Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, wahrscheinlich zum letzten Mal, um zu euch allen zu sprechen. Mein Ehepartner und ich möchten uns als Gemeinde ganz herzlich bei euch bedanken – nicht nur für die Einladung an sich, sondern auch für die herzliche Aufnahme, die wir hier erfahren haben.
Wir haben uns an diesem Wochenende sehr wohlgefühlt und sind mit vielen neuen, lieben Beziehungen bereichert nach Hause zurückgekehrt. Dafür möchte ich euch einfach ganz herzlich danken.
Wir freuen uns sehr über die Verbundenheit mit euch und werden uns auf jeden Fall wiedersehen – spätestens im Himmel. Das ist das Schöne bei uns Christen: Wir sehen uns immer wieder. Vielleicht begegnen wir uns ja auch schon hier auf der Erde, und darauf freuen wir uns sehr.
Ich freue mich sehr darüber, dass sich das Ältestenteam oder das Freizeitorganisationsteam dazu entschieden hat, auch einen Vortrag zum Thema Single anzubieten. Das sagt nämlich sehr viel aus. Es zeigt, dass diese Gruppe ganz bewusst als Teil der Gemeinde wahrgenommen wird. Sie gehört ganz normal zur Gemeinde dazu, ist keine Sondergruppe, sondern einfach ein Teil davon – auch wenn sie eben nicht verheiratet ist.
Wenn man sich nur entscheidet, zu Verheirateten zu sprechen, fühlt sich diese Gruppe natürlich nicht in erster Linie angesprochen. Deshalb finde ich es sehr gut, feinfühlig und sensibel, dass ihr gesagt habt, auch zu diesem Thema sollte es einen Vortrag geben.
Für mich ist es nicht ganz leicht, zu diesem Thema einen Vortrag zu halten, weil ich selbst nicht Single bin und nicht aus eigener Erfahrung sprechen kann, wie ich es zum Thema Ehe kann. Aber ich glaube, ich darf sagen, dass meine Frau und ich mittlerweile sehr viel Erfahrung mit Singles haben. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass wir mehr unter Singles arbeiten als unter Ehepaaren – obwohl wir eigentlich Ehearbeit in der Gemeinde machen.
Dadurch, dass wir in den letzten acht Jahren immer wieder Singles bei uns zu Hause wohnen hatten, manchmal sogar mehrere gleichzeitig, haben wir einen Einblick bekommen, wie man sich in gewissen Lebenssituationen fühlt und welche Kämpfe man durchmacht. Ich hoffe, dass ich euch Singles heute ein Stück weit ansprechen kann, sodass ihr sagen könnt: „Ich glaube, er hat uns ein bisschen verstanden.“ Das wäre mein Wunsch und mein Gebet, dass ihr euch wirklich angesprochen fühlt.
Ich möchte aber auch die Gemeinde ansprechen. Natürlich sind alleinstehende Singles die erste Zielgruppe dieses Vortrags, aber ich möchte auch zur Gemeinde sprechen. Denn ich glaube, dass wir als Gemeinde manchmal in große Fettnäpfchen treten können, wenn es um Alleinstehende geht. Wir können einiges falsch machen und sie vielleicht ungewollt ausgrenzen. Wir geben ihnen möglicherweise das Gefühl, dass der eigentliche Normalzustand in der Gemeinde die Ehe ist.
Da müssen wir als Gemeinden – ich benutze bewusst den Plural – dazulernen. Ich glaube, das Thema wird immer wichtiger. Ich kann das jedenfalls von unserer Gemeinde sagen: Wir haben immer mehr Alleinstehende, und das ist keine homogene Gruppe.
Es gibt nicht den einen Single. Das Single-Sein wird sehr unterschiedlich empfunden.
Es gibt einige Singles, die bewusst und überzeugt Single sind. Sie haben diese Lebenssituation ganz bewusst angenommen und sagen: „Das ist jetzt meine Überzeugung, und darin will ich leben.“ Dann gibt es alleinerziehende Mütter. Bei uns in der Gemeinde sind das sehr viele. Sie sind formal auch Single, da sie keinen Ehepartner haben. Aber das ist eine andere Situation und eine ganz andere Herausforderung. Sie sind allein für ihre Kinder verantwortlich und tragen die ganze Last selbst. Auch diese Gruppe ist mitgemeint.
Dann gibt es natürlich auch Witwen und Witwer. Bei ihnen kommt zum Leid des Alleinseins noch der Schmerz des Verlustes des Ehepartners hinzu. Gleichzeitig sind damit auch wunderbare Erfahrungen aus der Vergangenheit verbunden.
Außerdem gibt es junge Singles, die vielleicht Anfang zwanzig sind und einfach noch nicht geheiratet haben. Das ist völlig normal, denn mit Anfang 20 ist man oft noch nicht verheiratet.
Deswegen ist es schwierig, allgemein über den Single zu sprechen. Dennoch muss man irgendwo eine allgemeine Stoßrichtung wählen, um nicht ständig differenzieren zu müssen. Sonst wird es zu kompliziert.
Ich möchte behaupten, dass die wenigsten Singles in den Gemeinden wirklich überzeugt sind. Die meisten leiden wahrscheinlich unter ihrem aktuellen Zustand und ihrer Lebenssituation. Sie können manchmal sehr stark sein und ganz auf den Herrn ausgerichtet leben. Aber es gibt immer wieder Phasen, in denen das Single-Sein besonders intensiv empfunden wird.
Zum Beispiel mit fortschreitendem Alter, als Frau Mitte dreißig. Da merkt man, dass die biologische Uhr tickt. Man wollte eigentlich Mutter werden. Wenn ich nicht bald heirate, gibt es biologisch keine Möglichkeit mehr, Mutter zu werden. Das ist eine Phase, in der man das Single-Sein besonders intensiv spürt.
Es gibt auch Tage oder Zeiten im Jahr, an denen man sich besonders einsam fühlt, zum Beispiel die Weihnachtszeit. Da feiern alle Familien zusammen, Ehepaare mit Kindern. Und ich bin allein und weiß nicht, wo ich Weihnachten feiern werde.
Sonntag nach dem Gottesdienst sieht man die vielen Ehepaare und Familien, die nach Hause fahren und den Nachmittag gemeinsam verbringen. Mit wem verbringe ich als Single diesen Nachmittag? Im Berufsleben ist man abgelenkt, aber was ist mit dem Sonntagnachmittag?
Es ist sehr wichtig, dass wir die Not dieser Geschwister verstehen. Wir müssen uns als Familien und Gemeinde vor Augen halten, dass das Single-Sein oft nicht einfach ist. Manchmal kann es sogar sehr, sehr schwer sein.
Und das ist mein Punkt, den ich hier am Anfang auch machen möchte: Single sein ist oft nicht einfach. Einsamkeit ist grundsätzlich nicht gut für den Menschen, das hat Gott selbst gesagt.
Da heißt es in 1. Mose 2,18: „Und Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm entspricht.“
Wisst ihr, was das Interessante ist? In 1. Mose 1 heißt es immer wieder: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Nach jedem Schöpfungstag wird betont, dass es gut war. Am Ende der Schöpfung steht: „Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“
Und plötzlich, zum ersten Mal in Kapitel 2, interessanterweise noch vor dem Sündenfall, wird etwas im Paradies als nicht gut bezeichnet: dass der Mensch allein ist. Das ist nicht gut.
Gott hat den Menschen als Gemeinschaftswesen geschaffen, nach seinem Ebenbild. Gott selbst lebt Gemeinschaft innerhalb der Dreieinigkeit. Gott ist auf Gemeinschaft angelegt, Gott liebt Gemeinschaft.
Ich meine, Liebe braucht ja auch immer ein Gegenüber, und Gott ist Liebe. Gott ist ein ewig liebender Gott. Er hat sich in aller Ewigkeit innerhalb der Dreieinigkeit geliebt: der Vater den Sohn, der Sohn den Vater, der Heilige Geist den Vater und den Sohn.
Gott kennt Gemeinschaft. Der Gedanke von Gemeinschaft ist ein göttlicher Gedanke. Deswegen sind wir Menschen, die wir nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, immer auch auf Gemeinschaft hin geschaffen worden.
In Prediger 4,8 und den folgenden Versen wird deutlich, dass es nicht gut ist, wenn man allein ist. Da heißt es: „Da ist einer, der steht allein und hat weder Kind noch Bruder; doch ist seiner Mühe kein Ende, und seine Augen können nicht genug Reichtum sehen. Für wen mühe ich mich denn ab und gönne mir selber nichts Gutes? Das ist auch eitel und ist böse Mühe.“
So ist es ja besser zu zweien als allein – da steht es noch einmal: „So ist es besser zu zweien als allein, denn sie haben einen guten Lohn für ihre Mühe. Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Wehe dem, der allein ist, wenn er fällt, dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft. Auch wenn zwei beieinander liegen, wärmen sie sich; wie kann ein Einzelner warm werden? Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht.“
Hier geht es nicht nur um Ehe. Es geht auch um das gemeinsame Arbeitsleben, das hier aufgegriffen wird. Zwei haben einen guten Lohn für ihre Mühe.
Es geht schlichtweg darum, schöpfungstheologisch gesprochen, dass es viele Vorteile hat, wenn man nicht allein ist. Wenn man zu zweit ist, kann man mehr bewirken. Allein zu sein bringt, so das Wort Gottes, auch gewisse Nachteile mit sich. Das müssen wir vor Augen haben, wenn wir über Singles, über Alleinstehende sprechen. Dieser Zustand ist oft sehr, sehr schwer.
Ich erinnere mich: Vor einigen Monaten kam eine Schwester Mitte dreißig aus unserer Gemeinde nach dem Gottesdienst zu mir. Sie weinte bitterlich. Sie sagte: „André, ich leide so sehr darunter, dass ich allein bin.“
Sie fragte: „Ist es denn überhaupt richtig, dass ich für einen Mann bete?“ Ich sagte: „Natürlich darfst du für einen Mann beten, und ich bete jetzt mit dir für einen Mann. Wir hoffen, dass Gott es schenkt, wenn es sein Wille für dein Leben ist.“
Durch diese Erfahrungen ist mir das Leid der Alleinstehenden noch einmal bewusster geworden. Es ist gut, dass wir uns dessen bewusst sind, damit wir einander Lasten tragen können in der Gemeinde.
Wenn ihr euch noch an den ersten Vortrag erinnert: Bei Witwen und Witwern kommen ja auch noch die schönen Erinnerungen an den verstorbenen Ehepartner hinzu.
Fast doppeltes Leid
Man ist alleine, doch gerade wenn die Ehe sehr erfüllend war, weiß man, wie es sich anfühlt. Das ist sehr schmerzhaft. Ich möchte dir heute als Single einige Worte aus Psalm 13 mitgeben. In Psalm 13 geht es eigentlich nicht direkt um das Alleinsein, aber die Prinzipien, die David hier nennt und wie er betet, können auch dein Gebet sein, wenn du dein Single-Sein als besonders intensiv empfindest.
Ich lese den ganzen Psalm einmal vor:
Dem Vorsänger, ein Psalm Davids:
Wie lange, o Herr, willst du mich ganz vergessen?
Wie lange verbirgst du dein Angesicht vor mir?
Wie lange soll ich Sorgen hegen in meiner Seele,
Kummer in meinem Herzen tragen, Tag für Tag?
Wie lange soll mein Feind sich über mich erheben?
Schau her und erhöre mich, o Herr, mein Gott,
erleuchte meine Augen, dass ich nicht in dem Todesschlaf versinke,
dass mein Feind nicht sagen kann: „Ich habe ihn überwältigt“,
und meine Widersacher nicht frohlocken, weil ich wanke.
Ich aber vertraue auf deine Gnade,
mein Herz soll frohlocken in deinem Heil,
ich will dem Herrn singen, weil er mir wohlgetan hat.
Ich möchte jetzt nicht den ganzen Psalm im Detail auslegen, sondern dir drei Dinge mitgeben, wenn du dein Single-Sein, dein Alleinsein, als besonders intensiv empfindest.
Erstens können wir aus diesem Psalm lernen: Schütte Gott dein Herz aus. Was können wir aus den Psalmen lernen? Ich habe manchmal den Eindruck, wir beten so, als könnte Gott keine Gedanken lesen. Wir verwenden nur fromme Floskeln im Gebet, sind aber nicht wirklich ehrlich im Leid, wenn wir beten.
Mich beeindruckt, wie ehrlich die Psalmisten mit Gott reden. In Psalm 44 fragt der Psalmist Gott: „Warum schläfst du?“ So habe ich noch nie gebetet – „Gott, warum schläfst du?“ Es ist nicht einmal die Frage, ob Gott schläft, sondern warum er schläft.
Ich glaube, dass diese Klage durchaus mit Gottesfurcht vereinbar ist. Die Klage ist nie ein Schritt von Gott weg. Sie ist immer ein Schritt zu Gott hin. Ich kann Gott gerade nicht verstehen. Warum macht er das in meinem Leben? Aber ich will ihn verstehen, und trotz Leid und Not in meinem Leben gehe ich nicht von Gott weg, sondern laufe mit meiner ganzen Not zu ihm.
Das ist doch das Kennzeichen einer intensiven Beziehung. Wenn meine Frau nicht mehr ihr ganzes Herz, das, was sie wirklich denkt, vor mir ausschütten würde, dann hätten wir eine Distanz in unserer Beziehung. Ich möchte so beten lernen wie die Psalmisten – das ganze Herz vor Gott ausschütten, weil Gott sowieso unsere Gedanken kennt.
Ich möchte dich ermutigen: Vielleicht ist das genau deine Frage: „Herr, wie lange noch? Wie lange soll ich noch einsam sein? Wie lange soll ich noch beten für einen Partner?“ Dann geh genau mit diesen Worten zu ihm. Gott hat kein Problem mit deiner Klage. Gott freut sich, wenn du dein ganzes Herz vor ihm ausschüttest.
Ich möchte dich ermutigen, das immer wieder zu tun. Bring das, was du nicht verstehst, zum Herrn. Das ist richtig. Klage nicht über Gott vor anderen, sondern schütte dein Herz bei ihm aus. Das ist richtig.
Zweitens sehen wir einen weiteren Aspekt: David betet hier nicht nur, er schüttet sein Herz aus, sondern in Vers 4 sagt er: „Schau her und erhöre mich.“ Das heißt, er nennt auch seine Gebetsanliegen.
Ich weiß nicht, wie oft David schon gebetet hat – wahrscheinlich sehr häufig. Sonst käme er ja nicht in den ersten Versen zu dem Ergebnis: Gott hat mich vergessen. Vielleicht hat er schon hundertzwanzig Mal für sein Anliegen gebetet, und es ist nichts passiert. Deshalb sagt er: „Wie lange willst du mich noch vergessen?“
Der Punkt ist: Er hört nicht auf zu beten. David sagt mit anderen Worten: Auch wenn ich schon hundertzwanzig Mal gebetet habe, dann nenne ich dir jetzt meine Bitte zum hunderteinundzwanzigsten Mal. Ich höre nicht auf zu beten.
Der Fehler, den viele Menschen leider machen, ist, dass sie Abstand von Gott nehmen, wenn sie ihn nicht verstehen. Das ist der größte Fehler, den du machen kannst. Weil Gott deine Gebete bisher nicht erhört hat, hörst du auf zu beten. Das ist die größte Versuchung.
Ich möchte dich ermutigen: Hör nie auf zu beten! Geh immer wieder, auch mit demselben Anliegen. Wir müssen an die Witwe im Neuen Testament denken, die so beharrlich vor dem Richter immer wieder ihre Anliegen gebracht hat.
Drittens ist der letzte Schritt besonders wichtig: David sagt am Ende in Vers 6: „Ich aber vertraue auf deine Gnade.“ Hat sich etwas an seiner Situation geändert? Nichts. Seine Lebensumstände sind immer noch dieselben, aber er sagt: „Ich aber vertraue.“
Wir müssen Gott nicht verstehen, um ihm zu vertrauen. Du musst als alleinstehende Person nicht erst alle Antworten haben. Du musst nicht erst Licht am Ende des Tunnels sehen, um Gott zu vertrauen. Gott zu vertrauen basiert nicht auf verbesserten Lebensumständen – also nach dem Motto: „Wenn sich etwas anbahnt, wenn da vielleicht etwas entstehen kann, fange ich an zu vertrauen.“ Unser Vertrauen basiert immer darauf, wie er ist, auf seinem Wesen.
David sagt hier: „Ich vertraue, ich aber vertraue auf deine Gnade.“ Im Hebräischen steht hier das Wort Chesed. Chesed bedeutet eigentlich „auf deine Liebe zu mir, die sich mir gegenüber im Bund verpflichtet hat.“ Ich vertraue auf deine liebende Treue.
Dazu möchte ich dich ermutigen, auch wenn du jetzt in dieser Situation leidest als alleinstehende Person. Ich glaube, keine Anbetung ist größer, als wenn wir im Staub sind und ihn verherrlichen. Keine Anbetung ist größer, als wenn du als Single unter Tränen leidest und sagst: „Gott, trotz allem vertraue ich dir und halte an dir fest, weil du gut bist.“
Es ist nicht von den Lebensumständen abhängig, sondern von dem Wissen, wer du bist. Darauf vertraue ich. Du bist ein Gott, der mich so sehr liebt, der sich in seinem Bund mir gegenüber verpflichtet hat.
Ich möchte dich auch ermutigen, deinen Trost darin zu finden, dass Jesus dich so sehr verstehen kann. Jesus ist so wunderbar, so wunderbar.
Schaut mal in Hebräer 4,15, da heißt es über unseren Herrn Jesus:
„Denn wir haben nicht einen Hohepriester, der nicht könnte mitleiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.“
Jesus war nicht nur hundert Prozent Gott, Jesus war auch hundert Prozent Mensch. Das heißt, er hat all das, was wir als Menschen empfinden, zu hundert Prozent – nicht nur ein bisschen pro forma – genauso intensiv erlebt.
Jesus war Single, Jesus war allein, Jesus hat darunter gelitten. Seine eigene Familie hat sich gegen ihn gewandt, einer seiner engsten Freunde hat ihn verraten. Jesus wusste, was Alleinsein bedeutet.
Und da, am Kreuz, wo Jesus die ganze Schuld der Welt auf sich genommen hat, hat sich sogar der Vater von ihm distanziert aufgrund der Sünde. Jesus sagt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Jesus war in dem Moment die einsamste Person des Universums – Einsamkeit pur. Einsamer kann man nicht sein.
Wenn du heute mit deiner Einsamkeit zu kämpfen hast, sollst du wissen: Jesus weiß nicht nur ein bisschen, was du durchmachst. Jesus weiß es exakt. Er versteht dich besser, als du dich selbst verstehst. Er weiß genau, was du durchmachst.
Darin darfst du deinen Trost finden: Einer versteht mich.
Vielleicht fühlst du dich manchmal von Geschwistern aus der Gemeinde nicht verstanden. Vielleicht wollen sie dir liebe Worte zusprechen, aber menschlicher Trost geht oft nicht tief genug.
Doch es gibt einen, der dich zu hundert Prozent versteht. Ich möchte dich ermutigen: Finde deinen Trost immer wieder bei Jesus, der dich zu hundert Prozent verstehen kann.
Ich möchte heute nicht nur ermutigend predigen, sondern auch Warnungen an Singles aussprechen. Dabei möchte ich über das Herz eines Singles sprechen.
Im Buch der Sprüche, Kapitel 4, Vers 23, steht: „Mehr als alles andere behüte dein Herz, denn daraus quillt das Leben.“ Das bedeutet ganz klar: Aus dem Herzen entspringt das Leben. Alles, was wir tun, alle Entscheidungen, die wir treffen, und alles, was wir sagen, hat seinen Ursprung in unserem Herzen.
Die Bibel sagt, dass wir im Herzen Entscheidungen treffen, im Herzen anbeten, im Herzen denken und glauben. Im Herzen sind unsere Werte verankert und das, was wir uns vom Leben versprechen.
Als Single ist man gewissen Versuchungen ausgesetzt. Man ist versucht, falsche Herzenshaltungen zu entwickeln, und genau das möchte ich ansprechen.
Im Leben eines Singles besteht die Gefahr der Selbstbezogenheit. Satan nutzt das gerne aus und flüstert einem Gedanken ein, die einen in die Opferrolle drängen. Man fühlt sich unbeachtet und beginnt, sich nur noch um sich selbst zu drehen. Die ersten Gedanken am Morgen richten sich nicht nach oben zu Gott, sondern nach innen auf das eigene Leid. Man denkt ich-bezogen und verliert den Blick für andere Menschen, denen man eigentlich dienen könnte. Dazu komme ich gleich noch, denn Single-Sein bringt auch Chancen mit sich.
Eine weitere Gefahr ist das Misstrauen gegenüber Gott. Als alleinstehende Person kann man anfangen, an Gottes Güte zu zweifeln. Und genau dorthin möchte Satan uns bringen. Schon im Garten Eden fing es so an: „Sollte Gott gesagt haben?“ Dann versucht Satan, Eva einzureden, dass Gott ihnen etwas vorenthält, dass Gott nicht will, dass es ihnen gut geht, und er bietet ihnen etwas an, das angeblich weiterhilft. Das ist Satans Masche.
Als Single steht man in der Gefahr, an der Güte Gottes zu zweifeln. Natürlich betrifft das nicht nur Singles, aber gerade als alleinstehende Person ist diese Versuchung besonders präsent. Die Lüge, dass Gott es nicht gut mit einem meint, ist eine Lüge, die Satan einflüstert.
In Jeremia 29 steht, dass Gott es gut mit uns meint. Das kann man nicht aus der Bibel streichen oder wegdiskutieren. Es ist Gottes Wort: Gott meint es gut mit dir. Auch wenn wir nicht immer verstehen, wie oder warum, dürfen wir daran nie zweifeln. Halte immer fest, auch in den schwierigsten Situationen deines Lebens: Gott meint es gut. Vielleicht verstehst du es gerade nicht, aber du glaubst es.
Dann gibt es noch die Gefahr des Götzendienstes. Götzendienst besteht nicht nur darin, dass wir uns vor einer Statue niederwerfen. Götzendienst bedeutet, dass uns etwas wichtiger wird als Gott, wichtiger als der Wille Gottes für unser Leben. Wir versprechen uns von etwas Halt, Sicherheit, ultimative Freude oder Erfüllung außerhalb von Gott. Das ist Götzendienst.
Manchmal können Dinge, die an sich gut sind, den Platz eines Götzen einnehmen. In meinem Leben war Fußball lange Zeit mein Götze. Fußball an sich ist nicht schlecht, aber er wurde mir zu wichtig, wurde zum Götzen.
Der Wunsch nach einem Partner ist nichts Schlechtes, sondern verständlich. Aber selbst dieser Wunsch kann in deinem Leben zum Götzen werden. Wenn du sagst: „Das ist das, was ich dringend brauche, um glücklich zu sein“, oder „Das ist das, was ich brauche, um Halt im Leben zu haben“, dann wird der Wunsch nach einem Partner, der an sich berechtigt ist, zu einem Götzen.
Meine Frau und ich haben mit jungen Frauen gekämpft, die dabei waren, falsche Entscheidungen zu treffen. Eine Schwester erzählte uns, dass Gott ihr keinen Partner gibt. Dann kam ein Moslem auf ihrer Arbeit, der mit ihr eine Beziehung eingehen wollte, obwohl er verheiratet ist. Sie ist eine Beziehung mit ihm eingegangen.
Wir haben für sie gekämpft und ihr aufgezeigt: Ja, dein Wunsch nach einem Partner ist verständlich. Aber was du gerade tust, ist, den Wunsch nach einem Partner über den Willen Gottes für dein Leben zu stellen. Es ist nicht Gottes Wille, dass du einen Ungläubigen heiratest. Auch nicht, dass du eine Affäre mit einem verheirateten Mann hast.
Wir haben für sie gekämpft, doch sie hat trotzdem die falsche Entscheidung getroffen. Gott sei Dank hat sie irgendwann Buße getan und ist jetzt wieder in der Gemeinde aufgenommen. Aber es war ein Kampf.
Man sieht deutlich: Ein berechtigter Wunsch kann zur Forderung werden. „Gott, du musst mir das geben!“ Doch Gott ist nicht verpflichtet, dir einen Partner zu geben. Aber Gott gibt dir viele andere Versprechen, an die du dich halten darfst.
Ich glaube, jeder Single sollte irgendwann an einen Punkt kommen, der sehr schwer und herausfordernd ist. Jeder Single, jede alleinstehende Person sollte irgendwann sagen können: „Herr, wenn es dein Wille für mein Leben ist, dass ich allein bleibe, dann bleibe ich allein.“
Das ist schwer. Als ich mit achtzehn mein Leben ganz neu dem Herrn gegeben habe, fand ein echter Herrschaftswechsel statt. Der Herr stellte mir damals die Frage: „Andre, bist du bereit, für mich allein zu bleiben?“
Ich war achtzehn oder neunzehn und dachte: „Boah, Herr, jetzt erwartest du was von mir. Ich will heiraten.“ Er sagte: „Andre, wenn du sagst, mein ganzes Leben, dann will ich dein ganzes Leben bestimmen. Bist du bereit, für mich allein zu bleiben?“
Dieses Gebet konnte ich nicht sofort sprechen, das muss ich ehrlich sagen. Der Wunsch zu heiraten war einfach zu groß. Ich erinnere mich aber genau: Es war nachts an einem Strand in Schweden. Ich war beim Prayer Walk, abends alleine, und habe dem Herrn gesagt: „Herr, wenn du willst, dass ich immer alleine bleibe, bleibe ich für dich immer allein. Wenn ich dich habe, habe ich alles, was ich brauche.“
Ich muss natürlich sagen, ich bin froh, dass der Herr dieses Gebet nicht erhört hat und ich meine Frau kennengelernt habe. Aber ich bin bis heute dankbar, rückblickend sagen zu können, dass ich diesen Bereich dem Herrn abgegeben habe.
Dazu möchte ich dich sehr ermutigen. Ich weiß, dass es schwer ist. Ich sage nicht, du musst heute dafür beten, aber nimm den Gedanken mit und bewege ihn vor Gott so lange, bis du sagen kannst: „Herr, du bist alles für mich.“
Wenn ich nur dich habe, sagt der Psalmist, frage ich nicht nach Himmel und Erde. Wenn ich nur dich habe, genügt mir das.
Was jeder Single festhalten muss: Gott hat gute Gedanken für mein Leben. Und was jeder Single festhalten muss, ist: Jesus genügt, Jesus genügt.
In Johannes 10 sagt Jesus: „Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Fülle haben.“ Das steht nicht in Sternchen in meiner Bibel. Es gilt aber nicht nur für Verheiratete, sondern für jeden.
Das möchte ich dir als Single heute zusprechen: Jesus ist gekommen, damit du das Leben hast. Und nicht nur ein bisschen, sondern dass du volle Genüge hast – in einer engen Beziehung zu ihm.
Ich möchte dich einladen, das zu glauben und darauf zu vertrauen. Vielleicht bedeutet das auch, immer wieder daran zu glauben. Es ist ja nicht so, dass man als Single einmal alles dem Herrn abgegeben hat und dann läuft es.
Meine Erfahrung ist, dass wir viele Dinge, die wir einmal dem Herrn vor die Füße legen, fast jeden Tag wieder neu vor seine Füße legen müssen.
Ich möchte dich ermutigen, in diesem Bewusstsein zu leben, dass Jesus wirklich genügt.
Ich möchte jetzt die Gemeinde ansprechen: die Gemeinde und ihren Umgang mit Singles. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir als Gemeinde, als Gemeinden sensibler im Umgang mit Singles werden.
Wenn die Oma ständig bei ihrer Enkelin nachfragt: „Na, du hast noch keinen Freund?“, ist das nicht hilfreich für die Enkelin. Oder: „Wie, du bist schon einundzwanzig und hast noch keinen Freund? Hallo?“ Das ist zwar lieb gemeint von der Oma, aber es ist unsensibel.
Wir hatten bei uns in der Gemeinde einmal einen Gastprediger. Meine Frau hat in dem Moment so für alle Singles gelitten. Er sprach verschiedene Gruppen an und sagte: „Alle Singles, steht mal bitte auf!“ Meine Frau dachte nur: „Nein, was macht der?“ Als Single steht man nicht gerne auf, damit alle sehen: „Ja, ich bin hier die Person, die alleine ist.“
Dann sagte der Prediger auch noch: „Jetzt seht euch mal einander an.“ Nein, nein, bitte nicht!
Es beginnt auch bei uns Predigern. Wenn wir auf der Kanzel nur Beispiele von Ehen und Familien bringen, sprechen wir eine anwesende Gruppe an, die zur Gemeinde gehört, aber wir gehen an ihnen vorbei. Da musste ich mich selbst ertappen. Als Verheirateter, als Familienvater hat man viele Beispiele aus dem Alltag. Bitte lasst uns auch Beispiele verwenden, die aus dem Lebensumfeld einer alleinstehenden Person kommen.
Wenn wir Singles nur als Babysitter buchen, uns aber sonst wenig für sie interessieren, fühlen sie sich verständlicherweise ausgenutzt. Wenn wir sie sonst kaum einladen, aber nach einem Babysitter für unser Ehedate fragen, lassen wir unsere Geschwister nicht einfach nur aus egoistischen Gründen gebrauchen.
Ein Autor schreibt: Kirchen und Gemeinden werden sich zunehmend damit beschäftigen und darauf einstellen müssen, dass alleinstehende Menschen gerade im christlichen Umfeld ein verlässliches soziales Umfeld sowie einen Ort der Geborgenheit und Wertschätzung suchen.
Ganz wichtig ist, dass wir als Gemeinde verstehen: Singles wollen nicht bedauert werden, sie wollen nicht bemitleidet werden. Sie wollen einfach ernst genommen und als gleichwertig in der Gemeinde angenommen werden. Sie wollen keine Sonderbehandlung, sondern ganz normal dazugehören.
Deshalb ist es gut, wenn eine Gemeinde ihre Angebote und Ausrichtung immer wieder prüft, ob sie für Singles genauso attraktiv sind wie für Verheiratete. Das schätze ich sehr an dieser Gemeindefreizeit: Es ist eine Gemeindefreizeit, bei der alle ganz normal dazugehören.
Was meine Frau und ich uns vorgenommen haben, ist, regelmäßig sonntags Singles einzuladen – aber nicht nur Singles. Sonst könnten sie ja den Verdacht hegen, wir wollten sie verkuppeln. Deshalb laden wir auch ein paar Verheiratete ein. Wir haben extra einen großen Esstisch gekauft. Dort sitzen einige verheiratete Paare und einige Singles zusammen. Gerade am Sonntag, wenn die Singles sonst alleine wären, sind sie so dankbar, ganz normal dazugehören zu können.
Das wünsche ich mir auch für euch als Gemeinde. Das wünsche ich mir für uns: Dass das noch stärker wird, dass es zur gelebten Gemeindekultur wird. Sonntags laden wir einander ein. Wir leben Familie. Viele sagen: Sonntag ist Familientag. Wir sagen: Sonntag ist Gemeindetag. Wir pflegen Gemeinschaft als geistliche Familie.
Ganz ehrlich: Unsere Kinder lernen dadurch. Unseren Kindern fehlt nichts, wenn sonntags immer Leute aus der Gemeinde da sind. Sie lernen, wie wichtig es ist, als Familie für andere da zu sein. Sie bekommen ein dienendes Herz.
Vielleicht ist das ein hilfreicher Anstoß, falls es nicht ohnehin schon gelebt wird. Aber man kann einfach bewusst anfangen: Sonntag laden wir einander ein – Verheiratete und Singles – und pflegen auf diese Weise Gemeinschaft.
Ich finde den Gedanken christlicher WGs sehr gut. Es ist oft schwer, alleine in einer Wohnung zu leben. Man ist ja die ganze Zeit nur mit sich selbst. Wir haben gesehen, wie die Singles aufgeblüht sind, wenn sie bei uns mitgewohnt haben. Einfach Gemeinschaft zu haben, tut gut.
Oder man überlegt, wie man Singles helfen kann, eine WG zu gründen. Dass einige Schwestern zusammenziehen und das Leben miteinander teilen.
Ich habe schon die Weihnachtszeit angesprochen – den Heiligen Abend, der für viele Familien so heilig ist. Da sollte man Singles einladen, nicht unbedingt nur Singles, sondern auch andere Verheiratete. So fühlen sie sich nicht als fünftes Rad am Wagen. Nur eine Kernfamilie und ein Single – der Single wird sich nicht sehr wohlfühlen. Aber ein paar mehr – und auf diese Weise kann man ihnen helfen.
Als Single hat man Herausforderungen, an die wir Verheirateten oft gar nicht denken. Eine alleinstehende Frau, die alleine wohnt: Was ist, wenn ihr Auto kaputtgeht? An wen wendet sie sich? Sie hat keinen Mann, der das Auto repariert. Sie muss mit jedem kleinen Detail zur Werkstatt fahren.
Oder was ist, wenn sie neue Möbel kaufen muss? Sie kann die Möbel oft nicht alleine schleppen. Das sind praktische Fragen, bei denen jede verheiratete Frau auf ihren Mann zurückgreifen kann. Zum Beispiel einmal das Sofa umstellen.
Vielleicht kann man bewusst sagen: Wir schaffen hier ein Angebot. Wir haben Männer in der Gemeinde, die immer bereitstehen. Dann trinken die Ehefrauen mit der alleinstehenden Schwester einen Kaffee, während der Mann die Möbel umräumt.
Es ist wichtig, auch ganz praktisch zu denken: Wie können wir als Gemeinde bewusst Singles helfen?
Ich habe jetzt schwerpunktmäßig alleinstehende Frauen im Blick gehabt. Natürlich gibt es auch alleinstehende Männer, die meine ich grundsätzlich genauso. Aber gerade in den praktischen Fragen sind sie oft besser aufgestellt, was das Handwerkliche angeht, und nicht so sehr auf Hilfe angewiesen.
Jetzt möchte ich noch auf einen ganz, ganz wichtigen Punkt zu sprechen kommen: Single sein bringt Chancen mit sich. Manchmal ist es nicht so einfach, das zu sehen, aber die Bibel sagt es.
Schaut mal, wenn wir uns 1. Mose 2,18 und 1. Korinther 7,26 anschauen, klingt das im ersten Moment fast wie ein Widerspruch. Aber beides ist wahr.
In 1. Mose 2,18 heißt es: „Und Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm entspricht.“
Jetzt in 1. Korinther 7,26: „So meine ich nun, es sei gut, um der kommenden Notwellen willen, dass der Mensch ledig sei.“
1. Mose 2 sagt: Es ist nicht gut für den Menschen, dass er alleine ist. Paulus sagt in 1. Korinther 7: Es sei gut für den Menschen, dass er alleine ist, dass er ledig ist. Und beides ist wahr.
Als ich auf die Bibelschule gegangen bin, hatten wir in einer meiner ersten Vorlesungen, ich glaube, es war sogar die Begrüßungsveranstaltung, einen älteren, weisen Bruder. Er sagte: „Was ich euch jungen Bibelschülern von Anfang an mitgeben möchte: Denkt bitte beim Bibelstudium nicht nur in der Kategorie entweder – oder, sondern denkt in den Kategorien sowohl – als auch.“
Das finden wir so häufig in der Bibel. Ja, Jesus ist sowohl hundertprozentig Mensch als auch hundertprozentig Gott. Wenn wir an die Errettung denken: Die Errettung ist Gottes souveränes Werk, aber der Mensch hat auch eine Verantwortung. Er muss das Evangelium annehmen, er muss sich entscheiden – beides ist wahr.
Und wir haben so häufig ein Sowohl – als auch in der Bibel. Hier haben wir ein weiteres Sowohl – als auch. Grundsätzlich ist es nicht gut für den Menschen, dass er alleine ist, aber Paulus sagt: „Ich will jetzt hier noch mal einen anderen Aspekt beleuchten, und der ist genauso wahr.“
Paulus sagt weiter in den Versen ab Vers 26 und dann in den Versen 32 bis 34: „Ich will aber, dass ihr ohne Sorge seid. Der Unverheiratete ist für die Sache des Herrn besorgt, wie er dem Herrn gefallen möge; der Verheiratete aber ist um die Dinge der Welt besorgt, wie er der Frau gefallen möge, und so ist er geteilt. Die unverheiratete Frau und die Jungfrau ist für die Sache des Herrn besorgt, damit sie heilig ist an Leib und Seele; der Verheiratete aber ist für die Sache der Welt besorgt, wie er seiner Frau gefallen möge.“
Es ist so wahr, was Paulus sagt: In gewisser Weise hat man als verheiratete Person auch die Verantwortung für den Ehepartner. Man kann nicht einfach frei entscheiden: „Was mache ich jetzt als Nächstes für den Herrn?“ Man kann nicht seinen Terminplan einfach auf sechzig Stunden in der Woche füllen, weil man so sehr für den Herrn unterwegs ist und dabei seinen Ehepartner vernachlässigt.
Leider gibt es das, dass auch große Männer Gottes ihre Ehe auf dem Altar des Dienstes geopfert haben. Das ist nicht gut. Das ist falsch.
Als Verheirateter hast du eine Verantwortung für deinen Ehepartner. Und deswegen musst du dir immer die Frage stellen: Wie geht es meinem Ehepartner?
Paulus sagt: Als Unverheirateter kannst du dich noch ungeteilter total in das Werk des Herrn hineinwerfen. Und das ist der Grund, warum er es empfiehlt – aus eigener Erfahrung. Paulus sagt: „Schmeiß dich in das Werk des Herrn.“ Und er selbst ist uns darin ein Vorbild.
Ich möchte nur mal einige Verse nennen. Wir könnten jetzt durch die ganze Apostelgeschichte gehen, aber ich will hier nur einige Verse aus dem Römerbrief vorlesen, die deutlich machen, wie sehr Paulus als alleinstehender Mann für das Werk des Herrn unterwegs war.
In Römer 15,17-19 heißt es: „Ich habe also in Christus Jesus etwas zu rühmen in den Dingen vor Gott. Denn ich werde nicht wagen, etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat, zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk, in der Kraft der Zeichen und Wunder, in der Kraft des Geistes, sodass ich von Jerusalem ringsumher bis nach Illyrien – Illyrien war wahrscheinlich Kroatien, also die Balkangegend – das Evangelium des Christus völlig verkündigt habe.“
Ich glaube, das hätte Paulus nicht geschafft, wenn er verheiratet gewesen wäre. Er hat seinen Stand total genutzt.
Ich kenne einige Männer, die auch nie geheiratet haben. Ich denke an William Macdonald, einen Autor, der mich wahrscheinlich am meisten durch seine Bücher geprägt hat. Er hat nie geheiratet und ist irgendwann, ich weiß nicht genau wann, mit Ende 80 oder Anfang 90 als lediger Mann verstorben. Er hat genau das gelebt.
Ich kenne einige andere Männer, die nicht geheiratet haben und ihre Zeit ganz bewusst in das Werk des Herrn investiert haben, um noch mehr für den Herrn wirken zu können.
Das ist auch eine Berufung. Dafür braucht man die Gabe der Ehelosigkeit. Aber einigen schenkt es der Herr, und für sie ist es gut und richtig, diese Zeit zu nutzen.
Ich möchte aber auch über eine alleinstehende Frau sprechen, die uns aus der Bibel vielleicht gar nicht so sehr bekannt ist: Phoebe.
Phoebe wird in Römer 16 erwähnt, und sie ist alleinstehend. Da heißt es in Römer 16,1-2: „Ich empfehle euch aber unsere Schwester Phoebe, die eine Dienerin der Gemeinde in Kenchreä ist, damit ihr sie im Herrn aufnehmt, der Heiligen würdig, und ihr beisteht, worin immer sie euch braucht; denn auch sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst.“
Wer sich ein bisschen in den Paulusbriefen auskennt, weiß, dass Paulus immer wieder mal Mitarbeiter hervorhebt. Ja, ich glaube, Paulus ist ein wunderbares Vorbild, auch was Menschenführung angeht, als Leiter. Immer wieder setzt er sich für seine Mitarbeiter ein.
Aber meistens wird das Wort „empfehlen“ nicht verwendet, er macht es eher indirekt. Das hier ist die einzige Stelle, wo Paulus wortwörtlich eine Empfehlung ausspricht – und er spricht sie für eine Schwester aus.
Ich empfehle euch die Schwester Phoebe.
Phoebe ist als Heidin aufgewachsen, das heißt, sie kommt aus einem nichtchristlichen Elternhaus. Das erkennen wir an ihrem Namen. Ihr Name kommt aus der griechischen Mythologie. So hätten keine frommen Eltern ihre Tochter Phoebe genannt, sondern eher Sarah, Elisabeth oder Hannah.
Und Paulus spricht hier von Schwester Phoebe. Das hat ein bisschen den Effekt von „Bruder Mohammed“. Wisst ihr, was ich meine? Bruder Mohammed – Mohammed? Nein, kein christlicher Hintergrund, das ist ein muslimischer Hintergrund, aber „Bruder“. Das heißt, er war mal Moslem und ist Christ geworden.
Das ist der Effekt hier: Schwester Phoebe, griechische Mythologie, aber Christus hat sie gerettet, und jetzt ist sie eine Schwester. Und ich empfehle sie wärmstens.
Sie ist eine Dienerin der Gemeinde, sagt Paulus. Da muss man nicht auf ein Amt schließen, sondern sie sticht einfach durch ihren Dienst in der Gemeinde hervor. Paulus empfiehlt sie den Römern. Er schreibt den Römerbrief aus Korinth, und Phoebe hatte den Römerbrief mit im Gepäck.
Wenn wir nach Martin Luther gehen, ist der Römerbrief das Herzstück des Neuen Testaments und damit der Bibel.
Wisst ihr, wer diesen Römerbrief überbracht hat? Eine alleinstehende Frau.
Gott hat dieses Herzstück der Bibel einer alleinstehenden Frau anvertraut, und sie hat nicht versagt. Der Römerbrief ist angekommen, sie hatte ihn im Gepäck.
Paulus setzt sich für diese alleinstehende Schwester ein. Warum sage ich, sie ist alleinstehend? In der damaligen Zeit hätte nie eine verheiratete Frau alleine so eine weite Reise ohne ihren Mann unternommen.
Phoebe war eine alleinstehende Frau. Paulus setzt sich für sie ein. Auch das ist eine Anwendung für uns als Gemeinde: Wir sollten alleinstehende Frauen aufnehmen und für sie da sein.
Paulus sagt: Kümmern euch bitte um alle Belange – geistlich, emotional, finanziell, organisatorisch. Seid für Phoebe da.
Und dann nennt er den Grund: „Denn auch sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst.“
Sind das nicht wunderbare Worte? Diese Phoebe, die nie verheiratet war, ist für ganz, ganz viele Menschen ein Beistand geworden – vielleicht eine Seelsorgerin, vielleicht eine geistliche Mutter.
Dann sagt der große Apostel Paulus: „Sie ist mir ein Beistand geworden.“
Weißt du, was ich dir damit als alleinstehende Frau sagen möchte? Gott kann sich durch den Dienst einer alleinstehenden Frau gewaltig verherrlichen – gewaltig. Gott kann aus deinem Leben etwas Wunderbares machen, wenn du dich ihm hingibst.
Ich glaube, Phoebe hat am Ende ihres Lebens auf ein sehr reiches Leben mit dem Herrn zurückschauen können.
Ich musste an Gladys Elwood denken, eine Missionarin, die sicherlich einige von euch kennen.
Gladys Elwood wurde 1902 in einer Arbeiterfamilie in England geboren und erhielt nur eine sehr begrenzte Bildung. Im Teenageralter kam sie zum Glauben und spürte recht früh den Wunsch, als Missionarin nach China zu gehen.
Als junge Teenagerin betete sie mit zweieinhalb Pennies in der Hand folgendes Gebet: „O Herr, hier ist meine Bibel, hier ist mein Geld, hier bin ich, gebrauche mich, Gott.“
Ein starkes Gebet eines Teenagers.
Sie bewarb sich bei einer Missionsgesellschaft, wurde aber aufgrund mangelnden Intellekts abgelehnt: „Wir wollen dich nicht.“
Einige Jahre später, sie blieb dran, tat sich eine Tür auf bei einer Missionarin in den Bergen Nordchinas, ihr dort zu helfen.
Im Laufe ihres Dienstes lernte sie in China immer mehr Waisenkinder kennen und nahm sie auf.
Dann kam der Krieg, und im Jahr 1940 hatte sie hundert Waisenkinder in ihrer Obhut – eine alleinstehende Frau, geistliche Mutter von hundert Kindern.
Während des Japankrieges musste sie mit den Kindern über die Berge fliehen. Auf dieser gefährlichen Reise opferte sie fast ihr eigenes Leben, brachte aber alle hundert Kinder in Sicherheit.
Später gründete sie ein weiteres Waisenheim und verbrachte ihr ganzes Leben im Dienst für den Herrn.
Gott kann sich durch das Leben einer alleinstehenden Frau gewaltig verherrlichen, wenn du dich dem Herrn hingibst. Er kann Gewaltiges aus deinem Leben machen.
Ich glaube, Gladys Elwood wird im Himmel ganz, ganz weit vorne sitzen, weil sie einfach treu war in ihrer Lebenssituation.
Ich habe euch heute eine Münze mitgebracht. Es sind nur 50 Cent. Mit dieser Münze kann man einiges machen – nicht sehr viel, aber ein bisschen was. Es gibt ganz, ganz viele unterschiedliche Dinge, in die man diese Münze investieren kann.
Der Punkt ist jedoch: Ich kann diese Münze nur einmal ausgeben. Ich möchte dir heute sagen: Dein Leben ist eigentlich so etwas wie eine Münze. Es ist sehr, sehr viel mehr wert als diese Münze. Aber du kannst dein Leben überall ausgeben – allerdings nur einmal.
Ich möchte uns allen, nicht nur den Alleinstehenden, sondern auch ihnen, heute die Frage stellen: Wo gibst du dein Leben aus? Dein Leben ist wie eine Münze. Du kannst es überall ausgeben, aber nur einmal.
Ich möchte dich ermutigen: Egal in welchem Zustand du bist, ob alleinstehend oder verheiratet – verschwende dein Leben nicht. Verschwende dein Leben nicht! Ich möchte dich ermutigen, heute vielleicht noch einmal neu die Entscheidung zu treffen: Herr, ich will mein Leben für dich ausgeben. Egal, in welchem Zustand ich mich befinde, ich möchte nicht dieses 08/15-Christsein führen. Es ist ein erbärmliches Christsein, so ein laues Christsein, bei dem man irgendwie mit dem Mainstream mitschwimmt.
Ich möchte uns alle ermutigen, dass wir sagen: Herr, nimm unser Leben, mach du damit, was du wirklich willst. John Piper schreibt: Hege den Wunsch in dir, dass dein Leben zu etwas Großartigem beiträgt. Sehne dich danach, dass dein Leben ewige Bedeutung hat. Verlange danach! Gehe nicht ohne Leidenschaft durchs Leben. Denk daran: Du hast nur ein Leben, das ist alles. Du wurdest für Gott gemacht. Verschwende dein Leben nicht.
Mit diesen Worten möchte ich schließen: Verschwende dein Leben nicht! Wenn du alleinstehend bist, hast du so viele Möglichkeiten. Und ganz nebenbei gesagt: Es hilft dir auch, mit deiner Einsamkeit umzugehen, wenn du nicht auf dich selbst schaust, sondern auf all die Möglichkeiten, die der Herr dir gegeben hat. Der Herr ist bei dir, der Herr sieht dich, der Herr versteht dich.
Aber ich möchte dich ermutigen: Denk an die Münze! Du hast nur dieses eine Leben. Traue nicht die ganze Zeit einem möglichen anderen Leben hinterher, das du dir gewünscht hast. Sag stattdessen: Herr, hier und jetzt, heute, gebe ich mein Leben für dich aus. Nimm du mein Leben und mach du damit, was du willst.
Hingabe kann man mit einem weißen Blatt Papier vergleichen, unter das wir unsere Unterschrift setzen. Dann geben wir Gott das Papier und sagen: Schreib drauf, was du willst. Meine Unterschrift steht – ich will dir folgen.
Dafür würde ich gerne jetzt abschließen und für uns alle beten, aber auch ganz besonders für die alleinstehenden Geschwister.
Herr Jesus Christus, ich bin dir so dankbar dafür, dass du uns verstehst. Dass du die Nöte und Schwachheiten nicht nur mit einem gewissen Abstand zur Kenntnis nimmst, sondern dass du nah bist und sie selbst so nachempfinden kannst.
Ich möchte dich bitten, Herr, dass all die Alleinstehenden heute hier darin immer wieder ihren Trost finden. Dass du bei ihnen bist, dass du verstehst, wie sehr sie leiden, und dass du ihnen hilfst, an dir dran zu bleiben und keine falschen Herzenshaltungen zu entwickeln. Bewahre sie vor Versuchungen, Herr.
Ich möchte dich bitten für uns alle, dass wir die Chance sehen, in der wir stehen, Herr. Dass wir unser Leben für dich ausgeben, damit wir irgendwann, wenn wir auf unser Leben zurückschauen, dank der Gnade Gottes, die uns verändert hat, sagen können: Es war so ein reiches Leben. Wir konnten so viel wirken. Du hast uns gebraucht, Herr – das ist unser Wunsch.
Ich möchte dich bitten, dass Alleinstehende das ganz neu erkennen: In dir ist alle Fülle. Dass sie sich nach deinem Reich ausstrecken und sich dir zur Verfügung stellen.
Aber ich möchte dich auch bitten für all die Verheirateten, dass sie nicht in einen Eheegoismus hineinfallen. Hol sie da raus, Herr, und lass sie sich als Ehepaar die Frage stellen: Wo geben wir eigentlich unser Leben aus?
Ich möchte dich bitten, dass Entscheidungen fallen, Herr, und dass echte Hingabe wirklich gelebt wird.
Abschließend danke ich dir auch noch für deinen wunderbaren Plan von Gemeinde, Herr. Es ist so kostbar, dass wir eine geistliche Familie sind. Ich möchte dich bitten, dass du unseren Gemeinden hilfst, das sehr konkret zu leben – am Sonntagnachmittag, unter der Woche, außerhalb der Veranstaltung –, dass wir füreinander da sind, Herr.
Ich möchte dich bitten, dass du der Gemeinde Köln und der Gemeinde Graz viel Weisheit schenkst, wie sie alleinstehende Personen wirklich auffangen und mit ihnen die Lasten tragen können. Bitte hilf uns dabei. Amen.