Besitz. Der englische Prediger John Wesley fand auf diese Frage eine überraschende Antwort. John Wesley lebte in einer Zeit, in der man es kaum glauben mag: Als Prediger konnte man damals reich werden.
Der Verkauf seiner Bücher und Predigten brachte ihm ein Vermögen ein. In seinem besten Jahr verdiente er 1.400 Pfund. Auf die heutige Zeit übertragen sind das etwa 140.000 Euro Jahresgehalt. Was würdest du mit so viel Geld machen? Wahrscheinlich fällt uns einiges ein, was wir uns davon leisten könnten – mir auf jeden Fall.
Aber weißt du, was John Wesley gemacht hat? Er hat sich nicht mehr Luxus gegönnt oder ein schöneres Leben geführt. Stattdessen hat er fast alles weggegeben. Von den 1.400 Pfund behielt er nur 30 Pfund für sich und gab 1.370 Pfund weg.
Als junger Mann hatte er beschlossen: 30 Pfund reichen für mein Leben. Umgerechnet sind das etwa 17.000 Euro. Davon konnte er im England seiner Zeit gut leben – bescheiden, aber gut. Den Rest wollte er weggeben.
War der Mann verrückt? Vielleicht denkst du, es ist ein bisschen verrückt, so viel Geld einfach wegzugeben und für die Armen zu spenden. Aber ich bin überzeugt, dass John Wesley nicht verrückt war. Er hat etwas ganz Tiefes verstanden.
Er hat das, was er tat, aus Liebe zu Gott getan. Er erkannte, dass der Besitz, den Gott ihm gegeben hatte, für etwas Größeres bestimmt war, als dass er sich hier auf Erden ein paar schöne Jahre macht. Deshalb hat er weggegeben.
Die Haltung John Wesleys zum Besitz
Ich finde diese Einstellung zum Geld sehr beeindruckend, und ich gebe zu, dass ich selbst davon noch weit entfernt bin. Vielleicht beeindruckt dich das auch, und du denkst: Das könnte ich ja nie. Vielleicht meinst du, dieser Wesley sei ein frommer Spinner gewesen.
Aber was, wenn John Wesley wirklich viel mehr verstanden hat als wir? Was, wenn er besser begriffen hat, warum ein Christ Besitz und Geld hat? Was, wenn er wirklich erkannt hat, wozu Gott uns eigentlich Wohlstand schenkt? Nämlich nicht, damit wir immer ein schöneres Leben führen, sondern damit wir großzügiger im Geben werden.
Merkst du, es wird heute vielleicht ein bisschen ungemütlich mit dieser Predigt. Deshalb nehme ich gleich ein bisschen Druck raus und komme euch ein wenig entgegen. Ich meine nicht, dass wir alle es genau so machen sollen wie John Wesley. Aber ich glaube, dass wir von seiner Herzenshaltung wirklich etwas lernen können. Und ich denke, dass sie sich deckt mit dem, was uns auch der Predigttext heute sagt, im 2. Korintherbrief.
Matthias hat uns ja letzte Woche schon in diese zwei Kapitel eingeführt, in denen Paulus ausführlich über das Geben spricht. Er sagt dieser reichen Gemeinde in Korinth: Ihr habt euren Wohlstand nicht nur für euch selbst, sondern ihr habt ihn, um damit Gottes Reich zu bauen und um andere großzügig zu unterstützen.
Mir ist von letzter Woche besonders diese Frage im Gedächtnis geblieben, die auch im Predigttext steckt: Prüfe deine Liebe! Du kannst sie daran messen, wie du mit deinem Geld umgehst.
Einführung in den Predigttext: Großzügigkeit als Ausdruck der Liebe
Heute wollen wir das Thema noch einmal vertiefen. Dabei möchte ich mit euch Kapitel 9 betrachten, besonders die Verse 6 bis 15. In diesem Abschnitt sehen wir einige Merkmale großzügiger Christen.
Vielleicht denkst du jetzt: Großzügige Christen – was soll das sein? Gibt es denn auch geizige Christen? Natürlich nicht. Großzügigkeit gehört zur DNA eines Christen, genauso wie Liebe, Gnade und Barmherzigkeit.
Wir wissen jedoch, dass es uns manchmal schwerfällt, wirklich großzügig zu sein. Deshalb habe ich das Thema einmal ausgegliedert. Großzügigkeit ist Teil des Christseins, das steckt in uns drin. Trotzdem möchte ich es uns bewusst vor Augen führen. Wir sollen alle großzügige Christen sein.
Was sind nun die Merkmale großzügiger Christen? Zuerst möchte ich mit euch über die Grundhaltung nachdenken, dann über das Geheimnis eines großzügigen Christseins und zum Schluss über den Gewinn, den es bringt.
Lasst uns gemeinsam diesen Text lesen. Doch vorher möchte ich beten:
Vater im Himmel, wir danken dir, dass du so großzügig mit uns bist und uns reich beschenkst. Besonders danken wir dir heute dafür, dass du uns dein Wort gibst und dadurch zu uns sprichst. Wir beten, dass dein Wort nicht an unseren Herzen abprallt, sondern dass du unsere Herzen öffnest, damit es ganz tief hineingeht und unser Leben verändert. Herr, bitte triff uns durch dein Wort. Amen.
Lesung des Predigttextes: 2. Korinther 9,6-15
Ich lese aus Gottes Wort, Zweiter Korinther 9,6-15.
Paulus sagt: „Ich meine aber dies: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten, und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. Ein jeder, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.
Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk. Wie geschrieben steht: ‚Er hat ausgestreut und den Armen gegeben, seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.‘
Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit. So werdet ihr reich sein in allen Dingen, zu geben, in aller Einfalt, die durch uns wirkt, Danksagung an Gott.
Denn der Dienst dieser Sammlung hilft nicht allein dem Mangel der Heiligen ab, sondern wirkt auch überschwänglich darin, dass viele Gott danken. Denn für diesen treuen Dienst preisen sie Gott über euren Gehorsam im Bekenntnis zum Evangelium Christi und über die Einfalt eurer Gemeinschaft mit ihnen und allen.
Und in ihrem Gebet für euch sehnen sie sich nach euch wegen der überschwänglichen Gnade Gottes bei euch. Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe.“
Etwas alte Sprache, ich gebe es gern zu. Diese Luther 84. Aber es ist uns nicht verborgen geblieben: Das ist ein überschwängliches Plädoyer, das Paulus da hält, für das Geben ganz positiv. Er stellt in Korinth alles dar, was positiv daran ist, zu geben.
Lasst uns mal schauen, was wir da herausziehen können.
Die Grundhaltung großzügiger Christen
Der erste Punkt: Die Grundhaltung großzügiger Christen in Versen 6 bis 7.
Paulus spricht hier zunächst über die Einstellung, mit der die Korinther geben sollen. Sie sollen gerne und reichlich geben – nicht, weil sie sich dazu gezwungen oder gedrängt fühlen, nur weil Paulus es sagt und sie ihm einen Gefallen tun wollen. Nein, sie sollen es von Herzen gern tun. Das ist die Grundhaltung großzügiger Christen: Geben ist Herzenssache.
Diese Haltung beruht auf mindestens zwei Gründen. Erstens, weil großzügige Christen den Zusammenhang von Saat und Ernte verstanden haben. Zweitens, weil sie begriffen haben, dass das, was sie geben, Gott freut. Denn Gott liebt einen fröhlichen Geber, und sie machen ihm damit eine Freude.
Schauen wir zuerst auf den Zusammenhang von Saat und Ernte – ein ganz einfaches Bild. Paulus sagt: Wer kirchlich sät, der wird kirchlich ernten; wer reich sät, der wird reich ernten. Man muss kein Bauer sein, um das zu verstehen. Auch wir Städter, zum Beispiel in München, können das gut nachvollziehen: Du kannst nur das ernten, was du gesät hast.
Deshalb wird ein guter und tüchtiger Landwirt sich zu Beginn der Saison nicht fragen, wie wenig er aussäen kann, um gerade so über die Runden zu kommen. Er wird überlegen, was er geben muss, damit er im Herbst eine gute Ernte hat. Vielleicht denkt er daran, dass nicht alle Saat aufgehen wird oder dass Wind und Wetter Schaden anrichten könnten. Trotzdem sät er so reichlich, wie er kann, um eine reiche Ernte zu bekommen.
Paulus sagt: Liebe Christen in Korinth, sät so, gebt so! Genau so sollt ihr über eure Investition in Gottes Reich denken. Wir wissen, dass die Korinther reich waren. Diese Christen in der Hafen- und Handelsstadt hatten viel, was sie säen konnten. Paulus fordert sie auf, reichlich zu geben, so wie ein Bauer, der eine gute Ernte haben will.
Es ist sehr wichtig, dass wir dieses Prinzip von Saat und Ernte verstehen. Ein großzügiger Christ weiß, dass sein finanzieller Einsatz direkt mit der Ausbreitung von Gottes Reich verbunden ist. Er rechnet damit, dass das Geld, das er der Gemeinde gibt oder Armen spendet, Frucht bringen wird. Es ist kein rausgeschmissenes Geld.
Deshalb investiert er nicht kärglich und gibt nicht nur das Nötigste, was er noch übrig hat. Er gibt reichlich, weil er mit der Frucht rechnet. Das heißt: Sät im Segen und erntet im Segen.
Kannst du diesen Segen sehen, den Gott schenkt, wenn Christen großzügig investieren? Wir können das hier in unserer Gemeinde sehen. Schaut euch dieses wunderbare Haus mitten in München an, wo Menschen regelmäßig zum ersten Mal das Evangelium hören – oft haben sie es vorher noch nie gehört. Hunderte Christen werden Woche für Woche am Sonntag und auch unter der Woche im Glauben gestärkt.
Das ist möglich, weil großzügige Christen gesagt haben: „Ich investiere, ich gebe Geld, um dieses Haus zu kaufen und um es auch weiter zu erhalten.“ Wir haben als Gemeinde nicht nur einen Pastor, sondern zwei Pastoren, mehrere Pastoren in Ausbildung und weitere Gemeindeangestellte. Das ist nur möglich, weil Christen großzügig geben. Ich hoffe, ihr erlebt das manchmal auch als Segen.
Unsere Gemeinde hat beschlossen, Gemeinden zu gründen und auch anderswo zu investieren, damit das Evangelium weiterverbreitet wird. Wir haben eine Gemeindegründung im Münchner Südwesten und eine im Osten, wo Robin heute predigt. Dort sehen wir, dass Frucht entsteht.
All diese Punkte wären ohne großzügige Geber schlicht nicht möglich. Und wir dürfen jetzt schon sehen, wie Gott segnet, wenn Menschen großzügig geben. Die Saat geht auf.
Motiviert dich das, noch großzügiger zu geben? Motiviert es dich vielleicht, zum ersten Mal zu sagen: Ja, da will ich dabei sein, dafür will ich auch geben? Das lohnt sich. Es lohnt sich zu säen.
Erkenne das Prinzip von Saat und Ernte: Dein Beitrag zählt, und er ist so wichtig. Gib mit der Erwartung, dass Gott etwas Großes und Wunderschönes daraus machen wird. Wenn du für ihn säst, staune darüber, was er jetzt schon tut. Aber staune nicht nur, sondern erwarte noch Größeres.
So eine Erwartungshaltung hilft dir, großzügig und von Herzen zu geben.
Das ist aber nicht das Einzige, was wir in diesen ersten Versen sehen. Noch wichtiger als das Prinzip von Saat und Ernte ist, dass du es von Herzen für Gott tust. Paulus sagt: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ Das heißt, wenn du für Gott gibst, machst du ihm eine große Freude. Er freut sich wirklich darüber, er liebt es, wenn wir großzügig sind.
Manchmal hört man in Gemeinden den Spruch vor der Gabensammlung: „Ich bin froh, dass es den heute nicht gab.“ Oder: „Ein Opfer muss ein Opfer sein, es muss dir wehtun.“ Ich verstehe, was damit gemeint ist. Es sollen nicht nur Münzen, sondern auch Scheine, am besten grüne oder vielleicht sogar lilafarbene, in den Klingelbeutel gelegt werden. Und nichts gegen 500-Euro-Scheine.
Aber es sollte nicht geben, dass du gibst, weil es dir wehtut. Sondern weil du Gott liebst und ihm eine Freude machen willst. So ein Geschenk tut nicht weh, sondern du gibst es von Herzen gern.
Beispiel John Wesleys als Vorbild für Großzügigkeit
Ich möchte noch einmal auf John Wesley zurückkommen, weil wir von ihm, denke ich, wirklich eine wichtige Einstellung zum Besitz lernen können. Es gibt eine Geschichte aus seinem Leben, die das gut veranschaulicht.
John Wesley hatte sich gerade schöne Bilder für sein Wohnzimmer gekauft. Vielleicht hatte er sie schon aufgehängt, bestaunte sie und dachte: „Mensch, gemütlich hier.“ Dann kam das Zimmermädchen vorbei. Es war Winter, und er bemerkte, dass das Mädchen nur ein ganz leichtes Kleid als Schutz gegen die Kälte trug. Sein Herz wurde von Mitleid erfüllt. Er griff in seine Tasche und sah, dass er nur noch ein paar Münzen hatte. Das reichte nicht für einen schönen Wintermantel.
Was machte John Wesley? Er ging ins Wohnzimmer, nahm die Bilder ab, brachte sie zurück und verkaufte sie auf dem Markt, um der Frau zu helfen. Waren die Bilder schlecht? Nein, sie waren wunderschön und hatten ihm gefallen. Er hatte sie sich gerne gekauft. Aber manchmal muss man sich entscheiden zwischen etwas Gutem und dem Besseren.
John Wesley wusste, dass es Gott mehr gefällt, wenn er die Bilder verkauft und dieser Frau in ihrer Not hilft. Und John Wesley war ganz bestimmt nicht naiv. Er wusste, dass er mit dieser Einstellung nicht die ganze Welt retten konnte. Aber er wusste auch, dass er dieser Frau mit ihrer konkreten Not helfen konnte.
Es kostete ihn etwas, er musste auf Luxus verzichten. Aber er wollte lieber helfen, denn ein fröhlicher Geber ist Gott lieb. Wenn das so ist – wenn Gott fröhliche Geber liebt – dann stellt sich die Frage: Bin ich bereit, meinen Lebensstandard fröhlich einzuschränken, um anderen helfen zu können?
Vielleicht ganz grundsätzlich, vielleicht aber auch erst einmal in ganz bestimmten Lebensbereichen. Denn so etwas muss man vielleicht auch einüben, trainieren. Wir schaffen es nicht alle so radikal. Eine solche Haltung ist riskant. Man riskiert damit etwas, vor allem Bequemlichkeit.
Vielleicht den zweiten oder dritten Urlaub. Vielleicht so manchen Lustkauf bei Amazon, wenn man denkt: „Ach, das wäre noch schön.“ Ihr kennt das vielleicht. Vielleicht verzichtet man auf manches gute Essen und sagt: „Das will ich lieber weggeben.“
Ohne Verzicht kannst du nicht reichlich geben. Ohne Verzicht wirst du immer nur das geben, was noch übrig ist – die Reste. Also ist es riskant. Wir riskieren damit einen gewissen Lebensstandard. Aber das Risiko lohnt sich, es zahlt sich aus.
Wir sehen das in den nächsten Versen. Du gehst ein kalkulierbares Risiko ein. Genau das haben großzügige Christen verstanden. Sie wissen nämlich, dass Gott für sie sorgt.
Das Vertrauen auf Gottes Versorgung als Geheimnis der Großzügigkeit
Gott sorgt für mich. Schaut mal in Vers 8, sagt Paulus zu den Korinthern: „Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen alle Zeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk.“
Es überrollt dich ja fast, wie er hier die Großzügigkeit Gottes beschreibt. Wie Gott alles schenkt, wie Gott alles geben kann, wie er sie mit Überfluss überschütten kann, sodass sie noch weitergeben können und großzügig zu jedem guten Werk bereit sind.
Großzügige Christen erkennen genau das. Es ist wahrscheinlich ihr Geheimnis: Wir sind so reich beschenkt. Schau nicht auf das, was sie nicht haben, sondern auf das, was sie haben — auf die ganze Großzügigkeit Gottes. Einen Beweis sehen wir ja hier heute Morgen, und ich bin dankbar, dass das nicht irgendwie kirchlich ausfällt, sondern dass wir wirklich die ganze Fülle hier sehen. Wir sind so reich beschenkt.
Ich frage mich manchmal, ob uns das überhaupt bewusst ist. Ob uns bewusst ist, wie viel wir haben, dass wir wirklich im Überfluss schwimmen. Wir leben in einem Land, in dem du dir überlegen kannst: Will ich ganz normal essen, will ich Vegetarier sein oder will ich mich vegan ernähren? Das sind Luxusprobleme, die Menschen wahrscheinlich in Afghanistan oder im Iran nicht kennen. Luxusprobleme — wir schwimmen im Überfluss.
Gott sorgt so gut für uns, gerade in Deutschland. Genau damit rechnen großzügige Christen. Es gäbe noch viele weitere Beweise seiner Großzügigkeit. Sie rechnen damit und verlassen sich darauf.
Jetzt denkst du vielleicht: „Gott sorgt für mich“ ist ja auch irgendwo eine Binsenweisheit. Das sagt man ja immer so schön, das ist was für so Kalender, um an die Wand zu hängen: „Gott sorgt für dich.“ Aber weißt du, ein großzügiger Christ glaubt das nicht als Binsenweisheit. Für ihn ist das wirklich Lebensrealität.
Er stellt sich darauf ein, er hat erkannt: Das ist nicht etwas, was ich mir einfach nur vorsagen kann oder vorsagen soll. Das ist etwas, worauf ich mich stellen muss, was ich ausprobieren muss. Ich gebe, und ich erkenne erst, wenn ich gebe, dass es mir nicht fehlt und welchen Segen Gott damit wirkt.
Ich habe schon öfter Christen getroffen, die gesagt haben: „Ich kann keinen Cent geben. Ich habe selbst einfach nicht genug, ich kann keinen Cent erübrigen von dem, was ich habe.“ Manchmal denke ich mir, das ist traurig. Ihr bringt euch um etwas Kostbares — um diese Erfahrung, dass Gott wirklich sorgt, wenn du gibst, und dass es dir nicht fehlen wird.
Auf der anderen Seite kenne ich viele Christen, die diese Geschichte erzählen. Du hörst sie so oft: Sie sagen, „Ich habe gewagt, ich habe großzügig gegeben, mehr als ich mir je hätte vorstellen können, und es ist mir zum Segen geworden.“ Diese Geschichte höre ich so oft, dass Menschen sagen: „Ich habe gegeben, und dann kam auf wunderbare Weise im unmittelbaren Anschluss irgendwo wieder Geld rein.“ Sei es ein unerwarteter Bonus, sei es, dass Verwandte etwas rübergeschickt haben, oder dass es sogar eine anonyme Spende gab.
Es läuft nicht immer so, aber immer wird ein Christ, der gerne gibt zu Gottes Ehre, erleben, dass es ihm selber zum Segen wird und dass Gott treu versorgt.
Deshalb, wenn du Jesus Christus vertraust und ihn liebst, will ich dich dazu ermutigen — ja, schon für dich selbst: Prüfe, was du geben kannst. Prüfe, ob du Gott nicht mehr vertrauen kannst, auch mit der Art, wie du gibst.
Bei uns Christen gibt es so eine Regel, den Zehnten zu geben, also zehn Prozent über den Daumen. Das ist eine gute Orientierung, aber manchmal kann es sein, dass du vielleicht sogar sagst: „Eigentlich könnte ich mehr geben, vielleicht 15 Prozent, 20 Prozent, sogar 50 Prozent.“ Vielleicht wie John Wesley fast alles.
Lass dich nicht einschränken von einem gesetzlichen Denken: „Ich gebe zehn Prozent, dann habe ich meine Christenpflicht erfüllt und lebe weiter.“ Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass es Menschen gibt, die wirklich wenig haben und diese zehn Prozent eigentlich schon überfordern. Sie sagen: „Ich schaffe das nicht.“
Obwohl ich mir sicher bin, dass gerade da Gottes Segen draufliegt, wenn du auch mit dem Wenigen, was du hast, ihm treu gibst, mach dir keinen frommen Druck. Auch du sollst mit einem frohen und dankbaren Herzen geben.
Ich finde es ganz bemerkenswert, dass John Wesley, von dem ich euch erzählt habe, in seinem ersten Jahr, als er dreißig Pfund verdient hat, nur zwei Pfund davon abgegeben hat. Keine zehn Prozent. Er war nicht gesetzlich, und wir müssen es auch nicht sein.
Doch ob du viel hast oder wenig — jeder von uns kann etwas geben. Ich ermutige dich: Entdecke das Geheimnis, das Paulus hier beschreibt. Du musst es ausprobieren. Gib und erkenne, wie Gott dich versorgt.
Großzügigkeit ohne Misstrauen gegenüber den Bedürftigen
Zu dem Geheimnis gehört noch eine andere wichtige Sache, die Paulus hier ebenfalls ausführt. In Vers neun lesen wir: „Wie geschrieben steht, er hat ausgestreut und den Armen gegeben, seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.“
Großzügige Christen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ausstreuen und den Armen geben, ohne ständig darüber nachzudenken, was der Arme mit dem Geld macht. Ein klassisches Beispiel, das sicher jeder kennt, ist die Frage: Wird der Arme an der Ecke das Geld jetzt versaufen? Oder wird er, wie es auf dem Schild steht, das Geld nach Hause bringen zu seiner Familie, wo seine Frau krank ist und die zwei Kinder noch warten?
Hier werden wir oft misstrauisch. Doch in der Bibel gibt es, soweit ich weiß, keine Stelle, die sagt: Prüfe erst genau die Motive des Armen, was er mit dem Geld machen wird. Wenn man so durchs Leben geht, wird man unter Umständen nie etwas geben, weil immer etwas Schlechtes passieren könnte.
Manche geben deshalb nicht in die Gemeinde, weil sie denken: „Ach, die Gemeinde, vielleicht macht sie ja etwas Blödes damit.“ Es ist zwar nicht unwichtig, was mit dem Geld passiert, aber es ist auch nicht entscheidend. Noch wichtiger ist, dass du gibst und dich nicht davon blockieren lässt. Du sollst gerne geben.
Auch das ist ein Geheimnis großzügiger Christen: Sie überlegen nicht zu lange, was Schlechtes mit dem Geld passieren könnte, sondern sie geben.
Der Gewinn großzügiger Christen
Was haben wir davon, wenn wir auf diese Weise großzügig sind und großzügig geben?
Dritter Punkt: Der Gewinn großzügiger Christen.
Paulus sagt das in den Versen 11 bis 15 mehrfach und unmissverständlich. Er erklärt, dass Menschen Gott dafür danken und ihm die Ehre geben werden, wenn ihr großzügig seid und von Herzen gern gebt.
Er beginnt in Vers 11 bei sich selbst und sagt, dass es ihn zum Dankgebet treiben wird. Er wird Gott von Herzen dafür danken, dass ihr so großzügig gebt. In Vers 12 fügt er hinzu, dass auch die Menschen, die das empfangen, ganz dankbar gegenüber Gott sein werden. Sie sehen, was für ein Wunder es ist, wie viel ihr gebt und dass ihr reich gesät habt.
Der Gewinn für einen großzügigen Christen ist vor allem, dass die Menschen nicht ihn loben und sagen: „Ach, du bist aber großzügig! Du bist ja echt, also wow!“ Stattdessen staunen sie über Gott und loben ihn.
Paulus führt das noch weiter aus, auch in den Versen 13 und 14. Er sagt, dass die Menschen dadurch erkennen werden, dass das Evangelium nicht nur eine schöne Nachricht ist, die das Herz erwärmt, sondern eine Botschaft, die Herzen verändert. Diese Botschaft lässt Menschen nicht mehr auf ihren eigenen Gewinn schauen, sondern auf das, was dem anderen guttut.
Das Evangelium wird sichtbar durch unsere Großzügigkeit. Es wird anschaulich. Paulus sagt auch, dass das eure Gemeinde anziehend macht, wenn ihr auf diese Weise gebt. Er spricht zu den Korinthern und erklärt, dass die Menschen, die in Jerusalem die Gaben empfangen, für euch beten und sich in ihren Gebeten nach euch sehnen werden. Nicht, weil ihr so toll seid, sondern weil sie sehen, dass Gottes Gnade bei euch wirkt. Sie sehnen sich nach dem großen Gott, der in eurer Mitte lebt.
Damit haben wir schon einen riesengroßen Gewinn. Wir sind doch schon so reich beschenkt, weit über das hinaus, was wir hier an Essen sehen. Das größte Geschenk, für das in der Gebetsgemeinschaft auch schon Gott gedankt wurde, ist, dass er uns seinen Sohn gibt. Er sieht unsere Not und unsere Schuld, die wir bei ihm haben, und schenkt uns viele Segnungen.
Der natürliche Mensch sagt sich oft: „Die Segnungen nehme ich gern, aber du, Gott, bist mir egal.“ Was wäre, wenn Gott uns diese Segnungen in Rechnung stellen würde? Wir könnten sie nicht bezahlen. Es wäre lächerlich, denn wir sind so hoch verschuldet bei diesem Gott, der es gut mit uns meint.
Doch Gott sagt nicht: „Bezahl das!“, weil er weiß, dass wir es nicht können. Stattdessen sagt er: „Ich bezahle das.“ Er schickt seinen Sohn auf diese Welt, Jesus Christus, der den Himmel verlässt. Wir haben es letzte Woche gesungen, und es ist mir die ganze Woche im Ohr gewesen: Gott wurde arm für uns.
Jesus verlässt den Himmel, den herrlichsten Ort, den man sich vorstellen kann, und wird Mensch wie wir. Er kommt auf diese Erde und lebt ein bescheidenes Leben – im Gehorsam zu Gott und in Dankbarkeit gegenüber seinen Segnungen. Dann lässt Jesus sein Leben am Kreuz, das Kostbarste, was er hat, um allen, die an ihn glauben, diesen Schatz zu schenken – auch die Schätze des Himmels.
Wir sind so reich beschenkt. Glaubst du das? Glaubst du, dass Jesus dir den größten Schatz auf Erden und für alle Ewigkeit gibt?
Paulus sagt: Gott sei Dank für diese unaussprechliche Gabe. Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, wie groß dieser Schatz ist. Man stößt an seine Grenzen, wenn man versucht, zu beschreiben, wie herrlich das ist, was wir bekommen.
Großzügige Christen geben, weil sie von diesem Schatz, von Jesus Christus, tief bewegt sind. Ihr Herz ist bewegt. Das ist der tiefste Grund, warum Christen geben – nicht aus Unwillen oder Zwang, nicht um eine Zehn-Prozent-Regel zu erfüllen, sondern weil das Evangelium ihr Herz bewegt.
Wenn das Evangelium dein Herz bewegt und du dann großzügig bist, und wenn andere dadurch auch bewegt werden durch deine Großzügigkeit, dann gewinnst du doppelt.
Willst du so leben, als jemand, der Jesus wirklich seine Liebe auch mit seinem Besitz zeigt? Dann lass deine Sicht auf Geld und Besitz durch das Evangelium verändern. Das ist wirklich der einzige Weg, wie das geschehen soll. Das Evangelium soll deine Sicht darauf verändern.
Abschluss: Die Herausforderung zur Nachahmung Christi in der Großzügigkeit
Ein schottischer Pastor hielt vor etwa zweihundert Jahren eine Predigt, in der er auch über das Geben sprach. Dabei beschrieb er unter anderem, wie das Evangelium uns großzügig macht. Ich möchte mit seinen Worten schließen. Es ist ein etwas längerer Abschnitt aus seiner Predigt.
Er sagte unter anderem: Nun, liebe Christen, etliche unter euch beten Tag und Nacht darum, in das Bild Christi verwandelt zu werden. Wenn das so ist, müsst ihr wie er werden – ihm geben. Obwohl er reich war, wurde er arm um unseretwillen.
Erster Einwand: Mein Geld gehört mir.
Antwort: Christus hätte auch sagen können: Mein Blut gehört mir, mein Leben gehört mir. Aber was wäre dann aus uns geworden?
Zweiter Einwand: Die Armen sind unseres Mitleids unwürdig.
Antwort: Christus hätte auch sagen können: Die Menschen sind böse Rebellen, sollte ich für solche mein Leben hingeben? Ich werde lieber die guten Engel beschenken. Aber nein, er verließ die neunundneunzig Schafe und ging dem einen Verlorenen hinterher. Er gab sein Blut für die, die es nicht verdienten.
Dritter Einwand: Die Armen könnten es missbrauchen.
Antwort: Christus hätte dasselbe sagen können – und das mit viel größerem Recht. Er wusste, dass Tausende sein Blut unter ihre Füße treten würden, dass die meisten es verachten würden, dass viele es als Vorwand nehmen würden, um nur noch mehr zu sündigen. Und dennoch gab er sein Blut.
O, meine lieben Christen, wenn ihr wie Christus sein wollt, so gebt viel, oft und reichlich – den Niederträchtigen und Armen, den Undankbaren und Unwürdigen. Christus ist herrlich und glücklich, und ihr werdet es auch sein. Denkt an seine Worte: Geben ist seliger als Nehmen.
Ich bete: Vater im Himmel, wir wollen dir von Herzen dafür danken, dass du uns so reich beschenkst – so reich, dass wir mit Paulus sagen müssen, es ist eine unaussprechliche Gabe. Wir merken an der Art, wie wir leben, dass wir es noch nicht in der Tiefe verstanden haben und dass wir auf einem Weg sind.
Vater, ich möchte dich darum bitten, dass wir das Evangelium immer tiefer begreifen und dass es unsere Herzen bewegt. Ich möchte heute besonders für unseren Umgang mit unserem Besitz bitten, Herr, dass wir erkennen, wie wir für deine Sache geben können. Zeige jedem von uns, was diese Botschaft für unseren Umgang mit Besitz bedeutet.
Danke, dass alles von dir kommt – alles Geld, das wir haben, aller Wohlstand – und dass du uns freimachen kannst, ihn zu teilen. Zu deiner Ehre beten wir das, im Namen Jesu, Amen.