Ich möchte noch einmal beten: Vater im Himmel, wir danken dir für die gemeinsame Zeit, die du uns schenkst. Wir danken dir auch dafür, dass du uns dein Wort gegeben hast und durch dieses Wort zu uns sprichst.
Wir bitten dich, dass dies heute Abend geschieht. Öffne unsere Herzen und sprich tief hinein, damit wir dich besser kennenlernen. Lass es etwas mit uns machen und unser Leben verändern.
Wir bitten dich, dass du durch deinen Heiligen Geist in uns wirkst. Amen!
Die Faszination der Katzenvideos und die Ablenkung durch Tiere
Hast du schon einmal im Internet ein Katzenbild oder Katzenvideo verschickt oder zumindest angeklickt? Ein Raunen geht durch den Raum, wenn du es nicht getan hast. Dann hast du gemeinsam mit mir einen Trend verpasst, denn millionenfach werden Katzenvideos in diesen Tagen – und eigentlich schon die ganzen letzten Jahre – verschickt.
Weltweit ist das ein Riesentrend. Menschen verbringen Stunden damit, die neuesten und süßesten Katzenbilder zu finden und an ihre Freunde zu schicken. Man kann sich schon fragen: Warum machen Leute so etwas? Wie kommt es zu so einem Phänomen?
Ich habe mich das diese Woche gefragt und mich dann auf die Suche gemacht, natürlich auch im Internet. Bei einem großen Fernsehsender, N24, auf der Internetseite habe ich eine Erklärung gefunden, die mir sehr schlüssig erschien. Dort schreiben sie: Mit nichts lässt es sich besser vom Alltag ablenken als mit süßen Katzenbildern. Ihr scheint das zu kennen.
Ich habe den Eindruck, dass auch in unserer heutigen Geschichte die Tiere vielen als Ablenkung vom Wesentlichen dienen. Ich glaube, wenn wir hier in München auf den Marienplatz gehen und die Leute fragen würden, was sie eigentlich mit Noah verbinden, würden uns wahrscheinlich viele von einer großen Arche erzählen, mit ganz, ganz vielen süßen Tieren darauf.
Manche von euch kennen das vielleicht sogar, wenn ihr schon ein bisschen länger in der Gemeinde dabei seid, aus dem Kindergottesdienst oder der Jungschar. Wenn man dort über die Arche-Noah-Geschichte redet, ist man auch ganz schnell bei den Tieren, weil diese irgendwie so greifbar sind und man etwas mit ihnen anfangen kann.
Ich habe gestern eine Karte für eben das Brautpaar gekauft, das geheiratet hat, und bin dann am Kartenständer vorbeigegangen. Dort habe ich noch ein paar andere Karten gesehen, unter anderem eine Karte von einer Arche Noah mit lauter kleinen Tierbabys darauf. Darunter stand dann „It's a Boy“ – es ist ein Junge. Was das mit der Arche-Noah-Geschichte zu tun hat, habe ich nicht verstanden.
Angelehnt an N24 möchte ich deshalb sagen: Mit nichts lässt es sich besser von der eigentlichen Botschaft der Arche-Geschichte ablenken als mit süßen Tieren. Ich hoffe, wir begreifen heute neu oder zum allerersten Mal, was uns diese Geschichte eigentlich sagen will, was Gott uns damit sagen und zeigen möchte.
Einstieg in die Geschichte der Arche Noah
Und ja, dafür möchte ich mit euch in diesen Text eintauchen, der in Genesis 7 steht. Das ist das nächste Kapitel in unserer Serie. Wir erinnern uns: Letzte Woche haben wir uns schon ein bisschen mit Noah beschäftigt und wie er diese Arche gebaut hat.
Dieser Bericht lässt viele Jahre und Jahrzehnte aus, in denen Noah hart an diesem Schiff gearbeitet hat. Es steht auch nichts von dem Spott, den er ganz bestimmt von seinen Nachbarn bekommen hat. Sie haben sich sicher darüber lustig gemacht: Was will der Mann eigentlich? Er baut ein Schiff, obwohl es kein Wasser gibt.
Der Text geht dort weiter, wo es in die wirklich ernste, heiße Phase geht, in Genesis 7. Gott spricht wieder zu Noah und kündigt ihm an, dass es bald so weit ist.
Ich möchte jetzt nicht gleich das ganze Kapitel lesen, sondern zuerst einfach mal die ersten vier Verse, in denen Gott zu Noah spricht. Ihr findet das auf Seite acht, Kapitel sieben.
Der Herr sprach zu Noah:
„Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich gerecht erfunden vor mir zu dieser Zeit.
Von allen reinen Tieren nimmst du je sieben, das Männchen und sein Weibchen,
von den unreinen Tieren aber je ein Paar, das Männchen und sein Weibchen,
das Gleiche von den Vögeln unter dem Himmel, je sieben, das Männchen und sein Weibchen, um das Leben zu erhalten auf dem ganzen Erdboden.
Denn von heute an in sieben Tagen will ich regnen lassen auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte und vertilgen von dem Erdboden alles Lebendige, das ich gemacht habe.“
Gottes Gerechtigkeit und Gnade im Blick auf Noah
Ich denke, wenn wir lesen, was Gott hier sagt, dann müssen wir zuerst über Gottes Gerechtigkeit und seine Gnade nachdenken. Denn er sagt im ersten Vers zu Noah: „Geh du an Bord dieser Arche mit deiner Familie, denn dich habe ich gerecht erfunden vor mir zu dieser Zeit.“
Er sagt zu Noah: „Dich habe ich gerecht erfunden.“ Warum sagt Gott das zu Noah? Wenn wir da oberflächlich darüber nachdenken, könnten wir sagen: Na ja, wir haben es doch gesehen in Kapitel 6, Noah war halt ein frommer Mann, er war tadellos zu seiner Zeit. Es waren seine guten Werke. Noah war einfach gut, das unterschied ihn von allen anderen. Noah war ein guter Mensch, und deshalb hat Gott ihn errettet und gerecht erfunden. Also gab Noah seine guten Werke, und Gott gab seine Gnade dazu. War es so? Ich glaube nicht.
Wenn wir noch einmal zurückschauen auf Kapitel 6, dann sehen wir, dass Gott dort auf die Erde schaut. Wir haben schon darüber nachgedacht. Gott sah, dass alles Trachten der Menschen böse war, immer da, es war alles Trachten der Menschen böse. Aber dann steht in Vers 8 dieser Satz: „Noah fand Gnade vor dem Herrn.“
Jemand, der vollkommen gerecht ist durch seine Werke, braucht keine Gnade vor dem Herrn. Was ist Gnade? Bei uns in Deutschland gibt es eine gute Tradition: Der Bundespräsident hat das Recht, Menschen, die im Gefängnis sitzen, zu begnadigen. Er kann sagen: Ich begnadige euch. Diese Menschen hätten laut Gesetz noch eine lange Strafe verdient, aber der Bundespräsident kann zu bestimmten Anlässen sagen: Ich gebe euch Gnade. Gnade, die sie nicht verdient hätten.
Ich denke, das hier ist viel größer. Gott sieht die Welt, er sieht Noah, und er sieht, dass auch Noah nicht gerecht ist. Und er sagt: Ich gebe dir, Noah, Gnade. Ich glaube, wir müssen das als Allererstes verstehen, wenn hier im ersten Vers steht, dass Gott ihn gerecht erfunden hat. Denn das ist eigentlich ziemlich komisch.
Eigentlich hat Gott ihn begnadigt, eigentlich ist er nicht gerecht, aber hier steht plötzlich, dass Gott ihn gerecht erfunden hat. Warum ist er gerecht? Aufgrund seiner Werke? Aufgrund dessen, dass er so ein toller, guter Mensch war, der alles richtig gemacht hat, so wie Gott es sich vorgestellt hat? Sicher nicht. Es muss einen anderen Grund geben, warum Noah gerecht war.
Dieser Grund kann nur sein, dass Gott selbst es wollte. Gott wollte, dass Noah gerecht ist. Gott sagt: Du bist gerecht. Gott schafft seine Gerechtigkeit. Und genau diese Erklärung gibt uns der Hebräerbrief in Kapitel 11. Dort heißt es: Noah ererbte die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt, weil er auf das vertraute, was Gott tat, nicht auf seine eigenen Werke.
Ich finde das so schön in dem Lied, das wir vorher gesungen haben, wie Luther das auch auf den Punkt bringt, wenn er sagt: „Es ist doch unser Tun umsonst, selbst in dem besten Leben.“ Selbst in Noahs Leben war das beste Tun umsonst. Das hat nicht seine Gerechtigkeit ausgemacht.
Aber ich glaube, das sitzt tief in uns, dass wir denken, es hängt an unseren Werken. Es hängt daran, was wir tun, um vor Gott gerecht zu sein und um von Gott Gnade zu bekommen. Wissen Sie, ich mache Kinderstunde – nein, Jungschar, so nennen wir es – einmal in der Woche. Und ich erlebe das relativ häufig, wenn wir über Geschichten nachdenken, auch aus dem Alten Testament, und wir fragen die Kinder: „Warum hat Gott diese Menschen angenommen?“ Oft antworten sie: „Weil diese Menschen gut waren, weil sie den Willen Gottes getan haben.“
Ich glaube, in manchen von uns sitzt das auch noch drin, die wir schon längst nicht mehr in die Jungschar gehen. Wir denken, wir werden bei Gott angenommen, weil wir gute Werke tun. Wir denken, daran hängt es.
Aber jetzt sehen wir hier: Das ist es eben nicht, woran es hängt. Noah bekommt Gnade. Gott erfindet ihn als gerecht. Die Gerechtigkeit kommt von Gott selbst. Macht euch das Hoffnung? Ich hoffe, dass euch das Hoffnung macht, dass es nicht an Noahs Werken lag.
Denn wie viele von uns vergleichen sich mit Noah oder mit anderen Glaubenshelden und sagen dann: Dieses geistliche Niveau, so eng mit Gott unterwegs zu sein, wie soll ich das jemals schaffen? Manche von uns fragen sich auch: Reicht es überhaupt, wie ich mit Gott unterwegs bin? Reicht es, dass ich einmal in den Himmel komme, dass ich Gottes Gnade erbe?
Wenn du auf deine Werke schaust: Nein, es wird niemals reichen. Alles, was du tust, wie du dich reinhängst, was du machst – du wirst nicht gerecht werden vor Gott.
Wenn du aber wie Noah auf Gott schaust und ihm glaubst, dann reicht es. Dann reicht das, was du tust, weil Gott seine Gnade schenkt, so unvollkommen deine Werke auch sind. Gott kann das nur tun, weil er sich selbst geschenkt hat in Jesus Christus. Weil er selbst in diese Welt kam und Jesus das ganze Gesetz erfüllt hat.
Jedes einzelne kleine Pünktchen hat Jesus erfüllt. Er hat alles getan, genau so, wie Gott es wollte. Ganz genau so. Das, was wir nicht konnten, hat Jesus getan. Und dann steht da dieser Jesus, der Gottes Gerechtigkeit verdient hat. Gott muss seine Gnade nicht mehr dazugeben, sondern kann einfach sagen: Ein Gerechter, den kann ich so wieder zurücknehmen.
Und genau dieser Jesus wird aber bestraft. Er geht freiwillig ans Kreuz und lässt sich dort schlagen, nicht weil er es verdient hat, sondern weil wir es verdient haben und er es für uns trägt.
Allein der Glaube an Jesus Christus macht uns gerecht vor Gott. Noah, auch wenn er Jesus so, wie wir ihn kennen, noch nicht kannte, wurde auch nur gerecht durch dieses Opfer, das Jesus gebracht hat. Weil Noah nicht auf sich selbst vertraut hat, sondern auf die Gerechtigkeit Gottes.
Was für ein Geschenk, dass wir das erkennen dürfen. Es hängt nicht daran, was wir tun, sondern Gott selbst macht uns gerecht. Schon hier am Anfang ist die Frage an uns: Glauben wir, dass Gott uns gerecht macht und nicht wir uns selbst gerecht machen? Glauben wir an Jesus Christus, Gottes Sohn?
Die Antwort darauf wird alles entscheiden, alles im Gericht Gottes – ob wir auf unsere eigene Gerechtigkeit bauen oder auf Gottes Gerechtigkeit.
Die Bedeutung der Einteilung in reine und unreine Tiere
Ich glaube, dass dies auch in den nächsten Versen deutlich wird, wenn wir weitergehen. Es zeigt sich auf eine relativ überraschende Art und Weise, wie wir das hier erkennen. Gott sagt Noah nun, welche Tiere er mit auf die Arche nehmen soll. Er sagt ihm, er soll reine Tiere und unreine Tiere mitnehmen.
Diese Einteilung ist eigentlich ganz seltsam. Seid ihr schon einmal darüber gestolpert oder habt euch gewundert, warum es reine und unreine Tiere gibt? Im Religionsunterricht an meiner Schule habe ich gelernt, dass es diese Einteilung gab, damit vor allem das Volk Israel genau wusste, welches Essen gesund ist und welches nicht. Man könnte sagen, Gott ist hier so etwas wie ein Ernährungsberater, der seinem Volk – also Noah und später auch dem Volk Israel – deutlich macht: „Das sollst du essen, und von dem solltest du lieber die Finger lassen.“
Darum geht es hier aber nicht. Gott ist nicht einfach ein Ernährungsberater. Vielmehr möchte er mit dieser Einteilung seinem Volk und auch uns etwas beibringen: Er bestimmt reine und unreine Tiere.
Im Alten Testament galt: Wenn jemand zu Gott kommen wollte, musste er ihm ein gutes, ein reines Opfer bringen. Er konnte kein unreines Tier opfern, sondern musste ein reines Tier darbringen. Das hatte den Zweck, dass jeder erkennen sollte: Du kannst nicht selbst vor Gott gerecht werden. Du brauchst ein Opfer, ein reines Opfer, das dich vor Gott vertritt.
Dieses Tier hatte nichts Magisches. Es war nicht so, dass jemand einfach ein Tier opferte und dann war alles in Ordnung mit Gott. Aber wer glaubte, dass er vor Gott ein reines Opfer braucht, war tatsächlich gerecht vor Gott.
So sind die Tiere, wie Gott sie hier einteilt, eher ein Lehrinstrument für sein Volk. Sie sollen zeigen: Du brauchst das gerechte Opfer. Sie sind ein großer Platzhalter und ein deutlicher Hinweis auf Jesus Christus. Er kam als das perfekte Opfer, das für alle Zeit und für jeden von uns reicht, um gerecht vor Gott zu stehen.
Das erkennen wir hier in den ersten Versen: Warum Gott die Tiere so einteilt. Wenn wir die Geschichte weiterverfolgen, wird uns auch klar, dass Noah nach der Flut, als die Arche wieder auf festem Grund stand, von diesen reinen Tieren opferte. Deshalb hatte er wohl mehr reine Tiere mitgenommen – um opfern zu können.
Noahs Gehorsam und die Vorbereitung auf die Flut
Lassen wir uns zunächst auf die Flut blicken, doch zuvor auf das, was Noah getan hat, nachdem er Gottes Gnade auf so eindrückliche Weise erfahren hatte. Ich lese uns die Verse 5 bis 16a vor:
„Und Noah tat alles, was ihm der Herr gebot. Er war aber sechshundert Jahre alt, als die Sintflut auf Erden kam, und er ging in die Arche mit seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne vor den Wassern der Sintflut. Von den reinen Tieren und von den unreinen, von den Vögeln und von allem Gewürm auf Erden gingen sie zu ihm in die Arche paarweise, je ein Männchen und Weibchen, wie ihm Gott geboten hatte. Und als die sieben Tage vergangen waren, kamen die Wasser der Sintflut auf Erden. In dem sechshundertsten Lebensjahr Noas, am siebzehnten Tag des zweiten Monats, an diesem Tag brachen alle Brunnen der großen Tiefe auf. Und taten sich die Fenster des Himmels auf, und ein Regen kam auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte. An eben diesem Tag ging Noah in die Arche mit Sam, Ham und Japheth, seinen Söhnen, und mit seiner Frau und den drei Frauen seiner Söhne, dazu alles wildige Tier nach seiner Art, alles Vieh nach seiner Art, alles Gewürm, das auf Erden kriecht, nach seiner Art. Und alle Vögel nach ihrer Art, alles, was fliegen konnte, alles, was Fittiche hatte, das ging alles zu Noah in die Arche paarweise, von allem Fleisch, darin Odem des Lebens war. Und es waren Männchen und Weibchen von allem Fleisch, und sie gingen hinein, wie denn Gott ihnen geboten hatte.“
Wir haben bereits letzte Woche betrachtet, dass diese Gnade, die Gott in Noahs Leben spricht, eine Antwort von Noah erforderte. Er musste darauf reagieren. In diesen Versen lesen wir fast wie einen Refrain, der sich immer wiederholt: Vers 5, Vers 9, Vers 16 – Noah handelte, wie Gott ihm geboten hatte. Noah handelt nach dem, was Gott ihm anweist.
Können wir uns vorstellen, dass Noah auch anders hätte reagieren können? Manche schütteln den Kopf, andere nicken. Eigentlich können wir uns das kaum vorstellen, weil es absurd wäre, wenn Noah in seiner Situation, wo ihm die Flut angekündigt wird, Gott zu ihm spricht und ihm sein Wort gibt, die Hände in den Schoß legen und etwas anderes tun würde. Nein, er hört auf Gottes Wort, er ist gehorsam und tut alles so, wie Gott es ihm gesagt hat.
Aus der Gnade, die in sein Leben gesprochen wird, folgt sein Glaubensgehorsam. Er tut, was Gott möchte.
Wie ist es bei uns? Wenn wir glauben, dass Jesus Christus unser Herr ist, dass er für uns ein Opfer gebracht hat und wir in ihm Gnade bei Gott haben, wie antworten wir darauf? Sagen wir einfach „Basta“ oder reagieren wir mit Hingabe an Gott und an das, was er möchte? Wenden wir uns ihm zu und gehen nicht länger unsere eigenen Wege und das eigene Zeug, das uns in dieser Welt so oft von Gott wegzieht?
Ich glaube, darin zeigt sich im Leben von Noah, dass er verstanden hat, was Gott von ihm wollte. Und darin zeigt sich auch in unserem Leben, ob wir verstanden haben, was Gott von uns möchte: dass wir sein Wort sehr ernst nehmen.
Deshalb möchte ich dazu aufrufen, das Wort wirklich ernster zu nehmen – Gottes Wort nicht als eine Art Lifestyle-Ratgeber, den wir nur dann zur Hand nehmen, wenn es uns schlecht geht oder wenn wir Probleme haben und Antworten suchen. Natürlich finden wir auch darin Antworten für unsere Probleme, aber wir finden so viel mehr: Wir finden Gott, der auf jeder Seite der Bibel zu uns redet, der uns sagt, was er möchte und was sein Wille ist.
Lasst uns das bitte ernster nehmen und gehorsam reagieren, so wie Noah gehorsam war, nachdem Gott zu ihm gesprochen hatte. Dabei sollten wir immer daran denken, dass unser Gehorsam sehr unvollkommen aussehen kann. Dann werden wir dankbar darüber, dass unsere Gerechtigkeit nicht davon abhängt, wie wir auf Gottes Wort reagieren, sondern davon, dass er seine Gerechtigkeit schenkt, dass er seine Gnade gibt. Es hängt nicht an unseren Werken.
Das sollte uns eigentlich freier machen, wirklich ernsthaft Gottes Willen zu suchen, weil wir keine Angst haben müssen, dass dabei etwas schiefgeht. Wir können frei Gottes Willen tun. Wir können auch Fehler machen und sie vor Gott bringen – das ist nicht der Punkt. Aber wir sollten lernen, gehorsam zu sein.
Das Gericht Gottes in der Sintflut
Und dann kommt der wirklich, wirklich schwierige Teil dieses Abschnitts, der uns brutal vor Augen führt, wie der liebe Gott auch ist. Der liebe Gott ist auch ein Richter, der die Menschen richtet, die auf ihre eigene Gerechtigkeit bauen, die nicht Jesu Opfer annehmen, sondern lieber ihre eigenen Anwälte sind.
Wir lesen in den Versen 17 bis 24, wie sein Gericht zur Zeit Noahs aussah. Ich lese ab Vers 16b:
„Und der Herr schloss hinter ihm zu, und die Sintflut war vierzig Tage auf Erden. Die Wasser wuchsen und hoben die Arche auf und trugen sie empor über die Erde. Die Wasser nahmen Überhand und wuchsen sehr auf Erden, und die Arche fuhr auf den Wassern. Die Wasser nahmen Überhand und wuchsen so sehr auf Erden, dass alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden. Fünfzehn Ellen hoch gingen die Wasser über die Berge, so dass sie ganz bedeckt wurden. Da ging alles Fleisch unter, das sich auf Erden regte, an Vögeln, an Vieh, an wildem Getier und an allem, was da wimmelte auf Erden, und alle Menschen. Alles, was Odem des Lebens hatte auf dem Trockenen, das starb. So wurde vertilgt alles, was auf dem Erdboden war, von Menschen an bis hin zum Vieh und zum Gewürm und zu den Vögeln unter dem Himmel, das wurde alles von der Erde vertilgt. Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in der Arche war, und die Wasser wuchsen gewaltig auf Erden hundertfünfzig Tage. Und der Herr schloss hinter ihm zu.“
Das ist ein wunderbarer Satz, aber auch ein schrecklicher Satz. Er ist so schrecklich, weil er das Ende aller Hoffnung bedeutete für die Menschen, die draußen vor der Tür der Arche standen.
Wenn wir die folgenden Verse lesen, müssen all unsere romantischen Bilder von dieser Archegeschichte mit all den süßen Elefanten, Giraffen und Kätzchen verblassen und zur Seite treten. Denn wir sehen, wie das Wasser unerbittlich steigt. Wie lange hat es wohl gedauert, bis die ersten Menschen begriffen haben, dass sie in Lebensgefahr sind? Das Wasser steigt und steigt und steigt uns bis zum Hals. Vielleicht sind sie noch bis zur Eiche gerannt oder geschwommen, haben geklopft und wollten da rein – und sie kamen nicht hinein.
Was für ein furchtbarer Tag in der Menschheitsgeschichte, an dem die ganze Menschheit bis auf ein paar wenige untergeht. Vergessen wir bitte nie, was wir am Anfang bedacht haben: Dieses Gericht ist die gerechte Strafe für ein Leben in Rebellion gegen Gott. Du kannst aus deiner eigenen Gerechtigkeit vor Gott nicht bestehen.
Aber diese Tatsache macht das Gericht nicht weniger schlimm. Im Gegenteil: Sie macht das Gericht eigentlich noch viel schlimmer. Denn da sterben Menschen, die zu hundert Prozent schuldig sind vor Gott. Sie sterben, weil sie auf ihre eigene Gerechtigkeit gesetzt haben. Sie ersaufen in den Fluten. Es ist furchtbar.
Uns muss allen klar sein, dass wirklich Gott dieses Gericht bringt. Es ist nicht so, dass Gott es einfach zugelassen hat. Ich habe den Vers übersprungen, Vers 4, wo Gott selbst sagt: „Ich will es regnen lassen“ – nicht: „Ich will Regen zulassen“, sondern: „Ich bring den Regen.“ Jeder Tropfen kommt von mir, das ist mein Gericht.
Was löst das in dir aus? Schockiert es dich, dass der Gott dieser Welt zu so etwas fähig ist? Denkst du, Gott ist ungerecht? Willst du Gott verteidigen?
Wir müssen nicht glauben, dass Gott Freude daran hatte, was an diesem Tag passiert ist. Manche unserer Zeitgenossen sagen ja: Der Gott der Bibel ist ein rachsüchtiger, blutrünstiger Gott. Er braucht das, damit es ihm gut geht, braucht er Menschenopfer.
Aber wir sehen doch, dass er sich selbst in Jesus Christus gibt, dass er selbst ein Opfer bringt, damit andere verschont werden und alle Menschen durch Jesus gerettet werden können.
Warum hat Gott denn dieses Opfer gebracht, wenn es ihm egal wäre? Wenn er sich wünschen würde, dass Menschen verloren gehen? Er wünscht sich das nicht. Er war bekümmert, als dieses Gericht kam. Er war bekümmert, dass diese Menschen ihre eigenen Anwälte sein wollten und nicht auf seine Gnade gebaut haben.
Deshalb schreit uns aus diesen Versen wieder entgegen: Bau nicht auf deine eigene Gerechtigkeit. Wenn du das Gericht Gottes siehst, dann kannst du dich fürchten. Ich glaube, du kannst dich wirklich fürchten, wenn du Gottes Maßstäbe hier siehst und wenn du siehst, was Gott tut.
Ich glaube, wir sollten uns auch erst einmal darüber fürchten. In unserer Zeit sagen so viele: Lasst uns nicht von dem richtenden Gott predigen, lasst uns von seiner Liebe predigen und das Gericht beiseite schieben.
Aber merken wir: Wir können Gottes Liebe nur verstehen, wenn wir sein Gericht sehen. Und wenn wir erkennen, wie groß seine Liebe ist, dass er uns dieses Gericht, das wir alle verdient hätten, ersparen will.
Ohne Gericht ist diese Liebe belanglos. Wir können sie nicht verstehen. Wir verstehen sie erst dort, wo uns deutlich wird, was unser Zustand vor Gott ist und wie Gott uns eigentlich bestrafen würde und müsste.
Wenn du das erkannt hast und sagst: Ich will nicht mein eigener Anwalt sein, ich will, dass Jesus Christus mich vertritt vor diesem gerechten Gott, dann muss die Furcht und die Angst der Freude weichen.
Dann kannst du dich wirklich freuen, weil du im Gericht nichts mehr zu befürchten hast, so wie Noah, der in die Arche steigt und dann macht Gott die Tür zu.
Für Noah und seine Familie war das der sicherste Ort, den man sich überhaupt vorstellen kann – wie eine Burg. Da kam kein Wasser rein, da kam nichts mehr rein. Abgedichtet, die Arche von Gott selbst, der seine Hand darüber hält, dieses Leben beschützt und mit ihnen den Neuanfang machen will.
Was für eine überwältigende Gnade, die Gott dieser Archebesatzung gezeigt hat.
Dieses Ereignis hat wirklich stattgefunden. Es ist keine schöne Geschichte, um uns ein bisschen was über Gott zu zeigen, sondern sie hat stattgefunden. Gleichzeitig weiß sie weit über sich hinaus: Sie ist auch ein Bild für das, was wir als Christen erleben in der Taufe.
So sagt es Petrus im ersten Petrusbrief Kapitel 3. Dort vergleicht er das Gericht, das zur Zeit Noahs kam, und wie Noah gerettet wurde, damit, dass Menschen getauft werden auf den Namen Jesu und auf den Namen des Vaters und des Heiligen Geistes. Sie werden damit durch das Gericht, durch die Flut hindurch, gerettet zu einem Neuanfang mit Gott.
Wenn du also auf Jesus vertraust, dann ist Jesus im Bild gesprochen deine Arche. Er bringt dich durch die Flut, durch das Gericht, sicher nach Hause – zu Gott, zum Vater.
Preis Jesus dafür, wenn er dein Retter ist. Wenn du ihn als deinen Retter kennst, freu dich daran, jeden Tag. Er meint es so gut mit uns und bringt uns sicher heim zum Vater.
Die Erwartung des zukünftigen Gerichts und die Gnadenzeit
Wir haben es zuvor in der Lesung von Markus gehört: Es wird noch ein Gericht geben. Das hat auch Petrus in seinem zweiten Brief geschrieben. Petrus mag die Geschichte von der Arche und Noah, weil wir darin vieles erkennen können, was noch kommen wird.
Petrus sagt: So wie es damals war, so wird es wieder sein. Menschen werden spotten, so wie zur Zeit Noah. Sie werden fragen: „Wo bleibt das Gericht? Wo bleibt Jesus, der seit zweitausend Jahren nicht gekommen ist?“ Doch wir sollen uns davon nicht irre machen lassen. Stattdessen sollen wir festhalten und wissen, warum Jesus noch nicht als Richter erschienen ist.
Der Grund ist, dass noch Gnadenzeit ist – noch Zeit zum Umkehren. Ich glaube, wenn wir an Jesus Christus glauben, sind wir dankbar dafür. Ich bin dankbar, dass er nicht vor zehn Jahren gekommen ist, als ich ihn noch nicht kannte. Vielleicht geht es dir genauso.
Seien wir dankbar, dass noch Gnadenzeit ist und dass Gott immer noch ruft und Menschen zu sich holen möchte. Das ist die Erklärung, warum Jesus noch nicht zurückgekehrt ist.
Doch lassen wir uns auch von Petrus warnen. Er sagt, dass diese Zeit irgendwann ein Ende haben wird und Jesus wiederkommen wird. Das soll uns antreiben, wenn wir Jesus kennen, anderen von dieser rettenden Botschaft zu erzählen. Denn Menschen brauchen diesen Anwalt.
Das soll dich auch dazu bewegen, wenn du Jesus noch nicht kennst, ihn kennenzulernen und zu sagen: „Ja, ich brauche dich, auch ich brauche dich als Retter.“
Petrus sagt außerdem, dass uns das auch dazu bringen soll, im Glaubensgehorsam stärker zu werden. Wir sollen mehr auf das achten, was Gott uns sagt, denn diese Dinge sind wichtiger als alles andere in dieser Welt. Gottes Wille ist für uns das Wichtigste.
Abschlussfragen und Ermutigung zum Glaubensgehorsam
Und deshalb möchte ich zum Schluss euch noch ein paar Fragen mit auf den Weg geben, die ihr gern in die Woche mitnehmen könnt.
Wie würdest du leben, wenn du wüsstest, dass Jesus in sieben Tagen wiederkommt? So wie Noah, dem die Flut angekündigt wurde: In sieben Tagen kommt die Flut. Wie würdest du leben, wenn du wüsstest, dass in sieben Tagen das Gericht kommt?
Würdest du Dinge anders machen? Würdest du vielleicht manche Dinge ganz sein lassen, weil sie nicht mehr wichtig sind? Würden sich deine Prioritäten verschieben?
Ich glaube, darüber kann man nicht in fünf Minuten nachdenken. Das braucht ein bisschen Zeit. Nehmt das mit. Wenn euch Dinge einfallen, die ihr anders machen würdet, dann wartet nicht. Wartet nicht auf irgendwann, sondern ändert es heute.
Vielleicht nicht allein, vielleicht mit jemand anderem zusammen. Geht es an, lasst uns im Glaubensgehörsam wirklich vorangehen.
Aber bevor wir irgendetwas im Glaubensgehörsam tun, lasst uns immer zuerst darauf schauen, was Gott getan hat. Lasst uns auf das schauen, was er am Kreuz getan hat, dass er uns seine Gnade schenkt. Das ist der Grund, warum wir überhaupt irgendetwas für Gott tun können.
Es ist jeden Tag neu seine Gnade, und es ist jeden Tag neu wichtig, dass wir uns darauf besinnen. Nur dann haben unsere Werke irgendeinen Sinn.
Amen. Wir haben jetzt eine kurze Zeit.