Einführung und Gebetsbeginn
Ich möchte alle ganz herzlich begrüßen, die heute Nachmittag noch dazugekommen sind.
Den ganzen Nachmittag möchte ich mit Gebet beginnen. Herr Jesus Christus, wir danken Dir für diese Gelegenheit, die Du uns schenkst, an diesem Tag so intensiv miteinander Dein Wort studieren zu dürfen. Wir sind dabei ganz auf Deine Gnade und Deine Hilfe angewiesen.
Deshalb bitten wir Dich auch für diesen Nachmittag, dass Du uns leitest, segnest und durch Deinen Geist in die Wahrheit Deines Wortes hineinführst.
Wir bitten Dich um Deinen Segen und Deinen Beistand – sowohl für das Erklären als auch für das Aufnehmen und Verarbeiten. Möge ein bleibender Segen aus diesem Tag entstehen.
Wir bitten Dich um Deine Gnade und Deine Hilfe. Amen.
Einstieg in das Buch Daniel und der Traum Nebukadnezzars
Wir fahren heute mit dem Buch Daniel fort, das wir beim letzten Mal begonnen haben. Wir sind bis Kapitel 2 gekommen, und zwar bis kurz vor der Erklärung des Traums von Nebukadnezar durch Daniel.
Ich lese des Zusammenhangs wegen nochmals ab Vers 17:
„Hierauf ging Daniel in sein Haus und tat die Sache seinen Genossen Hananja, Misael und Asarja kund, damit sie von dem Gott des Himmels Barmherzigkeit erbitten mögen wegen dieses Geheimnisses. So sollten Daniel und seine Genossen nicht mit den übrigen Weisen von Babel umkommen.“
Daraufhin wurde Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis geoffenbart.
Priester Daniel erhob sich und sprach: „Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn Weisheit und Macht sind sein. Er ändert Zeiten und Zeitpunkte, setzt Könige ab und setzt Könige ein. Er gibt den Weisen Weisheit und den Verständigen Verstand. Er offenbart das Tiefe und das Verborgene, er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht. Dich, Gott meiner Väter, lobe und rühme ich, dass du mir Weisheit und Kraft gegeben hast und mir jetzt kundgetan hast, was wir von dir erbeten haben. Denn du hast uns die Sache des Königs kundgetan.“
Wir haben gesehen: Der Traum, den Nebukadnezar im Jahr 604 v. Chr. hatte, war für ihn höchst beunruhigend. Er wollte ganz genau wissen, was das zu bedeuten habe. Alle Weisen von Babel, die doch in direktem Kontakt mit allen Göttern Babylons standen, waren nicht in der Lage, zu sagen, was der König geträumt hatte, und noch weniger, was das bedeuten sollte.
Auch Daniel und seine Freunde, die in Gemeinschaft mit dem alleinwahren Gott standen – dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, dem Gott Israels – wussten zunächst nicht, was der König geträumt hatte und was der Traum bedeuten sollte. Aber Daniel ging ins Gebet, und Gott teilte es ihm mit.
Die Weisen von Babel hätten ja auch ins Gebet gehen können, nicht wahr? Das haben sie bestimmt auch versucht. Eine besonders wichtige Göttin in Babylon war Tashmetu, die Gattin von Nabu. Nebukadnezar enthält ja im Namen den Götternamen Nabu. Die Gattin von Nabu war eben Tashmetu, was so viel bedeutet wie „das Hören“. Tashmetu war die gebeterhörende Göttin. Aber es nützte alles nichts.
Der wahre Gott aber hört wirklich. So zeigt sich hier in Daniel 2, welcher Gott wirklich Gebet erhören kann.
Daniel setzt sich für die Weisen von Babel ein und die Bedeutung von Arioch
Gehen wir weiter zu Vers 24. In diesem Vers ging Daniel zu Arioch, dem Mann, den der König beauftragt hatte, die Weisen von Babel umzubringen. Daniel sprach zu ihm: „Bringe die Weisen von Babel nicht um, sondern führe mich vor den König. Ich werde dem König die Deutung des Traums erklären.“
Interessant ist, dass hier Arioch, dieser Beamte Nebukadnezars, namentlich erwähnt wird. Ich habe auf dem Skript bei Vers 24 vermerkt, dass Arioch im Arkadischen, im Babylonischen ausgesprochen als Eri Akku, „Diener des Mondgottes“ bedeutet. Der Mondgott Akku, auch Sin genannt, wurde bei den Babyloniern verehrt als ein alter Mann mit Bart. Man sagte von ihm, er sei ein weiser, unergründlicher Gott, dessen Pläne kein anderer Gott kennt und der die Schicksale für weit entfernte Tage festlegt.
Aber gerade in Daniel 2 sehen wir, dass dieser Akku mit dem Traum Nebukadnezars, der tatsächlich eine Prophetie bis in die Endzeit ist, nichts anfangen kann. Er hat vollkommen versagt. Nebenbei bemerkt wurde dieser Akku auch als Urheber des Lebens verehrt. Diese Bezeichnung wird noch wichtig sein in Daniel 5, Vers 23, wo viel später Daniel zu König Belsazar sagt, dass er den Gott, der seinen Lebensodem in der Hand hält, nicht geehrt hat.
Weiter wurde Akku verehrt als Wächter und Leiter der Menschen, als Richter des Himmels und der Erde und als Herr der Schicksale. Doch Akku hatte keine Ahnung von dem Traum Nebukadnezars und seiner Bedeutung.
In missionarischer Hinsicht sehen wir, dass die Geschichte Daniels und das Buch Daniel insgesamt von großer Bedeutung sind. Denn dadurch wurde in Babylon bekannt und klar, wer der wahre Gott ist. Es wurde deutlich, dass alle Götter Babylons vollkommen versagen, weil sie keine echten Götter sind.
Schön ist, dass wir in Vers 24 sehen, wie Daniel sich auch für das Schicksal der heidnischen Priester Babylons einsetzt. Er sagt zu Arioch: „Bitte bringe sie nicht um.“ Das zeigt die Liebe Daniels zu den Verlorenen – eine Eigenschaft, die auch die Gläubigen im Neuen Testament auszeichnen muss.
In Römer 9 sagt sogar der Apostel Paulus, dass er die Verlorenen seines Volkes Israel so liebte, dass er bereit gewesen wäre, durch einen Fluch von Christus entfernt zu werden, damit sie errettet werden könnten – seine Brüder nach dem Fleisch. Das ist brennende Retterliebe.
Und auch bei Daniel sehen wir etwas von dieser Retterliebe.
Daniel vor Nebukadnezzar und die Offenbarung des Geheimnisses
Vers 25: Da führte Arioch, der Oberste der Leibwache, Daniel vor den König, und er sprach zu ihm: „Ich habe einen Mann unter den Weggeführten aus Juda gefunden, der dem König die Deutung kundtun wird.“
Der König wandte sich an Daniel, dessen babylonischer Name Belsazar war, und fragte: „Bist du imstande, den Traum, den ich gesehen habe, und seine Deutung mir kundzutun?“
Interessant ist, dass Arioch in Vers 25 erkennt, dass dieser Fremde, der eigentlich mit den babylonischen Göttern nichts zu tun hat – denn er ist ein Jude –, dennoch das Geheimnis Nebukadnezars lösen kann. Er sichert gegenüber Nebukadnezar zu, dass er dem König die Deutung gewiss kundtun wird, nicht nur möglicherweise oder vielleicht.
In Vers 26 sehen wir, dass Nebukadnezar sich wunderte, ob Daniel wirklich in der Lage sei, das Geheimnis zu lösen. Er, der Zweifler, sollte es gleich erfahren.
Vers 27: Da antwortete Daniel vor dem König und sprach: „Das Geheimnis, das der König verlangt, können Weise, Beschwörer, Schriftgelehrte und Wahrsager dem König nicht anzeigen. Aber es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart, und er hat dem König Nebukadnezar kundgetan, was am Ende der Tage geschehen wird.“
Hier erklärt Daniel, dass es einen wahren Gott gibt, der Geheimnisse offenbaren kann. Interessanterweise wird in Daniel 2 der Inhalt dieses prophetischen Traumes achtmal als Geheimnis bezeichnet. Ich habe alle Stellen aufgelistet: Kapitel 2, Verse 18, 19, 27, 28, 29, 30 und 47 (zweimal). Das zeigt, wie zentral das Wort „Geheimnis“ ist.
Dieses Geheimnis ist unerreichbar für Menschen, aber auch für die Götter Babylons. Doch es gibt einen Gott, der wirklich dieses Geheimnis kennt.
Außerdem wird erklärt, dass dieser prophetische Traum bis in die Endzeit reicht. „Am Ende der Tage“ ist ein Ausdruck, der an vielen Stellen in der Bibel vorkommt, oft in Varianten wie „am Ende der Jahre“, „in Hesekiel 38“ oder „am Ende der Zeit“ beziehungsweise „die letzten Tage“. Es gibt viele gleichbedeutende Ausdrücke für die Endzeit.
Wir sehen also, dass die Prophetie dieses Traumes von Daniels Zeit aus über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg reicht – bis heute, über unsere Zeit hinaus, bis Jesus Christus als König der Welt wiederkommt und das Tausendjährige Reich einsetzt.
Das „Ende der Tage“ bezeichnet die Endzeit, die Zeit, wenn Jesus Christus als König zurückkehrt. Gleichzeitig wird in der Heiligen Schrift auch die Epoche vor der Wiederkunft Jesu im Zusammenhang mit der Rückkehr der Juden aus aller Welt in das Land ihrer Väter als „Ende der Tage“ bezeichnet.
Daher können wir sagen, dass wir heute in der Endzeit leben. Deshalb hat dieser Traum für uns eine besondere Aktualität. Zugleich war er über die Jahrtausende für alle Generationen relevant.
Allerdings gibt es Leute, die sagen: „Ach, heute sei keine Endzeit. Die Endzeit sei seit der Zeit, als Jesus Christus vor zweitausend Jahren gekommen ist. Das ganze Gerede von der Endzeit hat überhaupt keine Bedeutung, denn die Endzeit sei schon seit zweitausend Jahren.“
Was kann man dazu sagen? Zunächst einmal sollte man die Begründung betrachten. Zum Beispiel lesen wir im Hebräerbrief 1, Verse 1 und 2: „Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn.“
Hier wird gesagt, dass Jesus Christus vor zweitausend Jahren „am Ende dieser Tage“ gekommen ist. Damit hat die Endzeit damals begonnen.
Wenn man genauer liest, steht nicht, dass er „am Ende der Tage“ gekommen ist, sondern „am Ende dieser Tage“. Das ist etwas anderes. Am Ende welcher Tage? „Dieser Tage“ bezieht sich auf die Zeit des Alten Testaments.
Vers 1 erklärt, dass Gott im Alten Testament auf ganz verschiedene Arten und Weisen zu den Menschen gesprochen hat: durch Träume, Visionen, Auditionen, Geschichten, Psalmen und Lieder. Das geschah vielfach und sehr oft durch die Propheten.
Jetzt, am Ende dieser Tage – also am Ende der alttestamentlichen Zeit –, hat er durch Jesus Christus gesprochen.
Daher spricht dieser Vers vom Ende der alttestamentlichen Zeit. Am Ende dieser Tage ist Jesus Christus gekommen.
Wenn wir jedoch in der Prophetie immer wieder den Ausdruck „Ende der Tage“ ohne das Wort „dieser“ finden, dann geht es im Zusammenhang genau um die Zeit, in der das jüdische Volk aus aller Welt zurückkehrt in das Land der Väter und Jesus Christus als Messias und König der Welt erscheint.
Hier werden Begriffe oft verwechselt. Doch es wird klar gemacht, dass die Prophetie von Daniel bis ans Ende der Tage reicht. Und wir werden gleich sehen, dass damit das Tausendjährige Friedensreich gemeint ist.
Die Deutung des Traumes: Das Standbild und die Weltreiche
Wir gehen weiter zu Vers 28 am Schluss: „Dein Traum und das Gesicht deines Hauptes auf deinem Lager waren diese.“
„Dir, o König, stiegen auf deinem Lager Gedanken auf, was nach diesem geschehen werde, und der, welcher die Geheimnisse offenbart, hat dir kundgetan, was geschehen wird.“
Daniel sagt hier, dass ausgedrückt wird, was am Ende der Tage geschehen wird, also in der Endzeit. Doch er fügt in Vers 29 noch etwas hinzu: Die Gedanken in diesem Traum betreffen die Zeit, was nach diesem geschehen werde. Das heißt ab dem Tag, an dem Daniel Nebukadnezar den Traum erklärt, für die weitere Zeit.
Tatsächlich werden wir sehen, dass die gesamte Prophetie die Zeit ab Nebukadnezar umfasst, durch alle Jahrhunderte hindurch bis in die Endzeit.
Wir müssen also unterscheiden, was nach diesem Zeitpunkt geschehen wird, und dass die Zielrichtung das Ende der Tage ist.
In Vers 30 heißt es: „Mir aber ist nicht durch Weisheit, die in mir mehr als in allen Lebenden wäre, dieses Geheimnis geoffenbart worden, sondern deshalb, damit man dem König die Deutung kundtue und du deines Herzens Gedanken erfahrest.“
Wir sehen, dass Daniel Gott allein die Ehre gibt. Wenn er hier sagt, ihm sei das Geheimnis nicht aufgrund seiner Weisheit mitgeteilt worden, die mehr als bei allen anderen Menschen wäre, dann bedeutet das nicht, dass Daniel nicht wirklich sehr intelligent war.
Wir haben ja gesehen, in der Prüfung in Kapitel 1, am Schluss von Nebukadnezar, dass er und seine drei Freunde den Weisen von Babel in Intelligenz und Weisheit weit überlegen waren. Daniel war also wirklich außerordentlich intelligent.
Aber er betont hier, dass diese Offenbarung ihm nicht mitgeteilt wurde, weil er so ein intelligenter Mann ist. Seine Intelligenz hat in diesem Fall überhaupt keine Rolle gespielt. Gott hat es ihm einfach mitgeteilt, damit Nebukadnezar weiß, was das bedeutet.
Gott wollte also, dass dieser Heide Gottes Pläne über die Weltgeschichte, die kommende Weltgeschichte, erfahren sollte.
Das ist auch der Grund, warum das Buch Daniel ab Kapitel 2, Vers 4 nicht mehr in Hebräisch abgefasst ist, wie Daniel 1,1 bis 2,3, sondern in Aramäisch. Aramäisch war damals die Weltsprache, besonders ab der Zeit des Persischen Reiches, einige Jahrzehnte danach.
Aramäisch war die Sprache, die man von Ägypten in Afrika bis nach Indien, über den Indus hinaus, benutzen konnte. Es war die Verkehrssprache, man könnte sagen die Weltsprache, vergleichbar mit Englisch heute.
Genau diese Sprache hat Gott für Daniel 2, Vers 4 bis Kapitel 7 am Schluss gewählt.
Wir werden sehen, dass es in diesen Kapiteln besonders um Gottes Pläne über die Zukunft der Völker im Allgemeinen geht.
Es wird deutlich gemacht, dass der Heilige Geist Daniel inspiriert hat, diesen Text nicht hebräisch, wie den Großteil des Alten Testaments, sondern aramäisch aufzuschreiben.
Das zeigt, dass Gott will, dass auch die nicht-israelitischen Völker, die heidnischen Völker, Gottes Pläne über die Prophetie erfahren sollten.
Das verdeutlicht, dass das Thema Prophetie auch für die Evangelisation wichtig ist.
Dadurch können wir den Menschen klar machen, wer der allein wahre Gott ist. Das ist sehr wichtig.
Das hilft auch, wenn wir unter Buddhisten oder Hindus evangelisieren. Wie können sie erkennen, dass der Gott der Bibel der wahre Gott ist? Die vielen Götter, die sie im Buddhismus und Hinduismus anbeten, sind keine richtigen Götter.
Denn aus demselben Grund, wie die Götter Babylons, wussten sie es auch nicht.
Was Daniel in den weiteren Versen erklären sollte, ist: Nur jemand, der nicht Raum und Zeit unterworfen ist, jemand, der wirklich ewig ist, kann wissen, was in der Zukunft kommt.
Wir Menschen sind Raum und Zeit unterworfen, darum wissen wir die Zukunft nicht.
All diese Götter im Hinduismus und Buddhismus, all diese Statuen haben zwar Mäuler, aber sie können nicht sprechen. Sie haben Köpfe, aber kein Gehirn darin.
Natürlich würde ein Buddhist sagen: „Ja, halt, natürlich sind das Statuen, aber darin sind die Geister dieser Götter anwesend, und wir beten die Statuen an im Gedenken daran, dass diese Geister in ihnen wohnen.“
Man kann sagen: Ja, natürlich. Die Bibel lehrt ja, dass hinter den Göttern der Heiden Dämonen stehen, also wirkliche Geister.
So steht es in 1. Korinther 10, Vers 20. Paulus sagt dort ab Vers 19: „Was sage ich nun? Dass einem Götzen Geopferte etwas sei oder dass ein Götzenbild etwas sei? Nein, sondern dass das, was die Nationen opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott.“
Hier wird ganz klar gesagt, dass wenn einer Buddha-Statue oder irgendeinem Gott im Buddhismus oder Hinduismus geopfert wird, in Wahrheit Dämonen geopfert wird.
Aber was sind Dämonen? Das sind gefallene Engel.
Engel sind nach der Bibel ebenfalls Raum und Zeit unterworfen.
Darum sagt auch der Satan in Hiob 1, als er vor Gottes Thron erscheint, auf die Frage, woher er komme: „Vom Umherstreifen auf der Erde.“
Das bedeutet: Wenn der Teufel in Indien ist, in Bombay, dann ist er nicht gleichzeitig in Medellin, der Drogenstadt in Kolumbien.
Und wenn er in Medellin ist, dann ist er nicht gleichzeitig in Bombay.
Er wandert auf der ganzen Erde umher, aber natürlich hat er Dämonen überall stationiert.
Darum ist das Böse immer präsent, und das ändert sich nicht.
Der Teufel ist aber nicht allgegenwärtig. Er ist ebenfalls Raum und Zeit unterworfen, obwohl er sich natürlich in viel anderen Dimensionen bewegen kann als wir Menschen.
In Jesaja 14, Vers 12 sehen wir sogar, wie der Teufel vom Aufsteigen über die Sterne Gottes spricht.
Das zeigt, dass Engel sich auch im Universum bewegen können, aber sie sind nicht gleichzeitig an mehreren Orten, sondern nur an einem Ort.
In Daniel 10 kommt ein Engel Gottes drei Wochen zu spät zu Daniel. Er hatte den Auftrag von Gott, zu Daniel zu gehen, kam aber drei Wochen zu spät.
Es gibt also auch in der Engelwelt das Thema „zu spät kommen“, nicht nur bei Menschen.
Der Engel sagt, dass der Fürst des Königreiches von Persien, ein Engelfürst an der Spitze von Persien, ihm Widerstand geleistet hat.
Erst als Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um ihm zu helfen, siegte er und konnte dann zu Daniel kommen. Danach kam der Fürst von Griechenland.
Wir sehen also, dass Engel an Raum und Zeit gebunden sind und darum auch nicht die Zukunft wissen, außer soweit Gott es offenbart – auch in der Engelwelt.
Im Zusammenhang mit Hiob sehen wir, dass Gott dem Satan erlaubte, Hiob krank zu machen.
Der Teufel wusste im Voraus, dass Hiob krank werden würde.
Hätte er einem Wahrsager die Prophetie gegeben: „Hiob wird krank werden“, dann wäre das eingetroffen.
Das ist aber nur eine Ausnahme, weil er von Gott die Erlaubnis erhalten hatte.
Nicht weil er das von sich aus hätte sehen können – das kann er nicht.
Darum kann der wahre Gott gerade an der echten Prophetie der Bibel erkannt werden.
Und deshalb sind diese Kapitel auf Aramäisch verfasst.
Die Heiden müssen das wissen, und so können wir ihnen erklären, wer der wahre Gott ist.
Der Traum vom Standbild: Beschreibung und Bedeutung der Metalle
Ich lese weiter in Vers 31 bis 35, wo Daniel erklärt, was Nebukadnezar geträumt hatte:
Du, o König, sahst, und siehe, ein großes Bild. Dieses Bild war gewaltig, und sein Glanz außergewöhnlich. Es stand vor dir, und sein Aussehen war schrecklich. Dieses Bild: Sein Haupt war von feinem Gold, seine Brust und seine Arme von Silber, sein Bauch und seine Lenden von Kupfererz, seine Schenkel von Eisen, seine Füße teils von Eisen und teils von Ton.
Du schaust, bis ein Stein sich losriss, ohne Hände, das heißt ohne menschliche Vermittlung, und das Bild an seinen Füßen von Eisen und Ton schlug und sie zermalmte. Da wurden zugleich das Eisen, der Ton, das Kupfererz, das Silber und das Gold zermalmt, und sie wurden wie Spreu der Sommertennen. Der Wind führte sie hinweg, und es wurde keine Stätte für sie gefunden. Der Stein, der das Bild geschlagen hatte, wurde zu einem großen Berg und füllte die ganze Erde.
Das ist der Traum, und seine Deutung wollen wir vor dem König aussagen.
Also, zuerst einfach mal die Erklärung: Was beinhaltet der Traum? Und jetzt kommt die Auslegung. Das ist eigentlich ganz ähnlich wie in einer Predigt. Da muss man auch zuerst einmal den Bibeltext vortragen, und das ist eigentlich der wichtigste Teil der Predigt.
Es ist auch so, dass wenn einmal eine Predigt wirklich schiefgeht – das gibt es ja manchmal –, wenn man am Schluss das Gefühl hat: Was hat man jetzt mitbekommen? Da kann man immer, wenn man eben eine positive Haltung hat, noch sagen: Das war so schön, diese Worte, die du am Anfang vorgelesen hast.
So haben wir hier zuerst einmal die Erklärung, worum es genau im Detail geht.
Nebukadnezar sah eine menschliche Statue, die aus vier Teilen bestand: Kopf aus Gold, Brust und Arme aus Silber, dann der Hüftbereich und Bauchbereich aus Kupfererz. Wenn es eine Legierung ist, wie man das im Altertum oft als Legierung verwendet hat, dann meistens Bronze. Darum ist es vielleicht in gewissen Übersetzungen auch mit Bronze wiedergegeben.
Nehoschet im Hebräischen, auch im Alten Testament, und das aramäische entsprechende Wort bezeichnet Erz, aber speziell Kupfererz oder eine Legierung. Und dann viertens die Beine, Schenkel und Füße aus Eisen, wobei bei den Füßen eine Mischung von Eisen und Ton war.
Dann kam ein Stein vom Felsmassiv, der sich löste, ohne menschliche Vermittlung, und an die Füße dieses menschlichen Standbildes schlug. Er zerstörte dann aber das ganze Standbild. Es wurde vollkommen zermalmt und verwüstet, und dann wurde der Stein zu einem riesigen Berg.
Jetzt kommt die Erklärung. Wir haben die Auslegung gerade auch in der Bibel, Vers 37:
Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Macht und die Gewalt und die Ehre gegeben hat, und überall, wo Menschen, Kinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt. Du bist das Haupt von Gold.
Jetzt erklärt Daniel, dass diese menschliche Statue, was den Kopf betrifft, ein Hinweis auf das Babylonische Reich ist, verkörpert in diesem absoluten Herrscher Nebukadnezar. Er hätte, wie Ludwig XIV., sagen können: Der Staat bin ich.
Das ist das Babylonische Reich, dargestellt als Gold. Wir merken, die Metalle nehmen in den weiteren Abschnitten der Statue an Wert ab. Das Kostbarste steht oben.
Du bist der Kopf!
Im Jahr 609 haben die Babylonier das assyrische Reich endgültig geschlagen und stiegen damit zur Weltmacht Nummer eins auf. Dann haben sie weitere Nationen im Nahen Osten eine nach der anderen erobert.
Im Jahr 606 kam die erste Belagerung von Israel mit der Hauptstadt Jerusalem. Da wurde Daniel deportiert, und so ging es dann weiter.
Hier versichert also Daniel, der ja darunter gelitten hat, dass die Babylonier ihre Macht auch über Jerusalem ausgeübt hatten und ihn sogar deportiert hatten. Da sagt er: Das war nicht dein Gott Marduk, sondern unser Gott, der dir diesen Sieg gegeben hat.
So lesen wir das ja auch schon in Kapitel 1, das hatten wir damals ausführlich betrachtet, Vers 2:
Und der Herr gab Jojakim, den König von Juda, in die Hand Nebukadnezars, und einen Teil der Geräte des Hauses Gottes brachte er in das Land Sinea, in das Haus seines Gottes. Die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes.
Seines Gottes ist es Marduk, der Stadtgott und dann auch Nationalgott von Babylon. Aber es war eben nicht Marduk, der Jojakim in die Hand Nebukadnezars gab, sondern es war Adonai, auf Hebräisch der Herr, der Gott Israels.
Hier bezeugt also dieser weggeführte Junge Daniel, dass Nebukadnezar, dieser Gott, der auch sagen kann, was in der Zukunft kommt, der Gott ist, der dir diese Macht gegeben hat – nicht die Götter von Babylon, denn die wissen ja nichts über die Zukunft.
Das war natürlich ein starkes Argument, das konnte Nebukadnezar nicht widerlegen: Nicht Marduk, sondern der Herr, der Gott Israels.
Dann kommt Vers 39, oder Schluss von Vers 38, nochmals:
Du bist das Haupt von Gold, und der nächste Satz: Und nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen.
Das war demütigend, nicht wahr? Zuerst ein riesiges Lob: Du bist das Haupt von Gold – ah, ich bin der Weltherrscher. Und nach dir kommt ein anderes Reich.
Das bedeutet: Babylon ist für eine Zeit, aber das wird in der Geschichte abgelöst werden. Da kommt eine andere Nation, und danach nochmals eine andere, und dann nochmals eine andere.
Das war demütigend, aber immer noch ein bisschen ein Lob drin, dass das Königreich, das nachher aufstehen wird, niedriger sein wird als er. Darum ist es mit Silber dargestellt, nicht mehr Gold.
Ich habe auf dem Skript zu Vers 39b erklärt: Das ist ein Hinweis auf das medopersische Weltreich, das ab 539 v. Chr. die Weltmacht übernahm.
Die Perser und Meder haben Babylon erobert und dann ihrem Reich einverleibt. Damit war die babylonische Weltherrschaft vorbei.
Aber die Meder und Perser waren nicht mehr absolut herrschende Könige, so wie Nebukadnezar es war. Er war nicht an ein Parlament gebunden, er war nicht einmal an seine eigenen Gesetze gebunden. Er konnte tun und walten, wie er wollte – und darum oft auch total aus der Laune heraus.
Bei den Persern war das ganz anders. Man kann zum Beispiel in Esther 8,8 nachlesen, da wird davon berichtet, wie ein persischer König das, was er einmal besiegelt hat, nicht mehr zurücknehmen kann.
Wir kennen auch die Geschichte von Darius dem Meder in Daniel 6,9, der in seiner Unvernunft auf einen Plan eingetreten war, und so kam Daniel, ohne dass er das wollte, in die Löwengrube.
Aber da wird auch erklärt, dass er das, was er verordnet hatte, in seiner Torheit nicht mehr rückgängig machen konnte.
Das waren keine absoluten Herrscher, und darum stand das persische Reich in seinem souveränen Glanz klar unter dem von Babylon. Deshalb Silber.
In der Statue haben wir zwei Arme, Brust und Arme, und das weist darauf hin, dass dieses Weltreich aus zwei tragenden Völkern bestehen sollte: aus den Persern und den Medern.
Jedes Detail hat seine Bedeutung, und das geht mit dem menschlichen Körper schön auf.
Dann gehen wir weiter, nochmals Vers 39:
Und nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen, niedriger als du, und ein anderes drittes Königreich von Kupfererz, welches über die ganze Erde herrschen wird.
Auch danach kommt wieder ein Reich, und das hat sich erfüllt im griechischen Weltreich.
Alexander der Große hat ab 336 v. Chr., ausgehend von Europa, Griechenland, begonnen, das persische Reich nach und nach zu erobern, bis über den Indus hinaus, nach Indien.
Heute wäre das Pakistan, ja, aber damals war das Indien.
323 v. Chr. ist er dann gestorben.
Dieses Reich war größer in der Ausdehnung als das Persische Reich, das seinerseits schon viel größer war als das Babylonische Reich.
Es war quasi ein Reich über Teile Europas, Teile Afrikas und große Teile Asiens.
Das war damals die bekannte Welt, und darum wird hier gesagt: welches über die ganze Erde herrschen wird.
Vers 40 geht dann weiter:
Und ein viertes Königreich wird stark sein wie Eisen. Ebenso wie das Eisen alles zermalmt und zerschlägt, so wird es dem Eisen gleich, welches zertrümmert, alle diese zermalmen und zertrümmern.
Ein viertes Reich.
Es war so, dass das Alexanderreich, das ja einerseits so groß war, gleich nach dem Tod Alexanders hauptsächlich in vier große Blöcke auseinanderfiel.
Das erklärt nochmals diese Wertverminderung Silber, die diesem Reich zugemessen wird, hier nochmals eine Wertverminderung gegenüber dem Persischen Reich, nämlich Kupfererz.
Es sollte zwar über die ganze damals bekannte Welt herrschen, aber es verlor sofort an Glanz, indem es nach dem Tod Alexanders in vier Blöcke auseinanderfiel.
Darum haben wir hier dieses Absenken auf Kupfererz.
Aber danach kommt ein viertes Reich, und darauf weist jetzt das Eisen hin in Vers 40.
Welches Reich war das?
Das war das Römische Reich.
Es war so, dass das auseinandergefallene Alexanderreich eine sehr bewegte weitere Geschichte hatte, und es sank langsam, langsam, langsam ab.
Die letzten Reste dieses Reiches wurden besiegt durch die Römer in der Schlacht von Actium vor Christus, diese berühmte Schlacht von Actium.
Dann gab es wirklich keinen Überrest mehr von diesem einstigen Alexanderreich.
Was war das Typische am Römischen Reich?
Ein ganz besonderes Kennzeichen war die Stärke der römischen Legion.
Diese Armee konnte wirklich eine Nation nach der anderen zerschlagen oder, wenn sie bereit waren, sich zu demütigen, zu unterwerfen.
Also die Stärke der Armee ist ganz besonders hervorstechend beim Römischen Reich.
Darum wird das hier dargestellt durch Eisen, durch die Stärke dieses Materials.
Aber eben doch wieder eine Wertverminderung, weil es nichts von dem Glanz hatte, den einerseits das Alexanderreich mindestens am Anfang hatte.
Auch gegenüber dem mediterranen und erst recht gegenüber dem babylonischen Weltreich hatte es nie diesen Glanz und diese Ausstrahlung nach außen.
Nun haben wir hier aber etwas Interessantes:
Wenn also die Beine hinweisen auf das römische Reich, dann haben wir hier zwei Beine, nicht wahr?
Und sehr früh gab es im römischen Reich einen Riss, der eigentlich schon vorgegeben war durch die Sprachengrenze.
Im Osten blieb immer Griechisch die Weltsprache, aber im Westen wurde Latein immer wichtiger.
Es ist so, dass das römische Reich schließlich gespalten wurde, wirklich gespalten in zwei Reiche: 395 nach Christus ein Ost- und ein Weströmisches Reich.
Es gab einen Kaiser da und einen Kaiser dort.
Aber diese Spaltung war schon lange vorgezeichnet, schon durch die unterschiedlichen Sprachen: Latein, das im Westen Gewicht hatte, und Griechisch, das im Osten Gewicht hatte.
Die Endzeit und die geteilten Füße des Standbildes
Jetzt geht die Prophetie in Vers 41 weiter: „Und dass du die Füße und die Zehen teils aus Töpferton und teils aus Eisen gesehen hast, das wird ein geteiltes Königreich sein. Aber von der Festigkeit des Eisens wird in ihm sein, weil du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast.“
Wir sind hier bei den Füßen und Zehen angelangt, nicht mehr bei den Schenkeln. Jetzt befinden wir uns bereits in der Endzeit. Die ganze Prophetie erstreckt sich bis an das Ende der Tage, und der Stein, der kommt, wird ja schließlich nicht die Schenkel treffen, auch nicht den Bauch oder die Brust, geschweige denn den Kopf, sondern die Füße. Die Prophetie führt uns somit bis in die Endzeit.
Viele denken, das Römische Reich sei 476 n. Chr. untergegangen, als die Barbaren von Norden und Osten in das Römische Reich eindrangen. Die Wahrheit ist jedoch, dass sich das Römische Reich bereits 395 n. Chr. gespalten hatte. Es gab ein West- und ein Oströmisches Reich. Tatsächlich drangen 476 die Barbaren, die aus Deutschland und Osteuropa kamen, in das Weströmische Reich ein und bildeten innerhalb dieses Territoriums unabhängige Königreiche, wodurch die Einheit von innen heraus zersplittert wurde.
Das Oströmische Reich blieb jedoch bestehen, und zwar bis 1453. Dieses schicksalhafte Jahr markiert die Eroberung des Oströmischen Reiches durch die Türken. Wer einmal nach Istanbul geht, kann diese Zeit von 1453 noch lebendig nachvollziehen, was dort alles erhalten geblieben ist. Diese Erinnerung ist bis heute in der Türkei sehr präsent. Ich war einmal auf dem Markt in Istanbul, auf der Durchreise nach Tadschikistan, und verbrachte einen Nachmittag dort. Allein auf dem Markt sah ich einen Verkäufer mit einem T-Shirt, auf dessen Rücken „1453“ stand. Dieses siegreiche Jahr, in dem die Türken das Oströmische Reich zerschlugen, ist ihnen sehr lebendig. Auch im politischen Kontext zwischen der Türkei und der EU ist dieses Jahr 1453 ein bedeutendes und lebendiges Datum.
Das Oströmische Reich ging also 1453 unter. Doch damit war das Römische Reich nicht am Ende. Schon lange zuvor hatte Karl der Große um 800 n. Chr. große Teile des weströmischen Bereichs wieder zusammengeführt. Dieses Reich wurde das Heilige Römische Reich genannt. Der Zusatz „Deutscher Nation“ kam später hinzu, da die Kaiser meist Deutsche waren, die vom Papst in Rom eingesetzt wurden. Dieses Heilige Römische Reich Deutscher Nation hielt große Teile Europas über die Jahrhunderte zusammen.
Diese Geschichte ist geprägt durch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das bis 1806 existierte. Kaiser Franz II. legte damals freiwillig die Krone des Heiligen Römischen Reiches nieder. Damit war das Reich vorbei. Zwei Jahre zuvor, 1804, hatte Napoleon sich selbst zum Kaiser gekrönt und führte schreckliche Feldzüge durch ganz Europa bis nach Russland. Sein Ziel war es, das Römische Reich unter seiner Macht zu erhalten.
Doch es dauerte nicht lange. 1813 wurde Napoleon in der verheerenden Völkerschlacht bei Leipzig besiegt. Anfangs hatte er unglaubliche Erfolge, doch danach folgten schwere Rückschläge, und er verlor viele Soldaten. 1814 wurde er vom französischen Parlament politisch entmachtet. Danach begann die Zeit des Nationalismus in Europa. Die Menschen waren stolz darauf, Deutsche, Franzosen oder Engländer zu sein.
Diese innere Zerrissenheit Europas führte jedoch zu einer ersten Eskalation des Bösen in ungeahntem Ausmaß: 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Die fehlende Einheit Europas, die nicht mehr durch ein römisches Reich zusammengehalten wurde, war sehr gefährlich. Am Ende des Krieges 1918 zählte man etwa 17 Millionen Tote. Doch der Krieg war nicht beendet, und 1939 begann der Zweite Weltkrieg als Fortsetzung des Ersten.
Die Zerrissenheit Europas war damit vollständig offenbart. Hitler wollte mit seinem Dritten Reich den Gedanken des Römischen Reiches neu umsetzen und Europa seiner Macht unterwerfen. Im Frühjahr 1945 läuteten die Kirchenglocken, und Europa lag am Boden zerstört.
Ein Jahr später hielt Winston Churchill in Zürich an der Universität einen Vortrag mit den Worten „Let Europe Arise“ – „Lasst Europa aufstehen“. Er forderte, eine Art Vereinigte Staaten von Europa zu schaffen, damit 300 Millionen Menschen Segen statt Fluch ernten könnten.
1957 folgten die Römischen Verträge, die einige europäische Nationen zusammenschlossen. Die Entwicklung ging weiter und immer näher zusammen. Es entstand die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), später die Europäische Gemeinschaft (EG), die betonte, dass es nicht nur um wirtschaftliche Gemeinschaft geht, sondern um mehr.
Doch das war noch nicht genug. Jahre später entstand die Idee einer Europäischen Union (EU), einer Vereinigung, die mehr ist als eine Gemeinschaft. Heute jedoch wankt und wackelt dieses „Schiff“ Europa, und es bleibt unklar, wohin die Reise geht.
Das Römische Reich zieht sich also in seiner Geschichte bis in die Endzeit. Die Endzeit ist die Zeit, in der das jüdische Volk wieder heimkehrt ins Land der Väter, was ab 1882 begann. Bis heute sind etwa drei Millionen Juden zurückgekehrt, und der Staat Israel wurde 1948 wieder gegründet. Wir sind in der Endzeit, und damit bei den Füßen angelangt.
Jetzt erklärt Daniel, und das ist ein großes Problem: Die Füße hast du gesehen, teils aus Eisen und teils aus Ton. Das bedeutet, es wird ein geteiltes Königreich sein. Von der Festigkeit des Eisens wird etwas darin sein, weil das Eisen mit lehmigem Ton vermischt ist. Es kommt nicht zu einer wirklichen, völligen Einheit.
Da gibt es ein Problem. Einige Teile sind schwach wie Ton, auf die man treten kann, und dann bricht alles auseinander. Andere Teile sind stark wie Eisen. Es gibt eine innere Spaltung, deshalb sagt Daniel, es wird ein geteiltes Königreich sein.
Das bedeutet nicht einfach Freude an der Einheit bei allen. Manche sprechen immer nur von Einheit und Solidarität, doch andere sehen das anders. Man kann sich fragen, ob England zum Beispiel bald aussteigen wird. Es geht nicht, dass wir diese Tonstücke einfach unterstützen und dabei selbst kaputtgehen. Trotzdem nehmen wir das zusammen.
Es ist genau die Situation einer inneren Zerrissenheit, die trotzdem da ist: Eisen und Ton. Stärke ist schon da, das kann man nicht abstreiten. Gerade Deutschland spielt eine große Rolle in Bezug auf Stärke, wird aber durch all den vielen Ton geschwächt.
Stellen wir uns vor, Deutschland hätte in den vergangenen Jahren nicht so viele Schulden gemacht und müsste nicht so viel unterstützen. Die Fähigkeiten im Maschinenbau sind exzellent. Wo auf der Erde gibt es eine Parallele? Das ist nur ein Teil von diesem Eisen, das da ist.
Nun kommen wir zu Vers 42 und den Zehen der Füße, teils aus Eisen und teils aus Ton. Zum Teil wird das Königreich stark sein, und ein Teil wird zerbrechlich sein. Die Prophetie geht weiter. Wir sind bereits von den Unterschenkeln zu den Füßen gekommen und gehen jetzt über den Fußbereich ganz nach vorne, zu den Zehen.
Diese Zehen sind ganz am Ende der Geschichte des Römischen Reiches. Die zehn Zehen entsprechen den zehn Königen, die in der Offenbarung im Zusammenhang mit dem Römischen Reich in der Endzeit erwähnt werden. In der Offenbarung wird das Römische Reich als ein Tier mit zehn Hörnern beschrieben.
Um die Parallele gut zu verstehen: Daniel 2 beschreibt die vier Weltreiche als eine menschliche Statue mit vier Teilen. In Daniel 7 finden wir einen Traum von vier Tieren, die aus dem Meer heraufsteigen. Auch dort wird erklärt, dass diese vier Tiere vier Reiche bedeuten. Diese vier Reiche entsprechen genau den vier Teilen aus Daniel 2.
Daniel 2 und Daniel 7 sind also parallele Kapitel. Das Buch Daniel besteht aus zehn Teilen, die jeweils in sich abgeschlossen sind. Es ist in zwei Blöcke von je fünf Teilen gegliedert. Der erste Block umfasst Daniel 1 bis 5, der zweite Block Daniel 6 bis 10-12. Die Kapitel 10 bis 12 bilden eine eigene Einheit.
Der zweite Teil in Daniel 2, der Traum vom Standbild, ist parallel zum zweiten Teil in Daniel 7, dem Traum von den wilden Tieren – von Babylon bis zum Reich Gottes. Diese Parallele zieht sich durch das ganze Buch.
Zum Beispiel ist Daniel 1 parallel zu Daniel 6. In Daniel 1 erleben wir den Anfang des Babylonischen Reiches, als Daniel nach Babylon kommt. In Daniel 6 erleben wir die Anfangszeit des Persischen Weltreichs, als Belsazar durch einen Schwertstreich beseitigt wird und die Perser an die Macht kommen.
In Daniel 1 wird Daniel gezwungen, Götzenopferfleisch zu essen, was er verweigert. In Daniel 6 wird er gezwungen, nicht zu Gott zu beten, doch er betet trotzdem. So setzen sich die Parallelen durch alle Kapitel fort.
Diese interne Struktur zeigt, dass das ganze Buch Daniel eine Einheit bildet, die man nicht auseinanderreißen kann. Wenn man auch nur einen Teil herausnimmt, wird die Struktur zerstört. Das ist ein wunderbares Gewebe.
Der Sinn ist also, die Parallele zwischen Daniel 2 und 7 zu zeigen. Dennoch müssen auch die Unterschiede beachtet werden. In Daniel 2 wird das Reich als menschliche Statue dargestellt, in Daniel 7 als blutrünstige Bestien.
Der Mensch wurde von Gott im Bild Gottes erschaffen, um auf der Erde Gottes Weisheit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe widerzuspiegeln. Die Statue stellt dar, was der Auftrag der Weltreiche gewesen wäre: gerechte Regierung, die Gottes Weisheit als Lenker der Geschichte auslebt.
Doch es ist keine wirkliche menschliche Statue, sondern nur eine äußere Erscheinung. Menschen wurden im Bild Gottes geschaffen, aber sie haben diesen Auftrag nicht erfüllt. Die Weltreiche sind wie seelenlose, menschliche Statuen, die nicht wirklich menschlich handeln.
Man spricht oft von Humanismus, doch 500 Jahre Humanismus führten dazu, dass Abtreibung legalisiert wurde. Seit 1973, als die USA damit begannen, sind weltweit mehr als eine Milliarde Babys getötet worden. Das zeigt, wie seelenlos die Statue ist.
Daniel 7 zeigt, wie sich diese Weltreiche in der Geschichte meist als blutrünstige Bestien zeigten. Tiere kennen Gott nicht. Wer hat schon einmal ein Tier gesehen, das zum Himmel blickt? Das ist ungewöhnlich, denn Tiere schauen nicht zum Himmel.
Doch Jesus hebt in Johannes 17 als vollkommener Mensch seine Augen zum Himmel und spricht zum Vater. Das ist der wahre Mensch, der seine Augen zum Himmel erhebt, im Gegensatz zu den Tieren. So waren die Weltreiche nicht nur blutrünstig, sondern ließen Gott weitgehend außen vor.
Ein passender Satz lautet: „Humanität ohne Divinität wird zur Bestialität.“ Das können wir aus Daniel 2 lernen. Menschlichkeit ohne das Göttliche, ohne die Beziehung zu Gott, wird zur tierischen Grausamkeit.
Wir gehen weiter. Es ist spannend, wenn man in unserer Zeit plötzlich das Problem von Eisen und Ton erkennt. In Vers 42 geht es über unsere Zeit hinaus zu den Zehen. Diese entsprechen den zehn Königen, die in der Offenbarung mit dem Tier mit zehn Hörnern erwähnt werden.
In Daniel 7 ist das vierte Tier, das Römische Reich, ein Tier mit zehn Hörnern. In Offenbarung 17, Vers 8, wird gesagt: „Das Tier, welches du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen.“ Das Römische Reich war durchgehend bis 1814 existent, dann gab es eine kurze Unterbrechung, und ab 1945 stieg es wieder auf – aus dem Abgrund.
Das griechische Wort für Abgrund ist „Abyssos“, das in Römer 10 für das Totenreich verwendet wird. Tatsächlich ist das neue Europa aus der Totengrube des Zweiten Weltkrieges mit etwa 70 Millionen Toten heraufgekommen.
Hier werden drei Phasen unterschieden, entsprechend den drei absoluten Zeiten der Grammatik: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es wird absolut beschrieben: Das Tier war, ist nicht, wird heraufsteigen.
Die zehn Hörner dieses Tieres werden in Vers 17, Vers 12 erklärt: „Die zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige, welche noch kein Königreich empfangen haben, aber Gewalt wie Könige empfangen eine Stunde mit dem Tier. Diese haben einen Sinn und geben ihre Macht und Gewalt dem Tier.“
Diese zehn werden mit dem Lamm Krieg führen, doch das Lamm wird sie überwinden, denn es ist Herr der Herren und König der Könige, und die mit ihm sind Berufene, Auserwählte und Treue.
Hier wird erklärt, dass die zehn Hörner zehn Könige bedeuten. Die Parallele bei der Statue sind die zehn Zehen. So zeigt sich, wie der menschliche Körper in vielen Details mit der Geschichte übereinstimmt.
Das ist noch Zukunft: Es wird ein Zehnergremium an die Spitze des neuen Europas treten. Manche sagten, die Entwicklung des neuen Europas begann mit sechs Staaten, dann kamen sieben, acht, neun und schließlich ein zehnter Staat hinzu. Viele meinten, jetzt habe man das Europa der Zehn.
Doch man hat nicht genau gelesen. Die zehn Hörner sind zehn Könige, die noch kein Königreich empfangen haben, aber Gewalt wie Könige haben. Das sind keine Personen, die einen Staat vertreten, denn es heißt, sie haben kein Land, über das sie herrschen.
Dennoch haben sie Macht wie Herrscher über ein Land. Das entspricht dem Prinzip der Subsidiarität im neuen Europa. Europa darf wachsen, auch über zehn Länder hinaus. Es gibt ein Gremium an der Spitze, das nur dann eingreift, wenn die einzelnen Länder ihre Probleme nicht mehr selbst lösen können.
Die einzelnen Länder der EU sollen also für ihre Probleme selbst sorgen. Wenn sie es nicht mehr können, kommt das oberste Gremium hinzu. Das ist Subsidiarität.
So ist es auch mit den zehn Königen: Sie sind an der Spitze, haben aber keine Macht über einzelne Länder und vertreten auch keine Länder. Sie haben Macht wie Könige, geben diese Macht aber schließlich einem Mann ab.
Dieser Mann wird in der Endzeit das Römische Reich verkörpern. Er ist der kommende schreckliche Diktator, von dem Hitler nur ein Vorbote war. Diese zehn Könige geben alle ihre Macht einem Mann.
Diese zehn sind noch nicht gekommen. Europa weiß nicht genau, was es will oder worauf es sich einigen kann. Alles ist im Fluss, und plötzlich treten große wirtschaftliche Probleme auf. Das Ganze droht auseinanderzubrechen.
Das ist genau das, was wir in Offenbarung 6 bei den ersten Siegelgerichten finden, die erst nach der Entrückung der Gemeinde stattfinden. Sie betreffen besonders Europa und sprechen von schrecklichem Blutvergießen und großer Teuerung bis zu einer Inflation von 1300 Prozent.
Wo steht das in der Bibel? Ein Liter Weizen wird dann einen Denar kosten. Der Denar war vor 2000 Jahren der Tageslohn eines Arbeiters (vgl. Matthäus 20). Wenn man für einen Liter Weizen den Tageslohn eines Arbeiters zahlen muss, entspricht das etwa einer 1300-prozentigen Teuerung im Vergleich zu heute.
Offenbarung 6 zeigt, dass es zu schweren wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Problemen kommen wird. Was geschieht dann mit den Massen? Sie sind plötzlich bereit, auf Demokratie zu verzichten.
Zuerst kommt ein Zehnergremium, das noch etwas demokratischer wirkt. Doch sie geraten in eine Lage, in der sie schließlich sagen: Wir geben alle unsere Macht einem Mann, der uns aus der Krise retten kann.
Das haben wir alles schon einmal erlebt: König und Kaiser wurden abgeschafft, dann kam in Deutschland die Weimarer Republik. Man war stolz auf die Demokratie, doch die Weltwirtschaftskrise kam, und plötzlich war man bereit, einem kleinen Mann die Macht zu übergeben.
Das wird sich wiederholen, zeigt uns die Offenbarung.
Darum hier Vers 42: „Und die Zehen der Füße, teils aus Eisen, teils aus Ton; zum Teil wird das Königreich stark sein, und ein Teil wird zerbrechlich sein.“
Merken wir uns: Das Gleiche wie in Vers 41 wird betont – es wird geteilt sein, keine innere herzliche Einheit, sondern eine innere Zerspaltung.
Hier wird gesagt, dass diese Spaltung auch mit einem Teil Schwäche und einem Teil Stärke zusammenhängt, was durch Eisen und Ton ausgedrückt wird. Das können wir heute an den Füßen sehen, und es wird bei den Zehen so bleiben: Dieses Reich wird bis zum Schluss ein Problem in sich tragen.
Genau deshalb geben sie alle Macht einem Mann ab.
In Vers 43 heißt es: „Dass du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast.“ Es wird nicht gesagt, ob das die Füße oder Zehen sind, sondern grundsätzlich beschreibt das Symbol von Eisen und Ton eine dritte Erklärung.
Neben innerer Teilung und innerer Zerbrechlichkeit kommt Folgendes hinzu: „Sie werden sich mit dem Samen der Menschen vermischen, aber sie werden nicht aneinander haften, gleichwie sich Eisen mit Ton nicht vermischt.“
Anders formuliert: Sie werden sich völkisch vermischen. Das entspricht der Politik der vergangenen Jahrzehnte in Europa. Die Immigration aus verschiedenen Nationen wurde stark gefördert. Besonders die linke Politik setzte sich dafür ein, immer mehr Menschen aufzunehmen – nicht nur Flüchtlinge, die wirklich Asyl aus Not brauchen, sondern auch andere.
Im Marxismus ist das Denken so, dass alle Unterschiede zwischen sozialen Klassen aufgehoben werden sollen – alle gleich. Auch die Unterschiede zwischen Völkern sollen aufgehoben werden, alle eins. Und drittens sollen auch die Unterschiede der Geschlechter aufgehoben werden.
Das ist der Wahnsinn des Marxismus, dieser Gleichmachungsgedanke, der bis dahin geht, dass sogar der Unterschied zwischen Mann und Frau zerstört werden soll. Das ist die Grundlage der Genderpolitik.
Ich muss fast erbrechen, wenn ich das Wort „Gender“ höre. Vor kurzem las ich von einer Stiftung, die sich gegen sexuelle Gewalt in Firmen einsetzt. Sie beschreibt sich so: „Wir sind konfessionell unabhängig, politisch unabhängig, wir sind genderneutral.“
Geht es noch? Das heißt, sie sind neutral, ob jemand Frau oder Mann sein will. Und diese sollen bei sexuellen Problemen helfen? Das sind genau die falschen Leute, die nichts von Sexualität verstehen und auch nicht helfen können.
Das Ziel ist, dass alles aufgehoben wird. Diese völkische Vermischung soll auch das Nationalgefühl aufheben. Deshalb wird alles, was nach Nationalismus riecht, in die Ecke von Hitler abgeschoben.
Nationalismus, bei dem man stolz auf sich ist und andere verachtet, ist hässlich. Aber Liebe zum Vaterland ist etwas ganz anderes. Wenn man sein eigenes Land liebt und die Kultur schätzt, ist das etwas Schönes.
Gott will Vielfalt in der Menschheit. Er hat die Menschen verpflichtet, sich auf der ganzen Erde zu verteilen, damit verschiedene Kulturen entstehen. Das will man alles vermischen, nivellieren und ausgleichen.
Doch der Text sagt, das wird nicht helfen. Die Zerstörung des Nationalgefühls durch völkische Vermischung wird das innere Problem der Zersplitterung Europas nicht lösen, sondern noch mehr Sprengstoff hineinbringen.
Das muss nicht so sein, aber wir wissen, dass es an manchen Orten genau diese Wirkung hat. Das haben wir vor nicht langer Zeit erlebt, als die Banlieues in Frankreich an verschiedenen Orten brannten.
Es ist interessant, was hier vorgestellt wird: Eisen und Ton und die dreifache Erklärung.
Das ewige Reich Gottes und das Ende der Weltreiche
Und jetzt kommt Vers 44: "Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewiglich nicht zerstört wird und dessen Herrschaft keinem anderen Volk überlassen wird. Es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen."
Du hast gesehen, dass von dem Berg ein Stein sich losriss, ohne Hände, und das Eisen, das Erz, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte.
Jetzt wird gesagt: "in den Tagen dieser Könige." Welche Könige sind gemeint? Im gesamten vorherigen Text haben wir nie von Königen gelesen, oder?
Tatsächlich nicht direkt von Königen, aber in Vers 42 heißt es: "und die Zehen der Füße, das sind die zehn Könige." Also in der Zeit, wenn dieses Zehnergremium kommt, wird das Reich Gottes zu Lebzeiten dieser zehn Könige kommen.
Jesus Christus wird als Richter der Welt zurückkehren. Er wird das römische Reich vernichten, und alle anderen Reiche wird er ebenfalls vernichten. Diese Reiche umfassen Gebiete von Europa, Afrika bis nach Indien.
Dann wird dieser Stein zu einem Berg werden. Das zeigt, dass Jesus Christus die Herrschaft in dieser Welt übernehmen wird. Es wird eine Regierung von vollkommener Gerechtigkeit, echtem göttlichen Erbarmen und göttlicher Liebe geben.
Nun fasst Daniel zusammen: "Der große Gott hat dem König kundgetan, was nach diesem geschehen wird." Ab der Zeit von Nebukadnezar wird die ganze Weltgeschichte in einem Gesamtplan vorgestellt.
Diese Verse in der Bibel geben eine kurze Übersicht der Weltgeschichte, die bis in unsere Zeit und darüber hinaus reicht.
Als gläubiger Geschichtslehrer hat man dadurch eine unglaubliche Chance. Man kann die ganze Geschichte so entsprechend dem göttlichen Plan vorstellen. Dann macht Geschichte plötzlich Sinn.
Man sieht die Spuren Gottes durch alle Jahrhunderte hindurch. Er hat alles geleitet und gelenkt, Könige eingesetzt und abgesetzt. Das war alles in Gottes souveräner Hand.
Daniel sagt außerdem: "Und der Traum ist gewiss und seine Deutung zuverlässig." Beides, das, was Nebukadnezar geträumt hat, kam von Gott. Deshalb steht das hundertprozentig fest, und die Auslegung von Daniel ist ebenfalls hundertprozentig richtig.
Jetzt können wir fast 2600 Jahre später zurückblicken und sagen: Wunderbar, wirklich zuverlässig!
Die Reaktion dieses Götzendieners ist bemerkenswert: König Nebukadnezar fiel nieder auf sein Angesicht und betete Daniel an. Er befahl ihm, Speisopfer und Rauchwerk darzubringen.
Es ist unglaublich, wie bereitwillig Menschen alles Mögliche anbeten.
Ich habe das auch in jüngster Zeit erlebt, als wir mehr als einen Monat in Thailand waren. Die Thais beten wirklich alles an. Sie beten sogar den König und die Königin an.
An vielen Orten im Land sieht man große Bilder des Königsehepaars. Diese Menschen haben viel Gutes für Thailand getan, das ist wahr.
Wahrscheinlich ist es diesem König zu verdanken, dass man so frei ist, das Evangelium in Thailand zu verbreiten. Im Gegensatz zu Nachbarländern wie Malaysia, Myanmar, Kambodscha und Vietnam, wo die Freiheit eingeschränkter ist.
Die Thais lassen sich anbeten. Man sieht Opfergaben vor diesen Bildern. Sie beten sogar Schlangen an. Wenn sie irgendwo eine Schlange sehen, beten sie zu ihr.
Gläubige Thais nehmen dagegen einen großen starken Stock und schlagen die Schlange tot. Je nachdem essen sie die Schlange dann auch.
Gerade vor kurzem hat mir ein Hausvater von ehemaligen Straßenkindern stolz erzählt, wie er eine Königskobra totgeschlagen hat. Sie haben die Schlange ausgenommen und die Kinder haben sie gegessen.
Doch ein Thai, der zu der Schlange betet, sagt: "Warum willst du zu mir kommen? Geh weg, geh weg von mir! Warum willst du in mein Haus kommen? Geh weg!" und betet so weiter.
Das ist schrecklich, aber dieser Thai würde die Schlange nie totschlagen, weil für ihn in der Schlange ein Gott mit einem Geist wohnt.
Sehen wir, Nebukadnezar kann alles anbeten. Er betet Daniel an.
Aber Vers 47 sagt: "Der König antwortete Daniel und sprach: In Wahrheit ist euer Gott der Gott der Götter und der Herr der Könige und ein Offenbarer der Geheimnisse, da du vermocht hast, dieses Geheimnis zu offenbaren."
So kommt er zur Anerkennung, wer wirklich der höchste Gott ist: der Gott der Bibel.
Dann machte der König Daniel groß, gab ihm viele große Geschenke und setzte ihn als Herrscher über die ganze Landschaft Babel ein. Außerdem wurde er Obervorsteher über alle Weisen von Babel.
Daniel erbat den König, Sadrach, Mesach und Abednego über die Verwaltung der Landschaft Babel zu bestellen.
Daniel war nun im Tor des Königs, also an einer wichtigen Stelle.
Jetzt wird er befördert, und Gott will diesen Mann und auch seine drei Freunde als Missionare in Babylonien gebrauchen.
Es gibt viele Parallelen, nicht wahr?
Jetzt machen wir Pause.
Nebukadnezzars Standbild und der religiöse Zwang
Der König Nebukadnezar ließ ein Bild aus Gold anfertigen, dessen Höhe sechzig Ellen betrug und dessen Breite sechs Ellen. Er stellte es in der Ebene Dura in der Landschaft Babel auf.
In Vers 1 missbraucht Nebukadnezar das Standbild aus Kapitel 2, um sich verehren zu lassen. Jedes Kapitel ist in sich abgeschlossen – von Kapitel 1 bis 9 und dann der Schluss von Kapitel 10 bis 12. Dennoch gibt es eine fortschreitende inhaltliche Linie von Kapitel zu Kapitel.
In Kapitel 1 sehen wir, wie Gott dem treuen Daniel Weisheit schenkt als Antwort auf seine Treue. Daniel 1,17 sagt: „Ihnen gab Gott Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit, und Daniel hatte Verständnis für alle Gesichter und Träume.“ Dies bildet die Brücke zu Kapitel 2, in dem es um einen Traum Nebukadnezars geht, den Daniel deuten kann. So ist die Verbindung von Kapitel 1 zu Kapitel 2 gegeben.
Das Buch Daniel schreitet linear voran. In Kapitel 2 sehen wir in dem Traum ein Standbild, dessen Kopf aus Gold besteht. Dieser Kopf symbolisiert Nebukadnezar und sein Reich.
Nun folgt Kapitel 3, ein weiteres in sich geschlossenes Kapitel, das aber in Verbindung steht: Nebukadnezar lässt ein Standbild ganz aus Gold herstellen. Er übernimmt die Idee, dass er das Haupt aus Gold ist, akzeptiert jedoch nicht, was Daniel in Kapitel 2, Vers 39 erklärt – dass nach ihm ein anderes Königreich aufstehen wird. Stattdessen macht er ein ganzes Standbild aus Gold und lässt sich damit anbeten und verehren.
In Kapitel 2 treten die Weisen von Babel vor Nebukadnezar und sprechen ihren üblichen Gruß vor dem Thron des Königs aus. Dieser Gruß ist interessant. In Daniel 2,4 heißt es: „Und die Chaldäer sprachen zu dem König auf Aramäisch.“ Übrigens ist dieser Satz im Grundtext noch Hebräisch, danach folgt der Text auf Aramäisch.
Sie sagen: „O König, lebe ewiglich!“ Das ist eine Begrüßungsformel. Doch gerade das wird in Daniel 2 erklärt: Das stimmt nicht, und auch sein Reich wird nicht ewig sein.
Jetzt versucht Nebukadnezar, sich als den darzustellen, der das ganze Standbild repräsentiert – ein Standbild ohne den Stein, der es später zerstören wird. Alle sollen es anbeten.
Bemerkenswert ist die Zahl sechs: Das Standbild hat eine Höhe von sechzig Ellen und eine Breite von sechs Ellen. Eine Elle entspricht ungefähr einem halben Meter, je nach Maß (ägyptische große und kleine Elle, babylonische Elle). So lässt sich die Größe ungefähr umrechnen.
Die Zahl sechs ist in der Endzeit charakteristisch für den kommenden Diktator, der von Satan die Macht erhält, wie in Offenbarung 13 beschrieben. Die Zahl seines Namens wird 666 sein (Offenbarung 13,18). Die Zahl sechs symbolisiert den von Gott abgefallenen Menschen.
Hier finden wir diese Zahl sechs wieder im Zusammenhang mit Götzendienst und Menschenverherrlichung.
In Vers 2 sandte König Nebukadnezar aus, um die Satrapen, Statthalter, Landpfleger, Oberrichter, Schatzmeister, Gesetzkundigen, Rechtsgelehrten und Götzendiener zu versammeln. Alle Oberbeamten der Landschaften sollten zur Einweihung des Bildes kommen, das der König aufgerichtet hatte.
So versammelten sich die Satrapen, Statthalter, Landpfleger, Oberrichter, Schatzmeister, Gesetzkundigen, Rechtsgelehrten und alle Oberbeamten der Landschaften zur Einweihung des Bildes, das Nebukadnezar aufgestellt hatte. Sie standen vor dem Bild.
Die Einheit aller Politiker im Reich sollte durch einen gemeinsamen Kult erreicht werden. Das ist die politische Überlegung hinter den religiösen Aspekten.
Dieses Muster finden wir in der Geschichte der Reiche immer wieder: Der Versuch, politische Einheit durch religiöse Mittel zu erzwingen.
Wenn wir später an das Römische Reich denken, war der Kaiserkult das Bindeglied zwischen den verschiedenen Kulturen und Völkern, die unterworfen und zu einem Reich zusammengeschlossen wurden.
Im Römischen Reich gab es Religionsfreiheit, und man durfte alle Religionen ausüben. Zur Zeit Jesu war es verbreitet, mehreren Religionen anzugehören. Ein großer Teil verehrte die römischen Götter, die von den Griechen übernommen worden waren – Jupiter (Zeus), Athene, Hermes, Apollo und andere.
Gleichzeitig waren viele auch Mitglieder esoterischer Geheimkulte oder Mysterienreligionen aus Ägypten oder Persien. Sie hatten kein Problem damit, mehreren Religionen anzugehören.
Als verbindendes Element gab es die göttliche Verehrung des Kaisers.
Die Römer hielten diese Religionsfreiheit für großartig. Für sie war es selbstverständlich, den Kaiser zu verehren. Sie konnten nicht verstehen, wie Menschen so engstirnig sein konnten und den Kaiser nicht anbeten wollten.
Ein Volk erhielt eine Ausnahmeregelung: die Juden. Sie galten als besonders eigen und wurden als engstirnig angesehen. Deshalb durften sie von der Kaiserverehrung ausgenommen werden.
Die Christen wurden anfangs als Teil des jüdischen Glaubens betrachtet. Mit der Zeit erkannte man im Römischen Reich jedoch, dass dies nicht der Fall war. Die Christen erhielten keine Ausnahmeregelung und wurden deshalb verfolgt.
Die Christen sagten: „Wir sind loyal gegenüber der Regierung, aber wir werden nie dem Kaiser opfern.“ Deshalb wurden viele Christen in den ersten Jahrhunderten im Römischen Reich wegen ihres Glaubens getötet.
Dieses Thema zieht sich durch die Weltgeschichte. Deshalb zeigt uns Daniel 3, wie Weltreiche Religion nutzen, um Menschen zu zwingen.
Was aber ist für den gläubigen Menschen zu tun? Das werden wir gleich sehen.
Der Befehl zum Götzendienst und die Macht der Musik
4 Und der Herold rief mit Macht: Euch wird befohlen, ihr Völker, Völkerschaften und Sprachen, sobald ihr den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute, der Sackpfeife und allerlei Art von Musik hört, sollt ihr niederfallen und das goldene Bild anbeten, das der König Ebukadneza aufgerichtet hat.
Wer nicht niederfällt und anbetet, der soll sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden. Sobald also alle Völker den Klang dieser Instrumente hörten, fielen alle Völker, Völkerschaften und Sprachen nieder und beteten das goldene Bild an, das der König Ebukadneza aufgerichtet hatte.
Es fällt auf, dass der Schreibstil viele Wiederholungen enthält, sowohl bei den genannten Titeln als auch bei den Musikinstrumenten. Dieser etwa listenhafte Charakter der Sprache ist typisch für das Aramäische im Vergleich zum Hebräischen. Wir sehen also, dass Daniel diesen Text nicht nur in einer anderen Sprache verfasste, sondern auch den Stil der Sprache authentisch einsetzte.
Durch diese Wiederholung der verschiedenen Ämter wird betont, dass alle sozialen Klassen und Funktionäre sich dieser Einheitsreligion unterwerfen mussten. Ebenso wird die Bedeutung der Musik in diesem Zusammenhang hervorgehoben. Durch Musik sollte der Zug zum Götzendienst verstärkt werden; die Menschen sollten durch das Mittel der Musik mitgerissen werden.
Das zeigt, dass die Verwendung von Musik, um Menschen emotional zu beeinflussen, kein modernes Mittel ist. Schon Hitler nutzte Marschmusik, um Menschen zu mobilisieren. Hätte er Rock- und Popmusik ab den sechziger Jahren gehabt, wäre er vielleicht noch erfolgreicher gewesen. Gerade wegen ihres monotonen Charakters, der das Denken herunterfährt, konnte diese Musik benutzt werden, um Massen zu beeinflussen und zu verändern – selbst gegen ihren Willen.
Wir sehen also, dass diese Methode schon vor etwa 2600 Jahren bekannt und angewendet wurde.
In 1. Korinther 12 finden wir eine interessante Stelle. Der Apostel Paulus beginnt dort das Thema geistliche Wirkungen, also Wirkungen durch den Heiligen Geist. Er sagt in Vers 1: „Was aber die geistlichen Offenbarungen betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unkundig seid.“
Als Erstes erklärt er ab Vers 2, dass es auch im Heidentum geistliche Wirkungen gab, bei denen Menschen richtig mitgerissen wurden. Er sagt: „Ihr wisst, dass ihr, als ihr von den Nationen oder von den Heiden wart, zu den stummen Götzenbildern hingeführt wurdet, wie ihr mitgerissen wurdet.“
Hier betont er im Zusammenhang mit den Götzenbildern, die in sich selbst nur tote Materie sind, dass geistliche Kräfte wirken, die Menschen mitreißen können. Menschen erleben das im Buddhismus, im Hinduismus und in Stammesreligionen – eine Kraft, die sie mitreißt. Dabei spielt Musik in all diesen Kulten eine wichtige Rolle.
Sobald Musik eingesetzt wird, um Menschen mitzureißen und ihr Denken herunterzufahren, müssen wir kritisch sein. Man kann das nicht einfach blauäugig schlucken und akzeptieren. Das ist ein erstes Kennzeichen, das Paulus im Blick auf falsche geistliche Wirkungen erwähnt.
In diesem Zusammenhang ist auch interessant, was Paulus dem Timotheus schreibt, in 2. Timotheus 4, Vers 5: „Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.“
Der Ausdruck „Du aber sei nüchtern in allem“ ist ein Befehl. Paulus musste das nicht sagen, weil Timotheus alkoholgefährdet war. Im 1. Timotheusbrief, Kapitel 5, sagt Paulus sogar, Timotheus solle nicht nur Wasser trinken, sondern auch ein wenig Wein nehmen. Damals war es üblich in der Mittelmeerregion, das Trinkwasser mit Wein zu verdünnen, um es zu desinfizieren. Das Trinkwasser hatte nicht die Qualität wie heute, wo man sogar offene Wunden damit behandeln kann.
Timotheus war aber so kritisch gegenüber Alkohol, dass er gar keinen Wein trinken wollte, weil er viele Magenprobleme hatte. Paulus riet ihm deshalb, um seines Magens willen doch ein wenig Wein zu nehmen.
Im zweiten Brief heißt es nun: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Das griechische Wort „nepho“ wird im Standardwörterbuch zum Neuen Testament von Walter Bauer so definiert: „Abwesenheit von jeglicher geistigen Trunkenheit, seelischen oder geistigen Trunkenheit, Überstürzung, Exaltiertheit.“
Wenn man das berücksichtigt, ist es ein biblischer Befehl: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Das bedeutet Abwesenheit von geistiger und seelischer Trunkenheit, Überstürzung und Exaltiertheit.
Wenn man das so sieht, ist man schockiert, wenn man in der Welt herumkommt und sieht, wie groß das Problem weltweit ist – auch in vielen Gemeinden. Es gibt richtig ekstatische Kulte, die ganz gegen das Wort Gottes sind. Dabei spielt die Musik mit ihrem motorischen Rhythmus eine große Rolle, um die Leute mitzureißen und ihr Denken herunterzufahren.
Die Bibel sagt etwas anderes. Wir haben in Daniel 3 ein alttestamentliches Beispiel, wo Musik in einem falschen Sinn eingesetzt wurde. Das ist jedoch kein Argument gegen Musik grundsätzlich, denn wir wissen, dass Gott die Musik erfunden hat – nicht der Mensch.
In Hesekiel 28, wo es um den Fall Satans geht, beschreibt der Prophet den Cherub, der später zum Satan wurde, als einen Geist, der den König von Tyrus beherrschte. Dort steht, dass er vollkommen erschaffen wurde und dass seine Musikinstrumente am Tag seiner Erschaffung bereitgestellt wurden – Tamburine und Flöten.
Das zeigt, dass Gott die Musik und die Musikinstrumente erfunden hat. Deshalb finden wir auch in Offenbarung 5, wo der Gottesdienst im Himmel beschrieben wird, dass die 24 Ältesten das Lamm anbeten. Sie haben Musikinstrumente, Harfen, und preisen den Herrn Jesus im Himmel vor dem Thron Gottes.
Im Himmel wird es also auch Musik und Musikinstrumente geben, aber zur Ehre Gottes. Nicht, um den Verstand des Menschen zu beeinträchtigen oder Menschen emotional zu beeinflussen, sodass der Wille umgangen oder herabgesetzt wird.
Nun gehen wir weiter. Wer sagt...
Die Anzeige der drei Freunde Daniels und ihre Weigerung zum Götzendienst
Deswegen traten zur selben Zeit chaldäische Männer herzu, die die Juden anzeigten. Sie begannen und sprachen zum König Nebukadnezar: „O König, lebe ewiglich! Da haben wir diesen Spruch wieder. Du, o König, hast den Befehl gegeben, dass jedermann, der den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute, der Sackpfeife und allerlei Art von Musik hören würde, niederfallen und das goldene Bild anbeten solle. Und wer nicht niederfalle und anbete, der solle in den brennenden Feuerofen geworfen werden.
Es sind nun jüdische Männer da, welche du über die Verwaltung der Landschaft Babel bestellt hast: Sadrach, Mesach und Abednego. Diese Männer, o König, achten nicht auf dich, deinen Göttern dienen sie nicht. Und das goldene Bild, welches du aufgerichtet hast, beten sie nicht an.“
Da sehen wir missgünstige Leute. Es fällt ihnen auf, wie die Betroffenen gegenüber Nebukadnezar auftreten: „Schau da, diese drei Männer, die da in hoher Position sind.“ Warum sagen sie das so speziell? Da kommt etwas von Eifersucht ans Licht.
Und dann, was auch typisch ist, diese Schmeichelrede – das ist ja unmöglich, diese Art, wie sie zu dem König sprechen. Das ist genau ein Aspekt, vor dem auch Christen gewarnt werden. In Epheser 5 wird gesagt, dass Gläubige, selbst wenn sie Sklaven sind, in ihrer Arbeit dem Sklavenherrn gegenüber treu sein sollen.
Ich lese Epheser 6, Vers 5: „Ihr Knechte“ – oder Sklaven, kann man auch übersetzen – „gehorcht euren Herren, das sind die Arbeitgeber im weitesten Sinn, gehorcht euren Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern“, also habt Respekt vor euren Arbeitgebern in Einfalt eures Herzens als dem Christus. Nicht mit Augendienerei, als Menschen gefällig, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut und mit Gutwilligkeit dient als dem Herrn und nicht den Menschen. Da ihr wisst, dass jeder, der Gutes tut, dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier.
Also hier wird betont, dass man die Arbeit als Gottesdienst sehen soll. Das ist übrigens sensationell. Man muss ja immer bedenken: Zur Zeit des Römischen Reiches, als Paulus das schrieb, war im Römischen Reich klar, dass freie Menschen nicht körperlich arbeiteten. Körperliche Arbeit galt als minderwertig. Nur Sklaven arbeiteten körperlich. Darum arbeiteten die freien Menschen im Reich nicht körperlich. Sie erledigten gewisse Sachen am Morgen und gingen dann auf den Marktplatz spazieren; so füllten sie ihre Zeit.
Aber das war die Haltung gegenüber körperlicher Arbeit. Die Bibel lehrt jedoch, dass körperliche Arbeit aus dem Paradies stammt. Gott hatte ja Adam schon angewiesen, den Garten zu bebauen und zu bewahren. Der Beruf des Gärtners und des Bauern ist paradiesisch im Ursprung. Natürlich kam durch den Sündenfall hinzu, dass Dorn und Disteln wachsen und der Mensch angesichts seines Schweißes arbeiten soll. Das ist die andere Seite der Medaille seit dem Fall. Aber die Arbeit als solche ist gottgewollt und geadelt.
In der alten Geschichte Europas war das also ganz anders im Heidentum. Ganz besonders durch die Reformation hat sich das geändert. Martin Luther hat gesagt, Arbeit ist eine Berufung, eine vocatio, hat er auf Latein gesagt. Das gibt einem Deutschen eben „Beruf“, und darum sprechen wir von Beruf. Das hat schon seine Bedeutung. Er sagt, Gott ruft uns in die Arbeit, und auch körperliche Arbeit ist Gottesdienst, hat er gesagt.
Das war nicht selbst erfunden, sondern hier steht es: „Ihr dient, sie sollen dienen als dem Herrn, als dem Christus.“ Und es wird einmal Vergeltung geben vom Herrn für all das Gute. Also wird Arbeit als Gottesdienst gesehen.
Natürlich benutzen wir den Ausdruck Gottesdienst noch in einem anderen Sinn, in Verbindung mit dem Zusammenkommen als Gemeinde zur Anbetung Gottes usw. Aber auch die Arbeit im Alltag wird biblisch als Gottesdienst gesehen. Das hat seit der Reformation übrigens die ganze Sicht auf Arbeit völlig verändert.
Dadurch entstand in der Folge der Reformation eine Mittelklasse. Vorher gab es nur die Reichen und die Armen. Durch diese ganz neue Sicht auf die Arbeit – man muss in der Arbeit treu, verbindlich und fleißig sein und eben nicht augendienerisch.
Plötzlich arbeiten die Leute nicht nur, sobald der Chef da ist. Ist er gegangen, ist alles wieder wie vorher. Das ist vollkommen unchristlich. Hier werden wir gewarnt, nicht mit Augendienerei zu dienen (Epheser 6, Vers 6). Und genau das, was diese Feinde hier in Daniel 3 machten, war Augendienerei gegenüber Nebukadnezar. Sie klagen diese drei Freunde an.
Daniel ist nicht dabei, und es wird uns nicht erklärt, ob er aus einem Grund abwesend war, eine ganz andere Aufgabe hatte oder von dieser Versuchung verschont blieb. Aber dafür haben wir eine Parallele in Kapitel 6. Dort kommt Daniel in die Löwengrube, bereits unter persischer Herrschaft, und muss als alter Mann die gleiche Prüfung durchmachen wie seine drei Freunde Jahre zuvor.
Dort wird nicht über die drei Freunde gesprochen. Wir wissen nicht, ob sie schon gestorben waren, irgendwo anders waren oder bereits in Pension. Das wird nicht gesagt. Aber Daniel muss dort auch diese parallele Glaubensprüfung erleben. Es gibt auch inhaltlich auffällige Parallelen zwischen Kapitel 3 und 6.
Nun lesen wir weiter in Vers 13 die Reaktion von Nebukadnezar: Da befahl Nebukadnezar in Zorn und Grimm, Sadrach, Mesach und Abednego herbeizubringen. Diese Männer wurden vor den König gebracht.
Nebukadnezar hob an und sprach zu ihnen: „Ist es Absicht, Sadrach, Mesach und Abednego, dass ihr meinen Göttern nicht dient und das goldene Bild nicht anbetet, welches ich aufgerichtet habe?“
Er wird so wütend. Wir sehen dann im weiteren Text, dass er ein absoluter Herrscher war, der einfach aus der Laune heraus bestimmen und machen konnte, was er wollte. Das war wirklich eine absolute Herrschaft, die noch absoluter war als das, was wir später als Absolutismus in der europäischen Geschichte beschreiben.
Aber er gibt diesen dreien eine Chance, eine zweite Chance. Übrigens sehen wir in diesem Kapitel nicht nur das Problem der Religion zur Vereinheitlichung eines Staates und den religiösen Zwang gegen Minderheiten, sondern auch die Missgünstigkeit. Das sollte ein Thema durch die ganze Menschheitsgeschichte und Weltgeschichte hindurch werden.
Immer wieder dasselbe: Gläubige werden durch Missgünstige beim Staat angezeigt und in Schwierigkeiten gebracht, obwohl sie treue Leute sind und ihre Arbeit loyal gegenüber dem Staat tun. Denn die Bibel lehrt in Römer 13, dass wir als Gläubige dem Staat gegenüber zur Loyalität verpflichtet sind, sogar dann, wenn der Herrscher verkehrt ist.
Paulus schreibt in Römer 13 über das Thema der Loyalität und des Gehorsams zum Staat in Verbindung mit Steuerzahlen und Zollzahlen zur Zeit, als Kaiser Nero, dieser Christenverfolger, dieser Wahnsinnige, dieser Schreckliche, an der Macht war. Trotzdem musste man der Obrigkeit, die grundsätzlich von Gott verordnet ist, unterworfen sein.
Es gibt nur den Ausnahmefall: Wenn der Staat etwas verlangt, das gegen den Glauben geht, ist Ungehorsam gegenüber dem Staat biblisch erlaubt. So lesen wir das in Apostelgeschichte 4: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Genau in diesem Sinn handeln diese drei.
Aber sonst sind sie vollkommen loyal und gute Leute, die zum Nutzen und Segen des babylonischen Reiches waren. Doch da ist das Thema Missgünstlinge.
Sie bekommen eine zweite Chance. Vers 15: „Nun, wenn ihr bereit seid, zur Zeit, da ihr den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute und der Sackpfeife und allerlei Art von Musik hören werdet, niederzufallen und das Bild anzubeten, welches ich gemacht habe. Wenn ihr es aber nicht anbetet, sollt ihr sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden. Und wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten wird?“
Es ist unglaublich. In Kapitel 2 haben wir gesehen, dass Nebukadnezar, nachdem er Daniel anbeten wollte, jedenfalls erkannt hat, dass der Gott der Bibel, der Gott Israels, der höchste Gott ist. Und jetzt zwingt er diese drei Israeliten, den Göttern Babylons zu dienen und ihn letztlich anzubeten. Unglaublich!
Und dann diese freche Frage: „Wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand retten wird?“ Nachdem er schon ganz klar gesagt hat in Kapitel 2, Vers 47: „In Wahrheit, euer Gott ist der Gott der Götter und der Herr der Herren.“
Man kann sagen, er hat ihn als Offenbarer von Geheimnissen kennengelernt, aber noch nicht als einen Gott, der rettet. Das sollte hier dann geschehen.
Wir haben immer wieder die Aufzählung der Musikinstrumente bis ins Detail gesehen. Übrigens ein Instrument, ein Saiteninstrument, das hier mit Sambuke übersetzt ist, ist ein der Harfe ähnliches, vielseitiges Instrument im Aramäischen.
„Psantär“ bezeichnet heute im modernen Hebräisch das Klavier. Hebräisch wurde nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 zu einer toten Sprache, denn die Juden wurden zerstreut in alle Welt. Sie übernahmen nach und nach die Sprachen der verschiedenen Völker, und Hebräisch als Umgangssprache starb aus.
Als die Juden begannen, ab 1882 wieder zurückzukehren, setzte sich Eliezer Ben Yehuda, ein litauischer Jude, dafür ein, dass Hebräisch wieder neu belebt wird. Dazu baute er ein großes Wörterbuch auf und erfand neue Wörter für das moderne Leben.
Er versuchte, die Wörter aus dem Hebräischen heraus zu bilden, also aus der hebräischen Sprachstruktur und den Wurzeln. Außerdem suchte er im ganzen Schatz der alten rabbinischen Literatur nach Wörtern. Er berücksichtigte auch verwandte Sprachen wie Aramäisch und Arabisch.
So kam das Wort „Psantär“ aus dem Aramäischen ins Hebräische, um das Klavier zu bezeichnen. Heute, wenn man in Israel „Psantär“ sagt, verstehen die meisten nicht die Sambuke. Viele Israelis können auch kein Aramäisch lesen und verstehen diese Kapitel in der Bibel nicht. Sie verstehen darunter das Klavier, und der „Psantäran“ ist der Pianist.
Das war nur ein kleiner Exkurs zur Wiederbelebung des Hebräischen in der Endzeit und wie eben auch die Kapitel in Daniel dazu beigetragen haben.
Die Antwort der drei Freunde und ihre Sicherheit im Glauben
Jetzt sind wir in Kapitel 3, Vers 16.
Sadrach, Mesach und Abednego antworteten und sprachen zu dem König Nebukadnezar: „Wir halten es nicht für nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern, ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu retten vermag. Er wird uns aus deiner Hand, o König, retten – oder auch nicht. Es sei dir kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, welches du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden.“
Es ist spannend, nicht wahr, wie sich die Sprache dieser drei Männer von der der schmeichelnden Feinde unterscheidet. Das ist ein sachlicher Ton, trocken, denn jetzt sprechen sie mit einem Götzendiener, der sie zum Götzendienst zwingen will. Sie bleiben respektvoll dem König gegenüber, zeigen aber klar die Grenze auf, die ein von Gott eingesetzter Herrscher beachten muss.
Man könnte sagen, das sind unglaublich selbstsichere Leute. Ein großes Selbstvertrauen strahlt aus ihren Worten. Doch das ist nicht dasselbe Selbstvertrauen, das wir hier sehen.
In 2. Timotheus 2 sagt der Apostel Paulus zu Timotheus: „Du nun, mein Kind, erstärke dich in der Gnade.“ Als Gläubiger, der durch Paulus zum Glauben gekommen war, sollte Timotheus wie ein Kind wachsen und stärker werden – aber in der Gnade. Das ist etwas ganz anderes als Selbstvertrauen.
Im Bewusstsein unseres Herrn, der über allem steht, der mächtigste ist und uns seine Gnade Tag für Tag schenkt, erhält der gläubige Mensch eine Sicherheit in seinem Auftreten. Doch diese Sicherheit unterscheidet sich grundlegend davon, wenn man auf sich selbst stolz ist und auf sich selbst vertraut.
Das sehen wir hier: Es ist kein Selbstvertrauen, sondern eine klare Aussage: Wir dienen diesem Gott, und dieser Gott, dem wir dienen, wird uns retten. Dabei sind sie unabhängig vom Ausgang. Sie würden sich auch weigern, wenn er sie nicht retten würde. Doch sie wussten prophetisch, dass der Herr sie in diesem Fall retten würde.
In der weiteren Geschichte zeigt sich immer wieder, dass einige durch Gottes Eingreifen bewahrt wurden, andere aber starben – wie Schlachtschafe, wie es in Römer 8 beschrieben wird. Man denke an die Zeit des vierten Reiches: Der Apostel Jakobus wurde geköpft (Apostelgeschichte 12). Dann ließ der Sohn des Herodes auch Petrus verhaften und wollte ihn töten. Doch Petrus wurde durch einen Engel aus dem Gefängnis befreit.
In der gleichen Geschichte wird also ein Apostel getötet, ohne dass ein Wunder geschieht, während ein anderer durch ein Wunder gerettet wird. Das zeigt Gottes Souveränität. Wir können nicht ableiten, dass Gott immer eingreift, nur weil wir gläubig sind und ihm treu bleiben. Auch heute werden Gläubige weltweit verfolgt und wie Schlachtschafe behandelt. Doch das ist nicht das letzte Wort. Das letzte Wort wird erst kommen, wenn der Stein das Standbild trifft.
Diese drei Männer wussten: Der Herr wird uns befreien. Sie sagten ganz klar: „Wir halten es nicht für nötig, dein Wort darauf zu erwidern.“ Das ist Sicherheit im Herrn – nicht Selbstvertrauen. Das sollte uns kennzeichnen: Wenn wir zur Wahrheit des Wortes Gottes stehen, wächst eine solche Sicherheit.
Vers 19: Da wurde Nebukadnezar voll Zorn, und das Aussehen seines Antlitzes veränderte sich. Er war ja schon vorher wütend (Vers 13), doch nun wurde es noch schlimmer. Der Mann hatte ein enormes emotionales Potenzial. Er konnte seine Wut steigern, was nicht jeder Mensch kann. Manche zeigen ihre Gefühle kaum, aber er war extrem extrovertiert.
Das Aussehen seines Antlitzes veränderte sich gegen Sadrach, Mesach und Abednego. Er befahl, den Ofen siebenmal mehr zu heizen, als zur normalen Heizung erforderlich war. Dann befahl er den stärksten Männern seines Heeres, Sadrach, Mesach und Abednego zu binden und in den brennenden Feuerofen zu werfen.
An dieser Stelle ist wichtig: Die ganze Wut Nebukadnezars, die ich bei Versen 19 bis 25 beschreibe, als Vertreter des Sonnengottes, zerstörte zwar seine besten Leute, aber nicht die treuen Freunde Daniels.
Wie schon bei Vers 13 bis 15 erwähnt, stand Nebukadnezar als oberster Richter unter der Führung des Sonnengottes Schamasch, wie die Babylonier diesen Gott nannten. In der Fußnote 3 habe ich erklärt, dass Schamasch Sonne oder Sonnengott bedeutet. Er wurde als Licht- und Lebensspender verehrt.
In Babylonien benutzte man das Symbol der Sonnenscheibe mit einem vierzackigen Stern und Strahlen für diesen Gott. Schamasch wurde als König auf dem Thron dargestellt. Man sagte von ihm, er mache die Toten lebendig. Er wurde als Richter des Himmels und der Erde angesehen und galt als Gott, der auf Erden Gesetze erließ.
Nebukadnezar war als oberster Richter ein Mann, der nach babylonischem Verständnis unter der Leitung des Sonnengottes stand. Hinzu kommt Nabu, der Gott des Feuers, der im Namen Nebukadnezars enthalten ist. Wenn man das weiß, gewinnt es noch mehr Bedeutung, dass Nebukadnezar nun den Ofen siebenmal mehr anheizen lässt.
Vers 21: Da wurden diese Männer in ihren Leibröcken, Oberröcken, Mänteln und sonstigen Kleidern gebunden und in den brennenden Feuerofen geworfen. Weil das Wort des Königs streng war und der Ofen außergewöhnlich geheizt wurde, tötete die Flamme des Feuers jene Männer, die Sadrach, Mesach und Abednego hinaufbrachten.
Man hätte schon merken sollen, dass es ein Problem mit Schamasch gibt. Er beherrscht das Feuer nicht mehr vollständig, ebenso wenig wie Nabu. Die besten Leute werden verbrannt.
Vers 23: Diese drei Männer fielen gebunden in den brennenden Feuerofen. Da erschrak der König Nebukadnezar, stand eilends auf, hob an und sprach zu seinen Räten: „Haben wir nicht drei Männer gebunden ins Feuer geworfen?“ Sie antworteten: „Gewiss, o König!“
Er antwortete: „Siehe, ich sehe vier Männer frei wandeln mitten im Feuer, und keine Verletzung ist an ihnen. Das Aussehen des Vierten ist gleich einem Sohn der Götter.“ Das ist natürlich ein babylonischer Begriff: „Sohn der Götter“ bezeichnet jemanden, der zum Geschlecht der Übernatürlichen gehört.
Vers 26: Da trat Nebukadnezar an die Öffnung des brennenden Feuerofens, hob an und sprach: „Sadrach, Mesach und Abednego, ihr Knechte des höchsten Gottes, geht heraus und kommt!“ Da gingen Sadrach, Mesach und Abednego aus dem Feuer hinaus.
Es versammelten sich die Satrapen, Statthalter, Landpfleger und Räte des Königs. Sie sahen, dass das Feuer keine Macht über die Körper der Männer gehabt hatte. Das Haar ihres Hauptes war nicht versengt, ihre Leibröcke waren unverändert, und der Geruch des Feuers war nicht an ihnen.
Jetzt wurde klar, wer über Schamasch und Nabu steht, über alle Götter Babylons. Die Reaktion ist beeindruckend: Nebukadnezar hob an und sprach: „Gepriesen sei der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednego, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die auf ihn vertrauten, das Wort des Königs übertraten und ihre Leiber dahingaben, um keinem Gott zu dienen und ihn anzubeten außer ihrem Gott.“
Es ist interessant, dass er jetzt Gott preist und rühmt und sagt, diese Knechte hätten das Richtige getan, dass sie nicht gehorcht haben. Das ist vergleichbar mit der modernen Geschichte: Im Dritten Reich musste man Hitler und seinen Schergen gehorchen, und wehe, wer widersprach. Nach dem Krieg aber wurden diejenigen zu Helden, die damals nicht mitgemacht hatten.
Interessanterweise enthält die deutsche Verfassung heute eine Klausel, die zivilen Ungehorsam erlaubt, wenn der Staat Unrecht verlangt. Das gibt es in der Schweizer Verfassung nicht. Diese Regelung stammt aus der Überzeugung, dass es eine verfassungsrechtliche Grundlage geben muss, um gegen staatliches Unrecht Widerstand leisten zu können.
Das könnte in Zukunft gerade bei Gerichtsverfahren gegen Gläubige von Bedeutung sein, wenn sie von Missgünstlingen angeklagt werden.
Übrigens nennt Nebukadnezar diesen Vierten „seinen Engel“. Wir müssen bedenken, dass „Engel“ im Aramäischen und Hebräischen (Malach) „Gesandter“ bedeutet. Das Wort wird weiter gebraucht als unser deutsches Wort „Engel“.
Im Alten Testament wird „Malach“ auch für Diener des Königs verwendet, die abgesandt sind. Zum Beispiel Johannes der Täufer wird als „Bote“ bezeichnet, also als „Engel“ Gottes.
An vielen Stellen im Alten Testament wird der „Engel des Herrn“ erwähnt – nicht irgendein Engel, sondern „der Engel des Herrn“ mit bestimmtem Artikel. Durch den Namen JHWH (Jahwe) wird „Malach“ wie ein bestimmter Artikel behandelt.
In 1. Mose 16 begegnet dieser Engel des Herrn Hagar. Im Zusammenhang wird klar, dass er selbst JHWH ist. Das heißt, dass JHWH mit ihr redete, und es war der Engel des Herrn, der mit ihr sprach. Sie nennt ihn: „Du bist ein Gott, der sich schauen lässt.“
Dieser Engel taucht immer wieder im Alten Testament auf, zum Beispiel bei Gideon oder bei den Eltern Simsons. Kurz gesagt: Das ist Gott selbst, und zwar der Sohn Gottes, der schon im Alten Testament in menschlicher Gestalt erschien, gesandt vom Vater.
Das war ein Vorzeichen, dass er später in der Fülle der Zeit als wirklicher Mensch kommen würde, gesandt vom Vater.
Also war das der Herr im Klartext. Wenn man in der Sonntagsschule erklärt, dass der Herr Jesus bei diesen drei im Ofen war, dann sagt man genau das Richtige: Der Herr Jesus, der Sohn Gottes, war im Ofen und hat sie bewahrt.
Das ist eine Illustration aus Jesaja 43, das wir wohl gut kennen.
Jesaja 43 ist das Kapitel, in dem es in Vers 1 heißt: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
In Vers 2 heißt es: „Wenn du durchs Wasser gehst, bin ich bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiliger.“
Vers 4: „Weil du teuer und wertvoll bist in meinen Augen und ich dich lieb habe.“
Jesaja schrieb dies um 700 vor Christus, also über hundert Jahre vor Sadrach, Mesach und Abednego. Sie wussten, dass sie dieses Wort für sich nehmen durften. So wurden sie im Feuer bewahrt.
Nicht alle konnten sich zu allen Zeiten auf dieses Wort berufen, aber sie wussten, dass es für sie galt. So gibt auch der Herr heute dem Menschen die Überzeugung, dass eine Zusage in der Bibel für die eigene Situation gilt. Das ist Leitung durch den Heiligen Geist.
In Römer 8 lesen wir, dass Söhne Gottes durch den Geist Gottes geleitet werden. Diese sind Söhne Gottes.
Sie wussten: Das ist für uns, und so hat er sie im Feuer bewahrt.
Ich lese weiter, Vers 29:
„Von mir wird Befehl gegeben, dass jedes Volk, jede Völkerschaft und Sprache, die Unrechtes gegen den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednego sprechen, in Stücke zerhauen und dass sein Haus zu einer Kotstätte gemacht werde, weil es keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag.“
Dieser Gott kann nicht nur Geheimnisse enthüllen, sondern auch im Leben eingreifen, herausführen und bewahren.
Man stelle sich vor, was das in missionarischer Hinsicht bedeutete. Diese Botschaft wurde im ganzen babylonischen Reich veröffentlicht.
Oft denken wir, Weltmission habe mit dem Missionsauftrag des Auferstandenen begonnen. Doch wir finden Weltmission schon im Alten Testament.
Noah predigte den Menschen allgemein während der 120 Jahre, in denen er die Arche baute. Das war schon Weltmission.
Später zeigte Joseph in Ägypten deutlich, dass die Götter Ägyptens nichts können. Er erklärte dem Pharao den Traum, der sich erfüllte, während Zauberer und Weise Ägyptens es nicht konnten. Das war missionarisch für ganz Ägypten.
Beim Auszug aus Ägypten waren die Plagen zielgerichtet gegen die Götter Ägyptens gerichtet. Besonders die neunte Plage, die Finsternis, traf die Sonnengötter Ägyptens.
Ganz Ägypten konnte erkennen, wer der wahre Gott ist, und dass die ägyptischen Götter nichts sind.
So war es auch im babylonischen Reich klar.
Später, im persischen Reich, das von Afrika bis über den Indus reichte, wurde ebenfalls deutlich gemacht, wer der wahre Gott ist – gerade in der Zeit von Esther.
Da wurden sogar Gebiete erreicht, in denen damals Hinduismus und Buddhismus aufkamen oder zumindest in deren Nähe.
Nun lese ich noch zu Ende, Vers 30:
„Da beförderte der König Sadrach, Mesach und Abednego in der Landschaft Babel.“
Sie stiegen weiter auf in der Karriereleiter. Doch das war nicht ihr Ziel. Es ist wichtig, dass wir das jungen Leuten immer wieder sagen: Wofür studiert ihr? Ist es, um Karriere zu machen, einen Namen zu erlangen, viel Geld zu verdienen oder Einfluss zu bekommen?
Es muss von Anfang an klar sein: „Ich möchte das tun, um dem Herrn zu dienen, an der Stelle, wo er mich hingestellt hat.“
Es kann sein, dass der Herr auf eindrückliche Weise Positionen schenkt. Aber das soll nicht unser Ziel sein.
Jetzt lese ich noch ein bisschen weiter, Vers 31:
Nebukadnezar, der König aller Völker, Völkerschaften und Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnen, sprach: „Friede euch in Fülle! Es hat mir gefallen, die Zeichen und Wunder kundzutun, die der höchste Gott an mir getan hat. Wie groß sind seine Zeichen und wie mächtig seine Wunder! Sein Reich ist ein ewiges Reich, und seine Herrschaft währt von Generation zu Generation.“
Das ist die wörtliche Wiedergabe einer Deklaration, die Nebukadnezar in seinem Reich verschicken ließ. Das war Mission in Babylon.
Ich habe vorhin von hohen Stellen gesprochen. Kürzlich waren wir in Thailand, ich habe berichtet, dass wir an einem Abend mit dem stellvertretenden Richter des Gerichtshofs von Chiang Mai, einer Millionenstadt im Norden Thailands, essen gingen.
Dieser Mann ist ein bekehrter Christ, der einzige der hohen Richter in Thailand, der bekehrt ist. Er hat ein Buch geschrieben über seine Bekehrungsgeschichte. Er war ein armes Kind, wuchs in sehr armen Verhältnissen auf, und der Herr führte ihn auf diesen Weg.
Ein anderer Landesrichter in Thailand, ein Buddhist, war so überwältigt von diesem Buch, dass er tausend Exemplare kaufte und sie allen Landesrichtern in ganz Thailand schenkte.
Man muss sich vorstellen: Ein Buddhist macht Mission in Thailand. Alle Richter erhielten das Buch, und es verbreitete sich, was der Herr im Leben dieses einen Mannes getan hat.
Wäre dieser Mann nur an Ehre und Karriere interessiert, hätte der Herr ihn nicht gebrauchen können. So sind wir unbrauchbar.
Wir müssen den Weg gehen, den der Herr uns führen will. Wie es in Offenbarung 14 heißt: Die Treuen folgen dem Lamm, wohin es auch geht.
Darauf kommt es an. Es ist nicht entscheidend, was wir genau tun, sondern dass wir das tun, was der Herr von uns will, und so dem Lamm folgen.
Wollen wir zum Schluss beten?
Herr Jesus, wir danken dir, dass du über allem stehst und die ganze Welt in deiner Hand hältst – auch die Weltgeschichte und unser persönliches Leben.
Das macht uns zuversichtlich, weil wir wissen, dass wir nicht blindem Schicksal ausgeliefert sind.
Wir wollen uns ganz dir und deiner Gnade anvertrauen, dass du mit uns gehst, wenn wir nach Hause gehen.
Hilf uns, den Segen deines Wortes in unseren Herzen zu bewahren und dass in unserem Leben Frucht entsteht.
Hilf uns, an dem Ort, wo du uns hingestellt hast, treu zu sein und ein Zeugnis zu sein, das du segnen kannst.
So dass möglichst viele Menschen in unserer Umgebung zum Glauben an dich finden und dich, den Rettergott, kennenlernen dürfen.
Amen.