Ich möchte beten: Vater im Himmel, wir danken dir, dass du ein Gott bist, der redet. Wir danken dir, dass du uns ein Wort gegeben hast und dass du zu uns sprichst.
Gleichzeitig brauchen wir deinen Geist, der uns aufschließt und in unsere Herzen spricht, damit wir verstehen können.
Vater im Himmel, wir bitten dich um deinen Heiligen Geist. Erfülle diesen Raum und unsere Herzen. Sprich heute in diesem Gottesdienst zu uns.
Wir danken dir für deine Gegenwart. Amen!
Die erste Lebenskrise: Geburt und ihre Herausforderungen
Was ist die erste Lebenskrise, die ein Mensch durchlebt? Vor kurzem las ich, dass es die Geburt sei. Das machte für mich Sinn, besonders nachdem ich die Geburt unserer eigenen Tochter miterleben durfte. Es ist ein dramatischer Tag im Leben eines Menschen.
Wir können uns vorstellen, woher dieser kleine Mensch die Geborgenheit im Mutterleib kennt. Die Wärme wird im Fruchtwasser sanft hin und her geschaukelt, er hört den Herzschlag der Mutter. Dann wird er plötzlich aus diesem Paradies herausgerissen und landet in einer kalten, lauten, grellen Welt.
Was für eine Gnade, dass wir uns alle wahrscheinlich nicht mehr an diesen traumatischen Tag erinnern können.
Es wundert Sie vielleicht, dass Babys gerade in den ersten Tagen und Wochen sehr viel weinen. Sie sind irritiert, sie vermissen das Paradies in Mamas Bauch und verstehen nicht, was gerade passiert. Irgendwann merken sie, dass nichts mehr so sein wird, wie es einmal war.
Gerade in dieser Lebenskrise brauchen Babys sehr viel Vertrauen. Auch wenn Väter sicherlich einen Beitrag dazu leisten können, sind in dieser Phase die besseren Tröster meist die Mütter. Das liegt daran, dass Mütter ihr Kind einfach besser kennen und eine ganz andere Beziehung zu ihm haben.
Neun Monate lang war das Kind im Bauch der Mutter. Sie spüren diese Verbindung. Das Kind kennt die Stimme der Mutter am besten, denn es hat sie schon im Bauch gehört. Außerdem hat die Mutter meistens Muttermilch für das Kleine. Und wir wissen, dass Essen manchmal auch ein guter Trostspender sein kann.
Ja, Mütter haben tatsächlich am Anfang einen Trostbonus. Viele Mütter behalten diesen Trostbonus über Jahre und Jahrzehnte und bleiben ein Leben lang die besten Tröster.
Auch wenn Gott uns in der Heiligen Schrift immer wieder als Vater vorgestellt wird – nicht zuletzt durch Jesus Christus selbst, der immer wieder sagt, Gott ist der Vater – darf es uns nicht wundern, dass Gott, wenn es ums Trösten geht, einen anderen Vergleichspunkt wählt.
Gottes Trost: Wie eine Mutter tröstet
Er sagt in der Jahreslosung in Jesaja 66,13: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
Gott sprach dieses Wort durch den Propheten Jesaja zu seinem Volk Israel in einer Zeit größter Krisen. Die Könige handelten gegen Gottes Gebot. Die Gottesdienste waren eine Farce. Menschen brachten Opfer, doch gleichzeitig wollten sie in ihrem Herzen von Gott überhaupt nichts wissen. Sie sündigten munter gegen den Gott dieser Welt.
Hinzu kam die Bedrohung von außen. Mächtige Feinde, starke Armeen standen gegen das Volk Israel – eine Zeit großer Krisen.
In dieser Zeit spricht Jesaja und sagt: Liebe Leute, es kommt noch schlimmer. Die größte Krise steht euch erst noch bevor. Er sagte ihnen bereits hundert Jahre, bevor es tatsächlich eintrat, voraus: Ihr werdet weggeführt werden nach Babylon, ihr werdet Jerusalem verlieren, Jerusalem wird zerstört werden.
Und doch, noch vor der Krise, sprach Gott auch durch seinen Propheten zum Volk, zu allen Gläubigen: Ich werde euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.
Die Jahreslosung im Kontext: Jesajas Botschaft an sein Volk
Ich möchte mit euch die Jahreslosung im weiteren Kontext von Jesaja 66 betrachten. Dort sehen wir, dass dieses Losungswort alle ermutigen will, die Gottes Wort ernst nehmen. Die Verheißung soll uns auch heute Trost und Hoffnung geben – gerade heute, am 3. Januar 2016, in einer Zeit, in der vieles unsicher ist. Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Wir sehen Kriege, Flüchtlinge kommen zu uns, die Terrorbedrohung ist sehr real. Und sicher bringen viele von uns ihr ganz eigenes Leid mit.
Lasst uns anschauen, was Jesaja sagt und in welcher Situation er genau spricht. Ein Baby braucht ja Trost nach der Geburt, aber welchen Trost brauchten damals die Gläubigen ganz konkret? Jesaja sagte ihnen den kommenden Verlust Jerusalems voraus. Dieser Verlust war für alle Juden schlimm, denn sie verloren ihre Heimat. Es war eine politische Niederlage. Für die Gläubigen war dieser Verlust jedoch aus einem ganz anderen Grund besonders schmerzhaft: Sie verloren den Ort, an dem sie Gott am nächsten sein konnten – den Tempel in Jerusalem.
Der Tempel war der Ort, an dem Gott mitten unter seinem Volk Wohnung nahm. Dort wohnte Gott. Das war die Hoffnung für die Gläubigen im Volk. Was für eine düstere und traurige Aussicht! Aber noch war es ja nicht so weit. Dennoch erlebten die Gläubigen schon zu dieser Zeit eine ganz andere Bedrohung. Das lesen wir in den ersten Versen von Jesaja 66.
Bereits zur Zeit Jesajas gab es große Schwierigkeiten, und das Volk war tief gespalten. Es gab Juden, die Gott von Herzen fürchteten und vor Gottes Wort erzitterten. So sagt es uns der Text in Vers 5: Sie erzitterten vor Gottes Wort. Gleichzeitig gab es Juden, die zwar äußerlich Gott Opfer brachten, ihm aber sehr respektlos begegneten. Sie folgten Gott scheinheilig, also gar nicht wirklich von Herzen.
Wir müssen davon ausgehen, dass die meisten dieser scheinheiligen Gläubigen waren. Deshalb kam Jesaja und sagte das Gericht Gottes gegen die Rebellion dieser Menschen voraus. Die akute Not der Gläubigen bestand darin, dass die Ungläubigen im Volk sie hassten, verfolgten und verspotteten – und zwar nur aus einem Grund: weil sie Gottes Wort glaubten, weil sie dem Wort vertrauten und ihre Hoffnung ganz auf Gott setzten.
Die Zukunft war nicht nur düster, sondern schon jetzt litten die Gläubigen unter der Verachtung ihrer Volksgenossen. Diese machten sich über ihre Frömmigkeit lustig, grenzten sie aus und taten manchmal noch viel Schlimmeres.
Die Erfahrung von Verachtung und Ausgrenzung im Glauben
Manche von uns können sich die Situation dieser Gläubigen vielleicht vorstellen – zumindest ein ganz kleines bisschen. Wie oft erleben Gläubige in diesem Land, die Gottes Wort ernst nehmen und ihm gern vertrauen, dass sie dafür von anderen, vielleicht sogar von Christen, belächelt oder gar ausgegrenzt werden.
Ich erinnere mich an eine Diskussion, die ich einmal mit einigen Theologinnen und Theologen hatte – alle angehende Pfarrerinnen und Pfarrer, zumindest die meisten. Wir sprachen über die Vertrauenswürdigkeit der Heiligen Schrift. Das Ende dieser Diskussion habe ich nie vergessen: Eine junge Theologin kam zu mir und sagte voller Mitleid: „Gell, du glaubst wirklich, dass das alles wahr ist, was in der Bibel steht?“ Das war die Sicht dieser angehenden Pfarrerin.
Vielleicht hast du ganz ähnliche Erfahrungen gemacht – in der Familie, im Beruf oder sogar mit anderen Christen. Sie haben dich belächelt, weil du Gottes Wort ernst nimmst. Es darf und sollte uns traurig machen, dass Gottes Wort in diesem Land einen so schwierigen Stand hat. Es darf uns bedrücken, wenn Gläubige ausgegrenzt werden, nur weil sie fest auf das Wort vertrauen.
Gleichzeitig müssen wir feststellen: Selbst in Gottes Volk damals, seinem auserwählten Volk, war die Stimmung gespalten. Ja, es mag uns traurig machen, dass die Heilige Schrift selbst in manchen christlichen Kreisen nicht ernst genommen wird. Es mag uns treffen, dass die Verachtung von unserem Glauben sogar aus unserem eigenen Umfeld kommt.
Aber wir sollten nicht bitter darüber werden. Denn Widerstand ist uns vorhergesagt – schon von Jesus Christus selbst. Wenn du Bedrängnis für deinen Glauben erfährst, dann lass dich von Gottes Wort trösten und wieder aufrichten. Und auch wenn du andere Krisen erlebst, die dich niederdrücken, lass dich von Gottes Wort trösten und wieder aufrichten.
Gottes Zusage des Trostes und der Hoffnung
Wir sehen in Jesaja 66, wie Gott die bedrängten Gläubigen tröstet. Sie litten unter der Aussicht, Jerusalem zu verlieren, und unter dem akuten Verlust der Freundschaft ihrer Volksgenossen. Doch Gott machte ihnen durch seinen Propheten Jesaja deutlich, dass das, was sie erlebten, nur eine Momentaufnahme war.
Am Ende würden nicht die babylonischen Feinde triumphieren, und auch nicht die Spötter aus den eigenen Reihen. Nein, am Ende würde Gott sie zu dem Guten, zu dem Besten führen.
Ich möchte die Verse 13 und 14 lesen:
„Ich will euch trösten, wie eine Mutter tröstet. Ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden, ihr werdet sehen, und euer Herz wird sich freuen. Euer Bein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des Herrn an seinen Nächten und den Zorn an seinen Feinden.“
Gottes Trost, den wir hier lesen, beinhaltet zwei gute Nachrichten. Die erste ist für die Gläubigen: Jerusalem würde durch Gottes Eingreifen wieder in neuem Glanz erstrahlen, sehr zur Freude aller Gläubigen. Zweitens würden Gottes Feinde gerettet werden.
Der Trost Gottes für Jerusalem lautet zum einen, ich möchte auch noch einmal den Vers 12a lesen:
„Denn so spricht der Herr: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach.“
Was mag das in den Gläubigen ausgelöst haben? Schon zur Zeit Jesajas und erst recht gut hundert Jahre später, als Jerusalem tatsächlich zerstört war und viele Juden im babylonischen Exil lebten, muss es eine große Hoffnung gewesen sein, zu hören, dass Gott wieder Frieden stiften und Reichtum schaffen würde.
Welche starke Hoffnung richtet Gott da auf! Dort, wo bald Krieg und Zerstörung herrschen würden, da würde wieder Friede sein. Wo Feinde plündern und brandschatzen, da würde Gott neuen Reichtum bringen. Und wo Menschen sich ganz fern von Gott fühlten, da würde Gott ihnen wieder ganz nah sein. Denn er selbst kündigt ihnen ja das Heil an, das er schaffen will: „Siehe, ich breite aus den Frieden der Gott.“
Das himmlische Jerusalem als Hoffnungsperspektive
Das ist ein Bild, das weit über das irdische Jerusalem hinausgeht.
In der Heiligen Schrift erfahren wir, dass die Juden nach Jerusalem zurückgekehrt sind. Dort erlebten sie in einem sehr begrenzten Maß den Wiederaufbau und auch wieder Wohlstand. Doch das, was sie dort erfuhren, war nur ein schwacher Abglanz dessen, was Jesaja hier beschreibt.
Was er hier sagt, ist ein Hinweis auf das viel größere Jerusalem, von dem wir auch schon in der Schriftlesung gehört haben: das neue Jerusalem, das vom Himmel kommen wird.
Diese Stadt ist die, in der Gott selbst mitten unter seinen Menschen leben wird. Es ist die Stadt, in der es keine Tränen, kein Leid, keinen Schmerz und auch keinen Tod geben wird.
Gott gibt seinen Gläubigen Hoffnung auf bessere Tage – und das noch bevor das Volk in das Schlimmste seiner bisherigen Krisen gerät.
Was Gott hier tut, ist keine billige Vertröstung. Genau das ist nämlich der Vorwurf, der Christen immer wieder gemacht wird: Ihr Christen lebt mit einer Hoffnung, die erst nach dem Tod erfüllt wird. Aber was hilft das für das Leben jetzt?
Die Kraft der Hoffnung in schweren Zeiten
Vor einigen Tagen hörte ich die Geschichte von zwei Männern, die in Gefangenschaft gerieten. Dem einen Mann wurde vor der Gefangenschaft gesagt: „Deine Frau und deine Kinder sind alle tot.“ Dem anderen Mann sagte man: „Deine Frau und deine Kinder leben.“
Diese beiden Männer kamen ins Gefängnis. Es dauerte keine zwei Jahre, da war der erste Mann tot – derjenige, dessen Frau und Kinder tot waren. Er hatte sie aufgegeben und keine Hoffnung mehr. Für ihn gab es keine Zukunft, die ihn erwartete, wenn er aus dem Gefängnis kam.
Der andere Mann hingegen hielt zehn Jahre im Gefängnis durch. Er wusste, dass seine Familie lebte. Nach diesen zehn Jahren kam er frei und ging zu seiner Familie zurück. Die Hoffnung hatte ihn am Leben gehalten.
So wie es keine billige Vertröstung ist, einem Mann in Gefangenschaft zu sagen, seine Familie lebe noch, so ist es auch keine billige Vertröstung, wenn Gott uns sagt, dass uns eine herrliche Zukunft erwartet – das himmlische Jerusalem. Ja, es mag noch Leid kommen, vielleicht sogar viel Leid, aber am Ende erwartet uns die Herrlichkeit. Diese Hoffnung soll uns antreiben und uns trösten.
Das gilt für jeden von uns: Wenn du Jesus Christus vertraust, dann ist das deine Hoffnung – deine Hoffnung auf das himmlische Jerusalem. Dann kannst du hier auf Erden, auch in den schwierigsten Lebensumständen, Trost bei Gott finden. Denn dann wird auch dein Leid nur eine Momentaufnahme sein, eine Durchreise zu etwas viel, viel Besserem – zu Gottes Herrlichkeit.
Gottes Gericht und die Ordnung der Welt
Jesaja verkündigt den Gläubigen eine zweite Trostbotschaft. Gott würde nicht nur Jerusalem wieder aufrichten, sondern auch ein Ende machen mit allen seinen Feinden. Das lesen wir in den Versen 15 und 16.
Denn siehe, der Herr wird kommen mit Feuer und seine Wagen wie ein Wetter. Er wird vergelten im Grimm seines Zorns und mit Schelten in Feuerflammen. Denn der Herr wird durch Feuer die ganze Erde richten und durch sein Schwert alles Fleisch. Und die vom Herrn Getöteten werden viele sein.
Es sind harte Worte. Ähnliche Worte haben wir neulich schon in unserer Offenbarungsserie gehört. Es sind Worte des Gerichts. Doch lassen Sie uns noch einmal überlegen, wie wir diese Worte trösten können.
Sie können uns sicher nicht so trösten, dass wir schadenfroh über das Leid der Ungläubigen sind oder sagen, dass sie schon noch sehen werden, wo sie mit ihrem Weg hinkommen oder wo sie damit landen. Darum geht es nicht.
Wir predigen ja das Evangelium, weil wir hoffen, dass Menschen zu Jesus Christus finden. Dort, wo wir hingestellt sind, sagen wir es weiter, weil wir uns wünschen, dass jeder diese gute Nachricht hört und annimmt. Wir beten für die Menschen, die Jesus noch nicht kennen, dass sie zur Erkenntnis kommen.
Wir müssen alle erkennen: Wenn Jesus uns nicht das Herz aufgeschlossen hätte, säßen wir heute auch noch bei den Schöttern und würden dieser Botschaft nicht folgen. Dann wäre das nur unser Gericht, das hier geschrieben wird.
Aber die Hoffnungen und der Trost, die in dieser Zusage stecken, sind die Hoffnung, dass Gottes Feinde einmal gerichtet werden. Das ist eine andere Stoßrichtung.
Mit den gläubigen Juden zur Zeit Jesajas dürfen wir erkennen: Es geht darum, dass Gott Ordnung und Frieden auf dieser Welt schafft – ein für allemal. Und wir sehen am Zustand unserer Welt, dass sie das braucht. Wir sehen am Zustand unserer Welt, was chaotische Zustände sind.
Ich glaube, ich muss das gar nicht ausführlich erklären. Es ist jedem klar, dass unsere Erde immer wieder im Chaos ist. Die Heilige Schrift ist sehr deutlich, woher dieses Chaos kommt.
Als der Mensch selbst sein wollte wie Gott, als er der Lüge der Schlange glaubte und sich über Gott erhob, da kam das Chaos und das Leid in diese Welt. Wenn Gott diesem Leid ein Ende machen will, dann muss er auch die richten, die dafür verantwortlich sind.
Und wer sind die Verantwortlichen? Rebellische Menschen. So wie ein Staat Terroristen wegsperren muss, um für Ordnung zu sorgen – vielleicht kann man diesen Vergleich wählen – so muss Gott die richten und wegsperren, die in Rebellion gegen ihn leben, wenn er Ordnung und Frieden schaffen will.
Es ist bereits angeklungen: Der Trost Gottes gilt nicht nur für die gläubigen Juden zur Zeit Jesajas, sondern er hat eine viel größere Reichweite.
Gottes Verheissung der weltweiten Versammlung der Gläubigen
Die Verse 19 und 20 machen uns besonders deutlich den Grund unserer Hoffnung klar. Dort lesen wir über den Trost Gottes, der auch für uns hier in München am dritten Januar Bedeutung hat und so wertvoll ist.
Gott spricht: „Ich will ein Zeichen unter ihnen aufrichten und einige von ihnen, von den Gläubigen, die errettet sind, zu den Völkern senden – nach Tarsis, nach Put und Lud, nach Neschech und Rosch, nach Tubal und Javan und zu den fernen Inseln, wo man nichts von mir gehört hat und meine Herrlichkeit nicht gesehen hat. Sie sollen meine Herrlichkeit unter den Völkern verkündigen. Und sie werden alle eure Brüder aus allen Völkern herbringen, dem Herrn zum Weihegeschenk, auf Rossenwagen, in Sänften, auf Maultieren und Dromedaren nach Jerusalem, zu meinem heiligen Berg“, spricht der Herr. „Dort bringe ich wie Israel die Opfergaben in reinem Gefäß zum Haus des Herrn.“
Was für eine gigantische Voraussicht auf das kommende Heil! Hunderte Jahre vor der Geburt Jesu Christi sieht Jesaja hier, was geschehen wird, und er kann es dem Volk verkündigen. Es kommt der Tag, an dem Gott Gläubige von allen Enden der Welt sammelt.
Doch was ist das Zeichen, das Gott hier ankündigt? Es ist niemand anderes als Jesus Christus selbst. Durch ihn können nicht nur die Gläubigen aus dem Volk Israel, sondern alle, die Jesus nachfolgen, zu Gott kommen.
Das ist der Trost, der in Jesajas Botschaft für uns steckt: Wir können mit Gott Frieden haben. Wir müssen nicht länger Rebellen sein, wir müssen nicht länger das Gericht erwarten. Stattdessen können wir versöhnt sein mit Gott.
Und wenn wir den Weg erkennen, den Jesus Christus gegangen ist, sehen wir auch ganz viel von der Liebe Gottes, die tröstet wie eine Mutter.
Die Liebe Gottes als Vorbild mütterlichen Trostes
Lass mich das mit einer Geschichte veranschaulichen, die der Evangelist Ulrich Padani einmal erzählt hat. Er berichtete von Prinzessin Alice von Großbritannien. Dabei handelt es sich nicht um Alice im Wunderland, sondern um eine reale Person, die Ende des 19. Jahrhunderts lebte.
Alice war die zweite Tochter der damaligen Königin Victoria. Sie hatte viele Kinder, und eines Tages, im Jahr 1878, erkrankten einige ihrer Kinder an Diphtherie. Da Alice selbst bereits sehr geschwächt war, rieten ihr die Ärzte dringend, nicht zu ihren kranken Kindern zu gehen, da dies ihr Leben gefährden könnte.
Zunächst hielt sich Alice daran und beobachtete ihre Kinder von der Tür aus. Auch die kleine Mary, ihre jüngste Tochter, war schwer erkrankt und lag dort. Nach einiger Zeit fragte das vierjährige Mädchen: „Wo ist denn meine Mama? Ich will endlich meine Mama sehen.“
Als Alice das hörte, konnte sie sich nicht länger zurückhalten. Sie rannte in das Zimmer, nahm ihre Tochter in den Arm und küsste sie. Dabei infizierte sie sich selbst mit Diphtherie. Kurz darauf starb ihre Tochter Mary, und auch Alice verstarb einen Monat später an der Krankheit.
Diese Geschichte zeigt, wie Mutterliebe nicht fragt: „Was kostet es mich?“, wie sie sich aufopfert und hingibt. Das ist der Trost der Mutter.
Die Lebensgeschichte dieser Frau ist für mich ein Fingerzeig auf das, was Jesus Christus am Kreuz getan hat. Jesus kam in diese Welt und „infizierte“ sich mit der Krankheit, unter der diese Welt leidet: der Sünde. Nicht in dem Sinn, dass er selbst gesündigt hätte, sondern in dem Sinn, dass er die Krankheit getragen hat. Er hat die Sünde ans Kreuz getragen und mit ins Grab genommen, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.
Das ist unser Trost. So liebt Gott voller Hingabe, aufopfernd, mit einer Liebe, die nicht fragt: „Was kostet es mich?“, wie eine Mutter.
Trost in der letzten Lebenskrise: Tod und Hoffnung
Man sagt, die erste Lebenskrise im Leben ist die Geburt. Die letzte Lebenskrise ist vermutlich das Sterben.
In diesem Leben bleibt dir weder der Tod noch das Leid auf dem Weg dorthin erspart – auch nicht als Christ. Doch dank Jesus Christus haben wir Trost. Gott ist dir in deinem Leid so nah wie vielleicht sonst nie. Außerdem hat Gott eine herrliche Zukunft für dich und mich bereitet.
Die besten Zeiten liegen noch vor uns. Was uns dieses Vertrauen geben darf, ist die Tatsache, dass Jesaja gesehen hat, dass Gottes Zeichen aufrichten wird, dass Jesus Christus kommen wird und dass Jesus tatsächlich nach hunderten Jahren gekommen ist. Die Prophezeiung ist schon erfüllt.
Ganz gewiss werden auch die anderen Prophezeiungen in Erfüllung gehen. Ganz gewiss wird das neue Jerusalem kommen, damit alle, die an Jesus Christus glauben, nicht verloren gehen, sondern dort die Herrlichkeit mit Gott leben.
Sein Wort wird uns in der Not trösten, seine Nähe ist uns in der Bedrängnis gewiss. Durch alle Krisen, wie groß sie auch sein mögen, wird uns unser starker Gott an sichere Ziele bringen. Amen.