Guten Abend, ich möchte alle herzlich begrüßen. Beim letzten Mal haben wir mit dem zweiten Teil des Lukasevangeliums begonnen.
Der erste Teil umfasst Kapitel 1 bis 9, Vers 50. Er zeigt, dass Jesus Christus aus der himmlischen Herrlichkeit auf Besuch in diese Welt gekommen ist. Ab Kapitel 9, Vers 51 beginnt der zweite Teil, der bis zum Schluss reicht. In diesem Teil wird dargestellt, wie der Herr Jesus aus dieser Welt wieder zurückkehrt in die himmlische Herrlichkeit. Dies geschieht über Jerusalem, wo er leiden sollte.
Wir sind im ersten von fünf Teilen des zweiten Hauptteils des Lukasevangeliums und haben Kapitel 10, Vers 16 erreicht. Nun wollen wir ab Kapitel 10, Vers 17 weiterlesen. Wenn man diesen Teil systematisch untersucht, besteht er aus drei Abschnitten, die sich jeweils mit drei weiteren Abschnitten harmonisch widerspiegeln.
Wie wir schon früher gesehen haben, spiegelt sich das, was wir jetzt ab Vers 17 lesen, im ersten Abschnitt ab Kapitel 9, Vers 51 wider. Der nächste Abschnitt entspricht dann den Versen 57 bis 62 in Kapitel 9 und so weiter.
Rückkehr der Siebzig und die Vollmacht über den Feind
Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und berichteten: „Herr, auch die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan.“
Da sagte er zu ihnen: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Siehe, ich gebe euch die Vollmacht, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über alle Gewalt des Feindes. Nichts wird euch in irgendeiner Weise schaden.
Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch lieber darüber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind!“
Zu derselben Stunde frohlockte Jesus im Geist und sprach: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und es den Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor dir.“
Und zu den Jüngern gewandt sagte er: „Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater. Niemand weiß, wer der Sohn ist, außer dem Vater. Und wer der Vater ist, weiß niemand außer dem Sohn und dem, dem der Sohn es offenbaren will.“
Die besondere Erkenntnis der Jünger und die Frage nach dem ewigen Leben
Und er wandte sich besonders seinen Jüngern zu und sprach: „Glückselig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. Denn ich sage euch, viele Propheten und Könige wünschten sich, das zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen. Sie wünschten sich, das zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.“
Und siehe, ein Gesetzesgelehrter trat heran, versuchte ihn und fragte: „Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“
Er antwortete ihm: „Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du?“
Der Gesetzesgelehrte antwortete: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Denken. Und deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“
Er sagte zu ihm: „Du hast richtig geantwortet. Tu dies, so wirst du leben.“
Die Frage nach dem Nächsten und das Gleichnis vom barmherzigen Samariter
Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: „Und wer ist mein Nächster?“
Da erwiderte Jesus und sprach: „Es ging ein Mensch von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter die Räuber. Diese zogen ihn aus, schlugen ihn und liefen davon. Sie ließen ihn halbtot liegen, so wie er war.
Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog. Als er ihn sah, ging er auf der anderen Seite vorüber. Ebenso kam auch ein Levit, der in der Gegend war. Er sah ihn und ging ebenfalls auf der anderen Seite vorüber.
Ein Samariter aber kam auf seiner Reise in seine Nähe. Als er ihn sah, hatte er Erbarmen. Er ging zu ihm hin, verband ihm die Wunden und goss Öl und Wein darauf. Dann hob er ihn auf sein eigenes Tier, führte ihn in eine Herberge und pflegte ihn.
Am anderen Tag, als er weiterzog, gab er dem Wirt zwei Denare und sprach zu ihm: ‚Verpflege ihn, und was du mehr aufwendest, will ich dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.‘
Jesus fragte: ‚Welcher von diesen dreien ist deiner Meinung nach nun der Nächste dessen gewesen, der unter die Räuber gefallen ist?‘
Er antwortete: ‚Der, welcher die Barmherzigkeit an ihm geübt hat.‘
Da sprach Jesus zu ihm: ‚So geh du hin und handle ebenso.‘"
Die Rückkehr der Siebzig und die Bedeutung ihrer Freude
Vielen Dank! In Vers 17 kehren die Siebzig, die der Herr ausgesandt hatte, jetzt von ihrer ersten Missionsarbeit zurück. Das haben wir beim letzten Mal gesehen. Dieser Abschnitt steht in Kapitel 10, Verse 1-16, wo der Herr die Siebzig aussendet.
Neben den Siebzig hatte er ja schon früher die zwölf Apostel als Missionare ausgesandt. Die Siebzig, die ausgesandt werden, findet man nur im Lukasevangelium. In keinem anderen Evangelium wird diese Aussendung erwähnt. Man kann also sagen, dass dieser Abschnitt, den wir zuletzt betrachtet haben, wo der Herr die Siebzig aussendet – gewissermaßen wie Schafe unter die Wölfe – eine besondere Erzählung ist. Er gab ihnen den Auftrag zu heilen und versprach, dass der Arbeiter seines Lohnes wert sei.
Dieser Abschnitt ist sogenanntes Sondergut, also eine Erzählung, die nur im Lukasevangelium vorkommt. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass auch der erste Abschnitt, in dem wir gesehen haben, dass der Herr sich bereitmacht, um zurückzukehren in den Himmel, ebenfalls Sondergut von Lukas ist.
Wir werden gleich sehen, dass auch der Abschnitt, den wir jetzt betrachten, Sondergut ist. Ebenso der dritte Abschnitt, in dem es um den barmherzigen Samariter geht, ist ebenfalls Sondergut. So sieht man, wie harmonisch das alles komponiert ist: Sondergut, etwas, das man in anderen Evangelien nicht findet, dann wieder Sondergut, dann etwas, das auch in anderen Evangelien vorkommt, und erneut Sondergut.
Nun spiegelt sich dieser Abschnitt mit dem ersten Abschnitt. Man kann noch einmal den ersten Abschnitt lesen, Lukas 9,51: „Es geschah aber, als sich die Tage seiner Wiederaufnahme in den Himmel erfüllten und er sein Angesicht entschlossen nach Jerusalem richtete, um dorthin zu reisen, da sandte er Boten vor sich her.“
Hier geht es ausdrücklich um seine Himmelfahrt. Die Tage seiner Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit erfüllen sich, und jetzt geht er diesen Weg über Jerusalem in die himmlische Herrlichkeit.
Die Vision vom Sturz Satans und seine zukünftige Rolle
Es ist interessant, dass die Siebzig zurückkommen und sich darüber freuen, dass die Dämonen ihnen im Dienst untertan sind. Der Herr sagt in Lukas 10, Vers 18: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Siehe, ich gebe euch die Vollmacht, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über alle Gewalt des Feindes, und nichts wird euch in irgendeiner Weise schaden.“
Der Herr Jesus sagt also, dass er gesehen hat, wie der Satan ein völlig besiegter Feind ist. Er sah ihn vom Himmel fallen. Dabei fällt uns der Kontrast auf: Der Sohn Gottes kehrt in den Himmel zurück, während der Satan aus dem Himmel hinausgeworfen wird.
Jetzt stellt sich die Frage: Ist das, was der Herr gesehen hat, in der Zukunft oder in der Vergangenheit? Wie lässt sich das begründen? Der Satan hat ja noch immer Zugang zum Himmel, bis der Herr wiederkommt. Genau, was wird dann passieren? Der Satan hat jetzt noch Zugang zum Himmel, aber er wird in der Zukunft herabgeworfen werden. Hier geht es darum, dass der Herr sagt, die Macht des Feindes sei gebrochen, doch diese Macht wird endgültig gebrochen werden – und zwar noch in der Zukunft.
Schlagen wir dazu Offenbarung 12 auf. Johannes sieht dort den „Teufel als den großen feuerroten Drachen“. Ab Vers 7 heißt es: „Und es entstand ein Kampf im Himmel. Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen, und der Drache und seine Engel kämpften, doch sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden. So wurde der große Drache niedergeworfen, die alte Schlange, genannt der Teufel und Satan, der den ganzen Erdkreis verführt. Er wurde auf die Erde hinabgeworfen, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.“
Und noch ein Vers weiter, Vers 10: „Ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Nun ist gekommen das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Herrschaft seines Christus, denn hinabgestürzt wurde der Verkläger unserer Brüder, der sie vor unserem Gott Tag und Nacht verklagte. Sie haben ihn überwunden durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod. Darum seid fröhlich, ihr Himmel und die ihr darin wohnt! Wehe denen, die auf der Erde wohnen und auf dem Meer, denn der Teufel ist zu euch herabgekommen und hat großen Zorn, weil er weiß, dass er nur wenig Zeit hat.“
Als Folge dieses Sturzes beginnt dann die große Drangsal, die dreieinhalb letzten Jahre vor der Wiederkunft des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit. Das haben wir in Vers 6 gerade gelesen, wo von einer Frau mit einer Sternenkrone die Rede ist. Dort heißt es: „Die Frau floh in die Wüste, wo sie eine von Gott bereitete Stätte hat, damit man sie dort ernähre 1260 Tage.“ Diese Zahl entspricht dreieinhalb Jahren.
Diese Frau ist ein Bild von Israel, der Nation, die den Messias hervorbringt. Deshalb wird in Kapitel 12, Vers 4, von dieser Frau gesagt, dass sie einen Sohn, ein männliches Kind, gebiert, das alle Nationen weiden soll. Das ist der Messias. Aus Israel ist der Messias gekommen.
In Vers 6 heißt es, dass diese Frau, also Israel, in der Zukunft in die Wüste fliehen wird. Das ist, wie gesagt, der gläubige Überrest aus Israel, der unmittelbar vor der großen Drangsal aufgrund von Matthäus 24 auf die Berge fliehen wird. Dann gehen sie weiter nach Jesaja 16, in die Wüste von Moab, wo sie bewahrt werden.
Darüber spricht dann Kapitel 12, Vers 13: „Als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die das männliche Kind geboren hatte. Der Frau wurden die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste fliege, an ihre Städte, wo sie ernährt wird, eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit, fern vom Angesicht der Schlange.“
Das ist die Übersetzung des aramäischen Ausdrucks in Daniel 7. Dort findet man denselben Ausdruck im aramäischen Text: „eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit“. Im Aramäischen heißt „iddan“ Zeit und auch Jahr, „itanaien“ sind zwei Zeiten, und „eine halbe Zeit“ ist ein halbes Jahr. Das ergibt zusammen die drei Jahre und sechs Monate, also dreieinhalb Jahre. Das ist zukünftig.
Hier wird dieser Sturz des Satans gesehen, und es wird klar gemacht, dass er bis heute noch Zugang zum Himmel hat und die Gläubigen anklagt – ähnlich wie wir es aus Hiob 1 und 2 kennen. Er verklagt die Gläubigen, aber das wird enden. Er wird vom Himmel gestürzt werden. Das ist gewissermaßen sein Abgang in Raten.
Es gab schon einen ersten Sturz. Wann? Genau, dieser Sturz wird beschrieben in Hesekiel 28, ab Vers 12, und dann in Jesaja 14. Dort findet man seinen Sturz auf die Erde.
In Hesekiel 28 geht es zuerst um den Fürsten von Tyrus, danach wird über den Geist gesprochen, der den Fürsten im Griff hatte – das ist der Satan. Analog dazu behandelt Jesaja 14 den König von Babylon in der Endzeit und den Geist, der ihn beherrscht – ebenfalls Satan. Deshalb wechselt der Prophet plötzlich vom König von Babylon zum Fall Satans.
Jesaja 14, Vers 12: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Überwältiger der Nationen! Und doch hattest du dir in deinem Herzen vorgenommen: Ich will zum Himmel emporsteigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen und mich niederlassen auf dem Versammlungsberg im Äußersten Norden. Ich will emporfahren auf Wolkenhöhen und dem Allerhöchsten mich gleichmachen. Doch ins Todesreich bist du hinabgestürzt, in die tiefste Grube.“
Dort wird klargemacht, dass dieser Glanzstern, in Hesekiel 28 als Cherub bezeichnet – eine besonders hohe Klasse von Engeln, den Thronengeln Gottes – sein wollte wie Gott. Dadurch wurde er gestürzt, nämlich auf die Erde gefallen. Das war die erste Phase seines Abgangs in Raten.
Mit dem Kreuzestod des Herrn Jesus wurde der Satan durch sein Kreuz zunichtegemacht. Das können wir in Hebräer 2 nachlesen. Sascha, könntest du uns Vers 14 und 15 vorlesen?
„Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben, ist er gleichermassen dessen teilhaftig geworden, damit er durch den Tod den außer Wirkung setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den Teufel, und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden.“
Hier wird klar gesagt, dass Jesus den zunichte machte, der die Macht des Todes hat – nämlich den Teufel. So wurde die Macht Satans auf Golgatha am Kreuz gebrochen.
Die nächste Phase seines Abgangs ist, was wir in Offenbarung 12 gesehen haben: Er wird endgültig aus dem Himmel auf die Erde geworfen, sodass er nicht mehr in den Himmel zurückkehren kann, um anzuklagen.
Die nächste Phase ist, dass er zu Beginn des Tausendjährigen Reiches in den Scheol oder Abyssos geworfen und versiegelt wird, damit er tausend Jahre lang nicht mehr verführen kann.
Wo genau wird er gestürzt? Offenbarung 20, Vers 1: „Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrundes (griechisch Abyssos) und eine große Kette in seiner Hand. Er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und Satan ist, band ihn für tausend Jahre, warf ihn in den Abgrund, schloss ihn ein und versiegelte über ihm, damit er die Völker nicht mehr verführen kann, bis die tausend Jahre vollendet sind. Nach diesen muss er für kurze Zeit losgelassen werden.“
Während des Tausendjährigen Reiches ist der Satan also im Abyssos gebunden.
Gavinec hat gesagt, das Totenreich sei das Hades. Falsch ist das nicht, aber im Neuen Testament wird Hades nur für Menschen verwendet – Engel sterben nicht. Hades ist der Ort, an den Menschen nach dem Tod kommen. Für verlorene Menschen ist Hades der Ort der Gefangenschaft, wie in 1. Petrus 3 beschrieben, und in Lukas 16, in der Geschichte vom reichen Mann und Lazarus, wird Hades als Ort der Qual genannt. Das darf man nicht mit der Hölle verwechseln. Hades ist quasi das Gefängnis, in dem der verlorene Mensch auf das letzte Gericht wartet.
In Römer 10 wird das Wort Abyssos auch für das Totenreich verwendet. Das zeigt, dass der Hades, der Ort der Verlorenen, der gleiche Ort ist, an dem auch Satan gebunden wird – im Abyssos. Ich unterscheide das nur, weil bei Engeln nie von Hades, sondern immer von Abyssos gesprochen wird.
Philipp fragte, ob man den Zustand im Totenreich beschreiben kann oder ob es falsch ist. In Lukas 16, der Geschichte vom reichen Mann und Lazarus, die keine Gleichnis ist – denn Gleichnisse enthalten keine Eigennamen wie Abraham oder Mose – kommt der reiche Mann in den Hades, den Ort der Qual. Der gläubige Lazarus aber kommt in den Schoß Abrahams, ein Ausdruck, den die Rabbiner als Synonym für das Paradies verwenden.
Also kam Lazarus ins Paradies. Um das noch komplizierter zu machen: Auch das Paradies wird in der Bibel als Hades bezeichnet. Jesus ging nach seinem Tod ins Paradies, als er zum Verbrecher am Kreuz sagte: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ In Apostelgeschichte 2 wird der Ort, an dem seine Seele während der drei Tage war, Hades genannt.
Hades ist also ein weit gefasster Begriff, der den Zustand des Todes beschreibt. Für Verlorene bedeutet er Gefängnis und Qual; für Errettete bedeutet er Paradies, Schoß Abrahams und den dritten Himmel (2. Korinther 12), das heißt höchste Glückseligkeit.
Im Alten Testament entspricht Hades das hebräische Wort Scheol. Dieses wird sowohl für Gläubige als auch Ungläubige verwendet und hat dieselbe Bedeutung wie Hades. Zusätzlich wird Scheol auch für das Grab gebraucht. So heißt es: „Wer wird dich im Scheol loben?“ Damit ist das Grab gemeint. Auf dem Friedhof ist es still, dort liegt der Körper, der den diesseitigen Teil des Scheols einnimmt.
Im Tod sind wir zweigeteilt: im Diesseits und im Jenseits, weil Körper und Geist getrennt werden. Der Körper ist im Diesseits, im Grab, im Scheol. Die Seele und der Geist sind im Jenseits, für den Gläubigen im Paradies, das ebenfalls Scheol genannt wird.
Man muss genau auf die Stellen achten. Manche sagen, nach dem Tod gebe es Seelenschlaf, keine bewusste Existenz. Das betrifft das Grab, dort ist alles aus. Aber die Seele und der Geist sind bei vollem Bewusstsein im Jenseits.
Wissenschaftlich kann man begründen, dass Seele und Körper getrennt sein können, ebenso wie Seele und Geist. Säkularen Spezialisten für Gehirn und Neurologie zufolge ist der Mensch nur Materie. Feuerbach sagte: „Der Mensch ist, was er isst.“ Das bedeutet, der Mensch ist Materie, nicht mehr.
Diese Sicht prägt die moderne Neurologie stark. Viele Atheisten sagen, Seele und Geist seien nur Ausflüsse der Körperfunktionen. Der Mensch sei letztlich nur Chemie, und der Geist nur ein Produkt dieser Chemie.
Aber das ist nicht die Ansicht aller. Wilder Penfield war vor Jahrzehnten ein großer Neurologe und Pionier. Er operierte am offenen Gehirn, weil das Gehirn gefühllos ist. Während der Operation stimulierte er verschiedene Bereiche und beobachtete Reaktionen. Er erstellte eine detaillierte Landkarte des Gehirns.
Er zeigte, dass Bewegungen, Sprache und Wahrnehmung lokalisiert sind. Doch das Ich konnte er nirgends lokalisieren. Er verglich es mit einem Computer: Der Computer kann rechnen, aber es braucht jemanden am Computer, damit das Richtige gerechnet wird. So ist das Ich etwas, das über die Materie des Gehirns hinausgeht.
Auch Sir John Eccles, ein weiterer großer Neurologe, kam zu der Überzeugung, dass das Gehirn nicht die Person ist, sondern etwas darüber hinausgeht.
Kritiker wiesen damals darauf hin, dass Penfield nur die äußeren Regionen des Gehirns stimulieren konnte, nicht die Tiefe. Dort könnte das Ich liegen. Penfield war Spezialist für Epilepsie, bei der explosionsartige Aktivitäten auch tiefe Hirnschichten betreffen. Dennoch fand er kein Ich.
Penfields Forschung ist heute veraltet, aber sie war ein wichtiger Schritt. Moderne Neurologie dringt tiefer vor und verwendet elektrische Stimulatoren zur Behandlung von Krankheiten. Auch heute findet man keine Region, die das Ich lokalisiert.
Daraus ergeben sich starke Argumente, die man Nichtchristen vorlegen kann, um zu zeigen, dass der Mensch eine Dreieinheit aus Körper, Seele und Geist ist. Die Seele ist das Ich, die Person, der Geist ist die Fähigkeit zum höheren Erkennen, die Tiere nicht besitzen.
Wilder Penfield führte über tausend Operationen am offenen Gehirn durch und war ein Vorbild für viele Neurologen, auch in der Schweiz. Doch jüngere Neurologen kennen ihn oft nicht mehr, da sie Geschichte nicht studieren.
Wir wollen weitermachen. Der Teufel wird tausend Jahre im Abyssos gefangen sein und danach für kurze Zeit losgelassen werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass viele Christen heute glauben, das tausendjährige Friedensreich sei schon jetzt. Doch wenn der Teufel gebunden wäre, könnte er nicht mehr verführen. Wir erleben aber eine Welt voller Krieg – das widerspricht dieser Vorstellung. Das tausendjährige Reich ist zukünftig. Während dieser Zeit wird es keinen Krieg geben, weil der Teufel gebunden ist.
Wir haben Lukas 8 betrachtet, die Geschichte vom Besessenen von Gadara. Die Dämonen hatten Angst, in den Abgrund geworfen zu werden. Lukas 8, Vers 30-31: „Jesus fragte ihn: Wie heißt du? Er antwortete: Legion, denn viele Dämonen waren in ihn gefahren. Und er bat Jesus, er möge ihnen nicht befehlen, in den Abgrund zu fahren.“
Der Abgrund ist hier wieder der Abyssos. Diese gefallenen Engel wissen, dass ihre Zeit kommt, in den Abgrund geworfen zu werden. Sie bitten den Sohn Gottes, dass sie nicht schon jetzt dorthin müssen.
In der Parallelstelle Matthäus 8 wird noch ein Detail genannt: Die Dämonen fürchten, vor der Zeit in den Abgrund geworfen zu werden. Matthäus 8, Vers 29: „Sie schrien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus, Sohn Gottes? Bist du hierher gekommen, um uns vor der Zeit zu quälen?“
Sie wissen genau, wie Gottes Fahrplan in der Prophetie aussieht. Die Dämonen kennen die Bibel, ebenso der Teufel, der in der Versuchungsgeschichte sogar aus der Bibel zitiert.
Jesaja 24 wird auch als „kleine Apokalypse“ bezeichnet, weil es die Themen der Offenbarung knapp zusammenfasst. Dort wird die kommende große Drangsal beschrieben.
Jesaja 24, Vers 21: „An jenem Tag wird der Herr das Heer der Höhe in der Höhe heimsuchen und die Könige der Erde auf der Erde. Sie werden eingesperrt wie Gefangene in der Grube und im Kerker eingeschlossen. Nach vielen Jahren werden sie heimgesucht werden. Der Mond wird erröten und die Sonne schamrot werden, denn der Herr der Heerscharen herrscht dann als König auf dem Berg Zion in Jerusalem, vor seinen Ältesten ist Herrlichkeit.“
Vers 21 beschreibt das tausendjährige Friedensreich, wenn der Herr Jesus als Herr der Heerscharen König auf dem Berg Zion in Jerusalem ist.
Dort heißt es, der Herr wird das Heer der Höhe (Engel) und die Könige der Erde (Menschen) heimsuchen und in die Grube sperren. Für Engel ist das der Abyssos, für verlorene Menschen der Hades – der Ort der Gefangenschaft, wie Petrus in 1. Petrus 3 beschreibt.
„Nach vielen Tagen“ bedeutet tausend Jahre. Das tausendjährige Reich wird hier angedeutet, und es wird ein Ende haben.
Elija sagt, der Teufel ist an Raum und Zeit gebunden. In Hiob 1, auf die Frage „Woher kommst du?“, antwortet er: „Vom Umherreisen auf der Erde.“ In Epheser 2 wird er „der Fürst der Gewalt der Luft“ genannt. Er ist weltweit im Luftraum unterwegs und hat, wie Offenbarung 12 und Hiob 1 und 2 zeigen, Zugang zum Himmel, um die Gläubigen anzuklagen.
Wir sehen also seinen Abgang in Raten: Er wird nach dem Tausendjährigen Reich für kurze Zeit freigelassen, um dann schließlich in die Hölle geworfen zu werden.
Offenbarung 20, Vers 10: „Der Teufel, der sie verführt hatte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo das Tier und der falsche Prophet sind, und sie werden gepeinigt werden, Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Der Teufel selbst wird also in die Hölle geworfen. Die Vorstellung, er würde die Verlorenen in der Hölle quälen, hat keine biblische Grundlage. Er selbst kommt unter das ewige Gericht Gottes im Feuersee.
Zusammenfassend: Die erste Phase seines Abgangs ist der Sturz vom Himmel (Jesaja 14). Am Kreuz wurde er durch den Herrn Jesus besiegt, als dieser der Schlange den Kopf zertrat (1. Mose 3, Vers 15). Dort wurde vorausgesagt, dass ein Nachkomme von Eva kommen wird, der der Schlange den Kopf zertreten wird, aber selbst eine Wunde erleidet.
Der Herr Jesus starb und machte durch seinen Tod den Teufel zunichte. Die nächste Phase ist der Sturz Satans vom Himmel, den der Herr Jesus gesehen hat. Danach wird er in den Abyssos geworfen und schließlich in den Feuersee – in die Hölle.
Ich habe gesehen, dass jemand noch eine Frage stellen wollte. Wir kehren jetzt zurück zu Lukas. Das war ein kleiner Exkurs.
Die wahre Freude liegt im Himmel eingetragenen Namen
Und Jesus sagt dann in Lukas 10, Vers 20: Sie sollen sich nicht darüber freuen, dass die Geister ihnen untertan sind, sondern worüber soll ihre große Freude sein? Ja, genau: darüber, dass sie im Himmel angeschrieben sind – im Buch des Lebens.
Das Interessante ist, wenn man das Buch des Lebens studiert, alle Stellen und Hinweise im Alten und Neuen Testament betrachtet, ergibt sich folgendes Bild. Ich habe das ganz ausführlich in einem Vortrag mit Skript behandelt, den man auf YouTube nachhören und das Skript herunterladen kann.
Alle Stellen zusammengefasst: Gott führt dieses Buch seit der Erschaffung der Welt. Er hat alle Menschen eingeschrieben – nicht nur Adam und Eva am sechsten Schöpfungstag, sondern auch alle Menschen, die noch geboren werden sollen beziehungsweise im Mutterleib entstehen würden. Das zeigt, dass Gott Leben für jeden will.
Darum findet man in der Bibel Stellen, wo von Ungläubigen gesagt wird, dass sie im Buch des Lebens sind, aber sie sollen ausgelöscht werden. Das zeigt, dass Gott jeden eingeschrieben hat, aber es ist möglich, ausgelöscht zu werden. Und zwar so: Wenn der Mensch sich während seiner Gnadenzeit auf Erden nicht bekehrt, löscht Gott ihn aus. Die Gnadenzeit endet spätestens mit dem natürlichen Tod. Danach gibt es keine Chance mehr; Vergebung kann nur auf Erden empfangen werden.
Darum sagt auch der Herr Jesus in Markus 2: Der Sohn des Menschen hat Gewalt auf Erden, Sünden zu vergeben. Wo steht das noch? Die, die Jesus gehört haben und sich nicht während der jetzigen Glaubenszeit bekehren, werden gerade während der Entrückung oder erst beim Tod gestrichen. Man muss das nur herleiten.
Du meinst Menschen, die sich bei der Entrückung noch an das Evangelium erinnern, aber sich bis dahin nicht bekehren? Ja, genau. Nach 2. Thessalonicher 2 wird Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns senden denen, die das Evangelium abgelehnt haben, damit sie der Lüge glauben – der Verführung des Antichristen. Dann werden sie gelöscht. Für diese Menschen endet ihre Gnadenzeit noch zu Lebzeiten, genau.
Dann wird Gott vor dem großen weißen Thron das Buch des Lebens benutzen, um den verlorenen Menschen zu zeigen: Seht, euer Name ist nicht drin. Aber euer Name stand drin. Es liegt nicht an mir, sondern daran, dass ihr nicht wolltet. Offenbarung 20 sagt am Schluss: Wer nicht gefunden wird im Buch des Lebens, wird in den Feuersee geworfen.
Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Denn das ist ein grundsätzlicher Irrtum im Calvinismus, wo gesagt wird, dass Gott keine Retterliebe für alle Menschen habe, sondern nur für eine ganz bestimmte Gruppe, die er festgelegt hat, dass sie gerettet werden sollen. Für die anderen habe Gott keine Retterliebe. Das steht im Widerspruch zu Johannes 3, Vers 16, wo es heißt: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab...“
Solche sagen dann: Ja, Gott liebt die auch, aber es ist nur eine allgemeine Menschenliebe. So lehrt John MacArthur. Er sagt, Gott habe keine Retterliebe für alle Menschen, aber eine allgemeine Menschenliebe. Das ist eine Konstruktion, bitte. Johannes 3, Vers 16 sagt jedoch klar: Gott hat die Welt geliebt und seinen einzigen Sohn gegeben, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
Gerade das Thema des Buches des Lebens macht das klar: Gott hat alle eingeschrieben, auch die, die verloren gehen. Er wollte sie, aber wenn sie verloren gehen, wird Gott einmal sagen: Ihr habt nicht gewollt, wie der Herr Jesus in Matthäus 23 sagt. Das ist ein sehr wichtiger Punkt und wesentlich für die Evangelisation.
Wenn wir das nicht so glauben würden, dass Gott jeden Menschen liebt, könnten wir nicht ehrlich jemandem begegnen und sagen: Gott liebt dich und möchte dich erretten, aber du musst dich entscheiden, du musst umkehren. Man müsste immer denken: Ja, gut, vielleicht ist er... Gerade vor kurzem hörte ich sehr konkret von einem Fall, bei dem jemand aus der Verwandtschaft eine Person aufgibt und denkt: Wahrscheinlich ist die sowieso nicht auserwählt. Das ist natürlich fatal.
Das ist nicht nur Theorie, das prägt unsere ganze Haltung gegenüber Menschen und ist wichtig für unseren Eifer im Evangelium. Dieser Eifer könnte, ich sage nicht bei allen, aber könnte dadurch erkalten. Darum ist es sehr wichtig, das zu verstehen.
Der Herr Jesus sagt: Freut euch vielmehr, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind. Die, die an den Herrn Jesus glauben, dürfen wissen: Mein Name steht im Himmel und wird nie ausgelöscht werden. Das ist ein Grund zur Freude.
Aber der Herr sagt: Freut euch nicht darüber, dass ihr solche Macht habt. Es geht nicht darum, dass wir uns freuen, weil wir Power haben. Merkt man, worauf ich anspiele? Der ganze Power-Evangelismus ist genau das Gegenteil von der Lehre des Herrn.
Der Herr sagt, sie hatten wirklich Gewalt über die Dämonen, ja, aber der Herr sagt, jetzt ruhig: Sie hatten Freude an dieser Gewalt, aber er sagt, was wichtig ist: Freut euch, dass ihr im Himmel angeschrieben seid.
Interessant ist der Gegensatz zum Himmel. Hier, bei der Himmelfahrt, haben wir gesehen, wie die Jünger zornig waren. Jakobus und Johannes sagten: Herr, sollen wir Feuer vom Himmel herabholen, um diese Samariter zu vernichten? Und die Jünger kamen zurück, voll Freude, dass ihnen die Dämonen untertan sind. Der Herr sagt: Freude sollt ihr haben, nicht diesen Zorn. Freut euch aber darüber, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind.
Gut, gehen wir zum nächsten Abschnitt. Das ist ein ganz eindrücklicher Abschnitt, der uns ins Herz des Herrn Jesus hineinblicken lässt.
Lies du nochmals, Sascha, Vers 21 und 22: Zu derselben Stunde frohlockte Jesus im Geist und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast. Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor dir.
Und zu den Jüngern gewandt sagte er: Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater, und niemand weiß, wer der Sohn ist als nur der Vater, und wer der Vater ist, weiß niemand als nur der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will.
Danke. Das ist ganz selten in den Evangelien, dass wir sehen, was der Herr Jesus innerlich empfindet. Die Evangelien beschreiben sein Leben hauptsächlich von außen, aber hier wird uns ein Blick ins Herz gegeben. Wir sehen, wie der Herr Jesus zu diesem Zeitpunkt eine ganz besondere innere Freude erlebt.
Er freut sich darüber, dass der Vater die wahre Erkenntnis den Unmündigen gibt und den Weisen und Verständigen sie verborgen hält. Damit sagt er: Unmündige können die Wahrheit erkennen.
Was bedeutet es, unmündig zu sein? Abhängig sein. Unmündige sind ja abhängig von ihren Eltern, also Menschen, die ganz bewusst ihre Abhängigkeit von Gott sehen. Genau, weiter: einfältig, eben wirklich Vertrauen haben auf das Wort Gottes. Das ist ein Schlüssel für Erkenntnis.
Wenn man tiefes Vertrauen hat, dass jedes Wort der Bibel im Grundtext inspiriert ist, Gottes Wort und bedeutungsvoll, dann geht man ganz anders an die Bibel heran. Dann öffnet Gott uns Schritt für Schritt das Verständnis. Anderen Menschen, die auf ihre eigene Weisheit vertrauen, bleibt es verschlossen.
Genau, das bestätigt, es ist genau auf dieser Linie, dass der Herr sagt, die Jünger müssen sein wie die Kinder. Das ist die Grundlage, um ins Reich Gottes eingehen zu können.
Ich habe noch eine Frage dazu: Wie ist es bei einem Menschen, der kein gesundes Grundvertrauen hat, der als Kind dieses Vertrauen nicht gelernt hat?
Ja, es ist so, dass das, was ein Kind in der frühen Zeit seiner Entwicklung durchmacht, entscheidend ist, ob es ein Grundvertrauen hat oder nicht. Das kann man auch biblisch begründen, zum Beispiel für die Wichtigkeit des Stillens, um junge Mütter zu ermutigen, sich wirklich Mühe zu geben, auch wenn es am Anfang Schwierigkeiten macht.
Da verweise ich gerne auf Psalm 22, den Kreuzespsalm, wo der Herr Jesus in Vers 10 und 11 sagt – Sascha, liest du? Ja: Du hast mich aus dem Leib meiner Mutter gezogen, du warst meine Zuversicht schon an meiner Mutterbrust, auf dich bin ich geworfen vom Mutterschoß an, vom Leib meiner Mutter her bist du mein Gott.
Hier spricht der Messias. Jesus sagt, auf dich bin ich geworfen vom Mutterschoß an, und im Vers davor heißt es, der mich vertrauen ließ an meiner Mutterbrust, also Vertrauen fassen ließ. Das Stillen der Kinder hat Einfluss und stärkt die Fähigkeit zu vertrauen.
Aber natürlich gibt es viele, die sagen: Das habe ich nicht erlebt, ich habe wenig Mutterliebe und auch keine Vaterliebe bekommen. Was ist dann?
Selbst dann gibt es eine Lösung, die im nächsten Abschnitt mit dem Gleichnis vom Samariter kommt. Dort haben wir einen Menschen, der halb totgeschlagen von Räubern ist, aber in die Herberge gebracht und gesund gepflegt wird.
Wir sehen, dass die Herberge ein Bild der Gemeinde ist, wo Menschen, die in dieser Welt halb totgeschlagen wurden von Satan, dem Menschenmörder von Anfang an, wie in Johannes 8,44 genannt, gesund gepflegt werden können. Solche Defizite können ausgeglichen, repariert und verbunden werden, so wie der Samariter den Halbtotgeschlagenen gepflegt hat.
Zum vorherigen Abschnitt: Der Herr Jesus sagt in seiner inneren Freude: Ja, Vater. Das lohnt sich anzustreichen, denn das ist eigentlich die richtige Haltung in allem.
Die Situation ist sehr tragisch. Der Herr Jesus sieht, wie Menschen sich verschließen und ihr Intellekt ihnen ein Hindernis ist, die Wahrheit zu erkennen. Andererseits sieht er solche, die mit schlichten, offenen Herzen kommen, und die können ihn erkennen.
Aber es ist tragisch, denn er möchte, dass alle gerettet werden. Trotzdem sagt der Herr Jesus: Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir. Es gibt nur den Weg der Umkehr, der zur Erkenntnis Gottes führt. Einen anderen Weg gibt es nicht.
Der Herr Jesus sagt: Ja, Vater. Wir können das auch auf andere Situationen übertragen, in denen wir Schwierigkeiten erleben. Wenn wir das aus der Hand Gottes akzeptieren, wird es einfacher, als wenn wir innerlich rebellieren und aufbegehren.
Ja, Vater! Das zeigt uns die innere Haltung des Herrn Jesus, die unser vollkommenes Vorbild ist.
Dann spricht Jesus davon, wie der Vater erkannt werden kann, weil der Sohn ihn offenbart – aber eben nur den Unmündigen.
Übrigens, Paulus war ein sehr gebildeter Mann, Apollos auch. Aber sie mussten von diesem eingebildeten Intellektualismus runterkommen auf den Boden, dann wurden sie auch Unmündige.
Das Wort Gottes ist nie gegen Intellektuelle gerichtet, sondern gegen das Problem des Intellektualismus. Das ist nicht das Gleiche wie Intellektuellsein. Intellektualismus bedeutet, dass man sich nicht unter Gottes Wort stellt. Das verurteilt die Bibel.
Der Herr Jesus wendet sich an seine Jünger und sagt – lies noch Vers 23: Und er wandte sich besonders zu seinen Jüngern und sprach: Glückselig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wünschten zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Die Jünger haben erkannt, dass der Herr Jesus der Messias ist. Der Herr sagt: Ihr seid überglücklich, dass ihr diese Erfüllung miterleben dürft. So viele Propheten im Alten Testament haben vom Messias gesprochen, aber sie haben nie etwas davon gesehen.
Jetzt haben sie das Vorrecht, in dieser Zeit zu leben, um diese Erfüllung zu erleben. Darum sagt er: Glückselig.
Wir können das auch auf unsere Zeit übertragen: Wir dürfen in dieser Epoche leben, in der so viele Prophezeiungen in Verbindung mit Israel, der Sammlung der Juden aus aller Welt und der Staatsgründung Israels vor siebzig Jahren sich erfüllt haben.
Das ist sensationell. Die Gläubigen in der Reformation wussten, was in der Bibel steht, aber sie sahen nichts von dem, was wir heute sehen dürfen.
Das ist eine Sensation. So könnte man dieses Wort auch auf uns übertragen: Glückselig die Augen, die sehen, was ihr seht. Andere hätten das begehrt zu sehen und haben es nicht gesehen.
In diesem Abschnitt geht es um wahre Erkenntnis. Er ist parallel zu dem zweiten Abschnitt, den wir letztes Mal betrachtet haben, wo drei Menschen vor die Entscheidung gestellt wurden, Nachfolger des Herrn Jesus zu werden, aber sie andere Dinge wichtiger ansahen als die Nachfolge.
Hier geht es um wahre Nachfolge und wahre Erkenntnis.
Interessant ist, dass der Herr Jesus einem dieser Pseudo-Jünger sagt: Der Sohn des Menschen hat keine Höhle wie Füchse und keinen Nistplatz wie Vögel des Himmels, sondern keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
Er hatte kein Haus, von dem er sagen konnte: Das ist mein Haus, da wohne ich, da bin ich daheim. Damit drückt er aus, dass er keinen Platz in der Welt hat.
Aber in diesem Abschnitt sagt er, dass ihm die ganze Welt gehört. In Vers 22: Alles ist mir übergeben von meinem Vater. Die ganze Erde gehört ihm, das ganze Universum gehört ihm. Er ist der Besitzer der Welt, aber er hatte keinen Platz in der Welt.
Wir lernen etwas über falsche Sicht. Im letzten der drei Pseudo-Jünger sagte der Herr Jesus: Niemand, der die Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes. Dieser Blick zurück geht nicht.
Hier geht es um die richtige Sicht, die die Jünger haben. Sie sehen die Erfüllung des prophetischen Wortes.
Jetzt eine praktische Schlussfolgerung aus diesen Betrachtungen über Harmonie im Text: Wahre Nachfolge und wahre Erkenntnis sind untrennbar verbunden.
Wahre Erkenntnis bekommt man nur durch treue Jüngerschaft. Das ist nicht einfach intellektuell und kann nicht aus Büchern gelernt werden. Es ist etwas anderes.
Wer in der Nachfolge nicht treu ist, bekommt die Erkenntnis nicht. Im Blick auf den Dienst geht es ja in den drei Beispielen von Pseudo-Jüngern darum, die sagen: Ich möchte dir nachfolgen, aber zuerst möchte ich das und das. Der Herr sagt: Das ist nicht brauchbar – in der Nachfolge und damit im Dienst.
Dann kommt der letzte Abschnitt: Ein Gesetzgelehrter kommt zum Herrn. Das ist nicht nur ein Schriftgelehrter, sondern ein Nomikos, ein Spezialist für Halacha. Das ist ein besonderer Rabbi, der sich genau mit der praktischen Anwendung der Gesetze beschäftigt.
Im Talmud gibt es zwei Schichten: Haggadah, das ist Erzählung, wo Rabbiner frei phantasieren können, und Halacha, wo keine Phantasie erlaubt ist. Dort geht es darum, wie man die Gebote auslegt, um sie verbindlich für das praktische Leben zu machen.
Dieser Mann war also ein Spezialist für Halacha. Er kommt und fragt den Herrn Jesus: Lehrer, was muss ich tun, um ewiges Leben zu ererben?
Der Herr Jesus antwortet: Dann musst du das tun, was das Gesetz sagt. In 3. Mose 18, Vers 5 heißt es: Wer diese Dinge tut, wird durch sie leben.
Das war die Verheißung: Wer das Gesetz einhalten kann, der lebt ewig. Aber das Gesetz hat Gott gegeben als Spiegel, um zu zeigen, dass niemand es halten kann. Alle haben gesündigt.
Dann gilt: Der Tod ist der Sold der Sünde (Römer 6, Vers 23).
Der Herr Jesus fasst das Gesetz zusammen: Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten.
Der Mann merkt, dass er an der Grenze ist, möchte sich selbst rechtfertigen und fragt: Wie muss man das auslegen? Wer ist mein Nächster?
Das ist ein Trick. Wenn man etwas nicht tun möchte, fragt man, wie man es auslegen soll, und macht es dann gar nicht.
Der Jesus sagt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Aber die Frage bleibt: Wie muss man das auslegen? Wer ist mein Nächster?
Dann kommt das Gleichnis: Ein Mann geht von Jerusalem nach Jericho, wird halb totgeschlagen von Räubern. Priester und Levit helfen ihm nicht. Dann kommt ein Samariter, der auf der Reise war, rettet ihn und sorgt für ihn.
In Vers 36 fragt der Herr Jesus: Wer von diesen dreien meinst du, ist der Nächste gewesen von dem, der unter die Räuber gefallen war? Die Antwort: Der, der Barmherzigkeit an ihm tat.
Das war die Antwort auf die Frage: Wer ist mein Nächster?
Jetzt weiß der Nomikos, wer sein Nächster ist: der Samariter.
Wer ist der, der halbtot da lag? Der Herr Jesus macht ihm auf feine Art klar: Du bist dieser Mensch, der von sich aus nichts kann, wie ein Halbtoter, der nichts mehr macht.
Er sagt ihm nicht: Du bist unfähig, du kannst das nicht, das kann sowieso niemand. Nein, er sagt ihm, wer sein Nächster ist.
Der Priester kommt, hilft nicht, der Levit kommt, hilft nicht. Der Priester und der Levit stellen das Gesetz dar, denn das ist ein Teil der Tora mit dem Priesterdienst. Sie helfen nicht.
Herr Jesus macht klar: Durch das Gesetz kann niemand gerettet werden. Gott hat gesagt: Wer diese Dinge tut, wird durch sie leben – aber das kann niemand.
Es ist wie beim Vorbeigehen des Priesters und Leviten: Da kannst du keine Hilfe erfahren.
Dann kommt der Samariter.
Interessant ist, dass es in Vers 31 heißt: „Von ungefähr“ – man kann auch übersetzen „zufällig“ – ging ein gewisser Priester jenen Weg hinab. Er war also zufällig unterwegs.
Vom Samariter heißt es, er war auf der Reise.
Im Lukas-Evangelium geht es besonders um den Herrn Jesus, der vom Himmel kam in diese Welt, sein Angesicht nach Jerusalem gerichtet hat und in die Herrlichkeit geht. Er ist auf der Reise.
Warum ein Samariter? In Johannes 8, Vers 48 lästern die Feinde des Herrn Jesus und nennen ihn einen Samariter als Schimpfwort. Jesus antwortet, dass er keinen Dämon habe, sondern seinen Vater ehre, und sie ihn verunehren.
Der Herr Jesus vergleicht sich also als Samariter. Das ist ein Wortspiel. Samariter heißt übersetzt Beobachter. Es kommt von der Wurzel, die „beobachten“, „einhalten“ bedeutet.
Ein typisches Wort im fünften Buch Mose ist „einhalten“ (Hebräisch: shamar). Daraus kommt der Name Samaria (Shomron), der ebenfalls „beobachten“, „einhalten“ bedeutet.
Der Herr Jesus ist der, der allein sagen konnte, dass er das ganze Gesetz eingehalten hat. Er ist nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen (Matthäus 5, Vers 17), sondern es zu erfüllen – in seiner ganzen Fülle im Leben.
Er ist der vollkommene Samariter auf der Reise. Er kommt, sieht den Verletzten und wird innerlich bewegt.
Der Ausdruck „innerlich bewegt“ findet sich elfmal in den Evangelien. Immer wird er vom Herrn Jesus verwendet. Im Lukas-Evangelium, Kapitel 7, Vers 13, wird er ebenfalls gebraucht.
Wenn man diesen Ausdruck liest, „innerlich bewegt“, denkt man sofort an den Herrn Jesus.
Er verbindet die Wunde, gießt Öl darauf – ein Bild des Heiligen Geistes in der Bibel – und Wein – ein Bild des Blutes Jesu.
Dann setzt er den Verletzten auf sein eigenes Tier, bringt ihn in die Herberge – ein Bild der Gemeinde, wo Menschen, die in dieser Welt von Satan, dem Menschenmörder von Anfang an, halb totgeschlagen wurden (Johannes 8, Vers 44), gesund gepflegt werden.
In Vers 35 heißt es: Am folgenden Tag zog der Samariter zwei Denare heraus und gab sie dem Wirt und sprach: Trage Sorge für ihn.
Er gibt die Gabe, damit der Verletzte gesund gepflegt werden kann.
Wir lesen in Epheser 4, dass der Herr Jesus in den Himmel gegangen ist und der Gemeinde Gaben gegeben hat, um die Gläubigen zu pflegen und im Glauben weiterzubringen.
Er sagt weiter: Und was du noch dazu verwenden wirst, werde ich dir bezahlen, wenn ich zurückkomme. Ich komme bald, und mein Lohn ist mit mir (Offenbarung 22, Vers 12).
Das ist eine wunderbare Darstellung des Evangeliums.
Man bedenke: Der Mensch geht von Jerusalem aus, der Stadt des Friedens, der Stadt Gottes, und geht hinab nach Jericho, der Stadt des Fluches (Josua 6).
Josua hat die Stadt verflucht. Jericho ist heute die tiefste Stadt der Welt – etwa 200 Meter unter dem Meeresspiegel (das Tote Meer liegt etwa 400 Meter unter dem Meeresspiegel).
Jericho liegt etwas höher als das Tote Meer, ist aber wirklich die Stadt des Fluches.
So ist der Weg des Menschen von Gott weg durch den Sündenfall, unter den Fluch geraten, unter die Herrschaft Satans, des Menschenmörders von Anfang an.
Das Gesetz konnte ihn nicht retten.
Dann kommt der Herr Jesus, der Samariter, der auf der Reise war. Er ist die Lösung.
Die Gemeinde ist der Ort, wo man gesund gepflegt wird.
Der gute Samariter sagt: Ich komme zurück und werde den Rest bezahlen. Mein Lohn ist mit mir.
Wollen wir diese Stelle schließen?
