Einführung und Überblick über die Thessalonicherbriefe
Heute Nachmittag beschäftigen wir uns mit den beiden Thessalonicherbriefen. Als Einführung wollen wir beide Briefe zunächst in der Übersicht miteinander betrachten. Warum nehme ich sie gleich zusammen? Weil ihre Thematik sehr eng miteinander verbunden ist. In beiden Briefen steht das Thema der Wiederkunft Christi ganz deutlich im Vordergrund.
Zu Beginn möchte ich aus dem 1. Thessalonicherbrief Kapitel 1 vorlesen:
Paulus, Silvanus und Timotheus schreiben an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: Gnade sei mit euch und Friede! Wir danken Gott allezeit für euch alle und erwähnen euch in unseren Gebeten unablässig. Dabei denken wir an euer Werk des Glaubens, die Mühe der Liebe und das Ausharren der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus vor unserem Gott und Vater. Wir wissen, geliebte Brüder, dass ihr von Gott erwählt seid.
Denn unser Evangelium kam nicht nur in Worten zu euch, sondern auch in Kraft, im Heiligen Geist und in großer Gewissheit. Wie ihr wisst, wie wir unter euch waren, um euch zu ermutigen, seid ihr unsere Nachahmer geworden – auch des Herrn –, indem ihr das Wort mit großer Drangsal, aber mit Freude des Heiligen Geistes aufgenommen habt. So seid ihr für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaia zu Vorbildern geworden.
Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen, nicht nur in Mazedonien und Achaia, sondern an jedem Ort hat sich euer Glaube an Gott verbreitet. Wir brauchen nichts zu sagen, denn sie selbst berichten von uns, welchen Empfang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten. Diesen Sohn hat Gott von den Toten auferweckt: Jesus, der uns errettet vor dem kommenden Zorn.
Hintergrund und Entstehung der Gemeinde Thessalonich
Zunächst einmal bis hierher. Als kurze Zusammenfassung könnte man den ersten Thessalonicherbrief folgendermaßen umschreiben:
Der erste Thessalonicherbrief klärt eine junge, bereits durch manche Verfolgungen erprobte Gemeinde über verschiedene Missverständnisse auf, insbesondere in Verbindung mit der Wiederkunft Christi. Er verdeutlicht, dass der Herr Jesus Christus in der Zukunft alle Erlösten entdrücken wird, um dann etwas später mit ihnen zusammen aus dem Himmel als Richter der Welt wiederzukommen.
Dieser Brief ermutigt in den Nöten des Lebens, gestärkt durch die beständige Erwartung des Kommens des Herrn Jesus auszuharren. Der Brief wurde also an die Gemeinde in Thessalonich geschrieben.
Die Entstehung dieser Gemeinde wird uns beschrieben in Apostelgeschichte 17. Dort sind wir auf der zweiten Missionsreise des Paulus, und ich möchte das gleich vorlesen.
Apostelgeschichte 17: Kurz zuvor war Paulus zum ersten Mal auf seinen Missionsreisen nach Europa gekommen. Der erste Ort seines missionarischen Wirkens war Philippi (Apostelgeschichte 16). Dann ging Paulus weiter in Europa, und das wird eben beschrieben in Kapitel 17:
„Nachdem sie aber durch Amphipolis und Apollonia gereist waren, kamen sie nach Thessalonich, wo die Synagoge der Juden war. Nach seiner Gewohnheit aber ging Paulus zu ihnen hinein und unterredete sich an drei Sabbaten mit ihnen aus den Schriften, indem er eröffnete und darlegte, dass der Christus leiden und aus den Toten auferstehen musste und dass dieser Jesus, den ich euch verkündige, der Christus ist. Und etliche von ihnen glaubten und gesellten sich zu Paulus und Silas und von den anbetenden Griechen eine große Menge und der vornehmsten Frauen nicht wenige.
Die Juden aber wurden voll Neides und nahmen etliche böse Männer vom Gassenpöbel zu sich, machten einen Volksauflauf und brachten die Stadt in Aufruhr. Und sie traten vor das Haus Jason und suchten sie unter das Volk zu führen. Als sie sie aber nicht fanden, schleppten sie Jason und etliche Brüder vor die Obersten der Stadt und riefen: ‚Diese, welche den Erdkreis aufgewiegelt haben, sind auch hierher gekommen, welche Jason beherbergt hat, und diese alle handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, dass ein anderer König sei, Jesus.‘
Sie beunruhigten aber die Volksmenge und die Obersten der Stadt. Als sie dies hörten und nachdem sie von Jason und den übrigen Bürgschaft genommen hatten, entließen sie dieselben.
Die Brüder aber sandten sogleich in der Nacht sowohl Paulus als auch Silas nach Berea, welche, als sie angekommen waren, in die Synagoge der Juden gingen. Diese aber waren edler als die in Thessalonich. Sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte.
Nach diesem Aufenthalt in Berea geht Paulus weiter. Ich lese Vers 14: ‚Da sandten aber die Brüder alsbald Paulus fort, um nach dem Meer hinzugehen, aber sowohl Silas als auch Timotheus blieben dort.‘
Die aber den Paulus geleiteten, brachten ihn bis nach Athen. Und als sie für Silas und Timotheus Befehl empfangen hatten, dass sie so bald wie möglich zu ihm kommen sollten, reisten sie ab.“
Die Missionsstrategie des Paulus und die Bedeutung der Synagoge
Paulus kommt nach Thessalonich und geht sofort in die Synagoge, die er als Brückenkopf in seiner Missionsstrategie nutzte. Die Strategie des Apostels Paulus war es, von Ballungszentrum zu Ballungszentrum zu ziehen. Er ging also nicht aufs Land, von Bauernhof zu Bauernhof, sondern in die großen Städte, wo viele Menschen lebten.
Im Mittelmeerraum suchte er in den Städten immer zuerst die Synagoge auf, denn dort traf er Menschen, die bereits das Alte Testament kannten. Wenn diese zum Glauben kamen, waren es gleich Jungbekehrte, die schon gut biblisch ausgebildet waren. So konnte Paulus schnell weiterziehen, um an einem anderen Ort erneut zu missionieren. Er musste also nicht jahrelang am gleichen Ort bleiben, um eine Gemeinde aufzubauen.
Darum wurde immer zuerst die Synagoge aufgesucht. In Philippi gab es in Apostelgeschichte 16 keine Synagoge. Dort fand Paulus aber einen jüdischen Gebetskreis von Frauen. Dort kam unter anderem Lydia zum Glauben.
Hier in Thessalonich gab es wieder eine Synagoge, die als Brückenkopf diente. Aus der Beschreibung sehen wir, dass gleich eine ganze Reihe von Leuten zum Glauben kam, die sogleich die Gemeinde von Thessalonich bildeten. Es folgte eine schwere Christenverfolgung, und Paulus musste gezwungenermaßen sehr schnell weiterziehen, um an einem anderen Ort erneut wirken zu können.
Übrigens entstanden in den Ballungszentren auf diese Weise die ersten christlichen Gemeinden. Diese Christen gingen dann ins Hinterland und begannen dort zu evangelisieren. Von daher stammt auch der Ausdruck „Heide“. Die Heiden sind diejenigen im Hinterland der Ballungszentren, die nichts von Gott wissen.
Kirchengeschichtlich kann man sagen, dass sich das Christentum im ganzen Mittelmeerraum schnell in den Ballungszentren ausbreitete. Erst im zweiten Jahrhundert breitete es sich so richtig auf der Heide, im Hinterland, aus. Deshalb hat sich das Wort „Heide“ gebildet. Es bezeichnet die Menschen im Hinterland, die von Gott und dem Evangelium nichts wissen.
Das ist im Prinzip die Entsprechung zum lateinischen „Paganus“. Das Wort „Paganus“ bedeutet im Lateinischen „Heide“, ursprünglich aber „Mann“ oder „Mensch auf der Heide“, also auf dem Land draußen. Dieses Wort hat übrigens im Französischen das Wort „paysan“ hervorgebracht. Die „pajans“ sind die Heiden, also die „pagani“.
Die Strategie in der Synagoge war beachtlich und bestand aus zwei Punkten. Paulus ging drei Sabbate in die Synagoge. Er öffnete Vers drei und legte dar, dass der Christus – das heißt der Messias, griechisch „Christos“ für Messias – leiden und aus den Toten auferstehen musste.
In der ersten Phase machte er Bibelstudium mit den Juden in der Synagoge, um ihnen zu erklären, dass das Alte Testament lehrt, dass der Messias nicht nur Herrscher sein wird, sondern auch leiden, sterben und schließlich auferstehen muss. Zum Beispiel heißt es in Daniel 9, dass der Messias ausgerottet wird und nichts haben wird. In Jesaja 53 wird der Messias beschrieben, wie er leidet, stellvertretend für die Sünde anderer. Dort heißt es, wenn er seine Seele als Schuldopfer gegeben hat, wird er seine Tage verlängern.
Das bedeutet, wenn er als Opfer stirbt und dann seine Tage verlängert, wird er wieder leben. Paulus legte also theoretisch dar, dass das Alte Testament Tod und Auferstehung des Messias lehrt.
In der zweiten Phase, in Vers 3b, erklärt er, dass dieser Jesus, den er verkündigt, der Christus, der Messias ist. Das war ein weiterer Schritt. Er zeigte, dass Jesus vor nicht einmal zwanzig Jahren vor den Toren Jerusalems gekreuzigt wurde. Dieser Jesus hat genau die Prophezeiungen aus Jesaja 53, Daniel 9 und anderen Stellen erfüllt. Er ist der Messias.
Das war überzeugend, aber es zeigt auch, dass Paulus die Menschen vorbereitete. Er kam nicht einfach mit der Tür ins Haus, sondern legte zuerst die Grundlage, damit sie Vertrauen zu ihm und zu dieser Schlussfolgerung fassen konnten: Jesus ist der Messias.
So sehen wir in Vers 4, dass viele zum Glauben kamen, auch von den anbetenden Griechen, eine große Menge. Das waren Heiden, die sich damals bereits dem Judentum angeschlossen hatten. Sie hatten genug von den beschränkten, unmoralischen griechisch-römischen Göttern und lernten über die Synagoge den wahren Gott der Bibel kennen. Diese waren so vorbereitet, um das Evangelium anzunehmen.
Dann kam es zu einem schlimmen Volksauflauf, einer schrecklichen Christenverfolgung (Vers 5). Paulus musste fliehen.
Paulus war nun weg von diesen jung bekehrten Christen und in tiefer Sorge. Wie würde es weitergehen? Würden die Thessalonicher am Glauben festhalten oder abfallen?
Paulus’ Sorge um die Gemeinde und Timotheus’ Mission
Und da lesen wir im 1. Thessalonicherbrief Folgendes, Kapitel 3, Vers 1:
„Da wir es nicht länger aushalten konnten, gefiel es uns, in Athen allein gelassen zu werden.“
Paulus war ja in Thessalonich. Dann floh er nach Beröa. Doch auch dort kamen diese Aufwiegler aus Thessalonich nach Beröa. So musste er wieder weiterfliehen und kam schließlich nach Athen. Davon haben wir gelesen, nicht wahr?
Und jetzt, da Paulus in Athen war, sagt er: „Da wir es nicht länger aushalten konnten, gefiel es uns, in Athen allein gelassen zu werden. Und wir sandten Timotheus, unseren Bruder und Mitarbeiter Gottes im Evangelium des Christus, um euch zu befestigen und zu trösten, eures Glaubens halber, auf dass niemand wankend werde in diesem Drangsal.“
Mit anderen Worten: Paulus war besorgt, ob die Gläubigen abfallen würden. Deshalb schickte er Timotheus zu ihnen. Timotheus konnte viel unauffälliger nach Thessalonich zurückkehren. Alle kannten dort Paulus, aber der junge Timotheus war eher im Hintergrund. So fiel er nicht so sehr als Mitarbeiter des Paulus auf.
Timotheus konnte also zurückkehren nach Thessalonich mit dem Auftrag, die jungen Gläubigen zu stärken, damit niemand in diesem Drangsal wankend werde. Paulus schreibt weiter: „Denn ihr selbst wisst, dass wir dazu gesetzt sind. Denn auch als wir bei euch waren, sagten wir euch vorher, dass wir Drangsaale haben würden, wie es auch geschehen ist, und ihr wisst es darum auch.“
Da Paulus es nicht länger aushalten konnte, sandte er Timotheus, um den Glauben der Thessalonicher zu erfahren. Er wollte wissen, ob nicht etwa der Versucher sie versucht habe und die Arbeit vergeblich gewesen sei.
Jetzt aber, da Timotheus von euch zu uns gekommen ist, hat er uns die gute Botschaft von eurem Glauben und eurer Liebe verkündet. Außerdem berichtete er, dass ihr uns allezeit in gutem Andenken haltet und euch sehr danach verlangt, uns zu sehen, genauso wie wir uns nach euch sehnen.
Deswegen, Brüder, sind wir in all unserer Not und Drangsal über euch getröstet worden durch euren Glauben. Denn jetzt leben wir, wenn ihr feststeht im Herrn.
Was für einen Dank können wir Gott für euch erweisen angesichts der großen Freude, mit der wir uns eurer wegen vor unserem Gott freuen? Nacht und Tag flehen wir in großer Menge, dass wir euer Angesicht sehen und vollenden mögen, was an eurem Glauben mangelt.
Paulus sagt also, dass Timotheus zu den Thessalonichern gekommen ist. Und als er zurückkehrte, verkündigte er ihnen diese frohe Botschaft: die gute Botschaft von ihrem Glauben und ihrer Liebe (1. Thessalonicher 3,6).
Timotheus konnte Paulus versichern, dass es überhaupt nicht so war, dass die Gläubigen wankend geworden oder sogar vom Glauben abgefallen wären. Nein, sie blieben fest im Glauben. Das war für Paulus eine große Erleichterung.
Aus dieser Freude heraus schrieb Paulus dann den ersten Thessalonicherbrief. Dieser Brief gehört zu den ersten Briefen, die Paulus verfasste. Den Galaterbrief schrieb er noch am Ende seiner ersten Missionsreise, das war der früheste Paulusbrief.
Jetzt, um das Jahr 50, so ist die Chronologie in der Apostelgeschichte, ging Paulus von Athen weiter nach Korinth (Apostelgeschichte 18). Von dort aus verfasste er diesen Brief. Das war etwa 18 Jahre nach der Kreuzigung und Auferstehung Jesu, die im Jahr 32 stattgefunden hatte.
Charakter und Inhalt des ersten Thessalonicherbriefes
Der Thessalonicherbrief ist ein Brief der Freude über eine junge Gemeinde, die sich gleich nach ihrer Entstehung in der Christenverfolgung bewährt hat. Nun verstehen wir, warum Paulus sagt: Sie sollen wissen, dass sie zu den Auserwählten gehören.
In Kapitel 1, Vers 4 lesen wir: „Vor unserem Gott und Vater wissend von Gott geliebte Brüder, eure Auserwählung.“ Wieso wusste Paulus, dass sie auserwählt waren? Hat er in den Büchern Gottes nachgeschaut? Nein, das war eine ganz entscheidende Bestätigung. Diese Menschen hatten sich bekehrt, haben sich zu Christus bekannt, und als nun Verfolgung kam, konnten sie sich wirklich sagen: Was lohnt es sich, Christ zu sein? Es geht uns schlechter als vorher. Und trotzdem sind sie festgeblieben. Das ist ein deutlicher Beweis, dass die Bekehrung echt war.
In Lukas 8 finden wir das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld. Dort erklärt Jesus, dass der Same, das Wort Gottes, auf ganz unterschiedlichen Boden fällt. Es gibt Menschen, die sind wie der Weg, der festgetrampelt ist, auf dem die Vögel die Körner wegpicken. Dann gibt es Körner, die fallen auf den Felsen. Das Samenkorn geht zwar auf, verdorrt aber schnell wieder, sodass keine Frucht entsteht. Andere Samen fallen unter die Dornen und werden dort erstickt, wenn sie aufgehen wollen. Nur der Same, der auf die gute Erde fällt, bringt wirklich Frucht.
Zu den Samen auf dem Felsen lesen wir in Lukas 8, Vers 13: „Die aber auf dem Felsen sind, das sind jene, die, wenn sie das Wort hören, es mit Freuden aufnehmen, aber keine Wurzel haben. Sie glauben für eine Zeit, und in der Zeit der Versuchung fallen sie ab.“
Von der guten Erde heißt es in Vers 15: „Das in der guten Erde aber sind jene, die in einem redlichen und guten Herzen das Wort bewahren, nachdem sie es gehört haben, und Frucht bringen mit Ausharren.“
Jesus zeigt also, dass es beim Evangelisieren ganz verschiedene Reaktionen gibt. Nur das, was auf der guten Erde gesät wird, sind wirklich echt bekehrte und wiedergeborene Menschen.
Interessanterweise nehmen die auf dem Felsen das Wort mit Freuden auf und glauben auch. Doch sie glauben nur für eine Zeit und fallen später wieder ab. Sie sind nicht wirklich wiedergeboren, sondern nur Gläubige. Das ist ein Unterschied: Man kann gläubig sein, ohne wiedergeboren zu sein, oder gläubig und wiedergeboren sein.
In Matthäus 13 finden wir eine Parallelstelle. Dort heißt es in Vers 20: „Der aber auf das Steinige gesät ist, das ist jener, der das Wort hört und es alsbald mit Freuden aufnimmt. Er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist nur für eine Zeit. Und wenn Drangsal entsteht oder Verfolgung um des Wortes willen, ärgert er sich alsbald oder strauchelt und fällt.“
Verfolgung ist also ein Test für jene, die glauben, aber nicht wiedergeboren sind. Wenn wir Menschen begegnen, die zum Glauben gekommen sind und wirklich durch Nöte hindurchgegangen sind, die von der Verwandtschaft abgelehnt wurden oder am Arbeitsplatz Anfeindungen erfahren haben und trotzdem festbleiben, können wir ganz deutlich überzeugt sein: Bei solchen Leuten ist offensichtlich echtes neues Leben da.
Darum schreibt Paulus: „Wissend von Gott, geliebte Brüder, eure Auserwählung.“ Gerade diese Verfolgung hat sie als echte Christen erwiesen. Deshalb beginnt sein Brief mit diesem Dank: In Vers 2 heißt es: „Wir danken Gott allezeit für euch alle.“
Er spricht über die christlichen Tugenden in Vers 3: „Wir denken an das Werk des Glaubens, die Arbeit oder Bemühung der Liebe und das Ausharren der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus.“
Im ersten Korintherbrief haben wir in diesem Hohen Lied der Liebe die drei christlichen Kennzeichen Glauben, Liebe und Hoffnung gefunden. Hier werden diese Ausdrücke ebenfalls in der Dreifaltigkeit genannt, aber ergänzt. Nicht nur „Glauben“, sondern „das Werk des Glaubens“. Der Glaube hat sich also in Tat und Leben ausgewirkt. Nicht nur Liebe, sondern „Arbeit der Liebe“ oder „Bemühung der Liebe“. Und nicht nur Hoffnung, sondern „ausharrende Hoffnung“ auf unseren Herrn Jesus Christus, also auf die Wiederkunft Christi.
Glaube, Liebe, Hoffnung – die Hoffnung ist hier nicht einfach nur eine vage Erwartung, dass es einmal gut wird. Es geht ganz speziell um die lebendige Hoffnung auf die Wiederkunft Christi.
Dieses Thema, die Wiederkunft Christi, hat Paulus bereits in der kurzen Zeit, die er in Thessalonich verbrachte, ausführlich behandelt. Er war mindestens zwei Wochen in Thessalonich und hat an drei Sabbaten gepredigt. Es können auch drei Wochen gewesen sein. Es ist nicht ganz sicher, ob die Verfolgung gleich danach begann oder ob noch eine gewisse Zeit verging, bis er schließlich gehen musste. Jedenfalls war sein Aufenthalt kurz.
Doch in dieser Zeit hat er die Jungbekehrten bereits intensiv über die Zukunft und die Wiederkunft Christi aufgeklärt. In jedem Kapitel des ersten Thessalonicherbriefs erwähnt er das Kommen Jesu in der Zukunft.
So lesen wir in Kapitel 1, Vers 10: „Sie haben sich bekehrt von den Götzenbildern, um Gott, dem lebendigen und wahren Gott, zu dienen und seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten.“ Das ist die Wiederkunft Christi.
In Kapitel 2, Vers 19 heißt es: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes? Sind es nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?“
Kapitel 3 erwähnt ebenfalls die Wiederkunft Christi. In Vers 10 und 11 lesen wir: „Unser Gott und Vater selbst aber und unser Herr Jesus richten unseren Weg zu euch. Euch aber mache der Herr völlig und überströmend in der Liebe gegeneinander und gegen alle, gleichwie auch wir gegen euch sind, um eure Herzen tadellos in Heiligkeit zu befestigen vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.“
Die Ankunft unseres Herrn Jesus, seine Wiederkunft, wird hier ausdrücklich genannt.
In Kapitel 4 wird die Wiederkunft Christi und die Entrückung ausführlich beschrieben, besonders in den Versen 13 bis 18. Dazu werden wir später noch ausführlich eingehen.
Schließlich endet Kapitel 5 ebenfalls mit der Wiederkunft Christi. In Vers 23 heißt es: „Ihr selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig, und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“
Wir sehen also, wie groß die Bedeutung des Themas „Jesus kommt wieder“ war. Wenn man bedenkt, wie dieses Thema in vielen Gemeinden heute nur kümmerlich behandelt wird oder den Eindruck hat, es sei für manche ein Steckenpferd, dann ist das ein deutlicher Unterschied.
Für Paulus war das kein Steckenpferd, sondern ein Thema, das Jungbekehrten von Anfang an ganz klar vermittelt werden musste. Und zwar nicht nur theoretisch, sondern so, dass ihre Herzen ergriffen werden. Es geht um das Ausharren der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus.
Das neue Leben der Thessalonicher und ihre Vorbildfunktion
Paulus beschreibt das ganz neue Leben der Thessalonicher in 1,9: Sie sind von den Götzenbildern zu Gott bekehrt worden. Nun sollen sie auf dieser Erde dem lebendigen und wahren Gott dienen. Dafür sind sie da; deshalb sind sie nicht sofort in den Himmel aufgenommen worden.
In Steigwiler, bei Interlaken, gibt es das Grab eines Evangelisten, der vor Jahrzehnten viel mit der Stiftshütte evangelisiert hat. Dort steht: „So ve Buservir gerettet um zu dienen.“ Das ist genau der Gedanke, der auch Paulus beschreibt: Von einem Götzenanbeter zu Gott bekehrt, um dem lebendigen, wahren Gott zu dienen. Jetzt kommt dazu, seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten. Diese Erwartung soll also das ganze gegenwärtige Leben ab der Bekehrung prägen: Jesus kommt wieder.
Paulus ist ganz erfüllt, wenn er schreibt, wie die Thessalonicher geprägt sind durch Glauben, Liebe und Hoffnung. Man kann überzeugt sein, dass sie auserwählt sind. Dann beschreibt er, mit welcher Bereitwilligkeit sie das Wort Gottes aufgenommen haben (Verse 4, 5 und 6). Er sagt: „Ihr seid allen Gläubigen in Mazedonien und in Achaia zu Vorbildern geworden.“ Noch mehr: Von euch aus ist das Wort in die ganze Welt ausgegangen.
Ein bibelkritisch eingestellter Leser könnte sagen: „Das ist jetzt schon ein großes Wort. Sind die gerade erst bekehrt, und dann wird ihr Glaube schon in der ganzen Welt ausgebreitet? Ich kann gar nichts Negatives über euch berichten.“ Wie geht das?
Das Erste ist schon erstaunlich: Paulus sagt, sie sind ein Vorbild für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaia geworden. Mazedonien war die nördliche Provinz des heutigen Griechenland, Achaia die südliche. Zu Achaia gehört übrigens Korinth, und Mazedonien umfasst auch Thessalonich und Philippi. Diese beiden Provinzen bilden das heutige Griechenland. Kaum sind die Thessalonicher bekehrt, sind sie wirklich zur Vorbildgemeinde für ganz Griechenland geworden. Das ist ein beeindruckendes Zeugnis.
Weiter heißt es: „Ihr Glaube ist in der ganzen Welt ausgebreitet worden“ (Vers 8). Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen, nicht nur in Mazedonien und Achaia, also ganz Griechenland, sondern an jedem Ort ist euer Glaube an Gott ausgebreitet worden.
Wie ist das möglich? Man muss ein wenig über Thessalonich nachdenken. Ich war einmal beim Papstbesuch in Kroatien mit meinem ältesten Sohn. Nicht um den Papst zu sehen, sondern um Traktate zu verteilen. Danach habe ich ihn kurz eingeladen, einen Abstecher mit dem Zug nach Griechenland zu machen. Wir sind nach Thessalonich gegangen, ich habe ihn zu einer Pizza eingeladen, danach sind wir am Meer spazieren gegangen. Ich erklärte ihm: „Siehst du, dort war die Gemeinde von Thessalonich. Und dort ist der Schiffshafen.“
Der Schiffshafen von Thessalonich war ein wunderbarer, strategischer Punkt. Er gehörte zu den größten Häfen der Alten Welt. Die Thessalonicher überlegten sich, wie sie hier wirksam evangelisieren können. „Wir haben zum Beispiel einen der besten Häfen der Welt. Dort kommen Leute aus der ganzen Welt an.“ Wahrscheinlich begannen sie mit einer Art Schiffsmann-Mission. Wenn sich Menschen im Hafen von Thessalonich bekehren und dann mit ihren Schiffen in die ganze Welt zurückkehren, verbreitet sich das Evangelium ganz einfach.
Thessalonich war auch aus einem weiteren Grund wirtschaftlich gut gelegen: Dort verlief eine der wichtigsten Handelsstraßen, die Ost und West verband. Viele Kaufleute kamen hier vorbei. Diese mussten evangelisiert werden, und sie brachten das Evangelium in ihre Heimatländer. Das wird nicht explizit gesagt, aber es steht fest: Von euch aus ist das Wort in die ganze Welt ausgegangen.
Das sind die beiden Möglichkeiten, wie man es in Thessalonich machen konnte. Sehr ermutigend! Die Thessalonicher zeigen uns: Wenn man zum lebendigen Glauben kommt, wird man erfinderisch. Man überlegt sich, welche Möglichkeiten bestehen, um mit nicht allzu großem Aufwand viel zu erreichen. Und genau das haben sie getan.
Persönliche Beziehung und ethische Grundsätze in der Gemeinde
Ja, und dann wird der Apostel Paulus in Kapitel zwei sehr, sehr persönlich. Er beschreibt ganz genau, wie er die Thessalonicher kennengelernt hat, wie er mit ihnen umgegangen ist und wie sie ihm wirklich ans Herz gewachsen sind. Dabei lernen wir sehr vieles. Ich lese viel Praktisches.
Ich lese Kapitel 2, Vers 1: "Denn ihr selbst wisst, Brüder, unseren Eingang bei euch, dass er nicht vergeblich war." Paulus erzählt, dass sie zuvor in Philippi gelitten und Misshandlungen erlitten hatten, wie ihr aus Apostelgeschichte 16 wisst. Er berichtet also, was er in Apostelgeschichte 16 erlebt hat, und erzählt es in Apostelgeschichte 17 weiter.
Paulus sagt: "Wir waren freimütig, in unserem Gott das Evangelium Gottes zu euch zu reden, unter großem Kampf. Denn unsere Ermahnung war nicht aus Betrug, noch aus Unreinigkeit, noch mit List, sondern so, wie wir von Gott bewährt worden sind, mit dem Evangelium betraut zu werden."
Er betont: "Also reden wir nicht, um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. Denn niemals sind wir mit einschmeichelnder Rede umgegangen, wie ihr wisst, noch mit einem Vorwand für Habsucht. Gott ist Zeuge. Noch suchten wir Ehre von Menschen, weder von euch noch von anderen, obwohl wir als Christi Apostel euch zur Last sein konnten. Sondern wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine Amme ihre eigenen Kinder pflegt."
Hier sagt Paulus, wie er als Evangelist nicht war. Wir finden hier sieben negative Punkte, die er vermieden hat.
Erster Punkt: "Denn unsere Ermahnung war nicht aus Betrug." Kein Betrug in seiner Arbeit. Wenn man an Sekten denkt, spielt Betrug oft eine große Rolle. Ein Beispiel: Jemand kommt an die Tür und sagt, er möchte mit Ihnen über den Glauben sprechen. "Glauben Sie an ein Weiterleben der Seele nach dem Tod?" "Ja, natürlich." "Aber das ist falsch." "Wo steht das in der Bibel?" "Ich weiß nicht genau, aber irgendwo steht das schon." "Wenn ich Ihnen zeigen würde, dass die Bibel lehrt, dass die Seele stirbt, würden Sie das glauben?" "Nein, das steht ja nicht." "Aber wenn es wirklich da stehen würde, würden Sie es glauben?" "Ja, natürlich." Dann zitiert er Hesekiel 18, Vers 4: "Die Seele, welche sündigt, die soll sterben." So, glauben Sie es jetzt? "Ja, sehen Sie, darum ist die Gesellschaft der Zeugen Jehovas die Organisation, die die Wahrheit hat. Alle Kirchen, die vom Leben nach dem Tod reden, sind falsch. Die Seele stirbt mit dem Tod. Erst bei der Auferstehung gibt es wieder Leben."
Was ist der Betrug? Das hebräische Wort "Nefesch" hat viele Bedeutungen: Es kann Seele im Sinne von Seele bedeuten, aber auch Leben, Hauch oder Hals. In Psalm 105 heißt es von Joseph, dass sein Hals ins Eisen kam und seine Füße in den Stock, was im Gefängnis in Ägypten war. Dort steht für Hals "Seele" (Nefesch). "Nefesch" kommt von "nafas", was hauchen bedeutet. Darum kann "nefesch" auch den Atemkanal bezeichnen, also den Hals. Im übertragenen Sinn kann "nefesch" auch Leben bedeuten. Wenn man drei Minuten nicht mehr atmet, sieht man, was passiert. Der Hauch ist das Symbol für das Leben.
Wenn es heißt: "Die Seele, welche sündigt, die soll sterben", bedeutet das, dass das Leben dessen, der sündigt, in den Tod gehen soll. Der Mensch muss sterben wegen seiner Sünde. Das ist ein Beispiel, wie betrügerisch mit Bibelstellen umgegangen wird. Paulus sagt, sie waren eben nicht betrügerisch.
Zweiter Punkt: "Nicht aus Unreinheit." Auch das ist wichtig. Ich erinnere mich, als Jugendlicher am Zürichsee, da hat sich eine Frau mir genähert und wollte mich küssen. Ich habe das nicht zugelassen, aber sie gehörte zu den "Children of God". Bei denen ging es noch weiter: Ihre Strategie war, Menschen zur Hurerei zu verführen, um sie für das, wie sie sagten, Evangelium zu gewinnen. Das ist unvorstellbar und zeigt schreckliche Dinge aus Unreinigkeit.
Dritter Punkt: "Noch mit List." Paulus hat keine Hinterlist angewendet, keine Lockvögel eingesetzt. Das gehört zur List.
Vierter Punkt: "Nicht als Menschen gefällig", also nicht um Menschen zu gefallen, Vers 4. Sie wollten sich nicht an Menschen anpassen, sondern Gott entsprechen, der unsere Herzen prüft.
Fünfter Punkt, Vers 5: "Denn niemals sind wir mit einschmeichelnder Rede umgegangen, wie ihr wisst." Wie sieht das aus? Man kann junge Leute gewinnen, indem man ihnen sagt: "Ihr seid die Generation, die Europa evangelisieren wird. Mit euch wird endlich etwas geschehen. Ihr habt ein Potenzial." Das ist einschmeichelnde Rede. Paulus hat das bei den Jungbekehrten in Thessalonich nicht angewandt.
Sechster Punkt: "Noch mit einem Vorwand für Habsucht." "Gott ist Zeuge." Das Problem des Geldes wird oft ausgenutzt. Evangelisation kann eine Einnahmequelle sein. Man gibt Kuverts herum, jeder kann etwas einlegen, auch Kreditkarten oder Schecks werden angenommen. Man schreibt Gebetsanliegen darauf, und es wird gesammelt. So kann man als Evangelist in Fünf-Sterne-Hotels übernachten. Paulus sagt: Nein, sie haben nichts aus Habsucht gemacht.
Siebter Punkt: "Noch suchten wir Ehre von Menschen, weder von euch noch von anderen." Sie suchten nicht ihre eigene Ehre.
Diese sieben Punkte zeigen, was Paulus in Thessalonich vermieden hat.
Dann nennt er sieben positive Punkte, die er ausgeübt hat.
Erster Punkt, Vers 7: "Sondern wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine nährende Mutter ihre eigenen Kinder pflegt." "Amme" meint hier die Mutter, die ihre Babys mit Muttermilch ernährt. Interessant ist, dass Paulus zusammen mit Silvanus und Timotheus schrieb, drei Männer, die mit den Jungbekehrten so umgehen konnten wie eine Mutter mit ihren Babys. Dabei verliert man nicht an Männlichkeit, wenn man mit der Sanftheit einer Mutter mit Junggläubigen umgeht.
In Vers 11 sagt Paulus, dass er sich auch wie ein Vater verhalten hat: "Wie ein Vater seine eigenen Kinder ermahnt und tröstet." Männer können also von Müttern lernen. Es geht nicht um eine Vermischung von Weiblichkeit und Männlichkeit, sondern um die Art des Umgangs. Paulus pflegte die Gläubigen wie Säuglinge, damit sie die richtige Nahrung bekamen. War das Muttermilch das Thema der Wiederkunft Christi? Natürlich, das gehört zur ersten Nahrung, die Gläubige bekommen müssen. Das ist nicht nur etwas für erfahrene Christen.
Zweiter Punkt, Vers 8: "Also da wir ein sehnliches Verlangen nach euch haben, gefiel es uns wohl, euch nicht allein das Evangelium Gottes zu verkündigen." Er verkündigte das reine Wort Gottes, die frohe Botschaft, wirklich die göttliche Lehre des Evangeliums.
Dritter Punkt: "Es gefiel uns wohl, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart." Er gab also auch persönlich von sich weiter und baute eine menschliche Beziehung zwischen Gläubigen auf.
Vierter Punkt: Am Schluss sagt er: "Weil ihr uns lieb geworden wart." Paulus war also kein kalter Lehrer, sondern er liebte die Jungbekehrten in Thessalonich.
Fünfter Punkt, Vers 9: "Denn ihr gedenkt, Brüder, an unsere Mühe und Beschwerde, Nacht und Tag arbeitend, um niemandem von euch beschwerlich zu fallen." Paulus wollte zeigen, dass er sich nicht auf Kosten der Gläubigen ausruhte. Auch wenn man Evangelist ist, muss man nicht auf Unterstützung bauen. Paulus arbeitete an manchen Orten selbst, zum Beispiel in Korinth. Dort war das wichtig, weil die Korinther ihm später vorwarfen, er habe aus Geldliebe gearbeitet. Paulus antwortete, dass er nie Geld von ihnen angenommen habe. So wollte er niemandem zur Last fallen.
Sechster Punkt, Vers 10: "Ihr seid Zeugen und Gott, wie göttlich und gerecht und untadelig wir gegen euch, die Glaubenden, waren." "Göttlich" oder "heilig" kann man auch übersetzen, "gerecht" und "untadelig."
Siebter Punkt, Vers 11: "Wie ihr wisst, wie wir jeden einzelnen von euch wie ein Vater seine eigenen Kinder ermahnt und getröstet und euch bezeugt haben, dass ihr wandeln solltet, würdig des Gottes, der euch zu seinem eigenen Königreich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft."
Diese sieben Punkte sind eindrückliche Beispiele von gottwürdigem Handeln.
Dann spricht Paulus über die Verfolgung durch die Juden, weil sie in Thessalonich besonders schlimm war. Ich lese Vers 13: "Und darum danken wir auch Gott unablässig, dass, als ihr von uns das Wort der Kunde Gottes empfinget, ihr es nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern wie es wahrhaftig ist, als Gotteswort, das auch in euch, den Glaubenden, wirkt."
Für wahre Gläubige ist es entscheidend, das Wort der Apostel im Neuen Testament nicht als Menschenwort, sondern als Gotteswort aufzunehmen. Wenn jemand sagt, das Wort von Paulus habe keine Autorität, so nimmt er es nicht als Gotteswort auf. Das ist der Anfang vom Ende.
Wahre Gläubige nehmen das Wort der Apostel, das im Neuen Testament schriftlich überliefert ist, als Gottes Wort an.
Vers 14: "Den Brüdern, ihr seid Nachahmer der Versammlungen Gottes geworden, die in Judäa sind, in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt, wie jene von den Juden, die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns durch Verfolgung weggetrieben haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen entgegen sind, indem sie uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit sie errettet werden."
Paulus zählt hier sieben Punkte auf in Bezug auf die Juden, die sich gegen das Evangelium gesträubt haben und sogar ein Hindernis für die Evangeliumsverkündigung wurden, so wie es in Thessalonich der Fall war. Ab Vers 15 und 16 sind das, wenn man es in einer Liste zusammenstellt, genau sieben Punkte. Es ist eindrücklich, diese Siebenerlisten: sieben negative Punkte, wie man nicht evangelisieren darf, sieben positive Punkte, wie man evangelisieren soll, und sieben Punkte über jene, die das Evangelium hindern wollen. Es gibt also einen inneren Zusammenhang zwischen diesen Siebnergruppen.
Zum Schluss von Kapitel zwei, bevor wir bald zur Pause kommen, lese ich Vers 17: "Wir aber, Brüder, da wir für kurze Zeit von euch verweist waren, dem Angesicht nach, nicht dem Herzen nach, haben uns umso mehr bemüht, euer Angesicht zu sehen, mit großem Verlangen. Deshalb wollten wir zu euch kommen."
Paulus sagt, dass er den Wunsch hatte, schon zuvor zu ihnen zu kommen, aber das wurde durch Satans Wirken verhindert. In dieser ganzen Verfolgung stand Satan dahinter. Es ist jedoch ein Trost für uns zu wissen, dass Satan nur in dem Maß wirken kann, wie Gott es zulässt.
Das sehen wir schön in Hiob 1 und 2. Satan wird vor den Thron Gottes gerufen und gefragt, wie er sich gegenüber Hiob verhalten hat. Er sagt: "Du hast ja alles eingezäunt, was er hat." Satan konnte Hiobs Besitz nicht antasten, weil Gott ihn schützte, wie durch einen Zaun. Gott lässt zu, dass Satan Hiobs Besitz antastet, aber Hiob selbst darf Satan nicht antasten. So verliert Hiob seinen Besitz durch einen Schlag nach dem anderen.
Gott lässt Satan wirken, aber nur in dem Maß, wie er es zulässt, und letztlich dient das Gottes Zielen und Ratschluss. Paulus sagt also: "Wir wollten zu euch kommen, aber der Satan hat uns verhindert." Gerade dadurch sind die Thessalonicherbriefe entstanden, die für uns so gewinnbringend sind.
Die Pause beginnt eigentlich erst in einer halben Stunde, wir können also noch weitermachen.
Fortsetzung und weitere Ausführungen zum ersten Thessalonicherbrief
Kapitel drei haben wir eigentlich schon durchgesprochen. Wir kommen nun zu Kapitel vier.
Noch einen Punkt möchte ich nachtragen: Wir haben in Kapitel 2, Vers 16 gelesen, im Blick auf die Juden, die dem Evangelium widerstehen. Ganz am Schluss steht dort Punkt 6: „damit sie ihre Sünden allezeit voll machen“ und Punkt 7: „Aber der Zorn ist völlig über sie gekommen.“
Was bedeutet das: „Der Zorn ist völlig über sie gekommen“? Das ist eine prophetische Vergangenheitsform. Oft werden im Alten Testament zukünftige Ereignisse als vollendet beschrieben, um die Sicherheit ihrer Erfüllung zu betonen. In der hebräischen Grammatik wird dies als das prophetische Perfekt bezeichnet. Paulus übernimmt diesen Stil im griechischen Text und sagt: „Aber der Zorn ist völlig über sie gekommen.“
Das heißt, das Gericht Gottes wird mit ganzer Gewissheit über die Juden kommen. Ich habe gesagt, der Thessalonicherbrief wurde von Korinth aus im Jahr 50 geschrieben. Danach vergingen noch zwanzig Jahre. Dann kam die römische Armee und legte Jerusalem in einem grausamen, blutigen Krieg von 140 Tagen in Sack und Asche.
Der zweite Tempel wurde vernichtet. Nach Josephus Flavius, einem Augenzeugen, kamen dabei mehr als eine Million Juden ums Leben. Die Römer verlegten ein Drittel ihrer gesamten Armeen, ihrer Legionskontingente, nach Israel, weil sie große Mühe hatten, den Aufstand der Juden niederzuschlagen. Mit dieser Ausrüstung konnten sie schließlich das ganze Land unterwerfen.
Der Judenstaat ging daraufhin unter, und das jüdische Volk wurde für zweitausend Jahre in alle Welt zerstreut – wörtlich auf alle fünf Kontinente.
Man kann also ganz feierlich sagen: Zwanzig Jahre vorher schreibt Paulus, der das erlebt hat in Thessalonich, wie das Evangelium gehindert wurde. Und dennoch sagt er: „Der Zorn ist völlig über sie gekommen.“
Nun gehen wir weiter zu Kapitel vier.
Heiligkeit und christliches Leben in Thessalonich
Übrigens, nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch im Herrn Jesus, so wie ihr von uns empfangen habt, dass ihr in der Weise wandelt, die Gott gefällt. So sollt ihr auch wandeln, damit ihr reichlicher zunehmt.
Paulus war eigentlich sehr zufrieden mit den Thessalonichern. Doch er sagt nicht: „Jetzt könnt ihr euch ausruhen.“ Stattdessen fordert er sie auf, noch mehr zu wachsen und zu zunehmen. Denn sie wissen, welche Gebote wir euch durch den Herrn Jesus gegeben haben.
Denn dies ist Gottes Wille: eure Heiligkeit. Ihr sollt euch der Hurerei enthalten und jeder von euch soll sein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit besitzen, nicht in leidenschaftlicher Lust, wie es auch die Nationen tun, die Gott nicht kennen. Paulus warnt, dass niemand seinen Bruder übergehen oder hintergehen soll in dieser Sache, denn der Herr ist der Rächer über all das, wie wir euch auch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben.
Gott hat uns nicht zur Unreinigkeit berufen, sondern zur Heiligkeit. Deshalb gilt: Wer dies verachtet, verachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der euch auch seinen Heiligen Geist gegeben hat.
Paulus spricht hier speziell über das Thema Heiligkeit. Im Griechischen gibt es verschiedene Wörter für Heiligkeit. Hier wird das Wort „Hagiasmos“ verwendet. Es bedeutet nicht einfach Heiligkeit als abstrakten Begriff, sondern „geheiligt sein“, also praktische Heiligkeit. Paulus bringt dies besonders in Verbindung mit dem Thema sexuelle Reinheit. Er sagt, es ist Gottes Wille, dass ihr euch der Hurerei enthält.
Das griechische Wort für Hurerei lautet „Pornaia“. Davon leitet sich das Wort Pornographie ab, wobei „Graphie“ Schrift bedeutet, also „Hurenschriften“. Im Neuen Testament bedeutet „Pornaia“ nicht nur Prostitution, sondern jeglichen Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe – vor der Ehe, neben der Ehe oder nach der Ehe. Das ist auch heute noch sehr aktuell.
Manche Paare leben zusammen, um Steuern zu sparen. Doch weder vor, neben noch nach der Ehe ist sexuelle Beziehung erlaubt. Dies lässt sich auch biblisch sehr klar belegen. So sei hier nur auf 5. Mose 22 verwiesen. Dort geht es um eine Frau, bei der in Frage gestellt wird, ob sie wirklich als Jungfrau in die Ehe gegangen ist. Wenn nicht, musste sie sterben, denn sie hatte Hurerei begangen (5. Mose 22,21).
Es geht also um die Frage: Wer nicht als Jungfrau in die Ehe geht, hat Hurerei begangen. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, die die Apostel oft zitierten, wird das Wort „Porneo“ für Huren verwendet. Dieses Wort und das Hauptwort „Porneia“ kommen sehr häufig im Neuen Testament vor. Deshalb muss betont werden, dass es jeglichen Verkehr außerhalb der Ehe meint.
Das ist Gottes Maßstab, auch für junge Christen. In der heutigen Zeit wird dieser Maßstab in vielen Gemeinden aufgeweicht oder sogar gebrochen. Doch klarer als hier kann man es kaum sagen: „Dies ist Gottes Wille, euer geheiligt sein.“
Paulus sagt weiter: Wer anders handelt, handelt wie die Heiden, nicht in leidenschaftlicher Lust wie die Nationen, die Gott nicht kennen (Vers 5). Besonders geht es um das Problem des Ehebruchs (Vers 6). Er sagt, dass niemand seinen Bruder übergehen oder hintergehen soll, denn der Herr ist der Rächer über all das, wie wir euch auch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben.
Wenn ein Gläubiger verheiratet ist, gehört seine Frau nur ihm, und umgekehrt gehört der Mann nur seiner Frau. Paulus warnt, dass, wenn in der Gemeinde dieses Recht verletzt wird und es zu Ehebruch kommt, der Herr der Rächer darüber ist.
Leider ist das auch heute noch ein aktuelles Thema. Die Thessalonicher lebten in Griechenland, das damals ein Sündenpfuhl war, was Unmoral betraf. Homosexualität war dort normal, und noch mehr: Pädophilie war ebenfalls gesellschaftlich akzeptiert. Selbst der Philosoph Plato war Pädophiler.
Unsere Gesellschaft ist zwar noch nicht so weit, aber die Diskussion zeigt, dass manche Homosexualität verteidigen und der nächste Schritt dann Pädophilie sein könnte.
1933 war Homosexualität in der Schweiz noch strafbar und konnte Gefängnis nach sich ziehen. Heute kann man fast ins Gefängnis kommen, wenn man öffentlich bestreitet, dass Homosexualität praktiziert werden soll. Die Gesellschaft entwickelt sich in diese Richtung.
Doch Paulus setzt trotz dieser Umwelt den Maßstab: „Dies ist Gottes Wille, euer geheiligt sein.“ Er sagt nicht: „In einer solchen Gesellschaft könnt ihr ein bisschen lockerer sein.“ Nein, das ist der göttliche Maßstab, den wir verkündigen müssen. Wenn wir das tun, wird es auch praktiziert.
Weiter heißt es in Vers 8: „Wer dies verachtet, verachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der euch auch seinen Heiligen Geist gegeben hat.“ Der Heilige Geist ist nicht einfach nur ein Geist, sondern der Heilige Geist. Wie erkennen wir, dass der Heilige Geist wirkt? Er hilft uns, ein geheiligtes Leben zu führen. Er hilft uns, die Sünde zu hassen. Wenn wir gefallen sind, hilft er uns, wirklich umzukehren, Vergebung im Glauben anzunehmen und uns von diesem Weg abzuwenden.
Der Heilige Geist hilft uns, geheiligt zu leben. Es ist traurig, dass gerade heute so viel über den Heiligen Geist gesprochen wird, aber gleichzeitig so viel Unheiligkeit unter den Erlösten herrscht. Das zeigt, wie wichtig das Wirken des Heiligen Geistes ist, um Menschen zu helfen, den Weg der Heiligkeit nach Gottes Willen zu gehen.
Ich lese weiter, Vers 9: „Was aber die Bruderliebe betrifft, habt ihr nicht nötig, dass wir euch schreiben, denn ihr selbst seid von Gott gelehrt, einander zu lieben.“ Das tun sie auch gegenüber allen Brüdern, die in ganz Mazedonien sind, also im nördlichen Griechenland.
Das zeigt, dass die Thessalonicher nicht nur auf ihren Ort beschränkt waren. Es ist gut, wenn wir Christen am Ort lieben, aber sie liebten auch die Christen in der ganzen Umgebung. Das ist ein wichtiges Kennzeichen. Im Epheserbrief wird immer wieder die „Liebe zu allen Heiligen“ betont. Wenn wir nur die Heiligen am Ort oder in der eigenen Gemeinde lieben, sind wir sektiererisch und auf eine Gruppe beschränkt. Gott aber will, dass wir alle Heiligen lieben – so wie die Thessalonicher es praktizierten.
Paulus ermahnt sie, reichlicher zuzunehmen und sich zu beeilen, still zu sein, ihre eigenen Geschäfte zu tun und mit ihren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben. So sollt ihr ehrbar wandeln gegenüber denen, die draußen sind, und niemandes bedürftig sein.
Hier deutet sich schon ein Problem an. Offenbar gab es Schwierigkeiten mit dem Arbeiten. Vielleicht dachten einige: „Jesus Christus kommt bald, da müssen wir die Dinge nicht mehr so ernst nehmen.“ Es wird nicht gesagt, dass sie so argumentiert haben, aber es gab offensichtlich ein Problem. Paulus fordert sie auf, ein ordentliches Leben zu führen und ihre Arbeit regelmäßig und treu zu verrichten.
Paulus selbst arbeitete zusätzlich, um ihnen ein Beispiel zu geben. Er sagt: „So wie wir euch geboten haben, damit ihr ehrbar wandelt gegenüber denen, die draußen sind, und niemandes bedürftig seid.“
Der Ausdruck „die draußen“ ist biblisch und kommt auch anderswo vor. Er bezeichnet die Heiden, die Ungläubigen, die Verlorenen. Die „drinnen“ sind die Erlösten, die Heiligen, die Auserwählten. Der Ausdruck stammt vom Tempel, denn der heilige Bereich des Tempels durfte nur vom Volk Gottes betreten werden. Die Heiden konnten bis zum Vorhof der Heiden kommen, aber der innere Bereich war nur für das Volk Gottes zugänglich.
So gehören wir heute zu Gottes heiligem Bereich. Die Erlösten sind die, die drinnen sind, die Verlorenen sind die, die draußen sind. Gegenüber denen, die draußen sind, sollen wir ehrbar wandeln, damit sie uns nichts Schlechtes nachsagen können.
Die Entrückung und die Hoffnung auf die Auferstehung
Nun kommt Vers 13: die Entrückung. Paulus schreibt: „Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unkundig seid, damit ihr euch nicht betrübt, wie auch die übrigen, die keine Hoffnung haben.“ Offensichtlich sind in dieser kurzen Zeit bereits Tote in Thessalonich zu beklagen.
Er nennt sie jedoch nicht Tote, sondern bezeichnet die Gläubigen, die sterben, als Entschlafene. Warum? Weil für Gott die Auferweckung der Toten so einfach ist wie für uns, einen Schlafenden zu wecken. Christus hat durch seinen Tod am Kreuz den Tod besiegt, und für Gott ist es kein Problem, die Erlösten wieder zum Leben zu erwecken. Deshalb werden sie Entschlafene genannt.
Ungläubige, die gestorben sind, werden niemals Entschlafene genannt. Paulus sagt also: Was die Entschlafenen betrifft, da müsst ihr nicht in Panik geraten. Die Thessalonicher hätten vielleicht gedacht: Was ist mit denen, wenn Jesus Christus wiederkommt? Haben sie dann keinen Anteil? Paulus will, dass sie in dieser Hinsicht nicht unwissend sind. Die Gläubigen sollen nicht so traurig sein wie Menschen ohne Hoffnung.
Wir haben eine Hoffnung, auch angesichts des offenen Grabes. Das ist mir immer sehr wichtig, wenn ich Abdankungen halte. So schrecklich die Trennung auch ist, so schmerzhaft und aufreibend, wir haben die Hoffnung auf die Auferstehung aus den Toten. Das gibt Mut und Kraft.
Ich frage mich manchmal, wie Nichtchristen das ertragen, wenn ihnen ihre Liebsten durch den Tod entrissen werden. Für uns Gläubige ist es schon schwierig, am offenen Grab damit umzugehen, aber wie ertragen es Menschen ohne Hoffnung?
Der Apostel macht den Gläubigen Mut angesichts der Tatsache, dass sie trotz des Sieges Christi am Kreuz noch sterben müssen. Hier sieht man: Der Tod ist zwar besiegt, doch diese Wirkung wird erst für die Erlösten eintreten, wenn Jesus Christus wiederkommt und die Erlösten auferwecken wird.
Darum sind Gläubige durch alle Generationen vom ersten Jahrhundert bis heute gestorben. Der Tod ist die Folge der Sünde. Wenn jemand sagt, Christen dürften eigentlich gar nicht krank sein, weil Krankheit eine Folge des Sündenfalls ist und Christus Krankheiten am Kreuz besiegt hat, dann stellt sich die Frage: Warum sterben Christen dann trotzdem?
Die gleichen, die behaupten, Christen dürften nicht krank werden, sagen oft auch, sie dürften nicht sterben. Warum hindert Gott sie dann nicht daran? Manche sagen: „Ich kann nicht krank sein, wenn ich an Christus und das Kreuz denke.“ Aber wie ist es dann mit dem Sterben? Ein falscher Apostel hat gesagt: „Wenn ich 120 Jahre alt werde und noch voll kraft bin, warum sterbe ich dann überhaupt?“ Diese Logik geht nicht auf.
In Römer 8 wird erklärt, dass die Erlösung des Leibes, des Körpers, noch zukünftig ist und erst bei der Wiederkunft Christi vollendet wird. Deshalb werden Christen noch krank und sterben auch.
Doch wir haben eine Hoffnung. Vers 14 sagt: „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen.“ Paulus erzählt, dass Christus wiederkommen wird und alle Gläubigen ihn begleiten.
In 1. Thessalonicher 3,13 heißt es: „Euer Herz zu befestigen in tadelloser Heiligkeit vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.“ Ich habe in der Bibel das Wort „Herr Jesus mit allen seinen Heiligen“ besonders markiert.
Nun sagt Paulus hier in Vers 14, es ist unser Glaube: Jesus ist gestorben, er ist auferstanden, und die Gläubigen, die schon gestorben sind, werden einmal mit Jesus Christus kommen. Hier geht es nicht um die Entrückung, sondern um das Kommen Jesu in Macht und Herrlichkeit, um sein Weltreich auf Erden aufzurichten.
Es ist das Kommen aus Sacharja 14, wo der Herr Jesus auf dem Ölberg erscheinen wird, und es heißt dort „mit allen Heiligen“. Jetzt kommen Vers 15 bis 18, die Entrückung.
Die alte Elberfelder Übersetzung hat diese Verse in eine runde Klammer gesetzt, nicht weil es im Urtext runde Klammern gibt, sondern um deutlich zu machen, dass Vers 15 bis 18 ein Einschub sind. Dieser Einschub erklärt, wie es möglich ist, dass die Gläubigen, die entschlafen sind, mit Christus kommen können – als Auferstandene.
Kapitel 5, Vers 1 schließt dann direkt wieder an Vers 14 an. Das heißt, Kapitel 5, Vers 1 spricht wieder über die Zeit, wenn Jesus Christus als König der Welt mit allen Heiligen kommen wird.
Es ist also sehr wichtig, den Verlauf der Gedanken gut zu erfassen, sonst gerät man leicht durcheinander. Wie kann es sein, dass die Entschlafenen mit Jesus kommen? Die Erklärung folgt in Vers 15:
„Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, werden den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen.“
Warum nicht? „Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.“
Jesus Christus wird also wiederkommen, es wird posaunt, und die Entschlafenen – die Toten in Christus – werden zuerst auferstehen. Sie haben Vorrang. Ich habe in meiner Bibel besonders markiert, dass die Entschlafenen Vorrang haben und zuerst auferstehen.
Übrigens werden hier die Gestorbenen „Tote in Christus“ genannt, während sie in Vers 14 als „durch Jesus Entschlafene“ bezeichnet werden. Ein schöner Ausdruck.
Stellen wir uns vor, wie das sein muss beim Sterben. Man liegt vielleicht im Bett und merkt, dass es bald so weit ist. Wie wird das sein? Was empfindet man in dem Moment, wenn man den Übergang vollzieht? Da kann man nicht mehr fragen.
Aber hier steht: Die durch Jesus Entschlafenen, das heißt, die Jesus Christus, der Sohn Gottes, in den Tod hineinleitet. Das ist sehr tröstlich. Der Herr wird uns diesen Übergang vom Leben in den Tod schaffen.
Darum muss man diesem Moment nicht mit Panik begegnen, überhaupt nicht. Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.
Vers 17: „Danach“ – das habe ich auch markiert, um die genaue Abfolge zu verdeutlichen – „werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft, und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“
Paulus identifiziert sich hier mit denen, die dann noch leben, weil er damals selbst am Leben war. Diesen Sprachgebrauch finden wir auch im Alten Testament. Zum Beispiel sagt Mose in seiner Abschiedsrede in 5. Mose 28 zu den Israeliten, die kurz davorstanden, unter Josua ins Land Kanaan zu ziehen: „Der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen.“
Das ist zur Zeit von Mose nie geschehen. Es geschah erst ab dem Jahr 70 nach Christus. Doch Gott sieht das Volk Israel als eine Einheit durch alle Generationen hindurch. Deshalb konnte Mose damals sagen: „Der Herr wird dich zerstreuen von einem Ende der Erde bis zum anderen.“
Später in Kapitel 30 sagt Mose: „Der Herr wird euch sammeln und zurückführen.“ Das waren dann andere, die heute zurückgekommen sind. Gott sieht das Volk Israel als eine Einheit.
So spricht Paulus quasi einst als einer, der damals lebte und nicht zu den Entschlafenen gehörte: „Wir, die wir leben, die wir übrig bleiben.“ Vers 17: Danach werden wir, die Lebenden, zugleich mit ihnen entrückt werden.
Zuerst kommen die aus den Gräbern, ihre Körper werden auferweckt. Das zeigt, wie wichtig der Körper für Gott ist. Diese Materie, die ins Grab gelegt wird, wird Gott wieder brauchen, um den Auferstehungskörper zu schaffen.
Übrigens heißt es nie von der Seele, dass sie auferstehen wird. Die Seele wird nicht auferstehen; der Körper ist der Teil des Menschen, der wie ein Schlafender liegt. Die Seele schläft nie.
Der Herr Jesus sagte zum Mitgekreuzigten: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lukas 23). Paulus sagt in Philipper 1,21: „Ich habe Lust abzuscheiden.“ Er sagt dort auch, Christus sei sein Leben, und es sei weit besser, bei Christus zu sein.
Sterben bedeutet für den Christen, bei Christus zu sein – das betrifft die Seele. Bei der Auferstehung werden Seele und Körper wieder vereinigt.
Das ist etwas ganz anderes als Reinkarnation. Die Reinkarnation verachtet den Körper zutiefst. Oft wird gesagt, Christen seien körperverachtend – das stimmt nicht, wenn man sich an der Bibel orientiert.
Der Körper ist so wichtig, dass Gott ihn wieder auferwecken wird. Für die Reinkarnationslehre ist der Körper unwichtig; die Seele schlüpft in einen anderen Körper und später in einen weiteren.
Es gibt einen Unterschied zwischen der Reinkarnationslehre in Indien und hier in Europa. In Indien glaubt man, dass man im nächsten Leben zum Beispiel in einen Rattenkörper schlüpfen kann. Deshalb bringt man dort Ratten nicht um, obwohl es dreimal so viele gibt wie Menschen.
Ratten haben in der Vergangenheit oft ein Drittel der Reisernte aufgefressen, doch man verschont sie, weil der Onkel oder die Tante vielleicht eine Ratte sein könnte.
Der Körper ist dort unwichtig, und auch die Seele ist nicht wichtig. Das Ziel im Hinduismus ist das Nirwana. Was heißt Nirwana? Es bedeutet „ausgelöscht“, „ausgeblasen“ – das Partizip von „ausblasen“.
Im Nirwana geht die Persönlichkeit im Unpersönlichen auf. Das ist totaler Nihilismus, die Zerstörung der Person. Nichts ist wichtig, weder Körper noch Seele – man sucht letztlich das Nichts.
So anders ist das Evangelium: Die Seele ist bei Christus, aber der Körper wird wieder auferweckt, zu einem unsterblichen Körper. Dann werden die Lebenden und die Auferweckten miteinander in den Wolken entrückt.
Das griechische Wort „Hapazzo“ bedeutet „wegreißen“. Darum spricht man im Englischen von „Rapture“, der Entrückung, dem Wegreißen.
Jesus Christus kommt nicht auf die Erde, sondern nur in den Luftbereich. Die Erlösten werden ihm entgegengerückt, und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.
Paulus ermuntert: Ermuntert einander mit diesen Worten. Die Thessalonicher sollen immer wieder miteinander über dieses Ereignis der Entrückung sprechen.
Jetzt wissen sie, wie es möglich ist, dass die Entschlafenen mit Christus am Tag des Herrn, am Tag des Gerichts, kommen können.
Darum geht es dann in Kapitel 5 weiter.
Der Tag des Herrn und das Zeichen des Endes
Nach der Pause in 30 Minuten kommen wir nun zu Kapitel 5.
Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, Brüder, so habt ihr nicht nötig, dass euch geschrieben werde, denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn wie ein Dieb in der Nacht kommt. Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, gleich wie die Geburtswehen über die Schwangere, und sie werden nicht entfliehen.
Wie bereits erklärt, schließt Kapitel 5, Vers 1 gedanklich an Kapitel 4, Vers 14 an. Es geht um das Kommen Jesu mit ihm. Die Verse 15 bis 18 haben erklärt, wie das möglich ist durch die Entrückung, die eben noch Jahre vorher, mindestens sieben Jahre vor dem Kommen des Herrn Jesus mit allen Erlösten, stattfinden wird.
Nun, Kapitel 5, was die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, behandelt speziell den Tag des Herrn (Vers 2). Was ist der Tag des Herrn? „Herr“, Kyrios, hier ohne Artikel, also „Tag des Herrn“, steht so nicht im Grundtext. Herr ohne Artikel ist hier und an vielen anderen Stellen im Neuen Testament ein Ersatz für Yahweh. Also ist der Tag des Herrn der Tag Yahwehs. Diesen finden wir so oft im Alten Testament, zum Beispiel in Zephanja 1, eine ganz besonders exemplarische Stelle. Das ist der Tag des Gerichts.
Zephanja 1, Vers 14: „Nahe ist der große Tag des Herrn, der Tag Yahwehs, er ist nahe und eilt sehr. Horch, der Tag des Herrn! Bitterlich schreit dort der Held. Ein Tag des Grimms ist dieser Tag, ein Tag der Drangsal und der Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels, ein Tag der Posaune und des Kriegsgeschreis gegen die festen Städte und gegen die hohen Zinnen. Und ich werde die Menschen ängstigen, und sie werden einhergehen wie die Blinden, weil sie gegen den Herrn gesündigt haben. Und ihr Blut wird verschüttet werden wie Staub und ihr Fleisch wie Kot. Auch ihr Silber und ihr Gold wird sie nicht erretten können am Tag des Grimms des Herrn, und durch das Feuer seines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden. Denn ein Ende, ja ein plötzliches Ende wird er machen mit allen Bewohnern der Erde oder des Landes.“
Also wird uns deutlich: Der Tag des Herrn ist nicht die Entrückung, sondern der Tag, wenn Jesus Christus als Richter der Welt kommen wird. Er wird dann seine Herrschaft aufrichten. Darum ist es der Tag des Herrn. Dieser Tag kommt wie ein Dieb in der Nacht.
Von der Entrückung wird nie gesagt, dass sie kommt wie ein Dieb in der Nacht. Denn die Entrückung ist ein Ereignis, auf das sich die Gläubigen freuen oder freuen sollten. Aber der Tag des Herrn wird ein Tag sein, der eine böse Überraschung für diese Welt darstellt.
Mein kleinster Junge hat oft am Abend Angst vor irgendwelchen Leuten, die nachts kommen. Er wünscht sich keinen solchen Besuch. Und das Dumme ist, man weiß ja auch gar nie, wann sie kommen. So ist es eben auch mit dem Wiederkommen des Herrn als Richter. Niemand weiß, wann dieser Tag kommt, niemand kennt Zeit und Stunde. Es wird eine sehr unerfreuliche Angelegenheit für diese Welt sein. Darum wird das Kommen mit dem eines Diebes verglichen.
Nun erklärt der Apostel Paulus ein wichtiges Zeichen, wie man merken kann, dass dieser Tag bald kommt. Wenn sie sagen – im griechischen Text ist ein Durativ „Hotangar Legosini“, ein Präsens, Durativ, das bedeutet: Wenn sie immer wieder sagen, wenn sie dauernd sagen „Friede und Sicherheit“, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie.
Es heißt nicht, dass es einmal eine antichristliche Friedenszeit gibt. Davon wird immer wieder erzählt, aber es gibt keine Stelle, die sagt, dass der Antichrist Frieden und Sicherheit für eine gewisse Zeit bringen wird. Man neigt dazu, solche Stellen abzulehnen. Aber hier steht nur: „Sie sagen Friede und Sicherheit.“
Das Eigentümliche ist: In der Bibel ist die Endzeit die Zeit, in der die Juden zurückkehren aus aller Welt ins Land der Väter. Das kann man an vielen Stellen im Alten Testament festmachen, zum Beispiel in Hesekiel 38,8. Nun, die Juden haben begonnen ab 1882 zurückzukehren, bis heute sind es drei Millionen aus allen fünf Kontinenten, aus über hundert Ländern. 1948 wurde der Staat Israel gegründet.
In dieser Zeit fielen die zwei Weltkriege. Am Ende des Ersten Weltkrieges wurden viele Verträge geschlossen, und da kommen diese Ausdrücke vor: Friede und Sicherheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden wieder viele Verträge geschlossen, immer mit den Ausdrücken „Friede und Sicherheit“. Dann kamen in Israel diese drei Existenzkriege: Unabhängigkeitskrieg 1948/49, dann der Sechstagekrieg 1967, der Jom-Kippur-Krieg 1973.
Als diese Kriege nichts nützten, begann man mit der Intifada, dem Volksaufstand. Es gab bereits zwei Intifadas. Am Ende der ersten Intifada kam es zu Friedensverträgen. Und immer wieder spricht die ganze Welt über Friede und Sicherheit oder „Friede in Sicherheit“. Das war dann die Parole von Netanjahu.
Aber immer, wenn ich diese Wörter höre, und man hört sie so oft, wird es mir echt schwül. „Wenn sie sagen Friede und Sicherheit, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, gleich wie die Geburtswehen über die Schwangere, und sie werden nicht entfliehen.“ Es ist ja auch so: Man weiß nicht, wann die Geburt kommt. Aber man hat Vorzeichen. Man kann ziemlich genau wissen, wann man ins Krankenhaus gehen muss. Aber wann das Kind kommt, das kann niemand sagen.
Unser Arzt war ein guter Arzt, also der Arzt meiner Frau, der hat so berechnet, aber er hat sich ein paarmal geirrt. Aber so ungefähr wissen wir schon, wann die Endzeit ist. Die Vorzeichen sind auch da. Aber der Moment, wo man plötzlich merkt: Jetzt ist es ernst, wenn diese Wehen einsetzen und man weiß, jetzt geht das nicht mehr weg, jetzt läuft es wirklich, so ist das. Dieser Moment kommt plötzlich. Die Wehen kommen über die Schwangere, und sie wird nicht entfliehen.
Ja, also sehr eindrücklich dieses Zeitzeichen: „Wenn sie sagen Friede und Sicherheit.“ Das ist eines von Dutzenden von Endzeitzeichen, die wir heute bereits ganz klar sehen.
Vers 4: Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife. Also für euch Gläubige ist es natürlich nicht so, dass der Tag des Herrn etwas sein wird, so unerfreulich wie wenn der Dieb kommt. Das ist für diese Welt.
Denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. Also lasst uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein. Das ist also ganz wichtig.
Im Gegensatz zu dieser Welt sollen diejenigen, die sich auf das Kommen Christi freuen, wach sein. Nicht nur wach sein, sondern auch auf die Endzeitgefahren wirklich gewappnet und bereit stehen sowie nüchtern sein.
Das ist ein interessanter Ausdruck: nüchtern sein. Elfmal werden die Christen im Neuen Testament aufgerufen, nüchtern zu sein. Zum Beispiel in 2. Timotheus 4, Vers 5 sagt Paulus: „Du aber sei nüchtern in allem.“
Ich habe das schon ein paarmal gesagt: Das griechische Wort „nepho“ bedeutet nach dem Wörterbuch von Walter Bauer zum Neuen Testament Abwesenheit von jeglicher geistigen und seelischen Trunkenheit, Überstürzung, Exaltiertheit, Verwirrung. Viele Christen heute fahren völlig ab, flippen aus und bezeichnen das sogar als Gottesdienst.
Das ist ein Bruch mit göttlichen Geboten, denn wir haben elfmal den Aufruf: „Seid nüchtern!“ Also ist es ganz wichtig, in der Endzeit nüchtern zu sein.
Denn die, die da schlafen (Vers 7), schlafen des Nachts, und die, die da trunken sind, haben das Problem des Alkoholismus. Das ist ein sehr großes Problem unter Jugendlichen und nicht nur unter denen, die sich nicht Christen nennen. Das ist ganz schlimm.
Aber hier werden wir ganz realistisch gewarnt: Die, die ertrunken sind, sind des Nachts trunken. Wir aber, die vom Tag sind, lasst uns nüchtern sein, nochmals angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Seligkeit.
Da haben wir wieder diese drei Kennzeichen des Christentums: Glauben, Liebe, Hoffnung – aber hier als Waffen. Der Brustharnisch des Glaubens schützt unsere Herzgegend, sehr wichtig, damit der Feind uns dort nichts anhaben kann. Der Glaube und die Liebe und dann der Helm auf dem Kopf mit der Hoffnung der Seligkeit.
Unser ganzes Denken wird geschützt, wenn wir auf das Wiederkommen des Herrn Jesus warten, das uns aus dieser Welt herausbefreien wird. Das ist die Hoffnung der Seligkeit, des Errettetseins.
Denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, also sollen wir nicht in die Drangsalszeit kommen, sondern zur Erlangung der Seligkeit durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist. Sei es, dass wir wachen oder schlafen, wir werden zusammen mit ihm leben.
Jetzt könnte man denken, es kommt also doch nicht so ganz darauf an, ob wir wachen oder schlafen. Aber schlafen bedeutet eben gleichzeitig auch entschlafen sein. Und hier kommt der Apostel Paulus wieder darauf zurück: Es gibt Gläubige, die schlafen, also Entschlafene, und es gibt solche, die leben.
So ist das eine Ermutigung: Sei es, dass wir wachen oder schlafen, wir werden zusammen mit ihm leben. Alle Erlösten, ob gestorben oder nicht gestorben, werden einmal mit Christus zusammenleben und alles erleben.
Deshalb ermuntert einander und erbaut den einen den anderen, wie ihr es auch tut – gegenseitige Seelsorge durch das Zusprechen von dieser Hoffnung.
Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die erkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und dass ihr sie über die Maßen in Liebe achtet, um ihres Werkes willen.
Erkennt oder anerkennt ist beides korrekt übersetzt. Hier geht es also um solche, die einen Ältestendienst in der Gemeinde tun, die vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen.
Diese sollen anerkannt werden. In biblischer Zeit haben die Apostel Älteste eingesetzt. Nie liest man davon, dass die Gemeinde Älteste wählt. Wir haben nur drei Stellen über Ältesteneinsetzung:
In der Apostelgeschichte setzen Paulus und Barnabas Älteste in den Gemeinden ein, also von oben, von apostolischer Autorität beglaubigt. Dann die zweite Stelle, Titus 1, wo Paulus Titus beauftragt, in den kretischen Gemeinden Älteste anzustellen. Titus wird vom Apostel abgesandt und setzt Älteste ein. Und dann noch Apostelgeschichte 20, wo Paulus zu den Ältesten von Ephesus sagt: „Der Heilige Geist hat euch als Aufseher gesetzt.“
Nun, Apostel haben wir nicht mehr. Die Apostel sind alle gestorben, seit Johannes um 100 nach Christus gestorben ist. Ja, wir können Älteste einsetzen. Der Heilige Geist ist immer noch da und setzt solche Männer ein, die diese Qualitäten aufweisen, die in Titus 1 und 1. Timotheus beschrieben sind.
Wenn diese Männer diese Arbeit aufnehmen und beginnen, den Einzelnen nachzugehen und als Aufseher einen Hirtendienst in der Gemeinde verrichten, dann müssen das die anderen ja merken. Die müssen ja merken: Ja, diese Leute haben tatsächlich die Kennzeichen aus 1. Timotheus 3 und Titus 1.
Dann fordert Paulus: „Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die anerkennt, die unter euch arbeiten und vorstehen im Herrn.“ So haben die Ältesten, seit die Apostel nicht mehr da sind, trotzdem eine moralische Autorität.
Man erkennt, dass der Heilige Geist sie eingesetzt hat, indem sie diese Qualitäten vorweisen können. Das sind keine sündlosen Leute, aber das sind Leute, die wirklich so vorbildlich mit dem Herrn vorangehen, wie es in den genannten Stellen beschrieben ist.
Und das Gute ist: Wenn ein Ältester in seinem Leben eine Wende nimmt und nicht mehr so lebt, wie es in 1. Timotheus 3 und Titus 1 beschrieben ist, dann muss man ihn auch nicht mehr abwählen. Er verliert automatisch die moralische Autorität.
Wir können uns nicht auf irgendwelche apostolische Autorität berufen, aber das Leben gibt moralische Autorität. Dann kann man nicht einfach sagen: „Ja gut, ich mache, was mir passt.“ Nein, dann heißt es eben, dass ihr die anerkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen.
Das ist nicht gerade angenehm. Es ist das Unangenehmste im Ältestendienst, das Schwierigste. Und dass ihr sie über die Maßen in Liebe achtet, um ihres Werkes willen, denn diese Aufgabe ist sehr, sehr schwierig.
Dann wird ganz allgemein erklärt: Seid in Frieden untereinander! Das ist sehr aktuell, ja? Aber das war zu allen Zeiten aktuell.
Vers 14: Wir ermahnen euch aber, Brüder, weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen alle.
Hier haben wir zunächst drei verschiedene Gruppen von Gläubigen in der Gemeinde:
Die Unordentlichen, das sind die, die wissen und könnten das Richtige tun, es aber nicht wollen. Dann gibt es die Kleinmütigen, die meinen, sie könnten es nicht tun, aber sie könnten es. Und schließlich die Schwachen, die etwas nicht können.
Man muss also unterscheiden: Unordentliche müssen zurechtgewiesen werden, Kleinmütige müssen getröstet werden – „Natürlich kannst du das!“ – und den Schwachen muss man beistehen.
Aber ganz allgemein gilt: Gegen alle soll man langmütig sein, geduldig sein.
Seht zu, dass niemand Böses mit Bösem vergelte, sondern strebt allezeit nach dem Guten, gegeneinander und gegen alle.
Freut euch allezeit! Betet unablässig! Die Wichtigkeit der ständigen Online-Verbindung mit dem Herrn wird betont.
Danket in allem, denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.
Den Geist löscht nicht aus! Man kann also in der örtlichen Gemeinde das Wirken des Geistes unterdrücken, so dass die Leuchter des siebenarmigen Leuchters, also die Lampen, ausgehen.
Das gibt es ja in Gemeinden, dass das Licht nicht mehr brennt.
Löscht den Geist nicht aus!
Weissagungen verachtet nicht! Weissagung ist ja nach 1. Korinther 14, Vers 3 Reden zur Ermahnung, Tröstung und Ermunterung. Aber Ermahnung ist eben nicht so angenehm, darum sagt Paulus: Weissagung verachtet nicht, prüft aber alles, das Gute haltet fest.
Die richtige Betonung ist nicht: „Prüft alles!“ Es gibt Leute, die lesen jeden Unsinn, weil sie meinen, sie müssten alles prüfen. Nein, das ist nicht gemeint. Wir sollen wirklich prüfen.
Prüft aber alles, das Gute haltet fest. Von aller Art des Bösen haltet euch fern.
Ihr selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig, und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.
Da sehen wir Geist, Seele und Körper. Alles ist wichtig, und diese Einheit wird wieder da sein bei der Auferstehung am Tag der Entrückung.
Treu ist der, der euch ruft, und er wird es auch tun.
Brüder, betet für uns! Grüßt alle Brüder mit heiligem Kuss. Ich beschwöre euch bei dem Herrn, dass der Brief allen heiligen Brüdern vorgelesen werde.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.
Also, was hier steht, geht wirklich alle Gläubigen etwas an.
Einführung in den zweiten Thessalonicherbrief
Nun wenden wir uns dem zweiten Thessalonicherbrief zu, den Paulus etwas später ebenfalls von Korinth aus geschrieben hat, also etwa um das Jahr 50 oder 51 nach Christus. Auch hier geht es um die Wiederkunft Christi.
Ein weiterer gemeinsamer Punkt dieser beiden Briefe ist der Ausdruck „unser Herr Jesus Christus“. Im ersten Thessalonicherbrief findet man diesen Ausdruck siebenmal, zum Beispiel im letzten Vers: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.“ Siebenmal erscheint dort „unser Herr Jesus Christus“.
Beim Bibellesen markiere ich die Namen Gottes oft mit einer besonderen Farbe. So erhält man über die Zeit hinweg einen großen Reichtum an Hunderten von Namen, die Gottes Wesen ausdrücken. Wenn wir uns fragen, wer Gott ist, müssen wir diese Namen nachschlagen. Das geht dann ganz schnell, denn man findet sie sofort wieder. Das ist ein großer Schatz.
Im ersten Thessalonicherbrief kann man also siebenmal „unser Herr Jesus Christus“ anstreichen. Im zweiten Brief steht ebenfalls siebenmal „unser Herr Jesus Christus“. Er ist Herr, weil er Autorität in unserem Leben und in allen Bereichen beansprucht. Aber er ist nicht nur der Herr Jesus Christus, sondern unser Herr Jesus Christus. Das drückt unsere persönliche Herzensbeziehung zu dem Erlöser aus.
Ich habe in meiner Bibel dazu Hohelied 2,16 vermerkt. Wer nachschaut, versteht, was das bedeutet.
Kommen wir nun zum zweiten Thessalonicherbrief, Kapitel 1. Dort heißt es: „Paulus und Silvanus und Timotheus, der Gemeinde der Thessalonicher in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“
Wieder sind diese drei, die auch schon den ersten Brief schrieben, die Autoren des zweiten Briefes: Paulus, Silvanus und Timotheus. Silvanus ist übrigens dasselbe wie Silas. Silas ist sein jüdischer Name, Silvanus sein römischer Name. Juden hatten damals oft zwei Namen, einen jüdischen und einen nichtjüdischen gegenüber der heidnischen Welt. Das war auch nützlich, wenn es nötig war, die Identität zu verbergen.
Zum Beispiel hieß Esther persisch Esther, ihr eigentlicher jüdischer Name war Hadassa. Unter dem Namen Esther konnte man nicht so leicht erkennen, dass sie Jüdin war. Das ist wichtig.
Ich habe einmal eine Jüdin am Bahnhof angesprochen, als ich ihr Traktate verteilte, und gefragt: „Sind Sie jüdisch?“ Sie war ganz erschrocken: „Wie wissen Sie, dass ich Jüdin bin?“ Ich antwortete: „Das sehe ich.“ Das hat sie sehr verstört, es war eine ältere Frau. Man merkt noch etwas von der Nazizeit. Für sie ist es schrecklich, wenn man ihre Identität einfach so erkennt, obwohl sie nicht besonders jüdisch gekleidet war.
Darum hatte Silvanus, wie üblich, noch einen zweiten Namen: Silas – Silvanus.
In Vers 3 heißt es: „Wir sind schuldig, Brüder, allezeit für euch zu danken, wie es billig ist, weil euer Glaube überaus wächst und die Liebe jedes Einzelnen von euch allen gegeneinander überströmend ist.“
Paulus hatte sie im ersten Brief ermahnt, noch mehr zu wachsen. Sie haben es gehört und sind gewachsen. Das Wachstum im Glauben hängt davon ab, ob wir wachsen wollen. Es ist kein Schicksal. Er sagte ihnen: „Ihr müsst wachsen“, und sie sind gewachsen.
Meine Mutter sagte mir früher oft: „Du solltest beten, dass du größer wirst, dass du wächst.“ Ich habe dann aufgehört zu beten und nichts geschah. Im Glauben ist das aber ernst.
Vers 4: „So dass wir selbst uns euer Rühmen in den Gemeinden Gottes wegen eures Ausharrens und Glaubens in allen euren Verfolgungen und Drangsalen, die ihr erduldet.“
Er betont, dass sie trotz schwerer Verfolgung treu bleiben und im Glauben wachsen. Das ist ein sichtbares Zeichen des gerechten Gerichts Gottes, dass ihr würdig geachtet werdet, des Königreiches Gottes, um dessen Willen ihr auch leidet.
Denn es ist gerecht bei Gott, Drangsal zu vergelten denen, die euch bedrängen, und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe zu geben mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel mit den Engeln seiner Macht in flammendem Feuer.
Wenn er Vergeltung übt an denen, die Gott nicht kennen und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen. Diese werden Strafe leiden, ewiges Verderben vor dem Angesicht des Herrn und der Herrlichkeit seiner Stärke.
Wenn er kommt, wird er an jenem Tag verherrlicht werden in seinen Heiligen und bewundert in allen, die geglaubt haben.
Paulus sagt: Ihr leidet jetzt Not und Verfolgung, aber eines Tages wird das alles umgekehrt. Jetzt geht es den Gesetzlosen gut und euch Gläubigen schlecht. Doch der Tag wird kommen, an dem ihr mit Jesus Christus in Herrlichkeit kommen werdet.
So eindrücklich wird das beschrieben: Bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel mit den Engeln seiner Macht in flammendem Feuer. So wird er kommen, und die Erlösten werden mit ihm dabei sein. Sie werden Ruhe haben, innere Ruhe. Die Gottlosen aber werden leiden. Die Rollen werden getauscht werden.
Weiter heißt es von zwei Gruppen: Vergeltung gibt er denen, die Gott nicht kennen – das sind die Heiden, die nichts von Gott wissen – und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen. Das sind die, die das Evangelium klar gehört haben, nicht nur das Zeugnis der Schöpfung, wie alle Heiden, sondern das Evangelium selbst, und es nicht annehmen wollten. Diese fallen unter das Gericht.
Vers 10: „Wenn er kommen wird, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in allen, die geglaubt haben.“
Das ist eindrücklich: Die Menschen werden uns sehen, wenn wir kommen. Dann sehen sie all die, die sie verachtet haben, jetzt sind sie auf der Seite des Siegers.
Wenn alle Heiligen mit Jesus Christus kommen, werden sie den Herrn beim Anblick der Gläubigen bewundern (Sacharja 14).
Alle Schande, die jetzt über uns kommt, wenn wir uns zum Namen Jesu bekennen, wird dann vorbei sein.
Denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden, weshalb wir allezeit für euch beten, damit unser Gott euch würdig erachte der Berufung und alles Wohlgefallen seiner Gütigkeit erfülle sowie das Werk des Glaubens in Kraft, damit der Name unseres Herrn Jesus Christus in euch verherrlicht werde und ihr in ihm, nach der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.
Paulus betet also, dass der Glaube weitergeht und die Thessalonicher treu bleiben bis zum Schluss. Dazu brauchen sie Gottes Gnade.
Wir haben bereits gesehen, dass es Menschen gibt, die glauben, ohne wiedergeboren zu sein, und die nur für eine Zeit glauben. Warum können die Auserwählten bis zum Schluss glauben? Nicht, weil sie so gut sind, sondern weil sie durch die Gnade und Kraft Gottes erhalten bleiben.
Darum spricht 1. Petrus 1, Vers 5 ausdrücklich von den Wiedergeborenen. Vers 3 sagt: „Ihr werdet durch Gottes Macht bewahrt bis in die letzte Zeit.“ Gott bewahrt die Auserwählten, und sie können das Ziel erreichen. Diese Gabe des Beharrens gibt Gott nur den Wiedergeborenen, nicht denen, die nur äußerlich glauben.
Jetzt kommt Kapitel 2, und es wird spannender:
„Wir bitten euch aber, Brüder, um der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus willen und unseres Versammeltwerdens zu ihm hin, dass ihr nicht schnell erschüttert oder erschreckt werdet, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief als durch uns, als ob der Tag des Christus da wäre.“
In manchen Bibelübersetzungen steht „der Tag des Herrn“, aber die meisten Manuskripte des Mehrheitstextes haben „der Tag des Christus“. Das ist der Tag des Messias. Im Prinzip ist das dasselbe wie der Tag des Herrn, nämlich wenn der Messias als König der Welt kommt.
Der Apostel Paulus erklärt im Hinblick auf die Wiederkunft Christi, dass sie nicht schnell erschüttert oder erschreckt werden sollen.
Was war geschehen? Wir lesen weiter, dass Lehrer unter den Thessalonichern Eingang gefunden hatten, die sagten: „Seht, wir sind bereits in der Drangsalszeit. Das, was ihr jetzt leidet, ist der Beweis, dass der Tag des Gerichts über diese Welt schon begonnen hat.“
Wie haben diese Irrlehrer Eingang gefunden? Paulus sagt: „Nicht erschreckend, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief als durch uns.“
Sie hatten gefälschte Briefe geschrieben, als wären sie von Paulus.
Diese Briefe sagten den Thessalonichern, sie seien jetzt in der Gerichtszeit und müssten deshalb leiden.
Das ist heute sehr aktuell. Die Christen in Nordkorea leiden unsäglich, viele Tausende sind in Konzentrationslagern, und keine Politiker im Westen nehmen Stellung.
Es ist eine Farce, wenn man gelegentlich für einen Christen in Afghanistan eintritt, aber von den Abertausenden, die grausam leiden, nicht spricht.
Nordkorea ist eines der schlimmsten Christenverfolgerländer. Dort glauben koreanische Christen, wir seien in der Drangsalszeit. Das kann man nachvollziehen, aber es ist falsch.
Der Apostel Paulus erklärt also im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi:
Vers 1: „Wir bitten euch aber, Brüder, um der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unseres Versammeltwerdens zu ihm hin.“ Das ist die Entrückung, also in Verbindung mit den Themen Wiederkunft Christi und Entrückung zum Herrn hin.
Es ist wichtig, dass sie nicht durch falsche Lehren durcheinandergebracht werden. Diese kommen nicht nur durch gefälschte Briefe, sondern auch durch Geist – also durch Menschen, die als Propheten geistgeleitet sagen: „So spricht der Herr, ihr seid am Tag des Herrn“ – oder durch Worte, also Predigten, oder eben gefälschte Briefe, als ob der Tag des Herrn oder des Christus schon da wäre.
Sie sollen nicht glauben, dass sie Christen in der Drangsalszeit sind.
Warum nicht? Paulus erklärt nun den Unterschied zwischen dem Kommen des Herrn Jesus für die Gläubigen (Entrückung) und dem Kommen des Herrn Jesus mit allen Gläubigen.
Im ersten Brief hatten wir gesehen, dass sie auf das Kommen des Herrn Jesus aus dem Himmel warteten: „Jesus, der uns rettet vor dem kommenden Zorn.“
Im Kapitel 3 am Schluss ist von der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen die Rede.
In jedem Kapitel des ersten Briefes wird von der Wiederkunft Christi gesprochen, aber einmal ist es die Entrückung, einmal das Kommen in Herrlichkeit.
Es ist wichtig, diese Dinge zu unterscheiden: Entrückung, Kommen des Herrn und dazwischen die Drangsalszeit.
Übrigens: Wie konnten die Thessalonicher wissen, dass der zweite Thessalonicher echt war? Und wo sind die gefälschten Briefe?
Der zweite Thessalonicher ist erhalten, die gefälschten Briefe nicht mehr.
Es gibt ein eindeutiges Kennzeichen zum Erkennen der Paulusbriefe. Am Schluss von 2. Thessalonicher 3, Vers 16 und 17 heißt es:
„Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand, welches das Zeichen in jedem Brief ist. So schreibe ich: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.“
Paulus diktierte seine Briefe meist. Der Römerbrief wurde von Tertius geschrieben. Die letzten Verse schrieb Paulus aber eigenhändig. So war sein persönlicher Schriftzug das Erkennungszeichen der echten Paulusbriefe.
Die Thessalonicher konnten also vergleichen: 1. und 2. Thessalonicher – dieselbe Schrift! Die Briefe dazwischen waren gefälscht.
Wohin kamen die gefälschten Briefe? Das ist klar.
So konnten in den frühen Jahrhunderten, als die Paulusbriefe noch echt vorhanden waren, die Originale heute nicht mehr da, die Schriftzüge verglichen und gefälschte Briefe erkannt werden.
Die frühe Christenheit verworf alle gefälschten Briefe, Evangelien und Offenbarungen.
Am Schluss wurden nur die 27 Bücher anerkannt, die wir in der Bibel haben, ohne einen internationalen Konzilsbeschluss.
Gefälschte Evangelien wie das Thomasevangelium, eine Fälschung aus dem Jahr 140, das Petrusevangelium oder die Petrusapokalypse wurden verworfen.
Heute kommen Leute und meinen, sie hätten die Wahrheit mit dem Judas-Evangelium, einer Handschrift aus dem dritten oder vierten Jahrhundert.
Dem stehen Paulus-Handschriften aus dem ersten Jahrhundert gegenüber. Wo wollen wir unsere Informationen herhaben?
Oder eine Handschrift vom Johannesevangelium aus dem Anfang des zweiten Jahrhunderts.
Solche späten Fälschungen von gnostischen Irrlehren aus Ägypten, wo nie originale neutestamentliche Handschriften hingeschickt wurden, sind nicht glaubwürdig.
Es gibt keine ägyptischen Evangelien oder Briefe. Ägypten hat viel Gefälschtes organisiert.
Das Judas-Evangelium ist ein Hohn.
Gefälschte Schriften fallen darauf herein, während echte Evangelien wie Matthäus und Johannes von Augenzeugen geschrieben wurden und Markus und Lukas von Personen, die Augenzeugen konsultierten.
Das nur als kleiner Einschub.
Nun erklärt Paulus weiter, 2. Thessalonicher 2, Vers 3:
„Lasst euch von niemandem auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag, also der Tag des Messias, des Herrn, des Gerichts, der großen Drangsal, kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, geoffenbart werde.“
Dieser widersteht und erhöht sich über alles, was Gott heißt oder Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, Gott zu sein.
Paulus sagt: Die Wiederkunft Christi als Richter und König der Welt findet nicht statt, bevor nicht zuerst der Abfall kommt und dann der Antichrist, der Mensch der Sünde, offenbart wird.
Der Abfall kann nur von etwas kommen, an dem man einmal beteiligt war, also vom Bekenntnis.
Wann hat in der Kirchengeschichte ein allgemeiner Abfall von der Bibel und ihrem Wort stattgefunden?
Wir kennen das nicht über die 2000 Jahre Kirchengeschichte hinweg, außer im 20. Jahrhundert.
Dort fand der Abfall wirklich statt, vorbereitet seit der Aufklärung.
Unter den Intellektuellen im 19. Jahrhundert, mit Atheismus, Kommunismus (Marx und Engels), Evolutionismus (Charles Darwin) und der Abfallphilosophie von Nietzsche („Gott ist tot“).
Diese Gedanken erreichten die Masse und führten in den 60er Jahren zur 68er-Revolte, einem bewussten Bruch mit dem Christentum.
Francis Schaeffer nannte diese Zeit die postchristliche oder nachchristliche Zeit.
Das ist die Zeit des allgemeinen Abfalls.
Dieser musste zuerst kommen, bevor Jesus Christus mit allen Heiligen kommen kann.
Wir leben mittendrin in diesem Abfall, in einer Zeit, in der alle moralischen Schranken gebrochen werden und Kinder abgetrieben werden.
Seit den 60er Jahren in der Schweiz wurden etwa 400.000 Kinder abgetrieben, bald eine halbe Million.
In den USA sind seit 1973 etwa 50 Millionen Kinder durch Abtreibung getötet worden. Weltweit sind es jährlich etwa 50 Millionen.
Wir leben in der Zeit des totalen Abfalls, wo alle Schranken gebrochen sind.
Aber es fehlt noch etwas: Der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, muss noch offenbar werden.
Das ist noch nicht geschehen.
Der Antichrist wird offenbar, wenn man sagen kann: „Das ist er.“
Niemand von uns kann das heute sagen. Er könnte schon leben, aber niemand weiß, wer er ist.
Er wird diesen Abfall auf die Spitze treiben.
Er ist der Mensch der totalen Selbstüberhebung.
Das wird vorbereitet durch den heutigen Abfall, die Zeit der Selbstliebe.
Wir leben in einer Zeit der Selbstliebe, in der man sich selbst liebt und auf seine Rechte pocht.
Das führt zur Selbstvergottung des Antichristen, der sich schließlich in den Tempel Gottes, den dritten Tempel, der heute in Israel vorbereitet wird, setzen wird, um ihn zu entweihen.
Nun sagt Paulus weiter, Vers 5: „Erinnert ihr euch nicht, dass ich dies zu euch sagte, als ich noch bei euch war?“
Paulus hatte den jungen Gläubigen diese Dinge schon erklärt. Manche sagen vielleicht, das gehöre nicht in den Unterricht von frischbekehrten. Doch der Apostel Paulus hat es uns gezeigt.
Er erklärt weiter: „Jetzt wisst ihr, was zurückhält, damit er zu seiner Zeit offenbar werde.“
Irgendetwas hält zurück, dass der Antichrist sichtbar wird.
„Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam, nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er aus dem Weg ist, und dann wird der Gesetzlose offenbar werden.“
Etwas hält zurück, der, der zurückhält. Paulus hatte ihnen gesagt, was das ist.
Heute haben Gläubige das Problem, dass sie nicht dabei waren.
Was ist das, was zurückhält? Wer ist der, der zurückhält?
Es wurde spekuliert, dass es die Gemeinde auf Erden sei. Das ist Selbstüberschätzung.
Die Gemeinde (Ekklesia) ist weiblich im Griechischen, aber hier ist von „der, der zurückhält“ in männlicher Form die Rede.
Was könnte es sein, das zurückhält?
Der Heilige Geist, „to pneuma to hagion“, ist sächlich im Griechischen (das Geist).
Grammatische Geschlechter sind nicht dasselbe wie biologisches Geschlecht.
Der Heilige Geist wird in der Bibel als Person beschrieben, mit männlichen Fürwörtern.
Der Herr Jesus spricht in Johannes 14 immer wieder von „ekeinos“, „jener“, männlich.
Das passt genau auf den Heiligen Geist.
Der Heilige Geist kam an Pfingsten, um in der Gemeinde zu wohnen, und ist bis heute geblieben.
Darum ist es eigentlich unerhört, wenn Christen um eine neue Geistesausgießung beten, als ob er nicht da wäre.
Der Heilige Geist wird bei der Entrückung weggehen.
Der Herr Jesus sagte in Johannes 14, der Heilige Geist wird in euch sein und bei euch in Ewigkeit.
Doch wenn die Heiligen heimmarschieren, geht der Heilige Geist weg.
Der Heilige Geist hält in dieser Zeit das Antichristliche in Schach.
Das ist sein Wirken, nicht unseres.
Er kann uns gebrauchen, weil er in der Gemeinde wirkt. Durch ein geheiligtes Leben können wir Einfluss nehmen als Salz und Licht.
Das ist richtig, aber die Kraft liegt beim Heiligen Geist.
Wenn der Heilige Geist weggeht, kommt der Antichrist.
Der Antichrist wird in der Offenbarung als das erste Siegelgericht beschrieben.
Offenbarung 6, Vers 1: „Und ich sah, als das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie eine Donnerstimme sagen: Komm und sieh! Und ich sah, siehe, ein weißes Pferd, und der, der darauf saß, hatte einen Bogen, und eine Krone wurde ihm gegeben, und er zog aus, siegend, um zu siegen.“
Das ist das erste schreckliche Gericht über die Welt.
Wer ist dieser Reiter auf dem weißen Pferd?
Es scheint Jesus Christus zu sein, denn in Offenbarung 19 heißt es, wenn er mit allen Heiligen kommt, reitet er auf einem weißen Pferd (Offenbarung 19, Vers 11 ff.).
Doch dieser Reiter ist nicht Jesus Christus, sondern der Antichrist.
Dieses erste Siegel kann erst geöffnet werden, wenn der, der zurückhält, weg ist.
Hier haben wir den klaren Beweis: Die Entrückung der Gemeinde geschieht vor den Gerichten der Apokalypse.
Das erste Siegelgericht tritt erst in Erscheinung, wenn der Heilige Geist weggeht.
Gott, der Heilige Geist, kam auf die Erde und wird sie wieder verlassen.
Paulus sagt weiter: „Dann wird der Gesetzlose kommen. Nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er aus dem Weg ist, und dann wird der Gesetzlose offenbar werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft.“
Jesus wird diesen Gräuelmenschen nicht einmal berühren. Durch den Hauch seines Mundes wird er ihn vernichten, allein durch seine Erscheinung.
Dann heißt es vom Antichristen: „Ihn, dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge und in allem Betrug der Ungerechtigkeit.“
Der Antichrist wird als der größte Esoteriker aller Zeiten dargestellt.
Er kommt mit Macht, Zeichen und Wundern.
Diese drei Ausdrücke finden wir auch in Bezug auf die Apostelzeit, zum Beispiel in Hebräer 2, Vers 3 und 4. Dort wird von den großen Wundern gesprochen, die Gott in der Apostelgeschichte durch die Apostel und Mitarbeiter wirkte.
Was typisch war für die Anfangszeit der Gemeinde, wird typisch sein für das Ende, aber nicht von Gott, sondern von Satan.
Wir sehen die Wundersucht, die im 20. Jahrhundert aufgebrochen ist – ein neues Phänomen.
Schon im Mittelalter war man wundersüchtig, aber so wie heute noch nie.
Das bereitet den Weg für den Antichristen.
Vor 40 Jahren galt ein Anthroposoph als komisch. Heute gelten solche Leute als modern, alternativ und verstanden in Esoterik.
Die Menschen sind heute offener für Esoterik und Okkultismus, was früher als Aberglaube galt.
Die Masse ist heute so tief in diesen dunklen mittelalterlichen Verstrickungen wie nie zuvor – eine Vorbereitung auf das Kommen des Antichristen.
Diese Zeichen sind Verführungen, Wunder der Lüge und Betrug der Ungerechtigkeit für die, die verloren gehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie errettet würden.
Darum sendet Gott ihnen eine wirksame Kraft des Irrwahns, damit sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht glaubten, sondern Gefallen an der Ungerechtigkeit fanden.
Gott schickt also den Antichristen als Gericht.
Das ist eindrücklich.
Er kann sogar das Böse gebrauchen, um zu bestrafen.
Wer wird hier bestraft? Die, die die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um errettet zu werden.
Weiter heißt es: „Damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht glaubten, sondern Gefallen an der Ungerechtigkeit fanden.“
Der Antichrist wird all jene verführen, die das Evangelium gehört, aber abgelehnt haben.
Diese werden sich nicht mehr bekehren können.
Das entspricht im Gleichnis von Matthäus 25 den fünf törichten Jungfrauen, die zu spät kommen und die Tür ist verschlossen. Es gibt ein „zu spät“.
Trotzdem lesen wir in Offenbarung 7 von einer unzählbaren Schar aus allen Völkern, Stämmen und Sprachen, die durch die Drangsal hindurchgehen und errettet werden.
Das sind Menschen, die das Evangelium nie gehört haben, etwa zwei Milliarden heute, und weitere zwei Milliarden, die es nie richtig gehört haben.
Für diese ist das nicht gemeint.
Solche werden sich in größter Not noch bekehren, aus allen Stämmen und Sprachen. Das ist tröstlich.
Wir kommen mit der Missionsarbeit nicht zu Ende bis zur Entrückung.
Nach der Entrückung gibt es noch eine Ernte, aber nicht aus christlichen Ländern, denn dort kommt der große Abfall.
Darum ist es ein falscher Geist, der sagt, wir warten auf die größte Erweckung aller Zeiten in Europa und Nordamerika.
Gerade dort ist das christliche Zeugnis am stärksten etabliert, und dort ist der große Abfall.
Der große Abfall findet nicht unter den chinesischen Christen statt. Heute schätzt man dort etwa 80 Millionen Bekehrte im Untergrund, die Verfolgung erdulden.
Das müssen echte Christen sein, die sich als solche zeigen, wenn sie leiden und dem Herrn treu bleiben.
Der Abfall ist gerade hier, und deshalb ist keine große Erweckung zu erwarten.
Warum sind wir dann noch hier? Um das zu tun, was wir noch können.
Das ist kein Aufruf zum Daumendrehen, sondern zur aktiven Mitarbeit.
Wir sehen, wie es uns möglich ist.
Wir machen, was wir tun müssen. Der Herr sagt: „Handelt, bis ich komme.“
Wie die Thessalonicher im ersten Brief überlegen wir, wie wir möglichst viele Menschen erreichen können, welche Mittel und Möglichkeiten wir haben.
So müssen wir denken und aktiv bleiben, ohne uns von der Erwartung einer großen Erweckung leiten zu lassen.
Wir freuen uns aber, wenn jemand bekehrt wird und im Glauben wächst und gefestigt wird. Das ist wunderbar.
Weiter, Vers 13: „Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang zur Seligkeit erwählt hat.“
Er betont erneut, dass sie auserwählt sind, weil sie sich in Leiden, Heiligung des Geistes und Glauben an die Wahrheit bestätigt haben.
Wozu? Zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus.
„Nun, Brüder, steht fest und haltet die Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief.“
Paulus gab der Gemeinde Thessalonich und anderen Gemeinden konkrete Anweisungen, die sie einhalten müssen. Diese Überlieferungen und Gebote sind im Neuen Testament festgehalten.
Weiter heißt es: „Ihr selbst aber, unser Herr Jesus Christus und unser Gott und Vater, der uns geliebt und uns ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben hat durch die Gnade, tröste eure Herzen und befestige euch in jedem guten Werk und Wort.“
Übrigens, Brüder, betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe und verherrlicht werde.
Paulus hatte eine schwierige Arbeit in Korinth mit sehr schwierigen Leuten, viele aus der Unterschicht.
Der erste Korintherbrief sagt: „Nicht viele Edle wurden berufen, Gott hat das aus der Welt, was vor der Welt nichts gilt.“
Viele kamen aus dem tiefsten moralischen Sumpf.
Die Arbeit für Paulus war sehr schwierig, und die Leute waren ungehobelt.
Das merkt man an dem frechen Ton in den beiden Korintherbriefen.
Paulus bittet die Thessalonicher, für ihn zu beten, dass das Wort des Herrn auch bei ihnen laufe und verherrlicht werde, und dass sie errettet werden von bösen Menschen, denn nicht alle haben Glauben.
„Der Herr aber ist treu, der euch befestigen und vor dem Bösen bewahren wird.“
„Wir haben Vertrauen zu euch, dass ihr das, was wir gebieten, sowohl tut als auch tun werdet.“
„Der Herr richte eure Herzen zur Liebe Gottes und zum Ausharren Christi.“
Nun spricht Paulus einige Probleme an:
„Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch zurückzieht von jedem Bruder, der unordentlich wandelt und nicht nach der Überlieferung, die er von uns empfangen hat.“
„Denn ihr wisst, wie ihr uns nachahmen sollt, denn wir haben nicht unordentlich unter euch gewandelt, noch haben wir von jemandem Brot umsonst gegessen.“
„Wir haben mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag gearbeitet, um niemandem zur Last zu fallen.“
„Nicht, dass wir das Recht nicht hätten, aber wir wollten uns euch zum Vorbild geben, damit ihr uns nachahmt.“
„Als wir bei euch waren, geboten wir euch: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“
Was ist mit Arbeitslosen? Paulus meint nicht Arbeitslose, sondern Menschen, die nicht arbeiten wollen.
Es gibt viele Aufgaben in der Gemeinde, zum Beispiel Geschwister besuchen und ermutigen – das ist Arbeit.
Paulus betont: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.
Dann beginnt man schnell zu arbeiten, meist nach drei Tagen.
„Wir hören, dass einige unter euch unordentlich wandeln, indem sie nichts arbeiten, sondern fremde Dinge treiben.“
Solchen gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, dass sie in der Stille arbeiten und ihr eigenes Brot essen.
„Ihr aber, Brüder, ermattet nicht im guten Tun.“
„Wenn aber jemand unserem Wort durch den Brief nicht gehorcht, den bezeichnet und meidet ihn.“
„Damit er beschämt werde. Achtet ihn nicht als Feind, sondern weist ihn zurecht als Bruder.“
Hier haben wir Gemeindezucht, die als Bezeichnung umschrieben wird.
Das ist nicht dasselbe wie Gemeindeausschluss.
In 1. Korinther 5 sagt Paulus, wenn jemand in Unzucht lebt oder Räuber ist, muss er ausgeschlossen werden.
Zum Beispiel, wenn ein Bruder aus der Gemeinde die Zürcher Kantonalbank überfällt, muss er ausgeschlossen werden.
Das geschieht aus verschiedenen Gründen, unter anderem, um das Zeugnis der Gemeinde zu bewahren.
Dann sagen Leute: „Seht, das sind Evangelikale, Fundamentalisten, und die haben Bankräuber unter sich.“
Wie viele Bankräuber es unter den Säkularen gibt, wird nicht erwähnt.
Auch Trunkenbolde, die sich ständig betrinken, sind krank, nicht böse.
Der Ausschluss soll bewirken, dass die Schmach, die über die Gemeinde kommt, begrenzt wird und die Gemeinde zeigt: „Das akzeptieren wir nicht.“
Wichtig ist auch die Ehre Gottes.
Drittens soll der Betreffende zur Erkenntnis kommen, wie schlimm die Sünde ist.
Wenn jemand Ehebruch begangen hat und ausgeschlossen wird, soll das bewirken, dass er sieht, wie ernst die Sünde ist, und zur Umkehr kommt.
Das Ziel des Gemeindeausschlusses ist die Wiederherstellung.
Hier im zweiten Thessalonicherbrief geht es nicht um so schwere Dinge, sondern um Leute, die nicht arbeiten wollen.
Das ist ungehorsam gegenüber Gott, denn die Bibel sagt: Wer nicht arbeiten will, soll nicht essen.
Die Gemeinde soll solche Personen kennzeichnen.
Diese Brüder oder Schwestern wollen sich nicht an die klaren Gebote der Bibel halten.
Nun sollen wir mit ihnen keinen persönlichen Umgang mehr haben.
Sie sind aber nicht ausgeschlossen, denn es heißt: „Achtet ihn nicht als Feind, sondern weist ihn zurecht als Bruder.“
In 1. Korinther 5 ist die Zucht strenger, denn dort ist nicht sicher, ob der Betreffende überhaupt wiedergeboren war, obwohl er Bruder genannt wird.
Hier ist die Bezeichnung eine mildere Form der Zucht, die das Ziel hat, den Betreffenden zur Wiederherstellung zu führen.
Zum Schluss sagt Paulus: „Der Herr des Friedens gebe euch den Frieden allezeit auf alle Weise. Der Herr sei mit euch allen!“
Dann folgt das Zeichen eines echten Paulusbriefes, der Gruß mit der Hand des Paulus.
So haben wir zwei Briefe, die hochaktuell für unsere Zeit sind.
Sie waren schon immer aktuell, aber für uns ganz besonders, weil wir realisieren, dass wir in der Zeit vor der Wiederkunft Christi, vor der Entrückung und vor den Gerichten der Offenbarung stehen.
Wir stehen unmittelbar vor der Zeit, in der der Herr Jesus mit allen Erlösten wiederkommt.
Diese Hoffnung auf die Wiederkunft Christi soll uns in dieser Zeit besonders kennzeichnen und uns Mut machen, die Letzten zu Jesus zu rufen.
