
Ich begrüße erneut alle, auch diejenigen, die über den Livestream dabei sind. Wir fahren gleich mit 1. Samuel Kapitel 1 fort.
Wir sind bisher bis Vers 9 gekommen. Jetzt lesen wir weiter ab Vers 9, 10, 11 und so weiter.
Des Zusammenhangs wegen lese ich nochmals ab Vers 9 vor.
Und Hannah stand nach dem Essen und Trinken in Shiloh auf. Elia, der Priester, saß auf dem Stuhl am Türpfosten des Tempels des Herrn. Sie war in ihrer Seele verbittert. Sie betete zum Herrn, weinte sehr und tat ein Gelübde.
Sie sprach: „Herr der Heerscharen, wenn du das Elend deiner Magd ansiehst und deiner gedenkst, wenn du deine Magd nicht vergisst und ihr einen männlichen Nachkommen gibst, will ich ihn dem Herrn geben alle Tage seines Lebens. Kein Scheermesser soll auf sein Haupt kommen.“
Es geschah, dass sie lange vor dem Herrn betete, und Elia beobachtete ihren Mund. Hannah aber redete in ihrem Herzen. Nur ihre Lippen bewegten sich, ihre Stimme war jedoch nicht zu hören. Elia hielt sie für eine Betrunkene.
Er sprach zu ihr: „Wie lange willst du dich noch betrinken? Tu deinen Wein von dir!“
Doch Hannah antwortete: „Nein, mein Herr, ich bin eine Frau mit beschwertem Geist. Weder Wein noch starkes Getränk habe ich getrunken, sondern ich habe meine Seele vor dem Herrn ausgeschüttet. Halte deine Magd nicht für eine Tochter Belials, denn aus der Fülle meines Kummers und meiner Kränkung habe ich bisher geredet.“
Elia antwortete: „Geh hin in Frieden! Der Gott Israels gewähre dir, was du von ihm erbeten hast.“
Hannah sprach: „Möge deine Magd Gnade in deinen Augen finden.“
Die Frau ging ihres Weges, aß und ihr Angesicht war nicht mehr dasselbe.
Wir haben gesehen, dass Eli vor den Mauern von Schilo beim Turpfosten war. Dort saß er auf einem Stuhl. Hier sehen wir das Bild des Hohenpriesters in seiner prachtvollen Kleidung, wie sie in 2. Mose 28 beschrieben wird.
Diese Kleidung wurde übrigens wieder nachempfunden und für einen künftigen Hohenpriester im dritten Tempel hergestellt. Die Kleider allein, ohne das Brustschild mit den zwölf Edelsteinen, kosteten etwa 500 Dollar. Das hängt damit zusammen, dass sehr viel blauer Purpur verwendet wird, der unglaublich wertvoll ist. Ein Gramm kann man bei einer spezialisierten Firma in Deutschland für über 2 Euro kaufen. Das ist also etwas ganz Besonderes, und ein großer Teil der Kleidung besteht aus blauem Purpur.
Die Kleidung hat sieben Bestandteile. Dazu kommen noch die Edelsteine. Einer dieser Edelsteine, den das Templinstitut, das Mechon Hamikdash in Jerusalem, verwendet hat, um die Tempelgeräte für den dritten Tempel vorzubereiten, kostete eine Million Dollar. Man muss sich vorstellen, dass dies die tägliche Kleidung des Hohenpriesters war. Es gab auch einen besonderen Tag, an dem er nur weiße Kleider trug – am Jom Kippur. An diesem Tag trug er keinen zusätzlichen Schmuck, sondern nur die weißen Kleider und einen weißen Kopfschmuck.
Die tägliche Kleidung war also eine prachtvolle Kleidung. In 2. Mose 28 wird gesagt, dass diese Kleider mit einem ganz bestimmten Zweck hergestellt werden sollten, und zwar mit zwei Nomen: zur Herrlichkeit und zum Schmuck. Das ist interessant, denn die älteste Bibelübersetzung, die Septuaginta, übersetzt dies mit zwei Worten, die wir aus dem Hebräerbrief kennen.
Ich lese 2. Mose 28, Vers 2: „Und du sollst heilige Kleider für deinen Bruder Aaron machen, zur Herrlichkeit und zum Schmuck.“ Der Hebräerbrief zeigt, dass die Hohenpriester des Alten Testaments ein Hinweis auf Jesus Christus sind, der unser Hoherpriester im Himmel ist – nicht vor dem Tor in Shiloh, sondern im Himmel. Im Hebräerbrief wird Jesus zehnmal „Hoher Priester“ genannt.
In Hebräer 2, Vers 9 heißt es: „Wir sehen aber Jesus, der für kurze Zeit wegen des Leidens des Todes ein wenig erniedrigt war unter die Engel, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, so dass er durch Gottes Gnade den Tod für alle schmeckte.“ Diese Ausdrücke „Herrlichkeit“ und „Ehre“ sind die Übersetzung der zwei Wörter „Herrlichkeit“ und „Schmuck“ aus der Septuaginta.
Der Hebräerbrief weist uns also speziell auf den Herrn Jesus, unseren himmlischen Hohenpriester, hin. Wenn hier gesagt wird „Wir sehen aber Jesus“, ist natürlich klar, dass es sich nicht um ein physisches Sehen handelt. 1. Petrus 1 sagt ja, dass die Gläubigen Jesus lieben, obwohl sie ihn noch nie gesehen haben. Das „Sehen“ hier geschieht mit den Augen des Herzens.
Epheser 1, Vers 18 spricht von den Augen des Herzens, durch die wir in geistlicher Weise die Herrlichkeit des Herrn erkennen, basierend auf dem, was uns die Schrift über ihn sagt. Jesus ist der Hohepriester, und das ist die Garantie, dass unsere Gebete am richtigen Ort ankommen.
Ich möchte noch auf den Hebräerbrief, Kapitel 4, Vers 14 verweisen: „Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch den Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid mit unseren Schwachheiten haben kann, sondern der in allem versucht worden ist wie wir, ausgenommen die Sünde.“
Jesus wurde nie von innen heraus durch die Sünde versucht, wie wir, sondern von außen durch die Leiden der Welt und durch Satan. Deshalb können wir mit Freimütigkeit zum Thron der Gnade hinzutreten – das ist die Bezeichnung für die Bundeslade. Hier, in der Bundeslade im Himmel, hat der Herr Jesus sein Blut vergossen, wie es in Hebräer 9 beschrieben wird.
Lasst uns mit Freimütigkeit zum Thron der Gnade hinzutreten, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe. Die Gebetserhöhung, die hier gezeigt wird für das, was wir wirklich vor Gott brauchen, wird mit dem Herrn Jesus verbunden, der nicht nur Hoherpriester ist, sondern ein großer Hoherpriester.
Das ist interessant, denn auf Hebräisch heißt Hoherpriester „Kohen Gadol“ – Priester, großer. Hier zeigt sich also die Überhöhung: Er ist der große Hohepriester. Er vermag Mitleid zu haben und weiß genau, was in uns vorgeht.
Wir sehen nun, dass der Hohepriester in Shiloh bei der Beurteilung ein Problem hatte. Er war der zweite Mann, der diese Frau nicht verstehen konnte. Doch wir sehen auch Gottes Gnade.
Wir haben gesehen, dass Hannah in Vers 10 verbittert in ihrer Seele war. Das bedeutet, sie empfand Bitterkeit – jedoch nicht im Sinne von Verbitterung gegenüber anderen Menschen oder Unfähigkeit zu vergeben. Vielmehr empfand sie diese Bitterkeit tief in ihrer Seele. Ihr Leben und besonders das, was sie durch Pennina erfahren hatte, war für sie sehr, sehr bitter.
Weiterhin sehen wir, dass sie sehr weinte. Dieses Weinen kommt zu all dem hinzu, was wir bereits in den Versen 6 bis 8 an ihrem Leiden gesehen hatten. Doch was macht sie mit diesem Gefühl der Bitterkeit in ihrer Seele? Sie betet zu dem Herrn. Hier erhalten wir eine Einsicht in die Tiefen der Seele dieser Frau, denn der Prophet Samuel schreibt uns genau auf, was sie gebetet hat.
Für manche, besonders für diejenigen, die sich erst in einem gewissen Alter bekehrt haben, ist es schwierig, mit anderen zusammen laut zu beten. Das muss man lernen und es braucht Zeit, diese Hemmung zu überwinden. Woran liegt das? Beim Beten, wenn es von Herzen kommt, gibt man sehr viel Persönliches preis. Das erfordert Vertrauen zu denen, die zuhören. Deshalb fällt es manchen schwer, und es ist ein Weg, den man gehen muss.
Menschen, die aus einer gläubigen, christlichen Familie kommen, haben das oft von Kind auf gelernt und fällt ihnen daher leichter. Andere, die erst später zum Glauben gekommen sind, müssen das erst lernen. Es ist eine Überwindung, weil man viel von sich selbst preisgibt.
Hier aber schauen wir in Hannah hinein und sehen, wie sie betet. In Vers 11 spricht sie Gott an mit „Herr der Heerscharen“ – Adonai Zebaot. Dies ist der erste Gebrauch dieses Namens in der Bibel. Wir finden ihn nicht in den Büchern von 1. Mose bis 5. Mose, auch nicht in Josua, den Richtern, im Buch Ruth oder Hiob, und auch nicht in Psalm 90, einem Psalm von Mose. Erst hier, in 1. Samuel 1, Vers 3, wird dieser Name vom Propheten Samuel zum ersten Mal benutzt. Und Hannah betet so: „Herr der Heerscharen“.
Damit drückt sie aus: Du bist der Herr über alle Sterne, das ganze Universum. Du bist der Herr über alle Engelmächte – gefallene und treugebliebene. Du bist der Herr über alle Armeen, die Armee Israels und die Armeen der ganzen Welt. Ihr Elend bringt sie zu diesem Herrn. Das ist die einzige mögliche Adresse, die wirklich Sinn macht.
Sie breitet ihre Situation aus: „Wenn du das Elend deiner Magd ansiehst und meiner gedenkst und deine Magd nicht vergisst, dann wirst du deiner Magd einen männlichen Nachkommen geben, und ich will ihn dem Herrn geben.“ Dreimal nennt sie sich selbst „deine Magd“. Das zeigt, dass sie sich nicht erst jetzt entschieden hatte, sondern dass dies ihre Haltung war: Sie ist in dieser Welt, um dem Herrn treu zu dienen – auch in einer Familie, in der es sehr schwierig war.
Einmal sagt sie: „Ich bin deine Magd, aber bitte schau auf meine Situation.“ Hier sehen wir auch eine Verbindung zu dem Gebet des Verbrechers am Kreuz. In Lukas 23 bittet er den Herrn: „Gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.“ Was wollte er damit sagen? Sehr viel. Zunächst hatte er zusammen mit dem anderen Verbrecher den Herrn gelästert, wie in Matthäus 27 berichtet wird. Doch in den letzten Stunden erkannte er, wer der in der Mitte am Kreuz war. Er erkannte, dass dieser der Messias sein musste.
Er entdeckte noch mehr: Er erkannte, dass der Messias wiederkommen wird – als König der Welt. Am Kreuz sagt er zu ihm: „Gedenke meiner, Herr, wenn du in dein Königreich kommst.“ Das ist unglaublich – diese Hoffnung, die dieser junge Glaube bekam: Der Messias kommt zuerst als der Leidende, aber ein zweites Mal als König.
Er bittet, dass der Herr in dem Moment, wenn er als König kommt, an ihn denkt, in seinem Elend. Der Herr antwortet ihm – ich sage es mit meinen Worten: Du musst nicht so lange warten. Heute, nicht erst dann, wenn er als König kommt, wirst du mit mir im Paradies sein. Nicht erst im Königreich, wenn ich das tausendjährige Reich aufrichte, sondern heute im himmlischen Paradies.
Und der Herr wird nicht nur an dein Elend gedenken, sondern du wirst Gemeinschaft mit mir im Paradies haben. Es gibt Irrlehrer, die sagen, die Satzzeichen in Lukas 23 seien falsch gesetzt und es heiße in Wirklichkeit: „Ich sage dir heute, du wirst irgendwann mit mir im Paradies sein.“ Das macht aber keinen Sinn, denn es ist gerade die Antwort auf „Gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.“ Der Herr sagt nicht „wenn ich im Reich komme“, sondern „heute“.
Im Griechischen, genauso wie im Deutschen, gibt es klare Zeitformen, mit denen man genau ausdrücken kann, ob man von Gegenwart, Zukunft oder Vergangenheit spricht. Das ist nicht wie im Thailändischen, wo man oft Umschreibungen braucht, um den Zeitrahmen deutlich zu machen. Im Griechischen ist das klar durch die Zeitformen.
Dass der Herr „heute“ sagt, ist eindeutig. Er sagte das nicht einen Tag früher und nicht einen Tag später. Er sagte wirklich: „Ich sage dir heute, du wirst mit mir im Paradies sein.“
Dieses Gebet „Gedenke meiner“ und Hannahs „meiner gedenke“ führt sie noch weiter aus: „Nicht vergessen.“ Es ist ihr Wunsch, einen Jungen zu bekommen. Und wenn sie einen Jungen bekommt, will sie gleich versprechen, dass dieser Junge so wird wie sie – eine Magd des Herrn.
Dieser Junge soll dem Herrn sein ganzes Leben dienen. Damit sagt sie, dass sie dem Herrn den Jungen alle Tage seines Lebens geben will. Kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen. Damit macht sie klar: „Ich möchte, dass dieser Junge ein Naziräer wird.“ Sie bezieht sich auf 4. Mose 6, auf die Tora, die es damals in einem beschränkten Umfang in der Bibel gab.
In 4. Mose 6 wird das Gesetz des Naziräers vorgestellt.
4. Mose 6,1: Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn jemand, ein Mann oder eine Frau, sich weiht, also Gott ganz zur Verfügung stellt, indem er das Gelübde eines Nasirs ablegt, so muss ich erklären: Nasir heißt auf Hebräisch „Abgesonderter“, also jemand, der sich in besonderer Weise für Gott zur Verfügung stellt und auf seine Seite stellt.
Um sich für den Herrn abzusondern, soll er sich des Weines und des starken Getränks enthalten. Essig von Wein und Essig von starkem Getränk soll er nicht trinken, und keinerlei Traubensaft soll er trinken. Auch Trauben, frisch oder getrocknet, soll er nicht essen. Alle Tage seiner Absonderung soll er von allem, was vom Weinstock bereitet wird, von den Kernen bis zur Hülse, nichts essen.
Alle Tage des Gelübdes seiner Absonderung soll kein Schermesser über sein Haupt gehen. Bis die Tage erfüllt sind, die er sich für den Herrn absondert, soll er heilig sein und das Haar seines Hauptes frei wachsen lassen. Alle Tage, die er sich für den Herrn absondert, soll er zu keiner Leiche kommen – weder wegen seines Vaters noch wegen seiner Mutter, seines Bruders oder seiner Schwester. Ihretwegen soll er sich nicht verunreinigen, wenn sie sterben, denn die Weihe seines Gottes ist auf seinem Haupt. Das Zeichen der Absonderung ist auf seinem Kopf, dadurch, dass die Haare eben nicht geschnitten werden.
Alle Tage seiner Absonderung ist er dem Herrn heilig. Das war also kein Gesetz, das jeder einhalten musste, sondern absolut freiwillig. Hier sagt der Herr zu Mose: Wenn jemand sich das überlegt und gern ein Nasir sein möchte, dann muss er Folgendes einhalten: In der Zeit seiner Nasirerschaft soll er die Haare nicht schneiden.
Wir wissen, wie das im Judentum auch vor zweitausend Jahren war: Es konnte sein, dass jemand sich weihte, sagen wir, für drei Monate. Nach drei Monaten Haare freiwachsen lassen – da bekommt man noch keine Mähne. Aber in diesen drei Monaten durfte man eben nicht schneiden. Man konnte auch sagen, ich möchte fünf Jahre Nasiräer sein.
Wir sehen, es gibt ganz spezielle Fälle in der Bibel, in denen jemand für das ganze Leben ein Nasir war, nämlich Samuel. Die Mutter beschloss: „Mein Junge, wenn ich ihn bekomme, soll er ganz für den Herrn leben und ein solcher Nasir von Mutterleib an sein.“ Sie kannte natürlich schon ein Beispiel aus der frühen Geschichte Israels. Wir sind hier in der Zeit des Richters Eli, aber gerade zuvor war der letzte Richter im Buch der Richter, Kapitel 14, Simson.
Dort hatte Gott entschieden, dass Simson ein Nasir von Mutterleib an sein soll. Das war das Geheimnis seiner Kraft. So sagt sie: Mein Junge soll auch ein Nasir werden und sich so dem Herrn weihen.
Jetzt muss ich kurz erklären, was diese langen Haare bedeuten. In 1. Korinther 11 wird gesagt, dass die langen Haare der Frau als ein natürlicher Schleier gegeben sind. Nun muss man sich fragen: Was bedeutet Schleier in der Bibel, was ist die Symbolik davon? Übrigens ist das nicht das Gleiche wie eine Kopfbedeckung. Eine Kopfbedeckung nach 1. Korinther 11 ist kein Schleier.
Wenn eine Frau sich bedeckt, wie es dort heißt beim Beten und Weissagen, dann muss sie nicht unbedingt einen Schleier tragen, sondern etwas auf dem Haupt. Das kann ganz unterschiedlich ausgeführt sein, aber einfach etwas auf dem Haupt als Zeichen, dass jemand in der Autorität über sie steht. Das heißt also: Ich anerkenne, wenn ich das Wort zum Beispiel in einem Frauenkreis weitergebe, dass ich damit nicht beanspruche, die Führung zu übernehmen, die Gott dem Mann anvertraut hat. So ist also die Bedeckung.
Beim langen Haar aber sagt der Apostel Paulus, dass es ein natürlicher Schleier ist. Wir sehen in der Geschichte von Isaak und Rebekka sehr schön, was die Bedeutung davon ist. Rebekka entscheidet sich, Isaak zu heiraten. Sie wird gefragt: „Willst du mit diesem Mann gehen?“ Und sie sagt ja. Dann geht sie sofort los, man will sie ja noch aufhalten, zusammen mit dem Knecht. Aber wenn es klar ist, dann machen sie sich auf den Weg.
Sie reitet auf einem Kamel hunderte von Kilometern, um nicht zu sagen mehr als tausend. Am Abend kommt sie im Land Kanaan an einen Punkt, wo sie plötzlich jemanden auf dem Feld sieht. Sie fragt: „Wer ist das?“ Und es wird ihr erklärt: „Das ist ein zukünftiger Mann.“ Sofort nimmt sie ihren Schleier hervor. Sie hatte ihn also nicht die ganze Zeit an. Ja, sie war keine Muslimin – es gab damals keine Muslime.
So zieht sie diesen Schleier an und möchte damit symbolisch sagen: „Ich entziehe mich den Blicken aller Männer und bin nur reserviert für ihn.“ So bedeutet der Schleier eben Reservation. Und das ist genau die Symbolik bei dem Nasiräer. Das konnte übrigens ein Mann oder eine Frau sein. Es drückte aus: Ich bin ganz für Gott reserviert.
Die Mutter von Simson wurde vom Herrn selbst angewiesen, sie sollte bereits diese Gesetze einhalten, denn das Baby, das sie empfangen würde, sollte von Mutterleib an ein Nasiräer sein. Es wurde ihr gesagt, sie müsse sich enthalten, eben vom Weinstock usw. Aber es wurde ihr nicht gesagt, jetzt lass deine Haare wachsen – das hatte sie eh. Drum musste sie einfach nur das mit dem Wein und so weiter einhalten.
Die Symbolik war also: Ich bin reserviert für Gott. Und das sollte so sein bei Samuel, ganz ihm gehörig.
Wir haben noch weitere Beispiele von Nasiräern in der Bibel, außer Samuel und Simson in Richter 13-16, nämlich Johannes der Täufer. Er war auch ein Nasiräer, und zwar von Mutterleib an.
Weiter sehen wir in Apostelgeschichte 18,18, dass Paulus auch ein Gelübde hatte. Er sagt, dass er nach Jerusalem gehen muss. Dort wird in Apostelgeschichte 18 gesagt, dass er dann sein Haupthaar schor. Wenn die Zeit des Nasiräer-Gelübdes abgelaufen war, musste man die Haare scheren. War man im Ausland, musste man sie einpacken, in einen Beutel, und dann nach Jerusalem bringen. Dort musste man sie, gemäß den weiteren Versen, die wir jetzt nicht gelesen haben, in 4. Mose 6 im Frauenvorhof opfern.
Dort gab es in den Ecken vier offene Höfe: einen gerade vor dem innersten Vorhof nördlich, den Vorhof der Aussätzigen. Wenn jemand aussätzig war und gesund geworden war, gemäß 3. Mose 13,14, musste er dort alle Opfer und Vorbereitungen machen, um zu erfüllen, was getan werden muss, wenn jemand von Aussatz geheilt worden war.
Dann gab es die Kammer im Süden gegenüber, die Kammer für das Öl und den Wein, der für den Tempeldienst gebraucht wurde – für den Leuchter und für die Trankopfer auf dem Altar.
Im Norden, gerade beim Eingang in den Frauenvorhof, war die Kammer des Holzes für den Brandopferaltar. Gegenüber, also südlich von dieser Kammer, längs, wenn man in den Frauenvorhof kam, war die Kammer der Nasiräer. Dort gab es eine Feuerstelle, und dort musste Paulus dann seine Haare verbrennen, um quasi diese Hingabe Gott so darzubringen.
Das war eine ausführliche Darstellung zu diesem Thema. Man muss natürlich nicht meinen, dass Paulus mit langen Haaren herumgelaufen wäre. Ich habe gesagt, man konnte dieses Gelübde auch für einen Monat ablegen.
In 1. Korinther 11 heißt es: Wenn ein Mann lange Haare hat, dann ist das für ihn eine Unehre. Das sollte natürlich im Fall von Simson, Johannes dem Täufer und auch Samuel ausdrücken: Ich verzichte im Dienst zum Herrn auf meine persönliche Ehre. Das war eine Ausnahme, dass ein Mann lange Haare hatte. Es sollte bedeuten, ich bin einfach reserviert für den Herrn.
In Apostelgeschichte 21 sehen wir vier jüdische Brüder in der Gemeinde in Jerusalem, die dieses Gelübde des Nasiräers hatten. Das wird zwar nicht direkt mit dem Wort „Nasiräer“ gesagt, aber all die Angaben über die Opfer, die sie bringen mussten, machen klar, dass bei ihnen etwas geschehen war.
Ich habe ja gelesen in 4. Mose 6, dass man nicht zu einem Toten kommen darf, nicht in Berührung mit dem Tod kommen darf. Aber das konnte natürlich geschehen, ohne dass man es wollte. Zum Beispiel, wenn man in einem Raum war und plötzlich jemand einen Herzinfarkt hatte. Das kann passieren.
Meine Tochter, die im Krankenhaus arbeitet, erzählte mir, dass vor einiger Zeit im Impfzentrum jemand plötzlich zusammenbrach und an einem Herzinfarkt starb – und zwar vor der Impfung, nicht danach. Damit kann man natürlich nicht rechnen. Es kann jederzeit passieren, dass jemand da ist, plötzlich zusammenbricht und tot ist.
Wenn ein Nasiräer im gleichen Raum war, dann war er entweiht und musste alles neu anfangen. Wenn er zum Beispiel gesagt hatte, ich bin zwei Jahre Nasiräer, musste er von vorne anfangen und ganz bestimmte Opfer darbringen.
In Apostelgeschichte 21 war das der Fall, und man riet Paulus, die Kosten der Opfer zu übernehmen, damit alle sehen, dass die Verleumdungen über ihn, er würde die Juden zum Abfall von Mose lehren, nicht wahr sind.
Man muss ihm klar sein: Apostel Paulus erklärt in Römer 7 und auch in 1. Korinther 9, dass er als bekehrter Jude nicht mehr unter Gesetz stand. Das Gesetz vom Sinai gilt, solange jemand lebt. Aber dadurch, dass er an den Herrn Jesus geglaubt hat, an den Messias, der gestorben ist – und sein Tod ist nun unser Tod – können wir sagen: Ich bin mit Christus gekreuzigt. Das Gesetz ist für einen Juden nicht mehr gültig.
Paulus sagt in 1. Korinther 9: Ich bin denen, die unter Gesetz sind, geworden wie unter Gesetz, damit ich sie gewinne. Das heißt, er hat sich so weit wie möglich angepasst, um jüdische Menschen mit dem Evangelium zu erreichen.
Man muss wissen, bei Juden ist es so, sogar bei Liberalen, dass tief im Herzen eine Angst da ist, wenn sie mit dem Evangelium konfrontiert werden. Sie denken: Wenn ich das akzeptiere, verleugne ich den Glauben meiner Väter und gebe meine Identität preis.
So war es wichtig, dass die messiasgläubigen Juden diese Dinge des Gesetzes weiter taten, um diese Angst wegzunehmen. Nein, wenn ein Jude sich bekehrt, verleugnet er nicht den Glauben der Väter, sondern glaubt gerade an den, der die Hoffnung der Väter war. Sie haben auf den Messias gehofft, gewartet und gebangt, bis er endlich kommen würde.
Das ist keine Verleugnung, wenn man an die Erfüllung des jüdischen Glaubens glaubt. Es ist auch nicht so, dass man die Identität verliert.
Ganz wichtig: Im Galaterbrief wird klargemacht, dass Nichtjuden, die beginnen, Dinge des Gesetzes Mose, zum Beispiel Sabbat oder Beschneidung, zu beobachten, etwas ganz Falsches tun. Das geht gar nicht! Der Galaterbrief verbietet das mit aller Schärfe.
Die Galater hatten begonnen, Feste zu feiern, und Paulus sagt: Ihr beobachtet Jahre, Monate und Tage. Ich fürchte, ob ich etwa vergeblich um euch gearbeitet habe. Er fragt sich, ob sie sich wirklich bekehrt haben. Ja, und er sagt: Beschneidung geht gar nicht.
Es gibt aber einen Unterschied: Wenn ein messiasgläubiger Jude heute in Israel zum Beispiel das Passafest feiert, dann ist das eine Hilfe für die Nachbarn zu sehen. Das ist kein Verachten oder Verleugnen des Jüdischseins, sondern hilft ihnen, zum Glauben zu kommen. Das ist eine enorme Brücke.
Aber die Richtigen müssen das machen. Paulus hat zum Beispiel Timotheus in Apostelgeschichte 16 beschnitten – um der Juden willen. Warum? Weil seine Mutter Jüdin war. Damit war er Jude, auch wenn er nur 50 Prozent jüdische Gene hatte.
Titus dagegen hatte keine jüdische Abkunft und wurde darum nicht beschnitten. Von ihm wird ausdrücklich gesagt, dass er nicht beschnitten war (Galater 2).
Man muss die Dinge an ihren Platz lassen und keine Verwirrung stiften.
Nun betrachten wir etwas genauer, was die Weihe von Samuel ganz praktisch bedeutete. Es war der Wunsch seiner Mutter. Ist es nicht wunderbar, wenn eine Frau sich sehnlichst ein Kind wünscht? Und dabei war ihre Sehnsucht nicht, dass dieser Junge einmal König in Israel wird.
Ich habe das Beispiel schon manchmal erzählt: In Amerika ist es traditionell so, dass kleine Kinder auf einem Hochstuhl gefüttert werden. Manchmal wollen sie nicht so recht essen und spucken es wieder aus. Dann sagt man zu ihnen: „Du musst gut essen, damit du einmal Präsident von Amerika wirst.“ Doch die Frage ist: Was wünschen wir uns eigentlich für unsere Kinder? Sollten sie das werden, was wir selbst nie werden konnten? Oder wollen wir sie in eine bestimmte Richtung drängen?
Es gibt eine bekannte Anekdote von einer jiddischen Mutter mit zwei kleinen Jungen: Samuel, sieben Jahre alt, und Michael, fünf. Sie sagt zu den Leuten: „Michael ist unser Jurist, und Samuel ist unser Arzt.“ Sie weiß also schon, was aus ihnen werden soll, und pusht sie entsprechend.
Juden wurden über die Jahrhunderte hinweg oft benachteiligt und zurückgesetzt. Deshalb mussten sie doppelt so gut sein wie andere. Das erklärt, warum so viele als Genies gelten – dahinter steckt viel Fleiß, und die Mütter pushten ihre Kinder wegen des Drucks.
Trotzdem bleibt die Frage: Was liegt uns wirklich am Herzen? Man könnte die Kinder auch füttern und sagen: „Du musst gut essen, damit du einmal Missionarin wirst – im Kongo, in Chile oder irgendwo in Asien.“ Was ist unser Wunsch?
Hier sehen wir, dass diese Frau einfach ein Kind wollte, das ganz für den Herrn lebt. Das ist wunderbar. Ihr Gebet wurde erhört. In Vers 12 heißt es: „Und es geschah, als sie lange vor dem Herrn betete, dass Eli ihren Mund beobachtete.“ Es war also ein anhaltendes Gebet.
Das erinnert uns an die Witwe in Lukas 18, die im Gleichnis des Herrn Jesus immer wieder zu einem ungerechten Richter ging, bis dieser genug von ihr hatte und ihr Recht verschaffte. Der Herr Jesus nimmt dieses Beispiel, um zu zeigen, dass wir anhaltend beten sollen.
Wenn wir also für Menschen in unserer Familie beten und denken, wir beten schon lange – vielleicht zwölf Jahre – und es ist noch nichts geschehen, dann ist dieses Gleichnis eine Ermutigung, weiterzumachen.
Hanna betete lange in Schilo, und Eli, der Hohepriester, beobachtete sie. Er musste wahrscheinlich ziemlich nahe herankommen, denn er hatte ein Augenproblem. Er sah, dass sie nur den Mund bewegte, ohne dass man etwas hörte.
Für uns ist das vielleicht nicht ungewöhnlich, aber wir müssen uns in die Kultur Israels zurückversetzen. Dort war es üblich, beim Lesen der Tora zu flüstern. Zum Beispiel heißt es in Psalm 1: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen ... sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht.“ Das Wort „sinnen“ bedeutet flüstern, also ganz leise über das Gesetz nachdenken.
Das hilft der Konzentration. Manche sagen, wenn sie alleine beten, schweifen ihre Gedanken ab. Wenn man aber die eigene Stimme hört, ist es so, als wäre jemand da, und man kann sich besser konzentrieren – besonders beim gemeinsamen Gebet.
Doch Hanna war so innerlich verbittert, dass sie nicht flüsterte, wie es üblich war, sondern nur die Lippen bewegte. Das war der Ausdruck ihrer Bitterkeit und ihres Alleinseins.
Elkana, ihr Mann, war ein lieber Mann, doch er verstand sie nicht bis ins Innerste.
Dann zog Eli einen Schluss: Er hielt sie für betrunken. Das ist eine falsche Beurteilung eines Menschen im Volk Gottes – ein großes Problem.
Wir beobachten einander ganz natürlich, nicht als Geheimpolizei, aber wir nehmen wahr, wie sich andere verhalten, und ziehen Schlüsse. Doch wie schnell irren wir uns?
Eli hat sich völlig geirrt, obwohl er Hohepriester war. Ein großer Kontrast dazu ist Jesus, wie wir in Hebräer 4 sehen: Er kennt uns völlig, versteht uns und hat selbst alle Leiden erlebt, auch Ablehnung und Unverständnis.
Seine Brüder waren damals nicht gläubig und verstanden ihn nicht. So kann Jesus mit uns fühlen und beurteilt uns richtig.
Dann ermahnt Eli Hanna. Im Neuen Testament gibt es viele Stellen, die dazu auffordern, Gläubige gegenseitig zu ermahnen. Doch es gibt richtige und falsche Ermahnungen. Falsche Ermahnungen beruhen auf falschen Beurteilungen, richtige sind biblisch notwendig.
Eli sagt zu ihr: „Bis wann willst du dich wie eine Betrunkene gebärden? Tu deinen Wein von dir!“ Er war sicher, sie hatte Wein, obwohl er keinen sah. Für ihn war klar: Sie hat ein Alkoholproblem. Er fordert sie auf, damit aufzuhören.
Eine solche Ermahnung ist wichtig, wenn jemand tatsächlich ein Alkoholproblem hat. Man muss dann eine klare Entscheidung treffen: „Ab heute kein Tropfen mehr!“
Doch hier wird Hanna ermahnt, obwohl sie unschuldig ist. Wie reagieren wir, wenn uns jemand solche Vorwürfe macht? Manche werden wütend, andere denken, die Ermahnung trifft den Nerv.
Es kann beides sein: ungerecht oder genau richtig. Aber Hanna reagiert wunderbar. Sie hatte oft erlebt, wie man sie zum Zorn bringen wollte. Sie musste als Dienerin des Herrn lernen, sich zu beherrschen.
Sie bleibt ruhig und antwortet: „Nein, mein Herr, eine betrübte Frau bin ich. Weder Wein noch starkes Getränk habe ich getrunken, sondern ich habe meine Seele vor dem Herrn ausgeschüttet.“
Sie widerspricht ihm klar, spricht ihn aber mit Ehrentitel an: „Mein Herr!“ Nicht einfach „Hohepriester“, sondern ehrerbietig.
Sie erklärt, was los ist: Sie ist eine traurige Frau, die nichts getrunken hat, sondern ihr Herz vor Gott ausgeschüttet hat.
Interessant ist, dass sie gerade um einen Sohn bat, der niemals Wein trinken sollte. Sie selbst hatte sich als Mutter entschieden, keinen Tropfen Alkohol zu trinken – ähnlich wie die Mutter Simsons.
Und nun kommt der oberste Richter Israels und beschuldigt sie, Wein zu trinken. Doch sie sagt: „Meine Seele habe ich vor dem Herrn ausgeschüttet.“
Das „Ausschütten“ ist wie das Ausgießen von Flüssigkeit. Wenn man sein Herz vor dem Herrn ausschüttet, kann wirklich etwas fließen und sich entladen.
Im Buch der Klagelieder heißt es in Kapitel 2, Vers 19: „Mach dich auf, klage in der Nacht, beim Beginn der Nachtwachen, schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht des Herrn, hebe deine Hände zu ihm empor für die Seele deiner Kinder, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken.“
Das ist ein Lied für den Krieg. In dieser Not, wenn Kinder an den Straßen vor Hunger sterben, soll man klagen und sein Herz wie Wasser vor Gott ausschütten – also Tränen freien Lauf lassen.
Auch Jesus vergoss Tränen, wie wir in Johannes 11 sehen, als er am Grab seines Freundes Lazarus war und die Trauer von Maria und Martha sah.
Manche meinen, Männer dürften keine Tränen zeigen, das sei unangebracht oder unbiblisch. Doch die Bibel zeigt das Gegenteil.
Jesus ist unser vollkommenes Beispiel.
Das zeigt uns, dass wir unsere Traurigkeit durchaus empfinden dürfen. Die heidnische Philosophie lehrte, man solle das Leiden überwinden, indem man gefühllos darüber hinweggeht – mit einer stoischen Miene, ohne Gefühle und Tränen.
Diese Philosophie stammt von den Stoikern, einer griechischen Denkschule, die sagte, man müsse über dem Leiden stehen und es gefühllos ertragen.
Doch diese Philosophie steht im Gegensatz zum Evangelium.
In Apostelgeschichte 17 begegnet Paulus epikuräischen und stoischen Philosophen, die ihn auslachen und beschimpfen. Paulus brachte eine ganz andere Botschaft: Wir sollen unseren Schmerz vor dem Herrn aussprechen.
Das ist eine Hilfe.
In Philipper 4,7 heißt es: „Alle eure Anliegen lasst mit Gebet und Flehen vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Sinne in Christus Jesus bewahren.“
Das bedeutet, wenn wir unsere Anliegen vor den Herrn bringen – so wie Hanna – dürfen wir erleben, dass Gott wirkt, auch wenn noch keine sichtbare Antwort kommt.
Wir dürfen innerlich zur Ruhe kommen, und unsere oft wirren Gedanken werden in Christus bewahrt.
Genau das hat Hanna erlebt.
Sie sagt weiter: „Halte deine Magd nicht für eine Tochter Belials, denn aus der Fülle meines Kummers und meiner Kränkung habe ich bisher geredet.“
Sie bittet also: Halte mich nicht für eine Tochter Belials.
Hier nennt sie sich die Magd des Hohenpriesters. Sie unterstellte sich der Leitung Israels, war Dienerin des Herrn, aber auch der Regierung, und erkannte diese an, obwohl Eli fehlbar war.
Der Ausdruck „Tochter Belials“ kommt oft im Alten Testament vor. Im Elberfelder Bibelübersetzung ist das hebräische Wort Belial unübersetzt geblieben.
Was bedeutet das?
Auf Hebräisch heißt es Bli Ya'al: „Bli“ bedeutet „ohne“ – wenn man in Israel Kaffee bestellt, sagt man „Bli Sukkar“ – Kaffee ohne Zucker.
„Ya'al“ bedeutet „das, was nützt“ oder „hilfreich ist“.
Belial heißt also „nutzlos“ oder „ohne Nutzen“.
Der Ausdruck „Tochter Belials“ oder „Söhne Belials“ bedeutet Menschen, die durch ihre Existenz nichts nützen – Nichtsnutze, die den Sinn ihres Lebens verpasst haben.
Jesus sagt in Kolosser 1,16, dass alles durch ihn und für ihn geschaffen wurde.
Der Sinn des Lebens besteht darin, zu Gottes Ehre zu leben und alles zu seiner Ehre zu tun.
Eine Tochter oder ein Sohn Belials lebt nicht zu Gottes Ehre.
Im Neuen Testament wird Belial in 2. Korinther 6 als Name für den Satan gebraucht. Satan wirkt daran, dass Menschen ihre Lebensbestimmung verpassen und nutzlos für Gott werden.
Hanna bittet Eli also: Halte mich nicht für eine solche Frau.
Wir stoppen hier an dieser Stelle und fahren heute Abend mit Vers 17 weiter.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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