Guten Abend. Ich begrüße alle, die hier sind, ebenso wie diejenigen, die über den Livestream zugeschaltet sind oder sich später noch anschließen werden.
Wir befinden uns beim Höhepunkt von Josefs Vater Jakob. Wir haben den Segen über die zwölf Söhne betrachtet, den Vater Jakob unmittelbar vor seinem Tod seinen Kindern weitergegeben hat. Heute werden wir im Abschnitt ab 1. Mose 49, Vers 28 sehen, wie Jakob in die himmlische Herrlichkeit eingeht.
Ein ganz feierlicher Punkt ist hier in 1. Mose 49 erreicht. Man kann auch sagen, geistlich hat Vater Jakob hier seinen absoluten Höhepunkt erreicht. Nach einem Leben als Gläubiger, das in vielem sehr krumm und wirklich schief war, ist das Erstaunliche: Wenn man im Neuen Testament über die Erlösten aus dem Alten Testament liest, wird nie mehr rekapituliert, was in ihrem Leben falsch war. Es wird nur das Gute erwähnt.
So wird es auch sein, wenn wir einmal in die Herrlichkeit eingehen. Wie Vater Jakob werden wir vor den Richterstuhl Christi gestellt werden. Alles wird geregelt und geordnet, aber so, dass das, was der Herr in unserem Leben gewirkt hat, bestehen bleibt. Das ganze andere ist vergeben und weggewaschen.
Ich muss aber etwas genauer sein. Es gibt ein Beispiel von einem Gläubigen, bei dem im Neuen Testament das Negative noch erwähnt wird, und das ist in Römer 11. Elija sagte, er sei allein übrig geblieben. Das war tatsächlich falsch, denn er wusste, dass es noch viele andere Treue in Israel gab, obwohl es eine schwierige Zeit war. Dass er sich aber als einzigen Treuen sah, wird im Neuen Testament nochmals erwähnt – eben als Warnung an uns. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass es keine völlige Vergebung gibt, was der Herr vergeben hat.
Darum ist es so schön, Jakobs Leben zu sehen. Der Herr führt ihn zur Vollendung bis in die himmlische Herrlichkeit, wie wir es auch in Philipper 1 finden. Wenn Gott in unserem Leben etwas Gutes angefangen hat, wird er es vollenden bis zum Tag Christi. Das ist eine Zusage, die bleibt.
Nun eine ganz kurze Rekapitulation. Wir fahren dann weiter ab Vers 28. Aufgrund des Skriptes, das ich letztes Mal ausgeteilt habe, können die, die über den Livestream zugeschaltet sind, es hier unter dem Bild links vom Betrachter aus gesehen downloaden.
Wir haben die Parallele gesehen zwischen den Segnungen Jakobs für seine zwölf Söhne beziehungsweise für die zwölf Stämme, die von ihnen abstammen sollten. Es handelt sich um einen Vergleich zwischen diesem Segen Jakobs und dem Jakobusbrief.
Jakobus im Neuen Testament trägt denselben Namen wie Jakob, einfach mit der lateinischen Endung. Wenn wir sagen Jakobus oder Jakobus, dann ist das griechisch: Jakobus, also Jakob. Der, wie Jakobus 1,1 sagt, den zwölf Stämmen Israels seinen Brief schrieb – nicht an eine Gemeinde, sondern an zwölf Stämme.
Es ist so, dass der Jakobusbrief in zwölf Teile eingeteilt werden kann, die diesen zwölf Segnungen entsprechen. Am Anfang ist das ganz genau gleich. Wenn wir kurz auf Seite drei schauen, finden wir eine hilfreiche Zusammenstellung über die Stämme, die Söhne, wie sie in der Reihenfolge in 1. Mose 49 erwähnt werden – von Ruben über Simeon, Levi bis Benjamin.
Im Jakobusbrief ist die Einteilung so, dass auch der erste Abschnitt – das haben wir gesehen, sonst kann man es in den vergangenen Livestreams nachhören – Parallelen zum Segen an Ruben, dann Simeon, Levi, Juda und Sebulon aufweist. Dann gibt es jedoch einen kleinen Unterschied.
Die Abfolge im Jakobusbrief entspricht genau dem Gedankengang bis zum Schluss. Es gibt immer eine Entsprechung zu den Segnungen in 1. Mose 49. Damit haben wir das Prinzip wirklich bis zum Letzten: Jedes Mal, wenn in der Bibel die zwölf Stämme aufgelistet werden, ist die Liste anders. Sie ist nie gleich, außer in 4. Mose, wo dieselbe Liste nochmals erwähnt wird, ein Kapitel später.
Dort haben wir zweimal in 4. Mose die gleiche Liste, weil es eben dieselbe Liste ist. Sonst ist sie immer anders, obwohl wir über zwanzig Zusammenstellungen von den Zwölf oder überhaupt von den Stämmen Israels haben.
Ja, und beim letzten Mal sind wir bis zum Jakobsbrief gekommen. Wenn wir ihn kurz aufschlagen, sehen wir, dass wir bis einschließlich Issachar und auch Naftali gekommen sind. Jetzt sind wir bei Dan angelangt, Kapitel 4, Vers 11.
Kannst du kurz vorlesen, Jerry? Jakobus 4,11-12, das ist der entsprechende Abschnitt zum Stamm Dan:
"Redet nicht gegeneinander, Brüder! Wer gegen seinen Bruder redet oder seinen Bruder richtet, redet gegen das Gesetz und richtet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter. Einer ist der Gesetzgeber und Richter, der zu erretten und zu verderben vermag. Du aber, wer bist du, der du den Nächsten richtest?"
In 1. Mose 49, Vers 16 hatten wir ja den Segen, wo es heißt: "Dan wird sein Volk richten." Dan heißt Richter, und in diesem Abschnitt geht es genau ums Richten.
Dan wird hier vorgestellt mit einem Hinweis, wie wir gesehen haben, auf den Antichristen, der ein Herrscher in Israel sein wird – ein ungerechter Herrscher in der Endzeit. Er wird sein Volk richten, er wird oberster Richter sein, aber Dan ist auch eine Schlange.
Hier geht es genau um dieses üble, falsche Richten. Dabei wird aber klargestellt: Einer ist der Gesetzgeber und Richter – das ist ein Name Gottes. Gott ist der Gesetzgeber und Richter; er legt fest, was Recht und Gerechtigkeit ist, und nicht die antichristliche Zeit.
Ab Vers 13 bis 17 haben wir den Abschnitt, der parallel zu Aser läuft. Im Segen von Aser, in 1. Mose 49, Vers 20, heißt es: "Von Aser kommt Fettes, sein Brot und er wird königliche Leckerbissen geben."
Es geht hier also um einen Stamm, der sehr verbunden ist mit Erfolg im Handeln und mit seinem Erfolg, was Brot, Fettes und königliche Leckerbissen betrifft.
In diesem Abschnitt haben wir die Warnung, dass wir nicht einfach selbstherrlich sagen sollen, woran wir uns halten. Zum Beispiel: "Ihr, die ihr sagt, heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt gehen und dort ein Geschäft machen und Gewinn erzielen, ihr wisst nicht, was der morgige Tag bringen wird."
Wir können nicht einfach über unser Leben verfügen und handeln, wie wir wollen. Wir müssen das aus Demut vor dem Herrn tun, im Bewusstsein, dass er alles in der Hand hat.
Aser war ein Stamm, der sein Erbteil gerade im Norden des Landes am Mittelmeer hatte. Damit hatte er einen guten Zugang zum Handel.
Nachher, in Kapitel 5, geht es um den Abschnitt mit Benjamin 1-5. Benjamin wird ja in 1. Mose 49 vorgestellt als ein Wolf (1. Mose 49,27). Lies du das, Jerry: Er ist ein Wolf, der zerreißt. Am Morgen verzehrt er Raub, und am Abend verteilt er Beute.
In Jakobus 5,1-6 gibt es eine Warnung an die Reichen. Das wäre an sich kein Problem. Ich meine, erst in 1. Timotheus 6 werden die Reichen in der Gemeinde angesprochen. Dort wird einfach gesagt, wie sie mit dem Reichtum vor Gott richtig umgehen sollen. Es wird jedoch nicht gesagt, dass reich sein falsch sei.
In 1. Timotheus 6 wird allerdings gesagt, dass diejenigen, die reich werden wollen, in Gefahr sind und in Fallstricke geraten können. Danach folgt ein Abschnitt, der beschreibt, wie die Reichen sein sollen.
Hier sehen wir aber die Reichen, von denen Jakobus spricht: „Wohlan nun, ihr Reichen, weint und heult über euer Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum ist verfault, und eure Kleider sind wie Motten zerfressen worden. Euer Gold und Silber ist verrostet, und euer Rost wird zum Zeugnis sein gegen euch und wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen. Siehe, der Lohn der Arbeiter, die ihre Felder abgemäht haben, der von euch vorenthalten worden ist, schreit, und das Geschrei der Schnitter ist zu den Ohren des Herrn Zebaoth gekommen. Ihr habt in Üppigkeit gelebt und geschwelgt, ihr habt eure Herzen gepflegt wie an einem Schlachttag. Ihr habt verteilt, ihr habt getötet den Gerechten, er widersteht euch nicht.“
Es ist also wichtig zu wissen, dass der Jakobusbrief nicht einfach an Wiedergeborene geschrieben ist, sondern an bekennende Juden. Darum finden wir dort so schreckliche Dinge, wie diese Raffgier. Genauso wie Wölfe, die ihren Raub zusammenraffen, so verhalten sich diese Reichen. Sie gehen einfach über die Armen hinweg, enthalten den gerechten Lohn vor und pflegen sich wie an einem Schlachttag. Wirklich, sie werden beschrieben als Abendwölfe.
Dann heißt es sogar: „Ihr habt verurteilt, ihr habt getötet den Gerechten. Er widersteht euch nicht.“
Nebenbei gesagt, Jakobus hat dasselbe erlebt. Im Jahr 62 stand er in der Süd-Südostecke des Tempelplatzes, oben auf dem Dach der königlichen Säulenhalle. Dieser Platz heißt, wie in der Bibel, die Zinne des Tempels. Dort schlug der Teufel schon vor, bevor der Herr seinen dreijährigen Dienst begann, vor, dass er vom Dach herunterspringen solle. Die Engel würden ihn bewahren. Aber der Herr sagt: Man soll Gott nicht versuchen.
Dort haben sie Jakobus hingestellt und ihm gesagt, er solle widerrufen, dass Jeschua, Jesus, der Messias ist. Er nahm dies als Gelegenheit, noch einmal Zeugnis zu geben, dass Jesus der Messias ist. Dann hat man ihn heruntergeschubst. Er fiel herunter, war noch nicht tot und wurde unten noch gesteinigt.
Wer also schon da stand, der erlebte das Ende von Jakobus, der übrigens, wie wir auch außerhalb der Bibel wissen, bei Josephus Flavius im Volk allgemein als ein ganz gerechter Mann geachtet wurde. Er war mit sich selbst sehr streng und geachtet. Genau so ist es geschehen: „Ihr habt verurteilt, ihr habt getötet den Gerechten, er widersteht euch nicht.“ Das war im Jahr 62 nach Christus.
Ja, und dann folgt noch der Abschnitt mit Jakobus 5,7 bis zum Schluss. Wenn wir uns an den reichen Segen erinnern, den Jakob über Josef ausspricht, sehen wir den landwirtschaftlichen Reichtum, von dem er spricht. In 1. Mose 49,22 heißt es: „Josef, Sohn eines Fruchtbaums.“ Das bedeutet ein junger Fruchtbaum, ein Sohn eines Fruchtbaums am Quell, der Schösslinge treibt über die Mauer.
Dann wird beschrieben, wie die Segnung des Himmels, der Regen, über sein Erbteil kommen wird und wie Gott ihn segnet. Das Wort „Segen“ wird in diesem Abschnitt mehrfach wiederholt.
Was haben wir nun in diesem letzten Abschnitt? In Jakobus 5,7 heißt es: „Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn! Siehe, der Ackerbauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und den Spätregen empfängt.“ Das ist ein direkter Bezug zu 1. Mose 49, wo die Segnung des Himmels über das Erbteil von Joseph beschrieben wird, diesen gesegneten Fruchtbaum.
Weiter heißt es in Jakobus 5,10: „Nehmt, Brüder, zum Vorbild des Leides und der Geduld die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben.“ Einer dieser Propheten, die im Namen des Herrn sprachen, war Joseph. Wir sollen diese Vorbilder für uns persönlich nehmen. Das heißt, wir sollen darüber nachdenken, wie Joseph gelebt hat, durch wie viel Leiden er hindurchgegangen ist und trotzdem am Herrn festgehalten hat. Der Herr hat schließlich auch das Leiden seines Lebens über viele Jahre hinweg völlig verändert.
Weiter möchte ich noch die letzten Verse von Jakobus erwähnen, 5,19-20: „Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt und es führt ihn jemand zurück, so wisse er, dass er, der einen Sünder von der Verirrung seines Weges zurückführt, eine Seele vom Tod errettet und eine Menge von Sünden bedeckt.“
Gerade in diesem letzten Abschnitt geht es um Sündenvergebung. Das spielt bei Joseph eine große Rolle, denn er musste seinen zehn Brüdern schwere Schuld vergeben. Dieses Thema finden wir auch in Jakobus 5,16: „Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet.“
Die Brüder Josephs haben ihm schließlich ihre Schuld bekannt, und er hat ihnen völlig vergeben. Aber mehr noch: Joseph hat wesentlich dazu beigetragen, dass seine Brüder eine echte Umkehr erlebten. Als er nach vielen Jahren in der Hungersnot zum ersten Mal eine Begegnung mit seinen Brüdern hatte, erkannte er sie, sie ihn jedoch nicht. Als zweiter Mann in Ägypten nach dem Pharao sprach er mit ihnen nicht direkt Hebräisch, sondern benutzte einen Dolmetscher als Mittelsmann. Er verstand natürlich genau, was sie sagten.
Sie sprachen untereinander: „Das ist alles, weil wir damals so unbarmherzig waren. Unser Bruder hat so geschrien, als sie ihn in die Grube warfen und später an die Sklavenhändler verkauften. Wir sind über ihn hinweggegangen, deswegen ist das gekommen.“ Joseph wurde dort nicht bitter. Stattdessen ging er weg, weinte und kam dann wieder zurück, ohne sich sofort zu erkennen zu geben.
Warum? Weil diese Brüder durch schwierige Nöte hindurchgehen mussten. Diese Erfahrungen führten schließlich zu einer echten Wende in ihrem Leben. So kam es zur Versöhnung.
Manchmal hilft man aus Barmherzigkeit sofort in schwierigen Situationen. Doch wenn es zu früh geschieht, ist die Hilfe oft oberflächlich und das Problem wird nicht gelöst. Wenn man jemanden durch Leiden gehen lässt und dann sieht, dass der richtige Moment gekommen ist, muss man wirklich entgegenkommen und Barmherzigkeit zeigen. So wird das Werk Gottes vollendet.
Man kann ins Werk Gottes hineinpfuschen, wenn man zu früh Gnade zeigt. Die Gnade war jedoch im Herzen, denn Joseph musste weinen. Durch dieses weise Handeln führte er seine Brüder zur Umkehr. Genau so, wie es in Jakobus 5,19-20 heißt: „Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abgeirrt ist und es führt ihn jemand zurück, so wisse er, dass der, der einen Sünder von der Verirrung seines Weges zurückführt, eine Seele vom Tod errettet und eine Menge von Sünden bedeckt.“
Sehr eindrücklich, nicht wahr? Das wollte ich als Nachtrag noch hinzufügen.
Und jetzt kommen wir zum eigentlichen Thema des heutigen Tages. Jerry, liest du bitte nach den Segnungen an die zwölf Söhne bis Vers 27 weiter von Vers 28 bis 33 vor?
Alle diese sind die zwölf Stämme Israels. Und das ist es, was ihr Vater zu ihnen redete und womit er sie segnete: Jeden segnete er nach seinem Segen. Er gebot ihnen und sprach zu ihnen: „Bin ich versammelt zu meinem Volk, so begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle, die in dem Feld Ephrons, des Hethitters, ist. In der Höhle, die im Feld Machtela vom Amre ist, im Feld im Land Kanaan, die Abraham samt dem Feld von Ephron dem Hethiter zum Erbbegräbnis gekauft hat. Dort haben sie Abraham begraben und seine Frau Sarah. Dort haben sie Isaak begraben und seine Frau Rebekka, und dort habe ich Lea begraben. Das Feld und die Höhle, die darin ist, sind von den Kindern Heth gekauft.“
Als Jakob geendet hatte, seinen Söhnen Befehle zu geben, zog er seine Füße auf das Bett herauf, verschied und wurde versammelt zu seinen Völkern.
Danke. Nun sehen wir, dass alles, was hier aufgezählt wird, ein Segen ist, mit dem er sie segnete. In Vers 28 heißt es: „Jeden nach seinem Segen segnete er sie.“ Man könnte denken, dass das, was er über Ruben, Simeon und Levi sagt, kein richtiger Segen ist. Vielmehr erinnert er sie an vergangene Schuld und macht deutlich, welche Folgen diese für ihr Leben hatten.
Doch es ist dennoch ein Segen, weil er darauf hinweist, wie gnädig Gott mit ihnen umgegangen ist. Gott hätte sie für ihre schwere Sünde an Unzucht und Gewalt vernichten können. Trotzdem schenkt er ihnen die Gnade, Stammväter von Stämmen Israels zu sein. Also steckt sogar darin Segen.
Ist Jakob nun wirklich bereit zu sterben? Er sagt: „Bin ich versammelt zu meinem Volk, so begrabt mich wo?“ Ja, und das ist im Land Kanaan, genauer gesagt bei welcher größeren Ortschaft? Hebron. Hebron ist auch heute noch besuchbar.
Ich gehe momentan mit Reisegruppen nicht dorthin, denn es wäre sehr gefährlich. Hebron ist eine Hochburg der Palästinenser und des terroristischen Widerstands. Dort findet man ein imposantes, gewaltiges Gebäude, das Herodes der Große, der Kindermörder von Bethlehem, erbaut hat. Die Architektur ist sehr interessant, weil man dort verschiedene Details zum Mauerbau lernen kann. Das ist vergleichbar mit dem Tempel in Jerusalem, von dem viele Spuren verschwunden sind. Einige Spuren kann man dort noch sehen und illustrieren.
Das Gebiet ist stark umkämpft. Die Muslime sagen, es gehört ihnen, und die Juden behaupten, Gott habe es ihnen gegeben.
Hier wird nochmals daran erinnert: Dies ist eines der wenigen Immobiliengeschäfte, die im Alten Testament beschrieben werden. Abraham hat das Feld gekauft, wie in 1. Mose 23 beschrieben, und bezahlt. Es gehört den Nachkommen Abrahams, und zwar über die Linie des anerkannten Erben Isaak.
Ein weiteres wichtiges Immobiliengeschäft in der Bibel findet sich am Ende von 2. Samuel. Dort kauft König David den Tempelplatz mit der Tenneornanz. Auch das ist umstritten, denn die islamische Welt behauptet, diese 144 Quadratmeter gehörten ihnen. Doch König David hat diesen Ort gekauft und bezahlt.
Diese Immobiliengeschäfte sind sehr bedeutsam für die Heilsgeschichte.
Jakob erinnert hier also daran, dass er in dieser Höhle begraben werden möchte. Diese Höhle ist heute noch besuchbar. Er sagt, Abraham ist dort begraben, ebenso seine Frau Sarah. Wegen ihr hatte Abraham damals das Feld gekauft (1. Mose 23). Dort wurden auch Isaak und seine Frau Rebekka begraben. Jetzt sagt Jakob, auch Lea habe er dort begraben.
Über den Tod Leas haben wir in den vorherigen Kapiteln nichts gelesen; das wird nur hier erwähnt. Zwischenzeitlich war Lea gestorben, nachdem Rahel bereits verstorben war, und zwar deutlich früher. Lea starb in einem tragischen Moment, als sie gerade Josefs jüngeren Bruder Benjamin gebären wollte. Sie starb bei der Geburt auf dem Weg Richtung Bethlehem.
So wurde sie in der Nähe von Bethlehem begraben. Doch Lea kam in dasselbe Grab mit der Familie, mit Jakob, in Hebron.
Es ist sehr interessant, wenn man nochmals Vers 33 liest: „Und als Jakob geendet hatte, seinen Söhnen Befehle zu geben, zog er seine Füße auf das Bett herauf, verschied und wurde versammelt zu seinen Völkern.“
Das ist wirklich beeindruckend. Er sieht, dass seine Lebensaufgabe nun abgeschlossen ist. Jetzt kann er loslassen und gehen.
Er hat den Segen an die zwölf Söhne weitergegeben und nochmals Klarheit geschaffen. Er möchte, wenn er stirbt, im Land Kanaan begraben werden. Dieses Land hat Abraham, Isaak und Jakob ihren Nachkommen auf ewig versprochen. Dort will er begraben werden – nicht in Ägypten.
Das war sein letzter Wunsch an die zwölf Söhne. Dann saß er auf dem Bett, umgeben von ihnen, zog seine Beine hoch und verschied.
Das Wort „verschieden“ bedeutet im Hebräischen, den Geist aufgeben. Menschen, die Sterbende begleiten, berichten immer wieder, dass sie beobachten, wie jemand stirbt, sobald er etwas abgeschlossen hat. Der Sterbeprozess kann länger dauern, aber sobald das abgeschlossen ist, geht die Person.
Ich erinnere mich an meine Schwiegermutter. Wir waren bei ihr am Sterbebett, es war ein längerer Sterbeprozess. Wir beteten mit ihr und dankten dem Herrn, dass sie in die Herrlichkeit gehen darf. Kurz darauf ist sie gegangen. Ich kann nicht sagen, wie viele Sekunden es waren, aber sie ist wirklich gegangen.
Das ist nicht immer so. Der Tod kann auch ganz plötzlich kommen, ohne Vorbereitung. Man kann also nicht sagen, dass es typisch ist, sich auf den Tod vorzubereiten. Doch in der Palliativmedizin erlebt man solche Situationen immer wieder.
Und übrigens, warum heißt diese Medizin eigentlich Palliativ? Heute sprechen wir oft von Palliativbegleitung und Ähnlichem. Weiß jemand, wie dieses Wort entstanden ist?
Das Wort Palliativ kommt von „Pallium“, dem lateinischen Wort für einen Überwurf, einen leichten Mantel. Bei den alten Römern trugen Männer einen Pallium, und auch Frauen konnten ein solches Kleidungsstück tragen. Es war ein symbolisches, würdiges Kleidungsstück. Damit möchte man sagen, dass man den Sterbenden sozusagen mit einem Schutz umgibt, eine Ummantelung, um sie zu begleiten.
Leider ist es in unseren Krankenhäusern oft so, dass man den Krankenschwestern sagt, sie sollen nicht über den Glauben sprechen. Sie sollen auch nicht darauf hinweisen, wie man Frieden mit Gott finden kann. Dabei sind das genau die Momente, in denen man kurz und einfach erklären kann: Du musst deine Schuld Gott bekennen und bereuen. Jesus ist dafür gestorben, und du kannst diese Vergebung annehmen. Es braucht keinen langen Vortrag von eineinhalb Stunden. Mit wenigen Worten kann man den Punkt treffen, und dann können die Sterbenden wirklich gehen – so sind sie wirklich ummantelt.
In vielen Fällen ist es aber leider nur ein einfaches Tuch. Interessant ist, dass der Apostel Paulus in 2. Timotheus 4 wusste, dass er bald sterben würde. Nicht, weil der Sterbeprozess schon sichtbar war, sondern weil er wusste, dass Kaiser Nero beschlossen hatte, ihn hinzurichten. Das war im Jahr 66 oder 67. Paulus sagt in 2. Timotheus 4: „Ich habe den guten Kampf gekämpft.“ Jetzt erwartet ihn die Krone der Gerechtigkeit. Diese Krone bekommen alle, die die Erscheinung des Herrn lieben und sich über das Kommen Jesu freuen.
Weiterhin sagt Paulus in 2. Timotheus 4 zu Timotheus, er solle sich beeilen, noch vor dem Winter zu kommen, und den Mantel mitbringen, den Paulus bei Carpus zurückgelassen hatte, sowie die Bücher, besonders die Pergamente. Paulus sah die kalte Winterzeit kommen. In diesem schrecklichen Todesgefängnis in Rom fürchtete er die Kälte und wollte diesen Mantel haben.
In der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata, habe ich extra nachgeschaut. Dort heißt es nicht „Pallium“, sondern „Penulam“. Penulam ist ein Mantel aus schwerem Material, oft mit einer Kapuze, die man bei schlechtem Wetter über den Kopf ziehen kann. Das ist das, was man vor dem Sterben wirklich braucht.
Im Römerbrief 13 sagt Paulus: „Zieht den Herrn Jesus Christus an.“ Wir Gläubigen sollen uns bewusst mit dem Herrn umgeben, uns so vorstellen, dass er uns so nah ist wie ein Mantel, der uns Schutz gibt. So dürfen wir seine Wärme in schwierigen Momenten erleben.
Dabei sollte man nicht an ein Pallium denken, sondern an eine Penulam. Ich würde bei wirklich christlicher Begleitung auf dem letzten Weg eher von „penulativer“ Medizin sprechen als von Palliativmedizin. Das ist zwar ein Wortspiel, aber es sollte uns die Problematik vor Augen führen und zeigen, was die biblische Alternative ist, wenn man jemanden am Ende seines Lebens begleitet und bei diesem schweren Moment dabei sein darf.
Und ich meine das auch für einen Gläubigen: Ist der Tod immer noch ein Feind? In Hiob 18 wird er als der König der Schrecken bezeichnet. Wenn man so beisteht, hat das kaum jemand von uns erlebt. Wie ist das denn ganz genau? Ich stelle es mir einfach vor.
Ist das der Moment, in dem ich merke: Ja, es ist so, dass der Herr uns dann wirklich umgibt? In 1. Thessalonicher 4 spricht der Apostel Paulus über die in Christus Entschlafenen. „In Christus“ bedeutet, dass der Herr uns in diesem schweren Moment umgibt, wenn wir wissen, dass wir jetzt ganz loslassen. Er bringt uns in die Herrlichkeit.
So dürften diese zwölf am Sterbebett sein. Viele erleben es so, dass sie kurz aus dem Sterbezimmer gehen und bei ihrer Rückkehr feststellen, dass die Person gegangen ist. Oft wird das so interpretiert, dass Sterbende in diesem Moment allein gelassen werden möchten.
Wie wäre es, wenn man die richtigen Leute bei sich hat und mit ihnen gehen darf? Wir sehen aber auch, dass es für den Sterbenden dann vorbei ist. Alles ist erledigt und geklärt, er kann loslassen und gehen – obwohl das Sterben nicht in unserer Hand liegt. Es scheint jedoch, dass Gott in gewissen Momenten und Fällen das so zulässt.
Aber wie gesagt: Der Tod kann auch ganz plötzlich und heftig kommen, unerwartet und vehement. Doch auch dann haben wir den Herrn, der uns beisteht.
Und dann gehen wir weiter zu Kapitel 50. Jerry, liest du Verse 1 bis 3?
„Und Joseph fiel auf das Angesicht seines Vaters, weinte über ihm und küsste ihn. Joseph befahl seinen Knechten, den Ärzten, seinen Vater einzubalsamieren. Die Ärzte balsamierten Israel ein, und es wurden vierzig Tage für ihn erfüllt, denn so werden die Tage des Einbalsamierens vollendet. Die Ägypter beweinten ihn siebzig Tage.“
Hier finden wir die sechste Stelle in Josephs Leben, an der er weint. Am Schluss werde ich noch einmal rekapitulieren, wie die Zählung erfolgt, damit man im ganzen Leben von Joseph sieht, dass er siebenmal weint. Das siebte Mal werden wir dann beim nächsten Mal betrachten, in Kapitel 50, Vers 17. Dort weint Josef noch einmal, als die Brüder Zweifel haben, ob er ihnen wirklich vergeben hat.
Die Brüder kommen nämlich nach dem Tod von Jakob nochmals zu ihm und sagen: „Unser Vater hat uns gesagt, wenn er gegangen ist, sollen wir nochmals zu dir kommen und dich um Vergebung bitten.“ Offenbar hatte Josef das nicht von seinem Vater mitbekommen. Irgendwie hat der Vater den Brüdern noch etwas anvertraut: „Bitte, bitte geht nochmals hin und versichert euch, dass er wirklich vergeben hat.“
Für Josef war das ganz schlimm, denn das stellte seine Vergebungsbereitschaft in Frage. Da weint er wirklich und sagt – ich formuliere es mit meinen Worten –: „Alles ist wirklich vergeben.“ Wenn das Vergebene nochmals infrage gestellt wird, macht ihn das traurig. Er wird nicht böse, aber er weint darüber und macht noch einmal klar, wie Gott alles wunderbar geführt hat. Die Brüder haben es zwar böse gemeint, aber der Herr hatte einen guten Plan, um das Böse in Gutes, in Segen, zu verwandeln.
Hier haben wir also die sechste Stelle, an der Joseph weint: als sein Vater stirbt. Joseph hatte eine ganz besondere Beziehung zu seinem Vater von klein auf. Er wurde ja als Halbwaise groß, denn seine Mutter starb bei seiner Geburt. Genau das hatte auch mein Vater erlebt, als meine Großmutter bei der Geburt starb. Sie war 19 Jahre alt. Das prägt einen Menschen sehr.
Bei Benjamin – ach, ich habe gerade bei Joseph gesagt, danke Miriam, das war wieder mal ein Patzer – bei Benjamin wuchs er wirklich ohne Mutter als Halbwaise auf. Joseph war zwar einige Jahre älter, hatte aber ebenfalls sehr früh in seiner Kindheit die Mutter verloren.
Dann lesen wir in 1. Mose 37, wie er bei den Söhnen der Magd von Rebekka und auch bei den Söhnen von Lea, Silber und Bilha, aufwuchs. Diese sprachen sehr böse von ihm; es war eine richtige Verleumdung. Der kleine Joseph ließ sich davon aber nicht beeinflussen. Er entschied sich, trotz fehlender Unterstützung und ohne Mutter, nicht diesen Weg zu gehen.
So ist er immer weitergegangen und hatte eine Bezugsperson: seinen Vater. Er hat ihm berichtet. Manche sagen, Joseph war ein Petzer. Nein, er war ein kleiner Junge, der in schwierige moralische Probleme geriet. Es ist wichtig, dass Kinder in solchen Situationen zu einer Vertrauensperson gehen und die Dinge weitergeben.
Joseph hat das nicht herumgestreut, das wäre Verleumdung gewesen, wenn er die Verleumder nochmals verleumdet hätte. Aber er hatte seinen Vater als Bezugsperson. Dieser hatte ein ganz besonderes Verhältnis zu ihm und musste Schreckliches erleben: Die zehn Brüder verkauften Josef, tauchten sein Gewand in das Blut eines Ziegenbocks und brachten es dem Vater, um ihn zu überzeugen, dass Josef tot sei.
Jakob war damals schon fast am Ende. Als er dann erfuhr, dass Joseph lebt, hatte er fast einen Herzinfarkt. Wir haben das ja gesehen. Doch er fasste sich wieder, ging nach Ägypten und verbrachte noch siebzehn Jahre mit Joseph bis zu seinem Tod.
Man sieht hier die enge Bindung, die da war – aber im guten Sinn. Joseph hatte sich zwar gelöst, aber die enge Herzensbeziehung blieb bestehen. Hier wird deutlich: Joseph fällt auf das Angesicht seines Vaters, weint und küsst ihn.
Dann wird es sachlich. Was befiehlt Joseph in Vers 2? Findest du es nicht auch seltsam? Jakob wollte in der Höhle begraben werden. Warum muss er dann einbalsamiert werden? Die Einbalsamierung verhindert die Verwesung.
Die Trauerzeremonie bei den Ägyptern dauert siebzig Tage. Das wissen wir aus der ägyptischen Geschichte. Diese siebzig Tage werden hier erwähnt. In siebzig Tagen geschieht schon einiges – und das ohne Kühlschrank.
Darum hat Joseph beschlossen, seinen Vater einbalsamieren zu lassen, damit er intakt bleibt. Nicht nur die Knochen, sondern auch das Fleisch sollten nach Hebron, ins verheißene Land, gebracht werden. Das war Jakobs letzter Wunsch.
In 1. Mose 3, nach dem Sündenfall, sagt Gott als Grundsatz zu den gefallenen Menschen: „Du wirst zurückkehren zum Staub.“ Das heißt, Gott will die natürliche Zersetzung, die Verwesung, nicht die Verbrennung.
Man könnte sagen, das ist eigenartig, dass Joseph sich gegen diesen Grundsatz stellt und die Einbalsamierung anordnet. Doch die Überlegung war, ihn gut nach Kanaan bringen zu können.
Und jetzt ist es so: Wenn man die Josefsgeschichte aus der Perspektive eines Ägyptologen liest, stellt sich zunächst die Frage, was ein Ägyptologe eigentlich ist. Ein Ägyptologe ist jemand, der Archäologie in Ägypten studiert. Das bedeutet, er beschäftigt sich mit der Archäologie Ägyptens, entweder direkt in Ägypten oder an Universitäten bei uns.
Man lernt dabei die alte ägyptische Archäologie und Geschichte kennen, ebenso wie die ägyptische Sprache. Dabei muss man die verschiedenen Sprachstufen beherrschen, die sich im Alten Reich, im Mittleren Reich und später ständig verändert haben. Die Sprache hat sich also über die Jahrhunderte hinweg gewandelt, und man muss diese unterschiedlichen Sprachstufen verstehen.
Natürlich gehört auch die Hieroglyphenschrift zum Studium. Man muss etwa sechshundert Zeichen kennenlernen, um Texte lesen zu können. Einige dieser Zeichen stehen für ganze Wörter, andere für Silben – zum Beispiel Ba, La, Na – und wiederum andere sind einzelne Laute oder Konsonanten. So sieht das Studium der Ägyptologie aus.
Wenn man nun die Josefsgeschichte liest, nicht nur aus der Sicht eines Kindes – ich erinnere mich gerne daran, wie mich diese Geschichte als kleiner Junge besonders ergriffen hat –, sondern aus der Sicht eines Ägyptologen, dann ist man überwältigt. Die Details, die in der Geschichte genannt werden, stimmen so präzise mit der altägyptischen Geschichte überein, dass es kaum Zufall sein kann.
Das widerspricht der Auffassung mancher liberaler Theologen, wie sie etwa in Zürich oder Basel lehren. Diese vertreten die Ansicht, dass die fünf Bücher Mose erst viel später unter falschem Namen zusammengestellt wurden. Sie meinen, verschiedene Quellen seien am Schreibtisch erfunden und zusammengestellt worden, was als Betrug dargestellt wird.
Wir müssen ihnen jedoch erklären, warum die Josefsgeschichte so ein authentisches ägyptisches Kolorit besitzt – bis ins Detail und auch sprachlich. Im hebräischen Text finden sich ägyptische Lehnwörter. Wie ist das möglich? Das zeigt, dass all diese Details tatsächlich von Josef festgehalten wurden. Später hat Mose diese Überlieferungen übernommen und das erste Buch Mose unter der Inspiration des Heiligen Geistes geschrieben.
Die Glaubwürdigkeit der Josefsgeschichte wird aus ägyptologischer Sicht dadurch besonders deutlich. Es gibt hierzu auch umfangreiche, fachkundige Literatur.
Hier lesen wir, dass das Ganze 70 Tage gedauert hat. Dabei gab es zwei Phasen – ist Ihnen das aufgefallen? Genau so ist es.
In der Ägyptologie hat man herausgefunden, dass der eigentliche Prozess folgendermaßen ablief: Zuerst wird der Körper durch Salz entwässert, um ihn zu erhalten. Danach werden auch die Organe entnommen, zum Beispiel Magen, Därme und Lunge. Sogar das Gehirn wird als erstes entfernt. Es wird verflüssigt und dann über die Nase abgesaugt. Die Ägypter entwickelten Techniken, um das Gesicht möglichst intakt zu erhalten.
Diese Phase dauerte etwa 35 bis 40 Tage. Danach begann die zweite Phase: Der Körper wird gesalbt. Die Körperhöhlen, die man durch das Entfernen von Lunge, Magen und anderen Organen entleert hatte, werden ausgestopft. Anschließend wird der Körper 15 Tage lang mit Bandagen eingewickelt.
Schließlich erfolgt die Beisetzung. Insgesamt dauert dieser Prozess also bis zu 70 Tage. Genau so wird es hier beschrieben: Ganz Ägypten beweinte ihn siebzig Tage.
Die Ägypter erkannten, dass Joseph Ägypten die Existenz gerettet hatte – und nicht nur Ägypten, auch Kanaan. Sogar Menschen aus anderen Regionen kamen damals nach Ägypten, um Korn zu holen – alles wegen Joseph.
Wer war der Vater von Joseph? Jakob. Und wer gab ihm diesen tiefen Glauben weiter? Sein Vater Jakob. Jakob wurde in Ägypten sehr geschätzt.
Im nächsten Livestream möchte ich Ihnen außerdem eine Computerrekonstruktion der Villa von Vater Jakob zeigen. Er hatte eine Villa im kanaanäischen Stil in Ägypten, in Ramses-Stadt. Das möchte ich Ihnen gerne vorstellen. Dann wird auch klar, wie wertvoll er den Ägyptern wirklich geworden war.
Und jetzt liest du weiter, Jerry, Verse 4 bis 6:
Und als die Tage des Beweinens vorüber waren, da redete Joseph zum Haus des Pharaos und sprach: „Wenn ich Gnade gefunden habe in euren Augen, so redet doch vor den Ohren des Pharaos und sagt: Mein Vater hat mich schwören lassen und gesagt: Siehe, ich sterbe in einem Grab, das ich mir im Land Kanaan gegraben habe, dort sollst du mich begraben. Und nun lass mich doch hinaufziehen, dass ich meinen Vater begrabe und zurückkomme.“
Und der Pharao sprach: „Zieh hinauf und begrabe deinen Vater, so wie er dich hat schwören lassen.“
Ja, das ist schon etwas Spezielles. Joseph geht persönlich zum Pharao und bittet um Erlaubnis, für eine gewisse Zeit aus seinem Dienst in Ägypten als oberster Minister entlassen zu werden. Er möchte in sein Heimatland zurückkehren, um seinen Vater in die Höhle Machbela zu bringen.
Er sagt sehr deutlich – ich habe das in meiner Bibel speziell angestrichen in Vers 5 – dass er seinen Vater begraben und dann zurückkehren wird. Er hätte sagen können: „So, und jetzt ist es vorbei mit Ägypten, das war es. Ab jetzt gehe ich ins verheißene Land zurück.“ Das wäre die Chance gewesen. Aber er wusste: Nein, jetzt habe ich noch einen Auftrag in Ägypten, und den werde ich bis zum Schluss erfüllen.
Als ich mir das so überlegt habe, ist mir eine Stelle im Neuen Testament in den Sinn gekommen. Es steht im Kolosserbrief Kapitel 4, Vers 17. Man muss sich vorstellen, der Kolosserbrief, den Paulus verfasst hatte, wurde in der Gemeinde vorgelesen. Ganz am Schluss, wie ein Paukenschlag mit Posaunenstößen begleitet, wird einer, der da saß in der Gemeinde, richtig aus der Ruhe herausgeholt und geweckt.
Lies du Kolosser 4, Vers 17: „Und sag Archippus, sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst.“ Paulus gibt da Grüße weiter und lässt grüßen in den Versen davor. Alle denken, jetzt kommt der Brief zum Abschluss, und dann liest der Vorleser vor und sagt: „Archippus“, mit Namen wird er da erwähnt, „Archippus, sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst.“
Irgendwie war Archippus daran zu sagen: „Jetzt reicht es, ich mag nicht mehr.“ Es gibt verschiedene Gründe, warum man sagen kann: „Jetzt wird es mir zu viel, ich mag jetzt nicht mehr.“ Und er wird aufgerufen: Achte darauf, du musst diese Aufgabe bis zum Schluss bringen, du darfst nicht vorher aufgeben.
So war das für Joseph klar: Ich muss wieder nach Ägypten zurück, ich werde noch gebraucht, ich habe noch einen Auftrag.
Ja, und dann lest doch bitte weiter, Vers 7. Es ist so bewegend, was da kommt:
„Und Joseph zog hinauf, um seinen Vater zu begraben, und mit ihm zogen hinauf alle Knechte des Pharaos, die Ältesten seines Hauses und alle Ältesten des Landes Ägypten, und das ganze Haus Joseph und seine Brüder und das Haus seines Vaters. Nur ihre kleinen Kinder und ihr Kleinvieh und ihre Rinder ließen sie im Land Gosen zurück.“
Bis dahin – das war ein Moment, den man nicht unterschätzen darf: Joseph zieht von Ägypten hinauf. Das ist wirklich geografisch so „hinauf“, aber eben in dieses erhabene Land, das Gott Abraham, dann Isaak und Jakob versprochen hatte, um es Israel zu geben für immer, solange die Erde besteht.
Jetzt kehrt er zum ersten Mal nach so vielen Jahren zurück. Er hat es mit siebzehn verlassen, und jetzt ist er – wer es ausgerechnet hat, die Chronologie in der Bibel erlaubt es – sechsundfünfzig Jahre alt. Mit 56 kehrt er zurück nach Kanaan. Das muss so bewegend gewesen sein. Von dort aus ist er von seinen Brüdern verkauft worden. Dort, in dem Brunnen von Dothan, in einem der zwei Brunnen, die nahe beieinander sind, hat er so gelitten. Jetzt ist er zurück. Nach all diesen Mühsalen – da steckt ganz viel drin.
Und wer geht mit ihm? Ja, seine Brüder, das ganze Haus Josephs. Die ganze Verwandtschaft. Allerdings wird gesagt, die ganz kleinen Kinder haben sie zurückgelassen, also für die schwierige Reise durch die Wüste Sinai, Negev. Die ließen sie zurück. Und auch natürlich die Tiere, also die Rinder, Schafe und Ziegen. Die haben auch Vertrauen gehabt, dass die Ägypter nicht darüber herfallen und ihnen das wegnehmen. Die kleinen Kinder dort zu lassen, das war auch noch etwas.
Aber die ganze riesige Verwandtschaft – es ging ja etwa um siebenzig, die Bibel spricht von siebzig, je nach Zählweise von fünfundsiebzig, die nach Ägypten gingen und dort die Großfamilie Jakobs gebildet haben – jetzt, 17 Jahre später, sind noch weitere dazugekommen. Diese Großfamilie geht alle zurück ins Land Kanaan.
Aber wer kommt noch? Die Minister. Wo steht etwas über Minister? Ja, die Ältesten und die Angesehenen. Ah, die Ältesten des Landes. Und die werden auch genannt „alle Knechte des Pharao“. Es ist wichtig: Das Wort „Ewed“ im Hebräischen kann „Sklave“ bedeuten, kann „Knecht“ bedeuten – das ist nicht dasselbe – und kann auch „Minister“ bedeuten. Die hohen Beamten eines Königs werden in der Bibel auch „Ewed“ genannt. Man muss immer im Kontext schauen. Wenn da gesprochen wird von den Knechten des Pharao, sind das die Minister des Pharao.
Das ist auch hilfreich in anderen Stellen, wo von Königen gesprochen wird und ihren Knechten – das sind die Minister. Das heißt also, die ganze erlauchte Elite Ägyptens geht zum Begräbnis nach Kanaan. Weltreise damals, durch die Sinai-Wüste, durch die Negev-Wüste, um einfach diesem Vater Jakob noch die letzte Ehre zu erweisen.
Dabei haben sie ja schon siebzig Tage geweint. Was uns da vorgestellt wird, ist grandios. Ich glaube, das war ein Zeugnis für Ägypten, denn sie wussten: Dieser Mann hat sich nie gebeugt vor diesen tierköpfigen Göttern mit Menschenleib, so typisch für die vielen ägyptischen Götter, die er nicht verehrt hat. Sondern er hat den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs verehrt, den man nicht darstellt. Ganz Ägypten wusste darum, ganz Ägypten wusste um den Gott Josephs und dass dieser Gott Josephs Ägypten gerettet hat und nicht Happ, der Nilgott, oder Ra, der Sonnengott usw. Das war ein unglaubliches Zeugnis für die Wahrheit in Ägypten.
Lies weiter, Vers 9:
„Auch zogen sowohl Wagen als Reiter mit ihm hinauf, und der Zug war sehr groß, und sie kamen bis zur Tenne Adad, die jenseits des Jordans liegt, und sie hielten dort eine sehr große und schwere Klage, und er hielt für seinen Vater eine Trauer von sieben Tagen.“
Jetzt gibt es nochmals eine Trauerfeier in Kanaan bei der Tenne Attad. Und wer geht da noch mit? Vers 9: Wagen und Reiter. Das heißt ein gewichtiges Militärkontingent. Das waren nicht einfach nur ein paar Bodyguards, die mitgingen, sondern ein Militärkontingent, das die Familie Jakobs beschützen sollte, wenn sie ins Land Kanaan gehen zu diesem Begräbnis.
Es wird gesagt, der Zug war sehr groß. Es ist einfach unglaublich, was da beschrieben wird. Vielleicht hat man das einfach so überlesen. Aber ich habe mich dann gefragt: Hm, interessant, Joseph ist also bereit, diese Armeeanteile als Schutz mitzunehmen.
Aber wie war das bei Esra, der mit einem Zug aus Babylon heimkehrte ins verheißene Land, im Buch Esra? Er sagt, er hat den König nicht gebeten, Soldaten mitzugeben als Schutz für diese gefährliche Reise aus Persien ins verheißene Land.
Esra 8,22 können wir das kurz aufschlagen:
„Denn ich schäme mich, vom König eine Heeresmacht und Reiter zu erbitten, die uns gegen den Feind auf dem Weg beistehen sollten. Denn wir hatten zum König gesprochen und gesagt: Die Hand unseres Gottes ist über allen, die ihn suchen, zum Guten. Aber seine Macht und sein Zorn sind gegen alle, die ihn verlassen. Und so fasteten wir und erbaten dies von unserem Gott, und er ließ sich von uns erbitten.“
Also sagt Esra: Ich schämte mich, deine Heeresmacht und Reiter zu erbitten. Er hätte sagen können: Joseph hat das ja auch gemacht. Warum hat er sich geschämt?
Weil sonst hätten sie sagen können: Euer Gott hat ja gar keine Macht, wir müssen euch beschützen. Das hätte bei Joseph auch so sein können.
Die Sache war, dass Esra dem König Zeugnis abgelegt hat. Er hat über den Glauben gesprochen und dem König von Persien damals, dem Großpersien, gesagt: Die Hand unseres Gottes – und gerade Esra in seinem Buch spricht immer wieder über diese gute Hand Gottes. Das hatte er ganz speziell in seinem Herzen, diesen Gedanken: „Gottes Hand ist über mir.“
Das war ihm besonders bewusst: Die Hand unseres Gottes ist über allen, die ihn suchen, zum Guten, aber seine Macht und sein Zorn sind gegen alle, die ihn verlassen.
Da hat er sich gesagt: Wenn ich ihm das so gesagt habe und dann komme und sage: „Kannst du mir Soldaten geben?“ – dann sagt er: „Ich habe gemeint, euer Gott bewahrt euch.“
Aus diesem Grund hat er sich überlegt, jetzt wäre es nicht gut. Nicht, dass es grundsätzlich falsch gewesen wäre. Wir sind auch dankbar, dass wir eine Polizei haben, die uns schützt, und wenn da irgendeine Attacke käme, würden wir geschützt werden. Aber er sagte sich: Nein, das geht jetzt nicht.
Damit ging ein Risiko einher, denn diese Reise war wirklich gefährlich. Aber dann sagte er sich: Jetzt müssen wir ganz besonders beten und so beten, dass wir die Zeit, wo wir essen, auch noch gerade brauchen.
Beten kann ganz kurz sein, aber es kann in bestimmten Momenten auch ganz intensiv sein. Er sagte: Jetzt, das ist ganz speziell, darum heißt es, sie haben gebetet und gefastet, und Gott ließ sich von ihnen erbitten.
Er hat wirklich ein Risiko – menschlich gesehen – auf sich genommen. Aber der Herr hat diesen Glauben gesehen und belohnt.
Jetzt haben wir gesehen, sie sind also da zu Tenne Attad gekommen. Ich werde nächstes Mal noch eine Karte zeigen, damit man sieht, von Ägypten aus den kürzestmöglichen Weg. Das ist der Weg, der in 2. Mose 13 genannt wird, der Weg der Philister.
Da kann man Ägypten entlang dem Meer durch die Wüste gehen und kommt sehr schnell zum Gazastreifen. Gerade südlich vom heutigen Gazastreifen muss man diese Tenne Attad lokalisieren.
Dort hat es nochmals eine Trauerfeier von sieben Tagen gegeben. Wir werden dann gleich sehen, und danach sind die Ägypter heimgekehrt. Die Brüder Josephs haben den Leichnam von Jakob nach Machpela gebracht, nach Hebron.
Das war nochmals ein Weg rüber in das südliche, sogenannte Westjordanland.
Jetzt steht hier aber im Bibeltext „jenseits des Jordan“ (Vers 10). Es ist ganz wichtig für Bibelleser zu wissen: Der Ausdruck „jenseits des Jordan“ kann je nach Bibelstelle bedeuten: Transjordanien, das heißt das Gebiet östlich vom Jordan, heute Jordanien.
Aber der gleiche Ausdruck „jenseits des Jordan“ wird in der Bibel auch verwendet für Zisjordanien, das heißt auf der westlichen Seite, da, wo das Land Israel heute ist.
Das kommt immer auf den Textzusammenhang an, und hier ist es eben Zisjordanien, also Israel. Und zwar dort in der Nähe vom Gazastreifen, südlich davon, hat diese Trauerfeier stattgefunden.
Interessant, dass sie ausgerechnet bei einer Tenne waren. Was macht man auf einer Tenne? Worfeln.
Beginnst du gar mit dem Worfeln, würdest du nicht noch vorher…? Ja, ja, sieben oder schichten. Ah, das wäre dann das Sieben oder Sichten. Und Dreschen noch davor. Ja, genau. Also das erste Dreschen, dann Worfeln, dann Sieben und dann Zusammenlesen, Sammeln.
Jetzt ist es ganz interessant: Beim Dreschen legt man die Gaben auseinander und legt sie auf den Boden in der Tenne. Dann wird mit dem Dreschschlegel draufgeschlagen. Es gibt auch den Dreschschlitten, den man darüber fahren kann. Durch das rückwische Auf-die-Ähren-Schlagen werden die Körner herausgelöst, also ihre Verbindung.
Dann kommt das Worfeln mit der Gabel. Dabei wird alles in die Luft geschmissen. Die Tenne ist so gebaut, dass ein Durchzug möglich ist. Der Wind trägt die leichten Bestandteile wie Streu und Spelzen weg. Je nach Korn: Weizen ist Nacktkorn, hat keine Spelzen, aber Gerste kann Spelzen haben. Das Leichte wird weggetan, die schweren Körner fallen runter.
Aber es gibt noch viele Verunreinigungen, kleine Sandkörner usw. Darum kommt die dritte Stufe: Im Sieb werden die Körner erhalten, und aller Unrat, die Steinchen, Sandkörner, gehen weg. Dann wird das gute Korn gesammelt in die Scheune.
Wenn Sie denken, wie viel Spreu es im Leben von Jakob gab – dieser Vorgang des Dreschens war in seinem Leben nötig. Viele dieser Erlebnisse im Leben von Jakob haben dazu geführt, dass die Spreu wegging und damit das Wertvolle in seinem Leben erhalten blieb.
Dann das Worfeln, ein weiterer Prozess, und der Wind, der trennt zwischen dem, was wirklich Wert hat, und dem, was zu leicht erfunden ist in unserem Leben. Dann das Sieben.
Der Herr Jesus sagt ja in Lukas 22 zu einem Jünger an diesem Vorabend der Kreuzigung: „Der Satan hat euch begehrt, euch zu sichten wie den Weizen.“
Das heißt, der Teufel ging davon aus, diese Jünger seien sowieso Heuchler. Bei Hiob meinte er ja auch: Hiob ist nur ein treuer Gläubiger, weil es ihm gut geht und er so reich ist. Aber als Gott mal seinen Besitz angetastet hat, hat er seine Meinung revidiert, weil der Teufel uns nicht wirklich kennt.
Er denkt auch schlechter über uns und gibt uns auch noch schlechtere Gedanken über uns ein. Er hat ein Interesse daran, zu beweisen, dass seine Theorie stimmt. So sollten die Jünger gesichtet werden, ob sie wirklich echte Gläubige sind.
Bei Judas wurde klar, er hatte sich nie bekehrt, aber bei den Elfen war ein echter Glaube da. Jämmerlich hat Petrus in dieser Nacht versagt, die anderen auch, sie sind ja auch geflohen, aber Petrus noch mehr. Er hat eine solche Enttäuschung über sich erlebt, er wurde gesichtet.
Aber Jesus sagt: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und bist du einst umgekehrt, dann stärke die Brüder.“
Das war alles Vorbereitung, um anderen dienen zu können. So viel eben zum Sieben, zum Siechen, Lukas 22, und dann Sammeln, Lagern.
Zum Schluss lesen wir nochmals, wie es war beim Sterben von Jakob, Vers 33 in Kapitel 49:
„Und als Jakob geendet hatte, seinen Söhnen Befehle zu geben, zog er seine Füße auf das Bett herauf und verschied und wurde versammelt zu seinen Völkern.“
Was bedeutet das? Bedeutet das, alle kommen in den Friedhof und da ist die große Versammlung?
Wir lesen ganz kurz vorher in Vers 29: Da lebt Jakob noch und er sagt: „Bin ich versammelt zu meinem Volk, so begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle.“
Also zuerst versammeln, und dann soll sein Körper begraben werden. Das heißt, er geht in die himmlische Herrlichkeit und trifft dort alle Erlösten an, die schon vorher gegangen sind. Das ist das Versammeln.
Das entspricht eben: Nach dem Dreschen, Worfeln und Sieben wird alles eingesammelt. So wurde er und alles, was der Herr in seinem Leben gewirkt hat an wertvollen Ergebnissen, Früchten, Körnern, versammelt in die himmlische Herrlichkeit.
Ja, wollen wir hier schließen und dann nächstes Mal noch zu einem weiteren Höhepunkt fortfahren.
Lies weiter, Vers neun: Auch zogen sowohl Wagen als Reiter mit ihm hinauf, und der Zug war sehr groß, und sie kamen bis zur Tenne Adad, die jenseits des Jordans liegt. Dort hielten sie eine sehr große und schwere Klage, und er hielt für seinen Vater eine Trauer von sieben Tagen.
Ja, jetzt gibt es nochmals eine Trauerfeier in Kanaan bei der Tenne Attad. Und wer geht da noch mit? Vers neun: Wagen und Reiter. Das heißt ein gewichtiges Militärkontingent. Es waren nicht einfach nur ein paar Bodyguards, die mitgingen, sondern ein Militärkontingent, das die Familie Jacobs beschützen sollte, wenn sie ins Land Kanaan gingen, zu diesem Begräbnis.
Es wird gesagt, der Zug war sehr groß. Es ist einfach unglaublich, was da beschrieben wird. Vielleicht hat man das einfach so überlesen. Aber ich habe mich dann gefragt: Hm, interessant, Joseph ist also bereit, diese militärischen Anteile als Schutz mitzunehmen. Aber wie war das bei Esra, der mit einem Zug aus Babylon heimkehrte ins verheißene Land, im Buch Esra? Er sagt, er habe den König nicht gebeten, Soldaten als Schutz für diese gefährliche Reise aus Persien ins verheißene Land mitzugeben.
Wir können das kurz in Esra 8,22 nachlesen. Warum hatte Esra da ein Gewissensproblem, und Joseph nicht? Wir versuchen, das herauszufinden. In Esra 8 wird beschrieben, wie die Rückreise ins verheißene Land vorbereitet wurde.
Lest mal vor: Esra 8,22: „Denn ich schäme mich, vom König eine Heeresmacht und Reiter zu erbitten, die uns gegen den Feind auf dem Weg beistehen sollten. Denn wir hatten zum König gesprochen und gesagt: Die Hand unseres Gottes ist über allen, die ihn suchen, zum Guten. Aber seine Macht und sein Zorn sind gegen alle, die ihn verlassen.“
Und so fasteten wir und erbaten dies von unserem Gott, und er ließ sich von uns erbitten.
Also sagt Esra: „Ich schämte mich, deine Heeresmacht und Reiter zu erbitten.“ Er hätte sagen können, Joseph hat das ja auch gemacht. Warum hat er sich geschämt?
Weil sonst hätten sie sagen können: „Euer Gott hat ja gar keine Macht, wir müssen euch beschützen.“ Aber das hätte ja bei Joseph auch so sein können. Die Sache war, dass Esra dem König Zeugnis abgelegt hat. Er sprach über den Glauben und sagte dem König von Persien, damals Großpersien, dass die Hand unseres Gottes über denen ist, die ihn suchen, zum Guten.
Gerade Esra spricht in seinem Buch immer wieder von der guten Hand Gottes. Das war ihm ganz besonders bewusst, dieser Gedanke: „Gottes Hand ist über mir.“ Die Hand unseres Gottes ist über allen, die ihn suchen, zum Guten. Aber seine Macht und sein Zorn sind gegen alle, die ihn verlassen.
Und da hat Esra sich gesagt: Wenn ich dem König das so gesagt habe und dann komme und bitte, mir Soldaten zu geben, dann sagt er: „Ich habe gemeint, euer Gott bewahrt euch.“
Aus diesem Grund hat Esra sich überlegt, jetzt wäre es nicht gut, nicht dass es grundsätzlich falsch gewesen wäre. Wir sind auch dankbar, dass wir eine Polizei haben, die uns schützt. Wenn eine Attacke käme, würden wir geschützt werden. Aber Esra sagte sich: Nein, das geht jetzt nicht.
Damit ging ein Risiko einher, denn diese Reise war wirklich gefährlich. Aber Esra sagte sich: Jetzt müssen wir ganz besonders beten und so beten, dass wir die Zeit, in der wir essen, auch noch gerade brauchen. Beten kann ganz kurz sein, aber in bestimmten Momenten eben auch ganz intensiv.
Und so heißt es, sie haben gebetet und gefastet, und Gott ließ sich von ihnen erbitten. Esra hat wirklich ein Risiko auf sich genommen, menschlich gesehen. Aber der Herr sah diesen Glauben und hat ihn belohnt.
Und jetzt haben wir gesehen, dass sie also zu Teneattad gekommen sind. Ich werde nächstes Mal noch eine Karte zeigen, damit man sieht, dass sie von Ägypten den kürzestmöglichen Weg genommen haben. Das ist der Weg, der in 2. Mose 13 genannt wird, der Weg der Philister.
Dieser führt also entlang Ägyptens am Meer durch die Wüste, und dann kommt man sehr schnell zum Gazastreifen. Gerade südlich vom heutigen Gazastreifen muss man diese Tenne Atat lokalisieren. Dort hat es nochmals eine Trauerfeier von sieben Tagen gegeben. Wir werden im Weiteren noch darauf eingehen. Danach sind die Ägypter heimgekehrt.
Die Brüder Josephs haben den Leichnam von Jakob nach Machpela gebracht, nach Hebron. Das war nochmals ein Weg rüber in das südliche, sogenannte Westjordanland. Im Bibeltext steht hier aber „jenseits des Jordan“ (Vers 10). Es ist ganz wichtig für Bibelleser zu wissen: Der Ausdruck „jenseits des Jordan“ kann je nach Bibelstelle „Transjordanien“ bedeuten, also das Gebiet östlich vom Jordan, heute Jordanien.
Aber der gleiche Ausdruck „jenseits des Jordan“ wird in der Bibel auch für „Zisjordanien“ verwendet, also auf der westlichen Seite, dort, wo das Land Israel heute liegt. Das kommt immer auf den Textzusammenhang an, und hier ist es eben Zisjordanien, also Israel. Und zwar dort in der Nähe vom Gazastreifen, südlich davon, hat diese Trauerfeier stattgefunden.
Interessant ist, dass sie ausgerechnet bei einer Tenne stattfand. Was macht man auf einer Tenne? Worfeln. Wenn du mit dem Worfeln beginnst, würdest du nicht noch vorher ...? Ja, ja, sieben oder schichten. Ah, das wäre dann das Sieben oder Sichten. Und Dreschen kommt noch davor.
Also zuerst das Dreschen, dann das Worfeln, dann das Sieben und zuletzt das Zusammenlesen, Sammeln. Jetzt ist es ganz interessant: Beim Dreschen legt man die Gaben auseinander und auf den Boden in der Tenne. Dann wird mit dem Dreschschlegel draufgeschlagen. Es gibt auch den Dreschschlitten, den man darüber fahren kann. Durch das Rückwischen auf die Ähren werden die Körner herausgelöst, also ihre Verbindung gelöst.
Dann kommt das Worfeln mit der Gabel. Dabei wird alles in die Luft geschleudert. Die Tenne ist so gebaut, dass ein Durchzug möglich ist. Der Wind trägt die leichten Bestandteile wie Streu und Spelzen weg. Je nach Kornart gibt es Unterschiede: Weizen ist ein Nacktkorn und hat keine Spelzen, aber Gerste kann Spelzen haben. Das Leichte wird entfernt, und die schweren Körner fallen zurück.
Doch es gibt noch viele Verunreinigungen, wie kleine Sandkörner. Darum folgt als dritte Stufe das Sieben. Im Sieb werden die Körner behalten, während der Unrat, wie Steinchen und Sandkörner, entfernt wird. Das gute Korn wird dann in die Scheune gesammelt.
Wenn Sie darüber nachdenken, wie viel Spreu es im Leben von Jakob gab, sehen wir, dass dieser Vorgang des Dreschens auch in seinem Leben nötig war. Viele Erlebnisse in Jakobs Leben führten dazu, dass die Spreu weggenommen wurde und das Wertvolle erhalten blieb.
Das Worfeln ist ein weiterer Prozess, bei dem der Wind zwischen dem trennt, was wirklich Wert hat, und dem, was zu leicht ist oder erfunden in unserem Leben. Das Sieben folgt als letzte Reinigung.
Der Herr Jesus sagt in Lukas 22 zu seinen Jüngern am Vorabend der Kreuzigung: „Der Satan hat begehrt, euch zu sichten wie den Weizen.“ Das heißt, der Teufel wollte beweisen, dass die Jünger Heuchler seien. Bei Hiob meinte er ja auch, dass Hiob nur ein treuer Gläubiger sei, weil es ihm gut geht und er reich ist. Doch als Gott Hiobs Besitz antastete, revidierte der Teufel seine Meinung, denn er kennt uns nicht wirklich. Er denkt schlechter über uns und gibt uns auch schlechtere Gedanken über uns selbst ein.
Deshalb hat er ein Interesse daran, zu beweisen, dass seine Theorie stimmt. So sollten die Jünger gesichtet werden, ob sie wirklich echte Gläubige sind. Bei Judas wurde klar, dass er sich nie bekehrt hatte. Bei den Elf Jüngern war echter Glaube da. Aber Petrus versagte jämmerlich in dieser Nacht. Die anderen flohen auch, doch Petrus noch mehr. Er erlebte eine große Enttäuschung über sich selbst, er wurde gesichtet.
Jesus sagt aber: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du einst umgekehrt bist, dann stärke die Brüder.“ Das war alles Vorbereitung, um anderen dienen zu können.
So viel zum Sieben, zum Sichten (Lukas 22) und zum Sammeln, Lagern, also zum Zusammenlesen.
Zum Schluss lesen wir nochmals, wie es beim Sterben von Jakob war. Vers 33, Kapitel 49: „Und als Jakob geendet hatte, seinen Söhnen Befehle zu geben, zog er seine Füße auf das Bett herauf und verschied und wurde versammelt zu seinen Völkern.“
Was bedeutet das? Bedeutet das, alle kommen auf den Friedhof und es gibt eine große Versammlung? Ganz kurz vorher lesen wir in Vers 29, dass Jakob noch lebt und sagt: „Bin ich versammelt zu meinem Volk, so begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle.“ Also wird zuerst versammelt und dann soll sein Körper begraben werden.
Das heißt, er geht in die himmlische Herrlichkeit und trifft dort alle Erlösten an, die schon vorher gegangen sind. Das ist das Versammeln. Das entspricht dem Vorgang nach Dreschen, Worfeln und Sieben, wenn alles eingesammelt wird.
So wurde Jakob und alles, was der Herr in seinem Leben gewirkt hat an wertvollen Ergebnissen, Früchten und Körnern, versammelt in die himmlische Herrlichkeit.
Wir wollen hier schließen und nächstes Mal zu einem weiteren Höhepunkt fortfahren.
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