Einleitung und Gebet zum Wort Gottes
Zu Beginn wollen wir beten:
Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du uns auch diesen Nachmittag schenkst, an dem wir gemeinsam dein Wort studieren dürfen.
Wir bitten um deine Hilfe und deine Gnade. Schenke uns Konzentration, Spannkraft und Freude, damit wir dein Wort sorgfältig studieren können. Hilf uns, dass wir darin dich und deine Herrlichkeit finden.
Amen.
Rückblick auf Daniel Kapitel 8: Einführung und Vision der Tiere
Nach fortlaufender Betrachtung des Buches Daniel, Kapitel für Kapitel, sind wir letztes Mal bis Kapitel 8 gekommen, jedoch nicht fertig geworden. Da wir eigentlich nur bis Vers 7 vorgedrungen sind, möchte ich nochmals von vorne beginnen. Ich werde die Verse kurz erläutern, bis Vers 7, und dann richtig mit Vers 8 und den folgenden fortfahren.
Im dritten Jahr der Regierung des Königs Belsazar erschien Daniel ein Gesicht, das demjenigen ähnelte, welches ihm zuvor erschienen war. Ich sah im Gesicht, und es geschah, als ich sah, da war ich in der Burg Susan, die in der Landschaft Elam liegt. Ich sah im Gesicht und war am Fluss Ulay.
Ich erhob meine Augen und sah – siehe, ein Widder stand vor dem Fluss. Er hatte zwei Hörner, und die zwei Hörner waren hoch. Das eine war höher als das andere, und das höhere Horn stieg zuletzt empor.
Ich sah, wie der Widder nach Westen, Norden und Süden stieß. Kein Tier konnte vor ihm bestehen, und niemand rettete aus seiner Hand. Er handelte nach seinem Gutdünken und wurde groß.
Während ich achtgab, siehe, da kam ein Ziegenbock von Westen her über die ganze Erde. Er berührte die Erde nicht. Der Ziegenbock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen.
Er kam bis zu dem Widder mit den zwei Hörnern, den ich vor dem Fluss hatte stehen sehen. Im Grimm seiner Kraft rannte er ihn an. Ich sah, wie er den Widder anlangte, und er erbitterte sich gegen ihn.
Er stieß den Widder und zerbrach seine beiden Hörner. In dem Widder war keine Kraft, um vor ihm zu bestehen. Er warf ihn zu Boden und zertrat ihn. Niemand rettete den Widder aus seiner Hand.
Historische Einordnung und Deutung der Tiere
Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass diese Prophetie im Jahr 547 v. Chr. gegeben wurde, also noch während der babylonischen Gefangenschaft der Juden. Das war im dritten Jahr Belsazars. Daniel hatte eine Vision von zwei Tieren: Er sah einen Witter und einen Ziegenbock.
In Kapitel 7 hatten wir eine Vision, einen Traum von Daniel mit vier Tieren. Dort haben wir gesehen, dass diese vier Tiere die vier großen Weltreiche darstellen, die ab der Zeit Daniels in der Geschichte auftreten sollten. Diese Reiche sind Babylonien, Medopersien, Griechenland und Rom. Schließlich folgte die Prophetie über das zukünftige Reich Gottes, wenn der Menschensohn die Weltherrschaft übernehmen wird.
Hier in Kapitel 8 haben wir nun wieder zwei Tiere vor uns. Dabei werden das zweite und das dritte Reich aus dem Traum in Kapitel 7, also das medopersische Reich und das griechische Reich, nochmals im Detail beleuchtet. Diese werden durch die beiden Tiere, den Witter und den Ziegenbock, dargestellt.
Vor wenigen Tagen hat mich jemand gefragt, was ich von dieser Auslegung halte und ob ich auch so sehe, dass in Daniel 8 die USA prophezeit seien. Er wollte mehr Erklärungen dazu und erklärte mir, dass im Golfkrieg zum ersten Mal in der Geschichte ein Flugzeug von Amerika aus direkt bis zum Zielgebiet im Nahen Osten geflogen sei. Er meinte damit die B-52-Bomber, diese riesigen Kolosse, die ganze Bombenteppiche abwerfen können. Das sei doch genau der Ziegenbock, der von Westen kommt und die Erde nicht berührt. Das seien doch genau diese B-52-Bomber.
Dem musste ich widersprechen und sagen, dass das vollkommen falsch ist und überhaupt nicht stimmt. So funktioniert Bibelauslegung nicht. In Kapitel 8, Vers 20 heißt es: „Der Witter mit den zwei Hörnern, welchen du gesehen hast, sind die Könige von Medien und Persien.“ Also sind Medien und Persien gemeint, nicht der Irak. Natürlich gehört das Gebiet von Medien, Kurdistan, zum heutigen Irak. Aber wo ist dann Assyrien? Das ist ja neben Kurdistan das Nordirak-Gebiet. Ursprünglich war das Assyrien im Altertum, und der Süden war Babylonien.
Die Bibel sagt hier aber klar, dass der Witter die Könige von Medien und Persien sind. In Vers 21 heißt es weiter: „Der zotige Ziegenbock ist der König von Griechenland.“ Das ist also ganz klar Griechenland und nicht die USA. Wenn die Bibel sagt, es ist Griechenland, dann ist es eben Griechenland. So darf man mit der Bibel nicht umgehen, sondern man muss genau das sehen, was hier steht.
Das wird uns sogar sehr einfach gemacht, denn es wird sogar noch gedeutet.
Der Witter als Symbol für Medopersien
Also, wir haben letztes Mal gesehen, dass der Widder Medopersien darstellt, wie im Skript in Kapitel 8, Vers 3 beschrieben wird. Der Widder steht für Medopersien, wie auch in Kapitel 8, Vers 20 erwähnt wird. Dort sind zwei Hörner abgebildet. Das symbolisiert, dass es ein Doppelreich war: die Meder und die Perser bildeten zusammen dieses Weltreich.
Der Bibeltext sagt jedoch, dass ein Horn höher ist als das andere. Von dem höheren Horn wird sogar gesagt, dass es zuletzt emporstieg. Ab der Eroberung Babylons durch die Perser und Meder stand immer ein Perserkönig an der Spitze. Der erste war König Kyrus, der auch die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft heimkehren ließ. Danach waren es immer Perserkönige.
Es gab Unterkönige, zum Beispiel Darius der Meder, der in Daniel 6 erwähnt wird. Diesen hatten wir ja schon ausführlich behandelt. Er war ein Unterkönig und stammte vom Volk der Kurden. Die Kurden sind stolz darauf, dass sie Meder sind. Man könnte den Kurden also sagen: Übrigens, von euch steht auch in der Bibel, zum Beispiel in Daniel 6, aber auch in Daniel 8 und vielen anderen Stellen.
Früher waren die Meder die Stärkeren, doch es war immer ein Perser an der Spitze. Darum stieg das andere Horn später hoch, aber höher. Das sind die Perser. Es wird gesagt, dass er vor dem Fluss Ulay stand. Das heißt also im Osten. Von dort aus rückte Medopersien in der Geschichte tatsächlich vor.
Vers 4 beschreibt, dass dieser Widder in drei Himmelsrichtungen stieß: nach Westen, nach Norden und nach Süden. In der Geschichte war das wirklich so: Nach Westen in Mesopotamien, also dem heutigen Irak, Syrien, Kleinasien mit der Türkei und Mazedonien; nach Norden in Thrakien, Armenien und Gebiete bis Turkmenistan; und nach Süden in den Libanon, Israel und Ägypten.
Der Vers sagt weiter, dass kein Tier vor ihm bestehen konnte und niemand aus seiner Hand entkam. Er handelte nach seinem Gutdünken. Rund zwei Jahrhunderte lang war die medopersische Macht die absolute Nummer eins. Niemand konnte ihr etwas entgegensetzen.
Der Ziegenbock als Symbol für Griechenland und Alexander den Großen
Aber dann kommt eben Vers 5 mit dem zotigen Ziegenbock von Westen, und die Erklärung gibt uns Vers 21.
Das ist Griechenland, und Vers 21 sagt: „Des Weiteren: Und der zotige Ziegenbock ist der König von Griechenland, und das große Horn, das zwischen seinen Augen war, ist der erste König.“ Das weist auf Alexander den Großen hin.
Seinen Siegeszug begann er von Westen her mit einer Armee von etwa zehntausend Soldaten. Er eroberte die Welt bis nach Indien, damals also bis über den Indus hinaus, heute wäre das das Gebiet Pakistans. In dreizehn Jahren eroberte er so das gesamte medopersische Weltreich.
Die Verse 6 bis 7 zeigen, wie der Ziegenbock diesen Widder im Grimm zerschlägt und vernichtet. Das ist erfüllt worden durch die Vernichtung Medopersiens in der Schlacht bei Granikos, der Schlacht bei Issos und der Schlacht bei Gaugamela. Dort hat Alexander, dieser junge Mann, dieses Reich am Boden zerschlagen.
Und warum steht hier „im Grimm“? Weil der Feldzug von Alexander dem Großen eigentlich ein Rachefeldzug war für das, was die Perser ihnen circa hundertfünfzig Jahre früher angetan hatten in den schrecklichen Perserkriegen. Schließlich war das Großreich Persien in diesen Kriegen besiegt worden, aber das hatte so einen Hass von Generation zu Generation hinterlassen, dass man sagen muss: Alexander hat schließlich das gerecht gemacht. Das war wirklich im Zorn, in der Wut gegen die Perser geschehen.
Die Zerfall des Reiches Alexanders und die vier Hörner
In Vers 8 finden wir den Hinweis: „Und der Ziegenbock wurde groß über die Maßen, und als er stark geworden war, zerbrach das große Horn, und vier ansehnliche Hörner wuchsen an seiner Statt nach den vier Winden des Himmels hin.“
Alexander der Große wurde enorm mächtig. Sein Reich erstreckte sich von Griechenland in Europa aus über Mazedonien, Griechenland selbst, Kleinasien, Syrien, Israel, Ägypten, Mesopotamien, Persien, Afghanistan bis nach Indien – damals das Gebiet des heutigen Pakistan – und sogar über den Indus hinaus. Große Teile Zentralasiens, bis nach Tadschikistan, gehörten ebenfalls zu seinen Eroberungen. Im Norden Tadschikistans gibt es heute den Iskandersee. „Iskander“ ist der Name für Alexander und erinnert noch immer an die Feldzüge Alexanders des Großen.
Sein Reich wuchs also enorm und wurde „groß über die Maßen“. Doch dann geschah Folgendes: Im Jahr 323 vor Christus, im Alter von etwa 33 Jahren, erkrankte Alexander vermutlich an Malaria in Babylon und starb. Danach brachen Bürgerkriege aus. Seine Generäle stritten sich um das große Reich und zerrissen es schließlich in vier Hauptteile.
Wie im Skript erklärt wird, gab es nach Alexanders Tod Bürgerkriege unter seinen Generälen. Nach der Schlacht bei Ipsos im Jahr 301 v. Chr., die als wichtiger Wendepunkt in der Geschichte gilt und in der Schule gelehrt wird, wurde das Reich endgültig aufgeteilt.
Die vier Teilreiche waren:
- Das Reich des Cassander mit Mazedonien,
- das Reich des Lysimachos, der Kleinasien und Thrakien erhielt,
- das Reich des Seleukus, das Syrien umfasste, aber auch Großsyrien, das Gebiet des heutigen Libanon, Syrien, große Teile der heutigen Türkei, Aserbaidschan, Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan, Afghanistan, Iran und bis nach Indien (heute Pakistan) reichte,
- und das Reich des Ptolemäus, der Ägypten erhielt.
Der Bibeltext sagt klar: Nach dem großen Horn, das Alexander symbolisiert, kamen vier große, ansehnliche Hörner an seiner Statt, „nach den vier Winden des Himmels“. Wenn man diese Teilreiche auf einer historischen Karte betrachtet, zum Beispiel im Atlas von Putzker, der im Geschichtsunterricht oft verwendet wird, erkennt man deutlich, dass sich die Reiche genau nach den Himmelsrichtungen aufteilen lassen.
Aus der Satellitenperspektive sieht man:
- Cassander im Westen,
- Lysimachus im Norden,
- Seleukus im Osten,
- Ptolemäus im Süden.
Diese Aufteilung entspricht klar den vier Himmelsrichtungen.
Das kleine Horn und Antiochus IV. Epiphanes
So, und jetzt kommt Vers 9, zu dem wir beim letzten Mal noch nichts gesagt haben.
Aus einem von ihnen kam ein kleines Horn hervor, das ausnehmend groß wurde – gegen Süden, gegen Osten und gegen die Zirde. Es wurde so groß, dass es bis zum Heer des Himmels wuchs. Es warf vom Heer und von den Sternen zur Erde nieder und zertrat sie. Selbst bis zu dem Fürsten des Heeres tat es sich groß auf. Es nahm ihm das beständige Opfer weg, und die Stätte seines Heiligtums wurde niedergeworfen.
Also kommt aus einem dieser vier Reiche wieder ein Horn hervor. Zuerst ist es klein, doch dann wächst es immer größer. Die weitere Beschreibung passt hundertprozentig auf eine Person in der Geschichte: König Antiochus IV. Epiphanes. Er regierte von 175 bis 164 vor Christus.
Er stammte aus dem Teilreich der Seleukiden. Dieses Reich erhielt seinen Namen von Seleukos. Er herrschte über Großsyrien, und die Nachkommen auf seinem Thron wurden Seleukiden genannt. Aus dieser Königslinie kam Antiochus Epiphanes. Er regierte also in Großsyrien und stieß in seinen Eroberungszügen vor nach Ägypten, das hier als Süden bezeichnet wird, nach Mesopotamien, das als Osten gilt, und nach Israel, das hier die Zirde genannt wird.
Das Land Israel wird im Buch Daniel mehrfach als „das Land der Zirde“ bezeichnet. Es ist das herrlichste Land für Gott, das Land, das Gott am Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika platziert hat. Es ist das Land, das von Milch und Honig fließt, das Gott „mein Land“ nennt (3. Mose) und in Sacharja 2 auch als das heilige Land bezeichnet wird. Heilig bedeutet hier abgesondert für Gott, also ganz speziell geweiht.
Jedes Wort hat sich genau so erfüllt: Das Horn wurde groß, ausnehmend groß gegen Süden, gegen Osten und gegen die Zirde.
Was dann geschah: Es wandte sich gegen das Heer des Himmels, warf vom Heer und von den Sternen zur Erde nieder und zertrat sie. Das Heer des Himmels ist hier eine Bezeichnung für Israel.
In Vers 12 heißt es dazu: „Das Heer wurde dahingegeben samt dem beständigen Opfer um des Frevels willen.“ Dieses Horn warf die Wahrheit zu Boden, handelte frevelhaft und hatte Erfolg.
Das Heer des Himmels, also Israel, war eigentlich Gottes Zeugnisträger in der Welt. Darum wird Israel hier mit den Sternen des Himmels verglichen. Israel hatte die Aufgabe, himmlisches Licht durch das Wort Gottes – das himmlischen Ursprungs ist und ihnen anvertraut wurde – in einer dunklen Welt zu verbreiten.
Der Fürst des Heeres und die Bedeutung des Namens
Und der Ausdruck „der Fürst des Heeres“. In Vers 11 heißt es: „Das Selbst tat es groß bis zu dem Fürsten des Heeres, und es nahm ihm das beständige Opfer weg.“ Das ist der Gott Israels, er ist der Fürst des Heeres.
Übrigens muss ich an dieser Stelle erklären: Im Alten Testament finden wir sehr häufig, aber auch im Neuen Testament, den Gottesnamen „der Herr der Heerscharen“, auf Hebräisch „Adonai Zwa'ot“ oder „der Herr Tzeba'ot“. „Tzeba'ot“ wird ausgesprochen auf Hebräisch und bedeutet „Heere“ in der Mehrzahl. „Tzava“ ist eine Armee, ein Heer; „Tzeba'ot“ ist die Mehrzahl davon, also „der Herr der Heere“ oder „Heerscharen“.
Was bedeutet das? In der Bibel werden die Sterne des Himmels als Heerscharen bezeichnet. Zweitens werden die Engel als Heerscharen bezeichnet. Drittens wird die Armee Israels beziehungsweise alle ihre Kontingente als die Heere Gottes genannt.
Der Herr der Heerscharen ist also der Gott, der die ganze Sternenwelt des Universums, alle Galaxien und alle Sterne in der Hand hält. Es bedeutet aber auch, dass er der Herr ist, der alle Engelmächte in seiner Hand hat. Die Engel, die treu geblieben sind – genannt die auserwählten Engel – müssen ihm dienen. Auch die gefallenen Engel müssen ihm zu Diensten stehen. Sie können nichts tun, ohne dass Gott es erlaubt.
Drittens ist die Armee Israels ebenfalls in Gottes Hand. Ich kann noch eine vierte Bedeutung anfügen: Wir finden den Namen „der Herr der Heerscharen“ auch in Verbindung mit den Armeen der Völker der Welt. Das will bedeuten, dass Gott auch die Armeen der ganzen Welt in seiner Hand hat und den Lauf der Geschichte steuert.
Auch die Kriege in der Geschichte sind kein Zufall. Überall können wir sehen, dass Gott die Geschichte in der Hand hat und dass Geschichte kein Zufallsereignis ist. Aber hier haben wir eben das Heer des Himmels, das ist Israel, und den Fürsten des Heeres, den Gott Israels.
Jetzt wird hier gesagt: „Dieses Horn Antiochus nimmt dem Fürsten des Heeres sein ständiges Opfer weg.“ Das geschah im Jahr 167 vor Christus. Antiochus hat in Israel gewütet, er hat Jerusalem erobert und Menschen massenweise abgeschlachtet.
Dann ließ er den Tempel in Jerusalem entweihen, indem er ein Schwein auf dem Brandopferaltar opfern ließ. Außerdem stellte er ein Götzenbild auf dem Tempelplatz auf, das seine Gesichtszüge trug. Es war aber ein Götzenbild von Jupiter. Er hat sich also mit Jupiter identifiziert.
So wurde der Tempel verunreinigt, und man konnte nicht mehr opfern. Er vernichtete hebräische Schriftrollen des Alten Testaments, soweit er konnte. Er verbot die Sabbatheiligung unter Todesstrafe und auch die Beschneidung der Jungen. Außerdem zwang er die Israeliten zum Zeus-Kult.
In dieser Zeit starben viele Treue in Israel, die sich nicht zum Götzendienst zwingen ließen. Es gab damals aber auch eine liberale Partei in Israel, die sehr weltoffen war und aufgeschlossen für diese Kultur mit griechischer Religion, Zeus-Kult und so weiter.
Diese Gruppe arbeitete Hand in Hand mit Antiochus Epiphanes. Sie wurde verschont, aber die anderen wurden blutig verfolgt. So wurde also der Tempel entweiht – genau so, wie es hier beschrieben ist.
Das beständige Opfer und die Kreuzigung Jesu
Ich lese nochmals Vers elf: Selbst bist du dem Fürsten des Heerestates groß, denn Antiochus hat sich selbst vergöttert. Und es nahm ihm das beständige Opfer weg.
Das beständige Opfer ist das beständige Morgenbrandopfer. Dieses musste nach 2. Mose 28 jeden Tag dargebracht werden, ebenso wie das Abendopfer. Diese Opfer fanden quasi am Anfang und am Ende eines Tages statt.
Das Morgenbrandopfer wurde um die dritte Stunde am Morgen dargebracht. Das entspricht im Durchschnitt etwa neun Uhr. Zu dieser Zeit wurde das Opfer auf dem Altar in Jerusalem aufgelegt. Danach folgten alle freiwilligen Opfer, die die Leute brachten, sowie Sündopfer und Schuldopfer. Diese wurden in den folgenden Stunden dargebracht.
Das letzte Opfer, das Abendbrandopfer, wurde im Durchschnitt um drei Uhr nachmittags, also um die neunte Stunde, aufgelegt. Wenn das beständige Opfer weggenommen wurde, musste der ganze Opferdienst aufhören.
Nebenbei gesagt, das sind genau die Eckdaten der Kreuzigung. Der Herr Jesus wurde um die dritte Stunde, also um neun Uhr morgens, gekreuzigt. Das wissen wir aus den Evangelien. Sechs Stunden später, um die neunte Stunde, starb er.
Genau zu der Zeit, als Jesus gekreuzigt wurde, legte man auf dem Altar das Morgenbrandopfer auf. Während der gesamten Kreuzigung wurden alle anderen Opfer dargebracht. Das letzte Opfer, das Abendbrandopfer, wurde aufgelegt, als der Herr Jesus sagte: „Es ist vollbracht.“
Der Frevel und die Dauer der Tempelentweihung
Ja, und dann gehen wir weiter zu Vers dreizehn. Das heißt, ich muss noch zu Vers zwölf etwas sagen. Dort wird erklärt, warum das geschieht. Es wurde dahingegeben samt dem beständigen Opfer, um des Frevels willen.
Frevel kann man auch mit Abfall übersetzen, weil es damals in Israel viele gab, die vom Glauben abgefallen waren. Diese Menschen waren modern und aufgeschlossen. Schon damals konnte man modern sein, nicht erst heute. Man kann sogar sagen, wenn man heute modern ist, ist man ziemlich altmodisch.
Das waren diejenigen, die sagten: Die sturen da mit der Bibel wollen alles nach der Bibel machen. Nein, wir müssen doch ein bisschen Spaß haben. Übrigens haben diese Leute damals in Jerusalem auch ein Gymnasium gebaut. Das war keine höhere Schule oder Mittelschule, sondern ein Gymnasium, das war eine Nacktanstalt – also, wie kann man sagen, ein Olympiastadion.
In der griechischen Kultur betrieb man Sport nackt, und darum nannte man das eben ein Gymnasium. Natürlich konnten die Bibeltreuen das nicht akzeptieren. Gott hat nach dem Sündenfall ganz klar die Kleidung angeordnet. Sogar diese Mindestbekleidung von Adam und Eva bestand aus Blättern.
Das war für Eva etwa so wie ein Bikini. Das reichte nicht. Gott hat nachher Röcke gemacht, das sind dann die langen Kleider. Also: Bikini reicht nach dem Sündenfall nicht. Die Bibeltreuen haben es nicht akzeptiert, dass man Sport unbekleidet macht. Die anderen sagten, das sei nicht mehr so rückständig.
Hier wird erklärt, dass Gott eigentlich diese ganze Katastrophe damals zugelassen hat, um des Frevels willen. Es war eine Zucht über Israel als irdisches Volk. Wir haben gelesen: „Und es warf die Wahrheit zu Boden und handelte und hatte Gelingen eine schreckliche Zeit.“
Die Frage nach der Dauer der Verwüstung und die Antwort
Und jetzt kommt eine wichtige Frage (Vers 13):
Und ich hörte einen Heiligen reden, und ein Heiliger sprach zu jenem, welcher redete: „Bis wann geht das Gesicht von dem beständigen Opfer und von dem verwüstenden Frevel, das sowohl das Heiligtum als auch das Heer zur Zertretung hingegeben ist?“
Jetzt kommt die Frage: Wie lange lässt Gott das zu, diese Katastrophe?
Eben dieser verwüstende Frevel bezieht sich speziell auf das Götzenbild, das Antiochus auf dem Tempelplatz aufgestellt hatte. Wie lange soll das gehen, dass dieses Opfer weggenommen ist, der Tempel unrein wurde und man nicht mehr Gottesdienst feiern konnte? Israel, das Heer, ist zur Zertretung hingegeben.
Jetzt kommt die Antwort in Vers 14:
Er sprach zu mir: „Bis zu zweitausenddreihundert Abenden und Morgen, dann wird das Heiligtum gerechtfertigt werden.“
Das klingt ein bisschen geheimnisvoll: zweitausenddreihundert Abende und Morgen. Warum werden da nicht einfach die Tage gezählt?
Ganz einfach: Für Gott zählt jedes Morgen- und Abend-Brandopfer, das er ja angeordnet hat. Da wird also gezählt, wie viele Morgenbrandopfer und Abendbrandopfer dargebracht werden. So zählt Gott den Tag.
Wir können das auch praktisch übertragen, indem wir den Tag mit Anbetung und Dank für das Opfer von Golgatha beginnen – also mit dem Morgenbrandopfer – und ihn auch wieder mit dem Abendbrandopfer beenden. Für Gott ist das wichtig, und darum zählen da 2300 Abende und 2300 Morgen.
Zusammen ergeben das 1150 Kalendertage.
Und die Erfüllung ist nun so: Die Tempelschändung wurde durchgeführt am 6. Dezember 167 vor Christus.
Diese wird übrigens beschrieben in 1. Makkabäer 1,57.
Die Bücher 1. und 2. Makkabäer sind Bücher, die im zweiten Jahrhundert vor Christus geschrieben wurden und genau diese schreckliche Zeit unter Antiochus Epiphanes beschreiben. Sie sind geschichtlich sehr zuverlässig und eine Fundgrube von Informationen.
Aber wir haben mit der Bibel jetzt gar nichts zu tun.
Es war so: Der letzte Prophet des Alten Testaments war Maleachi um 400 vor Christus. Danach kamen keine Schriftpropheten mehr in Israel.
Man hat aber weiterhin Bücher geschrieben, zum Beispiel all diese Bücher, die heute als Apokryphen bekannt sind. Diese wurden in der Zeit nach Maleachi, aber noch vor Matthäus, also in dieser Zwischenzeit geschrieben. Man nennt diese Zeit die 400 stummen Jahre von Maleachi bis zum Kommen des Herrn Jesus.
In dieser Zeit gab es keine Propheten mehr, aber man schrieb Bücher.
Siehe zum Beispiel das Ende von 2. Makkabäer. Dort sagt der Schreiber, nachdem er die ganze Makkabäerzeit beschrieben hat: „Es ist nicht lustig, immer Wein zu trinken und auch nicht immer Wasser, sondern ab und zu Wein, ab und zu Wein.“ So hofft er, dass dieses Buch zur Abwechslung beiträgt.
Der Schreiber behauptet nirgends, dass er von Gott inspiriert ist. Es gibt kein „So spricht der Herr“. Diese Propheten gab es gar nicht mehr. Vielmehr wollte er höhere Unterhaltungslektüre anbieten.
Dann sieht man auch, wie unsinnig es war, als in der Gegenreformation im 16. Jahrhundert am Konzil von Trient beschlossen wurde: „Verflucht sei, wer diese Makkabäerbücher, überhaupt alle Apokryphen, nicht als Gottes Wort akzeptiert.“
Aber es war wirklich so: Im Judentum hat man diese Bücher nie als Gottes Wort angesehen. Man hat sie aber benutzt – eben als Bücher zur Information oder zur Auferbauung.
Auch Hieronymus, ein ganz wichtiger Mann um 400 nach Christus, hat die katholische Bibel auf Lateinisch übersetzt, die Vulgata, die bis heute die verbindliche Bibel ist.
Er hat in der Vulgata die Apokryphen übersetzt, aber er hat ganz klar gesagt, die gehören nicht zur Heiligen Schrift.
Darum war es ein Problem, wenn man dann in Trient sagte: „Verflucht sei, wer das nicht anerkennt.“ Damit hat man indirekt den heiliggesprochenen Hieronymus verflucht, denn er sagte, das gehört nicht dazu.
Aber es ist nützlich, sie zu lesen.
Darum haben wir mit diesen Makkabäerbüchern – 1. und 2. Makkabäer – sehr wichtige geschichtliche Informationen.
Jetzt, in der langen Rede kurzer Sinn, komme ich noch einmal zurück:
Die Tempelschändung geschah am 6. Dezember 167 v. Chr. Das wird beschrieben in 1. Makkabäer 1.
Das dauerte bis Januar 163 v. Chr., als der Zionsberg, der Tempelberg, durch die Makkabäer neu befestigt wurde.
Das geschah kurz nachdem der Tempel wieder eingeweiht wurde, nämlich am 4. Dezember 164 v. Chr.
Das kann man nachlesen in 1. Makkabäer 4,52.
Also passen die Daten vom 6. Dezember 167 v. Chr. bis Januar 163 v. Chr. genau zu den 1150 Tagen.
Das ist eindrücklich. Es hat sich ganz genau erfüllt.
Die Makkabäer und das Chanukka-Fest
Und noch etwas Wichtiges: Die Makkabäer müssen kurz erklärt werden, damit man versteht, wer diese Leute waren.
Antiochus Epiphanes wütete mit der großsyrischen Armee in Israel. Es war eine grauenhafte und brutale Zeit. Ein Mann namens Mattathias, ein Priester aus Modein, konnte das nicht einfach hinnehmen. Modein liegt, wenn man vom Flughafen in Tel Aviv nach Jerusalem fährt, an der Autobahn, und dort sieht man immer die Ausfahrt Modein. Dort wohnte Mattathias.
Er sagte sich: Es kann nicht sein, dass wir als Volk Gottes einfach so vom Feind abgeschlachtet werden. Zusammen mit seinen fünf Söhnen beschloss er, Widerstand zu leisten. Sie wollten das nicht zulassen. Gemeinsam mit seinen fünf mutigen Söhnen begann er, die syrische Armee zu bekämpfen.
Sie hatten so große Erfolge, dass sich immer mehr Israeliten dieser Bewegung anschlossen. Viele aus Überzeugung, andere eher, weil sie sich immer den Stärkeren anschließen – ähnlich wie beim Fußball. Wenn Basel gut spielt, schließen sich viele Basel an. Wenn Basel mal schlecht ist, sucht man sich eben eine andere Mannschaft. So war das auch damals.
Die Bewegung wurde so stark, dass sie schließlich die Syrer und deren Armee aus dem Land vertreiben konnten. Danach konnte der Tempel wieder neu eingeweiht werden. Die Opfer wurden neu eingeführt – und zwar ab dem 4. Dezember 164 v. Chr. Diese Neueinweihung des Tempels wurde mit einem Fest gefeiert: dem Chanukka-Fest.
Chanukka bedeutet „Weihe“. Man hat den Tempel neu geweiht. Die Makkabäer, also Matthias und seine Söhne, feierten dieses Fest sieben Tage lang. Dabei orientierten sie sich am Laubhüttenfest. Das Laubhüttenfest ist ein Fest, das Gott für Israel angeordnet hat.
In 3. Mose 23 finden wir die sieben Feste des Herrn: Beginnend mit dem Passafest, dann das Erstlingsfest, das mit der Auferstehung Christi zusammenfiel, das Pfingstfest oder Wochenfest, das Neujahrsfest, das Fest der Posaunen, Jom Kippur und fünf Tage danach das Laubhüttenfest, Sukkot. Das sind die sieben Feste des Herrn.
Das Laubhüttenfest war besonders, weil man es ausnahmsweise Tag und Nacht im Tempel feierte. Normalerweise fand der Tempeldienst nur tagsüber statt. Beim Laubhüttenfest wurden auch nachts die vier Leuchter im Frauenvorhof angezündet. Genau so ist das Chanukka-Fest das Fest der Lichter im Dezember, das nach dem Vorbild des Laubhüttenfestes gestaltet wurde.
Der Herr Jesus war in Johannes 7 ebenfalls beim Laubhüttenfest. In Johannes 8 wird der achte Tag erwähnt, ein spezieller Tag, der an die sieben Tage von Sukkot angehängt wird. Dort sagte Jesus in Johannes 8,12: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Damit erklärte er die Bedeutung der Leuchter. Diese waren 27,5 Meter hohe Leuchter im Frauenvorhof mit je vier Lampen. Die Lampen waren sehr groß und fassten über neun Liter Olivenöl. Als Docht verwendete man abgetragene Priestergewänder.
Die rabbinische Literatur berichtet, dass man das Licht des Laubhüttenfestes vom Tempel aus überall in Jerusalem sehen konnte – sogar in den dunklen Gassen.
Jesus erklärte dann die Bedeutung: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Das sagte er nach der traurigen Geschichte von der Ehebrecherin. Sie war wirklich in der Finsternis, hatte für einen kurzen Moment ihre ganze Zukunft zerstört.
Jesus bagatellisierte das nicht, sondern sagte: „Gehe hin und sündige nicht mehr.“ Er gab ihr die Möglichkeit zur radikalen Umkehr und zu einem Neuanfang. Deshalb sagt er: „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Ihr Leben war völlig entweiht, so wie der Tempel durch Antiochus Epiphanes entweiht wurde. Aber durch Umkehr war eine neue Hingabe und Weihe möglich. Das zeigt das Chanukka-Fest: Es gibt einen Neuanfang, völlige Reinigung und Vergebung, wenn man umkehrt.
Jesus am Chanukka-Fest und seine Zusagen
Und das ist so schön in Johannes 10 beschrieben. Dort wird erzählt, wie der Herr Jesus auch zum Chanukka-Fest ging. Obwohl dieses Fest nicht in der Bibel für Israel angeordnet wurde, sondern menschlich eingesetzt ist, hat er es dennoch begangen.
Ich lese aus Johannes 10, Vers 22: Es war aber das Fest der Tempelweihe in Jerusalem, und es war Winter. Natürlich fällt es in die Zeit um Dezember. Es war Winter, und Jesus wandelte im Tempel in der Säulenhalle Salomons. Die Tempelweihe ist eben Chanukka.
Aber es geht weiter, Vers 24: Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: „Bis wann hältst du unsere Seele hin? Wenn du der Christus bist, das heißt, wenn du der Messias bist, so sage es uns frei heraus.“ Jesus antwortete ihnen: „Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters tue, diese zeugen von mir. Aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen, wie ich euch gesagt habe.“
Jetzt spricht er von denen, die ihm nachfolgen: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Und sie gehen nicht verloren, ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. Ich und der Vater sind eins.“
Genau an diesem Fest, in der Kälte des Winters in Jerusalem – es kann in dieser Zeit sogar schneien, auch auf dem Tempelplatz – sagt Jesus: „Meine Schafe hören meine Stimme, sie folgen mir.“ Dieses Fest erinnert an eine sehr schwere und dunkle Zeit in der Geschichte Israels. Aber der Herr hat sein Volk durch diese Zeit hindurch gerettet.
So zeigt er: „Meine Schafe hören meine Stimme, sie folgen mir, ich kenne sie, sie folgen mir, ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren, ewiglich.“ Das „nicht“ ist im griechischen Grundtext besonders betont. Es stehen sogar zwei Wörter für „nicht“ nebeneinander: ou, me – das heißt „nicht, nicht verloren“. Darum muss man übersetzen mit „nicht“ und es betonen.
Die alte Elberfelder hat das so sperrgedruckt: „gehen nicht verloren, ewiglich.“ Ja, er sagt nicht nur, sie gehen nicht verloren, sondern er sagt, sie gehen nicht verloren, ewiglich. Genau so, wie Paulus es in Römer 8,37-39 sagt: Weder Tod noch Leben, weder Gegenwärtiges noch Zukunftiges, und er zählt weiter auf. Schließlich sagt er: „Wenn das nicht alles ist, noch irgendein anderes Geschöpf kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist.“
Also zeigt er auch denen, die wirklich wiedergeboren sind – es geht nicht um die Scheinbekehrten – dass die wirklich Wiedergeborenen, die der Herr Jesus „meine Schafe“ nennt, nicht verloren gehen, ewiglich.
Und dann sagt er noch: „Wenn das nicht genug ist, niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“ Und wenn das nicht genug ist, sagt er am Schluss von Vers 29: „Und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. Ich und der Vater sind eins.“
Übrigens: Hier steht „eins“. Wenn man das auf Lateinisch übersetzen würde, müsste man „Unum“ sagen, nicht „Unus“. „Unus“ heißt „einer“ (männlich), „Unum“ ist sächlich, und so ist es auch hier im Griechischen sächlich.
Wenn jemand sagen würde, Jesus Christus und der Vater sind „einer“, dann wäre das ein Irrlehrer. Das würde nämlich bedeuten, dass es nur eine Person in der Gottheit gibt, die sich vielleicht verschieden offenbart – mal als Vater, mal als Sohn, mal als Heiliger Geist. Aber nein, hier steht: „Ich und der Vater sind eins.“
Das ist ganz wichtig: Es ist ein Gott, aber drei Personen in der Gottheit. Das wird hier ausgedrückt. Und die Juden haben verstanden, was das bedeutet. Vers 31: Da hoben die Juden – das sind die führenden Juden – wiederum Steine auf, um ihn zu steinigen. Sie haben verstanden, was das bedeutet. Die Aussage war völlig klar.
Wenn ein Mensch sagt: „Ich bin Gott zusammen mit dem Vater“, dann war das aus ihrer Sicht Gotteslästerung. Und das hätte gestimmt, wenn Jesus nur Mensch wäre. Aber schon in Jesaja 9 wurde gelehrt, dass der Messias ein Mensch sein wird: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben.“ Ein Kind geboren – das ist garantiert ein Mensch.
Aber dann heißt es weiter: „Man nennt seinen Namen wunderbarer Berater, starker Gott, El Gippur.“ Er ist Mensch und Gott in einer Person, und darum konnte er das so sagen.
Wunderbar, hier stellt er sich in seiner Gottheit als eins mit dem Vater vor und sagt: „Niemand kann sie aus meiner Hand rauben, niemand kann sie aus der Hand des Vaters rauben.“ Diese Sicherheit gibt er an Chanukka, an diesem Fest der Dunkelheit, in dem das Licht nachts leuchtet – das Licht, das vom Herrn Jesus spricht, dem Licht der Welt.
So haben wir eine wunderbare Brücke vom Alten Testament in Daniel 8 über die Geschichte der Makkabäer bis hin zum Neuen Testament.
Die Wiederherstellung des Heiligtums und die Akraburg
Jetzt gehen wir weiter zu Vers 15. Zuvor muss ich vielleicht noch etwas zu Vers 14 erklären. Nach diesen 1.150 Tagen, den 2.300 Abend- und Morgenopfern, steht hier: „Dann wird das Heiligtum gerechtfertigt werden.“ Das Heiligtum wurde am 4. Dezember wieder eingeweiht. Im Januar, wie ich bereits erwähnt habe, befestigten die Makkabäer den Tempelberg neu.
Was sie dabei auch noch taten, ist ganz wichtig: Antiochus Epiphanes hatte die Akraburg gebaut. Heute wissen wir ganz genau, wo diese Burg lag. Sie befand sich an der Südmauer des 500 Ellen breiten Quadrats, das damals den Tempelplatz bildete. Dieser Platz war genau der Ort, an dem schon Salomo den Tempel errichtet hatte. Südlich davon, an der Südmauer des Tempels, baute Antiochus die Akraburg.
Das war strategisch absolut sensationell, denn von dort aus konnte man den Tempelplatz vollständig überwachen – auch die Davidstadt unten war einsehbar. Die Makkabäer befestigten den Tempelberg neu und schleiften die Akraburg vollständig. Damit später keine feindliche Burg mehr an dieser Stelle errichtet werden konnte, erweiterten und vergrößerten sie den Tempelplatz nach Süden.
Sie machten den Tempelplatz so groß, dass genau jener Bereich, auf dem die Akraburg gestanden hatte, verbaut war. Das kann man heute noch sehen. Wenn man mit mir nach Jerusalem käme, würde ich an die Ostmauer gehen, zur Südostecke. Dort sieht man noch die typischen makkabäischen Bausteine, die an das 500 Ellen Quadrat angebaut wurden.
Diese Steine erkennt man an ihrem sehr grob gearbeiteten, dicken Bauch, den man „Spiegel“ nennt. An den Seiten sind sie abgeschlagen, das nennt man Randschlag. Diese Merkmale sind heute noch gut sichtbar.
Man muss sich das so vorstellen: Als später Herodes König war, wurde der Tempelplatz nochmals vergrößert – nach Norden, Westen und auch weiter nach Süden. Dort sieht man dann, wie an die makkabäischen Steine noch einige Meter typisch herodianische Steine angebaut wurden. So erhielt der Tempelplatz genau die Größe, die er heute hat.
Man sieht also sehr schön diese Erweiterung – genau auf dem Gebiet, wo früher die Akraburg stand. Als das so gesichert war, war das Heiligtum gerechtfertigt. Das heißt, es war nicht nur geweiht, sondern richtig geschützt, sodass so etwas wie eine feindliche Burg später nicht mehr möglich war.
Nun gehen wir weiter zu Vers 15: „Und es geschah, als ich, Daniel, das Gesicht sah, da suchte ich Verständnis darüber. Und siehe, der stand vor mir wie die Gestalt eines Mannes.“ Daniel ist hier nicht in Ekstase oder geistig abgehoben. Er ist vollkommen bei Sinnen und hat die Dinge gehört. Jetzt möchte er genau wissen, was das eigentlich bedeutet.
Während der Vision überlegt er also genau: Was ist der Sinn? Was bedeutet das? Gott will keine Ekstase, bei der das Bewusstsein eingeschränkt ist. Darum heißt es in 2. Timotheus 4, Vers 5: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Das griechische Wort für nüchtern ist nepho. Nach dem Standardwörterbuch von Walter Bauer bedeutet nepho die Abwesenheit jeglicher geistiger und seelischer Trunkenheit, Überstürzung oder Exaltiertheit.
Wenn Leute „ausflippen“ oder abheben, ist das klar gegen die Bibel. Hier sehen wir, wie ein Prophet überlegt. Er sieht das Gesicht, die Vision, und dann heißt es: „Da suchte ich Verständnis darüber.“ Dann sieht er jemanden, der aussieht wie ein Mensch, in der Vision (Vers 16).
Ich hörte eine Menschenstimme zwischen den Ufern des Ulai, welche rief und sprach: „Gabriel, gib diesem das Gesicht zu verstehen.“ Das war eine Engelerscheinung, aber dieser Engel erschien in der Gestalt eines Menschen. Und dieser Engel ruft den Engel Gabriel an: Bitte erklär das Daniel, diesem bekannten Engel Gabriel.
Jetzt muss Gabriel Daniel alles erklären.
Vers 17: „Und er trat an den Ort, wo ich stand. Und als er herzutrat, erschrak ich und fiel nieder auf mein Angesicht.“ Ja, das sollte nicht das letzte Mal sein, dass jemand erschrickt, wenn Gabriel erscheint.
Gabriel ist derselbe Engel, der später Zacharias, dem Vater von Johannes dem Täufer, erschien. Zacharias hatte das Los gezogen, das Rauchopfer im Heiligen auszuführen. Das durfte man damals nur einmal im Leben tun. Wer dieses Los bekam, durfte später nie mehr an der Verlosung beim Priesterdienst teilnehmen.
Zacharias war ein alter Mann (so sagt es Lukas 1). Er hatte sein ganzes Leben versucht, dieses Los zu bekommen, aber nie erhalten. Man sagte, wer das Los bekam, auf dem goldenen Räucheraltar zu räuchern, der erhielt von Gott einen besonderen Segen.
Doch Zacharias hatte es nie bekommen. Nun, als alter Mann, kam er in den Tempel. Zuerst mussten andere Priester alles vorbereiten, damit dieser eine Priester allein im Heiligen stehen konnte. Die anderen mussten den Raum verlassen.
Dann musste er ein goldenes Räucherfass nehmen und öffnen. Darin waren bereits die Kohlen auf dem goldenen Altar. Er musste aufpassen, dass er nicht vorne begann, das Räucherwerk aus dem Gefäß herauszuholen, denn wenn er nach hinten ging, hätte er sich verbrannt. Mit beiden Daumen musste er das Räucherwerk vorsichtig über die Kohlen heben, damit der Rauch aufstieg.
In Lukas 1 lesen wir, dass Zacharias als alter Mann diese einmalige Erfahrung machte, allein im Heiligen vor dem goldenen Räucheraltar zu stehen:
„Da traf ihn nach der Gewohnheit des Priestertums das Los, in den Tempel des Herrn zu gehen, um zu räuchern. Die ganze Menge des Volkes war betend draußen zur Stunde des Räucherns. Es erschien ihm aber ein Engel des Herrn, zu Rechten des Räucheraltars stehend. Und als Zacharias ihn sah, ward er bestürzt, und Furcht überfiel ihn. Der Engel aber sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Flehen ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm seinen Namen Johannes heißen.“
In Vers 19 heißt es weiter: „Und der Engel Gabriel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkündigen.“
Gabriel stand also ganz allein da, neben dem Räucheraltar. Zacharias erschrak, als er ihn sah. Auch Daniel erschrak, als er Gabriel sah. Doch Gabriel sagte: „Du musst keine Angst haben. Ich habe den Auftrag, dir eine gute Nachricht zu geben.“
Das war derselbe Engel Gabriel, der später auch Maria erschien. Auch ihr sagte er, sie solle keine Furcht haben. Und auch ihr überbrachte er die gute Nachricht, dass der Erlöser kommen werde.
Gabriel bringt also immer wichtige gute Botschaften. Doch zunächst erschrickt der Mensch, wenn er ihn sieht.
Dann sagt Gabriel in Vers 17b zu Daniel: „Merke auf, Menschensohn, denn das Gesicht, die Vision geht auf die Zeit des Endes.“ Ein sehr interessanter Hinweis.
Wir haben gesehen, dass sich alles, was wir bisher betrachtet haben, erfüllt hat. Doch nun sagt Gabriel: „Schau, die ganze Prophetie hat noch Bedeutung bis in die Endzeit.“
Die Endzeit in der Bibel ist nie die Zeit des Weltuntergangs, sondern die Zeit am Ende der langen Zwischenzeit zwischen dem ersten und zweiten Kommen des Herrn Jesus. Das ist die Zeit des Endes.
In anderen prophetischen Stellen können wir das ganz klar festmachen. Das ist die Zeit, in der das jüdische Volk aus allen Völkern wieder heimkehrt ins Land der Vorfahren.
Darum ist es interessant: Wir leben in der Zeit, in der die Juden ins Land ihrer Vorfahren zurückkehren. Ab 1882 begannen diese Einwanderungswellen, die bis heute andauern. Drei Millionen sind zurückgekehrt.
Also hat Daniel 8 doch etwas mit uns zu tun – aber nichts mit den Amerikanern und nicht mit B-52-Bombern.
Wir hören weiter.
Vers 18: „Und als er mit mir redete, sank ich betäubt auf mein Angesicht zur Erde. Er aber rührte mich an und stellte mich auf meinen früheren Standort.“
Er sprach weiter: „Siehe, ich will dir kundtun, was in der letzten Zeit des Zornes geschehen wird.“ Wieder die Endzeit, in der der Zorn Gottes über diese Welt kommen wird.
Denn es geht auf die bestimmte Zeit des Endes. Diese ganze Vision hat also noch Bedeutung bis in diese Zeit, die ganz klar festgelegt ist. Darum steht hier „bestimmte Zeit des Endes“.
Es ist wichtig zu wissen: Es gibt Prophezeiungen in der Bibel, die an eine Bedingung geknüpft sind.
Jonah ging zum Beispiel nach Ninive und sagte: In vierzig Tagen wird diese Stadt zerstört. Doch die Stadt wurde nicht zerstört. Seine Botschaft beinhaltete die Bedingung, dass die Menschen umkehren und ihre Schuld Gott bekennen in Buße.
Gerade in Verbindung mit den Ereignissen der Endzeit – die wir noch in Daniel 9 finden werden – wird immer wieder betont, dass es eine bestimmte oder fest beschlossene Zeit gibt (siehe Daniel 9,27 am Schluss).
Es gibt noch mehr solche Stellen, die ganz klar sagen: Das ist absolut festgelegt.
Das kann man nicht einfach ändern oder denken: „Wir beten mal für die Bekehrung der Welt, und dann geschieht das alles nicht mit der Offenbarung.“ Nein, das ist nicht möglich. Es ist ganz klar festgelegt und wird durchgeführt werden.
Ich möchte noch eine Stelle aus Römer 9 lesen:
Römer 9, Vers 27: „Jesaja aber ruft über Israel: ‚Wäre die Zahl der Söhne Israels wie der Sand des Meeres, nur der Überrest wird errettet werden. Denn er vollendet die Sache und kürzt sie ab in Gerechtigkeit. Denn der Herr wird eine abgekürzte Sache tun auf Erden.‘“
Auch hier wird betont: Gott wird vollenden, und es wird aus Israel nur ein Überrest gerettet werden, nicht alle. Nur der Überrest – das ist etwa ein Drittel.
Es gibt noch manche Stellen, die das ebenfalls so betonen: Dieses Feste, dieses Bestimmte.
Die Erklärung der Tiere durch Gabriel
Jetzt gehen wir weiter mit Daniel 8, Vers 20: "Der Widder mit den zwei Hörnern, welchen du gesehen hast, sind die Könige von Medien und Persien." Ja, das haben wir schon dankbar entgegengenommen, diese Erklärung. Das war die Erklärung vom Engel Gabriel.
Der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland. Das große Horn, das zwischen seinen Augen war, ist der erste König, nämlich Alexander der Große. Und da es zerbrach und vier an seiner Stelle aufkamen, werden aus dieser Nation vier Königreiche aufstehen, aber nicht mit seiner Macht. Das haben wir betrachtet – das sind in der Geschichte die vier Diadochenreiche, die Nachfolgereiche von Alexander. Diese waren natürlich alle kleiner; es waren ja Bruchstücke.
Jetzt kommt Vers 23: "Und am Ende ihres Königtums, wenn die Frevler das Maß voll gemacht haben werden, wird ein König aufstehen, frechen Angesichts und der Ränke kundig." Aha! Die Prophetie ging also bis zu Antiochus Epiphanes, und jetzt wird sie weitergeführt bis in die Endzeit. Da kommt aus diesem gleichen syrischen Reich ganz am Schluss eine furchtbare Person – durchtrieben, bösartig, hinterlistig. Das bezieht sich auf die Endzeit. Das heißt also, das syrische Reich wird in der Endzeit eine ganz wichtige Rolle spielen.
Hier muss man etwas kritisieren, was in manchen Büchern über Prophetie gemacht wird. Da wird korrekterweise viel über den Antichristen gesprochen, auch über den kommenden Diktator Europas, mit anderen Worten das Tier aus dem Meer (Offenbarung 13), der kommende Diktator über das widerstandene Römische Reich. Und der Antichrist, das Tier aus der Erde, das aussieht wie ein Lamm, aber mit diesem Diktator zusammenarbeiten wird – das ist der Antichrist, der Herrscher in Israel sein wird und als falscher Messias in der Endzeit auftreten wird.
Aber über diesen Mann wird kaum geschrieben, und dabei ist er ganz wichtig. Denn dieses syrische – ich muss sagen, großsyrische Reich – wird nicht nur hier beschrieben. Wir werden gleich noch sehen, was in Daniel darüber noch gesagt wird. Er wird nämlich genannt in Daniel 11, 40-45 als der König des Nordens. Das ist dieser.
Man muss sagen, der König des Nordens ist Syrien, und zwar Großsyrien: Libanon, Syrien, Irak. Und das kann also umfassen, wenn es wieder die gleiche Größe bekommt, dieses Reich bis nach Pakistan, über Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Afghanistan, Iran – all das kann dazugehören.
In der Prophetie ist es so: Wenn über ein Reich gesprochen wird, das in der Vergangenheit bestand und dann in der Endzeit wieder auftaucht, müssen die Grenzen nicht hundertprozentig deckungsgleich sein. Das geht auch gar nicht. Wenn man fragt: Was war eigentlich die Ausdehnung des Römischen Reiches? Das kann man nicht so genau sagen. Man muss sagen: Ja, zur Zeit von Kaiser Augustus oder zur Zeit von Kaiser Hadrian oder Trajan haben die Grenzen immer variiert. Aber es gibt keinen Zweifel, was das Kerngebiet ist – das ist Europa, das Kerngebiet. Es kann sich ausdehnen nach Osten bis zur Ukraine, ja, das geht alles. Aber das Kerngebiet muss klar sein.
Und darum, wenn die Bibel jetzt über Israel spricht: Was müssen die Grenzen von Israel sein? Die Zeit von Josua, oder die Zeit der Richter, oder die Zeit Salomos – welche Zeit sollen wir nehmen? Das hat sich auch immer geändert. Aber was ist Israel? Das Kerngebiet ist klar.
Es gibt Prophetieausleger, die haben Dinge gemacht, die sind unakzeptabel. Man kann nicht einfach eine Beschreibung aus der Bibel nehmen, die sich auf das Römische Reich bezog, und dann in der Endzeit sagen, das seien plötzlich islamische Nationen. Das ist falsch! Oder die Bibel spricht über die Philister in der Vergangenheit. Aber auch in der Prophetie, in der Endzeit, spielen die Philister und Philistäa eine Rolle.
Was waren die Philister? Sie waren im Gazastreifen und rundherum. Zur Zeit Sauls gingen sie bis nach Betschan, das südlich vom See Genezareth lag – das war unterschiedlich. Aber das Kerngebiet ist der Landstreifen am Mittelmeer. Wenn man also über die Philister in der Prophetie spricht, muss das Kerngebiet den Gazastreifen umfassen. Es kann auch mehr sein, aber das muss drin sein.
So ist das mit all diesen Völkern. Wenn man jetzt diesen König am Ende der Zeit hat, der aus dem großsyrischen Reich kommt, dann muss natürlich das Kerngebiet dabei sein: Libanon, Syrien, Irak – es kann aber auch deutlich mehr umfassen, bis nach Pakistan, Afghanistan, Iran.
Interessant, nicht wahr? Dieses Thema wird an vielen anderen Stellen besprochen. Ich komme darauf zurück in Daniel 9, da habe ich das schon hier auf dem Blatt aufgeführt – ein bisschen, klar, zu Vers 23. Dort habe ich erklärt, dass der König des Nordens (Daniel 11, 40-45) die gleiche Person ist wie dieser König hier, der der Ränke kundig ist.
In Jesaja und Micha wird dieses gleiche Reich als der Assyrer beschrieben: Jesaja 8, Jesaja 10, Jesaja 28-33 sind voll von diesem Endzeitfeind; Micha 5 und Joel 2 nennen ihn einfach den von Norden kommenden, der in der Endzeit der Todfeind Nummer eins von Israel sein wird.
Was ich kritisch anmerke bei manchen Prophetiebüchern: Sie sprechen über das Römische Reich, den Diktator, den Antichristen, aber der König des Nordens ist kaum ein Thema. Es gibt jedoch einige weniger bekannte Bücher, die das schon vor Jahrzehnten ausführlich beschrieben haben.
Das wird der Todfeind Nummer eins von Israel sein, von Norden her wird er Israel überrennen – Syrien! Das kann man nachlesen, zum Beispiel bei Wim Auenel in dem Buch "Die Zukunft der Stadt des großen Königs". Es ist vergriffen, aber vielleicht findet man es als Antiquariat bei Amazon. Es ist ein so gutes Buch, das eine Übersicht über die ganze Prophetie der Bibel gibt und gar nicht so dick ist. Dort wird alles ganz klar und deutlich erläutert: der König des Nordens.
Das ist eben keine Zeitungslektüre. Plötzlich sprechen alle Leute von ISIS, beziehungsweise jetzt nur noch IS, Islamischer Staat Syrien und Irak. Aber weil die ja noch mehr wollen als das, ist es nicht mehr ISIS, sondern IS – sie wollen noch mehr. Brutal! Wirklich die Spitze der Bosheit, muss man sagen. Das wussten wir schon längst.
Dort muss man die Augen hinrichten: Von Norden her wird die Katastrophe kommen.
Jetzt lesen wir einfach weiter in Daniel 8, Vers 23: "Und am Ende ihres Königtums, wenn die Frevler das Maß voll gemacht haben werden..." Die Frevler, das heißt in der Fußnote der alten Elberfelder: die Abtrünnigen. In der Endzeit gibt es einen Abfall vom Glauben.
Nicht nur in der Christenheit wird das beschrieben (2. Thessalonicher 2, Vers 3), der Abfall, der zur Erscheinung des Antichristen, des Menschen der Sünde, führt. Es ist aber auch ein Abfall in Israel. Auch in Israel muss der Abfall und die Gottlosigkeit eine Spitze erreichen.
Ich weiß, da gibt es manchmal Leute, die sagen: "Ja, ihr da mit Prophetie und Israel und so, schaut mal diese Homoparaden in Jerusalem und so, ihr sprecht ja vom Volk Gottes und so weiter." Ja, natürlich, das haben wir alles in der Bibel gelesen, das wissen wir schon. Ein großer Abfall.
Aber in dieser Endzeit wird Gott schließlich einen Überrest herausretten. Ein Drittel wird sich aus Israel bekehren nach der Entrückung. Das ist genau das, was die Bibel sagt.
Man muss mal auf die Ben Yehuda-Straße gehen, so abends, dann sieht man die postmoderne Jugend in Israel, die weiß nichts von Glauben, von Sicherheit und von der Bibel. Ich erinnere mich, ich war schockiert, als ich im Einkaufszentrum Mifraz, dem Golf-Einkaufszentrum in Haifa, war. Das ist unglaublich. Diese Jugendlichen sehen so hoffnungslos aus, wie bei uns – keine moralischen Maßstäbe, nichts. Natürlich, das ist dieser Frevel. Die Frevler werden das Maß voll machen.
Ich lese nochmals: "Und am Ende ihres Königtums, wenn die Frevler das Maß voll gemacht haben werden, wird ein König aufstehen, frech im Angesicht und der Ränke kundig." Also ein richtiger Mann, der den Westen reinlegen kann.
Es gibt Leute, die können das. Der Westen will Frieden, ja, wir auch. Wir sind ja gewöhnt von der Aufklärungszeit her: fifty-fifty, und dann machen wir Weltfrieden. "Toll, das sind genau die richtigen Leute, mit denen muss man verhandeln", sagt der König des Nordens. Der Ränke kundig, frech.
Vers 24: "Und seine Macht wird stark sein, aber nicht durch seine eigene Macht." Aha, der kann sich auf anderes abstützen. Zum Beispiel jetzt haben sie auch Technologie von den Amerikanern übernommen, Waffen von Saddam Hussein, chemische Waffen usw. Das haben sie nicht selbst erfunden, aber es fällt ihnen in die Hand.
Wenn andere Nationen ihnen auch noch zuspielen und helfen, dann unterstützt das genau, was hier steht: nicht aus eigener Macht.
Er wird erstaunliches Verderben anrichten und Gelingen haben und handeln. Leute werden erstaunt sein, was er kann, was er hinkriegt. Schon heute gibt es einen Vorgeschmack darauf.
Unglaublich: Mit 10 Leuten können sie große Teile von Syrien und Irak einfach so erobern; die irakische Armee springt davon. Die Amerikaner haben eine Million Soldaten mit ihren Alliierten aufgeboten, mit Präzisionswaffen und Daisy Cutters – das sind schreckliche Bomben, die in einem Umkreis von hundert Metern alles verbrennen. Da kann niemand überleben, es zieht den Sauerstoff heraus, jeder stirbt, auch jedes Tier.
Solche Daisy Cutters wurden im Golfkrieg schon 1991 eingesetzt – unvorstellbar! Mit B-52-Bombern wurden ganze Teppiche bombardiert, alles!
Aber IS, mit nur zehntausend Soldaten, überrennt ganze Gebiete. Das ist noch nicht die Erfüllung hier, nicht wahr? Erzähl das nie jemandem, der nicht dabei war. Aber ich sage es nur, um zu illustrieren: Er wird erstaunliches Verderben anrichten und Gelingen haben und handeln. Er lässt sich nicht stoppen.
Er wird Starke und das Volk der Heiligen verderben. Damit ist wieder Israel gemeint. Er wird Israel verwüsten. Joel 2 beschreibt eine Armee, so groß wie nie zuvor, die von Norden her Israel überrennen wird.
Vor der Armee ist das Land wie der Garten Eden, alles mühsam aufgebaut seit 1882: 240 Millionen Bäume gepflanzt, wunderbare Landwirtschaft, so dass man heute Schnittblumen exportieren kann. Wenn die Armee durchzieht, wird alles verbrannt.
So wird das beschrieben: "Er wird Starke und das Volk der Heiligen verderben."
Durch seine Klugheit – seine teuflische Klugheit. In Jakobus 3 wird am Schluss von einer Weisheit von oben gesprochen, die rein, gelinde und folgsam ist. Dort wird aber auch erwähnt, dass es eine teuflische, dämonische Weisheit gibt.
Das wird eine solche Klugheit sein, und durch seine Klugheit wird ihm der Trug in seiner Hand gelingen. Er wird in seinem Herzen Großes tun und unversehens viele verderben.
Wegen und gegen den Fürsten der Fürsten wird er sich auflehnen. Wer ist der Fürst der Fürsten? Das ist Gott, der Herr Jesus. Aber er wird ohne Menschenhand zerschmettert werden.
Jetzt wird schon das Ende beschrieben. Ich kann es kurz fassen: Nach der Entrückung wird das geschehen. Am Anfang der großen Drangsalzeit wird es damit beginnen, dass der König des Nordens von Norden her Israel überrennt.
Nach Daniel 11 wird er dann auch noch Ägypten angreifen. Interessant: Die Konstellationen können sich immer wieder ändern, aber im Moment wäre die Konstellation so, dass Ägypten und ISIS nicht zusammenpassen.
ISIS kommt aus den Muslimbrüdern heraus, ebenso wie Al-Qaida und Hamas. Ägypten geht heute mit harter Faust gegen die Muslimbrüder vor.
Die Prophetie zeigt, dass Großsyrien nicht nur Israel als Todfeind Nummer eins überrennen wird, sondern auch Ägypten angreifen und ausrauben wird.
Dann zieht die Armee wieder zurück und stellt sich zwischen Mittelmeer und Tempelberg auf. Das heißt, genau in dem Gebiet, wenn man vom Flughafen in Tel Aviv die Autobahn nach Jerusalem hinauffährt, befindet sich dieses Gebiet.
Dort wird sich die Armee des Königs des Nordens aufstellen. Wenn man also eine Israelreise macht, kann man an der Auffahrt sagen: Da wird es sein.
Schließlich, am Ende der Drangsal, wird der Herr Jesus persönlich erscheinen (Sacharja 14). Er wird auf dem Ölberg erscheinen und diese Armee vernichten.
Joel 2 sagt, ein Teil der Armee wird ins Mittelmeer und der andere Teil ins Tote Meer geworfen werden. Genau das, was die Araber in der Vergangenheit immer wieder gesagt haben: "Wir werden die Juden ins Meer treiben." In Joel 2 steht, dass Gott sie ins Mittelmeer und ins Tote Meer vertreiben wird.
Das wird geschehen – ohne Menschenhand zerschmettert werden.
Dann wird nur noch hinzugefügt: "Das Gesicht von den Abenden und von den Morgen, wovon gesprochen worden ist, ist Wahrheit."
Wir haben gesehen, es hat sich exakt erfüllt. Und Daniel wird gesagt: Verschließe das Gesicht, denn es sind noch viele Tage bis dahin.
Da wusste Daniel damals, dass er noch nicht in der Endzeit lebt. Als die Juden in den Tagen Daniels aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten, wussten sie: Wir sind noch nicht in der Endzeit.
Bis zur Endzeit sind noch viele Tage. Darum haben sie auch korrekterweise, als sie den Tempel bauten, nicht den Tempel nach Ezechiel gebaut.
Das Buch Ezechiel gab es damals; es wurde in der babylonischen Gefangenschaft geschrieben. Aber sie wussten: Ezechiel 40 bis 48 beschreibt den Endzeittempel, und wir sind noch nicht in der Endzeit.
Darum haben sie den zweiten Tempel gebaut. Sie wussten aber, dass in der Endzeit einmal dieser Tempel nach Ezechiel gebaut werden wird – aber das ist noch nicht.
Heute wissen wir: Wir sind in der Endzeit. Sogar unter den orthodoxen Juden ist das klar.
Heute sind wir in den Tagen, von denen Ezechiel spricht, denn in Ezechiel 36 spricht er von der Rückkehr aus allen Völkern. Jetzt sind wir ja aus allen fünf Kontinenten zurückgekehrt – also jetzt ist Endzeit, jetzt wäre die Zeit für den Tempel nach Ezechiel, den dritten Tempel.
Es sind noch viele Tage.
Vers 27: "Und ich, Daniel, war dahin und war einige Tage krank. Dann stand ich auf und verrichtete die Geschäfte des Königs, und ich war entsetzt über das Gesicht, und niemand verstand es."
Es war noch nicht die Zeit, es zu verstehen.
In Daniel 12 werden wir später sehen, dass es erforscht wird und bis in die Endzeit die Erkenntnis sehr zunehmen wird.
Was wir auch sehen: Daniel ist ergriffen vom Wort Gottes. Es ist nicht einfach wie ein langweiliger Mathematikunterricht – Entschuldigung, es gibt auch interessanten Mathematikunterricht, aber für die meisten ist es nicht interessant, dann nimmt man es einfach so zur Kenntnis.
Im Wort Gottes ist es wichtig, dass wir davon ergriffen sind. Daniel war zutiefst ergriffen, auch wenn er nicht alles verstand. Wir müssten das auch nicht, um vom Wort Gottes ergriffen zu sein.
Das, was man versteht, festhalten, und was wir nicht verstehen, ist wie beim Pingpongspielen: Man freut sich über all die Bälle, die man fängt, und die, die daneben gehen, eben nicht.
Jetzt machen wir Pause.
Beginn von Daniel Kapitel 9: Das Gebet Daniels
Wir fahren weiter in Daniel 9, ich lese ab Vers 1:
Im ersten Jahr Darius, des Sohnes Ahasweros, aus dem Samen der Meder, welcher über das Reich der Kaldäer König geworden war, im ersten Jahr seiner Regierung merkte ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre, betreffs welcher das Wort des Herrn zu dem Propheten Jeremia geschehen war, dass nämlich siebzig Jahre für die Verwüstung Jerusalems vollendet werden sollten. Und ich richtete mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn mit Gebet und Flehen zu suchen, in Fasten, Sacktuch und Asche.
Es wird hier wieder genau datiert: Das erste Jahr von Darius, dem Meder. Dieser Darius war ein Unterkönig von Kyrus, dem Perser. Darius wurde König über das Gebiet, das früher Babylonien hieß. Das Medo-Persische Reich war aber viel größer als das Babylonische Weltreich. Über den Bereich des Babylonischen Weltreichs regierte eben Darius.
Das erste Jahr ist 539/538 v. Chr. Im Herbst 539 v. Chr. eroberten die Perser und Meder Babylon. Das war die denkwürdige Nacht der letzten Party von Belsazar, die wir in Daniel 5 betrachtet haben.
Nun sehen wir, dass Daniel das Buch Jeremia studiert und auf die erfüllte Prophetie achtet. Er studiert offensichtlich die Hinweise in Jeremia 25,12. Jeremia hatte das jüdische Volk gewarnt: Wenn sie nicht umkehren, wird es zur Katastrophe der babylonischen Gefangenschaft kommen, zur Wegführung nach Babylon. Die Masse hat nicht gehört, und so geschah diese Katastrophe. Das jüdische Volk wurde weggeführt, Jerusalem und der Tempel zerstört, in Staub und Asche gelegt.
In Jeremia 25 lesen wir in Vers 11: „Und dieses ganze Land wird zur Einöde, zur Wüste werden.“ Und weiter: „Und diese Nationen werden dem König von Babel siebzig Jahre dienen. Und es wird geschehen: Wenn siebzig Jahre voll sind, werde ich an dem König von Babel und an jenem Volke, spricht der Herr, ihre Schuld heimsuchen und an dem Land der Chaldäer.“
Hier wird gesagt, dass diese Nationen im Nahen Osten dem König von Babel siebzig Jahre dienen werden. Das hat sich so erfüllt. Zuvor war Assyrien die Weltmacht Nummer eins, die den ganzen Nahen Osten beherrschte. Dann kamen die Babylonier und die Meder und brachten schließlich die Hauptstadt Ninive 612 v. Chr. zu Fall, wie das im Buch Nahum detailliert vorausgesagt wurde.
Danach gab es noch einige Kämpfe bis 609 v. Chr. 609 waren alle Reste des assyrischen Weltreiches besiegt und beseitigt, und Babylon war unangefochten Nummer eins der Welt. Um 606 kam Nebukadnezar das erste Mal nach Jerusalem und deportierte schon einige Juden, unter anderem Daniel (Daniel 1,1).
Es gab eine zweite Wegführung, die in Hesekiel 1 erwähnt wird, wo auch der Prophet Hesekiel weggeführt wurde. Dann die dritte, die schrecklichste im Jahr 586, als Jerusalem und der Tempel verwüstet wurden. Schließlich noch eine vierte Wegführung 582, die nur in Jeremia 52 erwähnt wird.
Im Herbst 539 eroberten Persien und Medien das Babylonische Reich. Wie lange hatten die Nationen Babylon gedient? Genau siebzig Jahre, von 609 bis 539 v. Chr. „Sie werden dem König von Babel dienen siebzig Jahre.“ Und es wird geschehen: „Wenn siebzig Jahre voll sind, werde ich an dem König von Babel und an seinem Volk, spricht der Herr, ihre Schuld heimsuchen.“ So geschah es mit der Eroberung Babylons.
Eine zweite Stelle finden wir in Jeremia 29, Vers 10:
„Denn so spricht der Herr: Sobald siebzig Jahre für Babel voll sind, werde ich mich euer annehmen, um ein gutes Wort an euch zu erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen. Denn ich weiß ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang und Hoffnung zu gewähren. Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und zu mir beten, und ich werde auf euch hören. Ihr werdet mich suchen und finden, denn ihr werdet nach mir fragen mit eurem ganzen Herzen, und ich werde mich von euch finden lassen, spricht der Herr.“
Auch hier wird klar gesagt: Siebzig Jahre für Babel. Übrigens wird nicht gesagt, dass die Juden siebzig Jahre in der Gefangenschaft sind, sondern in beiden Stellen geht es darum, dass die Nationen Babel siebzig Jahre dienen und dass die Frist von Babel siebzig Jahre ist.
In diesen siebzig Jahren fiel die ganze babylonische Gefangenschaft ab der ersten Wegführung 606 und den folgenden hinein. Und dann, wie es hier steht, nach siebzig Jahren werde ich mich euer annehmen, mein gutes Wort an euch erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen.
So gab König Kyros im ersten Jahr seiner Regierung den Juden die Erlaubnis, nach Hause zurückzukehren und den Tempel zu bauen (Esra 1). Genau in dieser Zeit liest Daniel Jeremia und achtet auf diese Zahl der Jahre.
Hier haben wir ein Beispiel, wie jemand im Moment der Erfüllung das Wort Gottes mit dem vergleicht, was geschehen ist. Wenn jemand sagt: „Also Daniel, was du hier machst, das ist Zeitungs-Prophetie-Auslegung.“ Ja gut, wir müssen nicht zuerst die Zeitung lesen und dann die Bibel studieren. Aber wir müssen die Bibel gründlich studieren.
Daniel hat das natürlich schon vorher gemacht. Aber jetzt, wo er sieht, dass es genau die siebzig Jahre sind und jetzt die Heimkehr kommt, und die Bibel sagt: „Dann werdet ihr zu mir beten und zu mir rufen,“ kommt in Daniel 9 dieses ergreifende Gebet von Daniel.
Warum betet er? Weil er das so aus der Bibel gesehen hat. Das möchte Gott. Darum richtet er sein Angesicht zu Gott, dem Herrn.
Hier haben wir übrigens ein Beispiel, wie im Alten Testament das Alte Testament zitiert wird. Es gibt viele solche inneraltestamentlichen Bezüge, genauso wie es auch Hunderte von Bezügen zwischen dem Alten und dem Neuen Testament gibt.
Übrigens gibt es auch Bezüge innerhalb des Neuen Testaments. Zum Beispiel erwähnt 2. Petrus 3 den Hebräerbrief und die übrigen Briefe von Paulus. In 1. Timotheus 5 zitiert der Apostel Paulus aus dem Lukasevangelium, und im Judasbrief wird Bezug genommen auf den zweiten Petrusbrief (2. Petrus 3).
Das finden wir auch hier. Es zeigt uns, dass schon zur Zeit Daniels klar war, dass Jeremia Gottes Wort ist.
In Vers 2 heißt es: „Da merkte ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre.“ Er sagt nicht einfach „im Buch Jeremia“, sondern „die Schriften“ – also die alttestamentlichen Bücher als etwas Zusammengehöriges. Da las er speziell im Buch Jeremia.
In Vers 3 sehen wir, wie Daniel beginnt, den Herrn zu suchen und die Schuld Israels zu bekennen – auch seine persönliche, wie wir noch sehen werden. Das ist das Ergebnis des Studiums erfüllter Prophetie.
Nicht einfach aus trockenem Interesse oder Neugierde, wie es mit der Prophetie so ist, sondern das muss uns ergreifen: Was bedeutet das für mich persönlich? Was habe ich in meinem Leben zu bereinigen? Oder überhaupt das Volk Gottes?
Das Schöne ist, Daniel identifiziert sich mit dem ganzen Volk. Er sagt nicht „ich und die“, sondern macht sich eins und bekennt die Schuld seines Volkes.
Wenn man die richtige Haltung zum Volk Gottes hat, ist es nicht pharisäisch, sich so eins zu machen mit der Verschuldung des ganzen Volkes.
Ich lese weiter Vers 4:
„Und ich betete zu dem Herrn, meinem Gott, und ich bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und furchtbarer Gott, der Bund und Güte denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten. Wir haben gesündigt und verkehrt und gesetzlos gehandelt, und wir haben uns empört und sind von deinen Geboten und von deinen Rechten abgewichen.“
Interessant ist Vers 4: Das ist eindeutig eine direkte Anspielung auf 5. Mose 7, Vers 9, 12 und 21. Schlagen wir das mal auf.
Das zeigt, dass Daniel auch das fünfte Buch Mose unter den Schriften hatte, schon im sechsten Jahrhundert vor Christus.
In 5. Mose 7, Vers 9 heißt es:
„So wisse denn, dass der Herr, dein Gott, Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Güte auf tausend Geschlechter hin denen bewahrt, die ihn lieben, und seine Gebote beobachten.“
Vers 12:
„Und es wird geschehen: Dafür, dass ihr diesen Rechten gehorcht und sie beobachtet und tut, wird der Herr, dein Gott, dir den Bund und die Güte bewahren, die er deinen Vätern geschworen hat.“
Vers 21:
„Er schrickt nicht vor ihnen, denn der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte ein großer und furchtbarer Gott.“
Jetzt sehen wir, wie Daniel spricht: „Und ich betete zu dem Herrn, meinem Gott, und bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und furchtbarer Gott!“ Das nimmt er aus Vers 21.
Im gleichen Kapitel finden wir auch den Ausdruck „der Bund und Güte denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten.“ Das macht klar, dass er dieses Kapitel vor sich hatte und im Gebet konkret auf 5. Mose 7 Bezug nimmt.
„Wir haben gesündigt und verkehrt und gesetzlos gehandelt.“ Dieses „Wir“ ist wichtig, denn er identifiziert sich mit dem Volk Gottes, wie das später auch Esra und Nehemia tun.
In Nehemia 8 und Esra 8 sehen wir, wie Männer Gottes sich mit dem Volk und seiner Schuld identifizieren. Sie haben nicht gesündigt, aber sie gehören zum Volk Gottes und machen es zu ihrem eigenen Problem.
So ist es, wenn man sich mit dem Volk Gottes eins macht und mitleidet, dann kann man über Missstände sprechen, ohne dass jemand sagt: „Ja, ihr wollt immer alles besser wissen.“ Nein, wenn man selbst betroffen ist und sich mit dem Volk eins macht, ist das ganz etwas anderes, als wenn man von oben herab mit dem Finger zeigt.
Das ist ein wunderbares Beispiel für Identifikation mit dem Volk Gottes.
Ich lese weiter Vers 6:
„Und wir haben nicht auf deine Knechte, die Propheten, gehört, welche in deinem Namen zu unseren Königen, unseren Fürsten und unseren Vätern und zu allem Volk des Landes geredet haben.“
Das nimmt genau das Problem aus der Zeit der Könige vor der babylonischen Gefangenschaft auf. Die Propheten kamen ständig und riefen zur Umkehr, aber man hörte nicht, und darum kam es zur babylonischen Gefangenschaft und Wegführung.
Vers 7:
„Dein, o Herr, ist die Gerechtigkeit, unser aber die Beschämung des Angesichts, wie es an diesem Tag ist, die Männer von Juda und die Bewohner von Jerusalem und des ganzen Israel, der Nahen und der Fernen, in allen Ländern, wohin du sie vertrieben hast wegen ihrer Treulosigkeit, die sie gegen dich begangen haben.“
Hier macht sich Daniel mit allen zwölf Stämmen eins. Er sagt „die Männer von Juda und Bewohner von Jerusalem“, das nimmt Bezug auf Juda, das einstige Südreich. Dann sagt er „und des ganzen Israel, der Nahen und der Fernen“ – das nimmt Bezug auf die zehn Stämme, die schon früher 721 v. Chr. durch die Assyrer nach Nordirak deportiert worden sind, nach Assyrien. Die babylonische Gefangenschaft betraf die Juden im Südirak, nach Babylonien.
Aber Daniel sieht das ganze Volk, trotz der Spaltung macht er sich eins mit den zwölf Stämmen. Sehr interessant.
Weiter Vers 8:
„Herr, unser ist die Beschämung des Angesichts unserer Könige, unserer Fürsten und unserer Väter, weil wir gegen dich gesündigt haben. Des Herrn, unseres Gottes, sind die Erbarmungen und die Vergebungen, denn wir haben uns gegen ihn empört. Wir haben der Stimme des Herrn, unseres Gottes, nicht gehorcht, um in seinen Gesetzen zu wandeln, welche er uns durch seine Knechte, die Propheten, vorgelegt hat.“
Hier spricht Daniel in Vers 9 über die Vergebung Gottes und in Vers 7 über Gottes Gerechtigkeit. Er betont beides im Gleichgewicht.
„Gott ist Licht und keine Finsternis in ihm“ steht in 1. Johannes 1, Vers 5, aber in 1. Johannes 4 heißt es: „Gott ist Liebe.“ Beides ist zu betonen.
Dieser Gott ist ein Gott der Vergebung, aber auch ein gerechter Gott.
Ich lese weiter nochmals Vers 9:
„Des Herrn, unseres Gottes, sind die Erbarmungen und die Vergebung, denn wir haben uns gegen ihn empört und wir haben der Stimme des Herrn, unseres Gottes, nicht gehorcht, um in seinen Gesetzen zu wandeln, welche er uns durch seine Knechte, die Propheten, vorgelegt hat. Und ganz Israel,“ das betont jetzt wieder die zwölf Stämme, „hat ein Gesetz übertreten und ist abgewichen, sodass es deiner Stimme nicht gehorcht hat, und so hat sich der Fluch und der Schwur über uns ergossen, welcher im Gesetz Mose, des Knechtes Gottes, geschrieben steht, weil wir gegen ihn gesündigt haben.“
Er nimmt klar Bezug auf die Flüche Gottes über Israel bei Ungehorsam in 5. Mose 28.
Dort in 5. Mose 28 war die Zerstreuung und Wegführung nach Assyrien vorausgesagt und dann in Vers 36 auch die Wegführung nach Babylon.
Ich war in 5. Mose 28, Vers 25. Dort geht es um das Gericht der Wegführung, das heißt, Israel wird vor den Feinden fliehen und wird zum Entsetzen aller Königreiche der Erde.
Das hat sich erfüllt durch die Wegführung der zehn Stämme, die durch diese Katastrophe zum Entsetzen wurden, überall wohin sie kamen.
In Vers 36 kommt ein zweiter Fluch der Wegführung:
„Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation führen, die du nicht gekannt hast, zu einer Nation wegführen.“
Das geschah in der babylonischen Gefangenschaft. Sie wurde nach Babylon weggeführt. Das muss sich aber auf die Zeit der Könige beziehen, denn hier wird gesagt: „du und den König, den du über dich setzen wirst.“ Mit der Wegführung nach Babylon ging das Königtum unter.
Darauf nimmt Daniel Bezug, aber er konnte noch nicht Bezug nehmen auf einen dritten Fluch der Wegführung, der erst in Vers 64 kommt:
„Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“
Das hat sich erst im Jahr 70 n. Chr. erfüllt, als das jüdische Volk wirklich weltweit über alle fünf Kontinente zerstreut wurde.
Interessant ist, dass es nur diese drei Wegführungsflüche gibt, einen vierten nicht mehr.
Manche sagen: „Ja gut, die Juden sind heute zurückgekehrt, aber wer weiß, vielleicht werden sie wieder alle zerstreut.“ Das ist aber nicht biblisch.
Wir haben drei Wegführungsflüche in der Tora, im Gesetz Mose. Die haben sich alle drei erfüllt, und jetzt kommen sie aus aller Welt zurück, um nie mehr weggeführt zu werden, wie es in Amos 9, den letzten zwei Versen heißt:
„Ich werde euch zurückführen in euer Land, und ihr werdet nicht mehr herausgerissen werden aus dem Land, das ich euch gegeben habe.“
Sehen wir, wie Daniel das Wort Gottes kennt und wie er im Gebet auf die Bibelstellen ganz konkret Bezug nimmt und versteht, was sich erfüllt hat.
Weiter in Vers 12:
„Und er hat seine Worte erfüllt, die er über uns und über unsere Richter geredet hat, welche uns richteten, indem er ein großes Unglück über uns brachte, so dass unter dem ganzen Himmel keines geschehen ist wie dasjenige, welches an Jerusalem geschehen ist.“
Er sieht klar, was erfüllte Prophetie ist: Es hat sich erfüllt.
Vers 13:
„So wie es im Gesetz Mose geschrieben steht, ist alles dieses Unglück über uns gekommen, und wir flehten den Herrn, unseren Gott, nicht an, dass wir von unseren Missetaten umgekehrt wären und Einsicht erlangt hätten für deine Wahrheit. Und so hat der Herr über das Unglück gewacht und es über uns kommen lassen. Denn der Herr, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er getan hat, und wir haben seiner Stimme nicht gehorcht.“
Hier spielt Daniel wieder auf Jeremia an, und zwar auf Jeremia 1.
Können wir das kurz aufschlagen? Der junge Jeremia wurde von Gott zum Prophetendienst berufen – eine schwierige Aufgabe. Er sollte ankündigen, dass von Norden her Babylon kommen und Jerusalem verwüsten wird.
In Jeremia 1, ab Vers 11 heißt es:
„Und das Wort des Herrn geschah zu mir: ‚Also, was siehst du, Jeremia?‘ Ich sprach: ‚Ich sehe einen Mandelstab.‘ Und der Herr sprach zu mir: ‚Du hast Recht gesehen, denn ich werde über mein Wort wachen, es auszuführen.‘“
In Daniel 9, Vers 14 heißt es:
„Und so hat der Herr über das Unglück gewacht und es über uns kommen lassen.“
Jetzt ist Folgendes zu betonen: Ich habe bei Vers 14 auf dem Skript notiert: „Gott wachte über sein Wort, um es zu erfüllen.“ Das ist eine Anspielung auf das Wortspiel in Jeremia 1,11-12.
Wachen heißt auf Hebräisch „Schakad“ und Mandelbaum heißt „Schakät“. „Schakät“ ist der Mandelbaum, der in Israel Ende Januar, Anfang Februar mit seinen weißen, markanten Blüten das neue Leben nach dem Winter ankündigt. Darum wird er als „der Wachsame“ bezeichnet, der sagt: „Jetzt, jetzt kommt die Zeit!“
Gott macht also das Wortspiel: Jeremia, was siehst du? „Ani Roeh, Maked Schaket, Makel Schaket“ – „Ich sehe einen Mandelstab.“ „Ani Schoket“ – „Ich wache darüber, ich sehe einen Stab des Wachsamen, ich wache darüber, mein Wort auszuführen.“
Das war das Wortspiel in Jeremia 1, Vers 11 und 12, und genau auf diese Stelle nimmt Daniel Bezug und sagt: „Ja, Herr, du hast darüber gewacht, dass dein Wort in Erfüllung geht.“
Alles, was Gott gesagt hat in seinem Wort, wird in Erfüllung gehen. Er wacht darüber und lässt kein Wort einfach dahinfallen.
Dann gehen wir weiter zu Vers 15:
„Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk aus dem Land Ägypten mit starker Hand herausgeführt und dir einen Namen gemacht hast, wie es an diesem Tag ist.“
Da erinnert Daniel an den Auszug aus Ägypten. Die Formulierungen, die er da aufnimmt, machen klar, dass er Jeremia 32 vor sich hatte.
Dort, in Jeremia 32, Verse 20 und 21, finden sich genau diese Ausdrücke: „Land Ägypten mit starker Hand herausgeführt“, „einen Namen gemacht“, „wie es an diesem Tag ist.“
Das sind Formulierungen, die man sonst nirgendwo so kombiniert findet wie in Jeremia 32.
Daniel hatte offensichtlich das ganze Jeremiabuch vor sich – mal Jeremia 1, dann Jeremia 25, 29, jetzt Jeremia 32 – und er lebte in der Heiligen Schrift. Das wurde Teil von ihm.
Darum betet er mit diesen Ausdrücken. So sehen wir: Richtig beten lernt man mit der Bibel.
Das ist vielleicht auch eine Hilfe. Manchmal wird die Frage gestellt: Wie ist das beim Beten? Sollen wir zum Vater beten oder zum Sohn? Sollen wir zum Heiligen Geist beten?
Wir wissen, das Zeugnis der Heiligen Schrift ist klar: Es gibt einen Gott, aber drei Personen in der Gottheit – den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Wir haben genügend Beispiele, wo wir in der Bibel lernen, wie wir zum Vater beten sollen. Nicht nur „Unser Vater, der du bist in den Himmeln“, sondern auch in den Briefen der Apostel, zum Beispiel in Epheser 1, Vers 3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat…“
Das ist der längste Satz im Neuen Testament, ein Gebet von Epheser 1, Vers 3 bis 14, auf Griechisch ein Satz, der nicht mehr aufhört. So erfüllt ist der Apostel von diesem Lob dem Vater gegenüber.
Aber wir haben auch ganz klare Stellen, wo zum Sohn gebetet wird. Denken wir an Stephanus, der in seiner Todesstunde betete: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf.“ Und dann bittet er auch für seine Verfolger, dass der Herr ihnen vergeben möge.
Der Apostel Paulus sendet seinen ersten Korintherbrief an die Gemeinde in Korinth, aber nicht nur an diese Gemeinde, sondern an alle Gemeinden der ganzen Welt, und er sagt: „Samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, sowohl ihres als unseres Herrn.“
Das Anrufen beginnt schon in 1. Mose 4, wo es heißt, damals fing man an, den Namen des Herrn, den Namen Jachwes, anzurufen.
In Offenbarung 5 sehen wir, wie im Himmel die 24 Ältesten niederfallen und das Lamm Gottes anbeten und sagen:
„Würdig ist das Lamm, das Buch zu nehmen, denn du hast uns erkauft aus jedem Stamm, Sprache usw. und hast uns, unserem Vater, zu Königen gemacht, und sie werden über die Erde herrschen.“
Da wird ganz klar Jesus Christus, das Lamm, nicht nur angerufen, sondern angebetet. Anbetung kommt nur Gott zu.
In Hebräer 1 spricht Gott der Vater zu den Engeln und befiehlt ihnen, den Sohn anzubeten. Das ist ein Befehl Gottes an die ganze Engelwelt.
Wir lernen durch die Heilige Schrift, wie wir beten sollen.
Aber es gibt kein einziges Beispiel in der Heiligen Schrift, wo der Heilige Geist im Gebet angerufen wird.
Das überrascht, denn der Heilige Geist ist Gott von Ewigkeit, allmächtig und allwissend, wie der Vater und der Sohn.
In Epheser 6, Vers 20 und Judas 1, Vers 20 wird erklärt, dass wir durch den Heiligen Geist, also in der Kraft des Heiligen Geistes, beten.
Das heißt, der Heilige Geist, obwohl er Gott ist, will die Kraft der Erlösten sein, um zum Vater und zum Sohn zu beten.
Der Heilige Geist verherrlicht den Herrn Jesus, wie es in Johannes 16, Vers 14 heißt: „Er, der Heilige Geist, der kommen wird, wird mich verherrlichen.“
Wir müssen also lernen, wie die Heilige Schrift es uns lehrt und klar macht. Das hat nichts mit einer Verunehrung des Heiligen Geistes zu tun.
Wir lernen durch die Schrift zu beten, das sehen wir auch bei Daniel. Sein ganzes Beten ist durch die Heilige Schrift geprägt.
Nun gehen wir weiter zu Vers 16:
„Wir haben gesündigt, wir haben gesetzlos gehandelt.“
Man denkt: Aber wenn man die Daniel-Geschichte liest – Daniel 1, 2, 3, 4, 5 – dieser treue Mann, der sich schon als junger Mann entschieden hatte, dem Herrn treu zu bleiben und sich nicht zu verunreinigen, sagt: „Wir haben gesündigt, wir haben gesetzlos gehandelt.“
Er macht sich wirklich eins mit dem ganzen Volk.
Vers 17:
„Herr, nach allen deinen Gerechtigkeiten, lass doch deinen Zorn und deinen Grimm sich wenden von deiner Stadt Jerusalem, deinem heiligen Berg, denn wegen unserer Sünden und der Missetaten unserer Väter.“
Er spricht auch von den früheren Generationen. Mit ihnen macht er sich ebenfalls eins, nicht nur mit denen, die zu seiner Zeit leben.
„Unsere Väter sind Jerusalem und dein Volk zum Hohn geworden allen, die uns umgeben.“
Schon damals haben die umgebenden Völker die Juden verlacht, verhöhnt und verspottet.
Aber ist es nicht schön zu sehen, wie er sagt „deine Stadt Jerusalem“? Er sagt nicht einfach „Jerusalem, die Stadt Jerusalem“.
Was wird heute in der Politik über Jerusalem gesagt und diskutiert? Alle Nationen müssen sich überlegen, wann sie ihre Botschaft in Jerusalem oder in Tel Aviv haben.
Aber was wäre, wenn man sagen würde: „Jerusalem, die Stadt Gottes, deine Stadt Jerusalem“?
Wenn jemand fragt: „Wem gehört Jerusalem?“ Daniel sagt ganz klar: Es ist die Stadt des Gottes der Bibel, es ist deine Stadt Jerusalem.
Er nennt Israel „dein Volk“ und weist darauf hin, dass der Herr alles in der Hand hat: das Schicksal Jerusalems, das Schicksal des jüdischen Volkes.
Daniel weiß, er kann nichts machen, aber der Gott, der Jerusalem sein Eigen nennt und Israel sein Volk, muss handeln, und nur er kann helfen.
Dann sagt er nicht nur „deine Stadt Jerusalem“, sondern „dein heiliger Berg“. Das ist der Tempelberg in Jerusalem.
Er wird genannt Moria und auch Berg Zion, nicht zu verwechseln mit dem Berg Zion, der heute in Jerusalem so genannt wird. Das ist der Südwesthügel der Altstadt, der erst seit etwa hundert nach Christus so heißt, also nachbiblisch.
Der biblische Berg Zion beziehungsweise Berg Moria ist immer der Tempelberg, eben der heilige Berg.
Aber eben „dein heiliger Berg“. Wem gehört dieser Berg? Die Muslime sagen: „Uns.“ Daniel sagt: „Dein heiliger Berg.“
Aber wir sind schuld. Unsere Sünden haben dazu geführt, dass alle Völker rund um uns uns verlachen.
Vers 17:
„Und nun höre, unser Gott, auf das Gebet deines Knechtes und auf sein Flehen.“ Er nennt sich „dein Knecht“. Warum? Weil es Daniel wichtig war, Gott zu gehorchen.
Nur solche Gläubige, die Gott gehorchen, können Knechte genannt werden. Das darf man nicht so schnell sagen.
Wenn man dem Herrn ungehorsam ist, kann man sich nicht nennen „Ich bin dein Knecht.“
Er sagt: „Höre auf das Gebet deines Knechtes und auf sein Flehen und um des Herrn Willen lass dein Angesicht leuchten über dein verwüstetes Heiligtum.“
Wie geht das? Er spricht ja zu wem? Zu dem Herrn. Er nennt Gott „Herr“ (Vers 3), „Jahwe“ (Vers 4), „mein Gott“ (Vers 4) und jetzt hier „unser Gott“.
Er sagt: „Höre auf das Flehen deines Knechtes und um des Herrn willen lass dein Angesicht leuchten.“
Das klingt, als gäbe es den Herrn und den Herrn, also zwei Personen.
Natürlich haben wir viele Stellen im Alten Testament, wo das deutlich wird. Zum Beispiel in Sacharja 2: „Der Herr der Heerscharen, Jahwe der Heerscharen.“ Dort heißt es: „Kommt, ich werde in eurer Mitte wohnen, und ihr werdet erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich zu euch gesandt hat.“
Das ist klar: Das sind zwei Personen.
Wie das Neue Testament erklärt, hat der Vater den Sohn in die Welt gesandt, aber sowohl der Vater wird genannt als auch der Sohn.
Wer behauptet, Jahwe sei nur die Bezeichnung für den Vater, liegt völlig falsch. Jahwe ist der Name des dreieinigen Gottes. Jahwe wird benutzt für Gott, den Vater, aber auch für den Sohn und den Heiligen Geist.
Hier sagt Daniel: „Um des Herrn willen lass dein Angesicht leuchten über dein verwüstetes Heiligtum.“
Was erwähnt er hier? Den Salomontempel. Dein verwüstetes Heiligtum lag damals noch in Staub und Asche. Erbarme dich über diesen Tempel.
Interessant ist Folgendes: Ich habe auf dem Skript vermerkt, dass bei Vers 17 „dein verwüstetes Heiligtum“ der erste Tempel gemeint ist.
Etwas weiter unten, in Vers 26, wird der zweite Tempel erwähnt, und in Vers 24 der dritte Tempel.
Das heißt, in Daniel 9 werden alle drei Tempel der gesamten Heilsgeschichte in Jerusalem erwähnt.
Es gibt noch ein Kapitel, das alle drei Tempel in einem Kapitel nennt, nämlich Haggai 2.
In Haggai 2, Vers 3a wird der erste Tempel erwähnt, in Vers 3b der zweite Tempel, und in Haggai 2, Vers 9 der dritte Tempel.
Interessant ist dort, dass das alles als dasselbe Haus bezeichnet wird.
Wer dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat, sagt zu denen, die den zweiten Tempel bauten: „Ja, das war der Salomontempel.“
Und er sagt: „Aber dieses Haus werde ich einmal mit größerer Herrlichkeit erfüllen als das Haus in seiner früheren Herrlichkeit.“
Der dritte Tempel wird herrlicher sein als der erste Tempel von Salomo.
Aber das wird alles als dasselbe Haus genannt: „Dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit, dieses Haus in seiner späteren Herrlichkeit.“
Für Gott sind der erste, zweite und dritte Tempel eine Einheit. Es ist sein Haus in Jerusalem.
Es bildet sogar eine Einheit mit der Stiftshütte.
Darum wird im Hebräerbrief der Tempel im Jahr 62 nach Christus beschrieben, als noch Opfer dargebracht wurden.
In Hebräer heißt es: „Jeder Priester steht täglich da, oft dieselben Schlachtopfer darbringend, welche niemals Sünde hinwegnehmen können.“
Er spricht über den aktiven Tempeldienst damals.
Wenn im Hebräerbrief der Tempel beschrieben wird, benutzt er die Ausdrücke der Stiftshütte: das vordere Zelt, das hintere Zelt, das Heilige, das Allerheiligste, darin war die Bundeslade usw.
Das zeigt, dass für Gott die Stiftshütte, der Salomontempel, der zweite und der dritte Tempel eine Einheit sind. Das ist sein Haus.
Wir gehen weiter zu Vers 18:
„Neige, mein Gott, dein Ohr und höre, tue deine Augen auf und sieh unsere Verwüstungen und die Stadt, welche nach deinem Namen genannt ist. Denn nicht um unserer Gerechtigkeit willen legen wir unser Flehen vor dir nieder, sondern um deiner vielen Erbarmungen willen.“
Für Daniel ist klar: Eine Wiederherstellung Jerusalems ist nicht möglich, weil Israel so ein treues Volk ist. Es geht nur durch die Erbarmung Gottes.
„Um deiner vielen Erbarmungen willen, Herr, höre, Herr, vergib, Herr, merke auf und handle, zögere nicht um deiner selbst willen, mein Gott.“
Man merkt, das ist intensives Flehen.
„Herr, höre, Herr, vergib, Herr, merke auf“ – das ist der Unterschied zwischen Beten und Flehen.
In 1. Timotheus 2, Vers 1 heißt es: „Wir sollen beten, wir sollen flehen, wir sollen danken.“ Es wird unterschieden – alles an seinem Platz.
Dann wieder:
„Denn deine Stadt und dein Volk sind nach deinem Namen genannt.“
Er macht also die ganze Not zu Gottes Not. Das ist wichtig beim Beten: Es ist nicht mehr unsere Sache, sondern Gottes Sache. Da können wir unsere Sorgen ablegen.
Jetzt beschreibt Daniel in Vers 20:
„Während ich noch redete und betete und meine Sünde und die Sünde meines Volkes Israel bekannte und mein Flehen vor den Herrn, meinem Gott, für den heiligen Berg meines Gottes niederlegte, während ich noch redete im Gebet, da kam der Mann Gabriel, den ich am Anfang im Gesicht, als ich ganz ermattet war, gesehen hatte, zu mir her zur Zeit des Abendopfers.“
Hier spricht Daniel über seine Sünde. Die hat er auch bekannt.
Daniel war kein sündloser Mensch. Nur der Herr Jesus ist vollkommen und absolut sündlos.
Aber im Buch Daniel und auch sonst in der Bibel werden uns keine Sünden aus dem Leben von Daniel berichtet.
Das heißt nicht, dass er nicht gesündigt hat.
Hier wird klar: Er hat auch sein persönliches Verschulden bekannt, nicht nur das Volk Gottes.
Er hat auch gesehen, wo er ganz direkt Schuld hatte, und bekennt das.
Er betet wieder für den heiligen Berg, den Tempelberg, den hat er im Auge bzw. im Herzen.
Er nennt ihn „den heiligen Berg meines Gottes“ – nicht nur „heiligen Berg Gottes“, sondern „meines Gottes“.
So verbindet er den Berg mit Gott und aber auch mit sich.
Gottes Sache ist auch sein Anliegen.
Dann kommt plötzlich der Engel Gabriel zu ihm.
Dies ist derselbe Engel, der später Zacharias Johannes den Täufer ankündigen sollte als Vorläufer des Messias und Maria gegenüber direkt die Geburt des Erlösers.
Dieser Engel Gabriel kommt wieder, so wie damals in Daniel 8 in der Vision.
Daniel 9 nimmt Bezug auf Daniel 8.
Um welche Zeit war das? Zur Zeit des Abendopfers.
Wir müssen davon ausgehen, das war im Herbst 539, als Daniel das liest, als gerade die Perser und Meder an die Macht gekommen waren.
Das Abendopfer war um 15:00 Uhr, die neunte Stunde, die Todesstunde des Herrn Jesus am Kreuz.
Das Erstaunliche ist, dass Gabriel ihm Klarheit über die Zeit gibt, wie man berechnen kann, wann der Messias kommt.
Dann wird gesagt, dass der Messias sterben wird, getötet werden.
Dieses Sterben kündigt Gabriel an, und er kommt genau zur Stunde des Abendopfers, der späteren Todesstunde des Herrn Jesus.
Vers 22:
„Und er gab mir Verständnis und redete mit mir und sprach: ‚Daniel, jetzt bin ich ausgegangen, um dir Verständnis zu lehren.‘“
Gabriel ist aus dem Jenseits gekommen, ausgegangen und soll Daniel wieder Dinge erklären.
Das war schon der Engel, der in Daniel 8 prophetische Dinge erklärte.
Jetzt wird er wieder geschickt, um Daniel Verständnis und Klarheit zu geben.
Interessant ist, dass er im Zusammenhang mit Daniels Studium der Heiligen Schrift und seiner demütigen Haltung und dem Beten geschickt wird.
Das ist die richtige Haltung, und dann gibt Gott mehr Licht über sein Wort.
Das ist ein allgemeines Prinzip, das wir durch die ganze Bibel finden.
Gott gibt Licht dem, der sich vor ihm beugt und sein Leben ordnet.
Dann bekommt man Klarheit.
Das ist nicht dieselbe Erkenntnis wie in 1. Korinther 8, Vers 1, wo Paulus sagt: „Erkenntnis macht stolz.“
Wenn Erkenntnis stolz macht, ist es falsch erkannt.
Interessant: Gabriel ist ausgegangen vom Himmel, hat einen Auftrag an Daniel.
So ist es in der Engelwelt: Sie wechseln ständig zwischen Jenseits und Diesseits.
Für Engel ist es nie langweilig, ein Engel zu sein.
Nur nebenbei: Im tausendjährigen Reich, wenn die Gemeinde mit Jesus Christus wiederkommt, um mit ihm zu herrschen, werden wir zwar auf der Erde herrschen, aber wohnen werden wir im Haus des Vaters.
Dort sind wir zuhause, nach Johannes 14.
Darum werden wir ständig switchen zwischen Zuhause und Arbeit.
Lukas 19 zeigt uns im Gleichnis, dass treue Gläubige zehn Städte bekommen, andere fünf, andere nur eine.
Ich weiß nicht, wer von uns vielleicht Buenos Aires oder Frauenfeld bekommt, oder einen kleineren Ort.
Eine ältere Schwester fragte mich, ob es nicht langweilig wird in der Ewigkeit.
Die Antwort ist: Nein, es wird immer spannend sein.
Das nur so ganz schnell eingefügt.
Nun Vers 23:
„Im Anfang deines Flehens ist ein Wort ausgegangen, und ich bin gekommen, um es dir kundzutun, denn du bist ein Vielgeliebter.“
Daniel hat begonnen zu beten.
Im Himmel kam von Gott ein Befehl an Gabriel: „Du musst jetzt nach Babylon gehen zu Daniel und ihm Klarheit über die Prophetie geben.“
Dann dieser Name: „Denn du bist ein Vielgeliebter.“
Man könnte sagen: Der Herr liebt doch alle Gläubigen.
Ja, natürlich! Glücklicherweise darf das jeder Gläubige wissen, der Herr liebt mich.
Er liebt alle gleich.
Aber warum heißt es zum Beispiel im Johannes-Evangelium von Johannes: „Der Jünger, den Jesus liebte“?
Der Herr liebte doch alle Jünger.
Warum wird es bei ihm so ausdrücklich gesagt? Auch von Maria und Martha wird das ausdrücklich gesagt.
Es ist etwas Heikles, was ich jetzt sage.
Als Eltern ist es ein Anliegen, allen Kindern gerecht zu werden und alle Kinder zu lieben.
Aber wo empfindet man mehr Freude: bei einem Kind, das dauernd tobt, oder bei einem Kind, das gehorsam ist?
Es ist wichtig, auch die tobenden Kinder zu lieben.
Aber es ist viel entspannter, wenn ein Kind gehorcht.
Es macht einfach Freude.
So ist es auch bei den Gläubigen: Wenn wir dem Herrn wirklich nachfolgen, können wir sicher sein, dass das das Herz des Vaters freut.
Der Vater liebt alle Kinder Gottes. Er hat uns zur Sohnschaft auserwählt (Epheser 1).
Hier wird aber besonders betont, dass Daniel ein Mann war, der sich schon als Teenager entschieden hatte, sich nicht mit der Speise des Königs zu verunreinigen und treu den Weg zu gehen.
Darum kommt das Zeugnis: „Du bist ein Vielgeliebter.“
Dann geht es weiter:
„So merke auf das Wort und verstehe das Gesicht! Siebzig Jahrwochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um den Abfall zum Abschluss zu bringen, den Sünden ein Ende zu machen, die Ungerechtigkeit zu sühnen, eine ewige Gerechtigkeit einzuführen, Gesicht und Propheten zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben.“
Jetzt bekommt Daniel die Prophetie über die siebzig Jahrwochen.
Diese Prophetie ist ein Schlüssel zum Verständnis der gesamten biblischen Prophetie.
Wenn jemand diese Siebzig-Jahrwochen-Prophetie nicht versteht, macht er ein totales Chaos und Durcheinander mit der gesamten biblischen Prophetie.
Man kann testen, ob jemand die Prophetie der Siebzig-Jahrwochen versteht.
Wenn er sagt, das sei nicht so wichtig, dann kommt nur Chaos heraus.
Diese Prophetie ist das Knochengerüst der gesamten Prophetie.
Dann kann man die einzelnen Details, die ausführlich in Jesaja, Jeremia, Hesekiel, den zwölf kleinen Propheten und durch das ganze Alte Testament und Neue Testament bis zur Offenbarung beschrieben sind, in diesem Knochengerüst einordnen.
Dann geht es auf.
Darum ist dieses Kapitel so feierlich.
Der Engel Gabriel kommt und sagt: „Du bist ein Vielgeliebter.“
Er betont das noch einmal.
Nachdem er schon gesagt hat in Vers 22: „Jetzt bin ich ausgegangen, um dir Verständnis zu lehren,“ und vorher: „Er gab mir Verständnis und redete mit mir,“ sagt er in Vers 23:
„So merke auf das Wort und verstehe das Gesicht!“
Das ist ein Befehl, den man verstehen muss.
Wenn jemand sagt: „Das ist alles nicht so wichtig, diese Siebzig-Jahrwochen-Prophetie,“ dann ist das ein Befehl: „Merke auf das Wort, verstehe das Gesicht!“
Sogar ein doppelter Befehl – das zeigt, wie wichtig das ist.
Gott hat einen Plan mit einem Zeitraum von siebzig Jahrwochen.
Das betrifft dein Volk und deine heilige Stadt.
Der Engel Gabriel sagt nicht „das Volk Gottes“, er sagt „dein Volk“, nicht „die heilige Stadt Gottes“, sondern „deine heilige Stadt.“
Daniel sagt zu Gott: „Es ist deine heilige Stadt, dein Volk.“
Der Engel sagt: „Ja, dieses Volk, das Gottes Volk ist, das ist dein Volk. Du liebst es, du hast dich mit dem Volk eins gemacht. Die Stadt, die du nennst Gottes heilige Stadt, das ist deine heilige Stadt, denn das ist die Stadt, die du am Herzen hast.“
Gott hat also einen Plan für Israel, das Volk Israel, und für die Stadt Jerusalem.
Das ist ein Plan mit siebzig Jahrwochen.
Wenn diese Epoche von siebzig Jahrwochen vorbei ist, werden folgende sechs Punkte abgeschlossen sein.
Ich habe das auf dem Skript so zusammengeführt:
Erstens: Der Abfall soll zum Abschluss kommen.
Zweitens: Den Sünden wird ein Ende gemacht.
Drittens: Die Ungerechtigkeit wird gesühnt.
Viertens: Eine ewige Gerechtigkeit wird eingeführt.
Fünftens: Gesicht und Propheten werden versiegelt.
Sechstens: Ein Allerheiligstes wird gesalbt werden.
Was wird hier beschrieben? Ein vollkommener Zustand, der an vielen Stellen in den Propheten schon beschrieben wurde.
Am Ende der Tage wird der Herr in Jerusalem über die ganze Erde regieren.
Alles wird vollkommen und neu werden.
Gott wird eine ewige Gerechtigkeit einführen.
Alle Probleme von Krieg, Ungerechtigkeit und sozialer Ungerechtigkeit werden beendet sein.
Mit anderen Worten: Nach den siebzig Jahrwochen kommt das tausendjährige Friedensreich.
Dann werden Gesicht und Propheten versiegelt.
Das heißt, dann wird alles erfüllt sein.
Man kann das Siegel aufdrücken und die Echtheit feststellen.
Bis zum tausendjährigen Reich wird die gesamte Prophetie des Alten Testaments zum Abschluss kommen.
Dann wird ein Tempel gesalbt werden.
Das ist eine schlechte Nachricht für alle, die sagen, es gibt keinen zukünftigen Tempel, keinen dritten Tempel.
Da steht er: Es wird ein Allerheiligstes gesalbt werden.
Natürlich gibt es Leute, die sagen, das sei nicht der zukünftige Tempel, sondern der Tempel, den sie nach der Rückkehr aus Babylon gebaut haben – der zweite Tempel.
Man muss sagen: Das geht nicht.
Der zweite Tempel wurde nie gesalbt.
Die Stiftshütte wurde mit dem Salböl von Mose gesalbt, und auch der Salomontempel wurde gesalbt.
Aber als sie aus Babylon zurückkehrten, hatten sie das Salböl von Mose nicht mehr.
Der zweite Tempel wurde zwar gebaut, aber nicht gesalbt.
Darum konnte man ab diesem Zeitpunkt die Hohenpriester nicht mehr mit Salbung einsetzen.
Alle früheren Hohenpriester – ab Aaron über Zadok zur Zeit von David und Salomo – wurden gesalbt.
Aber dann war keiner mehr ein gesalbter Priester.
Das ist nicht der zweite Tempel, sondern der dritte Tempel wird gesalbt werden.
Das ist ein kleiner Ausblick.
Nächstes Mal werden wir ausführlich auf die Siebzig-Jahrwochen-Prophetie eingehen und dann auch schon weiter nach Kapitel 10.
Wir wollen noch zusammen beten:
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben und dass dein Wort so vollkommen ist.
Du hast es uns bewahrt durch all die Jahrtausende und Jahrhunderte hindurch, und wir dürfen es heute noch in unseren Händen halten.
Wir danken dir auch, dass du dein Wort öffnest, auch in unserer Zeit, wo so viel Dunkelheit und Verwirrung herrscht.
Herr Jesus, hilf uns, dass wir das Beispiel von Daniel in unserem Leben umsetzen und uns mit dem Volk Gottes eins machen, mit seinem Zustand.
Dann dürfen wir erfahren, dass du uns ein Wort öffnest und Verständnis gibst.
Hilf uns, den Weg der Treue zu gehen, so wie Daniel ihn gegangen ist.
Wir brauchen deine Gnade jeden Tag neu.
Amen.