
Der heutige Gute Rat trägt den Titel „Was ich mir nicht wünsche“. Ich möchte nicht taub werden vom Tratsch der Nachbarschaft. Wenn es anderen Leuten genauso ginge und ich alles haben könnte, wie ich möchte, würde ich mir nicht wünschen, dass mein argloses Buch von Kritikern verrissen wird. Diese hätten nicht einmal die Ehrlichkeit, es zu lesen, sondern hätten sich ihr Urteil schon vorher gebildet – wie Simon, der einfältige Tat, als er zum Geschworenen gewählt wurde.
Jedoch habe ich ein ziemlich dickes Fell, wie das Rhinozeros sagte. Wenn es anderen Vergnügen macht, mich zu kritisieren, ist mir das ganz recht, und ich kann es ihnen nicht verwehren. Der Amboss fürchtet sich nicht vor dem Hammer.
Ich habe gehört, dass die Herren Rezensenten in London, wenn sie ein Buch in die Hände bekommen, eine Seite aufschneiden und dann am Messer riechen. Danach erheben sie das Buch entweder in den Himmel oder tadeln es ohne Gnade und Barmherzigkeit – je nachdem, wie sie gerade gelaunt sind oder wie ihnen das Mittagessen geschmeckt hat.
Der Pflüger Hans hofft, der Verlag kennzeichnet diese Seite besonders, wenn er dieses Buch den Zeitschriften zusendet. Dann wird hoffentlich folgendes Wort an die Weisen genügen: Ich hoffe, die Schweine werden nicht über meine Birnen herfallen.
Wenn ich wählen könnte, würde ich mir nicht wünschen, dass mir ein halbes Dutzend Seiten aus diesem Buch als Einwickelpapier um die Butter ins Haus gebracht werden. Sehr unwahrscheinlich ist das allerdings nicht, und so muss ich schon damit Vorlieb nehmen.
Ich möchte nicht mit zwei alten Gäulen pflügen, die den Spat an den Beinen haben, kurzatmig sind und überhaupt nicht mehr zur Arbeit taugen. Erbarmen gilt den armen Tieren und auch dem armen Pflüger, aber keinesfalls dem Gutsherrn, der sich solch elendes Vieh hält.
Wenn ich einen Menschen sehe, der ein armes Tier mit der Peitsche schlägt und prügelt, möchte ich ihm am liebsten ein paar Ohrfeigen geben. Gleichzeitig freue ich mich, dass mein Schimmel und mein Brauner schon gut genug gehen, wenn sie nur die Peitsche knallen hören, ohne dass sie ständig wie Advokaten für alles, was sie tun, ihre Bezahlung einfordern müssen.
Ein Mensch, der ein Pferd misshandelt, sollte selbst eingespannt werden. Mit Freundlichkeit kann man bei Tieren sehr viel erreichen, aber mit Grausamkeit nichts. Wer gegen ein Tier unbarmherzig ist, ist selbst schlimmer als ein Tier.
Ich möchte nicht in der Sommerzeit eine Kuh mit einem Stutzschwanz sein, auch nicht ein Knecht mit einem halben Dutzend Herren oder ein Prediger mit unwissenden Tyrannen als Diakonen.
Ebenso will ich nicht die Wahrheit des alten Sprichworts erproben: „Zwei Katzen und eine Maus“, „zwei Frauen in einem Haus“ oder „zwei Hunde, die einen Knochen benagen“ – sie werden sich schwerlich lange vertragen.
Ich möchte auch nicht ein Hund sein, der einen Blecheimer am Schwanz trägt, oder ein Wurm am Angelhaken, noch ein Mann mit einer zänkischen Frau.
Ganz gewiss habe ich keine Lust, in den Rachen eines Krokodils zu fallen oder in die Hände von Advokaten zu geraten.
Außerdem möchte ich nicht taub werden vom Tratsch der Nachbarschaft und nicht totgequält werden vom Zeitschriftenwerber, der mir ein Abonnement aufdrängen will, das ohne Ende fortbesteht – wie die Schulden eines alten Trunkenboldes.
Ich müsste aus dem letzten Loch pfeifen, ehe ich mir ein Nachtquartier im Schweinestall suchen würde oder eine Wohnung bei schmutzigen Leuten. Ich wünschte mir nicht, Besitzer der Hälfte sämtlicher Hütten zu sein, in denen Arbeiter auf dem Land leben müssen.
Kein Gutsherr würde sich dazu herablassen, sie als Pferdestall zu benutzen; für Hundehütten sind sie noch nicht gut genug. Man stelle sich vor: Vater, Mutter, erwachsener Sohn und zwei Töchter in ein und demselben Zimmer. Es ist eine wahre Schande und eine Sünde vonseiten derer, die arme Leute zu solchen Einschränkungen nötigen.
Ich mag nicht daran denken, und doch ist es durchaus nichts Ungewöhnliches. Ihr Grafen und Herren, wie gefiele euch das? Wenn irgendjemand solche Zustände verteidigen kann, so würde es ihm nicht schaden, wenn er eine halbe Stunde lang ausgeprügelt würde.
Auch möchte ich nicht im Dienst sein bei einem Geizhals, oder Arbeiter bei einem Brummbär, bei einem Affen oder Schmarotzer, der bei einem reichen Tollkopf lebt.
Ich möchte nicht auf Almosen angewiesen sein. Lieber würde ich es mit Wassersuppe versuchen – neun Körner Hafergrütze und vier Tassen Wasser.
Ich möchte nicht mit dem Hut in der Hand umhergehen, um für mich selbst zu sammeln, Geld zu leihen oder als Tagesdieb leben. Auch will ich nicht wie eine Kröte unter der Egge dahinvegetieren.
So schlecht es mir auch geht, habe ich keine Lust, mich zu verändern, wenn ich nicht sicher weiß, dass es mich wirklich verbessert. Wer möchte schon vom Regen in die Traufe kommen? Was nützt es, ans Ende der Welt zu reisen, wenn man dort noch schlimmer dran ist als hier?
Ich bleibe im Land und überlasse das Kap der Guten Hoffnung denen, die gern transportiert werden wollen.
Ich möchte weder ein Schwein vor mir herantreiben noch ein steifes Pferd lenken oder einen eigensinnigen Menschen zurechtweisen.
Auch möchte ich nicht Lehrer bei verzogenen Kindern sein, noch ein Ochse, der von Hunden geplagt wird, oder eine Henne, die Enten ausgebrütet hat.
Noch schlimmer ist jedoch ein Prediger, der schläfrige Zuhörer hat. Er jagt mit toten Hunden und fährt mit hölzernen Pferden.
Man könnte ebenso gut Gottesdienst mit schlafenden Rindern wie mit schlafenden Menschen halten.
Ich möchte kein Pferd von einem Pferdehändler kaufen, wenn ich es verhindern kann, denn zwei oder drei ehrliche Händler hat noch niemand kennengelernt. Ein sehr ehrlicher Pferdehändler wird einen nie betrügen, wenn man gut aufpasst. Ein gewöhnlicher Händler zieht einem den Zahn, während man den Mund zuhält.
Pferde sind fast ebenso schwer zu beurteilen wie Menschenherzen. Selbst die erfahrensten Kenner lassen sich täuschen.
Wie viele Pferdekrankheiten gibt es doch: Hufspat, Überbein und Ringbein, Steife, Igelshuf und Rattenschwanz, Flussgalle und Krebs, Kolik und Gelbsucht, Waldhornklüfte, Rehe, Mauke und Kränke. Es ist kaum ein gesundes Pferd auf der Welt zu finden.
Es ist immer ein schlimmes Unterfangen, die Pferde zu wechseln. Hast du ein gutes Pferd, so behalte es, denn du wirst kein besseres bekommen. Hast du ein schlechtes, so behalte es ebenfalls, denn ich wette zehn gegen eins, dass du dir eines kaufst, das noch schlechter ist.
Ich möchte nicht zur Fußmatte oder zum Putztuch werden, noch mich zu schmutzigen Dingen hergeben, nur um bei großen Leuten beliebt zu sein. Wer lügen will, der lügt. Ich habe lieber die Wahrheit auf meiner Seite, auch wenn ich barfuß gehen muss.
Unabhängigkeit und ein gutes Gewissen bei Salz und Brot sind besser als Sklaverei und Sünde bei Braten und Konfekt. Ich möchte kein allgemeiner Packesel sein. Ich möchte nicht wie eine Gans gerupft werden und auch kein Aktienbesitzer sein.
Ich möchte keine Orte besuchen, an denen ich nicht gerne sterben würde. Außerdem wäre es mir nicht möglich zu leben, ohne eine wohlgegründete Hoffnung fürs Jenseits zu haben.
Ich möchte nicht auf einem Pulverfass sitzen und dabei eine Pfeife rauchen. Doch genau das tun diejenigen, die um ihr Seelenheil völlig unbekümmert sind, obwohl das Leben so ungewiss ist.
Auch möchte ich mein Schicksal auf Erden nicht selbst wählen, sondern es Gott anheimstellen, es für mich zu bestimmen. Sonst würde ich mir trotz all meiner Klugheit das Schlimmste aussuchen, während Gottes Wahl immer die beste ist.
Gelesen von Glaubensgerechtigkeit. Dieses Buch sowie viele weitere Hörbücher, Andachten und Predigten gibt es auf dem Youtube-Kanal von Glaubensgerechtigkeit