Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu diesem Bibelstudientag begrüßen, der unter dem Thema „Die strikte biblische Chronologie im Test der modernen Archäologie“ steht.
Dieser Vortrag baut auf einem früheren Bibelstudientag auf, bei dem ich diese strikte biblische Chronologie vorgestellt habe. Ich habe die Chronologie selbst entwickelt. Dabei bin ich von verschiedenen Vorarbeiten ausgegangen, habe all das Gelungene übernommen und das, was nicht gelungen war, weggelassen.
Schließlich entstand eine Chronologie, bei der alle Zahlen der Bibel, alle Jahreszahlen, so vereinigt sind, dass keine einzige korrigiert werden muss. Das Traurige ist, dass alle üblichen Chronologien, die man in Lexika und Kommentaren findet, so aufgebaut sind, dass gewisse Zahlen als Abschreibfehler deklariert werden.
Das ist nicht befriedigend für jemanden, der weiß, dass die Bibel Gottes Wort ist und dass sie unfehlbar ist. Hier hingegen liegt ein geschlossenes System vor. Diese Chronologie kann man auf meiner Homepage herunterladen: www.rogelivi.ch. Anfragen sind auch per E-Mail möglich unter info@rogelivi.ch, dann erhält man sie.
Bei Edition Nehemiah gibt es zudem CDs mit dem Vortrag dazu.
Einführung in die biblische Chronologie und deren Bedeutung
Heute wollen wir die biblische Chronologie anhand der modernen Archäologie überprüfen.
Im Zentrum der biblischen Chronologie steht die Frage: Wann fand der Auszug aus Ägypten statt? Unsere strikte oder konsequente biblische Chronologie datiert den Auszug auf 1606 vor Christus.
Die sogenannte konservative Position, die von vielen Evangelikalen vertreten wird, geht ebenfalls von der Unfehlbarkeit der Bibel aus. Allerdings nimmt diese Position gewisse Ungenauigkeiten in der Bibel in Kauf. Nach dieser Sichtweise fand der Auszug aus Ägypten im Jahr 1446 vor Christus statt.
Daneben gibt es die liberale Position, die den Auszug viel später ansiedelt, nämlich etwa um 1230 vor Christus.
Liberale Position und Kritik an Israel Finkelstein
Ein Wort zu den Liberalen in ihrem Verhältnis zur Bibel.
Ganz besonders bekannt wurde vor einigen Jahren das Buch von Israel Finkelstein zusammen mit Silbermann: „Keine Posaunen vor Jericho“. Finkelstein wird in den Medien oft als der Vertreter der biblischen Archäologie zitiert. Allerdings ist er in Israel selbst unter den Archäologen ein Extremist, das muss man wissen.
Für ihn ist ganz klar, dass alles, was die Bibel über Jericho, die Posaunen und das Fallen der Mauern berichtet, ein Märchen ist. Sogar noch viel mehr: Auch die Geschichte von Israel in Ägypten, der Auszug und die Landnahme unter Joshua seien später erfundene Legenden. Es gäbe keine archäologischen Spuren von Israel in Ägypten.
Weiter wird betont, dass um 1232 vor Christus Jericho gar keine Stadt war und es keine Mauer gab. So wird klar gemacht, dass die Bibel vollkommen falsch ist und die Geschichte mit dem Mauerfall nur erfunden sei.
Für Finkelstein und viele andere ist die Bibel ein Buch voller Legenden, Mythen und Märchen, aber archäologisch nicht wirklich zuverlässig.
Widerlegung der liberalen Datierung
Nun, Finkelstein lässt sich ganz einfach widerlegen. Man muss ihn nicht einmal studiert haben.
Die Datierung auf 1230 v. Chr. steht grundsätzlich im Widerspruch zu den biblischen Jahreszahlen und zur Archäologie. Die Bibel behauptet nicht, dass der Auszug aus Ägypten um 1230 v. Chr. stattgefunden hat und dann 40 Jahre später der Mauerfall von Jericho.
Tatsächlich hatte Jericho zu dieser Zeit überhaupt keine Mauer, das stimmt. Aber der Auszug war viel früher, zu einer Zeit, als Jericho noch eine Mauer hatte. Außerdem gibt es Spuren von Israel in Ägypten aus jener Zeit.
Das wäre ungefähr so, als würde jemand ein Buch über Luther und die Reformation schreiben und später behaupten: Das ist alles ein Märchen. Im 19. Jahrhundert habe es gar keinen Luther und keine Reformation gegeben, es gebe keine Spuren aus dem 19. Jahrhundert.
Natürlich gibt es keine Spuren aus dem 19. Jahrhundert, denn Luther lebte im 16. Jahrhundert. Aber genau so argumentieren diese Leute.
Das ist schlicht unbrauchbar.
Vergleich der strikten Chronologie mit der konservativen Position
Aber jetzt wollen wir die Distrikte und die Chronologie mit der konservativen Chronologie vergleichen. Die Schlüsselstelle in der ganzen Debatte ist 1. Könige 6,1.
Es geht um König Salomo, der im vierten Jahr seiner Regierung begann, den Tempel in Jerusalem zu bauen. Dort steht: „Und es geschah im vierhundertachtzigsten Jahr nach dem Auszug der Kinder Israel aus dem Land Ägypten, im vierten Jahr der Regierung Salomos über Israel, im Monat Sif, das ist der zweite Monat, da baute er dem Herrn das Haus.“
In der konservativen Position hat man bereits ein Datum für die Regierungszeit Salomos festgelegt. Von diesem Datum aus rechnet man aufgrund dieser Stelle 480 Jahre zurück und kommt auf 46 vor Christus.
Aber es gibt ein Problem, wenn man 1. Könige 6 mit Apostelgeschichte 13 vergleicht.
Analyse der Zeiträume in Apostelgeschichte 13 und 1. Könige 6
Da haben wir eine Rede von Paulus in der Synagoge in Antiochia. Er sagt in Vers 17: „Der Gott dieses Volkes Israel wählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdlingschaft im Land Ägypten. Mit erhobenem Arm führte er sie von dort heraus. Für eine Zeit von vierzig Jahren pflegte er sie in der Wüste. Nachdem er sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben. Danach, für eine Zeit von vierhundertfünfzig Jahren, gab er ihnen Richter bis auf Samuel, den Propheten. Von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, für vierzig Jahre. Nachdem er ihn weggetan hatte, erweckte er ihnen David zum König, welchem er auch Zeugnis gab und sprach: ‚Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird.‘“
Nun, nach dieser Stelle sehen wir, dass zwischen dem Auszug aus Ägypten und dem vierten Jahr von Salomo mehr als vierhundertachtzig Jahre liegen. Allein schon die vierzig Jahre Wüstenwanderung. Dann wurde das Land erobert, was, wie man aus verschiedenen Stellen zeigen kann, sechs Jahre dauerte. Vom Tod Josuas, nachdem das Land erobert war, bis zum ersten Richter vergingen nochmals vierzehn Jahre.
Das wird hier nicht in Zahlen erwähnt, sondern es heißt einfach: „Nachdem er sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte – das war während sechs Jahren – ließ er sie deren Land erben. Und nach diesem, das war nämlich vierzehn Jahre später, begann die Richterzeit mit Othniel. Und nach diesem, während vierhundertfünfzig Jahren, gab er ihnen Richter bis auf Samuel, den Propheten.“
Jetzt sehen wir: vierhundertfünfzig Jahre Richterzeit, vierzig Jahre in der Wüste – das ergibt schon vierhundertneunzig Jahre. Dann vierzig Jahre Saul – das ergibt insgesamt 530 Jahre. Aber wir dürfen nicht vergessen: Auch David regierte vor Salomo noch vierzig Jahre. Da kommen wir auf noch mehr Jahre.
Also, irgendwie ist da ein Problem vorhanden. Jetzt werden wir sehen, dass in der strikten Chronologie alle Zahlen zusammengebracht werden. In der konservativen Chronologie bringt man das jedoch nicht zusammen.
Mehrheitstext und Minderheitstext im Neuen Testament
Ich habe vorhin aus dem Mehrheitstext gelesen. Heute besitzen wir 5.760 griechische Handschriften des Neuen Testaments. Die große Mehrheit von etwa 90 Prozent zeichnet sich durch eine unglaubliche Übereinstimmung und Einheit aus. Darum können wir davon ausgehen, dass der Mehrheitstext dem ursprünglichen Text entspricht.
Heute vertreten viele moderne Gelehrte jedoch eine andere Ansicht. Sie sagen: Nein, der Nestle-Aland-Text ist zwar ein Minderheitstext, aber der allerbeste Text. Er basiert auf den ältesten Handschriften, die in Ägypten gefunden wurden. Nun schauen wir uns einmal an, was im Minderheitstext steht.
In Apostelgeschichte 13,17 heißt es: „Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdlingschaft im Lande Ägypten. Mit erhobenem Arm führte er sie von dannen heraus und pflegte sie eine Zeit lang von vierzig Jahren in der Wüste. Nachdem er sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben für 450 Jahre. Danach gab er ihnen Richter bis auf Samuel, den Propheten. Von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, vierzig Jahre lang usw.“
Auch aufgrund des Minderheitstextes wären es demnach mehr als 480 Jahre, nicht wahr? Vom Auszug aus Ägypten bis zum vierten Jahr Salomos. Denn vierzig Jahre, 450 Jahre und nochmals vierzig Jahre ergeben allein schon mehr als 480 Jahre.
Aber man merkt, der Text ist hier vollkommen falsch. Er sagt, die Israeliten hätten das Land Kanaan erobert, dann seien 450 Jahre vergangen, und danach sei die Richterzeit gekommen. Das Traurige ist, dass sich heute alle neuen Übersetzungen auf den Minderheitstext berufen. Dabei sieht man hier, dass dieser Text historisch völlig falsch ist.
Es war nicht so, dass das Land dann für 450 Jahre geerbt wurde und danach die Richterzeit begann. Das macht klar, dass der Nestle-Aland-Text an dieser Stelle auf eine spätere Textfälschung durch Abschreiber zurückgeht. Die Mehrheit der Handschriften ist hier völlig eindeutig.
Lösung des Problems der Zeitspannen
Nun bleibt die Frage: Wie bringen wir Apostelgeschichte 13 und 1. Könige 6 zusammen? Ich muss noch einige Zahlen ergänzen.
Die Stelle in Apostelgeschichte 13,18-20, die wir gelesen haben, ist dabei sehr wichtig. Ebenso die Jahreszahlen in 4. Mose 9 und in Josua 14. Diese Zahlen zusammen helfen uns, einen Überblick zu bekommen.
Es gab eine vierzigjährige Wüstenwanderung. Danach folgten sechs Jahre von der Eroberung Jerichos bis zum Tod Josuas. Vom Tod Josuas bis zum ersten Richter vergingen vierzehn Jahre. Die Richterzeit dauerte dann vierhundertfünfzig Jahre.
Mit diesen Angaben können wir berechnen, wann Saul an die Herrschaft kam. Von 1606 ziehen wir die vierzig Jahre der Wüstenwanderung ab, dann die sechs Jahre der Eroberung, anschließend die vierzehn Jahre vom Tod Josuas bis zum ersten Richter und schließlich die vierhundertfünfzig Jahre der Richterzeit bis zu Samuel.
Das ergibt 1096. Somit wurde König Saul etwa im Jahr 1096 Herrscher in Israel.
Detaillierte Aufschlüsselung der Richterzeit
Jetzt muss ich noch etwas über die vierhundertfünfzig Jahre der Richterzeit erklären. Die Zahlen sind genau angegeben im Buch der Richter und im darauffolgenden ersten Buch Samuel.
Nach dem Tod Josuas kam Israel, weil sie vom wahren Gott abgefallen waren, unter die Fremdherrschaft von Kuschan Rischataim aus Mesopotamien (Richter 3,8). Die Bibel sagt, diese Fremdherrschaft dauerte acht Jahre.
Danach folgte eine Ruhezeit durch das Eingreifen des ersten Richters Othniel, die vierzig Jahre währte. Danach kam Israel unter die Fremdherrschaft von Eglon, dem König von Moab, für achtzehn Jahre. Doch durch Gottes Eingreifen gab es anschließend wieder eine Ruhezeit von achtzig Jahren.
Dann kam Jabin, der König von Kanaan, während der Zeit der Richterin Deborah. Er bedrückte Israel zwanzig Jahre lang. Doch durch das Wirken von Barak und Deborah folgte eine Ruhezeit von vierzig Jahren.
Später unterdrückten Midian und Amalek Israel sieben Jahre lang, doch danach gab es erneut vierzig Jahre Ruhe.
Dann folgte die Gewaltherrschaft von Abimelech, der die Herrschaft an sich gerissen hatte und Israel dadurch drei Jahre lang in große Not brachte.
Anschließend gab es die Richterzeit von Tola, die 23 Jahre dauerte, und die Richterzeit von Jair, die 22 Jahre währte. Danach kam wieder eine Bedrückungszeit durch Ammon für 18 Jahre.
Es folgten die Richterzeiten von Jephtha mit sechs Jahren, Ibzan mit sieben Jahren, Elon mit zehn Jahren und Abdon mit acht Jahren. Danach kam erneut eine Unterdrückungszeit durch die Philister von vierzig Jahren.
Während dieser vierzig Jahre wirkte der Richter Simson, der Israel jedoch nicht vollständig befreite, sondern nur Erleichterung brachte.
Danach kam laut 1. Samuel 4,18 die Richterzeit von Eli, die vierzig Jahre dauerte, und anschließend die Richterzeit von Samuel mit zwanzig Jahren.
Wenn man all diese Zeiten zusammenzählt, ergibt sich genau die Zahl von vierhundertfünfzig Jahren – nicht vierhundertneunundvierzig, auch nicht vierhunderteinundfünfzig, sondern exakt vierhundertfünfzig Jahre.
Jetzt wissen wir, woher der Apostel Paulus diese Zahl hatte, als er sagte, dass Gott ihnen Richter bis auf Samuel während 450 Jahren gab. Er hat diese Zahlen in der Bibel zusammengezählt.
Diskussion über parallele Richterzeit
Jetzt gibt es allerdings solche, die die konservative Position vertreten. Sie sagen, man darf die Zahlen im Buch der Richter nicht einfach zusammenzählen. Stattdessen müsse man davon ausgehen, dass die Zeit kürzer war.
Man nimmt an, dass verschiedene Richter gleichzeitig an unterschiedlichen Orten im Land wirkten. Das ist kein abwegiger Gedanke, sondern durchaus denkbar. Denn die Richter hatten vermutlich nur eine lokale Wirkung. Dadurch will man die Zeit verkürzen.
Wenn man jedoch alle Zeitspannen hintereinander addiert, kommt man auf genau 450 Jahre. Der Apostel Paulus sagt im Neuen Testament, dass es 450 Jahre waren. Dagegen können wir natürlich nicht argumentieren und behaupten, man müsse die Zeiträume parallel sehen.
Weitere Beobachtungen zur Richterzeit
Aber was noch auffällt: Ich habe hier die ganze Zeit von Gewaltherrschaft gesprochen, inklusive der drei Jahre von Abimelech. Zusammengezählt gab es 114 Jahre Gewaltherrschaft, in denen Gott als Zuchtmeister über sein Volk wirkte, das untreu geworden war.
Wenn man jedoch die Ruhezeiten und die Richterzeiten zusammenzählt, kommt man auf insgesamt 336 Jahre. Addiert man diese 336 Jahre zu den 114 Jahren der Gewaltherrschaft, ergibt das 450 Jahre. So erhalten wir wieder eine Kontrolle über die Zeitangaben.
Wie wir bereits gesehen haben, herrschte Saul 40 Jahre, wie in Apostelgeschichte 13,21 bezeugt wird. Auch David regierte 40 Jahre, was in 1. Könige 2,11 bestätigt wird. Ebenso herrschte Salomo 40 Jahre, wie in 2. Chronik 9,30 steht.
Nun können wir vom Beginn des Königtums ausgehend rechnen: 1096 minus 40, minus 40, minus 40. So erhalten wir die Zahl 976. In diesem Jahr starb Salomo, und es kam zur Spaltung des zwölfstämmigen Volkes Israel in die zehn Stämme im Norden und die Stämme im Süden.
Erklärung des Unterschieds in den Jahreszahlen
Nach dieser strikten Rechnung kommen wir nun zum vierten Jahr von Salomo, das war im Jahr 1012 v. Chr.
Doch nun könnte jemand einwenden und sagen: In 1. Könige 6,1 steht doch ganz klar, dass es im 480. Jahr nach dem Auszug der Kinder Israel geschah. Das entspricht nicht der strikten Chronologie, die 594 Jahre angibt.
Vielleicht fällt uns jetzt etwas auf: Was ist der Unterschied zwischen 480 und 594? Es sind genau 114 Jahre. Kommt uns die Zahl 114 irgendwie bekannt vor?
Diese 114 Jahre entsprechen der Zeit der Fremdherrschaft und Gewaltherrschaft über Israel als Folge ihrer Sünde. Diese Zeit war eigentlich ein Umweg und nicht nach Gottes Plan. Gott hätte Israel direkt auf dem vorgesehenen Weg führen wollen. Doch aufgrund ihrer Untreue mussten sie diese Zeit der Zucht durchlaufen.
Wenn man diese 114 Jahre wegzählt, bleiben genau 480 Jahre übrig. Das bedeutet, der inspirierte Schreiber des ersten Buches Könige zählt die Zeit der Gewaltherrschaft nicht mit, sondern nur die Jahre, die nach Gottes Plan verliefen.
Gott zählt die verlorenen Jahre Israels an dieser Stelle also nicht mit.
Praktische Lehren aus verlorenen Jahren
Was können wir daraus lernen? Dass man Jahre im Leben verlieren kann – Tage, Monate und Jahre. Und das ist traurig.
Auch wir als Gläubige, wenn wir den Weg gehen und uns vom Herrn entfernen, eigene Wege gehen, wird Gott in seiner Vaterliebe Zucht über uns bringen, um uns wieder zurückzuführen.
Wenn wir zurückkommen, müssen wir schließlich über die verlorenen Zeiten in unserem Leben weinen – über verlorene Jahre, die nie mehr zurückkommen. Diese Jahre sind auch im Hinblick auf den Lohn verloren, der den Überwindern winkt, die dem Herrn nachgefolgt sind. Dieser Lohn ist ein ewiger Lohn.
So können wir also unerhört viel Praktisches aus diesen Zahlenangaben lernen: Wir müssen darauf achten, uns nicht vom Herrn zu entfernen und eigene Wege zu gehen, über die wir im Rückblick Tränen vergießen müssen, weil es einfach verlorene Zeit in unserem Leben war.
Das Buch der Richter als Buch der Gnade
Aber natürlich. Das Buch „Der Richter“ ist ja so schön. Man sieht, dass Israel zwar siebenmal abfällt. Doch jedes Mal, wenn sie zur Besinnung kommen und zu Gott schreien, greift Gott durch einen Richter ein.
So ist das Buch der Richter nicht nur ein Buch über Abfall und Versagen, sondern auch ein Buch der Gnade Gottes. Es zeigt uns, dass es einen Weg zurück gibt. Es gibt Wiederherstellung und Vergebung, auf die wir uns stützen dürfen.
Allerdings gibt es keine billige Gnade. Es gibt die verlorenen Jahre.
Vergleich mit der konservativen Chronologie und archäologische Verankerung
Aber jetzt gibt es noch ein Problem in der konservativen Position, die den Auszug aus Ägypten auf 1446 v. Chr. datiert. Dort sagt man, dass das vierte Jahr Salomos nicht 1012 v. Chr. war, wie es in der strikten Chronologie angenommen wird, sondern 966 v. Chr.
Man rechnet also folgendermaßen: 1446 minus 480 ergibt 966.
Archäologische Befunde in Jerusalem als Fixpunkt
Nun wollen wir nach Jerusalem gehen und dort eine Grundlage finden, um die Jahreszahlen in der Geschichte festzulegen. Das hilft uns, zu entscheiden, welche Zahl richtig ist.
In Jerusalem sehen wir die Überreste der Zerstörung aus den Schichten von 586 v. Chr. Diese Zeit entspricht dem Ereignis, als Nebukadnezar mit seiner babylonischen Armee Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht hat. Dabei wurden Jerusalem und auch der Salomonische Tempel verbrannt.
In diesem Gebäude, dem sogenannten Haus der Bullen, wurde eine 70 Zentimeter dicke Ascheschicht gefunden. Sie ist ein Zeugnis dieser Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar.
Bei der Jahreszahl 586 v. Chr. sind sich alle einig. Es gibt keine unterschiedlichen Schulen, und diese Zahl lässt sich gut etablieren.
In 2. Könige 25,8 steht: „Und im fünften Monat, am siebten Tag des Monats, das war im neunzehnten Jahr des Königs Nebukadnezar, des Königs von Babel, kam Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, der Knecht des Königs von Babel, nach Jerusalem.“
Diese Zerstörung Jerusalems, die dort beschrieben wird, fand also im neunzehnten Jahr Nebukadnezars statt.
Astronomische Daten zur Bestätigung der Datierung
Es gibt mehrere Keilschriftüberlieferungen, die sogenannte Adad-Happe in Schrift enthalten. Früher wurde sie Adad-Guppi genannt, was dasselbe ist wie Adad-Happe in Schrift. Dazu gehört auch die Tafel Vat 49,56, eine ganz interessante Inschrift auf einer Keilschrifttafel, sowie der Nabonid-Zylinder Nummer 18.
Auf diesen Inschriften finden sich mehr als dreißig astronomische Daten über den Mond und fünf Planeten aus der Zeit der Epoche von Nebukadnezar, davor und auch über die Zerstörung Jerusalems hinaus. Zum Beispiel gibt es genaue Angaben zu Mondfinsternissen.
Diese Daten lassen sich zurückrechnen und sind ganz eindeutig. Sie werden nicht nur durch ein einzelnes Phänomen abgesichert, sondern durch mehr als dreißig astronomische Beobachtungen. Mit Hilfe von Computern kann man diese Beobachtungen nachvollziehen.
So lässt sich klar errechnen, dass das neunzehnte Jahr Nebukadnezars auf 586 vor Christus fällt. Dies ist ein idealer Verbindungspunkt zwischen außerbiblischer und biblischer Geschichte. Von diesem Zeitpunkt aus können wir alle weiteren Daten zurückrechnen.
Dauer des Königtums nach Salomo
Das Königtum in Israel und Juda dauerte ab der Spaltung, also ab dem Tod Salomos, 390 Jahre. Wenn man die Zahlen aus den Büchern der Chronik und der Könige zusammenrechnet, kommt man auf diese 390 Jahre.
Ich habe eine Excel-Tabelle erstellt, in der jedes Jahr von 976, 975, 974 bis 586 übersichtlich aufgelistet ist. Dort sind alle biblischen Zahlen enthalten, sodass man diese 390 Jahre auch optisch und grafisch genau nachvollziehen kann.
Allerdings ergibt sich bei der konservativen Position eine andere Zahl, nämlich etwas weniger als 390 Jahre. Warum das so ist, muss ich noch erklären.
Edwin Thieles Lösung des Problems der widersprüchlichen Jahreszahlen
Lange Zeit gab es im Studium der Bibel ein großes Problem. Wenn man die Zahlen in den Chroniken und in den Königen über die Zeit der Könige nach Salomo bis zur Zerstörung Jerusalams in Listen aufführt, stellte man fest, dass sich die Zahlen überhaupt nicht zusammenbringen lassen. Sie widersprechen sich an allen Ecken und Enden.
Dieses Problem war bereits vor über zweitausend Jahren bekannt. Allerdings würde ich „Problem“ hier in Anführungs- und Schlusszeichen setzen. Niemand fand eine Lösung, bis schließlich Edwin Thiele herausfand, was unabhängig von ihm schon vermutet worden war: Vielleicht hatten die Könige im Norden eine andere Zählweise als die im Süden. Diese Zählweisen sind uns jedoch nicht genau bekannt. Deshalb lassen sich die Zahlen nicht miteinander in Einklang bringen.
Edwin Thiele konnte das nachweisen: Ja, es ist so. Im Nahen Osten gab es nämlich grundsätzlich zwei Arten, wie man die Regierungsjahre zählte.
Die erste Zählweise war die sogenannte Thronbesteigungszählung. Ein König kam auf den Thron, und das Jahr, in dem er die Herrschaft antrat, wurde als Thronbesteigungsjahr gezählt. Erst das folgende Jahr war dann das Jahr I, danach II, III und so weiter.
Die zweite Zählweise zählte das Jahr der Thronbesteigung bereits als Jahr eins. Das nächste Jahr war dann Jahr zwei und so weiter.
Dabei ist klar, dass das erste Jahr nur ein angebrochenes Jahr war und kein vollständiges. Denn normalerweise regierte noch der Vater bis zu seinem Tod im gleichen Jahr weiter. Deshalb muss man bei dieser Zählweise vorsichtig sein und die Zahlen nicht einfach zusammenzählen. Andernfalls zählt man zwei Jahre, wo eigentlich nur eines war. Das letzte Jahr des Vaters, zum Beispiel das dreißigste Jahr, wäre nämlich dasselbe Jahr, das als erstes Jahr des Sohnes gezählt wird.
Thiele wandte diese Erkenntnisse auf die Zahlen in der Bibel an. Tatsächlich löste sich ein Problem nach dem anderen wie eine Seifenblase auf. Die Zahlen lassen sich zusammenbringen, und es funktioniert. Allerdings brachte er nicht alle Zahlen vollständig zusammen.
Thiele ging trotzdem davon aus, dass es nur ganz wenige Fehler in der Bibel gibt. Zwar nicht so viele, wie man früher annahm, aber ganz wenige sind eben auch nicht ganz genau.
Ein weiteres Problem hatte Thiele mit der assyrischen Königsliste. Die Assyrer überlieferten eine sehr detaillierte Chronologie aus dieser Zeit, und man nahm lange an, diese Liste sei absolut verlässlich. Heute wissen wir, dass es mehrere Ausgaben gibt und dass diese Listen Widersprüche enthalten. Man kann sich also nicht einfach an der assyrischen Königsliste orientieren.
Thiele war jedoch der Meinung, diese Liste sei fix und wollte die biblischen Zahlen an der assyrischen Chronologie ausrichten. Dabei stellte er fest, dass das nicht aufging und dass weniger Jahre benötigt werden.
Was machte er? Er nahm an, dass nicht alle Könige nacheinander regierten, sondern teilweise auch parallel. Das gibt es tatsächlich, und die Bibel gibt an solchen Stellen klare Hinweise darauf.
Thiele nahm jedoch auch an, dass Könige parallel regierten, wo die Bibel das nicht sagt, nur um die Zahlen mit der assyrischen Liste in Einklang zu bringen. Das war ein Fehler.
Deshalb kam er auf eine andere Zahl. Wenn wir jedoch von den 390 Jahren ausgehen, die auch in Hesekiel 4,4-5 erwähnt werden, dann ist es ganz einfach: Von 580 bis 586 müssen wir diese 390 Jahre dazuzählen. Dann erhalten wir 976 Jahre für die Zeit der Spaltung, also vom Todesjahr Salomos bis zur Teilung in Nord- und Südreich.
Bedeutung der Zahl 390 in Hesekiel
Interessant ist, wenn man in Bibelkommentaren über Hesekiel nachschaut, was eigentlich die Zahl 390 bedeutet, die in Hesekiel 4 bis 5 erwähnt wird. Viele Leute wissen es nicht, und es gibt wilde Spekulationen darüber, was man mit dieser Zahl anfangen kann.
Dabei ist die Bedeutung ganz einfach: Es handelt sich um die Zahl der Jahre Israels von der Spaltung unter Salomo, als die zwölf Stämme getrennt wurden, bis zur Zerstörung Jerusalems. Diese 390 Jahre sind genau das, was dort gemeint ist.
Zusätzlich wird von 40 Jahren Juda gesprochen. Diese 40 Jahre beziehen sich auf den Zeitraum vom Jahr 30 nach Christus bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 nach Christus. Im Jahr 30 wurde nämlich der erste Mordkomplott gegen den Herrn Jesus unternommen (Markus 3). Von diesem Zeitpunkt an vergingen genau 40 Jahre bis zum Untergang Jerusalems.
Die 390 Jahre für Israel in Hesekiel 4 sind also die Jahre Israels bis zum Untergang Jerusalems, als die Hauptstadt bei Nebukadnezar fiel. Die 40 Jahre für Juda beschreiben die Zeitspanne vom ersten Mordkomplott gegen den Messias bis zum Untergang Jerusalems.
So ergibt sich eine schöne und klare Deutung.
Überblick über die Könige der zehn und zwei Stämme
Hier sieht man die zehn Stämme, das heißt die Könige der zehn Stämme. Die Aufzählung beginnt nach dem Tod Salomos mit Jerobeam dem Ersten und führt weiter bis zum König Hosea, der im Jahr 722 die Zerstörung Samarias erlebte. Danach folgte die Wegführung nach Assyrien.
Diese Ereignisse geschahen allesamt wegen des Götzendienstes.
Hier sehen wir die Könige im Südreich. Rehabiam, Salomos Sohn, bestieg den Thron im Jahr 976. Die Könige, die in Grün dargestellt sind, erlebten ein Aufleben und eine Rückkehr zur Bibel. Das waren jedoch nur wenige; die meisten waren gottlos.
Im Zehnstämmereich gab es keine Ausnahme: Alle Könige waren gottlos.
Archäologische Belege für die Landnahme und Eroberung Jerichos
Nun haben wir genügend Vorarbeit geleistet, um den Mauerfall von Jericho genauer zu betrachten. Nach der korrekten biblischen Chronologie war der Auszug 1606 v. Chr., und das Ereignis des Mauerfalls fand 1566 v. Chr. statt.
Hier sehen wir den Tel Jericho, also den Schutthügel der alten, alttestamentlichen Stadt Jericho. Man erkennt die mächtigen Mauern aus der mittleren Bronzezeit 2b, die nach außen heruntergefallen sind, als die Stadt erobert wurde. Die Stadt wurde verbrannt, und es wurden massive Brandspuren entdeckt. Außerdem hat man bei den Ausgrabungen in ganz Israel nirgends so viel Korn gefunden wie in Jericho.
Das zeigt, dass die Eroberer zwar die Stadt einnahmen, aber eigenartigerweise fielen die Mauern nicht nach innen, wie es bei einer Eroberung normalerweise der Fall ist, sondern nach außen. Das muss so sein, denn in Josua 6 sagt Gott, dass die Mauern herabfallen werden, sodass jeder vor sich hin die Rampe hinaufsteigen kann. Genau so findet man die Mauern in Jericho: als Einstiegsrampen zur Eroberung der Stadt.
Josua erklärte in Josua 6 außerdem, dass niemand etwas von Jericho in Besitz nehmen darf. Alles muss verbannt werden. Das wird deutlich, denn man hat nicht einmal Korn mitgenommen – alles wurde verbrannt.
Kathleen Kenyon und die Datierung der Zerstörung Jerichos
Interessant ist nun Folgendes: Kathleen Kenyon, diese berühmte Archäologin des zwanzigsten Jahrhunderts, lebte von 1906 bis 1978. Sie hat besonders viel in Jericho ausgegraben und sich dort sehr verdient gemacht.
Aufgrund der Keramik, also der Scherben, die man in den verschiedenen Schichten gefunden hat, setzte sie die Zerstörung Jerichos auf etwa 1550 vor Christus an. Die Scherben sind deshalb so nützlich, weil die Menschen auch in der Antike modisch waren – nicht erst heute.
Es ist uns klar, dass ein junges Paar heute nicht dasselbe Geschirr benutzt wie deren Mütter oder Großmütter. Das Geschirr ändert sich ständig von Generation zu Generation, und das war schon immer so. Aufgrund dessen kann man beim Ausgraben die Schichten analysieren. Man erkennt: In dieser Schicht gab es diese Mode. Die dritte Schicht an einem Ort entspricht modisch genau der fünften Schicht an einem anderen Ort. So kann man wissen, dass diese dritte Schicht hier und die fünfte dort aus derselben Epoche stammen.
Auf diese Weise konnte man anhand der Scherben eine relative Chronologie aufbauen. Aufgrund dessen kam Kathleen Kenyon auf das Jahr 1550 vor Christus.
Nun zur neuesten Datierung dieser verbrannten Körner: Das ist ein großer Vorteil, denn diese können mit der C-14-Methode datiert werden. Steine hingegen kann man nicht mit C-14 datieren, das funktioniert nicht. Mauersteine lassen sich mit keiner Methode wie C-14 datieren, sodass man hier völlig im Ungewissen bleibt.
Wenn man jedoch biologisches Material hat, das verbrannt ist, kann man es mit C-14 datieren. Die Berechnung ergab circa 1560 bis 1550 vor Christus. Somit bestätigt diese Datierung genau die Zahlen, die wir konsequent mithilfe der Bibel errechnet haben.
Probleme und Grenzen der C14-Datierung
Man könnte sagen: Ja, aber die C-14-Methode ist doch ein Problem. Übrigens muss man die C-14-Methode von all den anderen Methoden unterscheiden, mit denen man Millionen und Milliarden von Jahren berechnen will. Das ist nicht dasselbe. Ich habe das Thema der Millionen und Milliarden Jahre bereits in einem früheren Vortrag über das Alter der Erde erklärt.
Bei der C-14-Methode ist es so, dass sie in der heutigen Zeit funktioniert. Das Problem entsteht jedoch, wenn man in die Vergangenheit zurückgeht. Dann muss man davon ausgehen, dass das Verhältnis von radioaktivem Kohlenstoff in der Luft zu normalem Kohlenstoff (C-12) früher genauso war wie heute. Das kann natürlich niemand beweisen.
Außerdem wissen wir aufgrund der Bibel, dass während der Sintflut die Quellen der Tiefe aufgebrochen sind. Es gab einen unvorstellbaren Vulkanismus, und bei Vulkanen wird CO2 in enormen Mengen freigesetzt – weit mehr als der Mensch jemals abgeben könnte. Dadurch war nach der Sintflut das Verhältnis von normalem Kohlenstoff zu radioaktivem Kohlenstoff ganz anders. Wenn man Menschen aus dieser Zeit datiert, hat man den Eindruck, sie seien uralt, weil man im Verhältnis nur sehr wenig radioaktiven Kohlenstoff findet.
Dieses Verhältnis hat sich später wieder eingependelt. Offensichtlich funktioniert die C-14-Methode ab etwa dem Auszug aus Ägypten, spätestens ab dieser Zeit. Ich sage nicht: Seht her, die Bibel hat Recht, weil die C-14-Methode sie bestätigt. Vielmehr würde ich es umgekehrt sehen: Die C-14-Methode können wir in diesem Fall mit der Bibel bestätigen, sodass dieses Ergebnis richtig war.
Natürlich gibt es auch noch andere Fehlerquellen. Es ist schon vorgekommen, dass man Dinge datiert hat, von denen man genau wusste, dass sie aus einer bestimmten Zeit stammen – und es hat überhaupt nicht funktioniert. Hier jedoch hat es offensichtlich funktioniert und passt auch zusammen mit der Chronologie und den Scherben.
Brian Wood und die konservative Position zur Datierung
Brian Wood, ein Archäologe, der eine konservative Position vertritt, versuchte, mit den Scherben die Datierung auf 1446 v. Chr. zu stützen. Er wollte damit zeigen, dass dieses Datum möglich sei. Allerdings stieß seine Ansicht nicht auf allgemeine Zustimmung.
Üblicherweise wird in der Archäologie eine Datierung von etwa 1560 bis 1550 v. Chr. vertreten. Diese Zeitspanne entspricht genau der konsequenten und strikten Chronologie, die allgemein anerkannt ist.
Auf dem Bild sieht man Teile der Mauern, die zur Zeit von Jericho gefallen sind. Es sind nur noch kleine Mauerreste erhalten. Die Ziegelmauer, die oben auf den Mauern lag, ist vollständig nach vorne heruntergefallen.
Weitere Eroberungen und archäologische Befunde in Hazor
Ja, aber das war nicht die einzige Stadt, die Josua erobert hatte. Die Kinder Israel haben in diesen sechs Jahren noch mehr Städte erobert. Eine zweite, ganz besonders wichtige Stadt war Hazor.
In Josua 11,10 heißt es: „Und Josua kehrte in selbiger Zeit zurück und nahm Hazor ein, und seinen König erschlug er mit dem Schwert.“ Das war der König Jabin, wie Josua 10 uns berichtet. Denn Hazor war zuvor die Hauptstadt aller dieser Königreiche.
Ich war da in Galiläa, im Norden Israels. Dort hatten die Kanaaniter viele Königreiche. Das Oberkönigreich über die kanaanitischen Königreiche war Hazor. Josua schlug alle Seelen, die darin waren, mit der Schärfe des Schwertes und verjagte sie. Nichts blieb übrig, was Odem hatte. Hazor verbrannte er mit Feuer.
Eine ganz wichtige Bemerkung folgt in Vers 12: „Und alle Städte dieser Könige samt allen ihren Königen nahm Josua ein und schlug sie mit der Schärfe des Schwertes und verjagte sie, so wie Mose, der Knecht des Herrn, geboten hatte.“ Nur all die Städte, die auf ihren Hügeln – auf ihren Tels – standen, verbrannte Israel nicht. Ausgenommen Hazor allein, das verbrannte Josua.
Wir sehen hier, dass Hazor verbrannt wurde. Das war jedoch nicht die Regel, dass die Israeliten die Städte verbrannten. Bei Jericho war das so, bei Hazor ebenfalls. Deshalb ist es wichtig: Als Archäologe muss man nicht in dieser Zeit nach Städten suchen, die verbrannt sind, um den Beweis zu haben, dass Josua sie erobert hatte. Die Städte dürfen eben nicht verbrannt sein.
Wenn eine Stadt nur erobert wird und dann der Besitzer wechselt, sieht man das in der Archäologie natürlich weniger deutlich an den Spuren als bei einer verbrannten Stadt. Bei einer verbrannten Stadt erkennt man wirklich einen deutlichen Einschnitt.
Archäologischer Befund des mittelkananäischen Palastes in Hazor
Hier sehen wir den in unserer Zeit ausgegrabenen mittelkananäischen Palast in Hazor. Dieser Palast wird in der Archäologie und auch in den Flyern, die man von der israelischen Antikenbehörde erhält, wenn man Hazor besucht, auf das 18. bis 16. Jahrhundert vor Christus datiert. Er wurde dann durch ein Feuer vernichtet.
Das 16. Jahrhundert? Ja, natürlich – das ist die Zeit von Joshua! Um 1566 bis 1560 wurde die Eroberung durchgeführt. Somit haben wir hier den Palast von Jabin aus Joshua 10 vor uns.
Die Bibel berichtet jedoch, dass die Israeliten Hazor danach nicht besiedelten. Wenn wir im Buch der Richter weiterlesen, sehen wir, dass die Kanaaniter die Stadt wieder aufgebaut hatten. In der Richterzeit, in Richter 4,1, lesen wir: „Und die Kinder Israel taten wiederum, was böse war in den Augen des Herrn, und Ehud war gestorben. Da verkaufte sie der Herr in die Hand Jabins, des Königs der Kanaaniter, der zu Hazor regierte. Sein Heeroberster war Sisera, und er wohnte zu Haroschet-Goyim.“
Wir sehen also, dass der Name Jabin mehr als einmal in Hazor vorkommt. So wie es in England mehrere Könige namens George gab, gab es in Hazor mehr als einen Jabin.
Die Kinder Israel schrien zum Herrn, denn Jabin hatte 900 eiserne Wagen und bedrückte die Kinder Israel zwanzig Jahre lang mit Gewalt. Deborah, eine Prophetin und Frau Lapidotz, richtete Israel in dieser Zeit. Sie wohnte unter der Deborah-Palme zwischen Rama und Bethel auf dem Gebirge Ephraim, und die Kinder Israel gingen zu ihr hinauf, um Gericht zu halten.
In Richter 4,23 heißt es: „So beugte Gott am selben Tag Jabin, den König von Kanaan, vor den Kindern Israel, und die Hand der Kinder Israel wurde immer stärker über Jabin, den König von Kanaan, bis sie ihn schließlich ausrotteten.“
Wir sehen also, dass Jabin nicht plötzlich beseitigt wurde, sondern dass es ein Prozess war: Israel wurde immer stärker, bis sie schließlich den König vernichten konnten.
Datierung des Todes Jabins und spätere Zerstörung
Der Tod Jabins wird nach der Chronologie auf etwa 1380 v. Chr. datiert. Doch der Druck auf Hazor hielt weiter an. Im 13. Jahrhundert wurde der Palast durch einen verheerenden Großbrand zerstört.
Anschließend finden sich dort Spuren von Israel in Hazor. Das passt also völlig zusammen.
Auf dem Luftbild sieht man den Palast von Jabin zur Zeit Josuas. Daneben ist der spätere Palast von Jabin aus dem Buch der Richter zu erkennen.
Details zum Palast und Bauweise
Hier sind noch ein paar Details:
Das ist der Eingang zum Palast, und dahinter befindet sich der Thronsaal. Man erkennt die typische kanaanitische Bauweise, die eine Mischung aus Lehmziegeln, Basaltgestein oder einfachem Gestein und Holz darstellt. Besonders auffällig ist die Kombination von Holz und Lehmziegeln.
Ein Blick aus dem Thronsaal zeigt den wiederhergestellten Holzfußboden von Jabin. Auch hier sieht man sehr schön, wie die Kombination aus Ziegeln, Holz – insbesondere Zedernholz – und Basaltgestein rekonstruiert wurde.
Die Säulen bestehen aus Holz. Man hat zwar nur die Steinfundamente der Säulen gefunden, aber durch die Einbuchtungen war klar erkennbar, dass dort Holz verwendet wurde. Vor dem Palast befand sich außerdem eine Götzenhöhe.
Weiterreise nach Tel Dan und archäologische Befunde
Ja, jetzt machen wir eine Pause von einer Viertelstunde, und danach geht es weiter mit Tel Dan. Wir setzen unseren Test der strikten Chronologie fort und reisen nach Tel Dan, im äußersten Norden Israels an der libanesischen Grenze.
Dort finden wir das ausgegrabene kanaanitische Stadttor, das um 1700 vor Christus datiert wird. Es ist ein sensationeller Bau und ungewöhnlich gut erhalten. Dan war ursprünglich eine kanaanitische Stadt, wurde aber in der Epoche der Landnahme durch Josua erobert – allerdings etwas verspätet.
So lesen wir in Richter 18,27: „So nahmen sie, was Micha gemacht hatte, und den Priester, den er besaß, und sie überfielen Laish, das ist der frühere Name von Dan. Ein ruhiges und sicheres Volk. Und sie schlugen es mit der Schärfe des Schwertes, und die Stadt verbrannten sie mit Feuer.“
Es war nochmals eine solche Stadt, die verbrannt wurde, und es gab keine Retter. Denn die Stadt lag fern von Zidon, und sie hatten nichts mit Menschen zu schaffen. Sie lag in dem Tal, das sich nach Betrechow hin erstreckt.
Die Eroberer bauten die Stadt wieder auf und wohnten darin. Sie gaben der Stadt den Namen Dan, nach dem Namen Dans, ihres Vaters, der dem Stamm Israel geboren wurde. Zuvor hieß die Stadt Laish.
Archäologische Befunde in Dan
Bei den Ausgrabungen in Dan wurde eine enorme Ascheschicht entdeckt. Diese befindet sich in den Schichten der mittleren Bronzezeit IIbc und wird auf etwa 1560 v. Chr. datiert.
Dies stellt erneut einen bedeutenden Fund dar.
Archäologische Belege für das salomonische Grossreich in Jerusalem
Und jetzt gehen wir ein bisschen weiter und beschäftigen uns mit Salomo in Jerusalem.
Dabei muss man wissen: Auch Salomo wurde in der liberalen Wissenschaft lange Zeit als Erfindung oder Legende abgetan. Es wurde behauptet – unter anderem von Forschern wie Finkelstein –, dass es weder ein salomonisches Großreich noch ein davidisches Großreich gegeben habe, wie es die Bibel berichtet.
Nun zu der Frau, die vor wenigen Jahren in der Davidsstadt in Jerusalem den Davidspalast ausgegraben hat. Sie hat kürzlich auch das Wassertor von Salomo, die königliche Bäckerei sowie die Stadtmauer von Salomo entdeckt.
Diese Frau schreibt in ihrem ganz neuen Buch, das 2012 erschienen ist: Es ist doch erstaunlich, dass gerade jene Archäologen, die so kritisch sind, all das, was wir hier in Jerusalem gefunden haben, in den vergangenen Jahren völlig vernachlässigt haben.
Geographische Lage der Ausgrabungen auf dem Ofel
Wir betrachten nun die Ausgrabungen auf dem Ofel.
Hier stehen wir auf dem Ölberg und blicken hinüber zur Altstadt von Jerusalem. Der Tempelplatz befindet sich auf der Anhöhe des Berges Zion oder Moria. Nach Süden hin fällt der Berg langsam ab. Im unteren Teil des Südabhangs liegt die Davidstadt, in der auch der Palast Davids ausgegraben wurde.
Der Bereich zwischen dem Tempelberg und der Davidstadt wird Ophel genannt. Dieser Name erscheint sechsmal in der Bibel, zum Beispiel in 2. Chronik, Nehemia und Jesaja.
David hatte die Stadt auf dem Südabhang erobert und sie „Ir David“, also Davids Stadt, genannt. Oben auf dem Berg ließ er seinen Palast erbauen. Sein Sohn Salomo baute die Stadt weiter nach Norden aus und errichtete schließlich den ersten Tempel auf der Bergspitze.
Salomos Bautätigkeiten am Ofel
Nun verstehen wir auch, warum Salomo insbesondere auf dem Ofel Bautätigkeiten ausgeübt hat. Der Ofel liegt nördlich der Davidstadt und gerade südlich vom Tempelplatz.
In den vergangenen Jahren wurde hier fleißig gearbeitet. Sehr kürzlich ist das salomonische Wassertor nun gut zugänglich gemacht worden. Man sieht hier eine Torseite und dort die andere. Diese ist nur noch rudimentär erhalten, da in späteren Zeiten wieder darüber gebaut wurde.
Um auf die Zeit Salomos zu gelangen, mussten Schichten aus der Zeit vor etwa 2000 Jahren, aus der Zweiten Tempelzeit, massiv entfernt werden. Die Ausgräberin, Frau Elad Mazar, ist die Enkelin von Benjamin Mazar. Er wurde bereits auf dem Ofel durch seine Ausgrabungen berühmt, besonders für Funde aus der Tempelzeit, der Epoche von Jesus Christus. Nun hat seine Enkelin dort weitergearbeitet.
In ihrem neuen Buch schreibt sie, dass es aufgrund der Scherben ein Problem gab. Man hat Hinweise, dass dieses Wassertor aus der Zeit von 1015 bis 975 v. Chr. stammen müsste. Diese Datierung basiert auf den Scherben und auch auf C14-Datierungen an einem anderen Ort in Israel, wo die gleiche Keramik gefunden wurde. Dort konnte man wegen biologischer Überreste mit C14 datieren und erhielt diese Zeitspanne.
Frau Mazar hatte also ein Problem, denn diese Zeit ist zu früh für Salomo. Sie versuchte, besonders aufgrund eines kleinen schwarzen Krügels, den Fund weiter nach unten zu datieren, um ihn mit der üblichen Chronologie in Einklang zu bringen.
Doch das ist nicht nötig. Die Datierung ist in Ordnung, denn nach konsequenter biblischer Chronologie regierte Salomo vierzig Jahre von 1016 bis 976 v. Chr. Das ist ein Volltreffer! Auch Keramikfunde und C14-Datierungen bestätigen diese Zeit.
Beschreibung des Wassertors von Salomo
Das ist das Wassertor von Salomo. Dieses Wassertor wird übrigens auch in der Bibel mehrfach namentlich erwähnt. Ich nenne einige Stellen: 3, 26, 8, 1, 3, 16, 12, 37. Dort wird berichtet, wie später Ezra das Volk vor dem Wassertor versammelte und ihnen stundenlang das Wort Gottes vorgelesen wurde.
Jetzt können wir genau lokalisieren, wo das war. Hier sieht man eine Rekonstruktionsmalerei des Wassertors. Es ist das Wassertor von Salomo, das durch einen großen Turm befestigt wurde. Später, wie wir noch sehen werden, wurde dieser strategisch wichtige Punkt durch einen weiteren angehängten Turm noch stärker verstärkt.
Gleich neben dem Wassertor befindet sich ein königliches Gebäude, die königliche Bäckerei von Salomo. Besonders beachten müssen wir also das Wassertor, die königliche Bäckerei und die Stadtmauer von Salomo. Die Stadtmauer ist auf einer Länge von 37 Metern bekannt und wird momentan noch weiter ausgegraben. Zu dem Zusatzturm werde ich später noch etwas sagen.
Hier sieht man nochmals das Wassertor und eine der Wächterzellen, die auf der linken Seite so gut erhalten blieb. Daneben ist die gerade Stadtmauer von Salomo zu sehen. Die Stadtmauer, die man hier sieht, stammt aus viel späterer Zeit und ist die byzantinische Stadtmauer, also aus dem vierten Jahrhundert nach Christus.
Aber hier ist die Stadtmauer von Salomo. Dieses Bild habe ich vor kurzem gemacht, während die Ausgrabungen noch im Gange sind. Wir befinden uns in der Ecke, wo der erwähnte Zusatzturm zu finden ist. Das ist die Außenmauer der Bäckerei, und hier beginnt an diesem Saum die Stadtmauer.
Ich zeige das nochmals, damit man genau nachvollziehen kann: Hier ist der Turm, dann die Mauer der Bäckerei und anschließend die Stadtmauer. Also der Zusatzturm, die Bäckerei und die Stadtmauer.
In der Bäckerei hat man eine ganze Reihe von Mehlkrügen gefunden. Außerdem sind dort die Zerstörungsspuren von 586 vor Christus sichtbar, als Nebukadnezar alles zerstörte.
Von der anderen Seite sieht man einen Blick durch die Bäckerei. Die originalen Krüge wurden natürlich ins Museum gebracht. Für die Besucher hat man an den Fundstellen Nachbildungen aufgestellt, um zu zeigen, wo genau diese Krüge gefunden wurden – authentisch an diesen Plätzen.
Hier sieht man wieder das Wassertor von Salomo, einfach zum Anschauen, weil nicht alle dorthin gehen können. Das ist alles ganz neu zu sehen. Wer im letzten Jahr oder früher mit mir nach Jerusalem gekommen ist, konnte das alles noch nicht sehen.
Zusatzturm und Verbindung zu König Usia
Nun sehen wir diesen zusätzlichen Befestigungsturm. Hinter ihm befindet sich wieder die Bäckerei. Man erkennt die schönen Steine – aber von wem stammen sie?
Sie stammen von Usia. Über ihn heißt es nämlich in 2. Chronik 26,9: „Und Usia baute Türme in Jerusalem, auf dem Ecktor, auf dem Taltor und auf dem Winkel, und befestigte sie.“
Wir haben gerade gesehen, wie der Wasserturm mit seinem vorgelagerten großen Turm und der Stadtmauer dort einen Winkel bildet. Genau in diesen Winkel hinein hat Usia diesen zusätzlichen Befestigungsturm gebaut.
Die schönen Steine stammen also von dem gläubigen König Usia, der einer der wenigen war, von denen gesagt wird, dass er tat, was recht war in den Augen des Herrn.
Hiskia und sein Tunnel als weiterer archäologischer Beleg
Und nun kommen wir zu Hiskia und seinem Tunnel, um nochmals einen Test in Bezug auf die gesamte Chronologie zu machen. Im 2. Könige 20, am Ende der Lebensbeschreibung Hiskias, der ebenfalls einer der treuen Könige war, steht: Er tat, was recht war in den Augen des Herrn. Das Übrige der Geschichte Hiskias, all seine Macht und wie er den Teich und die Wasserleitung anlegte, um das Wasser in die Stadt zu leiten, ist nicht im Buch der Chronik der Könige von Juda festgehalten?
Dieser Tunnel wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Es ist ein fantastischer Tunnel. Nach der konsequenten biblischen Chronologie regierte Hiskia genau von 727 bis 698 v. Chr.
Hier habe ich schematisch, ich bin kein Picasso, die Davidstadt gezeichnet. Außerhalb der Stadt befindet sich die Gihon-Quelle, die das ganze Jahr über eine enorme Wassermenge lieferte. Hiskia hatte sie abgedeckt, damit die Feinde, die Jerusalem angreifen wollten, hier kein Wasser fanden. Das Wasser leitete er jedoch durch einen Tunnel direkt durch den Felsen hindurch. Der Tunnel ist 533 Meter lang. Oben baute er einen Teich.
Es gibt eine Wasserleitung, die das Wasser weiter in den unteren Siloateich führt, der schon vor Hiskia existierte. Dort gibt es also einen oberen und einen unteren Teich. Unter dieser Treppe entspringt die Gihon-Quelle. Dort gehen wir jetzt hinein und besuchen diesen phantastischen Bau von Hiskia. Man kann ihn sehr gut begehen.
Die Arbeiter begannen zur Zeit Hiskias den Tunnel von beiden Seiten her zu graben. Sie trafen sich in der Mitte, und das ohne Laser. Über ihren Köpfen lag dutzende Meter Fels. Dennoch fanden sie sich.
Wie man sieht, macht der Tunnel im Mittelbereich mehrere Schlangenbewegungen. Die Arbeiter gruben zunächst einfach geradeaus. Als der Zeitpunkt kam, an dem sie sich treffen sollten, kommunizierten sie offenbar mit Klopfzeichen von oben, mit Hammerschlägen auf den Felsen. So tauschten sie sich mit den Arbeitern auf der anderen Seite aus.
Dann wurde die Position bestimmt und gegebenenfalls korrigiert. Deshalb mussten beide Seiten plötzlich die Richtung wechseln, bis sie sich fanden – aber auf der gleichen Höhe. Sie hätten sich auch treffen können, wenn sie zehn Meter übereinander gewesen wären. Das ist fantastisch.
Aus diesem Grund wird diese Leistung Hiskias in der Bibel besonders hervorgehoben. Wenn man durch den Tunnel geht, muss man wirklich darauf achten. Das mache ich auch, wenn ich mit Gruppen hindurchgehe. Ich sage dann: „Jetzt wieder rechts, jetzt wieder links.“ Man dreht sich also hin und her. Es ist noch extremer als diese grobe Zeichnung. So fanden sie sich schließlich.
C14-Datierung des Tunnels
Ja, und das Phantastische daran ist, dass man diesen Tunnel mit der C14-Methode datieren konnte. Warum? Wenn Wasser hindurchfließt, bewirkt es Kalkablagerungen. So wird eine kleine Schicht Kalk nach der anderen abgelagert.
Bei dieser Kalkablagerung ist man zurückgegangen und hat Millimeter um Millimeter bis auf den ursprünglichen Felsen gegraben. Gerade im Anfangsbereich, wo sich die ersten Kalkschichten ablagerten, hat man Holz gefunden. Dieses Holz konnte man datieren, und das Ergebnis lag bei circa 700 vor Christus.
Das ist ebenfalls ein Volltreffer. Man könnte sagen, es ist ein Volltreffer für die C14-Methode und bestätigt, dass die Bibel Recht hat. Das wussten wir eigentlich schon längst.
Weitere Eindrücke und Maße des Tunnels
Ja, hier noch ein paar Eindrücke vom Tunnel: Er wurde 1839 von Robinson entdeckt. Die Höhe liegt zwischen 1,5 und 5 Metern, die Breite beträgt etwa 55 bis 65 Zentimeter. Wer Platzangst hat, sollte also besser nicht hineingehen.
Ansonsten ist es ein wunderbares Erlebnis. Über dem Kopf befindet sich der Felsen in einer Höhe von 45 Metern. Der gesamte Tunnel hat ein Gefälle von lediglich zwei Metern auf einer Länge von einem halben Kilometer. Das ist wirklich fantastisch!
Inschriftentafel aus der Zeit Hiskias
Ja, und ganz am Ende des Tunnels, kurz bevor man in den Teich von Hiskia kommt, wurde eine Tafel in hebräischer Schrift entdeckt, die aus der Zeit Hiskias stammt. Man kann das auch anhand der Schrift datieren, weil wir heute wissen, in welchem Jahrhundert wie hebräisch geschrieben wurde. Die Schrift hat sich im Laufe der Zeit verändert. Die Großmutter schrieb ganz anders als wir, und die Mutter wiederum anders als die Großmutter. So kann man aufgrund der Veränderung der Schrift auf die jeweilige Generation schließen. Im Hebräischen ist das genauso.
Diese Beschreibung auf der Tafel entspricht ebenfalls der Zeit Hiskias und stellt somit eine zweite Bestätigung dar. Die Tafel wurde Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Die Türken herrschten damals über das Land Israel, das man Palästina nannte, noch bis 1917. Nach dem Ersten Weltkrieg schlugen die Engländer und Franzosen das Osmanische Reich, das türkische Reich, zusammen.
Die Tafel wurde nach Istanbul gebracht. Das Original der Hiskia-Tafel ist nicht in Jerusalem zu finden, sondern in Istanbul. Auf Reisen nach Tadschikistan mit Zwischenstopp in Istanbul nutzte ich die Gelegenheit, das historische Museum in Istanbul zu besuchen. Dort findet man das Original, und ich habe es fotografiert.
Hier die Übersetzung:
Dies war der Durchbruch, und dies war die Angelegenheit mit dem Durchbruch, als die Gräber noch die Hacke schwangen, jeder in Richtung seines Kollegen, als noch drei Ellen zu durchgraben waren. Da wurde die Stimme eines jeden, der zu seinem Kollegen rief, gehört, denn es gab einen Spalt im Fels, von Süden und von Norden. Am Tag des Durchbruchs schlugen die Gräber, jeder in Richtung seines Kollegen, Hacke gegen Hacke, und da flossen die Wasser von der Quelle zum Teich über eine Länge von tausendzweihundert Ellen.
Man erkennt hier, wie solche Inschriften genutzt werden können. Wenn jemand die Frage stellt, wie lang eine biblische Elle ist, muss er den Tunnel ausmessen und durch 1200 teilen. So erhält man die Größe der Elle.
Dabei wird klar, dass hier die kleine Elle von 45 cm verwendet wurde, nicht die große von 52,5 cm, die noch eine Spanne mehr hat. Die normale Elle hat sechs Handbreiten, die große Elle sieben Handbreiten, genau 52,5 cm. Die große Elle wurde jeweils für den Tempel verwendet.
Zusammenfassung und Bewertung der strikten Chronologie im Vergleich zur Archäologie
Ja, da sind wir also gerade beim Ausfluss nach dem Tunnel, dort, wo Hiskia den neuen Teich gebaut hatte.
Wir haben jetzt die strikte biblische Chronologie im Test der modernen Archäologie gesehen. Doch es gibt noch eine weitere Überlegung anzustellen.
Wir haben die Auslegung anhand der Archäologie getestet. Die strikte Chronologie ist ja eine Auslegung. Aber eine Auslegung, die alle Zahlen erklären kann, ohne eine Zahl auszuschließen oder zu sagen, sie passe nicht hinein.
So ist es bei der Auslegung der Bibel: Alles muss zusammenpassen. Wenn etwas nicht zusammenpasst, können wir sicher sein, dass die Auslegung falsch ist.
Jetzt haben wir hier die Auslegung auch noch mit der Archäologie verglichen, und wir sehen, dass es wunderbar aufgeht.
Daher können wir all den Kritikern, die behaupten, die Bibel stimme nicht mit der Archäologie überein, entgegnen: Nein, eure Unterstellungen stimmen nicht mit der Bibel überein. Wenn wir die Bibel ernst nehmen und die Archäologie ernst nehmen, dann lassen sich beide wunderbar zusammenbringen.
Es ging uns heute aber nicht darum zu sagen, wir testen anhand der Archäologie, ob die Bibel wirklich glaubwürdig ist.
Vergleich der Bibel mit dem Diamanten als Symbol für höchste Autorität
Hier sehen wir einen Diamanten. Der Diamant ist das härteste Material, das es auf der Erde gibt. Man teilt die Härte von Materialien in eine Skala von eins bis zehn ein. Der Diamant hat Härte zehn. Es gibt nichts Härteres.
Diamant kann man mit keinem anderen Material schleifen. Wer versucht, mit Stahl einen Diamanten zu schleifen, der wird scheitern. Man kann hingegen mit Diamant Stahl schleifen, aber nicht umgekehrt. Natürlich kann man Diamant auch schleifen, doch Diamant kann man nur mit Diamant schleifen.
Wir können das menschliche Wissen, das ohnehin immer bruchstückhaft und von vielen Irrtümern geprägt ist, nicht dazu benutzen, die Bibel zu schleifen. Letztlich müssen wir uns klar machen: Die Bibel ist dazu da, um alles andere zu schleifen.
Anhand der Bibel können wir sagen: Die Datierung, wie sie heute in Israel bei Ausgrabungen vorgenommen wird, ist in Ordnung. Man kann so weiterfahren. Die Bibel bestätigt das. Es ist sehr wichtig, diese Verhältnisse klarzustellen.
Für einen Nichtchristen, der sagt, die Bibel sei nicht glaubwürdig, können wir die Archäologie heranziehen und ihm zeigen: Du glaubst an die Archäologie, also hast du eigentlich keinen Grund, die Bibel abzulehnen. Mit der Zeit wird er erkennen, dass die Bibel nie revidiert werden muss.
Die Wissenschaft hingegen muss ständig revidiert werden. Genau deshalb macht die Wissenschaft Fortschritte, weil sie sich immer wieder neu überprüft und korrigiert. Die Bibel muss hingegen nicht neu geschrieben oder revidiert werden.
Das macht deutlich, dass wir hier die höchste Autorität haben, denn die Bibel ist Gottes Wort.
Die vier mal siebzig Jahrwochen in der Geschichte Israels
Aber jetzt möchte ich zum Abschluss noch eine kleine Rechnung durchführen, und zwar unter dem Titel „Die vier mal siebzig Jahrwochen in der Geschichte Israels“.
Alle, die sich mit biblischer Prophetie beschäftigen, kennen diese ganz grundlegend wichtige Prophetie aus Daniel neun mit den siebzig Jahrwochen. Eine Jahrwoche entspricht sieben Jahren. Siebzig Jahrwochen ergeben also vierhundertneunzig Jahre. Das ist eine phantastische Prophetie im Buch Daniel.
Nun werden wir sehen, dass man die gesamte Geschichte Israels in vier mal siebzig Jahrwochen einteilen kann. Danach folgt das Millennium, das tausendjährige Reich von Jesus Christus.
Diese vier Epochen sind folgende:
Erstens die Entstehung Israels von Abraham bis zum Auszug aus Ägypten.
Zweitens das Einleben im Land vom Auszug aus Ägypten bis zum vierzehnten Jahr Salomos.
Drittens Abfall, Gericht und Wiederherstellung vom vierzehnten Jahr Salomos bis 445 vor Christus.
Und viertens das Kommen des Messias, also die Jahrwochenprophetie von 445 vor Christus bis zum Millennium.
Herleitung der Idee anhand biblischer Zahlen
Wie kommt man auf diese Idee? Ich möchte nicht einfach etwas fertig präsentieren, sondern auch ein wenig Anregung geben – so wie beim persönlichen Bibellesen. Wie entstehen eigentlich Ideen?
Wir haben doch gelesen: 1. Könige 6,1: „Und es geschah im vierhundertachtzigsten Jahr nach dem Auszug der Kinder Israel aus dem Land Ägypten, im vierten Jahr der Regierung Salomos über Israel, im Monat Ziv, das ist der zweite Monat, erbaute er dem Herrn das Haus.“
Daran sehen wir, dass die Bibel von 480 Jahren spricht – von dem Auszug aus Ägypten bis zu Salomo in seinen guten Jahren, als er noch dem Herrn nachfolgte und begann, den Tempel zu bauen. Später ging es im Leben Salomos ja dann abwärts.
Man staunt über die Zahl 480 Jahre. Und wir kennen ja diese wichtige Zahl für die Prophetie: 490 Jahre, die siebzig Jahrwochen. Also sind es noch zehn Jahre mehr, und dann hätten wir auch die 490 Jahre, nicht wahr? Das vierzehnte Jahr von Salomo würde dann die 490-Jahre-Epoche abschließen.
Aber wir haben gesehen, dass es sich nur bedingt um 480 Jahre handelt. Denn diese traurige Zeit unter der Zucht Gottes – 114 Jahre – sind in diesen 480 beziehungsweise 490 Jahren nicht mitgerechnet.
Sonst ist das wirklich eine Epoche, kann man sagen, vom Auszug aus Ägypten bis zum vierzehnten Jahr Salomos. Später ging es dann abwärts. Das war eine Epoche von 490 Jahren minus dieser 114 Jahre Gewaltherrschaft.
Berechnung der Entstehung Israels anhand von Galater 3
Ja, jetzt schauen wir uns das Leben Abrahams an. Wann ist Abraham geboren worden? Ganz einfach: In Galater 3 steht, dass der Bund vom Sinai 430 Jahre nach dem Bund mit Abraham geschlossen wurde.
Dieser Bund mit Abraham ist derjenige, als Abraham aus Ur in Chaldäa in das Land Kanaan kam. Er ging nach Sichem, und dort erschien ihm der Herr. Gott sagte zu ihm: „Deine Nachkommenschaft will ich dieses Land geben.“ Abraham baute daraufhin seinen ersten Altar für den Herrn. An diesem Ort schloss Gott den Bund mit Abraham.
Später bestätigte Gott diesen Bund noch durch die Beschneidung. Der Bund vom Sinai wurde also 430 Jahre nach diesem Bund mit Abraham geschlossen. Im 1. Mose 12 wird gesagt, dass Abraham damals 75 Jahre alt war, als er ins Land kam.
Nun können wir rechnen: Das Jahr des Auszugs aus Ägypten, also der Bund vom Sinai, war 1606 v. Chr. Wenn wir 430 Jahre dazurechnen und dann noch die 75 Jahre, erhalten wir Abrahams Geburtsjahr: 2111 v. Chr.
Damit sehen wir die erste Epoche in der Geschichte Israels: von der Geburt Abrahams bis zum Auszug aus Ägypten. Diese Phase, die Entstehung Israels, dauerte somit 505 Jahre.
Schwäche des Glaubens Abrahams und deren Bedeutung
Aber jetzt müssen wir Folgendes bedenken: Abraham wusste, dass er ein Kind von Gott bekommen würde. Doch er musste jahrelang warten. Nach etwa zehn Jahren wurde sein Glaube schwach. Sarah meinte daraufhin, dass man die Verheißung mit der Nachkommenschaft vielleicht anders verstehen müsse.
Die heidnischen Gesetze damals im Nahen Osten besagten, und das findet man dokumentiert, dass wenn eine Herrin kinderlos war, der Herr ihre Kinder durch eine Magd zeugen konnte. Das erste Kind dieser Magd wurde dann der Herrin zugerechnet. Sarah wollte offenbar die Verheißung Gottes so umdeuten, dass der verheißene Nachkomme auf eine andere Weise kommen würde.
Bis dahin hatten Abraham und Sarah ein sehr fundamentalistisches Verständnis von Gottes Wort und erwarteten, dass Sarah selbst ein Kind gebären würde. Doch dann kam diese Schwäche des Glaubens. Wahrscheinlich muss man das nicht ganz wörtlich nehmen, sondern eher ungefähr so verstehen.
Daraufhin heiratete Abraham Hagar, und aus dieser Verbindung entstand Ismael. Von diesem Zeitpunkt an sprach Gott jedoch vierzehn Jahre lang nicht mehr mit Abraham. Denn Polygamie, also Vielweiberei, war auch im Alten Testament falsch. Gott hatte von Anfang an in der Schöpfung mit Adam und Eva festgelegt, dass ein Mann und eine Frau zusammengehören. Das war klar und im Bund von Adam verankert. Alle Formen von Polygamie im Alten Testament waren ein Bruch mit Gottes Bund, der immer noch gültig ist.
So sprach Gott nicht mehr mit Abraham, bis 14 Jahre später, als Abraham neunzig Jahre alt war, Gott ihm erschien. In 1. Mose 17,1 sagt Gott: „Ich bin Gott der Allmächtige. Ich brauche nicht deine Tricks mit dieser Zweitfrau. Ich bin der Allmächtige. Ich kann einem Mann ein Kind geben, selbst wenn er biologisch schon alt ist.“ Auch Sarah war damals neunzig Jahre alt, und es war biologisch unmöglich, dass sie noch ein Kind bekommen sollte. Doch Gott ist der Allmächtige.
So sehen wir, dass die Entstehung Israels eigentlich eine Unmöglichkeit war. Israel ist ein unmögliches Volk. Nach den Naturgesetzen dürfte es Israel gar nicht geben. Es war ein Wunder. Deshalb hat Gott so lange gewartet, bis Abraham schließlich hundertjährig war und den wahren Nachkommen in den Armen halten konnte.
Von der Heirat mit Hagar bis zur Geburt des wahren Nachkommen vergingen 15 Jahre. Das waren die traurigen Jahre des Unglaubens im Leben Abrahams. Wenn wir diese 15 Jahre abziehen, bleiben 490 Jahre übrig. Denn 505 minus 15 ergibt 490.
Weitere Epochen der Geschichte Israels und ihre Bedeutung
Und jetzt haben wir schon gesehen, dass wir vom Exodus bis zum vierzehnten Jahr Salomos insgesamt 490 Jahre haben. Dabei sind jedoch die 114 Jahre der Gewaltherrschaft wegen Israels Unglaubens als Zucht von Gott nicht mitgerechnet.
Nun gehen wir weiter und rechnen vom vierzehnten Jahr Salomos bis 445 vor Christus, dem Jahr, in dem die 70 Jahrwochen zu zählen begannen. Diese Epoche lässt sich als eine Zeit des Gerichts, des Abfalls, erneutem Gericht und schließlich der Wiederherstellung beschreiben. Aufgrund des Abfalls mussten die Israeliten, beziehungsweise die Juden, nach Babylon in die Gefangenschaft. Danach wurden sie jedoch zurückgeführt und erhielten schließlich die Erlaubnis, Jerusalem wieder aufzubauen.
Der Moment, in dem dieser Erlass erging – in Nehemia 2 –, markiert nach Daniel 9 den Beginn der Siebzigjahrwochen. Neunundsechzig Jahrwochen später sollte der Messias kommen, und nach Ablauf der Siebzig Jahrwochen sollte das Tausendjährige Reich beginnen.
Betrachten wir die Zeitspanne vom vierzehnten Jahr Salomos bis 445 vor Christus, so ergibt sich eine Epoche von 557 Jahren. Innerhalb dieser Zeit lag die babylonische Gefangenschaft. Diese dauerte jedoch nicht siebzig Jahre, wie oft angenommen, sondern weniger.
In Jeremia 29 und bereits zuvor in Kapitel 27 wird gesagt, dass die Zeit Babylons siebzig Jahre betragen soll – die Zeit, in der Babylon über die Völker herrscht. Nach diesen siebzig Jahren sollte Babylon heimgesucht werden.
Im Jahr 612 fiel Ninive, die Hauptstadt der Assyrer, durch die Babylonier. Danach folgten drei Jahre Krieg, und 609 vor Christus war Assyrien vollständig besiegt. Von diesem Zeitpunkt an war Babylon die führende Weltmacht. Dies dauerte jedoch nur bis Herbst 539, als Babylon von den Meder und Persern erobert wurde. Daraufhin durften die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehren.
Die babylonische Gefangenschaft begann erst 606 v. Chr., im dritten Jahr Jojakims, als Nebukadnezar erstmals nach Jerusalem kam und die Stadt belagerte (Daniel 1,1). Es folgte eine erste Wegführung, später eine zweite, und 586 v. Chr. die schlimmste, die dritte Wegführung mit der Zerstörung Jerusalems und des Tempels.
Die Gefangenschaft der Juden in Babylon dauerte somit von 606 bis 539 v. Chr., also etwa 67 Jahre. Die Zeit Babylons als Weltherrschaft betrug jedoch, wie die Bibel es angibt, siebzig Jahre, nämlich von 609 bis 539 v. Chr.
Wenn wir nun 557 Jahre minus 67 Jahre rechnen, erhalten wir 490 Jahre. So einfach verhält es sich.
Die vierte Epoche: Vom Wiederaufbau Jerusalems bis zum Millennium
Und jetzt beginnt die vierte Epoche, vom Wiederaufbau Jerusalems (Nehemia 2) bis zum Millennium, dem tausendjährigen Reich. Man könnte diese Epoche als die Zeit des Kommens des Messias bezeichnen.
In Daniel 9,24 heißt es: Siebzig Jahrwochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um die Übertretung zum Abschluss zu bringen, den Sünden ein Ende zu setzen, die Ungerechtigkeit zu sühnen, eine ewige Gerechtigkeit einzuführen, Gesicht und Propheten zu versiegeln und das Allerheiligste zu salben.
Hier wird gesagt, dass nach 490 Jahren (sieben mal siebzig Jahrwochen) die vollkommene Zeit kommen wird, in der Israels Sünde und Abfall beendet sind und die ewige Gerechtigkeit Gottes auf Erden eingeführt wird. Das ist das tausendjährige Reich, wenn Jesus Christus in Frieden und Gerechtigkeit auf Erden herrschen wird.
Im nächsten Vers, Daniel 9,25, wird ausgeführt: Von dem Moment an, wo ein Erlass ausgeht, Jerusalem wieder aufzubauen – was 445 v. Chr. bei Nehemia (Nehemia 2) geschah – bis zum Messias, dem Fürsten, sind sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen, zusammen 69 Jahrwochen.
Ich habe dies in früheren Zeiten ausführlich dargelegt, zum Beispiel in dem Buch „Jerusalem – Hindernis für den Weltfrieden“. Dort wird gezeigt, wie sich diese 69 Jahrwochen auf den Tag genau erfüllt haben, als Jesus Christus im Jahr 32 auf einem Esel als Fürst nach Jerusalem einzog.
Dann wird gesagt: „Und nachher wird der Messias ausgerottet werden und nichts haben.“ Der Messias musste also nach 69 Jahrwochen zum ersten Mal kommen, doch er würde ermordet werden.
Der Bibeltext spricht danach nicht über die siebzigste Jahrwoche, sondern sagt, dass ein Volk kommen wird, das die Stadt und das Heiligtum zerstört. Bis in die Endzeit wird es Krieg und Verwüstung geben.
Genau das geschah im Jahr 70, als die Römer die Stadt und den zweiten Tempel zerstörten. Durch all die Jahrhunderte hindurch bis in unsere Epoche wurde Jerusalem immer wieder zerstört – bis in die Endzeit.
Dann wird plötzlich davon gesprochen, dass in der Endzeit ein kommender Fürst einen Bund mit Israel schließen wird – für sieben Jahre. Danach wird die Zeit des tausendjährigen Reiches kommen.
Diese siebzigste Jahrwoche ist also noch in der Zukunft. Der Bibeltext macht deutlich, dass es eine Verschiebung bis in die Endzeit gibt. Warum? Weil Israel den Messias verworfen hat.
So wird die ganze Zeit ab dem Kommen von Jesus Christus im Jahr 32 nach Jerusalem und fünf Tage später seiner Kreuzigung nicht mehr mitgerechnet. Die siebzigste Jahrwoche ist noch zukünftig, und danach folgt das tausendjährige Reich.
Bedeutung der Zwischenzeit zwischen der 69. und 70. Jahrwoche
Und natürlich haben wir so viele Beweise, dass wir heute in der Endzeit leben. Das heißt, diese 70. Jahrwoche wird bald in der Zukunft stattfinden, aber die Zeit dazwischen wird nicht mitgerechnet.
So sehen wir, dass es kein einfacher Trick ist, als wir am Anfang von diesen 480 Jahren nach dem Auszug aus Ägypten lasen und dann 114 Jahre fehlen. Nein, das ist etwas, was wir immer wieder in der biblischen Geschichte finden: gewisse Zeiten werden nicht gerechnet.
Wir leben jetzt genau in dieser Zwischenzeit zwischen der 69. und der 70. Jahrwoche. In dieser Zwischenzeit hat Gott das Geheimnis der Gemeinde offenbart, das im Alten Testament verborgen war. Gott hatte dies von Ewigkeit in seinem Herzen und hat es in diese Zwischenzeit hineingelegt. Er konnte diese Zeit, in der Israel versagte, nutzen, um seine wunderbaren Pläne mit der Gemeinde zu verwirklichen.
So ist Gott: Er steht über allem. Deshalb sind diese Zahlen nicht einfach irgendwelche Nebensachen, sondern sie geben uns das Gerüst, um die biblische Heilsgeschichte in der Vergangenheit und auch in der Zukunft gut zu verstehen.
Viele Leute sagen: „Ja, das mit den 69 Jahrwochen und dem Einschub ist Fantasie.“ Gut, sie sagen, das sei Fantasie, und deshalb verstehen sie die ganze Prophetie nicht. Andere sagen: „Ja, wir verstehen das schon, wir wenden all diese Prophezeiungen über Jerusalem und Zion in der Zukunft auf die Gemeinde an.“ Aber man muss sich Predigten anhören: Wie oft wird über die kleinen Propheten gepredigt, und wie oft wird das Prophetische, was dort erklärt wird, auf die Gemeinde übertragen? Es geschieht fast gar nicht, nur punktuell mal.
Das bedeutet, dass viele von den prophetischen Schriften zu einem großen Teil keinen Nutzen ziehen. Deshalb werden diese Abschnitte so wenig studiert. Jesaja, Kapitel um Kapitel – wer studiert das? Wenn man davon ausgeht, dass das eigentlich alles nicht so wörtlich zu verstehen sei und alles auf die Gemeinde übertragen werde, geht ihnen viel verloren. Das gilt genauso für Jeremia mit den prophetischen Abschnitten, für Hesekiel und Daniel. So verlieren sie einen großen Teil der Bibel.
Wenn wir jedoch diese Chronologie genau durchrechnen und auch im Gesamtzusammenhang der Bibel betrachten, dann ist das wirklich hilfreich, um das richtige Gerüst zum Verständnis der Heilsgeschichte zu bekommen.
Gut, und jetzt ist Zeit für das Mittagessen.
