Fortsetzung und Vertiefung des Gebets Jesu für die Erlösten
Letztes Mal sind wir mit Johannes 17 nicht ganz fertig geworden. Deshalb lesen wir nochmals den Vers 14.
Peter, kannst du lesen? Du kannst dann auch Johannes 18 vorlesen.
Ich habe dir dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, so wie ich nicht von der Welt bin.
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnehmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, so wie ich nicht von der Welt bin.
Heilige sie durch die Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.
So wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie durch die Wahrheit geheiligt werden.
Aber nicht nur für diese bitte ich, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins sind, so wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, damit auch sie in uns eins sind.
Damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.
Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie eins sind, so wie wir eins sind: ich in ihnen und du in mir.
Damit sie vollkommen eins sind und die Welt erkennt, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, so wie du mich geliebt hast.
Vater, ich möchte, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir sind, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast.
Denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.
Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, aber ich habe dich erkannt. Und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn ihnen weiterhin kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen.
Die Erlösten als Geschenk und ihre Bewahrung in der Welt
Wir haben bereits beim letzten Mal verschiedene Aspekte aus diesen Versen behandelt. Nun möchte ich einige Punkte noch einmal besonders herausgreifen. Wenn man diese nicht erwähnt, wäre die Betrachtung unvollständig.
Der Herr Jesus betet hier für die Erlösten, die der Vater ihm gegeben hat. Wir haben beim letzten Mal gesehen, wie oft der Herr davon spricht, dass die Erlösten ein Geschenk des Vaters an ihn, den ewigen Sohn, sind. Jetzt macht der Herr deutlich, dass diese, die ihm geschenkt wurden, in dieser Welt bleiben, während er selbst aus dieser Welt weggeht.
Hier finden wir auch den Missionsauftrag, der in Vers 18 steht. Ich lese ihn noch einmal vor: „Gleich wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt.“ Das ist genau die Umschreibung des Missionsbefehls, den wir am Ende jedes Evangeliums finden – in Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.
Der Herr wurde vom Vater in die Welt gesandt. Er hat seinen Auftrag erfüllt, indem er das Werk am Kreuz vollbracht hat. Danach ist er wieder zurückgekehrt in den Himmel. Die Erlösung ist durch ihn vollbracht, aber diese Erlösung muss jetzt in dieser Welt verkündigt werden. Deshalb bleiben die Gläubigen heute noch in der Welt, während der Herr im Himmel ist.
Dabei brauchen sie erstens Bewahrung. In Vers 15 heißt es: „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen.“ Also geht es um Bewahrung vor dem Bösen, damit die Erlösten nicht durch die Welt negativ beeinflusst werden. Das ist der Wille des Herrn.
Heiligung durch die Wahrheit und der lebenslange Wandel
Und weiter: Sie müssen geheiligt werden. In Vers 17 heißt es: „Heilige sie durch die Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.“
Was bedeutet „heiligen“? Wie kann man das anders formulieren, damit es jeder versteht? Es bedeutet „absondern“.
Heiligen hat die Grundbedeutung von „absondern“, sowohl in der hebräischen Wurzel Kadasch als auch in der griechischen Wurzel. Beide tragen diesen Grundgedanken in sich: etwas auf die Seite stellen, reservieren. Dieses Etwas ist dann heilig für Gott, also für Gott reserviert und auf die Seite gestellt.
Wie geschieht die Heiligung, also die Reservierung für Gott der Gläubigen? Das geschieht durch Gottes Wort. „Heilige sie durch die Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.“
Das ist ein lebenslanger Prozess. Wie das in Römer 12 beschrieben wird, können wir das kurz anschauen: Römer 12, Vers 2.
Die Kapitel 1 bis 11 im Römerbrief beschreiben die ganze Erlösung durch Jesus Christus in einer systematischen Abhandlung. Die Kapitel 12 bis 16 zeigen die praktische Folgerung daraus. Es wird dargestellt, welche Auswirkungen die Erlösung durch das vollkommene Werk Jesu Christi auf das Leben hat.
Dazu ein wichtiger Abschnitt: Römer 12, Vers 2. Bruno, könntest du bitte vorlesen?
„Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen möget, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“
Der Ausdruck „Welt“ hier ist das griechische Wort Aion. Es bedeutet „Welt“, aber auch besonders „Zeitlauf“ – also die Zeit mit ihren besonderen Charakteristiken. Man kann es auch mit „Zeitgeist“ umschreiben.
Die Erlösten werden also aufgefordert, sich nicht dem Zeitgeist anzupassen, sondern verwandelt zu werden. Im Griechischen gibt es verschiedene Arten von Befehlsformen. Hier steht die Befehlsform Durativ, die bedeutet, dass etwas ständig getan werden soll, also in einem fortlaufenden Prozess.
Es heißt nicht: „Werdet einmalig verwandelt, und dann ist alles erledigt.“ Sondern es ist ein Prozess. Man soll fortdauernd verwandelt werden durch die Erneuerung des Denkens.
Und wie geschieht das? Durch das Lesen der Bibel. So wird uns bewusst, wo wir falsch denken, wo unser Denken von Gottes Plan und von Gottes Normen abweicht. So wird der Christ lebenslang umgewandelt.
Dazu muss man natürlich täglich die Bibel lesen. Manchmal wird das Wort „umgestaltet“ verwendet. Ja, „umgestaltet“ oder „verwandelt“ – es geht um die Erneuerung des Denkens, das eine neue Form annehmen muss.
Und das geschieht durch die Bibel. Deshalb sagt der Herr Jesus: „Heilige sie durch die Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.“ So geschieht die praktische Heiligung.
Das hat übrigens zur Folge, nach Römer 12, Vers 2, dass wir prüfen können, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. Je mehr unser Denken von der Bibel geprägt wird, desto besser können wir erkennen, was Gottes Wille ist – auch in ganz praktischen Dingen.
Darum ist die Heiligung in dieser Welt ganz wichtig. In Johannes 17 finden wir keinen Hinweis auf eine Art Klosterleben. Im Gegenteil: Der Herr sendet die Seinen in die Welt.
Aber in dieser Auseinandersetzung mit der Welt und dem Zeitgeist müssen die Erlösten innerlich abgesondert leben, in ihrem Denken abgesondert sein.
Wie es dann auch in Vers 19 heißt: „Damit auch sie geheiligt seien durch die Wahrheit.“
Das Gebet für die Einheit der Gläubigen und ihre missionarische Bedeutung
Und nun bittet der Herr Jesus nicht nur für die Erlösten damals, sondern er geht bereits auf die nächste Generation ein. Bruno, liest du nochmals Vers zwanzig und einundzwanzig vor?
„Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben. Auf dass sie alle eins seien, gleich wie du, Vater, in mir und ich in dir, auf dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“
Jawohl, das ist ja das große Wort der Ökumene: die Einheit der Christen. Nun, Jesus bittet also für die Gläubigen damals, zu denen unter anderem die elf Apostel gehörten, und jetzt auch für die nächste Generation, die durch sie zum Glauben kommen würde.
In Apostelgeschichte 2 finden wir den Pfingsttag, an dem Petrus, einer der Elf, das Evangelium verkündigte. Daraufhin kamen dreitausend Menschen zum Glauben. Schlagen wir Apostelgeschichte 2,41 auf. Wer liest mal vor, vielleicht jemand anders?
„Ihnen sein Wort aufnahm, wie viel Lichthaufen, und es wurden an jedem Tag etwa dreitausend Seelen zugetan.“
Jawohl, und jetzt werden sie weiter beschrieben in Vers 42. Noch Vers 42 dazu:
„Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“
Also vier Kennzeichen zunächst der Erlösten: Sie alle verharrten in der Lehre der Apostel, zweitens in der Gemeinschaft untereinander, drittens im Brotbrechen, das heißt im Abendmahl, und viertens im gemeinsamen Gebet.
Diese Einheit wird dann sehr eindrücklich umschrieben in Kapitel 4,32:
„Ein Herz und eine Seele.“
Das Gebet des Herrn hat sich erfüllt, dass sie eins seien, gleich wie du, Vater, in mir und ich in dir. Bei dieser nächsten Generation sieht man diese völlige Einheit der Erlösten. Aber wichtig: Das ist keine menschliche Einheit gewesen, auch keine Einheit der Kompromisse.
Die Ökumene ist oft nur eine Einheit der Kompromisse, in der alle ihre Lehren vereinen. Dazu gehört zum Beispiel die ganze liberale Theologie, die die Inspiration der Bibel leugnet, oder bis hin zu einer Theologie von Rudolf Bultmann, die „Gott-ist-tot“-Theologie. Alles hat Platz.
In der Ökumene wird alles vereinigt, und darum ist es eine rein menschliche Einheit, die überhaupt nichts zu tun hat mit dieser Einheit hier:
„Gleich wie du, Vater, in mir und ich in dir eins bin.“
Die ersten Christen, die diese Einheit hatten – ein Herz und eine Seele –, ihre Einheit war begründet darin, dass sie in der Lehre der Apostel verharrten. Das heißt, das, was die Apostel gelehrt haben und was sie uns dann im Neuen Testament für alle Zeiten schriftlich niedergelegt haben, war ihr verbindliches Glaubensgut.
Darauf gründete ihre Einheit, nicht auf irgendwelchen Kompromissen oder einer menschlich geschaffenen äußeren oder organisatorischen Einheit. Die Einheit bestand in der Lehre der Apostel. Sie bestand darin, dass sie alle dasselbe Leben hatten: Leben aus Gott, denn sie waren alle bekehrt.
In der Ökumene geht es aber überhaupt nicht um die Frage der Einheit der Wiedergeborenen. Es geht um die Einheit derer, die sich Christen nennen und was sie glauben. Selbst wenn sie die Grundlagen des Christentums leugnen, wie in der liberalen Theologie, wo die Gottessohnschaft Christi geleugnet wird, die Gottheit Christi und der sühnende Wert seines Opfers am Kreuz – das hat alles Platz.
Hier aber haben wir die Einheit der Erlösten, der Wiedergeborenen, die dasselbe Leben haben: das Leben aus Gott. Das entspricht dem, dass sie eins seien, gleich wie du, Vater, in mir und ich in dir.
Also wird diese Einheit mit der Einheit verglichen, die in der Gottheit vorhanden ist. Diese Einheit kann natürlich nur Realität sein, wenn die Erlösten dieses Leben aus Gott gemeinsam haben.
Man muss wirklich sagen: Perverser kann man diesen Vers gar nicht verdrehen, als wenn man ihn auf die Ökumene bezieht. Es hat überhaupt nichts mit dieser Einheit, dieser Art Einheit zu tun.
Ich denke, dass man diesen Vers auch auf Philadelphia in der Offenbarung anwenden kann, wo es heißt, dass mein Wort bewahrt wird und man an meinem Namen festhält. Das ist eigentlich die Einheit bis zum Ende hin.
Diese Einheit kann natürlich weiter praktiziert werden. Dort, wo Christen wirklich zurückgehen nur zur Lehre der Apostel, entsteht automatisch diese Einheit. Man muss sie gar nicht erzwingen.
Dort, wo man nicht zum Wort Gottes allein zurückgeht, ist diese Einheit nicht da, nicht sichtbar.
Jesus sagt in Vers 21, dass sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Wenn die Christen diese echte Einheit haben, die gegründet ist im gemeinsamen Leben und in der Anerkennung der apostolischen Lehre der Bibel, dann hilft das den Menschen, dass sie überhaupt zum Glauben kommen und den alleinwahren Gott erkennen.
„Auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“
Da sehen wir also wieder, wie wichtig das Zeugnis der Christen ist. Auch wenn diese Einheit weltweit nicht mehr sichtbar ist, ist sie doch dort zu sehen, wo die Gläubigen dasselbe Leben haben und allein an der Lehre der Apostel festhalten.
Das ist eine ganz wesentliche Voraussetzung für jegliche missionarische Arbeit.
Wir haben später einen ähnlichen Satz in Vers 23. Wer liest?
„Ich in ihnen und du in mir, damit sie zur vollendeten Einheit gelangen, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst.“
In Vers 21 heißt es, dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast, und in Vers 23, dass die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast.
Dieses Erkennen wird einmal ganz eindrücklich Tatsache werden bei der Wiederkunft Christi mit allen Erlösten zusammen.
Die Wiederkunft Christi und die endgültige Offenbarung der Herrlichkeit
Schlagen wir die Bibel auf, 2. Thessalonicher 1.
Im ersten Thessalonicherbrief erklärt Paulus, dass Jesus Christus vor seinem sichtbaren Kommen in der Endzeit bereits kommen wird – bis in den Luftbereich. Dort wird er alle wahren Christen, die Leben aus Gott haben, entrücken. Etwas später wird er dann zusammen mit ihnen sichtbar für die Welt erscheinen.
Im zweiten Thessalonicherbrief beschreibt Paulus dieses Kommen von Jesus Christus als König der Welt zusammen mit den Erlösten in Kapitel 1, Verse 7 bis 10:
„Und euch, die ihr bedrängt seid, wird mit uns zusammen Ruhe gegeben werden bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht in flammendem Feuer. Dabei übt er Vergeltung an denen, die Gott nicht kennen und an denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorchen. Sie werden Strafe leiden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke, wenn er kommt, um an jenem Tag in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen bewundert zu werden, die geglaubt haben.“
Mir geht es speziell um Vers 10. Der Herr wird kommen, und an jenem Tag wird er in seinen Heiligen verherrlicht werden. Die Welt wird die Erlösten sehen, wie sie mit Christus in Herrlichkeit kommen. Christus wird dann bewundert werden in all denen, die an ihn geglaubt haben und mit ihm kommen.
Weiter heißt es, dass er in allen, die geglaubt haben, bewundert wird. Dann wird die Welt erkennen, dass der Vater ihn gesandt hat. Doch zu diesem Zeitpunkt ist es zu spät. Deshalb ist es so wichtig, dass die Welt heute glauben kann, dass der Vater Jesus gesandt hat.
Dies gelingt, wenn wir in dem Maß, wie es in unserer Verantwortung und Möglichkeit steht, die Einheit unter den Erlösten sichtbar machen. Dann wird, wie wir gelesen haben, der Herr Jesus sagen: „Auf dass die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie geliebt hast, gleich wie du mich geliebt hast.“
Das würden wir vielleicht nicht wagen zu sagen, aber die Bibel sagt klar, dass der Vater die Erlösten mit der gleichen Liebe liebt, wie er den Sohn liebt.
Hier spricht der Sohn Gottes. In Vers 24 heißt es: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich vor Grundlegung der Welt geliebt.“
Jawohl! Ich denke und hoffe, niemand von uns betet so: „Vater, ich will.“ Das können wir nicht. Aber der Sohn Gottes, der in seiner Gottheit dem Vater völlig ebenbürtig ist – allmächtig, allwissend, allgegenwärtig und ewig –, kann beten: „Vater, ich will, dass diese Erlösten, die du mir geschenkt hast, einmal bei mir sind und dann meine Herrlichkeit anschauen dürfen.“
Das ist so umfassend.
Die unermessliche Herrlichkeit Jesu und die Ewigkeit der Erkenntnis
Paulus sagt in 2. Korinther 9,15: Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe. Der Herr Jesus ist, wenn man ihn in all seinen Details in seiner Herrlichkeit beschreiben wollte, eben unaussprechlich.
Ganz am Schluss des Johannesevangeliums schreibt der Evangelist in Kapitel 21, Vers 25: „Es sind aber noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat, und wenn sie eines nach dem anderen beschrieben würden, so glaube ich, die Welt würde die Bücher gar nicht fassen, die zu schreiben wären.“
Man kann auch übersetzen: „So würde, denke ich, selbst die Welt die geschriebenen Bücher nicht fassen.“ Es ist ja so: Wir kennen kein Ende des Weltalls. Heute spricht man von einem Weltall mit einem Radius von fünf Milliarden Lichtjahren. Theoretisch würde das Licht, das mit 300 Kilometern pro Sekunde unterwegs ist, fünf Milliarden Jahre brauchen, um diese Distanz bis zu den fernsten Sternen zurückzulegen – absolut unvorstellbar.
Und er sagt, so würde die Welt, der Kosmos – auf Griechisch – die Bücher nicht fassen. Also ist der Herr Jesus absolut unbeschreiblich.
Schon Salomo hat bei der Einweihung des Tempelhauses in Jerusalem gesagt: „Wie kann Gott hier auf Erden wohnen? Dieses Haus kann Gott nicht fassen.“ (1. Könige 8,27) „Der Himmel und der Himmel der Himmel können dich nicht fassen, wie viel weniger dieses Haus.“
Der Himmel ist ein Begriff für den Lufthimmel, die Atmosphäre. Der Himmel der Himmel ist der Kosmos, der Astralhimmel, der Sternenhimmel mit den Galaxien. Gott ist unfassbar. Selbst das Weltall kann Gott nicht fassen.
Darum ist Gott transzendent. Er ist in dieser Schöpfung zwar allgegenwärtig, aber gleichzeitig auch jenseits dieser Schöpfung – eben transzendent. Es ist ein Wunder, das für uns Menschen völlig unverständlich ist: Dieser ewige Gott konnte Mensch werden.
In Johannes 1,14 lesen wir: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
So hatte der Herr Jesus in seinem Leben eine unfassliche Herrlichkeit geoffenbart. Der Evangelist sagt, wenn man alles einzeln niederschreiben würde, was seine Herrlichkeit betrifft, die er in seinem Leben geoffenbart hat, dann würde das Weltall diese Bücher nicht fassen, weil er der Unbeschreibliche ist.
Wenn wir das so vor Augen haben, dann verstehen wir, dass es uns nie langweilig werden wird – in aller Ewigkeit. „Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir sein, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast.“ Wunderbar!
Also werden wir in alle Ewigkeit immer tiefer in die Gottheit hineinschauen und die Herrlichkeit des Sohnes Gottes erkennen.
Natürlich könnte jemand sagen: In 1. Korinther 13 heißt es doch, wenn das Vollkommene gekommen sein wird, dann werden wir eine vollkommene Erkenntnis haben.
Schauen wir kurz in 1. Korinther 13, Verse 9 bis 13: „Denn wir kennen stückweise und wir weissagen stückweise. Wenn aber einmal das Vollkommene da ist, dann wird das Stückwerk weggetan. Als ich ein Unmündiger war, redete ich wie ein Unmündiger, dachte wie ein Unmündiger und urteilte wie ein Unmündiger. Als ich aber ein Mann wurde, tat ich weg, was zum Unmündigsein gehört. Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.“
Wenn das Vollkommene kommt – das ist bei der Entrückung –, dann wird all das, was heute noch ein Stückwerk ist, wie die Ausübung der Gaben und auch unsere persönliche Erkenntnis, vollkommen sein. Jetzt, sagt Paulus, sehen wir wie durch einen Spiegel – oder man kann auch sagen, wie durch ein Fenster. Die Fenster im Altertum hatten statt völlig durchsichtigen Glases oft halbdurchsichtige Stoffe. So will er sagen: Unsere Sicht ist begrenzt, aber dann wird sie absolut klar sein, eben von Angesicht zu Angesicht, so wie man sich gegenübersteht, ohne ein undeutliches Glas dazwischen.
Das wird bei der Entrückung geschehen: eine vollkommene Erkenntnis. Aber das dürfen wir nicht überschätzen, denn die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit mit allen Erlösten ist ja mindestens sieben Jahre nach der Entrückung.
Schauen wir nun in Offenbarung 19, Vers 11: „Ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt der Treue und der Wahrhaftige. In Gerechtigkeit richtete und kämpfte er. Seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen. Er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst. Und er ist begleitet mit einem Gewand, das mit Blut getaucht ist; denn sein Name heißt das Wort Gottes. Die Heere im Himmel folgen ihm nach auf weißen Pferden, und sie sind begleitet mit weißer und reiner Leinwand.“
Bis dahin ist klar: Hier ist Jesus Christus, der zurückkehrt als König über alle Könige. Er heißt das Wort Gottes, er ist der Treue und der Wahrhaftige (Vers 11), und die Erlösten begleiten ihn – das sind diese Kriegsheere, die im Himmel sind.
Das ist also der Tag, an dem der Herr Jesus von allen bewundert wird, die geglaubt haben. Dann wird die Welt erkennen, dass der Vater ihn gesandt hat.
Nun heißt es in Vers 12 von dem Herrn Jesus: „Er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst.“ Das ist erstaunlich. Sieben Jahre nach der Entrückung bleibt trotzdem ein Geheimnis in seiner Person.
Er hat einen Namen, den niemand kennt als nur er selbst. Das zeigt das Unerforschliche seiner Person. Das ist ganz klar, denn er ist der ewige Gott, und wir sind nur kleine Geschöpfe. So werden wir in Ewigkeit seine Herrlichkeit sehen und aus dem Staunen nicht herauskommen.
Der Sohn Gottes betet: „Vater, ich will.“ Ein einzigartiges Gebet, das wir nicht kopieren können und dürfen.
Dann schließt der Herr ab, dass er diese Liebe schon vor der Erschaffung der Welt genossen hat (Vers 24).
Die Erlösten haben den Vater erkannt, und der Herr Jesus sagt in Vers 26: „Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan.“ Das ist, wie wir letztes Mal gesehen haben, dieser Name des Vaters, und zwar speziell „Abba“, was die tiefste Beziehung von Gläubigen als Kinder Gottes zu Gott, dem Vater, ausdrückt.
„Abba“ ist herzlicher und zärtlicher als „Vater“. Es bedeutet „Papa“. Im Judentum wird Gott so in den Gebetbüchern nie angeredet, und das soll auch nicht geschehen, weil diese Intimität dort nicht bekannt ist – wie wir sie nun im Christentum kennen, seit der Sohn Gottes gekommen ist und seinen Vater offenbart hat.
Den Gläubigen, die nun Kinder Gottes sein dürfen, hat er diesen Namen kundgetan mit dem Ziel, Vers 26: „… dass die Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.“
Übergang zum Bericht über die Verhaftung Jesu
Und jetzt, nach diesem einzigartigen Blick in die Beziehung innerhalb der Gottheit zwischen dem ewigen Vater und dem ewigen Sohn, kommen wir plötzlich wieder heraus – man könnte sagen, aus dem Allerheiligsten.
Nun lesen wir Kapitel 18, Verse 1 bis 11. Bruno, du darfst jetzt lesen.
Als Jesus dies gesagt hatte, ging er mit seinen Jüngern hinaus über den Bach Kidron, wo ein Garten war, in den er hineinging – er und seine Jünger. Auch Judas, der ihn überlieferte, kannte den Ort, weil Jesus sich oft dort mit seinen Jüngern versammelte.
Als nun Judas mit einer Schar von Dienern der Hohenpriester und Pharisäer kam, brachte er Leuchten, Fackeln und Waffen mit sich. Jesus aber, der alles wusste, was über ihn kommen würde, ging hinaus und sprach zu ihnen: „Wen sucht ihr?“ Sie antworteten ihm: „Jesus, den Nazaräer.“ Jesus sagte zu ihnen: „Ich bin es.“ Auch Judas, der ihn überlieferte, stand bei ihnen. Als er nun zu ihnen sagte „Ich bin es“, wichen sie zurück und fielen zu Boden.
Da fragte er sie erneut: „Wen sucht ihr?“ Sie antworteten: „Jesus, den Nazaräer.“ Jesus erwiderte: „Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen, damit das Wort erfüllt werde, das er sprach: ‚Von denen, die du mir gegeben hast, habe ich keinen verloren.‘“
Simon Petrus, der ein Schwert hatte, zog es und schlug dem Knecht des Hohenpriesters das rechte Ohr ab. Der Name des Knechtes war Malchus. Jesus aber sprach zu Petrus: „Stecke das Schwert in die Scheide. Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“
Die Verse 1 bis 12 bilden eine Einheit, in der wir den Dienst des Herrn Jesus in dieser Welt finden.
Danach folgen Kapitel 13 bis 16. Dort spricht der Herr zunächst im Obersaal in Jerusalem ganz vertraut mit den Jüngern. Er erklärt ihnen, wie er nun zum Vater zurückkehrt und was das für sie bedeuten würde, wenn sie zurückbleiben in dieser Welt. Er spricht darüber, wie der Heilige Geist kommen wird und sich ihrer annehmen wird.
Dann kommt Kapitel 17 mit dem Gebet des ewigen Sohnes an den ewigen Vater. Diese Dreiteiligkeit entspricht der Struktur der Stiftshütte, des transportablen Tempels Israels.
Der Vorhof unter freiem Himmel entspricht Kapitel 1 bis 12, wo Jesus in dieser Welt öffentlich gesprochen, gedient und gelehrt hat.
Dann tritt man in das Tempelhaus ein, das goldene Haus mit dem goldenen Leuchter. Hier haben wir den intimen Bereich, in dem der Herr mit seinen Jüngern spricht – Kapitel 13 bis 16. Dort erklärt er ihnen den Heiligen Geist, der kommen wird, um sie in alle Wahrheit zu führen. Das Licht der Öllampen des Leuchters im Heiligtum symbolisiert dies.
Kapitel 17 entspricht dem Allerheiligsten, weil wir hier wirklich in die Beziehung innerhalb der Gottheit hineinschauen.
Ab jetzt tritt der Herr gewissermaßen wieder aus diesem Bereich heraus. Nach dem Gebet geht Jesus über den Bach Kidron hinaus. Der Bach Kidron trennt den Ölberg vom Tempelberg. Der Tempelberg ist der Berg Zion, der letzte Bereich der Stadt Jerusalem. Sie mussten also durch die Stadt und das Stadttor hinaus.
Offensichtlich fand das Gebet des Herrn in Johannes 16 noch innerhalb der Stadt Jerusalem statt – noch nicht im Garten Gethsemane. Dann verlässt er die Stadt, geht durchs Kidron-Tal hinüber zu dem Garten am Abhang des Ölbergs, gegenüber dem Tempelberg, wo der Herr oft mit den Jüngern war.
Heute kann man diesen Weg wunderbar nachvollziehen. Das Gebiet im Kidron-Tal und an der ersten Anhöhe des Ölbergs hat sich landschaftlich kaum verändert in den vergangenen zweitausend Jahren.
Wenn man aus der Stadt herauskommt und ins Kidron-Tal hinuntersteigt, sieht man ganz alte Grabmonumente: die sogenannte Absalomssäule, das Grab der Priesterfamilie Chesir und das sogenannte Zachariasgrab – ein monumentales Grab, direkt aus dem Felsen herausgeschlagen. Diese Gräber stammen aus der Zeit vor Christi Geburt und waren schon damals vorhanden.
Das Landschaftsbild ist heute noch unversehrt. Ein Weg wurde wieder eingerichtet, sodass man schön von der Stadt Jerusalem, vom Berg Zion, hinunter ins Kidron-Tal spazieren und den Ölberg hinaufsteigen kann. So lässt sich der Weg des Herrn aus der Stadt hinüber zum Ölberg und zum Garten Gethsemane gut in Gedanken nacherleben.
Der Herr tritt gewissermaßen mit seinen Jüngern wieder aus dem Allerheiligsten heraus. Im Garten Gethsemane war er nochmals im vertrauten Kreis mit den Jüngern. Das entspricht dem Heiligtum, Kapitel 13 bis 16, dem Bereich der Vertrautheit.
Dann kommt die große Schar, um den Herrn zu verhaften und schließlich am Kreuz umzubringen. Damit sind wir wieder draußen im Vorhof, dort, wo der Altar in der Stiftshütte stand – der Ort, an dem die Opfer dargebracht wurden. Dies entspricht Kapitel 18, Verse 2 bis 19.
Bis hierhin stellt sich die Frage: Im Johannesevangelium wird der berühmte Judas-Kuss nicht erwähnt. Auch nicht, dass Jesus das Ohr des Knechtes wieder geheilt hat.
Nicht in allen Evangelien wird alles berichtet. Jedes Evangelium betont mit dem, was gesagt wird, eine besondere Seite des Herrn.
Als Hauptlinie kann man sich merken: Matthäus betont, dass Jesus der König ist; Markus stellt ihn als den Knecht dar; Lukas zeigt ihn als den wahren Menschen; Johannes aber hebt hervor, dass Jesus der wahre Gott ist.
Im Johannesevangelium wird die Geschichte der Verhaftung so dargestellt, dass besonders die Gottheit Jesu betont wird. Das wird deutlich, als die große Schar gegen den Herrn kommt. Er geht souverän aus dem Garten heraus. Wer liest noch einmal Vers 4?
„Jesus nun, der alles wusste, was über ihn kommen würde, ging hinaus und sprach zu ihnen: ‚Wen sucht ihr?‘ Sie antworteten ihm: ‚Jesus, den Nazaräer.‘ Er spricht zu ihnen: ‚Ich bin es.‘ Auch Judas, der ihn überlieferte, stand bei ihnen. Als er zu ihnen sagte: ‚Ich bin es,‘ wichen sie zurück und fielen zu Boden.“
Das haben wir in den anderen Evangelien nicht. Johannes betont dieses Ereignis, um deutlich zu machen, wer dieser Mensch Jesus ist: Er ist der Sohn Gottes.
Darin liegt auch ein Wortspiel: Sie sagen, er sei Jesus, der Nazaräer. Er antwortet: „Ich bin es“ – im Griechischen „ego eimi“, was wörtlich „ich bin“ bedeutet. Auf Deutsch ergänzt man meist „ich bin es“.
Diese Antwort bedeutet: „Ich bin der Nazaräer“, der erniedrigte Mensch. Gleichzeitig aber ist „ego eimi“ ein Gottesname, der an 2. Mose 3 erinnert. Dort fragt Mose Gott, der aus dem brennenden Dornbusch zu ihm spricht: „Was ist dein Name?“ Gott antwortet: „Ich bin, der ich bin“ und sagt, Mose solle zu den Israeliten sagen: „Ich bin hat mich gesandt.“
Deshalb hat es besondere Bedeutung, dass der Herr hier sagt: „Ich bin.“ Es hat eine Doppelbedeutung: „Ich bin der Nazaräer“, der Mensch in seiner Erniedrigung, aber zugleich „Ego eimi“, „Ich bin der ewige Yahweh“, der ewige Gott, der ist, der er ist.
„Yahweh“ bedeutet „der Seiende“, davon leitet sich „ich bin“ ab. Es ist der, der immer ist, von Ewigkeit zu Ewigkeit, der das Sein und die Existenz in sich selbst hat.
Das gibt eine Antwort auf all diese Fragen, warum der eine Evangelist etwas erwähnt und der andere nicht. Jeder stellt die Geschichte so dar, dass das Hauptthema besonders hervorgehoben wird.
Zusammensetzung der Truppen bei der Verhaftung Jesu
Noch eine Frage? Dann schauen wir uns mal diese ganze Truppe an, die gegen den Herrn kam. Aus welchen Personen und Personengruppen bestand diese Schar? Können wir das mal zusammentragen? Also, aus Hohenpriestern, aus Pharisäern – oder soll es heißen: die Diener von Hohenpriestern und Pharisäern?
Ja, also immer gerade den Vers noch angeben. In Vers 3 heißt es: „Als Judas die Schar und von den Hohenpriestern und Pharisäern Diener genommen hatte.“ Jawohl, hier sind es Judas, dann die Schar und die Diener von den Hohenpriestern und Pharisäern. Also Diener – ja, wir müssen herausfinden, was Diener sind, ob das Soldaten sind. Und weiter: Was erfahren wir noch? Sie kamen mit Leuchten, Fackeln und Waffen.
Also jetzt nur mit den Personen, damit wir das mal zusammentragen können: Woraus bestand diese ganze Truppe? Ich finde noch mehr. Die Schar der Soldaten waren doch bestimmt römische Soldaten. Also jetzt in Vers 3: „Die Schar“ – ja, das ist ein Ausdruck für eine Truppe römischer Soldaten. Wobei man nicht sagt, wie viele genau das waren. Das Wort Schar besagt nicht die genaue Zahl. Aber das ist also ein römischer Trupp, genau.
Und die Diener der Hohenpriester und Pharisäer – dieser Ausdruck kommt mehrmals im Johannesevangelium vor. Er bezeichnet ganz speziell die Leviten, die levitischen Wächter im Tempel, also die Tempelpolizei. Der Tempel hatte ja viele Tore, und es war genau festgelegt, wo nachts welche levitischen Abteilungen Wache halten mussten. Nicht nur bei den Toren, auch bei bestimmten Gebäuden, die besonders bewacht wurden. Das war jeweils eine Wache pro Nacht von weit über zweihundert Polizisten, also Tempelpolizisten aus dem Priesterstamm Lewi. Solche Polizisten kamen also mit.
Jetzt haben wir aber noch mehr. Der Oberste in Vers 11? Jawohl, der Oberste! Vers 12: Da haben wir das griechische Wort Chiliarchos. Das ist wörtlich ein Soldat, ein Offizier über tausend Soldaten. Es war so, dass dies die Bezeichnung für den obersten Offizier der Burg Antonia war.
Wenn man sich den Tempelplatz als Rechteck vorstellt, war in der Nordwestecke die Burg Antonia, eine gewaltige Festung mit vier hohen Türmen, von denen aus man den ganzen Tempelplatz überwachen konnte. Dort war eine römische Truppe stationiert, unter dem Befehl eines höchsten Offiziers, eines Chiliachen. Es waren etwa sechshundert Soldaten in der Burg. Das ist also diese Truppe. Das heißt nicht, dass alle sechshundert gekommen sind, aber eine Abteilung. Und nicht irgendein Unteroffizier oder ein Hauptmann über hundert, sondern der Chiliach, also der Oberste der Burg Antonia, kam persönlich – der Offizier, der Tausender-Offizier.
Und noch jemand, der ganz vergessen wurde: Malchus, Vers 10. Das ist der Knecht des Hohenpriesters. Das ist das Wort Sklave, also nicht zu verwechseln mit den Dienern. Die Diener sind Tempelpolizisten, aber Malchus ist der Sklave, ein persönlicher Leibeigener des Hohenpriesters, der mitgekommen ist.
Wenn wir die anderen Evangelien dazunehmen, erfahren wir noch mehr. Lukas 22,52: „Es sprach aber Jesus zu den obersten Priestern und Hauptleuten des Tempels und zu den Ältesten, die an ihn herangetreten waren, die eine Räuberseite ausgezogen hatten mit Schwertern und Stöcken.“
Da haben wir jetzt noch mehr. Wer kommt da? Die Hohenpriester selbst. Jawohl, wobei „Hohenpriester“ nicht ganz richtig ist, wenn man es so übersetzt. Man sollte besser sagen: die führenden Priester. Es gab nämlich immer nur einen Hohenpriester. Wenn das Wort „Hoher Priester“ in der Mehrzahl vorkommt, sind das die führenden Priester, also die höchste Elite der 24 Priesterklassen.
Außer diesen führenden Priestern haben wir die Ältesten, das sind Ratsmitglieder des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs. Die waren auch dabei. Und was sind die Hauptleute des Tempels? Dieses Wort kommt auch in der Einzahl vor, zum Beispiel in Apostelgeschichte 5. Dort bezeichnet es den obersten Tempelpolizisten über die levitische Wache. In der Mehrzahl sind das also führende Offiziere der levitischen Wache, die da gekommen sind.
Unglaublich! Wenn man sich mal ganz konkret vorstellt, wie viele da gekommen sind. Aber es ist noch nicht alles. Lukas 22,47: „Während er noch redete, siehe, da kam eine Volksmenge, und der, welcher Judas hieß, einer von den Zwölfen, ging vor ihnen her und näherte sich Jesus, um ihn zu küssen.“
Also eine Volksmenge kommt. Parallelstellen dazu finden sich in Matthäus 26,47 und Markus 14,43. Dort wird erwähnt, dass diese Volksmenge, die von den führenden Priestern mobilisiert worden war, auch mit Schwertern und Stöcken gekommen ist.
Ich habe eine Zusammenstellung gemacht über die Zusammensetzung der feindlichen Truppe, die den Messias im Tempel gefasst hat. Zuerst Judas, einer der zwölf Apostel des Messias, dann die Ältesten – die Presbyteroi, das sind jüdische Regierungsmitglieder –, dann die führenden Priester nach Lukas 22, dann die Hauptleute des Tempels, die führenden Tempelpolizisten.
Weiter die Diener der führenden Priester und Pharisäer, das sind levitische Wächter, Malchus, der Sklave des Hohenpriesters, dann eine große vom Sanhedrin mobilisierte Volksmenge mit Schwertern und Stöcken, schließlich der Chiliarch, also der Offizier über tausend, und eine Truppe römischer Soldaten, die Schar, die Speira.
Mit dem Wort Speira, das ich noch in der Fußnote erklärt habe: Dieser Begriff kann eine Kohorte von sechshundert Soldaten bezeichnen oder auch den Manipulus, eine Truppe von zweihundert Mann. Die Tatsache, dass der Chiliach, der Befehlshaber über die Kohorte der Burg Antonia, mit dabei war, zeigt, dass jedenfalls ein großes römisches Kontingent an der Verhaftung Jesu beteiligt war. Also im Bereich zwischen zweihundert bis sechshundert Soldaten. Die sind alle zum Garten Gethsemane gekommen.
Und dann wird das natürlich umso eindrücklicher: Der Herr geht souverän zu ihnen hinaus und sagt: „Wen suchet ihr?“ – „Jesus von Nazareth.“ – „Ich bin’s.“ Und sie fallen vor ihm zu Boden. Da hätten sie merken müssen, wen sie vor sich haben.
Übrigens war das kein Segen, dass sie zu Boden gefallen sind. Nein, das waren die Feinde Gottes, die Gott in seiner Macht zu Boden schmettert, und zwar in Übereinstimmung mit Psalm 27.
Schlagen wir zum Schluss das noch auf, und dann geht es zum Dessert. Psalm 27, Verse 1 und 2:
„Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meine Lebenskraft, vor wem sollte ich zittern? Wenn Übeltäter mir nahten, um mein Fleisch zu fressen, meine Widersacher und Feinde, so müssen sie straucheln und fallen.“
Oder die alte Elberfelder hat vielleicht ein bisschen genauer übersetzt: „Wenn Übeltäter mir nahten, um mein Fleisch zu fressen, meine Bedränger und meine Feinde, sie strauchelten und fielen.“
Und noch weiter: „Wenn sich ein Heer gegen mich lagert, fürchtet sich mein Herz nicht.“
Also das hat der Herr so erlebt. Und es war natürlich so: Mit diesem Fallen, mit diesem Straucheln wurden sie als Feinde Gottes deklariert.
Sehr gut. Du sagst, der Heilige Geist würde nur gefallen. Was ist das? Das ist ein Dämon. Das sind Dämonen. Denn der Heilige Geist wird genannt in 2. Timotheus 1,7: „Wir haben nicht einen Geist der Furcht empfangen, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Das Wort „Besonnenheit“ bedeutet gesunder Sinn und Selbstbeherrschung. Also der Heilige Geist führt dazu, dass Gläubige sich selbst beherrschen und kontrollieren können.
Böse Geister suchen immer, das kontrollierende Organ des Menschen auf ihre Seite zu ziehen, den Verstand auszuschalten oder das Bewusstsein zu verengen oder ganz zu beseitigen. Das sind die bösen Geister.
So kann man erkennen: Wenn jemand fällt oder bewusstlos wird, ist das das Werk böser Geister.
Und wenn jemand Selbstkontrolle bekommt, dann ist das eben der Geist Gottes. Wie Saulus zum Beispiel, unterwegs nach Damaskus.
Ja, aber dort wurde er auch als Feind Gottes gesehen. Er war als Feind Gottes unterwegs und hat den Herrn selbst verfolgt. Gott schmetterte ihn zu Boden, so wie in Psalm 27: „Sie strauchelten und fielen.“ Und er sagte zu ihm: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Und erst danach kam die Bekehrung.
Aber wenn jemand hin will zu erlösten Menschen, will er vermitteln, dass sie zu Boden fallen. Diese Kraft sind böse Geister, Dämonen.
50 Kirchen wurden weltweit mit diesem Toronto-Segen bedient. Aber das ist eine endzeitliche Erscheinung, und es ist ganz einfach zu erkennen.
Der Geist Gottes wirkt Kontrolle, und die bösen Geister vermindern den Verstand.
In den östlichen Religionen zum Beispiel muss man Übungen machen mit Mantras, also Wörter, die man ständig wiederholt, oder durch Meditation oder Yoga. Alles soll dazu dienen, den Geist des Menschen passiv zu machen und wegzugehen. Und dann kommen die Geister.
Die kommen dann wirklich. Aber die steuernde Persönlichkeit des Menschen muss immer eingeschränkt oder ausgeschaltet werden.
Im Spiritismus auch: Das Medium verliert das Bewusstsein, und dann geht es hindurch.
Darum: Das ist nie die Art des Geistes Gottes.
Der Geist Gottes gibt uns nicht etwas ein, und wir wissen gar nicht, was wir sagen. Das sind Dämonen, das ist Medialität.
Wenn Gott etwas eingibt, wie am Pfingsten diese Sprachen, dann beherrschen die Sprecher diese Sprachen, ohne sie gelernt zu haben. Das kann der Teufel nicht.
Man kennt das aus dem Hinduismus und auch aus den Stammesreligionen, dass Leute Glossolalie ausüben, das heißt, sie sprechen Laute und Silben, ohne zu wissen, was sie sagen.
Aber man kennt es nicht aus den anderen Religionen, dass jemand eine Sprache beherrscht, ohne sie je gelernt zu haben.
Denn das kann nur der Geist Gottes.
Nur der Geist Gottes kann die Persönlichkeit des Menschen voll behalten und gleichzeitig wirken.
Die bösen Geister müssen den störenden Verstand wegnehmen, dann kommt es.
Ich habe mal jemanden auf einer Kassette gehört, der sagte: „Der größte Feind des Zungenredens ist der Verstand.“ Ja, natürlich, sagt er ganz richtig.
Aber dann ist es eben nicht das biblische Sprachenreden.
Ganz wichtig: Der Geist Gottes führt nie zu einer Einschränkung des Bewusstseins, und auch nicht dazu, dass der Verstand beseitigt wird. Stattdessen wird der Verstand erleuchtet.
Fragen zu Heilung und Zeichen in der Endzeit
Aber wie passen die Wusselgeister mit der Heilung zusammen? Ich verstehe auch nicht, dass viele Leute sagen würden: „Wir waren so krank und...“ Ja gut, aber Jesus sagt ja in Matthäus 7. Können wir das kurz noch aufschlagen? Matthäus 7, Verse 21-23.
Er sagt: Das Ganze mit dem Unfall und so ist ja verbunden mit vielen Krankenheilungen. Wie ist das möglich? Das ist die Frage. Woher kommt diese Kraft? Matthäus 7, 21-23 – liest das jemand vor?
„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmel ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“
Jawohl, und ich habe in meiner Bibel speziell Vers 22 angesprochen: Es werden viele sein. Aber wenn man 2000 Jahre Kirchengeschichte anschaut, waren das nie riesige Heere. Das findet man erst im zwanzigsten Jahrhundert, riesige Heere weltweit, die das machen. Viele – aber nur in der Endzeit.
Jesus sagt in Matthäus 24, dass das speziell in der Endzeit geschehen wird. Und was ist die Endzeit? Die Endzeit ist die Zeit, in der das jüdische Volk aus der weltweiten Zerstreuung ins Land der Väter zurückkehrt. Das hat begonnen und dauert bis heute, 2005.
Genau in diesem Zeitabschnitt haben wir richtige Wellen, die weltweit gewirkt haben – aber genau mit Zeichen und Wundern. Dabei treten diese Kennzeichen böser Geister auf: Der Verstand wird weggetan, das Bewusstsein eingeschränkt oder sogar verloren. Die Kontrolle über die Gliedmaßen geht verloren.
Leute beginnen zu schreien wie Tiere und wälzen sich am Boden, völlig unkontrolliert. Das sind ganz klare Kennzeichen böser Geister. Da muss man also nicht groß studiert haben, um zu merken, wie man die Geister unterscheiden muss.
Ja, aber jetzt müssen wir Pause machen.
Aufruf zum Ausstieg aus der falschen Kirche und zur Absonderung
In der Pause kam im Zusammenhang mit unserem kurz angesprochenen Thema Ökumene die Frage auf, wie das mit dem Austritt zum Beispiel aus der katholischen Kirche ist. Wenn alle wahren Gläubigen hinausgehen würden, dann wären sie ja nicht mehr da und könnten ihre Mission nicht mehr erfüllen.
Es ist jedoch so: In Offenbarung 17 und 18 wird die Hure Babylon beschrieben. Luther hat diese Hure mit voller Überzeugung eindeutig auf die katholische Kirche bezogen. In der Offenbarung haben wir einen Gegensatz zwischen der großen Hure und der Braut des Lammes. Gleichzeitig ist die Hure eine Stadt, die große Babylon. Sie steht im Gegensatz zur Braut des Lammes, die ebenfalls als Stadt beschrieben wird, nämlich das neue Jerusalem.
Es ist völlig klar, dass die Braut des Lammes, das neue Jerusalem, die Gemeinde ist, bestehend aus allen wiedergeborenen Christen. Dort haben wir also eine Gegenüberstellung, einen Kontrast zwischen der wahren Kirche und der falschen Kirche.
Von der falschen Kirche wird gesagt, sie habe ihren Sitz auf sieben Hügeln (Offenbarung 17,9). Die Siebenhügelstadt Septimontium war in der Antike eine Bezeichnung für Rom. In Offenbarung 17,18 wird gesagt: „Diese Frau ist die große Stadt, welche das Königtum hat über die Könige der Erde.“ Zur Zeit von Johannes war das Rom, wo der Kaiser als Oberkönig über alle Könige des römischen Reiches seinen Sitz hatte. Also ist ganz klar von Rom die Rede.
Dann wird erklärt, dass diese Hure bekleidet ist – Offenbarung 17,4 – mit Purpur und Scharlach. Scharlach ist ein ganz helles, leuchtendes Rot, Purpur etwas matter und dunkler. Das sind genau die Farben der hohen Würdenträger. Zum Beispiel hat man bei der Beerdigung des Papstes vor kurzem diese Farben in beiden Varianten gesehen: Scharlach und Purpur.
Weiter heißt es: „Mit Purpur und Scharlach bekleidet, übergoldet mit Gold und Edelgestein und Perlen.“ Dreifache Krone. Ich war zum Beispiel einmal mit meiner Frau im Schatzhaus des Vatikans. Dort sind viele Dinge ausgestellt, die nur um Gold, Perlen und Edelgestein gehen – genau wie es hier beschrieben wird. Das ist wirklich der Inbegriff davon.
Dann heißt es, sie habe einen goldenen Becher. Das Zentrum des katholischen Gottesdienstes ist die Messe, das Herzstück. Dort spielt der goldene Kelch eine ganz wesentliche Rolle. Hier wird von diesem goldenen Kelch gesagt, dass er voll Gräuel und Unreinigkeit ihrer Hurerei sei. „Gräuel“ ist in der Bibel oft ein Synonym für Götzen.
Die katholische Messelehre besagt, dass, wenn der Priester die Einsetzungsworte spricht, der Wein in das wirkliche Blut Jesu verwandelt wird, ebenso wie das Brot in das wirkliche Fleisch Jesu. Dann wird die Hostie während der Messe angebetet. Sie wird hochgehoben und gesagt: „Das ist Christus.“ Man betet das Brot an, weil es mit Christus identifiziert wird. Das ist die Verehrung der Schöpfung, der Materie. Nach der Bibel ist das Götzendienst. Das Brot, die Materie, wird angebetet – das ist Götzendienst. Hier wird es so umschrieben: dieser goldene Becher voll von Gräuel.
In Vers 6 heißt es weiter: „Und ich sah die Frau betrunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu.“ Allein in der Verfolgung der Waldenser, einer Episode in der Kirchengeschichte, hat die römische Kirche etwa eine halbe Million Menschen umgebracht. Ich erinnere mich noch, als ich Vorträge in Torre Pellice in Norditalien hielt, einem waldenser Ort. Dort haben wir gesagt: „Dort hinten im Wald gibt es eine Höhle, in der sich die Waldenser versteckt haben.“ Dann ist man gekommen, hat die Höhle übergossen und die Menschen verbrannt. Das ist nur eine Episode.
Denkt man an die vielen Hugenottenkriege, in denen massenweise treue Hugenotten in Südfrankreich abgeschlachtet wurden, oder an die Geschichte der Innsbrucker Protestanten, die nach Preußen geholt wurden – das sind nur einige Beispiele. Das ist wirklich das Betrunkensein vom Blut der Heiligen und Zeugen Jesu. Jeder Punkt stimmt frappant überein.
In Kapitel 18 wird diese Hure auch als eine riesige Wirtschaftsmacht beschrieben, was für den Vatikan ebenfalls zutrifft – oft verdeckt durch Mittelorganisationen. Vor Jahren gab es einen riesigen Bankenskandal in Italien, bei dem aufgedeckt wurde, dass die Verknüpfung zum Vatikan weitergeht, etwa durch gedeckte Zwischenstationen und Logen.
So ist dort eine riesige Wirtschaftsmacht vorhanden, genau wie es in Offenbarung 17 und 18 beschrieben wird.
Im Blick auf die wahren Erlösten in dieser Kirche wird in Kapitel 18, Vers 4, das Gericht über Babylon verkündet: „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: ‚Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt.‘“ Bis dahin.
Gott sieht sein Volk in dieser Kirche. Die wahren Wiedergeborenen ruft er auf. Er identifiziert sie nicht mit der Hure, aber er spricht sie an und ruft sie zur Absonderung auf: „Geht aus ihr hinaus, sonst macht ihr euch mitschuldig.“
Wenn man hinausgeht, ist man nicht für die Mission verloren, sondern man ist erst recht glaubwürdig. Man sagt: „Ja, ich war auch drin, aber ich musste mich davon trennen. Ich bringe das Evangelium.“ So macht man sich viel glaubwürdiger, wenn man gar nicht mehr mit dem verbunden ist.
Es ist zum Beispiel auch viel einfacher, mit Menschen über die Kreuzzüge zu sprechen. Natürlich ist das ganz schlimm, und damit wollen wir überhaupt nichts zu tun haben. Das ist nicht Christentum. Was wir verkündigen, ist Christentum. So kann man sich ganz klar trennen und sagen: „Ich habe mich davon getrennt, ich gehöre nicht mehr dazu.“
Ähnlich ist es bei vielen Muslimen in der westlichen Welt, die sagen, dass das, was die Terroristen tun, ganz schlimm ist und dass sie damit nichts zu tun haben wollen. Aber warum schließen sie diese Terroristen nicht aus? Sie müssten exkommuniziert werden aus dem Islam, um sagen zu können, dass sie nichts mit ihnen zu tun haben. Das machen sie aber nicht.
Man könnte einwenden, dass es im Islam keine Exkommunikation gibt. Das ist falsch. Zum Beispiel die islamische Richtung der Ahmadiyya. Sie sind in vielen Städten in Deutschland aktiv, verteilen in Fußgängerzonen Bücher und missionieren ähnlich wie die Evangelikalen.
Die Ahmadiyya wurden aus dem Islam ausgeschlossen, zum Beispiel durch die Islamische Republik Pakistan. Das zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, jemanden auszuschließen. Wenn die Islamische Republik Pakistan wollte, könnte sie alle Terroristen und Al-Qaida-Leute ausschließen und sagen, das sind keine Muslime. Das tun sie aber nicht. Sie sind im gleichen Boot.
Darum ist es so wichtig: Wenn man aussteigen kann, ist man viel glaubwürdiger, wenn man sagt: „Mit denen wollen wir nichts zu tun haben.“ Und eben sagt der Herr: „Geht hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt.“
Absonderung von Ungläubigen und die Heiligung der Gemeinde
Zweiter Korinther 6 ist eine sehr schöne Stelle, besonders Vers 16. Bitte lies doch ab Vers 16 vor! Holstein, von Vers 14 an, warnt: „Zieht nicht an einem fremden Joch mit Ungläubigen.“ Warten wir kurz, nicht alle haben das offen. Was war es denn überhaupt? Zweiter Korinther 6, Verse 14 bis 18.
Ja, bitte, Reinhold!
„Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen, denn welche Gemeinschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft liegt mit Finsternis? Welche Übereinstimmung besteht zwischen Christus und Belial? Oder welches Teil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Tempel Gottes und Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat:
Ich will unter ihnen wandeln, wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.
Darum geht aus ihrer Mitte aus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! Ich werde euch aufnehmen, und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein.“
Da spricht der Herr der Allmächtige.“
Und dann der wunderbare Vers, Kapitel 7, Vers 1:
„Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so lasst uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Einigkeit vollenden in der Furcht Gottes.“
Danke! Hier wird klar: Es geht eben nicht um eine gottesdienstliche Gemeinschaft mit Ungläubigen. Das heißt nicht, dass Ungläubige nicht zum Gottesdienst kommen sollen. Aber wir machen uns nicht eins mit ihnen, indem sie als Ungläubige zur Gemeinde gehören oder auch am Abendmahl teilnehmen.
Und dann alles, was mit Götzen zu tun hat: Der Tempel Gottes verträgt sich nicht mit Götzenbildern. Das ist natürlich beim Thema Babylon wieder ganz im Vordergrund.
Dann sagt Gott in Vers 17: „Sondert euch ab, geht aus ihrer Mitte aus!“ Übrigens, wenn wir das schon in Offenbarung 18 gelesen haben: „Geht aus ihr hinaus!“ Das ist eine Anspielung auf Jeremia 50 und 51. Dort finden wir eine Prophetie über Babylon in der Endzeit.
Vieles davon hat sich bereits im Ersten und Zweiten Golfkrieg erfüllt, und es geht noch weiter bis zum völligen Untergang Babylons. Dabei geht es also um den Irak.
Aber dieses Babylon im Alten Testament im wörtlichen Sinn ist gewissermaßen ein Vorgeschmack auf das übertragene Babylon, diese falsche Kirche auf sieben Hügeln. Genauso wie Jerusalem im Alten Testament ein Bild für die wahre Gemeinde, für die wahre Kirche, das neue Jerusalem ist.
In Jeremia 50 und 51 findet man mehrmals den Aufruf Gottes an sein Volk: „Geht aus Babylon hinaus, mein Volk!“ Noch bevor das Gericht Babylon trifft und der Zorn Gottes über dieses Land kommt.
Im zwanzigsten Jahrhundert, von 1948 bis 1999, ist praktisch die ganze jüdische Gemeinschaft aus dem Irak geflohen und ausgewandert. Manche gingen sofort, andere blieben noch Tausende Jahre, bis sie erneut verfolgt wurden und schließlich ebenfalls gingen.
Dieser Aufruf in Offenbarung 18 ist eine Anspielung auf diese Parallelen zu Jeremia. Dort wird im übertragenen Sinn aufgefordert: „Geht aus ihr hinaus, bevor die Katastrophe kommt!“ Das Gericht über das geistliche Babylon.
Man kann das vergleichen: Es gibt manche, die sind sofort nach der Reformation gegangen. Das waren Scharen von Mönchen und Nonnen in der Zeit Luthers, die hinausgingen und die Gnade Gottes durch Glauben allein erfassten. Viele, unzählige bekehrten sich damals wirklich.
Andere blieben. Aber es sollte so sein wie bei den Juden im Irak, die lange geblieben sind: „Geht aus ihr hinaus, es wird immer schlimmer!“ Und das haben wir heute auch wieder gehört, wie schlimm es ist, der Druck immer größer wird und Katastrophen drohen.
Ja, genau. Jeremia 50 und 51 sagen das voraus: Babylon.
Gut, jetzt wollen wir aber zurückkehren zu Johannes 19, nach diesen Exkursen. Dort gibt es Kontakt zu einer kleinen Baptistenkirche in Izmir. Sie berichteten, dass alle Besucher aus Westeuropa unter staatsanwaltschaftlicher Kontrolle stehen. Sie dürfen keine Schriften mitbringen, das würde als Spionage und Beihilfe zur Aufruhr gewertet.
Die ganze Gemeinde steht unter staatsanwaltlicher Überwachung. Aber das ist die Türkei. Sie wollen ja nur ein zweites Land setzen, das angeblich in die Union will.
Gut, wir gehen zurück zu Johannes 18, wo wir den Herrn Jesus finden. Jesus, den Nazaräer, der aber gleichzeitig der „Ich bin“ ist. Nochmals stellt der Herr die Frage: „Wen sucht ihr?“ Vers 7.
Wieder sagen sie: „Jesus den Nazaräer.“ Sie haben also gar nichts gelernt aus dem Eingreifen Gottes, bei dem sie zu Boden fallen.
Der Herr Jesus antwortet in Vers 8: „Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr mich sucht, so lasst diese gehen.“
Jawohl, das ist so wunderbar. Der Herr Jesus stellt sich als der gute Hirte vor die Schafe. Nicht sie sollen ans Kreuz, sondern er will sein Leben lassen.
Das erinnert an Johannes 10, wo er sagte, Johannes 10, Vers 14:
„Ich bin der gute Hirte, und ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne. Ich lasse mein Leben für die Schafe. Ich habe auch andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind; auch diese muss ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte sein. Darum gibt mir der Vater, dass ich mein Leben lasse, um es wiederzunehmen. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und Vollmacht, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.“
Jawohl, der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Und was wir auch sehen: Das stimmt genau mit der Botschaft des Johannesevangeliums überein. Der Herr Jesus ist der ewige Sohn Gottes. Er sagt, niemand hat Gewalt, ihm das Leben zu nehmen; er lässt es freiwillig.
Es ist zwar eine beeindruckende Menge von Hunderten von Leuten, die über den Bach Kidron zum Garten Gethsemane gekommen sind, aber sie haben überhaupt keine Chance. Das Zurückfallen dieser Feinde zeigt, dass sie aus eigener Kraft keine Chance haben, sich an dem Sohn Gottes zu vergreifen. Aber er gibt sich freiwillig. Er lässt sein Leben für die Schafe.
Wir werden später auch sehen, Johannes 19, Vers 17, das wird nur im Johannesevangelium so beschrieben:
„Und er selbst trug sein Kreuz und ging hinaus an die Stätte, genannt Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgatha heißt, und dort kreuzigten sie ihn und zwei andere mit ihm, je einen zu seiner rechten und linken Seite, Jesus aber in der Mitte.“
Hier wird betont, wie der Herr Jesus sein Kreuz trug. Das ist übrigens immer das Patibulum, also der Querbalken, den der Verurteilte tragen musste, nicht das ganze Kreuz. Das konnte man gar nicht alleine tragen. Der vertikale Balken wurde von Soldaten bereits an der Hinrichtungsstelle vorbereitet.
Der Angeklagte und Verurteilte trug das Patibulum hin zur Stätte. Das Wort „Stauros“ (Kreuz) meint hier den Querbalken. Das macht übrigens auch deutlich, dass der Herr an einem Kreuz gestorben ist und nicht an einem Pfahl.
Manche sagen, es sei nur ein Pfahl gewesen – das stimmt einfach nicht. Es kann zwar „Pfahl“ oder „Kreuz“ bedeuten, ist an sich noch nicht klar. Aber wenn es heißt, dass der Herr sein Kreuz getragen hat, dann hat er den Querbalken getragen. Also war es ein Kreuz.
Die Prozessionen, die dort in Jerusalem veranstaltet werden, bei denen ein echtes Kreuz getragen wird, sind eigentlich falsch. Das entspricht nicht dem biblischen Befund.
Rusche, ich habe eine Frage: Für mich persönlich würde es keine Rolle spielen, ob es ein Kreuz oder ein Pfahl war. Ich sehe da keinen Unterschied. Entscheidend ist, was dort geschehen ist.
Ja, das stimmt. Aber der biblische Befund macht deutlich, es war ein Kreuz.
Darum ist es interessant, warum es Leute gibt, die genau da herumargumentieren. Das ist verdächtig.
Dazu kommt natürlich die Symbolik: Der vertikale Stamm zeigt, dass der Herr Jesus am Kreuz die Beziehung zwischen uns Menschen und Gott geordnet hat und auch Menschen untereinander versöhnt.
Die ausgebreiteten Arme des Herrn zeigen dieses Werk, das die ganze Welt einlädt. Nach Offenbarung 5 werden aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen Menschen durch das Blut Jesu errettet sein.
Die Symbolik des Kreuzes hat also eine besondere Bedeutung.
Darf ich kurz etwas sagen? Ein Bild, das sich mir gerade ergibt: Jesus als Mittelpunkt in der Mitte, und links und rechts zwei Sünder – einer davon hat erkannt, dass er Sünder ist, bereut und wurde gerettet, der andere ging verloren.
Verstehen Sie, wie ich meine? Das ist ein hohles Symbol! Natürlich. Genau. Das Angebot gilt für alle, sowohl rechts als auch links. Die Arme weisen auf beide hin.
Aber man wird nur errettet, indem man die Gnade bewusst in Anspruch nimmt. Es gibt keine Allversöhnung, und trotzdem wird die Versöhnung allen angeboten. Das ist tatsächlich so.
Übrigens, in Hesekiel 9, den wir vor einiger Zeit durchgenommen haben, kommen Engel und machen denen, die Buße tun in Jerusalem, ein Zeichen auf die Stirn, damit sie vor dem Gericht verschont werden.
Im Hebräischen steht dort ein „Taff“. Das Taff war damals ein Kreuzeszeichen. Ein Kreuzeszeichen auf der Stirn, das vor dem Gericht Gottes schützt.
So finden wir das Kreuz vom Alten bis ins Neue Testament hinein. Wenn jemand dieses Symbol angreift, macht er sich verdächtig, denn das Wort vom Kreuz steht ganz zentral. Die Symbolik ist da drin.
Gut, gehen wir zurück zu Johannes 18.
Simon Petrus meint, er müsse für den Herrn kämpfen. Aber angesichts der Souveränität und Allmacht des Herrn, die gerade sichtbar geworden ist, wird das ins richtige Licht gerückt.
Was will dieser Mensch dem Sohn Gottes helfen? Er braucht diese Hilfe nicht, denn er will sein Leben geben.
Darum dieses autoritative Wort in Vers 11:
„Stecke das Schwert in deine Scheide! Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“
Der Herr Jesus will einfach den Willen des Vaters tun und will gar keine Hilfe mit einem Schwert.
Sind bis dahin noch weitere Fragen?
Ich habe nur eine einzige Frage: In meinem Buch steht „Nazaräer“, nicht „Nazaräer“. Ist das ein Druckfehler?
Nein, nein, es gibt verschiedene Aussprachen. Hier im Text, zum Beispiel in Johannes 18, Vers 5 und 7, steht „Nazoräer“ im griechischen Grundtext. Manche Übersetzungen haben „Nazaräer“, weil das im Deutschen vertrauter ist. Es bedeutet dasselbe: „der von der Stadt Nazareth“.
Übrigens kommt das Wort „Nazareth“ als Städtename von der hebräischen Wurzel „Nezer“ und heißt „Spross“ oder „Zweig“. Man kann Nazareth also mit „Sprosslingen“ oder „Zweiglingen“ übersetzen.
Das ist interessant, denn in Sacharja 3, Vers 8 wird der Messias angekündigt: „Siehe, mein Knecht, der Spross genannt wird, kommt.“ Und in Sacharja 6 wird ein Mann namens „Spross“ erwähnt. Auch das ist eine messianische Prophezeiung.
Der Messias muss also „Spross“ heißen. Das hebräische Wort „Zemach“ ist ein Synonym von „Nezer“.
Als alle Menschen von Jesus von Nazareth hörten, verstanden sie ihn als „den Mann mit dem Namen Spross“. So konnte man direkt die Verbindung zu Sacharja 3 und 6 herstellen. Es gibt übrigens noch mehr Stellen, auch in Jesaja und Jeremia, wo immer wieder vom Spross gesprochen wird – ein typischer Name für den Messias.
Interessant ist, dass er nicht „Jesus der Bethlehemiter“ genannt wurde, obwohl er gemäß Micha 5,1 in Bethlehem geboren wurde.
Er wuchs in Nazareth auf, und so nannte man ihn „Jesus den Nazaräer“, nicht „Jesus den Bethlehemiter“. Er sollte eben „Spross“ heißen.
Ist nicht auch „Naser“ ein Armband? „Naser“ bedeutet auch „Siegel“?
Ja, aber das ist eine andere Wurzel. Im Hebräischen ist das nicht dasselbe.
Die Wurzel für „Nezer“ ist „Nazar“ und bedeutet „grün sein“ im Semitischen. Das ist ähnlich wie „Nasr“, was „Sieger“ bedeutet. Im Arabischen heißt es „Nasir“. Jesus „al-Nasri“ bedeutet „der Sieger“.
Im Semitischen gibt es manchmal gleichlautende Wurzeln, die gleich klingen, aber verschiedene Bedeutungen haben.
So gibt es eine Wurzel, die „grün sein“ heißt, und eine andere, die „Sieger sein“ bedeutet.
„Nezer“ bedeutet „Zweig“ und kommt von „grün sein“. Es meint also einen „grünen Zweig“, nicht ein Verdorrtes.
Als der Herr Jesus in Lukas 23, als die Töchter Jerusalems um ihn klagten, sagte:
„Weinet über euch und eure Kinder! Denn wenn man dies am grünen Holz tut, was wird dann am dürren geschehen?“
Er spielte damit auf das Jahr 70 an, wenn die Katastrophe über Jerusalem kommt, über die Ungläubigen des Volkes.
Er war das grüne Holz, eben der Nazaräer.
Nazareth war eine ganz verachtete Stadt – oder besser gesagt, ein kleines Dorf. Es gab Leute, die wohnten damals in Höhlen. Ganz primitiv kann man sagen.
Darum war Nazareth so verachtet. In Johannes 1, Vers 46, sagte ein Mann: „Kann aus Nazareth Gutes kommen?“
Aber der Herr hat genau diesen Ort gewählt, den verachtetsten Ort, um zu kommen – nicht als König über alle Könige, sondern als leidender Messias, der sein Leben für die Schafe geben wollte und bereit war, bis zum Letzten zu gehen und den Kelch des Vaters zu trinken.
Ja, dann sind wir wieder zeitlich durch. Wir fahren nächstes Mal weiter mit Johannes 18, ab Vers 12, und schauen uns die verschiedenen Prozessphasen an – im Vergleich mit den anderen Evangelien.
Im Ganzen gibt es drei jüdische und drei heidnische Prozessphasen, die letztlich zur Kreuzigung geführt haben.
Ja, wir wollen noch zusammen beten.
