Corona hat in uns eine neue Unsicherheit bei Begrüßungen ausgelöst, oder? Nein, wer hat diese Situation noch nicht erlebt? Du stehst vor einer Person und denkst dir: Moment, was machen wir jetzt? Hand geben, umarmen? Das zeigt eigentlich nur, wie sehr wir daran gewöhnt sind, uns mit einer Geste zu begrüßen.
Zur beliebtesten Alternative in dieser Zeit ist der Ellbogengruß geworden. Er hat sich wahrscheinlich durchgesetzt. Einige begrüßen sich mit den Füßen, andere mit dem Lufthandschlag, so wie wir es gerade gemacht haben.
Begrüßungsgesten sind nicht unwichtig, sie sind wichtig. Wir sind daran gewöhnt, uns irgendwie mit einer Geste zu begrüßen, weil wir damit etwas signalisieren.
Begrüßungsgesten sind eine total interessante Sache. Ich habe mich mal ein bisschen erkundigt, wie man sich in unterschiedlichen Ländern begrüßt – ganz abgesehen von Corona. Und das ist wirklich interessant.
Ziemlich eigenartig ist die Begrüßung bei den Ureinwohnern Neuseelands. Sie begrüßen sich mit dem sogenannten Hongi-Gruß. Dabei wird die Nase an die Nase und die Stirn an die Stirn gelegt, und sie beschnüffeln sich tatsächlich zur Begrüßung. So macht man das bei den Ureinwohnern Neuseelands.
In Tibet streckt man zur Begrüßung die Zunge raus. Das sollte man in Deutschland nicht tun. In Tibet hängt das mit dem Geisterglauben zusammen. Man glaubte – oder ich weiß nicht, ob man es heute noch macht, wahrscheinlich glaubte man –, dass der Teufel eine schwarze Zunge hat, dass Geister eine schwarze Zunge haben. Somit signalisiert man bei der Begrüßung, wenn man eine rote Zunge zeigt, dass man zu den Guten gehört.
Das ist theologisch auch nicht ganz wasserdicht, aber so ist es in Tibet.
In Lateinamerika begrüßt man sich mit dem Abrazo. Das ist eine herzliche Umarmung. Dabei klopft man sich ordentlich auf die Schulter, als hätte man sich verschluckt. Auf jeden Fall ist es sehr, sehr herzlich.
In der Arktis begrüßen sich die Inuit mit einem niedlichen Nasenkuss.
In Japan verbeugt man sich bei der Begrüßung. Je tiefer man sich verbeugt, desto mehr signalisiert man Respekt. Man muss nur darauf achten, dass die Köpfe nicht gegeneinander stoßen.
In Thailand begrüßt man sich mit dem sogenannten Wai, also mit gefalteten Händen, bei denen die Handflächen zusammen an der Brust liegen, und man verbeugt sich leicht. Je nachdem, wie hoch man die Hände hält, ist der Respekt größer oder kleiner.
Mein Bruder und ich waren in Thailand und wussten das nicht. Wir haben jeden ungefähr so begrüßt. Dabei geht man bei ganz großem Respekt bis unter die Nase. Höher nicht, denn das gilt als Beleidigung. Man kann also sehr viel falsch machen.
Aber daran sehen wir: Mit einer Begrüßung signalisiert man direkt auch etwas.
Und das ist das Predigtthema von heute Morgen: Grüße mit Signalwirkung.
Wir sind ganz am Ende des Philippabriefs angelangt und schauen uns heute die Grüße an, die der Apostel Paulus der Gemeinde in Philippi hinterlässt. Ich möchte den Text hier zunächst einmal vorlesen: Philippa 4, die Verse 21 bis 23.
„Grüßt jeden Heiligen in Christus Jesus! Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind. Es grüßen euch alle Heiligen, besonders aber die aus des Kaisers Haus. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist.“
Das ist der heutige Predigttext. Ich gebe zu, das ist kein Standardtext. Es ist kein Text, über den man allzu häufig eine Predigt hört. Aber ich glaube, darin liegt der große Vorteil, wenn man durch Bücher predigt, wenn man fortlaufend predigt. So unterweist man die Gemeinde ausgewogen im Wort Gottes. Jeder Text kommt einmal dran, nicht nur die Lieblingstexte eines Predigers.
Ich von mir aus hätte den Text nicht gewählt, aber er ist jetzt dran. Somit fällt das Subjektive des Predigers weg. Der Text entscheidet, was gepredigt wird. Gerade weil wir daran glauben, dass jedes Wort in der Bibel, dass jeder Satz, dass jeder Buchstabe vom Heiligen Geist inspiriert ist, ist es nur folgerichtig, dass wir sagen: Wir predigen auch alles.
Jeder Text in der Bibel ist predigbar. Wir haben schon Geschlechtsregister hier gepredigt. Auch da steckt eine Wahrheit für uns drin. Es ist nicht immer ganz leicht herauszufinden, aber ich war bei der Vorbereitung erstaunt, wie viel in diesem Text drinsteckt.
Eine dreifache Signalwirkung sehen wir hier. Mit den Abschiedsgrüßen signalisiert der Apostel Paulus zunächst einmal: Jeder Einzelne ist wichtig.
Das ist das erste Signal, der erste Punkt der Predigt: Jeder Einzelne ist wichtig. Kommen wir noch einmal zu Philippa 4,21a. Dort schreibt Paulus: „Grüßt jeden Heiligen in Christus Jesus.“
Das bedeutet, Paulus hinterlässt den Philippern einen Gruß. Er möchte, dass jeder in der Gemeinde seinen Gruß erhält. Gedanklich meint er: Grüßt jeden von mir, vom Apostel Paulus. Die Grüße sind Paulus wichtig. Wenn wir uns die dreizehn Briefe, die er geschrieben hat, anschauen, finden wir immer einen Gruß am Ende. Ihm ist es wichtig, der Gemeinde zu signalisieren, dass er an sie denkt.
Interessanterweise schreibt Paulus die Briefe oft sogar mit eigener Hand, obwohl er den Rest des Briefes diktiert hat. Die Grüße schreibt er persönlich noch einmal auf. Paulus ist es also wichtig, Grüße zu hinterlassen.
Eine Sache fällt uns hier auch im ersten Moment auf: Der Gruß an die Philipper ist ziemlich kurz und schnörkellos gehalten. Das ist verwunderlich, wenn man bedenkt, wie eng die Beziehung von Paulus zu den Philippern war. Zu keiner Gemeinde war Paulus so verbunden wie zu den Philippern. Und nun ist dieser Gruß so kurz gehalten. Warum ist das so?
Ich habe zwei Lösungsvorschläge. Zum einen kann gerade die tiefe Beziehung des Paulus ein Grund dafür sein, dass der Gruß kurz ist. Warum? Paulus war noch nie in Rom, als er den Römerbrief schreibt. Zu dieser Gemeinde hatte er kein persönliches Verhältnis, und im Römerbrief musste er vieles erklären. Er wollte zu ihnen kommen, und am Ende des Römerbriefs, in Römer 16, finden wir eine lange Liste von Grüßen. Man merkt, er will Beziehung aufbauen.
Die Beziehung zu den Philippern ist aber schon da. Unter Freunden muss man nicht ständig überlegen, wie etwas rüberkommt. Man kann einfach kurz und bündig „Tschüss“ sagen, ohne dass es falsch verstanden wird. So denke ich, dass gerade die Kürze dieses Grußes ein Hinweis darauf sein kann, dass die Beziehung wunderbar ist. Ganz abgesehen davon, dass Paulus im Philippabrief immer wieder seine Wertschätzung der Gemeinde ausdrückt.
Es gibt aber einen zweiten Grund, der vielleicht sogar triftiger ist. Schauen wir uns dazu den Vers zuvor an, Philippa 4,20: „Unserem Gott und Vater aber sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen!“ Paulus beendet hier eigentlich mit einem Lobpreis, mit dem Hinweis auf Gott. Ich glaube, er hält den Gruß kurz, um nicht gedanklich davon abzulenken. Das soll am Ende stehenbleiben.
Doch Paulus hört nicht mit dem Amen auf, sondern macht weiter mit den Grüßen. Das zeigt, dass die Grüße ihm dennoch wichtig sind. In Vers 21 grüßt er „jeden Heiligen in Christus Jesus“. Das bedeutet einfach: jeden Christen.
Als Christen sind wir geheiligt in Christus Jesus – auch wenn wir uns nicht unbedingt immer so ansprechen: „Du Heiliger.“ Faktisch sind wir aber geheiligt in Christus Jesus. Im Kontext sind hier wahrscheinlich alle Heiligen in Philippi gemeint, denn in Kapitel 1, Vers 1 begrüßt Paulus die Gemeinde mit „den Heiligen in Philippi“.
Wenn das so ist, dann sagt Paulus im Prinzip: Liebe Christen in Philippi, grüßt jeden Christen in Philippi. Wie kann man sich das vorstellen? Der Brief wurde irgendwann von Epaphroditus aus Rom nach Philippi gebracht und dort in der Gemeinde vorgelesen. Wahrscheinlich hat Paulus hier genau die im Blick, die bei der Vorlesung des Briefes nicht anwesend waren. Er sagt also: Liebe Philipper, das schreibe ich euch jetzt in dem Brief – grüßt auch die anderen, die nicht dabei waren, als ihr den Brief vorgelesen habt.
Und wisst ihr, was uns das signalisiert? Paulus will sichergehen, dass sein Gruß jedes einzelne Gemeindemitglied erreicht. Warum? Weil jeder Einzelne wichtig ist.
Mir fällt noch ein Detail im Text auf. Schaut mal, was hier nicht steht: Paulus sagt nicht „grüßt alle Heiligen“. Das steht da nicht. Er sagt nicht „grüßt alle Heiligen“, sondern „grüßt jeden Heiligen“. Das ist ein feiner, aber kein geringer Unterschied. „Grüßt alle“ ist ein Sammelgruß, pauschal und im Plural. Wenn er sagt „grüßt jeden“, dann ist das Singular, individuell. Dann sagt er: Schwester X, Bruder Y und der, der nicht da war – jeder Einzelne soll meinen Gruß erhalten. Warum? Weil jeder wichtig ist, jeder in der Gemeinde ist wichtig. Das ist das Signal, das Paulus hier sendet.
Als wir uns aufgrund der etwas strengeren Corona-Maßnahmen noch nicht treffen konnten, gab es hier in der Gemeinde einige Personen, genauer gesagt einen Hauskreis, der ein Anliegen hatte: diejenigen zu ermutigen, die sonst in Isolation geraten. Sie haben Grußkarten verschickt, persönlich geschrieben, als Ermutigung – vor allem für ältere Geschwister.
In der ersten Gebetsstunde nach dem Lockdown – ihr hättet dabei sein müssen! Einige von euch waren da. Wir haben vorne das Mikrofon freigegeben, einen freien Beitrag, und die Leute konnten erzählen, was sie in dieser Zeit mit dem Herrn erlebt hatten. Und wisst ihr was? Da kam nicht nur eine Person nach vorne und sagte: „Ich war fertig, ich dachte, ich bin allein, und dann kam die Grußkarte. Das war meine Rettung.“
Ihr hättet hier sein müssen. Das waren bewegende Momente. Das war Gemeinde, das war Leib Christi. Denn hier bekommt jemand das Signal: Du bist uns wichtig, du bist nicht vergessen. Jeder Einzelne ist wichtig. Grüße mit Signalwirkung waren das.
Darf ich euch Folgendes fragen: Glaubt ihr das? Die Frage müsst ihr für euch beantworten: Glaubt ihr, dass jeder Einzelne wichtig ist?
Weißt du, wenn du das theoretisch bejahst, dich aber nie darum bemühst, auf neue Leute zuzugehen, dann glaubst du das nicht wirklich. Wenn du sagst: „Ja, ja, jeder ist wichtig“, aber nach dem Gottesdienst immer nur auf deine Freunde und Verwandte zugehst, dann glaubst du das nicht wirklich.
Wenn du das bejahst, aber keinen Kontakt zu Menschen aufbauen möchtest, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben, die vielleicht keinen deutschen Hintergrund haben, die vielleicht keinen russlanddeutschen Hintergrund haben, wenn du nicht auf diese Personen zugehst und nichts unternimmst, dann glaubst du das nicht wirklich.
Wenn jeder Einzelne wichtig ist, warum gehst du nie auf die einsamen Personen zu, die sonst niemanden haben? Wenn jeder Einzelne wichtig ist, warum gehst du nur auf die Personen zu, mit denen man sich gut unterhalten kann, die in der Gemeinde vielleicht etwas gelten? Warum nur auf die?
Wenn jeder Einzelne wichtig ist, warum meldest du dich nicht bei den Personen, die nicht mehr kommen?
Wenn wir das wirklich glauben, warum machen wir das nicht? Wo sind diejenigen unter uns, die bereit sind, die 99 anderen stehen zu lassen, um den Einzelnen hinterherzugehen? Wo sind diejenigen unter uns, die ihre Freunde auch mal warten lassen, weil man sich ja auch sonst noch mal irgendwann treffen kann, um sich ganz den neuen Leuten zu widmen, die hier sind?
Auch heute sind wieder Besucher hier – jeden Sonntag. Ich weiß, das ist hart, was ich hier sage. Und ich glaube, vielleicht haben jetzt sogar diejenigen ein schlechtes Gewissen, die keines haben sollten, weil viele machen das richtig gut, das will ich auch sagen.
Aber ich möchte heute so hart reden. Ich will den Finger bewusst in die Wunde legen, weil ich glaube, dass wir hier eine Baustelle als Gemeinde haben – eine richtige.
Es ist schade, wenn Menschen in der Gemeinde übersehen werden. Sie werden nicht begrüßt, nicht wahrgenommen, nicht angesprochen – geschweige denn eingeladen nach Hause. Und ich rede hier sowohl von Besuchern als auch von langjährigen Gemeindemitgliedern, die nie eingeladen werden.
Glauben wir wirklich, dass jeder Einzelne wichtig ist?
Schaut mal, was wir damit signalisieren. Ganz offen: Das würden wir so nie sagen, aber wir signalisieren etwas. Wir signalisieren: Du bist uns nicht wichtig. Wir signalisieren: Eigentlich macht es keinen Unterschied, ob du hier bist oder nicht.
Ich weiß, das klingt hart, und ich weiß, dass ich einigen damit vielleicht Unrecht tue. Ich rede aber pauschal, um einen Punkt zu verdeutlichen. Ich glaube, das wollen wir eigentlich nicht, oder? Das wollen wir nicht sein.
Aber es wäre eine falsche Anwendung, wenn ich jetzt einfach nur sage: „Weißt du was, eine Challenge: Bemühe dich ab heute, jeden Sonntag eine Person anzusprechen.“ Wenn du das bisher nie getan hast, dann hat das etwas mit unserer Herzenshaltung zu tun.
Das möchte ich euch anhand des Philippabriefs zeigen. Schaut mal, was Paulus in Kapitel 1, Vers 7 den Philippern sagt: „Ich habe euch im Herzen.“
Ich liebe euch so sehr. Und es ist nur eine Folge, wenn er die Philipper so sehr im Herzen hat, dass er natürlich will, dass jeder gegrüßt wird. Versteht ihr?
Aber es beginnt mit der Herzenshaltung. Und diese äußert sich dann nach außen. Wir dürfen nicht nur auf Verhaltensebene arbeiten. Nicht einfach sagen: „Jetzt organisieren wir mal ein bisschen was.“ Es muss im Herzen Klick machen.
Ich möchte mal ein Szenario oder einige Optionen durchgehen: Was kann für eine Haltung dahinterstecken, wenn wir dauerhaft nicht auf andere Personen zugehen? Wenn wir nicht Leuten nachgehen und immer nur in unserer Clique bleiben? Was kann da für eine Herzenshaltung dahinterstecken?
Mögliche Gründe:
Es könnte Menschenfurcht sein. Ich habe Angst, auf die Person zuzugehen. Vielleicht ist das bei dir Menschenfurcht. Es könnte unangenehm werden, wenn ich mit der Person rede und wir kommen nicht richtig ins Gespräch. Deswegen lasse ich es. Es ist Menschenfurcht.
Es könnte Ichbezogenheit sein. Ich habe genug eigene Probleme, ich muss mit mir klarkommen. Der Schlüssel ist eigentlich, sich nicht mehr nur um sich selbst zu drehen, dann geht es einem auch selber besser.
Vielleicht ist es Ablehnung oder Antipathie. Ich mag diese Person nicht, die ist komisch. Das sagen wir nicht so, aber das denken wir vielleicht.
Oder es ist Gleichgültigkeit: „Interessiert mich nicht, ob der jetzt da ist oder nicht. Meine Freunde sind ja da.“
Vielleicht ist es Bitterkeit. Die Person hat mich verletzt, deswegen gehe ich nicht mehr auf sie zu, meide sie. Zum Glück sitzt sie ganz weit am anderen Block, dass einige Stühle zwischen uns sind.
Ich möchte dich ermutigen, dich selbst zu prüfen. Vielleicht sind es Haltungen, die ich hier nicht aufgezählt habe. Prüfe dich mal selbst.
Für mich ist es enorm hilfreich, mich selbst zu prüfen. Andererseits: Was hat dich zu diesem Verhalten getrieben? Welche Haltung hattest du in deinem Herzen?
Da muss die Buße ansetzen. Da müssen wir sagen: Herr, vergib du mir, dass ich so gleichgültig bin meinen Geschwistern gegenüber, dass ich Ausreden finde. Vergibst du mir und hilfst du mir, meine Geschwister zu lieben.
Jetzt möchte ich mal die positive Seite ansprechen. Schaut mal, das ist doch das, was den Leib Christi ausmacht, oder? Dass wir uns mit einer brennenden Liebe lieben.
Ich war so dankbar beim Zeugnisabend, als Alex Goldner, wenn ihr euch an sein Zeugnis erinnert, zum allerersten Mal in einer Gemeinde war – nicht hier, sondern in einer anderen Gemeinde. Er sagte, er war baff, wie herzlich er empfangen wurde. Deshalb ist er öfter gekommen und hat sich hier taufen lassen. Was kann eine Begrüßung alles ausmachen!
Ihr Lieben, wir sollten für unsere Liebe bekannt sein. Das ist das Kernmerkmal einer Gemeinde. Und ich glaube, mir persönlich hat dieser ganze Lockdown noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig das ist. Wie wichtig der Zusammenhalt ist. Wenn man ihn mal eine Zeit lang nicht hatte, merkt man, wie sehr man ihn braucht.
Lasst uns daran arbeiten, jeder an seinem Herzen. Das ist der Schlüssel. Und das zeigt sich dann natürlich immer ganz praktisch. Es zeigt sich darin, dass du Menschen zum Geburtstag gratulierst, dass du eine WhatsApp schreibst, dass du anrufst, dass du einen Krankenhausbesuch machst, dass du bei einer Beerdigung mit dabei bist – einfach um da zu sein, auch wenn du die Person nicht kennst.
Durch ein herzliches Lächeln, durch ein Aufeinander-Zugehen, durch eine herzliche Begrüßung, durch ein ehrliches Nachfragen: Wie geht es dir wirklich? Und durch die aktive Teilnahme an einer Kleingruppe, denn da entsteht solche Gemeinschaft. Aber auch durch die Einladung nach Hause.
Ich kann euch wirklich erzählen, was für ein Segen wir als Familie immer wieder haben durch Gäste, die wir zu uns einladen. Manchmal kocht meine Frau am Sonntag mehr, und wir lassen uns einfach vom Heiligen Geist leiten: Wen laden wir heute ein? Dann hat das total gepasst. Wir sind gesegnet, unsere Kinder sind gesegnet, weil sie lernen: Wir leben nicht nur für uns, andere Leute kommen zu uns – das ist Gemeinde.
Ich möchte euch alle ermutigen: Wir müssen uns mehr einladen. Das Problem an einer Großstadtgemeinde ist Anonymität. Wir kommen, holen uns die Predigt ab und gehen. Aber das ist nicht allein Gemeinde. Gemeinde ist füreinander da zu sein, weil jeder Einzelne wichtig ist.
Daran müssen wir arbeiten. Das ist das erste Signal, das Paulus hier sendet: Grüßt jeden von mir. Aber die Grüße signalisieren noch mehr.
Ein zweites Signal: Wir sind verbunden.
Kommt, wir lesen jetzt die Verse 21b und 22. Dort heißt es: „Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind, es grüßen euch alle Heiligen, besonders aber die aus des Kaisers Haus.“
Das ist interessant, oder? Paulus hätte ja mit dem Amen in Vers 20 schließen können. Aber damit macht er deutlich: Unser Glaube hat nicht nur eine vertikale Ebene – natürlich hat er die –, sondern auch eine horizontale Ebene. Wir leben unseren Glauben im Beziehungsgeflecht.
Ich bin dankbar für die gute Kindergeschichte von Niko: Wir sind Brüder und Schwestern, verbunden durch das Blut Jesu. Wir sind sogar Blutsverwandte durch das Blut Jesu. Und das signalisiert Paulus hier mit diesen Grüßen. Er sagt: „Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind.“
Ja, wer ist das? Definitiv Thämodius, der wird nämlich in Kapitel 1, Vers 1 erwähnt. Vielleicht ist auch Epaphroditus mitgemeint, aber er überbringt ja auch den Philippabrief. Wahrscheinlich ist Lukas mit dabei, denn er hat ja die Apostelgeschichte geschrieben. In der Apostelgeschichte können wir plötzlich eine Wir-Form feststellen. Der Autor Lukas nimmt sich mit rein, und er war mit in Rom. Paulus schreibt den Philippabrief aus Rom. Deshalb können wir davon ausgehen, dass Lukas hier mit dabei ist, der die Philippa grüßt.
Dann heißt es weiter: „Es grüßen euch alle Heiligen.“ Gemeint sind konkret alle Heiligen an dem Ort, von dem Paulus den Philippabrief schreibt, also alle Christen in Rom. Das muss ein Hammer gewesen sein für die Philippa. Philippi war ja eine römische Kolonie. Und jetzt hören sie: Wir haben Verbündete in der großen Hauptstadt, in Rom. Da sind Geschwister, mit denen wir als Gemeinden verbunden sind.
Dann sagt Paulus, er muss erst mal noch ein bisschen mehr auf die Verbundenheit eingehen. Das macht er nämlich immer wieder, dass er am Ende seiner Briefe auch darstellt, zu welchen Gemeinden noch Beziehungen bestehen.
Schaut mal in 1. Korinther 16, dort heißt es in Vers 19: „Es grüßen euch die Gemeinden Asiens, es grüßen euch vielmals im Herrn Aquilla und Priska samt der Gemeinde in ihrem Haus.“ (Römer 16b) „Es grüßen euch alle Gemeinden des Christus.“
Dann organisiert Paulus noch so einen Briefaustausch bei den Kolossern, Kapitel 4, Vers 16: „Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so veranlasst, dass er auch in der Gemeinde der Laodizea gelesen wird und dass sie auch den aus Laodizea lest.“
Damit will Paulus doch deutlich machen: Wir Christen sind untereinander verbunden, auch wenn wir zu unterschiedlichen Ortsgemeinden gehören. Es gibt eine Verbundenheit zu anderen Christen, und das signalisiert er, wenn er schreibt: „Es grüßen euch alle Heiligen.“
Und jetzt kommt dieser besondere Zusatz. Habt ihr genau hingeschaut? Da heißt es: „Besonders aber die aus des Kaisers Haus.“ Ich kann mir die Situation gut vorstellen: Die Gemeinde Philippi ist zusammen, der Vorleser liest den Philippabrief vor, und an dieser Stelle gibt es eine Unterbrechung: „Moment, Moment, Moment – habe ich richtig gehört? Es grüßen euch die Heiligen aus des Kaisers Haus? Wir haben Geschwister beim Kaiser?“ Das ist ein Hammer, das wird so nebenbei erwähnt.
Ich will euch jetzt mal ganz kurz das Szenario schildern. Paulus schreibt schon im Römerbrief Kapitel 1: „Ich will zu euch kommen.“ Paulus wollte immer nach Rom, der Hauptstadt. Er wollte das Evangelium dorthin bringen. Nachdem er sich von den Ältesten Ephesos verabschiedet hat (Apostelgeschichte 19), nimmt er sich vor: „Ich werde nach Jerusalem gehen, und von da aus gehe ich nach Rom.“
Alle warnen ihn: „Geh nicht nach Jerusalem, du wirst gefangen genommen.“ Es gibt sogar eine Prophetie mit einem Gürtel, und sie sagen ihm, Paulus, geh nicht nach Jerusalem. Meine These ist, er geht bewusst nach Jerusalem, weil es zu seinem Plan gehört, nach Rom zu kommen. Das will ich euch aufzeigen.
In Jerusalem kommt es so, wie es kommen muss: Paulus wird gefangen genommen. Es gibt vor dem ersten Verhör eine Begegnung. Kommt Jesus in der Nacht – ich müsste nochmal nachlesen, vielleicht war es auch ein Engel – aber es ist Gottes Wort an Paulus: „Sei stark, du musst in Rom für mich Zeuge sein.“ Das heißt, Gott bestätigt: „Du musst nach Rom, Paulus.“
Dann kommt das Verhör, und Paulus beruft sich auf den Kaiser. Das durfte er, weil Paulus römischer Bürger ist. Als römischer Bürger durfte man sich auf den Kaiser berufen, da wurde zuvor der Kaiser gebracht. Und genau das macht Paulus hier.
Paulus macht das in der Apostelgeschichte, er sagt: „Ich berufe mich auf den Kaiser.“ Wisst ihr, warum er das macht? Weil Nero, der zur Zeit Kaiser ist, auch das Evangelium braucht und weil Paulus auf diese Weise nach Rom gekommen ist.
Wenn wir die Apostelgeschichte kennen, dann geht es los nach Rom. Er wird vor den Kaiser gebracht. Wir können davon ausgehen, Paulus stand irgendwann vor diesem Nero, weil er sich auf den Kaiser berufen hat.
Und wenn wir jetzt lesen: „Es grüßen euch die Heiligen aus des Kaisers Haus“ – ist das nicht ein Hammer? Das ist ein Hammer.
Es könnten die Prätorianer sein, die werden in Philippi 1 erwähnt. Das war die Leibgarde des Kaisers, der Secret Service oder man könnte auch sagen das SEK. Und da haben wir in Philippi 1 das Evangelium gehört.
Es könnte sein, dass es die Bediensteten des Kaisers waren, aber es könnte auch sogar sein, dass tatsächlich Familienmitglieder von Nero unter Paulus zum Glauben gekommen sind.
Das betont Paulus hier, und er sagt: Leute, ihr habt Verbündete. Ihr habt Verbündete unter meinen Mitarbeitern, ihr habt Verbündete in Rom, ihr habt Glaubensgeschwister. Und ihr habt Glaubensgeschwister unter dem SEK, unter den Leuten des Kaisers. Habt ihr Glaubensgeschwister? Das ist das Tolle.
Das ist das zweite Signal: Wir sind verbunden.
Lieber André, die Gemeinde Chorweiler, die ihr geistlich geboren habt und für die ihr immer noch sorgt, lässt euch ganz herzlich grüßen. In Christus verbunden, Pastor Andreas Ackermann.
Ja, guten Morgen, liebe Gemeinde aus Köln Ostheim. Mein Name ist Dirk Hochmuth, und ich grüße euch im Namen unserer Gemeinde aus Frechen Königsdorf. Wir wünschen euch gottesreichen Segen in eurem Gottesdienst. Lasst Gottes Wort reichlich in eure Herzen wirken, in Jesu verbunden.
Schalom, liebe Gemeinde in Ostheim, Dima Schmidt hier. Ich bestelle euch liebe Grüße von der ganzen Gemeinde in Leverkusen und wünsche euch gottesreichen Segen. Haltet an dem Evangelium unseres Herrn fest! Amen und bis bald!
Wir möchten euch grüßen mit dem Friedensgruß Shalom von den Geschwistern aus dem Kölner Norden. Liebe Grüße an die Heiligen in Köln Ostheim mit einem Vers aus dem 2. Korinther 13,13, wo es heißt: Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Hallo liebe Geschwister in Köln Ostheim, ich bin Pastor Frank Schumacher aus der Ekklesiergemeinde in Köln Höhenhaus. Wir gehören zu einem Leib, wir gehören zusammen. Ich freue mich – ich brauche das Ding ja gar nicht, ist ja ein Video – ich freue mich, dass es euch gibt. Macht weiter so, dient Jesus, das ist das Allerbeste. Bis dann.
Ich bin Gerd Dück und grüße euch im Namen der freien evangelischen Gemeinde Köln-Porz. Möge Gott euch immer besser kennenlernen lassen. Auch von der Kirchherm Zoo ganz herzliche Grüße und im Sinne von Philipper 4: Seid fröhlich und freundlich zu allen Menschen.
Liebe André, liebe Gemeinde in Köln Ostheim, wir grüßen euch ganz herzlich von der Evangeliumschristengemeinde in Düren-Birkesdorf und wünschen euch Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn.
Durch Christus verbunden grüßen wir euch ganz herzlich von der Evangeliumschristengemeinde Bernberg in Gummersbach. Die Gnade Gottes sei mit euch!
Einen ganz herzlichen Gruß von der Gemeindegründung hier in Euskirchen, mein Name ist David Kröker. Gerne wäre ich jetzt persönlich vor Ort und würde euch mit dem heiligen Kuss grüßen, aber das geht aufgrund der Corona-Krise nicht. Tschüss!
Hallo, mein Name ist Christian Federer. Ich fühle mich nach wie vor noch sehr verbunden mit euch durch mein Praktikum vor zwei Jahren. Ich richte euch ganz liebe Grüße von der FEBG Espelkamp aus. Tschüss!
Mein Name ist Viktor Fröse. Ich bin einer der drei Pastoren aus der evangelischen Freikirche in Siegburg. Wir als Gemeinde grüßen euch ganz herzlich im Namen unseres dreieinigen Gottes und wünschen euch Gottes Segen.
Liebe Gemeinde in Köln, mein Name ist Harry. Ich grüße euch ganz herzlich aus der Gemeinde in Troisdorf. Der Herr segne euch.
Liebe evangelische Freikirche in Köln, im Namen der Evangeliumschristengemeinde darf ich, Andreas Bayer, euch ganz herzlich grüßen im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Wir wünschen euch von Herzen gottesreichen Segen und seine Gegenwart durch seinen Geist und sein Wort in eurer Mitte.
Wir sind verbunden – genau das signalisieren die Grüße. So muss es auch bei den Philippern angekommen sein, als Paulus ihnen diese Grüße weitergab.
Unsere Tochtergemeinden haben uns gegrüßt, andere Gemeinden in Köln haben uns gegrüßt, weitere Gemeinden aus Gummersbach, Troisdorf, Euskirchen, Siegburg, Düren, Hannover, Espelkamp haben uns gegrüßt.
Ihr Lieben, wir haben Geschwister in ganz Deutschland – ist das nicht herrlich? Wir haben Geschwister in ganz Deutschland. Wir sind mit anderen Gemeinden verbunden, und nicht nur in Deutschland, sondern auch auf der ganzen Welt.
Ich glaube, wir als Gemeinde haben enorm durch unsere Geschwister aus Amerika profitiert, die uns ein ganz großer Segen waren. Diese Verbundenheit ist etwas Kostbares. Diese Verbundenheit soll uns vor Stolz bewahren.
Wir dürfen nicht denken, wir seien die einzig verbliebene wahre Gemeinde. Es gibt auch noch viele andere, Gott sei Dank auch in Köln, die wirklich Jesus lieben und mit denen wir verbunden sind. Und das ist etwas, was wir immer wieder im Blick haben müssen.
Aber die Frage stellt sich ja jetzt auch praktisch: Wie können wir diese Verbundenheit leben? Ich denke, das Festival of Hope, das im nächsten Jahr wieder ansteht und auf viel Widerstand in der Gesellschaft stoßen wird, wollen wir genau mit anderen Gemeinden zusammen angehen. Dort können wir diese Verbundenheit auch praktisch leben.
Aber ich glaube auch, das Gebet für verfolgte Christen ist ein ganz wichtiger Aspekt, wie wir die Verbundenheit unter Christen leben sollten.
Pastor Andrew Brunson saß aufgrund seines Glaubens, er war Missionar in der Türkei, zwei Jahre in türkischer Haft. Die großen deutschen Medien haben davon berichtet – überall Stern, Spiegel, Zeit – es wurde groß berichtet, weil das am Ende eine Sache zwischen Trump und Erdogan wurde.
Ein US-amerikanischer Pastor und Missionar wurde in der Türkei ins Gefängnis gesteckt. In seinem Videozeugnis bei Open Doors berichtet er von sehr heftigen Momenten im Gefängnis, sehr offen. Er hatte sogar Selbstmordgedanken, weil die Situation dort so heftig war.
Immer wenn seine Frau, die sich sehr für ihn eingesetzt hat, ins Gefängnis kam, hatte er eine Frage. Wisst ihr, was diese Frage war? Beten die Gläubigen noch für mich? Das war das, was ihn am meisten beschäftigt hat.
Beten die anderen Gläubigen noch für mich, während ich hier im Gefängnis sitze? Mir hat das noch einmal eindrücklich gezeigt: Das ist die Frage, die verfolgte Christen beschäftigt.
Sind wir allein? Oder gibt es Christen in Europa, gibt es Christen in Deutschland, die für uns beten? Dass wir die Verbundenheit leben im Gebet, dass ihr Leiden unser Leiden ist, weil wir ein Leib sind, weil wir Geschwister sind.
Wenn unsere Brüder und Schwestern im Glauben leiden, dann sollte ihr Leiden unser Leiden sein. Genau darum geht es in diesem zweiten Signal: Wir sind verbunden.
Jetzt kommen wir zu einem dritten und letzten Signal, das Paulus mit seinen Grüßen sendet.
Das ist das dritte: Die Gnade ist das Beste. Kommen wir zu Vers 23. Dort heißt es, damit schließt Paulus den Philipperbrief ab: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist.“ Paulus beendet hier den Philipperbrief mit einem Segenswunsch oder man könnte auch sagen mit einem Segensgruß.
Wir müssen eines wissen: Solche Grüße ganz am Ende eines Briefes waren üblich. Man hat ja nicht nur in der Bibel Briefe geschrieben. Es gab auch außerbiblische Briefe, die man in der damaligen Zeit einander schrieb. Von der Form her lehnt sich Paulus an solche außerbiblischen Briefe an. So wurden damals Briefe geschrieben. Das kennen wir ja auch heute: Am Ende schreibt man oft „Mit freundlichen Grüßen“. Es gibt so eine feste Form. Diese Form gab es auch damals in der griechisch-römischen Welt.
Paulus orientiert sich bei der Form also daran, wenn er am Ende auch seine Grüße sendet. Aber Paulus verändert den Inhalt. In säkularen Briefen, also in außerbiblischen Grüßen, wisst ihr, was man sich da am Ende wünschte? Wohlergehen, ein gutes Leben. Das war der übliche Wunsch.
Paulus wünscht den Philippern das Interessanterweise nicht. Es wäre auch ein Widerspruch zu Kapitel 1, Vers 29. Dort sagt er den Philippern, es sei ihnen nicht nur geschenkt, an Jesus zu glauben, sondern auch, für Jesus zu leiden. Es wäre also widersprüchlich, wenn er am Ende sagen würde: „Ich wünsche euch ein tolles Leben.“
Paulus wünscht ihnen etwas viel, viel Besseres als Wohlergehen: Er wünscht ihnen die Gnade. Er beschreibt diese Gnade auch näher: Es ist die Gnade Jesu Christi. Das heißt, er sagt, Jesus ist die Quelle der Gnade. Genau das, was Johannes auch in seinem Evangelium sagt. Dort heißt es, wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit. Aber eben auch voller Gnade. Diese Gnade wünscht Paulus den Philippern.
Schaut mal: Wenn in allen anderen Briefen der damaligen Zeit am Ende „Lebewohl“ steht und Paulus sagt: „Ich wünsche euch Gnade“, dann weicht er damit vom Standard ab, oder? Er setzt ein Signal. Er sagt: Es gibt etwas viel, viel Besseres. Ich möchte euch etwas Besseres wünschen – ich wünsche euch die Gnade Jesu Christi.
Das macht Paulus übrigens in allen seinen Briefen. Ich habe schon erwähnt, Paulus hat dreizehn Briefe im Neuen Testament geschrieben. Wir haben also 13 Briefe vorliegen. Ich nehme euch jetzt mit auf eine kurze Reise durch alle 13 Briefe, aber nur in Bezug auf das Ende.
Im Römerbrief sagt er: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.“
Im 1. Korintherbrief: „Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch.“
Im 2. Korintherbrief: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“
Im Galaterbrief: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist.“
Im Epheserbrief: „Die Gnade sei mit all denen, die unseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit lieben.“
Im Kolosserbrief: „Die Gnade sei mit euch.“
Im 1. Thessalonicherbrief: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.“
Im 2. Thessalonicherbrief: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.“
Im 1. Timotheusbrief: „Die Gnade sei mit euch.“
Im 2. Timotheusbrief: „Die Gnade sei mit euch.“
Im Titusbrief: „Die Gnade sei mit euch allen.“
Im Philemonbrief: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist.“
Und so auch hier im Philipperbrief: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist.“
Ich bin dankbar, dass Jakob uns heute mit Philipper 1,2 begrüßt hat. Denn wir sehen, Paulus erwähnt nicht nur die Gnade am Ende, sondern auch am Anfang jedes Briefes. Das heißt, du weißt: Bei Paulus wirst du mit der Gnade begrüßt und mit der Gnade verabschiedet.
Das Erste, was jede Gemeinde von Paulus hört, sind Worte der Gnade. Das Letzte, was jede Gemeinde von Paulus hört, sind Worte der Gnade. Ist das nicht ein Hammer? Die Briefe werden eingerahmt durch Gnade, auch wenn der Inhalt manchmal starker Tobak ist. Drumherum steht die Gnade.
Wenn wir uns jetzt mal in die kommunikative Situation hineinversetzen: Der Philipperbrief wird der Gemeinde vorgelesen. Sie sind versammelt, und der Vorleser liest vor. Am Anfang steht der Wunsch: „Gnade euch.“ Das heißt, sie brauchen Gottes Gnade, um Gottes Wort zu hören. Und am Ende werden sie wieder in den Alltag verabschiedet – mit der Gnade.
Da können wir noch etwas für uns lernen: Wir brauchen die Gnade, um Gottes Wort zu verstehen, um Gott zu verstehen. Und wir brauchen die Gnade auch in unserem Alltag. Wir brauchen die Gnade so sehr.
Die Gnade hat uns den Glauben geschenkt, sagt Paulus. Der Glaube ist ja nicht unser Werk, nicht das Ergebnis, wie toll wir waren, dass wir geglaubt haben oder immer brav zugehört haben. Er sagt: Nein, der Glaube ist ein Geschenk.
Die Gnade hat uns errettet, die Gnade befähigt uns zum Dienst, die Gnade verändert uns immer mehr, die Gnade stärkt uns und erhält uns, damit wir am Ende bei Gott ankommen. Paulus sagt den Anfängern: Das gute Werk, das er bei euch angefangen hat, wird er vollenden. Das ist die Arbeit der Gnade.
Aber ich glaube, dass das hier nicht nur ein bloßer Wunsch ist. Versteht ihr, was ich meine? Es ist nicht so, dass Paulus sagt: „Ich wünsche euch die Gnade, hoffentlich kommt sie bei euch an.“ Denn nach Römer 5 stehen wir Gläubigen in der Gnade. Wir befinden uns im Zustand, begnadigt zu sein. Wir leben in der Gnade und sind fest und sicher in Gottes Gnade.
Das ist ein Zuspruch. Deshalb denke ich, dass Paulus die Philipper beim Auseinandergehen noch einmal daran erinnern möchte: Die Gnade ist bei euch. Auch wenn er sagt, sie sei mit euch, ist das eine Erinnerung. Jesus ist gestorben für uns, er hat uns begnadigt. Wir leben in dieser Gnade. Und wenn ich morgen auf die Arbeit gehe, kann ich wieder mit seiner Gnade rechnen.
Ist das nicht ein Hammer? Das ist das Beste, was du jemandem wünschen kannst. Das ist das Beste, an das du jemanden erinnern kannst. Das gibt uns Zuversicht.
Als die berühmte Golden Gate Bridge in San Francisco gebaut wurde, gab es während der Bauarbeiten mindestens einen Todesfall. Ein Bauarbeiter stürzte in die Tiefe und bezahlte mit seinem Leben – tragisch. Dies führte zu erheblichen Verzögerungen im Bauprojekt. Es war ein gigantisches Unterfangen und dementsprechend sehr gefährlich.
Irgendwann kam der Gedanke auf: Können wir nicht ein riesiges Sicherheitsnetz spannen? Dieses Netz war eine richtig kostspielige Sache, genau wie Gnade unglaublich teuer ist. Doch das Netz wurde gespannt, und es hat anschließend neunzehn Personen das Leben gerettet. Sie sind gestürzt, wurden aber vom Netz gehalten.
Aber wisst ihr was? Dieses Netz hatte noch eine ganz andere Auswirkung: Die Bauarbeiten gingen viel schneller voran, weil die Arbeiter weniger Angst hatten. Nein, sie gingen nicht leichtfertig mit der Gefahr um und riskierten nichts, aber sie wussten: Falls ich falle, falle ich ins Netz.
Ich möchte die Gnade heute Morgen mit diesem Netz vergleichen. Paulus erinnert die Philipper daran: „Ihr Lieben, das Netz ist da.“ Und ich möchte dir heute diesen Zuspruch mitgeben: Weißt du was? Das Netz ist da, die Gnade ist da in deinem Leben. Du stehst in der Gnade.
Wir fühlen uns manchmal so, als wären wir aus der Gnade gefallen – das sind Anfechtungen. Wenn Satan uns einredet: „Ja, jetzt hast du gesündigt, jetzt ist alles vorbei.“ Aber die Wahrheit ist, wie es in Römer 5 heißt: Wir stehen in der Gnade. Wir fallen, aber wir fallen ins Netz, wir sind gerettet.
Das sollte uns nicht dazu führen, die Gnade zu missbrauchen oder leichtfertig zu sein. Aber das ist der Zuspruch, den Gott dir heute mitgeben möchte: Du bist begnadigt, und die Gnade ist das Beste überhaupt. Die Gnade ist da.
Das heißt, wenn du in die neue Woche gehst, geht die Gnade mit. Wenn du in der kommenden Woche sündigst und Reue darüber empfindest, vergibt die Gnade. Das möchte ich dir mitgeben.
Wenn du in der kommenden Woche Trost brauchst, möchte die Gnade Gottes dich aufrichten. Wenn du dich in der kommenden Woche ohnmächtig oder überfordert fühlst, möchte die Gnade dich befähigen.
Wenn du dich in der kommenden Woche von Gott entfernst, möchte die Gnade dich wieder auf Jesus ausrichten. Manchmal tut das sogar ein bisschen weh, aber es ist dennoch Gnade, weil es gut für uns ist, wieder auf Jesus ausgerichtet zu sein.
Das alles möchte Jesus in deinem Leben wirken – durch seine Gnade.
Vielleicht lebst du noch ohne dieses Netz. Vielleicht hast du die Gnade in deinem Leben noch nie angenommen, weil du das Werk Jesu am Kreuz noch nicht persönlich für dich angenommen hast.
Weißt du, vielleicht bemühst du dich, richtig zu leben. Vielleicht hast du ein ganz aufrichtiges Anliegen: Du kommst in diese Gottesdienste, nimmst die Kurse mit und möchtest Gott immer mehr gefallen. Du bemühst dich um gewisse Übungen, liest vielleicht sogar und versuchst zu beten. Aber wenn du denkst, dass du damit zu Gott kommst, liegst du falsch.
Das ist Religion. Religion hat nichts mit Gnade zu tun. Was du wirklich brauchst, ist eine Kapitulation. Ich kann Gott nichts bringen, ich kann Gott nicht beeindrucken. Ich bin Sünder – egal, was ich mache. Ich brauche Gnade, ich brauche Vergebung, ich brauche dieses Netz in meinem Leben.
Ich möchte dich einladen, heute diese Entscheidung zu treffen. Wenn Gott dich anspricht, bietet er dir seine Gnade an. Aber du musst kapitulieren. Du musst sagen: Ja, ich bin ein Sünder, ich brauche Vergebung.
Wenn du das heute tun möchtest, lade ich dich ein, einfach nach dem Gottesdienst zurückzubleiben. Wir reden gerne mit dir. Ich wünsche dir so sehr, dass man dir sagen kann: Die Gnade Jesu sei mit dir. Lebe mit diesem Netz!
Komm einfach nach dem Gottesdienst hier nach vorne, wenn du diese Entscheidung treffen möchtest.
Allen anderen möchte ich noch einmal Mut zusprechen: Das Netz ist da, ihr Lieben. Und auch wenn du heute deine falsche Herzenshaltung entdeckst – vielleicht, dass du nicht auf Leute zugehst, gleichgültig bist oder anderen gegenüber eine Antipathie entwickelt hast, vielleicht auch hier in der Gemeinde – wenn du das eingesehen hast und bekennst, vergibt Gott. Die Gnade ist da. Amen.