Einführung in das dritte Buch Mose und seine Bedeutung im biblischen Kontext
Heute kommen wir zum dritten Buch Mose. In den vergangenen Bibelstudientagen haben wir uns die ersten beiden Bücher der Bibel in der Übersicht näher angeschaut.
Ich beginne mit einer Lesung aus 3. Mose 1,1-9:
Und der Herr rief Mose und redete zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft und sprach: „Redet zu den Kindern Israel und sprecht zu ihnen: Wenn ein Mensch von euch dem Herrn eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr vom Vieh, vom Rind und Kleinvieh, eure Opfergabe darbringen. Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer ist vom Rindvieh, so soll er sie darbringen, ein männliches ohne Fehl, an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft. Zum Wohlgefallen für ihn vor dem Herrn soll er seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühnung für ihn zu tun. Er soll das junge Rind vor dem Herrn schlachten. Die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut herbeibringen und ringsum an den Altar spritzen, der am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft steht. Er soll dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen. Die Söhne Aarons, die Priester, sollen Feuer auf dem Altar legen und Holz auf das Feuer tun. Die Priester sollen die Stücke, den Kopf und das Fett auf dem Holz über dem Feuer auf dem Altar zurichten. Sein Eingeweide und seine Schenkel soll er mit Wasser waschen, und der Priester soll das Ganze auf dem Altar räuchern. Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs für den Herrn.“
Zunächst wollen wir uns vergegenwärtigen, welche Bedeutung die Abfolge der ersten drei Bibelbücher hat.
Im 1. Buch Mose finden wir die Botschaft von der Verdorbenheit des Menschen durch die Sünde. Dieses Buch zeigt, wie Gott alles wunderbar und ideal eingerichtet hat, doch der Mensch ist gefallen. Die Verderbtheit hat sich von Generation zu Generation weitervererbt.
Man könnte Psalm 51,5-6 als Titel über das erste Buch Mose setzen. Dieser Bußpsalm von David nach seinem Ehebruch mit Bathseba sagt:
„Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was böse ist in deinen Augen, damit du gerechtfertigt wirst, wenn du redest, und rein erfunden, wenn du richtest. Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.“
Das war eine zentrale Botschaft des ersten Buches Mose.
Dann kam das zweite Buch Mose. Dort finden wir ein Volk in grausamer Unterdrückung und Sklaverei. Doch es wird erlöst durch das Blut des Lammes.
Das Opfer des Passahlamms ist das zentrale Opfer, das die Wende in das Todesschicksal eines Sklavenvolkes in der Fremde bringt (2. Mose 12).
Das zweite Buch Mose ist das Buch der Erlösung durch das Blut des Lammes.
Als Titel könnte man Jesaja 43,1 wählen. Das zweite Buch Mose heißt in der hebräischen Bibel „Schmott“ (Namen), weil es mit den Namen der Söhne Israels beginnt. Doch es ist auch ein bedeutsames Wort aus dem ersten Bibelvers, und wir sehen die Verbindung zu Jesaja 43,1:
„Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Das ist die Botschaft des zweiten Buches Mose.
Jetzt kommt das dritte Buch Mose, das wir mit „Die Gemeinschaft mit dem heiligen Gott in der Anbetung“ überschreiben können.
Letztes Mal haben wir damit geendet, dass in 2. Mose 40 die Stiftshütte genau nach Gottes Vorschrift aufgerichtet wurde. Dann kam die Schechina, die Wolke der Herrlichkeit Gottes, und erfüllte das Tempelhaus. Gott hat seinen Platz in der Mitte seines Volkes eingenommen.
Das dritte Buch Mose beginnt damit, dass der Herr aus der Stiftshütte herausruft (3. Mose 1,1):
„Und der Herr rief Mose und redete zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft und sprach.“
Das dritte Buch Mose beginnt also mit Gottes Ruf, herzukommen mit Opfern. Diese Opfer sprechen von Anbetung, wie wir noch sehen werden.
Was ist die Botschaft des dritten Buches Mose? Wir können sie mit Johannes 17,24 zusammenfassen. Das gibt uns einen trefflichen Titel aus dem Gebet des Herrn, als er im Schatten von Golgatha stand:
„Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir sind, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“
Das dritte Buch Mose ist gewissermaßen der Wunsch des Sohnes Gottes, dass wir herzukommen und seine Herrlichkeit anschauen.
Die ersten sieben Kapitel des dritten Buches Mose behandeln die Opfer. In diesen Opfern sehen wir die Herrlichkeit des Erlösers, Jesus Christus, in allen Details von verschiedenen Seiten beleuchtet. Das soll Gegenstand der Gemeinschaft mit Gott sein.
In der hebräischen Bibel hat das dritte Buch Mose als Titel wieder ein Wort aus dem ersten Vers, nämlich das allererste „Vajikra“. So beginnt das Buch: „Und er rief.“ Es ist Gottes Ruf, herzukommen und Gemeinschaft mit Gott zu haben.
Gott erklärt, wie wir mit ihm Gemeinschaft haben können. Er sagt nicht: „Jetzt müsst ihr einfach ein bisschen Fantasie haben, und dann können wir zusammen Gemeinschaft haben.“ Nein, Gott sagt zu Mose: „Rede zu den Kindern Israel: Wenn ein Mensch ein Opfer bringen möchte, dann erkläre ich ganz genau, wie das gehen soll.“
Gott sagt, wie der Gottesdienst ablaufen soll. Es ist nicht die reine Fantasie des Menschen.
Bemerkenswert ist, dass es in den Büchern Mose oft heißt, Gott habe zu Mose oder Aaron geredet. Aber ganz selten findet man, dass Gott ruft. Und so beginnt das Buch: „Und er rief Mose und sprach der Herr zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft.“ Dann folgt der Befehl, wie die Opfer funktionieren sollen. Gottes Ruf zur Gemeinschaft.
Ich möchte dazu etwas aus 1. Petrus 4,13-18 lesen. Dort finden wir genau diesen Übergang vom zweiten zum dritten Buch Mose in neutestamentlicher Sprache. Ich lese ab Vers 13:
„Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade, die euch bei der Offenbarung Jesu Christi gebracht wird. Als Kinder des Gehorsams bildet euch nicht nach den vorigen Lüsten in eurer Unwissenheit, sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel. Denn es steht geschrieben (jetzt ein Zitat aus 3. Mose 11,45, dem Schlüsselvers für das dritte Buch Mose): ‚Seid heilig, denn ich bin heilig.‘ Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk, so wandelt die Zeit eurer Fremdingschaft in Furcht. Indem ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken.“
Merken wir den Zusammenhang: Im zweiten Buch Mose haben wir das Thema vom Blut des Lammes, das erlöst und befreit hat. Petrus erinnert daran, dass wir nicht mit Silber oder Gold erlöst wurden, sondern mit dem Blut Christi. So sollen wir nun handeln, wie es in 3. Mose heißt: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“
Wir sehen also genau diesen Übergang.
Übrigens ist es interessant, dass Vers 13 mit den Worten beginnt: „Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung.“ Beim Passah mussten alle Israeliten den Gürtel anziehen, den Stab in der Hand halten und bereit sein für den Aufbruch. So begann es.
Jetzt wird erklärt: „Jetzt, wo ihr durch das Blut des Lammes erlöst seid, sollt ihr die Zeit eurer Fremdingschaft in Ehrfurcht vor Gott wandeln.“ Das ist die Wüstenwanderung. Israel ist aus Ägypten ausgezogen in die Wüste.
Und jetzt kommt die Belehrung des dritten Buches Mose.
Heiligkeit als zentrales Thema und die Bedeutung der Opfer
Ein ganz wichtiges Stichwort für das dritte Buch Mose ist das Wort „heilig“. Ich habe es einmal ausgezählt: Alle verwandten Wörter wie „heilig“, „heiligen“, „Heiligtum“ usw. findet man etwa 150 Mal im dritten Buch Mose. Jedes Buch ist also förmlich durch diesen Ausdruck charakterisiert.
Nun muss ich erklären, was „heilig“ bedeutet. Heilig, die hebräische Wurzel „Kadasch“, bedeutet immer „Absonderung“. Heiligen heißt also, etwas auf die Seite stellen, das heißt, reserviert sein für Gott. Das ist heilig, reserviert für Gott.
Genau das haben wir im zweiten Buch Mose gesehen: Aus dem götzendienerischen Umfeld Ägyptens ist Israel herausgelöst worden, auf die Seite gestellt für Gott. Nun können sie Gemeinschaft haben mit dem heiligen Gott.
Das dritte Buch Mose fällt genau in den Monat Nisan des Jahres 2 nach dem Auszug aus Ägypten. Wieso? Wir haben doch letztes Mal noch gesehen, wie die Stiftshütte aufgerichtet wurde. Das fand nach 2. Mose 40,17 statt, und zwar im ersten Monat, im zweiten Jahr, am ersten des Monats. Da wurde die Wohnung aufgerichtet.
Das zweite Buch Mose endet also am 1.1.02. Das vierte Buch Mose beginnt mit 4. Mose 1,1: „Und der Herr redete zu Mose in der Wüste Sinai, im Zelt der Zusammenkunft, am ersten des zweiten Monats, im zweiten Jahr nach ihrem Auszug aus dem Land Ägypten.“ Das ist also der 1.2.02 nach dem Auszug aus Ägypten.
Zwischen dem zweiten Buch Mose und dem vierten Buch Mose liegt exakt dieser Monat Nisan oder Abib. Das war der Monat der Erlösung. Es ist der Monat, in dem quasi zum ersten Mal Jubiläum gefeiert werden konnte – ein Jahr Erlösung aus Ägypten.
Genau in dieses Jahr hinein oder in diesen Monat, den Jubiläumsmonat, fällt das dritte Buch Mose. Gott sagt gewissermaßen: „Jetzt habt ihr damals etwas gelernt in Ägypten über den Wert des Blutes des Opfers, und jetzt will ich euch noch mehr darüber erklären.“ So kommen die Belehrungen im dritten Buch Mose.
Im dritten Buch Mose, Kapitel 1 bis 7, werden verschiedene Typen und Arten von Opfern aufgeführt. Auf dem Blatt findet ihr zuerst das Brandopfer, das ist 3. Mose 1, und dann gibt es noch einen klärenden Zusatz in Kapitel 6, Verse 1 bis 6.
In 3. Mose 2 folgt das Speisopfer, und in Kapitel 6, Verse 7 bis 16, zusätzliche Erklärungen und Gesetze. Dann 3. Mose 3, das Friedensopfer, mit Zusatzerklärungen in Kapitel 7, Verse 11 bis 38.
Sodann das Sündopfer in Kapitel 4, Verse 1 bis 5 und Vers 13, sowie die Zusatzerklärungen in Kapitel 6, Verse 17 bis 23. Und schließlich das Schuldopfer in 3. Mose 5, Verse 14 bis 26, mit Zusatzerklärungen in Kapitel 7, Verse 1 bis 10.
Das sind also die fundamentalen Kapitel über die Opfer. Es gibt zwar viele Spezialopfer im Alten Testament, aber wenn man diese grundlegenden Belehrungen von 3. Mose 1 bis 7 hat, dann hat man das Fundament für den ganzen Opferdienst.
Das gehört zur Basis für all die Israelis, die sich heute für den Opferdienst im dritten Tempel ausbilden lassen. Das müssen sie intus haben.
Es gibt eine Organisation, die heißt „Die Krone der Priester“. Sie bildet heute bereits Israelis aus, die nachweislich Nachkommen des Hohen Priesters Aaron sind. Das sind Juden, die im Geschlechtsnamen „Kohen“ heißen, was auf Hebräisch „Priester“ bedeutet. Es gibt auch Abwandlungen wie Kohn, Kahane oder Katz – das hängt damit zusammen – oder Kogut. Das sind verschiedene Namen.
Dann gibt es auch Leute, die „Lewi“ heißen. Sie wissen, dass sie mindestens aus dem Priesterstamm Levi stammen, oder Namen wie Lewin, Lewinsohn, Lewinsky usw.
Das machen aber nur Männer. Seit neuem weiß man auch, dass es tatsächlich besondere Gene gibt bei Leuten, die Cohen heißen, sodass man auch dann unter Umständen einen Nachweis erbringen kann, dass man aus dieser Linie stammt, selbst wenn man nicht Cohen heißt.
Ich habe die E-Mail-Adresse, wo man die Unterlagen für einen solchen Test bekommt, falls jemand wissen möchte, ob er dazu gehört.
Gut, das sind die Grundlagenkapitel. Diese waren seit der Zeit von Mose um 1500 vor Christus mit der Stiftshütte bis ins Jahr 70 nach Christus grundlegend, dann haben die Opfer aufgehört, wie wir heute Morgen gesehen haben, wenn viele Tage ohne Opfer waren.
Aber heute, wo die Vorbereitungen zum dritten Tempel wieder erwachen, wird das alles auf eine ganz neue Art wieder studiert und gelernt, um es zu praktizieren.
Die Zeit dazwischen war ein echtes Problem. Ein Judentum ohne Opfer ist wie ein Herz, das herausgeschnitten wurde. Das ist ein total amputiertes Judentum gewesen.
Das hat vielen Mühe gemacht durch die zweitausend Jahre hindurch: Wo sind die Opfer? Wo sind die Opfer geblieben? Warum hat Gott sie uns weggenommen?
Es gab dann auch die Belehrung der Rabbinen im Talmud: Wer diese Kapitel liest, dem werden sie von Gott zugerechnet, als ob er diese Opfer darbringen würde.
Strenge Juden lesen diese Kapitel quasi als Ersatz dafür, dass sie die Opfer nicht darbringen können.
Es gibt eine wunderbare Veröffentlichung eines russischen Juden im 19. Jahrhundert, der davon berichtet, wie er diese Kapitel gelesen und auch Gott gebeten hat, wenn er sie las: Jede Woche, Herr, rechne mir das Lesen zu, als würde ich dir diese Opfer bringen.
Er ist dann schließlich zum Glauben gelangt, dass Jesus Christus all diese Opfer in seinem Opfer von Golgatha erfüllt hat.
Genau so wollen wir diese Kapitel angehen. Wir wollen sehen, was diese Opfer bedeuten.
Im Seminarteil heute Morgen kam die Frage auf: Ich verbinde das Opfer Isaaks. Wir haben gesehen, das Opfer Isaaks hat genau dort stattgefunden, oder die Darbringung, wo später Jesus Christus wirklich gestorben ist, auf einem der Berge im Land Moria.
Hier in 3. Mose haben wir Tieropfer. Das war die nächste mögliche Annäherung, um das Opfer von Jesus Christus vorzuschatten.
Menschenopfer waren unmöglich. Im Fall von Isaak war das eine ganz besondere Geschichte, wo Gott zeigen wollte: Eigentlich ist das Tieropfer zu wenig, es bräuchte einen Menschen. Aber im letzten Moment wurde das Opfer Isaaks gestoppt, weil es nicht nur einen Menschen braucht, sondern einen vollkommenen, sündlosen Menschen.
Dort hatte man schon den klaren Hinweis bekommen: Auf diesem Berg wird einmal das Opfer dargebracht werden, das alle alttestamentlichen Opfer von Tieren erfüllen würde.
Dazu lesen wir Jesaja 53, einfach etwas daraus. In diesem Kapitel werden die Leiden des Messias vorausgesagt, etwa 700 Jahre vor Christus.
Ich muss betonen: Die alten Rabbiner haben dieses Kapitel ganz eindeutig auf den Messias bezogen. Sogar im Talmud, im Traktat Sanhedrin 98b, wird Jesaja 53 auf den Messias bezogen.
Dort heißt es: Wie heißt eigentlich der Messias? Dann wird Jesaja 53,4 zitiert, und da heißt es: „Er ist der von Gott Geschlagene.“ Jesaja 53,4 wird also auf den Messias bezogen, als Titel, als Name „Nagua“, der Geschlagene.
Sie wussten also ganz genau, dass es sich um den Messias handelt.
Jetzt lese ich etwas aus Jesaja 53,3: „Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann, der Schmerzen nur mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet.
Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Und wir hielten ihn für bestraft, Nagua, von Gott geschlagen und niedergebeugt.
Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“
Vers 7: „Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, gleich dem Lamm, welches zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scheren.“
Da wird er mit dem Lamm verglichen, das zur Schlachtung geführt wird. Ein Mensch stirbt so, wie die Opfertiere starben, und sein Opfer ist stellvertretend für die Sünden anderer.
Ich lese noch Vers 11: „Von dem Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen, durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, und ihre Missetaten wird er auf sich laden.“
Da wird also alttestamentlich deutlich erklärt, dass das Opfer des Messias die Erfüllung der Tieropfer ist.
So wird in prophetischer Vergangenheitsform, ein Kunstgriff der Propheten, das Leiden des Messias vorausgesagt.
Ich möchte noch aus Psalm 40 lesen. Das ist ein messianischer Psalm, und wir hören die Stimme des Messias in Psalm 40, Vers 6 beziehungsweise 7, je nach Zählung.
Da sagt der Messias: „An Schlacht und Speisopfer hattest du keine Lust, Ohren hast du mir bereitet, Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert.
Da sprach ich: Siehe, ich komme! Im Buch steht von mir geschrieben: Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust, und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens.“
Hier finden wir die Ausdrücke Schlacht-, Speisopfer, Brandopfer, Sündopfer. Diese Ausdrücke finden sich in 3. Mose 1 und folgenden Kapiteln.
Der Messias sagt also zu Gott: An Schlacht- und Speisopfer hattest du keine Lust, Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert.
Aber wir haben doch gesehen, dass Gott das auch gesagt hat. Das bedeutet, dass es nicht das Eigentliche ist, das Gott will. Es ist nicht das Opfer eines Tieres, das in sich für Gott etwas bedeutet. Es ist nicht eigentlich das, was Gott will, sondern nur ein symbolischer Hinweis.
Darum sagt der Messias: „Da sprach ich: Siehe, ich komme! Im Buch steht von mir geschrieben: Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust.“
Und was war der Wille Gottes? Der Wille Gottes war, dass der Messias als Mensch stirbt und all diese Opfer erfüllt.
Diese Verse werden in Hebräer 10 zitiert. Dort heißt es ausdrücklich, dass Jesus Christus das gesagt hat, als er in die Welt kam.
Das ist ein Weihnachtstext. Als er in die Welt kam, hat er das gesprochen. Er, als Sohn Gottes, ist ein Kind geworden.
Allerdings, wenn man in Hebräer 10 liest – das Neue Testament ist griechisch, das Alte Hebräisch – steht dort nicht „Ohren hast du mir bereitet“, sondern „Einen Leib hast du mir bereitet“.
Ich will erklären, dass das kein Gegensatz ist.
Wörtlich steht sogar im Hebräischen „Ohren hast du mir gegraben“.
Wenn der Embryo im Mutterleib ausgebildet wird, ist er zunächst ein ungeformter Knäuel.
Das finden wir auch im Alten Testament, Psalm 139: David sagt: „Meinen Knäuel sahen deine Augen.“ Das hebräische Wort „kolem“ bedeutet Knäuel, die ungeformte Masse.
„Meinen Knäuel sahen deine Augen.“
Jetzt heißt es hier: „Ohren hast du mir gegraben.“ Die Embryonalentwicklung ist ein wunderbares Geheimnis. Plötzlich beginnen sich in diesem Knäuel Furchen zu bilden, und eine der frühesten Entwicklungen ist das Bilden der Gehörgänge.
„Ohren hast du mir gegraben.“
In der Übersetzung Hebräer 10 steht „Einen Leib hast du mir bereitet“. Das ist eine dynamisch äquivalente Übersetzung, die genau den Sinn der Aussage trifft: Du hast mir einen Leib bereitet, den Mutterleib.
Es wird betont: Ohren, ich will hören, was du willst, und dein Wille ist, dass ich mich als Opfer hingebe.
So hat der Messias Jesus in seinem Tod als Mensch – darum ist er Mensch geworden – all diese Opfer erfüllt.
Wenn wir diese Perspektive haben, eben aus Psalm 40, Jesaja 53 und Hebräer 10, dann haben wir den Schlüssel, den Zugang zu diesen ersten Kapiteln des dritten Buches Mose.
Wir kommen zur nächsten Überschrift: Die blutigen Opfer im Detail.
Die blutigen Opfer im Detail
Ja, ich habe ja vorhin aufgezählt, wir haben fünf verschiedene Opfer, aber nur vier sind blutig. Das zweite auf dem Blatt, das Speisopfer, ist unblutig. Es besteht aus Mehl und musste immer von blutigen Opfern begleitet werden. Man hat also das Speisopfer nie isoliert dargebracht, sondern immer in Verbindung mit den blutigen Opfern auf dem Altar. Was die Bedeutung davon ist, werden wir sehen.
Wir haben vier blutige Opfer, die wir zuerst anschauen wollen. In Verbindung mit diesen steht das Speisopfer.
Erstens das Brandopfer. Auf Hebräisch heißt es „Ola“. Das bedeutet wörtlich „Aufsteigendes“, und zwar im Sinn von „aufsteigendes Opfer“. Es ist das Opfer zum Wohlgefallen für Gott. Das haben wir gelesen in 3. Mose 1,3 am Schluss: „Er soll sie darbringen zum Wohlgefallen für ihn vor dem Herrn.“ In Vers 9 am Schluss heißt es: „Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Herrn.“ In Vers 13 am Schluss steht wieder „lieblichen Geruchs dem Herrn“, ebenso in Vers 17.
Im Neuen Testament wurde dieses Wort mit „Holokautoma“ übersetzt, was „das vollständig Verbrannte“ bedeutet, wiederum im Sinn von Opfer, also das vollständig verbrannte Opfer. Übrigens kommt das Wort „Holocaust“ daher. Aber es ist eigentlich falsch, wenn man es auf das jüdische Volk bezieht. Denn das Holocaust-Opfer ist das perfekte Opfer zum lieblichen Geruch des Herrn, das keine Sünde an sich hat. Und das kann kein Jude und kein Nicht-Jude von sich sagen. Wir sind eben alle verdorben in unserer sündigen Natur. Darum passt das eigentlich nicht. Ich spreche lieber von der Judenvernichtung oder, wenn man schon ein Fremdwort verwenden will, von der Schoah. Schoah ist ein hebräisches Wort und bedeutet Katastrophe. Das trifft es.
Das Holokautoma findet man in Hebräer 10,6. Dort heißt es, dass das Opfer zur Verherrlichung Gottes, zum lieblichen Geruch dem Ewigen dargebracht wird. Man kann diesen Ausdruck auch übersetzen mit „Reach Nichoach Ladonai“, also „zum Geruch der Ruhe für den Ewigen“. Es ist also das Opfer, in dem Gott seine vollständige Erfüllung findet.
Wir finden es zum ersten Mal in 1. Mose 8,21. Dort hat Noah nach der Sintflut solche Brandopfer gebracht, und dann heißt es, dass der Herr den Duft der Ruhe roch. Danach sagt er: „Nie mehr werde ich eine Sintflut bringen über die Welt.“ Also ist das Opfer das, das für Gott wirklich all seinen Zorn gegen die Sünde löst, und Gott kann sagen: „Jetzt gibt es kein Gericht mehr.“
Wir finden in 3. Mose 1,4 die Aufforderung: „Und er, der das Opfer bringt, soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühne für ihn zu tun.“ Hier haben wir also das Thema Handauflegung.
Das Wort „Samach“, ich glaube, ich habe das auch aufgeschrieben – nein, habe ich nicht –, bedeutet eigentlich „aufstützen“. Also nicht nur einfach die Hand oben auf den Kopf legen, sondern mit Druck auf den Kopf auflegen. Das bedeutet Identifikation.
Zum Beispiel hat Mose in 5. Mose 34, als Joshua sein Nachfolger werden sollte, ihm die Hände aufgelegt. Da hat er gewissermaßen sein ganzes Gewicht auf Joshua übertragen. Und dann sollte Joshua so anerkannt sein wie Mose. Wir sehen hier den Begriff, das Bild der Übertragung.
Das spielt nun eine ganz große Rolle bei den Opfern. Da musste auch immer wieder die Hand aufgedrückt werden auf das Opfer, und dann entsteht Identifikation. Hier ist es so, dass das Opfer dem Aufstützenden seine Herrlichkeit übergibt. Das heißt, wenn er das macht, sagt Gott: „Dann ist es zum Wohlgefallen für ihn vor dem Herrn.“ Dann betrachtet Gott den Aufstützenden, als wäre er selbst das Opfer. Das heißt, die Herrlichkeit des Opfers wird ihm zugerechnet. Das ist ganz gewaltig.
Wenn wir zum Beispiel Epheser 1,7 aufschlagen, verstehen wir diesen Gedanken noch deutlicher. Dort heißt es: „Von Gott und seiner Gnade, worin er uns begnadigt hat in dem Geliebten, in welchem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen.“
Der Ausdruck „begnadigt“ kann man übersetzen mit „eben begnadigen“ oder auch „angenehm machen“. Das griechische Wort hat die Doppelbedeutung „begnadigen“ oder „angenehm machen“. Wenn wir das in diesem Sinne übersetzen, heißt es: „Worin er uns angenehm gemacht hat in dem Geliebten, in welchem wir die Erlösung haben.“ Das heißt, indem wir uns eins machen mit dem Opfer von Jesus Christus – das geschieht bei der Bekehrung –, sagen wir: „Das Opfer von Jesus Christus ist geschehen für mich ganz persönlich.“
Ich habe mal als Teenager auf dem Bahnhof in Zürich Daktate verteilt und bin dann in ein Gespräch gekommen. Ich fragte jemanden: „Glauben Sie, dass Jesus Christus für Sie gestorben ist?“ Er sagte: „Er ist für alle gestorben.“ Ich fragte weiter: „Aber glauben Sie, dass er auch für Sie gestorben ist?“ Er antwortete: „Ja, er ist für alle gestorben.“ Da fragte ich noch einmal. Er konnte nicht wirklich sagen, dass er für ihn gestorben ist. Das war der klare Beweis, dass er nie seine Hände auf das Opfer gelegt hat. Er hat also nie effektiv gesagt: „Dieser Tod ist genau wegen mir geschehen.“ Nur wer das sagen kann, für den gilt „angenehm gemacht in dem Geliebten“, das heißt, die Herrlichkeit Christi wird uns zugerechnet.
Dazu möchte ich noch 2. Korinther 2 lesen, das ist vielleicht noch deutlicher. Dort heißt es in Vers 14: „Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzug umherführt in Christus und den Geruch seiner Erkenntnis an jedem Ort durch uns offenbart; denn wir sind Gott ein Wohlgeruch Christi.“ Das ist ein unerhörtes Wort. Das heißt, wenn Gott erlöste Menschen anschaut, sieht er die ganze Herrlichkeit von Jesus Christus in ihnen. Nicht, weil wir irgendetwas verdient haben, das ist reine Zurechnung durch Handauflegung.
Die Identifikation geht so weit, dass Paulus sagen kann in Galater 2,20: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“ Das ist das Entscheidende: diese Identifikation mit Jesus Christus, und dann rechnet uns Gott seine Herrlichkeit zu.
Es mag vielleicht überraschen, dass es in 3. Mose 1,4 heißt „um Sühne für ihn zu tun“, denn im Brandopfer wird nie gesagt, dass jemand Sünden bekennen soll. Es gibt dafür zwei Erklärungen.
Das Wort „Sühnen“ habe ich auf dem Blatt erklärt. Auf Hebräisch heißt es „lechaber alav“, also eigentlich „über ihm zudecken“. Sühnen heißt, über jemanden zuzudecken, sodass der Zorn Gottes nicht den Schuldigen trifft, sondern den, der ihn zudeckt. So ist Jesus Christus dazwischengetreten.
Der Hauptgedanke beim Brandopfer ist, dass Jesus Christus mit seiner ganzen Herrlichkeit uns zudeckt. „Um Sühne zu tun“ heißt, dass er seine Herrlichkeit uns zurechnet und uns darum vor dem Gericht verschont.
Vielleicht ist noch etwas zu sagen: Im Judentum hat man erklärt, für Gedankensünden müsse man Gott ein Brandopfer bringen. Das steht aber nirgends so im Gesetz Mose. Das hat man oft als rabbinischen Kunstgriff abgetan. Aber es hat etwas daran.
Als Hiob sich überlegte, als wieder einmal seine zehn Kinder Geburtstag gefeiert hatten, sagte er sich vielleicht, sie hätten sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt. Dann brachte er für sie ein Opfer dar, und zwar ein Brandopfer. Er brachte kein Sündopfer, aber er brachte das Brandopfer im Blick auf verborgene Sünden in Gedanken. Darum ist dieser Gedanke gar nicht so abwegig.
Wichtig ist: Im Vordergrund steht beim Brandopfer jedenfalls nicht die Sünde, sondern dass die Herrlichkeit des Opfers dem Opfernden zugerechnet wird.
Ja, es ist Zeit für Pause, und zwar bis 15.30 Uhr. Wir haben also etwas von der Stellvertretung gesehen, wobei das Opfer Christi seine Herrlichkeit uns zurechnet.
Noch eine Stelle, die hilfreich ist, ist Epheser 5,2. Sie macht das Brandopfer Christi im Neuen Testament richtig deutlich. Dort heißt es in Epheser 5,1-2: „Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder und wandelt in Liebe, gleichwie auch der Christus oder der Messias uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.“
Da haben wir ausdrücklich diesen Wohlgeruch des Opfers in Christus. Interessant ist, es wird gesprochen von „Darbringung“ und „Schlachtopfer“, und das Wort „Darbringung“ ist speziell der Begriff für das Speisopfer, das unblutige. Das führt uns dann schon zu Kapitel zwei mit dem Speisopfer.
Doch zunächst noch ein paar Bemerkungen zu 3. Mose 1.
Man könnte natürlich jetzt im Detail erklären und auslegen, was die Haut, die abgezogen wird, das Zerlegen in die Stücke, das Fett, das gesondert wird und so weiter bedeutet. Alles hat in der Übertragung Bedeutungen im Blick auf das Werk von Jesus Christus. Aber das Ziel heute ist nicht, das im Detail anzuschauen, sondern eine Einführung ins dritte Buch Mose zu geben.
Das ist also nicht unser Ziel, aber ich will damit nur andeuten: Da gibt es noch vieles zu holen.
Das erste Opfer, das beschrieben wurde, war die Darbringung eines Stiers. Der Stier ist das größte Opfer im Alten Testament. Aber in 3. Mose 1,10 heißt es dann: „Und wenn seine Opfergabe vom Kleinvieh ist, von den Schafen oder von den Ziegen zum Brandopfer, so soll er sie darbringen, ein männliches ohne Fehl.“
Es konnte also sein, dass ein Israelit, der gerne freiwillig ein Opfer bringen wollte, eben ein Brandopfer, nicht genug Geld hatte, um einen Stier zu holen. Kein Problem, dann durfte er auch etwas Kleineres bringen, ein Schaf oder eine Ziege.
Es konnte also sein, jemand wollte gerne ein Opfer freiwillig bringen, hatte aber nicht genug Geld dafür. Kein Problem.
In Vers 14 heißt es: „Und wenn ein Brandopfer vom Geflügel seine Opfergabe ist dem Herrn, so soll er von den Turteltauben oder von den jungen Tauben seine Opfergabe darbringen.“ Das waren die kleinsten Opfergaben, die möglich waren. Also konnte man auch einfach eine Taube bringen.
Bei jedem Opfer heißt es am Schluss „zum lieblichen Geruch dem Herrn“. Das können wir natürlich sehr schön übertragen. Das ist die alttestamentliche Anbetung.
Gott sagt aber nicht: „Eure Fantasie“, sondern: „Wenn ihr mir etwas bringen wollt, mit mir Gemeinschaft haben wollt, dann bringt mir diese Opfer, die von meinem Sohn sprechen und von seinem Opfer.“ Das will Gott.
Er sagt: Je nach Reichtum kann der eine ein großes Opfer bringen, der andere ein kleines. Aber es geht ihm einfach darum, dass ihr ihm etwas bringt.
So ist es wichtig: In der geistlichen Reife gibt es große Unterschiede, aber Gott sagt nicht, ich will nur große Opfer und sonst nichts, sondern jeder soll das, was er in Jesus Christus und seinem Opfer gesehen hat, als Dank Gott bringen. Und Gott nimmt das mit Freude an.
Er freut sich darüber, wenn wir zu ihm sprechen von dem, was wir in Jesus Christus, seinem Sohn, gesehen haben.
Der Herr Jesus hat ja sogar in Johannes 4,23 gesagt: „Der Vater sucht solche als seine Anbeter.“ Das entspricht genau diesem Vers 1.
Und der Herr rief Mose. Das ist Gottes Wunsch.
Darum: Gemeinschaft mit Gott haben und zu ihm sprechen über das Opfer seines Sohnes, das, was du in ihm gesehen hast.
Weitere Opferarten und ihre Bedeutung
Jetzt überspringen wir kurz das Speisopfer und wenden uns dem Friedensopfer in Kapitel 3 zu. Auf Hebräisch heißt das Friedensopfer „zwach shelamin“. Man kann es mit Friedensopfer, Dankopfer, Rettungsopfer, Wohlstandsopfer, Gemeinschaftsopfer oder Freundschaftsopfer übersetzen – all diese Bedeutungen stecken in „zwach shelamin“ drin.
Dieses Opfer unterscheidet sich vom Brandopfer zum Beispiel dadurch, dass beim Brandopfer niemand etwas essen durfte. Es war ein Holocaust, ein vollständig für Gott verbranntes Opfer. Beim Friedensopfer hingegen wurde nur ein Teil auf dem Altar für Gott verbrannt, einen Teil durfte man selbst essen. Man durfte auch andere einladen. Zum Beispiel ging Elkana jedes Jahr nach Silo zur Stiftshütte und gab Hanna immer ein besonders großes Stück. Das war ein „zwach shelamin“, ein Friedensopfer.
Es geht also um Gemeinschaft. Gemeinschaft haben wir, wenn wir uns an denselben Dingen freuen. Wir haben Gemeinschaft mit Gott, wenn wir uns über das Gleiche freuen, was auch Gott freut, wenn unsere Interessen mit seinen übereinstimmen. Genauso ist es auch unter Menschen. So haben wir im Friedensopfer gewissermaßen das Gemeinschaftsopfer, bei dem Menschen Gemeinschaft mit Gott und untereinander haben.
Um das neutestamentlich auszudrücken, schlagen wir Kolosser 1, Vers 20 auf. Dort kommt die Bedeutung des Friedensopfers zur Geltung. „Shelamim“ ist verwandt mit „Shalom“, was Frieden bedeutet. In Kolosser 1, Vers 20b heißt es: „indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes.“ Das drückt aus, dass wir Frieden mit Gott durch das Opfer von Jesus Christus haben. Auf dieser Grundlage können wir Gemeinschaft mit Gott und untereinander haben.
Nun kommen wir zum Sündopfer in 3. Mose 4. Auf Hebräisch heißt es „Chattat“, was einfach „Sünde“ bedeutet. Je nach Zusammenhang steht es für Sünde, Sündopfer oder auch Zielverfehlungsopfer. Dieses Opfer war nötig, wenn man gesündigt hatte. Es war nicht freiwillig, sondern man war verpflichtet, dieses Opfer zu bringen. Man musste auch bekennen, was man getan hatte. Der Schuldige selbst musste das Tier nach der Handauflegung schlachten.
In 3. Mose 4 wird neunmal betont, dass dem Schuldigen vergeben wird: Vers 21 – „Und so tue der Priester Sühnung für sie, und es wird ihnen vergeben werden“, Vers 26 am Schluss – „und es wird ihm vergeben werden“, Vers 31 am Schluss – „und es wird ihm vergeben werden“ und so weiter. Jedes Mal wird die Vergebung ganz klar zugesprochen.
Bei diesem Opfer gibt es jedoch eine Besonderheit. Ich lese 3. Mose 4, Vers 11: „Und die Haut des Farren oder des Stieres und all sein Fleisch samt seinem Kopf und seinen Schenkeln und seinen Eingeweiden und seinem Mist – den ganzen Stier soll er hinausbringen außerhalb des Lagers, an einen reinen Ort, nach dem Schutthaufen der Fettasche, und soll ihn auf Holzscheiten mit Feuer verbrennen.“ Das Wesentliche dieses Opfers wurde also außerhalb des Lagers verbrannt. Es durfte nicht auf den Altar kommen.
Warum nicht? Das Opfer war zwar vollkommen, aber der Opfernde musste die Hand auf das Tier legen und damit das ganze Gewicht seiner Sünde auf das Opfer übertragen. Sünde ist für Gott so abscheulich, dass er sagt: „Ich kann das nicht in meiner Gegenwart haben.“ Deshalb musste das Opfer außerhalb des Lagers verbrannt werden.
Damals, in der Wüste, bedeutete das Lager den gesamten Bereich, wo Israel mit den Zelten wohnte, rund um die Stiftshütte. Außerhalb dieses Bereichs musste das Opfer verbrannt werden. Später, als der Tempel in Jerusalem gebaut wurde, bezeichnete man mit dem Lager die Stadt Jerusalem mit ihren Stadtmauern. So mussten die Sündopfer außerhalb der Stadtmauern verbrannt werden.
Das ist auch bei Jesus Christus geschehen. Er wurde hinausgeführt außerhalb der Stadt. In Hebräer 13, Vers 12 heißt es: „Und er hat außerhalb des Lagers, außerhalb des Tores gelitten.“ Er wurde so mit unserer Sünde identifiziert, dass Gott sich in den drei Stunden der Finsternis von ihm abwandte. Deshalb schrie Jesus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Gott hat ihn verlassen, weil er mit unserer Sünde identifiziert wurde. Gott kann keine Gemeinschaft mit Sünde haben. In dieser Gottverlassenheit ist Jesus als Opfer hineingegangen.
Das ist etwas ganz Dramatisches und Unbegreifliches: das Sündopfer wird außerhalb des Lagers dargebracht – durch Identifikation. Beim Brandopfer gab es auch Identifikation, aber da hat das Opfer seine Herrlichkeit dem Aufstützenden gegeben. Beim Sündopfer hingegen gibt der Aufstützende seine Schande auf das Opfer.
So sehen wir, wie diese Opfer verschiedene Seiten des Opfers von Jesus Christus beleuchten. Erst wenn wir alle Seiten betrachten, erhalten wir das richtige Bild von dem, was auf Golgatha geschehen ist.
Wir verstehen das Sündopfer noch besser, wenn wir einen Schritt weitergehen. Es gibt nämlich noch das Schuldopfer in Kapitel 5, ab Vers 16. Dort sieht man wieder: Wenn man gesündigt hat, musste man ein Schuldopfer bringen.
Was ist der Unterschied zwischen Schuldopfer und Sündopfer? Beim Schuldopfer merkt man, dass es gebracht werden musste, wenn man durch seine Sünde einen Schaden angerichtet hatte. Zum Beispiel, wenn ich jemandem tausend Schekel gestohlen habe, dann musste ich kein Sündopfer bringen, sondern ein Schuldopfer. Gleichzeitig musste ich dem Geschädigten den vollen Betrag zurückgeben und zusätzlich ein Fünftel, also zwanzig Prozent, darauflegen. Das gehörte zum Schuldopfer dazu.
Die Betonung beim Schuldopfer liegt also mehr auf dem Schaden, der durch die Sünde angerichtet wurde. Beim Sündopfer liegt die Betonung weniger auf der Konsequenz, sondern auf der Bösartigkeit der Tat. Es geht um die verdorbene Natur des Menschen.
Warum sündigen wir Menschen? Weil wir eine vollkommen verdorbene Natur haben. Paulus sagt in Römer 7: „Ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt.“ Das ist etwas, was heute in der Evangeliumsverkündigung meist fehlt. Die totale Verdorbenheit des Menschen – das haben die Reformatoren noch verkündet, heute hört man das kaum noch.
Auch die Tatsache, dass wir diese sündige Natur in uns haben, gilt auch für den Gläubigen. Er ist im Prinzip zu jeder Untat fähig. Das Sündopfer zeigt, dass Jesus Christus nicht nur für das gestorben ist, was ich getan habe, sondern auch für das, was ich bin.
Das Sündopfer wurde mit der ganzen Schande und Verdorbenheit des Opfernden beladen. In diesem Sinn wird das Sündopfer in Römer 8, Vers 3 auf Jesus Christus bezogen. Dort heißt es: „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch, das ist die sündige Natur des Menschen, kraftlos war, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und für die Sünde, das heißt als Sündopfer sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte.“
Ich weiß, der Text ist schwierig, aber ich will erklären: Der Ausdruck „für die Sünde sendend“ ist im Griechischen der spezielle Fachausdruck für das Sündopfer. Es bedeutet: „Als Sündopfer hat er ihn geschickt“, und er hat die Sünde, also die verdorbene Natur des Menschen, an ihn verurteilt.
Noch ein Vers dazu: 2. Korinther 5, Vers 21 – „Der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“ Diese Aussage geht weiter: Jesus Christus zur Sünde gemacht heißt nicht nur, dass er unsere Sünden getragen hat, sondern dass er von Gott so betrachtet wurde, als wäre er derjenige gewesen, der die Schande in unserem Leben überhaupt bewirkt hätte.
Das ist so furchtbar, dass man es kaum auszusprechen wagt. Aber das ist der Sinn: „Zur Sünde gemacht“ heißt, dass Gott ihn juristisch so behandelt hat, als wäre er die Quelle des Bösen in unserem Leben gewesen – und dafür ist er gestorben.
Das finden wir im Sündopfer. Es betont, dass Jesus Christus unsere Sünden weggeschafft hat und in einem Opfer gestorben ist, das auch die Verdorbenheit unseres Wesens trägt.
Das Schuldopfer betont, dass Jesus Christus nicht nur für unsere Sünden gestorben ist, sondern auch im Hinblick auf all das, was wir kaputt gemacht haben. Es ist klar, dass manche Dinge repariert werden können, aber wenn man darüber nachdenkt, könnte einem fast schlecht werden, wie viele Dinge wir nicht mehr gutmachen können.
Hier dürfen wir wissen: Jesus Christus ist auch dafür gestorben. Sein Opfer hat mehr gutgemacht, als wir kaputtmachen konnten. Das ist ein Trost für alle, die gewisse Dinge als Last empfinden, weil sie sie nicht mehr gutmachen können. Sie dürfen wissen, dass Jesus auch für den Schaden gestorben ist.
Der Herr ist also auch das wahre Schuldopfer.
Nun kommen wir noch zum Speisopfer. Wie gesagt, es wurde aus Mehl hergestellt, gewissermaßen aus der Frucht der Erde. Herr Jesus ist als richtiger Mensch hier auf der Erde geboren worden. So spricht die Frucht der Erde von ihm als Mensch.
Dieses Korn wurde zu Mehl gemahlen. Wenn man Körner mahlt, sieht man genau alles, was drin ist. Im weißen Mehl sehen wir die Vollkommenheit von Jesus Christus als Mensch. Daraus musste man Kuchen machen, die gebacken und zusammen mit blutigen Opfern Gott dargebracht wurden.
Die Speisopfer sprechen ganz besonders vom Leben von Jesus Christus hier auf Erden, vor seinem Tod, bevor er sein Blut gab, denn sie sind unblutig. Sein Leben war so vollkommen, dass er das Blutopfer werden konnte.
Isaak konnte das nicht, weil sein Leben nicht vollkommen war, sondern verdorben wie unseres.
So sehen wir, wie wichtig das Speisopfer ist. Das ganze Leben – diese 33 Jahre – waren für Gott so wunderbar, wie es sie nie zuvor gegeben hat. Alle Menschen, die über die Erde gegangen sind, haben Gott verunehrt.
Dann aber kam vor etwa 2000 Jahren ein Mensch, dessen Leben so vollkommen mit Gottes Willen übereinstimmte, dass sich der Himmel öffnete. Bei seiner Taufe sagte eine Stimme: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Auch am Ende seiner drei Jahre, auf dem Berg der Verklärung, öffnete sich der Himmel wieder, und die Stimme ertönte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Dieser Ausspruch kommt siebenmal im Neuen Testament vor, auch außerhalb der Evangelien, zum Beispiel in 2. Petrus 1.
Dieses vollkommene Leben war die Voraussetzung dafür, dass er das vollkommene Blutopfer werden konnte.
Einweihung der Priester und die Rolle der Gläubigen heute
Jetzt können wir zu 3. Mose 8 weitergehen. Dort finden wir die Einweihung des Hohen Priesters Aaron und seiner vier Söhne. Wir stehen ganz am Anfang des Opferdienstes. Nun werden die ersten Priester für den Dienst eingeweiht. Das waren also nur ganz besonders Auserwählte aus dem Volk Israel.
Im Neuen Testament ist das jedoch ganz anders. In 1. Petrus 2 spricht der Apostel allgemein die Gläubigen an, die heute erlöst sind. Dort heißt es in 1. Petrus 2,5: „Ihr selbst werdet als lebendige Steine aufgebaut zu einem geistlichen Haus, zu einem heiligen Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, die Gott durch Jesus Christus wohlgefällig sind.“
Hier werden die Gläubigen allgemein angesprochen und es wird ihnen gesagt: Ihr seid ein heiliges Priestertum. Das bedeutet, jeder Gläubige ist ein Priester, und zwar ohne Ordination. Weiter sagt der Apostel, was sie zu tun haben: Sie sollen geistliche Schlachtopfer darbringen, nicht Tieropfer. Das heißt, indem wir zu Gott sprechen über seinen Sohn und von dem, was wir in seinem Opfer gefunden haben, üben wir Priesterdienst aus.
Das war eine der großen Entdeckungen der Reformatoren. Die damalige Vorstellung eines Klerus und einer besonderen Priesterklasse stimmt so nicht. Jeder Gläubige ist ein Priester. Und es braucht keine spezielle Ordination. In der Bibel lesen wir überhaupt nichts von einer Priesterordination. So verkündeten die Reformatoren die Lehre vom allgemeinen Priestertum der Gläubigen, basierend auf der Bibel.
Das ist eine gewaltige Erkenntnis: Wenn wir 3. Mose 8 übertragen, dann ist Jesus Christus der Hohepriester – so wird er im Hebräerbrief zehnmal genannt. Wir als seine Erlösten heute sind das Priestertum.
Auch Offenbarung 1,5 ist so zu verstehen: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater, ihm sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“ Alle Erlösten sind Priester. Die Frage ist nur, ob wir das auch ausleben oder ob wir diese Berufung brachliegen lassen.
Beginn des Priesterdienstes und das Feuer Gottes
Dann, in 3. Mose 9, nach der Einweihung, finden wir den Beginn, wie diese Priesterfamilie ihren Dienst aufnimmt. Zu dieser Gelegenheit erscheint plötzlich die Schechina in der Stiftshütte.
Hier sehen wir eine Übereinstimmung mit 2. Mose 40, wo die Schechina kam und das Haus erfüllte – die Wolkensäule der Herrlichkeit Gottes.
Dann geschieht etwas ganz Besonderes: Plötzlich kommt ein Blitz vom Himmel und entzündet das Opfer. Das lesen wir in 3. Mose 9, Vers 24: „Und es ging Feuer aus von dem Herrn und verzehrte auf dem Altar das Brandopfer und die Fettstücke, und das ganze Volk sah es, und sie jauchzten und fielen auf ihr Angesicht.“
Das Feuer auf dem Altar war also kein gewöhnliches Feuer, sondern ein Blitz von Gott. Von diesem Zeitpunkt an musste das Feuer ständig erhalten bleiben. Es durfte nie mehr ausgehen und wurde zur Grundlage für alle weiteren Opfer.
Später finden wir das gleiche Phänomen bei der Einweihung des salomonischen Tempels. Auch dort kam zu Beginn ein Blitz vom Himmel, der das Opfer auf dem Altar entzündete. Auch dieses Feuer musste erhalten bleiben.
Jetzt stellt sich die Frage: Wenn der dritte Tempel gebaut wird und man mit den Opfern beginnt, wird dann wieder ein Blitz vom Himmel kommen? Und wenn nicht, wird man dann überhaupt opfern können?
Dieses Problem ist nicht neu. Als die Juden unter Serubbabel aus Babylon zurückkehrten (Esra 1) und den Altar an derselben Stelle bauten (Esra 3), wird nichts von einem Blitz erwähnt. Sie führten den Opferdienst bis zum Jahr 70 durch. Jesus Christus besuchte oft den Tempel, wie die Evangelien berichten, doch ein solches Feuer war nie da.
Im Talmud steht, dass im Zweiten Tempel verschiedene Dinge fehlten, die es im Salomonischen Tempel gab. Zum Beispiel gab es keine Bundeslade im Allerheiligsten, keine Schechina, keine Wolkensäule und auch kein Feuer von Gott. Diese Elemente fehlten.
Trotzdem war der Opferdienst möglich. Man merkte jedoch, dass etwas nicht mehr so war wie zuvor. Das hat eine besondere Bedeutung, denn in Hosea 1 spricht Gott als Gericht über Israel: „Ihr seid nicht mein Volk“, Lo Ami.
Das zeigte sich nach der Rückkehr aus Babylon. Sie hatten keine Wolkensäule mehr und keinen Blitz vom Himmel. Doch das ist ein anderes Thema.
In Hosea 1 und 2 wird gesagt, dass in der Zukunft, wenn der Messias kommt und sein Reich aufrichtet, Gott zu Israel wieder sagen wird: „Ihr seid mein Volk!“ Dann werden sie wieder angenommen als Ammi, mein Volk.
Seit zweieinhalbtausend Jahren gelten sie als Lo Ami, nicht mein Volk. Hosea sagt aber, dass der Tag kommen wird, an dem sie wieder Ammi, mein Volk, genannt werden.
Deshalb hatten sie in dieser Zeit keine Schechina und auch kein Feuer auf dem Altar.
Das bedeutet: Beim dritten Tempel ist noch nicht damit zu rechnen, dass dieser Blitz vom Himmel kommt. Erst wenn Jesus Christus den Hesekiel-Tempel voll ausbaut, kann man damit rechnen. Dann ist Israel wieder Ammi, mein Volk.
Was aber wird der Antichrist tun? In Offenbarung 13 wird beschrieben, dass er Feuer vom Himmel herabkommen lassen wird, wie Elija. Bei Elija war dies ein Beweis für den wahren Gott.
Der Antichrist wird in der Zulassung Gottes genau das tun, um die Massen völlig zu verführen.
So viel als kleiner Exkurs.
Der Tod von Nadab und Abihu und die Bedeutung von Nüchternheit
Dritte Mose Kapitel zehn erzählt eine ganz schreckliche Geschichte.
Vers 1: Die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen jeweils ihre Rauchpfanne, füllten sie mit Feuer und legten Räucherwerk darauf. Sie brachten fremdes Feuer vor den Herrn dar, das er ihnen nicht geboten hatte. Daraufhin ging Feuer vom Herrn aus, verzehrte sie, und sie starben vor dem Herrn.
Man stelle sich das vor: Alles hatte so herrlich begonnen mit Aaron und seinen vier stolzen Söhnen Eleasar, Itamar, Nadab und Abihu. Doch dann kamen die beiden, Nadab und Abihu, und nahmen nicht das Feuer von dem heiligen Blitzfeuer, sondern irgendein fremdes Feuer. Gott tötete sie beide. Mehr dazu nach der Pause.
Oder liege ich falsch? Ja, jetzt haben wir bis 6:30 Uhr Pause, danach geht es weiter.
Wir fahren jetzt fort mit Dritte Mose Kapitel zehn. Wieso hört man mich nicht? Wir fahren weiter mit Dritte Mose zehn.
Der Tod von Nadab und Abihu war ein Schreckensereignis ganz am Anfang des israelitischen Gottesdienstes in der Wüste Sinai. Auf dieses Ereignis folgt ein neues Gebot:
3. Mose 10,8: Und der Herr redete zu Aaron und sprach: „Wein und starkes Getränk sollst du nicht trinken, du und deine Söhne mit dir, wenn ihr in das Zelt der Zusammenkunft hineingeht, damit ihr nicht sterbt. Eine ewige Satzung bei euren Geschlechtern. Und damit ihr unterscheidet zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen und zwischen dem Reinen und dem Unreinen. Und damit ihr die Kinder Israel lehrt alle die Satzungen, die der Herr durch Mose zu euch geredet hat.“
Warum kommt nach diesem Ereignis dieses Verbot von Alkoholgenuss in Verbindung mit dem Priesterdienst? Die Schlussfolgerung ist ganz einfach: Warum sind Nadab und Abihu auf die Idee gekommen, fremdes Feuer zu bringen? Offensichtlich hatten sie Alkohol getrunken. Das hatte ihr Unterscheidungsvermögen so sehr getrübt, dass sie dachten: „Ja, wir können das im Gottesdienst ein bisschen so machen, wie es uns gefällt.“ Gott antwortete mit dem Tod.
Das war ein Schock, aber es zeigte, dass Gott eigenwilligen und unnüchternen Gottesdienst nicht akzeptiert. Darum wird hier gewissermaßen ein Exempel gesetzt: Gott will Nüchternheit in der Anbetung.
Im Neuen Testament finden wir elf Stellen, die zur Nüchternheit aufrufen, zum Beispiel 2. Timotheus 4. Ich habe alle elf Stellen hier auf dem Blatt aufgeführt.
2. Timotheus 4,5: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Timotheus hatte keine Schwierigkeiten mit Alkohol, denn er war gemäß 1. Timotheus 5 ein Wassertrinker. Paulus sagte ihm im griechischen Text wörtlich: „Trinke nicht länger nur Wasser.“ Wörtlich heißt es: „Sei nicht länger nur ein Wassertrinker, sondern nimm ein wenig Wein.“ Und zwar wegen seines häufigen Unwohlseins und seines Magens. Das war also eine medizinische Maßnahme, aber ganz klar nur ein wenig. Das war nicht Timotheus’ Problem.
Und nun hier sagt Paulus: „Du, sei nüchtern in allem.“ Man kann auch aus anderen Gründen als Alkohol unnüchtern werden. Das ist eine Möglichkeit. Aber Gott verbietet Unnüchternheit bei seinem Volk.
Eine weitere Stelle von diesen elf ist 1. Petrus 4,7: „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge; seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet.“ Warum wird hier nicht nur gesagt „in allem“, wie in 2. Timotheus 4, sondern ganz speziell im Blick auf das Gebet? Offensichtlich gibt es die Gefahr, dass man beim Beten in eine unnüchterne Haltung gerät. Deshalb wird ganz deutlich gewarnt: Unnüchternheit bedeutet eigenwilligen Gottesdienst. Darum der Tod von Nadab und Abihu.
Das spricht uns heute an, denn wir leben in einer Gesellschaft, in der das ekstatische Erleben als etwas sehr Angestrebtes angeboten wird. Das begann besonders in den sechziger Jahren. Damals sprach ein französischer Neurologe sogar von einer „Gaîté d’extase cosmique“, der Jagd nach einer kosmischen Ekstase. Es kamen Tranceerfahrungen durch die großen ersten Rockkonzerte auf, dann Drogenmissbrauch und so weiter. Das hat sich auch auf Christen ausgewirkt, die meinten, in ekstatischen, trancehaften Zuständen finde man die Nähe Gottes.
Genau das Gegenteil ist richtig. Das Beispiel von Nadab und Abihu hilft uns, Gottes Sicht zu verstehen. Er will, dass wir mit unserem ganzen Herzen dabei sind und Gott das bringen, was wir durch die Opfer gesehen haben. Das freut ihn, wenn wir wirklich erfüllt sind von Jesus Christus und dem, was er getan hat. Aber er will Nüchternheit.
Diese Kapitel 8 bis 10 sind so speziell der Priesterfamilie gewidmet. Darum habe ich sie überschrieben mit „Heiligkeit in der Priesterfamilie“. Kapitel zehn spricht uns an, weil wir an das allgemeine Priestertum glauben. Jeder Erlöste ist ein Priester und muss sich auch so benehmen.
Heiligkeit im Alltag und die Unterscheidung von rein und unrein
Jetzt behandelt 3. Mose 11 und die folgenden Kapitel die Heiligkeit im Alltag. Es geht hier um das ganze Volk Israel. In Kapitel 11 werden uns die reinen und unreinen Tiere vorgestellt. Es wird erklärt, welche Tiere die Israeliten essen durften und welche nicht.
Man kann das komplizierte Kapitel über Biologie aus der Sicht Gottes so zusammenfassen: Reine Tiere sind wiederkäuende Spalthufer. Kühe zum Beispiel sind Spalthufer, ein Pferd hingegen nicht. Außerdem müssen die Tiere gleichzeitig wiederkäuen. Eine Kuh erfüllt beide Kriterien, aber es werden einige Tiere aufgezählt, die zwar gespaltene Hufe haben, aber nicht wiederkäuen. Zum Beispiel das Schwein hat gespaltene Hufe, wiederkäut aber nicht.
Interessant ist Folgendes: Aus medizinischer Sicht hat man festgestellt, dass diese reinen Tiere weniger anfällig für Parasiten sind als andere Säugetiere. Genau das hat Gott also zur Gesundheit Israels so geboten. Das Schwein sah zwar verführerisch ähnlich aus wie ein Spalthufer, hat aber nicht wiedergekäut. Dieses Fleisch ist natürlich im Nahen Osten, in diesen heißen Ländern, besonders gefährdet vor Verderbnis.
Die unreinen Tiere waren also die nicht wiederkäuenden Spalthufer oder die wiederkäuenden Nicht-Spalthufer. Dann wird ein ganzer Katalog von Raubvögeln aufgeführt. Man kann sie einteilen in Nachtvögel, Aasfresser und Allesfresser, die alle unrein sind. Etwas habe ich noch vergessen: Raubvögel haben wir ja auch. Ein Beispiel für einen Raubvogel ist der Adler, für einen Nachtvogel die Eule, für einen Aasfresser der Rabe und für einen Allesfresser der Storch.
Dann wird noch die Fledermaus erwähnt, Mäuse allgemein, Echsen, Chamäleons und allgemein Aas. Aas durfte man nicht essen oder fressen, was ja klar ist, denn Aas ist für Menschen sehr giftig. Es gibt gewisse Tiere, die sich daran genüsslich machen können, was für uns tödlich ist. Gott verbietet all das zum Schutz Israels.
Aber ist das die einzige Bedeutung? Nein, wir können das auch geistlich übertragen. Das galt für Israel, aber wir finden nirgends in der Bibel, dass es für die Heidenvölker vorgeschrieben wäre. Darum ist es wichtig, dass wir Christen diese Dinge nicht wieder auf diese Stufe zurückbringen. Gott hat den Bund am Sinai nur mit Israel geschlossen, nicht mit den Völkern.
Doch das Gesetz ist geistlich, wie in Römer 7 steht. Wenn wir etwas essen, nehmen wir es gewissermaßen in uns auf, es wird Teil von uns. Das ist im Geistlichen genauso. Die Dinge, mit denen wir uns beschäftigen, werden Teil von uns. Wenn wir uns mit schmutziger Literatur beschäftigen, hat das Auswirkungen auf unsere ganze Gedankenwelt und schließlich auf unser Handeln.
Hier können wir einen Satz von Feuerbach gebrauchen. Entschuldigung, wenn ich von diesem Atheisten etwas Brauchbares finde. Er war der Mann, der gesagt hat, Gott sei nur eine Projektion. Der Mensch ist, was er ist. David wollte etwas ganz anderes sagen, als ich jetzt sagen werde. Feuerbach meinte nämlich, der Mensch bestehe nur aus toten Atomen, habe keine Seele und nichts. Das ist Materialismus im 19. Jahrhundert.
Aber der Mensch isst, was er isst, das stimmt doch. Wenn wir uns mit gewissen Dingen beschäftigen, werden wir dann auch so. Es ist wirklich erstaunlich: Man kann manchmal den Leuten ansehen, an ihren Händen oder an ihrem Aussehen, dass sie Bauern sind. Das, was wir tun und womit wir uns beschäftigen, prägt uns. Das kann man auch auf andere Gebiete anwenden.
Wenn man sich viel mit Judentum und Hebräisch beschäftigt, wächst plötzlich ein schwarzer Bart, zum Beispiel. Also: Der Mensch isst, was er isst.
Die reinen Tiere weisen alle auf Jesus Christus hin. Zum Beispiel waren die Schafe reine Tiere. Ich habe gerade vor kurzem zugeschaut, wie Schafe geschoren wurden. Das ist eindrücklich. Man kann sie packen, auf den Tisch legen, und sie lassen es einfach geschehen. Dann wird mit dem Messer darüber gefahren. Wenn man das mit einem Schwein machen würde, wäre das ganz anders.
Das zeigt: Der Charakter des Schafes ist so eindrücklich und weist auf Jesus Christus hin. Haben wir das gelesen? Jesaja 53: "Wie ein Schaf stumm ist vor seinen Scheren, wie ein Lamm, das zur Schlacht geführt wird, tat er seinen Mund nicht auf." So war der Herr Jesus vor dem Sanhedrin.
Die reinen Tiere weisen also auf ihn hin. Wenn wir uns mit Jesus Christus beschäftigen und die Evangelien lesen, prägt das unser Wesen. Jesus sagt: "Lernt von mir; ich bin sanftmütig und von Herzen demütig." Wenn wir die Evangelien lesen und sehen, wie der Herr auf Menschen in verschiedenen Situationen reagierte, prägt uns das.
So haben wir das Prinzip in 2. Korinther 3, Vers 18: "Wir alle aber mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie durch den Geist des Herrn."
Das Anschauen der Herrlichkeit von Jesus Christus verwandelt uns in sein Bild. Es geht also nicht immer darum, dass wir sagen: Du solltest das und das tun oder so sein. Wenn wir uns als Christen einfach täglich beim Bibellesen mit Jesus Christus nähren, hat das einen bleibenden, verändernden Einfluss auf unser Leben.
Das können wir aus 3. Mose 11 lernen. Natürlich könnten wir jetzt jedes Tier durchgehen und uns Gedanken machen, was das konkret für das praktische Leben bedeutet.
Ich möchte bei den unreinen Vögeln noch etwas erklären. Der Adler ist ein Raubvogel und unrein. In Galater 5 heißt es an die Gemeinden der Galater gerichtet: "Wenn ihr einander beisst und fresst, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verschlungen werdet." So kann es unter Christen zugehen, und das sind Raubvögel, die unrein sind.
Ein Beispiel für Nachtvögel sind Menschen, die das Licht scheuen und es hassen, wenn sie ins Licht Gottes gestellt werden. Wenn wir uns davor scheuen, ins Licht Gottes gestellt zu werden, ist es kein Wunder, wenn unser Leben vor Gott nicht in Ordnung ist.
Ein großartiges Beispiel ist die samaritanische Frau am Brunnen und ihre Reaktion. Der Herr sagt zu ihr: "Geh, ruf deinen Mann!" Sie antwortet: "Ich habe keinen Mann." Er sagt: "Du hast recht, du hast keinen Mann. Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann."
Die Frau wurde völlig ins Licht Gottes gestellt. Danach ging sie in die Stadt und sagte: "Kommt her, ein Mensch hat mir alles gesagt, was ich getan habe." Sie gab Zeugnis, und viele Menschen kamen zum Glauben. Diese Frau scheute das Licht Gottes nicht.
So müssen auch wir uns ins Licht Gottes stellen; wir dürfen keine Nachtvögel sein.
Die Aasfresser machen sich genüsslich an dem, was eigentlich das Abscheulichste ist, was es gibt. Menschen, die Perversion sogar lieben, sind wie Aasfresser, unrein und ein Gräuel.
Die Allesfresser, wie der Storch, essen sowohl gute Dinge als auch unreines Zeug, also auch Aas. Sein hebräischer Name ist Chasida, der Fromme. Auch im Lateinischen heißt er Pius, der Fromme, weil Störche sehr an ihre Kinder gebunden sind.
Es gibt eine Geschichte: Ein Haus brannte, und zwei Störche fielen aus dem Nest in die brennende Scheune. Die Mutter ging hinein, holte ein Junges heraus, ging nochmals hinein und holte das zweite, erlitt dabei schwere Brandwunden. Das zeigt die bewundernswerte Mutterliebe der frommen Störche.
Trotzdem sind sie Allesfresser. So gibt es auch Menschen, die bewundernswerte Eigenschaften haben, aber wenn sie Dreck fressen und Gutes Gott sagt unrein.
Vielleicht noch etwas zur Fledermaus: Sie ist hier bei den Vögeln eingefügt. Das hebräische Wort "Oph" heißt einfach "etwas Geflügeltes". Darum ist der Begriff weiter gefasst als unser deutsches Wort für Vögel.
Es ist nichts Besonderes, dass die Fledermaus in dieser Liste steht. Aber wo soll man sie eigentlich einordnen? Bei den Vögeln oder bei den Mäusen? Sie ist weder Fisch noch Vogel.
So gibt es Menschen, bei denen man nicht weiß, ob sie bekehrt sind oder nicht. Bei manchen ist es sofort klar, wenn man mit ihnen spricht. Bei anderen kann man reden und reden, ohne herauszufinden, ob sie wirklich durchgedrungen sind. Sie sind wie Fledermäuse, man kann sie einfach nicht recht einordnen.
Die Bibel sagt: Unrein ist die Fledermaus.
Dann gibt es die Chamäleons. Je nach Umgebung sind sie mit Christen tolle Christen, mit anderen ganz andere Menschen.
In diesem Zusammenhang haben wir den Schlüsselvers aus 3. Mose 11,44-45, der auch in 1. Petrus 1 zitiert wird: "Denn ich bin der Herr, euer Gott; so heiligt euch und seid heilig, denn ich bin heilig. Ihr sollt euch selbst nicht verunreinigen durch irgendein Gewürm, das sich auf der Erde regt. Denn ich bin der Herr, der euch aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat, um euer Gott zu sein. So seid heilig, denn ich bin heilig."
Nachher wird zum Unterscheiden zwischen dem, was rein und was unrein ist, aufgerufen.
Wir haben vorhin vom Priestertum gesprochen. Hier kann man das französische Sprichwort "Noblesse oblige" verwenden: Adel verpflichtet. Wenn wir alle Priester sind, haben wir auch die Verpflichtung, uns auf die richtige Art geistlich zu ernähren.
Reinheit und Unreinheit im Leben und im Gottesvolk
Dann kommt 3. Mose 12, wo erklärt wird, dass eine Frau unrein ist, wenn sie ein Kind bekommt. Nach der Entbindung ist die Frau unrein und muss ein Opfer bringen. Das ist die alttestamentliche Vorschrift, die auch in Lukas 2,22-24 erwähnt wird.
Nach der Entbindung von Jesus Christus musste Maria zum Tempel nach Jerusalem gehen. Etwas mehr als einen Monat nach der Geburt ging sie von Bethlehem nach Jerusalem. Sie trat durch das Frauentor, das nördlich liegt, in den Priestervorhof ein und opferte junge Tauben zur Reinigung.
Dabei ist wichtig zu beachten: Das Opfer diente nicht der Reinigung des Kindes, sondern der Reinigung der Frau. Maria musste sich reinigen, nicht das Kind. Sie war ein sündiger Mensch wie alle anderen. Obwohl sie den Messias geboren hatte, musste sie als Zeichen ihrer Verderbtheit ein Opfer bringen.
Die alttestamentlichen Verunreinigungsregeln sind sehr komplex. Viele komplizierte Vorschriften lassen sich jedoch auf einfache Prinzipien zurückführen. Sie hängen immer mit der Quelle des Lebens und dem Ende des Lebens, also dem Tod, zusammen.
Zum Beispiel war man unrein, wenn man Tote berührt hatte. Ebenso war man unrein nach der Geburt eines Kindes, während der Menstruation oder bei einem Samenerguss. Immer war die Quelle des Lebens der Grund für die Verunreinigung.
Das bedeutet, dass der Mensch nur dazu fähig ist, wieder Sünder hervorzubringen – mit der Ausnahme von Maria, wegen der Jungfrauengeburt. Das Kind war ohne Sünde. Aber das zeigt uns, dass wir grundsätzlich nur Sünder hervorbringen können.
Das ist das Tragische daran: Wenn man ein oder mehrere Kinder hat, kann man zwar viel Freude daran haben, aber man erkennt auch, dass man nur Sünder hervorgebracht hat. Diese Kinder sind zu denselben Fehlern fähig wie die Eltern.
Hier zeigt sich das Problem der Erbsünde, das Israel vermittelt werden sollte. Psalm 51,6 bringt es auf den Punkt: „Siehe, in Sünde bin ich geboren, meine Mutter hat mich in Sünde empfangen“, betete David.
Aussatz und Gemeindezucht
Jetzt wenden wir uns 3. Mose 13 zu. Hier werden die Priester darin unterrichtet, wie sie als Mediziner im Tempel Aussatz diagnostizieren sollten. Allerdings ist der Aussatz, der hier beschrieben wird, nicht einfach mit dem Aussatz gleichzusetzen, den wir heute kennen. Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben sich Krankheiten verändert. Es gibt Krankheiten, die wir heute nicht mehr kennen, die es aber in der Geschichte gegeben hat. Deshalb gibt es auch eine sogenannte historische Medizin.
Zum Beispiel hat jemand eine Doktorarbeit über 3. Mose 13 und 14 geschrieben, also über den Aussatz in der Bibel aus der Perspektive der historischen Medizin. Es geht dabei um eine Hautkrankheit, eine abscheuliche Hautkrankheit, die sehr genau diagnostiziert werden musste. Es galt zu prüfen, ob es wirklich diese schlimme Krankheit war oder nur eine andere Hautveränderung, wie etwa Psoriasis. Das war damals noch nicht das Hauptproblem.
Die Priester mussten also eine Person, die unter Verdacht stand, genau untersuchen, wenn sie eine eigenartige Hautveränderung hatte. Es wird hier erklärt, worauf sie achten mussten. War die Diagnose nicht eindeutig, mussten sie die Person für einige Zeit isolieren. Nach einer gewissen Zeit wurde die Person erneut begutachtet, um zu sehen, ob sich die Hautveränderung verändert hatte. Erst wenn es ganz klar war, musste der Priester Aussatz feststellen.
Der Betroffene musste dann ausgeschlossen werden. Er musste außerhalb des Lagers leben, damals in der Wüste, beziehungsweise außerhalb der Städte mit Ringmauern. Der Kontakt zur Gesellschaft war verboten. 3. Mose 13,45 beschreibt das so: „Und der Aussätzige, an dem das Übel ist, seine Kleider sollen zerrissen sein, und sein Haupt soll entblößt sein, und er soll seinen Bart verhüllen und ausrufen: Unrein, unrein! Alle Tage, die das Übel an ihm ist, soll er unrein sein, er ist unrein. Allein soll er wohnen, außerhalb des Lagers soll seine Wohnung sein.“
Das ist der Hintergrund für viele Geschichten im Neuen Testament, in den Evangelien, in denen der Herr mit Aussätzigen in Kontakt kommt. Das war damals wirklich eine schreckliche Situation.
Neu testamentlich betrachtet steht jemand, der zum Volk Gottes gehört und bei dem die Sünde ausbricht und sich ausbreitet, bis er ganz übersät ist, für einen Gläubigen, der in der Sünde verharrt und sie lebt. In 1. Korinther 5 wird zum Beispiel beschrieben, dass jemand, der in Hurerei lebt, also außerehelichem Geschlechtsverkehr, oder in Alkoholsucht verharrt, ausgeschlossen werden muss.
Das Ziel dieses Ausschlusses ist, dass der Betreffende zur Einsicht und Umkehr kommt. Genau das wird in 3. Mose 14 erklärt. Dort steht, was ein Aussätziger tun muss, wenn er gesund geworden ist: welche Opfer er darbringen muss und wie er wieder voll in die Gemeinschaft des Volkes Gottes aufgenommen wird.
Vorgeschrieben war, dass der Priester erneut hinausgehen und kontrollieren musste, ob sich etwas verändert hat und ob die Person gesund geworden war. Wenn das klar war, wurde der Betroffene wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Das wird anschaulich in 3. Mose 14 beschrieben.
Dieser Hintergrund erklärt auch Geschichten im Evangelium, zum Beispiel in Lukas 5,12-14. Dort reinigt der Herr einen Aussätzigen von der Krankheit der Sünde, die zum Tod führt. Er sagt: „Geh, zeige dich dem Priester und opfere, was Mose geboten hat.“ Der geheilte Aussätzige musste nach Jerusalem gehen, obwohl er vorher nicht hineingehen durfte. Ein Priester musste herauskommen, die Heilung kontrollieren, die Diagnose stellen und bestätigen, dass er gesund war. Dann durfte der Geheilte in den Tempel gehen und dort seine Opfer darbringen.
Übrigens war die Heilung durch den Herrn Jesus bei Aussätzigen, wie auch bei den zehn Aussätzigen in Lukas 17, ein offiziell bestätigtes Wunder. Neun von den Zehn waren Juden und mussten zum Priester gehen, der die Heilung attestierte. Es war nicht einfach eine Behauptung, sondern wurde von Spezialisten bestätigt. Das war etwas Außergewöhnliches, denn normalerweise wurden Aussätzige nicht geheilt.
Der Herr selbst sagt in Lukas 4, dass es zu Zeiten des Propheten Elisa viele Aussätzige in Israel gab, aber nur Naaman, der Syrer, wurde geheilt. Eine schreckliche Krankheit. Nun aber heilt ein Rabbi aus Galiläa einen Aussätzigen.
In Lukas 5, im nächsten Abschnitt, wird berichtet, dass Gesetzeslehrer und Pharisäer aus ganz Galiläa, Judäa und Jerusalem nach Kapernaum kamen. Was sollte das bedeuten? Der Sanhedrin, der oberste Gerichtshof im Tempel, erfuhr von dem geheilten Aussätzigen durch den Priesterarzt. Es war echt! Wenn ein Aussätziger geheilt wird, etwas so Ungewöhnliches, muss geprüft werden, ob dieser Mann der Messias ist oder nicht. So begann eine Untersuchung.
Man könnte mit Lukas 5 weiter fortfahren, aber das ist nicht unser Thema.
Was wir in 3. Mose 13 und 14 sehen, ist das Thema Gemeindezucht und Wiederaufnahme in die Gemeinde, also Wiederherstellung. Ein Priester musste hinausgehen und kontrollieren. Das symbolisiert die seelsorgerliche Pflege, nachdem jemand unter Gemeindezucht gestellt wurde. Diese Pflege muss weitergehen.
Es gibt Gemeinden, die überhaupt keine Gemeindezucht praktizieren. Dabei geht es nicht um irgendeine Sünde, sondern um fundamentale, schwere Sünde, wie in 1. Korinther 5 beschrieben. Andere Gemeinden praktizieren Gemeindezucht, lassen die Ausgeschlossenen aber alleine. Sie sagen dann: „Gott schaut jetzt zu.“ Doch es besteht eine seelsorgerliche Pflicht. Das Ziel ist, jemanden zurechtzubringen – und das ist ganz wichtig.
Reinheit bei Blutfluss und die Heilung der blutflüssigen Frau
In 3. Mose 15 finden wir Anweisungen zum Umgang mit Blutfluss, also der Periode und sonstigen Ausflüssen aus den Geschlechtsorganen. Dabei wird immer wieder betont, dass man unrein ist und durch ein Ritualbad im Wasser gereinigt werden muss. Hier zeigt sich das Prinzip, dass der Mensch die Sünde in sich trägt. Die Quelle des Lebens ist so beschaffen, dass wir, wenn wir ein Kind gebären oder zeugen, nur Sünder hervorbringen.
Gleichzeitig finden wir hier auch die alttestamentliche Grundlage für das Problem des Blutflusses, wie es später in den Evangelien thematisiert wird. Dort begegnen wir der Geschichte einer Frau, die blutflüssig war. Das bedeutet, sie hatte ständig einen Ausfluss, der nach ungefähr einer Woche nicht aufhörte. Dadurch war sie dauerhaft unrein und konnte nie in den Tempel gehen. Das war eine sehr belastende Situation für sie.
Sie hatte ihren gesamten Lebensunterhalt für Ärzte ausgegeben, doch diese konnten ihr nicht helfen. Es gibt ja heute Ärzte, die nur bei Erfolg bezahlt werden müssen. Bei ihr war das nicht der Fall. Sie musste bezahlen, obwohl keine Heilung eintrat. Das wäre vielleicht ein Thema für die Krankenkassen, um solche Modelle neu zu überdenken. Doch das ist ein heikles Thema, und wir wollen es hier nicht weiter vertiefen.
So war ihre Lage, bis sie zu Jesus kam. Sie dachte: Wenn ich ihn berühre, werde ich geheilt, wie es in Lukas 8 beschrieben ist. Und tatsächlich geschah es so. Auf der Stelle hörte der Blutfluss auf.
Interessant ist, dass im Alten Testament eine unreine Frau, die jemanden berührte, diesen ebenfalls unrein machte. Doch bei Jesus Christus ist das ganz anders. Wenn er einen Aussätzigen berührte, wurde dieser rein und gesund. Wenn diese Frau ihn berührte, wurde sie rein. So ist unser Herr.
Das war ein gewaltiges Erlebnis. Jesus ist die Lösung für das Problem der Sünde in uns. Die Frau sah nur noch eines: Er kann ihr helfen. So muss auch der Mensch, der sich seiner verdorbenen Natur bewusst wird, erkennen, dass er nur in Jesus Christus Hilfe finden kann.
Der Versöhnungstag als Höhepunkt der Gemeinschaft mit Gott
Jetzt wenden wir uns 3. Mose 16 zu. Im Zentrum dieser Anweisungen aus 3. Mose 11 bis 22 finden wir den großen Versöhnungstag. Einmal im Jahr durfte der Hohepriester ausnahmsweise mit dem Blut eines Opfers ins Allerheiligste eintreten.
Warum steht diese Anweisung gerade in 3. Mose 16 und nicht an einer anderen Stelle? Das soll Israel deutlich machen: Die Grundlage für die Gemeinschaft mit Gott als Volk ist einzig und allein das Opfer von Jesus Christus. Dieses Opfer bildet die Basis für die Gemeinschaft mit Gott.
Das Opfer am Versöhnungstag hat eine besondere Bedeutung. Ein eigenes Thema wäre der sogenannte Sündenbock. In 3. Mose 16,21 heißt es: „Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebendigen Bockes und bekenne auf ihn alle Ungerechtigkeiten der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen nach allen ihren Sünden.“ Dann legt er die Hände auf den Kopf des Bockes und schickt ihn durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste, damit der Bock alle ihre Ungerechtigkeiten auf sich trägt – in ein ödes Land.
In einem feierlichen Ritual musste der Hohepriester seine Hände auf den Kopf des Bockes legen und damit das ganze Volk Israel vertreten. Er bekannte die Schuld Israels für das vergangene Jahr. Anschließend wurde dieser Bock aus Jerusalem hinausgeführt – durch das Osttor, auch bekannt als das goldene Tor – hinüber zum Ölberg. Dort wurde er in die Wüste Judäa geschickt, um die Schuld Israels auf Nimmerwiedersehen wegzutragen.
Dieses Ritual veranschaulicht eindrücklich das Evangelium. Was bedeutet Vergebung? Sie wird hier bildhaft dargestellt. So musste auch Jesus Christus durch das Tor aus Jerusalem hinausgehen. Er hat unsere Schuld auf Nimmerwiedersehen weggetragen.
Wenn man das so versteht, kann man innerlich vollkommen zur Ruhe kommen durch das Opfer Jesu Christi.
Schlachtgesetze und die Bedeutung des Blutes
Wir kommen nun zu 3. Mose 17. In diesem Kapitel werden Schlachtgesetze gegeben. Es wird erklärt, wie man schlachten muss – sowohl bei den Tieren, die man isst, als auch bei den Tieren, die als Opfer verwendet werden.
Dabei wird betont, dass das Blut ausfließen muss. Das Blut darf nicht gegessen werden. Anschließend wird die besondere Bedeutung des Blutes erläutert, insbesondere in 3. Mose 17,11: „Denn die Seele des Fleisches ist im Blut.“
Gott sagt: „Ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun für eure Seelen; denn das Blut ist es, welches Sühnung tut durch die Seele.“
Es besteht also keine Angst, dass bei einer Bluttransfusion die Seele verloren geht. Das hebräische Wort „nefesh“ bedeutet Seele in unserem eigentlichen Sinn, aber auch Leben und hat weitere Bedeutungen. Zum Beispiel, wenn es heißt, „die Seele, welche sündigt, soll sterben“ (Hesekiel 18), bedeutet das nicht, dass die Seele sterblich ist, wie die Zeugen Jehovas es interpretieren. Vielmehr bedeutet „Seele“ hier auch „Person“.
Ein Beispiel aus der älteren Sprache verdeutlicht das: Wenn von einem Dreitausendseelendorf die Rede ist, meint man nicht, dass dort Dreitausend Seelen durch die Fenster flattern, sondern dass dort Dreitausend Menschen wohnen. Seele steht also für Mensch.
Im Kontext von 3. Mose 17 hat „Seele“ den Sinn von Leben oder Person. Die Aussage „die Seele oder das Leben des Fleisches ist im Blut“ leuchtet ein: Wenn man das gesamte Blut ausfließen lässt, ist der Mensch tot.
Man hätte das schon früher besser beachten sollen. Zur Zeit von Mozart praktizierten die Ärzte noch den Aderlass. Mozart war schwer krank, und sein Arzt ließ ihm etwas Blut ab, in der Hoffnung, dass es ihm besser geht. Man hätte also schon damals besser verstanden, dass das Blut ein Lebenselement ist. Wenn man das Blut entfernt, stirbt der Mensch.
Das Leben des Fleisches ist also im Blut, und Gott erklärt hier, dass das Blut das Sühnungsmittel ist. Mit dem Blut wird die Erlösung geschaffen. Deshalb darf das Blut nicht als Nahrungsmittel verwendet werden. Aus Respekt vor dem Blut des Erlösers sollte man es einfach wegfließen lassen.
Israel hat dieses Grundprinzip bereits gelernt, wie es auch in Hebräer 9,22 heißt: „Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung.“
Reinheit in sexuellen Beziehungen und gesellschaftliche Herausforderungen
Wir kommen zu Kapitel 18. Dort werden Gebote bezüglich der Reinheit in den sexuellen Beziehungen gegeben. Es wird genau erklärt, welche Verwandtschaftsgrade für eine Eheschließung nicht zulässig sind. Damit wird Blutschande – oder Inzest, wie man heute sagt – gestoppt.
Ausdrücklich verboten wird in Vers 22 die Homosexualität: „Bei einem Mann sollst du nicht liegen, wie man bei einer Frau liegt. Es ist ein Gräuel.“ Dann wird sogar die Sodomie erwähnt: „Bei keinem Vieh sollst du liegen, so dass du dich an ihm verunreinigst, und eine Frau soll sich nicht vor ein Vieh hinstellen, um mit ihm zu schaffen zu haben. Es ist eine schändliche Befleckung.“
Das sind alles Dinge, die heute in unserer Gesellschaft wiederkommen – eine totale Perversion. Umso wichtiger ist es, dass wir das Buch der Heiligkeit haben. Es zeigt, wie Gottes Volk sich in einer unreinen Welt rein erhalten muss. Noblesse oblige – die Würde verpflichtet uns.
Im Blick auf die Homosexualität ist vielleicht noch Folgendes wichtig: Jemand, der diese Neigung hat, bezeichne ich nicht einfach als homosexuell, sondern als homophil. Man kann hier eine wichtige Unterscheidung machen. Homophil ist jemand, der diese Neigung bei sich spürt. Dafür ist er nicht automatisch schuldig. Es kann sein, dass diese Neigung durch vergangene Schuld entstanden ist, aber nicht unbedingt durch eine ganz konkrete Schuld.
Das Spüren dieser Neigung ist noch nicht die Sünde. Sünde wird erst dann zur Sünde, wenn man diese Neigung auslebt. Es ist genau dasselbe wie bei dem Drang zu stehlen: Wenn man den Drang hat, ist man noch kein Dieb. Aber wenn man Freude an dem Gedanken des Stehlens hat und überlegt, wie man es am besten tun könnte, ist das bereits eine Gedankensünde. Und wenn man es tatsächlich ausführt, erst recht.
Wir müssen also unterscheiden: Nicht jeder, der diese Neigung hat, ist homosexuell. Ich würde das Wort „homosexuell“ für jemanden benutzen, der diese Neigung auslebt – und das verbietet Gottes Wort.
Was kann man von einem homophilen Menschen verlangen? So viel, wie man von jedem ledigen Mann und jeder ledigen Frau aus biblischer Sicht verlangen kann und muss: keine sexuellen Beziehungen außerhalb der Ehe. Auch ein lediger Mann, der nicht homosexuell ist, darf seine Neigung zum anderen Geschlecht nicht außerhalb der Ehe ausleben. In der Ehe ist das das Normale, das von Gott Gegebene und sogar ein Segen. Dasselbe gilt für eine Frau.
In diesem Sinn ist das keine Diskriminierung, überhaupt nicht. Man verlangt nicht mehr, als man von jedem Ledigen und jeder Ledigen aus Sicht der Bibel verlangen muss.
Dann kommen wir zu 3. Mose 19. Dort werden verschiedene Gesetze gegeben, die die Reinheit in den zwischenmenschlichen Beziehungen und in der Beziehung zu Gott regeln. Gott interessiert sich also auch dafür, wie wir uns untereinander verhalten und ihm gegenüber. Das wird alles geregelt.
In 3. Mose 20 folgt eine Warnung vor der Verunreinigung durch besondere Sünden wie Götzendienst, Okkultismus und auch wieder sexuelle Perversion – natürlich hochaktuell in einer esoterischen Gesellschaft, in der wir heute leben.
Ein Zitat aus 3. Mose 20,26: „Und ihr sollt mir heilig sein, denn ich bin heilig, ich, der Herr, und ich habe euch von den Völkern abgesondert, um mein zu sein.“ Hier zeigt sich, was wahre Heiligkeit ist. Gott reserviert uns – aber nicht einfach, damit wir Sonderlinge sind, sondern für sich.
Gott möchte uns ganz für sich. Das ist das Ziel. Pharisäertum hatte viel mit Absonderung zu tun, aber das war Absonderung als Selbstzweck, nicht reserviert für den Herrn Jesus Christus, den Messias. Dann wird Absonderung etwas Schändliches, etwas Widerliches. Die göttliche Absonderung bedeutet jedoch: „um mein zu sein.“
In 3. Mose 21 und 22 werden Reinheitsvorschriften speziell für Priester gegeben.
Mit Kapitel 23 beginnt ein neuer Abschnitt, in dem gottesdienstliche Dinge geregelt werden, wie die sieben Feste des Herrn: Passa, Fest der ungesäuerten Brote, Erstlingsfest, Pfingstfest und so weiter.
Kapitel 24 erklärt, wie man den goldenen Leuchter im Heiligtum behandeln muss und die Schaubrote. Eingeflochten ist eine Geschichte von einem jungen Mann, der den Namen des Herrn gelästert hat und deswegen gesteinigt werden musste.
Kapitel 25 erklärt das Sabbatjahr und das Jubeljahr.
Schließlich sagt Kapitel 26, wie Gott Israel segnet, wenn sie ihm gehorchen, und wie er sie unter den Fluch stellt, wenn sie ihm nicht gehorchen.
Israel sollte ein Volk des Buches sein. Die Muslime nennen Christen und Juden „Al-Qidab“, Leute des Buches. Sie haben erkannt, dass diese Menschen automatisch mit der Bibel assoziiert werden.
Heute fragen sich manche Christen: Sind wir wirklich noch „Al-Qidab“, Leute des Buches? Oder haben wir andere Dinge zentral gesetzt?
3. Mose 26 zeigt, dass Israel ein Volk des Buches sein sollte – ein Volk, das wirklich auf das hört, was Gott in seinem geschriebenen Wort verankert hat.
Hier stellt sich die Frage, gerade heute, wo oft von neuen Offenbarungen gesprochen wird: Warum hat Gott uns eigentlich eine Bibel gegeben? Gott kann doch alles. Er könnte uns jede Nacht Träume geben und zeigen, was wir morgen tun sollen. Er könnte alles regeln und jedem von uns alles durch direkte Offenbarung erklären.
Kann er das? Ja, sicher kann er das. Er kann alles.
Warum macht er es nicht? Weil wir sonst völlig der Subjektivität verfallen wären. Da kommt Herr X und sagt: „Ich habe heute einen Traum gehabt, du solltest das und das tun.“ Ach nein, ich habe eine Vision gehabt heute Morgen, ich soll genau das Gegenteil tun. Und jeder sagt: „So spricht der Herr.“
Wir wären Opfer der Subjektivität.
Gott hat seine Offenbarung schriftlich fixieren lassen. Herr X kann nur mit der Schrift kommen. Man sagt: „Schau mal, in der Bibel steht, du solltest das tun.“ Wo steht das bitte? Nicht irgendwo – ich will es schwarz auf weiß sehen.
So haben wir die Möglichkeit, zu prüfen, ob wirklich das dasteht, was ein anderer darin zu sehen glaubt.
Gott hat uns sein Wort gegeben und uns zu Leuten des Buches gemacht, damit wir nicht Opfer subjektiver Offenbarungen werden.
Gott verheißt Segen für Gehorsam seinem Wort gegenüber und Fluch bei Ungehorsam.
Das dritte Buch Mose schließt mit Anordnungen über Gelübde, Gaben und Zehnten.
Übrigens zu den Zehnten: Man meint oft, Israel habe den Zehnten gegeben und dann sei es fertig gewesen. Es gab aber im Gesetz mehrere Arten von Zehnten. Wenn man alles zusammenrechnet, kam man als Bauer auf über 40 Abgaben – das war deutlich mehr.
Im Neuen Testament steht gar nichts vom Zehnten, aber es steht etwas Schönes in 2. Korinther 8,7: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ Das ist der Unterschied unter der Gnade.
Gott will, dass wir diese Beziehung wirklich mit ihm leben und dass wir uns zeigen lassen, wie wir das Geld einsetzen sollen. Einen fröhlichen Geber, nicht aus Zwang, nicht aus Verdruss, sondern einen fröhlichen Geber.
Das zeigt auch den Gegensatz zwischen einem Volk unter Gesetz und einem Volk unter Gnade.
Man kann ruhig auch mehr geben, so wie die Witwe, die zwei Lepta eingeworfen hat. Übrigens war das ihr ganzer Lebensunterhalt.
Warum hat sie nicht weniger gegeben? Sie hätte ja dividieren können, 50 ist ja auch nicht schlecht. Aber es gab ein Tempelgesetz, das sagte, der Mindesteinwurf sei zwei Lepta.
Sie hat sich überlegt: Was soll ich jetzt tun? Entweder alles oder nichts. Und sie hat gedacht: Ich gebe alles und vertraue für morgen auf den Herrn, so wie auf dem Fünf-Franken-Stück „Dominus providebit“ – der Herr wird sorgen.
So christlich war einmal die Schweiz.
Das sind Dinge, die in unsere persönliche Beziehung zum Herrn gehören. Dort gibt es keine gesetzlichen Bestimmungen.
Das ist wichtig. Es kann auch weniger sein, aber wir sollen das in der Beziehung mit dem Herrn leben. Er zeigt uns, und wir sollen gute Verwalter sein – nicht einfach sinnlos alles da hineinwerfen, sondern fragen, wo Bedürfnisse sind, und mit Weisheit verteilen.
Damit sind wir in der Übersicht zum Ende gekommen. Jetzt können sich verschiedene ganz kurz anschließen.
