Einführung: Drei Jerusalems im göttlichen Heilsplan
Das Thema heute Morgen heißt das himmlische Jerusalem und das neue Jerusalem. Vielleicht überrascht das etwas, denn im Allgemeinen denkt man, dass das himmlische und das neue Jerusalem dasselbe sind.
Wir werden jedoch sehen, dass es sich hier um zwei verschiedene Realitäten handelt, die aber miteinander zusammenhängen. Diese beiden Realitäten stehen auch in Verbindung mit einer irdischen Realität, nämlich mit dem wichtigsten Ort auf dieser Erde in Gottes Heilsplan: dem irdischen Jerusalem.
In Hesekiel 5,5 heißt es: „So spricht der Herr, der Ewige: Dies ist Jerusalem.“ Weiter heißt es: „Inmitten der Nationen habe ich es gesetzt und Länder ringsumher.“ Diese Prophetenstelle macht deutlich, dass Jerusalem in Gottes Augen der Mittelpunkt der Welt ist.
Schon in Hesekiel 38 wird das Land Israel als der „Nabel der Erde“ bezeichnet – also als der Mittelpunkt der Erde. Innerhalb dieses Mittelpunkts, genauer in Hesekiel 38,12, erscheint dieser Ausdruck im Hebräischen wörtlich als „der Nabel der Erde“. Und innerhalb dieses Nabels der Erde ist wiederum Jerusalem der Mittelpunkt.
In den Psalmen heißt es auch: „Der Herr liebt die Tore Zions mehr als alle Tore Jakobs.“ Betrachtet man das auf dem Globus, fällt auf, dass Jerusalem an der Schnittstelle der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika liegt.
Diese Bezeichnung ist also keineswegs zufällig, sondern steht in einem geographischen und geistlichen Zusammenhang. Das ist das irdische Jerusalem.
1. Das himmlische Jerusalem im Neuen Testament
1.1 Überblick über neutestamentliche Stellen
Aber nun lesen wir in der Bibel von einem himmlischen Jerusalem.
Unter Punkt 1.0 habe ich einfach mal zusammengestellt, was wir an neutestamentlichen Stellen über das himmlische Jerusalem finden. Es ist wichtig, wenn man sich einem Thema in der Bibel nähert, zuerst eine Bestandsaufnahme zu machen. Man sollte möglichst alles verfügbare Material sammeln und dann beginnen, es zu sichten. So kommt man nach und nach zu einem Gesamtbild.
In Galater 4,26 spricht der Apostel Paulus über das jetzige Jerusalem und dann in diesem Vers: „Aber das Jerusalem droben ist frei, welches unsere Mutter ist.“
Der Hebräerbrief ist die zweite Schrift im Neuen Testament, die ebenfalls über dieses Thema spricht. Dort wird über Abraham gesprochen, in Hebräer 11,10: „Denn er erwartete die Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“
In Vers 16 spricht der Hebräerbrief über die Patriarchen im Allgemeinen, die einst aus dem Irak ausgezogen waren, in das Land Kanaan gingen, dort aber nichts in Besitz nahmen. Sie haben etwas erwartet, nach etwas getrachtet. Der Brief sagt: Wenn das Vaterland gewesen wäre, zurück im Irak, dann hätten sie ja Zeit gehabt, zurückzukehren. Aber jetzt wird argumentiert: „Jetzt aber trachten sie nach einem besseren Vaterland, das ist ein himmlisches. Darum schämt sich Gott nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.“
Schließlich heißt es in Hebräer 12,22: „Ihr seid nun nicht mehr Leute, die in Verbindung stehen mit dem Berg Sinai, mit dem Berg des Gesetzes, sondern ihr seid gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Milliarden von Engeln.“
1.2 Weitere Aussagen zum himmlischen Jerusalem
Hier haben wir den Ausdruck „das himmlische Jerusalem“. In Hebräer 13, Vers 14 werden die messianischen Juden aufgerufen, den Gottesdienst in Jerusalem zu verlassen. Die Argumentation lautet: Jesus hat schließlich auch außerhalb der Stadtmauern von Jerusalem gelitten. Er hatte keinen Platz mehr im irdischen Jerusalem; man hat ihn hinausgeworfen. Wenn wir an ihn als den Messias glauben, sollen wir auch zu ihm hinausgehen.
Schließlich heißt es in Hebräer 13, Vers 14: „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Dieser Vers ist insofern gewaltig, als der Hebräerbrief um 62 oder 63 nach Christus geschrieben wurde, also etwa sieben bis acht Jahre vor der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70. Damals brach der Judenstaat unter römischer Herrschaft zusammen, Jerusalem wurde verwüstet, und der Tempel wurde in Staub und Asche gelegt.
Doch bereits Jahre zuvor hatte der Hebräerbrief prophetisch gesagt: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Die Christen sagten also nicht erst nach der Zerstörung Jerusalems, dass dies nicht mehr ihre Stadt sei, sondern schon vorher.
Nun zu einigen grundlegenden Aussagen zum himmlischen Jerusalem, wenn wir das vorhandene Material gründlich im Zusammenhang durchgehen. Es wird deutlich, dass das himmlische Jerusalem eine von Gott erschaffene Stadt ist, die im Himmel liegt. Es wird auch von der Gemeinde unterschieden. In Hebräer 12, Vers 22 heißt es: „Ihr seid gekommen zu dem himmlischen Jerusalem.“ Das zeigt, dass es sich um eine von der Gemeinde unabhängige, selbständige Struktur im Himmel handelt.
Das führt zu einem zweiten Punkt: Es gibt ein himmlisches Vaterland, diesen Ausdruck finden wir in Hebräer 11, Vers 16. Innerhalb dieses himmlischen Vaterlandes gibt es eine himmlische Stadt, eben diese Stadt, die Gott bereitet hat. Innerhalb dieser himmlischen Stadt wiederum gibt es einen himmlischen Tempel. Johannes hat ihn zum Beispiel in der Offenbarung gesehen. Ich verweise hier auf Offenbarung 11, Vers 19: „Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Bundeslade wurde in seinem Tempel gesehen.“ Mit aller Selbstverständlichkeit wird also über einen Tempel im Himmel gesprochen, sogar mit einer originalen Bundeslade darin.
Weiter können wir sagen, dass sich dieser himmlische Tempel auf dem himmlischen Tempelberg Zion befindet. In Hebräer 12, Vers 22 heißt es nämlich nicht nur: „Ihr seid gekommen zum himmlischen Jerusalem“, sondern auch „zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem.“
Schon alttestamentlich wird über diesen himmlischen Tempelberg gesprochen, zum Beispiel in Hesekiel 28, Vers 14, wo der Fall Luzifers beschrieben wird. Dort wird der Fürst von Tyrus beschrieben, und ab Vers 11 wird die geistliche Macht, die den Fürsten von Tyrus besessen hatte, mit ihm identifiziert. Es handelt sich um einen Engel, einen schirmenden Cherub, den Gott einst vollkommen geschaffen hatte. Dort heißt es: „Du warst ein schirmender, gesalbter Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, du wandeltest inmitten feuriger Steine.“ Das zeigt, dass Satan vor seinem Fall ein Engel auf dem himmlischen Tempelberg war.
Aus Hebräer 11, Verse 13 bis 16 entnehmen wir, dass bereits alttestamentliche Gläubige wie Abraham, Isaak und Jakob das himmlische Jerusalem erwarteten. Sie hatten also schon Kenntnis von dieser himmlischen Stadt. Diese Stadt wird in der Zukunft die Hauptstadt im himmlischen Teil des tausendjährigen Friedensreiches sein. Nach Epheser 1, Vers 9 wird der Herr Jesus Christus über alles herrschen, über die Dinge im Himmel und auf der Erde. Himmel und Erde werden vollkommen miteinander verbunden sein, so wie Jakob es in seinem Traum von der Himmelsleiter prophetisch gesehen hatte. Jakob sah im Traum eine Himmelsleiter oder besser eine Himmelstreppe, an der Engel auf- und abstiegen. Er sah Himmel und Erde vollkommen in Harmonie verbunden.
So wird das himmlische Jerusalem die Hauptstadt des himmlischen Teils sein, während das irdische Jerusalem in Israel die Hauptstadt des irdischen Teils sein wird.
Nun kommen wir zu einem weiteren Hauptpunkt: Das himmlische Jerusalem in der rabbinischen Literatur, zum Beispiel im babylonischen Talmud. Es gibt zwei Talmude – den Jerusalemer und den babylonischen. Der babylonische Talmud ist im Judentum das eigentlich verbindliche theologische Werk, das auf der Bibel aufbaut und diese auslegt. Dort heißt es im Traktat Ta’anid 5a: „Gibt es ein Jerusalem oben? Ja, denn es steht geschrieben: Jerusalem, das gebaut ist wie eine Genossin.“ Dies ist ein Verweis auf Psalm 122, Vers 3. Auch in einem Midrasch zu Psalm 122 wird diese Stelle so verstanden, als sei sie ein Argument für das himmlische Jerusalem.
Ich glaube nicht, dass man aus dieser Stelle effektiv das ableiten kann, aber es macht deutlich, dass im Judentum die Kenntnis von einem Jerusalem oben zumindest vorhanden war und man versuchte, möglichst viele Stellen zu finden, die dies bestätigen. Manchmal findet man dabei mehr Stellen, als es tatsächlich gibt.
Ein weiterer rabbinischer Kommentar findet sich in Danchuma, Pekudei 125b. Dort steht: „Du findest, dass ein Jerusalem oben, auf Hebräisch Yerushalayim wala, errichtet ist, wie das untere Jerusalem, Jerusalem im Mata. Aus großer Liebe zu dem Unteren machte er ein anderes oben, wie es heißt: ‚Siehe, auf die Hände habe ich dich gezeichnet, deine Mauern sind vor mir immer da.‘“ Das ist ein Zitat aus Jesaja 49, Vers 16. Eine ganz klare Vorstellung: Es gibt ein Jerusalem oben und ein Jerusalem unten, und sie hängen miteinander zusammen.
In den Handschriften von Qumran wurden etwa 40.000 Fragmente gefunden, die zu 800 Schriftrollen gehören. Fast 200 dieser Schriftrollen sind biblische Handschriften, der Rest sind außerbiblische Texte wie Kommentare, Lieder und Verhaltensregeln für die Gemeinde. Unter der Qumran-Literatur gibt es eine Handschrift, die in mehreren Fragmenten erhalten ist und allgemein als „das neue Jerusalem“ bezeichnet wird.
Nun stellt sich die Frage: Hat das etwas mit unserem Thema zu tun? Wenn man diese Handschriften betrachtet – ich habe hier alle aufgeführt: 1Q32 (erste Höhle von Qumran, Handschrift Nummer 32), 2Q24 und ähnliche Fragmente aus den Höhlen 4, 5 und 11 – so wird ausführlich ein zukünftiges Jerusalem beschrieben, mit vielen Details, sogar die Straßenzüge und Gebäude werden beschrieben. Dieses Jerusalem ähnelt stark der prophetischen Beschreibung in Hesekiel 40 bis 48, weist aber auch Unterschiede auf.
Es wird gesagt, dass sich diese Stadt in Zion befindet. Sie hat eine Größe von 20 mal 29 Kilometern, also relativ stattlich, mit 1.500 Türmen rundherum, jeder mehr als 30 Meter hoch. Den Ausdruck „neues Jerusalem“ findet man im Text selbst jedoch nicht. Das ist eine Erfindung von Theologen, die diese Schrift so bezeichnet haben.
Wir können sagen, es ist eine phantastische Beschreibung eines zukünftigen Jerusalems, das sich an die prophetische Beschreibung in Hesekiel 40 bis 48 anlehnt, aber mit dem neutestamentlichen neuen Jerusalem hat es nichts zu tun. Das hilft uns also nicht weiter.
Ich habe dazu noch Textangaben gemacht, wie man an die Texte vom Toten Meer kommt. Mayr hat ein Buch herausgegeben: „Die Qumran-Essener – Die Texte vom Toten Meer“ in drei Taschenbuchbänden, wo man alle Texte von Qumran auf Deutsch findet. Praktisch alles, was außerbiblisch ist, ist dort enthalten. Außerdem gibt es eine wissenschaftliche Ausgabe von Martinez und Tichelar: „The Dead Sea Scrolls Study Edition“ in zwei Bänden, mit dem Originaltext in Hebräisch oder Aramäisch und daneben der englischen Übersetzung. Heute hat man also Zugang zu allen Handschriften. Für unser Thema bringt uns das jedoch nicht viel weiter.
Nun wollen wir zum Punkt 2.0 übergehen: Das neue Jerusalem. Wo wird darüber gesprochen? Nur in der Offenbarung. Wir gehen einfach die Stellen durch, wo der Ausdruck „Jerusalem“ oder „neues Jerusalem“ in der Offenbarung vorkommt.
In Offenbarung 3, Vers 12 im Sendschreiben an Philadelphia heißt es: „Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes, und er wird nie mehr hinausgehen. Und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen.“
Dann bei der Beschreibung eines neuen Himmels und einer neuen Erde in Kapitel 21 heißt es in Vers 2: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.“ In Vers 10 heißt es weiter: „Und er führte mich im Geist hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, herniederkommend aus dem Himmel von Gott.“
Wir haben also eine kurze Stelle in 3, Vers 12, wo diese Stadt erwähnt wird, und eine ausführliche Beschreibung in den Kapiteln 21 bis 22, Vers 5.
Nun wollen wir versuchen, aufgrund dieser Verse zu diesem Thema übersichtliche Aussagen zu treffen.
Zunächst als These: Das neue Jerusalem ist nicht dasselbe wie das himmlische Jerusalem. Das ist eine Behauptung, und nun die Begründung.
Ein nächster Punkt: Das neue Jerusalem ist eine symbolische Beschreibung der Gemeinde oder Kirche Gottes. Wenn ich „Gemeinde“ oder „Kirche“ sage, meine ich dasselbe – nämlich alle an Jesus Christus glaubenden Erlösten vom Pfingsttag (Apostelgeschichte 2) bis zur Entrückung und Wiederkunft Christi.
Das neue Jerusalem ist eine symbolische Beschreibung der Gemeinde. Die Begründung finden wir in Offenbarung 21, Vers 9 und 10: „Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir die Braut, die Frau des Lammes zeigen.“ Johannes bekommt also die Einladung, die Braut des Lammes zu sehen, er will eine Frau sehen.
Vers 10 schließt an: „Und er führte mich im Geist hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, herniederkommend aus dem Himmel von Gott. Sie hatte die Herrlichkeit Gottes, ihr Lichtglanz war gleich einem sehr kostbaren Edelstein, wie ein kristallheller Jaspisstein, und sie hatte eine große und hohe Mauer, zwölf Tore mit zwölf Engeln und Namen darauf geschrieben, welche die der zwölf Stämme der Söhne Israels sind; nach Osten drei Tore, nach Norden drei, nach Süden drei und nach Westen drei. Die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen mit denselben zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.“
Johannes sieht keine Frau, sondern eine Stadt, die nun detailliert beschrieben wird bis Kapitel 22, Vers 5.
Wir kommen zum Schluss: Die Frau, die Braut, die Frau des Lammes ist dasselbe wie das neue Jerusalem. Das heißt, es ist die Gemeinde, die nach 2. Korinther 11, Vers 2 als Braut beschrieben wird. Paulus sagt den gläubigen Korinthern: „Ich habe euch als eine keusche Jungfrau einem Mann verlobt.“ In Epheser 5, Vers 22 und folgende wird die Gemeinde als die Frau von Christus beschrieben.
Wenn das neue Jerusalem die Gemeinde ist, dann ist das himmlische Jerusalem etwas anderes, denn in Hebräer 12, Vers 22 heißt es: „Ihr seid gekommen zu dem himmlischen Jerusalem.“ Dort wird das himmlische Jerusalem von den Gläubigen unterschieden. Das ist ein deutlicher Beweis dafür, dass das neue Jerusalem etwas anderes ist.
Es gibt noch weitere Beweise. In der Offenbarung wird noch über eine andere Frau gesprochen, ausführlich, und zwar nicht über eine Braut, sondern über eine Hure (Offenbarung 17 und 18). Dort sehen wir eine deutliche Opposition: Eine Braut, über die in Offenbarung 19 (die Hochzeit mit dem Lamm) und 21 bis 22 gesprochen wird, und eine Hure, die als Stadt beschrieben wird – Babylon.
In Offenbarung 17, Vers 1 heißt es: „Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir das Urteil über die große Hure zeigen, die auf vielen Wassern sitzt, mit der die Könige der Erde Hurerei getrieben haben und die auf der Erde wohnen, die trunken geworden sind von dem Wein ihrer Hurerei. Und er führte mich im Geist hinweg in eine Wüste.“
Im Gegensatz zum neuen Jerusalem, wohin Johannes auf einen hohen Berg geführt wurde, geht es hier um ein scheußliches Thema. Er sieht eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das sieben Köpfe und zehn Hörner hat. Die Frau ist bekleidet mit Purpur und Scharlach, übergoldet mit Gold, Edelsteinen und Perlen. Sie hält einen goldenen Becher in der Hand, voll Gräuel und Unreinigkeit ihrer Hurerei, und an ihrer Stirn steht geschrieben: „Geheimnis Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde.“ Sie ist betrunken vom Blut der Heiligen und der Zeugen Jesu.
Babylon ist das neue Jerusalem als Gegensatz – eine Hure – im Gegensatz zur Braut, der Frau des Lammes.
Wer ist Babylon? Offenbarung 17, Vers 18 sagt: „Und die Frau, die du sahst, ist die große Stadt, welche das Königtum hat über die Könige der Erde.“ Welche Stadt hatte damals das Oberregiment über alle Unterkönige? Rom.
In Vers 9 heißt es weiter: „Hier ist der Verstand, der Weisheit hat: Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf welchen die Frau sitzt.“ Rom war im Altertum als „Septemcollis“ die Siebenhügelstadt bekannt. Das macht deutlich, dass Rom mit dem symbolischen Namen Babylon bezeichnet wird.
Das Wort Babylon stammt aus dem Akkadischen, „Bab Ilani“, was „Tor der Götter“ bedeutet. Im heutigen Zusammenhang geht es um eine religiöse Macht in Rom, die im Gegensatz zur wahren Gemeinde steht.
In Vers 6 heißt es: „Und ich sah die Frau betrunken vom Blut der Heiligen und der Zeugen Jesu.“ Es handelt sich also um eine religiöse Macht mit Sitz in Rom, die sich schuldig gemacht hat am Blut unzähliger wahrer Gläubiger. Die Kirchengeschichte bestätigt das: Hunderttausende wurden durch dieses System in Rom ermordet.
So haben wir diese beiden Gegensätze: Babylon als Hure und das neue Jerusalem als Braut.
Gott sieht aber in Babylon auch viele wahre errettete Gläubige. Offenbarung 18, Vers 4 sagt: „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, auf dass ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet und auf dass ihr nicht empfangt von ihren Plagen, denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihre Ungerechtigkeiten gedacht.“ Gott sieht sein Volk darin und ruft es auf, aus Babylon hinauszugehen. Wer drinbleibt, macht sich mitschuldig.
Unser Thema ist nicht Babylon die Große, sondern das neue Jerusalem.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Babylon ist ein neutestamentliches Geheimnis. Offenbarung 17, Vers 5 sagt: „Die Hure trägt den Namen: Geheimnis, Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde.“
Ein Geheimnis im Neuen Testament ist ein im Alten Testament verborgenes Thema, das erst im Neuen Testament enthüllt wird. Zum Beispiel finden sich in den Briefen des Paulus etwa neun solcher Geheimnisse. Es sind Wahrheiten, die im Alten Testament nur symbolisch angedeutet, aber nicht klar enthüllt wurden.
Ein solches Thema ist auch die Gemeinde selbst. Nach Epheser 3, Vers 3 bis 6 erklärt Paulus, dass der eine Leib, bestehend aus Gläubigen aus den Heidenvölkern und dem jüdischen Volk, ein Geheimnis war, das Gott früher niemandem mitgeteilt hatte. In Epheser 3, Vers 9 bis 10 heißt es, dass dieses Geheimnis in Gott verborgen war, nicht einmal die Engel wussten davon. Erst seit Pfingsten (Apostelgeschichte 2) ist dieses Geheimnis enthüllt und Realität geworden, so dass die Engelwelt davon erfährt. Durch die Gemeinde wird Gottes vielfältige Weisheit der Engelwelt bekannt gemacht.
Das ist interessant: Wir haben das Geheimnis Babylon und das Geheimnis des neuen Jerusalems. Die wahre Kirche, bestehend aus allen wahren Gläubigen, war ein Geheimnis im Alten Testament. Ebenso war das Thema der falschen Kirche, der Perversion des wahren Gottesgedankens, im Alten Testament verborgen. Das ist logisch.
Ein weiteres starkes Argument, warum das himmlische Jerusalem aus dem Hebräerbrief etwas anderes ist: Die Patriarchen erwarteten das himmlische Jerusalem (Hebräer 11,16), aber von der Gemeinde konnten sie nichts wissen. Selbst die Engelwelt wusste nichts davon, auch Abraham nicht. Die Patriarchen konnten also nicht die Gemeinde erwarten.
Wir fassen zusammen: Das himmlische Jerusalem im Himmel ist das Urbild, während das irdische Jerusalem ein Abbild davon auf Erden ist. Das neue Jerusalem ist das Sinnbild, die geistliche Versinnbildlichung. Es gibt noch mehr Themen in der Bibel, die man so unterscheiden kann: Urbild, Abbild, Sinnbild. So sehen wir, wie alles zusammengehört und zusammenpasst. Gott hat diese Stadt im Himmel bereitet, dann wurde irdisch eine Abbildung realisiert, und die Erfüllung und Bedeutung davon ist die Gemeinde.
Ähnlich verhält es sich mit dem Tempel und der Stiftshütte. Moses sah auf dem Berg das Urbild, den originalen Tempel im Himmel, wie auch Johannes später. Moses musste den Tempel als Stiftshütte auf Erden abbilden, und später wurde der erste Tempel in Jerusalem von Salomo genau nach den Plänen gebaut, die David gegeben hatte (1. Chronik 28). David hatte durch Inspiration des Geistes einen Bauplan erhalten.
Das Neue Testament zeigt, dass das Sinnbild davon die Gemeinde ist. In 1. Korinther 3, Vers 16 sagt Paulus: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid?“ Auch hier haben wir Urbild, Abbild und Sinnbild.
Vielleicht noch etwas Überraschendes: Die Philosophie Platons hat das abendländische Denken stark geprägt, bis heute. Man sagt sogar, die ganze Philosophie des Abendlandes sei nichts anderes als Fußnoten zu Platon. In Platons Schriften, zum Beispiel im Höhlengleichnis, findet man die Auffassung, dass es im himmlischen Bereich Urbilder gibt, und alles Sichtbare auf Erden nur Abbilder dieser himmlischen Urbilder sind.
Im Höhlengleichnis beschreibt Platon Gefangene, die in einer Höhle angekettet sind und nur Schattenbilder von Realitäten außerhalb der Höhle sehen. Diese Schatten sind nur Abbilder der wirklichen Realitäten. Platon sagt auch, ein Philosoph sei jemand, der sich umgedreht hat und die wahren Urbilder gesehen hat. Wenn ein Philosoph die Wirklichkeit den Menschen sagen würde, würden sie ihn kreuzigen.
Das sind erstaunliche Ideen, und man fragt sich, woher Platon diese Gedanken hatte. War er ein heidnischer vorläufiger Prophet des Vorevangeliums? Platon lebte als Heide in tiefer Sünde und war Pädophil. Dennoch überrascht es nicht, dass im Heidentum gewisse Wahrheiten bekannt sind, die mit biblischen Dingen übereinstimmen.
Ein anderes Beispiel: Eine gläubige Frau besuchte den Karnaktempel in Ägypten, der zum Teil Strukturen ähnlich dem biblischen Tempel und der Stiftshütte aufweist. Im Karnaktempel gibt es ein Allerheiligstes mit einer Lade und Tragstangen, ähnlich der Bundeslade. Ebenso findet man in Japan heidnische Tempel mit Waschbecken wie in der Stiftshütte und im Tempel, oder in Togo Hütten mit Vorhängen, hinter denen Fetische stehen – ähnlich dem Allerheiligsten.
Wie kommt es, dass solche Strukturen weltweit ähnlich sind? Nach Hiob 1 hat Satan Zugang zum Himmel. Vor seinem Fall war er ein Cherub auf dem himmlischen Tempelberg (Hesekiel 28). So hat er die falschen Religionen inspiriert, die als Perversionen des Wahren entstanden sind. Daher finden sich weltweit ähnliche Heiligtümer mit Parallelen zum biblischen Opferdienst.
Das lässt sich sogar belegen: Es gibt hethitische Überlieferungen, in denen ein Gott einem Hethiter Anweisungen zum Bau von Tempelgeräten gibt – absolut parallel zu den Anweisungen, die Mose auf dem Berg erhielt.
Wir müssen Platon und die heidnischen Philosophien nicht aufwerten, aber wir können sehen, dass es aus finsterer Quelle Parallelen zu himmlischen und biblischen Realitäten gibt. Das bestätigt vielmehr die biblischen Wahrheiten.
Ich glaube, wir machen jetzt eine Viertelstunde Pause und kommen dann zum sechsten Punkt unter Abschnitt 2.1.
Der Text in Offenbarung 21,1-8 beschreibt das neue Jerusalem in der Ewigkeit, während 21,9 bis 22,5 es während des tausendjährigen Reiches beschreibt. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig, denn sie löst viele Fragen, die beim Lesen aufkommen könnten.
Offenbarung 21, Vers 1 bis 8 beschreibt den neuen Himmel und die neue Erde sowie die Bedeutung des neuen Jerusalems in der kommenden Ewigkeit. Ab Vers 9 wird das neue Jerusalem erstmals richtig beschrieben, und zwar in der Funktion, die es im tausendjährigen Reich erfüllen wird.
Diese Beschreibung gilt natürlich auch für andere Zeiten, denn es bleibt dasselbe neue Jerusalem.
Ich lese ab Vers 1: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht zu mir: Schreibe, denn diese Worte sind gewiss und wahrhaftig. Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst. Wer überwindet, wird dieses erben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein. Den Feigen aber und Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mördern und Huren und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern ist ihr Teil im See, der mit Feuer und Schwefel brennt, das ist der zweite Tod.“
Zum prophetischen Ablauf ganz kurz: Das nächste zu erwartende Ereignis ist die Entrückung der Gemeinde. Danach folgt das Auftreten des Antichristen und seine Verführung, darauf die große Drangsal, der schrecklichste Weltkrieg aller Zeiten, der genau dreieinhalb Jahre dauern wird. Am Ende kommt Jesus Christus zurück mit allen Gläubigen aus dem Neuen und Alten Testament und richtet seine tausendjährige Friedensherrschaft auf der Erde ein.
Sehr wichtig: Wenn bibeltreue Christen als „Weltuntergangspropheten“ verschrien werden, können wir sagen, wir glauben nicht an einen Weltuntergang. Nach unserer biblischen Überzeugung geht es mindestens noch tausend Jahre weiter. Wir haben also keine Weltuntergangsstimmung, sondern die lebendige Erwartung der Wiederkunft Christi.
Am Ende der tausend Jahre wird das Weltall aufgelöst werden. Zweiter Petrus beschreibt das in Kapitel 3 eindrücklich, dass sogar die Elemente im Brand aufgelöst werden. Es ist jedoch nicht von Vernichtung, sondern von Auflösung die Rede. Hebräer 1 sagt sogar, dass diese Erde umgewandelt wird (Hebräer 1, Vers 10-12). Dieser Himmel und diese Erde werden vergehen, aber schließlich umgewandelt und verwandelt werden, und Gott wird daraus einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.
In Offenbarung 21, Vers 2 wird in der Vision gesehen, wie das neue Jerusalem vom Himmel herabkommt auf die Erde. Die Gemeinde wird eine wichtige Rolle spielen, auch in der kommenden Ewigkeit, aber nicht nur dort. Die Beschreibung ab Vers 9 bezieht sich auf das tausendjährige Reich und zeigt, dass die Gemeinde auch dort eine wichtige Rolle als das neue Jerusalem erfüllen wird.
Ein starkes Argument dafür ist, dass dort nicht vom perfekten Zustand gesprochen wird, sondern vom tausendjährigen Reich. In Kapitel 22, Vers 2 heißt es: „In der Mitte ihrer Straße und des Stroms, diesseits und jenseits, war der Baum des Lebens, der zwölf Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt, und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen.“ In der Ewigkeit braucht es keine Heilung mehr, daher zeigt dies den Zustand des weitgehend perfekten tausendjährigen Reiches. Selbst dort ist der Tod noch möglich, während er in der Ewigkeit verschwinden wird.
In Offenbarung 21 finden wir drei verschiedene Beschreibungen oder Aspekte des neuen Jerusalems:
Die heilige Stadt (Vers 2), beschrieben als geschmückt wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.
Das neue Jerusalem ist die Braut, die Frau des Lammes (Vers 9 und 10).
Die Hütte Gottes bei den Menschen (Vers 3). Das Wort „Hütte“ im Griechischen ist dasselbe, das im Alten Testament für die Stiftshütte verwendet wurde.
Alle drei Aspekte weisen auf die Gemeinde hin.
Erstens: Eine Stadt (griechisch Polis). Unser Wort Politik stammt davon ab und bedeutet eigentlich Stadtverwaltung oder Stadtführung. Die Gemeinde wird als Stadt beschrieben, weil sie einen politischen Auftrag hat. Sie wird zusammen mit Christus im tausendjährigen Reich und in der Ewigkeit herrschen.
Heute hat die Gemeinde diesen Auftrag noch nicht vollständig. Paulus sagt in 1. Korinther 4, dass die Apostel bereits herrschen, aber die Gemeinde noch nicht. In der Kirchengeschichte gab es Probleme, besonders im 4. Jahrhundert, als sich die Kirche mit dem römischen Reich verband und Macht ergriff, was viel Elend brachte und das christliche Zeugnis schädigte.
Die Gemeinde hat einen politischen Auftrag, aber noch nicht jetzt. Heute gibt es eine starke Trennung zwischen Gemeinde und Regierung. Früher, in der Reformation, war das anders: Einige Fürsten wurden Christen und mussten weiterhin gute Herrscher sein. Die Kirche als solche hatte aber keine politische Macht.
Zweitens: Das neue Jerusalem ist eine geliebte Frau, was die tiefste Beziehung der Liebe zu Jesus Christus ausdrückt.
Drittens: Die Gemeinde ist eine Stiftshütte, was den Auftrag zum Priesterdienst und zur Anbetung Gottes zeigt. Offenbarung 5, Vers 9-10 sagt, dass das Lamm Menschen durch sein Blut erlöst hat und sie zu Königen und Priestern gemacht hat.
Interessant ist, dass das neue Jerusalem in der Ewigkeit nicht als steinerner Tempel beschrieben wird, sondern als Hütte. Eine Hütte ist ein Elementbau, der leicht demontiert und an anderer Stelle aufgebaut werden kann. Das weist auf einen vorübergehenden Charakter hin.
Warum? Weil die Gemeinde ihr Bürgerrecht im Himmel hat (Philipper 3, Vers 20): „Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch unseren Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit.“ Philippi war damals steuerbefreit, ein besonderer Ort. Paulus sagt ihnen, dass es ein noch besseres Bürgerrecht gibt – das himmlische.
Die Gemeinde wohnt im Himmel, hat aber einen Auftrag auf der Erde, auch in der Ewigkeit. Der stationäre Charakter der Hütte zeigt, dass es ein stetes Hin und Her geben wird – im Himmel wohnen, auf der Erde arbeiten. Das wird nie langweilig sein.
So wie im Traum von der Himmelsleiter Engel auf- und absteigen, wird es auch für uns sein.
Wo werden wir im Himmel wohnen? Im himmlischen Jerusalem, an welcher Straße? Im Tempel selbst. Jesus spricht in Johannes 14 vom Haus seines Vaters im Himmel und sagt, dass er dort viele Wohnungen bereitet. Wie die Priester im Tempel früher ein Wohnhaus hatten, werden wir im himmlischen Jerusalem Wohnungen in unmittelbarer Nähe Gottes haben.
Das himmlische Jerusalem ist für Christen wichtig. Wie Abraham es erwartete, so warten auch wir darauf. Das neue Jerusalem ist wichtig, weil wir es sind – die Gläubigen sind das neue Jerusalem. Diese Stadt wird in Offenbarung 21 gesehen, wie sie aus dem Himmel herabkommt. Das zeigt den himmlischen Charakter der Gemeinde.
Jesus wird in 1. Korinther 15 als „der Himmlische“ genannt, und die Gläubigen werden „die Himmlischen“ genannt. Jeder Gläubige ist also mindestens Doppelbürger, wenn er in einem Staat Bürger ist – Doppelbürger mit einem Bürgerrecht im Himmel.
Das himmlische Jerusalem wird kubisch beschrieben (Offenbarung 21, Vers 16). Ich lese ab Vers 15: „Und der mit mir redete hatte ein Maß, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen, ihre Tore und Mauern. Die Stadt liegt viereckig, ihre Länge ist so groß wie die Breite. Er maß die Stadt mit dem Rohr: 12.000 Stadien Länge, Breite und Höhe sind gleich. Er maß die Mauern 144 Ellen, das ist des Engels Maß.“
Die Stadt ist 12.000 mal 12.000 Stadien groß, ein Stadion entspricht 180 Metern. Die Stadt ist also ein Würfel mit einer Kantenlänge von 2.160 Kilometern, was einem Volumen von 2.160³ Kubikkilometern entspricht.
Eine Stadt in Form eines Würfels ist ungewöhnlich, aber genau die Form des Allerheiligsten. Das Allerheiligste in der Stiftshütte war ein Kubus von 10 mal 10 mal 10 Ellen, im salomonischen Tempel 20 mal 20 mal 20 Ellen.
Die Größe des neuen Jerusalems drückt den heiligen Charakter der Gemeinde aus. Die Gemeinde entspricht Gottes Gerechtigkeit. In 2. Korinther 5, Vers 21 heißt es: „Der, der keine Sünde kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“ Luther übersetzte das schwach, aber es heißt, dass Gottes Gerechtigkeit zu unserem Wesen wird – ein Geschenk aufgrund des Erlösungswerkes Jesu.
Die Gemeinde kann daher als Kubus, als Allerheiligstes beschrieben werden.
Es gibt eine große und hohe Mauer (Vers 12 und 17), die 144 Ellen misst. Das ist wenig, wenn man bedenkt, dass die Stadt 2.160 Kilometer hoch ist. Vermutlich ist die Mauerstärke gemeint.
Man nimmt an, dass hier die Königselle gemeint ist, etwa 52,5 cm. Diese Elle wurde im Altertum vom spezifischen Gewicht von Gold abgeleitet. Das goldene Maßrohr des Engels weist darauf hin.
Die Königselle ist in sieben Handbreiten aufgeteilt. Ein Goldnormal ist 52,5 cm lang, eine Handbreite dick und hoch, was genau ein Talent wiegt. Die kleine Elle aus Kupfer ist etwas kleiner.
Die zwölf Tore der Stadt sind nach allen Himmelsrichtungen angeordnet, was die Ausrichtung des Gemeindeauftrags auf die ganze Welt zeigt – auch politisch, mit Herrschaft Christi über die ganze Erde.
Das hat auch Bedeutung für heute: Die Gemeinde sollte schon jetzt den Charakter von Gerechtigkeit haben. In einer ungerechten Welt sollen Menschen an der Gemeinde etwas über Gerechtigkeit lernen. Das wäre unser Auftrag.
Die Tore in alle Himmelsrichtungen zeigen den Missionsauftrag.
Bis 1800 war die Bibel in etwa 70 Sprachen übersetzt. In der Erweckungszeit bis 1830 waren es 157 Sprachen. In den ersten 30 Jahren des letzten Jahrhunderts wurde mehr für die Bibelübersetzung und den Missionsauftrag getan als in den 1800 Jahren zuvor. Heute ist die Bibel zumindest teilweise in über 2.200 Sprachen verfügbar.
Die Straßen in der Stadt sind aus reinem Gold, wie durchsichtiges Glas (Vers 21). Die Straßen sind der Ort, wo wir gehen und spazieren. Goldene Straßen, wie durchsichtiges Glas, zeigen, wie unser Lebenswandel nach Gottes Plan sein soll: transparent, wahrhaftig.
Keine Heuchelei, kein Doppelleben. Transparenz heißt nicht, dass wir unsere intimsten Dinge laut hinausschreien müssen – das wäre unbiblisch. Gott gibt einen geschützten Bereich.
Das sehen wir auch am Beispiel Noahs, der sich im Rausch entblößte. Seine zwei älteren Söhne bedeckten seine Blöße, was symbolisch zeigt, dass es einen geschützten Bereich gibt.
Die zwölf Tore bestehen aus Perlen, eindrucksvollen Perlen, je ein Tor aus einer Perle. Die Perle ist aus dem Gleichnis in Matthäus 13, Vers 45 bekannt, wo das Reich der Himmel mit einem Kaufmann verglichen wird, der schöne Perlen sucht. Als er eine sehr kostbare Perle fand, verkaufte er alles und kaufte sie.
Dieser Kaufmann stellt Jesus Christus dar, der die Gemeinde als perfekte Perle sieht und alles für sie gab, bis zum Tod am Kreuz.
Perlen entstehen im Meer. Das Meer ist in der Bibel ein Bild für die unruhige Völkerwelt (Jesaja 17, Vers 12 und 13), im Gegensatz zu Israel als Erde.
Interessant ist, dass der größte Teil der Gemeinde aus Heiden besteht. Die Perlentore drücken aus, dass die Gemeinde aus Gläubigen aus den Heiden und aus Israel besteht (Epheser 2, Vers 11 ff.).
Wie entsteht eine Perle? Ein Sandkorn dringt in die Muschel ein und verursacht Schmerzen. Die Muschel sondert ein Sekret ab, um das Korn zu umhüllen und Schmerzen zu lindern.
So haben wir Jesus Christus Schmerzen zugefügt. Wir hatten keinen Wert, waren wie Sandkörner. Abraham sagt: „Ich bin Staub und Asche.“ Aber in Christus haben wir Wert vor Gott. Für Gott sind wir kostbar wie Perlen, für die Jesus alles gab.
Die zwölf Tore tragen die Namen der zwölf Stämme Israels. Das zeigt die Verbindung zwischen den Gläubigen aus den Heiden und aus Israel.
Noch etwas Wichtiges: Das Heil kommt aus den Juden (Johannes 4, Vers 22). Dass die Namen der zwölf Stämme auf den Toren stehen, zeigt dies auch in der Ewigkeit.
In Vers 14 lesen wir, dass die Stadt zwölf Grundlagen hat, auf denen die Namen der zwölf Apostel eingetragen sind. Das ist wichtig, denn die Gemeinde ist auf der Lehre der Apostel aufgebaut (Epheser 2, Vers 20). Sie ist gebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten.
Die Lehre der Apostel umfasst das Alte Testament und die neun Offenbarungen des Neuen Testaments. Das ist das Fundament der Kirche. Wenn wir von der Bibel abweichen, verfehlen wir unseren Auftrag als Gemeinde. Darum die zwölf Namen der Apostel.
In Vers 19 und 20 werden die Grundlagen mit Edelsteinen geschmückt: Jaspis, Saphir, Chalzedon, Smaragd, Sardonyx, Sardis, Chrysolith, Beryll, Topas, Chrysopras, Hyazinth und Amethyst.
Warum diese Namen? Das wäre Aufgabe von Edelsteinspezialisten, die biblische Bedeutung zu erforschen.
Wir finden ähnliche Listen im Alten Testament, zum Beispiel am Brustschild des Hohenpriesters mit zwölf Edelsteinen, entsprechend den zwölf Stämmen Israels. Das Tempelinstitut arbeitet daran, das Brustschild für den zukünftigen Hohenpriester im dritten Tempel wiederherzustellen.
Ich möchte nur den Amethyst herausgreifen, den zwölften Stein. Amethyst bedeutet „nicht betrunken“ (a = Negation, methyst = betrunken). Im Heidentum gab es den abergläubischen Glauben, dass Amethyst vor Trunkenheit schützt – Aberglaube, der heute wieder erzählt wird, wenn man das Evangelium bringt.
Der Amethyst als Edelstein zeigt etwas von der Herrlichkeit Jesu Christi. Am Kreuz wurde Jesus Essig mit Myrrhe und einem weiteren Zusatz gereicht, ein Gift, das in Psalm 69 als Gift übersetzt wird – ein Opiat zur Schmerzlinderung.
Jesus trank den Essig, aber nicht das betäubende Gemisch. Er wollte den Zorn Gottes als Sündenträger bei vollem Bewusstsein ertragen. Das ist unfassbar.
Wir wissen nicht, was in den drei Stunden der Finsternis wirklich geschah, als der Zorn Gottes ihn traf und Gott ihn verließ. Er trug das Gericht, das wir im Feuersee hätten tragen müssen.
Jesus wollte das bei vollem Bewusstsein ohne Schmerzmittel erdulden.
Das ist ein Bereich, der uns die Herrlichkeit Christi im neuen Jerusalem vor Augen führt.
Ich möchte klarstellen: Das bedeutet nicht, dass wir keine Anästhesie bei Operationen nehmen dürfen. Das ist ein Geschenk Gottes, das wir dankbar annehmen. Es geht hier um ein anderes Thema, wo Jesus als Stellvertreter im Gericht Gottes für uns war.
Der Amethyst ist eine der Herrlichkeiten des neuen Jerusalems.
Nun zum nächsten Punkt: Die Stadt ist aus reinem Gold.
Ein weiterer Punkt: Die Lichtquelle in dieser Stadt ist Gott und das Lamm (Vers 23): „Die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, auf dass sie ihr scheinen, denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm.“
Alles Licht in dieser Stadt kommt von Gott. Die Stadt selbst wäre im Dunkeln. Wir haben in uns keine eigene Ausstrahlung; alle Ausstrahlung kommt von Gott. Dieses Licht wird durch das neue Jerusalem reflektiert und ausgestrahlt.
Die Gemeinde hat die Aufgabe, die Herrlichkeit Gottes in dieser Welt auszustrahlen – heute und in der Ewigkeit.
Wie sollen Menschen Gott kennenlernen? Niemand hat Gott je gesehen (Johannes 1, Vers 18). Aber der eingeborene Sohn hat ihn kundgemacht. Nun ist der Sohn nicht mehr in der Welt. Wie soll die Welt Gott erkennen?
In der heutigen Philosophie spricht man von einer Gottesfinsternis, dass Menschen Mühe haben, Gott zu erkennen.
Die Gemeinde hat den Auftrag, und jeder Einzelne, dass wir in unserem Leben etwas von Gottes Herrlichkeit ausstrahlen.
Statistische Untersuchungen zeigen, dass Menschen meist durch persönlichen Kontakt mit Christen zum Glauben kommen. Traktate und Radio sind seltene Wege.
Die Gemeinde hat die Aufgabe, Gottes Herrlichkeit auszustrahlen.
Nach Vers 22 sind Gott und das Lamm der Tempel. Alle Tempelvorbilder finden hier ihre endgültige Realisierung in Gott und Jesus Christus.
Gottes Thron ist in dieser Stadt (Kapitel 22, Vers 1): „Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes.“
Gottes Thron in der Stadt zeigt, dass Gottes Autorität voll und ganz in der Gemeinde gilt.
Wie ist das heute? Gilt Gottes Autorität hundertprozentig in der Gemeinde, oder untergraben Machtmenschen und Konzilbeschlüsse sie?
Hier sehen wir die Gemeinde nach Gottes Bauplan: Gottes Thron ist die einzige Autorität, die gilt und voll und ganz gilt.
Aus diesem Thron kommt ein Strom von Wasser des Lebens. Das hebräische Wort „Mayim chayim“ bedeutet gewöhnliches Quellwasser, aber hier erhält es geistliche Bedeutung.
Nach Johannes 7, Verse 37-39 ist das lebendige Wasser ein Hinweis auf den Heiligen Geist, seine Kraft und Erfrischung.
So sehen wir den dreieinigen Gott in dieser Stadt: Gott, den Allmächtigen, das Lamm und den Heiligen Geist als Wasser des Lebens.
Wir finden auch den Baum des Lebens in der Stadt, der Früchte bringt und Heilung bewirkt. Die Gemeinde soll geistliche Frucht hervorbringen (Galater 5, Vers 22).
In diesem Teil der Offenbarung werden sieben Dinge aufgezählt, die nicht mehr sein werden – die Zahl sieben steht für Vollkommenheit.
Offenbarung 21, Vers 1 sagt, das Meer wird nicht mehr sein. Vers 4 nennt Tod, Trauer, Geschrei und Schmerz, die nicht mehr sein werden. Vers 22, Vers 3 fügt hinzu, dass der Fluch nicht mehr sein wird, und Vers 5, dass Nacht nicht mehr sein wird.
Wir betreten hier Dimensionen, die unsere Vorstellungen übersteigen. Man verwendet die Methode der Negation, also sagt, was nicht mehr ist, um eine Ahnung zu vermitteln.
Stell dir ein Leben ohne Unruhe vor – das Meer, das unruhige Meer, wird nicht mehr da sein. Ein Leben ohne Tod, Trauer, Geschrei, Schmerz, Fluch und Dunkelheit.
Das gibt uns eine Vorstellung davon, was alles nicht mehr sein wird.
Die Bibel endet mit diesem Ausblick, um uns Kraft und Mut zu geben, jetzt durchzuhalten, auch wenn wir Zeiten von tiefer Unruhe, Tod und Trauer erleben.
Wenn man starken Schmerz hat, hilft die Hoffnung, dass er nur kurz dauert, ihn besser zu ertragen.
So gibt uns der Ausblick auf eine herrliche Ewigkeit Kraft, die Gegenwart besser zu ertragen.
Es wird nicht langweilig sein, denn Gott wird in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade gegen uns erweisen (Epheser 2).
Das ist Gottes Programm für die Ewigkeit.
In Offenbarung 22, Vers 5 heißt es: „Und Nacht wird nicht mehr sein, und sie brauchen keine Lampe oder Sonne, denn der Herr Gott wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Die Herrschaft endet nicht mit dem tausendjährigen Reich, sondern geht in der Ewigkeit weiter.
Das, was wir in Offenbarung 21 gelesen haben, gibt uns einen gewaltigen Ausblick.
So müssen wir Jerusalem in Israel heute sehen: Es ist ein Abbild dieser himmlischen Stadt, die Gott im Himmel bereitet hat.
Diese Stadt hat ein Sinnbild, das die Gemeinde ist, die den Auftrag hat, Frieden zu verbreiten.
Denn Jerusalem bedeutet „Gründung des Friedens“.
Durch das neue Jerusalem soll die Welt heute schon lernen, dass es sich lohnt, den Friedensfürsten zu kennen und ihm zu folgen.
2. Das himmlische Jerusalem in der rabbinischen Literatur und Qumran
2.1 Vorstellungen im Judentum
Nun kommen wir zu einem weiteren Hauptpunkt, nämlich erstens und zweitens: das himmlische Jerusalem in der rabbinischen Literatur, zum Beispiel im babylonischen Talmud.
Es gibt zwei Talmude: den Jerusalemer und den babylonischen. Wobei der babylonische der eigentlich verbindliche Talmud im Judentum ist. Er ist also das wichtigste theologische Werk im Judentum, das auf der Bibel aufbaut und diese auslegt.
Im Traktat Ta'anid 5a heißt es: Gibt es ein Jerusalem oben? Ja, denn es steht geschrieben: „Jerusalem, das gebaut ist wie eine Genossin.“ Dies ist ein Verweis – eine vielleicht überraschende Übersetzung oder ein überraschendes Verständnis von Psalm 122, Vers 3. Auch in einem Midrasch zu Psalm 122 wird diese Stelle so verstanden, als wäre sie ein Argument für das himmlische Jerusalem.
Ich glaube nicht, dass man aus dieser Stelle tatsächlich das ableiten kann. Aber es macht deutlich, dass man im Judentum zumindest die Kenntnis von dem Jerusalem oben hatte und versuchte, möglichst viele Stellen zu finden, die das bestätigen. Manchmal findet man eben mehr Stellen, als es eigentlich gibt.
Ein weiterer rabbinischer Kommentar findet sich in Danchuma zu Pekudei 125b. Dort steht: Du findest, dass ein Jerusalem oben, auf Hebräisch „Yerushalayim wala“, errichtet ist, wie das untere Jerusalem, „Jerusalem im Mata“.
Aus großer Liebe zu dem unteren machte er ein anderes oben. Wie es heißt: „Siehe, auf die Hände habe ich dich gezeichnet, deine Mauern sind vor mir immer da.“ Das ist ein Zitat aus Jesaja 49, Vers 16.
Also gibt es eine ganz klare Vorstellung: Es gibt ein Jerusalem oben und ein Jerusalem unten, und diese hängen miteinander zusammen.
2.2 Das neue Jerusalem in den Qumran-Handschriften
In den Handschriften von Qumran wurden etwa vierzigtausend Fragmente gefunden, die zu ungefähr achthundert Schriftrollen gehören. Fast zweihundert dieser Schriftrollen sind biblische Handschriften, der Rest besteht aus außerbiblischen Texten. Dazu zählen Bibelkommentare, Lieder, Verhaltensregeln für die Gemeinde und Ähnliches.
Unter der Qumran-Literatur gibt es eine Handschrift, die in mehreren Fragmenten erhalten ist und allgemein als „das neue Jerusalem“ bezeichnet wird. Nun stellt sich die Frage, ob diese Handschrift etwas mit unserem Thema zu tun hat.
Diese Fragmente wurden in der Höhle 1 gefunden, beispielsweise 1Q32 (erste Höhle von Qumran, Handschrift Nummer 32), sowie in der Höhle 2 (2Q24) und auch in den Höhlen 4, 5 und 11. Alle diese Fragmente gehören zu einer einzigen Schrift.
In dieser Schrift wird ausführlich ein zukünftiges Jerusalem beschrieben, und zwar in allen möglichen Details. Sogar die Straßenzüge und die Gebäude, wie sie gebaut werden, sind dort genau dargestellt. Dieses Jerusalem ähnelt stark der prophetischen Beschreibung in Hesekiel 40 bis 48. Es gibt jedoch auch Unterschiede.
So wird gesagt, dass sich diese Stadt in Zion befinden wird. Sie hat eine Größe von zwanzig mal neunundzwanzig Kilometern, was relativ stattlich ist. Rundherum gibt es 1500 Türme, von denen jeder mehr als dreißig Meter hoch ist.
Den Ausdruck „neues Jerusalem“ findet man im Text selbst jedoch nicht. Das ist eine Bezeichnung, die Theologen erfunden haben. Sie haben diese Schrift so genannt. Man kann also sagen, dass es sich um eine etwas phantastische Beschreibung eines zukünftigen Jerusalems handelt, die sich an die prophetische Beschreibung in Hesekiel 40 bis 48 anlehnt. Mit dem neutestamentlichen neuen Jerusalem hat diese Schrift jedoch nichts zu tun.
Das hilft uns also in unserem Thema nicht weiter.
Ich habe unter diesem Text übrigens noch Angaben gemacht, wie man an die Texte vom Toten Meer herankommt. Mayr hat ein Buch herausgegeben mit dem Titel „Die Qumran-Essener – Die Texte vom Toten Meer“ in drei Bänden als Taschenbücher. Dort findet man alle Texte von Qumran auf Deutsch, also praktisch alles, was außerbiblisch ist.
Außerdem gibt es eine wissenschaftliche Ausgabe von Martínez und Tigchelaar, „The Dead Sea Scrolls Study Edition“. In zwei Bänden enthält sie den Originaltext in Hebräisch oder Aramäisch sowie daneben die englische Übersetzung. Heute hat man also Zugang zu allen Handschriften.
Für unser Thema bringt uns das jedoch nicht viel weiter.
3. Das neue Jerusalem in der Offenbarung
3.1 Biblische Stellen zum neuen Jerusalem
Und jetzt wollen wir als Punkt 2.0 zum neuen Jerusalem übergehen. Wo wird darüber gesprochen? Nur in der Offenbarung.
Jetzt gehen wir einfach die Stellen durch, in denen der Ausdruck Jerusalem oder neues Jerusalem in der Offenbarung vorkommt.
In Offenbarung 3,12, im Sendschreiben an Philadelphia, heißt es: „Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes, und er wird nie mehr hinausgehen. Und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen.“
Dann folgt bei der Beschreibung von einem neuen Himmel und einer neuen Erde in Kapitel 21: Es heißt in Vers 2: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.“
In Vers 10 heißt es weiter: „Und er führte mich im Geist hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, herniederkommend aus dem Himmel von Gott.“
Wir haben also eine kurze Stelle, offenbar in 3,12, wo diese Stadt erwähnt wird, und dann eine ausführliche Beschreibung dieser Stadt in den Kapiteln 21 bis 22.
3.2 Das neue Jerusalem als Symbol der Gemeinde
Jetzt wollen wir anhand dieser Verse zu diesem Thema übersichtliche Aussagen treffen. Zunächst eine These, eine Behauptung: Das neue Jerusalem ist nicht dasselbe wie das himmlische Jerusalem.
Das ist zunächst eine Behauptung, nun folgt die Begründung.
Der nächste Punkt: Das neue Jerusalem ist eine symbolische Beschreibung der Gemeinde oder Kirche Gottes. Wenn ich von Gemeinde oder Kirche spreche, dann meine ich dasselbe – es kommt nur darauf an, dass man das Richtige versteht. Die Gemeinde im neutestamentlichen Sinn oder die Kirche im neutestamentlichen Sinn umfasst alle an Jesus Christus glaubenden Erlösten vom Pfingsttag (Apostelgeschichte 2) bis zur Entrückung und Wiederkunft Christi.
Das ist die Gemeinde.
Nun sage ich also, dass das neue Jerusalem eine symbolische Beschreibung der Gemeinde ist. Die Begründung dafür finden wir in Offenbarung 21,9-10. Dort heißt es: „Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir die Braut, die Frau des Lammes zeigen.“
Wir müssen uns das konkret vorstellen: Johannes bekommt die Einladung, die Braut des Lammes zu sehen – er will eine Frau sehen.
Vers 10 schließt an: „Und er führte mich im Geist hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, herniederkommend aus dem Himmel von Gott, und sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz war gleich einem sehr kostbaren Edelstein, wie ein kristallheller Jaspisstein, und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore; an den Toren waren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, welche die der zwölf Stämme der Söhne Israels sind. Nach Osten drei Tore, nach Norden drei Tore, nach Süden drei Tore und nach Westen drei Tore. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, und auf denselben zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.“
Johannes sieht keine Frau, sondern eine Stadt. Diese Stadt wird nun im Detail beschrieben in den folgenden Versen bis Offenbarung 22,5.
Kommen wir zum Schluss: Die Frau, die Braut, die Frau des Lammes, ist dasselbe wie das neue Jerusalem. Das heißt, es ist die Gemeinde, die nach 2. Korinther 11,2 als eine Braut beschrieben wird. Paulus sagt den gläubigen Korinthern: „Ich habe euch als eine keusche Jungfrau einem Mann verlobt.“
Einen ausführlichen Abschnitt dazu finden wir auch in Epheser 5,22 und folgende, wo die Gemeinde als die Frau Christi beschrieben wird.
Wenn das neue Jerusalem also die Gemeinde ist, dann ist das himmlische Jerusalem etwas anderes. Denn in Hebräer 12,22 heißt es: „Ihr seid gekommen zu dem himmlischen Jerusalem.“ Dort wird das himmlische Jerusalem von den Gläubigen unterschieden.
Das ist ein deutlicher Beweis dafür, dass das neue Jerusalem etwas anderes ist.
3.3 Gegenüberstellung Braut und Hure
Aber es gibt noch weitere Beweise. Wir kommen zu einem dritten Punkt.
In der Offenbarung wird ausführlich über eine andere Frau gesprochen – nicht über eine Braut, sondern über eine Hure (Offenbarung 17 und 18). Dort sehen wir eine deutliche Opposition: Eine Braut, über die in Offenbarung 19 die Hochzeit mit dem Lamm beschrieben wird, und in den Kapiteln 21 bis 22. Dagegen wird in Offenbarung 17 und 18 von einer Hure gesprochen, die ebenfalls als Stadt beschrieben wird. Sie heißt Babylon.
Wir können das nachschlagen in Offenbarung 17, Vers 1: Da kommt der gleiche Engel, den wir schon in Offenbarung 21,9 gefunden haben – ein Engel von den sieben, die die sieben Zornschalen hatten. Er kommt zu Johannes und sagt: „Komm, ich will dir jemanden zeigen.“ Auch hier ist es die gleiche Art. Es heißt:
„Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir das Urteil über die große Hure zeigen, die auf den vielen Wassern sitzt, mit welcher die Könige der Erde Hurerei getrieben haben. Und die auf der Erde wohnen, sind trunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei.“
Er führte mich im Geist hinweg in eine Wüste. Nicht wahr, beim neuen Jerusalem ging es auf einen sehr hohen Berg, denn es ging um ein erhabenes Thema. Jetzt aber wird er weggeführt in die Wüste, es geht um ein scheußliches Thema.
„Und er führte mich im Geist hinweg in eine Wüste, und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, voll Namen der Lästerung, das sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold, Edelstein und Perlen. Sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll Gräuel und Unreinigkeit ihrer Hurerei. An ihrer Stirn war ein Name geschrieben: Geheimnis Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde. Und ich sah die Frau betrunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu.“
Also: Babylon ist das neue Jerusalem als Gegensatz – eine Hure –, und als Gegensatz dazu die Braut, die Frau des Lammes.
Nun, was oder wer ist Babylon? In Offenbarung 17, Vers 18 heißt es: „Und die Frau, die du sahst, ist die große Stadt, welche das Königtum hat über die Könige der Erde.“ Welche Stadt hatte damals das Oberregiment über alle Unterkönige? Das war Rom. Also ist die Frau Rom, die große Stadt. Das wird noch verstärkt in Vers 9:
„Hier ist der Verstand, der Weisheit hat: Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf welchen die Frau sitzt.“
Rom war im Altertum als Septemcollis bekannt, die Siebenhügelstadt. Das macht ganz deutlich, dass es um Rom geht. Dieses Rom wird hier aber mit dem symbolischen Namen Babylon bezeichnet.
Das Wort Babylon kommt übrigens aus dem Akkadischen. Wir werden heute Nachmittag, wenn wir uns mit 1. Mose 11 beschäftigen, noch mehr über den Ursprung des Namens Babel und Babylon erfahren. Babylon kommt aus dem Akkadischen „Bab Ilani“, das heißt „Tor der Götter“, das Göttertor.
Nun geht es um eine religiöse Macht in Rom, die im Gegensatz zur wahren Gemeinde oder Kirche steht. Ich glaube, das ist schon genug deutlich. In Vers 6 heißt es auch:
„Und ich sah die Frau betrunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu.“
Also eine religiöse Macht mit Sitz in Rom, die sich schuldig gemacht hat am Blut unzähliger wahrer Gläubiger. Die Kirchengeschichte bestätigt das: Hunderttausende wurden durch dieses System in Rom ermordet.
So haben wir diese beiden Gegensätze. Übrigens ganz wichtig: Gott sieht aber in diesem Babylon viele, ein ganzes Volk von wahren erretteten Gläubigen. Offenbarung 18, Vers 4 sagt:
„Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, auf dass ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet und auf dass ihr nicht empfangt von ihren Plagen; denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihre Ungerechtigkeiten gedacht.“
Gott sieht sein Volk darin und ruft es hier auf: Geht aus Babylon hinaus! Wenn ihr weiter drinbleibt, macht ihr euch gewissermaßen mitschuldig, mitgegangen, mitgefangen. Deshalb der Aufruf: „auf dass ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet.“
Unser Thema ist nicht Babylon, die Große, sondern ein viel schöneres: das neue Jerusalem.
Jetzt ist aber noch Folgendes wichtig beim vierten Punkt auf unserem Blatt: Die Hure Babylon ist ein neutestamentliches Geheimnis. Offenbarung 17, Vers 5 sagt:
„Die Hure trägt den Namen Geheimnis, Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde.“
Ein Geheimnis im Neuen Testament ist ein im Alten Testament verborgenes Thema, das erst im Neuen Testament enthüllt wird. Man findet zum Beispiel in den Briefen des Paulus etwa neun solcher Geheimnisse. Das sind Wahrheiten, die im Alten Testament nirgends klar erwähnt werden, höchstens durch Bilder symbolisch angedeutet oder vorgeschattet, aber noch nicht im Klartext enthüllt.
Ein solches Thema ist auch die Gemeinde selbst. Nach Epheser 3, Verse 3 bis 6 erklärt der Apostel Paulus, dass der eine Leib, bestehend aus Gläubigen aus den Heidenvölkern und dem jüdischen Volk, ein Geheimnis war, das Gott in früheren Generationen niemandem mitgeteilt hat.
Epheser 3, Verse 9 bis 10 sagt sogar, dass es in Gott verborgen war, nicht einmal die Engelwelt wusste etwas davon. Erst jetzt, seit dieses Geheimnis im Neuen Testament enthüllt und Realität geworden ist – seit dem Pfingsttag in Apostelgeschichte 2 – erfahren die Engel überhaupt davon. Es heißt dort in Epheser 3, dass jetzt durch die Gemeinde Gottes vielfältige, wörtlich sogar „vielfarbige“ Weisheit der Engelwelt bekannt gemacht wird.
Also selbst für die Engelwelt war es verborgen – dies ist das Geheimnis der Gemeinde.
Das ist interessant. Wir haben das Geheimnis Babylon, wir haben auch das Geheimnis des neuen Jerusalems. Denn genauso wie die wahre Kirche, bestehend aus allen wahren Gläubigen, egal in welchen Kirchen und Gemeinden sie sich befinden, war das Thema der wahren Kirche ein Geheimnis im Alten Testament, so war auch das Thema der falschen Kirche, der Pervertierung des wahren Gedankens Gottes, im Alten Testament verborgen. Das ist ja logisch.
Nun haben wir noch ein starkes Argument, warum das himmlische Jerusalem aus dem Hebräerbrief etwas anderes ist. Dort haben wir ja gesehen, dass die Patriarchen das himmlische Jerusalem erwartet haben (Hebräer 11,16). Aber von der Gemeinde konnten sie nichts wissen. Selbst die Engelwelt wusste nichts davon, auch nicht Abraham. So konnten die Patriarchen also gar nicht die Gemeinde erwarten.
Nun fassen wir zusammen im nächsten Punkt: Das gibt ein umfassendes Bild.
Wir können sagen, das himmlische Jerusalem, diese Stadt im Himmel, ist das Urbild, während das irdische Jerusalem, das Jerusalem unten, ein Abbild davon ist auf Erden. Das neue Jerusalem ist das Sinnbild, die geistliche Versinnbildlichung.
Es gibt noch mehr Themen in der Bibel, die man so unterscheiden kann mit Urbild, Abbild, Sinnbild. So sehen wir, wie alles zusammengehört, alles passt zusammen. Gott hat also diese Stadt im Himmel bereitet, dann wurde irdisch eine Abbildung realisiert, und die Erfüllung, die Bedeutung davon ist dann die Gemeinde.
Das Gleiche gilt zum Beispiel für den Tempel, die Stiftshütte. Moses sah auf dem Berg das Urbild, den originalen Tempel im Himmel, wie auch später Johannes wieder. Moses musste den Tempel als Stiftshütte auf Erden abbilden, und später der erste Tempel in Jerusalem musste genau von Salomo hergestellt werden nach den Plänen, die David gegeben hat (1. Chronik 28). David hatte durch Inspiration des Geistes einen Bauplan bekommen, der dort erwähnt wird.
So musste der erste Tempel in Jerusalem genau nach diesem himmlischen Vorbild, dem Urbild, realisiert werden.
Das Neue Testament zeigt, dass das Sinnbild davon die Gemeinde ist (1. Korinther 3,16): „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid?“ Das sagt Paulus der Gemeinde in Korinth.
Auch hier also Urbild, Abbild, Sinnbild.
Vielleicht noch etwas Überraschendes: Die Philosophie von Platon hat das abendländische, europäische Denken maßgeblich geprägt, übrigens bis heute. Selbst die, die es nicht wissen, sind davon beeinflusst. Man hat sogar gesagt, die ganze Philosophie des Abendlandes sei eigentlich nichts anderes als Anmerkungen oder Fußnoten zu Platon.
Bei Platon findet man in seinen Schriften, zum Beispiel in seinem Höhlengleichnis, die Auffassung, dass es im himmlischen Bereich Urbilder gibt, und alles, was hier auf Erden sichtbar ist, nur Abbilder dieser himmlischen Urbilder, dieser Urideen sind.
In diesem Höhlengleichnis beschreibt Platon Gefangene, die in einer Höhle mit dem Gesicht zur Wand angekettet sind. Die Höhle öffnet sich zum Licht, und sie sehen nur Schattenbilder von Realitäten, die außerhalb der Höhle sind – quasi Schattenbilder.
Das ist auffällig, denn Hebräer 8 und 10 sprechen ebenfalls von himmlischen Realitäten und sagen, die Stiftshütte sei ein Schattenbild des Urbildes im Himmel.
Platon verwendet die gleichen Ausdrücke: Diese Gefangenen sehen nur die Schatten der wirklichen Realitäten. Weiter sagt er, ein Philosoph sei jemand, der sich umgedreht hat und diese wahren Urideen gesehen hat. Aber wenn ein Philosoph den Menschen die Wirklichkeit sagen würde, würden sie ihn eigentlich kreuzigen.
Das sind erstaunliche Ideen, und man fragt sich: Woher hat Platon diese Dinge? War er vielleicht eine Art heidnischer vorläufiger Prophet des Vorevangeliums?
Platon war kein guter Mensch, er war ein Heide, der tief in der Sünde lebte und pädophile Neigungen hatte. Aber das muss uns nicht überraschen: Im Heidentum sind manche Dinge bekannt, die mit gewissen biblischen Wahrheiten übereinstimmen.
Ein anderes Beispiel: Eine gläubige Frau war einmal in Ägypten und besuchte den Karnaktempel. Sie war überwältigt, denn dort gibt es Strukturen, die genau denen des biblischen Tempels und der Stiftshütte ähneln. Im Karnaktempel gibt es ein Allerheiligstes, und darin lag eine Lade mit Tragstangen, ähnlich der Bundeslade, und darauf ein ägyptischer Gott.
Wie kommt es, dass ähnliche Dinge im Heidentum vorkommen? Oder man kann nach Japan gehen und findet einen heidnischen Tempel mit einem Waschbecken davor – genau wie in der Stiftshütte oder im ersten und zweiten Tempel.
Oder man kann nach Togo gehen und dort einen Zauberer treffen, der eine Hütte hat, abgetrennt mit einem Vorhang. Dahinter hat er seine Fetische, quasi im Allerheiligsten Bereich.
Wie kommen sie darauf? Weltweit findet man diese Strukturen immer wieder.
Das ist ganz einfach zu erklären: Nach Hiob 1 hat Satan auch Zugang zum Himmel. Sogar vor seinem Fall war er ein Cherub auf dem himmlischen Tempelberg (Hesekiel 28). Ihr kennt diese Dinge im Detail.
So hat er die falschen Religionen, die als Perversion, als Verdrehung des Wahren gelten, inspiriert. Er hat verschiedene Völker an verschiedenen Orten inspiriert, solche Heiligtümer zu errichten, die erstaunlich ähnlich sind. Auch der Opferdienst weist gewaltige Parallelen zum wahren biblischen Opferdienst auf.
Das lässt sich sogar belegen: Es gibt eine hethitische Überlieferung, in der ein Gott einem Hethiter Anweisungen zum Bau von Tempelgeräten gibt – absolut parallel zu dem, was Mose auf dem Berg erfahren hat, als Gott ihm genaue Anweisungen zum Bau der Stiftshütte und der Tempelgeräte gab.
Wir müssen deswegen nicht Plato aufwerten. Trotz all dem Fluch und Schaden, den die platonische Philosophie Europa und besonders der Kirche zugefügt hat, können wir sehen, dass es im Heidentum aus finsterer Quelle manche Parallelen zu biblischen und himmlischen Realitäten gibt.
Darum sind die Parallelen mit Urbild und Abbild kein Grund für Zweifel, sondern vielmehr eine Bestätigung dessen, was wir in der Bibel finden.
Ich glaube, wir machen jetzt eine Viertelstunde Pause.
Wir kommen zum sechsten Punkt unter „Zweitens, Erstens“:
Der Text in Offenbarung 21,1-8 beschreibt das neue Jerusalem in der Ewigkeit, während 21,9 bis 22,5 es im tausendjährigen Reich beschreibt. Das ist sehr wichtig, denn diese Unterscheidung löst von vornherein manche Fragen, die beim Lesen aufkommen könnten.
Offenbarung 21, Verse 1 bis 8 beschreibt den neuen Himmel und die neue Erde und die Bedeutung des neuen Jerusalems in der kommenden Ewigkeit. Ab Vers 9 wird dieses neue Jerusalem zum ersten Mal richtig beschrieben.
Worum geht es hier genau? Die Beschreibung zeigt, wie das neue Jerusalem im tausendjährigen Reich seine Funktion erfüllen wird. Das gilt natürlich auch für alle anderen Zeiten, denn es bleibt ja das gleiche neue Jerusalem.
Ich lese ab Vers 1:
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht zu mir: Schreibe, denn diese Worte sind gewiss und wahrhaftig. Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst. Wer überwindet, wird dieses erben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein. Den Feigen aber und Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mördern und Huren und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern ist ihr Teil im See, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches der zweite Tod ist.“
Zu den prophetischen Abläufen ganz kurz: Das nächste zu erwartende Ereignis ist die Entrückung der Gemeinde. Nach ihr kommt das Auftreten des Antichristen und seine Verführung. Darauf folgt die große Drangsal, der schrecklichste Weltkrieg aller Zeiten, der genau dreieinhalb Jahre dauern wird.
Am Ende davon kommt Jesus Christus zurück mit allen Gläubigen – mit der Gemeinde und allen Gläubigen aus dem Alten Testament – und richtet seine tausendjährige Friedensherrschaft über diese Erde auf.
Übrigens sehr wichtig: Wenn Leute bibeltreue Christen als Weltuntergangssekte verschreien, können wir sagen, wir glauben überhaupt nicht an einen Weltuntergang. Nach unserer biblischen Überzeugung geht es mindestens noch tausend Jahre weiter.
Wir haben also keine Weltuntergangsstimmung, sondern eine Wiederkunft-Christi-Stimmung, die die lebendige Erwartung des Kommens von Jesus Christus prägt.
Am Ende der tausend Jahre wird das Weltall aufgelöst werden. Zweiter Petrus beschreibt das in Kapitel 3 sehr eindrücklich: Die Elemente werden aufgelöst im Brande.
Es wird nicht von Vernichtung gesprochen, sondern von Auflösung. Hebräer 1 sagt sogar, dass diese Erde umgewandelt wird, verwandelt wird (Hebräer 1, Verse 10 bis 12):
„Dieser Himmel und diese Erde werden vergehen, aber sie werden schließlich umgewandelt, verwandelt werden, und zwar wird Gott daraus einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.“
Davon haben wir jetzt in Offenbarung 21 gelesen. In Vers 2 wird in der Vision gesehen, wie das neue Jerusalem vom Himmel herabkommt auf die Erde.
Die Gemeinde wird eine ganz wichtige Rolle spielen, auch in der kommenden Ewigkeit, aber nicht nur dort. Die Beschreibung ab Vers 9, die sich auf das tausendjährige Reich bezieht, macht deutlich, dass die Gemeinde auch im tausendjährigen Reich als das neue Jerusalem eine wichtige Rolle erfüllen wird.
Jetzt als stärkste Begründung, warum hier nicht vom perfekten Zustand gesprochen wird, sondern vom tausendjährigen Reich:
Kapitel 22, Vers 2 sagt:
„In der Mitte der Straße des Stroms, diesseits und jenseits, war der Baum des Lebens, der zwölf Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt, und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen.“
In der Ewigkeit, im vollkommenen Zustand mit neuem Himmel und neuer Erde, braucht es keine Heilung mehr. Das zeigt den Zustand des weitgehend perfekten tausendjährigen Reiches.
Aber selbst dort ist der Tod noch möglich, während in der Ewigkeit der Tod aus dem neuen Himmel und der neuen Erde verschwinden wird.
In Offenbarung 21 finden wir drei verschiedene Beschreibungen oder Aspekte des neuen Jerusalems.
In Vers 2 wird sie „die heilige Stadt“ genannt. Diese heilige Stadt wird beschrieben als „geschmückt, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut“.
In Vers 9 und 10 heißt es, das neue Jerusalem ist die Braut, die Frau des Lammes.
Übrigens noch etwas Schönes: Die Hochzeit der Gemeinde mit Jesus Christus, die Hochzeit des Lammes (Offenbarung 19, Verse 6 und folgende), wird noch vor dem tausendjährigen Reich stattfinden.
Jetzt, in Offenbarung 21, Vers 2, kommt das neue Jerusalem vom Himmel herunter, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Sie ist also auch nach tausend Jahren noch so schön wie bei der Hochzeit.
Toll, oder?
Ein dritter Aspekt: In Vers 3 heißt es plötzlich:
„Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein.“
Jetzt kommt das neue Jerusalem herunter. Sie ist zwar geschmückt wie eine Braut, aber dann heißt es: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen.“ Jetzt ist es plötzlich eine Hütte.
Das Wort im Griechischen ist das Wort, das im Alten Testament in der griechischen Übersetzung für die Stiftshütte verwendet wurde.
Alle drei Aspekte weisen auf die Gemeinde hin:
Erstens eine Stadt (griechisch Polis). Daraus leitet sich unser Wort „Politik“ ab, das eigentlich nichts anderes als Stadtverwaltung oder Stadtführung bedeutet.
Warum wird die Gemeinde als Stadt beschrieben? Weil die Gemeinde einen politischen Auftrag hat. Sie wird zusammen mit Christus herrschen im tausendjährigen Reich und auch in der Ewigkeit.
Diesen Auftrag hat die Gemeinde heute noch nicht. Darum sagt Paulus in 1. Korinther 4, dass die Apostel schon herrschen, aber die Korinther sich schon so aufführten, als würden sie jetzt herrschen. Sie hatten offensichtlich Schwierigkeiten mit dem Fahrplan.
In der späteren Kirchengeschichte sehen wir das gleiche Problem: Die Kirche griff im vierten Jahrhundert nach der Macht, als sie sich mit dem römischen Reich quasi verheiratete. Das brachte viel Elend und schädigte das christliche Zeugnis massiv.
Die Gemeinde hat einen politischen Auftrag, aber noch nicht jetzt. Sie hat jetzt noch nicht den Griff zur Macht. Das kommt erst noch, aber dann in Vollkommenheit.
Nun stellt sich natürlich die Frage: Darf ein Christ Politik machen? Das ist etwas anderes. Wenn ein Einzelner den Auftrag hat, eine Funktion oder Arbeit zu übernehmen, ist das seine persönliche Sache. Aber die Gemeinde als solche hat heute keine politische Macht von Gott bekommen.
Heute haben wir stark getrenntes Denken: Gemeinde einerseits, Regierung andererseits. Wie war das früher in der Reformation? Da wurden einige Fürsten Christen. Was sollten sie tun? Für ihr Fürstentum mussten sie gute Herrscher sein.
Diese Problematik kennen wir heute nicht mehr so, weil Politik nicht vererbt wird. Früher war das anders: Wenn der Vater Kantonsrat war, war der Sohn nicht automatisch auch Kantonsrat. Aber früher ging das vererbt.
Wenn ein neuer Fürst Christ wurde, war es seine Aufgabe, mit bestem Gewissen auf der Grundlage des Wortes Gottes zu regieren.
Das ist etwas ganz anderes, als wenn die Kirche als Gemeinde politische Macht hätte.
Weil man das nicht klar trennte, führte das bereits in der Reformation zu schlimmen Ausartungen.
Sobald die Kirche den Griff zur Macht tut, wird es gefährlich. In der Zukunft ist es aber eine sehr glückliche Sache.
Darum weist „Polis“ auf den politischen Auftrag hin, den die Gemeinde mit Christus zusammen erfüllen wird.
Zweitens: Das neue Jerusalem ist gleichzeitig auch eine geliebte Frau. Das drückt die tiefste Beziehung der Liebe zu dem Herrn Jesus Christus aus.
Drittens: Eine Stiftshütte. Das zeigt, dass die Gemeinde den Auftrag hat, zum Priesterdienst in der Anbetung Gottes.
Offenbarung 5, Verse 9 bis 10 sagt, dass das Lamm Gottes Menschen durch sein Blut erlöst hat und sie zu Königen und Priestern gemacht hat.
Interessant ist, warum in der Ewigkeit das neue Jerusalem nicht als steinerner Tempel beschrieben wird, sondern als Hütte.
Eine Hütte ist ein Elementbau, den es schon zu Moses Zeiten gab. Man kann ihn wieder demontieren und an einem anderen Ort aufstellen.
Nach Definition ist eine Hütte also etwas Vorübergehendes.
Warum?
Ganz einfach: Weil die Gemeinde ihr Bürgerrecht im Himmel hat (Philipper 3, Vers 20):
„Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch unseren Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, und zwar mit der Macht, mit der er vermag, sich auch alle Dinge zu unterwerfen.“
Interessant ist, dass Paulus das ausgerechnet an die Philipper schreibt. Die Philipper waren ganz bevorrechtete Leute. Dort galt ein besonderes römisches Recht: Sie waren steuerbefreit. Philippi war steuerbefreit, es lohnte sich, dort zu wohnen.
Und genau denen sagt Paulus: Unser Bürgertum ist in den Himmeln.
Sie waren so erfreut über das römische Bürgerrecht in Philippi, Paulus sagte ihnen, es gibt etwas viel Besseres als das römische Bürgerrecht.
Die Gemeinde wohnt im Himmel, hat aber einen Auftrag auf der Erde, auch in der Ewigkeit.
Darum zeigt der stationäre Charakter der Hütte, dass es ein stetes Hin und Her geben wird: Im Himmel wohnen, auf der Erde arbeiten.
Toll, das wird nie langweilig.
Nicht so, wie sich manche das vorstellen, dass wir dann auf einer Wolke mit einer Posaune stehen und den ganzen Tag Musik machen.
Nein, ganz anders.
In diesen Bildern wird uns einiges angedeutet, so wie im Traum von der Himmelsleiter oder Himmelstreppe, auf der Engel auf- und absteigen – das ist für die Engelwelt ein Hin und Her, auch im tausendjährigen Reich. So wird es auch für uns sein.
Wo werden wir wohnen im Himmel? Im himmlischen Jerusalem.
An welcher Straße? Ganz einfach: Im Tempel selbst.
Der Herr Jesus spricht ja vom Haus seines Vaters (Johannes 14).
Das war eine Bezeichnung nach Johannes 2 für den Tempel in Jerusalem.
In Johannes 14 spricht er aber über das Haus des Vaters im Himmel und sagt, dass dort viele Wohnungen sind.
Er sagt: „Ich gehe hin, euch dort eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder, um euch zu mir zu nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“
Genauso wie damals die Priester im Tempel ein Wohnhaus hatten, wo sie schlafen konnten, ganz in der Nähe des Allerheiligsten, so werden wir im himmlischen Jerusalem im Haus des Vaters Wohnungen haben, in unmittelbarer Nähe Gottes.
Wir sehen: Das himmlische Jerusalem ist für uns Christen ganz wichtig.
Wie Abraham es erwartete, so warten auch wir darauf.
Das neue Jerusalem ist wichtig für uns, weil wir das sind.
Die Gläubigen sind das neue Jerusalem.
Diese Stadt wird in Offenbarung 21 gesehen, wie sie aus dem Himmel herabkommt.
Das zeigt den himmlischen Charakter der Gemeinde.
Der Herr Jesus wird in 1. Korinther 15 als „der Himmlische“ genannt, und die Gläubigen werden dort „die Himmlischen“ genannt.
Dort ist unser Bürgertum.
Jeder Gläubige ist mindestens Doppelbürger, wenn er in irgendeinem Staat ein Bürgerrecht hat: Doppelbürger, weil er noch ein zweites Bürgerrecht im Himmel hat.
Dieses himmlische Jerusalem wird kubisch beschrieben, Vers 16. Ich lese ab Vers 15:
„Und der mit mir redete, hatte ein Maß, ein goldenes Rohr, auf das er die Stadt maß, und ihre Tore und ihre Mauern. Die Stadt liegt viereckig, und ihre Länge ist so groß wie die Breite. In der Maß die Stadt mit dem Rohr zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe derselben sind gleich. Und er maß ihre Mauern hundertvierzig Ellen eines Menschenmaßes, das ist des Engels.“
Also diese Stadt ist 12.000 auf 12.000 Stadien.
Ein Stadion ist eine Länge von 180 Metern.
Folglich 12.000 Stadien, besser gesagt Kubikstadien, denn die Stadt ist auch so hoch.
Das wären umgerechnet 2.160 Kubikkilometer Seitenlänge, also 2.160 mal 2.160 mal 2.160.
Unglaublich.
Wenn man das auf die Vereinigten Staaten von heute einzeichnet, gibt das ein eindrückliches Bild: Der große Teil von Amerika und dann weit nach Kanada hinauf wird durch diese Fläche abgedeckt.
Eine Stadt in Form eines Kubus ist ungewöhnlich.
Aber genau diese Form hat das Allerheiligste.
Das Allerheiligste in der Stiftshütte war ein Kubus von zehn mal zehn mal zehn Ellen.
Im salomonischen Tempel war das Allerheiligste ein Kubus von zwanzig mal zwanzig mal zwanzig Ellen.
Warum ist das neue Jerusalem 2.160 Kubikkilometer groß? Weil damit der heilige Charakter der Gemeinde zum Ausdruck gebracht wird.
Die Gemeinde entspricht Gottes Gerechtigkeit.
2. Korinther 5,17-21 sagt: „Der, der der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“
Luther hat das schwach übersetzt mit „wir bekommen die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“. Aber es heißt hier: „Wir würden Gottes Gerechtigkeit“, dass Gottes Gerechtigkeit zu unserem Wesen wird. Aber es ist ein Geschenk der Gerechtigkeit, aufgrund des Erlösungswerkes von Jesus Christus.
Darum kann die Gemeinde als Kubus, als Allerheiligstes beschrieben werden.
Es gibt eine große und hohe Mauer (Verse 12 und 17), die wird mit 144 Ellen gemessen.
Wenn man das bedenkt: 144 Ellen sind etwas wenig, wenn die Stadt 2.160 Kilometer hoch ist.
Eine Elle ist ungefähr dreieinhalb Meter.
Man versteht den Text am besten so, dass die 144 Ellen die Dicke der Mauer angeben, nicht die Höhe.
Übrigens handelt es sich bestimmt um Königsellen, die 52,5 cm lang sind.
Woher leitet man das her? Der Engel, der hier misst (Vers 15), hat ein goldenes Rohr.
Das hat Bedeutung: Die Königselle wurde im Altertum vom spezifischen Gewicht des Goldes hergeleitet.
Man stellte ein Goldnormal her, 52,5 cm lang, aufgeteilt in sieben Handbreiten – eine mehr als die kleine Elle.
Die kleine Elle hatte nur sechs Handbreiten, die königliche war voller sieben Handbreiten.
Man machte ein Goldnormal, eine Elle lang, dann eine Handbreite dick und hoch – je nachdem, von wo man schaut.
Das ergibt genau das Gewicht von einem Talent.
Die Gewichte im Alten Testament sind mit den Längenmaßen über das spezifische Gewicht von Gold geeicht, so wie wir Meter und Liter über das Wasser geeicht haben.
Ein Kubikmeter Wasser auf Meereshöhe wiegt eine Tonne.
Das Wasser hat natürlich viel mehr die Fähigkeit, sich auszudehnen als Gold.
Gold ist ein viel intelligenterer Ausgangspunkt.
Die kleine Elle stellt man her aus einem Normal aus Kupfer, eine Elle lang, eine Handbreite breit und hoch.
Das ergibt genau ein Talent.
Hier ist das Messrohr aus Gold, nicht Kupfer, und das soll die vollkommene Königselle erklären.
Es gibt zwölf Tore nach allen Himmelsrichtungen (Verse 12 bis 13).
Das zeigt die Ausrichtung des Gemeindeauftrags auf die ganze Welt – in der Zukunft auch politisch, mit Herrschaft Christi über die ganze Welt.
Das Ganze hat natürlich auch Bedeutung für heute.
Die Gemeinde sollte heute schon diesen Charakter von Gerechtigkeit haben in dieser Welt.
Es ist so, dass in einer Welt voller Ungerechtigkeit die Menschen anhand der Gemeinde etwas über Gerechtigkeit lernen sollen.
Das wäre unser Auftrag.
Die Tore in alle Himmelsrichtungen zeigen unseren Auftrag im Blick auf die ganze Welt und den Missionsauftrag.
Bis 1800 war die Bibel in etwa siebzig Sprachen übersetzt.
Dann kam die Erweckungszeit.
1830 war die Bibel in 157 Sprachen übersetzt.
In den ersten dreißig Jahren des letzten Jahrhunderts hat man im Blick auf Bibelübersetzung und Missionsauftrag mehr erreicht als in den 1800 Jahren zuvor.
Offensichtlich hat man etwas geschlafen.
Heute ist die Bibel zumindest in Teilen in über 2.200 Sprachen übersetzt.
Wir sehen, dass vielen Gläubigen seit dem letzten Jahrhundert einiges aufgegangen ist, was unseren Auftrag betrifft, alle Völker der Welt mit dem Wort Gottes zu erreichen.
Das ist etwas von diesen Toren.
Dann haben wir Straßen aus reinem Gold (Vers 21):
„Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, je eines der Tore war aus einer Perle. Die Straße der Stadt war aus reinem Gold, wie durchsichtiges Glas.“
Die Straßen sind der Ort, wo wir spazieren gehen, laufen und gehen.
Straßen aus Gold, wie durchsichtiges Glas, zeigen, wie unser Lebenswandel nach Gottes Plan sein soll: transparent, wahrhaftig.
Nicht heuchlerisch, nicht vortäuschend.
Nicht so, dass wir nach außen so leben und in unserem privaten Bereich machen, was wir wollen.
Doppelmoral wird durch diesen Vers ins Licht gestellt.
Gott möchte, dass wir transparent sind, also wahrhaftig und echt.
Transparent heißt natürlich nicht, dass wir unsere intimsten Dinge hinausschreien müssen.
Das wäre unbiblisch.
Gott gibt einen geschützten Bereich.
Das sehen wir heute Nachmittag auch bei Noah, der sich im Rausch entblößt.
Die zwei älteren Söhne gingen rückwärts hinein und bedeckten die Blöße ihres Vaters.
Sie gewährten ihm einen geschützten Bereich, der uns zeigt, dass es einen Bereich gibt, der geschützt sein muss.
Mit Transparenz meine ich also nicht Heuchelei, sondern Wahrhaftigkeit.
Wir haben zwölf Tore, und die Tore bestehen aus Perlen – eindrückliche Perlen, ein Tor aus einer Perle.
Wir kennen die Perle aus dem Gleichnis in Matthäus 13, Vers 45:
„Das Reich der Himmel ist gleich einem Kaufmann, der schöne Perlen sucht. Als er aber eine sehr kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“
Dieser Kaufmann stellt den Herrn Jesus Christus dar.
Er hat die Gemeinde in ihrem perfekten Zustand gesehen, so wie Gott sie hinbringen wird.
Er hat sie so geliebt, dass er bereit war, alles hinzugeben bis zum Tod am Kreuz, um diese Perle für sich zu gewinnen.
Die Perle entsteht im Meer.
Das Meer ist in der Bibel ein Bild (Jesaja 17, Verse 12 und 13) für die unruhige Völkerwelt, im Gegensatz zu Israel, das als Erde dargestellt wird.
Dort entsteht die Perle in einer Perlmuschel.
Interessant ist, dass der größte Teil der Gemeinde aus Gläubigen besteht, die nicht jüdischer Herkunft sind, sondern aus den Heidenvölkern.
Das wird hier mit den Perlentoren ausgedrückt.
Diese sind zusammengefügt mit den Gläubigen aus Israel nach Epheser 2, Verse 11 und folgende, zu einer Gemeinde.
Aber wie entsteht eine Perle in der Perlmuschel?
Zum Beispiel kommt ein Sandkorn in die Muschel und verursacht Schmerzen.
Dann sondert die Muschel ein Sekret ab und umhüllt das Korn als Schutz, damit die Schmerzen aufhören.
So hat Jesus Christus Schmerzen erlitten.
In uns hatten wir keinen Wert, wir waren wie Sandkörner.
Abraham sagt: „Ich bin Staub und Asche.“
Aber in Christus haben wir diesen Wert vor Gott bekommen.
Wir haben keinen Grund für Minderwertigkeitskomplexe.
Für Gott sind wir kostbar wie Perlen, für die Jesus Christus alles hingab.
Diese zwölf Tore sind versehen mit den Namen der zwölf Stämme Israels.
Wir sehen hier die Verknüpfung: Gläubige aus den Heiden und Gläubige aus Israel bilden zusammen die Gemeinde.
Noch etwas darf nie vergessen werden: Das Heil kommt aus den Juden (Johannes 4,22).
Dass das auch in der Ewigkeit auf den Toren des neuen Jerusalems steht, zeigt, dass das Heil aus dem Volk der Juden kam.
In Vers 14 lesen wir, dass die Stadt zwölf Grundlagen hat, auf denen die Namen der zwölf Apostel eingeschrieben sind.
Das ist ganz wichtig.
Die Gemeinde ist aufgebaut auf der Lehre der Apostel.
Die Lehre der Apostel ist die Grundlage der Gemeinde (Epheser 2,20).
Dort wird gesagt, die Apostel und Propheten haben die Grundlage gelegt.
Die Lehre der Apostel umfasste das ganze Alte Testament, plus die neun Offenbarungen des Neuen Testaments.
Das ist das Fundament der Kirche.
Wenn wir von der Bibel abweichen, haben wir unseren Auftrag als Gemeinde verfehlt.
Darum die zwölf Namen der Apostel.
In den Versen 19 bis 20 lesen wir, wie diese Grundlagen mit Edelsteinen geschmückt sind.
Ich lese Vers 19:
„Die Grundlagen der Mauer der Stadt waren geschmückt mit jedem Edelstein: die erste Grundlage Jaspis, die zweite Saphir, die dritte Chalzedon, die vierte Smaragd, die fünfte Sardonix, die sechste Sardis, die siebte Chrysolith, die achte Berill, die neunte Topas, die zehnte Chrysopras, die elfte Hyazinth, die zwölfte Amethyst.“
Warum sind diese Namen angegeben? Offensichtlich haben sie eine Bedeutung.
Das wäre eigentlich Aufgabe von Edelsteinspezialisten, sich zu fragen, was die Edelsteine in der Bibel bedeuten.
Es gibt eine ähnliche Liste im Alten Testament, zum Beispiel das Brustschild des Hohenpriesters mit zwölf Edelsteinen nach den Namen der zwölf Stämme Israels.
Auch dort eine Liste mit zwölf verschiedenen Edelsteinen.
Das Tempelinstitut erforscht diese Steine, weil man das Brustschild für den zukünftigen Hohenpriester im dritten Tempel wiederherstellen will.
Für einen Stein hat man sogar eine Million Dollar bezahlt.
Wertvolle Steine, die alle etwas aussagen.
Ich möchte mich nicht in Details verlieren, sondern nur als Hinweis den Amethyst herausgreifen, den zwölften Stein.
Amethyst heißt „nicht betrunken“: „A“ ist die Verneinung, „methyst“ bedeutet betrunken.
Ein eigentümlicher Name.
Im Heidentum gab es abergläubische Auffassungen, dass Amethyst vor Trunkenheit schützt – alter Aberglaube, der heute wieder erzählt wird.
Der Amethyst zeigt uns wie die anderen Edelsteine etwas von der Herrlichkeit der Person des Herrn Jesus Christus.
Als der Herr Jesus am Kreuz war, gab man ihm einen Trank aus Essig mit Myrrhe und einem weiteren Zusatz, ein Gift.
Psalm 69 übersetzt das teilweise mit Gift – einem Opiat, also einer Droge zur Schmerzlinderung.
In den Evangelien lesen wir, dass er Essig trank, aber als man ihm Essig mit diesem Betäubungsmittel gab, lehnte er es ab.
Er wollte als Sündenträger den Zorn Gottes bei vollem Bewusstsein auf sich nehmen.
Das ist unfassbar.
Wir wissen nicht, was in den drei Stunden der Finsternis wirklich geschah, als der Zorn des Allmächtigen ihn traf, als Gott ihn verließ und er das Gericht trug, das wir im Feuersee hätten tragen müssen.
Das sind Dimensionen, die wir nicht fassen können.
Der Herr wollte das bei vollem Bewusstsein und ohne Schmerzmittel erdulden.
Diese Schmerzen sind nicht vergleichbar mit dem, was Menschen ihm durch die Kreuzigung zugefügt haben.
Das ist eine Sache, aber was der Herr Jesus als Stellvertreter im Gericht Gottes für uns erlitt, ist eine ganz andere Dimension.
Der Amethyst erinnert uns in der Ewigkeit an diese Herrlichkeit Christi, dass er bereit war, für jeden von uns alles auf sich zu nehmen, ohne Abschwächung.
Ich möchte gleich ein Missverständnis ausräumen: Wenn ich das so vorstelle, heißt das nicht, dass wir keine Anästhesiemittel nehmen dürfen, wenn wir operiert werden.
Wir sind keine Indianerhäuptlinge.
Wir nehmen Anästhesie als Geschenk Gottes dankbar an.
Es geht hier um einen ganz anderen Bereich, in dem der Herr Jesus als Stellvertreter im Gericht Gottes für uns war.
Der Amethyst ist eine der Herrlichkeiten des neuen Jerusalems.
Nun führt uns das weiter zum nächsten Punkt: Die Stadt ist aus reinem Gold.
Ein weiterer Punkt: Die Lichtquelle in dieser Stadt ist Gott und das Lamm (Vers 23).
„Die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, auf dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm.“
Alles Licht in dieser Stadt kommt von Gott.
Das heißt, die Stadt selbst wäre im Dunkeln.
Wir haben in uns selbst keine Ausstrahlung, sondern alle Ausstrahlung, die wir als Gläubige haben, kommt von Gott.
Dieses Licht wird durch das neue Jerusalem reflektiert und ausgestrahlt.
Das bedeutet: Die Aufgabe der Gemeinde in der Zukunft – und sie ist es schon jetzt – ist es, die Herrlichkeit Gottes in dieser Welt auszustrahlen.
Wie sollen die Menschen Gott kennenlernen?
Niemand hat Gott je gesehen (Johannes 1,18).
Der Sohn Gottes kam in diese Welt, der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, und hat ihn kundgemacht.
Jetzt ist der eingeborene Sohn aber nicht mehr in der Welt.
Wie soll die Welt Gott erkennen?
In der heutigen Zeit spricht man in der Philosophie manchmal von der Gottesfinsternis, dass Menschen Mühe haben, Gott zu erkennen.
Wie kann man in einer solchen Gesellschaft Gott erkennen?
Die Gemeinde hat den Auftrag, und damit jeder Einzelne, dass wir in unserem Leben etwas davon ausstrahlen.
Jeder von uns hat eine Ausstrahlung, und die ist entscheidend.
Große statistische Untersuchungen haben gezeigt, wie Menschen zum Glauben kommen.
In den meisten Fällen geschieht das durch einen persönlichen Kontakt mit einem Christen.
Es gibt seltene Fälle, in denen sich Menschen durch ein Traktat bekehren, das sie zufällig finden, oder durch das Radio.
Aber meistens ist der persönliche Kontakt entscheidend.
Wir sehen also, dass die Gemeinde die Aufgabe hat, die Herrlichkeit Gottes auszustrahlen – heute und in der Ewigkeit.
Nach Vers 22 sind Gott und das Lamm der Tempel darin.
Alle Tempelvorbilder finden hier ihre endgültige Realisierung in Gott und Jesus Christus.
Auch Gottes Thron ist in dieser Stadt (Kapitel 22, Vers 1):
„Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes.“
Was bedeutet Gottes Thron im neuen Jerusalem?
Das stellt dar, dass Gottes Autorität in der Gemeinde voll und ganz gilt.
Natürlich stellt sich die Frage: Gilt die Autorität Gottes heute hundertprozentig in der Gemeinde, oder haben Machtmenschen, Konzilsbeschlüsse und Ähnliches diese Autorität untergraben?
Hier haben wir die Gemeinde nach Gottes Bauplan.
Gottes Thron ist die einzige Autorität, die gilt – und zwar voll und ganz.
Aus diesem Thron kommt ein Strom von Wasser des Lebens.
Der Ausdruck „Wasser des Lebens“ (hebräisch „Mechayim“ oder „Mayim chayim“) ist ein gewöhnlicher Ausdruck für frisches Quellwasser.
Hier bekommt er eine geistliche Bedeutung.
Nach Johannes 7,37-39 ist das lebendige Wasser ein Hinweis auf den Heiligen Geist, auf seine Kraft, so wie Quellwasser hervorsprudelt und erfrischt.
So sehen wir den dreieinigen Gott in dieser Stadt: Gott, den Allmächtigen, das Lamm (Vers 22) als Tempel und den Strom, den Heiligen Geist.
Wir finden hier auch den Baum des Lebens in der Stadt, der Früchte bringt und Heilung bewirkt.
Die Gemeinde sollte gekennzeichnet sein durch geistliche Frucht (Galater 5,22).
In diesem Teil der Offenbarung werden sieben Dinge aufgezählt, die nicht mehr sein werden – sieben, die Zahl der Vollkommenheit.
Offenbarung 21,1 sagt: „Das Meer wird nicht mehr sein.“
Vers 4 sagt: „Tod, Trauer, Geschrei, Schmerz wird nicht mehr sein.“
22,3 fügt hinzu: „Fluch wird nicht mehr sein.“
22,5 sagt: „Nacht wird nicht mehr sein.“
Wir kommen hier in Dimensionen, die unsere Vorstellungen übersteigen.
Darum wird hier oft die Methode der Negation verwendet – es wird nicht beschrieben, was ist, sondern was nicht mehr ist.
So bekommen wir eine Ahnung davon.
Stell dir vor: Ein Leben ohne Unruhe – das Meer, das unruhige Meer, wird nicht mehr da sein.
Ein Leben ohne innere Unruhe, ohne Tod, ohne Trauer, ohne Geschrei.
Das wird ganz anders sein als an unserem Mittagstisch.
Ein Leben ohne Schmerz, ohne Fluch, ohne Dunkelheit.
Das gibt uns eine Vorstellung, indem uns gesagt wird, welche Dinge nicht mehr sein werden.
Die Bibel endet mit diesem Ausblick, um uns Kraft und Mut zu geben, jetzt durchzuhalten.
Wir erleben Zeiten tiefer Unruhe, Tod und Trauer.
Dieser Ausblick gibt uns Kraft, das auszuhalten.
Wenn man starken Schmerz hat und weiß, dass er nur kurz dauert, kann man ihn besser ertragen.
Wenn man aber denkt, das dauert ewig, hat man viel weniger Kraft, das zu akzeptieren.
Dieser Ausblick auf eine herrliche Ewigkeit, die nicht langweilig sein wird, gibt uns Kraft.
Epheser 2 sagt, dass Gott in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen uns erweisen wird – das Gottesprogramm für die Ewigkeit.
Das gibt uns Kraft, die Dinge jetzt besser zu ertragen, weil wir wissen, das Schönste kommt noch.
Es ist das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus (2. Petrus 1,11).
In 22,5 steht:
„Und Nacht wird nicht mehr sein, und kein Bedürfnis einer Lampe und des Lichtes der Sonne, denn der Herr wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Das heißt: Die Herrschaft hört nicht mit dem tausendjährigen Reich auf, wie manche Ausleger gesagt haben, sondern geht weiter in der Ewigkeit.
Was wir in Offenbarung 21 gelesen haben, gibt uns einen gewaltigen Ausblick.
So müssen wir Jerusalem in Israel heute sehen.
Es ist ein Abbild dieser Stadt, die Gott im Himmel bereitet hat.
Diese Stadt im Himmel hat ein Sinnbild, und das ist die Gemeinde, die den Auftrag hat, etwas von Frieden zu verbreiten.
Denn Jerusalem heißt „Gründung des Friedens“.
Durch das neue Jerusalem soll die Welt auch heute schon lernen, dass es sich lohnt, den Friedensfürsten zu kennen und ihm zu folgen.
4. Das Geheimnis Babylon und die Gemeinde als Geheimnis
4.1 Bedeutung des Geheimnisses im Neuen Testament
Nun, unser Thema ist nicht Babylon, die Große, sondern ein viel schöneres: das neue Jerusalem.
Jetzt ist aber noch Folgendes wichtig beim vierten Punkt auf unserem Blatt: Die Hure Babylon ist ein neutestamentliches Geheimnis. In Offenbarung 17,5 lesen wir: Die Hure trägt den Namen Geheimnis, Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde.
Ein Geheimnis im Neuen Testament ist ein im Alten Testament verborgenes Thema, das erst im Neuen Testament enthüllt wird. Man findet zum Beispiel in den Briefen des Paulus, den paulinischen Briefen, etwa neun solcher Geheimnisse. Es sind Wahrheiten, die im Alten Testament nirgends direkt erwähnt werden, höchstens durch Bilder symbolisch angedeutet oder vorgeschattet, aber noch nicht im Klartext enthüllt.
Ein solches Thema ist auch die Gemeinde selbst. Nach Epheser 3,3-6 erklärt der Apostel Paulus, dass der eine Leib, bestehend aus Gläubigen aus den Heidenvölkern und aus dem jüdischen Volk, ein Geheimnis war. Gott hat dieses Geheimnis in den früheren Generationen niemandem mitgeteilt.
In Epheser 3,9-10 heißt es sogar, dass dieses Geheimnis in Gott verborgen war und nicht einmal die Engelwelt davon wusste. Erst jetzt, seit dieses Geheimnis im Neuen Testament enthüllt ist und Realität geworden ist – seit dem Pfingsttag in Apostelgeschichte 2 – erfahren die Engel davon.
Es steht dort in Epheser 3, dass jetzt durch die Gemeinde, durch die Kirche, Gottes vielfältige, wörtlich sogar vielfarbige Weisheit der Engelwelt bekannt gemacht wird. Also war es selbst für die Engelwelt verborgen; dies ist das Geheimnis der Gemeinde.
4.2 Unterschiedliche Geheimnisse: Gemeinde und Babylon
Nun, das ist doch interessant. Wir haben das Geheimnis Babylon, und ebenso das Geheimnis des neuen Jerusalems.
Genauso wie die wahre Kirche, die aus allen wahren Gläubigen besteht, unabhängig davon, in welchen Kirchen und Gemeinden sie sich befinden. Das Thema der wahren Kirche war im Alten Testament ein Geheimnis. Doch auch das Thema der falschen Kirche, also die Verfälschung des wahren Gedankens Gottes, war im Alten Testament verborgen. Das ist eigentlich logisch.
Nun haben wir ein starkes Argument dafür, warum das himmlische Jerusalem aus dem Hebräerbrief etwas anderes ist. Dort sehen wir, dass die Patriarchen das himmlische Jerusalem erwartet haben (Hebräer 11,16).
Aber von der Gemeinde konnten sie nichts wissen. Selbst die Engelwelt wusste nichts davon, auch nicht Abraham. Deshalb konnten die Patriarchen die Gemeinde gar nicht erwarten.
5. Urbild, Abbild und Sinnbild: Ein umfassendes Bild
Nun fassen wir im nächsten Punkt zusammen. Das ergibt ein umfassendes Bild.
Wir können sagen: Das himmlische Jerusalem, diese Stadt im Himmel, ist das Urbild. Das irdische Jerusalem, das Jerusalem unten, ist ein Abbild davon auf Erden. Das neue Jerusalem ist das Sinnbild, die geistliche Versinnbildlichung.
Es gibt noch weitere Themen in der Bibel, die man ähnlich unterscheiden kann – mit Urbild, Abbild und Sinnbild. So sehen wir, wie alles zusammengehört und alles zusammenpasst. Gott hat also diese Stadt im Himmel bereitet. Dann wurde auf Erden eine Abbildung realisiert. Die Erfüllung und Bedeutung davon ist die Gemeinde.
Das Gleiche gilt zum Beispiel für den Tempel und die Stiftshütte. Moses sah auf dem Berg das Urbild, den originalen Tempel im Himmel – wie später auch Johannes. Moses musste den Tempel als Stiftshütte auf Erden abbilden. Später wurde der erste Tempel in Jerusalem genau nach den Plänen gebaut, die David gegeben hatte (1. Chronik 28). David hatte durch Inspiration des Geistes einen Bauplan erhalten, der dort erwähnt wird.
So musste der erste Tempel in Jerusalem genau nach diesem himmlischen Vorbild, dem Urbild, realisiert werden.
Das Neue Testament zeigt, dass das Sinnbild davon die Gemeinde ist. In 1. Korinther 3,16 sagt Paulus zur Gemeinde in Korinth: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid?“ Auch hier gibt es also Urbild, Abbild und Sinnbild.
5.1 Parallelen in der Philosophie und Heidentum
Vielleicht noch etwas Überraschendes zur Philosophie von Platon: Sie hat das abendländische, europäische Denken maßgeblich geprägt – bis zum heutigen Tag. Selbst diejenigen, die es nicht wissen, sind davon beeinflusst. Es wurde sogar gesagt, dass die gesamte Philosophie des Abendlandes eigentlich nichts anderes sei als Anmerkungen oder Fußnoten zu Platon.
In Platons Schriften, beispielsweise in seinem Höhlengleichnis, findet man die Auffassung, dass es im himmlischen Bereich Urbilder gibt. Alles, was hier auf Erden sichtbar ist, sind nur Abbilder dieser himmlischen Urbilder oder Urideen. Im Höhlengleichnis beschreibt Platon Gefangene, die in einer Höhle mit dem Gesicht zur Wand angekettet sind. Die Höhle führt hinaus ins Licht, wo sie Schattenbilder von Realitäten sehen, die außerhalb der Höhle existieren – aber eben nur Schattenbilder.
Schon das ist auffällig. Im Hebräerbrief, Kapitel 8 und 10, wird ebenfalls von himmlischen Realitäten gesprochen. Dort heißt es, die Stiftshütte sei ein Schattenbild des Urbilds im Himmel. Platon verwendet ähnliche Ausdrücke: Die Gefangenen sehen nur Schatten der wirklichen Realitäten. Er sagt weiter, dass ein Philosoph jemand ist, der sich umgedreht hat und die wahren Urideen gesehen hat. Wenn ein Philosoph jedoch die Wirklichkeit den Menschen sagen würde, würden sie ihn eigentlich kreuzigen.
Das sind erstaunliche Ideen. Man fragt sich: Woher hat Platon diese Gedanken? War er vielleicht ein heidnischer, vorläufiger Prophet des Vorevangeliums? Platon selbst war kein Heiliger – er war ein Heide, der tief in der Sünde lebte, und es wird berichtet, dass er pädophil war. Das sollte uns nicht überraschen, denn im Heidentum gibt es durchaus Erkenntnisse, die mit biblischen Wahrheiten übereinstimmen.
Ein anderes Beispiel: Eine gläubige Frau besuchte einmal den Karnaktempel in Ägypten und war überwältigt, weil manche Strukturen dort genau denen des biblischen Tempels und der Stiftshütte ähneln. Im Karnaktempel gibt es ein Allerheiligstes, und darin befand sich eine Lade mit Tragstangen – ähnlich der Bundeslade – und darauf ein ägyptischer Gott. Wie kommt es, dass solche Parallelen im Heidentum existieren?
Man kann auch nach Japan reisen und dort einen heidnischen Tempel mit einem Waschbecken vorfinden, das genau dem in der Stiftshütte oder im ersten und zweiten Tempel entspricht. Oder man begegnet in Togo einem Zauberer, der eine Hütte hat, abgetrennt mit einem Vorhang, hinter dem seine Fetische stehen – quasi im Allerheiligsten. Wie kommen diese Völker auf solche Strukturen? Weltweit findet man diese Muster immer wieder.
Die Erklärung ist einfach: Nach Hiob Kapitel 1 hat Satan Zugang zum Himmel. Vor seinem Fall war er ein Cherub auf dem himmlischen Tempelberg, wie Hesekiel Kapitel 28 beschreibt. So hat er die falschen Religionen inspiriert, die eine Perversion und Verdrehung des Wahren darstellen. Daher hat er verschiedene Völker an verschiedenen Orten inspiriert, Heiligtümer zu errichten, die erstaunlich ähnlich sind und auch im Opferdienst Parallelen zum biblischen Opferdienst aufweisen.
Das lässt sich sogar belegen: Es gibt eine hethitische Überlieferung, in der ein Gott einem Hethiter genaue Anweisungen zum Bau von Tempelgeräten gibt – absolut parallel zu dem, was Mose auf dem Berg von Gott erhielt, als er die Stiftshütte und die Tempelgeräte bauen sollte.
Wir müssen deshalb Platon nicht aufwerten. Die platonische Philosophie hat Europa und besonders der Kirche viel Schaden zugefügt. Dennoch können wir sehen, dass im Heidentum aus finsterer Quelle Parallelen zu himmlischen und biblischen Realitäten existieren. Die Parallelen von Urbild und Abbild sollten uns nicht zweifeln lassen, sondern bestätigen vielmehr das, was wir in der Bibel finden.
Kommen wir nun zum sechsten Punkt unter zweitens erstens. Der Text in Offenbarung 21,1-8 beschreibt das neue Jerusalem in der Ewigkeit. Die Verse 21,9 bis 22,5 beschreiben das neue Jerusalem während des tausendjährigen Reiches. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig, da sie viele Fragen beim Lesen klärt.
Offenbarung 21,1-8 beschreibt den neuen Himmel und die neue Erde sowie die Bedeutung des neuen Jerusalems in der kommenden Ewigkeit. Ab Vers 9 wird das neue Jerusalem zum ersten Mal richtig beschrieben – und zwar in seiner Funktion im tausendjährigen Reich. Diese Beschreibung lässt sich jedoch auch auf die Ewigkeit übertragen, denn es bleibt dasselbe neue Jerusalem.
Ich lese ab Vers 1: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht zu mir: Schreibe, denn diese Worte sind gewiss und wahrhaftig. Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst. Wer überwindet, wird dieses erben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein. Den Feigen aber und Ungläubigen und mit Gräuern Befleckten und Mördern und Huren und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern ist ihr Teil im See, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.“
Zu den prophetischen Abläufen ganz kurz: Das nächste zu erwartende Ereignis ist die Entrückung der Gemeinde. Danach folgt das Auftreten des Antichristen und seine Verführung. Darauf folgt die große Drangsal – der schrecklichste Weltkrieg aller Zeiten –, der genau dreieinhalb Jahre dauern wird. Am Ende dessen kommt Jesus Christus zurück mit allen Gläubigen, sowohl der Gemeinde als auch der Gläubigen aus dem Alten Testament, und richtet seine tausendjährige Friedensherrschaft auf dieser Erde ein.
Sehr wichtig: Wenn Leute bibeltreue Christen als Weltuntergangspropheten bezeichnen, können wir sagen, dass wir überhaupt nicht an einen Weltuntergang glauben. Nach unserer biblischen Überzeugung geht es mindestens noch tausend Jahre weiter. Wir haben also keine Weltuntergangsstimmung, sondern eine Wiederkunft-Christi-Stimmung. Diese lebendige Erwartung des Kommens von Jesus Christus soll die Christen prägen.
Am Ende der tausend Jahre wird das Weltall aufgelöst werden. Zweiter Petrus Kapitel 3 beschreibt sehr eindrücklich, dass sogar die Elemente im Feuer aufgelöst werden. Es wird jedoch nicht von einer Vernichtung gesprochen, sondern von einer Auflösung. Hebräer 1 sagt sogar, dass diese Erde umgewandelt wird – in Hebräer 1,10-12 steht, dass dieser Himmel und diese Erde vergehen, aber schließlich umgewandelt und verwandelt werden. Gott wird daraus einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.
Davon haben wir jetzt in Offenbarung 21 gelesen. In Vers 2 wird in der Vision gesehen, wie das neue Jerusalem vom Himmel herabkommt auf die Erde. Die Gemeinde wird also eine ganz wichtige Rolle spielen, nicht nur in der Ewigkeit, sondern auch im tausendjährigen Reich. Die Beschreibung ab Vers 9 bezieht sich auf das tausendjährige Reich und macht deutlich, dass die Gemeinde dort eine wichtige Funktion erfüllen wird.
Ein starker Beleg, dass hier nicht vom perfekten Zustand gesprochen wird, sondern vom tausendjährigen Reich, findet sich in Offenbarung 22,2: „In der Mitte ihrer Straße und des Stroms, diesseits und jenseits, war der Baum des Lebens, der zwölf Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt, und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen.“ In der Ewigkeit braucht es keine Heilung mehr. Dies zeigt den Zustand des weitgehend perfekten tausendjährigen Reiches. Selbst dort ist der Tod noch möglich, während er in der Ewigkeit dann verschwinden wird.
In Offenbarung 21 finden wir drei verschiedene Beschreibungen oder Aspekte des neuen Jerusalems: In Vers 2 wird es als „die heilige Stadt“ bezeichnet, geschmückt wie eine für ihren Mann bereite Braut. In Vers 9-10 wird das neue Jerusalem als Braut, die Frau des Lammes, beschrieben. Ein weiterer Aspekt findet sich in Vers 3: „Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein.“ Hier wird das neue Jerusalem als Hütte bezeichnet. Im Griechischen ist das Wort dasselbe, das im Alten Testament in der griechischen Übersetzung für die Stiftshütte verwendet wird.
Alle drei Aspekte weisen auf die Gemeinde hin: Erstens als Stadt, griechisch Polis. Das Wort Politik stammt davon und bedeutet eigentlich Stadtverwaltung oder Stadtführung. Warum wird die Gemeinde als Stadt beschrieben? Weil sie einen politischen Auftrag hat. Die Gemeinde wird zusammen mit Christus im tausendjährigen Reich und in der Ewigkeit herrschen.
Diesen Auftrag hat die Gemeinde heute noch nicht. Paulus sagt in 1. Korinther 4, dass die Apostel zwar schon herrschen, aber die Korinther sich so aufführten, als würden sie bereits herrschen. Die Gemeinde hat einen politischen Auftrag, aber noch nicht jetzt. Sie hat heute noch nicht den Griff zur Macht – das kommt erst noch, und dann in Vollkommenheit.
Daher stellt sich die Frage: Darf ein Christ Politik machen? Es ist etwas anderes, wenn ein Einzelner eine Funktion oder Arbeit übernimmt – das ist seine persönliche Sache. Aber die Gemeinde als solche hat heute keine politische Macht von Gott bekommen. Heute wird oft stark zwischen Gemeinde und Regierung getrennt. In der Reformationszeit bekehrten sich einige Fürsten. Sie mussten weiterhin gute Herrscher sein, auch wenn sie Christen wurden. Diese Problematik kennen wir heute nicht mehr so, weil Politik nicht vererbt wird.
Die Gemeinde als Gemeinde hat heute keine politische Macht. Wenn die Kirche den Griff zur Macht sucht, wird das gefährlich – das hat bereits in der Reformationszeit zu schlimmen Ausartungen geführt. In der Zukunft wird das eine glückliche Sache sein.
Der Begriff Polis weist also auf den politischen Auftrag der Gemeinde hin, den sie mit Christus erfüllen wird. Zweitens ist das neue Jerusalem eine geliebte Frau, was die tiefste Liebesbeziehung zu Jesus Christus ausdrückt. Drittens ist es eine Stiftshütte, was den Auftrag der Gemeinde zum Priesterdienst und zur Anbetung Gottes zeigt.
Offenbarung 5,9-10 sagt, dass das Lamm durch sein Blut Menschen erlöst hat und sie zu Königen und Priestern gemacht hat. Interessant ist, dass das neue Jerusalem in der Ewigkeit nicht als steinerner Tempel beschrieben wird, sondern als Hütte. Eine Hütte ist ein Elementbau, den man demontieren und an einem anderen Ort aufstellen kann. Sie ist also vorübergehend.
Warum? Weil die Gemeinde ihr Bürgerrecht im Himmel hat (Philipper 3,20): „Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch unseren Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leibe der Herrlichkeit.“ Paulus schreibt das ausgerechnet an die Philipper, die damals ein besonderes römisches Recht genossen – sie waren steuerbefreit.
Er sagt ihnen: Unser Bürgertum ist in den Himmeln. Sie waren erfreut über das römische Bürgerrecht, Paulus zeigt ihnen, dass es etwas viel Besseres gibt. Die Gemeinde wohnt im Himmel, hat aber einen Auftrag auf der Erde, auch in der Ewigkeit. Der stationäre Charakter der Hütte zeigt, dass es ein stetes Hin und Her geben wird: Im Himmel wohnen, auf der Erde arbeiten.
Das wird nie langweilig sein – nicht so, wie manche es sich vorstellen, dass wir auf einer Wolke sitzen und den ganzen Tag Posaune blasen. Nein, es wird spannend. Die Bilder deuten einiges an, ähnlich wie im Traum von der Himmelsleiter, wo Engel auf- und absteigen.
Wo werden wir wohnen? Im himmlischen Jerusalem. An welcher Straße? Ganz einfach: im Tempel selbst. Jesus spricht in Johannes 14 vom Haus seines Vaters, das viele Wohnungen hat. Er bereitet dort eine Stätte für uns. So wie die Priester im Tempel ein Wohnhaus hatten, werden wir im himmlischen Jerusalem im Haus des Vaters Wohnungen haben – in unmittelbarer Nähe Gottes.
Das himmlische Jerusalem ist für Christen sehr wichtig. Wie Abraham darauf wartete, so warten auch wir darauf. Das neue Jerusalem ist wichtig, weil wir die Gemeinde sind – das neue Jerusalem. Offenbarung 21 zeigt die Stadt, wie sie aus dem Himmel herabkommt, was den himmlischen Charakter der Gemeinde unterstreicht.
Jesus wird in 1. Korinther 15 als „der Himmlische“ bezeichnet, und die Gläubigen werden „die Himmlischen“ genannt. Dort ist unser Bürgertum. Jeder Gläubige ist also Doppelbürger: im irdischen Staat und im Himmel.
Das himmlische Jerusalem wird als Kubus beschrieben (Vers 16). Ich lese ab Vers 15: „Und der mit mir redete, hatte ein Maß, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen, ihre Tore und Mauern. Die Stadt liegt viereckig, und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Er maß die Stadt mit dem Rohr: 12.000 Stadien. Länge, Breite und Höhe sind gleich. Er maß ihre Mauern: 144 Ellen, eines Menschenmaßes, das ist des Engels.“
Die Stadt ist also 12.000 mal 12.000 Stadien groß. Ein Stadion entspricht etwa 180 Metern. Die Stadt ist also ein Kubus mit 2160 Kubikkilometern Volumen. Das ist eine enorme Größe. Würde man das auf die heutigen Vereinigten Staaten übertragen, würde die Stadt einen großen Teil Amerikas und Kanadas abdecken.
Eine Stadt in Form eines Kubus ist ungewöhnlich, aber genau das ist die Form des Allerheiligsten. Das Allerheiligste in der Stiftshütte war ein Kubus von zehn mal zehn mal zehn Ellen, im salomonischen Tempel zwanzig mal zwanzig mal zwanzig Ellen. Das neue Jerusalem mit seinen 2160 Kubikkilometern bringt den heiligen Charakter der Gemeinde zum Ausdruck.
Die Gemeinde entspricht Gottes Gerechtigkeit. In 2. Korinther 5,21 heißt es: „Der, der keine Sünde kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“ Luther übersetzte das schwach, aber es bedeutet, dass Gottes Gerechtigkeit zu unserem Wesen wird – ein Geschenk aufgrund des Erlösungswerks Jesu.
Die Gemeinde kann deshalb als Kubus, als Allerheiligstes beschrieben werden. Es gibt eine hohe Mauer (Verse 12 und 17), die 144 Ellen misst. Das ist für die Dicke der Mauer zu wenig, wenn man die Höhe der Stadt bedenkt. Wahrscheinlich ist die Angabe für die Dicke der Mauer gemeint.
Man kann annehmen, dass hier die Königselle gemeint ist, etwa 52,5 cm lang. Diese Elle leitet man im Altertum vom spezifischen Gewicht von Gold ab. Das Maßrohr des Engels ist aus Gold. Die Elle ist in sieben Handbreiten unterteilt, die königliche Elle hat sieben Handbreiten, die kleine Elle sechs.
Das Goldnormal wurde so hergestellt, dass ein Kubikmaß genau einem Talent Gewicht entspricht. Die Maße im Alten Testament sind also über das spezifische Gewicht von Gold geeicht – ähnlich wie Meter und Liter über Wasser geeicht sind.
In den Versen 12 bis 13 sind zwölf Tore nach den Himmelsrichtungen erwähnt. Das zeigt die Ausrichtung des Gemeindeauftrags auf die ganze Welt, auch politisch, mit der Herrschaft Christi.
Das hat auch Bedeutung für heute: Die Gemeinde sollte bereits heute diesen Charakter von Gerechtigkeit haben. In einer ungerechten Welt sollen Menschen an der Gemeinde Gerechtigkeit lernen. Die Tore in alle Himmelsrichtungen zeigen den Missionsauftrag auf die ganze Welt.
Bis 1800 war die Bibel in etwa siebzig Sprachen übersetzt. In der Erweckungszeit bis 1830 waren es 157 Sprachen. In den ersten 30 Jahren des letzten Jahrhunderts wurde also mehr für die Bibelübersetzung und den Missionsauftrag getan als in den 1800 Jahren zuvor. Heute ist die Bibel zumindest teilweise in über 2200 Sprachen übersetzt.
Die Straßen in der Stadt sind aus reinem Gold, „wie durchsichtiges Glas“ (Vers 21). Die Straßen sind der Ort, wo wir gehen. Straßen aus Gold, wie durchsichtiges Glas, symbolisieren, wie unser Lebenswandel nach Gottes Plan sein soll: transparent und wahrhaftig.
Das bedeutet: Keine Heuchelei oder Doppelmoral. Man soll nicht nach außen anders leben als im Verborgenen. Transparenz heißt jedoch nicht, dass wir unsere intimsten Dinge offenbaren müssen. Das wäre unbiblisch.
Gott gibt einen geschützten Bereich. Das sehen wir auch bei Noah, der sich im Rausch entblößte, und seine älteren Söhne, die seine Blöße bedeckten. Diese symbolische Kleidung zeigt, dass es Bereiche gibt, die geschützt sein müssen.
Die zwölf Tore bestehen aus Perlen – eine Perle pro Tor. Die Perle kennen wir aus dem Gleichnis in Matthäus 13,45: Das Reich der Himmel ist wie ein Kaufmann, der schöne Perlen sucht. Als er eine kostbare Perle fand, verkaufte er alles und kaufte sie. Dieser Kaufmann stellt Jesus Christus dar, der die Gemeinde als kostbare Perle liebt.
Die Perle entsteht im Meer, einem biblischen Bild für die unruhige Völkerwelt (Jesaja 17,12-13). Im Gegensatz dazu ist Israel die Erde. Die meisten Gläubigen stammen aus den Heidenvölkern, was hier durch die Perlentore ausgedrückt wird. Zusammen mit den Gläubigen aus Israel bilden sie die eine Gemeinde (Epheser 2,11 ff.).
Wie entsteht eine Perle? Ein Sandkorn dringt in die Muschel und verursacht Schmerzen. Die Muschel sondert ein Sekret ab und umhüllt das Korn zum Schutz. So hat Jesus Christus Schmerzen erlitten wegen uns, die wir einst keinen Wert hatten. Aber in Christus sind wir kostbar vor Gott.
Die zwölf Tore sind mit den Namen der zwölf Stämme Israels versehen. Das zeigt die Verbindung von Gläubigen aus den Heiden und aus Israel. Zusammen bilden sie die Gemeinde.
Das Heil kommt aus den Juden (Johannes 4,22). Dass die Namen der zwölf Stämme auf den Toren stehen, zeigt, dass das Heil aus Israel kam.
In Vers 14 lesen wir, dass die Stadt zwölf Grundsteine hat, auf denen die Namen der zwölf Apostel stehen. Das ist wichtig: Die Gemeinde ist auf der Lehre der Apostel aufgebaut. Epheser 2,20 sagt, die Gemeinde ist auf der Grundlage der Apostel und Propheten gebaut.
Die Lehre der Apostel umfasst das Alte Testament und die neun Offenbarungen des Neuen Testaments. Das ist das Fundament der Kirche. Wenn wir von der Bibel abweichen, haben wir unseren Auftrag als Gemeinde verfehlt. Deshalb stehen die Namen der zwölf Apostel auf den Grundsteinen.
In den Versen 19-20 sind die Grundsteine mit Edelsteinen geschmückt: Jaspis, Saphir, Chalzedon, Smaragd, Sardonyx, Sardis, Chrysolith, Beryll, Topas, Chrysopras, Hyazinth und Amethyst.
Warum diese Namen? Sie haben eine Bedeutung. Im Alten Testament finden wir eine ähnliche Liste auf dem Brustschild des Hohen Priesters, mit zwölf Edelsteinen für die zwölf Stämme Israels. Dieses Brustschild wird heute vom Tempelinstitut erforscht, um es für den zukünftigen Hohen Priester im dritten Tempel wiederherzustellen.
Einige dieser Edelsteine sind sehr wertvoll – für einen wurde bereits eine Million Dollar bezahlt.
Ich möchte mich nicht in Details verlieren, aber als Anregung für eigenes Weiterstudium greife ich den Amethyst heraus, den zwölften Stein. Amethyst bedeutet „nicht betrunken“ (A = Negation, methyst = betrunken). Im Heidentum gab es den Aberglauben, Amethyst schütze vor Trunkenheit – das ist alter Aberglaube.
Der Amethyst als Edelstein zeigt etwas von der Herrlichkeit Jesu Christi. Am Kreuz wurde Jesus Essig mit Myrrhe und einem weiteren Zusatz gereicht – ein Gift, das als Schmerzmittel wirkte (Psalm 69). Jesus trank den Essig, aber als man ihm das Betäubungsmittel reichte, lehnte er es ab. Er wollte den Zorn Gottes bei vollem Bewusstsein erleiden.
Das ist unfassbar. Wir wissen nicht genau, was in den drei Stunden der Finsternis geschah, als Gottes Zorn auf ihn fiel. Jesus trug das Gericht, das wir hätten tragen müssen. Er erduldete das ohne Schmerzmittel, ohne Abschwächung.
Diese Schmerzen sind unvorstellbar und nicht mit den physischen Qualen der Kreuzigung zu vergleichen. Jesaja 53,10 sagt, es gefiel dem Ewigen, ihn zu zerschlagen. Sacharja 13,7 ruft: „Schwert, erwache gegen den Hirten!“ Der Amethyst soll uns in Ewigkeit an die Herrlichkeit Christi erinnern, der alles für uns auf sich nahm.
Ich möchte ein Missverständnis gleich ausräumen: Diese Darstellung bedeutet nicht, dass wir keine Anästhesie bei Operationen nehmen dürfen. Wir sind keine Indianerhäuptlinge. Gott hat uns diese Möglichkeit gegeben, und wir nehmen sie dankbar an.
Es geht hier um einen anderen Bereich: Jesus als Stellvertreter im Gericht Gottes für uns.
Der Amethyst ist eine der Herrlichkeiten des neuen Jerusalems.
Weiter geht es mit der Stadt aus reinem Gold und der Lichtquelle in der Stadt: Gott und das Lamm (Vers 23). Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Lampe ist das Lamm.
Alles Licht in der Stadt kommt von Gott. Die Stadt selbst wäre im Dunkeln. Wir als Gläubige haben keine eigene Ausstrahlung, sondern alle Ausstrahlung kommt von Gott. Dieses Licht wird durch das neue Jerusalem reflektiert und ausgestrahlt.
Die Gemeinde hat die Aufgabe, die Herrlichkeit Gottes in der Welt auszustrahlen – heute und in Ewigkeit. Wie sollen Menschen Gott kennenlernen? Johannes 1,18 sagt, niemand hat Gott je gesehen. Der Sohn Gottes kam in diese Welt, um ihn kundzumachen. Nun ist der Sohn nicht mehr in der Welt. Wie soll die Welt Gott erkennen?
In der Philosophie spricht man heute von „Gottesfinsternis“ – Menschen haben Mühe, Gott zu erkennen. Die Gemeinde hat den Auftrag, dass wir in unserem Leben etwas von Gottes Herrlichkeit ausstrahlen.
Statistische Untersuchungen zeigen, dass die meisten Menschen durch persönlichen Kontakt mit Christen zum Glauben kommen. Es gibt seltene Fälle, in denen Menschen durch Traktate oder Radio bekehrt werden, aber der persönliche Kontakt ist entscheidend.
Das neue Jerusalem hat die Aufgabe, Gottes Herrlichkeit auszustrahlen – heute und in Ewigkeit.
In Vers 22 heißt es: „Gott und das Lamm sind der Tempel darin.“ Alle Tempelvorbilder finden hier ihre endgültige Realisierung in Gott und Jesus Christus.
Gottes Thron ist in der Stadt (Kapitel 22, Vers 1). Es fließt ein Strom Wasser des Lebens hervor, glänzend wie Kristall, aus dem Thron Gottes und des Lammes.
Gottes Thron in der Stadt zeigt, dass Gottes Autorität voll gilt. Die Frage ist, ob diese Autorität heute in der Gemeinde hundertprozentig gilt oder ob Machtmenschen und Konzilbeschlüsse sie untergraben.
Hier haben wir die Gemeinde nach Gottes Bauplan: Gottes Thron ist die einzige Autorität, die voll gilt.
Aus dem Thron fließt ein Strom Wasser des Lebens. Wasser des Lebens (hebräisch Mechayim oder Mayim chayim) ist ein gewöhnlicher Ausdruck für frisches Quellwasser. Hier erhält es eine geistliche Bedeutung.
Nach Johannes 7,37-39 ist das lebendige Wasser ein Hinweis auf den Heiligen Geist und seine Kraft, wie Quellwasser, das hervorsprudelt und erfrischt.
Wir sehen also den dreieinigen Gott in der Stadt: Gott, den Allmächtigen, das Lamm und den Heiligen Geist als Strom Wasser des Lebens.
Der Baum des Lebens in der Stadt bringt Früchte, die Heilung bewirken. Die Gemeinde sollte durch geistliche Frucht gekennzeichnet sein (Galater 5,22).
In diesem Teil der Offenbarung werden sieben Dinge genannt, die nicht mehr sein werden – die Zahl sieben steht für Vollkommenheit.
Offenbarung 21,1 sagt, das Meer wird nicht mehr sein. Vers 4 nennt Tod, Trauer, Geschrei und Schmerz, die nicht mehr existieren. Vers 22,3 fügt hinzu, dass der Fluch nicht mehr sein wird, und Vers 22,5 sagt, dass Nacht nicht mehr sein wird.
Diese Negationen geben uns eine Ahnung von der herrlichen Ewigkeit. Ein Leben ohne Unruhe, ohne Tod, ohne Trauer, ohne Schmerz, ohne Fluch und ohne Dunkelheit.
Das gibt uns Kraft, jetzt durchzuhalten, auch wenn wir Zeiten von tiefer Unruhe, Tod und Trauer erleben. Wenn man weiß, dass Schmerz nur kurz dauert, kann man ihn besser ertragen, als wenn man denkt, er dauert ewig.
Der Ausblick auf die herrliche Ewigkeit, die nicht langweilig sein wird, gibt uns Kraft. Epheser 2 sagt, dass Gott in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade gegen uns erweisen wird.
Das ist Gottes Programm für die Ewigkeit. Es gibt uns Kraft, die jetzigen Schwierigkeiten besser zu ertragen, weil das Schönste noch kommt: das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus (2. Petrus 1,11).
In Vers 5 heißt es: „Und Nacht wird nicht mehr sein, und kein Bedürfnis einer Lampe und des Lichtes der Sonne; denn der Herrgott wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Die Herrschaft endet also nicht mit dem tausendjährigen Reich, sondern geht in der Ewigkeit weiter.
Offenbarung 21 gibt uns einen gewaltigen Ausblick. Jerusalem in Israel heute ist ein Abbild dieser himmlischen Stadt, die Gott im Himmel bereitet hat.
Diese Stadt ist ein Sinnbild für die Gemeinde, die den Auftrag hat, Frieden zu verbreiten. Jerusalem heißt „Gründung des Friedens“. Durch das neue Jerusalem soll die Welt heute schon lernen, dass es sich lohnt, den Friedensfürsten zu kennen und ihm zu folgen.
6.2 Prophetische Abläufe und Ausblick
Zu den prophetischen Abläufen ganz kurz: Das nächste zu erwartende Ereignis ist die Entdrückung der Gemeinde. Nach ihr folgt das Auftreten des Antichristen und seine Verführung. Darauf folgt die große Drangsal, der schrecklichste Weltkrieg aller Zeiten, der genau dreieinhalb Jahre dauern wird.
Am Ende dieser Zeit kommt Jesus Christus zurück – mit allen Gläubigen, mit der Gemeinde und mit allen Gläubigen aus dem Alten Testament. Er richtet seine tausendjährige Friedensherrschaft über diese Erde auf.
Übrigens sehr wichtig: Wenn Leute bibeltreue Christen verschreien und dauernd vom Weltuntergang sprechen, können wir sagen, dass wir überhaupt nicht an einen Weltuntergang glauben. Nach unserer biblischen Überzeugung dauert es mindestens noch tausend Jahre. Wir haben also keine Weltuntergangsstimmung, sondern eine Wiederkunft-Christi-Stimmung. Diese lebendige Erwartung des Kommens von Jesus Christus soll die Christen prägen.
Am Ende der tausend Jahre wird dann das Weltall aufgelöst werden. Zweiter Petrus beschreibt das sehr eindrücklich in Kapitel 3. Dort steht, dass sogar die Elemente im Brand aufgelöst werden. Es wird jedoch nicht von einer Vernichtung gesprochen, sondern von einer Auflösung.
Im Hebräerbrief, Kapitel 1, Vers 10 bis 12, heißt es sogar, dass diese Erde umgewandelt, verwandelt wird. Dieser Himmel und diese Erde werden vergehen, aber sie werden schließlich umgewandelt. Gott wird daraus einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.
Davon lesen wir auch in Offenbarung 21, Vers 2. Dort wird in einer Vision gesehen, wie das neue Jerusalem vom Himmel herabkommt auf die Erde. Die Gemeinde wird also eine ganz wichtige Rolle spielen – auch in der kommenden Ewigkeit.
Doch nicht nur dort. Die Beschreibung ab Vers 9, die sich auf das tausendjährige Reich bezieht, macht deutlich, dass die Gemeinde auch im tausendjährigen Reich eine bedeutende Rolle als das neue Jerusalem erfüllen wird.
Als stärkste Begründung, warum dort nicht vom perfekten Zustand gesprochen wird, sondern vom tausendjährigen Reich, sei Kapitel 22, Vers 2 genannt: „In der Mitte ihrer Straße und des Stroms, diesseits und jenseits, war der Baum des Lebens, der zwölf Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt, und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen.“
Im vollkommenen Zustand der Ewigkeit mit neuem Himmel und neuer Erde braucht es keine Heilung der Nationen mehr. Das zeigt den Zustand des weitgehend perfekten tausendjährigen Reiches. Doch selbst dort ist der Tod noch möglich, während in der Ewigkeit der Tod aus dem neuen Himmel und der neuen Erde verschwinden wird.
6.3 Drei Aspekte des neuen Jerusalems
In Offenbarung 21 finden wir drei verschiedene Beschreibungen oder Aspekte des neuen Jerusalems. Im Vers 2 wird es als „die heilige Stadt“ bezeichnet. Diese heilige Stadt wird in Vers 2 beschrieben als geschmückt und bereitet wie eine Braut, die für ihren Mann geschmückt ist.
In Vers 9 und 10 sehen wir, dass das neue Jerusalem die Braut, die Frau des Lammes ist. Ein weiteres schönes Detail ist, dass die Hochzeit der Gemeinde mit Jesus Christus, die Hochzeit des Lammes, in Offenbarung 19, Vers 6 und folgende, noch vor dem Tausendjährigen Reich stattfinden wird. In Offenbarung 21, Vers 2 kommt das neue Jerusalem vom Himmel herab, vorbereitet und geschmückt wie eine Braut für ihren Mann. Das zeigt, dass es auch nach tausend Jahren noch so schön ist wie bei der Hochzeit.
Ein dritter Aspekt erscheint in Vers 3. Dort heißt es plötzlich: „Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein.“ Nun kommt das neue Jerusalem herunter. Es ist zwar vorbereitet und geschmückt wie eine Braut, aber dann wird es als Hütte bezeichnet. Das griechische Wort, das hier verwendet wird, ist dasselbe, das in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments für die Stiftshütte gebraucht wurde. Es heißt also: „Siehe, die Stiftshütte Gottes bei den Menschen.“
Alle drei Aspekte weisen auf die Gemeinde hin. Erstens wird die Gemeinde als Stadt beschrieben, im Griechischen „Polis“. Daraus leitet sich unser Wort „Politik“ ab, das ursprünglich nichts anderes als Stadtverwaltung oder Stadtführung bedeutete. Warum wird die Gemeinde als Stadt beschrieben? Weil sie einen politischen Auftrag hat. Die Gemeinde wird zusammen mit Christus im Tausendjährigen Reich und auch in der Ewigkeit herrschen.
Diesen Auftrag hat die Gemeinde heute noch nicht. Paulus sagt in 1. Korinther 4, dass die Apostel bereits herrschen, aber die Korinther sich schon so verhielten, als würden sie jetzt schon herrschen. Offenbar hatten sie Schwierigkeiten mit dem Zeitplan. Auch in der späteren Kirchengeschichte sehen wir ein ähnliches Problem: Die Kirche griff zur Macht, besonders im vierten Jahrhundert, als sie sich gewissermaßen mit dem römischen Reich verband. Das brachte viel Elend und schädigte das christliche Zeugnis massiv.
Die Gemeinde hat also einen politischen Auftrag, aber noch nicht jetzt. Sie hat heute noch nicht den Griff zur Macht. Das kommt erst noch, aber dann in Vollkommenheit. Daraus ergibt sich die Frage: Darf ein Christ Politik machen? Wenn ein Einzelner den Auftrag hat, eine Funktion oder Arbeit zu übernehmen, ist das seine persönliche Sache. Aber es ist nicht die Gemeinde als Ganzes, die politische Macht ausübt. Die Gemeinde als Gemeinde hat heute keine politische Macht von Gott erhalten.
Heute denken viele stark in der Trennung von Gemeinde und Regierung. In der Reformationszeit war das anders. Einige Fürsten bekehrten sich, und sie mussten für ihr Fürstentum gute Herrscher sein. Diese Problematik kennen wir heute nicht mehr so, weil die Trennlinie zwischen Politik und Kirche stärker gezogen werden kann. Politik lässt sich nicht vererben. Wenn der Vater Kantonsrat war, ist das der Sohn nicht automatisch auch.
Früher war das anders, denn die Herrschaft ging oft vererbt weiter. Wenn der neue Fürst Christ war, musste er mit bestem Gewissen auf der Grundlage des Wortes Gottes seine Aufgabe wahrnehmen. Das ist etwas ganz anderes, als wenn die Kirche als Gemeinde politische Macht ausübt. Weil diese Trennung nicht immer klar war, kam es schon in der Reformation zu schlimmen Ausartungen.
Sobald die Kirche den Griff zur Macht tut, wird es gefährlich. In der Zukunft wird das aber eine sehr glückliche Sache sein. Die Bezeichnung „Polis“ weist also auf den politischen Auftrag hin, den die Gemeinde mit Christus erfüllen wird.
Der zweite Aspekt zeigt das neue Jerusalem als geliebte Frau. Das drückt die tiefste Beziehung der Liebe zu Jesus Christus aus.
Der dritte Aspekt ist die Stiftshütte. Sie zeigt, dass die Gemeinde den Auftrag hat, im Priesterdienst Gott anzubeten. Offenbarung 5, Vers 9 bis 10 sagt, dass das Lamm Gottes Menschen durch sein Blut erlöst hat und sie zu Königen und Priestern gemacht hat.
Interessant ist, warum das neue Jerusalem in der Ewigkeit nicht als steinerner Tempel beschrieben wird, sondern als Hütte. Eine Hütte ist ein Elementbau, der bereits zur Zeit Moses bekannt war. Sie kann demontiert und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Nach Definition ist eine Hütte etwas Vorübergehendes.
Warum also die Hütte? Ganz einfach: Die Gemeinde hat ihr Bürgerrecht im Himmel, wie es in Philipper 3, Vers 20 heißt: „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch unseren Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, und zwar mit der Macht, mit der er vermag, sich auch alle Dinge zu unterwerfen.“
Es ist interessant, dass Paulus das ausgerechnet an die Philipper schreibt. Die Philipper waren ganz bevorrechtigte Leute, denn dort galt ein besonderes römisches Recht: Sie waren alle steuerbefreit. Philippi war steuerbefreit, sodass es sich lohnte, dort zu wohnen. Und genau diesen Leuten sagt Paulus, dass unser Bürgertum im Himmel ist. Sie freuten sich über das römische Bürgerrecht, aber Paulus zeigt ihnen, dass es etwas viel Besseres gibt.
Die Gemeinde wohnt im Himmel, hat aber einen Auftrag auf der Erde, auch in der Ewigkeit. Der stationäre Charakter der Hütte zeigt, dass es ein stetes Hin und Her geben wird: im Himmel wohnen, auf der Erde arbeiten. Das wird nie langweilig.
Das entspricht nicht dem Bild, das sich manche vorstellen, dass wir auf einer Wolke sitzen, den ganzen Tag Posaune spielen und Obertöne blasen. Nein, es wird ganz interessant werden. In diesen Bildern wird uns einiges angedeutet, so wie im Traum von der Himmelsleiter, auf der Engel auf- und absteigen. Für die Engelwelt ist das ein Hin und Her, auch im Tausendjährigen Reich, und so wird es auch für uns sein.
Wo werden wir wohnen? Im Himmel, im himmlischen Jerusalem. An welcher Stelle? Ganz einfach: im Tempel selbst. Der Herr Jesus spricht in Johannes 14 vom Haus seines Vaters. Nach Johannes 2 war das eine Bezeichnung für den Tempel in Jerusalem, in Johannes 14 aber meint er das Haus des Vaters im Himmel. Dort sagt er: „Da sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch dort eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe, euch eine Stätte zu bereiten, so komme ich wieder, dass ich euch zu mir nehme, damit auch ihr seid, wo ich bin.“
So wie damals die Priester im Tempel ein Wohnhaus hatten, in der Nähe des Allerheiligsten, so werden wir im himmlischen Jerusalem Wohnungen im Haus des Vaters haben, ganz in der unmittelbaren Nähe Gottes.
Das himmlische Jerusalem ist für uns Christen sehr wichtig. Wie Abraham darauf hoffte, so warten auch wir darauf. Das neue Jerusalem ist wichtig für uns, denn wir, die Gläubigen, sind das neue Jerusalem.
In Offenbarung 21 wird diese Stadt gesehen, wie sie aus dem Himmel herabkommt. Das zeigt den himmlischen Charakter der Gemeinde. Der Herr Jesus wird in 1. Korinther 15 als „der Himmlische“ genannt, und die Gläubigen werden dort „die Himmlischen“ genannt. Dort ist unser Bürgertum.
Jeder Gläubige ist also mindestens Doppelbürger, wenn er in einem Staat ein Bürgerrecht hat. Doppelbürger, weil er noch ein zweites Bürgerrecht im Himmel hat.
6.4 Beschreibung der Stadt als Kubus
Dieses himmlische Jerusalem wird in Form eines Kubus beschrieben. In Vers 16 lese ich ab Vers 15: Der mit mir redete, hatte ein Maß, ein goldenes Rohr, mit dem er die Stadt maß, ihre Tore und ihre Mauern. Die Stadt liegt viereckig, und ihre Länge ist ebenso groß wie ihre Breite.
Mit dem Rohr maß er die Stadt auf zwölftausend Stadien. Die Länge, die Breite und die Höhe sind gleich. Er maß ihre Mauern auf hundertvierzig Ellen, eines Menschenmaßes, das ist des Engels.
Diese Stadt ist also zwölftausend mal zwölftausend Stadien groß. Ein Stadion entspricht einer Länge von 180 Metern. Folglich sind es 12 Stadien, besser gesagt Kubikstadien, denn die Stadt ist auch so hoch. Das entspricht umgerechnet 2160 Kubikkilometern, also Seitenlänge 2160 mal 2160 mal 2160.
Das ist unglaublich. Wenn man das auf die heutigen Vereinigten Staaten einzeichnen wollte, entstünde ein eindrückliches Bild: Der große Teil von Amerika und weit nach Kanada hinauf wird durch diese Fläche vollständig abgedeckt. Sehr eindrücklich.
Eine Stadt in Form eines Kubus ist schon sehr ungewöhnlich. Doch genau diese Form hat das Allerheiligste. Das Allerheiligste in der Stiftshütte war ein Kubus von zehn mal zehn mal zehn Ellen. Im salomonischen Tempel war das Allerheiligste ein Kubus von zwanzig mal zwanzig mal zwanzig Ellen.
Warum also das neue Jerusalem mit 2160 Kubikkilometern? Damit wird der heilige Charakter der Gemeinde ausgedrückt. Die Gemeinde entspricht Gottes Gerechtigkeit. In 2. Korinther 5,17-21 heißt es: Der, der die Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in ihm werden.
Luther hat das an dieser Stelle schwach übersetzt mit „dass wir diese Gerechtigkeit bekommen, die vor Gott gilt“. Doch es ist zu schwach. Es heißt hier, dass wir Gottes Gerechtigkeit werden, dass also Gottes Gerechtigkeit zu unserem Wesen wird. Es ist ein Geschenk der Gerechtigkeit, reines Geschenk aufgrund des Erlösungswerkes von Jesus Christus.
Darum kann die Gemeinde als Kubus, als Allerheiligstes, beschrieben werden.
Es gibt eine große und hohe Mauer (Verse 12 und 17), die mit 144 Ellen gemessen wird. Wenn man darüber nachdenkt, sind 144 Ellen ein bisschen wenig, wenn die Stadt 2160 Kilometer hoch ist. Eine Elle entspricht etwa dreieinhalb Metern.
Man sollte den Text so verstehen, dass einfach gesagt wird, er maß die Mauer, aber nicht, ob es die Höhe oder die Dicke ist. Am besten fasst man das als Angabe für die Dicke der Mauer auf.
Übrigens kann man sagen, dass hier bestimmt Königsellen gemeint sind, die etwa 52,5 cm lang sind.
Woher leitet man das am besten her? Der Engel, der hier misst (Vers 15), hat ein goldenes Rohr. Das hat Bedeutung, denn die Elle, die Königselle, wurde im Altertum vom spezifischen Gewicht des Goldes hergeleitet.
Wenn man ein Goldnormal herstellt, ist es 52,5 cm lang. Diese große Elle ist in sieben Handbreiten aufgeteilt, eine mehr als die kleine Elle. Die kleine Elle hat nur sechs Handbreiten, die königliche ist genau sieben Handbreiten.
Man macht ein Goldnormal, eine Elle lang, eine Handbreite dick und hoch. Je nachdem, von wo man schaut, ergibt das Dicke, Breite und Höhe, und es entspricht genau dem Gewicht eines Talents.
Also sind die Gewichte im Alten Testament mit den Längenmaßen über das spezifische Gewicht von Gold geeicht, so wie wir Meter und Liter über das Wasser geeicht haben.
Ein Kubikmeter Wasser auf Meereshöhe wiegt eine Tonne. Wasser hat natürlich mehr die Fähigkeit, sich auszudehnen als Gold. Gold ist ein viel konstanterer Ausgangspunkt.
Die kleine Elle stellt man aus einem Normal aus Kupfer her, eine Elle lang, eine Handbreite breit und hoch. Das ergibt genau ein Talent.
Die kleine Elle ist über das spezifische Gewicht von Kupfer geeicht, die große über das spezifische Gewicht von Gold.
Hier ist das Messrohr nicht aus Kupfer, sondern aus Gold. Das soll erklären, dass es hier um die vollkommene Königselle geht.
Wir haben schon gelesen (Verse 12 bis 13), dass es zwölf Tore nach allen Himmelsrichtungen gibt. Das zeigt die Ausrichtung des Gemeindeauftrags auf die ganze Welt. In der Zukunft bedeutet das auch politische Herrschaft mit Christus über die ganze Welt.
Das Ganze hat natürlich auch Bedeutung für heute. Die Gemeinde sollte heute schon diesen Charakter von Gerechtigkeit in dieser Welt haben.
In einer Welt voller Ungerechtigkeit sollen Menschen anhand der Gemeinde etwas über Gerechtigkeit lernen. Das würde uns alle herausfordern, aber es ist unser Auftrag.
Diese Tore in alle Himmelsrichtungen zeigen, dass wir diesen Auftrag im Blick auf die ganze Welt haben, verbunden mit dem Missionsauftrag, also die Ausrichtung auf alle Völker der Erde.
Nebenbei bemerkt: Bis 1800 war die Bibel in etwa siebzig Sprachen übersetzt. Dann kam die Erweckungszeit. 1830 war die Bibel in 157 Sprachen übersetzt.
In den ersten dreißig Jahren des letzten Jahrhunderts wurde im Blick auf Bibelübersetzung und Missionsauftrag mehr erreicht als in den 1800 Jahren zuvor. Offensichtlich hatte man etwas geschlafen.
Heute ist die Bibel zumindest teilweise in über 2200 Sprachen übersetzt.
Wir sehen also, dass vielen Gläubigen seit dem letzten Jahrhundert einiges aufgegangen ist, was unseren Auftrag betrifft, alle Völker mit dem Wort Gottes zu erreichen.
Das ist ein Teil der Bedeutung dieser Tore.
Dann haben wir Straßen aus reinem Gold (Vers 21). Die zwölf Tore waren zwölf Perlen, jedes Tor aus einer Perle. Die Straßen der Stadt sind aus reinem Gold, wie durchsichtiges Glas.
Die Straßen sind der Ort, an dem wir spazieren gehen, laufen und uns bewegen. Straßen aus Gold, wie durchsichtiges Glas, zeigen, wie unser Lebenswandel nach Gottes Plan sein soll: transparent und wahrhaftig.
Nicht heuchlerisch oder vortäuschend. Nicht so, dass wir nach außen hin anders leben und in unserem privaten Bereich tun, was wir wollen – eine Doppelmoral. Dieser Vers stellt das ins Licht.
Gott möchte, dass wir transparent sind, also wahrhaftig und echt.
Transparenz bedeutet natürlich nicht, dass wir unsere intimsten Dinge hinausschreien müssen. Das wäre unbiblisch.
Das ist eine Richtung, die heute in der Postmoderne vertreten wird: Transparenz bis zur Selbstentblößung. Aber das ist unbiblisch.
Gott gibt uns einen geschützten Bereich.
Das sehen wir heute Nachmittag auch bei Noah, der sich im Rausch entblößt. Seine zwei älteren Söhne gehen rückwärts hinein und decken die Blöße ihres Vaters zu.
Sie gewähren ihm einen Bereich, der sie nicht angeht.
Dieser Bereich der Kleidung hat auch symbolische Bedeutung: Es gibt einen Bereich, der geschützt sein muss.
Mit Transparenz meine ich also nicht Heuchelei, sondern Wahrhaftigkeit.
Wir haben bereits gelesen, dass es zwölf Tore gibt, und diese Tore bestehen aus Perlen – eindrückliche Perlen, eine Perle pro Tor.
Wir kennen die Perle aus dem Gleichnis in Matthäus 13,45: Der Herr Jesus vergleicht das Reich der Himmel mit einem Kaufmann, der Perlen sucht.
Das Reich der Himmel ist wie ein Kaufmann, der schöne Perlen sucht. Als er eine sehr kostbare Perle fand, verkaufte er alles, was er hatte, und kaufte sie.
Das ist ein ungewöhnlicher Kaufmann, der sein ganzes Vermögen für eine Perle hergibt.
Dieser Kaufmann stellt den Herrn Jesus Christus dar. Er hat die Gemeinde gesehen – nach Gottes Plan in ihrem perfekten Zustand, so, wie Gott sie zur Gerechtigkeit in Christus führen wird.
Er hat sie so geliebt, dass er bereit war, alles hinzugeben, bis zum Tod am Kreuz, um diese Perle für sich zu gewinnen.
Die Perle entsteht im Meer. Das Meer ist in der Bibel ein Bild (Jesaja 17,12-13) für die unruhige Völkerwelt, im Gegensatz zu Israel, das als Erde dargestellt wird.
Israel steht im Gegensatz zum Meer, dem unruhigen Völkermeer.
Dort entsteht die Perle in einer Perlmuschel.
Es ist interessant, dass der größte Teil der Gemeinde aus Gläubigen besteht, die nicht jüdischer Herkunft sind, aus den Heidenvölkern.
Das wird hier durch die Perlentore ausgedrückt.
Der größte Teil der Gemeinde besteht aus Menschen außerhalb des jüdischen Volkes.
Diese sind zusammengefügt mit den Gläubigen aus den Juden nach Epheser 2,11 ff. zu einer Gemeinde.
Interessant ist auch, wie eine Perle in der Perlmuschel entsteht: Ein Sandkorn dringt in die Muschel ein und verursacht Schmerzen.
Die Perlmuschel sondert ein Sekret ab und umhüllt das Korn als Schutz, damit die Schmerzen aufhören.
So hat Jesus Christus in uns Schmerzen erlitten.
Wir hatten keinen Wert, waren wie Sandkörner.
Abraham sagt: „Ich bin Staub und Asche.“ Aber in Christus haben wir Wert vor Gott.
Wir haben keinen Grund für Minderwertigkeitskomplexe.
Für Gott sind wir kostbar wie Perlen, für die Jesus Christus alles hingab.
Diese zwölf Tore sind mit den Namen der zwölf Stämme Israels versehen.
Das zeigt die Verbindung zwischen den Gläubigen aus den Heiden und den Gläubigen aus Israel.
Sie bilden zusammen die Gemeinde.
Noch etwas darf nie vergessen werden: Das Heil kommt aus den Juden (Johannes 4,22).
Dass das auch in der Ewigkeit auf den Toren des neuen Jerusalems steht, zeigt, dass das Heil aus dem jüdischen Volk kam.
In Vers 14 lesen wir, dass die Stadt zwölf Grundlagen hat, auf denen die Namen der zwölf Apostel eingeschrieben sind.
Das ist wichtig, denn die Gemeinde ist auf der Lehre der Apostel aufgebaut.
Die Lehre der Apostel ist die Grundlage der Gemeinde (Epheser 2,20).
Dort wird auch davon gesprochen, dass die Apostel und Propheten die Grundlage der Gemeinde gelegt haben.
Die Lehre der Apostel umfasst das ganze Alte Testament, auf das sie aufbauten, plus die neun Offenbarungen des Neuen Testaments.
Das ist das Fundament der Kirche.
Wenn wir von der Bibel abweichen, haben wir unseren Auftrag als Gemeinde verfehlt.
Das ist die einzige Grundlage.
Darum die zwölf Namen der Apostel.
In den Versen 19 bis 20 lesen wir, wie diese Grundlagen mit Edelsteinen geschmückt sind.
Ich lese Vers 19: „Die Grundlagen der Mauer der Stadt waren geschmückt mit jedem Edelstein: die erste Grundlage Jaspis, die zweite Saphir, die dritte Chalzedon, die vierte Smaragd, die fünfte Sardonix, die sechste Sardis, die siebente Chrysolith, die achte Beryll, die neunte Topas, die zehnte Chrysopras, die elfte Hyazinth, die zwölfte Amethyst.“
Warum sind uns diese Namen angegeben? Offensichtlich haben sie eine Bedeutung.
Das wäre eigentlich Aufgabe von Edelsteinspezialisten, zu erforschen, was die Edelsteine in der Bibel bedeuten.
Wir haben hier eine solche Liste, aber auch im Alten Testament, denken wir an das Brustschild des Hohenpriesters mit zwölf Edelsteinen nach den Namen der zwölf Stämme Israels.
Auch dort gibt es eine Liste mit zwölf verschiedenen Edelsteinen.
Diese werden heute vom Tempelinstitut erforscht, weil man das Brustschild für den zukünftigen Hohenpriester im dritten Tempel wiederherstellen will.
Zum Teil hat man die Steine schon bereit; für einen hat man eine Million Dollar bezahlt.
Wertvolle Steine.
Diese Edelsteine haben alle eine Bedeutung.
Ich möchte mich nicht in Details verlieren, sondern nur als Hinweis und Anregung für eigenes Weiterstudium den Amethyst herausgreifen, den zwölften Stein.
Amethyst bedeutet „nicht betrunken“: A ist die Negation, Methyst heißt betrunken, also Amethyst = nicht betrunken.
Ein eigentümlicher Name.
Im Heidentum gab es abergläubische Auffassungen, dass Amethyst vor Trunkenheit schütze.
Das ist alter Aberglaube, der heute wieder erzählt wird über Edelsteine und ihre Wirkungen.
Tiefer Aberglaube, den manche bereit sind zu glauben.
Wenn man ihnen das Evangelium bringt, finden sie sich zu modern.
Der Amethyst als Edelstein „nicht betrunken“ zeigt uns, wie alle anderen Edelsteine, etwas von der Herrlichkeit der Person des Herrn Jesus Christus.
Als der Herr Jesus am Kreuz war, reichte man ihm Essig mit Myrrhe vermischt und einen weiteren Zusatz.
Dieses Gift wird in Psalm 69 teilweise als Gift übersetzt.
Es handelt sich um ein Opiat, also eine Droge zur Schmerzlinderung.
In den Evangelien lesen wir, dass Jesus Essig trank, aber als man ihm Essig mit diesem Betäubungsmittel gab, trank er es nicht.
Er schmeckte und roch es und wies es ab.
Was will uns das sagen?
Der Herr Jesus wollte als Sündenträger den Zorn Gottes bei vollem Bewusstsein auf sich nehmen.
Das ist unfassbar.
Wir wissen nicht, was in den drei Stunden der Finsternis wirklich geschah, als der Zorn des Allmächtigen ihn traf, als Gott ihn verließ und er das Gericht trug, das wir im Feuersee tragen müssten.
Das sind Dimensionen, die wir nicht fassen können.
Der Herr wollte das bei vollem Bewusstsein, ohne Schmerzmittel und Abschwächung erdulden.
Diese Schmerzen sind nicht vergleichbar mit dem, was die Menschen ihm durch die Kreuzigung zugefügt haben.
Das ist eine Sache, aber was Jesus erlebte, als Jesaja 53,10 sich erfüllte, dass es dem Ewigen gefiel, ihn zu zerschlagen, ist etwas anderes.
Er wurde leiden gelassen.
Oder Zacharia 13,7: „Schwert, erwache gegen den Hirten, gegen den Mann, der mein Genosse ist.“
Dieser Amethyst soll uns in der Ewigkeit an diese Herrlichkeit Christi erinnern.
Er war bereit, für jeden von uns persönlich in den Tod zu gehen und alles auf sich zu nehmen, ohne Abschwächung.
Ich möchte ein Missverständnis gleich vorwegnehmen: Wenn ich das so am Beispiel des Herrn dargestellt habe, hat das nichts damit zu tun, dass wir bei Operationen keine Anästhesiemittel nehmen dürften.
Wir sind ja keine Indianerhäuptlinge.
Das hat damit nichts zu tun.
Gott hat uns diese Möglichkeit der Anästhesie gegeben, und das nehmen wir als Geschenk von Gott an.
Aber hier geht es um einen ganz anderen Bereich: Jesus als Stellvertreter im Gericht Gottes für uns.
Dieser Amethyst ist eine der Herrlichkeiten des neuen Jerusalems.
6.5 Weitere Merkmale des neuen Jerusalems
Nun führt uns das weiter. Auf dem nächsten Punkt steht: Die Stadt ist aus reinem Gold. Der weitere Punkt lautet: Die Lichtquelle in dieser Stadt ist Gott und das Lamm (Vers 23). Die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, damit sie ihr scheinen, denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm.
Nun, alles Licht in dieser Stadt kommt aus Gott. Das heißt, die Stadt selbst wäre im Dunkeln. So haben auch wir in uns selbst keine Ausstrahlung, sondern alle Ausstrahlung, die wir als Gläubige haben, kommt von Gott. Dieses Licht wird jedoch durch das neue Jerusalem reflektiert und ausgestrahlt.
Das bedeutet also, die Aufgabe der Gemeinde in der Zukunft – und sie ist es schon jetzt – ist, dass die Herrlichkeit Gottes in dieser Welt ausgestrahlt wird. Ich meine, wie sollen die Menschen Gott kennenlernen? Niemand hat Gott jemals gesehen, steht in Johannes 1, Vers 18. Aber dann ist der Sohn Gottes in diese Welt gekommen. Der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, hat ihn kundgemacht.
Doch jetzt ist der eingeborene Sohn auch nicht mehr in der Welt. Wie soll die Welt Gott erkennen? In der heutigen Zeit spricht man in der Philosophie manchmal von der Gottesfinsternis, dass Menschen in der Gesellschaft Mühe haben, Gott zu erkennen. Auch wenn sie glauben, es mag schon etwas geben, haben sie Schwierigkeiten, ihn zu erkennen.
Wie kann man in einer solchen Gesellschaft Gott erkennen? Die Gemeinde hat den Auftrag, und damit jeder Einzelne, dass wir in unserem Leben etwas davon ausstrahlen. Jeder von uns hat eine Ausstrahlung, und diese ist so entscheidend. Es wurden große statistische Untersuchungen gemacht, wie Menschen zum Glauben kommen. Dabei wurde klar festgestellt, dass es in den allermeisten Fällen über einen Kontakt, einen persönlichen Kontakt mit einem anderen Menschen geschieht.
Es gibt zwar Menschen, die sich durch ein Traktat bekehren, das sie zufällig am Boden finden, aber das sind seltene Fälle. Manche bekehren sich auch über das Radio. Doch meistens, wie statistisch untersucht wurde, spielt der persönliche Kontakt mit einem Christen eine entscheidende Rolle. Somit ist der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch ganz entscheidend, damit Menschen überhaupt Gott erkennen können.
Hier sehen wir etwas im neuen Jerusalem: Es hat die Aufgabe, die Herrlichkeit Gottes auszustrahlen – in der heutigen Zeit, aber auch in der Ewigkeit. Nach Vers 22 sind Gott und das Lamm der Tempel darin. Alle Vorbilder von Tempeln finden hier ihre endgültige Realisierung in Gott und Jesus Christus.
Auch Gottes Thron ist in dieser Stadt, Kapitel 22, Vers 1: „Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes.“ Was bedeutet das, Gottes Thron im neuen Jerusalem?
Dies stellt dar, dass Gottes Autorität voll und ganz in der Gemeinde gilt. Da stellt sich natürlich die Frage: Wie ist das heute? Gilt die Autorität Gottes hundertprozentig in der Gemeinde, oder sind es Machtmenschen, Konzilsbeschlüsse und Ähnliches, die die Autorität Gottes untergraben?
Doch hier haben wir die Gemeinde nach Gottes Bauplan. Gottes Thron ist die einzige Autorität, die gilt – und zwar voll und ganz. Aus diesem Thron kommt ein Strom von Wasser des Lebens. Hier muss ich erklären: Der Ausdruck „Wasser des Lebens“ (hebräisch Mechayim oder „Mayim chayim“) ist ein gewöhnlicher Ausdruck für frisches Quellwasser.
Doch hier bekommt das natürlich eine geistliche Bedeutung. Nach Johannes 7,37-39 ist das lebendige Wasser ein Hinweis auf den Heiligen Geist und seine Kraft. So wie das Quellwasser hervorsprudelt und erfrischt, so wirkt auch der Heilige Geist.
Wir sehen also den dreieinigen Gott in dieser Stadt: Wir haben Gott, den Allmächtigen, und das Lamm (Vers 22), die den Tempel bilden. Dann gibt es hier den Strom, den Heiligen Geist – den dreieinigen Gott.
Wir finden hier auch den Baum des Lebens in der Stadt. Er bringt Früchte, und daraus folgt Heilung. Die Gemeinde sollte also dadurch gekennzeichnet sein, dass geistliche Frucht entsteht (Galater 5,22).
In diesem ganzen Teil der Offenbarung werden uns sieben Dinge aufgezählt, die nicht mehr sein werden. Interessant ist, dass es genau sieben sind – die Zahl der Vollkommenheit.
Offenbarung 21,1 sagt: Das Meer wird nicht mehr sein. Vers 4 nennt Tod, Trauer, Geschrei und Schmerz, die nicht mehr sein werden. Offenbarung 22,3 fügt hinzu, dass der Fluch nicht mehr sein wird, und Vers 5 sagt, dass Nacht nicht mehr sein wird.
Wir kommen hier in Dimensionen, die alle unsere Vorstellungen übersteigen. Darum wird manchmal die Methode der Negation verwendet. Das heißt, es wird nicht beschrieben, wie es ist, sondern wie es nicht ist. Dadurch bekommt man eine Ahnung davon. So und so und so ist alles nicht mehr.
Stell dir vor: Ein Leben ohne Unruhe. Das Meer, das unruhige Meer, wird nicht mehr da sein. Ein Leben ohne innere Unruhe, ohne Tod, ohne Trauer, ohne Geschrei – das wird ganz anders sein als an unserem Mittagstisch.
Ein Leben ohne Schmerz, ohne Fluch, ein Leben ohne Dunkelheit. Das gibt uns eine Vorstellung, indem uns gesagt wird, welche Dinge alle nicht mehr sein werden.
Doch die Bibel endet nicht nur mit diesem Ausblick, sondern will uns auch Kraft und Mut geben, jetzt durchzuhalten, wo wir Zeiten von tiefer Unruhe, Tod, Trauer und Ähnlichem erleben. Das gibt uns Kraft, auszuhalten.
Es ist auch so: Wenn man starken Schmerz hat und weiß, dass er nur eine kurze Zeit dauern wird, kann man ihn viel besser ertragen. Wenn man aber glaubt, der Schmerz werde das ganze Leben dauern, hat man innerlich viel weniger Kraft, das zu akzeptieren und zu tragen.
Indem wir diesen Ausblick auf eine herrliche kommende Ewigkeit haben, die nicht langweilig sein wird, sondern – wie Epheser 2 sagt – in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen uns erweisen wird, gibt uns das Kraft.
Das ist Gottes Programm für die Ewigkeit. So können wir die Dinge jetzt viel besser ertragen, weil wir wissen: Das Schönste kommt noch. Es ist das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, wie es das zweite Petrus 1,11 nennt.
Hier in Offenbarung 22,5 steht: „Und Nacht wird nicht mehr sein, und es bedarf keiner Lampe noch des Lichtes der Sonne; denn der Herrgott wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“ – oder „in die Zeitalter der Zeitalter“. Das ist der Fachausdruck für „immer, immer, immer herrschen in Ewigkeit“.
Die Herrschaft hört also nicht mit dem tausendjährigen Reich auf, wie manche Ausleger gesagt haben, sondern sie geht auch weiter in der Ewigkeit.
6.6 Schlussbetrachtung: Jerusalem als Abbild und Sinnbild
Das, was wir in Offenbarung 21 gelesen haben, gibt uns einen gewaltigen Ausblick. So müssen wir Jerusalem in Israel heute sehen: als ein Abbild der Stadt, die Gott im Himmel bereitet hat.
Diese Stadt im Himmel hat ein Sinnbild, und das ist die Gemeinde. Sie hat den Auftrag, den Frieden zu verbreiten. Denn Jerusalem bedeutet ja „Gründung des Friedens“.
Durch das neue Jerusalem soll die Welt auch heute schon lernen, dass es sich lohnt, den Friedensfürsten zu kennen und ihm zu folgen.