Einführung in das Studium des Lukasevangeliums
Wir haben in vielen Dutzenden von Stunden das gesamte Evangelium durchgearbeitet, alle Kapitel. Dabei muss man bedenken, dass das Lukas-Evangelium das längste aller Evangelien ist. Natürlich hat Lukas 24 Kapitel und Matthäus 28, aber wenn man die Verse zählt, sieht man, dass der Text von Lukas länger ist als der des Matthäusevangeliums.
Wir haben dabei nicht nur Vers für Vers den ganzen Text fortlaufend betrachtet, sondern auch immer wieder die Struktur angeschaut. Dabei haben wir festgestellt, dass das gesamte Evangelium aus zwei Teilen besteht. Im Laufe der Lektionen habe ich diese Teile manchmal unterschiedlich bezeichnet. Das hat sich im Studium so entwickelt. Jetzt möchte ich das alles vereinheitlichen, aber das kann man ja für sich selbst im Nachgang sowieso machen.
Vielleicht ist es am einfachsten, wenn wir den ersten Teil als A und den zweiten Teil als B bezeichnen. Der erste Teil beschreibt das Kommen des Messias, Jesus, in diese Welt. Der zweite Teil zeigt, wie er aus dieser Welt wieder weggeht in die himmlische Herrlichkeit, von wo er gekommen ist.
Wir haben weiter gesehen, dass der Heilige Geist das Lukas-Evangelium so inspiriert hat, dass Teil A aus fünf klar abgesetzten Abschnitten besteht, hier römisch I bis V. Dasselbe gilt auch für Teil B. Der Aufbau ist wunderbar: Jeder Teil ist in sich wieder zweigeteilt, und diese zwei Teile innerhalb des jeweiligen Abschnitts spiegeln sich gegenseitig wider.
Eine ständige Spiegelstruktur ist in jedem Abschnitt vorhanden. Wir haben erkannt, dass das einen Sinn hat. Denn immer entsprechen sich diese Abschnitte, die einander spiegeln. Ein Abschnitt legt den anderen aus oder beleuchtet ihn, sodass man besser versteht, wie er zu verstehen ist.
Grundprinzipien der Bibelauslegung und Inspiration
Und das ist ein Grundsatz überhaupt der Bibelbetrachtung, wenn wir 2. Petrus 1 aufschlagen. Edmund, könntest du uns 2. Petrus 1,20-21 vorlesen?
Es heißt dort, dass die Heilige Schrift nicht durch den Willen eines Menschen hervorgebracht wurde, sondern von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist. Hier erklärt Petrus, dass die Heilige Schrift vom Heiligen Geist inspiriert ist.
Dann folgt ein wichtiger Grundsatz, der sogar Priorität hat in dem, was wir wissen. Er sagt: „Indem ihr zuerst dieses wisst, dass keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist.“ Das bedeutet, kein Abschnitt in der Bibel, der eine Offenbarung oder Weissagung von Gott ist, legt sich selbst aus.
Das heißt, wenn wir nur einzelne Abschnitte der Bibel hätten, könnten wir sie nicht vollständig verstehen, weil eben kein Abschnitt der Schrift, keine Weissagung der Schrift sich selbst auslegt. Wir brauchen die anderen Abschnitte der Schrift, und so werden durch den Vergleich die Dinge immer klarer. Ein Abschnitt legt den anderen aus.
Das zeigt auch, warum es so wichtig ist, Bücher wie das Lukasevangelium zusammenhängend und ganz zu studieren. Aber auch das würde nicht ausreichen, denn selbst das Lukasevangelium würde sich noch nicht vollständig selbst auslegen. Doch zum Teil geschieht das durch entsprechende Abschnitte, und das gilt für die ganze Bibel.
Wir brauchen die ganze Bibel, um das Lukasevangelium zu verstehen. Darum haben wir ja gesehen, dass wir nicht einfach nur Lukas studiert haben, sondern wir haben alle möglichen biblischen Themen der ganzen Heiligen Schrift im Zusammenhang mit dem Lukas-Studium betrachtet.
Dazu noch ein schöner Vers aus Daniel 12, der dieses Prinzip vom Hin- und Hergehen beim Lesen beschreibt, wie wir das ständig gemacht haben durch den Vergleich von diesem Abschnitt mit jenem. In Daniel 12,4 heißt es:
„Du aber, Daniel, halte die Worte geheim und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden suchend umherstreifen, und die Erkenntnis wird sich mehren.“
Hier wird sogar gesagt, dass das Buch Daniel zur Zeit Daniels noch nicht vollständig verstanden werden konnte. Natürlich hat Daniel vieles verstanden, aber auch vieles noch nicht. Es wird ihm hier gesagt, dass dieses Buch ein verschlossenes Buch bis in die Endzeit ist.
Dann wird Gott es völlig öffnen für die Gläubigen. Dabei heißt es: Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren. Edmund, kannst du es noch einmal lesen? In der revidierten Elberfelder Übersetzung heißt es: „Viele werden suchend umherstreifen, die Erkenntnis wird sich mehren.“
Suchend umherstreifen – und die Erkenntnis wird sich mehren. In der CSV Hüggeswagen Elberfelder ist es mit „durchforschen“ übersetzt, und das hebräische Wort „Jeschotte“ bedeutet effektiv „hin und her gehen“.
Das hat nichts mit Weltreisen zu tun. Es gab schon die ulkige Auslegung, dass in Daniel 12 vorausgesagt wird, dass in der Endzeit die Leute in der ganzen Welt herumreisen würden – sagen wir von Thailand und zurück. Ich sage das nur, weil gerade jemand aus Thailand da ist.
Das ist so ein kleiner Sprung und dann wieder zurück. Nein, das hat nichts damit zu tun. Viele werden es durchforschen, das heißt, in der Heiligen Schrift hin und her gehen.
Das ist wichtig: Man kann das Buch Daniel nicht einfach so lesen, sondern man muss vergleichen mit Hesekiel, dann, wenn man in Daniel 7 ist, vergleichen mit Daniel 2, dann mit der Offenbarung und wieder zurück nach 1. Mose. So geht das hin und her, und dadurch mehrt sich die Erkenntnis.
Darum ist genau dieses Grundprinzip, das wir angewandt haben, so wichtig: Schrift legt Schrift aus, und man muss ständig hin und her gehen.
Beginn des Evangeliums: Das Kommen des Messias im Tempel
Jetzt schlage ich vor, dass wir uns bei den verschiedenen Abschnitten, die wir hier in der Übersicht betrachten, immer wieder stellvertretend einige Verse erklärend vorlesen.
Zu Beginn, Edmund, liest du uns bitte Lukas 1,5?
„Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, ein Priester mit Namen Zacharias aus der Abteilung des Abia. Und seine Frau gehörte zu den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth.“
Dann bitte weiter mit den Versen 8 und 9:
„Es geschah aber, als er in der Ordnung seiner Abteilung den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtete, traf ihn nach der Gewohnheit des Priestertums das Los, in den Tempel des Herrn zu gehen, um zu räuchern.“
Ja, mal bisher hierher. Jetzt sehen wir: Das Lukasevangelium beginnt in Jerusalem mit dem Tempel. Kein anderes Evangelium beginnt so. In Matthäus ist das nicht der Fall, ebenso wenig bei Markus oder Johannes.
Aber jetzt fällt noch etwas auf: Dieses Evangelium endet ebenfalls mit dem Tempel in Jerusalem. Das ist nicht bei allen anderen Evangelien so. Nur bei Lukas ist das der Fall.
Nachdem die Himmelfahrt beschrieben ist, in Lukas 24,50-51, lesen wir die zwei letzten Verse:
„Und sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude, und sie waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“
Das Evangelium endet also mit dem Tempel. So besteht ein Zusammenhang zwischen dem ersten und dem letzten Teil.
Ich habe den allerersten Teil, Kapitel 1 und 2, überschrieben mit „Das Kommen des Messias“. Das haben wir damals gesehen, das ist das große Thema, das in diesen zwei Kapiteln vorgestellt und abgeschlossen wird.
Aber wir haben auch gesehen, dass der allerletzte Teil den Weggang des Messias behandelt und mit der Himmelfahrt endet. Er geht zurück in die Herrlichkeit, dorthin, wo er hergekommen ist.
Es beginnt also mit dem Tempel und endet mit dem Tempel.
Im ersten Teil haben wir noch mehr vom Tempel. Können wir noch einmal Lukas 2 aufschlagen?
Wenige Wochen nach der Geburt des Herrn Jesus gingen die Eltern Maria und Joseph zum Tempel, um den Erstgeborenen darzubringen.
Edmund, liest du bitte Lukas 2,27?
„Und er kam durch den Geist in den Tempel, und als die Eltern das Kindlein Jesus hereinbrachten, um mit ihm nach der Gewohnheit des Gesetzes zu tun, nahm auch er es auf seine Arme, lobte Gott und sprach.“
Der Herr Jesus wird also als Kind im Tempel Gott dargebracht, als Erstgeborener.
In den weiteren Versen lesen wir auch von Anna, der Prophetin, die ständig im Tempel war (Vers 37).
Dann, im letzten Abschnitt von Kapitel 2, Vers 41, lesen wir:
„Und seine Eltern gingen alljährlich am Passafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach der Gewohnheit des Festes. Und als sie die Tage vollendet hatten, blieb bei ihrer Rückkehr der Knabe Jesus in Jerusalem zurück.“
Wo blieb er zurück? In Vers 46 heißt es:
„Und es geschah, dass sie ihn nach drei Tagen im Tempel fanden, wo er inmitten der Lehre saß, ihnen zuhörte und sie befragte.“
Jawohl, der Tempel ist ganz wichtig. Hier wird gezeigt, dass im Tempel alles begann – mit dem Vorläufer des Messias.
Dort hat der Engel Gabriel dem Vater Zacharias die Geburt des Vorläufers angekündigt. Nachdem der Vorläufer geboren war, wurde der Messias selbst in Bethlehem geboren und dann zum Tempel gebracht.
Wir sehen ihn auch als Zwölfjährigen wieder im Tempel.
Das sind alles Erzählungen, die man nur im Lukasevangelium findet.
Und auch nur in Lukas finden wir dann die Erlösten, also die, die an den Messias gläubig geworden sind.
Diese sind im Tempel, und wir erfahren in der Apostelgeschichte, dass sie dort blieben, jeden Tag im Tempel zusammenkamen und Gott lobten und priesen – wie es am Schluss von Lukas 24 beschrieben wird.
Also besteht hier ein besonderer Zusammenhang.
Der Tempel im letzten Abschnitt: Prozess und Verurteilung Jesu
Im letzten Teil spielt der Tempel weiterhin eine zentrale Rolle. Wir betrachten den Prozess Jesu vor dem Hohenpriester Kajaphas. In Lukas 22,66 heißt es: "Und als es Tag wurde, versammelte sich die Ältestenschaft des Volkes, hohe Priester wie Schriftgelehrte, und führten ihn hin in ihren Hohen Rat." Dort fragten sie ihn: "Wenn du der Christus bist, so sage es uns."
Diese Versammlung des Sanhedrins fand, wie wir bereits gesehen haben, im Tempel statt. Der Sanhedrin kam in der königlichen Säulenhalle des Tempels zusammen. Dort wurde Jesus durch Kajaphas und die Richter zum Tod verurteilt. In Vers 71 heißt es: "Sie aber sprachen: Was brauchen wir noch ein Zeugnis? Wir haben es selbst aus seinem Mund gehört." Danach wurde Jesus an die Römer zur Kreuzigung übergeben.
Der Vorläufer des Messias wurde im Tempel angekündigt. Als der Messias geboren war, kam er zum Tempel und wurde als Kind dargebracht. Simeon, ein gottesfürchtiger Priester, nahm das Kind in die Arme, segnete die Eltern und sprach seinen Segen aus. Später, als Zwölfjähriger, war Jesus erneut im Tempel und hatte dort mit dem Sanhedrin zu tun.
Damals haben wir gesehen, dass auf dem Chäl, einer Terrasse direkt vor dem innersten Vorhof nach Süden, an den Festtagen die großen Lehrer des Sanhedrins zusammenkamen. Diese Lehrer hatten keine Sitzung in der königlichen Säulenhalle, sondern versammelten sich auf der Terrasse, um Fragen aus dem Volk zu beantworten.
Wir haben gesehen, dass sie von Jesu Fragen und Antworten erstaunt waren. Man begann, ihn zu befragen. Dabei wurden speziell Fragen behandelt, die mit dem jeweiligen Festtag oder der Festzeit zusammenhingen. So wurden Auslegungsfragen über das Passa diskutiert. Doch Jesus wusste: Das wahre Passa bin ich.
Im selben Tempel, vor diesem Sanhedrin, wurde jener Zwölfjährige, dessen Antworten alle so überwältigten, später zum Tod verurteilt.
Freude und Lobpreis am Anfang und Ende des Evangeliums
Dieser Zusammenhang am Anfang und am Schluss ist sehr bemerkenswert. Es gibt noch weitere Verbindungen, die wir bereits gesehen haben.
Am Anfang beginnt es mit großer Freude: Der Engel kündigt den Hirten auf den Feldern an, dass große Freude herrscht (Lukas 2,10). Im letzten Abschnitt des Evangeliums lesen wir, dass der Herr Jesus in den Himmel ging. Die Jünger kehrten mit großer Freude in die Stadt, in den Tempel zurück (Lukas 24,52). Große Freude – er kommt, und große Freude – er geht in die Herrlichkeit.
Was ebenfalls besonders ist: Wir haben gelesen, was die Jünger im Tempel getan haben. Ja, das Evangelium endet mit Lob und Preis. Wenn wir an den Anfang denken, kündigt der Engel Maria an, dass sie die Mutter des Messias wird. Das wunderbare Lob von Maria, das ausführlich nur im Lukas-Evangelium überliefert ist, gehört dazu.
Auch das Lob von Zacharias, als er nach der Geburt von Johannes dem Täufer wieder sprechen konnte, ist ein beeindruckendes Lob, das ebenfalls nur im Lukas-Evangelium ausführlich überliefert ist. Nach der Geburt in Bethlehem loben und preisen die Engel Gott mit den Worten: „Ehre sei Gott in der Höhe!“ (Lukas 2,14). Die Hirten selbst verherrlichen und loben Gott.
Das ist wirklich ganz charakteristisch: Lob und Preis in der Zeit, als der Messias kommen sollte. Er kam, und dann gibt es wieder Lob und Preis, als er alles vollendet hat und in die Herrlichkeit zurückkehrt.
Der Dienst des Messias: Beginn und öffentliche Verkündigung
Wenn wir uns die verschiedenen Abschnitte einmal in der Übersicht anschauen, haben wir zuletzt gesehen, dass die Kapitel drei und vier eine klare Einheit bilden, die sich auch gegenseitig spiegelt. Das Thema ist der Dienst des Messias.
Dort wird dargestellt, wie der Herr Jesus nach seiner Taufe am Jordan seinen öffentlichen Dienst begann. Besonders beispielhaft wird sein Auftreten in der Synagoge von Nazareth und in der Synagoge von Kapernaum vorgestellt. So wird uns grundsätzlich gezeigt, wie der Dienst des Messias ausgesehen hat.
Im nächsten Abschnitt, also den Kapiteln fünf und sechs, die ebenfalls eine Einheit bilden, geht es um das Thema der Annahme und Ablehnung des Messias.
Wenn wir Kapitel fünf aufschlagen, sehen wir im ersten Abschnitt, wie der Herr Jesus sich als Herr über die Schöpfung offenbart. Er ermöglicht den gewaltigen Fischfang des Petrus.
Wie reagiert Petrus darauf? In Lukas 5,8 heißt es: „Als aber Simon Petrus es sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!“ Petrus erkennt also seine Sündhaftigkeit, fällt aber vor dem Herrn nieder und übergibt ihm die Herrschaft über sein Leben.
Im nächsten Abschnitt begegnen wir einem Aussätzigen, was ein spezielles messianisches Zeichen ist. Der Herr Jesus heilt diesen Aussätzigen. Aussatz war damals ein besonderes Bild für die Sündhaftigkeit des Menschen.
Wir haben gesehen, dass dies ein messianisches Zeichen war, das in Israel seit dem Tod von Mose nicht mehr zu sehen war. Daraus entstand eine besondere Situation. In Kapitel 5,17 heißt es: „Und es geschah an einem der Tage, dass er lehrte, und es saßen da Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus jedem Dorf von Galiläa und Judäa und aus Jerusalem gekommen waren, und die Kraft des Herrn war da, um zu heilen.“
Als Folge dieses messianischen Zeichens kommen Rabbiner aus ganz Israel – aus jedem Dorf in Nordisrael (Galiläa), aus Südisrael (Judäa) und aus der Hauptstadt. Warum? Sie wollen prüfen: Ist dieser Jesus der Messias? Wenn er solche Wunder vollbringen kann, müsste er es eigentlich sein.
Die nächste Geschichte zeigt, wie ein Gelähmter zu Jesus gebracht wird. Jesus sagt in Vers 20: „Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.“ Wieder nimmt ein Mensch den Herrn Jesus in sein Leben auf.
Doch die Schriftgelehrten, die anwesend sind, reagieren anders. In Vers 21 heißt es: „Und die Schriftgelehrten und die Pharisäer fingen an zu überlegen und sagten: Wer ist dieser, der solche Lästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein?“ Hier zeigt sich Widerstand, Ablehnung gegenüber dem Herrn.
Diese Ablehnung durchläuft verschiedene Phasen. Zunächst beobachten sie nur schweigend und überlegen im Stillen. Der Herr Jesus bemerkt jedoch ihre Gedanken, denn er kennt die Herzen der Menschen, im Gegensatz zu uns.
Dann stellen sie Fragen, und schließlich kommen sie zu einem Entschluss. In Kapitel 6, Vers 11 lesen wir: „Sie aber wurden mit Unverstand erfüllt und besprachen sich untereinander, was sie Jesus tun sollten.“ Sie planen also, ihn zu töten. Das geschieht genau ein Jahr nach Beginn seines Dienstes.
Auf der einen Seite sehen wir diese Ablehnung, auf der anderen Seite aber auch die Annahme. Zum Beispiel in Lukas 5,27 begegnen wir Levi, auch Matthäus genannt. Er war ein Sünder, ein Zöllner und galt als Volksverräter. Doch er kommt zum Glauben, folgt dem Herrn Jesus nach und veranstaltet ein großes Mahl, zu dem er auch seine Kollegen einlädt – ebenfalls Sünder.
Die Gegner sagen daraufhin: „Dieser isst mit Sündern, das kann doch nicht der Messias sein.“ Matthäus ist also ein Beispiel für jemanden, der den Herrn annimmt und andere einlädt, ebenfalls Glauben zu zeigen. Gleichzeitig gibt es aber die andere Gruppe, die ablehnt.
So zieht sich dieser Gedanke von Annahme und Ablehnung des Messias durch die Abschnitte hindurch. Dabei lässt der Herr Jesus in diesem Abschnitt seine Autorität sehr deutlich aufleuchten.
Im ersten Abschnitt ist er der Herr über die Natur, der den Fischfang bestimmt. Später, in Kapitel 6, Verse 1 bis 5, sehen wir eine spiegelnde Darstellung: Dort stellt sich der Herr Jesus als der Herr des Sabbats vor.
Der Sohn des Menschen ist Herr auch über den Sabbat. Das hängt mit der Schöpfung zusammen, denn der Sabbat war der Ruhetag nach der Schöpfung.
Der Messias ist also Herr über die Schöpfung und über den Sabbat. Und es gibt Menschen, die ihn annehmen, und solche, die ihn ablehnen.
Der rettende Dienst Jesu und seine Macht
Und dann der nächste Abschnitt, das waren eben die Kapitel sieben und acht. Dort haben wir gesehen, dass das Wort „retten“ besonders oft vorkommt. Manchmal wird es mit „gesund machen“ übersetzt. Im Griechischen ist es jedoch dasselbe Wort „sozo“, das auch „retten“ bedeutet. Gesund machen heißt also retten.
Zum Beispiel in Kapitel 7, Vers 3, dort heißt es sogar „dia sozo“, was „völlig gesund machen“ bedeutet. Es gibt eine ganze Reihe von Stellen, in denen in diesem Abschnitt vom Retten die Rede ist. Der Herr Jesus wird als Retter vorgestellt. Im ersten Abschnitt rettet er den Knecht des gläubigen Hauptmanns in Kapernaum.
Dann haben wir gesehen, wie er den Jüngling von Nain auferweckt. Wir können hier nicht alle Abschnitte durchgehen, sondern wollen es nur so repräsentativ darstellen. Zum Beispiel gibt es auch die Geschichte der sündigen Frau, die zu Jesus kommt und über ihr verpfuschtes Leben weint.
In Kapitel 7, Vers 47, heißt es: „Deswegen sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“ Im nächsten Vers sagt Jesus ihr dann auch: „Deine Sünden sind vergeben.“ Und ganz am Schluss, in Vers 50, steht: „Er sprach aber zu der Frau: Dein Glaube hat dich gerettet, geh hin in Frieden.“
In Kapitel 8 erzählt der Herr Jesus das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld, wie der Same, das Wort Gottes, in Vers 11, ausgestreut wird auf dem Acker. Es geht dabei um Errettung. Lies noch Vers 12: „Der Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Weg sind, die sind die, welche hören. Dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihren Herzen weg, damit sie nicht glauben und errettet werden.“
Jawohl, es geht wieder um das Thema Errettetwerden, und zwar durch das Wort Gottes, durch das Wort des Messias. Vielleicht noch ein Beispiel aus diesem Abschnitt, Kapitel 8, Vers 36: Dort haben wir die schreckliche Geschichte von dem Besessenen von Gadara, der von einer Legion von Tausenden Dämonen besessen war. Der Herr Jesus heilte ihn aus der Macht des Satans und rettete ihn.
In Vers 36 heißt es: „Die es aber gesehen hatten, verkündeten ihnen, wie der Besessene geheilt worden war.“ Auch hier bedeutet „geheilt“ auf Griechisch „sozo“, also gerettet. Es geht also um den Retter, der Menschen rettet. Er hat Macht über Krankheit, Macht über den Tod, Macht über die Gewalt der Finsternis und auch Macht über die Ketten der Sünde. So wird auch diese Prostituierte durch Glauben gerettet.
Die Herrlichkeit des Reiches Gottes und die Verklärung
Das wird hier vorgestellt, und der fünfte Abschnitt zeigt uns das Thema: die Herrlichkeit des Reiches Gottes.
Wir lesen gleich den Anfang aus Lukas 9, Verse 1 und 2:
„Als er aber die zwölf zusammengerufen hatte, gab er ihnen Kraft und Vollmacht über alle Dämonen und zur Heilung von Krankheiten. Und er sandte sie aus, das Reich Gottes zu predigen und die Kranken gesund zu machen.“
Schon in diesen ersten beiden Versen wird das Thema, das in diesem Abschnitt im Mittelpunkt steht, vorgestellt: das Reich Gottes. Der Messias ist gekommen, um zu predigen. Nun stellt sich die Frage, wer ihn annimmt oder ablehnt. Auf jeden Fall werden diejenigen, die ihn annehmen, ihn als Retter kennenlernen.
Das Alte Testament sagt jedoch, dass der Messias als König kommen und sein Reich aufrichten wird. Deshalb wird hier das Thema „das Reich Gottes“ eingeführt, das verkündet werden muss. Gerade in diesem Abschnitt, also Lukas Kapitel 1, Verse 1 bis 50, sehen wir eine Häufung des Begriffs „Reich Gottes“. Zum Beispiel in Vers 11:
„Und er nahm sie auf und redete zu ihnen über das Reich Gottes.“
Und dann in Vers 27:
„Ich sage euch aber in Wahrheit, es sind einige von denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.“
Darauf folgt die Verklärung auf dem Berg im nächsten Abschnitt. Diese Verklärung ist ein Ausblick auf das zukünftige Reich Gottes. Für kurze Zeit wurde es für einige sichtbar, nämlich für die drei Jünger Petrus, Johannes und Jakobus, die den Tod nicht sehen sollten, bis das Reich Gottes käme.
Dort auf dem Berg war Jesus in Herrlichkeit sichtbar. Sein Angesicht leuchtete, und sein Gewand wurde weißstrahlend. Siehe, zwei Männer redeten mit ihm: Mose und Elija. Diese erschienen in Herrlichkeit und besprachen den Ausgang, den Jesus in Jerusalem erfüllen sollte.
Obwohl diese ganze Erscheinung auf dem Berg ein Ausblick auf die Herrlichkeit des noch zukünftigen Reiches Gottes ist, besprachen Elija, der die Propheten des Alten Testaments repräsentiert, und Mose, der den ersten Teil des Alten Testaments – die Tora, das Gesetz – symbolisiert, den Ausgang, den Jesus in Jerusalem erfüllen sollte.
Das Gesetz und die Propheten hatten auf den Messias hingewiesen, der als König kommen würde. Doch weil er von der Masse, besonders von den Führern des Volkes, als Messias abgelehnt wurde, konnte er das Reich in seiner Herrlichkeit noch nicht aufrichten. Deshalb wurde es auf später verschoben.
Mose und Elija sprechen über den Ausgang, den Jesus in Jerusalem erfüllen sollte. Das Wort „Ausgang“ muss man sich im Griechischen als „Exodus“ merken. Es bedeutet unter anderem Tod oder Sterben. Durch diesen Ausgang, also durch den Tod, ging der Herr dann in die himmlische Herrlichkeit ein.
So wird hier die Herrlichkeit des Reiches Gottes vorgestellt, die aber noch für später bestimmt ist.
Übergang zum zweiten Teil: Der Weg nach Jerusalem und die Aufnahme in die Herrlichkeit
Und dann kommt der große Übergang zwischen Teil A und B. Das haben wir alles schon studiert, aber jetzt hier nochmals als Wiederholung.
In Lukas 9,51 beginnt Teil B. Liest du, Edmund?
„Es geschah aber, als sich die Tage seiner Aufnahme erfüllten, da richtete er sein Angesicht fest darauf, nach Jerusalem zu gehen.“
Genau, die Tage seiner Aufnahme. Machen wir uns nochmals bewusst, es ist eine Repetition. Was bedeutet dieser Ausdruck „Aufnahme“?
Entführung.
Ja, also die Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit. Wiederaufnahme, genau, aber eben, dass er in den Himmel geht. Und zwar ist es eine Aufnahme, die ihn über Jerusalem führt – über den Ort, wo er leiden und sterben sollte. Über den Weg des Leidens und Sterbens sollte er in die himmlische Herrlichkeit eingehen, um dann später wiederzukommen und das Reich Gottes aufzurichten, das verschoben worden ist.
Ich möchte noch einen weiteren Schriftbeweis anführen: Aufnahme gleich Himmelfahrt. Dort siehst du einfach, dass er in den Himmel geht. Oder meinst du, Edmund, du möchtest das erklären, was du meinst?
Ja, das ist sehr gut. Markus 16,19. Du kannst das lesen, Edmund:
„Wurde nun, nachdem er mit ihnen geredet hatte, in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.“
Sehr gut. Also, das ist der klare Schriftbeweis: Aufnahme bedeutet, in den Himmel zu gehen, um dort den höchsten Platz in der Herrlichkeit einzunehmen.
Ich hätte noch gedacht an 1. Timotheus 3,16: „An der Kante groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch.“ Und dann kommen noch verschiedene Dinge, und schließlich heißt es: „aufgenommen in Herrlichkeit.“
Also wird der Heilsplan in wenigen Sätzen wie ein Gedicht vorgestellt, und dann heißt es eben „aufgenommen in Herrlichkeit“. Interessant ist, dass es nicht heißt „aufgenommen in die Herrlichkeit“, sondern „aufgenommen in Herrlichkeit“. Das ist nicht dasselbe.
Aber wir wissen ja, dass der Herr Jesus auffuhr (Apostelgeschichte 1) und dann eine Wolke ihn aufnahm, sodass er verschwand. Diese Wolke war die Schechina, die Wolke, die im Alten Testament immer wieder genannt wird – die Herrlichkeit des Herrn, diese lichte Wolke am Tag und nachts eine Feuersäule.
So wurde der Herr aufgenommen in Herrlichkeit, das heißt in Verbindung mit der Schechina. Das war also ein klarer Hinweis. Lukas 9 spricht von dieser Aufnahme in die Herrlichkeit – dem Ausgang in Jerusalem, dort zu sterben und dann eben aufgenommen zu werden in die Herrlichkeit.
Darum wird ab Kapitel 9 alles beschrieben als ein Weg, den der Herr Jesus ging, von Ort zu Ort. Das Ziel war Jerusalem und dann die himmlische Herrlichkeit.
Wir haben damals festgehalten: Immer der erste Vers in einem Abschnitt ist wie ein Refrain, der einen allgemeinen Hinweis auf sein Vorwärtsgehen gibt. Und das beginnt natürlich schon hier. Lesen wir es nochmals in Lukas 9,51:
„Es geschah aber, als sich die Tage seiner Aufnahme erfüllten, da richtete er sein Angesicht fest darauf, nach Jerusalem zu gehen, und er sandte Boten vor seinem Angesicht her. Sie gingen hin und kamen in ein Dorf der Samariter, um für ihn Unterkunft zu bereiten, und sie nahmen ihn nicht auf, weil sein Angesicht nach Jerusalem gerichtet war.“
Jawohl, also wird ganz klar bezeichnet: Der Herr Jesus ist jetzt auf der Reise. Das Ziel ist Jerusalem, und das ist eben das Ziel im letzten Abschnitt.
Er geht nach Jerusalem, um schließlich als Retter für uns in den Tod zu gehen und dann in die himmlische Herrlichkeit einzugehen. Er schickt auch seine Jünger vor sich her, damit sie seinen Weg bereiten.
Aber der Herr geht dann in den folgenden Kapiteln durch alle möglichen Ortschaften. Alles wird gesehen wie ein Lebensweg mit dem Ziel Jerusalem und dann die Herrlichkeit.
Die Reise nach Jerusalem und das Gleichnis vom barmherzigen Samariter
Und so haben wir dann eben Lukas 10,38, wo der zweite Abschnitt beginnt: Es geschah aber, als sie ihres Weges zogen, dass er in ein Dorf kam. Ja, klar wird hier gezeigt, dass der Herr auf der Reise ist.
Dann folgt dieser Abschnitt und anschließend Lukas 13,22: „Und lehrend durchzog er nacheinander Städte und Dörfer und reiste nach Jerusalem.“ Wirklich konsequent wird hier eine solche Reisemarkierung vorgenommen.
Dann Lukas 17,11: „Und es geschah, als er nach Jerusalem reiste, dass er mitten durch Samaria und Galiläa ging.“ Aber immer ist klar: Alles geht schließlich nach Jerusalem, dem Ziel der Herrlichkeit.
Schließlich Lukas 19,28: „Und als er dies gesagt hatte, zog er voran und ging hinauf nach Jerusalem.“ Jawohl, das ist sein letzter Gang, von Jericho nach Jerusalem hinauf, um dort zu leiden.
Man sieht also, wie konsequent diese Reise dargestellt wird. Jeder folgende Abschnitt ist so aufgebaut, zweigeteilt, und die Abschnitte spiegeln sich gegenseitig. Es ist einfach wunderbar, das so zu sehen.
Der erste Abschnitt zeigt deutlich das Thema „Der Weg zur Herrlichkeit“. Er geht nach Jerusalem, und das Ziel ist, in die Herrlichkeit zu gelangen. Er ist auf der Reise. Jetzt versteht man auch gut, warum in diesem Abschnitt das Gleichnis vom barmherzigen Samariter vorkommt.
Das gehört genau in diesen Abschnitt, denn wir haben damals gesehen: Dieser Samariter ist ein Hinweis auf den Herrn Jesus selbst. Die Feinde haben in Johannes 8 das Wort „Samariter“ als Schimpfwort benutzt: „Du bist ein Samariter und hast einen Dämon.“ Aber der Herr Jesus beschreibt den guten Samariter als einen Menschen, der von Jerusalem, dem Ort der Gemeinschaft mit Gott, weggeht hinab zur Stadt des Fluches, Jericho.
Auf dem Weg wird er halb totgeschlagen. Ein Levit und ein Priester, die das Gesetz repräsentieren, helfen ihm nicht. Das Gesetz kann keinen Menschen retten, weil wir es ja nicht halten können.
Aber dann kommt der Samariter, und von dem heißt es in Lukas 10,33: „Aber ein Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm hin, und als er ihn sah, wurde er innerlich bewegt.“
Ja, den kennen wir schon aus Lukas 7,13, wo von dem Herrn Jesus gesagt wird, wie er innerlich bewegt war. Und hier kommt er jetzt wieder, bei dem Samariter. Da machen wir klar die Verbindung: Oh, das ist wie in der Musik ein Leitmotiv, ein Motiv, das wieder auftaucht.
Oh, wer ist dieser Samariter? Eben der Herr Jesus, der Retter. Er ist innerlich bewegt, aber es wird vor ihm gesagt, er ist auf der Reise. Ja, der Herr Jesus ist auf der Reise und ist gekommen, um Verlorene zu retten.
Er nimmt den Halbtoten, pflegt ihn mit Wein ein – ein Bild seines Blutes – und Öl, ein Bild des Heiligen Geistes. Er bringt ihn zur Herberge, wo er gesund gepflegt werden muss – ein Bild der Gemeinde.
Der Wirt ist ein Bild des Heiligen Geistes, der die Gemeinde leitet, und der Samariter gibt ihm Geld, das heißt Gaben. So hat der Herr Gaben gegeben, um die Menschen in der Gemeinde gesund zu pflegen.
Am Schluss sagt er in Lukas 10,35: „Trage Sorge für ihn, und was du noch dazu verwenden wirst, werde ich dir bezahlen, wenn ich zurückkomme.“ Ja, er ist auf der Reise, er geht weg, und er wird wiederkommen: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir“ (Offenbarung 22).
Warum muss der Messias wiederkommen? Weil er das Reich Gottes in der Zukunft noch aufrichten wird.
So haben wir hier also das Thema „Der Weg zur Herrlichkeit“.
Prioritäten setzen im Leben der Geretteten
Dann folgt ein weiterer Abschnitt, in dem es um Prioritäten geht. Gerettete müssen ihre Prioritäten richtig setzen. Das beginnt bereits in Kapitel 10, Vers 38.
Wir haben gelesen, dass Jesus, als er weiterzog, in ein Dorf kam. Dieses Dorf war das Dorf von Maria und Martha. Dort setzte jemand die Prioritäten falsch. Der Herr Jesus sagt in Vers 41: „Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge. Eins aber ist not. Maria aber hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden wird.“
Hier erklärt der Herr Jesus, dass Dienen wichtig ist, aber das Wichtigste ist, sich zu den Füßen des Herrn Jesus zu setzen und von ihm zu lernen – die wahre Lehre von ihm zu empfangen. Dienen bleibt ebenfalls wichtig, und Martha hatte das gut verstanden. Wenn man an die Passionswoche denkt, in der der Herr Jesus bei ihnen zu Hause war, heißt es, dass Martha diente – aber eben mit den richtigen Prioritäten.
In diesem gesamten Abschnitt geht es also um das richtige Setzen von Prioritäten und das richtige Beurteilen von Dingen. Ich habe das damals so besprochen, aber jetzt nicht wieder in den Text aufgenommen, damit es nicht zu lang wird.
Zusammenfassend gilt: Gerettete müssen ihre Prioritäten richtig setzen und den Herrn Jesus an die erste Stelle stellen. Ich selbst war damals merklich langsam darin.
Annahme und Ablehnung des Messias: Konsequenzen und Warnungen
Der letzte Abschnitt, der Weggang des Messias, spiegelt sich im Kommen des Messias wider. Ebenso reflektiert der Dienst des Messias den zweitletzten Abschnitt, in dem es um den Dienst der Jünger des Messias geht. Diese werden in diesem Abschnitt auf ihren Dienst vorbereitet, sowohl hier als auch im kommenden Reich.
In diesem Abschnitt geht es um die Annahme und Ablehnung des Messias. Im dritten Abschnitt werden wir noch sehen, dass es dort ganz speziell um die Konsequenzen der Annahme und Ablehnung geht. Der Herr Jesus sagt dort: „Ringt darum, durch die enge Pforte einzugehen.“ Viele gehen durch die breite Tür verloren, nur wenige durch die schmale Tür. So haben wir wieder diese zwei Gruppen: diejenigen, die annehmen, und diejenigen, die ablehnen.
Dort werden die Konsequenzen gezeigt. Deshalb finden wir in diesem Abschnitt ausführlich die Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus. Der eine kommt bereits an den Ort der Qual – noch nicht die Hölle, sondern der Hades für die Verlorenen – und Lazarus, der Gläubige, kommt in das Paradies, den Schoss Abrahams.
Die Sache ist dann endgültig. Es gibt eine Kluft, die nicht überschritten werden kann, weder von der einen noch von der anderen Seite. Niemand kann wieder verloren gehen, aber auch kein Verlorener kann noch gerettet werden. Hier geht es noch um die Möglichkeit der Wahl. Auch die Pharisäer konnten sich noch entscheiden, sie standen vor der Wahl.
Aber hier wird gezeigt: Was ist die Konsequenz? Sie ist ewig. Die einen sind gerettet für die Ewigkeit, die anderen verloren für die Ewigkeit.
Jetzt sehen wir, dass dieses Thema – Gerettete müssen richtig Prioritäten setzen – mit der Rettung verbunden ist: Rettet Menschen! Wenn man gerettet ist, muss man lernen, die richtigen Prioritäten zu setzen, nämlich dass der Herr an erster Stelle steht. Maria hat das gute Teil erwählt.
In diesem Zusammenhang, wo es um die Herrlichkeit des Reiches Gottes geht, wird gezeigt, welchen Weg der Herr Jesus ging: über Jerusalem, Leiden, Sterben und die Himmelfahrt, um schließlich die Herrlichkeit des Reiches möglich zu machen.
Das Ganze ist so gespiegelt: Das Erste mit dem Letzten, das Zweite mit dem Zweitletzten. Man nennt dieses Prinzip Atbash. Dieser Ausdruck ist bekannt. Es ist ein Wort, das aus den ersten beiden und den letzten beiden Buchstaben des hebräischen Alphabets gebildet wird. Aleph ist der erste Buchstabe, Taw der letzte. Der zweite Buchstabe ist Bet, der zweitletzte ist Shin. Daraus entsteht At-Bash.
Dieses Prinzip findet man häufig in der Bibel als Ordnungsprinzip. Das Buch Daniel ist so aufgebaut, im Atbash-System. Auch im Buch Jeremia gibt es einen Geheimnamen für Babylon, der auf diesem Prinzip beruht.
Ich kann das kurz erläutern, um eine schwierige Stelle zu erklären. Im Jeremia-Buch, Kapitel 51, Vers 1, heißt es: „So spricht der Herr: Siehe, ich erwecke gegen Babel und gegen die, die im Herzen meiner Widersacher wohnen, einen Geist des Verderbens, und ich sende nach Babel Fremde, die es zerstören und sein Land ausleeren werden, denn sie werden ringsumher gegen es vorgehen.“
Hier wird von Babel gesprochen und von denen, die im Herzen Gottes Widersacher sind. In einer Fußnote in der Elberfelder Bibel heißt es dazu, dass „Herz meiner Widersacher“ durch eine künstliche Buchstabenversetzung des Wortes „Kastim“ das Wort „Calder“ bezeichnen soll (siehe auch Jeremia 25,26).
Das Wort „Kastim“ bedeutet „Calder“ auf Hebräisch, und die Buchstaben werden so ersetzt, dass statt „K“ das „L“ genommen wird, also „Lev“ anstatt „Kastim“. Alle Buchstaben werden im Alphabet verschoben, sodass aus „Calder“, dem wichtigsten Stamm der Babylonier, „Herz meiner Widersacher“ wird.
Auch Jeremia 25,26 ist eindrücklich: „Und alle Könige des Nordens, die nahen und die fernen, einen nach dem andern, und alle Königreiche der Erde, die auf der Fläche des Erdbodens sind.“ Diese Völker sollen Gottes Gerichtsbecher trinken. Dann heißt es: „Und der König von Sechach soll nach ihnen trinken.“
Sechach? Niemand kennt ein Land mit diesem Namen. Sechach ist eine Bezeichnung für Babel, die durch eine zukünftige Buchstabensetzung entstanden ist. Babel beginnt mit B, dann kommt ein weiterer Buchstabe B, und der dritte Buchstabe ist L. So schreibt man Babylon auf Hebräisch: Ba-bel.
Hier haben wir „Sechach“ mit den Buchstaben Sch-Sch und K. Das entsteht durch Versetzung: Der zweite Buchstabe im Alphabet ist B, der zweitletzte ist Shin (Sch). Deshalb zweimal Sch und anstatt L ein K, das in der Mitte des Alphabets steht. So ergibt sich der Name durch das Atbash-System.
Dieses Prinzip findet man also immer wieder in der Bibel, ganze Texte sind so im Atbash aufgebaut. Deshalb gibt es diese Parallelen. Wichtig ist jedoch, sich in solchen Dingen nicht zu verlieren. Man sollte sie nur als Hilfsmittel benutzen und stets den linearen Verlauf im Blick behalten, um das Ganze zu verstehen.
Ich habe hier zum Teil etwas vorausgegriffen. Wir haben gesehen, dass gerettete Menschen richtig Prioritäten setzen müssen. Diesen Abschnitt kann man nochmals auf dem Livestream nachhören, um zu sehen, worum es genau ging.
Auch die Bedeutung des Gebets und die Wichtigkeit des Wortes werden in diesem Abschnitt vorgestellt. Ebenso die Bedeutung des Gebets und weitere wichtige Aspekte.
Die Vorbereitung der Jünger auf den Dienst
Und dann haben wir bereits im dritten Abschnitt die Konsequenzen der Annahme beziehungsweise Ablehnung angedeutet. Diese können wir noch einmal nachlesen, zum Beispiel in Lukas 13,22-28.
Lukas 13,22-28:
„Und er zog durch Städte und Dörfer und lehrte auf dem Weg nach Jerusalem. Da fragte ihn jemand: Herr, sind es wenige, die errettet werden? Er sprach zu ihnen: Ringt danach, durch die enge Pforte einzugehen! Denn viele, sage ich euch, werden danach trachten einzugehen und werden es nicht vermögen. Wenn aber das Hauswirt aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht und anklopft und sagt: Herr, tu uns auf! so wird er antworten und sagen: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf unseren Straßen hast du gelehrt. Er aber wird sagen: Ich weiß nicht, woher ihr seid; weicht von mir, ihr Übeltäter! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes seht, euch aber hinausgeworfen.“
Hier sehen wir also, dass es, wie im dritten Abschnitt erwähnt, um Annahme und Ablehnung des Messias geht. Es wird deutlich gezeigt, dass man ringen muss, um durch die schmale Pforte hineinzukommen. Das geschieht nicht automatisch oder einfach so.
Ein Beispiel: An einer Fachhochschule im Wallis habe ich einen Vortrag gehalten. Danach kam ein Student zu mir und fragte: „Muss man sich bekehren?“ Ich antwortete: „Ja, klar.“ Er erklärte dann Johannes 3,16: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Der Einzelne muss sich also entscheiden, sich bekehren, an den Sohn Gottes glauben und seine Schuld bekennen. Der Student sagte daraufhin, er habe immer gedacht, die Bekehrung komme plötzlich über einen. Ich erklärte ihm, dass das nicht so sei. Man könne lange warten, aber es komme nicht von selbst.
Es gibt die falsche Lehre, vor allem bei extremen Calvinisten, die behaupten, ein Mensch werde zuerst wiedergeboren und komme dann zum Glauben. Das ist eine klare Irrlehre, der man widerstehen muss. Nein, man muss danach ringen. Es ist unsere Verantwortung. Der Herr sagt aber auch, dass es zu spät sein kann. Wenn der Hausherr aufsteht und die Tür schließt, ist kein Hereinkommen mehr möglich. Dann kann man zwar noch klopfen und sagen: „Wir haben bei dir gegessen und getrunken, auf unseren Straßen hast du gelehrt“, aber die Antwort wird sein: „Ich kenne euch nicht.“
Diese Menschen werden hinausgeworfen, was Heulen und Zähneknirschen zur Folge hat. Das ist definitiv. Darum werden hier die Konsequenzen der Ablehnung und der Annahme deutlich vorgestellt.
Ein weiterer Abschnitt, der das Thema vertieft, ist Lukas 13,34-35. Dort warnt der Herr Jesus, als man ihn vor Herodes warnte, der ihn töten will:
„Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt, und ihr habt nicht gewollt!“
Auch hier wird deutlich: Es liegt an der Entscheidung der Menschen. Sie haben nicht gewollt, nicht etwa zu kurz gewartet in der Hoffnung, dass es plötzlich über sie kommt. Nein, sie sind verantwortlich und haben abgelehnt.
Zuvor sagt der Herr, als man ihn warnt: „Herodes will dich töten.“ Er antwortet: „Geht hin und sagt diesem Fuchs das.“ Damit zeigt er, dass er sich von diesem falschen Menschen nicht beeindrucken lässt. Herodes ist ebenfalls einer, der ihn ablehnt. In Jerusalem sagt er: „Ihr habt nicht gewollt.“ So zieht sich das Thema Annahme und Ablehnung durch den ganzen Abschnitt.
In diesem Zusammenhang versteht man auch, warum das Gleichnis vom verlorenen Sohn in diesem Abschnitt steht. Eigentlich müsste man sagen: Das Gleichnis von den verlorenen Söhnen, denn es sind zwei Verlorene.
Da ist zum einen der schlimme Sohn, der weggeht und das ganze Vermögen verschwendet, aber schließlich zurückkehrt und wirklich Buße tut. Zum anderen ist da der Sohn, der immer da ist, aber keine lebendige Beziehung zum Vater hat. Er sagt schließlich: „Du hast für mich nie ein Böcklein geschlachtet, dass ich mich freue mit meinen Freunden.“
Das kennen wir: Eltern gehen weg, und dann wird zu Hause gefeiert, weil es mit den Eltern ja nicht lustig sein kann. Er sagt „mit meinen Freunden“ und nicht „mit dir“, zeigt also, dass er keine echte Beziehung zum Vater hat. Er ist genauso verloren wie der andere, nur eben anständiger.
Der eine kehrt um, hier wird wieder Annahme und Ablehnung deutlich. Es gibt aber auch eine höfliche Ablehnung, indem man religiös ist wie die Pharisäer, aber ohne echte Beziehung zu Jesus.
Zum Schluss sei noch die Geschichte von dem reichen Mann und Lazarus erwähnt, in der ebenfalls gezeigt wird, dass die Entscheidung endgültig ist.
Der Dienst der Jünger und die Verantwortung in der Zeit der Abwesenheit Jesu
Aber dann, ab Kapitel 17, Vers 11, geht es um die Vorbereitung für den Dienst, den Dienst der Jünger.
Liest du nochmals in Kapitel 17, Vers 11, wo das beginnt? Dort steht: „Und es geschah, als er nach Jerusalem reiste, dass er mitten durch Samaria und Galiläa ging.“ Genau.
Dann haben wir hier die Geschichte von den zehn Aussätzigen, die geheilt werden. Aber nur einer von ihnen kommt zu dem Herrn Jesus zurück und verherrlicht Gott mit lauter Stimme (Vers 15).
Und dann lesen wir noch in Vers 19: „Und er sprach zu ihm: Steh auf und geh hin, dein Glaube hat dich gerettet.“ Jawohl, dieser Mann wird gerettet.
Das Erste, was er als Dienst tut, ist, Gott mit lauter Stimme zu verherrlichen – ein Anbeter.
In all den weiteren Abschnitten zeigt der Herr Jesus, worin der Dienst als Jünger des Messias besteht.
Die Zeit ist knapp, daher möchte ich noch einen Kernabschnitt zeigen: Kapitel 19, Vers 11. Das ist das Gleichnis mit den zehn Knechten und den zehn Pfunden.
Der Mann, der weggeht in ein anderes Land, um später wiederzukommen, gibt seinen Dienern den Auftrag. Liest du in Kapitel 19, Vers 13: „Er berief aber zehn seiner Knechte und gab ihnen zehn Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme.“
Der Messias kam, um hier zu dienen, aber schließlich sollte er weggehen auf eine Reise in ein anderes Land – ähnlich wie der Samariter, der weggeht.
In der Zwischenzeit müssen seine Knechte mit den Pfunden handeln, die er ihnen anvertraut hat. Also mit dem, was der Herr uns an Möglichkeiten gegeben hat, ihm zu dienen, bis er zurückkommt.
Das ist das wichtige Thema in diesem Abschnitt: der Dienst der Jünger des Messias in der Zeit, in der er weg ist, und dann in der Zukunft auch in seinem Reich.
Zum Schluss kommt noch der letzte Abschnitt: Jesus geht von Jericho, wo er gerade noch das Gleichnis von den zehn Pfunden erzählt hat, hinauf nach Jerusalem.
Wie der Mann, der in ein anderes Land gehen soll, führt sein Weg über Jerusalem, über die Leiden und dann zur Herrlichkeit.
Dann sind wir durch.
Abschluss: Leiden und Herrlichkeit als Weg des Glaubens
Ich möchte diesen Grundsatz zum Schluss noch einmal festhalten – und zwar mit Apostelgeschichte 14. Dort berichtet Lukas von einer besonderen Botschaft, die Paulus in einer Gemeinde nach der anderen weitergegeben hat. Im 22. Vers heißt es: Paulus und Barnabas befestigten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren. Sie sagten, dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.
Paulus konnte sehr lange predigen, bis Mitternacht, wenn es sein musste, und danach noch bis in den frühen Morgen. Doch eine wichtige Aussage, die Lukas uns überliefert, ist: Wir müssen durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen. Diese Botschaft zieht sich durch Lukas’ erstes Buch, die Apostelgeschichte, das als Fortsetzung des Evangeliums verstanden werden kann.
Jesus selbst musste zuerst leiden, bevor er in die Herrlichkeit eingehen konnte – das zeigt der Gang der Emmaus-Jünger. Ein Fremder erklärte ihnen, dass der Christus dieses Leiden erdulden und dann in seine Herrlichkeit eingehen musste. Beginnend bei Mose und den Propheten wird deutlich: Zuerst das Leiden, dann die Herrlichkeit.
Das ist genau das Gegenteil vom Wohlstandsevangelium, das behauptet, man erlange sofort Herrlichkeit. Nein, zuerst kommt das Leiden, aber dann folgt die Herrlichkeit. Das Schönste kommt noch, und das gibt Mut.
Auch Jesus hatte auf seinem Weg immer die Herrlichkeit vor Augen. So steht es in Hebräer 12: Er hat den Widerspruch der Sünder gegen sich ertragen. Die Menschen argumentierten ständig gegen ihn, doch er hielt durch. Warum? Weil er wegen der vor ihm liegenden Freude das Kreuz erduldet hat. Er sah die Herrlichkeit, die im Himmel wartet, und auch die zukünftige Herrlichkeit des Reiches Gottes.
Diese Hoffnung trug ihn ans Kreuz und ließ ihn alles ertragen. Jesus ist uns damit ein Beispiel. Auch wir gehen durch viele Trübsale, aber das Schönste kommt noch. Ja, das ist unsere Zuversicht.