Wir stehen in Matthäus 26 und lesen die Verse 69 bis 75. Es geht um die Verleugnung durch Petrus. Darauf wurde ja bereits eingegangen. Nun ergänzen wir noch einige Punkte, die damals noch nicht betrachtet wurden. Danach werden wir mit Kapitel 27 weitermachen.
In den ersten beiden Versen von Kapitel 27 geht es um den kurzen Prozess im Sanhedrin. Das war der offizielle Prozess, der jedoch durch die illegalen nächtlichen Verhandlungen vorbereitet wurde. Deshalb konnte er in großer Eile durchgeführt werden.
In Vers 3 und den folgenden Versen geht es um Judas und sein Versagen. Wir haben also zwei Jünger, die auf besondere Weise versagt haben: Petrus und Judas. Doch wir werden sehen, dass die Ergebnisse in beiden Fällen ganz unterschiedlich sind.
Darf ich bitten, Christian?
Petrus aber saß draußen im Hof. Da trat eine Magd zu ihm und sprach: „Auch du warst mit Jesus, dem Galiläer.“ Er aber leugnete vor allen und sagte: „Ich weiß nicht, was du sagst.“
Als er dann in das Torgebäude hinausgegangen war, sah ihn eine andere Frau. Sie sprach zu denen, die dort waren: „Auch dieser war mit Jesus, dem Nazoräer.“ Wieder leugnete er mit einem Eid: „Ich kenne den Menschen nicht.“
Kurz darauf traten die Umstehenden herbei und sagten zu Petrus: „Wahrhaftig, auch du bist einer von ihnen. Deine Sprache verrät dich.“ Da fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören: „Ich kenne den Menschen nicht.“
Gleich darauf krähte der Hahn. Petrus gedachte des Wortes Jesu, der gesagt hatte: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Er ging hinaus und weinte bitterlich.
Vielen Dank. Wir schlagen in Kapitel 26 auf, wo der Herr Jesus noch am selben Abend nach der Passafeier Petrus vorausgesagt hat, dass er ihn verleugnen würde.
Christian, kannst du das bitte nachlesen, und zwar Kapitel 26, Verse 31-35?
Darauf spricht Jesus zu ihnen: „Ihr werdet euch alle in dieser Nacht an mir ärgern, denn es steht geschrieben: ‚Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.‘ Nachdem ich aber auferweckt sein werde, werde ich vor euch hingehen nach Galiläa.“
Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: „Wenn sich alle an dir ärgern werden, ich werde mich niemals ärgern.“
Jesus sprach zu ihm: „Wahrlich, ich sage dir, dass du in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, mich dreimal verleugnen wirst.“
Petrus spricht zu ihm: „Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.“
Ebenso sprachen auch alle Jünger. Vielen Dank!
Der Herr sagt also diese dreifache Verleugnung voraus und gibt ein Zeichen: Der Hahn wird krähen.
Wir haben nun am Anfang in den Versen 69 bis 75 gelesen, wie genau dies in Erfüllung ging. Das Krähen des Hahnes war sehr wichtig, denn in diesem Moment wurde Petrus bewusst, dass der Herr ihm dies vorausgesagt hatte.
Dieser Hahnenschrei war entscheidend für seine Einsicht, Umkehr und Reue. Deshalb lesen wir in Vers 75: „Und Petrus erinnerte sich an das Wort Jesu, der gesagt hatte: ‚Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.‘ Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“
Matthäus hat dies so festgehalten, weil dieser Hahnenschrei eine große Bedeutung hatte. Allerdings gab es eigentlich zwei Hahnenschreie, was die Sache etwas komplizierter macht.
Schlagen wir Markus 14 auf. Markus 14,29-31:
Jesus spricht zu ihnen: „Ihr werdet euch alle ärgern; denn es steht geschrieben: ‚Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden.‘ Aber nachdem ich erweckt sein werde, werde ich euch voran nach Galiläa gehen.“
Petrus aber sprach zu ihm: „Wenn sich auch alle ärgern werden, ich aber nicht.“ Jesus antwortete ihm: „Wahrlich, ich sage dir, dass du heute in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, mich dreimal verleugnen wirst.“
Er aber sprach nachdrücklich: „Wenn ich auch mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.“ Ebenso sprachen auch alle anderen.
Hier spricht der Herr also vom zweimaligen Krähen des Hahns und dem dreimaligen Verleugnen. Nun sehen wir, wie sich das erfüllt hat, in Markus 14,66-72. Möchten wir diesen Abschnitt noch einmal lesen? Gerne.
„Und als Petrus unten im Hof war, kam eine von den Mägden des Hohenpriesters. Als sie Petrus sich wärmen sah, blickte sie ihn an und sprach: ‚Auch du warst mit dem Nazarener Jesus.‘ Er aber leugnete und sprach: ‚Ich weiß nicht und verstehe auch nicht, was du sagst.‘ Und er ging hinaus in den Vorhof.
Als die Magd ihn sah, fing sie wieder an, zu den Dabeistehenden zu sagen: ‚Dieser ist einer von ihnen.‘ Er aber leugnete wieder. Kurz darauf sagten die Dabeistehenden erneut zu Petrus: ‚Wahrhaftig, du bist einer von ihnen, denn du bist auch ein Galiläer.‘
Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: ‚Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet.‘ Und sogleich krähte zum zweiten Mal der Hahn. Petrus gedachte des Wortes, wie Jesus zu ihm gesagt hatte: ‚Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.‘ Und er begann zu weinen.“
Danke. Hast du beim Lesen Vers 68 ausgelassen? Lesen wir noch einmal Vers 68:
Eine Fußnote weist darauf hin, dass mehrere alte Handschriften hinzufügen: „und der Hahn krähte.“
Ah ja, genau: „Ich weiß nicht und verstehe auch nicht, was du sagst.“ Und er ging hinaus in den Vorhof, und der Hahn krähte.
Ja, das gehört dazu. Auch im Ehrheitstext ist diese Stelle mit dabei.
Also zuerst verleugnet Petrus, dann kräht der Hahn zum ersten Mal. Anschließend verleugnet er nochmals, und nach dem dritten Mal kräht der Hahn erneut. Genau so berichten es die Evangelisten.
Das ist vergleichbar mit einem heutigen Autounfall: Jemand sieht das Geschehen vom Balkon im dritten Stock, eine andere Person steht auf dem Bürgersteig, und weitere Zeugen beobachten das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven. Danach müssen alle berichten, was sie gesehen haben. Besonders wichtig ist dies, wenn ein krimineller Vorfall vorliegt. Es ist normal, dass Zeugen nicht in jedem Detail übereinstimmen, weil sie unterschiedliche Blickwinkel haben und deshalb Verschiedenes berichten.
Vor Gericht ist es heute entscheidend, Zeugen zu haben, die sich in Details unterscheiden. Solche Zeugenaussagen sind glaubwürdig. Wenn jedoch alle Zeugen genau dasselbe sagen, muss man vermuten, dass sie sich abgesprochen haben.
Bei den Evangelien verhält es sich ähnlich: Die vier Evangelisten berichten nicht wortwörtlich gleich, sondern es gibt viele Nuancen. Diese Nuancen machen die Evangelien reich und bedeutsam. Sie tragen oft eine besondere Bedeutung im Zusammenhang mit der Hauptbotschaft, die jedes Evangelium vermittelt. Deshalb wird der Akzent unterschiedlich gesetzt.
Markus betont zum Beispiel, wie es wirklich war: Der Herr spricht von zweimal Krähen und erklärt, wie es tatsächlich geschah. Matthäus hingegen hebt hervor, dass nach der dreimaligen Verleugnung durch Petrus der Hahn kräht. Dieser zweite Hahnenschrei war entscheidend, damit Petrus zur Einsicht kam.
Auch in Markus lesen wir, dass Petrus beim Wahrnehmen des Hahnenschreis weinte. Der erste Hahnenschrei reichte noch nicht aus; sein Herz war noch nicht berührt. Es hätte sein können, dass er nach dem ersten Krähen sofort zusammenbricht, aber es gab noch eine gewisse Verhärtung. Diese dauerte bis zum dritten Mal, als der Hahn erneut kräht. Erst dann brach Petrus zusammen und zeigte echte Reue. Und...
Darum, das haben wir früher schon besprochen, erwähne ich es hier nur noch kurz. Der Herr hat Petrus wirklich eine völlige Wiederherstellung geschenkt. Diese Trauer von Petrus war eine echte innere Umkehr.
Der Herr ist ihm als erstem Mann nach der Auferstehung erschienen. Frauen erschienen ihm zwar früher, aber der erste Mann, der den Auferstandenen sehen durfte, war Petrus. Das wird in Lukas 24 ganz kurz in einem Vers erwähnt und natürlich auch in 1. Korinther 15, wo die Zeugen aufgelistet werden.
In Lukas 24 wird jedoch nicht gesagt, was der Herr mit Petrus gesprochen hat. Es war ein ganz persönliches Gespräch, um Petrus aus dem Loch herauszuholen, in das er durch seine Buße gefallen war. Aber das allein reichte noch nicht.
Später musste der Herr, wie wir in Johannes 21 lesen, im Kreis der Jünger nochmals auf dieses Thema mit Petrus eingehen. Er fragte ihn dreimal, ob Petrus ihn wirklich liebt. Dabei hat der Herr Petrus auch vor den anderen Jüngern richtig wiederhergestellt und ihm den Auftrag zum Hirtendienst gegeben.
Gerade durch diese schwere Erfahrung und die Enttäuschung über sich selbst war Petrus auf besondere Weise ausgerüstet. So konnte er barmherzig in der Seelsorge als Hirte mit den Schafen der Herde umgehen und sie gut verstehen.
Ja, aber jetzt, worauf ich hinaus will: Hier kommt das eigentliche Problem.
In Johannes 13,38 befindet sich der Herr noch im Obersaal auf dem sogenannten Zionsberg, der übrigens ganz nahe beim Palast von Kajafas liegt. Dort sagt er: „Willst du dein Leben für mich lassen?“ Und weiter: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.“
Jetzt haben wir aber ein Problem. Die Evangelien nach Matthäus und Markus lassen sich gut zusammenbringen. Matthäus betont, dass die Verleugnung dreimal erfolgt, und danach wird der Hahn krähen. Das passt gut zusammen, auch wenn bereits nach der ersten Verleugnung ein Hahn krähte.
Doch hier in Johannes steht: „Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.“ Wie lässt sich das auflösen?
Das ist halt anders ausgedrückt, unterm Strich ist es ja dasselbe.
Ja, aber wenn gesagt wird, der Hahn wird erst dann krähen, überhaupt krähen, wenn eine dreifache Verleugnung geschehen ist, aber nach der ersten Verleugnung gab es schon einen Hahnschrei, das ist das Problem.
Wir haben hier einen aggressiven Aorist. Woher hast du das? Aus der Uhr.
Es ist so, wirklich, ich mag mich erinnern, das war heute vor 45 Jahren, also schon eine Weile her, und da hat mich einer gefragt, wie man das zusammenbringt, die verschiedenen Berichte.
Dann habe ich ihm gesagt: Ja, gib mir ein bisschen Zeit und wollte nicht sofort etwas sagen. Daraus wurden ein paar Jahrzehnte. Das ist nicht üblich, aber einfach mal als Beispiel, das kann schon mal so sein.
Und ich habe natürlich jahrzehntelang die Literatur beigezogen, was wird vorgeschlagen, da und dort und dort und von dem und von jenem als Lösung. Das war alles unbefriedigend, alles unbefriedigend.
Und plötzlich kam mir mal die Idee: Wow, das ist ja ein Aorist hier in Johannes 13,38. Lesen wir nochmals bitte:
„Dein Leben willst du für mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.“
Ja, und dieser Ausdruck „verleugnet hast“ ist eben im Griechischen ein Aorist. Das ist die Verbform, die ausdrückt, dass eine Handlung als ein Punkt gesehen wird.
Das kann man im Griechischen eben sehr präzise beschreiben, weil das griechische Verbalsystem so reich ist.
Im Altgriechischen hat man für ein Verb 450 Formen.
Also, wenn man konjugieren will, zum Beispiel „lyo“ – lösen:
Lyo – ich löse,
Lyais – du löst,
Lyai – er löst,
Lyomen – wir lösen,
Lyete – ihr löst,
Luete – sie lösen.
Das ist mal das Präsens. Es sind schon mal sechs Formen, und jetzt noch eben über 440 Formen dazu.
Und nicht einfach so umschrieben wie im Deutschen „Ich habe gelöst“, das ist das Verb „haben“ und „gelöst“ als Partizip zusammengesetzt.
Nein, die haben für alles eine Verbform. Man sagt eben synthetische Formen, und das ist fantastisch.
Dieser Reichtum der griechischen Sprache hat Gott eben eingesetzt, um das Neue Testament zu schreiben.
Darum ist das Neue Testament eben auf Griechisch geschrieben worden, weil man sich so präzise ausdrücken kann.
Und gerade die Lehre des Neuen Testaments musste eben so präzise beschrieben werden. Darum hat Gott das Griechische gewählt.
Für das Alte Testament hat er das Hebräische gewählt.
Das ist eine Sprache, die eben sehr bilderreich ist und durchsichtig in ihrer Struktur.
Fast alles kann man auf dreikonsonantige Wurzeln zurückführen, und so wird die Herkunft der Wörter so leicht durchsichtig und bilderreich, muss ich sagen.
Das ist ideal gewesen, um eben in Bildern und Vorschattungen auf den Messias hinzuweisen.
Aber im Neuen Testament ist Griechisch eine ganz präzise Sprache im Ausdruck, um eben die Erfüllung all der Verheißungen im Alten Testament präzise, lehrmäßig und feststehend zu beschreiben.
Ja, jetzt eine lange Rede kurzer Sinn: ein Aurist, also ein Punkt.
Es gibt andere Formen, die ausdrücken, dass eine Handlung andauert oder wiederholt wird, den sogenannten Durativ. Darüber hinaus gibt es sogar einen Resultativ. Das bedeutet, eine Handlung wird als ein Punkt in der Vergangenheit gesehen, der aber ein Resultat herbeigeführt hat. Zum Beispiel: Christus ist auferstanden. Das ist ein Resultativ im Griechischen Neuen Testament. Es bedeutet, Christus ist auferstanden, und jetzt besteht das Resultat: Er lebt. Er lebt, ist da und lebt.
Um das noch verständlicher zu machen, gerade im Vergleich zwischen Durativ und Punktual: Im Englischen kann man das gut umschreiben. Dort gibt es zwar keine einzelnen Formen, aber sie haben das mit der Zeit aus dem Altenglischen heraus entwickelt, indem sie sehr kreativ in der Syntax, also im Satzbau, waren. Zum Beispiel kann ich sagen: I was reading when the telephone rang. Was heißt das? Ich war am Lesen, also fortdauernd am Lesen, man sieht förmlich die Zeit, die fürs Lesen beansprucht wird. Und dann, an einem bestimmten Punkt, klingelte das Telefon. I was reading – durativ –, while the telephone rang – punktual.
Hier haben wir also ein Punktual.
Es gibt verschiedene Untertypen von Aurist, einer davon ist der ingressive Aurist. Dabei wird bei einer Handlung der Beginn betrachtet, also der Punkt, an dem eine Handlung einsetzt.
Der Sinn ist hier folgender: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, der Hahn wird nicht krähen, bis du ansetzt, mich dreimal zu verleugnen. Das ist der Punkt.
Und tatsächlich bist du in dem Moment, als Petrus von dieser Frau in Bedrängnis gebracht wird – es war übrigens ziemlich drastisch. Können wir noch einmal nachschlagen, um zu zeigen, wie es sich lohnt, die Bibel genau zu lesen?
Markus 14,66: Als Petrus unten im Hof war, kommt eine der Mägde des Hohen Priesters. Als sie Petrus sich wärmen sieht, blickt sie ihn an und spricht. Sie spricht ziemlich oberflächlich mit Leuten, aber sie hat bewusst Augenkontakt mit Petrus aufgenommen. Dann sagt sie: „Auch du warst mit dem Nazarener Jesus.“
Er verleugnet. Das bringt ihn wirklich in Bedrängnis. Dann sagt er: „Nein, ich weiß nicht, ich verstehe auch nicht, was du sagst.“ Danach kam der erste Hahnschrei. Da hätte er merken müssen: Was habe ich da begonnen? Jetzt wird es weitergehen.
Der Herr hat gesagt: Der Hahn wird nicht krähen, bis du ansetzt, mich dreimal zu verleugnen. Und das hat er beim ersten Mal getan. Der Hahn schreit, aber bei den weiteren Versuchungen fällt er nochmals, und es wird immer schlimmer.
Am Schluss lesen wir in Vers 71: Beim dritten Mal flucht er sogar. Das heißt, er spricht einen Fluch aus: „Wenn das nicht stimmt, was ich sage, ich kenne Jesus von Nazaret nicht, dann soll der Fluch Gottes mich treffen.“ Das ist absolut krass, was er gemacht hat.
Dann schwört er sogar noch im Namen Gottes. Er hat einen Fluch auf sich herabgerufen und das mit einem falschen Eid bekräftigt. Danach kommt der zweite Hahnschrei, und dann bricht er zusammen. Für ihn brach eine Welt zusammen.
Was uns dadurch gezeigt wird, ist: Es gibt immer einen Weg zurück. Aber man muss diesen Weg gehen. Das ist der Punkt.
Und wir werden jetzt gleich auch den Kontrast zu Judas sehen. Gehen wir doch zurück zu Matthäus. Es war mir einfach wichtig, zu zeigen, wie man diesen Konflikt auflöst.
Ungläubige, die die Bibel als Gotteswort ablehnen, sagen oft: „Ja, klar, Widerspruch in der Bibel.“ Doch wer das nicht glaubt, studiert einfach 45 Jahre weiter, bis er den aggressiven Aorist an dieser Stelle in seiner Bedeutung entdeckt oder aufdeckt.
Gehen wir weiter zu Matthäus 27. Dort sehen wir, dass am Morgen, als die Sonne über dem Ölberg aufging, der offizielle Prozess des Sanhedrins gegen Herrn Jesus begann – in der königlichen Säulenhalle im Tempel. Alles wurde sehr schnell durchgezogen, das Ziel war klar: Er sollte zu Tode gebracht werden.
Wir haben gesehen, dass dieser Prozess vollkommen illegal war. Über zwanzig Gesetzesbrüche wurden dabei in frevelerischer Art begangen. Das Ziel war einfach: Er muss sterben. Da das Judentum damals kein Recht mehr auf die Todesstrafe hatte – dieses Recht war den Römern entzogen – überlieferten sie ihn Pontius Pilatus, damit dieser ihr Todesurteil ausführen würde.
Im Weiteren werden wir sehen, dass sich plötzlich die ganze Argumentation der Anklage ändert. Zuvor, im Haus von Caiaphas, wurde festgehalten, dass Jesus gelästert habe und sich als Messias bezeichnete, obwohl er es nicht sei. Doch mit diesen Argumenten gingen sie nicht zu Pontius Pilatus. Der hätte gesagt: „Das interessiert mich überhaupt nicht.“
Hier sehen wir, wie das vor Gericht funktionieren kann: Man versucht zu tricksen und Wege zu finden. Wenn das nicht passt, dann eben anders. Das zeigt die Verdorbenheit des Menschen.
Jetzt gehen wir aber weiter zu Judas in Vers 3. Lies du nochmals Vers 3: „Als nun Judas, der ihn überliefert hatte, sah, dass er verurteilt wurde, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten zurück und sagte: ‚Ich habe gesündigt, denn ich habe schuldloses Blut überliefert.‘ Sie aber sagten: ‚Was geht das uns an? Sieh du zu!‘“
Bis dahin also ein anderer Jünger, der in derselben Nacht völlig versagt hatte. Er hat den Herrn nicht verleugnet, aber er hat ihn überliefert, um damit Geld zu machen: dreißig Silberlinge.
Der Ausdruck „Silberlinge“ kann eine Doppeltrachme bedeuten. Das war das, was man als Tempelsteuer jedes Jahr bezahlen musste. Matthäus 17 spricht davon. Petrus ging ja noch fischen im See Genezareth und hat dann eine Doppeltrachme im Mund eines Fisches gefunden, den er mit der Angel heraufgeholt hatte. Das war genau der Wert von einer Tetradrachme, also dem Wert von zwei Doppeltrachmen. Damit konnte er die Tempelsteuer für sich und für den Herrn bezahlen.
Beide Silberstücke waren also möglich, um die Tempelsteuer zu bezahlen. Eine Doppeltrachme entspricht ungefähr zwei Arbeitstagen eines Arbeiters. Eine Drachme entspricht etwa einem Denar, und aus Matthäus 20 lernen wir im Gleichnis, dass ein Denar der Lohn eines Arbeiters für einen Tag ist.
Wenn wir von einer Doppeltrachme ausgehen, hat Judas also Geld für sechzig Arbeitstage erhalten. Das sind doch ein paar tausend Franken. Es ist aber auch möglich, dass hier mit der Tetradrachme gerechnet wird. Dann wäre es das Doppelte, also hundertzwanzig Arbeitstage.
Dieses Geld hat ihn so verlockt, dass er sich gegen den Herrn stellte und ihn auf schändliche Art und Weise überlieferte – wie wir schon betrachtet haben. Nun sehen wir aber, dass es ihm reut. Diese Gefühle sind ähnlich wie bei Petrus, aber das Ergebnis ist ganz anders. Wir haben gesehen, dass Judas sich schließlich erhängt, in Vers 5.
Ein Bibelvers hilft uns in dieser Sache, die zwei Männer, Petrus und Judas, zu unterscheiden: 2. Korinther 7,10. Der Apostel erklärt dort: „Denn die Betrübnis nach Gottes Sinn bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil, die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod.“
Ja, beide waren betrübt, Petrus und Judas, aber es war nicht dieselbe Art von Betrübnis. Bei Petrus führte diese Betrübnis wirklich zu einer Buße, die nie bereut wird. Buße bedeutet hier ein echtes Umkehren von der Sünde, ein echtes Verurteilen der Sünde, auch vor Gott. Buße Gott gegenüber ist das Bekenntnis der Sünde. So sagt es auch 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen“ – übrigens ein Durativ, also „wenn wir immer wieder unsere Sünden bekennen“ – „so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt, immer wieder reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Ja, es braucht Betrübnis, aber die richtige Betrübnis, die dazu führt, dass man die Sünde wirklich dem Herrn bekennt und dann auch Vergebung empfängt. Es gibt aber auch die Betrübnis der Welt, die den Tod bewirkt.
Ganz wichtig ist auch Matthäus 27,3, wo es heißt: „Er reute ihn.“ Das griechische Wort hierfür ist Metamelomai, was „bereuen“ bedeutet. Aber das ist nicht dasselbe wie Metanoeo. Metanoeo ist das neutestamentliche Wort für Buße tun. Das heißt, traurig sein über die Sünde, die Sünde verabscheuen und sie Gott bekennen.
Doch das war es bei Judas nicht. Es war nur Reue. Er dachte: „Oh, andere Male habe ich mich immer wieder befreit.“ Man versuchte ihn zu fangen, aber immer wieder kam er irgendwie davon. Diesmal aber sieht er, dass es weitergeht. Der Prozess wird durchgeführt, und alles läuft weiter bis zur Kreuzigung. Plötzlich merkt er: „Was habe ich eigentlich angerichtet?“
Typisch ist nun, zu wem er geht: Er bekennt seine Sünde – aber wem? Den hohen Priestern. Das heißt in der Mehrzahl, er geht zu den führenden Priestern und Ältesten. Er bekennt seine Sünde bei den Priestern. Schockierend, nicht wahr? Wie viele Menschen gehen zum Priester und bekennen ihre Sünden? Das hat Judas auch gemacht, aber das hat seine Schuld nicht weggenommen.
Petrus hingegen ging mit seiner Schuld zum Herrn, und dann wurde sie weggenommen. Wir müssen nicht zum Priester gehen, sondern zum Herrn. Judas wählte also genau den falschen Weg und ging zu den Priestern. Was für Hirten waren das? Sie sagten: „Was geht uns das an?“ Sie wurden nur gebraucht, um eine Möglichkeit zu schaffen, die Verhaftung heimlich durchzuführen, damit das Volk nicht involviert wird und keinen Aufstand begeht. Aber jetzt war es ihnen völlig egal, wo Judas steckt, und sie ließen ihn fallen – so grausam, wie man einen Menschen fallen lässt, der wirklich in Not ist.
Judas aber ging auch an diesem Punkt nicht zum Herrn, und das ist das Problem. Wäre er zum Herrn gegangen, wäre er angenommen worden. Und genau das ist auch das Problem, das im Hebräer 6 und 10 beschrieben wird.
Wie viele E-Mails bekommen wir? Sagt einer: „Ich habe wahrscheinlich da das Begangen, ich habe irgendwie gelästert und in Gedanken.“ Und wenn man dann nachfragt, wissen sie nicht einmal genau, ob es wirklich geschehen ist. „Ja, ich glaube, es kam mir so der Gedanke, aber jetzt gibt es wahrscheinlich für mich keine Vergebung mehr.“
Da muss man sagen: Nein! In Hebräer 10 geht es um Menschen, die Christus wirklich endgültig verwerfen, die ihn gar nicht wollen. Können wir kurz mal aufschlagen? Hebräer 10,26:
„Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Schlachtopfer für Sünder mehr übrig, sondern ein furchtbares Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird.“
Weiter heißt es: „Hat jemand das Gesetz Moses verworfen, stirbt er ohne Barmherzigkeit auf zwei oder drei Zeugen hin. Wie viel schlimmere Strafe meint ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt wurde, für gemein erachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat? Denn wir kennen den, der gesagt hat: ‚Mein ist die Rache, ich will vergelten‘, und wiederum: ‚Der Herr wird sein Volk richten.‘ Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“
Es gibt also immer wieder Kinder Gottes, die das lesen und diese Worte gegen sich selbst verstehen. Das ist ein Problem, wenn man beginnt, die Bibel gegen sich zu lesen, an Stellen, an denen die Bibel uns gar nicht meint. Dann sagen sie: „Ja, ich habe mit Willen gesündigt.“ Ja, Petrus auch. Er hat den Herrn verleugnet, und dann kam der Hahnschrei. Das hat ihm etwas in Erinnerung gerufen, aber er hat den Herrn nochmals verleugnet.
Mit „mit Willen sündigen“ ist hier ganz bewusst Christus ablehnen und verwerfen gemeint. Das wird in Vers 29 ausgeführt: „Wie viel schlimmere Strafe meint ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt worden ist, für gemein erachtet hat und den Geist der Gnade geschmäht hat?“ Also ganz bewusst Christus ablehnen.
Dann wird erklärt, dass es keine andere Möglichkeit für Vergebung gibt. Es gibt nur das Opfer des Herrn Jesus. Wenn man das ablehnt, dann gibt es keine Vergebung mehr – dann bleibt nur noch das Gericht.
Aber wenn jemand sagt: „Ja, ich habe früher den Herrn abgelehnt und dann eine Umkehr erlebt“, könnte man ganz konkret zitieren, wo das geschehen ist. Jesus sagt in Johannes 6: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“ Wo steht das? Johannes 6, genau. Schlagen wir auf. Das ist wichtig, weil man selbst mal in eine solche Situation kommen kann, in der man plötzlich wie ein Computer, der sich aufhängt, nur noch einen Gedanken im Kopf hat: „Diese Stelle spricht gegen mich.“ Was sagt Jesus?
Johannes 6, Vers 54 und vorher noch 51. Aber ich meinte die Stelle: „Wer zu mir kommt“, das ist Vers 37. Liest du?
„Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“
Also sprechen Hebräer 6 und Kapitel 10 von Menschen, die nicht mehr zum Herrn zurück wollen. Für diese gibt es keine Vergebung mehr. Aber die, die kommen, werden nicht abgelehnt. Der Herr sagt immer: „Wenn jemand kommt, dann wird er nicht abgelehnt.“
Darum, wenn jemand Busse tut, wird er angenommen – genauso wie Petrus. Obwohl ihm das nicht einfach so passiert ist. Beim ersten Mal kam er in Bedrängnis. Die Frau hat ihn wirklich in die Zange genommen, und dann schreit der Hahn. Aber er verleugnet den Herrn nochmals und nochmals, noch schlimmer, bis hin zur Verfluchung. Trotzdem wurde er angenommen.
Ich habe noch eine Andacht, und man könnte den Zusammenhang so sehen, dass Judas seine Tat eigentlich vorsätzlich begangen hat. Seine Einstellung zum Geld zeigt sich bereits in Johannes 12,5. Dort ärgerte er sich darüber, dass das Salböl hätte verkauft werden können.
Bei Judas war es also so, dass er sich im Herzen etwas vorgenommen hatte – er sündigte vorsätzlich oder mit „eroberner Hand“. Dagegen war Petrus eher der „Kitzige“, der im Affekt handelte. Er wollte das nicht, wurde aber dazu gedrängt. Vielleicht kannte er auch die Stelle in 3. Mose 5,4-6, wo es heißt, dass man, wenn man unbedacht schwört, noch ein Opfer bringen kann.
Das zeigt schon einen Unterschied: Judas lebte in der Geldliebe. Dennoch hätte auch er die Möglichkeit zur Umkehr gehabt. Beim letzten Mal haben wir gesehen, dass der Herr ihn anspricht mit den Worten: „Freund, wozu bist du gekommen?“ Das hätte sein Herz wirklich ergreifen müssen. In dieser Situation kommt Judas, um den Herrn hinterhältig zu verraten. Doch er nimmt diese Gelegenheit nicht wahr.
Der letzte Punkt ist, dass es die betrübnis der Welt ist, nicht die, mit der man zu dem Herrn Jesus kommt. Wer zu Jesus kommt, wird nicht hinausgestoßen. Aber wer nicht zu ihm kommt, der verspielt es selbst.
Und nun ist es so: In der Bibel finden wir noch mehr solche Menschen, die gesagt haben: „Ich habe gesündigt“, wie Judas. Doch bei ihnen war es nicht echt.
Wer kommt als nächstes? König Saul. Schlagen wir auf in 1. Samuel 15,30. Er war Gottes Wort gegenüber ganz offen ungehorsam. Dort heißt es: „Und er sprach: Ich habe gesündigt, aber ehre mich doch vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel und kehre mit mir um, dass ich den Herrn, deinen Gott, anbete.“
Was fällt bei diesem sündigen Bekenntnis auf? „Ich habe gesündigt.“ Schön, oder? Doch der Nachsatz „Nun ehre mich doch vor den Ältesten“ zeigt, dass kein innerer Zerbruch vorhanden war.
Saul sagt immer „Der Herr, dein Gott“ zu Samuel, aber nie „Der Herr, mein Gott“. Das zeigt, dass er keine persönliche Beziehung zu Gott hatte. Der Herr gab ihm weiterhin Gelegenheit, umzukehren. Aber auch später finden wir das nochmals bei ihm, zum Beispiel in Kapitel 26, Vers 21, wo er sagt: „Ich habe gesündigt.“ Doch auch hier war es nicht echt.
Und was geschieht am Schluss in 1. Samuel? Er bringt sich um. Schauen wir kurz nach in 1. Samuel 31, Vers 4, letzter Satz: „Da nahm Saul das Schwert und stürzte sich hinein.“ Das ist genau der Grundsatz: Die Betrübnis der Welt bewirkt den Tod.
Ein weiteres Beispiel ist Pharao. Schlagen wir auf in 2. Mose 9,27. Dort heißt es: „Das sandte der Pharao hin, ließ Mose und Aaron rufen und sagte zu ihnen: Diesmal habe ich gesündigt. Der Herr ist der Gerechte, ich aber und mein Volk sind die Schuldigen.“
Das klingt gut. Und wir finden keinen Nachsatz, der Schwierigkeiten macht. Er sagt einfach, er fleht zu dem Herrn, dass es genug sei mit dem Donner Gottes und dem Hagel. Dann will er das Volk ziehen lassen und sie sollen nicht länger bleiben. Das klingt ebenfalls gut.
Und trotzdem: Wie endet der Pharao? Er kommt im Roten Meer um. Auch hier gilt: Die Betrübnis der Welt bewirkt den Tod.
Nun können wir äußerlich nicht einmal unterscheiden, ob jemand wirklich gesündigt hat. Zum Beispiel: „Ich habe gesündigt.“ Gut. Aber schauen wir uns ein anderes Beispiel an.
Schlagen wir zuerst auf in 2. Samuel. David hat schwer versagt in der Sache mit Uriah und Batschewa. Er war monatelang, fast neun Monate lang, verhärtet und tat keine Buße. Im Psalm 32 beschreibt er, wie er innerlich völlig zerbrach und sich selbst aufrieb.
Doch als der Prophet Nathan ihn überführt hatte, heißt es in 2. Samuel 12,13: „Da sagte David zu Nathan: Ich habe gegen den Herrn gesündigt.“ Nathan antwortete: „So hat auch der Herr deine Sünde hinweggetan; du wirst nicht sterben. Nur weil du den Feinden des Herrn durch diese Sache Anlass zur Lästerung gegeben hast, muss auch der Sohn, der geboren ist, sterben.“ Dann ging Nathan zurück in sein Haus.
Das ist erstaunlich: David sagt, er habe gegen den Herrn gesündigt, und der Prophet sagt, seine Sünde sei weggetan. Wie ist das möglich? Nathan war ein Prophet Gottes und hatte die Weisung vom Herrn. Diese Buße war echt.
Gott sieht das Herz. Er prüft, ob die Umkehr wirklich von Herzen kommt oder nur äußerlich ist. Beim Pharao war es so, dass er nur wollte, dass die Plage weggeht. Sein Nachsatz zeigt das: Er wollte die Plage loswerden, aber es gab kein echtes Zerbrochensein vor dem Herrn.
Wenn die Buße echt ist, wie bei David oder Petrus, dann wird man angenommen. Das ist eine gute Nachricht für viele, die auf diesem Gebiet große Not und Sorgen haben.
Wenn wir nochmals zu Matthäus 27 zurückgehen, wurde auch das Beispiel von Esau erwähnt. Bei Esau lesen wir in Hebräer 12, dass er seine Sünde nicht bereut hat. Er sagt nicht einmal: „Ich habe gesündigt.“
In Hebräer 12,16-17 heißt es: „Dass nicht jemand ein Hurer oder ein Gottloser sei wie Esau, der für eine Speise sein Erstgeburtsrecht verkaufte. Denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen erben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obgleich er sie mit Tränen eifrig suchte.“
Esau hat das Erstgeburtsrecht verachtet, doch später hat ihn das doch gereut, und er hat geweint. Dieses Weinen war jedoch kein Weinen der Buße, sondern ein Weinen um den verlorenen Segen.
Ein wichtiger Hinweis zur Übersetzung in Vers 17: „Denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen erben wollte, verworfen wurde. Warum? Denn er fand keinen Raum zur Buße.“ Hier wird klar gesagt, dass er die Sünde Gott gegenüber nicht bereut hat, obwohl er mit Tränen eifrig den Segen suchte. Das „sie“ bezieht sich also auf den Segen, nicht auf die Buße.
Esau suchte nicht die Buße, sondern den Segen. Es ging ihm lediglich darum, dass ihn die Folgen seines Handelns schmerzten, nicht aber die Sache an sich. Er war es gleichgültig, Gottes Pläne und Gedanken mit dem Segen für Israel zu missachten. Das hat er nicht bereut, aber den Segen hätte er gern gehabt.
Ja, Carlo? Ich habe hier bei mir in der Elberwende eben das Wort „Sie“ und dann die Fußnote „Ihm“.
Dann heißt es hier, das griechische Fürwort kann sich sowohl auf „Segen“ als auch auf „Busse“ beziehen. Ja, und darum habe ich gesagt, man muss es eben mit „ihn“ übersetzen, weil es sich auf „Segen“ bezieht.
„Er hat den Segen gesucht“, sagt die Stelle, und für die Busse hat er keinen Raum gefunden. Dann wird die Sache stimmig in sich, sonst stimmt es nicht. Beim Übersetzen muss man nicht nur die Grammatik gut beachten, sondern auch den Inhalt berücksichtigen.
Darum geht es: Er wollte den Segen, aber die Busse nicht. Tränen sind noch kein Beweis für Busse.
Ja, jetzt machen wir Pause, zwanzig Minuten.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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