Einführung in die Sendschreiben und ihre prophetische Bedeutung
Wir befinden uns weiterhin bei den Sendschreiben in Offenbarung 2 und 3 und widmen uns heute den beiden letzten Gemeinden: Philadelphia und Laodizea.
Wir haben gesehen, dass diese Sendschreiben neben ihrer wörtlichen Bedeutung, die sich an sieben Gemeinden am Ende des ersten Jahrhunderts richtet, auch eine prophetische Bedeutung besitzen. In der Reihenfolge, wie sie in der Bibel dargestellt sind – von Ephesus bis Laodizea – beschreiben sie die gesamte Kirchengeschichte in einer symbolischen Sprache.
Beim letzten Mal sind wir bis Sardes gekommen. Dort haben wir die Reformation erkannt, aber auch den anschließenden kirchengeschichtlichen Niedergang. Zudem gab es den Aufruf, zu dem zurückzukehren, was Gott seinem Volk in der Reformation an neuem Licht wiedergegeben hat.
Jetzt wenden wir uns Philadelphia zu.
Die Botschaft an Philadelphia: Eine geöffnete Tür und kleine Kraft
Wer liest? Dies sagt der Heilige und Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, und niemand wird schließen, und schließt, und niemand wird öffnen. Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann, denn du hast eine kleine Kraft. Du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.
Siehe, ich werde Leute aus der Synagoge des Satans geben, von denen, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen. Siehe, ich werde sie dahin bringen, dass sie kommen und sich vor deinen Füßen niederwerfen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.
Weil du das Wort meines Harrens auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen. Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nehme.
Wer überwindet, den werde ich im Tempel meines Gottes zu einer Säule machen, und er wird nie mehr hinausgehen. Ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes, den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalems, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen.
Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Gleich fährt er bis zum Schluss des Kapitels fort.
Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Dies sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes. Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, dass du kalt oder heiß wärest!
Weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts, und weißt nicht, dass du elend und bemitleidenswert, arm, blind und bloß bist.
Ich rate dir, von mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen, damit du reich wirst, und weiße Kleider, damit du bekleidet wirst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du siehst.
Ich überführe und züchtige alle, die ich liebe. Sei nun eifrig und tue Buße! Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen, und er mit mir.
Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.
Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Wir haben im Sendschreiben an Ephesus die Urgemeinde gefunden, in ihrem allgemeinen Zustand am Ende des ersten Jahrhunderts, also am Ende der apostolischen Zeit. Johannes war der letzte Apostel, der damals noch lebte, und der Herr macht den Vorwurf, dass Ephesus die erste Liebe, diese brennende Liebe zum Herrn, verlassen hatte, und wird zur Umkehr aufgerufen.
In Smyrna, dieser verfolgten Gemeinde, die zur Treue aufgerufen wird bis zum Tod, finden wir prophetisch den Hinweis auf die verfolgte Gemeinde ab dem ersten Jahrhundert bis Anfang des vierten Jahrhunderts. Mit der konstantinischen Wende hörten die Wellen der Christenverfolgungen im Römischen Reich auf.
Dann kam die Epoche, die uns in Pergamos vorgestellt wird, wo wir gesehen haben, dass eine Verbindung von Kirche und Welt stattgefunden hat. Wir haben auch gesehen, wie Aberglaube und Götzendienst in die Kirche hineinkamen.
Was wir dann in Thyatira gefunden haben, war eine Weiterentwicklung aus diesem Zustand von Pergamos. Thyatira beschreibt besonders die Zeit ab der konstantinischen Wende, wo Schwert und Altar miteinander verbunden und vereinigt wurden. Auch der allgemein verbreitete Heiligenkult, Reliquienkult usw. kam in die Kirche.
In Thyatira, der Weiterführung, haben wir die päpstliche römische Kirche gefunden.
In Sardis dann die Reformation. Wir haben immer wieder gesehen, dass eine neue Etappe speziell aus dem früheren Sendschreiben hervorkommt. Thyatira kam aus Pergamos heraus, und Sardis kam wesentlich aus Thyatira heraus.
Jetzt werden wir uns mit Philadelphia beschäftigen und sehen, dass Philadelphia in ihrer kirchengeschichtlichen Bedeutung insbesondere aus Sardis herausgekommen ist.
Wie schon gesagt, Sardis beschreibt die Reformation, aber bereits im danach erfolgten Zerfall liest man noch in Vers 1 bis 3: „Ich kenne deine Werke. Du hast den Namen, dass du lebst, und bist doch tot. Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben, denn ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor Gott. So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße.“
Sardis wird also aufgerufen, wieder daran zu denken, was eigentlich ganz Neues vor sie gestellt worden ist, nämlich all die Wahrheiten, die in der Reformation wieder neu ans Licht gebracht wurden: allein die Schrift, allein durch Glauben, allein durch Gnade, allein Jesus Christus und so weiter.
Nun wird also hier Sardis aufgerufen, dahin zurückzukehren und das zu bewahren.
Die Überwinder, die in Vers 5 angesprochen werden, werden mit weißen Kleidern bekleidet werden. Das bezeichnet die in Sardis, die zurückgekehrt sind und diese Wahrheiten wieder neu sich angeeignet haben.
Der Herr sagt in Vers 2: „Ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor meinem Gott.“ In dem Zusammenhang ist interessant, dass die Reformatoren schon betont haben: Ecclesia semper reformanda est – die Kirche muss ständig reformiert werden.
Für sie war klar, die Reformation ist kein abschließendes Werk, sondern ein Prozess, der weitergehen muss. Sobald das nicht weitergeht, stirbt alles ab.
Genau das macht der Herr zum Vorwurf: Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot. Sei wachsam und stärke das Übrige, das sterben will. Er sagt: Gedenke, ich habe deine Werke nicht völlig erfunden.
Wenn man mit der Reformation stoppt, haben wir ein Problem. Die Reformation muss ständig weitergehen.
Kirchengeschichtlich ist das tatsächlich geschehen, indem im 18. und besonders im 19. Jahrhundert die Bewegung entstand, die wir heute als Freikirchen bezeichnen. Das war keine Abwendung von der Reformation, sondern eine Weiterführung.
Das sieht man besonders darin, dass Luther bereits erkannt hat: Alle Gläubigen sind Priester. Es ist nicht wahr, dass es einen Klerus gibt und dann das übrige Volk, das nichts versteht.
Wo steht das in der Bibel? In 1. Petrus 2, das ist für uns heute so selbstverständlich, aber damals war das eine sensationelle Neuentdeckung.
Es ist wichtig, dass man sich an diese sensationellen Wahrheiten der Bibel nicht gewöhnt, sondern sie immer wieder neu entdeckt.
Wer liest Verse 4 und 5? „Kostbar. Lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, und geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohl annehmbar durch Jesus Christus.“
Hier spricht Petrus die Empfänger seines Briefes an. Wer waren diese Adressaten? Ehemalige Heiden? Nein, es waren Juden, aber bekehrte Juden.
Schlagen wir mal auf, Kapitel 1, Vers 1.
Wer liest? „Petrus, Apostel Jesu Christi, den Fremdlingen der Zerstreuung aus Pontus, Galatien, Kapadozien, Asien, Bithynien, die auserwählt sind nach der Vorkenntnis Gottes des Vaters.“
Bis dahin stammen die Adressaten aus diesen verschiedenen Provinzen in der heutigen Türkei: Pontus, Galatien, Kapadozien, Asien und Bithynien.
Er nennt sie „Fremdlinge der Zerstreuung“. Im Griechischen steht für Zerstreuung das Wort Diaspora. Das ist der Fachbegriff bis heute für Juden im Ausland.
Hier sind also all diese Juden angesprochen, die damals zerstreut in all diesen Provinzen lebten und an Jesus Christus glaubten.
In Vers 3 wird klar, dass Petrus ausdrücklich Wiedergeborene meint: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung.“
Es handelt sich also um Wiedergeborene, um Christen, nicht einfach nur eine Gemeinde.
In Kapitel 2, Vers 5 sagt er: „Ihr seid als lebendige Steine aufgebaut ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum.“
Alle Gläubigen gehören zu diesem Priestertum. Das haben die Reformatoren wieder neu entdeckt: Priester ist jeder wahre Gläubige.
Dann kam aber das Problem, das Luther sagen musste: „Das wär's, aber uns fehlen die Leute, um das auch wirklich in die Praxis umzusetzen.“ So blieb es im Prinzip ein Einmannsystem.
Für ihn war klar: Wenn alle Priester sind, müssten auch alle ihre priesterliche Aufgabe wahrnehmen.
Kirchengeschichtlich wurde das in den Freikirchen weitergeführt, insbesondere dort, wo man erkannte, dass jeder Gläubige eine Aufgabe, einen Dienst, eine Gabe hat, die er einbringen soll.
Das führt uns zu Philadelphia, Kapitel 3, Vers 7.
Was bedeutet Philadelphia auf Deutsch? Es bedeutet Bruderliebe.
„Adelphos“ heißt Bruder, und „Phil-“ ist die Wurzel von „phileo“, lieben. Also Bruderliebe ist die genaue Übersetzung.
In der Reformation war schon klar: Alle Gläubigen sind Brüder und Schwestern. Trotzdem wurde diese Gemeinschaft zu wenig betont.
In der späteren Kirchengeschichte kam das immer mehr zum Tragen.
Jeder Gläubige ist ein Bruder oder eine Schwester, und diese Verbindung muss deutlich zum Ausdruck kommen. Jede ist von Bedeutung.
Das sagt Petrus in 1. Petrus 4, Vers 10.
Wer liest? „Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als guter Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.“
Die alte Elberfelder Übersetzung sagt noch wörtlicher: „Je nachdem ein jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dient einander damit als guter Verwalter der mancherlei Gnade Gottes.“
Hier wird deutlich: Jeder Gläubige hat eine Gabe empfangen. Für Gnadengabe steht das Wort Charisma, eine unverdiente Gabe.
Interessant ist, dass Petrus, obwohl er die Gläubigen nicht persönlich kannte, von ihnen als Wiedergeborenen sagt, sie haben alle eine Gnadengabe empfangen.
Die Bibel beschreibt das als etwas Abgeschlossenes. Vielleicht bekommen später noch einige Gnadengaben, aber jetzt hat jeder empfangen.
Das heißt, bei der Bekehrung bekommt man seine Gnadengabe oder Gnadengaben.
Ich habe in meiner Bibel besonders angestrichen „ein jeder“. Das betont das, was die Reformatoren als allgemeines Priestertum entdeckt haben.
Jeder hat eine spezielle Begabung von Gott bekommen, um zu dienen. Nicht alle können predigen, aber jeder hat eine Aufgabe.
In Vers 11 teilt Petrus die Gnadengaben in zwei Kategorien ein: Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes. Wenn jemand dient, so tue er es aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht wird durch Jesus Christus.
Wir haben also zwei Kategorien: Redegabe und Dienstgabe.
Man muss bedenken, dass auch praktische Hilfsleistungen Gnadengaben sind, aber auch dazu braucht es die Kraft des Heiligen Geistes.
Darum steht hier nicht, dass jemand aus seinem Humanismus oder Menschenliebe dient, sondern aus der Kraft, die Gott gibt.
Sonst ist es eigenes Werk und Krampf.
Beim Reden muss man darauf achten, dass es Aussprüche Gottes sind, also dass das Gesagte mit Gottes Wort übereinstimmt.
Das ist ein Riegel gegen Plaudern, Schwätzen oder eigene Ideen.
Oft hört man: „Meiner Überzeugung nach...“ oder „Ich meine zu dieser Bibelstelle...“
Wenn man etwas nicht weiß, muss man nicht behaupten, es sei so. Aber wenn man sagt, „meiner Ansicht nach“, dann sind das keine Aussprüche Gottes.
Das zeigt, wie wichtig es ist, nur das weiterzugeben, wovon man überzeugt ist, dass es Gottes Gedanke ist.
Meinungen müssen nicht gepredigt werden.
Das macht einen großen Unterschied.
So sehen wir: Verantwortung beim Sprechen – Aussprüche Gottes, beim Dienen – aus Gottes Kraft, und alles zur Verherrlichung Gottes, nicht der Menschen.
Für Luther war klar, dass alle dienen sollten. Trotzdem fehlten die Leute.
Kirchengeschichtlich kam im 18. und besonders im 19. Jahrhundert die Erkenntnis, dass Christen sich so versammeln müssen, dass alle Gaben eingebracht werden können.
Das entspricht 1. Korinther 14.
Schlagen wir 1. Korinther 14, Vers 24 und 26 auf.
Paulus spricht über den Fall, wenn ein Ungläubiger oder Unkundiger in die Gemeinde kommt.
Er sagt, wenn alle weissagen, wird der Ungläubige von allen überführt und beurteilt.
Er sieht sein Leben im Licht des Wortes Gottes, und das Verborgene seines Herzens wird offenbar.
Dann merkt er, dass Gott wirkt.
Interessant ist, dass Paulus sagt: Wenn alle weissagen, nicht nur einer.
Das zeigt, dass das Ursprüngliche so war.
In Vers 26 heißt es: Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder von euch einen Psalm, eine Lehre, eine Sprache, eine Offenbarung usw.
Das Ziel ist, dass alles zur Erbauung geschieht, nicht einfach Aktivismus.
Er sagt nicht, dass jeder einen Psalm haben muss, sondern beschreibt, wie es in Korinth war.
Man muss aufpassen, dass es allen nützt.
Zurück zu Offenbarung 3, Vers 7: Philadelphia – Bruderliebe.
Man erkannte die Bedeutung jedes einzelnen Gläubigen.
Gott will keinen Klerus.
Das hat der Herr Jesus den Aposteln in Matthäus 23 gelehrt.
Schlagen wir Matthäus 23, Vers 8-12 auf.
Wer liest?
„Ihr aber lasst euch nicht Rabbi nennen, denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder.“
Kein Klerus, einer ist euer Lehrer: Jesus Christus, das Haupt der Gemeinde. Ihr alle seid Brüder – Philadelphia.
Brüder lieben sich, sonst ist die Familie nicht in Ordnung.
Es gibt Familien, in denen man sich hasst, aber das ist keine richtige Familie.
Weiter, Vers 9: „Ihr sollt auch nicht jemanden auf der Erde euren Vater nennen, denn einer ist euer Vater, nämlich der im Himmel.“
Nicht „Il Papa“, der Papst, der als „Vater der Christenheit“ oder „Heiliger Vater“ bezeichnet wird.
Das ist ein Titel, den Herr Jesus in Johannes 17 als ewiger Sohn zum ewigen Vater benutzt.
Herr Jesus sagt: Das ist euer Vater im Himmel, aber lasst euch nie Vater nennen.
Das heißt nicht, dass man sich als Vater von Kindern mit dem Vornamen ansprechen lassen soll. Diese Unsitte gibt es leider.
Man kann viele Menschen mit dem Vornamen ansprechen, aber nur jemanden als Vater oder Mutter.
Hier ist gemeint: Als geistlicher Vater soll man diesen Titel nicht annehmen.
Weiter, Vers 10: „Lasst euch auch nicht Meister nennen, denn einer ist euer Meister, der Christus.“
Meister meint auch Lehrmeister oder Führer.
Das sind keine geistlichen Titel.
Wie ist es dann zu verstehen, wenn Paulus Timotheus seinen Sohn nennt oder Johannes von Vätern spricht?
Timotheus war sein Sohn im Glauben, er kam durch Paulus zum Glauben.
Paulus spricht ihn als Sohn an, nicht umgekehrt.
Wenn jemand durch dich zum Glauben kommt, bist du für ihn ein Vater in dem Sinn.
Wenn du dich als Vater ansprechen lässt, hast du ein Problem.
Im 1. Johannesbrief 2 werden Gläubige in drei Kategorien angesprochen: Väter, Jünglinge und Kindlein.
Auch hier ist „Väter“ kein Titel, sondern bezeichnet die, die im Glauben gereift sind.
Die Jünglinge sind schon stark, aber noch nicht so reif, die Kindlein sind jung im Glauben.
Auch hier keine Titel, sondern Einteilung in Reifegrade.
Wenn wir das als geistliche Titel benutzen, haben wir ein Problem mit dem Herrn.
Weiter, Matthäus 23, Vers 11: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein.“
Vers 12: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“
Im Neuen Testament finden wir tatsächlich den Dienst und das Amt der Ältesten.
Es wird also doch ein Unterschied gemacht.
Die Bibel nennt Älteste auch Aufseher, griechisch „episkopos“ – der Überblickende, der Hirtendienst tut.
Aus „Episkopos“ entstand das deutsche Wort „Bischof“.
Ältester heißt auf Griechisch „presbyteros“, Presbyter ist das Gleiche wie Bischof.
In Apostelgeschichte 20 ruft Paulus die Ältesten von Ephesus nach Milet und sagt ihnen:
Der Heilige Geist hat euch als Aufseher, Bischöfe, gesetzt.
Jetzt wird klar, dass es nicht um einen Klerus geht.
In 1. Petrus 5, Vers 1-4 wird über Älteste gesprochen.
Wer liest?
„Die Ältesten, die unter euch sind, ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden Christi, aber auch als Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes bei euch, nicht gezwungen, sondern freiwillig; nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe; nicht als solche, die über das Ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid. Dann werdet ihr, wenn der oberste Hirte offenbar wird, den unverwelklichen Ehrenkranz empfangen.“
Hier wird betont, dass Älteste einen Hirtendienst tun und Vorbilder der Herde sind.
Sie dürfen nicht aus finanziellen Gründen herrschen.
Im nächsten Satz wird das Wort „Kleros“ erwähnt, was Besitz oder Los bedeutet.
Paulus warnt, dass Älteste nicht über ihren Besitz herrschen sollen.
Sie sollen nicht Macht entfalten, sondern Vorbilder sein.
Das sieht man auch in der israelischen Armee: Offiziere gehen voraus, nicht wie in europäischen Armeen.
Das Vorbild eines Offiziers, der vorausgeht, ist motivierend.
Das muss auch das Kennzeichen der Ältesten sein.
Es sind zwei Fragen: Wie werden Älteste eingesetzt, und wie werden sie abgesetzt?
Es gibt nur drei Stellen in der Bibel über die Einsetzung von Ältesten: Apostelgeschichte 14, Titus 1 und Apostelgeschichte 20.
In Apostelgeschichte 14 setzt Paulus mit Barnabas Älteste in Gemeinden ein, die auf der ersten Missionsreise entstanden waren.
Die Einsetzung geschieht mit apostolischer Autorität von oben, nicht durch Wahl der Gemeinde.
In Titus 1 gibt Paulus Titus den Auftrag, in seinem Namen Älteste in den Gemeinden Kretas einzusetzen.
Auch hier erfolgt die Einsetzung durch einen Apostel.
In Apostelgeschichte 20 sagt Paulus zu den Ältesten in Milet, dass der Heilige Geist sie als Aufseher eingesetzt hat.
Die Bibel lehrt nirgends die Wahl von unten.
Wir sind das demokratische Denken gewohnt, aber biblisch wird die Autorität von oben eingesetzt.
Der Herr Jesus hat Apostel eingesetzt, und Apostel haben Älteste eingesetzt.
Jetzt haben wir aber keine Apostel mehr, da diese Gabe temporär war.
Wer kann dann noch Älteste einsetzen?
Trotzdem braucht es Vorbilder mit moralischer Autorität, die durch ihr Vorbild führen, nicht durch Herrschaft.
Der Heilige Geist ist immer noch da und setzt ein.
Natürlich könnte jeder behaupten, er sei eingesetzt worden.
Dann kann man die Qualitäten eines Ältesten prüfen, wie sie in Titus 1 und 1. Timotheus 3 beschrieben sind.
Wenn jemand diese Qualitäten erfüllt und das im Leben sichtbar ist, erkennt die Gemeinde, dass er vom Heiligen Geist eingesetzt ist.
In 1. Thessalonicher 5, Vers 12 heißt es:
„Wir bitten euch, Brüder, erkennt die, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn, und achtet sie überaus in Liebe um ihres Werkes willen.“
Man soll also die Ältesten erkennen und anerkennen.
Das ist ein Prozess, kein demokratischer Wahlakt.
Wenn jemand die biblischen Anforderungen nicht mehr erfüllt, verliert er automatisch die moralische Autorität, und es erfolgt eine Abwahl.
Was ist, wenn ein Ältester kleine Kinder hat?
In 1. Timotheus 3 wird gesagt, dass ein Ältester Kinder haben soll und seinem Haus gut vorstehen muss.
Ledige Männer können keinen Ältesten sein.
Das ist wichtig, denn man kann Ehepaare besser beraten, wenn man selbst Eheerfahrung hat.
Ein lediger Mann kann aber einen wertvollen Dienst tun, z. B. im Predigtdienst.
William MacDonald war ein Beispiel für einen ledigen Mann, der segensreich wirkte.
Er entschied sich bewusst für Ehelosigkeit nach 1. Korinther 7, weil das bestimmte Dienste ermöglicht.
Das war ein kleiner Exkurs.
Wir kehren zurück zu Offenbarung 3.
Der Herr sagt zu Philadelphia etwas Wunderbares in Vers 8:
„Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben.“
Kirchengeschichtlich wurde im 18. und 19. Jahrhundert die Weltmission neu entdeckt.
In der Reformation machte man sich wenig Sorgen um Völker wie die im Osmanischen Reich oder die Indianer.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde erkannt, dass der Missionsauftrag für alle Völker gilt.
Um 1800 war die Bibel in etwa siebzig Sprachen übersetzt, 1830 in etwa 157 Sprachen.
In der Erweckungszeit des 19. Jahrhunderts wurden in 30 Jahren mehr Sprachen erreicht als in den 1800 Jahren davor.
Heute ist die Bibel oder Bibelteile in über 2600 Sprachen übersetzt.
Dazu kommen etwa 6000 Sprachen und Dialekte mit biblischen Botschaften auf Tonträgern, z. B. von Gospel Recordings.
Das ist fantastisch.
Das ist genau das, was der Herr sagt: „Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann.“
Im 20. Jahrhundert gab es Versuche, das Evangelium in bestimmten Ländern zu verschließen.
Doch gerade in der Zeit der atheistischen Herrschaft der Sowjetunion wuchs das Christentum wie nie zuvor.
In China wurden 1949 alle Missionare ausgewiesen, doch die Untergrundkirche wird heute auf etwa 80 Millionen Christen geschätzt.
Auch in arabisch-islamischen Ländern gibt es viele Bekehrungen, z. B. durch Transworld Radio.
Man versuchte, die Sender zu stören, doch die Botschaften kamen durch.
Der Herr sagt in Matthäus 10, wir sollen klug wie Schlangen und einfältig wie Tauben sein.
So wurde mit den Botschaften getrickst, bis Störungen wirkungslos wurden.
Diese Länder werden mit dem Evangelium versorgt, wie der Herr sagt: eine geöffnete Tür, die niemand schließen kann.
Jetzt machen wir eine Pause.
In der Pause wurde die Frage gestellt, wie man mit Unstimmigkeiten in Gemeinden bezüglich der Lehre über Älteste umgehen soll.
Ich habe gesagt, dass wir solche Fragen besser vertagen und uns heute weiter mit Philadelphia beschäftigen.
Frau Präsidentin!
Ich möchte auf die Frage der vermischten Körperschaft eingehen.
Die Reformatoren behaupteten, dass es in der Volkskirche eine Vermischung von Gläubigen und Ungläubigen gab.
Luther erkannte, dass alle Gläubigen Priester sind, doch in der Praxis kam es zur Vermischung, da die Kirche als Volkskirche gesehen wurde.
Bullinger, der Reformator in der Schweiz nach Zwingli, schrieb im Zweiten Helvetischen Bekenntnis, dass es Gottes Wille sei, eine Volkskirche zu haben.
Das war falsch.
In 2. Korinther 6, ab Vers 14, lehrt Paulus, dass Gemeinschaft von Gläubigen und Ungläubigen als Gemeinde nicht möglich ist.
Wer liest?
„Zieht nicht in ein Joch mit Ungläubigen! Denn was hat Gerechtigkeit mit Gottlosigkeit zu schaffen?“
Gott will in der Mitte seiner Gemeinde wohnen.
Darum heißt es: „Geht aus der Mitte von ihnen hinaus und sondert euch ab.“
Nach dem Neuen Testament ist die Gemeinde die Gemeinde der Gläubigen, nicht des Volkes.
Das hing mit dem verhängnisvollen Schritt im 4. Jahrhundert zusammen, als Staat und Kirche verknüpft wurden.
So wurde die Kirche zur Volkskirche, nicht zur Gemeinde der Gläubigen.
Das ist der Unterschied zu Philadelphia, Bruderliebe.
Die Gläubigen bilden eine Brüderschaft, aber nur die Gläubigen.
Ihnen verheißt der Herr eine geöffnete Tür, die niemand schließen kann.
Der Schlüssel, den der Herr selbst hat, heißt Schlüssel Davids.
Wer liest noch einmal Offenbarung 3, Vers 7?
„Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Dies sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, und niemand wird schließen, und schließt, und niemand wird öffnen.“
Der Ausdruck „Schlüssel Davids“ ist eine Anspielung auf Jesaja 22.
Schlagen wir Jesaja 22, Vers 15-22 auf.
Da wird der Palastverwalter Schebna als untreuer Mann ermahnt.
Gott setzt einen treuen Mann an seine Stelle.
Vers 20: „An jenem Tag werde ich meinen Knecht, den Sohn des Hilkiah, rufen und ihn mit deinem Leibrock bekleiden und ihm deinen Gürtel umbinden. Ich werde deine Herrschaft in seine Hand geben, und er wird den Bewohnern von Jerusalem und dem Haus Juda zum Vater sein. Ich werde den Schlüssel des Hauses David auf seine Schulter legen. Er wird öffnen, und niemand wird schließen; er wird schließen, und niemand wird öffnen.“
Der Palastverwalter hatte die Schlüssel zu allen Räumen im königlichen Palast in der Davidsstadt.
Der Schlüssel des Hauses David bedeutet Zugang zu allen Schätzen des Palastes.
So hat der Herr Jesus den Schlüssel Davids und die Autorität, Türen zu öffnen, besonders die Tür des Evangeliums.
Paulus sagt ähnlich in 1. Korinther 16, Vers 8:
„Denn eine große und wirkungsvolle Tür ist mir aufgetan, und der Widersacher sind viele.“
Der Herr hat ihm in Ephesus eine wirkungsvolle Tür geöffnet.
Hier sagt der Herr Jesus, er hat eine geöffnete Tür vor dir gegeben.
Das bezieht sich besonders auf die Mission.
Der Schlüssel Davids bedeutet auch Zugang zu den Reichtümern des Wortes Gottes.
David und das Haus Davids waren Vorboten des Messias.
Der Palast und die Schätze des Hauses Davids waren Hinweise auf die Reichtümer des Messias.
Wenn der Herr Jesus sagt, dass er den Schlüssel Davids hat, bedeutet das, dass er Philadelphia die Schätze des Wortes Gottes öffnet.
Kirchengeschichtlich wurden in der Reformationszeit viele neue Wahrheiten des Evangeliums entdeckt.
Im 18. und 19. Jahrhundert fanden sich noch tiefgründigere biblische Erkenntnisse.
Nie wurde so viel Klarheit und Erkenntnis über das Wort Gottes ans Licht gebracht wie in dieser Zeit der Erweckung.
Das Problem von Laodizea ist, dass sie meinen, reich zu sein und nichts zu brauchen.
Doch der Schlüssel des Hauses Davids hat eine besondere Bedeutung.
In Vers 8b heißt es: „Du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.“
Das sind besondere Kennzeichen von Philadelphia: Bruderliebe und Liebe zum Wort Gottes.
In dieser Zeit wurde das Wort Gottes für viele ein größerer Schatz als je zuvor.
Lange war die Bibel dem Volk verschlossen, dann wurde sie in der Reformation zugänglich gemacht.
Die tiefe Bedeutung der Bibel wurde immer mehr ans Licht gebracht.
„Du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet“ bezieht sich auch auf die Person des Sohnes Gottes.
In der Reformation wurden Fragen zur Person Jesu Christi klar verkündigt.
Im 19. Jahrhundert entstanden Bücher, die die Person des Herrn Jesus tief ergreifend darstellten, z. B. John Balletts Buch „Der Sohn Gottes“.
Das drückt sich auch hier aus.
Der Ausdruck „Du hast eine kleine Kraft“ wurde von manchen falsch verstanden.
Er bedeutet nicht, dass man schwach ist und nichts bewirken kann.
Dieser Satz bezieht sich auf Daniel 11, wo von einer „kleinen Hilfe“ gesprochen wird.
In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, steht an dieser Stelle „kleine Kraft“.
Das ist die älteste Bibelübersetzung aus dem 3. Jahrhundert vor Christus.
Sie wird oft im Neuen Testament zitiert.
Schlagen wir Daniel 11, Vers 31 ff. auf.
Es geht um Antiochus Epiphanes, der im 2. Jahrhundert vor Christus den Tempel entweihte.
Wer liest?
Vers 31: „Und Streitkräfte von ihm werden das Heiligtum, die Bergfeste entweihen, das regelmäßige Opfer abschaffen und den verwüstenden Gräuel aufstellen.“
Antiochus Epiphanes stellte ein Götzenbild mit seinem Gesicht auf, den verwüstenden Gräuel.
Er verleitete einen Teil des Volkes durch glatte Worte zum Abfall.
Matthias, ein Priester aus Modein, und seine fünf Söhne leisteten Widerstand.
Sie machten Aufstand gegen die syrische Besatzungsmacht und hatten Erfolg.
Sie wurden als Familie der Makkabäer bekannt.
Sie vertrieben die Syrer, und der Tempel wurde neu geweiht.
Das Tempelweihefest Chanukka wird daran erinnert.
Weiter heißt es: „Das Volk, das seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und handeln.“
Die Verständigen werden viele unterweisen, aber sie werden auch stürzen durch Schwert, Flamme, Gefangenschaft und Beraubung.
„Während sie stürzen, wird ihnen mit einer kleinen Hilfe geholfen werden.“
Viele werden sich heuchlerisch anschließen, und einige werden stürzen, damit sie geläutert und geprüft werden bis zur Zeit des Endes.
Das war noch nicht die Endzeit.
Daniel 12, Vers 1 beschreibt die Endzeit:
„Bis zu jener Zeit und in jener Zeit wird dein Volk errettet werden, jeder, der im Buch aufgeschrieben steht.“
Die große Drangsal ist noch zukünftig, drei einhalb Jahre vor der Wiederkunft Christi.
Matthäus 24 beschreibt diese Zeit als schrecklich.
Dann wird der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit erscheinen und Israel befreien.
Der große Sieg der Makkabäer war eine kleine Kraft im Vergleich zu dieser Befreiung.
So ist es auch bei Philadelphia: „Du hast eine kleine Kraft“ bedeutet nicht Schwäche, sondern im Vergleich zu dem, was kommen wird, ist es klein.
Der Herr gibt uns seine Kraft und hat den Schlüssel Davids.
Kirchengeschichtlich hat sich seit dem 18. und 19. Jahrhundert viel getan.
Alle Nationen sind mit dem Evangelium erreicht worden.
Der Herr sagt in Matthäus 24, dass alle Nationen erreicht werden müssen, bevor er kommt.
Er sagt nicht, dass die Entdrückung nicht geschehen kann, bevor alle Nationen erreicht sind.
Schlagen wir Matthäus 24, Vers 14 auf:
„Dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden zum Zeugnis für alle Nationen, und dann wird das Ende kommen.“
Im Paralleltext Markus 13 steht nur „das Evangelium“.
Im Griechischen steht „Ethnos“, was die größte soziale Einheit bezeichnet.
Ethnos ist größer als „Laos“ (Volk).
Indien ist eine Nation mit vielen Völkern und Stämmen.
Russland ist eine Nation mit vielen Völkern.
Der Herr sagt, dass allen Nationen Zeugnis gegeben wird, nicht allen Menschen oder Stämmen.
In Offenbarung 5 werden alle Sprachen, Nationen, Völker und Stämme genannt.
Seit dem 20. Jahrhundert ist das erfüllt.
In Vers 9 heißt es:
„Siehe, ich gebe Leute aus der Synagoge des Satans, von denen, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen. Siehe, ich werde sie dahin bringen, dass sie kommen und sich vor deinen Füßen niederwerfen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.“
In Philadelphia wurde die junge Gemeinde von der Synagoge abgelehnt.
Im Zehn-Bitten-Gebet der Synagoge wurde ein Fluch über die Irrlehren gesprochen, die Christen betrafen.
Der Herr sagt, dass diese, die Philadelphia ablehnen, eines Tages anerkennen werden, dass Gott die Gemeinde liebt.
Das ist eine Ermutigung für die, die Druck und Verachtung erleiden um des Namens Jesu willen.
War das nicht der Grund, warum Engländer nach Amerika zogen und die Stadt Philadelphia gründeten?
Viele Gottesfürchtige suchten dort eine Gemeinde, da sie in Europa unter Druck standen.
So wurde bewusst der Name Philadelphia gewählt.
Römer 2 zeigt, dass es um die wahren, bekehrten Gläubigen geht.
Hier geht es um solche, die sich für das wahre Volk Gottes halten, aber die Christen ablehnen.
Der Herr zeigt, dass der Tag kommen wird, an dem sie anerkennen müssen, dass Philadelphia das von Gott erwählte Volk ist.
Der Herr sagt: „Ich habe dich geliebt.“
Die Synagoge des Satans steht für diejenigen, die sich für die wahren Juden halten und Philadelphia ablehnen.
Zum Schluss schauen wir Vers 10 an.
In der Übersetzung steht: „Weil du das Wort meines Harrens bewahrt hast.“
Welche Übersetzung haben Sie gelesen? Elberfelder? Die neue CSV 2003 hat das gut übersetzt.
Wörtlich heißt es: „Weil du das Wort meines Harrens bewahrt hast.“
Grammatikalisch kann das auch als Genitivus objectivus verstanden werden: „das Wort des Harrens auf mich.“
Das passt genau zum Zusammenhang.
Der Herr sagt: „Ich komme bald.“
Er stellt sein Kommen in Aussicht.
Das Wort des Harrens auf mich ist die Botschaft, dass wir das Kommen des Herrn ständig erwarten müssen.
Wir sollen nicht denken, es dauere noch tausend Jahre, sondern bereit sein.
Gott hat es so eingerichtet, dass die Entrückung jederzeit geschehen kann.
Es gibt Dinge, die nach der Entrückung geschehen müssen, aber keine, die vor der Entrückung unbedingt geschehen müssen.
Im 19. Jahrhundert wurde die Wahrheit der Wiederkunft Christi neu entdeckt.
Das Wissen war schon früher da, man kann es bis in die frühen Jahrhunderte nachweisen.
Der Herr kommt für die Gemeinde zur Entrückung.
Dann kommt die große Drangsal.
Dann die Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit.
Dann das Tausendjährige Reich.
Manche behaupten heute, diese Reihenfolge sei eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, besonders von John Nelson Darby.
Das ist nicht wahr.
Das Wissen war vorhanden, geriet aber in Vergessenheit.
Der Herr kommt für die Gemeinde und kann jederzeit kommen.
Wir sollen auf ihn warten und in dieser Erwartung leben.
Nachher kommt die große Drangsal, und schließlich die Wiederkunft Christi.
Zu Philadelphia sagt der Herr:
„Weil du das Wort meines Harrens bewahrt hast, werde ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“
Was ist die Stunde der Versuchung?
Die Trübsalszeit, die große Drangsal, aber noch mehr.
Der Antichrist wird nach der Entrückung kommen.
In 2. Thessalonicher 2 heißt es, wenn der, der zurückhält, weg ist, wird der Mensch der Sünde offenbart.
Der Heilige Geist, der in der Gemeinde wohnt und die letzte Entfaltung des Bösen zurückhält, wird bei der Entrückung weggehen.
Der Antichrist wird der schlimmste Verführer aller Zeiten sein.
Er wird Feuer vom Himmel herabkommen lassen und ein sprechendes Götzenbild präsentieren.
Der Herr sagt, er wird dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.
Es gibt immer Stunden der Versuchung seit dem Garten Eden.
Im Leben eines jeden gab es besondere Versuchungszeiten.
Die Stunde der Versuchung ist die Epoche, wenn der Antichrist kommt und eine totale Verführung bringt, wie nie zuvor.
Der Herr verspricht, die Gläubigen vor dieser Zeit zu bewahren.
Es geht hier um die Frage, ob die Entrückung vor, während oder nach der Drangsal stattfindet.
Aufgrund dieser Stelle muss sie vor der Drangsal sein.
Der Herr sagt, er wird dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.
Manche sagen, das sei falsch übersetzt.
Im Griechischen steht „ek“, was „aus“ bedeutet.
Man kann übersetzen: „Ich werde dich bewahren aus der Stunde der Versuchung.“
Doch das ist nicht ganz richtig.
Im Wörterbuch steht, dass „ek“ auch „vor“ bedeuten kann.
Wer will, übersetzt „vor“, wer will „aus“.
Auf Deutsch sagt man: „Ich werde dich bewahren vor dem Wasser.“
„Bewahren aus dem Wasser“ ist Unfug.
Bewahren heißt, nicht in den Bereich hineinzukommen.
Das ist auch im Griechischen so.
In Johannes 17 bittet der Herr: „Ich bitte dich, dass du sie bewahrst vor dem Bösen.“
Niemand übersetzt das mit „aus dem Bösen“.
Hier heißt es: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“
Das ist eine klare Verheißung.
Ihr geht vorher.
Ihr habt das Wort des Harrens auf mich.
Täglich sollt ihr den Herrn erwarten.
Ich werde euch bewahren.
Der Herr sagt: Ich komme bald.
Manche sagen, 2000 Jahre sind vergangen, wie kann er bald kommen?
Die alte Elberfelder und die neue haben in der Fußnote „Ich komme bald“ mit „schnell“ oder „plötzlich“ übersetzt.
„Entachy“ auf Griechisch ist ein Adverb, das beschreibt, wie das Verb ist.
Ich komme schnell, plötzlich, eilends.
Auch wenn wir den Herrn erwarten, ist sein Kommen plötzlich.
Das ist die Bedeutung.
Dann heißt es: Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nimmt.
Die Belohnung vor dem Richterstuhl Christi hängt davon ab, ob wir das Wort Gottes treu festhalten oder es aufgeben.
Der Herr sagt: Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nimmt.
Wir werden das nächste Mal die letzten Verse anschauen und dann zu Laodizea übergehen.
Laodizea heißt Volksgerechtigkeit.
Sie fragt nicht, was Gerechtigkeit ist, sondern was die Allgemeinheit sagt.
Das ist hochaktuell.
Wir wollen noch beten zum Schluss.
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben.
Wir sind froh, dass wir uns völlig auf dein Wort verlassen dürfen.
Hilf uns, in dieser Zeit bis zu deinem Kommen dir in Treue und Entschiedenheit nachzufolgen.
Du siehst die Herausforderungen und Fragen, die uns begegnen.
Wir sind froh, wenn wir merken, dass wir keine Kraft in uns haben, sondern deine Kraft und Gnade erhalten.
Hilf uns, täglich auf dich zu warten und nicht passiv zu sein.
Lass uns die letzte Zeit nutzen, um das Evangelium weiterzugeben, Menschen einzuladen und zu ermutigen, zu dir zu kommen.
Hilf, dass unser Zeugnis und Lebenswandel glaubwürdig und überzeugend sind, damit du geehrt wirst und viele gerettet werden.
Wir danken dir für diese offene Tür. Amen.
Überblick über die sieben Sendschreiben und ihre kirchengeschichtliche Bedeutung
Wir haben im Sendschreiben an Ephesus die Urgemeinde in ihrem allgemeinen Zustand am Ende des ersten Jahrhunderts gefunden, also am Ende der apostolischen Zeit. Johannes war der letzte Apostel, der damals noch lebte. Der Herr macht den Vorwurf, dass Ephesus die erste Liebe, diese brennende Liebe zum Herrn, verlassen hatte, und ruft zur Umkehr auf.
In Smyrna, dieser verfolgten Gemeinde, die zur Treue bis zum Tod aufgerufen wird, finden wir prophetisch den Hinweis auf die verfolgte Gemeinde vom ersten Jahrhundert bis Anfang des vierten Jahrhunderts. Mit der konstantinischen Wende hörten die Wellen der Christenverfolgungen im Römischen Reich auf.
Dann kam die Epoche, die uns in Pergamos vorgestellt wird. Dort sehen wir, dass eine Verbindung von Kirche und Welt stattgefunden hat. Außerdem erkennen wir, wie Aberglaube und Götzendienst in die Kirche eingedrungen sind.
Was wir in Teatira gefunden haben, ist eine Weiterentwicklung aus diesem Zustand. Teatira beschreibt besonders die Zeit ab der konstantinischen Wende, in der Schwert und Altar miteinander verbunden und vereinigt wurden. In dieser Zeit kam auch der allgemein verbreitete Heiligenkult sowie der Reliquienkult in die Kirche.
Teatira stellt die Weiterführung dar, in der wir die päpstliche römische Kirche finden. In Sardes hingegen finden wir die Reformation. Immer wieder sehen wir, dass eine neue Etappe speziell aus dem früheren Sendschreiben hervorgeht. So kam Thyatira aus Pergamos heraus, und Sardes entstand wesentlich aus Thyatira.
Nun werden wir uns mit Philadelphia beschäftigen und sehen, dass Philadelphia in ihrer kirchengeschichtlichen Bedeutung insbesondere aus Sardes hervorgegangen ist. Wie bereits gesagt, beschreibt Sardes die Reformation. Doch im darauf folgenden Zerfall liest noch jemand Verse 1,1 bis 3.
Aufruf zur Wachsamkeit und Bewahrung der Reformationswahrheiten
Ich kenne deine Werke. Ich kenne deine Werke: Du hast den Namen, dass du lebst, und bist doch tot. Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben, denn ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor Gott.
So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße.
Sardes wird aufgerufen, sich wieder daran zu erinnern, was eigentlich ganz neu vor sie gestellt worden ist: all die Wahrheiten, die in der Reformation neu ans Licht gebracht wurden. Dazu gehören: allein die Schrift, allein durch Glauben, allein durch Gnade, allein Jesus Christus und so weiter.
Nun wird also hier Sardes aufgefordert, dahin zurückzukehren und das zu bewahren. Die Überwinder, die dann in Vers 5 angesprochen werden, sind diejenigen, die überwinden. Sie werden mit weißen Kleidern bekleidet werden. Das bezeichnet die in Sardes, die eben zurückgekehrt sind und diese Wahrheiten wieder ganz neu sich angeeignet haben.
Der Herr sagt in Vers 2: „Ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor meinem Gott.“ In diesem Zusammenhang ist interessant, dass die Reformatoren schon betont haben: Ecclesia semper reformanda est – die Kirche muss ständig reformiert werden. Für sie war klar, dass die Reformation kein abschließendes Werk ist, sondern ein Prozess, der fortschreiten muss.
Sobald das nicht mehr weitergeht, stirbt alles ab. Genau das macht der Herr zum Vorwurf: „Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot. Sei wachsam und stärke das Übrige, das sterben will.“ Er sagt außerdem: „Gedenke, ich habe deine Werke nicht völlig erfunden.“ Wenn man also einen Stopp mit der Reformation macht, dann entsteht ein Problem.
Die Reformation muss ständig weitergehen. Kirchengeschichtlich ist das tatsächlich geschehen, indem im 18. und ganz besonders im 19. Jahrhundert die Bewegung entstand, die wir heute als Freikirchen bezeichnen. Das war kein Abwenden von der Reformation, sondern eine Weiterführung der Reformation.
Das allgemeine Priestertum der Gläubigen und seine Bedeutung
Das sieht man besonders daran, dass Luther bereits erkannt hat: Alle Gläubigen sind Priester. Es ist nicht wahr, dass es einen Klerus gibt und dann das übrige Volk, das ganz unten steht und nichts versteht. Luther wusste, dass alle Gläubigen Priester sind.
Wo steht das in der Bibel? Ja, bei Petrus, im 1. Petrus 2. Das ist für uns heute vielleicht so selbstverständlich, dass man darauf achten muss. Damals, in der Reformation, war das eine sensationelle Neuentdeckung. Es ist wichtig, dass man sich an diese sensationellen Wahrheiten der Bibel nicht gewöhnt, sondern sie immer wieder neu entdeckt.
Wer liest Verse 4 und 5? Petrus schreibt dort von „kostbar“: Lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohl annehmbar durch Jesus Christus.
Hier spricht Petrus die Empfänger seines Briefes an. Wer waren diese Adressaten? Waren es Heiden? Also ehemalige Heiden, würden Sie sagen? Es waren aber Juden, bekehrte Juden. Schlagen wir mal auf, Kapitel 1, Vers 1. Wer liest vor?
„Petrus, Apostel Jesu Christi, den Fremdlingen der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kapadozien, Asien, Bithynien, die auserwählt sind nach der Vorkenntnis Gottes, des Vaters.“
Bis dahin: Die Adressaten stammen aus verschiedenen Provinzen in der heutigen Türkei – Pontus, Galatien, Kapadozien, Asien und Bithynien. Er nennt sie „Fremdlinge der Zerstreuung“. Im Griechischen steht hier ein bestimmtes Wort für Zerstreuung: Diaspora. Wahrscheinlich kennen viele das Griechische. Das ist toll, das kommt wie aus einer Kanone geschossen: Diaspora.
Das ist der Fachbegriff, der bis heute im Deutschen verwendet wird, für Juden im Ausland. Auslandjuden nennt man Diasporajuden. So werden hier all diese Juden angesprochen, die damals zerstreut in all diesen Provinzen lebten – und zwar Juden, die an Jesus Christus geglaubt haben.
In Vers 3 wird nämlich klar, dass Petrus ausdrücklich Wiedergeborene, echte Christen meint: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung.“
Er spricht also Wiedergeborene an, aber in einem Rundschreiben an massenweise Christen, nicht nur an eine einzelne Gemeinde.
Und da sagt er ganz allgemein von ihnen, eben in Kapitel 2, Vers 5: „Ihr seid als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum.“
Also: Es gibt nicht zwei Klassen. Alle, alle Gläubigen, alle Wiedergeborenen gehören zu dieser Priesterschaft. Das haben die Reformatoren wieder neu entdeckt: Priester ist jeder wahre Gläubige.
Die praktische Umsetzung des allgemeinen Priestertums in der Gemeinde
Dann kam jedoch das Problem, dass Luther sagen musste: Das war's, aber uns fehlen die Leute, um das auch wirklich in die Praxis umzusetzen. So blieb es im Prinzip ein Einmannsystem.
Für ihn war jedoch klar, dass dies auch praktische Auswirkungen hätte. Wenn alle Priester sind, müssten auch alle ihre priesterliche Aufgabe wahrnehmen. Diese Idee wurde kirchengeschichtlich in den Freikirchen weitergeführt, insbesondere dort, wo man erkannte, dass jeder Gläubige eine Aufgabe, einen Dienst, eine Gabe hat, die er einbringen soll.
Das führt uns zu Philadelphia, Kapitel 3, Vers 7. Was bedeutet Philadelphia auf Deutsch? Ich bin überzeugt, das kommt auch sofort. Philadelphia heißt Bruderliebe. „Adelphos“ bedeutet Bruder, und „Phil“ ist die Wurzel von „Phileo“, lieben. Also ist die genaue Übersetzung Bruderliebe.
In der Reformation war das eigentlich schon klar: Alle Gläubigen sind Brüder und Schwestern. Trotzdem wurde diese Gemeinschaft damals noch zu wenig betont. In der späteren Entwicklung der Kirchengeschichte gewann dieser Gedanke immer mehr an Bedeutung. Jeder Gläubige ist gewissermaßen Bruder, und diese Verbindung, diese Gemeinschaft muss deutlich zum Ausdruck kommen. Dabei ist wichtig, dass jeder von Bedeutung ist – so wie Petrus es in 1. Petrus 4, Vers 10 sagt.
Im gleichen Brief, den wir schon gelesen haben, heißt es in Vers 10: „Dient einander mit der Gabe, die ihr empfangen habt, als gute Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes.“ Die alte Elberfelder Übersetzung ist noch etwas wörtlicher: „Je nachdem, wer eine Gnadengabe empfangen hat, dient einander damit als guter Verwalter der mancherlei Gnade Gottes.“
Hier wird deutlich: Jeder Gläubige hat eine Gabe empfangen. Für Gnadengabe steht übrigens das Wort „Charisma“. Charisma bedeutet eine unverdiente Gabe.
Interessant ist, dass Petrus, obwohl er die Gläubigen nicht alle persönlich kannte – es handelt sich ja um ein Rundschreiben –, von ihnen als Wiedergeborenen sagen kann, dass sie alle eine Gnadengabe haben. Die Bibel beschreibt das hier als etwas Abgeschlossenes. Vielleicht werden in zwei oder drei Jahren noch einige eine Gnadengabe erhalten, aber zum Zeitpunkt des Schreibens sieht Petrus es als abgeschlossen an: Jeder hat empfangen.
Das bedeutet, bei der Bekehrung bekommt man seine Gnadengabe oder seine Gnadengaben. Ich habe in meiner Bibel speziell das Wort „ein jeder“ angestrichen. Das betont noch einmal, was die Reformatoren als allgemeines Priestertum entdeckt hatten: Jeder hat von Gott eine spezielle Begabung bekommen, um zu dienen. Nicht alle müssen predigen können.
Wenn wir gleich weiterlesen, in Vers 11, teilt Petrus alle Gnadengaben in zwei Kategorien ein. Es gibt verschiedene Einteilungen, aber hier finden wir eine: Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes. Wenn jemand dient, so tue er es aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht wird durch Jesus Christus. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Wir haben also zwei Kategorien: Erstens die Redegabe – wenn jemand redet – und zweitens die Dienstgaben – wenn jemand dient. Dabei müssen wir bedenken, dass zum Beispiel in der Auflistung von Gaben, den Charismen, in 1. Korinther 12 auch Hilfsleistungen erwähnt werden. Das sind ganz praktische Dienste, aber auch dazu braucht es die Gnade und die Kraft durch den Heiligen Geist.
Darum ist es wichtig, dass hier nicht steht: Wenn jemand dient, so diene er aus seinem Humanismus heraus oder aus seiner Menschenliebe. Sondern: Wenn jemand dient, so tue er es aus der Kraft, die Gott da reicht. Auch für ganz praktische Dienste gibt Gott seine Kraft. Aus dieser Kraft heraus sollen wir dienen, sonst ist es eigenes Werk und Krampf.
Und worauf muss man beim Reden achten? Ja, auf Aussprüche – aber konkret wie? Sie müssen mit Gottes Wort übereinstimmen. Er sagt also, wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes. Das heißt, ich soll nur weitergeben, wovon ich wirklich überzeugt bin, dass Gott es den Geschwistern sagen möchte.
Das ist ein Riegel gegen alles Plaudern, Schwatzen oder eigene Ideen. Oft hört man: „Meiner Überzeugung nach“ oder „Ich denke“ oder „Ich meine zu der und der Bibelstelle“. Natürlich muss man nicht immer alles wissen. Wenn man etwas nicht weiß, sollte man nicht behaupten, es sei so. Das wäre vermessen.
Wenn ich sage: Meiner Ansicht nach bedeutet diese Stelle das und das, dann kann ich nicht davon ausgehen, dass es Aussprüche Gottes sind. Aber das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir nur das weitergeben, wovon wir wirklich überzeugt sind, dass es der Gedanke des Herrn ist. Dort, wo wir nur Meinungen haben, müssen wir diese nicht predigen.
Das macht einen großen Unterschied. So sehen wir: Die Verantwortung beim Sprechen liegt darin, Aussprüche Gottes weiterzugeben. Beim Dienen soll es nicht aus eigener Kraft geschehen, sondern aus der Kraft Gottes. Und letztlich soll alles zur Verherrlichung Gottes geschehen – nicht zur Verherrlichung der Menschen, die dienen.
Für Luther war das eigentlich klar: Eigentlich sollten alle dienen. Trotzdem sagte er, uns fehlen die Leute. Kirchengeschichtlich wurde das im 18. und besonders im 19. Jahrhundert immer mehr erkannt: Viele Christen erkannten, dass man sich so versammeln muss, dass alle Gaben eingebracht werden können.
Und zwar ganz im Sinn von 1. Korinther 14. Können wir das aufschlagen? Vers 26 oder schon Vers 24 bitte. Paulus spricht hier über den Fall, dass ein Ungläubiger oder ein Unkundiger die Gemeinde besucht und nicht weiß, was dort eigentlich vor sich geht.
Der Apostel Paulus sagt: Wenn jetzt alle weissagen – und was damit gemeint ist, wird in Kapitel 14, Vers 3 erklärt: „Wer weissagt, redet den Menschen zur Erbauung, zur Ermahnung und zur Tröstung.“ Aber eben nicht aus sich heraus, sondern im Sinne von 1. Petrus 4: Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes.
Das heißt, der Herr leitet den Einzelnen so, dass er das sagt, was jetzt nötig ist, und das Wort Gottes auf die Bedürfnisse anwendet. Darum sagt Paulus: Wenn ein Ungläubiger hereinkommt und alle weissagen in der Gemeinde, dann wird er von allen überführt und beurteilt. Er sieht sein Leben im Licht des Wortes Gottes, und sogar das Verborgene seines Herzens wird offenbar. Dann merkt er, dass Gott am Wirken ist.
Das Interessante ist: Paulus sagt hier, dass alle weissagen, nicht nur einer. Das zeigt, dass dies das Ursprüngliche war.
Und Vers 26 in 1. Korinther 14 ergänzt das: Im apostolischen Zeitalter gab es noch alle Gaben. Man kann die Gaben übrigens in temporäre und permanente Gaben einteilen. Temporäre Gaben waren speziell für die apostolische Zeit bestimmt, permanente Gaben sollten bis zur Wiederkunft Christi bleiben.
In 1. Korinther 12 wird zum Beispiel als erste Gnadengabe der Apostel erwähnt. Apostel gab es am Anfang, aber nach dem Tod des letzten Apostels Johannes gab es keine mehr. So sehen wir, dass es Gaben gab, die nur für eine bestimmte Zeit waren, und Gaben, die bis zur Wiederkunft des Herrn bleiben.
Aus 1. Korinther 14, Vers 26 sehen wir klar, dass alle Gaben eingebracht werden konnten. Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder von euch einen Psalm, eine Lehre, eine Sprache, eine Offenbarung usw. Das Ziel ist, dass alles zur Erbauung geschieht – nicht einfach Aktivismus.
Paulus sagt nicht, dass ein jeder von euch einen Psalm haben soll, sondern beschreibt, wie es in Korinth war: Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder einen Psalm, eine Lehre, eine Sprache. Aber dann kommt der Befehl: Alles geschehe zur Erbauung! Man muss also aufpassen, dass es nicht einfach Aktivismus ist, sondern dass es allen etwas nützt.
Die Bedeutung von Bruderliebe und gemeinschaftlichem Dienst in Philadelphia
Und jetzt zurück zur Offenbarung 3, Vers 7: Philadelphia, Bruderliebe.
Man erkannte die Bedeutung jedes einzelnen Gläubigen. Jeder Gläubige ist eben ein Bruder oder eine Schwester. Und man erkannte, dass Gott keinen Klerus will. Das hat der Herr Jesus ja schon den Aposteln gelehrt, wie wir in Matthäus 23 sehen können.
Damals ließen sich die Rabbiner im Allgemeinen gerne auf den Märkten von den Menschen mit „Rabbi, Rabbi“ ansprechen. „Rabbi“ heißt „mein Großer“ und meint den großen geistlichen Lehrer. Sie liebten diesen Titel, wenn sie so angesprochen wurden.
Herr Jesus sagte zu den Aposteln, dass es in der Gemeinde eben nicht so sein soll. In Matthäus 23, Vers 8 heißt es: „Ihr aber lasst euch nicht Rabbi nennen, denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder.“
Da haben wir es: Kein Klerus. Einer ist euer Lehrer, das ist Jesus Christus, das Haupt der Gemeinde. Ihr alle seid Brüder, in Philadelphia. Und Brüder lieben sich, sonst ist die Familie nicht in Ordnung. Natürlich gibt es Familien, in denen man sich hasst, aber dann ist es keine richtige Familie, wie sie sein soll. Also: Ihr alle seid Brüder.
Weiter in Vers 9: „Ihr sollt auch nicht jemanden auf der Erde euren Vater nennen, denn einer ist euer Vater, nämlich der im Himmel.“
Aha, also nicht „il Papa“. Das ist die Bezeichnung für den Papst, den Vater der Christenheit, oder er wird sogar „Heiliger Vater“ genannt. Das ist ein Titel, den Herr Jesus in seinem Gebet als ewiger Sohn zum ewigen Vater benutzt, in Johannes 17. Dort sagt er: „Heiliger Vater.“
Herr Jesus sagt: „Euer Vater im Himmel ist der Vater, aber lasst euch nie Vater nennen.“ Das heißt natürlich nicht, dass man sich als Vater von den Kindern mit dem Vornamen ansprechen lassen soll. Diese Unsitte gibt es ja, und das ist etwas ganz Trauriges. Man kann viele Menschen in dieser Welt mit dem Vornamen ansprechen, aber man kann nur jemanden wirklich als Vater und als Mutter ansprechen.
Hier ist gemeint: Als geistlicher Vater soll man diesen Titel nicht annehmen. Einer ist euer Vater, der im Himmel ist.
Weiter in Vers 10: „Lasst euch auch nicht Meister nennen, denn einer ist euer Meister, der Christus.“
Jawohl, „Meister“ meint auch Lehrmeister oder Führer. Und da sehen wir auch, dass das nicht als geistlicher Titel verstanden werden soll.
Wie versteht man dann, wenn Paulus Timotheus seinen Sohn nennt oder Johannes von den Vätern spricht? Timotheus war ja wirklich sein Sohn, im Sinne, dass er durch Paulus zum Glauben kam. Paulus spricht ihn als Sohn an, sein echtes Kind im Glauben.
Aber es ist nirgends belegt, dass Timotheus Paulus als Vater angesprochen hätte. Wenn jemand durch dich zum Glauben gekommen ist, bist du in dem Sinn für ihn Vater, weil er so zur Wiedergeburt kam. Aber wenn du dich als Vater ansprechen lassen würdest, hättest du ein Problem.
Und was war noch der zweite Punkt? Im Ersten Johannesbrief werden die Gläubigen in drei Kategorien angesprochen: Väter, Jünglinge und Kindlein (1. Johannes 2). Aber auch dort ist „Väter“ nicht als Titel gemeint, sondern als Bezeichnung für die, die im Glauben gereift sind. Die Jünglinge sind diejenigen, die schon eine gewisse Stärke und Festigkeit im Glauben haben, aber noch nicht so reif sind. Die Kindlein sind ganz jung im Glauben.
Also geht es auch dort nicht um einen Titel, sondern um eine Einteilung in verschiedene Reifegrade. Wenn wir das als geistlichen Titel benutzen, haben wir wirklich ein Problem mit dem Herrn, denn er sagt das so.
Lesen wir noch weiter in Matthäus 23, Vers 11: „Der größte unter euch soll euer Diener sein.“
Und Vers 12: „Wer sich aber selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“
Jawohl. Im Neuen Testament finden wir tatsächlich den Dienst und das Amt des Ältesten. Es wird also doch ein Unterschied gemacht, wenn von Ältesten gesprochen wird.
Was ich noch dazu sagen muss: Die Bibel nennt die Ältesten auch Aufseher. Das griechische Wort dafür ist episkopos, also epi (auf) und skopos (Seher). Ein Aufseher hat den Überblick über die Geschwister, geht ihnen nach und tut den Hirtendienst.
Aus diesem Wort „Episkopos“ entstand später im Deutschen das Wort „Bischof“. Sprachgeschichtlich hängt das damit zusammen.
Wichtig ist: Älteste (Presbyteros auf Griechisch) und Presbyter sind das Gleiche wie Bischof.
Sehr schön sehen wir das in Apostelgeschichte 20, wo Paulus die Ältesten von Ephesus über Milet ruft. In seiner Ansprache sagt er ihnen, dass der Heilige Geist sie als Aufseher, als Bischöfe, eingesetzt hat.
Jetzt wird aber klar, dass dadurch nicht wieder ein Klerus entsteht, wenn wir schauen, was Petrus in 1. Petrus 5 über Älteste sagt.
Kann jemand 1. Petrus 5,1-4 vorlesen?
Dort heißt es: „Die Ältesten, die unter euch sind, ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden des Christus, aber auch als Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe; nicht als solche, die über das Ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid. Dann werdet ihr auch, wenn der oberste Hirte offenbar wird, den unverwelklichen Ehrenkranz empfangen.“
Bis dahin.
Hier wird klargemacht: Die Ältesten tun einen Hirtendienst, sie hüten die Herde Gottes. Es wird betont, dass sie Vorbilder der Herde sein müssen, ausdrücklich nicht mit finanziellen Absichten. Gerade davor wird gewarnt, also nicht aus schändlichem Gewinnswillen.
Was bedeutet das Wort „Besitz“ hier? Im Griechischen ist das Wort „kleros“, was „Los“ heißt. Das sind also Besitztümer, die durch das Los jemandem zugeteilt wurden. Der „Kleros“ ist also derjenige, der quasi Macht und Besitz hat.
Hier sagt Paulus ausdrücklich: Nicht als die da herrschen über ihre durch Kleros zugewiesenen Besitztümer. Es geht also nicht um Machtentfaltung, sondern um Vorbild.
Um den Unterschied ganz klar zu sehen, betrachten wir die israelische Armee. Dort gehen die Offiziere voraus, im Gegensatz zu unseren Armeen in Europa, wo Offiziere eher sagen: „Geht ja!“
In Israel gehen die Offiziere voraus. Darum ist aus dem Sechstagekrieg ein Film mit dem Titel „Acharei“ bekannt geworden. „Acharei“ war der typische Spruch der Offiziere: „Mir nach!“
In den israelischen Kriegen fallen prozentual viel mehr Offiziere als in anderen Armeen. Aber warum sind sie so effizient? Weil das Vorbild eines Offiziers, der vorausgeht, unglaublich motivierend ist.
Es ist ganz anders, als wenn einer sagt: „Jetzt geht es durch!“ und sich dann selbst hinten ducken könnte.
Ich sage nicht, dass es das bei uns nicht auch geben könnte, aber dort ist es üblich, dass die Offiziere vorangehen. Das ist das Kennzeichen, das Älteste haben müssen: Vorbilder zu sein und durch das Vorbild zu motivieren, nicht Macht zu suchen. Sonst haben wir ein Problem.
Es sind eigentlich zwei Fragen: Wie werden Älteste eingesetzt? Und wie werden sie ausgesetzt, also abgewählt?
Es gibt nur drei Stellen in der Bibel über die Einsetzung von Ältesten. Man kann das selbst nachschauen: Apostelgeschichte 14, Titus 1 und Apostelgeschichte 20.
In Apostelgeschichte 14 sehen wir, wie Paulus mit Barnabas zusammen Älteste in all den Gemeinden einsetzt, die auf der ersten Missionsreise entstanden waren. Das heißt, Apostel mit apostolischer Autorität von oben setzen Älteste ein, nicht die Gemeinde wählt.
In Titus 1 gibt Paulus Titus den Auftrag, in seinem Namen in allen Gemeinden der Städte auf Kreta Älteste einzusetzen. Dort setzt also ein Abgesandter des Apostels in seinem Namen ein, nicht die Gemeinde.
In Apostelgeschichte 20 sagt Paulus zu den Ältesten in Milet, dass der Heilige Geist sie als Aufseher eingesetzt hat.
Daraus folgt: Die Bibel lehrt nirgends die Wahl von unten. Ich glaube, wir sind das gewohnt, weil wir demokratisch denken, aber das ist nicht die letzte Weisheit.
Biblisch sehen wir, dass die Autorität von oben eingesetzt wurde. Der Herr Jesus hat Apostel eingesetzt, und Apostel haben Älteste eingesetzt.
Aber jetzt haben wir ein Problem: Wir haben keine Apostel mehr, denn diese Gabe war temporär, nicht permanent. Wer kann dann noch Älteste einsetzen?
Trotzdem braucht es diese Vorbilder, die eine moralische Autorität haben, eben nicht als Herrscher, sondern durch ihr Vorbild.
Der Heilige Geist ist immer noch da und setzt ein. Aber jetzt könnte natürlich jeder kommen und sagen: „Liebe Geschwister, ich bin eingesetzt worden.“
Dann kann man sagen: „Bitte, wir haben eine Liste in Titus 1 über die Qualitäten eines Ältesten. Das sind keine vollkommenen Männer, aber was den Ältesten charakterisiert.“ Eine zweite Liste findet sich in 1. Timotheus 3.
Wenn jemand diese Qualitäten erfüllt und man das in seinem Leben sieht, dann kann die Gemeinde erkennen, dass er vom Heiligen Geist eingesetzt ist.
In 1. Thessalonicher 5, Vers 12 sagt der Apostel Paulus: „Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die erkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und dass ihr sie über die Maßen in Liebe achtet um ihres Werkes willen.“
Hier wird gesagt, dass die, die einen Dienst unter den Geschwistern tun und ihnen so vorstehen im Herrn, als Vorbilder der Herde erkannt werden sollen.
Das griechische Wort für „erkennen“ bedeutet gleichzeitig auch „anerkennen“. Es sind eigentlich zwei Stufen: Zuerst muss man erkennen, dass jemand diese Qualitäten hat und offensichtlich vom Heiligen Geist dazu eingesetzt ist. Dann kann man ihn anerkennen.
Das geschieht ohne eine demokratische Wahl von unten, und schon gar nicht so, dass abgestimmt wird: „Herr Müller, der ja sowieso ein sehr erfolgreicher Wirtschaftsmann ist, kann diese Qualitäten in der Gemeinde voll einsetzen.“ Nein, so geht das nicht.
Wenn jemand vorher nie den Geschwistern nachgegangen ist und sich um persönliche Nöte gekümmert hat, und plötzlich die Herde Gottes hüten will, funktioniert das nicht.
In diese Arbeit wächst man hinein. Dadurch wächst auch das Vertrauen der Gemeinde. So ist es ein Prozess, dass jemand erkannt und anerkannt wird.
In der Bibel finden wir keine formelle Einsetzung und schon gar keine Ordination.
Das macht auch das Problem klar: Wenn jemand die biblischen geistlichen Anforderungen nicht mehr erfüllt, verliert er automatisch die moralische Autorität. Dann ist eine Abwahl nötig.
Was ist, wenn er kleine Kinder hat? Es gibt ja die Stelle, wo steht, dass er Kinder haben soll. Das finden wir in 1. Timotheus 3.
Dort heißt es, dass ein Ältester Kinder haben und seinem Haus wohl vorstehen soll. Das zeigt, dass ein lediger Mann kein Ältester sein kann.
Das ist auch ein praktisches Problem. Man will Seelsorge machen mit Familien, die Probleme mit ihren Teenagern haben. Ich konnte auch viel besser erziehen, bevor ich selbst Kinder hatte.
Man muss solche Erfahrungen gemacht haben, um zu wissen, wie es ist und was man tun kann. Manchmal muss man gar nichts tun, sondern einfach zuschauen und beten. Das kommt ganz darauf an.
Man muss sich im Klaren sein: Ältester ist nur eine mögliche Aufgabe in der Gemeinde. Ein lediger Mann kann einen wunderbaren Predigtdienst tun, zum Beispiel in der Weissagung, in Reden zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung.
Es gibt viele Aufgaben, aber als Ältester muss man auch Vater sein, diese Erfahrungen gemacht haben und zuvor Ehemann gewesen sein.
Man ist Vormann und Vater, wenn man Ehemann ist. Das ist wichtig. Man kann Ehepaare nicht in gleicher Weise beraten, wenn man selbst nie erlebt hat, wie es geht, wenn die Frau völlig anders denkt. Was macht man dann? Oder umgekehrt, was tun die Frauen, wenn der Mann völlig anders denkt? Wie geht man dann vor? Wie ist man geistlicher Ehemann oder geistliche Ehefrau? Das ist der Punkt.
Aber damit ist noch lange nichts über den Dienst eines ledigen Mannes gesagt. Er kann und soll auch ganz wertvoll sein.
William MacDonald zum Beispiel war Zeit seines Lebens eher ein lediger Mann und wirkte segensvoll in Amerika und weltweit darüber hinaus. Er entschied sich bewusst vor dem Herrn, den Weg der Ehelosigkeit zu gehen, wie es in 1. Korinther 7 beschrieben ist. Das eröffnet Möglichkeiten für Dienste, die Verheiratete nicht haben.
Bei ihm merkte man bis zum Schluss, dass er nicht frustriert war, weil er ledig war, sondern ein erfüllter Mann.
Das war ein kleiner Exkurs. Von Philadelphia sind wir bis zur Ehelosigkeit und ihrem Wert gekommen.
Wir kehren zurück zu Offenbarung 3.
Die geöffnete Tür für die Weltmission und ihre historische Entwicklung
Nun sagte Herr Jesus dieser Gemeinde etwas Wunderbares in Vers 8: "Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben."
Das Wunderbare daran ist, wenn man dies kirchengeschichtlich betrachtet, besonders im 18. und 19. Jahrhundert, wurde die Weltmission neu entdeckt. In der Reformationszeit war das noch nicht so. Man machte sich damals keine großen Sorgen um die Menschen im Osmanischen Reich der Türken, die den gesamten Nahen Osten beherrschten. Wer sollte diesen Muslimen das Evangelium bringen? Ebenso wenig sorgte man sich um die Indianer in Nordamerika, Brasilien und anderen Regionen.
Erst im 18. und 19. Jahrhundert erkannte man plötzlich, dass der Missionsauftrag, der seit 1800 Jahren gilt, für alle Völker gilt. Die Frage stellte sich: Warum sind wir nicht längst zu diesen Völkern vorgestoßen und haben ihnen das Evangelium gebracht? So entstand damals ein starkes Anliegen für die Weltmission.
Wenn man bedenkt, dass um 1800 die Bibel in etwa siebzig Sprachen übersetzt war, waren es 1830 schon ungefähr 157 Sprachen. Unglaublich! In dieser Erweckungszeit des 19. Jahrhunderts wurden in nur dreißig Jahren mehr Sprachen erreicht als in den 1800 Jahren zuvor.
Diese Entwicklung setzte sich bis heute fort. Heute ist die Bibel beziehungsweise Bibelteile in über 2600 Sprachen übersetzt. Die Zahl zweitausend ist deutlich zu niedrig. Zudem gibt es etwa sechstausend Sprachen und Dialekte, in denen biblische Botschaften auf Tonträgern, früher auf Platten, heute auf CDs oder digital, verbreitet werden.
Eine Organisation namens Gospel Recordings stellt solche Botschaften ins Internet. Wenn man zum Beispiel einen Indianer als Nachbarn mit einem bestimmten Dialekt hat, kann man dort eine Botschaft in seiner Sprache herunterladen und weitergeben.
Es sind also etwa 2600 Sprachen mit Bibelübersetzungen und rund sechstausend Sprachen und Dialekte mit biblischen Botschaften auf Tonträgern. Fantastisch! Und genau das meint der Herr, wenn er sagt: "Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben," verbunden mit einer Verheißung, die niemand schließen kann.
Diese Zusagen sind grandios, wenn wir bedenken, was im 20. Jahrhundert geschah. Ganze Ländergruppen verschlossen sich gegenüber dem Evangelium. Doch gerade in der Zeit, als die Sowjetunion ihre grausame atheistische Herrschaft im Osten ausübte, wuchs das Christentum wie nie zuvor.
Als die Kommunisten in China 1949 alle Missionare aus dem Westen auswiesen, ging die Saat dennoch auf. Heute spricht man mit Zurückhaltung von etwa 80 Millionen bekehrten Christen in China. Allein die Untergrundkirche, die jahrzehntelang verfolgt wurde, wird auf diese Zahl geschätzt. Das ist unglaublich!
Der Herr spricht also von einer geöffneten Tür, die niemand schließen kann. Auch heute sind die islamischen Länder, besonders die arabisch-islamischen, gegenüber dem Evangelium sehr verschlossen. Dennoch hören wir von vielen Bekehrungen.
Zum Beispiel bringt Transworld Radio ständig Botschaften in diese verschlossenen Länder hinein. Man versuchte, die Sender zu stören, damit niemand die Botschaften hören kann. Doch auf der anderen Seite war man auch schlau, wie der Herr es in Matthäus 10 sagt: "Seid klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben." Damit ist nicht bösartige Schlauheit gemeint, sondern aufrichtige und geradlinige Klugheit.
So begann man, mit den Botschaften zu wechseln, um die Störungen zu umgehen. Heute ist das ständige Wechseln offenbar nicht mehr nötig, da man erkannt hat, dass Störsender wenig nützen. Diese Länder werden weiterhin mit dem Evangelium versorgt – wirklich so, wie der Herr sagt: "Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen vermag."
Umgang mit Unstimmigkeiten in Gemeinden und die Trennung von Gläubigen und Ungläubigen
So, jetzt machen wir eine schöne Pause. In der Pause wurde mir die Frage gestellt, wie man umgehen soll, wenn es in Gemeinden Unstimmigkeiten gibt, zum Beispiel im Blick darauf, was die Bibel über Älteste, den Ältestendienst und so weiter lehrt. Ich habe aber gesagt, es wäre besser, wir verschieben solche Fragen auf das nächste Mal, wenn wir Laodizea behandeln, und dass wir heute mit Philadelphia weitermachen.
Frau Präsidentin! Ich möchte schon einmal deutlich auf die Frage eingehen, die gemeinten Verbrechen oder umgekehrt das Problem der vermischten Körperschaft betreffend. Die Reformatoren haben ja behauptet, dass durch Verzicht das ganze Perikardes so gut ist, eben auch gläubig und ungläubig vermischt war. Ich muss jetzt erst einmal die Fremden, also die Dabrind-Sachen, die Islam und Reichtum, die Schäferzau und Öffentlichkeit zum Zug haben, erklären. Das haben wir ja tatsächlich gar nicht, also das Kriegste-Programm, allgemeine Kriegstage und Öffentlichkeit zum Zug gehabt. Genau, also, wie soll ich am Mikrofon das wiederholen? Du fragst, ob ich etwas dazu sagen könnte, wie es zum Durchbruch kommen konnte von der Kirche der Reformation, die als Volkskirche verstanden wurde, wo Gläubige und ungläubige Christen zusammen waren. So muss man das sagen: gläubige und ungläubige Christen.
Nun, eben Luther hat erkannt, dass alle Gläubigen Priester sind, und trotzdem kam es in der Praxis zu einer Vermischung, denn man sah die Kirche als eine Volkskirche, nicht wahr? Bullinger, der Reformator in der Schweiz nach Zwingli, der sich durch viel Geistlichkeit auszeichnete, hat auch das sogenannte Zweite Helvetische Bekenntnis verfasst. Dort schreibt er ganz wunderbar über die Autorität und Inspiration der Bibel und so weiter. Aber er hat ganz klar verstanden, dass es Gottes Wille sei, die Volkskirche zu erhalten. Das war falsch, und zwar lehrt Paulus in 2. Korinther 6 genau diesen Punkt. Ab Vers 14 kann man lesen: „Wer sich mit Ungläubigen einlässt, hat keinen Anteil an Christus.“ Und weiter wird gesagt, man solle nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen sein.
Der Tempel des lebendigen Gottes sind wir, denn Gott hat gesagt: „Ich will in ihrer Mitte wohnen und bei ihnen ein- und ausgehen. Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“ Deshalb sagt der Herr: „Verlasst jene Leute und trennt euch von ihnen! Falls nichts Unreines an euch haftet, werde ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr werdet meine Söhne sein.“ An dieser Stelle wird also deutlich gesagt, dass die Gemeinschaft von Gläubigen und Ungläubigen als Gemeinde nicht möglich ist. In Vers 17 wird dann aufgerufen: „Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab!“ Hier wird ganz klar gelehrt, dass nach dem Plan des Neuen Testaments die Gemeinde die Gemeinde der Gläubigen ist und nicht die Gemeinde des Volkes.
Das hing natürlich geschichtlich mit dem verhängnisvollen Schritt zusammen, der im vierten Jahrhundert gemacht wurde, als Staat und Kirche miteinander verknüpft wurden. So wurde die Kirche zur Kirche des Volkes, anstatt zur Kirche der Gläubigen. Und da sind wir eben jetzt gerade als Unterschied in Offenbarung 2 bei Philadelphia. Bruderliebe bringt uns wieder zurück zu diesem Gedanken: Die Gläubigen bilden eine Brüderschaft von Brüdern und Schwestern, aber eben nur die Gläubigen. Und ihnen verheißt der Herr eine geöffnete Tür, die niemand schließen kann.
Und dieser Schlüssel, den der Herr selbst anwendet, wie nennt er ihn? Schlüssel des Mose? Nein, Schlüssel Davids. Ja, liest noch jemand Vers 7 noch einmal? „Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Dies sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, und niemand wird schließen, und schließt, und niemand wird öffnen.“ Jawohl, dieser Ausdruck „Schlüssel Davids“ ist eine Anspielung auf Jesaja 22. Können wir das kurz aufschlagen? Palastverwalter Schebna wird dort als untreuer Mann ermahnt, das Gericht wird über ihn verkündet, und dann wird erklärt, dass Gott einen treuen Mann an seine Stelle setzt. Dort lesen wir in Jesaja 22, Vers 20: „Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich meinen Knecht, den Eliakim, den Sohn des Hilkiach, rufen, und ich werde ihn mit deinem Leibrock bekleiden und ihm deinen Gürtel fest umbinden und werde deine Herrschaft in seine Hand geben. Er wird den Bewohnern von Jerusalem und dem Haus Juda zum Vater sein, und ich werde den Schlüssel des Hauses David auf seine Schulter legen. Er wird öffnen, und niemand wird schließen; er wird schließen, und niemand wird öffnen.“
Es geht also zuerst um diesen untreuen Schebna, Vers 15: „So sprach der Herr, der HERR der Heerscharen: Auf, gehe zu diesem Verwalter, zu Schebna, der über das Haus ist, und sprich zu ihm...“ Das war der Palastverwalter in Jerusalem, der die Schlüssel zu all den Räumen im königlichen Palast in der Davidsstadt hatte. Dieser Schlüssel zum Palast wird in Vers 22 der Schlüssel des Hauses Davids genannt. Wer diesen Schlüssel hat, hat Zugang zu allen Schätzen des Palastes des Hauses Davids. So ist dieser Schlüssel auch der Schlüssel, um verborgene Schätze zu öffnen.
Und der Herr Jesus sagt: Ich habe diesen Schlüssel Davids. Er hat die Autorität, aufzuschließen und hier eine Tür zu öffnen, eine wirkungsvolle Tür, die in Offenbarung 3, Vers 8 besonders auf die Tür des Evangeliums hinweist. Der Apostel Paulus sagt übrigens ganz ähnlich in 1. Korinther 16, Vers 8: „Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben, denn eine große und wirkungsvolle Tür ist mir aufgetan, und der Widersacher sind viele.“ Er hatte aus Ephesus den ersten Korintherbrief geschrieben und war dort besonders lang als Evangelist tätig. Der Herr hat ihm in Ephesus eine wirkungsvolle Tür aufgeschlossen.
Und jetzt sagt der Herr hier: Ich habe dir eine geöffnete Tür gegeben, und das hat besonders Bezug auf die Mission. Aber im Zusammenhang mit dem Schlüssel Davids liegt da noch mehr drin. Der, der den Schlüssel Davids hat, hat auch Zugang zu allen Goldschätzen des Palastes. So sagt der Herr Jesus, dass er diesen Schlüssel hat, um all die Schätze und Reichtümer des Wortes Gottes aufzuschließen.
David und das Haus Davids waren eigentlich Vorboten des letzten Königs, der aus dem Hause Davids kommen sollte, dem Messias. So war der Palast und die Schätze des Hauses Davids bereits ein Hinweis auf die Reichtümer des Messias, des Christus. Wenn der Herr Jesus also hier sagt, dass er mit dem Schlüssel Davids öffnen kann und niemand schließen kann, bedeutet das auch: Er sagt zu Philadelphia, ich schließe euch die Schätze des Wortes Gottes auf.
Kirchengeschichtlich ist es wirklich so, wenn man Kommentare aus der Reformationszeit liest, ist das ergreifend – diese Erkenntnisse und auch dieser Ernst und diese Freudigkeit über all die neu entdeckten Wahrheiten des Evangeliums. Aber wenn man Kommentare aus dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert liest, findet man tiefgründige biblische Erkenntnisse, die das weit übersteigen, was im sechzehnten Jahrhundert als Grundlagen des Glaubens wieder ans Licht gebracht wurde. Übersteigen!
So kann man wirklich sagen: In der Kirchengeschichte wurde nie so viel Klarheit und Erkenntnis über das ganze Wort Gottes ans Licht gebracht wie gerade in der Zeit der Erweckung im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. So inhaltsreiche, tiefgründige Kommentare, von denen wir heute noch sehr profitieren können – falls man sie überhaupt noch liest. Das ist das Problem.
Aber das ist dann das Problem von Laodizea. Sie haben sowieso den Eindruck, sie seien reich und bräuchten gar nichts mehr. Aber das nur so nebenbei gesagt: Der Schlüssel des Hauses Davids hat etwas ganz Besonderes zu bedeuten.
Wir sehen auch den Zusammenhang gleich noch in Vers 8b: „Denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ Das sind zwei besondere Kennzeichen von Philadelphia: nicht nur Bruderliebe untereinander, sondern auch die Liebe zum Wort Gottes. Kirchengeschichtlich wurde das Wort Gottes für viele in dieser Zeit ein viel größerer Schatz als je zuvor in den Jahrhunderten davor.
Lange war die Bibel dem Volk überhaupt verschlossen. Dann wurde sie in der Reformation zugänglich gemacht, aber die tiefe Bedeutung der Bibel wurde in der weiteren Zeit immer mehr ans Licht gebracht. „Du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet“ – hier geht es um die Person des Sohnes Gottes.
Es ist wunderbar, wie in der Reformation all die Fragen beantwortet wurden, wer Gott ist, wer Jesus Christus ist, wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person. Diese Fragen wurden klar verkündigt und weitergegeben. Aber wenn man Kommentare aus dem neunzehnten Jahrhundert liest, findet man Bücher über die Person des Herrn Jesus, zum Beispiel als ewiger Sohn, nur um ein Beispiel zu geben: das Buch von John Ballett „Der Sohn Gottes“. Das ist so ergreifend, und es ist nicht einfach eine intellektuelle Abhandlung, sondern es ergreift das Herz, wie er Jesus Christus vorstellt.
So könnte man zahlreiche Bücher zitieren, die die Person des Herrn Jesus und die Herrlichkeit seiner Person in einer Weise den Herzen vorstellen, wie man das in früherer Literatur nicht so findet. Das drückt sich auch hier aus: „Du hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“
Besonders hinschauen sollten wir auf den Ausdruck: „Du hast eine kleine Kraft.“ Das wurde von manchen falsch verstanden, nämlich im Sinn von: Ja, wir sind sowieso klein und haben keine Kraft und darum machen wir auch nicht so viel. Ganz falsch! Dieser Satz bedeutet etwas ganz anderes: „Du hast eine kleine Kraft.“
Einmal kam mir die Idee: In Daniel 11 haben wir doch diesen Ausdruck „Ihnen wird mit einer kleinen Hilfe geholfen werden.“ Was steht wohl in der Septuaginta an dieser Stelle? Das ist die älteste Bibelübersetzung aus dem dritten Jahrhundert vor Christus auf Griechisch, die oft im Neuen Testament zitiert wird, wenn aus dem Alten Testament etwas zitiert wird. Das Alte Testament ist hebräisch, das Neue Griechisch. Oft wurde für die Zitate aus dem Alten Testament die Septuaginta verwendet.
Darum habe ich in dieser Übersetzung nachgesehen, Daniel 11, und tatsächlich, was ich vermutet habe, dort steht: „Ihnen wird mit einer kleinen Kraft geholfen werden.“ Schlagen wir das mal auf.
Daniel 11 ist genau eine Anspielung auf diese Stelle, wo prophetisch die Zeit der Makkabäer beschrieben wird. Das ist alles erfüllte Prophetie. Daniel 11, ab Vers 31: Dort geht es um den schlimmen Antiochus Epiphanes, der im zweiten Jahrhundert vor Christus, zur Zeit der Makkabäer, in Israel wütete und den Tempel durch ein Götzenbild entweihte und das Schlachten eines Schweines anordnete.
Wer liest? Vers 31: „Und Streitkräfte von ihm werden das Heiligtum, die Bergfeste, entweihen und das regelmäßige Opfer abschaffen und den verwüstenden Gräuel aufstellen.“ Das hat sich erfüllt: Antiochus Epiphanes, der syrische König, hat den Tempel in Jerusalem entweiht. Man konnte nicht mehr weiter opfern, weil er ein Götzenbild mit seinen Gesichtszügen, ein Götzenbild von Zeus, aufstellen ließ – das ist der verwüstende Gräuel.
Weiter heißt es: „Und diejenigen, die sich am Bund schuldig machen, wird er mit glatten Worten zum Abfall verleiten.“ Es gab damals unter dem jüdischen Volk einen Teil, der sehr progressiv und weltoffen für die hellenistische griechische Kultur war. Mit diesen hat sich Antiochus befreundet. Diejenigen, die von der Bibel abgefallen waren, wurden durch Schmeichelei an sich gebunden und so erst recht zum Abfall verleitet.
Dann gab es einen Mann, einen Priester aus Modein. Modein liegt auf dem Weg von Tel Aviv, vom Flughafen, wenn man nach Jerusalem fährt, kommt man an Modein vorbei. Dort wohnte Matthias mit seinen fünf Söhnen. Er sagte sich: „Das kann nicht sein! Dieser Epiphanes lästert Gott, verbietet den Besitz der Bibel, die Bibelhandschriften, bei Todesstrafe, zwingt unser Volk zum Abfall von Gott.“ Zusammen mit seinen fünf Söhnen machte er Aufstand gegen die syrische Besatzungsmacht und hatte unglaubliche Erfolge. Immer mehr schlossen sich dieser Familie an, die später als die Familie der Makkabäer bekannt wurde.
Am Ende konnten sie die syrische Besatzungsmacht aus dem Land vertreiben, und der Tempel wurde neu eingeweiht. Damals wurde das Tempelweihefest eingeführt, das der Herr Jesus auch in Johannes 10, Vers 30 gefeiert hat, als er an dem Fest der Tempelweihe in Jerusalem war. Das war gerade vor wenigen Tagen wieder Chanukka, das ist dieses Fest.
Jetzt verstehen wir besser, wenn wir weiter lesen: „Aber das Volk, das seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und entsprechend handeln.“ Jawohl, das waren die Makkabäer.
Weiter heißt es: „Und die Verständigen des Volkes werden die Vielen unterweisen, aber sie werden durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Beraubung eine Zeit lang stürzen. Und während sie stürzen, wird ihnen mit einer kleinen Hilfe geholfen werden. Doch viele werden sich ihnen heuchlerisch anschließen, und von den Verständigen werden einige stürzen, damit unter ihnen geläutert, geprüft und gereinigt werde bis zur Zeit des Endes. Denn es verzögert sich noch bis zur bestimmten Zeit.“
Das war noch nicht die Endzeit. Dort wird eine ganz schwierige Zeit angesprochen, aber sie werden sich stark erweisen und handeln, und ihnen wird mit einer kleinen Kraft geholfen werden.
Der Ausdruck „kleine Hilfe“ wird in der Septuaginta mit „kleine Kraft“ übersetzt. Genau diesen Ausdruck nimmt der Herr Jesus für Philadelphia auf: „Du hast eine kleine Kraft.“ Das macht den Bezug zwischen dieser Stelle über die Makkabäer in Daniel 11 und Philadelphia klar: Das Volk, welches seinen Gott kennt.
„Du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.“ Das sind keine Passiven. Das Volk, welches seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und handeln, aber es wird eine schwierige Zeit des Kampfes sein. Doch ihnen wird mit einer kleinen Kraft geholfen werden.
Man kann sich rückblickend fragen: Warum wird das „kleine Kraft“ genannt? Geschichtlich war das, was die Makkabäer erreicht haben, sensationell – wie sie schließlich die ganze Armee aus dem Land Israel vertreiben konnten. Ab dieser Zeit war Judäa wieder frei.
Jahrhundertelang waren sie unter Fremdherrschaft. Seit 606 v. Chr., als Nebukadnezar nach Jerusalem kam (Daniel 1, Vers 1), waren sie unter Fremdherrschaft. Dann kamen die Medoperser, dann die Griechen mit Alexander dem Großen, dann die Römer ab 63 v. Chr., als Pompeius einmarschierte. Aber ab der Makkabäerzeit gab es einige Jahrzehnte, in denen Judäa wieder wirklich frei war.
Das wird als „kleine Kraft“ bezeichnet. Das ist relativ. Daniel 11 sagt, es verzögert sich noch bis zur bestimmten Zeit, bis zur Endzeit. Ab Daniel 11, Vers 36, springt alles prophetisch in die Endzeit. Die Verse danach machen klar, dass das die Endzeit ist. Die Makkabäer waren noch nicht die Endzeit.
In Daniel 12, Vers 1 wird erklärt, was dann geschehen wird: „Bis zu jener Zeit und in jener Zeit wird dein Volk errettet werden, jeder, den man im Buch aufgeschrieben findet.“ Das reicht vielleicht.
Hier wird die große Drangsal angesprochen, das sind die dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit, von der der Herr Jesus in Matthäus 24 sagt, es wird so schrecklich sein, wie es von Anfang der Welt an nie gewesen ist und nie wieder sein wird.
Hier steht: „Und es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht, bis zu jener Zeit.“ Das ist genau das. Dann wird gesagt: „Und in jener Zeit wird ein Volk errettet werden.“ Diese große Drangsal ist noch zukünftig, aber sie wird stattfinden nach der Entrückung der Gemeinde.
Das wird die schrecklichste Zeit für Israel in der gesamten Geschichte sein. Dann kommt der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit, auf dem Ölberg wird er erscheinen, seine Füße werden dort stehen (Zacharja 14), und er wird Israel aus aller Not und Bedrängnis hinausführen.
Das ist der Kontrast. Wenn man den großen Sieg der Makkabäer mit dieser großen Befreiung vergleicht, die kommen wird, wenn der Herr Jesus erscheint als König über alle Könige und Herr aller Herren, dann war das eine kleine Kraft, eine kleine Hilfe. Aber es ist nur relativ.
Das macht klar: Der Herr Jesus sagt zu Philadelphia, ich habe dir eine geöffnete Tür gegeben, niemand kann sie schließen. „Du hast eine kleine Kraft“ heißt nicht, du bist schwach und kannst nichts ausrichten, sondern im Vergleich zu dem, was einmal kommen wird, wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit auf dieser Erde erscheint und regiert, dann ist das heute eine kleine Kraft. Es ist nur relativ.
So ist es also keine Ermutigung, zu sagen: „Ja, wir sind klein und können nicht viel auswirken.“ Natürlich sind wir klein, oder wie wir in Galater 6 lesen: „Wenn jemand meint, etwas zu sein, obwohl er nichts ist.“ Nichts ist noch weniger als klein. Ja, wir haben in uns nichts. Aber der Herr gibt uns seine Kraft, er hat den Schlüssel Davids, öffnet und hat diese geöffnete Tür gegeben und gibt uns die Möglichkeit, etwas auszurichten.
Darum, wenn wir sehen, was im Zusammenhang mit der Weltmission seit dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert geschehen ist, ist das fantastisch. Jetzt können wir wirklich sagen, alle Nationen sind mit dem Evangelium erreicht worden. Aber das war vorher nicht der Fall. Um 1800 war man weit davon entfernt, heute ist es so.
Der Herr Jesus sagte in Matthäus 24, dass bevor er als König kommt, alle Nationen erreicht sein müssen. Er sagt nicht, dass das erst bis zur Entrückung geschehen muss. Man hätte nie argumentieren können, die Entrückung könne nicht geschehen, weil noch nicht alle Nationen erreicht sind. Das steht so in der Bibel nicht.
Es wird gesagt, dass er in Macht und Herrlichkeit nicht kommen kann, bevor das Evangelium in der ganzen Welt verkündigt wurde.
Können wir das kurz aufschlagen? Matthäus 24, Vers 14: „Und dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden zum Zeugnis für alle Heidenvölker, und dann wird das Ende kommen.“ Jawohl!
In der Parallelstelle Markus 13 steht einfach „dieses Evangelium“, nicht „das Evangelium vom Reich“. Es geht um das Evangelium, das auf der ganzen Erde gepredigt wird. In deiner Übersetzung heißt es „allen Heiden“ (Schlachter 2000). Dann müsste man sich ein bisschen korrigieren.
Die Elberfelder Übersetzung hat „alle Nationen“. Im Griechischen steht das Wort „Ethnos“. Das Standardwörterbuch im Griechischen von Liddell und Scott erklärt „Ethnos“ als die größte soziale Einheit. Ethnos, Nation, ist größer als „Laos“, Volk. Wir haben in der Bibel auch „Laos“, das heißt Volk.
Es ist uns klar, zum Beispiel Indien: Es gibt nicht das „Indien-Volk“. Indien ist eine Nation und besteht aus verschiedenen Völkern und noch mehr Stämmen. So ist es auch mit Russland. Es gibt nicht das russische Volk, sondern Russland ist eine Mischung von verschiedenen Völkern. Ein Ethnos, aber viele Laoi, viele Völker.
Der Herr Jesus sagt also nicht „allen Laoi“ zu einem Zeugnis, sondern „allen Ethnoi“, allen Nationen. Und bei weitem nicht allen Menschen und auch nicht allen Stämmen. Auch „Stämme“ ist eine kleinere soziale Einheit als Völker.
In Offenbarung 5 zum Beispiel haben wir diese Ausdrücke nebeneinander: alle Sprachen, alle Nationen, Völker und Stämme. Der Herr sagt hier also „allen Nationen“ zu einem Zeugnis. Seit dem zwanzigsten Jahrhundert ist das erfüllt. Das ist eindrücklich, und das hängt zusammen mit dieser geöffneten Tür.
Aber der Herr sagt zu Philadelphia in Vers 9: „Da gibt es auch Feinde.“ Lest jemand noch einmal Offenbarung 3, Vers 9? „Siehe, ich gebe Leute aus der Synagoge des Satans, von denen, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen. Siehe, ich werde sie dahin bringen, dass sie kommen und sich niederwerfen vor deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.“
In Philadelphia war das so: Diese junge Gemeinde wurde von der Synagoge damals abgelehnt. Das Zehn-Bitten-Gebet, das man regelmäßig in den Synagogen rezitiert, wurde ergänzt mit einem Fluch über die Irrlehren. Mit diesen Irrlehren waren gemeint die Juden, die an Jesus als Messias glauben. So kam quasi in das normale rituelle Gebet ein Fluch über die Christen.
Der Herr sagt zu Philadelphia: Ich werde sie letztlich zwingen, anzuerkennen, dass ihr die echten Gläubigen seid. In der prophetischen Anwendung bedeutet das, dass solche, die denken, sie seien die Wahren und die Philadelphia in die Praxis umgesetzt haben, verachten und ablehnen, einmal gezwungen werden, zu erkennen, dass es Gottes Werk war.
Wie hat sich das bewahrheitet? Solche, die diesen Weg als Gemeinde der Gläubigen gehen wollten, wurden verachtet, auf die Seite geschoben und manchmal sogar bekämpft und gelästert. Aber der Herr sagt: Der Tag wird kommen, an dem sie anerkennen müssen, dass ich euch als die Meinen anerkannt habe.
Ist das nicht der Grund, warum Engländer nach Amerika gezogen sind und dort die Stadt Philadelphia gegründet haben? Waren das nicht Leute, die in ihren eigenen Gemeinden angefeindet wurden? Das ist Pennsylvania, und viele Gottesfürchtige gingen dorthin, gerade solche, die verfolgt wurden, suchten dort ihre Gemeinde und gingen weg, auf jeden Fall von Europa, wo sie unter Druck standen. Darum wurde bewusst der Name Philadelphia gewählt.
Natürlich muss man Römer 2 beiziehen. Genau, das ist der wahre, bekehrte, wiedergeborene Gläubige. Hier geht es also um solche, die meinen, sie seien das wahre Volk Gottes, aber die Christen anfeinden.
Der Herr zeigt, dass der Tag kommen wird, an dem diejenigen, die Philadelphia ablehnen und lästern, anerkennen müssen, dass Philadelphia das von Gott erwählte Volk ist. Der Herr sagt: „Ich habe dich geliebt.“
So steht die Synagoge des Satans für alle, die sich sehen als die Wahren und die Philadelphia ablehnen und lästern. Das ist eine Ermutigung des Herrn für die, die Druck und Verachtung auf sich nehmen um des Namens des Herrn willen.
Dann kommt eine wunderbare Verheißung in Vers 10, die wir noch zum Schluss anschauen. Ja, bis dahin reicht es mal.
Jetzt ist es sehr schön übersetzt in Ihrer Übersetzung: „Weil du das Wort des Harrens auf mich bewahrt hast.“ Welche Übersetzung haben Sie gelesen? Elberfelder? Ach so, die neue in dem Fall, CSV 2003? Ah, die hat das so, sehr gut, besser als die alte.
Wörtlich steht hier: „weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast.“ Grammatikalisch kann das bedeuten „das Wort, das von meinem Ausharren handelt.“ Aber es kann auch ein Genitivus objectivus sein, so nennt man das in der Grammatik. Dann bedeutet es „das Wort des Ausharrens auf mich.“
Das passt genau in den Zusammenhang, weil der Herr hier sagt: Ich komme bald. Er stellt sein Kommen in Aussicht. Das Wort des Ausharrens auf mich ist also die Botschaft, dass wir das Kommen des Herrn ständig erwarten müssen. Wir sollen nicht denken: „Das dauert vielleicht noch tausend Jahre“, sondern wirklich bereit sein.
Wir sollen mit der Möglichkeit rechnen, dass es vielleicht heute geschieht, denn Gott hat es in seinem Wort so eingerichtet, dass man die Entrückung nie in eine Ecke schieben kann, indem man sagt: „Ja, es müsste erst das und das noch geschehen, und dann kann die Entrückung geschehen.“ Nein, die Entrückung wird so präsentiert, dass sie jederzeit geschehen kann.
Es gibt nur Dinge, die nach der Entrückung unbedingt geschehen müssen. Aber es gibt keine Dinge, von denen man sagen könnte, sie müssten vor der Entrückung unbedingt geschehen, damit der Herr kommen kann.
Im neunzehnten Jahrhundert wurde die Wahrheit der Wiederkunft Christi wieder ganz neu entdeckt. Das war schon früher in der Kirchengeschichte bekannt, und ich kann es bis in die frühen Jahrhunderte zurück nachweisen: Das Wissen, dass der Herr für die Gemeinde, für die Kirche kommt – zur Entrückung –, dann das Auftreten des Antichristen, die große Drangsal, dann die Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit und dann das Tausendjährige Reich.
Warum betone ich das? Weil manche Leute heute behaupten, das, was ich gerade in der Reihenfolge erzählt habe, sei eine Erfindung aus dem neunzehnten Jahrhundert, besonders von John Nelson Darby. Das ist überhaupt nicht wahr. Man kann das schon aus den frühen Jahrhunderten in der Literatur zeigen, aber es ist untergegangen, in Vergessenheit geraten. Besonders im neunzehnten Jahrhundert wurde es wieder neu gepredigt.
Der Herr kommt für die Gemeinde und kann jederzeit kommen. Wir sollen auf ihn warten und in dieser Erwartung leben und ihm dienen. Danach wird die große Drangsal kommen, und schließlich wird der Herr in Macht und Herrlichkeit mit allen Gläubigen der Gemeinde erscheinen, um das Tausendjährige Reich aufzurichten.
Jetzt sagt der Herr ausgerechnet zu Philadelphia: „Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast“, also wirklich geglaubt hast an die Wahrheit der Entrückung der Gemeinde, weil du das verkündet und daran festgehalten hast.
Und jetzt kommt das Versprechen: „So werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“ Was ist die Stunde der Versuchung? Die Trübsalszeit, die große Drangsalzeit, aber noch mehr, denn genau nach der Entrückung wird der Antichrist kommen.
2. Thessalonicher 2 sagt: „Wenn der, der zurückhält, weg ist, dann wird der Mensch der Sünde offenbart werden.“ Der Heilige Geist, der in der Gemeinde wohnt und die letzte Entfaltung des Bösen noch zurückhält, wird bei der Entrückung weggehen.
Der Braut und dem Geist und der Braut wird gesagt: „Komm!“ Der Heilige Geist wird weggehen, dann kommt der Antichrist. Er wird der schrecklichste Verführer aller Zeiten sein. Er wird sogar Feuer vom Himmel herabkommen lassen und ein Götzenbild präsentieren, das sprechen kann.
Das habe ich noch nie gesehen, selbst in Indien gibt es kein Götzenbild, das spricht. Sie haben alle Mäuler, aber keines spricht.
Der Herr sagt also: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“ Es hat immer Stunden der Versuchung gegeben, seit dem Garten Eden. Im Leben eines jeden gab es besondere Versuchungszeiten. Aber die „Stunde der Versuchung“ ist die Epoche, wenn der Antichrist kommt und eine totale Verführung bringt, wie man sie noch nie gesehen hat.
Jetzt sagt der Herr: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.“
Hier geht es um die Frage: Findet die Entrückung vor, während oder nach der Drangsal statt? Aufgrund dieser Stelle kann man sagen: Es muss vor sein, denn der Herr sagt: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“ Die Stunde der Versuchung beginnt noch vor der großen Drangsal.
Das ist großartig. Also muss die Entrückung vor der Stunde der Versuchung geschehen. Aber es gibt Leute, die sagen, das stimmt nicht, weil das, was hier mit „ich werde dich bewahren vor“ übersetzt wird, falsch ist. Im Griechischen steht dort „ek“, und „ek“ kann im Wörterbuch nachgeschlagen werden, es heißt „aus“. Man müsste also übersetzen: „Ich werde dich bewahren aus der Stunde der Versuchung.“
Wenn jemand das so sagen würde, wäre er nicht ganz ehrlich, denn er müsste sagen: Im Wörterbuch steht „aus“, aber es kann auch „vor“ bedeuten. „Vor“ steht auch im Wörterbuch. Jetzt kann jeder wählen, was er will. Wer vorher gehen will, übersetzt „ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung“, und wer bleiben will, „aus“.
Das ist der Punkt. Nur ein bisschen Deutschunterricht: „Ich werde dich bewahren aus der Stunde“ – das geht auf Deutsch nicht. Man kann jemanden vor etwas bewahren, aber „aus“ nicht. Man kann ein Kind, das zum Fluss springt, im letzten Moment aufhalten und es vor dem Wasser bewahren. Aber wenn es schon im Wasser ist, kann man es noch retten „aus“ dem Wasser.
„Bewahren aus dem Wasser“ ist Unsinn, denn bewahren beinhaltet, dass man gar nicht erst in diesen Bereich hineinkommt. Im Griechischen ist das genauso.
Wir bleiben nicht beim Deutschen: „Tereo ek“ kommt noch einmal in der Bibel vor, wie hier in Johannes 17, wo der Herr Jesus bittet: „Ich bitte dich, dass du sie bewahrest vor dem Bösen.“ Niemand übersetzt: „dass du sie bewahrest aus dem Bösen.“ Bewahren vor heißt, dass sie nicht in den Bereich des Bösen hineinkommen.
Gut, sagt einer, auch hier muss man das so verstehen: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“ Das heißt, der Herr bewahrt die Gläubigen hier auf Erden in dieser Versuchung des Antichristen.
Aber hier steht nicht: „Ich werde dich bewahren vor der Versuchung“, sondern „vor der Stunde der Versuchung“. Es ist die Bewahrung vor dieser Epoche, dieser Zeitspanne, der Stunde der Versuchung.
Dann ist das eine klare Verheißung: Ihr geht vorher. Ihr habt dieses Wort des Harrens auf mich, erwartet täglich den Herrn, bewahrt euch.
Ich kann euch dieses Versprechen machen: Ich werde euch auch bewahren. So wie ihr das Wort bewahrt habt, werde ich euch bewahren, dass ihr gar nicht in diese Stunde des Antichristen hineinkommt.
Dann sagt der Herr: Ich komme bald. Da sagt einer: „Oh, ich habe ein Problem. 2000 Jahre sind vergangen seit der Offenbarung, und der Herr sagt: Ich komme bald.“ Was sollen wir da sagen?
Plötzlich! Die alte Elberfelder und ich hoffe auch die neue hat in der Fußnote bei „Ich komme bald“ eigentlich „schnell“ stehen. „Entachy“ auf Griechisch ist ein adverbialer Ausdruck. Das Adverb beschreibt, wie das Verb ist, also: Ich komme schnell, plötzlich, unerwartet.
Auch wenn wir den Herrn erwarten und plötzlich geschieht es, sind wir überrascht. Ja, sagen wir jetzt zehn nach fünf, jetzt müssen wir aufhören. Aber sagen wir zwanzig nach fünf, würde es geschehen.
Wir haben gerade darüber gesprochen, wir haben die Hoffnung, dass der Herr jeden Tag kommen könnte. Wenn er dann kommt, ist er plötzlich, schnell und eilends. Das ist die Bedeutung: Ich komme schnell, plötzlich, eilends.
Dann heißt es: Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme. Die Belohnung vor dem Richterstuhl Christi hängt davon ab, ob wir das Wort Gottes festhalten in Treue oder ob wir Dinge aufgeben und über Bord werfen.
Der Herr sagt: Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme.
Jetzt werden wir das nächste Mal die letzten paar Verse anschauen und dann nach Laodizea gehen, hochaktuell. Das ist die Kirche angepasst für das Volk. Laodizea heißt Volksgerechtigkeit. Sie fragt sich nicht, was Gerechtigkeit ist, sondern was die Allgemeinheit, der Normalverbraucher, darunter versteht. Hochaktuell, nicht wahr?
Wir wollen noch beten zum Schluss:
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben und so froh sind, uns völlig auf dein Wort verlassen zu dürfen. Wir bitten dich, dass du uns hilfst, in dieser noch verbleibenden Zeit bis zu deinem Kommen dir treu und entschlossen nachzufolgen.
Du siehst, wie viele Herausforderungen, Fragen und Schwierigkeiten uns konfrontieren. Wir sind dankbar, wenn wir immer wieder merken, dass wir in uns selbst keine Kraft haben, aber wissen dürfen, dass du uns deine Kraft und Gnade gibst.
Hilf uns, in Treue diesen Weg zu gehen, dich täglich zu erwarten, nicht passiv zu sein, sondern die letzte Zeit bis zu deinem Kommen zu nutzen, um das Evangelium, die frohe Botschaft, weiterzugeben, Menschen einzuladen und zu ermutigen, zu dir zu kommen.
Hilf uns, dass unser Zeugnis und unser persönlicher Lebenswandel glaubwürdig und überzeugend sind, damit du geehrt wirst, Herr Jesus, und dass noch so viele wie möglich um uns herum gerettet werden können.
Wir danken dir für diese offene Tür. Amen.
