Heute Nachmittag beschäftigen wir uns, als Einführung, mit dem ersten Korintherbrief.
Wie man vielleicht auf der Einladung bemerkt hat, endet der Bibelschulentag heute im Prinzip um 17:30 Uhr. Das ist eine halbe Stunde länger als bisher. Wenn wir merken, dass das zu lang ist, können wir das beim nächsten Mal wieder kürzen.
Wir planen jetzt, 90 Minuten zu arbeiten, dann gibt es eine große Pause mit Kuchen und so, bis 16:00 Uhr. Danach folgen nochmals 90 Minuten.
Ich wäre dankbar für Rückmeldungen, ob das zu viel war oder ob es besser war als bisher, als wir um 17:00 Uhr Schluss gemacht haben. Auf diese Weise müssen wir am Ende vielleicht nicht so hetzen, um das Thema abzurunden.
Einführung in den ersten Korintherbrief und seine Bedeutung
Wir wollen uns also mit dem ersten Korintherbrief beschäftigen. Dieser Brief behandelt die realen Probleme einer christlichen Ortsgemeinde. Er zeigt auf, wie konkrete Schwierigkeiten angegangen und gelöst werden müssen. Zudem gibt er viele detaillierte Anweisungen, die grundsätzlich wichtig sind, um an einem bestimmten Ort eine biblische Ortsgemeinde nach Gottes Gedanken darstellen zu können.
Gerade davor steht der Brief, der uns ganz grundsätzlich in das Thema „Das Heil, die Rettung in Christus durch Glauben allein“ einführt. Das ist der Grundsatzbrief über die Lehre des Heils, und der erste Korintherbrief ist der Grundsatzbrief über die Verwirklichung der örtlichen Gemeinde.
Wir lesen aus 1. Korinther 1, die Verse 1-9:
Paulus, berufen als Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen, und Sostenes, der Bruder, an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen, samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, sowohl ihrer als auch unserer. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Ich danke meinem Gott allezeit für eure Gnade, die euch in Christus Jesus gegeben ist, dass ihr in ihm in allem reich gemacht worden seid, in allem Wort und aller Erkenntnis, wie das Zeugnis des Christus unter euch befestigt worden ist, sodass ihr in keiner Gnadengabe Mangel habt, indem ihr die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus erwartet, welcher euch befestigen wird bis ans Ende, damit ihr untadelig seid an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus.
Gott ist treu, durch welchen ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.
Diese Verse machen uns deutlich, wie wir auf die Frage antworten müssen, wer der Autor dieses Buchs ist. Ganz klar ist es der Apostel Paulus. Der erste Vers beginnt mit Paulus, der sich als „der Kleine“ bezeichnet. Er ist sich seiner Kleinheit bewusst, fügt dann aber hinzu: „berufener Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen“. Das gibt ihm die Autorität direkt von Gott.
Er sah sich als einen geringen Menschen, aber diese Berufung Gottes, die Berufung durch den Sohn Gottes, Jesus Christus, gab ihm die Autorität, sodass das, was in diesem Brief folgt, eben nicht Menschenwort ist, sondern volle apostolische, göttliche Autorität besitzt.
Mitabsender ist der Bruder Sostenes. Im Neuen Testament gibt es nur noch eine weitere Stelle, wo ein Sostenes vorkommt. Interessanterweise wird er in Korinth gefunden. In Apostelgeschichte 18, Vers 17 wird Sostenes als Synagogenvorsteher von Korinth erwähnt, der aber von den übrigen Juden abgelehnt wurde. Offensichtlich ist er zum Glauben gekommen. Es ist also gut möglich, dass dieser Sostenes, der hier erwähnt wird, der gläubige ehemalige Synagogenvorsteher war.
Wichtig ist, dass ich nicht „Mitautor“ gesagt habe, sondern „Mitabsender“. Das ist nicht dasselbe. Der Apostel Paulus spricht in diesem Brief mit apostolischer Autorität. Er sagt nicht „wir“, also Paulus und Sostenes, sondern er spricht in seiner apostolischen Autorität. Sostenes wird hier mitgenannt als Absender. Mit ihm hat Paulus offensichtlich auch gerade über die Situation in Korinth gesprochen und in Gemeinschaft mit ihm diesen Brief geschrieben.
Die Adressaten sind die Gläubigen in Korinth, die Gemeinde in Korinth, 1. Korinther 1, Vers 2: „der Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen.“ Also die Gemeinde in Korinth wird hier angesprochen.
Man beachte: Es ist nicht einfach die Gemeinde in Korinth, sondern die Gemeinde Gottes in Korinth. Das macht deutlich: Eine Ortsgemeinde ist etwas grundsätzlich anderes als ein Kaninchenverein. Die Gemeinde Gottes an einem Ort ist nicht einfach eine Interessenvereinigung, wo Menschen, die ein bisschen ähnlich denken oder sind, zusammenkommen. Es ist die Gemeinde Gottes.
Die Gemeinde gehört nicht uns, sondern Gott. Wenn wir die örtliche Gemeinde so sehen, sehen wir sie vollkommen anders als irgendeine menschliche Interessensgruppierung. Es ist die Gemeinde Gottes, sie gehört nicht uns, und das letzte Sagen hat immer nur Gott selbst.
Das ist vielleicht auch noch wichtig im Blick, wenn jemand aus irgendwelchen Gründen eine Gemeinde verlässt, die nicht wirklich biblische Gründe sind. Wenn also Leute sagen: „Die finde ich mühsam und so weiter, jetzt gehe ich halt aus diesem Club weg.“ Das geht nicht, denn es ist die Gemeinde Gottes.
Natürlich können wir nur das wirklich als Gemeinde Gottes sehen, wenn die Autorität Gottes in der Ortsgemeinde anerkannt wird. Wird die Gemeinde Gottes und die Autorität des Wortes verworfen, dann hört eine Gemeinde natürlich auch auf, Gottes Gemeinde zu sein.
Es ist vielleicht auch klar: Es gibt manchmal Pastoren, die sprechen von „ihrer Gemeinde“ und von „ihren Schafen“. Das gibt es nicht. Kein Mensch kann sagen: „Das ist meine Gemeinde.“ Es ist die Gemeinde Gottes.
Paulus geht davon aus, dass diese Menschen in der Gemeinde Gottes in Korinth echte Gläubige waren. Er nennt sie die Geheiligten in Christus Jesus und zusätzlich die berufenen Heiligen. Es geht also um Menschen, die von Gott berufen wurden und damit zu den Auserwählten Gottes gehören, die mit dem göttlichen Ruf versehen wurden.
Ich schlage auf Römer 8 auf, wo wir Gottes Ratschluss in der sogenannten goldenen Kette sehen. Römer 8, Vers 29:
Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Welche er aber zuvor bestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.
Bereits in der Ewigkeit, vor Erschaffung der Welt, hat Gott die Erlösten gesehen, zuvor erkannt. Er wusste ganz genau, wer sich dem Evangelium Gottes wirklich unterwerfen und dem Zug Gottes nachgeben wird.
Diese zuvor Erkannten hat Gott zuvor bestimmt, sie sollten Söhne Gottes werden, indem sie dem Bild seines ewigen Sohnes gleichförmig werden. Also sollten sie Kinder Gottes werden, die Gott so kennen, wie der ewige Sohn Gott von Ewigkeit her kannte, nämlich als Vater.
Diese zuvor Bestimmten hat Gott später berufen, das war der Ruf zum Glauben. Diese Auserwählten, diese zuvor Bestimmten, die berufen wurden, sollten zum Glauben kommen. Gott beantwortet das mit der Rechtfertigung.
„Welche er aber berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt“, also gerechtgesprochen, weil ihnen in Christus alles vergeben worden ist. Und diese Gerechten hat er auch verherrlicht, denn sie sind eine neue Schöpfung.
2. Korinther 5, Vers 17: „Wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“ Das ist die Verherrlichung.
Paulus nennt die Korinther die berufenen Heiligen. Das sind also die, die dem Ruf Gottes an die zuvor Erkannten und zuvor Bestimmten gefolgt sind und darum gerechtfertigt worden sind.
Die Rechtfertigung erwähnt Paulus bei den Korinthern in Kapitel 6 an einer ganz eindrücklichen Stelle als ein herrliches Zeugnis der Gnade Gottes. 1. Korinther 6, Vers 9:
Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht ererben werden? Irrt euch nicht: Weder Hurer noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Weichlinge noch Knabenschänder noch Diebe noch Habsüchtige noch Trunkenbolde noch Lästerer noch Räuber werden das Reich Gottes ererben.
Und solches sind etliche von euch gewesen. Aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt worden im Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.
Paulus spricht die Korinther als Gesamtheit an und sagt: „Ihr seid gerechtfertigt worden.“ Er sieht sie als echte Gläubige, die berufen wurden und gerechtfertigt wurden – vollkommen neue Menschen.
Die Entstehung der Gemeinde in Korinth und Paulus' Missionsarbeit
Die Entstehungsgeschichte der Gemeinde in Korinth wird uns in der Apostelgeschichte erzählt. Paulus gründete die Korinthergemeinde auf seiner dritten Missionsreise. Ganz kurz gehen wir diese Verse durch.
Paulus verließ Athen und kam nach Korinth. Dort traf er einen gewissen Juden namens Aquila, der aus Pontus stammte und kürzlich aus Italien gekommen war, sowie dessen Frau Priscilla. Claudius hatte befohlen, dass alle Juden sich aus Rom entfernen sollten. Paulus ging zu ihnen, und da sie denselben Handwerksberuf hatten, blieb er bei ihnen und arbeitete. Sie waren Zeltmacher ihres Handwerks.
Paulus kam also von Athen nach Korinth und traf dort auf dieses Ehepaar, das kurz zuvor aus Rom ausgewiesen wurde. Kaiser Claudius hatte im Jahr 49 alle Juden aus der Millionenstadt Rom hinauswerfen lassen, weil es dort einen großen Streit wegen des Themas Messias Jesus gab. Zwischen den Juden, die das Evangelium ablehnten, und denen, die zum Glauben kamen, gab es einen solchen Aufruhr, dass der Kaiser alle Juden – gläubig oder ungläubig – aus der Stadt auswies. So kam dieses Ehepaar von Rom, von Italien, nach Griechenland, genau zu der Zeit, als Paulus dort ankam.
Korinth war eine Stadt mit vielen Philosophen, die gerne Geld von den Leuten einsammelten und kleine Philosophenschulen gründeten. Paulus kam dorthin und sagte sich, er wolle nicht wie diese Philosophen sein. Er nahm kein Geld von den Leuten in Korinth. An anderen Orten ließ er sich als Missionar von den Gläubigen unterstützen, aber in Korinth nahm er von Anfang an kein Geld an.
Was macht man als Missionar? Man muss teilzeitlich arbeiten. Da dieses Ehepaar zufällig zur gleichen Zeit nach Korinth kam und dasselbe Handwerk betrieb wie Paulus, konnte er bei ihnen mitarbeiten. Paulus hatte sein Handwerk, das Zeltmachen, wohl von seinem Vater gelernt. Damals in der Antike gab es keine Kindergärten, und Kinder gingen meist mit fünf oder sechs Jahren in die Lehre beim Vater, um dessen Handwerk zu erlernen.
Paulus wuchs in Zilizien auf, einer Provinz am Mittelmeer im heutigen Gebiet der Türkei. Dort war das Ziegenhaar, das für Zeltdecken verwendet wurde, bekanntlich sehr dick und schwer zu verarbeiten. Deshalb hatte sich in Zilizien die Berufsgattung des Zeltmachers entwickelt. Paulus lernte also dieses Handwerk. Später schickten ihn seine Eltern nach Jerusalem, um dort eine Rabbinerausbildung bei Gamaliel II., einem großen Rabbi, zu machen, der auch im Talmud erwähnt wird.
Zufällig hatte Paulus dasselbe Handwerk wie Aquila und Priscilla, so konnte er in deren Firma teilzeitlich einsteigen. Das war sein Sprungbrett, um in Korinth missionieren zu können, ohne jemals eine Münze von den Korinthern anzunehmen. Das sollte sich als sehr wichtig erweisen, denn später, wie wir aus den Korintherbriefen entnehmen, warfen ihm die Korinther vor, er sei nur Evangelist, weil er Geld spenden wolle. Im 2. Korintherbrief spricht Paulus ironisch davon, dass er ihnen vielleicht Unrecht getan habe, weil er von ihnen nichts genommen hat.
Diese Zufälle zeigen, wie der Herr die Weltgeschichte führt: Kaiser Claudius warf im Jahr 49 alle Juden aus Rom hinaus, sodass dieses Ehepaar unter Gottes Führung nach Korinth kam – mit dem richtigen Handwerk. So konnte Paulus hier mit seiner großen Missionsarbeit beginnen.
Ich lese jetzt weiter, Apostelgeschichte 18,4: "Er unterredete sich aber in der Synagoge an jedem Sabbat und überzeugte Juden und Griechen." Paulus suchte auf seinen Missionsreisen immer die großen Städte auf, die Ballungszentren. Sein Ziel war nicht, mit Bauernhöfen auf dem Land zu beginnen, sondern dort, wo viele Menschen lebten und man schnell viele erreichen konnte. Von diesen Ballungszentren aus sollten die Gläubigen dann ins Hinterland gehen und evangelisieren.
So wurde im ersten Jahrhundert das Christentum vor allem in den Großstädten rund ums Mittelmeer aufgebaut. Erst im zweiten Jahrhundert begann die Evangelisation des Hinterlands. Deshalb nannte man die Menschen auf dem Land im Lateinischen "Pagani". Der Begriff "Paganus" bedeutet "Mann auf der Heide", also jemand, der draußen auf dem Land lebt und noch nichts von Gott wusste. Im Deutschen ist es ähnlich: Der Heide ist der, der auf der Heide lebt und noch nicht gläubig ist.
Die Strategie war also zuerst die Ballungszentren. Paulus suchte dort immer nach einer Synagoge. Im gesamten Mittelmeerraum gab es Juden, die Handel trieben und in den Städten Synagogen aufgebaut hatten. Dort traf man auf Menschen, die das Alte Testament kannten, bevor sie bekehrt waren. Das war ideal, denn wenn Paulus nur kurze Zeit blieb, konnte die Gemeinde vor Ort trotzdem funktionieren. Wenn Juden sich bekehrten, waren es Menschen, die die Bibel, zumindest das Alte Testament, bereits gut kannten.
So begann Paulus mit einem Brückenkopf in Korinth in der Synagoge. Er sprach mit den Juden, aber es heißt, er überzeugte Juden und Griechen. Viele Heiden, also Nichtjuden, hatten genug von den römisch-griechischen Göttern, die Ehebruch und Perversionen begingen – oft schlimmer als anständige Heiden. Sie sehnten sich nach einem heiligen, ewigen Gott. Deshalb interessierten sich viele Nichtjuden im Mittelmeerraum für den Glauben der Juden. Sie glaubten an einen heiligen Gott, der alles in seiner Hand hat, und begannen, sich für die Bibel zu interessieren.
Die Bibel war im 3. Jahrhundert vor Christus auf Griechisch übersetzt worden – die sogenannte Septuaginta. Diese Übersetzung wurde in den Synagogen gelesen, sodass die Heiden Zugang zum Alten Testament hatten, weil es in ihrer Sprache vorlag. Griechisch war im Römischen Reich die Weltsprache rund ums Mittelmeer, nicht Lateinisch. Nur in Spanien war Latein nötig.
In Apostelgeschichte 18,5 heißt es: "Als aber sowohl Silas als auch Timotheus aus Mazedonien herabkamen, wurde Paulus hinsichtlich des Wortes gedrängt und bezeugte den Juden, dass Jesus der Christus sei." In einer ersten Phase erklärte Paulus den Juden allgemein, wer der Messias sei, anhand der Bibel. In Apostelgeschichte 17 in Thessalonich erläuterte er, dass der Messias sterben und auferstehen müsse. In der nächsten Phase zeigte er, dass Jesus von Nazareth dieser Messias sei, der in Jerusalem gekreuzigt wurde und am dritten Tag auferstanden ist.
Paulus hatte also eine Strategie in seiner Missionsarbeit. Wenn man ihn gefragt hätte, woran das Evangelium Frucht trägt, hätte er nicht einfach gesagt, dass eine gute Strategie ausreicht. Er hatte zwar eine Methode, aber er wusste, wie man das Evangelium in die heidnische Welt bringt und wie man mit Juden spricht: Man beginnt nicht mit der Tür ins Haus, sondern baut erst eine Basis auf und erklärt dann das Evangelium.
In Vers 6 heißt es: "Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut komme auf euren Kopf; ich bin rein. Von jetzt an werde ich zu den Nationen gehen." Paulus verließ die Synagoge und kam in das Haus eines gewissen Titius Justus, der Gott anbetete. Dieses Haus grenzte an die Synagoge.
Es kam also zu einem Konflikt in der Synagoge. Aquila und Priscilla konnten sagen: "Paulus, das haben wir in Rom zu Genüge erlebt, und jetzt gibt es das auch in Korinth." Paulus musste sich von der Synagoge trennen. Doch es gab einen, der zum Glauben kam: einen Nichtjuden, der "Gott anbetete". So werden in der Apostelgeschichte Nichtjuden bezeichnet, die zum Glauben an den Gott des Alten Testaments gekommen sind.
Wie kam Titius Justus zum Glauben? Zufällig hatte er ein Haus direkt neben der Synagoge in Korinth. So war er täglich mit dem Judentum konfrontiert und wurde zum Glauben an den Gott der Bibel geführt. Als Paulus kam und das Evangelium erklärte, dass dieser Gott den Messias gesandt habe – Jesus Christus –, kam Titius Justus zum Glauben. Paulus konnte daraufhin in seinem Haus Versammlungen abhalten.
Das zeigt, wie Gottes Hand sogar in der Positionierung der Häuser in Korinth wirkte. Wer dort wohnte, war Teil eines göttlichen Plans: Von der Synagoge konnte man ins Nachbarhaus umziehen, sodass die Synagoge weiterhin mit dem Evangelium konfrontiert wurde – sie waren ja nebenan.
Der Vorsteher der Synagoge, Christus, glaubte an den Herrn mit seinem ganzen Haus. Dann geschah etwas Gewaltiges: Der Mann, der die Hauptverantwortung in der örtlichen Synagoge von Korinth trug, bekehrte sich mit seiner ganzen Familie. Viele Korinther, die hörten, glaubten und wurden getauft.
Der Herr sprach durch ein Gesicht in der Nacht zu Paulus: "Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht; denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen oder dir Übles tun, denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt." Paulus bekam also eine Ermutigung, weiterzumachen und nicht zu schweigen.
Die Konfrontation mit der Synagoge war gefährlich, und Korinth war eine schwierige Stadt – sowohl vor als auch nach der Bekehrung. Gottes Vorkenntnis zeigte sich darin, dass er bereits sein Volk in dieser Stadt sah, bevor es bekehrt war. So sollten noch viele in Korinth zum Glauben kommen.
Paulus blieb ein Jahr und sechs Monate und lehrte unter ihnen das Wort Gottes. Das ist eine lange Zeit, denn an anderen Orten reiste Paulus meist schneller weiter. Hier legte er ein solides Fundament, was genau mit 1. Korinther 3 übereinstimmt. Dort schreibt Paulus, dass er als weiser Baumeister den Grund gelegt habe, auf dem andere bauten. Der Grund, der gelegt ist, ist Jesus Christus.
In Apostelgeschichte 18,12 heißt es: "Als aber Gallion Prokonsul von Achaia war..." Gallion war ein Bruder des stoischen Philosophen Seneca und ein Christenfeind des ersten Jahrhunderts. Bei Ausgrabungen in Korinth, die 1896 begannen, fand man eine Inschrift, die Prokonsul Gallion erwähnt. Er war sieben Monate Prokonsul in Korinth, etwa von Juli 51 bis Juli 52.
Diese Inschrift verbindet die Weltgeschichte mit der Chronologie der Apostelgeschichte. Sueton, ein römischer Schriftsteller, schrieb in seiner Lebensbiografie von Kaiser Claudius, dass Claudius im Jahr 49 die Juden aus Rom auswies. Das passt wunderbar zu Apostelgeschichte 18,2, in dem dieser Rausschmiss erwähnt wird. Danach kamen die Juden nach Korinth, und Paulus kam während der Zeit von Prokonsul Gallion dorthin.
Weiter heißt es in Vers 12: "Treten die Juden einmütig gegen Paulus auf und führen ihn vor den Richterstuhl und sagen: Dieser überredet die Menschen, Gott anzubeten, dem Gesetz zu widersprechen." Als Paulus den Mund öffnen wollte, sagte Gallion zu den Juden: "Wenn es ein Unrecht oder eine böse Handlung wäre, o Juden, so hätte ich euch billigerweise ertragen. Wenn es aber Streitfragen sind über Worte, Namen und euer Gesetz, da seht ihr selbst zu, denn darüber will ich nicht richten."
Gallion hatte, wie sein Bruder Seneca, für die Juden nichts übrig. Wenn es um ihr Buch ging, fühlte er sich nicht zuständig. Er trieb sie vom Richterstuhl weg. Der griechische Begriff für Richterstuhl ist "Bema". Ein solcher Richterstuhl wurde in Korinth gefunden.
Die Juden ergriffen Sostenes, den Vorsteher der Synagoge, schlugen ihn vor dem Richterstuhl, und Gallion kümmerte sich nicht darum. Er nahm seine Verantwortung als Führer der Stadt nicht wahr.
Wir lesen von Sostenes, der später als Mitabsender des 1. Korintherbriefes erwähnt wird. Nach Crispus, dem früheren Vorsteher, kam offenbar Sostenes als Nachfolger. Er geriet ebenfalls in Konflikt und wurde von den Juden geschlagen.
In Vers 18 heißt es: "Nachdem Paulus noch viele Tage dort geblieben war, nahm er Abschied von den Brüdern und segelte nach Syrien ab. Mit ihm gingen Priscilla und Aquila." Paulus setzte seine Reise fort.
Man sieht, dass Paulus insgesamt etwa 18 Monate in Korinth verbrachte: ein Jahr und sechs Monate, dann die Zeit während Gallions Prokonsulats und die Tage danach. Anschließend ging Paulus nach Ephesus.
Soziale Zusammensetzung und Herausforderungen der Korinthergemeinde
Auf dem Skript habe ich vermerkt, dass bei den Adressaten etwa in der Mitte des Blattes die Stelle steht: Viele Korinther kamen also zum Glauben, wie wir gesehen haben.
Die Mehrheit kam aus der Unterschicht. Paulus schreibt in 1. Korinther 1,26: „Denn seht auf eure Berufung, Brüder, dass nicht viele Weise nach dem Fleische, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind, sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zu Schanden mache, und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zu Schanden mache. Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, und das, was nichts ist, damit er das, was ist, zunichte mache, damit sich vor Gott kein Fleisch rühme.“
Also bestand die Korinthergemeinde hauptsächlich aus Leuten der Unterschicht. Die Mehrheit kam aus dieser Schicht. Es waren übrigens auch Sklaven dabei, denn in 1. Korinther 7,21-24 sagt Paulus: Wenn du Sklave bist und die Gelegenheit hast, frei zu werden, dann musst du das unbedingt nutzen. Aber wenn du nicht frei werden kannst, dann lass dich nicht bekümmern, bleib einfach darin, wie der Herr dich berufen hat.
Es gab aber auch wenige Edle, denn Paulus sagt: wenige Edle, nicht viele Edle. Es gab also auch solche aus der Oberschicht. In Korinth gab es, wie wir aus den Ausgrabungen wissen, sehr reiche Leute. Das zeigt ein starkes Spannungsfeld zwischen sehr Reich und „Nichtsbesitzend“. Das war das Stadtbild von Korinth.
Zum Beispiel wird in Römer 16,23 einer dieser Edlen erwähnt. Paulus schrieb den Römerbrief im Jahr 57 von Korinth aus. Dort heißt es in Vers 23: „Es grüßt euch Gaius, mein und der ganzen Versammlung Wirt. Es grüßen euch Erastus, der Stadtrentmeister, und der Bruder Quartus.“
Gaius war ein Reicher, der ein riesiges Haus besaß, in dem er die ganze Gemeinde unterbringen konnte. Er war der Versammlungswirt, das heißt, er versorgte die Gemeinde auch mit Speisen, wenn sie zu den Zusammenkünften bei ihm waren. Man muss sich dabei keine kleine Villa vorstellen, wie viele sie heute haben, sondern eine noch viel größere Supervilla.
Dann wird noch Erastus erwähnt, der Stadtrentmeister. Im Griechischen steht hier das Wort oikonomos, was Stadtökonom bedeutet. Er war also der Verwalter der Stadtfinanzen. Interessant sind Ausgrabungen in Korinth, bei denen man eine Inschrift mit dem Namen Erastus fand – und zwar mit einem noch höheren Amt: Erastus, der Edil. Da Erastus ein eher seltener Name im Altertum war, liegt die Vermutung nahe, dass es sich dabei um dieselbe Person handelt, die vom Stadtökonom zum Edil aufgestiegen ist.
Also gab es Edle und Sklaven – ein gewaltiges Spannungsfeld. Aber Gott wollte sie alle zusammen in der gleichen Gemeinde. Man hätte denken können, es gäbe eine Sklavengemeinde, in der lautstark gefeiert wird, und eine edle Gemeinde, in der man distinguierte Musik spielt. Das war aber nicht Gottes Plan und nicht Gottes Gemeinde.
Die Gemeinde Gottes in Korinth umfasste alle, die wirklich zum Glauben gekommen waren, die Geheiligten in Christus Jesus. Man muss sich vorstellen: Da saß Erastus auf einem Stuhl, und vielleicht direkt daneben ein Sklave. Das, was in der alten Welt völlig undenkbar war, wurde in der Gemeinde Gottes möglich.
Wir wissen aus der Kirchengeschichte, dass gerade dieses Durchbrechen der sozialen Verhältnisse – also dass Sklaven und Reiche auf gleicher Ebene miteinander in der Gemeinde verkehren konnten – viel Aufsehen erregte in der alten Welt. Es förderte das Zeugnis für Christus ganz wesentlich. Wie kann es sein, dass er die Armen so ernst nimmt? In der alten Welt war man noch getrennt, aber nicht so in der Gemeinde Gottes. Das war ein starkes Zeugnis für Christus.
Ich habe gesagt: wenige Edle, viele aus der Unterschicht. Aber was wirklich schlimm war: Viele kamen aus dunkelstem Heidentum und aus schlimmster Unzucht. Diese Stelle haben wir schon gelesen, 1. Korinther 6,9-11. Dort wird klar, dass viele Hurerei, Ehebruch und Götzendienst praktizierten.
Man hat nur einen Teil von Korinth ausgegraben, aber dieser Teil war der zentralste und wichtigste Teil der Stadt. Dort befanden sich Volltempel für alle möglichen Götter der griechisch-römischen Religion. Es gab sogar ein Pantheon, also einen Tempel für alle Götter.
Vor diesem Hintergrund muss man die Begriffe Götzendiener, Ehebrecher, Weichlinge (das sind Homosexuelle, die die Rolle der Frau spielen), Knabengender (Homosexuelle, die den Mann spielen), Diebe, Habsüchtige, Trunkenbolde, Lästerer und Räuber verstehen. Räuber sind natürlich schlimmer als Diebe: Ein Dieb nimmt etwas, wenn der Besitzer nicht da ist oder es nicht merkt. Ein Räuber hingegen schlägt den Besitzer noch zusammen.
Man muss sich vorstellen, solche Leute waren in der Gemeinde. Einige Dinge waren nach der Bekehrung noch nicht ganz abgeschlossen. Dort sehen wir auch eine Quelle vieler Probleme, die in der Gemeinde in Korinth entstanden sind.
In der Bibel steht in Vers 11 ganz speziell das Wort „aber“ angestrichen. Dort heißt es: „Solches sind etliche von euch gewesen, aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt.“ Das ist das göttliche „Aber“, das wirklich die Vergangenheit auslöschen kann und einen totalen Strich darunter zieht – durch die vollkommene Vergebung.
Rechtfertigen heißt, dass Gott jemanden als gerecht erklärt, als ob er nie gesündigt hätte. Wenn Gott uns alle Sünden wegnimmt, was bleibt dann noch übrig? Dann bleibt nur noch ein Gerechter übrig, wenn alles Unrecht weg ist.
Die Stadt Korinth: Lage, Geschichte und Bedeutung
Jetzt zur Lage der Stadt Korinth: Sie lag am Westende der Landbrücke, die man Isthmus nennt. Diese verbindet die Halbinsel Peloponnes mit dem griechischen Festland. Korinth befand sich etwa drei Kilometer vom Meer entfernt.
Wenn man sich die Landbrücke auf der Karte anschaut, sieht man, dass es auf beiden Seiten einen Zugang zum Mittelmeer gab. Auf beiden Seiten befand sich zudem ein Hafen. Erst im 19. Jahrhundert wurde diese Landbrücke durch einen Kanal durchschnitten, sodass große Schiffe hindurchfahren konnten. Das war eine bedeutende Errungenschaft, denn so konnte man den Seeweg von Rom beziehungsweise Italien in den Nahen Osten erheblich abkürzen. Früher musste man den großen Umweg um Griechenland herum machen.
Damals lief es so ab: Man erreichte einen Hafen, legte dann den Landweg über die Landbrücke zurück und fuhr vom nächsten Hafen aus weiter. Korinth lag somit ganz natürlich an einer entscheidenden Handelsroute zwischen West und Ost. Deshalb war die Stadt ideal für Händler und Menschen, die schnell reich werden wollten.
Die beiden Häfen hießen Kenchrea und Lechaion. Kenchrea wird übrigens in Römer 16,1 erwähnt. Paulus, der den Römerbrief später von Korinth aus schrieb, empfiehlt dort die Schwester Phoebe: „Ich empfehle euch aber Phoebe, unsere Schwester, welche eine Dienerin der Versammlung in Kenchrea ist. Nehmt sie würdig auf im Herrn und helft ihr in allem, worum sie euch bittet, denn sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst“ (Römer 16,1).
Dies ist ein Empfehlungsbrief, den Paulus für diese Schwester aus der Nachbargemeinde von Korinth schrieb. Phoebe war auf dem Weg nach Rom, und Paulus bat die Christen dort, sie als Schwester aufzunehmen.
Die Stadt Korinth existiert vermutlich seit etwa dem 10. Jahrhundert vor Christus. Um 146 vor Christus wurde sie jedoch von den Römern zerstört und entvölkert. Die Römer richteten ein Massaker an und versklavten die Bevölkerung. Damit hörte Korinth als Stadt auf zu existieren.
Später wurde die Stadt teilweise wieder bevölkert. Etwa hundert Jahre später, kurz vor 44 vor Christus – also kurz vor dem Mord an Julius Caesar – wurde Korinth von ihm neu gegründet. Julius Caesar ließ dort Veteranen ansiedeln, also pensionierte Soldaten der römischen Armee. Außerdem kamen Freigelassene, also ehemalige Sklaven, die nun die Rechte eines Bürgers im römischen Reich hatten. Natürlich zogen auch viele Händler in die Stadt.
So entwickelte sich Korinth innerhalb weniger Jahrzehnte wieder. Zur Zeit von Paulus war Korinth flächenmäßig die größte Stadt Griechenlands mit einer Fläche von etwa vier Quadratkilometern. Dort lebten Abertausende von Menschen. Es gab viele Tempel, eine große Anzahl von Sklaven und erhebliche Gegensätze zwischen Arm und Reich.
Das Schlimmste war jedoch, dass Korinth als Stadt der Prostitution bekannt war. Im Altgriechischen gibt es das Verb „korinthiazesthai“, was „korinthisch leben“ bedeutet und mit „Hurerei treiben“ übersetzt wird. Korinth war also eine sehr schlechte Stadt.
Interessant ist, dass Paulus nicht sagte, die Gläubigen sollten Korinth verlassen. Stattdessen kamen die Menschen dort zum Glauben, und die Gemeinde wurde in Korinth gegründet. Allerdings werden wir sehen, dass dies schon seine Probleme mit sich brachte.
Der universelle Anspruch des ersten Korintherbriefes
Nun aber ein wichtiger Punkt: Obwohl der erste Korintherbrief sehr ausgeprägt örtliche Schwierigkeiten behandelt, richtet er sich ausdrücklich an alle Gemeinden auf der ganzen Welt.
Wir haben nämlich gelesen in Vers 2: der Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten, den Christus Jesus, den berufenen Heiligen samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, sowohl ihres als unseres Herrn.
Also ist der Korintherbrief nicht nur für eine Gemeinde geschrieben, sondern für alle Gemeinden auf der ganzen Erde, an jedem Ort, wo der Name des Herrn Jesus Christus angerufen wird. Dieser Ausdruck ist eine Umschreibung für andere Ortsgemeinden. Die Ortsgemeinden waren charakterisiert dadurch, dass der Name von Jesus Christus angerufen wird.
Es gibt ja Christen, und das ist übrigens eine Gefahr, speziell unter den messianischen Juden: Sie beten nur zum Vater. Natürlich hängt das, wenn auch unbewusst, damit zusammen, dass orthodoxe Juden in Israel Probleme haben, wenn sie hören, dass zu Jesus Christus gebetet wird. Dann sagen sie: Aha, Jesus Christus wird so als Gott angebetet. Und dort liegt der Knackpunkt.
Wenn ein Jude glaubt, Jesus sei der Messias, dann kann der oberste Gerichtshof das noch verkraften. Sie sagen, es gab ja auch sonst immer Juden, die an falsche Messiasse geglaubt haben. Aber wenn sie sagen, dass Jesus Christus Gott ist, dann sind sie keine Juden mehr.
Interessant ist hier, dass gesagt wird: Die Gemeinden sind diejenigen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen. Also beten sie zum Sohn Gottes. Zum Vater ist klar, da haben wir genügend Stellen im Neuen Testament. Aber wir haben auch viele Stellen im Neuen Testament, wo ausdrücklich zum Sohn gebetet wird.
Zum Beispiel Stephanus bei der Steinigung in Apostelgeschichte 7 betet: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf. Oder die Ältesten in Offenbarung 5 fallen nieder vor dem Lamm Gottes und beten an: "Würdig, du bist würdig, du hast erkauft aus jedem Stamm und Sprache usw."
Aber eben interessant: Für alle Gemeinden ist der Brief geschrieben. Und es ist doch interessant, gerade im ersten Korintherbrief hört man dauernd Leute, die sagen bei gewissen Abschnitten: Ja, das war für Korinth damals so.
Und ausgerechnet in dem Brief steht übrigens: Der Brief gilt für alle Gemeinden auf der ganzen Welt. Beim Epheserbrief steht das nicht, beim Kolosserbrief auch nicht. Aber dort habe ich noch nie jemanden gehört, der gesagt hat: Ja, das im Kolosserbrief bezieht sich nur auf die damalige Situation in Kolossä.
Am Korintherbrief aber, und genau da steht es, dies ist übrigens für alle gemeint. Das finde ich ganz eindrücklich.
Ja, die apostolische Lehre des Paulus wird hier verkündet. Darum sagt Paulus: berufener Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen. Und diese Lehre hat eben Autorität nicht nur für Korinther, sondern für die ganze Welt.
Schauen wir mal 1. Korinther 4,17: Paulus sagt: "Dieserhalb habe ich auch Timotheus gesandt, der mein geliebtes und treues Kind ist in dem Herrn. Der wird euch erinnern an meine Wege, die in Christus sind."
"Gleich wie ich überall in jeder Gemeinde lehre." Damit betont er übrigens das, was ich bei euch sage oder was Timotheus sagt, genau gleich wie ich das sage. Das ist etwas, das ich in allen Gemeinden lehre. Ich lehre nicht in der Gemeinde so und in der Gemeinde so.
Und dann 1. Korinther 11,16, da geht es um Streit in der Gemeinde, und Paulus sagt: "Wenn es aber jemandem gutdünkt, streitsüchtig zu sein, so haben wir solche Gewohnheit nicht noch die Gemeinden Gottes."
Er verbindet sich so mit allen Gemeinden auf der Welt und sagt: Übrigens, wenn ihr da in Korinth streiten wollt, das ist überhaupt nicht auf unserer Linie, das ist auch nicht die Ansicht der Gemeinden weltweit. Die Gemeinden Gottes wollen keinen Streit, das ist das Zeugnis der Christen, der Gemeinden.
Und schließlich 1. Korinther 14,33: Im Grundtext gibt es ja keine Punkte und Komma, und in wenigen Fällen kann man das unterschiedlich setzen. Aber man sollte es eigentlich hier so setzen:
Am Schluss von Vers 33 heißt es: "Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen eure Frauen schweigen in den Gemeinden."
Also dieser Ausdruck "Wie in allen Gemeinden der Heiligen" zeigt wieder: Schaut, hier ist etwas, das aus der Linie aller Gemeinden weltweit stammt. Es geht da nicht um Spezialfälle an einem Ort.
Zeit und Ort der Abfassung des Korintherbriefes
Nun zu Zeit und Ort der Abfassung des Korintherbriefes: Es war im Frühjahr 54 nach Christus. Paulus war nach seinem Aufenthalt in Korinth nach Ephesus gegangen. Die Apostelgeschichte 19 berichtet, dass er dort drei Jahre gewirkt hat. Das war die längste Zeit, die Paulus an einem Ort verbrachte. Am Ende dieses Wirkens schrieb Paulus den Korintherbrief.
In 1. Korinther 16,8 sagt er: „Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben.“ Aus Apostelgeschichte 19 wissen wir, dass Paulus dann von Ephesus abreiste, um das Pfingstfest in Jerusalem zu erleben. So können wir die Abfassung des Briefes auf das Ende dieser drei Jahre legen. Das führt uns auf etwa Frühjahr 54 nach Christus.
Warum betone ich das so? Daraus wird deutlich, dass der erste Korintherbrief ungefähr fünf Jahre nach der ersten Evangelisation in Korinth geschrieben wurde. Die am längsten Bekehrten in Korinth waren also fünf Jahre gläubig.
In 1. Korinther 14,12 schreibt Paulus: „Also auch ihr, da ihr um geistliche Wirkungen eifert, so sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde.“ Es gibt Christen, die meinen, sie müssten zwanzig Jahre gläubig gewesen sein, bevor sie etwas weitergeben können in der Gemeinde. Paulus erwartet jedoch von den Korinthern – von denen die am längsten Bekehrten erst fünf Jahre bekehrt waren –, dass sie darauf aus sind, überströmend zur Erbauung der Gemeinde zu sein.
Das ist wie ein Treibstachel. Am Schluss von Prediger 12 steht, dass die Worte Gottes, die Worte der Weisen, Treibstacheln sind. So wie die Stacheln, die man braucht, um Rinder anzutreiben, damit sie gehen. Das ist also ein Rinderstachel.
Fünf Jahre bekehrt und sie sollten überströmend sein zur Erbauung der Gemeinde. Das ist eine Ermutigung zum eifrigen Bibelstudium, denn aus nichts kommt nichts.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 14, dass der Heilige Geist uns an alles erinnern wird, was er uns gesagt hat. Der Heilige Geist erinnert uns an das, was wir schon einmal gelesen haben, aber nicht an Dinge, die wir noch nie gelesen haben. Darum muss man die ganze Bibel durchstudieren. Dann kann der Heilige Geist uns erinnern und so gebrauchen.
In 1. Korinther 16 erklärt Paulus, was seine Reiseziele sind: Er möchte von Ephesus durch Mazedonien reisen, dann nach Achaia kommen – Achaia ist die Provinz, in der Korinth lag – und anschließend nach Jerusalem gehen.
Wenn man das mit Apostelgeschichte 19 vergleicht, stimmt jeder Punkt genau überein. Es ist schön, wie man den ersten Korintherbrief so wunderbar in die Apostelgeschichte einbetten kann. Das gilt auch für andere Briefe.
Die Apostelgeschichte ist sehr wichtig, damit wir die neutestamentlichen Briefe richtig in ihren Hintergrund einbetten können. So verstehen wir auch besser, was der Inhalt dieser Briefe ist, wenn wir den Hintergrund aus der Bibel selbst betrachten.
Anlass und Gründe für den ersten Korintherbrief
Warum hat Paulus den ersten Korintherbrief geschrieben?
Stephanas, Fortunatus und Achaikus aus Korinth haben Paulus in Ephesus besucht. Das lesen wir in 1. Korinther 16,15: "Ich ermahne euch aber, Brüder, ihr kennt das Haus des Stephanas, dass es der Erstling von Achaia ist." Das bedeutet, dass Stephanas der Erste war, der in dieser Provinz von Korinth zum Glauben gekommen ist. Außerdem haben sie sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet, und Paulus fordert die Gemeinde auf, solchen Untertan zu sein und jeden anzuerkennen, der mitwirkt und arbeitet.
Paulus freut sich über die Ankunft von Stephanas, Fortunatus und Achaikus, denn diese haben berichtet, was von Seiten der Korinther fehlte. Sie haben seinen Geist und auch den Geist der anderen erquickt. Paulus erkennt solche Brüder an. Diese drei Brüder sind also auf Besuch gekommen und hatten wohl schwere Sorgen. Paulus sagt nur, dass sie ihn glücklich gemacht und ermutigt haben. Sie sind auch in Korinth bekannt und haben dort den Geist der Gemeinde erquickt. Es handelt sich also um Brüder, die wirklich Verantwortung in der Gemeinde tragen.
Weiterhin haben die Hausgenossen der Chloe Paulus über Spaltungen in der Gemeinde informiert. In 1. Korinther 1,11 heißt es: "Denn es ist mir von euch kund geworden, meine Brüder, durch die Hausgenossen der Chloe, dass Streitigkeiten unter euch sind." Wir wissen nicht, ob diese Hausgenossen zu Paulus auf Besuch gekommen sind oder ob sie ihm einen persönlichen Brief geschrieben haben. Aber sie haben Paulus berichtet, dass es in Korinth nicht gut stehe, weil verschiedene Gruppierungen gebildet wurden, die miteinander kämpfen.
Interessant ist, dass Paulus dieses Problem der Spaltungen als erstes im Brief anspricht und auch angibt, woher er die Information hat. Das ist ein Schlüsselpunkt. Wenn wir anderen etwas mitteilen und sagen, wir haben Informationen, sollten wir auch angeben können, wie wir zu diesen Informationen gekommen sind. Das kann sehr gemein sein, wenn man sagt: "Ich kann nicht sagen, woher ich es habe, es ist geheim, aber ich weiß einiges." Paulus zeigt hier Transparenz. Er sagt: "Ich weiß das, und ich weiß auch, woher ich es habe, und ihr dürft es auch wissen." So kann man offen miteinander reden.
Die Korinther haben Paulus selbst auch einen Brief mit konkreten Fragen bezüglich Ehe, Ehelosigkeit und Scheidung geschrieben. In 1. Korinther 7,1 heißt es: "Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt, so ist es gut für einen Menschen, keine Frau zu berühren." Sie haben ihm also geschrieben, und es geht um das Thema Ehe. Kapitel 7 ist eine Antwort auf diese konkreten Fragen und Probleme, über die die Korinther selbst geschrieben haben.
Offensichtlich haben sie ihm auch über das Problem der Götzenopfer geschrieben, denn in Kapitel 8, Vers 1 beginnt Paulus: "Was aber die Götzenopfer betrifft, so wissen wir..." Offensichtlich haben sie das Thema Götzenopfer im Brief angesprochen, und Paulus behandelt es im Anschluss an das erste Thema.
Interessant ist, dass die Spaltung das Thema war, das sie ihm nicht geschrieben haben. Das zeigt eine verschleierte Perspektive. Sie haben Fragen zu Ehe und Götzenopfern, aber nicht über die Spaltung geschrieben. Paulus musste dies über die Hausgenossen der Chloe erfahren. Das zeigt etwas über die menschliche Natur, soll aber keine Entschuldigung sein.
Über diese Informationskanäle erfuhr Paulus von den zahlreichen Missständen in Korinth, die er durch den ersten Korintherbrief zu korrigieren suchte. In 1. Korinther 5,1 schreibt er: "Überhaupt hört man, dass Hurerei unter euch sei, und eine solche Hurerei, die selbst unter den Nationen, unter den Heiden nicht stattfindet, dass einer seines Vaters Frau habe." Paulus hat also verschiedene Informationsquellen.
In 1. Korinther 11,18 heißt es: "Denn fürs Erste, wenn ihr als Gemeinde zusammenkommt, höre ich, es seien Spaltungen unter euch, und zum Teil glaube ich es, denn es müssten auch Parteien unter euch sein, damit die Bewerten unter euch offenbar werden." Paulus hat also verschiedene Kanäle, und einer davon wird direkt genannt: die Hausgenossen der Chloe.
Was waren die Missstände in der Gemeinde?
Es gab Spaltungen (1. Korinther 1,10 und folgende; 3,4; 11,18-19). Eifersüchteleien und Streit waren ein großes Übel (1. Korinther 3,3). Eifersucht in der Gemeinde ist besonders schwierig, weil man sie oft nicht genau greifen kann. Man spürt sie, kann sie aber nicht unbedingt beweisen. Paulus spricht deshalb ausführlich über die Weisheit der Welt, die in Gottes Augen Torheit ist.
Interessant ist, dass es nur wenige gut ausgebildete Leute in Korinth gab. Trotzdem war es ein Problem, dass die Korinther mit der Weisheit der Welt liebäugelten. Selbst die Menschen, die keine besondere Bildung hatten, konnten gut reden und argumentieren. Wir werden später darauf zurückkommen.
Dann gab es Kritik an der verborgenen Gesinnung des Apostels Paulus (1. Korinther 4,3-5). Die Korinther haben Paulus in Frage gestellt und ihm ungute Motive unterschoben. Paulus sagt, die Motive im Herzen kennt nur Gott, und er selbst ist sich nicht einmal über alles bewusst. Der Herr wird das einmal vor dem Richterstuhl ans Licht bringen. Die Korinther können aber nicht über die Motive urteilen, die verborgen sind.
Es gab einen schweren Fall von Unzucht (1. Korinther 5), den die Gemeinde nicht als großes Problem ansah und keine Gemeindezucht übte. Das ist ein weiterer Punkt: fehlende Gemeindezucht.
Dann gab es Rechtshändel unter Geschwistern (1. Korinther 6,4-7). Einige Korinther zogen andere vor weltliche Gerichte. Paulus sagt, das geht nicht. Die Ungerechten, die gottlosen Heiden, sollen nicht über eure Dinge urteilen. Solche Konflikte muss die Gemeinde lösen. Dabei geht Paulus davon aus, dass alle Christen auch zur Gemeinde gehören und sich dem Urteil der Gemeinde unterstellen. Heute gibt es das Problem, dass manche sagen: "Ich bin Christ, aber die Gemeinde hat mir nichts zu sagen, und ich gehe in keine Gemeinde." Das macht es natürlich schwierig.
Paulus betont, dass die Gemeinde Konflikte unter Geschwistern regeln können muss.
Es gab Unklarheiten bezüglich Ehe, Scheidung und Ehelosigkeit (1. Korinther 7). Es gab auch Unklarheiten im Zusammenhang mit Götzenopfern (1. Korinther 8 und 10).
Außerdem gab es Angriffe auf die apostolische Autorität des Paulus (1. Korinther 9). Einige haben die Autorität des Paulus in Frage gestellt. Das zeigt, dass es zum Teil freche Leute waren, die sich bekehrt hatten. Man muss sich vorstellen: Der Apostel Paulus kommt, nimmt keinen Batzen an, missioniert in Korinth, die Menschen kommen zum Glauben, und dann stellen sie Paulus in Frage, unterstellen ihm falsche Motive und zweifeln an seiner apostolischen Autorität. Das ist unerhört, aber Paulus hatte damit zu tun.
Jetzt verstehen wir, warum der Herr sagte: „Fürchte dich nicht, rede und schweige nicht.“ Es waren also zum Teil recht schwierige Leute.
Außerdem gab es eine unwürdige Behandlung des Abendmahls (1. Korinther 11,20-34). Es herrschte Verwirrung bezüglich des Wirkens des Heiligen Geistes (1. Korinther 12-14). In 1. Korinther 14,26-33 beschreibt Paulus Unordnung im Ablauf der Gemeindestunden. So schlimm, dass Paulus erklären muss: "Wer in der Gemeinde spricht, muss schweigen, wenn ein anderer schon spricht." Offensichtlich haben Leute gleichzeitig gesprochen. Das war ein unglaubliches Chaos.
Dann gab es das Problem, dass Frauen in der Gemeinde geredet haben (1. Korinther 14,34-40).
Schließlich haben gewisse Korinther die Auferstehung geleugnet (1. Korinther 15,12). Paulus fragt: "Wie kommt es, dass einige unter euch sagen, es gäbe keine Auferstehung? Sind diese Menschen überhaupt bekehrt?"
Die Missstände nahmen tendenziell zu. Mit jeder Gemeindezusammenkunft wurde es schlimmer. In 1. Korinther 11,17 heißt es: "Indem ich aber dieses vorschreibe, lobe ich nicht, dass ihr nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren zusammenkommt." Eigentlich sollte es bei einer Gemeindezusammenkunft eine Besserung im Glauben geben. Das wäre normales geistliches, gesundes Wachstum. Paulus sagt aber, bei euch wird es mit jedem Zusammenkommen schlimmer.
Das war also der Anlass für den Brief. Paulus hatte einige Gründe, diesen Brief zu schreiben.
Nun zum Aufbau des ersten Korintherbriefes in der Übersicht.
Aufbau des ersten Korintherbriefes in der Übersicht
Wir haben die Einleitung gelesen, zuerst die Begrüßung in 1,1-3, dann den Dank für Gottes Werk in Korinth in 1,4-9. Paulus drückt seinen Dank dafür aus, dass das Zeugnis von Christus unter den Korinthern so gefestigt ist, und betont, wie sie in der Erkenntnis reich gemacht worden sind. Er beginnt also mit einem Lob.
Man würde doch denken, bei einer so chaotischen Gemeinde müsste man gerade mit den Problemen anfangen, oder? Aber Paulus kann wirklich zuerst das Gute hervorheben. Damit handelt er, wie der Herr handelt. Das sehen wir auch in Offenbarung 2 und 3, wo der Herr zu den sieben Gemeinden spricht. Er sucht immer zu Beginn das Positive, das es zu loben gibt, und erst danach folgt die Ermahnung.
Oft sind wir so, dass wir, wenn wir negative Dinge sehen, nur noch diese wahrnehmen und den Blick für das Gute verlieren. So sollen wir es aber lernen. Es sind zwar nicht viele Verse Lob, aber Paulus lobt die Korinther sogar später noch. In 11,2 sagt er: „Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner eingedenk seid“ und spricht dann über die Kopfbedeckung und so weiter. Er sagt also: „Ich lobe euch, dass ihr diese Dinge einhaltet, obwohl ihr nicht einmal genau wusstet, was der Sinn davon ist.“ Darum erklärt er es ihnen dann.
Paulus kann also lobend über Probleme sprechen, ohne den Blick für Gottes Werk zu verschließen. Es ist ganz wichtig, dass wir Gottes Werk in jedem Fall sehen und anerkennen können. Das ist die Einleitung.
Jetzt folgt der erste Block, den ich mit „Römisch I: Glauben und Denken“ überschrieben habe. Zunächst haben wir das Problem der Spaltungen in Korinth (1,10-17), dann die Weisheit der Welt und die Weisheit Gottes (1,18-2,16) sowie die fleischlichen Korinther und der gottwohlgefällige Dienst (3,1-4,21).
Es ist interessant, warum das Problem der Spaltung und das der Weisheit der Welt zusammen abgehandelt werden. Man hat den Eindruck, dass das Thema plötzlich ganz endet. Zuerst spricht Paulus über die Spaltung, über die verschiedenen Gruppierungen. Es gab eine Gruppe, die sagte: „Ich bin des Paulus“, andere gehörten zu Apollos, andere sagten: „Ich gehöre zu Kephas“ und wieder andere: „Ich gehöre zu Christus.“ Vier Gruppen gab es.
Dann spricht er über die Weisheit der Welt. Der Bezug ist ganz direkt. In Korinth gab es viele Philosophen und Pseudophilosophen. Sie versuchten, den Leuten das Geld abzuzwacken und eine Jüngerschaft von Schülern hinter sich herzuziehen. Das war üblich in Korinth. So hatten die Gläubigen die Welt zum Vorbild. Es gab einen schlauen Kopf und diejenigen, die ihm alles nachplapperten. Das war eine Schule. Da gibt es diese Gruppe und jene Gruppe – das haben sie gleich kopiert.
1. Korinther 1,10 sagt: „Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle dasselbe redet und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern dass ihr in demselben Sinn und in derselben Meinung völlig zusammengefügt seid.“ Vers 12: „Ich sage aber dieses, dass ein jeder von euch sagt: ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi. Ist der Christus zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf Paulus Namen getauft worden?“
Es gab also eine Gruppe, die sagte, sie seien Philosophenschüler von Paulus, das sei ihr Favorit. Andere sagten: Nein, wir sind Schüler von Apollos, und wieder andere von Petrus, obwohl Petrus unseres Wissens nie in Korinth war. Apollos schon, aber es gab eine Kephas- oder Petrusgruppe. Und dann die allerschlimmsten, die sagten: „Wir gehören zu Christus.“ Sie gehörten also nicht nur zu Paulus oder Apollos, sondern direkt zu Christus.
Diese verschiedenen Schulen kopierten genau das, was man in der Welt auch macht. So können wir das sehr gut auf heute übertragen. Viele haben sich überlegt: Wie wird eine Firma erfolgreich? Jetzt wissen wir, wie wir Gemeinde bauen müssen. Wir müssen einfach die Prinzipien des Marketings übernehmen. So wie man eine funktionierende Firma aufbaut, so muss man auch eine Gemeinde aufbauen.
Eine Firma klärt ab, was die Leute eigentlich wollen. Dann richtet sie sich danach. Man überlegt, was Otto Normalverbraucher will. Otto Normalverbraucher interessiert sich für diese Art von Musik, für Unterhaltung, hat gerne Spaß und ab und zu auch etwas Tiefsinnigeres. Also muss die Firma diesen Bedürfnissen angepasst sein.
Dann fragt man: Was will eigentlich Harry? „Unchurch“ – also der Kirchenferne Harry. Was möchte der? Er hört natürlich dieselbe Musik wie Otto Normalverbraucher, also muss Harry Unchurch eben diese Musik haben. Da können wir mit den alten Kirchenliedern gerade mal aufräumen. Und was möchte er sonst noch? So kopiert man die Methoden, die man in der Welt anwendet.
Aber genau so war es damals in Korinth. Paulus greift hier ein und zeigt, dass die ganze Weisheit dieser Welt bei Gott Torheit ist. Spaltung und Weisheit der Welt gehören also direkt zusammen.
Noch etwas: Paulus war der Evangelist in Korinth. Er sagt in Kapitel 3: „Ich habe gepflanzt.“ Apollos kam später nach Korinth (Apostelgeschichte 19). Am Schluss sieht man das. Apollos führte die Korinther im Glauben weiter. Er war der Lehrer, der Bibellehrer in Korinth.
Petrus war bekannt als Hirte. Der Herr Jesus beruft in Johannes 21 Petrus und sagt ihm: „Weide meine Lämmlein, hüte meine Schafe.“ Das war der Hirte. Hier werden also auch verschiedene Gaben gegeneinander ausgespielt.
Der Evangelist wird ausgespielt gegen den Lehrer, und der Lehrer gegen den Hirten. Was ist heute? Heute gibt es Leute, die sagen: „Was wir brauchen, ist Evangelisation. Dafür haben wir keine Zeit für Bibelstudium.“ Andere sagen: „Nein, was soll Evangelisation? Wir müssen ein Bibelstudium haben.“ Das ist falsch. Beides kommt vom Herrn.
Der Herr hat nach Epheser 4 die verschiedenen Gaben gegeben. Er hat der Gemeinde Hirten und Lehrer gegeben, er gab Evangelisten. Alles kommt von ihm. Und dann gibt es andere, die sagen: „Was sollen wir da mit Bibelstudium? Es gibt so viele seelische Nöte in der Gemeinde. Wir brauchen Seelsorge mit guter psychologischer Ausbildung.“
Man merkt, wie Dinge gegeneinander ausgespielt werden. Dabei hat der Herr Evangelisten gegeben, weil Evangelisation grundlegend wichtig ist. Er hat Lehre gegeben, weil biblische Lehre grundlegend wichtig ist. Und er hat Hirten gegeben, die eine Begabung vom Herrn haben, um bei geistlichen Nöten und seelischen Problemen zu helfen und zu unterstützen. Diese Gaben dürfen wir nicht gegeneinander ausspielen.
Deshalb sind diejenigen, die sagen „Wir gehören zu Christus“ und dabei Apollos, Paulus und Kephas ablehnen, Heuchler. Denn wenn sie diese Brüder ablehnen, lehnen sie auch den Herrn ab. Er hat diese Brüder als Gabe für die Gemeinde gegeben. In Epheser 4,11 heißt es: „Und er hat einige als Apostel gegeben, andere als Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer.“
Nun gehen wir weiter zu „Römisch 2: Glauben und Ethik“. Ethik ist die Lehre von Recht und Unrecht, was gottgemäß ist, was Sünde ist, was Gerechtigkeit ist und was vor Gott richtig ist. In diesem Abschnitt geht es um Glauben und Moral nach Gottes Plan.
In Kapitel 5 haben wir zuerst Gemeindezucht bei schwerer Sünde (5,1-13), dann die Gemeinde als Entscheidungsinstanz in Streitfällen (6,1-11), danach Ehe und Sexualität nach Gottes Plan (6,12-47) und weiter das Problem der Götzenopfer – Götzen sind Nichts (8,1-13).
Man sieht, es geht überall um die Frage, was Recht und Unrecht ist, was Sünde ist und was keine Sünde ist.
Dann folgt „Römisch 3: Glaube und Dienst für Gott“. Zuerst die Autorität im Dienst (9,1-27), dann Götzendienst als dämonische Gefahr für die Gemeinde (10,1-11,1). Hier ist die Kapiteleinteilung mal wieder etwas unglücklich. Danach die Stellung von Mann und Frau in der Schöpfung, das Abendmahl nach Gottes Gedanken und die Gaben und Wirkungen des Heiligen Geistes.
Danach kommt ein eigener Block: „Römisch 4: Glauben und Lehre“. Anlass ist die falsche Lehre in Korinth über die Auferstehung. Paulus macht eine systematische Abhandlung über dieses Thema in 15,1-58.
Zum Schluss folgt das Schlusswort, der Epilog: Gottes zukünftiges Werk in Korinth (16,1-18) und schließlich noch die Grüße (16,19-24).
Einige Besonderheiten im ersten Korintherbrief
Nun einige Besonderheiten in diesem Brief. Jesus Christus ist Herr – das ist eine ausgesprochen wichtige Botschaft dieses Briefes. Wir haben bereits gesehen, dass der Brief an die Gemeinde Gottes in Korinth gerichtet ist, sowie an alle, die in jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen. Es wird nicht einfach nur der Name Jesu genannt, sondern der Name unseres Herrn Jesus Christus, der Autorität hat.
Ich habe ausgezählt: Im griechischen Text kommt das Wort „Herr“ neunundsechzig Mal vor – nur im ersten Korintherbrief. Das ist zwar keine besonders runde Zahl, aber einmal sagt Paulus noch „Maranatha“, und das ist aramäisch für „unser Herr“. „Mara“ bedeutet auch „Herr“ auf Aramäisch. Daraus ergibt sich neunundsechzig plus eins, also siebzig. Siebzig Mal „Herr“!
Daraus folgt: Die Anerkennung der Autorität des Herrn Jesus ist der Schlüssel zur Lösung aller Unordnung in der Gemeinde. Wenn wir uns unter sein Wort stellen, unter seine Autorität, dann können die Probleme gelöst werden.
Konkret bedeutet das: Paulus beginnt mit den Worten „Paulus, der kleine berufene Apostel Jesu Christi“. Das heißt, die Autorität des Herrn anzuerkennen bedeutet, das apostolische Wort zu glauben und zu tun.
Man kann nicht einfach sagen: „Ja, natürlich, die Herrschaft des Herrn – das anerkennen wir.“ So wie in diesem abscheulichen Artikel in „Aufatmen“, wo Jesustreue gegen Bibeltreue ausgespielt wurde. Dort wurde gesagt, Bibeltreue sei wichtig, aber was wir wirklich brauchen, sei Jesustreue. Wenn man das trennt, hat man das Christentum liquidiert. Denn was ist Christentum ohne die Bibel? Man kann bei Josephus Flavius noch etwas über Jesus Christus nachlesen, dass er historisch gelebt hat. Aber wo finden wir die Lehre darüber, was es heißt, ein Christ zu sein? Nur in der Bibel.
Jesus-Treue geht also nicht ohne Bibeltreue. Darum müssen wir uns unter dieses apostolische Wort der Bibel stellen.
Wenn wir schon bei „Maranatha“ sind, gibt es einen schönen Schluss in Kapitel 16, Vers 21: „Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht liebt, der sei verflucht.“ Hier wird nochmals betont, wie wichtig die Herrschaft des Herrn ist. Wenn jemand diesen Herrn nicht liebt, seine Autorität nicht anerkennt, der kommt unter den Fluch Gottes.
Dann folgt der aramäische Ausdruck „Maranatha“: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch, meine Liebe sei mit euch allen in Christus Jesus. Amen.“
Nun zu „Maranatha“: Es ist aramäisch. „Marana“ heißt „unser Herr“ – „Mara“ bedeutet „Herr“. „Atta“ heißt „kommt“. Also „marana atta“ wird in der Aussprache gebunden, ähnlich wie die Liaison im Französischen. Man sagt daher „maranata“, „maranata“, „maranata“. Im Arabischen ist es übrigens ähnlich, dass oft die Lücken zwischen den Worten gebunden werden.
„Maranatha“ bedeutet also „unser Herr kommt“. Es ist nicht unmöglich, dass man auch „maran’atta“ sagen kann, was „der Herr kommt“ heißt, oder „maranatha“ als Befehl: „Unser Herr komme!“ Das Wort „ta“ heißt auf Aramäisch „komm“.
Aber es ist eigentlich kein Wunsch, sondern eine Feststellung. Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht liebt, der sei „Anathema“ – verflucht –, und dann die Feststellung: „Unser Herr kommt.“ Der, der Herr ist, wird einmal kommen, um alles zu beurteilen und zu richten.
Hier machen wir eine Pause. Wir sind an dem Punkt einiger Besonderheiten angelangt. Das ist natürlich ein sehr subjektiver Abschnitt, weil jedem Bibelleser andere Besonderheiten ins Auge fallen. Darum habe ich einfach „einige Besonderheiten“ geschrieben – aber es gibt noch viel mehr.
Darstellung der Gemeinde im ersten Korintherbrief
Wie wird die Gemeinde im ersten Korintherbrief dargestellt? Das habe ich bereits erklärt, und zwar in Kapitel 1, Vers 2: Die Gemeinde ist die Gemeinde Gottes.
Dann wird sie als Gottes Ackerfeld bezeichnet, in Kapitel 3, Vers 9. Das steht im Zusammenhang mit den Versen davor. Der Apostel Paulus sagt, es sei völlig unsinnig, dass ihr verschiedene Philosophenschulen in der Gemeinde bilden wollt und Apollos gegen Paulus ausspielen möchtet. Er sagt in Vers 5: Wer ist denn Apollos und wer Paulus? Sie sind Diener, durch welche ihr geglaubt habt, und zwar wie der Herr jedem Einzelnen gegeben hat.
Paulus erklärt: Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben. Also ist weder der, der pflanzt, noch der, der begießt, entscheidend, sondern Gott, der das Wachstum gibt. Die Gemeinde von Korinth wird also als ein Acker gesehen. Paulus hat als Evangelist gepflanzt, Apollos als Lehrer begossen. Aber so wie Bauern keinen Einfluss auf das Wachstum haben, hatten auch sie keinen Einfluss darauf. Gott hat das Wachstum gegeben.
Das müssen wir auch wieder betonen bei den heutigen starken Trends: Wir können das Wachstum nicht bewirken. Es ist Gott, der das Wachstum bewirkt. Wir können einfach treu das tun, wozu der Herr uns berufen hat, aber Gott ist es, der das Wachstum gibt.
Ich habe das als Gottesname hier speziell in meiner Bibel angemerkt. Ich mag es, möglichst alle Gottesnamen speziell zu kennzeichnen. Gott, der das Wachstum gibt, ist eine besondere Bezeichnung für Gott (Vers 7). Paulus sagt weiter: Der, der pflanzt, und der, der begießt, sind eins. Ein jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit.
Paulus stellt klar, dass er kein Problem mit Apollos hat. Sie sind eins. Er macht seine Arbeit, und Apollos seine. Man könnte sie also gar nicht gegeneinander ausspielen.
Welche Hochachtung Paulus vor Apollos hatte, sehen wir zum Beispiel auch in Kapitel 16, Vers 12: Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm viel zugeredet, dass er mit den Brüdern zu euch komme. Er war jedoch nicht willens, jetzt zu kommen. Doch wird er kommen, wenn er eine gelegene Zeit finden wird.
Paulus respektierte Apollos vollkommen als Diener vor dem Herrn. Er hat ihm zwar nahegelegt, es wäre vielleicht gut, wenn er käme, aber Apollos hatte nicht diese Überzeugung. Paulus setzte ihn nicht apostolisch unter Druck, sondern sagte, er komme, wenn er es für richtig halte.
Das zeigt, wie der Apostel Paulus andere Diener, die selbst keine Apostel waren, in ihrem Dienst und ihrer Verantwortung vor Gott respektierte. Das ist ein wichtiges Prinzip. Paulus sagt in Römer 14: Was richtest du den Hausknecht eines anderen?
Bezüglich des Dienstes anderer Brüder und Schwestern stehen diese zunächst einmal persönlich vor dem Herrn. Da müssen wir vorsichtig sein und nicht einfach hineinschwatzen.
In Johannes 21, als Petrus fragt: „Und was ist dann mit dem?“ – gemeint ist Johannes – sagt der Herr: „Was geht es dich an? Folge du mir nach.“ Jeder steht als Diener vor dem Herrn.
Der Apostel Paulus hat Apollos so geachtet, und sie waren eins. Man konnte sie nicht gegeneinander ausspielen, obwohl solche Machtkämpfe in Korinth vorhanden waren. Paulus hätte ja denken können, dass er vielleicht mehr Einfluss gewinnen könnte, wenn er Apollos ausspielte. Doch das tat er nicht. Diese Spaltungen beeinflussten Paulus in seinem Verhältnis zu Apollos nicht. Das zeigt seine geistliche Haltung.
Paulus sagt weiter: Jeder wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit. Gott wird jeden Gläubigen für seinen Dienst belohnen.
Die Gemeinde wird also als Gottes Ackerfeld beschrieben. Dann wird sie als Gottesbau bezeichnet, in Kapitel 3, Vers 9. Dort erklärt Paulus, dass er der weise Architekt ist, der den Grund gelegt hat. Dieser eine Grund ist Jesus Christus, das Felsfundament nach Matthäus 16: Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde errichten.
Petrus sagt: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde errichten. Er sagt: Du bist Petros, ein Stein, und auf diesen Felsen, Petra, werde ich meine Gemeinde errichten. Also ist nicht Petrus der Fels, sondern Petrus ist ein Stein (Petros), und der Fels (Petra) ist Christus. Schon im Alten Testament wird Gott als Fels bezeichnet. Er ist der Grund.
Dann heißt es in Kapitel 3, Vers 16: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Die Gemeinde wird als Gottes Tempel beschrieben, als dieser Bau.
Weiter wird die Gemeinde als Leib Christi dargestellt. In Kapitel 12 wird dieses Thema ausführlich behandelt, in Verbindung mit den Gaben und Wirkungen des Geistes. Dort lesen wir in Kapitel 12, Vers 12: Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, so auch der Christus.
Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.
Die Gläubigen gehören als Glieder zu diesem einen Leib. Wie sind sie dazugekommen? Durch die Taufe mit dem Heiligen Geist. Wir sehen also, dass das, was als Geistestaufe bezeichnet wird – angeblich ein zweites Erlebnis und oft mit ekstatischen Auswirkungen – mit der Bibel überhaupt nichts zu tun hat.
Der Apostel Paulus sagt von allen Gläubigen in Korinth, und er schließt sich selbst mit ein, obwohl er kein Korinther war: Wir sind alle zu einem Leib getauft worden, in einem Geist. Das heißt, der Prozess, durch den aus einem Menschen ein Glied am Leib Christi gemacht wird, ist die Taufe mit dem Heiligen Geist.
Das Hineinführen in den Leib Christi ist die Taufe mit dem Heiligen Geist. Paulus betont, es seien Juden oder Griechen – beide Gruppen gab es in Korinth – sowie Sklaven oder Freie. Das war die ganze Spannung zwischen den unterschiedlichen sozialen Schichten. Gerade diese Unterschiede werden aber im Leib Christi vereinigt und zusammengefügt.
Interessant ist, wie dieses Gebilde genannt wird. In Vers 12 heißt es: Gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, so auch der Christus.
Der Titel für den Herrn Jesus, der Christus, wird hier für den ganzen Leib verwendet. Der Leib Christi, der alle Erlösten umfasst, wird hier „der Christus“ genannt.
Jetzt versteht man, was Paulus meinte in Kapitel 1, als er von den verschiedenen Gruppen sprach. Er sagt in Vers 12: Ich sage aber dies, dass jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi. Ist der Christus zerteilt?
Er meint: Er ist der Leib Christi. In verschiedene Teile zerschnitten? Natürlich nicht. Es ist ein Leib, also darf es auch keine solchen Spaltungen geben. Das ist die Bedeutung: Der Christus ist der Leib Christi, die Gläubigen sind organisch mit ihrem Herrn verbunden.
Im Kolosserbrief wird ausdrücklich gesagt, dass Christus das Haupt des Leibes ist. Es ist nicht die Königin von England. Offiziell ist sie ja das Oberhaupt der Church of England, und damit nimmt sie den Platz des Sohnes Gottes ein. Ob die Church of England die Gemeinde Gottes ist, ist eine andere Frage. Es ist ein Verein, in dem es viele echte Gläubige gibt, aber man kann die Church of England nicht mit der Gemeinde Gottes gleichsetzen.
Das Haupt ist Christus, wie in Kolosser 1, Vers 18 heißt: Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde.
Weiterhin ist der Leib Christi nicht die örtliche Gemeinde. Der Apostel Paulus sagt in Vers 13: Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden. Er schließt sich selbst mit ein, obwohl er nicht zu Korinth gehörte.
Der Leib Christi ist überörtlich und umfasst alle wahren Gläubigen.
Nun könnte jemand sagen: Aber steht doch in 1. Korinther 12, Vers 27: Ihr aber seid Christi Leib und Glieder in besonderer Weise.
Es ist wichtig zu wissen, dass hier im Griechischen nicht steht: Ihr seid der Leib Christi. Der Artikel fehlt. Es heißt: Ihr seid Christi Leib. Das bedeutet, nicht die Korinther sind der Leib Christi, aber alle Korinther gehören zum Leib Christi.
Der Leib Christi war in Korinth sichtbar durch die örtliche Gemeinde. Aber man kann nicht sagen, die Korinthergemeinde sei der Leib Christi. Es gibt nicht verschiedene Leiber Christi, sondern nur einen Leib, der alle Gläubigen auf der ganzen Erde umfasst.
Darum ist der Gedanke sehr wichtig: Im ersten Korintherbrief haben wir zwar die Ortsgemeinde vor uns, aber sie ist verbunden mit allen Gemeinden auf der ganzen Welt, wie wir gesehen haben.
Nun zur Lehre über Christus im Korintherbrief.
Lehre über Christus im Korintherbrief
Wir haben gesehen, wie der Herr Jesus bereits in 1. Korinther 1,2 genannt wird: „Unser Herr“ – seine Autorität wird betont. Dann wird er genannt „der Sohn Gottes“ in Kapitel 1, Vers 9. Wir sind in die Gemeinschaft seines Sohnes, Jesus Christus, berufen.
In 1. Korinther 1,24 wird der Herr Jesus als die Gotteskraft und auch Gottes Weisheit bezeichnet. In 1,30 wird er genannt: Weisheit von Gott, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung. Für die wahren Gläubigen ist der Herr Jesus Weisheit von Gott, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung.
Dann haben wir schon gesehen, dass er das einzige Fundament der Gemeinde ist (3,11) und der Richter der Gläubigen. In 1. Korinther 4,5 sagt Paulus, nachdem er erklärt hat, dass die Korinther ihn nicht in seinen verborgenen Motiven beurteilen können: „So urteilt nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, welcher auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird; und dann wird einem jeden sein Lob von Gott zuteilwerden.“
Also wird der Herr Jesus einmal das Verborgene ans Licht bringen – im Himmel vor dem Richterstuhl Christi. Dort wird er sogar unsere Absichten, die wir vielleicht gar nicht umsetzen konnten, ans Licht bringen: die verborgenen Ratschläge des Herzens. Dann wird ermutigend gesagt: „Und dann wird einem jeden sein Lob vor Gott werden“, nicht nur für das, was wir für den Herrn getan haben, sondern auch für die Absichten und Pläne, die wir für den Herrn hatten. Er weiß, wo wir können und wo wir nicht können. Sogar die Absichten werden einmal ans Licht kommen.
Er ist der Richter, der die Motive der Gläubigen einmal gerecht beurteilen und auch belohnen wird.
Weiter wird der Herr Jesus in Kapitel 5, Vers 7 als „unser Passa“ genannt. Dort heißt es in der zweiten Vershälfte: „Denn auch unser Passa, Christus, ist für uns geschlachtet.“ Paulus spielt hier auf die Passafeier an. Er sagt nämlich in Vers 7: „Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr eine neue Teigmasse seid, gleich wie ihr ungesäuert seid.“ Eben Christus ist unser Passa.
Sauerteig ist in der Bibel durchwegs negativ. Es ist ein Bild der Sünde, die ansteckt. Wenn man frischen Teig hat und ein bisschen Sauerteig dazusetzt, dann breitet sich der Säuerungsprozess durch den ganzen Teig hindurch aus. Beim Passa in Ägypten mussten die Israeliten allen Sauerteig aus den Häusern entfernen und nur ungesäuertes Brot essen, zusammen mit dem Passalam. Das sollte zeigen, was eine echte Bekehrung ist, und die Befreiung aus der Knechtschaft – übertragen auf die Knechtschaft der Welt und Satans.
Christus ist unser Erlöser, sein Blut rettet uns vor Gottes Zorn. Aber wir müssen die Sünde aus unserem Leben durch Buße und Reue entfernen, also allen Sauerteig hinaustun.
Nun, in 1. Korinther 5 geht es darum, dass schwere Sünde in der Gemeinde toleriert wurde. Da sagt der Apostel Paulus: Ihr müsst wie beim Passa allen Sauerteig hinausfegen. Im Judentum geht man mit einer Lampe vor dem Passa durch das ganze Haus und sucht überall, wo man noch Brotsamen von Brot mit Sauerteig findet. Alles muss hinausgefegt, hinausgeputzt werden.
Das war übrigens eine wunderbare Einrichtung für Israel, auch als Schutz gegen die Pest. Denn so musste man einmal im Jahr eine totale Frühlingsreinigung durchführen. Es gab keine Speisereste, die Mäuse und Ratten anziehen, und diese bringen ja bekanntlich Pesterreger mit. So hatte Israel gegenüber den anderen Völkern durch diese Hygienemaßnahme einen besonderen Vorteil.
Aber nun geht es hier um die Gemeinde: aller Sauerteig muss hinaus. Sünde darf in der Gemeinde nicht einfach stehen gelassen werden. Es ging da um Unzucht, also um handgreiflich schwere Sünde.
In 1. Korinther 4 sagt Paulus: „Ihr dürft nicht meine Motive richten.“ Und in Kapitel 5 sagt er: „Ihr müsst diesen Hur richten und hinaustun.“ Ist das nicht ein Widerspruch? Nein. Motive, die verborgen sind, können wir nicht richten, weil wir nicht in die Herzen der Menschen hineinschauen können. Aber das, was jemand tut, das müssen wir richten.
Wenn also jemand in der Gemeinde Ehebruch begeht, dann muss die Gemeinde handeln und den Sauerteig entfernen, das heißt, den Schuldigen ausschließen, bis er zur Buße kommt. Das leitet der Apostel Paulus aus dem Passa ab, wo man den Sauerteig hinaustun muss.
Er sagt in Vers 8: „Darum lasst uns das Fest feiern, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuertem Brot der Lauterkeit und Wahrheit.“
Ungesäuertes Brot ist wahres Brot. Gesäuertes Brot lügt, denn es täuscht mehr vor, als tatsächlich da ist. Es ist verlogenes Brot. Darum werden die Matzen hier genannt: Brot der Lauterkeit und Wahrheit. Das ist ganz einfach, aber echt.
Kapitel 4 ist sehr wichtig: Motive können wir und dürfen wir nicht richten in den Herzen anderer, aber über die Taten müssen wir urteilen, dort wo es konkret ist.
In 1. Korinther 5,12 sagt der Apostel Paulus in Vers 12: „Denn was habe ich auch zu richten, die draußen sind?“ – also im Blick auf die Ungläubigen draußen. Da haben wir keine Verantwortung, ihr richtet nicht. Die drinnen sind, die aber draußen sind, richtet Gott. „Tut den Bösen von euch selbst hinaus!“
Dann wird Christus beschrieben als der Schöpfer aller Dinge (Kapitel 8, Vers 6): „So ist doch für uns ein Gott, der Vater, von welchem alle Dinge sind, und wir für ihn; und ein Herr, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind, und wir durch ihn.“
Also von Gott dem Vater sind alle Dinge, und durch den Herrn Jesus Christus sind alle Dinge. Das bedeutet: Die Pläne für die Erschaffung der Welt kommen vom Vater, aber der Sohn hat sie persönlich ausgeführt.
Darum wird auch in Johannes 1, Vers 3 gesagt, vom Wort, das am Anfang bei Gott war: „Alles wurde durch dasselbe; und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“
Alles, was je ins Dasein gekommen ist, ist also durch den Sohn Gottes erschaffen worden. Durch ihn sind alle Dinge, aber die Pläne sind vom Vater.
Es ist wie bei der Erlösung: Die Erlösung war geplant vom Vater. Der Vater hat nach Epheser 1 die Gläubigen außerhalb der Welt zuvorbestimmt. Aber der Herr Jesus ist in die Welt gekommen, um stellvertretend zu sterben. Nicht der Vater hat am Kreuz gelitten, sondern der Sohn.
Also fasst der Vater die Ratschlüsse, der Sohn führt sie aus – übrigens in der Kraft des Heiligen Geistes. Denn in Hebräer 9 lesen wir, dass der Herr Jesus sich selbst geopfert hat durch den ewigen Geist. Auch in Hiob 33 wird der Heilige Geist als Schöpfer bezeichnet. Elihu sagt: „Der Geist Gottes hat mich gemacht.“
Also hat der Herr Jesus in der Kraft des Heiligen Geistes erschaffen, in Verbindung mit der Kraft des Heiligen Geistes.
Weiter ist Jesus der Fels (1. Korinther 10,4). Paulus erzählt die Geschichte vom Auszug aus Ägypten, wie das Volk durch das Rote Meer gegangen ist und wie sie dann Wasser aus dem Felsen bekommen haben, das Manna aus dem Himmel. Dann erklärt er in 10,4 am Schluss: „Der Fels aber war Christus.“
Das bedeutet: Der Fels dort in 2. Mose 17 ist ein Symbol für Christus.
Gut, jetzt könnte Zwingli gesagt haben: Ja, dieser Fels war Christus, es steht ja hier „der Fels war Christus“. Nein, der Fels bedeutete Christus, aber hier steht es „war Christus“. Und darum hat Luther, im Gegensatz zu Zwingli, genau umgekehrt argumentiert. Luther hat gesagt: „Es steht ja, dies ist mein Leib.“ Und Zwingli sagt: „Nein, das bedeutet mein Leib.“ Aber hier hätte Luther auch sagen können: „Es steht, der Fels aber war Christus.“ Ja, aber diese Ausdrucksweise hat den Sinn „bedeutete“. Darum steht ja auch in Galater 4, der Berg Hagar ist der Berg Sinai in Arabien. War Abraham mit einem Berg verheiratet? Nein, es war eine ägyptische Macht, und ihre symbolische Bedeutung als Sklavin ist die gleiche Bedeutung wie dieser Bund am Sinai, der Israel zu Sklaven Gottes machte. So bedeutet „Hagar war der Berg Sinai“: Es hat den Sinn, dass Hagar das Gleiche bedeutete wie der Berg Sinai. Und hier bedeutete dieser Fels Christus.
Aber dieser Fels ist gar eigenartig. Es steht in 1. Korinther 10,4: „Und alle, die denselben geistlichen Trank tranken, denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, welcher nachfolgte.“ Können Felsen gehen? Nun, die Rätsellösung ist diese: In 2. Mose 17 schlägt Mose den Felsen. Es kommt Wasser heraus, und das ganze Volk trinkt. Aber dieses Wasser wurde zu einem Strom und floss in der Sinai-Wüste, sodass Israel während der Wüstenreise mit diesem Wasser versorgt wurde, auch als sie weitergingen.
Das steht in Psalm 105, Vers 41: „Er öffnete den Felsen, und es flossen Wasser heraus. Sie liefen in den dürren Örtern wie ein Strom.“ Das war nicht ein Bächlein, sondern ein Strom. So ging dieser Fels mit Israel, das in der Sinai-Wüste wanderte, mit. Der Fels folgte ihnen, indem das Wasser mit ihnen ging.
Wichtig ist, dass der Apostel Paulus diese Geschichte geistlich überträgt. Er nennt diesen Trank aus dem Felsen einen geistlichen Trank, weil er eine geistliche Bedeutung hat. Nach Johannes 7,37 spricht das von der Erfrischung durch den Heiligen Geist. Das Manna aus dem Himmel nennt er geistliche Nahrung, denn das Manna aus dem Himmel spricht von dem Herrn Jesus Christus, dem Brot aus dem Himmel (Johannes 6). Der Fels spricht von dem Herrn Jesus, der geschlagen werden musste, damit der Heilige Geist kommen konnte, um uns Gläubige zu tränken.
In 1. Korinther 12,13 haben wir gelesen: „Wir sind alle getränkt worden mit einem Geist.“ Hier wird also gezeigt, wie wir das Alte Testament lesen müssen: Es hat alle eine geistliche Bedeutung über die wörtliche Bedeutung hinaus.
Also, das war Christus, der Fels.
In Kapitel 11, Vers 3 wird Christus genannt „das Haupt jedes Mannes“. In 15,20 ist er „der Erstling der Entschlafenen“, also der Erste, der auferstanden ist aus den Toten und nicht mehr stirbt.
Es gab Leute, die sind schon vorher auferstanden, wie zum Beispiel Lazarus, aber sie sind alle wieder gestorben. Ja, es gilt so wie in den Märchen: Am Schluss heißt es doch, sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch. Aber tatsächlich ist Lazarus nicht mehr da, und all diese Auferstandenen sind wieder gestorben ein zweites Mal. Der Herr Jesus aber ist der Erstling, der auferstanden ist und nicht mehr stirbt.
Dann wird er genannt der letzte Adam, ein lebendig machender Geist. Das habe ich heute Morgen schon behandelt (1. Korinther 15,45). Er wird genannt der zweite Mensch vom Himmel. Adam war der erste Mensch von der Erde, der die Menschheit in die Sünde geführt hat. Christus ist der Retter, der vom Himmel gekommen ist, und er wird genannt der Himmlische (15,48).
Dann lernen wir aus dem Korintherbrief, dass das Alte Testament für uns Christen geschrieben worden ist. Denn in Kapitel 10 heißt es, nachdem über die Geschichte Israels berichtet wird: „Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, dass wir nicht nach bösen Dingen gelüsten, gleichwie auch jene gelüsteten.“
Da wird also ganz klar gesagt: Das Alte Testament ist für die Gemeinde geschrieben. Und wenn wir denken, wie verheerend es ist, dass in den Gemeinden weltweit das Alte Testament oft einfach keine Bedeutung hat, völlig vernachlässigt wird, weil man meint, das Alte sei nur für Israel und das Neue Testament nur für die Gemeinde – das ist gar nicht wahr. Der Apostel Paulus sagt, es ist für uns geschrieben. Die Gemeinde ist nicht unter dem Gesetz, aber das ganze Alte Testament hat eine geistliche Bedeutung und Belehrung für uns.
Eben das Passa spricht von Christus, der geistliche Trank spricht vom Heiligen Geist, die geistliche Speise vom Himmel, das Manna spricht vom Herrn Jesus, unserer Nahrung, der Fels spricht von ihm, dem Felsen usw.
Weiter heißt es in 1. Korinther 10,11: „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf welche das Ende der Zeitalter gekommen ist.“ Zu unserer Mahnung geschrieben, das steht hier.
Oder in Vers 9 und 10: „Denn in dem Gesetz Mose steht geschrieben: Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.“ Das ist 5. Mose 25,4.
Ist Gott etwa für die Ochsen besorgt, oder spricht er nicht durchaus um unseres Willens? Denn es ist um unsern Willen geschrieben, dass der Pflügende auf Hoffnung pflügen soll und der Dreschende auf Hoffnung dreschen, um dessen Teilhaftig zu werden.
Der Apostel Paulus sagt, im Gesetz steht, ein Ochse, der drischt, also der über die Getreidehalme geht, um auszudreschen, dem durfte man den Mund nicht verbinden. Das heißt, er durfte zwischendurch auch etwas fressen. Nun sagt Paulus: „Aber das ist wegen uns geschrieben“, und er erklärt in diesem Kapitel, dass Evangelisten vom Evangelium leben dürfen.
Das heißt, wenn der Herr sie berufen hat zu einem vollzeitlichen Dienst, dann ist es richtig, wenn sie von diesem Dienst auch leben dürfen. Das leiten wir ab aus dem Grundsatz aus dem Gesetz: „Du sollst dem Ochsen das Maul nicht verbinden.“ Und es ist wegen uns geschrieben.
Da sehen wir, wie sogar die Details im Gesetz eine geistliche Bedeutung für uns heute haben. Das Alte Testament ist für uns Christen geschrieben worden, aber wir müssen es richtig gebrauchen. Wir müssen mit dem Alten Testament nicht die Christen unter das Gesetz vom Sinai bringen, sondern die geistliche Bedeutung für uns herausarbeiten.
Dann eine Besonderheit, eine sehr spezielle: Der Erste Korintherbrief ist der einzige Brief, der das Thema Abendmahl abhandelt. Sonst wird das Abendmahl nur behandelt im Matthäusevangelium bei der Einsetzung, in Markus und Lukas.
Nun wird es behandelt in 1. Korinther 10,14-22 in Verbindung mit dem Tisch des Herrn und in 11,20-34.
Es hätte jemand auf die Idee kommen können: Ja, das Abendmahl ist eigentlich nur für Juden, für jüdische Gläubige, denn der Herr hat es ja im Kreis der Apostel, die alle Juden waren, eingesetzt.
Gerade der Erste Korintherbrief macht aber deutlich, dass hier eine Gemeinde beschrieben wird, in der die meisten nicht Juden waren. Nein, das Abendmahl ist für die Gemeinde, die aus gläubigen Juden und Heiden besteht.
Es wird auch klar, dass das Abendmahl in die örtliche Gemeinde gehört, es ist keine Familienangelegenheit. Wenn wir als Familie mal in den Ferien sind und sagen: „Jetzt könnten wir Abendmahl feiern“, sind wir keine Gemeinde, wir sind eine Familie.
Der Erste Korintherbrief, der die Gemeinde behandelt, bringt das Abendmahl in Verbindung mit den Zusammenkünften der Gemeinde in Korinth. In 1. Korinther 11,20 sagt Paulus: „Wenn ihr nun an einem Ort zusammenkommt, so ist es nicht des Herrn Abendmahlessen.“ Die Korinther kamen an einem Ort zusammen als Gemeinde, aber sie haben das Abendmahl ganz falsch gefeiert. Es gehört eben dorthin, in die Gemeinde.
Dann eine hervorzuhebende Besonderheit: die eindrückliche Beschreibung der Liebe in 1. Korinther 13. Eine tief bewegende Beschreibung, was echte Liebe ist. Für Liebe steht hier immer das Wort Agape, ein Wort, das die alten Griechen kaum verwendeten.
Man hat sogar lange Zeit gemeint in der Forschung, Agape sei eine Erfindung, die bei den alten heidnischen Griechen gar nicht bekannt war. Aber dann haben wir doch Inschriften entdeckt, in denen das Wort Agape vorkommt. Es war ein Wort, das offensichtlich sehr selten verwendet wurde. In den Inschriften ist natürlich nur ein Teil der Wörter überliefert, die jemals gebraucht wurden. Diese seltene Bezeugung zeigt, dass das Wort offensichtlich selten gebraucht wurde.
Im Neuen Testament wird Agape zum Wort für die Liebe Gottes. Der Heilige Geist wollte ein Wort verwenden, das nicht belastet war durch falsche heidnische Vorstellungen von Liebe.
Es gab das Wort Philia, das mehr Liebe meint zu solchen, die zur gleichen Kategorie gehören, also Liebe zu Freunden, zu solchen, die einem passen, von der gleichen Kategorie sind.
Dann gibt es das Wort Eros, das Liebe im allgemeinen Sinn, aber auch bis zu perverser Liebe bedeuten kann. Dieses Wort war sehr belastet. Es konnte positiv verwendet werden, aber es war so belastet, dass der Heilige Geist es kein einziges Mal im Neuen Testament verwendet hat. Philia und Eros werden nicht verwendet.
Dann gab es das Wort Storge, das speziell Liebe von Eltern zu Kindern und Kindern zu Eltern bedeutet. Das wird gebraucht in 2. Timotheus 3, wo es heißt, in der Endzeit werden die Menschen ohne natürliche Liebe sein. Im Zusammenhang mit Abtreibung ist das heute sehr erschreckend aktuell: die fehlende natürliche Liebe.
Für die Liebe Gottes steht Agape, ein Wort, das völlig unbelastet war. Es konnte darum gefüllt werden mit dem Inhalt: „Das ist die Liebe, die in Gott ist, die Gottes Wesen ist.“ Gott ist Liebe, sagt 1. Johannes 4.
Dann wird die Liebe beschrieben in 1. Korinther 13, Vers 4: „Die Liebe ist langmütig, ist gütig, die Liebe neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit. Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles, die Liebe vergeht nimmer.“ Jedes Mal steht hier Agape.
Eine weitere Besonderheit: In diesem Brief wird von dem Geheimnis der Entrückung gesprochen. Händel hat diese Stelle so schön vertont in „Der Messias“, 1. Korinther 15,51: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn Posaunen wird es geben, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“
Ein Geheimnis im Neuen Testament ist eine Wahrheit, eine göttliche Offenbarung, die im Alten Testament noch unbekannt war. Das sehen wir aus Epheser 3, dort wird von dem Geheimnis des Leibes gesprochen. Paulus erklärt, dass es in früheren Generationen und Zeitaltern den Menschen nicht kundgetan wurde, wie es jetzt durch den Heiligen Geist seinen Aposteln und Propheten mitgeteilt wurde.
So haben wir in den Paulusbriefen acht verschiedene Geheimnisse, und eines davon ist das Geheimnis der Entrückung. Man muss die Entrückung also nicht im Alten Testament suchen. Sie war ein Geheimnis, aber jetzt ist sie geoffenbart.
Übrigens hat die letzte Posaune hier nichts zu tun mit den sieben Posaunen in der Offenbarung, die in der großen Drangsalzeit nach der Entrückung ertönen werden.
Der Apostel Paulus sagt: „Verwandelt in einem Augenblick bei der letzten Posaune.“ Ist das nicht eine Anspielung auf die siebte Posaune? Nein, die Korinther kannten das gar nicht. Die Offenbarung wurde erst 95 n. Chr. geoffenbart, und der Erste Korintherbrief wurde etwa 54 n. Chr. geschrieben. Die letzte Posaune muss also etwas Bekanntes sein.
Im römischen Heerwesen kannte man die letzte Posaune: Die erste Posaune bedeutete das Lager abbrechen, die zweite Posaune, in Reihe und Glied, Sechserreihen aufstellen, und die letzte Posaune war die dritte Aufbruch.
So ist die letzte Posaune die Posaune des Aufbruchs. Dann könnten wir singen: „Oh, when the Saints go marching in.“ Wenn die Heiligen einmarschieren, das ist die Entrückung, wenn die Gläubigen bei der letzten Posaune aufbrechen aus dieser Erde, von dieser Erde in die himmlische Herrlichkeit.
Dann noch eine Besonderheit: Wir hatten ja schon von diesem eindrücklichen Schluss gesprochen, den Gruß mit Paulus’ eigener Hand. Paulus wollte den Korinthern symbolisch die Hand geben.
In 2. Thessalonicher 3 wird erklärt, dass Paulus bei den Briefen, die er diktierte – und der Korintherbrief wurde wohl durch Sostenes geschrieben, der Mitabsender war – den Schluss jeweils eigenhändig schrieb (2. Thessalonicher 3,17): „Der Gruß mit meiner Hand, welches das Zeichen in jedem Brief ist. So schreibe ich. So schreibe ich. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.“
Die Schlussverse wurden also jeweils von Paulus eigenhändig geschrieben, damit man anhand des Schriftzugs erkennen konnte, welcher ein echter Paulusbrief und welcher eine Fälschung ist.
In 2. Thessalonicher 2,3 steht nämlich, dass die Thessalonicher mindestens einen gefälschten Brief unter dem Namen Paulus bekommen haben. Diese Fälschungen haben wir nicht mehr, sie sind alle beseitigt worden.
Man konnte den Schriftzug am Schluss vergleichen, zum Beispiel mit dem Epheserbrief, dem Kolosserbrief, dem Thessalonicherbrief – alle genau gleich. So konnte man die gefälschten Briefe erkennen und ausschließen.
Darum hatten besonders die Länder Türkei, Griechenland und Italien wohl während einiger Jahrhunderte noch die Original-Papyrushandschriften der Apostel und Propheten des Neuen Testaments. Deshalb konnte man in diesen Ländern besonders genaue Abschriften anfertigen, weil man im 3. Jahrhundert noch auf eine Paulus-Handschrift zurückgreifen konnte, um sie zu korrigieren oder direkt abzuschreiben.
Das ist auch ein Argument gegen die sogenannte Nestle-Aland-Ausgabe, die sich besonders auf ägyptische Handschriften stützt. In Ägypten hat man die ältesten Handschriften gefunden, da es dort sehr trocken ist – trockener als in der Türkei, Griechenland und Italien. Aber in Ägypten gab es keine Originale.
Darum sind diese ägyptischen Handschriften viel unzuverlässiger als die Handschriften aus der Türkei, Griechenland und Italien, die man als Mehrheitstext betrachtet. Diese hatten noch Zugriff auf Originaltexte.
Wenn eine Handschrift aus dem 4. Jahrhundert stammt, ist das keine schlechte Handschrift. Denn selbst im 4. Jahrhundert konnte man noch eine Handschrift aus dem 1. oder 2. Jahrhundert als Vorlage nehmen. Dann ist sie so gut wie eine Erstabschrift aus dem 1. oder 2. Jahrhundert.
So, das war nur ein kleiner Seitenhieb zu der ganzen Nestle-Aland-Geschichte.
Ausführungen zu 1. Korinther 11, 2-16: Kopfbedeckung und Gottesdienstordnung
Dann möchte ich noch einige Ausführungen zu 1. Korinther 11,2-16 machen, weil dieses Thema meist eher unter den Tisch gewischt wird. Vielleicht können wir dort mehr Betonung legen, wo im Allgemeinen weniger darüber gesprochen wird, anstatt an Stellen, an denen man schon viel hört. Unsere Zeit als Einführung ist ja begrenzt. Am liebsten würde ich alle Kapitel im Detail durchnehmen. Aber da könnte man ja nach Erlinsbach kommen. Jede Woche gehen wir im Moment im Bibelkreis Vers für Vers durch den ersten Korintherbrief.
Zu 1. Korinther 11: Ein sehr umstrittener Abschnitt unter Gläubigen. Der Apostel Paulus sagt in Vers 2: „Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner eingedenk seid und die Überlieferungen haltet, wie ich sie euch überliefert habe. Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber ist der Mann, des Christus Haupt aber Gott. Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt, jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt; denn sie ist ein und dasselbe wie die, welche geschoren ist. Denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, so werde ihr auch das Haar abgeschnitten. Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren werde, so lasse sie sich bedecken. Denn der Mann freilich soll nicht das Haupt bedecken, da er Gottes Bild und Herrlichkeit ist. Die Frau aber ist des Mannes Herrlichkeit; denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann. Denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen. Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen. Dennoch ist weder die Frau ohne den Mann, noch der Mann ohne die Frau im Herrn; denn gleich wie die Frau vom Mann ist, also ist auch der Mann durch die Frau. Alles ist aber von Gott. Urteilt bei euch selbst: Ist es anständig, dass eine Frau unbedeckt zu Gott betet? Oder lehrt euch nicht auch selbst die Natur, dass, wenn ein Mann langes Haar trägt, es eine Unehre für ihn ist, wenn aber eine Frau langes Haar trägt, es eine Ehre für sie ist, weil das Haar ihr anstatt eines Schleiers gegeben ist? Wenn es aber jemandem gut dünkt, streitsüchtig zu sein, so haben wir solche Gewohnheit nicht noch die Gemeinden Gottes.“
Grundsätzlich müssen wir festhalten: Es gibt nur ganz wenige Symbole im Christentum. Im Judentum haben wir viele symbolische Dinge, wenn wir an die verschiedenen Opfer denken, an das Tempelgebäude mit all seinen Nebengebäuden, und an die rituellen Vorschriften über Speise, Trank, Waschungen usw. Das Judentum ist gerade geprägt durch äußere Symbole, die Gott eingerichtet hat, wie wir aus Kolosser 2,16 wissen, als Schattenbilder auf das, was Christus einmal als geistliche Realität bringen sollte.
Im Christentum haben wir nur ganz wenige Symbole: die Taufe, eine symbolische Handlung, aber nur einmal, darum sagt Epheser 4, dass es eine Taufe gibt. Im Judentum gab es Waschungen, ein Untertauchen, das aber immer wieder wiederholt werden musste. Die Taufe, dann das Abendmahl mit Brot und Wein und hier in 1. Korinther 11 die Bedeckung beziehungsweise keine Bedeckung und langes beziehungsweise kurzes Haar. Alle diese Symbole kommen nur im 1. Korintherbrief zusammen vor.
Die Taufe wird erwähnt in Kapitel 1, Vers 13: Paulus sagt: „Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf Paulus’ Namen getauft worden? Ich danke, dass ich niemanden von euch getauft habe außer Crispus und Gaius, auf dass nicht jemand sage, dass ich auf meinen Namen getauft habe. Ich habe aber auch das Haus der Stephanas getauft, sonst weiß ich nicht, ob ich jemanden anders getauft habe; denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen.“ Paulus spricht noch oft über die Taufe und lehrt ihre Bedeutung in anderen Briefen, aber er selbst hat kaum getauft, denn das war nicht sein Auftrag. Er lehrt die Taufe in allen möglichen Briefen, wie Römer, Kolosser und Epheser. Aber im ersten Korintherbrief wird die Taufe erwähnt.
Dann das Abendmahl, das wir in Kapitel 10 und 11 sehen, und die Bedeckung, die in Kapitel 11 erwähnt wird.
Nun ist es interessant: Es gibt viele Leute, die sagen, sie können mit Symbolen nicht viel anfangen, das seien Äußerlichkeiten. Gott sieht ja nicht auf das, was vor Augen ist, steht in 1. Samuel 16, sondern er sieht auf das Herz. Der Zusammenhang dort ist, dass Samuel dachte, einer der großen Söhne von Isai werde König werden. Dabei hat Gott den kleinen David gewählt. Die Menschen sehen auf die äußere Erscheinung, aber Gott schaut auf das Innere. Das ist für mich tröstlich.
Hat es also mit Symbolen nichts zu tun? Eigenartig ist, dass in 1. Korinther 10,14 und folgende Symbole wie Brot und Wein vorkommen, dann in Kapitel 11 langes Haar, kurzes Haar, Bedeckung, keine Bedeckung, und dann wieder ab Vers 20 Brot und Wein. Kaum ein Christ sagt, beim Abendmahl habe er Probleme, weil es so äußerlich sei, Brot und Wein. Aber bei Kapitel 11, bei Bedeckung und Haar, haben viele Schwierigkeiten.
Im ersten Korintherbrief ist das so dargestellt. Dann hat man gesagt, die Vorschriften in 1. Korinther 11,2 und folgende seien nur aus der damaligen Situation in Korinth zu verstehen. Dort gab es viele Prostituierte, stimmt, und diese waren kahlgeschoren. Das sei das Zeichen der Prostituierten in Korinth gewesen, und darum sollten die korinthischen Frauen nicht kahlgeschoren herumlaufen. Das hat jemand in einem Bibelkommentar geschrieben, und viele haben das abgeschrieben. Man kann genau zurückverfolgen, wer das zuerst schrieb, und es wurde ständig in Kommentaren weiterverbreitet. Doch wenn man fragt, welche Quellen er angibt, gibt es keine. Es stimmt auch nicht, heute ist klar, das ist eine Erfindung. Es wurde ständig weiterverbreitet, ist aber historisch nicht belegbar.
Noch etwas: Die Vorschriften hier stehen im Gegensatz zu den kulturellen Gebräuchen damals. Im Judentum war es beim Beten eigentlich üblich, dass Männer sich bedecken und auch Frauen. Das ist heute noch so: Männer tragen beim Beten die Kippa, und bei den Frauen ist man etwas weniger streng, aber im Prinzip sollten sie sich auch bedecken. Bei den Griechen damals beteten Frauen und Männer unbedeckt zu den Göttern. Bei den Römern beteten Männer und Frauen bedeckt zu den Göttern.
Die Situation in 1. Korinther 11, dass die Frau bedeckt betet und weissagt und der Mann nicht bedeckt, passt nicht zum Judentum, nicht zur griechischen Kultur und nicht zur römischen Kultur. Wozu denn? Zum Christentum. Es ist typisch christlich.
Vers 2: Paulus lobt die Korinther, dass sie diese Dinge eingehalten haben: „Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner eingedenk seid und die Überlieferungen, wie ich sie euch überliefert habe, festhaltet.“ Wieder eine Gelegenheit, die Korinther, die so oft daneben waren, zu loben. Er hätte sagen können: „Unfassbar, überall dort, wo es praktisch wird, seid ihr daneben, und wenn es um Äußerlichkeiten geht, haltet ihr euch daran. Das hat doch keinen Wert, wenn ihr sonst so daneben seid!“ Aber er lobt, dass sie es wenigstens tun. Er weiß, sie wissen gar nicht, was es bedeutet. Deshalb sagt er: „Ich will aber, dass ihr wisst, dass ...“ Das ist auch lobenswert: Die Korinther haben diese Überlieferung des Apostels eingehalten, obwohl sie nicht wussten, warum. Manche sagen, sie tun es nicht, weil sie nicht wissen, was es bedeutet. Aber Gehorsam heißt, etwas zu tun, auch wenn man es nicht versteht. Paulus sieht überall, wo man etwas loben kann, und lobt sie dafür.
Dann erklärt Paulus, dass es hier um eine göttliche Ordnung geht. Es geht um Regierungs- oder Autoritätsordnung: zuerst Gott, dann Christus. Wichtig ist, dass Jesus als Mensch sagt in Johannes 14, der Vater ist größer als ich. In seiner Gottheit als ewiger Sohn ist er dem Vater gleich. In Philipper 2,5 heißt es, Christus habe es nicht für einen Raub gehalten, gottgleich zu sein, sondern habe sich erniedrigt und sei Mensch geworden. Also: Gott, Christus als Mensch, dann der Mann, der unter der Autorität von Christus steht, und dann die Frau. Es geht um die Schöpfungsordnung und die göttliche Ordnung. Das beruft sich auf 1. Mose 1 und 2. Übrigens wird in Psalm 8 alles erwähnt: Gott der Schöpfer, der Messias, der Sohn des Menschen, Mann und Frau, die unter dem Messias stehen. Der Mensch wird dort auch erwähnt: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst? Der natürliche Mensch, Enosch, der sündige Mensch, der Ben Adam, der Messias. Also gibt es auch einen Bezug zu Psalm 8.
Wenn jemand sagt, 1. Korinther 11 habe mit damaligen Traditionen zu tun, muss man sagen: Ja, aber halt, warum erklärt Paulus zuerst die göttliche Ordnung, die seit der Erschaffung der Welt gilt? Wichtig: Die Gemeinde steht nicht unter dem Gesetz von Sinai, also nicht unter den Geboten, die Gott ab 2. Mose 19 mit den zehn Geboten und den Hunderten von Geboten gegeben hat. Paulus geht zurück auf die Schöpfungsordnung, und die gilt auch für Christen.
Man könnte sagen, in 1. Korinther 15 steht, Christus sei der Himmlische und wir seien die Himmlischen. Wir seien also eigentlich keine richtigen Menschen mehr und stünden über diesen Ordnungen. Aber 1. Korinther 11 bringt uns wieder auf den Boden: Wir sind Menschen und stehen in dieser Schöpfungsordnung. Dieses Kapitel beruft sich auf 1. Mose 1,27, wo Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat, wörtlich männlich und weiblich. Der Unterschied der Geschlechter ist von Gott gewollt.
Wir haben heute Morgen in 1. Mose 2 gesehen, dass zuerst der Mann erschaffen wurde, und auf diese Reihenfolge wird in 1. Korinther 11 Bezug genommen. Dann wird erklärt, die Frau wurde wegen des Mannes erschaffen. Gott sah, dass es nicht gut ist, dass der Mann allein sei. Das wird hier erklärt: Die Frau ist wegen des Mannes erschaffen worden. Aber um das auszugleichen, damit keine falschen Schlüsse gezogen werden, sagt Paulus, der Mann ist natürlich auch durch die Frau. Das heißt: Ich kenne keinen einzigen Menschen, der nicht von einer Mutter geboren wurde. Menschen gibt es nur, weil es Frauen gibt. Natürlich auch Männer, aber die Geburt erfolgt durch die Frau. Das können Feministinnen auch nicht ändern.
Dann wird betont, dass in 1. Mose 2 der Mann zuerst Gottes Gebote erhielt (Vers 17). Die Frau wurde danach erschaffen als Hilfe und Entsprechung. So wird deutlich, dass der Mann die Führungsaufgabe haben sollte nach der Schöpfungsordnung. Darum hat Gott den Mann zuerst und dann die Frau geschaffen, und der Mann bekam zuerst die Gebote Gottes, noch bevor die Frau da war.
Diese Schöpfungsordnung wird ab Vers 4 beim Beten und Weissagen sichtbar. Vers 4: „Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Kopf hat, entehrt sein Haupt.“ Beten ist klar, was ist weissagen? In Kapitel 14, Vers 2 wird das erklärt. Vers 3: „Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung.“ Also weissagen ist, das Wort Gottes weiterzugeben, so dass es genau den Bedürfnissen entspricht, zur Erbauung, Trost und Ermahnung.
Wenn ein Mann weissagt, also das Wort Gottes weitergibt, soll er nichts auf dem Kopf haben. Vers 5: „Jede Frau, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt.“ Nun einige Erklärungen zum griechischen Text: Vers 5, „unbedeckt“ heißt im Griechischen „a katakalypto thekephale“, wörtlich „nicht herabbedeckt bezüglich des Kopfes“. Es geht also nicht um eine Verhüllung. Im Text steht auch der Ausdruck „etwas auf dem Haupt haben“, also etwas auf dem Kopf haben, eine Bedeckung von oben herab. Das bedeutet: Wenn die Frau etwas auf dem Kopf hat, sagt sie damit, dass über ihr eine Autorität steht, und damit ist der Mann gemeint.
Das ist ähnlich wie bei der Kippa im Judentum. Das ist keine Verhüllung, nur ein kleines Käppchen, das man zum Beispiel braucht, um eine Glatze zu verdecken, mehr nicht. Im Judentum bedeutet das, dass man Gottes Autorität anerkennt.
Hier wird gesagt, die Frau soll etwas auf dem Haupt haben, der Mann soll nicht bedeckt sein, weil er Gottes Bild und Herrlichkeit ist, indem er zuerst geschaffen wurde. Die Frau soll also beim Beten und Weissagen, wo man sich fragen könnte, ob sie die Führung übernimmt, mit dem Zeichen deutlich machen: Nein, ich erkenne die Schöpfungsordnung an, und trotzdem kann ich beten und weissagen.
Nun ist natürlich noch die Frage: Wo? Es gibt Bibelübersetzungen, die als Titel „Über das Verhalten im Gottesdienst“ haben. Das kann man streichen, denn in Versen 2 bis 16 wird die Zusammenkunft als Gemeinde nicht erwähnt. Anders aber in Kapitel 14, Vers 34 heißt es: „Eure Frauen sollen schweigen in den Gemeindezusammenkünften, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterworfen zu sein.“ Es gibt eine Ausnahme: Die Gemeindezusammenkunft, wo die Gemeinde als Gemeinde zusammenkommt. Das ist nicht die Familie, nicht der Hauskreis, nicht die Jugendgruppe, nicht das Frauenfrühstück. Das ist alles keine Gemeindezusammenkunft. Diese Einschränkung bezieht sich nur auf die Gemeindezusammenkunft.
1. Korinther 11 spricht grundsätzlich, wenn eine Frau weissagt, also das Wort Gottes zur Ermahnung, Ermunterung, Tröstung weitergibt oder betet, dann soll sie anzeigen, dass sie eine Autorität über sich anerkennt. Das macht Vers 10 deutlich: „Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben.“ Das bedeutet ein Zeichen der Autorität, unter der sie steht. Es steht nichts von einem Kopftuch oder Hut. Es steht einfach eine Bedeckung von oben herab. Wie das konkret aussieht, ist den Gläubigen über die Jahrhunderte überlassen. Es soll einfach ein Zeichen sein, keine Verhüllung, kein Schleier, sondern etwas auf dem Haupt.
Dann wird erklärt, dass sie das um der Engel willen tun sollen. Es sind viele unsinnige Dinge erzählt worden, etwa dass man sich vor Engeln schützen müsse, die sexuelle Begierden hätten. Man kann das in manchen Kommentaren nachlesen, so viel Unsinn wird zum Teil geschrieben.
Was ist die nüchterne biblische Bedeutung? Es geht um Autorität, um die Anerkennung von Autorität, wie Gott sie gewollt hat. Das ist ein sehr wichtiges Thema für die Engel. In 1. Korinther 4 sagt Paulus: „Wir sind ein Schauspiel für die Engel.“ Die Engelwelt schaut uns zu. In Epheser 3,10 wird gesagt, dass durch die Gemeinde der Engelwelt Gottes Weisheit mitgeteilt wird. Die Engel beobachten uns, und Autorität war das Grundproblem in der Engelwelt. Ein Engel wollte sein wie Gott (Jesaja 14,12) und wurde zum Satan, viele Engel fielen mit ihm und wurden Dämonen.
Die Engel sind interessiert: Wie ist das bei den erlösten Menschen? Der erste Mensch ist gefallen, weil er sein wollte wie Gott. Wie ist es bei den Erlösten? Anerkennen sie die Autorität, so wie Gott sie eingesetzt hat? Darum ist es für sie interessant. Man kann sagen, es ist ein äußeres Zeichen, denn Engel sehen nicht in unsere Herzen. Gott kennt unsere Herzen (Psalm 139: „Du hast mich erforscht und erkannt“). Das wird im Psalm 139 gepriesen. Aber im Gegensatz zu den Engeln haben diese nicht die Allwissenheit und das Kennen der menschlichen Herzen. Darum sind sie auf äußere Zeichen angewiesen, um der Engel willen.
Dann wird erklärt, dass auch die Haare eine Rolle spielen. Manche sagen, die Bedeckung sei nicht nötig, wenn die Frau langes Haar hat. Das stimmt nicht, denn Vers 6 sagt: „Denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, so werde ihr auch das Haar abgeschnitten.“ Wenn das lange Haar als Kopfbedeckung gelten würde, müsste nicht gesagt werden, dass man ihr das Haar abschneidet, wenn sie sich nicht bedecken will. Also sind es offensichtlich zwei verschiedene Dinge.
Das ist logisch. Hier wird erklärt: „Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren werde, so lasse sie sich bedecken.“ Es sind zwei verschiedene Symbole, die zusammenhängen, wie wir gleich sehen werden.
In Vers 14 heißt es: „Oder lehrt euch nicht auch selbst die Natur, dass, wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Unehre für ihn ist?“ Das natürliche Empfinden kann das bestätigen, sagt Paulus. Auf der anderen Seite: „Wenn aber eine Frau langes Haar hat, ist es eine Ehre für sie.“ Das bestätigen uns Maler aus allen Zeitaltern. Das lange Haar war quasi das Ideal für weibliche Schönheit.
Paulus sagt weiter: „Weil das Haar ihr anstatt eines Schleiers gegeben ist.“ Hier in Vers 15 steht auf dem Skript für Schleier „Periboleion“, das heißt wörtlich „etwas Herumgeworfenes“, ein Schleier. Das ist etwas ganz anderes als das, was wir vorhin mit „Katakalypto“ hatten, das von oben herab bedeckt. Das ist ein Schleier.
Was bedeutet der Schleier? Ein Blick in 1. Mose 24,65 kann das klären. Rebekka hat sich entschieden, Isaak zu heiraten. Sie macht die große Reise von Haran bis ins Land Kanaan. Dann sieht sie Isaak von weitem auf dem Feld. Sie fragt, wer das sei. Das ist der Erklärte, der Zukünftige. Dann heißt es, Rebekka nahm den Schleier, den sie nicht dauernd getragen hatte. Sie war keine Muslimin, auch wenn Muslime behaupten, Abraham sei schon der erste Muslim gewesen. Nein, sie war keine Muslimin. In dem Moment zog sie den Schleier an, eine symbolische Handlung. Sie wollte damit sagen: Ich entziehe mich den Blicken anderer Männer, ich bin nur für Isaak bestimmt.
Paulus sagt also, das lange Haar der Frau bedeutet dasselbe: Es drückt die Treue der Frau aus. Wir haben in 1. Mose 2 heute Morgen gesehen, dass die Frau erschaffen wurde, um Unterstützung und Hilfe zu sein. Diese Treue wird durch das lange Haar ausgedrückt, während die Bedeckung auf dem Kopf die Unterordnung und Anerkennung der Führungsrolle des Mannes bedeutet.
Man kann zusammenfassen: Die Bedeckung ist die Anerkennung der Stellung in der Schöpfung. Die Führungsaufgabe gehört dem Mann. Gerade beim Beten und Weissagen, wo man denken könnte, die Frau übernimmt die Führung, zeigt sie mit dem Zeichen, dass sie ihre Aufgabe erfüllt, indem sie das Wort Gottes weitergibt und betet, aber die Schöpfungsordnung anerkennt.
Das „H“ bedeutet die Anerkennung der Stellung in der Schöpfung: Sie ist erschaffen als Hilfe und Unterstützung als Frau. Der Mann hat die Aufgabe der Führung. Die Frau ordnet sich zu, hilft und unterstützt, damit es funktioniert.
Man könnte sagen, die Bedeckung steht für Unterordnung, das lange Haar für Treue. Für den Mann bedeutet das, in der Schöpfung Unterstützung und Hilfe zu sein. Das zeigt sich auch im Dienst in der Gemeinde. Wer mit Freude Frau sein will, weiß um die Aufgabe, treu Hilfe und Unterstützung zu sein.
Es geht hier nicht um Ehepaare, sondern grundsätzlich um die Spezies Mann und Frau und ihre Stellung in der Schöpfung, ob verheiratet oder nicht.
Diese zwei Symbole waren offensichtlich schon damals umstritten. Darum sagt Paulus in Vers 16: „Wenn es aber jemanden gut dünkt, streitsüchtig zu sein, so haben wir solche Gewohnheit nicht, noch die Gemeinden Gottes.“ Es ist nicht die Kultur der Gemeinde, zu streiten. Manchmal denkt man, es sei doch Kultur, aber hier steht klar biblisch: Das ist nicht unsere Sitte, noch die der Gemeinden Gottes. Wer streiten will, nein, hier steht es einfach so.
Die Korinther werden gelobt, dass sie treu waren, die apostolischen Überlieferungen anerkannten und umsetzten. Paulus will, dass sie auch verstehen, was das bedeutet.
Das Ganze ist verbunden mit dem Schweigegebot in 1. Korinther 14. Darum folgen im nächsten Abschnitt auf dem Skript Gedanken zu 1. Korinther 14.
Die Schlussverse von 1. Korinther 14 werden heute unter bibeltreuen Christen häufig diskutiert. Dabei gilt es, zwei Schwierigkeiten zu vermeiden: Einerseits müssen wir uns klar sein, wie stark wir bewusst oder unbewusst unter dem Einfluss des Zeitgeistes stehen. Andererseits stehen wir immer in Gefahr, die Bibel mit der Brille der Tradition, also menschlicher Tradition, zu lesen. Daher sollten wir ein doppeltes Bemühen aufweisen, um zurück zur Quelle zu gehen.
Es gibt heute eine riesige Anzahl von Auslegungen zu 1. Korinther 14,34-38. Die Vielfalt der Meinungen ist phänomenal. Auffallend ist, wie viele Ideen es gibt, um den Text so zu deuten, dass es kein Schweigegebot für Frauen in der Gemeinde gebe. Die blühende Phantasie kommt da richtig zur Geltung.
Einige sagen, 1. Korinther 14,34-38 sei eine spätere Einfügung und komme nicht von Paulus. Das lässt sich durch die Handschriften ohne Probleme widerlegen. Die Handschriftenüberlieferung ist klar: Der Text ist echt.
Man sagt, der Text entspreche nicht dem Stil und der Theologie von Paulus. Es gibt wenige Manuskripte, die diese Verse etwas anders angeordnet haben. Das sind fehlerhafte Manuskripte. Die Masse der Manuskripte macht klar: Der Text ist echt. Da kann man nichts ändern.
Wer entscheidet, was dem Stil von Paulus entspricht?
Dann gibt es die sogenannte Zitattheorie von Thomas Schirmacher. Er sagt, Paulus sagt nicht, die Frauen sollen schweigen, sondern er zitiert, dass die Korinther gesagt hätten, Frauen sollten schweigen. Paulus sagt dann, das sei falsch. Das sagt er übrigens auch in 1. Korinther 11. Dort zitiert er nur die Korinther, die sagten, Frauen müssten sich bedecken, kämpft aber in Wirklichkeit gegen den Schleier. Das ist so künstlich, dass man den Text drehen und wenden muss, um daraus Zitate zu machen.
1. Korinther 14,34 gehe lediglich um die Beurteilung der Weissagung in der Gemeinde. Frauen dürften nichts beurteilen, aber sonst reden und lehren. 1. Korinther 14,34 gehe nur ums Lehren, das Frauen nicht dürfen, nach 1. Timotheus 2,11, aber Weissagen dürften sie auch in der Gemeinde, gemäß 1. Korinther 11,5: „Jede Frau, die betet oder weissagt ...“ Ja, aber der Text dort sagt nicht „in der Gemeinde“, sondern einfach „wenn sie es tut“. Hier steht aber „in der Gemeinde“ (1. Korinther 14,34).
Hier geht es um eine Gemeindebesprechung und nicht um ein Zusammenkommen als Gemeinde zur Auferbauung. 1. Korinther 14,1 und folgende sprechen dauernd über den Dienst in der Gemeinde, und dann plötzlich soll es eine Gemeindezusammenkunft zu administrativen Besprechungen sein. Völlig mutwillig! Kein Anhaltspunkt im Text.
1. Korinther 14,34 spiegele lediglich die damalige kulturelle Situation wider und sei daher nicht verbindlich für heute. Der nächste Schritt ist dann, zu sagen, die Verurteilung von Homosexualität spiegele auch nur die damalige kulturelle Situation wider, aber heute sei das anders.
Jetzt machen wir eine kurze Detailuntersuchung des Textes von 1. Korinther 14,34 und folgende. Ich habe hier den Text mit Fußnoten wiedergegeben:
„Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen auch eure Frauen schweigen in den Gemeinden.“ Hier wird gesagt, in allen christlichen Gemeinden damals galt das Schweigen der Frauen in der Gemeindezusammenkunft. Korinth machte sich zum Sonderfall, wo das nicht so praktiziert wurde. Heute wäre es genau umgekehrt: So wie in allen Gemeinden sollen die Frauen reden, aber damals war es umgekehrt. Paulus argumentiert: Alle Gemeinden beachten das, nur ihr in Korinth macht es anders.
Dann: „Sollen auch eure Frauen schweigen.“ Bei „schweigen“ habe ich eine Fußnote gesetzt. „Sigau“ bedeutet schweigen, stumm oder ruhig sein. Der Text ist eigentlich klar: Schweigen bedeutet schweigen.
Ganz wichtig: In den Gemeinden ist das Wort „Ecclesiais“ verwendet, also in den Zusammenkünften als „Ecclesia“, als Gemeinde.
Weiter: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“ Wenn jemand sagt, er wisse nicht, was Schweigen bedeutet, dann weiß er vielleicht, was es bedeutet: Es ist nicht erlaubt zu reden. Schweigen heißt nicht reden.
Es heißt nicht erlaubt, griechisch „u-epitrepetai“, was speziell in göttlicher Verfügung verboten bedeutet. So kommt das vor in Apostelgeschichte 14,16; 16,7; Markus 10,4 usw.
Dann: „Nicht erlaubt zu reden.“ Auf Griechisch steht hier „Lalleo“, sprechen, reden. Manche sagen, „Lalleo“ sei so etwas wie Lallen, also dass Frauen dauernd dreinschwatzen wollten und das hier endlich mal abgebrochen wird. Das ist aber nicht sauber. Es gibt auch Männer, die gerne schwatzen. Man kann nicht sagen, Frauen schwatzen und Männer nicht. Es gibt Männer, bei denen es besser wäre, sie würden in der Gemeinde schweigen, statt zu schwatzen.
Das Wort „Lalleo“ wird in Kapitel 14 auch für Gott verwendet (14,29), wo Gott zu Israel spricht. „Lalleo“ heißt also sprechen. Wenn man das Wort mit Schwatzen übersetzt, ist das unsinnig. Es wird im gleichen Kapitel für Weissagung (14,6,29), Erkenntnisweitergabe (14,6), Lehren (14,6), Sprachenreden und zur Erbauung sprechen (14,3) gebraucht. Das Wort kommt 24-mal in 1. Korinther 14 vor. Plötzlich soll es „schwatzen“ bedeuten? Das ist unsinnig und kann klar vom Tisch gewischt werden.
Dann: „Nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.“ Das Wort Gesetz meint hier auch die fünf Bücher Mose. Im Allgemeinen geht es nicht um das Gesetz von Sinai. In 1. Mose 3,16 heißt es, der Mann solle über die Frau herrschen nach dem Sündenfall. Dieses Unterwürfigsein wird hier nochmals mit 1. Mose 3 bestätigt.
Dann: „Wenn sie aber etwas lernen wollen“, also eine Frage stellen wollen, nicht lehren, sondern lernen, „so sollen sie daheim, im privaten Bereich, ihre eigenen Männer fragen.“ Und wenn er nichts weiß, muss er endlich die Bibel studieren. Der Akzent liegt darauf, nicht öffentlich in der Gemeinde Fragen zu stellen, sondern im privaten Bereich. Zuerst beim eigenen Ehemann beginnen, dann andere fragen.
Es ist für eine Frau schändlich, in der Gemeinde zu reden – ein starker Ausdruck.
Dann: „Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen?“ Haben die Korinther eine göttliche Offenbarung erhalten, die andere Gemeinden nicht haben? Das ist total ironisch.
„Oder ist es zu euch allein gelangt?“ Vielleicht haben sie keine Offenbarung bekommen, aber irgendwo anders, und diese Offenbarung ist nur nach Korinth gekommen. Das ist ironisch.
Dann: „Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind.“ Man kann das umdrehen: Erstens ist es kein kulturelles Gebot, sondern ein Gebot des Herrn. Wer geistlich ist, erkennt, dass es ein Gebot des Herrn ist. Wer das nicht erkennt, kann nicht geistlich sein.
So kann man übrigens moderne Propheten prüfen: Wie sehen sie 1. Korinther 14?
Vers 38: „Wenn aber jemand dies nicht versteht, so verstehe er es nicht.“ Es gibt eine Minderheit von Handschriften, die stärker sind, zum Beispiel in der „Hoffnung für alle“ steht: „Wenn jemand dies nicht versteht, so ist er vom Herrn verworfen.“ Aber der Mehrheitstext ist nicht so stark.
„Wenn jemand dies nicht versteht, so verstehe er es nicht.“ Gott gibt das Licht nicht.
Ich habe überlegt, wo es sonst im Neuen Testament eine Stelle gibt, die so dicht argumentiert. Ich kenne keine. Der Geist Gottes hat als allwissender Gott gewusst, dass diese Dinge gerade in der Endzeit, in der alle Schöpfungsordnung über Bord geworfen wird, ein großes Problem sein werden. Darum ist das in der Bibel so markant dargelegt.
Der erste Korintherbrief ist ein Brief, der nicht bei allen beliebt ist, aber ein reicher Brief, der uns zeigt, wer der Herr Jesus ist, und die Gnade Gottes, wie Gott aus Menschen, die tief in der Sünde waren, völlig neue Menschen macht.
Er zeigt auch, wie solche Menschen, wenn sie nach der Bekehrung noch Mühe haben, keine hoffnungslosen Fälle sind. Wir machen weiter und unterstützen sie, damit sie auf den richtigen Weg kommen.
Ein Brief, der Mut macht, auch in einer Zeit, in der es ziemlich chaotisch zugeht, zu sehen, dass es möglich ist, mit Gottes Hilfe und Gnade Gemeinde Gottes vor Ort zu verwirklichen.
Wir wollen noch kurz beten.