Das ist ein sehr erhabener Titel, aber eben kein geistlicher Titel.
Der Herr sagt ganz klar: Keine geistlichen Titel. Darum ist es auch ein Problem, wenn man sich „Pfarrer“ nennt. Abraham sagte auch einem unsern Vater Abraham nach dem Fleisch, dann ist er nicht geistig. Genau, jawohl, ganz genau.
Abraham ist der Vater Israels, aber man spricht ihn nicht mit einem geistlichen Titel an. Das wird da klar gemacht. Sie lieben genau diese Begrüßung mit geistlichen Titeln.
Dann drittens: Die ersten Sitze in den Synagogen. Das heißt, dort, wo das Wort Gottes verkündigt wird, wollen sie den ersten Platz. Und es gibt auch die ersten Plätze im allgemeinen sozialen Umgang. Auch dort, wo man zusammenkommt, um das Wort Gottes zu hören, wollen sie die ersten Plätze. Man könnte sagen, geistlich und säkular wollen sie die ersten Plätze.
Dann weiter: Geldliebe. Und zwar auf Kosten der Schwachen, die die Häuser der Witwen verschlingen.
Und sechstens: Scheinfromm, und zwar durch lange Gebete. Lange Gebete bedeuten nicht automatisch, dass etwas geistlich ist. Das wird hier klargemacht. Diese Leute nehmen eine so hohe Stellung geistlich ein, dass sie einmal unter ein schweres Gericht kommen werden, mehr als andere.
Die Gabe der armen Witwe als Kontrast
Und jetzt gehen wir gleich weiter zum nächsten Abschnitt, Verse 1 bis 4 bitte. Er blickte aber auf und sah die Reichen, wie sie ihre Gaben in den Schatzkasten legten. Er sah aber auch eine arme Witwe, die zwei Schärflein dort einlegte. Und er sprach: In Wahrheit sage ich euch, dass diese arme Witwe mehr eingelegt hat als alle. Denn alle diese haben von ihrem Überfluss eingelegt zu den Gaben, diese aber hat aus ihrem Mangel heraus den ganzen Lebensunterhalt, den sie hatte, eingelegt.
Was ist die Verbindung zwischen dem vorherigen Abschnitt und diesem neuen? Man denkt, es sei ein völlig anderes Thema. Aber es ist wichtig beim Bibellesen, darauf zu achten, wie die Verknüpfung ist. Sie war arm und verachtet, weil niemand sie beachtet hat.
Und was ist jetzt die Verknüpfung zum vorherigen Abschnitt? Die vorherigen wollten beachtet werden und waren reich. Also gerade der Kontrast, oder? Diejenigen, die quasi die höchste Stellung einnehmen wollten, und hier eine, die eine ganz schwierige Position hatte und eben auf der unteren Stufe stand. Der soziale Leiter war damals im Volk.
Eine ganz direkte Verbindung ist noch dazu: Der Herr sagt, die Häuser der Witwen verschlingen sie, die Schriftgelehrten. Und jetzt kommt eine Witwe, die wirklich fast nichts mehr hat. Warum hat sie fast nichts mehr? Merkt man die Verknüpfung? Sehr direkte Verknüpfung vorhanden, und eben einerseits der Kontrast und dann diese direkte Verbindung.
Und nochmals zu den Schriftgelehrten: Sie haben beim Bibelstudium nicht erkannt, wer das Zentrum ist – der Messias. Das ist der Abschnitt vorher. Wir können die Bibel nur verstehen, Altes und Neues Testament, wenn wir ganz klar die Bibel so lesen, dass der Herr Jesus der Mittelpunkt ist. Und zwar beginnend mit 1. Mose 1,2-3, dass wir überall Christus suchen und ihn auch finden werden.
Aber wenn das fehlt, dann kann man studieren, so viel man will, man wird nie zur richtigen Erkenntnis kommen. Alle diese sechs Punkte, die wir vorhin gesehen haben, sind deutliche Hindernisse, um die Bibel richtig verstehen zu können. Er begann mit der Luxusliebe und so weiter.
Jetzt können wir vielleicht dazu noch eine Stelle lesen aus Johannes 5, wo der Herr zu einer frühen Gelegenheit zu den Führern des Volkes gesprochen hatte, im Zusammenhang mit dem Bibelverstehen, dem richtigen Verstehen der Bibel. Und da sehen wir gleich die direkte Verbindung.
Darf ich bitten, Edmund zu lesen, ab Johannes 5, Vers 41? Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin das Brot, das aus dem Himmel kommt.
Johannes 5,41: Ich nehme nicht Ehre von Menschen, sondern ich kenne euch, dass ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt. Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht auf. Wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen.
Jesus wurde abgelehnt. Du gehst danach gleich weiter, und wer das tut, ist offen für Verführung. Dieser andere, der in seinem eigenen Namen kommt, ist ein direkter Hinweis auf den kommenden Antichristen.
Weiter: Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht sucht? Meint nicht, dass ich euch beim Vater verklagen werde. Da ist einer, der euch verklagt: Mose, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Denn wenn ihr Mose glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr an seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?
Also hier haben wir eine direkte Verbindung: Sie nehmen Ehre voneinander und sind nicht interessiert an der Ehre Gottes. Dann wird auch klar, dass Jesus hier deutlich macht, dass er das Zentrum der Heiligen Schrift ist und dass auch die Tora, also die Bücher Mose, von ihm sprechen.
Es geht nicht, dass sie ihm gegenüber feindlich sind und trotzdem die Bibel verstehen. Wenn sie ihn ablehnen, dann wird deutlich, dass sie die Bibel auch nicht verstanden haben, denn die Bibel zeugt von ihm. Also: Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben? Eine völlige Übereinstimmung zwischen ihm und der Heiligen Schrift.
Aber da war eine Blockade. Wir haben das schon in einem früheren Kapitel gesehen, dass der Herr ihnen vorgeworfen hat, sie, die Schriftgelehrten, hätten den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Das können wir jetzt nochmals aufschlagen, das ist Lukas 11,52.
Wehe euch, Gesetzgelehrte, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr gehindert.
Also, es geht um einen Schlüssel zur Erkenntnis. Man kann die Bibel nicht einfach so verstehen. Man muss diesen Schlüssel haben, um sie richtig zu verstehen. Diese Theologen aber haben den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Selbst sind sie nicht durch die rettende Tür hineingegangen, und andere haben sie daran gehindert.
Das macht das ganze Drama so deutlich, und das wurde ja an diesem Dienstag ganz klar, dass alle diese Gruppen des Judentums, die wir da erwähnt haben, den Herrn als Messias ablehnen.
Die Bedeutung der Gabe der Witwe und die Währung der Schärflein
Und jetzt eben diese arme Witwe: Sie hatte wirklich praktisch nichts mehr. Wie viel wird da gesagt, hatte sie? Ein Schärflein, im Griechischen Lepton, wir sagen Lepta.
Wie muss man das umrechnen? Kann das jemand erklären? Wie kann man solche Währungen in heutige Währungen umrechnen? Das war die kleinste damalige Kupfermünze. Ich habe eine mitgebracht, ein Original. Das ist die kleinste Münze, die es damals gab, und zwar eben ein Lepton oder Schärflein. Es entspricht einem 1/144 Teil eines Denars. Der Denar war der Tageslohn eines Arbeiters.
Das können wir aus Matthäus 20 sehen, wo einem Tagelöhner für einen Tag ein Denar versprochen wird. Also: Tageslohn geteilt durch 144, das ist der Wert eines Schärfleins. Aber sie hat es mal zwei, sie hatte ja zwei Schärflinge, also ist es ein 1/72 Teil. Ich gebe es mal um, man muss es aber in die Hand nehmen, um es wirklich zu spüren.
Das ist eine Geschichte, bei der wir einfach sprachlos werden. Eine Frau, die bereit ist, das gesamte Vermögen, das zwar praktisch nichts war, dem Herrn zu geben. Das zeigt uns ein Vertrauen auf den Herrn auch für morgen.
Ganz im Sinn dessen, was auf unserem Fünf-Franken-Stück steht, auf der Seite, nämlich "Dominus providebit", und das heißt: Der Herr wird sorgen. So christlich war einmal die Schweiz. Und man hat noch einige Spuren, so archäologische Überreste könnte man sagen, sogar im Geldsystem.
Hier zeigt der Herr eben, dass diese Witwe klar macht: In den Augen des Herrn kommt es weniger darauf an, wie viel es absolut ist, sondern wie viel es relativ zu dem Vermögen ist, das man überhaupt hat und gibt. Und sie gab alles.
Damit ist natürlich kein Maßstab gesetzt, dass wir heute alles weggeben müssen. Aber die Vorgabe im Neuen Testament für das Geben finden wir in 2. Korinther 7. Es gibt keine Vorgabe in Prozent, aber es kann eben hundert Prozent sein. Das ist der Punkt. Und bei ihr waren es hundert Prozent.
Wir lesen auch in 2. Korinther 9, Vers 7, am besten ab Vers 6: "Dies aber sage ich: Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten. Jeder gebe, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott."
Ganz wichtig: Nicht aus Verdruss oder – ganz wörtlich – aus Betrübnis und auch nicht unter dem Druck von anderen, sondern mit einer inneren Freudigkeit. Diese Frau hat sich gesagt: Ich gebe alles, aber ich weiß, dass der Herr auch morgen sorgt.
Der Ort der Gabe im Tempel
In diesem Fall können wir sogar ganz genau sagen, wo im Tempel sich diese Geschichte abgespielt hat, nämlich im Vorhof der Frauen. Dieser Vorhof ist an den innersten Vorhof angeschlossen.
Wie kommen wir auf die Idee, dass es genau dort gewesen sein muss? Wenn man sich überlegt, wie man den Kopf auf das Opfer gelegt hat und jemand gerade hilft, wird klar: Frauen durften nicht näher an den innersten Vorhof heran. Vielleicht waren Hofvolumen zugelassen, aber die Frauen durften nur bis in den Frauenvorhof.
Sie durften nicht direkt durch das Nikonor-Tor in den innersten Vorhof gehen, denn dort durften nur Männer hinein. Und auch im innersten Vorhof war der Platz limitiert, nur ein paar Quadratmeter waren zugänglich. Dieser Bereich hieß der Vorhof Israels.
Wenn Frauen Opfer brachten, zum Beispiel ein Lamm, dann gingen sie durch das Tor der Frauen, das nördlich lag, und führten direkt in den innersten Vorhof hinein. Dort durften sie sogar weitergehen, als es normalerweise Männern erlaubt war. Nämlich bis ganz nahe zum Altar, denn dort musste man beim Lamm die Hände aufstützen.
Der Frauenvorhof war ein Vorhof, umgeben von Säulenhallen. In diesen Säulenhallen gab es eine ganze Reihe von Opferkästen für verschiedene Zwecke. Dort saß also der Herr im Frauenvorhof und beobachtete, wie die Leute ihre Gaben in diese Opferkästen legten.
Interessanterweise hatten diese Opferkästen die Form einer Posaune. Das erklärt auch, warum der Herr in der Bergpredigt sagt, man solle nicht wie die Heuchler vor sich herposaunen, wenn man gibt. Die Kästen hatten diese Form, und der Herr beobachtete genau, wie gegeben wurde. Anschließend instruiert er seine Jünger über das richtige Geben.
Prophezeiung über die Zerstörung des Tempels
Ja, gehen wir weiter zum nächsten Abschnitt, Verse 5 bis 6.
Und als einige vom Tempel sagten, dass er mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei, sprach er: "Diese Dinge, die ihr seht, Tage werden kommen, in denen nicht ein Stein auf dem anderen gelassen wird, der nicht abgebrochen wird."
Was ist nun der Zusammenhang zwischen dem vorherigen Abschnitt und diesem? Man denkt, jetzt kommt etwas ganz anderes. Sie nehmen gar nicht Bezug auf das Bild, das die arme Witwe opfert, sondern wollen auf ihre reichen Geschenke hinweisen. Sie schauen sich den Tempel an, die schönen Steine und die Weihgeschenke.
Also, plötzlich sagen Leute, wie schön der Tempel ist mit seinen Steinen und Weihgeschenken. Aber sind das tatsächlich die Reichen, die so viel gegeben haben? Wer spricht hier? Das wissen wir zum Beispiel aus Markus, wo wir sogar genau sagen können, wer diese Leute waren. In Markus 13, Vers 1 heißt es: "Und als er aus dem Tempel heraustrat, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Lehrer, sieh, was für Steine und was für Gebäude!"
Also kommt dieses Bewundern der Steine aus dem Kreis der Jünger, und das muss wirklich phänomenal gewesen sein. Der größte Stein, den man heute noch bei den Überresten des Tempels sehen kann – oder einer der größten – befindet sich an der Westmauer, im heutigen sogenannten rabbinischen Tunnel. Er hat eine Länge von fast 14 Metern, eine Breite von etwa vier Metern und eine Höhe von ungefähr drei Metern.
Er wiegt ungefähr 580 Tonnen – also gigantisch. Wir wissen von Josephus Flavius, dass die Bausteine im Zusammenhang mit dem Tempelhaus noch größer waren. Früher dachte man, dieser Flavius übertreibe sehr gerne. Doch als man vor einigen Jahren diesen Baustein an der Westmauer fand, wurde klar, dass das keine Übertreibung war. Es ist wirklich gigantisch. Zum Vergleich: Die großen Steine bei der Pyramide von Gizeh in Kairo wiegen etwa drei bis vier Tonnen oder sogar weniger. 580 Tonnen sind also absolut beeindruckend.
Diese Jünger waren überwältigt davon. Und dann sahen sie noch Weihgeschenke. Was sind das? Das ist das, was die arme Witwe gegeben hat, die den Lumpen-Kasten füllte. Sie haben jetzt die Weihgeschenke betrachtet. Die Witwe hat Geld für den Tempel gespendet, nicht wahr? Aber jetzt schauen sie auf die Weihgeschenke, der Tempel sei geschmückt mit Weihgeschenken. Man hat ja nicht diese Schärflein aufgehängt, oder? Das sind die Mandelblüten, die man an den Säulen aufhängen konnte.
Mandel? Oder Granat? Weinstock, Weinstock, ja! Beim Eingang zum eigentlichen Tempelhaus gab es zwei Säulen im Eingangsbereich. Dort befand sich ein gigantischer goldener Weinstock mit Trauben und Blättern. Er wuchs, indem Geld für den Tempel gespendet wurde, und man konnte weitere Blätter und Trauben hinzufügen. So wurde er immer größer.
Das ist eines dieser ganz besonderen Weihgeschenke. Darauf nimmt der Herr Bezug in Johannes 15,1, wenn er sagt: "Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben." Dort erklärt er die Bedeutung dieses Weihgeschenks des goldenen Weinstocks im Tempel.
Und dann gab es ein weiteres Weihgeschenk: die Lampe von der Königin von Adiabene. Adiabene war damals ein Land, regiert von einer Königin, die zum Judentum übergetreten war. Sie spendete eine Lampe, die im Eingangsbereich aufgehängt wurde. Und zwar so, dass zu einer bestimmten Zeit am Morgen, wenn das Brandopfer aufgelegt werden sollte, ein Lichtblitz entstand. Die aufgehende Sonne über dem Ölberg hatte genau den richtigen Winkel, sodass das Licht auf die Lampe fiel und diesen Lichtblitz erzeugte.
Diese Lampe und noch etwas anderes: zwei Kronen. Über dem Eingang gab es Fenster, in denen zwei Kronen waren. Wo finden wir diese Kronen im Alten Testament? Genau, in Sacharja 6, Vers 11 wird berichtet, wie zwei Kronen für den Hohenpriester gemacht werden sollten. Der Hohepriester sollte ein Vorbild für den Messias sein, der angekündigt wird mit den Worten: "Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross."
Dann heißt es, dass ihm diese beiden Kronen aufgesetzt werden sollten. Vielen Dank. Kannst du, Edmund, Sacharja 6, Vers 14 vorlesen?
Ja, Vers 14, korrekt: "Und nimm Silber und Gold und mach eine Krone. Und setze sie auf das Haupt des Hohenpriesters Joshua, des Sohnes Josadags, und sage ihm: So spricht der Herr der Heerscharen: Siehe, ein Mann, Spross ist sein Name, und es wird unter ihm sprossen, und er wird den Tempel des Herrn bauen."
"Ja, er wird den Tempel des Herrn bauen, und er wird Hoheit tragen und auf seinem Thron sitzen und herrschen. Auch wird ein Priester auf seinem Thron sein, und der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein. Und die Krone soll dem Heldei, dem Tobia und dem Jeddaja und der Gnade des Sohnes Stephanas im Tempel des Herrn zum Gedächtnis sein."
Also, diese Spender damals kamen aus Babylon und spendeten Geld. Der Prophet musste daraus Kronen herstellen. Übrigens steht in Vers 11 bei dir "Mach eine Krone", aber im Grundtext ist es eigentlich Plural: "Mache Kronen." Eine alte Übersetzung, aber der masoretische Text hat ganz klar Plural, denn es waren zwei Kronen im Tempel.
Dann wird erklärt, dass diese Kronen dem ersten Hohenpriester des Zweiten Tempels aufgesetzt werden sollten. Dabei wurde verkündet: "Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross, und er wird von seiner Stelle aufsprossen." Die alten Rabbiner erklärten, dass dieser Vers vom Messias spricht.
Der Mann, sein Name ist Spross. Man muss wissen: Jesus wurde ständig genannt "Jesus der Nazaräer" und "Nazareth" kommt von "Näzer", was "Spross" bedeutet. Nazareth heißt auf gut Deutsch "Sprosslingen". Also sollte der Messias "Spross" genannt werden. Das hat sich darin erfüllt, dass er Nazaräer genannt wurde.
Er sollte König und Priester in einer Person sein. Das, was Hohenpriester nicht durften – gleichzeitig Priester und König sein – sollte dem Messias vorbehalten sein. Deshalb gab es eine goldene Krone, die vom Königtum spricht, und eine silberne Krone, die von Erlösung spricht, von einem Priesterdienst, der durch die Opfer bildliche Erlösung bringen sollte.
Darum gab es zwei Kronen, eine aus Silber und eine aus Gold, die zum Gedächtnis dieser Spender im Tempel aufgestellt wurden.
Als der Herr also mit den Jüngern den Tempel betrachtete und diese Weihgeschenke sah, sahen sie auch die zwei Kronen. Diese Kronen sprachen eigentlich von ihm: dass er der Priester ist, der für uns ans Kreuz gehen würde – ein paar Tage später, an einem Dienstag – um Erlösung zu schaffen.
Das hebräische Wort für Silber bedeutet gleichzeitig Geld. Via Französisch "argent" bedeutet Silber und Geld. Darum ist beim Silber sofort der Gedanke des Loskaufs und der Erlösung verbunden.
So hat der Herr das mit ihnen angeschaut, ebenso die goldene Krone, die von ihm spricht, dass er der König Israels ist.
Aber die Masse hat ihn an diesem Tag so massiv abgelehnt. Sie sagen: "Wie schön!" Und dann sagt der Herr: "Diese Dinge, die ihr anschaut, Tage werden kommen, in denen nicht ein Stein auf dem anderen gelassen wird, der nicht abgebrochen wird." Damit prophezeit er den Untergang des Tempels.
Die Fragen der Jünger zur Endzeit
Wir hatten ja noch die Frage, was der Zusammenhang zwischen dem vorherigen und dem nachfolgenden Text ist. Das wurde bereits ein wenig angedeutet: Diese Frau hat Geld für den Tempel gegeben. Im nächsten Abschnitt geht es um eben diese Weihgeschenke, die das Ergebnis solcher Gaben waren. Aber der Herr sagt, dass all das vergehen wird. Diese Witwe hat einen ewigen Lohn im Himmel, doch das, was sie gespendet hat, wird ein Ende haben. Wichtig ist eben der Lohn im Himmel.
Nun gehen wir weiter mit Vers 7. Liest du uns bitte von Vers 7 bis 11 vor?
Sie fragten ihn aber und sagten: Lehrer, wann wird denn dies sein, und was ist das Zeichen, wann dies geschehen soll? Er aber sprach: Seht zu, dass ihr nicht verführt werdet! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin's. Und die Zeit ist nahe gekommen. Gebt ihnen nicht nach! Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen hören werdet, so erschreckt nicht, denn dies muss zuvor geschehen, aber das Ende ist nicht sogleich da.
Dann sprach er zu ihnen: Es wird sich Nation gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich, und es werden große Erdbeben an verschiedenen Orten sein, Hungersnöte und Seuchen. Auch Schrecken und große Zeichen vom Himmel wird es geben.
Die Jünger sind also unter Schock, weil der Herr ankündigt, dass dieser herrliche Tempel, das schönste Haus, das es damals auf Erden gab, untergehen soll. Aus den anderen Evangelien, Matthäus und Markus, sehen wir, dass der Herr dann mit den Jüngern durchs Kidron-Tal hinübergeht auf den Ölberg. Von dort hat man die schönste Sicht auf den Tempelplatz, weil der Ölberg etwas höher liegt als der Tempelberg.
Mit diesem Panorama auf den Tempelplatz am Dienstag, am Ende dieses Tages, stellen die Jünger Fragen. Welche Fragen stellen sie hier? Können wir das zusammentragen?
Erstens: Wann wird das passieren? Wird was passieren? Die erste Frage lautet also: Wann wird der Tempel genau untergehen? Die zweite Frage lautet: Was ist das Zeichen? Worauf sollen sie achten, wenn das geschieht? Das heißt, was wird ein spezielles Zeichen sein, das andeutet, dass unmittelbar danach die Zerstörung des Tempels stattfinden wird?
Diese Fragen haben beide mit dem Untergang des Tempels im Jahr 70 zu tun. Diese zwei Fragen findet man nur im Lukasevangelium so gestellt, und nur im Lukasevangelium werden sie beantwortet. Die Jünger hatten insgesamt vier Fragen gestellt.
Wenn wir Matthäus 24 aufschlagen, sehen wir noch zwei weitere Fragen. Matthäus 24, Vers 3 zeigt uns drei Fragen, von denen eine sich mit Lukas überschneidet, aber zwei weitere hinzukommen. Liest du, Edmond, Matthäus 24, Vers 3 vor?
Als er aber auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger für sich allein zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?
Also die gleiche Frage: Wann wird das sein? Wann wird die Tempelzerstörung stattfinden? Und dann noch zwei weitere Fragen, nämlich: Was ist das Zeichen deiner Wiederkunft und der Vollendung des Zeitalters?
Was muss man sich darunter vorstellen? Was bedeutet diese Frage konkret? Es geht darum, wie man erkennen kann, wenn er wiederkommt, in Macht und Herrlichkeit. Genau, es geht darum: Welches Zeichen wird unmittelbar vor deiner Wiederkunft erscheinen?
Diese Frage wird in Matthäus 24 dann beantwortet. Nachdem der Herr dort die große Drangsalzeit in der Zukunft sehr ausführlich beschreibt, sagt er in Matthäus 24, Vers 30: „Dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen, und dann werden wehklagen alle Stämme des Landes, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit.“
Der Herr sagt hier also, dass am Himmel ein ganz spezielles Zeichen erscheinen wird, und dann wird die Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit geschehen. Das war die Antwort auf die Frage: Was ist das Zeichen deiner Ankunft?
Aber sie haben noch eine andere Frage: Das Ende des Zeitalters – was ist das Zeichen des Endes? Wann wird das Ende des Zeitalters sein? Was ist das Zeichen der Vollendung des Zeitalters?
Die Rabbiner haben immer so gesprochen: Die jetzige Zeit nannten sie dieses Zeitalter, und das Friedensreich des Messias, das nachherkommen sollte, nannten sie das zukünftige Zeitalter. Diese Ausdrucksweise wird auch im Neuen Testament benutzt.
In Epheser 1, Vers 21 sagt der Apostel Paulus, dass Jesus einen Namen hat, der über allen Namen steht, sowohl in diesem Zeitalter als auch in dem zukünftigen. Also benutzt er genau die gleichen Ausdrücke.
Übrigens folgt daraus, dass die Rabbiner im Judentum damals Dispensationalisten waren. Ein Dispensationalist ist jemand, der die Heilsgeschichte in verschiedene Zeitabschnitte einteilt. Sie machen also den Unterschied zwischen diesem Zeitalter und dem zukünftigen Zeitalter.
Damit kann man sagen, dass das Neue Testament bestätigt, dass diese dispensationalistische Sicht der Rabbiner im Judentum korrekt war. Daraus wird auch deutlich, dass der Herr diese Rabbiner ganz massiv gerügt hat und ihnen sagte, er habe den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen.
Das heißt nicht, dass alles, was sie gesagt haben, falsch war. Aber wenn man die Bibel nicht so liest, dass der Herr Jesus im Mittelpunkt steht, versteht man sie nicht richtig, auch wenn man viele richtige Dinge sagt.
Das war also korrekt, und das Neue Testament sagt: Ja, das ist richtig.
Dann kommt noch dazu in Kolosser 1, am Schluss kann man für sich nachlesen, dass der Apostel Paulus über das Geheimnis Gottes spricht, das in früheren Zeitaltern verborgen war.
Dort spricht Paulus über frühere Zeiten, über wie viele Zeitalter? Mehrzahl. Das heißt mindestens zwei.
In der Grundschule haben wir gelernt, dass der Einzahl für Dinge steht, die nur einmal vorkommen, und Mehrzahl für Dinge, die zwei oder mehrmals vorkommen.
Allein mit diesen zwei Stellen, Kolosser 1 und Epheser 1, lässt sich das belegen.
Ich hebe die Stelle in Kolosser 1, Vers 26, hervor, für diejenigen, die notieren und etwas festhalten wollen: „Das Geheimnis, das von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist.“
Paulus spricht hier also über frühere Zeiten vor der Gegenwart und sagt, es gab Zeitalter. Er sagt nicht, wie viele, aber es sind mindestens zwei.
In Epheser 1,21 können wir das ebenfalls nachlesen, damit es wirklich klar ist. Dort steht, dass der Herr Jesus den höchsten Platz hat, über jedes Fürstentum, jede Gewalt, Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen.
Das sind zwei Zeitalter. Und Kolosser 1, Vers 26 spricht von mindestens zwei Zeitaltern. Das ergibt schon vier Zeitalter.
Das ist wichtig, weil viele sagen, Dispensationalismus sei eine Irrlehre und eine Erfindung von John Nelson Darby. Sie behaupten, er sei überhaupt nicht biblisch.
Nur diese zwei Stellen reichen aus, um diese Aussage zu widerlegen. Die Bibel lehrt mindestens vier Zeitalter. Man kann sogar zeigen, dass es genau sieben gibt, die immer mit einem Bund und Segen beginnen, dann einen Niedergang erleben, und das Zeitalter endet mit Gericht und Fluch. Danach folgt wieder ein neuer Bund mit Segen, Niedergang und endet mit Gericht und Fluch. Das geschieht siebenmal durch die ganze Bibel hindurch, von 1. Mose 1 bis zum tausendjährigen Friedensreich.
Damit ist klar, dass Dispensationalismus, also die Einteilung der Heilsgeschichte in Zeitalter, korrekt ist.
Aber das war jetzt nur ein kleiner Exkurs.
Die Frage der Jünger war: Was ist das Zeichen der Vollendung des Zeitalters? Das ist Matthäus 24, Vers 3. Sie wollen wissen, wann dieses Zeitalter, also das gegenwärtige Zeitalter, zu Ende geht, sodass das Neue beginnt.
Und das Neue wäre? Das tausendjährige Friedensreich.
Das Zeichen der Vollendung des Zeitalters deutet also an, dass bald das tausendjährige Friedensreich kommt.
Darum sieht man, dass das Zeichen für die Vollendung des Zeitalters nicht genau dasselbe ist wie das Zeichen deiner Wiederkunft.
Das Zeichen deiner Wiederkunft ist das Zeichen, dass er jetzt unmittelbar in Herrlichkeit kommt. Das Zeichen der Vollendung des Zeitalters deutet an, dass diese Zeit fertig ist und dann das tausendjährige Friedensreich beginnt.
In der Ölbergrede des Herrn Jesus in Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21 gibt der Herr etwa fünfundzwanzig Zeichen, die zeigen, dass die Vollendung des Zeitalters jetzt kommt.
So ist der Herr.
Sie bitten also um ein Zeichen für die Vollendung, und er gibt ihnen weit mehr als zwanzig Zeichen.
Wir können das grafisch so darstellen: Das erste Kommen des Herrn Jesus, hier das zweite Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit, und dazwischen liegt eine lange Zeit – unsere gegenwärtige Zeit.
Die Jünger haben also gefragt: Wann kommt dieses Zeitalter zu seinem Ende? Und was wird das Zeichen sein, unmittelbar bevor du kommst?
Diese Fragen haben wir in Matthäus 24 gefunden, und dort beantwortet der Herr sie ausführlich.
In Lukas werden sie ebenfalls beantwortet, nämlich gerade die Frage im Blick auf den Tempel: Wann wird die Zerstörung des Tempels sein, und was ist das Zeichen, dass seine Zerstörung unmittelbar bevorsteht?
Das beantwortet der Herr hier.
Ermahnung zur Wachsamkeit und die Bedeutung der Zeichen
Jetzt gehen wir weiter in Lukas 21. Als Erstes: Was sagt der Herr Jesus, wie eröffnet er die Rede? Übrigens in allen drei Evangelien, auch in Markus 13 und Matthäus 24. Wie würdest du diesen Satz charakterisieren? Hier wird gesagt: Gebt Acht, dass ihr nicht verführt werdet. Es ist also ein Aufruf zu Wachsamkeit und auch ein Aufruf, sich nicht verführen zu lassen. Interessant, das war doch eine sachliche Frage: Wann kommt das mit dem Tempel, wann das mit der Endzeit? Der Herr könnte ja einfach so antworten, aber der erste Satz richtet sich an die Herzen und ist ein Satz der Ermahnung. Das Wichtigste in diesem ganzen Thema ist, dass man nicht verführt wird. Verführung ist also die Hauptgefahr. Der Herr gibt Antworten, um eben dieser Verführung entgehen zu können. Aber das Erste ist: Er versucht, die Herzen zu erreichen.
Es ist ganz wichtig, dass bei jedem Thema – egal wie technisch es sein mag – die Botschaft an die Herzen gerichtet sein muss. Ich habe das in meiner Bibel so gemacht, dass ich alle Befehlsformen in Lukas 21 mit einer speziellen Farbe markiert habe. Das kann man auch in Matthäus 24 und Markus 13 machen. Dann hat man viele konkrete, praktische Ermahnungen des Herrn im Zusammenhang mit Prophetie.
Das ist wichtig: Prophetiestudium ist nicht einfach nur, akademisch einen Fahrplan zu kennen, wie es die Bibel zeigt. Der Fahrplan muss auf unsere Herzen und unser Gewissen angewendet werden. Wie steht es mit Verführung? Der Herr sagt: Passt auf!
Ich gebe nur so als Beispiel noch ein paar Hinweise: In Vers 8 am Schluss sagt der Herr: Geht ihnen nicht nach, um euch nicht verführen zu lassen. Und danach sagt er in Vers 9: Erschreckt nicht, wenn es um diese Massenkriege geht. Und in Vers 14: Nehmt euch in euren Herzen vor, nicht vorher darauf zu sinnen. Wir werden dann sehen, was das genau bedeutet. Vers 19: Gewinnt eure Seelen. Oder Vers 21: Dann sollen die, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen, und so weiter und so fort. Also ganz konkrete Befehle.
Wenn man das noch einmal durchstudiert und sich fragt: Was bedeuten diese Befehle für mich? Vielleicht möchte ich noch einen Befehl besonders hervorheben, Vers 31 in unserem Kapitel. Wir kommen später nochmals darauf zurück. Ebenso auch ihr: Wenn ihr dies geschehen seht, so erkennt, dass das Reich Gottes nahe ist. Das ist ein Befehl: Erkennt! Wir müssen erkennen.
Ich habe gesagt, der Herr gibt in dieser Rede mehr als zwanzig Endzeitzeichen. Und wir können heute bereits über zwanzig Endzeitzeichen ganz klar erkennen. Das ist ein Befehl: Wenn ihr dies geschehen seht, erkennt, dass das Reich Gottes nahe ist. Wir müssen uns im Klaren sein, dass das tausendjährige Reich bald kommt. Natürlich wissen wir dann auch von der Entrückung der Gemeinde Jahre früher.
Aber wenn das schon vor der Tür steht und die Zeichen darauf hinweisen, dann auch die Entrückung. Das ist ein Befehl, keine Option. Manche denken, das sei nur eine Sicht von gewissen Leuten mit Dispensationalismus und so, und es gibt auch ganz andere Ansichten. Aber der Herr sagt: Wenn diese Zeichen da sind, erkennt das! Das richtet sich an unsere Herzen. Wir müssen uns im Klaren sein, in welcher Zeit wir leben, und diese Zeichen müssen wir erkennen.
Noch etwas Schönes: Edmund kann noch Vers 28 lesen, auch wieder so ein Befehl: Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blickt auf und hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht. Das ist ein Befehl: Blickt auf, hebt eure Häupter! Und zwar wann? Wenn diese Dinge anfangen zu geschehen. Wir werden noch sehen, dass diese Dinge sich begannen zu realisieren in der Zeit meines Großvaters.
Wir werden sehen: Die Endzeit ist ja nach der Bibel die Zeit, wenn das jüdische Volk wieder heimkehrt ins Land der Väter. Das hat begonnen 1882, als die erste riesige Einwanderungswelle von Juden, damals aus Russland, heimkehrte ins Land der Vorfahren. 1882, 83, 84, 85, das ging bis 1903, dann flaute es ab. 1904 kam schon die zweite Welle bis 1907, dann wurde sie durch den Ersten Weltkrieg gestoppt.
Von 1919 bis heute sind etwa drei Millionen Juden zurückgekehrt aus allen fünf Kontinenten und etwa 130 Ländern. Der Herr spricht hier in diesem Kapitel nicht von der Rückkehr der Juden, das finden wir im Alten Testament an verschiedenen Stellen. Aber hier spricht er über Zeichen, die er zusätzlich zu der Prophetie gibt, die wir schon im Alten Testament haben.
Diese Zeichen haben sich begonnen zu realisieren in der Zeit meines Großvaters, der in den 1880er Jahren geboren wurde, also in der Zeit der ersten Einwanderungswelle. Wir werden also sehen: Das ist nach der Bibel bereits Endzeit.
Der Herr Jesus sagt hier: Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blickt auf und hebt eure Häupter empor. Das war ein Aufblicken, ein siegesfrohes Aufblicken, wenn man damals schon in den Tagen meines Großvaters verkündigte: Jesus Christus kommt bald, bist du bereit? Heute gibt es solche, die diese Leute von damals belächeln. Sie sagten schon damals, jetzt seien wir in der Endzeit und Jesus Christus komme bald wieder, aber es sei nichts geschehen.
Natürlich war das nicht so. Da begannen diese Endzeitzeichen sich zu erfüllen. Das war am Anfang. Aber schon damals hat man mit Recht aufgeschaut. Wir werden sehen: Wir sind schon viel, viel weiter fortgeschritten und haben noch mehr Grund, aufzublicken. Das ist auch eine Hilfe gegen Depression.
Ja, es ist ein Befehl: Blickt auf! Hebt eure Häupter! Das heißt, nicht so herumlaufen. Als ich das erste Mal nach Rumänien gehen sollte, war das zur Zeit von Ceaușescu, diesem schrecklichen Diktator. Ein Oststaat nach dem anderen war am Kippen, wie ein Domino, aber Rumänien war speziell. Man fragte sich, wie lange es noch dauert, bis Rumänien fällt.
Ich hatte mein Flugticket gebucht, um dort Dienste zu tun, aber natürlich ohne Abmachung mit der Securitate. Man sagte mir, das könnte noch zwei Jahre dauern, ich erinnere mich noch daran. Dann kam Weihnachten und die ganze Revolution dort. Ende Januar war ich dort und habe die ganze Atmosphäre der Revolution mitbekommen. Das war eine Zeit in ganz spezieller Stimmung.
Warum erzähle ich diese kleine Geschichte? Weil man mir damals sagte: Wenn du dorthin gehst, musst du sehr gut aufpassen, wenn du auf der Straße gehst. Die sehen sofort, ob jemand aus dem Westen kommt oder nicht, und zwar an der Körperhaltung. Ein Westeuropäer spaziert so, eine Rumäne unter jahrzehntelanger Diktatur hat eine andere Körperhaltung entwickelt.
Der Herr gibt hier einen Befehl im Blick auf die Körperhaltung: Hebt eure Häupter! Dann fühlt man sich nicht mehr in Sklaverei, sondern weiß, dass der Herr kommt und uns in die herrliche Freiheit des Himmels bringt. Das ist ein Befehl: Blickt auf! Hebt eure Häupter empor!
Das war jetzt alles ein bisschen vorgegriffen. Jetzt haben wir noch zwei Minuten für Vers 8. Der Herr beginnt mit dieser Warnung: Gebt Acht, dass ihr nicht verführt werdet. Und dann nennt er als Erstes: Viele werden unter seinem Namen kommen. Was bedeutet das konkret? Was stellt der Herr hier vor? Sie seien der Messias, ja? Also falsche Messiasse werden kommen.
In Vers 9 sagt der Herr: Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen hören werdet, so erschreckt nicht. Ab Vers 9 beginnt der Herr eine Serie von Endzeitzeichen zu nennen. Davor warnt er vor falschen Messiasen. Diese Warnung bezieht sich also nicht speziell auf die Endzeit, sondern auf die ganze Zeit vom Anfang bis zum Ende.
Man sieht, wie nützlich eine genaue Bibelübersetzung ist. In meiner Elberfelder steht: „Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen hören werdet.“ Dieses kleine Wort „aber“ setzt eine Zäsur und trennt das, was vorher gesagt wurde, von dem, was nun folgt. Die Endzeitzeichen-Serie beginnt hier, und das Vorherige ist allgemeiner.
Falsche Messiasse sollten kommen, von Anfang bis in die Endzeit. Bereits im Jahr 32, als der Herr Jesus in den Himmel zurückging, trat in den 40er-Jahren ein falscher Messias in Israel auf. Einige Jahre später folgten weitere. Besonders berühmt ist Bar Kochba, der 132 das Judentum zu einem Aufstand gegen Rom verführte – mit über einer Million Toten, weil die Römer zurückschlugen.
So ging das die ganze Zeit hindurch: Wie viele falsche Propheten und falsche Messiasse gab es von damals bis heute? Über fünfzig. Der letzte falsche Messias war vor ein paar Jahren Rabbi Menachem Mendelssohn aus New York, der inzwischen verstorben ist.
Durch alle Jahrhunderte hindurch kamen diese falschen Messiasse und verführten zum Teil große Teile des Judentums. Das würde jetzt zu weit führen, aber in der Kirchengeschichte gab es auch Überschneidungen mit Verführungen innerhalb der Christenheit durch falsche Messiasse. In Europa war das eine dramatische Sache.
Der Herr hat davor gewarnt: Diese falschen Messiasse werden kommen. Dann sagt er in Vers 9: Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen hören werdet, so erschreckt nicht. Man könnte sagen: Kriege sind ja nichts Neues. Aber der Herr erklärt in Vers 10: Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich. Das sind keine einfachen Kriege, wie etwa zwischen Deutschland und Frankreich, sondern Massenkriege.
Das hat sich erfüllt mit dem Ersten Weltkrieg 1914. Es war der erste Weltkrieg, der alle fünf Kontinente erreichte. So etwas hatte es vorher nie gegeben. 18 Millionen Tote, nur wenige Jahre nachdem die Juden begannen, heimzukehren ins Land.
Dann sagt der Herr: Empörungen, das bedeutet Revolutionen. Revolutionen hat es schon immer gegeben: die französische Revolution, die Glorious Revolution in England und weitere. Man muss aber genauer studieren: Ab 1882 kehrten die Juden zurück. 1896 gab es die philippinische Revolution und die konstitutionelle Revolution im Iran.
Dann die russische Revolution 1905, gefolgt von der Februar- und der Oktoberrevolution in Russland, die zur Sowjetunion und zur Herrschaft des Kommunismus im 20. Jahrhundert führten. Weitere Revolutionen: die jungtürkische Revolution 1908 im Osmanischen Reich, wo die Juden zurückkehrten, und die arabische Revolte 1916 bis 1917.
In diesem Zeitfenster der ersten vierzig Jahre gab es etwa zehn große Revolutionen. Also genau so erfüllt.
Das nächste Zeichen sind Erdbeben, große Erdbeben. In diesen Jahren gab es eine Serie von schlimmen Erdbeben, acht große in den ersten vierzig Jahren. Zum Beispiel 1908 in Messina, Kalabrien und Sizilien mit 72.000 Toten. Genau in diese Anfangszeit hinein.
Dann gab es in dieser Anfangszeit neun schreckliche Hungersnöte in China, Russland und Zentral-Kenia, wo 50 bis 90 Prozent der Bevölkerung starben. Dann sagt der Herr: Seuchen werden kommen.
In den ersten 40 Jahren gab es fünf schwere Seuchen: die russische Grippe 1889 mit einer Million Toten, die dritte Pestpandemie mit Millionen Toten, die sechste Choleraepidemie 1899 mit vielen Toten, die russische Typhusepidemie 1918 mit 3,5 Millionen Toten und natürlich das Schlimmste: die Spanische Grippe 1918 bis 1920 mit geschätzten 50 bis 100 Millionen Toten.
Alles genau in dieser Anfangszeit. So können wir wirklich sagen: Diese Zeichen sind so deutlich.
Nächstes Mal würden wir dann mit Schrecknissen und Zeichen vom Himmel weitermachen. Diese können wir alle auch nachweisen. Übrigens zum Abschluss: Zeichen vom Himmel. Man denkt immer, es sei schon alles Mögliche geschehen, aber Zeichen vom Himmel sieht man noch nicht so oft.
Was war am 15. Februar 2013 in Tscheljabinsk in Russland, Oblast? Dort explodierte ein Meteorit etwa 30 Kilometer Höhe in der Luft. Er hatte einen Durchmesser von etwa 20 Metern und eine Wucht von ungefähr 30 Mal der Hiroshima-Atombombe. Es gab einen Blitz, der 30 Mal heller als die Sonne war.
Gott hat gnädig gehandelt, sodass es nicht zu einer Katastrophe für das ganze Gebiet wurde. Es wurden zwar 7.000 Häuser beschädigt und etwa 1.000 Menschen durch eingeschlagene Scheiben verletzt.
Das ist ein Beispiel. Aus der Geschichte kennt man praktisch keine solchen Erscheinungen, also schriftlich berichtete. Im 20. Jahrhundert gab es mehrere, ich kann nächstes Mal noch mehr schildern.
Diese Zeichen haben wir. Aber man muss die Augen offen haben, um all diese Zeichen zu sehen und zu erkennen: Ja, der Herr kommt bald.
Die Frage ist: Haben wir diese Haltung? Blickt auf und hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht. Das ist ein ganz feiner Hinweis auf die Entrückung: Eure Erlösung naht.
Ja, dann wollen wir hier schließen.