
Ich möchte alle ganz herzlich zu diesem Bibelstudientag begrüßen. Beim letzten Mal hatten wir das Thema Schöpfung und haben uns speziell mit 1. Mose 1 beschäftigt. Auch Kapitel 2 haben wir kurz am Ende im Schnellgang angeschaut. Deshalb war es mir ein Anliegen, dass wir uns heute als Fortsetzung ausführlicher mit Kapitel 2 beschäftigen.
In Kapitel 1 wird uns gewissermaßen eine Übersicht über die Schöpfung gegeben, über das Sechstagewerk, das mit dem siebten Tag, dem Ruhetag, gekrönt wurde. Kapitel 2 ist, wie wir beim letzten Mal gesehen haben, nicht – wie die liberalen Theologen behaupten – ein anderer Schöpfungsbericht, sondern eine andere Perspektive.
Während Kapitel 1 eine Übersicht über die ganze Schöpfung gibt, geht Kapitel 2 ganz speziell auf die Krone der Schöpfung ein: den Menschen und das Verhältnis Gottes zu den Menschen. Das erklärt auch, warum im letzten Kapitel der Gottesname wechselt.
In Kapitel 1 finden wir immer „Gott“, „Elohim“. Elohim ist der Name für Gott als Schöpfer und Erhalter des Weltalls. Im zweiten Kapitel hingegen begegnet uns ständig der Ausdruck „der Herr, Gott“, also „Yahweh Elohim“. Yahweh ist der Name Gottes, wenn Gott in Bundesbeziehung zu Menschen tritt.
In der Fußnote 6 auf dem Skript habe ich diese Dinge nochmals erläutert. Yahweh ist also Gott in Bundesbeziehung zu den Menschen. So hat sich Gott Israel in der Zeit des Auszugs aus Ägypten offenbart (2. Mose 6,2-3.6-7). Gott schloss mit Israel einen Bund am Sinai, und der Name des Bundesgottes, der in Beziehung zu den Menschen steht, ist eben Yahweh.
Weil in Kapitel 2 beschrieben wird, wie Gott den Bund mit Adam geschlossen hat – den sogenannten adamitischen Bund, auf den wir noch ausführlicher eingehen werden – wird Gott hier Yahweh genannt. Da Kapitel 2 aber ein Kapitel ist, das über die Schöpfung spricht, über Gott als Schöpfer, ist zusätzlich Elohim hinzugefügt. So wird Yahweh Elohim verwendet, also Gott in Beziehung zum Menschen, und dieser Gott ist zugleich der Schöpfergott.
Die Übersetzung, die wir verwenden, ist bewusst sehr wörtlich wiedergegeben, um bestimmte Nuancen deutlicher hervortreten zu lassen. Das ist wichtig für unser heutiges Bibelstudium.
Kapitel zwei beginnt mit dem siebten Schöpfungstag. Die Kapiteleinteilung ist hier also nicht optimal gelungen. Diese Einteilung ist ein viel späteres Werk von Menschen und hat mit der Inspiration der Bibel nichts zu tun. Sie dient lediglich als Hilfsmittel, um sich in der Bibel besser orientieren zu können.
Zur Zeit Jesu, also vor etwa 2000 Jahren, gab es diese Kapiteleinteilung noch nicht. Wie hat man sich damals also orientiert? Zum Beispiel in den Evangelien spricht der Herr Jesus mit den Sadduzäern, die nicht an die Auferstehung glaubten. Dabei wollte er eine Stelle aus dem Zweiten Buch Mose, Kapitel 3, anführen. Doch er sagte nicht „Zweites Mose, Kapitel 3“, sondern: „Ich habe gelesen im Dornbusch.“
Er zitierte also ein Stichwort aus dem Kontext, nämlich die Stelle, an der der Herr zu Mose spricht: „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ (2. Mose 3). Das zeigt, dass man sich damals eher an markanten Worten oder Bildern orientierte als an Kapitel- oder Versnummern.
Die Kapiteleinteilung und auch die Verseinteilung sind zwar sehr hilfreich, aber eben nicht immer optimal gelungen. Es wäre besser gewesen, wenn man die Verse 1 bis 4 des zweiten Kapitels noch zum vorangehenden Kapitel genommen hätte. So wäre das Werk der sieben Tage oder die Sieben-Tage-Schöpfung mit dem Ruhetag abgeschlossen gewesen.
Ab Vers 5 beginnt dann die Beschreibung, bei der der Fokus auf den Menschen gelegt wird – die Krone der Schöpfung. Den siebten Tag haben wir beim letzten Mal allerdings nur ganz kurz behandelt.
Kapitel 2, Vers 1: So wurden der Himmel und die Erde und all ihre Sterne vollendet. Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er gemacht hatte.
Am siebten Tag ruhte er von all seinem Werk, das er geschaffen hatte. Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an diesem Tag ruhte er von all seinem Werk, das er erschaffen hatte, indem er es machte.
Dies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie erschaffen wurden, zu der Zeit, als der Herr Gott Himmel und Erde machte. Hier wird erklärt, was in diesen sechs Tagen geschehen ist.
Gott hat das Weltall, den Himmel und unseren Planeten erschaffen, mitsamt dem gesamten Sternenheer. In der Fußnote eins bei „Heer“ wird erklärt, dass im Hebräischen hier „Zawah“ steht. „Zawah“ bedeutet Armee oder Heer. Die Sterne werden also als eine Armee beschrieben.
Nun, heute wissen wir deutlich mehr über den Aufbau des Universums als früher. Dieses Mehrwissen verdanken wir unter anderem der Entdeckung mit dem Hubble-Teleskop, das tatsächlich Bilder vom Rand des sichtbaren Universums aufnehmen konnte. Das bedeutet, von der Erde aus gesehen in alle Richtungen eine Sichtweite von etwa dreizehn Milliarden Lichtjahren.
Dabei handelt es sich nicht um eine Zeitangabe, sondern um eine Distanzangabe. Die entferntesten Galaxien, die man jetzt fotografieren konnte, liegen so weit entfernt, dass das Licht von ihnen bis zur Erde etwa 13 Milliarden Jahre braucht. Die Lichtjahre beschreiben also die Distanz, die das Licht zurücklegt. Licht bewegt sich mit etwa 300.000 Kilometern pro Sekunde, was bedeutet, dass es in einer Sekunde siebenmal um die Erde reisen könnte.
Der Rand des sichtbaren Universums ist also diese Entfernung. Das heißt aber nicht, dass es dort „fertig“ ist oder das Universum dort endet. Ich erinnere mich noch, als ich als Teenager auf dem Gymnasium war. Damals sprach man von einem Weltall mit einem Radius von fünf Milliarden Lichtjahren. Heute spricht man von einem Radius von dreizehn Milliarden Lichtjahren. Es hat sich also einiges verändert, man kann sagen, dass wir einige Fortschritte gemacht haben.
Die entferntesten Galaxien, deren Licht wir sehen können, sind so schwach sichtbar, als würde man versuchen, eine glühende Zigarette auf dem Mond von hier aus zu fotografieren. Dennoch ist es sensationell, was man da noch wahrnehmen kann. Ein solcher kleiner Lichtpunkt, so schwach er auch ist, umfasst etwa 200 Milliarden Sonnen beziehungsweise Sterne. Sterne sind ja Sonnen, also handelt es sich um eine gewaltige Anzahl.
Heute rechnet man mit etwa hundert Milliarden Galaxien. Das sind meist Spiralgalaxien, aber es gibt auch Kugelsternhaufen und andere Formen. Man schätzt also etwa hundert Milliarden solcher Sternansammlungen, die jeweils aus etwa hundert bis zweihundert Milliarden Sternen bestehen. Hochgerechnet muss es im sichtbaren Universum etwa 10^25 Sterne geben. Das ist eine Eins mit fünfundzwanzig Nullen. Diese Zahl übersteigt jeglichen menschlichen Begriff.
Man kann es vielleicht so erklären: Einer der schnellsten Computer heute schafft es, in einer Sekunde zehn Milliarden Rechenoperationen durchzuführen. Man könnte also in einer Sekunde von 1 bis 10 Milliarden zählen. Wenn dieser Computer nun alle sichtbaren Sterne, also 10^25 Sterne, zählen müsste, würde er dafür etwa 30 Millionen Jahre brauchen. So lange lebt kein PC. Das zeigt uns etwas von der Unermesslichkeit des Universums.
Praktisch alle sichtbaren Sterne, die wir am Nachthimmel sehen können, gehören, mit Ausnahme eines kleinen Lichtflecks, dem Andromedanebel, zu unserer Milchstraße, zu unserer Galaxie. Diese ist eine Spiralgalaxie mit 200 Milliarden Sonnen, und das Ganze dreht sich so im Kreis herum.
Wenn unser Sonnensystem irgendwo für sich allein im Weltall wäre und nicht zu einer Milchstraße, also zu einer Galaxie, gehören würde, dann wäre unser Nachthimmel schlicht und einfach pechschwarz. Wir würden mit bloßem Auge gar nichts sehen. Aber weil wir zu dieser Galaxie gehören, sehen wir nachts im besten Fall etwa dreitausend Sterne.
Es ist also schon erstaunlich: Die Erde umkreist die Sonne, das ist unser Sonnensystem. Dieses gehört zur Milchstraße mit ihren 200 Milliarden Sonnen. Übrigens hat die Milchstraße einen Durchmesser von etwa 100.000 Lichtjahren, von einem Rand zum anderen.
Dann gibt es noch dieses kleine Fleckchen, das man mit bloßem Auge sehen kann: den Andromedanebel. Das ist ebenfalls eine Galaxie mit etwa 200 Milliarden Sonnen. Es ist also eine unserer Nachbargalaxien, die Millionen Lichtjahre entfernt ist.
Wenn man nun den größeren Bereich des Himmels, etwa im Umfeld von hundert Millionen Lichtjahren, absucht, stellt man fest, dass es dort eine ganze Ansammlung verschiedener Galaxien gibt. Diese nennt man den lokalen Haufen. Wir gehören also zum lokalen Haufen.
Man hat das Weltall in einem noch viel größeren Radius abgesucht und festgestellt, dass unser Haufen zu einer ganzen Ansammlung von Haufen gehört. Diese Ansammlung nennt man den Virgo-Supergalaxienhaufen. Das ist wichtig, damit man weiß, wo wir zu Hause sind, und man sich im Weltall nicht verliert.
Man ist noch weitergegangen, schließlich bis zu 13 Milliarden Lichtjahren, und hat gesehen, dass das ganze Weltall voller solcher Supergalaxienhaufen ist. Diese sind sehr schematisch angeordnet. Es gibt ständig Blasen, leere Räume, die eigentlich ein Vakuum sind. An den Rändern dieser Blasen sind die Supergalaxienhaufen angeordnet.
Man muss sich das ganze Weltall also als voller Blasen vorstellen, an deren Rändern diese Supergalaxienhaufen liegen. Im Zentrum befindet sich unser Virgo-Supergalaxienhaufen, zu dem wir gehören. Darin ist der lokale Haufen, und im lokalen Haufen gehören wir zur Milchstraße und in der Milchstraße zum Sonnensystem.
Das Ganze ist also effektiv aufgebaut wie eine Armee. Eine Armee besteht aus kleinen Einheiten, die unter einem Führer stehen. Diese kleinen Einheiten gehören dann wieder zu größeren Einheiten. So ist die ganze Armee aufgebaut, bis hin zu immer größeren Verbänden. Genau so ist das gesamte Weltall aufgebaut.
Darum ist es sehr eindrücklich, dass die Bibel im Zusammenhang mit den Sternen nicht von einem chaotischen Haufen spricht, sondern von einem Heer, von einer Armee. So heißt es: „So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Sternenheer.“ (1. Mose 2,1)
Der Himmel meint hier den Raum, den Weltraum, die Erde unseren Planeten und das Sternenheer, das sind eben diese geordneten Haufen im Weltall, diese Armee.
Dann lesen wir in Vers 2: „Und Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er gemacht hatte.“ (1. Mose 2,2)
Gott hat also geschaffen, und es kam der Moment, an dem er aufhörte zu schaffen. Das ist sehr wichtig. Wir können uns die Welt also nicht so vorstellen, dass im Moment ständig neue Energie entsteht oder neue Materie hinzukommt.
Genau das ist es, was die moderne Physik beobachtet hat. Einer der wichtigsten Sätze ist der erste thermodynamische Hauptsatz, der besagt: Die Summe der Energie bleibt immer gleich. Das klingt zunächst unspektakulär, ist aber tatsächlich sehr bedeutend. Er bedeutet nämlich, dass es keine neue Energie gibt – nur das, was bereits im Weltraum vorhanden ist, den wir im Prinzip als ein geschlossenes System betrachten müssen. Es entsteht keine neue Materie, keine neue Energie. Also muss es irgendwann einen Anfang gegeben haben.
Das ist die logische Folge, denn woher sollte die Energie sonst kommen? Der zweite thermodynamische Hauptsatz sagt, dass die Menge der Energie, die für nützliche Arbeit zur Verfügung steht, ständig abnimmt. Unsere Sonne kann man mit einer Kerze vergleichen: Eine Kerze brennt, und irgendwann ist sie ausgebrannt. So ist es auch mit unserer Sonne. Sie brennt kräftig, doch der Tag wird kommen, theoretisch gesehen, an dem die Sonne ausgebrannt sein wird. Das gilt für alle Sterne.
Das bedeutet, das Endziel des Weltalls wäre, wenn es einfach so weiterginge, ein Zustand der Starre. Aber wir haben das ganze Weltall betrachtet. Der zweite thermodynamische Hauptsatz verlangt, dass es einen Anfang gegeben haben muss. Das Weltall kann nicht einfach ewig existieren.
Die Bibel sagt: „Und Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er gemacht hatte.“ Gott hat alles erschaffen – die Materie, die Energie, die Galaxien, die Galaxienhaufen, die Supergalaxienhaufen – aber dann war das Werk vollendet. Gott schafft nicht weiter, es ist eine abgeschlossene Schöpfung.
Wir lesen also: „Gott vollendete am siebten Tag sein Werk.“ In einer Fußnote habe ich erklärt, dass im Hebräischen hier „Mal'achah“ für Werk steht. „Mal'achah“ stammt von der Wurzel „la'ach“ und bedeutet „verkünden“. Das heißt, Arbeit hat im Hebräischen den Klang von etwas, das verkündet wird.
Tatsächlich sagt die Arbeit, der wir nachgehen, etwas über uns aus. Wenn Menschen sich kennenlernen, kommt schnell die Frage: „Was machst du so?“ Denn wenn man weiß, womit sich jemand beschäftigt, was ihn interessiert und was ihn Tag für Tag beschäftigt, erfährt man etwas über sein Wesen. Unsere Arbeit verkündet also etwas, sie sagt etwas über uns aus.
So ist es auch mit Gottes Werk. Gottes „Mal'achah“ ist eine Botschaft. David schreibt im Psalm 19: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet das Werk seiner Hände.“ Es ist eine Botschaft ohne Worte. Man hört keinen Schall, und trotzdem kann man diese Botschaft auf der ganzen Welt verstehen.
Der Apostel Paulus sagt in Römer 1, Vers 20: „Denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten mit dem Verstand wahrgenommen, damit sie ohne Entschuldigung seien.“ Es tut mir leid, das ist einiges an Wiederholung für diejenigen, die den Vortrag „Spuren Gottes im Weltall“ in Erlinsbach gehört haben. Sie haben schon einiges davon gehört, aber wir gehen später noch weiter und hören ganz neue Dinge.
In Römer 1, ab Vers 18, spricht der Apostel Paulus über die Heidenwelt, über die Völker, die Gottes Wort nicht haben. Er sagt, sie kennen dennoch die Existenz des Schöpfers. In Vers 19 steht: „Denn das von Gott Erkennbare ist unter ihnen offenbar, denn Gott hat es ihnen geoffenbart.“ Wie hat Gott seine Existenz geoffenbart? In Vers 20 heißt es: „Denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten mit dem Verstand wahrgenommen, damit sie ohne Entschuldigung seien.“
Paulus sagt, dass man mit dem Verstand in der Schöpfung wahrnehmen kann, dass es einen Schöpfer gibt. All diese Ordnung braucht einen Ordner. In der modernen Astronomie gibt es keine Erklärung dafür, wie diese Galaxien und ihre Spiralen entstanden sind. Niemand kann das erklären. Man glaubt, dass durch einen Urknall alles entstanden sei: zuerst gab es nichts, und dann plötzlich sei aus dem Nichts heraus Energie und Materie entstanden, die explodiert seien. Aus dieser Explosion seien dann die Galaxien entstanden.
Aber niemand kann erklären, wie aus dieser Explosion heraus diese schönen, wohlgeformten Galaxien entstanden sind. Niemand kann erklären, warum sie so schön in Haufen angeordnet sind, in Superhaufen, und warum diese Superhaufen so schön an Vakuumblasen angeordnet sind. Das kann niemand erklären.
All das spricht von Ordnung und von Plan. Darum sagt die Bibel: Mit dem Verstand kann man durch die Schöpfung erkennen, dass Gott existiert. Er ist zwar unsichtbar, seine Kraft ist ewig, und seine Göttlichkeit ist für uns unfassbar. Aber durch die Erschaffung der Welt kann man in Gottes Werk, das von diesem Schöpfer spricht, diese Wahrheit wahrnehmen – damit sie ohne Entschuldigung seien.
Nie wird sich ein Mensch vor dem Thron Gottes entschuldigen können und sagen: „Ich hatte keine Bibel, sonst hätte ich geglaubt.“ Hiob sagt im Buch Hiob, Kapitel 9: „Auf tausend wirst du ihm nicht eines antworten können.“ Das ist eindrücklich – keine Entschuldigung.
Das Zeugnis der Schöpfung reicht also aus, auch wenn man das Evangelium nie gehört hat. Römer 2 macht außerdem deutlich, dass das Zeugnis unseres Gewissens ausreicht, um jedem Menschen auf der Welt, ob er die Bibel hat oder nicht, zu sagen: „Ich bin ein Sünder, ich bin schuldig geworden.“ So machen Römer 1 und 2 klar, dass wenn der Mensch mit seinem schlechten Gewissen zum Schöpfergott umkehrt und ihm seine Schuld bekennt, er Vergebung erhält – auch wenn er das Evangelium noch nie gehört hat.
Wir können nichts dafür, wenn man das Evangelium nie gehört hat. Aber auch so ist man ohne Entschuldigung, weil die Botschaft der Schöpfung – wir sind ja vom Wort „Mal'achah“ ausgegangen – so klar und deutlich ist.
Übrigens noch einmal etwas zu diesen Galaxien. Praktisch alle Galaxien, die man von der Erde aus sieht – diese hundert Milliarden – bewegen sich von uns weg. Die Galaxien am Rand des sichtbaren Weltalls sind sogar die schnellsten. Je weiter entfernt sie sind, desto schneller entfernen sie sich von uns. Die am Rand erreichen fast Lichtgeschwindigkeit.
Das bedeutet, das Weltall dehnt sich aus. Deshalb hat man sich überlegt, dass es irgendwo einen Anfang haben muss. Man sagt, am Anfang war alles dicht beieinander, und dann gab es einen Knall, der alles auseinandertreibt.
Aber hier gibt es ein Problem: Warum sollte es nicht ein schwarzes Loch gegeben haben? Wenn viel Materie im Weltall nahe beieinander ist, wirkt eine so starke Anziehungskraft zum Zentrum hin, dass alles in sich zusammenfällt – immer mehr und mehr. Am Ende entsteht ein schwarzes Loch. Dieses hat eine so starke Anziehungskraft, dass selbst Lichtstrahlen, die in seine Nähe kommen, verschluckt werden.
Also hätte es gar keinen Knall geben dürfen. Alles hätte verschluckt werden müssen. Wenn man kluge Leute wie Stephen Hawking fragt, warum es dann doch geknallt hat und nicht implodiert ist, sagen sie: „Damals gab es die Naturgesetze noch nicht.“
Das ist für mich etwas beleidigend. Denn diese evolutionistischen Wissenschaftler haben uns immer ausgelacht, weil wir glauben, dass eine übernatürliche Macht gewirkt hat. Sie sagen: Nein, wir erklären alles nur aus den Naturgesetzen, so wie wir sie heute kennen und messen können. Wir holen keine Hilfe von außen. Wir wollen alles erklären, so wie man es heute feststellen kann.
Man muss sagen: Das stimmt nicht. Es funktioniert so nicht. Ihr sagt am Anfang gab es keine Naturgesetze, sonst funktioniert euer System nicht. Aber dann funktioniert es eben auch nicht. Es hätte gar nie knallen dürfen.
Außerdem können sie uns nicht erklären, warum es überhaupt Ordnung gibt. Übrigens: Die Galaxien drehen sich ja. Innerhalb von hundert bis fünfhundert Millionen Jahren müssten sie sich aufrollen. Denn man weiß ganz genau, wie schnell sich die Sonnen gegen das Zentrum und am Rand bewegen. Diese Geschwindigkeitsverhältnisse würden bewirken, dass alles aufrollt.
Aber die Galaxien sind schön rund – im ganzen Weltall. Das ist ein Zeugnis dafür, dass die Schöpfung jung ist. Hundert bis fünfhundert Millionen Jahre sind zwar viel, aber im Vergleich zu den angeblichen 13,7 Milliarden Jahren seit dem Urknall ist das sehr wenig. Das reicht nicht einmal für die Evolution des Lebens auf der Erde.
Das wissen diese klugen Leute auch. Was haben sie gesagt? In den vergangenen Jahren haben sie etwas Neues erfunden: schwarze Materie und schwarze Energie. Sie sagen, das, was wir sehen, macht nur vier Prozent des Weltalls aus. All diese Vakuumblasen, die wir nicht erklären können – denn eigentlich müsste nach einer Explosion alles gleichförmig verteilt sein – sind ausgefüllt mit schwarzer Materie und schwarzer Energie.
Was ist schwarze Materie? Hat man sie schon einmal gemessen? Nein, noch nie gesehen. Nein, es ist schwarze Materie, die man nicht sehen kann. Sind das Atome, wie unsere Atome? Nein, es ist eine andere Art von Materie. Wir wissen nicht, was es ist, aber es muss sie geben.
Denn es muss ja geknallt haben, und dann muss alles gleichförmig verteilt sein. Also muss diese Materie existieren. Außerdem sagt man, sie muss existieren, weil sonst die Spiralgalaxien längst aufgelöst wären. Diese schwarze Materie wirkt als Klebstoff, damit alles schön zusammenbleibt.
Da kann man nur noch sagen: Mit 1. Korinther 1,20 hat Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht. Das klingt also mehr nach schwarzer Magie als nach Physik.
Aber noch etwas möchte ich sagen. Dazu schlagen wir Jesaja 45, Vers 12 auf. Dort sagt Gott: „Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen.“ Das ist eine Anspielung auf 1. Mose 1 und 2.
„Meine Hände haben den Himmel ausgespannt, und all ihr Heer habe ich bestellt.“ Gott hat also diese Armee der Sterne positioniert, aber er sagt auch, dass er den Himmel ausgespannt hat. Es gibt eine ganze Reihe von Stellen, zum Beispiel Hiob 9, Sacharja 12, Vers 1, und Psalm 104, wo darüber gesprochen wird, dass Gott den Himmel ausbreitet. Und zwar sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Das ist genau das, was wir beobachten: Das Weltall dehnt sich aus. Aber es war nicht ein Knall, der das gemacht hat, sondern der Schöpfer, der es ausbreitet.
Jetzt ein interessanter Gedanke: Albert Einstein, dieser große jüdische Physiker im zwanzigsten Jahrhundert, hat die Relativitätstheorie entwickelt. Er zeigte, dass Zeit relativ ist. Zeit hängt von der Geschwindigkeit ab. Wenn wir uns mit Lichtgeschwindigkeit bewegen würden, dann würde die Zeit ganz anders verlaufen als auf der Erde. Aber das können wir ja nicht erreichen.
Zeit hängt auch von der Anziehungskraft, von der Gravitation ab. Zum Beispiel kann man mit Atomuhren feststellen, dass oben in Hochhäusern die Zeit ganz, ganz leicht anders vergeht als unten auf der Straße. Für uns Menschen ist das ohne Bedeutung, aber die Zeit läuft dort minimal anders ab. Sie ist relativ.
Nun hat ein gläubiger Physiker namens Humphrey eine ganz neue Kosmos-Theorie aufgestellt, ausgehend von der Bibel und den Aussagen, dass Gott das Weltall ausdehnt. Dabei kommt er zu dem interessanten Schluss: Hätte man, als Gott in 1. Mose 1, Vers 1 Himmel und Erde geschaffen und ausgebreitet hat, am Rand des Weltalls eine Atomuhr gehabt und auf der Erde ebenfalls eine, dann hätten diese Uhren völlig unterschiedliche Zeiten angezeigt.
Auch in einem schwarzen Loch wird die Zeit praktisch auf null gebremst. Das kann man sich kaum vorstellen. Darum kann man physikalisch kaum sagen, was in einem schwarzen Loch geschieht. Es ist quasi wie ein Bereich der Ewigkeit oder zumindest nahe an der Ewigkeit.
Humphrey zeigt, dass man es sehr gut erklären kann: Im Weltall sind Zeiten von Milliarden Jahren vergangen, und das Licht hatte Zeit, sich durch den Raum zu bewegen. Währenddessen waren auf der Erde genau sechs normale Tage, so wie jeder Tag heute in einer Woche.
Im Weltall verlaufen die Zeiten also unterschiedlich, und das hängt gerade mit diesem Ausbreiten, mit diesem Ausdehnen zusammen. Fantastisch, oder? Einige Fragen werden dadurch beantwortet.
Es ist also nicht so, dass wir jetzt sagen können, das ist die endgültige Theorie. Es wird weiter daran gearbeitet und sie wird auch kritisiert. Aber es ist ein ganz interessanter neuer Ansatz, der wirklich von dem ausgeht, was die Bibel darüber sagt: Gott breitet das Weltall aus.
Das ändert überhaupt nichts daran, dass die Sechstage-Schöpfung eine ganz normale Sechstage-Schöpfung war.
Dann heißt es weiter in 1. Mose 2, Vers 2: „Und er ruhte am siebten Tag von allem Werk, das er gemacht hatte.“ Die Fußnote drei erklärt, dass für „Ruhen“ hier das hebräische Tätigkeitswort Schabbat steht, was Ruhen, Aufhören, Stoppen bedeutet.
Das erwähne ich, weil es immer Leute gegeben hat, die gefragt haben: Musste Gott ausruhen? Ist er müde geworden von diesen sechs Tagen? Das ist überhaupt nicht der Gedanke. Sondern es geht darum, dass Gott aufgehört hat zu schaffen.
Während sechs Tagen hat er erschaffen und neue Dinge ins Dasein gebracht, aber dann hat Gott aufgehört. Und Vers 3 sagt: „Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott erschaffen hatte, indem er es machte.“
Ein Ruhetag war gewissermaßen auch der Tag, an dem Gott sich an seinem Werk erfreuen konnte. Das ist etwas ganz Wichtiges.
Wir haben vielleicht als Christen manchmal das Gefühl, wenn wir etwas geschafft haben, dann dürfen wir nicht ein Gefühl der Befriedigung und Freude haben. Das wäre so etwas wie Selbstgefälligkeit. Aber Gott zeigt: Dieser Ruhetag ist gewissermaßen auch ein glückliches Zurückschauen auf das, was gemacht worden ist.
Gott wollte uns damit zeigen, dass wir wirklich Freude haben dürfen, wenn Gott uns Gelingen gegeben hat in einer Sache. Nicht um uns selbst zu verherrlichen, sondern um Gott für das Gelungene zu danken.
Also ein sehr wichtiger Gedanke, auch ganz praktisch.
Gott hat diesen Tag geheiligt, das heißt, auf die Seite gestellt. Heiligen bedeutet absondern, ihn besonders auszeichnen. Denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott erschaffen hatte, indem er es machte.
Es wird aber hier nicht gesagt, dass Gott dem Menschen ein Gebot gegeben hätte, nun auch den Sabbat zu feiern. Das kommt erst mit den Zehn Geboten in 2. Mose 20.
Schlagen wir 2. Mose 20 auf. Dort haben wir das vierte Gebot in Vers 8: „Gedenke des Sabbattages, ihn zu heiligen. Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk tun, aber der siebente Tag ist Sabbat.“
Das ist nun das Hauptwort „Ruhe“ von dem Tätigkeitswort Schabbat, Ruhen, Stoppen, Aufhören. Also Schabbat als Hauptwort, der Name des Tages, hat ein langes „a“: Schabbat. Und das Tätigkeitswort Schabbat ein kurzes „a“.
„Aber der siebente Tag ist Sabbat dem Herrn, deinem Gott. Du sollst keinerlei Werk tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und dein Fremdling, der in deinen Toren ist. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist. Und er ruhte am siebenten Tag. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.“
Hier gibt Gott Israel das Gesetz vom Sabbat. Aber nie hat er den Völkern dieses Gesetz vorher gegeben, den Menschen allgemein. Er hat auch Adam nicht dieses Gebot als Gesetz gegeben.
Das ist nun wichtig, auch für das Neue Testament. Im Neuen Testament haben wir kein Sabbatgebot für die Gemeinde. Ganz im Gegenteil: In Kolosser 2 wird sogar vor denen gewarnt, die ein solches Sabbatgebot den Erlösten auferlegen wollen.
Dort heißt es in Kolosser 2, Vers 16: „So richte euch nun niemand über Speise oder Trank oder in Bezug auf ein Fest oder Neumond oder von Sabbaten, die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist Christi.“
Hier erklärt der Apostel Paulus, dass all diese Einrichtungen des Alten Testaments für Israel Schattenbilder sind auf etwas, das einmal in Christus Realität werden sollte.
So weist der Sabbattag zum Beispiel hin auf die Ruhe, die Gott den Erlösten gibt.
Wenn der Herr Jesus sagt in Matthäus 11, Vers 28: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euch Ruhe geben“, dann ist diese Ruhe, diese innere Ruhe des Gewissens, eigentlich die Erfüllung von dem, was der Sabbat als Ruhe Gottes aussagt.
Der wahre Erlöste soll in die Ruhe, die Gott genossen hat am siebten Tag, in diese Ruhe Gottes eingeführt werden.
Im wörtlichen Sinn hat Gott dieses Gebot aber Israel gegeben. Und der Apostel Paulus sagt, niemand soll euch verurteilen im Zusammenhang mit Speise, Trank, Festen, Neumonden oder Sabbaten.
Wenn Christen diese Dinge nicht beobachten, dann begehen sie keine Sünde, denn Gott hat ihnen dieses Gebot nicht gegeben. Also eine sehr klare Sache.
In 2. Mose sagt Gott später, nach den Zehn Geboten, dass der Sabbat das Zeichen des Bundes sei zwischen ihm und Israel, nicht zwischen ihm und der Gemeinde oder den Völkern allgemein.
Das ist sehr wichtig.
Aber dieser siebte Tag ist von Anfang an ausgezeichnet worden. Gott hat ihn so auf die Seite gestellt, geheiligt.
Und nun ein eigenartiger Ausdruck: „Denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott erschaffen hatte, indem er es machte.“ Bei „erschaffen“ steht wieder das Wort bara, das wir zuletzt in 1. Mose 1, Verse 1, 20 und 27 behandelt haben.
Ich habe dort erklärt, dass bara in der Bibel nur für Gottes Schaffen verwendet wird, nie für den Menschen.
Hier wird gesagt, dass Gott all dieses Werk erschaffen hat, aber es wird hinzugefügt: „indem er es machte.“ Was drückt das aus?
Das besagt, dass Gott Dinge zubereitet hat, speziell. Dieses „Machen“ drückt das Zubereiten aus.
Zum Beispiel hat Gott den Menschen erschaffen, aber wir werden gleich sehen, wie er das gemacht hat. Er hat Erde genommen und diese Erde wie ein Töpfer geformt und so den Menschen gemacht.
Eva hätte er auf einen Schlag machen können, aber er hat eine Operation durchgeführt: Er entfernte eine Rippe, wie wir noch sehen werden, und hat diese Rippe umgearbeitet zu einer Frau.
Das drückt dieses Machen aus, dieses Zubereiten.
Zum Beispiel in 1. Mose 19, als diese drei Männer zu Abraham kommen, Abraham weiß nicht, dass es Gott und zwei Engel sind. Er meint, es sind normale Menschen, und lädt diese Fremden ein.
Interessant ist, dass nicht einfach Sarah alles machen muss. Abraham bereitet viele Dinge für das Essen zu. Dort heißt es, er machte ein Kalb. Wörtlich auf Hebräisch heißt das, er hat das Kalb zubereitet.
Das Kalb war schon da. Er hat es geschlachtet, ausgenommen und Metzgereiarbeit durchgeführt. Dann hat er das Fleisch so zubereitet, dass man es essen konnte.
Das ist „machen“, zubereiten.
Also Gott hat alles erschaffen und es wird von verschiedenen Dingen gesagt, wie er sie ausdrücklich zubereitet, modelliert hat. Nicht bei allem wird das so gesagt, aber bei gewissen Dingen „indem er es machte“.
Und nun wird das Ganze abgeschlossen. Dies also ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie erschaffen wurden, zur Zeit, als der Herr Gott Himmel und Erde machte.
Auf Tontafeln haben schon die alten Babylonier am Schluss jeweils ein Kolophon angebracht. Ein Kolophon ist eine Bemerkung, manchmal eine Angabe darüber, zu welcher Zeit diese Tontafel geschrieben wurde oder wem die Tontafel gehörte. Interessant ist hier genau diese Art von Abschluss: „Dies also ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie erschaffen wurden, zur Zeit, als der Herr Gott Himmel und Erde machte.“
Für Entstehungsgeschichte steht im Hebräischen der Ausdruck Toledot. Dieser kommt noch zehnmal im ersten Buch Mose vor. Wenn man dem nachgeht, sieht man, dass er immer wieder einen Bericht abschließt. Zum Beispiel: Das ist die Toledot von Adam, das ist die Toledot von Noah, das ist die Toledot von Abraham.
Es war P. J. Weismann, einer der großen Spezialisten für Keilschrifttafeln im zwanzigsten Jahrhundert, der auf die Idee kam, dass die Patriarchen bereits Berichte geschrieben haben könnten und diese Tafeln jeweils mit einem Kolophon abgeschlossen haben. Das Interessante ist, dass dieser Aufbau im ersten Buch Mose vorkommt, aber bei den weiteren Büchern Mose nicht mehr. Das wäre ein Hinweis darauf, dass Mose diese Tontafeln vorliegen hatte und unter der Inspiration des Heiligen Geistes das erste Buch Mose unter Benutzung dieser Tafeln geschrieben hat.
Das stellt kein Problem für die Inspiration dar. Lukas schreibt ja selbst in Lukas 1, dass er den verschiedenen Augenzeugen nachgegangen ist, die Berichte gesammelt hat und dann das Lukasevangelium verfasste. Auch die Bücher der Chronik und Könige geben immer wieder Quellen an, wo man das eine oder andere außerbiblisch nachlesen könnte. Dort werden ganze Serien von Büchern als Quellen angegeben. Diese Bücher waren jedoch nicht inspiriert. Was wirklich inspiriert war, als Gottes Wort, war die Abfassung der Königsbücher, der Chroniken, des Lukasevangeliums und des ersten Buchs Mose.
Das würde bedeuten, dass diese erste Tafel in der Zeit der Schöpfung entstanden ist, also ohne große Zeitabstände, sondern in der Zeit von Adams Erschaffung. Das würde auch heißen, dass Gott wohl diese erste Tafel geschrieben hat. Der nächste Abschnitt bis Kapitel 5 ist dann der Bericht, den Adam verfassen musste.
Das Toledot kommt in Kapitel 5, Vers 1 vor: „Dies ist das Buch von Adams Ursprungsgeschichte, an dem Tag oder zur Zeit, da Gott Adam schuf, machte er ihn im Gleichnis Gottes usw.“ Das würde bedeuten, dass die Entstehung der Schrift bis in die vorsintflutliche Zeit zurückreicht. Dagegen gibt es keinen begründeten Einwand, denn zum Beispiel ist auch die Hieroglyphenschrift in der Archäologie plötzlich da. Man hat nie eine allmähliche Entwicklung hin zur Hieroglyphenschrift gefunden. Mit ihren komplexen Regeln ist sie wie auf einen Schlag da. Woher kam das alles?
Wir müssen uns unter Noah und den Patriarchen vor der Flut keine primitiven Urmenschen vorstellen. Adam wurde in Topform geschaffen. Wer das sieht, erkennt auch, dass er sofort in der Lage war, den Tieren Namen zu geben. Aber ich möchte da nicht zu weit vorgreifen. Man muss sagen: Ein besserer Biologe als Adam muss erst noch geboren werden.
Nun zu Vers 4, der noch den Ausdruck „Zur Zeit, als der Herr Gott Himmel und Erde machte“ enthält. In der Fußnote steht hebräisch „bejomm“, wörtlich „am Tag“, „am Tag, als der Herr Gott Himmel und Erde machte“. Aber es gibt ein Problem: „Am Tag“ – ich habe gemeint, es seien sechs Tage, warum steht hier „am Tag“?
Ganz wichtig: Dieser Ausdruck „bejomm“ ist ein feststehender Ausdruck im Hebräischen. Grammatikalisch handelt es sich um einen adverbialen Ausdruck mit Bezug auf eine bestimmte Zeitepoche. Zum Beispiel wird er auch in der Prophetie immer wieder für die Zukunft, für die Endzeit gebraucht: „An dem Tag, an dem Tag“. Dabei geht es um das tausendjährige Reich oder die ganze Periode der Endzeit „bejomm“.
„Bejomm“ meint eben nicht einen einzelnen Tag, einen 24-Stunden-Tag, sondern eine Epoche. So wie wir heutzutage auch das Wort „Tag“ verwenden, aber niemand dabei an 24 Stunden denkt, sondern an eine Epoche. So ist es mit „bejomm“.
Ich habe hierzu auf Jesaja 4, Vers 1, dann Vers 2, 11, Vers 10 und 11, Sacharja 12, Vers 3 und weitere Stellen hingewiesen. Überall wird dieser Ausdruck für eine Periode benutzt. Darum habe ich übersetzt: „Zur Zeit, als der Herr Gott Himmel und Erde machte.“
Jetzt wäre eigentlich Zeit für eine Pause von einer Viertelstunde.
Nachdem wir nun die sieben Tage betrachtet haben, kommen wir jetzt zu diesem Ergänzungsbericht ab Vers 5. Es stellt sich die Frage, wie man den Satzbau im Hebräischen richtig übersetzen soll. In den meisten Bibeln wirft dies für den Leser einige Fragen auf: Was ist hier eigentlich gemeint? Ich habe hier eine Lösung, wie der Text verständlich wird.
Die Verse 5 und 6 sprechen über die Bewässerung des Erdbodens. Nun geht es um den Menschen, die Krone der Schöpfung. „Und bevor alles Gesträuch des Feldes auf der Erde war und bevor alles Kraut des Feldes wuchs, denn der Herr Gott hatte noch nicht regnen lassen über der Erde, und Adam war noch nicht da, um den Erdboden zu bebauen.“
Da stieg ein Grundwasserstrom auf und bewässerte die ganze Oberfläche des Erdbodens. In Vers 5 haben wir also einen Rückgriff auf den dritten Schöpfungstag. An diesem Tag hat Gott aus dem Urozean das Festland auftauchen lassen, sodass das Trockene sichtbar wurde. Der Meeresboden wurde aufgefaltet, und so kam das Festland ans Licht.
Ich habe damals erklärt, als wir Kapitel 1 betrachteten, dass Yabbascha, das Trockene, im Hebräischen auch heute der normale Ausdruck für das Festland ist. Das ist da erschienen. In der zweiten Phase, an diesem dritten Schöpfungstag, hat Gott dann die Pflanzen erschaffen: zuerst die einblättrigen Pflanzen, also Gras, dann die zweiblättrigen, das sind die Kräuter und die Bäume. Man erkennt eine Steigerung.
Jetzt erklärt eben dieser Vers 5: „Und bevor alles Gesträuch des Feldes auf der Erde war“ – das Festland war schon da, aber eben noch nicht diese zweite Phase mit den Pflanzen – „und bevor alles Gesträuch des Feldes auf der Erde war und bevor alles Kraut des Feldes wuchs, da stieg ein Grundwasserstrom auf und bewässerte die ganze Oberfläche des Erdbodens.“
Die Klammer erklärt, dass Gott damals noch nicht den Regen eingesetzt hatte und der Mensch Adam noch nicht da war, um diese Funktion als Bauer zu übernehmen, der eben auch bewässert. So stieg dieser Grundwasserstrom auf.
In der Fußnote 9 zu „Grundwasserstrom“ habe ich erklärt, dass das hebräische Wort Ed einen unterirdischen Süßwasserstrom oder Grundwasser meint. Möglicherweise kommt dieses hebräische Wort vom suverischen Adea, das genau einen unterirdischen Süßwasserstrom bezeichnet. Viele Bibeln haben mit „Dunst“ oder „Nebel“ übersetzt, aber es ist eigentlich besser mit „Grundwasserstrom“, der aufsteigt und die Oberfläche des Erdbodens bewässert.
Ich meine, wenn Nebel aufsteigt, wird ja nicht wirklich bewässert. Das Aufsteigen des Grundwassers erklärt hingegen, dass die Oberfläche der Erde bewässert wurde.
Bei Adam habe ich hier in Vers 5 mit „Adam“ übersetzt, nicht mit „Mensch“. In der Fußnote 7 zu Adam habe ich erklärt: Im Hebräischen steht dort „Adam“, und dieses Wort bedeutet sowohl „Adam“ als Eigenname als auch „Mensch“.
Im Folgenden gilt in 1. Mose 2: Wenn einfach „Adam“ steht, dann ist das der Eigenname Adam. Wenn es „Ha Adam“ mit dem Artikel „Ha“ heißt, dann muss man es mit „der Mensch“ übersetzen. So versteht man, warum manchmal „der Mensch“ und manchmal „Adam“ im Text steht.
Hier in Vers 5 steht eben „Adam“ ohne Artikel. Darum habe ich es hier mit Adam als Eigenname übersetzt. Adam war noch nicht da, um den Erdboden zu bebauen. Dieser Bauer war also noch nicht am dritten Schöpfungstag da, er kam erst am sechsten Tag auf den Plan.
Nun spricht Vers 7 darüber, wie Adam erschaffen wurde: „Und der Herr, Gott, bildete den Menschen Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase den Hauch des Lebens; da wurde der Mensch zu einer lebendigen Seele.“
In der Fußnote 10 erkläre ich, dass das hebräische Wort „yazar“ „bilden“, „formen“ oder „töpfern“ bedeutet. Gott arbeitet hier als Töpfer und formt den Menschen aus dem Erdboden. Übrigens findet man die Atome und Moleküle, aus denen unser Körper besteht, in der Erde; sie sind dort vorhanden.
Gott hat aus dem Erdboden mit diesen Molekülen und Atomen den menschlichen Körper geformt und ihm den Hauch des Lebens eingeblasen. Da wurde der Mensch zu einer lebendigen Seele. Das unterscheidet den Menschen wesentlich vom Tier.
Wir werden gleich sehen, dass Gott auch die Tiere getöpfert hat. Am fünften Schöpfungstag hat Gott die Tiere im Wasser und in der Luft erschaffen. Am sechsten Tag kamen die Landtiere. Wir werden gleich sehen, dass Gott auch sie aus Erde gemacht hat, denn sie bestehen ebenfalls aus der Materie, die man in der Erde findet. Aber er hat nicht in sie gehaucht.
Beim Menschen hat Gott in ihn gehaucht und dieses Wesen geschaffen, das aus Körper, Seele und Geist besteht. Das Tier hat den Geist nicht. Der Geist ist die Fähigkeit des Menschen, Gott zu erkennen.
Darum heißt es auch in Römer 8: Der Geist Gottes bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Der gläubige Mensch kann verstehen: „Ich bin ein Kind Gottes, weil der Herr Jesus das Erlösungswerk für mich vollbracht hat.“ Das kann er verstehen, weil wir einen Geist haben.
Das ist ein grundsätzlicher Unterschied zum tierischen Leben. Das hängt damit zusammen, dass Gott den Menschen mit diesem Hauch in die Nase besonders geadelt hat.
Schauen wir uns den Ausdruck „lebendige Seele“ an: „Seele“ meint hier den ganzen Menschen. Das Ganze, was hier entstanden ist, wird als lebendige Seele bezeichnet.
Das ist wichtig, weil in 1. Korinther 15 der Herr Jesus als Mensch ein lebendig machender Geist bezeichnet wird. Dieser Ausdruck stellt nicht infrage, dass er ein wirklicher Mensch ist.
Der Herr Jesus ist Mensch geworden, er ist als Mensch auferstanden, er ist als Mensch in den Himmel gegangen und wird als Mensch wiederkommen, als der Sohn des Menschen auf den Wolken des Himmels. Seine Füße werden einmal auf dem Ölberg stehen (Sacharja 14,3).
Der Herr Jesus ist wirklich Mensch, aber im Gegensatz zu Adam wird er nicht „lebendige Seele“ genannt, sondern „lebendig machender Geist“. Ich erkläre das noch genauer, wenn wir 1. Korinther 15, Vers 45 aufschlagen. Dort wird genau aus 1. Mose 2 zitiert:
„So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, wurde eine lebendige Seele.“ Damit ist Adam als Wesen von Geist, Seele und Körper gemeint.
„Der letzte Adam aber wurde ein lebendig machender Geist.“ Nun, der Herr Jesus als Auferstandener kam zu den Jüngern, hauchte in sie und sagte: „Empfanget Heiligen Geist“ oder „Heiligen Hauch“, ohne Artikel. Er sagt nicht: „Empfanget den Heiligen Geist“, sondern „Empfanget Heiligen Geist“. Pneuma heißt nämlich „Hauch“ oder „Geist“.
So hat der Herr Jesus gewissermaßen das Auferstehungsleben den gläubigen Jüngern eingehaucht. Adam ist passiv, Gott haucht in ihn das Leben. Der Herr Jesus ist aktiv und gibt den Erlösten diesen heiligen Hauch, dieses Auferstehungsleben. Darum wird er „ein lebendig machender Geist“ genannt.
Das ist wichtig, weil man so besser versteht, was in 1. Korinther 15 im Vers vorhersteht. Dort heißt es im Zusammenhang mit dem Auferstehungskörper:
„Es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib.“
Wenn es einen natürlichen Leib gibt, so gibt es auch einen geistigen. Viele haben daraus abgeleitet, der Auferstehungskörper sei etwas Geistiges. Der natürliche Leib, der ins Grab gelegt wird, ist ein materieller Leib.
Im Griechischen steht für „natürlich“ aber „seelisch“ – ein psychischer Leib. Unser Leib, so wie wir ihn jetzt haben, wird als seelischer Leib bezeichnet, weil wir ihn von Adam geerbt haben. Adam wird „lebendige Seele“ genannt.
Wenn wir auferstehen, falls wir durch den Tod gehen müssen, wird der Herr Jesus diesen Körper, der verwest ist, wiederherstellen. Die Atome gehen nicht verloren; wenn man stirbt und verwest, bleiben sie erhalten.
Der Herr der Atome wird sie sammeln und aus dieser Materie den Auferstehungsleib machen. Dieser Leib wird „geistiger Leib“ genannt.
Das bedeutet nicht, dass es etwas ist, das irgendwo in der Luft herumschwebt und nicht materiell ist. Der Herr Jesus selbst sagte in Lukas 24, als die Jünger meinten, sie sähen einen Geist: „Seht, ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr seht, dass ich habe.“
Sein Körper war absolut echt und materiell; es war derselbe Körper, der im Grab lag. Aber der Auferstehungskörper der Gläubigen wird nicht mehr krank werden können, keine Schwäche oder Behinderungen haben, vollkommen sein – und dennoch ein wirklicher materieller Körper sein.
Jetzt haben wir also einen seelischen Körper, der sehr materiell ist, und dann werden wir einen geistigen Körper haben, der ebenfalls materiell ist, aber dem Herrn Jesus gleicht, der ein lebendig machender Geist ist und unserem Körper das Auferstehungsleben einhauchen wird.
Das war ein kleiner Exkurs.
Jetzt gehen wir zu Vers acht: Und der Herrgott pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten, und er stellte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte.
Dieser Garten wird geographisch in einer Region errichtet, die Eden heißt – ein Garten in Eden. Dorthin kommt auf dem Festland in diesem Garten Adam, den Gott aus Erde geformt hatte.
Zu dem Wort Eden eine Bemerkung: Fußnote zwölf erklärt, dass Eden Wonne, Lieblichkeit, Lust bedeutet. Und bei Garten habe ich eine Fußnote gesetzt. Garten in Eden wurde in der ältesten Bibelübersetzung, in der Septuaginta – das ist die griechische Übersetzung des Alten Testaments aus dem dritten Jahrhundert vor Christus – als „Paradies in Eden“ übersetzt. Diese griechische Bibel war die Bibel, die die Apostel benutzt haben, wenn sie zu den Heiden gepredigt haben.
Im Text selbst, im Alten Testament, finden wir den Ausdruck Paradies nicht. Das geht zurück auf die Übersetzung der Septuaginta, die Garten mit Paradies, griechisch Paradiesos, übersetzt. Im Neuen Testament finden wir dieses Wort Paradies dreimal.
In Lukas 23, Vers 43 sagt der Herr Jesus dem Mitgekreuzigten, der im letzten Moment zum Glauben kam: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“ Der Apostel Paulus sagt in 2. Korinther 12, Vers 4, er spricht von sich, aber ganz bescheiden: „Ich kenne einen Menschen vor vierzehn Jahren, ob im Körper oder außerhalb des Körpers, weiß ich nicht, Gott weiß es, einen Menschen, der entrückt wurde bis in den dritten Himmel. Und ich kenne einen solchen Menschen, ob im Körper oder außerhalb des Körpers, weiß ich nicht, Gott weiß es, dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, welche der Mensch nicht sagen darf.“
Hier wird der dritte Himmel erwähnt, und er wird parallel genannt das Paradies.
Im Schöpfungsbericht haben wir zwei Himmel kennengelernt: Am zweiten Schöpfungstag erschafft Gott die Atmosphäre mit Wasser oberhalb und Wasser unterhalb. Das Dazwischen ist die Ausdehnung, die Gott Himmel nennt. Das ist der erste Himmel. Das ist auch das, was wir sehen, wenn es keine Wolken gäbe: den blauen Himmel. Wäre keine Atmosphäre vorhanden, wäre am Tag der Himmel pechschwarz, obwohl es hell wäre, weil die Sonne scheint. Die Atmosphäre nimmt das Sonnenlicht auf, filtert es und dadurch entsteht diese blaue Farbe. Das ist der erste Himmel, in dem die Vögel fliegen (1. Mose 1).
Der zweite Himmel ist das Weltall mit all den Abermilliarden von Galaxien.
Die Bibel spricht nun von einem dritten Himmel, dem Paradies. Das ist der Ort, wo Gott seinen Thron hat. Dieser dritte Himmel ist nicht Teil dieser Schöpfung, sondern liegt jenseits.
Gott ist der allgegenwärtige Gott, der überall im Weltall von mindestens dreizehn Milliarden Lichtjahren gegenwärtig ist. Aber damit ist es nicht fertig. In Jeremia 31 sagt Gott: Wenn man den Himmel oben ausmessen könnte, würde Gott Israel verwerfen wegen all ihrer Sünde. Doch er sagt: Ich werde Israel nie aufgeben. Darum wird es den Menschen auch nie gelingen, das Weltall auszumessen.
In meiner Jugend sprach man noch von fünf Milliarden Lichtjahren, heute von dreizehn Milliarden Lichtjahren, und man hat kein Ende gesehen. Man kann den Himmel nicht ausmessen. In Jeremia 23 sagt Gott: „Ich erfülle den Himmel und die Erde.“ Er ist überall gegenwärtig. Gott ist also in der ganzen Schöpfung da, aber er ist auch jenseits. Er ist der jenseitige Gott.
So spricht die Bibel vom dritten Himmel, vom Paradies.
In Offenbarung 2, Vers 7 wird das Paradies nochmals erwähnt. Der Herr Jesus sagt den Überwindern in der Gemeinde von Ephesus: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher im Paradies Gottes ist.“
Nun wird also klar, dass das Neue Testament von einem himmlischen Paradies spricht. Somit war der Garten in Eden nichts anderes als eine irdische Abbildung eines himmlischen Originals.
Das Wort Paradiesos kommt eigentlich aus dem Persischen. Das persische Wort Pairidaeza bedeutet „umzäuntes Gebiet“. Dieses Wort wurde als Fremdwort ins Hebräische übernommen, als Pardes. Es kommt im Alten Testament vor, zum Beispiel in Hohelied 4, Vers 13, Prediger 2, Vers 5 und Nehemia 2, Vers 8.
Salomo spricht in Prediger 2, Vers 5 von diesen Gärten, die er eingerichtet hatte, also von umzäunten Parkanlagen. Jetzt wird auch schon klar: Dieser Garten in Eden war ein umzäunter Bezirk.
Ich lese weiter, Vers neun: Und der Herrgott ließ aus dem Erdboden wachsen allerlei Bäume, lieblich zum Anschauen und gut zum Essen, und den Baum des Lebens in der Mitte und den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen.
In den Versen neun bis vierzehn wird das Paradies und die vorsintflutliche Geographie beschrieben. Vers neun greift zurück auf den dritten Schöpfungstag, da wird erklärt, wie Gott aus dem Erdboden Bäume wachsen ließ. Im Paradies, im Garten Eden, hat er den Baum des Lebens wachsen lassen, in der Mitte. Das Zentrum des Gartens war der Baum des Lebens.
Dann wird einfach angefügt: und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Im hebräischen Text wird nur vom Baum des Lebens gesagt, dass er in der Mitte war. Der Baum der Erkenntnis war auch da, aber zentral war der Baum des Lebens.
Vers 10: Und ein Strom ging aus von Eden, um den Garten zu bewässern, und von dort aus teilte er sich und wurde zu vier Flussanfängen. Der Name des ersten war Pischon, er umfloss das ganze Land Havila, wo das Gold war. Das Gold dieses Landes war gut, dort waren der Bedolach und der Stein Schoham. Der Name des zweiten Stroms war Gichon, dieser umfloss das ganze Land Kusch. Der Name des dritten Stroms war Chitekel, dieser floss östlich von Assur. Der vierte Fluss war der Frat.
Es gab also eine Quelle im Garten Eden, die als Bächlein floss. Dieses Bächlein wurde schließlich zu einem Ursprung von vier verschiedenen Flüssen. Das hilft uns, die Geographie des Gartens Eden etwas vorzustellen.
Wäre es nicht interessant, mal eine Umfrage zu machen, wie viele sich den Garten als flache Parkanlage vorstellen? Aber das kann nicht sein. Wenn da eine Quelle entspringt, die zu Strömen wird, muss das Ganze im Bergland sein, also in einem erhobenen Gebiet. Das Wasser fließt dann herunter und wird zu Strömen. Ströme fließen nur abwärts, nicht hinauf oder geradeaus. Das zeigt, dass Eden höher gelegen war als das Gebiet, in dem diese Flüsse weiterflossen.
Wenn man die Weltkarte nimmt und herausfinden will, wo das Paradies war, bekommt man ein Problem. Man kann zwar mit gewissen Namen etwas anfangen, zum Beispiel der dritte Strom Chitekel, das ist in der Bibel später der hebräische Name für den Tigris, und Frat, der vierte Fluss, ist später der Name für den Euphrat. Aber diese haben keine gemeinsame Quelle. Die beiden wichtigen Flüsse des Zweistromlandes von Mesopotamien entspringen in der Türkei an unterschiedlichen Stellen. Hier wird gesagt, dass sie aus der gleichen Quelle kamen, zusammen mit zwei weiteren Flüssen.
Es passt einfach nicht. Wir können zwar mit gewissen Namen etwas anfangen, zum Beispiel Assur, das ist das Gebiet des heutigen Nordiraks, oder Kusch, der Name später in der Bibel für Sudan, das schwarzafrikanische Land südlich von Ägypten. Das passt irgendwie nicht.
Wir können mit gewissen Namen etwas anfangen, aber die ganze Geographie passt nicht. Für liberale Theologen ist das kein Problem, das ist sowieso alles Mythos. Das hat es ja nie gegeben, das ist alles Fantasie.
Man muss aber sagen: Wieso sind dann die geografischen Angaben später in der Bibel so exakt und präzise und nachvollziehbar? Die Genauigkeit ist umwerfend.
Es gibt das Buch „Die Kriege Israels“ von zwei Militärspezialisten aus Israel. Sie haben alle Kriege in der Bibel studiert im Blick auf Strategie und sagen, dass die Präzision unglaublich ist. Die Bibelschreiber kennen die Bodenbeschaffenheit im Detail. Darum stimmt die Strategie in den jeweiligen Kriegen genau mit der Bodenbeschaffenheit überein. Das können nur Leute schreiben, die von der Realität schreiben.
Das kann nicht sein, wie die liberalen Theologen sagen, dass das Schreibtisch-Erfinder gewesen seien. Es ist dermassen exakt und stimmt genauso, wie wir heute strategisch vorgehen würden bei Kriegen in Israel. Wir staunen einfach über die Präzision, auch in der Geographie, wie die Bibel das beschreibt.
Aber es bleibt: Mit 1. Mose 2 haben wir ein echtes Problem.
Wenn wir aber bedenken, dass die Sintflut (1. Mose 6-9) eine weltweite Flut war und Gott sagt, er wolle die Menschen mit der Erde zerstören, und Petrus schreibt in 2. Petrus 3, dass die damalige Welt – er benutzt das Wort Kosmos – vom Wasser überschwemmt unterging, dann ist klar, die Sintflut war eine weltweite Katastrophe, die die gesamte Geologie der Erde völlig verändert hat. Sie verursachte auch die Sedimentschichten, die wir auf der ganzen Welt mit Fossilien kennen.
Die Sintflut und ihre Folgekatastrophen haben das bewirkt. Die Geographie der Welt ist nach der Sintflut vollkommen neu geworden, und darum darf das vorher nicht mit dem heutigen Zustand übereinstimmen.
So können wir den Spieß drehen: Das beschreibt die wirkliche Geographie vor der Sintflut, und die Menschen nach der Sintflut hatten natürlich noch Kenntnis von diesen Namen. Darum haben sie im Zweistromland, wo später die Stadt Babel unter Nimrod gegründet wurde, diese alten Namen wieder hervorgeholt vom Euphrat und Tigris. Das sind quasi nur kleine Erinnerungen an die Welt, die unterging.
Zu den Namen: Pischon (Fußnote fünfzehn) heißt „der sich Ausbreitende, der Überfließende“. Der zweite Fluss Gichon (Fußnote neunzehn) heißt „der Durchbrechende, der Hervorbrechende“. Das beschreibt die Natur dieser Flüsse.
Chitekel (zwanzig) bedeutet „der Scharfe, der Schnelle“, und Frat bedeutet im Hebräischen „der Fruchtbare“.
Diese vier Flüsse können wir mit den vier Evangelien in Verbindung bringen.
Der Herr Jesus ist die Quelle des lebendigen Wassers (Johannes 7,37). Er sagt: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke.“ Da haben wir also diese Quelle im Garten Eden, die zu vier Flüssen wird, die in die Welt außerhalb des Paradieses ausgehen.
Den Bezug zu den Evangelien kann man so herstellen:
Der erste Fluss Pischon, der sich Ausbreitende, der Überfließende, illustriert etwas von der überfließenden Gnade, wie sie in Römer 5, Vers 20 erwähnt wird. Gerade im Johannesevangelium spricht der Herr Jesus von diesem überfließenden Leben, das er gebracht hat.
Johannes 10, Vers 10: „Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Fülle haben.“ Nach Elberfelder und Luther ist hier nicht ganz genau übersetzt: Es heißt, dass sie Leben haben und dieses Leben in Überfluss haben.
Das ist das überfließende Leben, das im Johannesevangelium vorgestellt wird. Immer wieder wird dort über das ewige Leben gesprochen. Es ist nicht einfach Leben, das ewig dauert, sondern das überfließende Leben, das Leben in Fülle.
Johannes 1, Vers 14: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Und Vers 16: „Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade.“
Dieses überfließende Leben und diese Gnade zeigt uns ganz besonders das Johannesevangelium.
Der nächste Fluss Gichon, der Durchbrechende: Im Lukasevangelium wird gezeigt, dass die Gnade Gottes die Grenzen Israels sprengt. Das Lukasevangelium ist von dem einzigen Bibelschreiber verfasst, von dem wir wissen, dass er kein Israelit war. Lukas war ein Heide, der zum Glauben gekommen ist. Für ihn war es so eindrücklich, dass diese Gnade über Israels Grenzen hinausging.
Das kann man durch das ganze Lukasevangelium hindurch zeigen. Diese Botschaft wird immer wieder speziell eingefügt, im Gegensatz zu den anderen Evangelien. Das steht hier im Vordergrund.
Zum Beispiel Lukas 2: Simeon nimmt das Kind Jesus in die Arme im Tempel und sagt in Vers 29: „Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht nach deinem Wort in Frieden, denn meine Augen haben dein Heil gesehen, welches du bereitet hast vor den Augen aller Völker, ein Licht zur Offenbarung der Nationen.“ Da sieht er bereits alle Völker, die durch den Erlöser erleuchtet werden.
In Lukas 4 ist der Herr Jesus in der Synagoge in Nazaret und predigt über die Gnade. Er sagt: „In der Zeit von Elija gab es viele Witwen, als Hungersnot war, aber Elija wurde nur zu einer Witwe gesandt, nach Sarepta in Sidon, das heißt im Libanon, zu einer Heidin. In der Zeit von Elisa gab es viele Aussätzige in Israel, aber nur Naaman, der Syrer, wurde geheilt.“ Die Hörer in der Synagoge wurden wütend und wollten den Herrn töten, weil er sagte, dass schon das Alte Testament deutlich macht, wie Gottes Gnade über Israel hinausgeht. Gott will Gnade für die Heiden.
Dieser Gedanke zieht sich durch das Lukasevangelium hindurch – das ist ganz deutlich der Gichon, der Durchbrechende, der die Grenzen Israels sprengt.
Der dritte Fluss Chitekel, der Scharfe, der Schnelle: Im Markus-Evangelium wird uns der Herr Jesus als der unermüdlich vorangehende Knecht vorgestellt.
Das Wort „und“ kommt nirgendwo im Neuen Testament so häufig vor wie im Markus-Evangelium. Im Mehrheitstext erscheint es exakt 1094 Mal. Der Text wirkt daher sehr oft wie eine Aneinanderreihung von „und und und“.
Markus beschreibt, wie der Herr Jesus gekommen ist, einfach um unermüdlich zu dienen. Ein Dienst wird an den anderen gehängt mit „und und und“.
Das Markus-Evangelium beginnt ohne Geschlechtsregister und ohne Geburtsgeschichte. Nach ein paar einleitenden Versen wird gleich der Dienst des Herrn Jesus beschrieben, zunächst in seinem Tagesablauf, was er alles an einem Tag gemacht hat.
Dann heißt es immer wieder in Markus: „Dann ganz spät, als die Sonne schon untergegangen war, brachten sie die Kranken zu ihm, und er heilte sie.“ Man denkt, wenn man spät ins Bett geht, darf man auch länger schlafen. Doch der Bibeltext sagt: „Frühmorgens, als es noch dunkel war, ging der Herr Jesus an einen einsamen Ort, um zu beten.“ Das ist der unermüdliche Diener.
In diesem Evangelium kommen die Worte „Euthys“ („alsbald“) zweimal und „Euthios“ („alsbald“) vierzigmal vor. Dieses „alsbald“ zeigt, wie der Herr Jesus sofort bereit war, etwas zu tun im Dienst. Nicht nur, dass er eins nach dem anderen tat, sondern die sofortige Bereitschaft wird betont. Das ist die Schärfe, die Schnelligkeit, der pfeilgerade Fluss Chitekel.
Schließlich bleibt „Frat“, der Fruchtbare, oder wie die Griechen sagten „Euphrat“.
Das Matthäusevangelium beginnt mit: „Das Buch des Geschlechts Jesu Christi, des Sohnes Abrahams.“ Abraham und seine Frau hatten keine Kinder, Sarah war unfruchtbar. Dann erschien der Gott der Herrlichkeit Vater Abraham in Ur in Chaldäa und verheißt ihm, dass er Vater einer Nation werden sollte. Das Volk Israel sollte von ihm abstammen. Gott verheißt ihm: „Ich werde sehr mehrend einen Samen.“ Von ihm sollte der Messias, der Erlöser der Welt, abstammen.
Das Matthäusevangelium zeigt die Erfüllung dieser Fruchtbarkeit, die Gott Abraham und Sarah, die unfruchtbar waren, versprochen hatte. Das ist der Strom Frat.
Im Alten Testament finden wir immer wieder vier Gruppen, die man in Bezug zu den vier Evangelien stellen kann. Zum Beispiel gab es vier verschiedene Blutopfer: das Brandopfer, das Friedensopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer. Das Brandopfer entspricht inhaltlich dem Johannesevangelium, das Friedensopfer Lukas, das Sündopfer Markus und das Schuldopfer Matthäus – in der gleichen Reihenfolge wie in 1. Mose 2.
Auch die vier Farben in der Stiftshütte – blau, roter Purpur, Karmesin und Weiß (Byssus) – entsprechen dem Charakter der vier Evangelien.
In Hesekiel 1 wird die Beschreibung der Thronengel Gottes gegeben: die vier Cherubim mit den Gesichtern wie ein Mensch, wie ein Ochse, wie ein Löwe und wie ein Adler. Auch hier finden wir Bezüge zu den vier Evangelien und ihren Charakteren.
In Josua 4 finden wir vier verschiedene Namen der Bundeslade, und jeder dieser Namen hat einen speziellen Bezug zu den vier Evangelien. Das ist nur eine Anregung für das Bibelstudium.
Die Bibel ist schön und so reich, und es gilt, hier Gold zu graben.
Übrigens: Beim ersten Fluss heißt es, Pischon umfließt das ganze Land Havila, wo das Gold war. Gold ist in der Bibel ein Bild der Gottheit. Fußnote sechzehn: Hiobs Freund Eliphas in Hiob 2, Vers 11 hat einen Namen, der bedeutet „Mein Gott ist Feingold“. Genau im Johannesevangelium geht es speziell um die Gottheit Christi.
So hat auch das, was noch dazugesetzt ist, seine Bedeutung.
Wir gehen jetzt weiter zu Vers 15. Die Verse 15 bis 17 habe ich überschrieben mit „Der Bund mit Adam“. Warum spreche ich von einem Bund, obwohl das Wort „Bund“ gar nicht vorkommt? Wie Fußnote 22 erklärt, vergleiche Hosea 6,7, dort steht: „Von Menschen, die Schlachtopfer darbringen, aber den Bund übertreten haben, wie Adam, der dort treulos gegen mich gehandelt hat.“
Hier steht also Adam als Name des ersten Menschen, und es wird gesagt: „Sie haben den Bund übertreten wie Adam, der dort treulos gegen mich gehandelt hat.“ Wenn Israel den Bund vom Sinai brach, war das eine Zuwiderhandlung gegenüber einem Bund – so wie es Adam auch tat, als er sündigte.
Es wird also deutlich: Hier geht es um einen Bund. In 2. Mose 15 heißt es: „Und der Herrgott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und zu bewahren.“ Der Herrgott gebot dem Menschen: „Von jedem Baum des Gartens darfst du essend essen, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn zur Zeit, da du davon isst, sollst du sterbend sterben.“
Das Gebot ist nicht ohne Grund gegeben. Gott setzte den Menschen nach seiner Erschaffung in den Garten Eden mit dem Ziel, dass er ihn bebauen und bewahren soll. Daraus wird klar: Arbeit ist ein paradiesischer Segen. Nach dem Sündenfall bleibt der Auftrag auf verfluchtem Boden derselbe (1. Mose 3,23-24).
Es ist also wichtig zu betonen, dass Arbeit nicht etwas ist, das nur als Folge der Sünde betrachtet werden sollte. Alle, die schon arbeitslos waren, wissen, wie sehr man sich nach Arbeit sehnt. Man erkennt daran, dass Arbeit ein Segen ist.
Aber seit dem Sündenfall gibt es zwei Seiten der Medaille: Es gibt auch viel Mühsames bei der Arbeit, und das ist die Folge des Fluches. Die Arbeit kam unter den Fluch, aber sie ist ein Überrest aus dem Paradies – das müssen wir festhalten.
Nun wird diesem „Bauer“ in Vers 16 ein Gebot erteilt. Ich habe das Wort „Gebot“ speziell hervorgehoben (Fußnote 24): Gott schloss mit Adam einen Bund, der auf göttlichen Geboten gegründet war – ein Gebot! Dieses Gebot steht im Zusammenhang mit dem Essen vom Baum der Erkenntnis.
Adam durfte von allen Bäumen essen. Wörtlich steht es auf Hebräisch: „Von jedem Baum des Gartens darfst du essend essen.“ Das ist eine typische hebräische Ausdrucksweise, die man ins Deutsche übersetzen muss (Fußnote 25). Das bedeutet: nach Belieben essen, mit Freude essen, genießend essen, frei essen – all das ist darin enthalten.
In Vers 17 heißt es: „Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen.“ Ich habe hier den Satzbau genau übernommen. Es steht einfach so: „Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ als unvollständiger Satz, und dann folgt das Gebot „Du sollst nicht essen.“
„Lot dochal“ – das ist die genau gleiche Sprache wie in den Zehn Geboten: „Du sollst nicht töten“, „Du sollst nicht stehlen“ und hier „Du sollst nicht essen“. Das war das Gebot des Bundes mit Adam.
Gott erklärt zu der Zeit erneut, dass „sterbend sterben“ nicht bedeutet, dass man an diesem 24-Stunden-Tag stirbt, sondern in der Periode, in der man isst. Das heißt bestimmt sterben, gewisslich sterben.
Hier steckt auch etwas von diesem Prozess drin, denn Sterben ist ja ein Prozess. Er beginnt eigentlich schon als Baby, wenn Zellen im Körper absterben. Das ganze Sterben ist ein Prozess, dessen Höhepunkt der physische Tod ist, wenn wir zu Grabe getragen werden.
Effektiv begann in der Folge dieser Missetat Adams Sterben. Dieser Sterbensprozess setzte als Folge der Sünde ein und endete schließlich mit dem physischen Tod.
Jetzt folgt ein neuer Abschnitt: Verse 18 bis 24, die Erschaffung Evas.
Der Herrgott sprach: Es ist nicht gut. Im Schöpfungsbericht von Kapitel 1 haben wir gelesen, dass Gott siebenmal sagte: Es war gut. Genauer gesagt sechsmal sagte er: Es war gut, und das siebte Mal: Es war sehr gut. Hier im Schöpfungsbericht steht jedoch: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.
Sechsmal hatte Gott bereits gesagt: Es war gut. Dann schuf Gott auch den Menschen, und zwar Mann und Frau, wie in Kapitel 1 beschrieben. Danach sagte Gott: Es war sehr gut. Dieses „sehr gut“ kommt also erst nach der Erschaffung Evas.
Doch plötzlich sagt Gott sechsmal gut: Es ist nicht gut. Dabei ist wichtig zu beachten, dass er nicht sagt, etwas Existierendes sei nicht gut, sondern er sagt, es sei nicht gut, dass etwas nicht existiert. Versteht man das? Nichts an der Schöpfung war schlecht, aber es war nicht gut, dass etwas fehlte – die Nichtexistenz der Frau.
Wer also noch behauptet, die Bibel diskriminiere Frauen, der versteht das nicht. Die Bibel sagt: Eine Welt ohne Frauen ist nicht gut. Nicht die Welt insgesamt ist nicht gut, sondern es ist nicht gut, dass sie nicht da sind. Haben wir uns verstanden? Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.
Was hier auch schön ist: Nicht Adam kommt auf die Idee und sagt, es sei nicht gut, dass er allein sei. Gott merkt das, noch bevor Adam es merkt. Einen Tag hält man es ja aus, oder? Aber Gott sagt: Es ist nicht gut, und das zeigt, dass Gott genau weiß, was wir brauchen, bevor wir es selbst merken.
Das ist vielleicht auch wichtig für diejenigen, die nicht verheiratet sind und darunter leiden: Sie sollen wissen, Gott weiß darum. Er wusste um dieses Empfinden des Fehlenden, bevor wir es selbst bemerkten. Gott schaut darauf und sagt: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.
Auch hier ergreift nicht Adam die Initiative, sondern Gott sagt: Ich habe einen Plan. Für junge Menschen ist es wichtig, sich bewusst zu sein, dass Gott einen Plan hat, noch bevor sie selbst auf die Idee kommen, einen Plan zu schmieden. Das kann zur Ruhe führen, wenn diese Frage noch nicht beantwortet ist.
Natürlich erklärt der Apostel Paulus in 1. Korinther 7, dass die Ehelosigkeit eine wichtige Sache ist. Er sagt: Wer heiratet, tut gut, und wer nicht heiratet, tut besser. Damit meint er, dass im Blick auf das Evangelium Ehelosigkeit ein Vorteil sein kann, wenn jemand von Gott dazu berufen ist, weil dadurch manche Sorgen wegfallen.
Also hätte ich mindestens sechsmal weniger Sorgen. Hm, um eine Frau siebenmal weniger. Aber wir müssen alles richtig einordnen. Paulus sagt nicht, dass Ehelosigkeit von Anfang an Gottes Gedanke war, sondern dass sie unter der Notwendigkeit der heutigen Situation besser ist, nämlich weil das Evangelium einer verlorenen Welt verkündet wird.
Das ist ein kleiner Ausgleich, ja? Gott sagt: Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. Bei „ihm entsprechend“ habe ich in der Fußnote das hebräische Wort „ke-neg-do“ angegeben. Das bedeutet „gleichsam ihm gegenüber“. „Ke-“ heißt „wie“ oder „gleichsam“, „negdo“ bedeutet „gegenüber ihm“.
„Ke-neg-do“ heißt also, die Frau soll ein ihm entsprechendes Gegenüber sein, das auf seiner Stufe steht – nicht ein Untermensch. Manche sagen, Frauen sind ja schließlich auch Menschen. Aber wenn man das extra betonen muss, hat man schon ein Problem. Mann und Frau sind nicht Über- und Untermensch, aber auch nicht, dass die Frau der Übermensch ist.
Die feministische Welle behauptet oft die Vorzüglichkeit der Frau über dem Mann. Das ist unsinnig. Und dann laufen sie herum wie Männer. Dann sagen sie: „Also ist das Männliche doch besser, sonst würden sie ja herumlaufen wie Frauen.“ Das ist völlig widersinnig.
Das ist die biblische, die göttliche Sicht von Mann und Frau. Eine Hilfe drückt aus, dass sie ergänzt, was Adam fehlt oder mangelt. Darum gibt es Unterschiede zwischen Mann und Frau. Glücklicherweise sind genau diese Unterschiede das, was beim anderen fehlt. Darum ist sie eine Ergänzung.
Der Mensch ist in sich nicht vollständig, aber diese Vollständigkeit entsteht durch diese Zweierschaft, eine Hilfe. Gleichzeitig gibt es viel Übereinstimmung, darum „ihm entsprechend“. Es ist wichtig, wenn man vor der Frage der Heirat steht, dass es Unterschiede gibt, die zur Ergänzung führen.
Aber es ist ebenso wichtig, dass es klare Übereinstimmungen gibt. Zu große Unterschiede bringen garantiert Schwierigkeiten. Das sollte man bedenken, gerade wenn man jemanden heiraten will, der aus einem ganz anderen kulturellen Hintergrund stammt, etwa aus einem eingeborenen Stamm.
Das sind dann Welten dazwischen. Besser wäre es, wenn sie in ihrem Stamm heiraten, als mit einem Europäer. Ich habe das nur als Beispiel genannt. Ich habe diverse Ehen zwischen Europäern und Ägyptern erlebt, meistens war der Mann Ägypter und die Frau Europäerin. Es war oft schwierig.
Die Unterschiede sind sehr groß. Jemand aus einem islamischen Umfeld, auch wenn er Christ ist, hat ganz andere Vorstellungen, wie das funktionieren soll. Oft sind die Frauen hier in Europa entwurzelt. Wenn man sieht, wie ägyptische Ehen auch in Europa funktionieren, geht es, aber es ist nicht einfach.
Die Bibel sagt nicht, das sei falsch. Wenn das Gottes Weg ist, ist es richtig. Aber man muss sich vorher klar sein, was man da vorhat. Selbst wenn man aus einem ähnlichen Hintergrund kommt, ist es schwierig, bis man aufeinander eingespielt ist. Das dauert eigentlich ein Leben lang.
Man muss bereit sein, zurückzustehen, sich einzufügen, sich „abschleifen“ zu lassen – oder wie jemand anders sagen würde, sich „aufpolieren“ zu lassen. Wenn man das nicht kann, ist es besser, nicht zu heiraten.
Vers 19: Der Herrgott hatte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels gebildet. Ich habe hier die grammatikalische Erzählform mit Vorzeitigkeit übersetzt, denn an verschiedenen Stellen in der Bibel muss man das so machen.
Das ist wichtig, weil liberale Theologen oft sagen: Seht, das ist ein anderer Schöpfungsbericht. Zuerst wird der Mensch geschaffen, dann die Tiere. Nein, das muss man einfach als Vorzeitigkeit übersetzen.
Das ist sowieso ein Problem: Die liberalen Theologen und ihr Hebräischstudium heute sind oft katastrophal. Im 19. Jahrhundert war ein Theologiestudent ein geschulter Hebraist. Heute können die meisten kein Hebräisch. Im Schnellkurs wird das gemacht. Den Liberalen muss man sagen: Ein bisschen mehr Grammatik hätte geholfen.
Der Herrgott hatte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels gebildet. So brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Wie immer der Mensch eine lebende Seele nennen würde, so sollte ihr Name sein.
Der Mensch gab allen Tieren Namen: dem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Für Adam fand er jedoch keine Hilfe, die ihm entsprach.
Man muss nicht denken, dass alles am sechsten Tag stattfand, auch diese Namensgebung. Aber Gott brachte die Tiere am sechsten Tag nach der Erschaffung Adams zu ihm. Adam musste gleich mit Arbeit beginnen, also hatte er keine Ferien. Das ist bei uns ja meistens auch so: Wenn man eine neue Stelle antritt, hat man nicht zuerst Ferien.
Er musste Namen geben, aber das war ein Prozess, der weitergehen konnte und sollte. Es geht darum, dass für Adam keine Hilfe gefunden wurde, die ihm entsprach – „ke-neg-do“.
Menschen können ein Verhältnis zu Tieren haben, weil Tiere seelisches Leben besitzen, etwa Säugetiere. Darum können sie einen Bezug zum Menschen haben. Dieses seelische Leben erlaubt das.
Genauso hat Gott dem Menschen einen Geist gegeben, und aufgrund dieses Geistes kann er eine Beziehung zu Gott haben. Der Geist bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
Aber die Gemeinschaft mit Tieren kann niemals ein Ersatz für menschliche Gemeinschaft sein. Das ist ganz wichtig. Ein Hund kann viel leisten, aber das kann er nicht ausfüllen. Das wird hier gesagt.
Ich habe gerade von Glenn Gould gelesen, einem der größten Pianisten des 20. Jahrhunderts. Berühmt sind seine Goldberg-Variationen-Einspielungen – sagenhaft, wie er das spielte, wie niemand sonst.
Er hatte eine sehr starke Beziehung zu Tieren, aber große Probleme im Umgang mit Menschen. Da war etwas nicht gut. Das zeigt seine Lebensgeschichte: Er hatte von Anfang an ein Problem und hätte Hilfe gebraucht.
Vers 21: Der Herrgott ließ einen Tiefschlaf auf Adam fallen, so schlief er ein. Er nahm eine seiner Rippen und verschloss die Stelle mit Fleisch. Dann baute der Herrgott die Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau.
Er brachte sie zu dem Menschen. Das habe ich schon beim letzten Mal erklärt, darum gehe ich jetzt schnell darüber hinweg.
Was ich aber wiederholen möchte: Gott nahm einen Knochen aus der Herzgegend, um zu zeigen, dass Mann und Frau eine Beziehung des Herzens haben sollen. Nicht ein Fußknöchel – die Frau soll keine Sklavin sein. Nicht ein Schädelknochenstück – die Frau soll nicht über den Mann herrschen.
Es soll eine Beziehung der Liebe des Herzens sein. Darum hat Gott es so gemacht.
Nach der Operation fehlte Adam etwas, nicht Eva. Er musste auf die Suche gehen nach dem Verlorenen, denn Gott verschloss die Stelle nicht mit einem Knochen, sondern nur mit Fleisch.
Die Rabbiner haben erklärt, dass das bedeutet: Der Mann soll die Frau suchen, nicht umgekehrt.
Der Mensch sieht die Frau, die ihm entsprechend von Gott gegeben ist, als Ehefrau. Da sprach der Mensch:
„Nun ist dieses Mal Knochen von meinen Knochen und Fleisch von meinem Fleisch. Diese soll man Frau nennen, denn vom Manne wurde sie genommen.“
Das ist auf Hebräisch ein Gedicht. Es ergibt den Namen seiner Frau: „Ischa“ – „Männin“, weil es ähnlich klingt wie „Mann“ („Isch“). „Ischa“ ist das normale Wort für Frau in der Bibel.
Weil es so ähnlich klingt wie „Mann“, hat man es hier übersetzt mit „Männin von dem Manne genommen“.
Mose erklärt dann: Darum verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter und hängt an seiner Frau, und sie werden ein Fleisch.
Mose leitet daraus den Grundsatz ab: Weil Adam und Eva ein Fleisch waren, so hat Gott sie geschaffen, so ist Gottes Wille, dass Mann und Frau in der Ehe ein Fleisch werden.
Die Reihenfolge ist wichtig: Vater und Mutter verlassen kommt zuerst, dann das „Anhängen“ – wörtlich „Wackeln“ oder „Ankleben“ –, eine Herzensbeziehung, die Beziehungsfähigkeit braucht. Erst danach kommt das „ein Fleisch werden“.
Wir sind mit der Zeit durch. Ich muss hier stoppen, obwohl es noch viel Interessantes gäbe.
Man kann sich zu Hause noch intensiver mit der tieferen Bedeutung von 1. Mose 2 beschäftigen und den Hinweisen auf Adam und Eva als bildlicher Hinweis auf Christus und seine Gemeinde nachgehen.
Durch die Öffnung der Seite Adams entstand Eva, und durch die Öffnung der Seite von Jesus Christus – Johannes 19,34: Ein Soldat stach mit einem Speer in die Seite des Herrn, und Blut und Wasser kamen heraus – entstand die Gemeinde.
Wunderbar! Hier haben wir das Paradies auf Erden, ein Abbild des himmlischen Paradieses, und einen Hinweis auf Christus und die Gemeinde von Anfang an.
Epheser 5,30-32 bezieht sich direkt auf 1. Mose 2 und erklärt, dass hier das Geheimnis verborgen ist: Christus, der Mann, und die Gemeinde, seine geliebte Frau.
Den letzten Abschnitt kann man zuhause noch weiter studieren.
Ich habe gezeigt, dass das Paradies eigentlich einen Tempelbezirk darstellt. Wie der Tempel abgetrennt war, so war auch der Garten abgetrennt.
Der Eingang zum Paradies war im Osten, ebenso war bei der Stiftshütte der Eingang von Osten her. Der Tempel stand immer auf einem Berg, dem Tempelberg.
Dann kommt ein Strom aus Eden. Im Buch Hesekiel, Kapitel 47, wird beschrieben, dass eine Quelle und ein Strom aus dem Tempel entspringen.
Im Paradies gab es Bäume und Blumen, und schon im Salomontempel, wie in Hesekiel 40 und 41 beschrieben, werden im Tempel aufbrechende Blumen und Palmen dargestellt.
Im Garten Eden war Gottes Gegenwart ganz speziell. 1. Mose 3,8 sagt, dass Gott im Garten wandelte.
So haben wir im Tempelbezirk die Gegenwart Gottes.
Dann gibt es die Cherubim, diese Thronwächterengel, die den Baum des Lebens bewachen (1. Mose 3,24). Diese Cherubim findet man in der Bibel erst wieder in 2. Mose 25 im Allerheiligsten der Stiftshütte.
Nach dem Sündenfall wurde der Zugang, der Ostzugang, zum Paradies versperrt. Im Tempel war der nach Osten gerichtete Eingang zum Allerheiligsten durch den Scheidevorhang getrennt, auf dem Cherubim abgebildet sind.
Wie der Tempel war auch der Garten Eden ein Ort der Sühnung und der Stellvertretung.
Das allererste Opfer für die Sünde wurde im Garten Eden geschlachtet, um die Blöße des sich vor Gott schämenden Menschen zu bedecken (1. Mose 3,21).
Das Paradies war ein Ort der Heiligkeit, so wie der Tempel.
Die Arbeit Adams wird beschrieben mit „bebauen“ und „bewahren“ – Awad und Shamar. Später werden genau diese Ausdrücke für den Gottesdienst verwendet.
Awad bedeutet bebauen und auch Gottesdienst üben, Shamar heißt beobachten und einhalten. Diese Begriffe werden an vielen Stellen verwendet, etwa in 3. Mose, im Zusammenhang mit dem Einhalten der Gebote und dem Gottesdienst.
Also ist das Paradies wirklich ein Abbild des himmlischen Heiligtums, des himmlischen Paradieses.
Nun müssen wir schließen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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