Überblick und Missionsauftrag in der Apostelgeschichte
Wir fahren weiter mit der Übersicht über die Apostelgeschichte auf dem letzten Blatt, eingeteilt gemäß dem Missionsbefehl im Schlüsselvers. Wir haben gesehen, dass die Apostelgeschichte nach dem Vier-Punkte-Programm des Missionsbefehls in Kapitel 1, Vers 8 aufgebaut ist: Jerusalem, Judäa, Samaria bis an das Ende der Erde.
Kapitel 1 bis 7 zeigt das Zeugnis der ersten Christen im ersten Punkt, nämlich in Jerusalem. Es wurde deutlich, dass man zunächst nicht weiterging. Erst mit der Verfolgung, die nach der Ermordung von Stephanus einsetzte, wurden alle Gläubigen der Gemeinde in Jerusalem – all die Tausende – zerstreut und hinaus nach Judäa und Samaria geschickt.
Der Herr musste mit dieser Verfolgung eingreifen, damit man wirklich im Missionsauftrag weiterging und nicht einfach beim vertrauten ersten Punkt stehenblieb. So wurde das Evangelium weiter verkündigt. In Kapitel 8, Vers 4 heißt es: Die Zerstreuten – und das waren alle mit Ausnahme der zwölf Apostel – gingen umher und verkündigten das Wort.
Das griechische Wort für „verkündigen“ hier bedeutet wörtlich „evangelisieren“. Alle haben evangelisiert, obwohl ja nur einige die Gabe des Evangelisten haben. Nach Epheser 4 bedeutet das überhaupt nicht, dass nicht alle evangelisieren können. Ganz eindrücklich haben also alle evangelisiert.
In den Versen 1 bis 3 sieht man, dass sie das in Judäa und Samaria getan haben. Nun gibt es Bremsen für die Evangeliumsverkündigung, und das sind manchmal besonders die beiden Punkte des Konservativismus: „Wir haben es immer so gemacht“ oder „Das haben wir noch nie so gemacht“. Mit beiden Argumenten konnte man begründen, warum man in Jerusalem blieb.
Doch der Herr hat durch diese Verfolgung wirklich Gewaltiges gewirkt. All diese Tausende, die während dieses einen Jahres entlastet waren vom vollen Arbeitspensum – weil es durch die Gütergemeinschaft möglich war –, konnten viel Zeit investieren beim Zuhören der Predigten und Vorträge der Apostel.
So wurden sie in diesem Jahr gegründet für das weitere Programm – alles in der Vorsehung Gottes.
Die Ausbreitung des Evangeliums in Samaria und die Rolle des Heiligen Geistes
Nun sehen wir, dass diese Hindernisse weiterhin bestehen. In Apostelgeschichte Kapitel 8 wird berichtet, wie Philippus bei den Samaritern zu predigen begann. Interessanterweise geschah dies ohne Rücksprache mit den Aposteln. Plötzlich beginnt er in Samaria zu predigen, und es entsteht eine Erweckung. Unzählige Menschen kommen zum Glauben und werden getauft, doch sie empfangen den Heiligen Geist nicht. Das ist ganz eigentümlich.
Wie war das eigentlich in Apostelgeschichte 2 bei Pfingsten? In Kapitel 2, Vers 38, sagte Petrus auf die Frage: „Was sollen wir tun, Brüder?“ Petrus antwortete: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ Zuerst Buße, dann Taufe und schließlich der Empfang des Heiligen Geistes – eine klare Reihenfolge.
Jetzt aber haben wir in Kapitel 8 bei den Samaritern folgendes: Sie glauben, tun also Buße und werden getauft (Vers 12), doch sie erhalten den Heiligen Geist nicht. Erst in Vers 14 heißt es: „Als aber die Apostel, die in Jerusalem waren, hörten, dass Samaria das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen. Diese beteten für sie, damit sie den Heiligen Geist empfangen, denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen. Sie waren nur auf den Namen des Herrn Jesus getauft.“ Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist. Die Handauflegung erfolgte durch die Apostel.
Was sollen wir daraus schließen?
In Kapitel 10 greife ich nun etwas voraus. Dort finden wir die Bekehrung von Cornelius und seiner Angehörigen auf die Predigt von Petrus hin. In Vers 44 heißt es: „Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten.“ Die gläubigen Juden, die mit Petrus gekommen waren, gerieten außer sich, weil auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde. Sie hörten sie in Sprachen reden und Gott verherrlichen.
Dann antwortete Petrus: „Kann man wohl jemandem das Wasser verweigern, dass diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist empfangen haben, ebenso wie wir?“ Und er befahl, dass sie im Namen des Herrn getauft würden.
Hier haben wir Menschen, die das Evangelium hören, und während des Hörens empfängt der Heilige Geist sie – ohne Taufe und ohne Handauflegung. Was sollen wir daraus machen? Auf welcher Grundlage sollen wir eine Lehre aufbauen?
Ich habe auf den Blättern ab Blatt drei einige dogmatisch wichtige Themen vorbereitet. Dort behandeln wir zunächst die Taufe mit dem Heiligen Geist. Anschließend geht es um den Empfang des Heiligen Geistes. Auf dem nächsten Blatt finden sich alle diese Punkte: Bei den Juden am Pfingsttag geschah der Empfang nach der Taufe, jedoch ohne Handauflegung. Bei den Samaritern erfolgte der Empfang nach Taufe und Handauflegung. Bei den Heiden kam der Empfang vor der Taufe und ohne Handauflegung.
Unterschiedliche Wege des Empfangs des Heiligen Geistes und ihre Bedeutung
Nun zur Erklärung: Am einfachsten hatten es die Heiden. Die Juden in Jerusalem mussten sich zuerst öffentlich durch die Taufe von dem Justizmord am Messias distanzieren. Kurze Zeit zuvor wurde der Messias, Jesus, ermordet vor den Toren Jerusalems. Eine große Volksmenge in Jerusalem schrie vor Pilatus: „Er werde gekreuzigt, sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“
Jetzt predigt Petrus und wirft der Volksmenge diesen Mord am Verheißenen, am Gesandten Gottes, vor. Auf die entsetzte Frage „Was sollen wir tun?“ antwortet er: „Lasst euch taufen.“ Durch die Taufe distanziert man sich von der Zugehörigkeit, in der man vorher war – das wusste jeder Jude.
Denn wie wurde man damals als Heide ein Jude? Man musste ein Ritualbad auf sich nehmen. Dieses Ritualbad bedeutete: Ich trenne mich von dem götzendienerischen Volk, zu dem ich gehörte, und trete über zum Volk Gottes. Nun sagt Petrus zu solchen, die zum Volk Gottes gehören: „Lasst euch taufen, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“
Sie mussten sich also von der Masse, die sich nicht vom Mord am Messias distanziert hatte, durch Taufe distanzieren. Das wurde dann durch die Gabe des Heiligen Geistes bestätigt. Es ist wichtig zu sehen, dass auch heute noch die christliche Taufe wirklich den totalen Schlussstrich zieht, wenn ein Jude zum Glauben kommt.
Wenn ein Jude glaubt, dass Jesus der Messias ist, ist das in der Verwandtschaft oft schrecklich schlimm. Aber es gibt noch Hoffnung. Wenn er sich taufen lässt, dann ist es aus. Es gibt eine rabbinische Lehre, die sagt, diese Sünde könne in Ewigkeit nicht mehr vergeben werden. Dann kommen alle Flüche aus 5. Mose 28 über einen.
Man sieht also, die Taufe ist wirklich der Punkt, an dem die Entscheidung ganz klar offengelegt wird. So ist das geschehen.
Bei den Samaritern wurden sie zwar getauft, aber sie empfingen den Heiligen Geist nicht. Der Grund liegt darin, dass Juden und Samariter verfeindet waren und keinen Umgang pflegten. Das sieht man deutlich in Johannes 4,9 in der Geschichte der Samariterin am Brunnen.
Es bestand daher die Gefahr, dass es in Samaria zu einer Kirchenspaltung gekommen wäre. Die samaritischen Gläubigen hätten gesagt: „Ja gut, wir sind Gläubige, wir sind Christen, aber mit denen von Jerusalem haben wir überhaupt nichts zu tun.“ So hätte sich die Spaltung, in der sie immer als Völker lebten, auch in die Gemeinde hineingebracht.
Jetzt mussten die Samariter sich zuerst durch Handauflegung mit den gläubigen Juden identifizieren und eins werden. Handauflegung bedeutet immer Identifikation. Übrigens heißt das hebräische Wort für Handauflegung, Smicha, nicht einfach „auflegen“, sondern „darauf drücken“.
Das heißt, auch bei den Opfern bedeutet Smicha, dass der Opfernde die Hände auf den Kopf des Opfers drückt und gewissermaßen das ganze Gewicht seiner Person und seiner Schuld auf das Opfer überträgt. Das ist Identifikation. Dann muss das unschuldige Tier anstelle des Schuldigen sterben.
Dadurch, dass die beiden Apostel Johannes und Petrus die Hände auf die Samariter legen, machen sie sich eins mit ihnen. Die Samariter nehmen das geschehen lassen an und erklären: „Wir gehören hundertprozentig zusammen.“ Dann hat Gott mit dem Heiligen Geist geantwortet und das bestätigt.
Das geschah gerade, um zu verhindern, dass ein Landeskirchentum entstand – eine Landeskirche der Juden und eine Landeskirche der Samariter. Das war nicht Gottes Wille. Die Einheit sollte ganz klar deutlich werden.
Bei den Heiden erlebte man hingegen, was später zur allgemeinen Norm wurde: Glaube und Empfang des Heiligen Geistes. Bei den Heiden war das Problem, dass die Juden dachten, Gott werde sie kaum annehmen oder akzeptieren, da sie nichts mit ihnen zu tun hätten, außer vielleicht etwas israelitischem Blut in den Adern.
Wir haben ja in Apostelgeschichte 10 gelesen, dass die jüdischen Gläubigen, die mit Petrus gekommen waren, entsetzt waren, dass diese Römer den Heiligen Geist empfangen hatten. Das war für sie unglaublich und schien unmöglich.
Es war daher besonders wichtig, dass es bei den Heiden am einfachsten und leichtesten ging, um sie zu überzeugen, dass Gott sie wirklich akzeptieren will. Und zwar nicht so, dass sie zuerst ins Judentum übertreten müssen.
Wären sie zuerst getauft worden, hätte man das als eine Art Proselytentaufe interpretieren können – sie würden Juden werden und dann akzeptiert. Darum war es wichtig, dass sie ohne Taufe und ohne Juden zu werden Christen wurden, also Teil der Gemeinde Gottes.
In Epheser 1,13 lesen wir: „Nachdem ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, das Evangelium eures Heils, seid auch ihr, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, welcher das Unterpfand unseres Erbes ist zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preis seiner Herrlichkeit.“
Paulus sagt den Ephesern, den Nichtjuden: Ihr seid, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden – nicht nachdem ihr getauft worden seid, nicht nachdem ihr Handauflegung bekommen habt, sondern nachdem ihr geglaubt habt, seid ihr mit dem Heiligen Geist versiegelt worden.
Die Vielfalt des Wirkens Gottes und die Einheit der Gemeinde
Nun stellt sich die Frage: Worauf soll man eine Lehre aufbauen?
Man könnte jetzt einfach das nehmen, was einem am liebsten ist. Die einen bevorzugen, dass zuerst eine Taufe stattfindet. Andere, wie die Neuapostolischen, legen Wert darauf, dass zuerst eine Handauflegung erfolgt. Wieder andere lehnen beides ab.
Wir müssen jedoch beachten, dass die Apostelgeschichte ein Geschichtsbuch ist, während der Epheserbrief ein Lehrbuch ist. Heute Morgen haben wir die siebenfache Einteilung der Bibel gesehen. Die Briefe sind der Teil, in dem der Heilige Geist in die ganze Wahrheit leitet.
Ein Geschichtsbuch berichtet uns, wie Gott zu ganz bestimmten Momenten in der Heilsgeschichte gehandelt hat. Das bedeutet nicht, dass Gott immer gleich handelt. Gott ist zwar immer derselbe und ändert sich nie, aber sein Handeln ist nicht immer gleich.
Wir sehen das durch das ganze Alte Testament hindurch: Gott hat immer wieder anders gehandelt, doch es ist immer dasselbe geblieben. Können wir also einfach etwas herausgreifen und sagen, das ist das Allgemeingültige? Es könnte das Allgemeingültige sein, aber nicht unbedingt. Deshalb brauchen wir die Bestätigung aus einem Lehrbuch, wie zum Beispiel dem Epheserbrief, dass es tatsächlich allgemeingültig ist.
Das erklärt die Situation bei den Samaritern und zeigt uns auch, wie in den ersten Jahrzehnten der Christenheit Wert auf Einheit gelegt wurde.
In der Apostelgeschichte sehen wir, dass die ersten Christen ein Herz und eine Seele waren. Das haben wir noch nicht gelesen, aber wir können es kurz nachschlagen: Apostelgeschichte 4,32 lautet: „Die Menge derer aber, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele, und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein Eigen wäre, sondern es war ihnen alles gemein.“
Doch später gab es Spannungen, zum Beispiel in Kapitel 6 zwischen den griechischsprachigen, offeneren Juden, den Hellenisten, und den hebräisch- oder aramäischsprachigen Inlandjuden, die sich eher gegen andere abschlossen. Dieser Konflikt musste gelöst werden und durfte nicht zu einer Trennung führen.
Nun kommt eine neue Gruppe hinzu: die Samariter. Das macht die Situation noch komplizierter, denn zwischen Juden und Samaritern herrschte wirklich Feindschaft. Die Samariter wurden durch Handauflegung in die Gemeinschaft eingeführt, um die Einheit zu demonstrieren. Erst danach antwortete Gott mit dem Heiligen Geist.
Diese Linie müssen wir beachten; sie wird uns noch weiter beschäftigen. Gott will die Einheit der Erlösten, nicht nur örtlich, sondern auch überörtlich, wie hier.
Interessant ist, dass jeder der zwölf Apostel hätte kommen können, aber es waren Petrus und Johannes, die kamen.
Petrus spielte schon am Pfingsttag eine Schlüsselrolle. Er hielt die große Pfingstrede, bei der 3000 Menschen zum Glauben kamen. Damals ging es um Juden. Jetzt haben wir die neue wichtige Etappe in Samaria, und auch hier spielen Petrus und Johannes wieder eine Schlüsselrolle.
Die nächste Etappe ist mit Cornelius, wo die Römer dazukommen, also wirklich hundertprozentige Nichtjuden. Wer predigte dort? Petrus.
Petrus spielt also Schlüsselrollen bei allen Volksgruppen, die neu dazukommen. Damit wird das Missionsprogramm repräsentiert: Jerusalem, Judäa, Samaria und bis ans Ende der Erde, das sind die Heiden. Jedes Mal ist es Petrus.
Die Bedeutung der Schlüsselgewalt Petrus und das Reich der Himmel
Und das erklärt uns nun eine ganz schwierige Stelle in Matthäus 16, wo der Herr Jesus zu Petrus sagt: „Ich gebe dir die Schlüssel des Reiches der Himmel.“ Dabei müssen wir bedenken, dass das Reich der Himmel nicht einfach das Himmelreich ist, so wie es in der Luther-Übersetzung heißt und man dann meint, das sei der Himmel. Das Reich der Himmel ist nämlich auf Erden.
In Matthäus 16, Vers 18 legt Petrus das Bekenntnis ab: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Und dann sagt der Herr in Vers 18: „Aber auch ich sage dir, dass du Petrus bist, griechisch Petros, ein Stein, und auf diese Petra, diesen Felsen, will ich meine Versammlung bauen. Und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben, und was du auf der Erde binden wirst, wird im Himmel gebunden sein. Und was du auf der Erde lösen wirst, wird im Himmel gelöst sein.“
Nun, Petrus ist nicht der Fels, sonst hätte der Herr gesagt: „Du bist Petros und auf diesen Petros will ich meine Gemeinde bauen.“ Er sagt aber: „Du bist Petros und auf diese Petra werde ich meine Gemeinde bauen.“ Im Vatikan steht dieser Vers oben an der Kuppel. Wenn man von innen hinschaut, steht der Vers in Lateinisch. Man hätte es besser auf Griechisch gelassen, dann hätte man den Unterschied sofort erkannt. Petros ist nicht dasselbe wie Petra; hier besteht gerade eine Opposition.
Die Grundlage der Gemeinde, der Kirche, der Versammlung ist Christus selbst. Darum heißt es in 1. Korinther 3,11: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist.“ Aber Petrus ist ein erster Stein dieses lebendigen Gebäudes der Gemeinde, das auf der Grundlage des Felsens steht, und dieser Fels ist Christus. In 1. Korinther 10 heißt es: „Der Fels aber war Christus.“
Wir sehen, dass Petrus eine ganz besondere Rolle hat. Er bekommt die Schlüssel des Reiches der Himmel. Der Ausdruck „das Reich der Himmel“ kommt nur im Matthäusevangelium vor. Wenn man es mit den parallelen Stellen in den anderen Evangelien vergleicht, heißt es dort „das Reich Gottes“. Das hat mit dem Reich Gottes etwas zu tun.
„Himmel“ war bei den Rabbinern ein Name für den unaussprechlichen, also ein Ersatzname für den unaussprechlichen Namen Jahwe, den Namen des Bundesgottes Israels. Sie sagten, um diesen Namen nicht zu missbrauchen, haben sie andere Wörter benutzt, wie zum Beispiel „der Herr“, „Adonai“ oder eben „Schamai im Himmel“. Das Reich der Himmel ist nichts anderes als das Reich oder Königreich Jahwe.
Als der Herr Jesus begann zu predigen, sagte er: „Das Reich der Himmel ist nahegekommen, tut Buße.“ Das heißt, seine Herrschaft als Messias auf dieser Erde. Doch dann wurde er von der Masse des Volkes verworfen. In Matthäus 13 beginnt er dann, die Himmelreichsgleichnisse zu erzählen. Er spricht über den Acker, den vierfältigen Acker, auf dem das Samen des Wortes ausgestreut wird. Im gleichen Kapitel wird erklärt: „Der Acker ist die Welt.“ Das heißt, das Wort Gottes, der Same, geht nun nicht mehr nur zu Israel, sondern in die ganze Welt.
Das Reich der Himmel, das Reich Gottes, nimmt eine neue Form an. In Matthäus 25 sagt der Herr: „Das Reich Gottes ist gleich einem hochgeborenen Mann, der in ein anderes Land ging für eine Zeit und seinen Knecht einen Auftrag gab zu handeln, bis er wiederkommt.“ Das Reich der Himmel ist also heute die Zeit, in der die Jünger Jesu ihm dienen, aber der König selbst abwesend ist, bis er wiederkommt.
So haben wir gewissermaßen zwischen der Himmelfahrt vom Ölberg (Apostelgeschichte 1) und der Wiederkunft Christi auf dem Ölberg, was wir heute Morgen behandelt haben, das Reich der Himmel in der Form, dass der Messias abwesend ist, aber die Knechte auf der Erde handeln. Dabei gibt es gute und schlechte Knechte, wie man in Matthäus 25 sieht. Es gibt fünf törichte und fünf kluge Jungfrauen im Reich der Himmel.
Das ist also der Bereich, das Reich der Himmel, der Bereich der Christenheit, könnte man sagen. Und da hat Petrus eine Schlüsselfunktion. Er musste nämlich jeder Volksgruppe separat quasi den Zugang zum Reich der Himmel öffnen: den Juden (Apostelgeschichte 2), den Samaritern (Apostelgeschichte 8) und den Heiden (Apostelgeschichte 10).
Dann verschwindet Petrus von der Bildfläche, und von Apostelgeschichte 13 bis 28 übernimmt Paulus eine Schlüsselrolle in der Ausbreitung des Evangeliums unter den Heiden.
Die Schlüsselgewalt von Petrus und das Binden und Lösen
Wir sehen dort übrigens auch gleich, was es bedeutet, auf Erden zu binden und auf Erden zu lösen.
In Apostelgeschichte 8 haben wir gerade gelesen, wie die Samariter den Heiligen Geist empfangen haben. Dann begegnet uns ein ganz spezieller Mann. In Vers 18 heißt es: Als Simon sah, dass durch das Auflegen der Hände der Apostel der Heilige Geist gegeben wurde, bot er ihnen Geld an und sagte: „Gebt auch mir diese Gewalt, damit jedem, dem ich die Hände auflege, der Heilige Geist empfangen möge.“
Petrus aber sprach zu ihm: „Dein Geld fahre samt dir ins Verderben, weil du gemeint hast, die Gabe Gottes durch Geld zu erlangen. Du hast weder Teil noch Los an dieser Sache. Denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott. Tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte den Herrn, ob dir der Anschlag deines Herzens vergeben werde. Denn ich sehe, dass du in Galle der Bitterkeit und in Banden der Ungerechtigkeit bist.“
Simon antwortete und sprach: „Bittet ihr für mich den Herrn, damit nichts von dem über mich komme, was ihr gesagt habt.“
Der Ausdruck „binden und lösen“ ist ein bekannter Begriff im rabbinischen Hebräisch. Jemanden binden bedeutet, auf jemanden einen Fluch zu legen. Zum Beispiel, wenn jemand eine schwere Sünde begangen hatte und aus der Synagoge ausgeschlossen wurde, dann hat man ihn quasi „gebunden“. Wenn er umgekehrt Buße getan und Reue gezeigt hat, wurde er wieder in die Gemeinschaft der Synagoge aufgenommen – dann wurde „gelöst“.
Hier haben wir nun genau ein Beispiel, wo Petrus bindet – und zwar in apostolischer Vollmacht. Er bindet diesen Simon gewissermaßen, indem er die ganze Schuld auf ihm lässt und ihm ganz klar erklärt: Du bist nicht frei von dieser Schuld, du musst zuerst Buße tun.
Simon spielt eine ganz wichtige Rolle in der Kirchengeschichte. Die Zeugnisse der alten Kirche sagen, dass Simon eine Schlüsselrolle in der Bewegung der Gnosis gespielt hat. Diese war die schlimmste Irrlehre-Bewegung im ersten, zweiten und dritten Jahrhundert, die das Christentum bedrohte.
Die Irrlehre der Gnosis leugnete zum Beispiel, dass Jesus im Fleisch gekommen ist, also als wirklicher Mensch. Sie leugnete seine Gottheit und brachte damit eine der größten Gefahren für die Christen überhaupt mit sich.
Übrigens sind das Johannesevangelium und die ersten beiden Johannesbriefe spezielle Kampfschriften gegen die Irrlehre der Gnosis.
Simon war also getauft, aber nicht bekehrt. Er hat sich so gewissermaßen eingeschlichen und großes Verderben gebracht. Das ist nebenbei Kirchengeschichte.
Was wir hier sehen, ist die Schlüsselgewalt von Petrus und wie er in apostolischer Vollmacht bindet und löst.
Die Ausbreitung des Evangeliums zu allen Völkern
Gut, also wir sind weitergekommen. Nach diesem nächsten Schritt, eben mit Samaria, sehen wir, dass Lukas drei Bekehrungsporträts einfügt: Hamid, der Äthiopier, der Kämmerer von Äthiopien, ein Semit, Saulus und ein Japhethit, Cornelius, der Hauptmann, werden Christen. Damit zeigt Lukas, dass das Evangelium jetzt zu allen Völkern, Stämmen und Sprachen geht.
Aber jetzt müssen wir uns genauer anschauen, was nach der Bekehrungsgeschichte des Äthiopiers und des Saulus passiert. Von Kapitel 10 bis 11, Vers 18, behandelt Lukas ausführlich die Aufnahme der Heiden. Dabei spielt Petrus eine Schlüsselrolle.
Petrus war an einem Ort in Joppe, also bei Tel Aviv, als er eine Vision hatte. Der Himmel öffnete sich, und ein Tuch kam herunter, auf dem alle Arten von Tieren auf der Erde abgebildet waren. Eine Stimme aus dem Himmel sagte zu ihm: „Schlachte diese Tiere und iss!“ Das Ganze geschah um die Mittagszeit, also zu einer Zeit, in der der Magen knurrt.
Petrus aber antwortete in Apostelgeschichte 10, Vers 13: „Herr, niemals habe ich etwas Gemeines oder Unreines gegessen.“ Gott forderte ihn auf, etwas zu essen, das nicht koscher war, doch Petrus weigerte sich. Man sieht hier, wie tief diese Vorschriften saßen. Wenn Gott nun sagt, dass sich etwas ändern soll, fällt es Petrus schwer, das zu akzeptieren.
Dann geschah die Stimme erneut, in Vers 15: „Was Gott gereinigt hat, mache du nicht unrein.“ Dies wiederholte sich dreimal, und das Gefäß wurde sofort wieder in den Himmel aufgenommen.
Petrus war verwirrt über die Bedeutung dieser Vision. In diesem Moment kamen Männer, die von Cornelius gesandt worden waren, und baten vor dem Tor um Simon, also Petrus. Cornelius wollte, dass Petrus zu ihm nach Hause kommt, um zu predigen.
Diese Vision war eine schwere Entscheidung für Petrus, denn es war damals absolut undenkbar, dass ein Jude aus Israel zu Nichtjuden nach Hause geht. Doch Petrus überwand sich und ging.
Im Haus von Cornelius sagt er in Apostelgeschichte 10, Vers 28: „Ihr wisst, wie unerlaubt es für einen jüdischen Mann ist, sich einem Fremdling anzuschließen oder zu ihm zu kommen. Aber mir hat Gott gezeigt, keinen Menschen gemein oder unrein zu heißen.“
Petrus verstand nun, dass die Vision mit den Tieren bedeutete, dass die Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Tieren aufgehoben wird. Die reinen Tiere stehen für Juden, die unreinen für Heiden. Gott hebt diese Unterscheidung auf. Petrus kann nun von beidem essen, und das heißt, er kann auch zu Heiden nach Hause gehen.
Er sagt es selbst: „Ihr wisst, wie unerlaubt es ist für einen jüdischen Mann.“ Doch in Vers 34 heißt es: „Petrus aber tat den Mund auf und sprach: In Wahrheit begreife ich, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern in jeder Nation, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ist ihm angenehm.“
Petrus versteht also die Bedeutung der Vision. Es war nicht einfach, aber er erkennt, dass Gott keine Unterschiede zwischen Menschen macht. Das war ein Schlüsselereignis in der Heilsgeschichte. Petrus versteht, dass sich etwas ändert und dass das Evangelium nun auch zu den Heiden kommt. Dennoch war es für ihn eine schwierige Entscheidung.
Die Ausbreitung der Gemeinde und die Herausforderungen der Einheit
Man fragt sich manchmal, was sich die Apostel auf dem Ölberg gedacht haben, als der Herr das Vier-Punkte-Programm vorstellte: Jerusalem, Judäa, Samaria bis an das Ende der Erde. Wie soll das gehen? Man denkt: Man geht zu den Indianern, aber die müssen ja auch irgendwann mal etwas essen. Oder sagen wir, wir gehen nach Afrika, das ist ein bisschen näher bei Jerusalem. Aber was sollen wir dort essen? Wie soll man überhaupt diese Weltmission realisieren?
Also hatten sie sich noch nicht alles so konkret und praktisch überlegt. Das musste Schritt für Schritt geklärt werden. Nun, Petrus hat es nach innerem Ringen über sich gebracht. Er sagt Gott „Nein“, und Gott sagt dreimal „Ja“ – da geht er. Aber wir haben schon in Kapitel 10, Vers 45 gesehen, wie die gläubigen Juden, die mit ihm gekommen waren, entsetzt waren, als der Heilige Geist über die Römer kam. Und die Sache wird jetzt noch viel besser.
In Kapitel 11 heißt es: „Die Apostel aber und die Brüder, die in Judäa waren, hörten, dass auch die Nationen das Wort Gottes angenommen hätten. Und als Petrus nach Jerusalem hinaufkam, stritten die aus der Beschneidung mit ihm und sagten: ‚Du bist zu Männern eingekehrt, die Vorhaut haben, und hast mit ihnen gegessen.‘“ Also gab es ein so großartiges Ereignis bei Cornelius. Menschen sind zum Glauben an Christus gekommen, wurden getauft und haben den Heiligen Geist empfangen. Und jetzt geht es zurück nach Jerusalem, wo ja alles angefangen hat – die ganze Weltmission.
Man würde erwarten, dass sie sagen: „Wir haben gehört, was geschehen ist. Das ist wunderbar, wir haben Freudentränen geweint.“ Doch es heißt nur, sie hörten, dass die Nation das Wort Gottes angenommen hätte. Dann kommt der Streit. Was ist das Problem? „Du bist zu Nichtjuden gegangen und hast mit ihnen gegessen.“ Wer hat denn erzählt, was er gegessen hat? Bitte berichtet nicht einmal davon, dass er etwas gegessen hat! Gut, aber das war ja alles schon klar: Du warst dort und hast gegessen.
Und was macht ein Mann, der von Natur aus explosiv ist, wie Petrus? In Vers 4 heißt es: „Petrus aber fing an und setzte es ihnen der Reihe nach auseinander und sprach: ‚Ich war in der Stadt Joppe, im Gebet...‘“ Er hat alles schön der Reihenfolge nach erzählt. Das zeigt, dass er nicht explodiert ist, denn dann kann man nicht mehr der Reihenfolge nach die Dinge erzählen. Er ist also ruhig geblieben, wusste, dass der Kampf kommen wird, hatte Zeit, sich zu überlegen, wie er es tun würde, war innerlich vorbereitet und konnte alles erzählen, genau wie der Herr ihn geführt hatte.
Schauen wir uns das Gewaltige in Vers 17 an: „Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe gegeben hat wie auch uns, die an den Herrn Jesus Christus geglaubt haben – wer war ich, dass ich Gott wehren könnte?“ Interessant ist, dass er hier einen Fragesatz stellt. Er sagt nicht: „Die haben die gleiche Gabe bekommen wie wir, also ist es ganz klar so und so.“ Das ist in Frageform gestellt. Das ist eine feine Taktik. Man muss nicht immer alles direkt behaupten, sondern kann es in Frageform bringen. Dann muss der Zuhörer selbst überlegen: „Wer war Petrus, um nicht so zu handeln und die Taufe zu verweigern?“ Das muss man selbst studieren – sehr taktvoll formuliert.
Und dann heißt es weiter: „Als sie dies gehört hatten, beruhigten sie sich und verherrlichten Gott und sagten: ‚Dann hat Gott allein den Heiden die Buße zum Leben gegeben.‘“ Wirklich ein eindrückliches Beispiel von Takt! Er zählt alles ruhig der Reihe nach auf und gewinnt so die Zuhörer. Sie beruhigen sich und verherrlichen sogar Gott.
Wir sehen, welche gewaltigen Bremsen es zu überwinden gab: „Das haben wir noch nie gemacht, das haben wir immer so gemacht.“ Nun denkt man, dass die Haupthürde überwunden ist. Aber die weitere Geschichte zeigt, dass das Problem noch lange bestehen blieb. Für einige war das klar, für alle aber noch lange nicht.
Jetzt kommt ein ganz Entscheidendes in der Fortsetzung, in Kapitel 11, Vers 19: „Die nun zerstreut waren durch die Drangsal, welche wegen Stephanus entstanden war...“ Merken wir, nach dem Einschub der drei Porträts mit den Söhnen Noachs, die zum Glauben kamen, wird jetzt wieder auf Kapitel 8, Vers 4 zurückgegriffen. Das Ganze war eigentlich ein Einschub.
In Kapitel 8, Vers 1 entsteht die Verfolgung gegen die Gemeinde, die Versammlung. Sie werden zerstreut nach Judäa und Samaria. In Vers 4 verkündigen sie überall das Wort Gottes. Dann kommt als Einschub die ganze Sache mit Samaria und den drei Söhnen Noachs. Und jetzt, in Kapitel 11, Vers 19, setzt die Geschichte wieder direkt bei den Zerstreuten an. Man merkt, wie der Anschluss hier direkt ist.
Jetzt kommt wieder die Geschichte mit den Zerstreuten durch die Drangsal, welche wegen Stephanus entstanden war. Sie gingen hindurch bis nach Phönizien, Zypern und Antiochien. Das ist schon ein Fortschritt. In Kapitel 8 waren sie noch in Judäa und Samaria, jetzt sind sie schon in Phönizien, dem heutigen Libanon, und noch weiter übers Meer nach Zypern und Antiochien.
Wo liegt Antiochien? In Syrien, heute ist es in der Türkei. Das liegt daran, dass Atatürk im letzten Moment Antiochien noch zur Türkei geholt hat. Darum ist diese eigentlich syrische Stadt heute in der Südtürkei. Aber das ist ganz oben in Syrien – bis dorthin sind sie gekommen.
Lukas erzählt weiter: „Und redeten zu niemandem das Wort als allein zu Juden.“ Toll! Sie sind also von Programmpunkt zwei und drei eigentlich schon zu vier geschritten. Von Judäa und Samaria sind sie schon zu den Heiden in Richtung „Ende der Welt“ vorgedrungen – also bis zur Türkei. Aber was haben die Schlaumeier gemacht? Sie erfüllen den Missionsauftrag, indem sie den Juden bis ans Ende der Welt das Evangelium bringen. Den Heiden haben sie schlicht nichts erzählt.
Dann gibt es ein paar progressive Verse, zum Beispiel Vers 20: „Es waren aber unter ihnen etliche Männer von Zypern und Kyren, welche, als sie nach Antiochien kamen, auch zu den Griechen redeten, indem sie das Evangelium von dem Herrn Jesus verkündigten.“ Wow! Was machen die da? Einige von ihnen haben eine ganz andere Idee.
Ich muss erklären: Der Ausdruck „Griechen“ im Neuen Testament bezeichnet speziell griechischsprachige Menschen, die zum römischen Reich gehören. Nicht nur, dass im Prinzip alle römischen Bürger Griechisch sprachen, fast im ganzen Reich – außer in Spanien, dort war nur Latein – war der Ausdruck „Grieche“ gewissermaßen gleichzusetzen mit „Römer“. Nicht zu verwechseln mit „Hellenisten“. In Kapitel 6 haben wir gesehen, dass Hellenisten griechischsprachige Juden sind, Griechen aber Römer, die Griechisch sprechen.
Jetzt haben sie plötzlich begonnen, zu diesen Griechen zu predigen, ohne Rücksprache bei den Aposteln und so. Ja gut, sie konnten sich eben auf den Auftrag des Herrn berufen und waren direkt dem Herrn in ihrem Dienst verantwortlich – ein wichtiges Prinzip.
Weiter in Vers 21: „Und des Herrn Hand war mit ihnen, und eine große Zahl glaubte und bekehrte sich zu dem Herrn.“ Jetzt erleben sie eine Erweckung in Antiochien. Der Herr bestätigt es dort einfach.
Und jetzt, was geschieht in Vers 22? „Es kam aber die Rede von ihnen zu den Ohren der Versammlung, die in Jerusalem war.“ Es kommt wie ein Rüffel. Wie man sieht, war das schon bei Samaria so: Plötzlich hört man es in Jerusalem. Bei Cornelius war es so, und jetzt passiert es in Antiochien. Plötzlich hört man es in Jerusalem.
Und was machen sie? Sie sandten Barnabas aus, der hindurchzog bis nach Antiochien.
Barnabas – der Sohn des Trostes und Förderer der Gemeinde
Eine Bibelstudienempfehlung
Man nimmt eine Konkordanz und sucht alle Stellen mit Barnabas auf. So erhält man eine Biografie von Barnabas. Das ist ein ganz wunderbarer Mann. Immer wenn es schwierig wird, kommt Barnabas auf den Plan.
Ich möchte kurz erklären, wer Barnabas ist, denn er ist wichtig für die erste Missionsreise. In Apostelgeschichte 4,36 wird er zum ersten Mal erwähnt: Joseph aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde, was übersetzt „Sohn des Trostes“ bedeutet, ein Levit, ein Zyprier von Geburt, der einen Acker besaß, verkaufte ihn, brachte das Geld und legte es zu den Füßen der Apostel nieder.
Also, das war ein Auslandjude, genauer gesagt ein Levit. Zwei Kennzeichen zeichnen ihn aus: Man gab ihm den Namen Barnabas, Sohn des Trostes, weil er offensichtlich gut anderen Menschen Mut zusprechen konnte. Zweitens war er ein Mann, der nicht am Geld klebte.
Nach der Bekehrungsgeschichte von Saulus, der sich in Damaskus bekehrt hatte, vergingen drei Jahre. Er kehrte aus Arabien zurück nach Damaskus und kam dann zum ersten Mal nach Jerusalem nach seiner Bekehrung – drei Jahre später.
In Apostelgeschichte 9,26 heißt es: „Als er aber nach Jerusalem gekommen war, versuchte er sich den Jüngern anzuschließen, und alle fürchteten sich vor ihm, da sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei.“ Der griechische Text verwendet eine Zeitform, die ein Durativ ist. Das bedeutet, er versuchte immer wieder, sich anzuschließen. Er hat also mehrmals versucht, in der Gemeinde in Jerusalem aufgenommen zu werden. Die Jünger taten das nicht, sie dachten, er sei ein Spion.
Dann heißt es: „Barnabas aber nahm ihn und brachte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen habe.“ Da war alles klar, und Saulus wurde voll aufgenommen.
Barnabas hat nicht gezögert. Er dachte nicht: Wenn Saulus es wirklich ernst meint, dann kommt er nochmal. Wenn der Herr ihn wirklich hierher führt, dann wird er ihn nochmals hierher führen. Nein, Barnabas nahm ihn, brachte ihn zu den Aposteln, legte Zeugnis ab, dass der Mann echt bekehrt sei, und aufgrund dieses Zeugnisses wurde Saulus empfangen.
Jetzt entsteht eine Gemeinde aus Heiden in Antiochia. Das ist gefährlich. Was wissen die schon von der Bibel? Die Juden hatten von Kindheit an, schon als kleine Kinder, Torastunden, jeden Sabbat und vielleicht noch mehr. Sie kannten zumindest das Alte Testament und hatten eine Basis.
Jetzt kommen Heiden zum Glauben und wollen in der Gemeinde anfangen. Sie sind völlig unerfahren. Das ist doch ganz gefährlich. Wie könnte sich das entwickeln? Es könnte schließlich ein Chaos geben. Sie könnten eigene Ideen entwickeln und verbreiten, was nur Probleme verursachen würde.
Ich kann diesen Überlegungen voll zustimmen. Diese Bedenken sind tatsächlich berechtigt. Wie soll die Gemeinde sich weiterentwickeln?
Dann schickt man Barnabas, das Beste, was man hat. Und jetzt schauen wir, wie er reagiert.
In Apostelgeschichte 11,22 heißt es: „Und sie sandten Barnabas aus, dass er hindurchzöge bis nach Antiochien, welcher, als er hingekommen war und die Gnade Gottes sah, sich freute.“ Nicht, dass er Bedenken hatte, sondern er freute sich.
Dann heißt es weiter: „Und alle ermahnte er mit Herzensentschluss, bei dem Herrn zu verharren.“ Er wusste schon um die Probleme. Aber das Einzige, was er sagte, war: Ihr müsst wirklich eine Entscheidung des Herzens fällen, dass ihr nur mit dem Herrn leben wollt. Dann funktioniert es.
Barnabas war eben ein Sohn des Trostes. Er konnte sie ermahnen, indem er ihnen Mut machte. Lukas erklärt uns weiter, warum er das konnte: „Denn er war ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens.“ Ein guter Mann sieht auch die guten Seiten bei anderen. Er ist nicht der, der immer nur das Schlechte sieht.
Trotzdem erkannte er die Probleme. Er war voll Heiligen Geistes und voll Glaubens. Er vertraute darauf, dass der Herr auch weiterführen kann, auch wenn es jetzt schwierig wird.
Dann heißt es: „Um eine zahlreiche Menge wurde dem Herrn hinzugetan.“ Er war also keine Bremse.
Plötzlich geht Barnabas nach Tarsus. Was hat er vor? Will er wieder baden gehen am türkischen Strand? Nein. Er zog aus, um Saulus aufzusuchen.
Saulus war in der Zwischenzeit, nachdem er in Jerusalem war und dort umgebracht werden sollte, nach Tarsus, seiner Heimatstadt, gegangen, um dort Zeugnis zu sein, wo er als Kind aufgewachsen war.
Jetzt war Barnabas in Antiochia, in einer schwierigen neuen Situation. Wie macht er es? Er holt Saulus. Das ist der ideale Mann für diese Arbeit. Saulus hatte bereits seine Berufung im Blick auf die Heiden erkannt.
Saulus war ideal, weil er ein Hellenist war, stammt nämlich aus dem Ausland, aber wurde hebräisch voll indoktriniert bei Gamaliel. Er war Schüler von Gamaliel. Das heißt, er kannte beide Tendenzen: die der Hellenisten und die der Hebräer. Er wusste, wo es gilt, offen zu sein, und wo man sich abschirmen muss.
Der ideale Mann. Barnabas holte ihn, und es geht schön weiter.
Als er ihn gefunden hatte – es verging noch etwas Zeit, bis er wusste, wo Saulus war – brachte er ihn nach Antiochia. Dort geschah es, dass sie ein ganzes Jahr in der Versammlung zusammenkamen, eine zahlreiche Menge lehrten und dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden.
Also ein Jahr intensives Studium mit diesen Gläubigen, damit sie fundiert werden.
Darum hat Barnabas auch Saulus geholt und selbst dort gewirkt.
Dieses Jahr erinnert uns an das Jahr bis zur Steinigung von Stephanus.
Danach sehen wir, wie Paulus von dieser Gemeinde aus auf die erste Missionsreise geht.
Die Ankündigung der Hungersnot und die Hilfsaktion der Gemeinde
So sollten wir auch wieder einmal eine Pause machen. Wir sind in Apostelgeschichte 11 stehen geblieben und haben gesehen, wie dramatisch sich die Weltmission ausbreitet und welche Schwierigkeiten und Hindernisse überwunden werden mussten.
Wir sind also bis zur Gründung der Gemeinde aus den Nationen, den Heiden, in Antiochia gekommen. Dort haben wir gesehen, wie diese Gemeinde ein Jahr lang durch den Dienst von Barnabas und Saulus gefestigt und gegründet wurde.
Dann folgt die Ankündigung einer Hungersnot durch Agabus, einen Propheten aus Jerusalem. Ich habe das etwas unter archäologischen und geschichtlichen Streiflichtern behandelt. Dort wird erklärt, dass diese Hungersnot im Jahr 1128 tatsächlich eingetreten ist und sich über den Erdkreis, die Oikumene, ausgebreitet hat. Dieser Ausdruck bezeichnet in der Bibel speziell das Römische Reich. Die Hungersnot trat unter Kaiser Claudius ein.
Wir wissen darüber etwas aus der Geschichte, die ich hier aufgeführt habe: Die Hungersnot begann in Israel in den Jahren 47 und 48. Dann wanderte sie weiter nach Griechenland in den Jahren 48 und 49 und erreichte schließlich Italien in den Jahren 50 und 51. Es war damals eine sehr entscheidende Katastrophe im Römischen Reich.
Durch die Ankündigung von Agabus machte man sich daran, Hilfsleistungen für die Armen in Judäa zu organisieren. Wir lesen dazu in Apostelgeschichte 11,29: Sie beschlossen aber, je nachdem einer der Jünger begütert war, ein jeder von ihnen zur Hilfsleistung den Brüdern zu senden, die in Judäa wohnten.
Dort hatte die Hungersnot ja begonnen. Was sie auch taten: Sie sandten die Hilfe an die Ältesten durch die Hand von Barnabas und Saulus. Das war eine sehr delikate Sache, denn es ging um Geldtransport. Das musste absolut sauber abgewickelt werden in der Gemeinde. Wenn es dort Skandale gab, wäre das katastrophal gewesen.
Darum vertraute man diese Aufgabe nicht irgendjemandem an, sondern Barnabas übernahm sie zusammen mit Saulus. Wieder der Mann, der immer in kritischen Situationen guten Rat weiß, ausgeglichen ist und ein guter Mann voll Heiligen Geistes und Glaubens.
So gingen sie also nach Judäa mit dieser Hilfsendung.
Die Befreiung Petrus’ und die Bedeutung der Trinitätslehre
Dann folgt Kapitel zwölf mit der Befreiung von Petrus aus dem Gefängnis. Das haben wir heute Morgen bereits behandelt. Diese Befreiung ist heilsgeschichtlich sehr wichtig, denn sie zeigt, wie das Königreich Juda unter dem jüdischen Herodes Agrippa I. von Gott zur Seite gestellt und entlarvt wird.
Aus Sicht des Judentums waren die ersten jüdischen Christen als Ehrlehr anzusehen. Sie glaubten an drei Personen in der Gottheit: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Das konnten sie leicht als einen Verstoß gegen den einen Gott ansehen, wie er im Alten Testament offenbart ist.
Am letzten Bibelschultag haben wir jedoch das Thema der Trinität und die Geschichte dieser Lehre in der alten Kirche behandelt. Dabei haben wir gesehen, wie man die Trinität auch ganz deutlich aus dem Alten Testament belegen kann. Es gibt einen Gott, aber drei voneinander unterscheidbare Personen.
Hier wird nun durch die außergewöhnliche Befreiung von Petrus deutlich gemacht, dass der Entscheid von Herodes nichtig ist. Gott geht seinen Weg mit diesem Volk von Gläubigen aus den Juden.
Nach diesem Einschub folgt dann in Kapitel 12, Vers 24 die Bemerkung: „Das Wort Gottes aber wuchs und mehrte sich.“
Barnabas, Saulus und andere kehrten, nachdem sie ihren Dienst erfüllt hatten, von Jerusalem zurück und nahmen auch Johannes mit, der Markus genannt wurde. Die Hilfssendung ist also erfüllt worden. Nun kommen sie zurück und bringen Johannes Markus, den Schreiber des Markus-Evangeliums, mit nach Hause.
Anschließend beginnen wir mit der ersten Missionsreise von Paulus.
Die erste Missionsreise und die Ausbreitung des Evangeliums
Es waren aber in Antiochien in der dortigen Versammlung Propheten und Lehrer: Barnabas, Simeon, genannt Niger, Lucius von Kyrene, Manaen, der mit Herodes, dem Vierfürsten, aufgewachsen war, und Saulus.
Während sie dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: "Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu welchem ich sie berufen habe." Da fasteten und beteten sie, und nachdem sie ihnen die Hände aufgelegt hatten, entließen sie sie.
Jetzt sehen wir, wie genau diese Gemeinde in Antiochien zur strategischen Ausgangslage für die Heidenmission wird – nicht Jerusalem. Was wir deutlich in diesen ersten zwölf Kapiteln sehen, ist, dass Jerusalem seine Zentralposition verliert, die es im Judentum hatte.
Wir haben immer wieder gesehen, dass die Botschaft zu den Ohren derjenigen in Jerusalem gelangte. Jerusalem hatte also in diesem Sinn eine Zentralposition, doch diese verlor es. Deshalb war es sehr wichtig, dass Paulus nicht von Jerusalem ausging, sondern von Antiochien.
Dies macht deutlich: Im Christentum gibt es nicht eine Stadt, die gewissermaßen die Zentrale der Christenheit ist. Interessant ist, dass in der Apostelgeschichte die ganze Bewegung von Jerusalem nach Rom verläuft. In der Geschichte der Kirche wurde das Zentrum von Jerusalem nach Rom verlegt. Rom war der Ort, wo Paulus als Gefangener hinkam und schließlich geköpft wurde. Aus diesem Ort wollte man später das Zentrum machen.
Aber es wird schon deutlich gemacht, dass Rom nicht mehr die Zentrale ist. Schon der Herr hatte das gegenüber der samaritischen Frau gesagt, in Johannes 4. Sie sagte: "Du bist ein Prophet, jetzt kann ich endlich fragen, wo muss man anbeten? Ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, unsere Väter haben auf diesem Berg Garizim angebetet." Der Herr antwortete: "Es kommt die Stunde, und sie ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden."
Er erklärte weiter, dass es nicht mehr an diesem oder jenem Ort sei, sondern einfach dort, wo die wahrhaftigen Anbeter in Geist und Wahrheit anbeten. Der Vater selbst sucht solche als seine Anbeter, und die, die ihn anbeten, müssen ihn in Geist und Wahrheit anbeten.
Der Herr machte also schon deutlich: Das ist alles vorbei. Es kommt eine ganz neue Zeit, in der es keine geografische Zentrale mehr gibt. Deshalb ist dieser Wechsel entscheidend: Nicht Jerusalem, sondern Antiochien wird die Ausgangslage. Das ist besonders bedeutsam, da Antiochien damals eher verachtet war. Man dachte, "Antiochien ist ein gefährlicher Ort, nicht so gut, dort sind nur Jungbekehrte ohne Hintergrund." Gerade deshalb wurde dieser Ort gewählt, damit niemand auf die Idee kommen kann, es sei wieder eine neue Zentrale.
Nun sehen wir, wie die Aussendung von Barnabas und Paulus geschieht. Wer hat ausgesandt? Man könnte spontan sagen: Die Gemeinde in Antiochien hat ausgesandt. Aber das stimmt nicht.
In Vers 4 heißt es nämlich: "Sie, nun ausgesandt von dem Heiligen Geist, gingen hinab nach Seleucia." Also sendet nicht die Gemeinde aus, sondern der Heilige Geist. Das ist ganz wichtig.
Die Gemeinde hat es jedoch bestätigt, und deshalb legten sie ihnen auch die Hände auf, wie in Vers 3 beschrieben. Nicht einfach so, weil man gern Hände auflegt, sondern ganz entscheidend. Es ging darum, dass die ganze Gemeinde zeigt: Wir stehen voll hinter dieser Aufgabe, die sie jetzt im Auftrag des Heiligen Geistes ausführen.
Es ist also der Herr, der aussendet, aber die Gemeinde stellt sich dahinter und identifiziert sich mit dieser Aufgabe.
Die erste Station ist Seleucia, dann geht es weiter nach Zypern. Können wir vielleicht die erste Karte anschauen? Es wird gesagt, der Heilige Geist sprach: In Vers 2 heißt es: "Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus."
Es wird nicht gesagt, wie der Heilige Geist gesprochen hat. Wir können nur mutmaßen, aber die Vermutung ist sehr naheliegend, denn zuvor wurde betont, dass in dieser Versammlung Propheten und Lehrer waren (Vers 1). Wir können also mit gutem Recht annehmen, dass ein Prophet diesen klaren Befehl geäußert hat.
Die Reise ging von Antiochien aus nach Zypern, zunächst nach Salamis und dann nach Paphos. In Salamis wird nur kurz erwähnt, dass sie in der Synagoge predigten (Vers 5). Außerdem nahmen sie Johannes Markus mit, der beim Auftrag nicht erwähnt wurde. In Vers 2 heißt es nur: "Sondert mir Barnabas und Saulus zum Werke aus." Doch sie nahmen Johannes Markus mit vollem Namen mit.
In Paphos begegneten sie einer interessanten Situation. Sie trafen einen gewissen Mann, einen Magier, einen falschen Propheten, einen Juden namens Barjesus, der beim Prokonsul Sergius Paulus war, einem verständigen Mann. Dieser rief Barnabas und Saulus herbei und begehrte, das Wort Gottes zu hören.
Elimas, der Zauberer – so wird sein Name verdreht – widerstand ihnen und versuchte, den Prokonsul vom Glauben abzubringen. Saulus, der auch Paulus heißt – hier kommt zum ersten Mal der Wechsel –, wurde erfüllt mit dem Heiligen Geist. Er blickte unverwandt auf Elimas und sprach: "O du voll aller List und aller Bosheit, Sohn des Teufels, Feind aller Gerechtigkeit, willst du nicht aufhören, die geraden Wege des Herrn zu verkehren? Siehe, die Hand des Herrn ist auf dir, und du wirst blind sein und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen."
Alsbald fiel Dunkel und Finsternis auf ihn, und er tappte umher und suchte solche, die ihn an der Hand leiteten. Als der Prokonsul sah, was geschehen war, glaubte er und staunte über die Lehre des Herrn.
Lukas wählt seine Berichte stets sorgfältig aus. Er schrieb zwar, wie sie nach Salamis kamen, erwähnte dies aber nur in einem Satz. Die Geschichte in Paphos wird hingegen ausführlich am Anfang der Missionsreise erzählt.
Unter dem Titel "Typologisch wichtige Abschnitte" (Seite zwei) finden wir Kapitel 13, Verse 4 bis 12. Dort habe ich geschrieben, dass dies eine Illustration von Römer 9 bis 11 ist. Dort wird das Verhältnis von Israel und den Heiden in der heutigen Zeit beschrieben.
Römer 9 bis 11 erklärt, dass Israel als Nation für eine Zeit auf die Wartebank gesetzt ist. Diese Zeit ist die große Chance für die heidnischen Völker, das Evangelium anzunehmen. Israel ist für eine Zeit teilweise blind – es ist eine Verstockung widerfahren, aber nur teilweise, nicht vollständig.
Römer 9 bis 11 zeigt uns, dass Israel in der Zukunft als Nation wieder sehend gemacht wird. Genau diese Situation haben wir hier: Der Jude versucht, den Heiden daran zu hindern, das Evangelium anzunehmen. Dann kommt als Gericht über ihn die Verblendung.
Paulus sagt ausdrücklich: "Du wirst blind sein und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen." Diese Blindheit war zeitlich begrenzt. Als der Heide, der Prokonsul, das alles sah, glaubte er und staunte über die Lehre des Herrn.
Diese Geschichte hat also einen Doppelsinn. Einerseits zeigt sie, dass die große Chance der Völker jetzt da ist, während Israel zum Teil blind ist – aber nur für eine gewisse Zeit.
Die Missionsreise in Pisidien und die erste Predigt des Paulus
Dann als Nächstes geht Paulus nach Antiochien in Pisidien. Er muss jedoch durch das schwierige Gebiet von Pamphilien hindurch (Vers 13). Dort heißt es, dass Johannes sich von ihnen absonderte und nach Jerusalem zurückkehrte. Pamphilien ist eine sehr unwirtliche Gegend, und anscheinend wird es für Johannes Markus zu viel, sodass er aufgibt und zurückkehrt.
In Antiochien wird eine ausführliche Predigt beschrieben, die in einer Synagoge gehalten wird. Das ist sehr typisch. Hier haben wir zum ersten Mal eine Predigt des Apostels Paulus beschrieben. Wie hat er den Juden das Evangelium gepredigt? Wenn man die 26 Verse auszählt, sind 15 davon Zitate aus dem Alten Testament. Das ist ein erstaunlich hoher Prozentsatz.
Seine Predigt ist klar auf das Wort Gottes gegründet und stellt die Bibel in den Mittelpunkt. Die Art der Predigt ähnelt sehr der von Stephanus. Paulus erzählt die ganze Heilsgeschichte, beginnend bei Israel, dem Auszug aus Ägypten, der Wüstenwanderung, der Zeit der Richter und Könige, bis hin zum Höhepunkt: dem Erscheinen des Messias. Stephanus macht das genau so – er erzählt einfach die Heilsgeschichte, um die Bedeutung des Herrn Jesus als Erlöser deutlich zu machen.
In dieser Synagoge entsteht zunächst großes Interesse. Man sagt ihnen, sie müssten am nächsten Sabbat erneut predigen. Daraufhin kommt fast die ganze Stadt, um das Wort Gottes zu hören. Wir lesen in Vers 44: „Am nächsten Sabbat aber versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort Gottes zu hören.“
Als die Juden die große Volksmenge sahen, wurden sie von Eifersucht erfüllt und widersprachen dem, was Paulus sagte. Sie widersprachen und lästerten. Paulus und Barnabas aber sprachen freimütig: „Zu euch musste das Wort Gottes zuerst geredet werden. Weil ihr es aber von euch stoßt und euch selbst nicht würdig achtet des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Nationen. Denn also hat uns der Herr geboten.“
Jetzt folgt ein Zitat aus Jesaja 49,6, wo Gott zum Messias sagt: „Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt, auf dass du zum Heil seist bis an das Ende der Erde.“
Als die Menschen aus den Nationen das hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn. Viele von ihnen glaubten und wurden zum ewigen Leben verordnet.
Das Wort des Herrn breitete sich durch die ganze Gegend aus. Die Juden jedoch erregten die anbetenden vornehmen Frauen und die ersten der Stadt. Sie weckten erneut eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihren Grenzen.
Hier sehen wir also genau das, was schon in Paphos geschehen war: Die Mehrheit der Juden lehnt ab, während die Heiden voller Freude das Wort Gottes annehmen.
Die Missionsreise nach Iconium, Lystra und Derbe
Nächste Station: Wir kommen nach Iconium, Lystra und Derbe. Dieses Gebiet gehört zu Südgalatien. Das ist ganz wichtig – ich habe das auf Blatt 1 bei den charakteristischen Ausdrücken und Besonderheiten vermerkt.
Im Gegensatz zu Paulus, der in seinen Briefen immer Provinznamen verwendet, werden in der Apostelgeschichte vor allem Gebietsnamen als geografische Bezeichnungen genutzt. Das muss man sich gut merken, wenn man die Briefe von Paulus mit der Apostelgeschichte vergleicht. Paulus spricht meist mit Provinznamen, die Apostelgeschichte dagegen verwendet oft Gebietsnamen. Dadurch realisiert man nicht immer, dass beide von demselben Gebiet sprechen.
Hier wird also nicht gesagt, dass es die Provinz Galatien ist, sondern es wird einfach über das Gebiet von Iconium, Lystra und Derbe gesprochen. Das ist sehr wichtig, um zu verstehen, was der Galaterbrief bedeutet. Denn der Galaterbrief wurde kurz nach dieser Missionsreise geschrieben. Die Probleme, die dort beschrieben werden – das gesetzliche Verhalten –, stammen aus den Gemeinden von Iconium, Lystra und Derbe.
Das führt uns zu Kapitel 14. Hier finden wir zum ersten Mal eine Predigt, wie Paulus zu den Heiden spricht. Paulus hat in Lystra einen Gelähmten geheilt, und die Leute sind so überwältigt, dass sie denken: „Aha, Barnabas ist Zeus, und Paulus ist Hermes“ (Vers 11).
Als die Volksmenge sah, was Paulus tat, erhob sie ihre Stimme und sagte auf Lykaonisch: „Die Götter sind den Menschen gleich geworden und sind zu uns herabgekommen.“ Sie nannten Barnabas Zeus und Paulus Hermes, weil er das Wort führte. Hermes bedeutet Ausleger oder Übersetzer. In der Mythologie war er gewissermaßen der Götterbote. Da Paulus normalerweise predigte, dachten sie: „Paulus ist der Götterbote, und der, der ruhig neben ihm steht, ist Zeus.“ Dann wollten sie ihnen Opfer bringen (Vers 14).
Als aber die Apostel Barnabas und Paulus das hörten, zerrissen sie ihre Kleider, sprangen unter die Volksmenge und riefen: „Männer, warum tut ihr das? Auch wir sind Menschen mit gleichen Empfindungen wie ihr. Wir verkündigen euch, dass ihr euch von diesen nichtigen Götzen bekehren sollt zum lebendigen Gott, der Himmel, Erde, Meer und alles, was darin ist, geschaffen hat. Er hat in vergangenen Geschlechtern alle Nationen ihren eigenen Wegen gehen lassen, obwohl er sich nicht unbezeugt ließ, indem er Gutes tat und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gab, eure Herzen mit Speise und Fröhlichkeit erfüllend.“
Das ist eine Kurzpredigt von Lukas zusammengefasst. Was fällt auf? Sie verkündigen den Schöpfergott. In der Synagoge hat Paulus das nicht gemacht. Dort begann er mit der Heilsgeschichte Israels, etwa dem Auszug aus Ägypten und der Wüste. Der Schöpfergott war dort vorauszusetzen.
Bei den Heiden war der Schöpfergott nicht vorauszusetzen, deshalb musste Paulus mit ihm beginnen. Das zeigt uns auch, wie wir das Evangelium verkündigen müssen: Wenn die Leute nicht schon an den Schöpfer glauben, können wir nicht mit dem Kreuz und der Erlösung anfangen. Denn wenn jemand nicht glaubt, dass er vor dem Schöpfer verantwortlich ist, glaubt er auch nicht, dass er ein Sünder ist. Wenn er das nicht glaubt, glaubt er nicht, dass er Vergebung braucht. Und wenn er das nicht glaubt, glaubt er auch nicht an einen Rettergott.
Also muss man ganz vorne anfangen. Das haben sie gemacht: Sie haben zuerst den lebendigen Gott, den Schöpfer, vorgestellt. Nicht nur den Schöpfer, sondern auch den Gott der Geschichte, der die Nationen, obwohl sie ihre eigenen Wege gingen, durch die Jahrtausende hindurch immer bezeugt hat als den Gott, der Regen und fruchtbare Zeiten gibt.
Es wird keine Bibelstelle zitiert, aber wir könnten zu allem viele Bibelstellen an den Rand schreiben. Die Verkündigung ist also immer noch bibliozentrisch – die Bibel im Zentrum –, aber nicht so, dass Paulus sagt: „Jesaja 16, Vers 12 und so weiter.“ Die Kapitel-Einteilung gab es damals sowieso noch nicht. Er hat nicht zitiert, weil sie es nicht kannten, aber er hat das, was die Bibel sagt, so gebracht, dass sie es verstehen.
Dann wurden Paulus und Barnabas verfolgt. Paulus wurde fast durch Steinigung getötet. Zuerst werden sie als Götter verehrt, danach sind sie die Allerletzten und müssen weitergehen. Aber mit dieser kurzen Arbeit in diesem Gebiet waren bereits Gemeinden entstanden.
Wir lesen weiter: „Als aber die Jünger ihn umringten, stand er nach der Steinigung auf, ging in die Stadt hinein, und des folgenden Tages zog er mit Barnabas nach Derbe.“ Nachdem sie in Derbe das Evangelium verkündet und viele zu Jüngern gemacht hatten, kehrten sie nach Lystra, Iconium und Antiochien zurück. Dort stärkten sie die Seelen der Jünger, ermahnten sie, im Glauben zu verharren, und sagten: „Wir müssen durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen.“
Als sie in jeder Versammlung Älteste gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn, an den sie geglaubt hatten. Nachdem sie Pisidien durchzogen hatten, kamen sie nach Pamphylien. In Perge verkündeten sie das Wort, gingen dann hinab nach Attalia und segelten von dort zurück nach Antiochien. Von dort aus waren sie durch die Gnade Gottes zu dem Werk beauftragt worden, das sie erfüllt hatten.
Der Kreis ist also wieder geschlossen: Jetzt kommen sie zurück nach Antiochien und berichten, was der Herr auf dieser ersten Reise gewirkt hatte. Interessant ist, dass bereits Gemeinden entstanden waren. Paulus besuchte sie zweimal. Erst beim zweiten Mal wurden Älteste eingesetzt. Es waren also bereits Gemeinden, aber ohne Älteste.
Das zeigt uns, dass man nicht sagen kann, eine Gemeinde ohne Älteste sei keine Gemeinde. Aber dann kamen Paulus und Barnabas nochmals und setzten Älteste ein. Interessant ist, dass nicht die Gemeinde die Ältesten wählte, sondern Paulus und Barnabas sie auswählten und einsetzten. Das nehmen wir einfach so zur Kenntnis.
Nun sind sie wieder zurück in Antiochien. Jetzt beginnt Kapitel 15. Dort entstehen die Probleme, die wir schon erwartet hatten.
Vers 1: „Und etliche kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: ‚Wenn ihr nicht beschnitten worden seid nach der Weise Moses, so könnt ihr nicht errettet werden.‘“
Durch diese Lehrfrage wird die Gemeinde durcheinandergebracht. Interessant ist, woher das Problem kommt: Nicht aus Antiochien, sondern aus der alteingesessenen Gemeinde in Jerusalem. Dort kommen die Unruhestifter her.
Was sagen sie? „Ihr Heiden, ihr seid gar nicht richtig gerettet. Ihr müsst ins Judentum übertreten, dann seid ihr gerettet.“ So war es ja immer im Alten Testament: Ruth trat über und wurde Jüdin, und damit sogar Vorfahrin des Messias. Menschen traten zum Judentum über.
Also: Ihr müsst euch bescheiden lassen, dann ist alles gut mit euch. Was ihr glaubt, reicht nicht aus. Hier wird also die Lehre des Heils angegriffen.
Wie reagiert man darauf? Schauen wir auf das Blatt „Einige dogmatisch wichtige Themen“ unter dem Titel „Gesetz und Gnade“. Die Irrlehre aus Judäa besagt, dass Heiden durch Beschneidung zum Judentum übertreten müssen, um gerettet zu werden.
Das hat Auswirkungen. Vers 2 spricht von Zwiespalt, viel Wortwechsel und Streit. Am Ende von Vers 2 wird von einer Streitfrage gesprochen. Vers 24 nennt Beunruhigung und Verstörung. Eine junge Gemeinde wird total durchgeschüttelt – katastrophal. Und das haben die Alteingesessenen verursacht.
Was macht man jetzt? Es gibt riesige Diskussionen, nicht nur geringe Wortwechsel. Vers 2: „Als nun ein Zwiespalt entstand und ein nicht geringer Wortwechsel zwischen ihnen und Paulus und Barnabas, ordneten sie an, dass Paulus und Barnabas und etliche andere von ihnen zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen sollten wegen dieser Streitfrage.“
Barnabas spielt wieder eine wichtige Rolle in diesem Problemfall. Paulus und Barnabas gehen nach Jerusalem. Die Apostel, die vom Herrn mit besonderer Autorität eingesetzt waren, sollten über diese wichtige Lehrfrage entscheiden.
Man sagte nicht: „Das ist halt eure Ansicht, wir sind etwas anderer Meinung, aber lassen wir das so stehen.“ Nein, es ging um die Lehre des Heils, und das konnte man nicht stehen lassen. Es musste geklärt werden.
In Jerusalem gab es ebenfalls viel Wortwechsel (Vers 6, Vers 7). Als viel Wortwechsel entstanden war, stand Petrus auf und klärte einiges. Dann sprachen Barnabas, Paulus und Jakobus. Alle kamen zum Schluss: Nein, die Heiden müssen nicht Juden werden.
Wir finden diese Lösung unter dem Punkt „Gesetz und Gnade“ in der Mitte etwa: Die Heiden müssen nicht zum Judentum übertreten und sollen sich nicht unter das Gesetz vom Sinai stellen – das Gesetz, das Gott beim Bund am Sinai mit Israel gegeben hatte. Dieser Bund wurde nur mit Israel geschlossen, nicht mit anderen Völkern.
Jedoch müssen sie sich der Schöpfungsordnung unterstellen. Erstens: Es gibt nur einen wahren Gott. Genuss von Götzenopfern und Götzendienst ist absolut unmöglich. Da kann man keine Kompromisse machen.
Hurerei geht auch nicht, denn Gott hat von Anfang an die Ehe von einem Mann und einer Frau eingesetzt. Das gilt für die ganze Welt und geht auf die Schöpfungsordnung zurück.
Zweitens: Auch die Gebote des Bundes mit Noah müssen sie einhalten. Der Bund mit Noah (1. Mose 9) wurde mit allen lebenden Wesen der Erde geschlossen, ein ewiger Bund, der noch immer gilt.
Der noachitische Bund sagt unter anderem, dass man Blut nicht essen soll. Darum wird in dieser Lösung gesagt: Alle diese Dinge müssen sie einhalten, aber nicht das Gesetz von Sinai.
Das war eine ganz entscheidend wichtige Sache. Hier wurde klar gemacht, dass die Gemeinde als Leib Christi gläubige Juden und gläubige Heiden umfasst. Das ist weder etwas Jüdisches noch etwas Heidnisches, sondern etwas völlig Neues.
Der Epheserbrief (siehe Epheser 3) zeigt, dass dies ein Geheimnis war, das Gott vor der Erschaffung der Welt beschlossen hatte, das aber erst mit dem Kommen des Heiligen Geistes offenbart wurde.
Die Gemeinde ist also etwas Gewaltiges, von einer viel höheren Ordnung als das frühere Judentum. Das vergessen viele heute.
Man sieht nicht mehr, dass im Heilsratsschluss Gottes die Gemeinde als Geheimnis das Höchste ist, was es überhaupt gibt im Ratsschluss Gottes mit Menschen.
Darum war es so wichtig zu zeigen: Nein, die Heiden dürfen nicht ins Judentum übertreten und dürfen nichts vom Judentum einhalten.
Die Schöpfungsordnung und der noachitische Bund gelten für alle Menschen. Der Bund von Sinai ist für Israel bestimmt, dort dürfen die Heiden nichts tun.
Diese Entscheidung brachte Einheit. Vers 22: „Dann deuchte es den Aposteln und den Ältesten samt der ganzen Versammlung gut, Männer aus sich zu erwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu senden.“ Dort wurde die ganze Sache geklärt.
Die gesunde Lehre bewirkte fünf Auswirkungen: Vers 31 spricht von Freude und Trost, Vers 32 von Ermunterung und Stärkung, Vers 33 von Frieden.
Es ist interessant zu sehen, was eine Irrlehre bewirkt und was eine gesunde Lehre bewirken kann.
Der Galaterbrief ist der härteste Brief im Neuen Testament. Die Galater waren zum Glauben gekommen, wurden aber durch Irrlehrer verführt. Diese wollten ihnen sagen, sie müssten Juden werden, sich beschneiden lassen und jüdische Feste einhalten.
Paulus schrieb daraufhin in aller Eile den Galaterbrief und sagte: „Ihr unverständlichen Galater, wer hat euch bezaubert?“ Der Brief ist sehr scharf formuliert. Er wünscht denen, die die Galater beschneiden wollten, sogar, sie sollten sich kastrieren lassen.
Der Galaterbrief wurde vor diesem Konzil geschrieben, etwa um 48 nach Christus, am Ende der ersten Missionsreise und vor dem Konzil.
Warum kann man das sagen? Paulus argumentiert im Galaterbrief mit allen Mitteln, erwähnt aber kein Wort vom Beschluss der Apostel in Jerusalem.
Das zeigt, dass die galatischen Gemeinden – die Gemeinden aus Südgalatien, nicht aus Nordgalatien – gesetzlich geworden waren und durch den Galaterbrief befreit wurden.
Das Thema dort ist klar: Sie sollen nicht Juden werden, kein einziges jüdisches Fest beobachten. Das Christentum ist nicht jüdisch, nicht heidnisch, sondern etwas völlig Neues.
Wir sehen, wie heute auch die Tendenz besteht, all diese Dinge wieder zu vermischen.
Darum haben wir aus der Apostelgeschichte so viel zu lernen.
Die zweite Missionsreise und die Trennung von Barnabas und Paulus
Gut, jetzt sind wir am Ende der ersten Reise und kommen zur zweiten Reise, Kapitel 15, Vers 35. Paulus und Barnabas verweilten in Antiochien, lehrten und verkündigten, wie auch viele andere, das Wort des Herrn.
Wir sehen, dass es kein Einmannsystem gab – nicht einmal mit dem Apostel Paulus. Interessant ist, dass ein freier Dienst so gestaltet sein muss. Die beiden lehrten gemeinsam mit vielen anderen das Wort des Herrn.
Nach etlichen Tagen sprach Paulus zu Barnabas: „Lass uns nun zurückkehren und die Brüder besuchen in jeder Stadt, in der wir das Wort des Herrn verkündigt haben, und sehen, wie es ihnen geht.“ Barnabas wollte Markus mitnehmen. Paulus aber sagte: „Nein, auf keinen Fall! Er ist von uns weggegangen in Pamphylien, hat nicht durchgehalten. Der soll nicht mitkommen.“
In Vers 39 heißt es: Es entstand eine Erbitterung, so dass sie sich voneinander trennten. Barnabas nahm Markus mit und segelte nach Zypern. Paulus hingegen wählte Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen. Er durchzog Syrien und Silizien und befestigte die Versammlungen.
Katastrophal! Nun geraten die beiden aneinander – wegen der Frage: Markus ja oder nein? Es kommt zu einer Erbitterung, und nicht einmal der gute Barnabas weiß hier eine Lösung. Das zeigt uns, dass selbst Menschen, die eigentlich ideal sind und gut Probleme lösen können, nicht immer wissen, wie man ein zwischenmenschliches Problem löst.
Beide sind erbittert, und beide haben gute Argumente. Ich kann mir vorstellen, Silas sagt: „Ihr könnt doch nicht so jemanden gebrauchen, der sich nicht bewährt hat und den Dienst aufgegeben hat.“ Barnabas hingegen sagt: „Wir sind junge Brüder, wir müssen ihm eine zweite Chance geben. Wir können ihn nicht einfach abschreiben, nur weil er einmal versagt hat und den Mut verloren hat, weiterzugehen.“
Jeder hat gute Argumente. Wer hat Recht? Die Gemeinde mischt sich nicht ein. Sie lassen beide gehen, es gibt keine Gemeindezucht – und das im gleichen Kapitel, in dem zuvor eine Frage so klar geklärt wurde.
Dass Lukas diese Dinge so zusammenstellt, zeigt uns: Wenn es um eine Lehrfrage geht, müssen grundsätzlich wichtige Dinge geklärt werden. Wenn es aber um zwischenmenschliche Dinge geht, bei denen man in gutem Glauben verschiedener Meinung sein kann – denn es steht nirgends in der Bibel, ob Markus mitkommen soll oder nicht – dann muss man so etwas stehen lassen können.
Hätten sie in diesem Fall Gemeindezucht ausgeübt, hätten sie die ganze Gemeinde in aller Welt durcheinandergebracht. Was hätten die anderen gemacht? Hätten sie Partei für Paulus oder für Barnabas ergriffen? Man hätte vielleicht gesagt: „Das ist doch ein guter Mann, wenn er sich entscheidet, ist es sowieso gut.“ Nein! So haben sie viel Unheil verhindert.
Wir machen jetzt eine Pause von einer Viertelstunde und gehen dann weiter.
Wir haben gesehen, dass der Zwiespalt zwischen Barnabas und Saulus nicht zu einer Gemeindeangelegenheit gemacht wurde. Die beiden trennten sich einfach in ihrer Arbeit. Es ging nicht mehr zusammen, so ging der eine in diese Richtung, der andere in jene.
Was wir aber später sehen, sechs Jahre später, im ersten Korintherbrief, der im Jahr 54 geschrieben wurde: Paulus erwähnt Barnabas in Kapitel 9 und spricht in Hochachtung über ihn. Er stellt ihn auf seine Stufe.
So sehen wir, dass sich in der Zeit einiges verändert hat. Manchmal braucht es Zeit, um solche Fragen, bei denen man in gutem Glauben verschiedener Meinung sein kann, zu klären. Man kann es nicht von einem Tag auf den anderen erzwingen.
So ist es auch hier gutgegangen.
Was Markus betrifft: In seinem letzten Brief vor seinem Martyrium in Rom, im Jahr 67, schreibt Paulus im 2. Timotheus 4: „Nimm Markus mit, denn er ist mir nützlich zum Dienst.“ Gewaltig! Jahre später wird Markus ein begehrter Mitarbeiter von Paulus.
Sehr interessant, was wir daraus lernen können – und wie eben auch ein Barnabas seine Grenzen hatte.
Die zweite Missionsreise und die Begleitung von Timotheus
Gut, im Weiteren erzählt uns Lukas nicht mehr von der Reise Barnabas’, sondern wie Paulus weitergegangen ist. Er nahm anstatt Markus den Namen Silas mit. Auf der zweiten Reise gehen sie hinauf nach Zilizien und wieder in das Gebiet von Derbe und Lystra-Ikonium. Diese Gemeinden werden nochmals besucht und gestärkt. Dort trifft Paulus Timotheus.
Vers: „Er gelangte aber nach Derbe und Lystra, und siehe, dasselbst war ein gewisser Jünger mit Namen Timotheus, der Sohn eines jüdischen gläubigen Weibes, aber eines griechischen Vaters, welcher ein gutes Zeugnis hatte von den Brüdern in Lystra und Ikonium. Paulus wollte, dass dieser mit ihm ausgehe, und er nahm ihn und beschnitt ihn um der Juden willen, die in jenen Orten waren; denn sie kannten alle seinen Vater, dass er ein Grieche war.“
Paulus hat den Galaterbrief geschrieben und die Sache mit der Beschneidung im Kapitel 15 deutlich geklärt. Jetzt kommt er hierher, nimmt Timotheus mit und bescheidet ihn um der Juden willen. Was ist mit dem Geschehen? Gar nichts. Es wird erklärt: Seine Mutter war Jüdin, und damit ist er nach rabbinischer Auffassung Volljude. Er hat ihn als Juden beschnitten. Es war nicht ein Nichtjude, den er jetzt ins Judentum hinüberholt, sondern ein richtiger Jude, der nicht beschnitten war – wegen seines Vaters, der Grieche war. Paulus beschnitt ihn um der Juden willen, damit er 1. Korinther 9 erfüllen konnte: „Ich bin dem Juden ein Jude geworden, damit ich so viele wie möglich gewinne.“ Er konnte als Jude beschnitten werden, nicht weil die Beschneidung eine besondere Bedeutung hätte, dass man gerettet wird, sondern einfach, um den Juden näherkommen zu können. Aber Paulus hätte nie einen Nichtjuden beschnitten. Das ist der Punkt.
Später, als Paulus nach Jerusalem kommt, war er sogar bereit, Opfer zu zahlen. Was ist jetzt geschehen? Jetzt beginnt er sogar noch zu opfern im Tempel. Paulus, wo bist du hingekommen? Nichts davon! Er als Jude war frei, das zu tun, um der Juden willen, damit er so viele wie möglich gewinne, aber nie und auf keinen Preis andere hineinzubringen. Paulus ist nicht umgefallen. Das hätte damals in den Zeitungen gestanden: „Paulus ist umgefallen!“ – nichts davon.
Schauen wir weiter:
Vers 4: „Als sie aber die Städte durchzogen, teilten sie ihnen zur Beobachtung die Beschlüsse mit, welche von den Aposteln und Ältesten in Jerusalem festgesetzt waren, mit diesen vier Punkten aus Kapitel 15,29: Keine größere Last auf euch zu legen als diese notwendigen Stücke, euch zu enthalten von Götzenopfern und von Blut und von Ersticktem und von Hurereien. Wenn ihr euch davor bewahrt, so werdet ihr wohltun.“
Diese Dinge werden von Ort zu Ort weitergegeben als Lehre, die einzuhalten gilt.
Übrigens, ich wurde in der Pause ein paarmal gefragt, wie das mit dem Schlachten und so ist. Es geht darum, dass beim Schlachten das Blut abgelassen werden soll. Der noachidische Bund sagt, das Blut darf nicht als Genussmittel gebraucht werden. Beim Schlachten, auch wenn man schächtet und oft noch wässert, kann man das Blut letztlich aus den Kapillaren, den Feingefäßen, nicht vollständig herausbekommen. Es geht also nicht darum, das Blut vollständig zu entfernen, sondern einfach darum, dass Blut prinzipiell abgelassen wird. Das Fleisch dürfen wir essen, aber Reste von Blut sind ganz normal. Das wird hier mitgeteilt, weil es zum noachidischen Bund gehört. Es ist ein Gehorsamstest.
Im Garten Eden sagt Gott: Von allen Bäumen dürft ihr essen, ausgenommen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Später kam Fleisch auf die Speisekarte bei Noah, und Gott sagt: Ihr dürft Fleisch essen, aber ohne Blut – Gehorsamstest! Zweitens sollte das Blut das Mittel zur Erlösung werden, und darum sollte das Blut nicht zu einem alltäglichen Genussmittel werden, aus Respekt vor der Bedeutung des Blutes, das Erlösung bringt.
Paulus ist nicht umgefallen, sondern er weiß genau, wo die Grenzen sind: Was darf ich, wo darf ich mich anfassen und wo nicht? Das ist der Punkt. Das wissen wir heute oft nicht. Aber sie hatten genau ähnliche Probleme wie wir heute und mussten sich entscheiden, was man tun kann und was nicht.
Die Reise geht weiter durch Phrygien und dann in die galatische Landschaft, und zwar nordgalatische Landschaft. Hier ist jetzt das Nordgalatien gemeint. Sie gehen weiter, und plötzlich wird nicht klar, wo sie hingehen sollen. Schließlich kommen sie nach Troas, eine ganz entscheidende Station in der Nähe von Europa. Dort bekommt Paulus diesen Traum in der Nacht: Ein mazedonischer Mann sagt: „Komm herüber und hilf uns.“ Offensichtlich hat Paulus im Traum an der Kleidung oder am Akzent erkannt, dass es ein Mazedonier ist.
Vers 10: „Als er aber das Gesicht gesehen hatte, suchten wir alsbald nach Mazedonien abzureisen, indem wir schlossen, dass der Herr uns gerufen habe, ihnen das Evangelium zu verkündigen.“
Paulus hat es offensichtlich mit den Mitarbeitern, inklusive Lukas, besprochen, und sie sind zum Schluss gekommen, dass der Traum tatsächlich etwas zu bedeuten hat. Es war nicht sofort klar, aber sie kamen zum Schluss: Ja, das ist ein Ruf des Herrn.
Dieser Traum ist keine Kleinigkeit, sondern eine ganz entscheidende Weichenstellung. Die Reise geht jetzt nach Europa, hinüber nach Europa. Eine klare Entscheidung.
Dann kommen sie nach Philippi. Philippi war eine Stadt mit einem sehr hohen Prozentsatz an hochgestellten Leuten. Dort entsteht eine Gemeinde. Lukas bleibt hier, um diese Arbeit weiterzuführen, aber ganz diskret. Er wechselt von „wir“ auf „sie“.
Wir können jetzt nicht auf alle Details eingehen, sonst werden wir nicht fertig, denn wir sind in einer halben Stunde. Aber wir gehen jetzt nach Thessalonich.
In Kapitel 17, Vers 2, geht Paulus an drei Sabbaten in die Synagoge und redet mit ihnen aus den Schriften. Er eröffnet und legt dar, dass der Christus leiden und aus den Toten auferstehen musste und dass dieser Jesus, den ich euch verkündige, der Christus ist.
Also in Thessalonich sind wir nach Europa gekommen. Die erste in der Bibel erwähnte Europäerin, die gläubig geworden ist, war Lydia, eine Frau, die sich besonders hervorgetan hat.
Dann ging die Reise weiter nach Thessaloniki, einer Stadt am Meer mit einem wichtigen Hafen. In der Synagoge spricht Paulus mit den Juden. Zuerst legt er theoretisch dar, dass der Christus, also der Messias, leiden und aus den Toten auferstehen musste. Er zeigt, dass der Messias nach dem Alten Testament sterben und auferstehen muss. Sie sollen das von der Schrift her nachvollziehen.
Dann kommt die zweite Phase: „Der Jesus, von dem ich euch rede, ist der Messias, denn er ist gestorben und auferstanden.“ Man sieht, in zwei Phasen wird theoretisch über den Messias gesprochen.
Als Teenager habe ich mit einem paradoxen Juden im Gymnasium abgemacht, dass wir uns treffen und über den Messias sprechen. Das ist ein gutes Thema. Sie interessieren sich für den Messias. Dann kann man erklären: „Der Messias ist dieser Jesus.“ So hat Paulus auch taktvoll das Evangelium verkündigt und Menschen gewonnen, auch in Thessalonich.
Aber dann gab es wieder Verfolgung, und er musste schnell weiter zum nächsten Ort, nämlich nach Berua. Das Gewaltige: Paulus war im schlechtesten Fall etwa zwei Wochen, im besten Fall gegen vier Wochen in Thessalonich, denn drei Sabbate sind drin. In dieser Zeit ist eine Gemeinde entstanden. Kurz darauf schickt er den ersten Thessalonicherbrief an die Gemeinde in Thessalonich. Unglaublich! Die Menschen kommen zum Glauben aus dem Heidentum und Judentum, und innerhalb von Wochen ist alles schon gelaufen.
In jedem Kapitel spricht Paulus über die Wiederkunft Christi. Im zweiten Brief sagt er: Ihr wisst ja, ich habe euch das so gesagt mit dem Antichristen. Wow, all diese Themen werden in dieser kurzen Zeit bis hin zu prophetischen Themen behandelt.
In 1. Thessalonicher 1 heißt es: „Es ist wunderbar, ihr seid zum Vorbild geworden für viele andere Gläubige, indem euer Glaube in der ganzen Welt ausgebreitet wird.“ Sie sagen: „Wir haben es geschafft, das Evangelium in kürzester Zeit in der ganzen Welt auszubreiten.“
Ein paar Wochen war ich mit meinem ältesten Sohn auf einem Missionsansatz in Kroatien. Dann haben wir die Zugfahrt verlängert und sind nach Thessalonich gefahren. Wir sind zusammen am Mittelmeer entlanggelaufen. Dort war in der Nähe die Synagoge, und ich habe ihm den Schiffshafen gezeigt und erklärt: „Siehst du, hier haben sie Schiffsmanns-Restauration gemacht.“ Wir sind zum Hafen gegangen, haben dort Matrosen evangelisiert, und die sind mit dem Schiff in alle Welt gefahren und haben das Evangelium weitergetragen. So wurde der Glaube in der ganzen Welt aus Thessalonich verbreitet. So einfach ist das.
Gewaltig! Kaum bekehrt, Gemeinde entstanden, und schon machen sie Weltmission mit Matrosenmission.
Dann kommt Paulus nach Berua. Dort war es mit den Juden ganz anders als in Thessalonich. Es heißt in Vers 11: „Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf und untersuchten täglich die Schriften, ob sich dies so verhielte.“
Das waren edle Leute. Sie nehmen etwas mit Bereitschaft auf. Sie sagen nicht dauernd „aber, aber, aber“, sondern hören zu. Sie sagen nicht einfach „ja, ja, ja“, sondern nehmen die Bibel täglich und vergleichen: Stimmt es? Sie sagen nicht: „Paulus hat gesagt“, sondern: „Er hat etwas gesagt, ja interessant, jetzt schauen wir mal, ob das in der Bibel übereinstimmt.“ Das nennt die Bibel „edel“. Wir sollten nicht dauernd sagen „aber, aber“ und auch nicht immer „ja, ja“. Das lernen wir in Berua.
Dann geht Paulus weiter und kommt nach Athen, ab dem Schiffsweg und dann weiter nach Athen. Er kommt allein zuerst. Silas und Timotheus hatten einen anderen Auftrag und sollten später nachkommen. Paulus ist also allein in Athen.
Was macht ein Missionar in einer Weltstadt wie Athen, wenn er allein ist und warten muss? Er macht einen Stadtrundgang. Ein Missionar nutzt die Zeit, um die Stadt kennenzulernen. Er interessiert sich für die Athener.
Allerdings wird er innerlich sehr erregt, denn er sieht, die Stadt ist voll mit Götzenbildern. Schon in der Antike wurde überliefert: Es war einfacher, in Athen einem Gott zu begegnen als einem Menschen.
Paulus beginnt in der Synagoge mit den Juden zu sprechen und mit den Anbetern, das sind Heiden, die zum Judentum übergetreten oder nahegekommen sind – ein Sprungbrett. Dann geht er auf den Marktplatz und spricht mit den epikureischen und stoischen Philosophen.
Die sagen: „Ach, das ist nur ein Schwätzer, der kommt gar nicht draus. Er sollte mal etwas von philosophischen Systemen verstehen.“ Das muss man als Missionar in Kauf nehmen, dass man als dummer Schwätzer abgetan wird.
Andere sagen: „Er scheint der Verkündiger fremder Götter zu sein.“ Das war verrückt. Wie können sie meinen, er bringt Götter nach Athen? Lukas erklärt, weil er ihnen das Evangelium von Jesus unter Auferstehung verkündigte. Sie dachten, Jesus sei ein Gott und die Auferstehung eine Göttin.
Ach, wie schwierig ist es, das Evangelium zu erklären, wenn Leute nichts von der Bibel wissen.
Einige Jahrhunderte früher hatte man Sokrates vor dem Areopag durch den Giftbecher hingerichtet mit dem Vorwurf, er bringe fremde Götter nach Athen. Jetzt geschieht das Gleiche nochmals.
Tatsächlich, Vers 19: Paulus wird gepackt und vor den Areopag gebracht. Das Religionsministerium will wissen, was das für eine neue Lehre ist. Es ist etwas ganz Fremdes. Sie machen eine Voruntersuchung.
Lukas erklärt in Vers 20 und 21: Das war nicht einfach, weil sie so besorgt um die Reinheit der Religion waren, sondern weil die Athener unwahrscheinlich neugierig sind und immer etwas Neues hören wollen. Da muss man die Leute bei ihrer Neugierde abholen.
Dann beginnt Paulus seine Areopag-Rede: „Ihr seid wirklich sehr religiös.“ Der Ausdruck „den Göttern ergeben“ heißt religiös, aber man weiß nicht, ob er das positiv oder negativ meint.
„Ich habe in eurer Stadt einen Altar gesehen, dem unbekannten Gott gewidmet.“ Er kannte die Geschichte bestimmt: Jahrhunderte früher gab es eine Pest in Athen, die Menschen starben wie die Fliegen. Man opferte allen Göttern, aber nichts half, bis der Areopag sagte: „Ihr müsst Epimenides von Kreta holen, der wird uns einen Rat geben.“ Er kam und sagte: „Ihr müsst einem unbekannten Gott opfern.“ Daraufhin wurden diese Altäre gebaut, und die Pest ging zurück.
Paulus sagt: „Ihr habt einen Altar mit der Aufschrift ‚dem unbekannten Gott‘, den ihr nun ohne ihn zu kennen verehrt. Diesen verkündige ich euch.“ So bringt er nicht fremde Götter nach Athen, sondern verkündet den Gott, der in Athen schon vor Jahrhunderten angebetet wurde.
Dann erklärt er, dass dieser Gott der Schöpfer ist, der alles gemacht hat. Wieder Heidenmission: Man muss zuerst den Schöpfergott verkündigen, und erst danach beginnt er, über die Auferstehung Christi und das letzte Gericht zu sprechen. Er verkündigt also den Schöpfer, den Erlöser und den Richter.
Alles ist drin, aber so wunderbar vorgestellt, dass die Leute zuhören. Es gab nämlich ein Gesetz: Wer vor dem Areopag unlogisch spricht, muss unterbrochen werden.
Paulus konnte so lange reden, was zeigte, dass es für sie logisch war – bis er von der Auferstehung sprach. Das war absolut unlogisch.
Vers 32: „Als sie aber von der Totenauferstehung hörten, spotteten die einen, die anderen aber sagten: ‚Wir wollen dich darüber auch nochmals hören.‘“
Für das griechische Denken ist die Totenauferstehung die größte Torheit. Der Geist ist das Höchste, Materie ist nichts. Also soll der Körper nochmals kommen? Sicher nicht, wenn man endlich vom Körper befreit ist. Das war für sie unlogisch.
Paulus hat das Thema bis zum Schluss aufgespart. Er hat nicht damit begonnen. Bei uns ist die Totenauferstehung zentral, aber er hat sie aufgespart. Wir lernen, wie taktvoll und liebevoll der Apostel das Evangelium bringt.
Drei Gruppen: Die eine spottet, die andere ist interessiert, und andere bekehren sich. Diese drei Gruppen haben wir auch heute. Wir müssen uns besonders für die Gruppen B und C interessieren: Die Interessierten in Hauskreise zusammenfassen und die, die sich bekehren, in Gemeinden.
Dann geht es weiter nach Korinth. Dort ist ein ganz anderes Bild: Etwa sechzig Prozent der Bevölkerung sind Sklaven. Eine Stadt, in der die Unterschicht dominiert – gerade das Gegenteil von der feinen Stadt Philippi. Die Unmoral hatte einen besonderen Stellenwert. Es gab das Verb im Griechischen „korinthisch leben“ (korinthisiazomai), was heißt, in Unmoral leben. Es gab tausend Tempelprostituierte dort. Eine schreckliche Stadt.
Vers 1: „Nach diesem aber schied er von Athen und kam nach Korinth. Als er einen gewissen Juden fand mit Namen Aquila, aus Pontus gebürtig, der kürzlich aus Italien gekommen war, und Priscilla, seine Frau – weil Claudius befohlen hatte, dass alle Juden sich aus Rom entfernen sollten –, ging er zu ihnen. Weil er gleichen Handwerks war, blieb er bei ihnen und arbeitete, denn sie waren Zeltmacher ihres Handwerks. Er unterredete sich aber in der Synagoge an jedem Sabbat und überzeugte Juden und Griechen.“
Claudius hatte die Juden aus Rom ausgewiesen. Es gab Unruhen unter den Juden, weil bekehrte Juden Widerstand leisteten. Die politische Konsequenz des Kaisers Claudius war: Alle Juden sollen weg!
Zu diesem Zeitpunkt kommt auch der gläubige Aquila aus Rom nach Korinth. Zufällig ist er vom gleichen Handwerk wie Paulus. So kann Paulus in der Firma A & P Teilzeitarbeit machen, um damit ein Sprungbrett für die Gemeindegründung in Korinth zu haben.
Es gibt viel Widerstand, aber der Herr erscheint in der Nacht:
Vers 9: „Der Herr aber sprach durch ein Gesicht in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen und dir etwas zuleide tun, denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“
Paulus hält sich ein Jahr und sechs Monate auf und lehrt unter ihnen das Wort Gottes. Ausgerechnet in Korinth kann Paulus arbeiten, um nicht von Unterstützung zu leben.
Dann entsteht diese Gemeinde, eine sehr schwierige Gemeinde. Die beiden Korintherbriefe schildern ein Bild von Chaos unter den Leuten. Wirklich in jeder Beziehung chaotisch.
Ein sauberer Mann hätte gesagt: „Dann gründen wir keine Gemeinde in Korinth, das bringt nur Probleme.“ Die Probleme kamen übermäßig, aber Gott sagt ihm: „Ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“
Man musste mit diesen Problemen fertigwerden, nicht einen Bogen darum machen. Wenn schwierige Menschen zum Glauben kommen, müssen schwierige Menschen auch weitergeführt werden.
Die Korinther sagten mit der Zeit zu Paulus: „Wir wissen, was du willst – Geld.“ Paulus muss sich im 1. Korintherbrief, Kapitel 9, verteidigen und zeigen, dass es ihm nicht ums Geld geht, sondern um das Ziel. Er sagt: „Ich habe nichts von euch angenommen an Geld. Das ist der Beweis, dass ich nicht euer Geld will.“
Die Teilzeitarbeit hatte er bekommen, bevor das Thema mit den Korinthern und dem Geld kam. Auch hier wunderbar, wie der Herr alles fügt: im richtigen Moment mit den richtigen Leuten die passende Ausgangssituation, damit sie ihm nichts anhaben konnten.
Es wird auch die Sache erzählt, wie es Streit gab und dieser Streit vor Gallion, dem Prokonsul von Achaia, gebracht wurde.
Vers 12: Interessant, man hat eine Inschrift in Delphi gefunden, in der der Prokonsul Gallion erwähnt wird. So kann man genau datieren, in welchem Jahr er Prokonsul war – etwa Juni 51 bis Juni 52. Das ist ein wichtiger Pfeiler, um eine Chronologie des Lebens des Paulus mit der weltlichen Geschichte zu verbinden. Dieses Pfeilerdatum ist wichtig, um die Chronologie zu eichen.
Wir wollen aber weitergehen.
Es kam die Zeit, als Paulus in Korinth Schluss machte und weiterging. Paulus band die Leute in den Gemeinden nie an sich. Er baute auf und ging dann. Die Gemeinden mussten selbst weitermachen.
Das ist etwas, was man in der Mission oft, zum Beispiel in Afrika, nicht gemacht hat. Die Weißen banden alles an sich, und die Schwarzen waren nur Helfer. Das können wir lernen: Nein, es ist nicht gut. Wir müssen hingehen, anfangen, und dann müssen die Einheimischen in die Verantwortung kommen und selbst weitermachen. Dann müssen die Weißen gehen können.
Das lernen wir bei Paulus. Er konnte weitergehen, ohne die Leute an sich zu binden.
Über Ephesus ging es schließlich zurück nach Antiochien.
Vers 22: Die zweite Reise ist zu Ende.
Die dritte Reise beginnt ab Vers 23. Wieder geht er zurück, wir sehen das gleich auf der Karte. Er geht von Antiochien aus und durch alte Gemeinden hindurch, um sie zu festigen.
Schließlich kommt er nach Ephesus. Hier bleibt Paulus wieder besonders lange, nämlich eineinhalb bis zwei Jahre.
Vers 19, Vers 10: „Dies aber geschah zwei Jahre lang, so dass alle, die in Asien wohnten, sowohl Juden als auch Griechen, das Wort des Herrn hörten.“
Interessant: In Ephesus begann er wieder bei den Juden zu missionieren, bis es zu einem Bruch kam.
Vers 9: „Als aber etliche sich verhärteten und nicht glaubten und vor der Menge übel redeten von dem Weg, trennte er sich von ihnen und sonderte die Jünger ab, indem er sich täglich in der Schule des Tyrannus unterredete.“
Was hat er gemacht? Er hat die Gläubigen gesammelt und sie jeden Tag in der Schule des Tyrannus unterrichtet. Er hatte ein Schulgebäude zur Verfügung. Eine griechische Handschrift weist darauf hin, dass er in den Pausenstunden, also in der heißen Zeit, Unterricht gab.
Zwei Jahre lang systematischer Bibelunterricht. Was ist die Konsequenz? Alle, die in Asien wohnten, Juden und Griechen, hörten das Wort des Herrn. Das ist gewaltig. Asien war etwa so groß wie die Schweiz. Innerhalb von zwei Jahren hörten alle in diesem Gebiet das Evangelium.
Wieso? Weil jeden Tag Bibelunterricht war. Das zeigt, wie Bibelunterricht nicht im Gegensatz zum Hinausgehen steht, sondern Motivation ist, hinauszugehen.
So entstand ein machtvolles Werk Gottes in der ganzen Provinz Asien.
Das hatte auch Auswirkungen auf die Wirtschaft von Ephesus. Die Götzentempelverkäufer litten, ihr Geschäft ging fast ein. Es gab Alarm.
Aber nicht, weil Paulus in die Tempel ging und mit der Axt die Götzenbilder zusammenschlug. Im Gegenteil, es wurde ihm in diesem Kapitel von einem hohen Politiker in Ephesus attestiert: „Diese Leute sind keine Tempelräuber.“
Wir können viel lernen: Wir müssen nicht Bilderstürmer sein, wo Götzenbilder sind. Wir müssen das Evangelium verkündigen. Wenn die Leute dann ihre Götzenbilder und Götzendienste im Leben aufgeben, ist das die Konsequenz.
Wir sind nicht die Dinge. Wir sind nicht gegangen und haben die Dinge zusammengeschlagen. Es ist wie beim Hund: Wenn man einem Hund den Knochen wegnehmen will, beißt er. Was muss man machen? Ein Steak hinlegen, dann kann man den Knochen nehmen.
So müssen wir evangelisieren: Nicht den Knochen wegreißen, sondern das Steak, das Gute des Evangeliums bringen. Dann lassen sie den Dreck, den Knochen, fahren.
Nach diesem Tumult in Ephesus geht die Reise weiter, und Paulus kommt wieder nach Troas. Dort beginnt wieder ein „Wir“-Abschnitt, Lukas kommt mit dazu.
Ein schönes Erlebnis in Troas: Paulus predigt bis Mitternacht. Ein junger Mann wird vom Schlaf überwältigt und fällt aus dem Fenster. Dieser junge Mann war im Spannungsfeld zwischen Gemeinde und Welt, genau an der Grenze.
Es besteht immer das Risiko, dass sie, wenn sie einschlafen, nach innen oder außen fallen. Er ist nach außen gefallen.
Nach diesem Drama geht Paulus hinunter, sagt: „Mach keinen Lärm, nimm ihn auf!“ Und es kommt alles gut.
Wenn junge Leute rausfallen, machen wir kein Theater und sagen: „Seht ihr, das sind Grenzgänger, die am Rand der Gemeinde sind und fallen.“ Nein, Paulus geht auf ihr Niveau, nimmt sie auf, sagt: „Mach keinen Lärm!“ und die ganze Gemeinde wird getröstet, weil der junge Mann wieder lebt.
Paulus predigt noch bis zum Morgengrauen, also nicht nur bis Mitternacht. Das machen wir aber nicht, das verspreche ich. Ich bin auch wie Paulus. Er hat es so gemacht. Am nächsten Morgen geht er zu Fuß weiter. Unwahrscheinliche Kondition muss er gehabt haben.
Er kann die ganze Nacht durchpredigen und dann zu Fuß weitergehen. Das zeigt uns etwas von seiner Konstitution. Gott hat diesen kleinen Saulus in Tarsus so geschaffen, dass er die Arbeit später tun konnte.
Sein Vater hat ihm das Handwerk des Zeltmachers beigebracht. Genau dieses Handwerk war in Korinth wichtig. Alles ist wunderbar von Anfang an geführt.
Paulus geht weiter und kommt nach Milet. Dort ruft er die Ältesten von Ephesus zu sich und hält eine ergreifende Abschiedsrede. Er macht sie aufmerksam: Sie werden riesige Probleme in der Gemeinde bekommen.
Es werden Jünger aus der Gemeinde selbst aufstehen, die verkehrte Dinge reden und viele hinter sich herziehen. Verderbliche Wölfe kommen hinein.
Unfassbar: In Kapitel 19 so schöne Arbeit, in zwei Jahren die ganze Provinz Asien erreicht, und dann muss er sagen: „Es wird nicht einfacher, große Probleme kommen.“
Die Geschichte der Gemeinde ging immer durch Spannungen hindurch. Man musste sich den Spannungen stellen, nicht davonlaufen. Die Spannungen müssen angegangen werden.
Paulus geht nach dieser ergreifenden Rede weiter und kommt schließlich nach Jerusalem.
In Jerusalem kommen die Brüder zu Jakobus, dem Bruder des Herrn, und sagen: „Paulus, überall in der Welt sagt man, du seist ein Verführer. Du redest gegen den Tempel, gegen die Beschneidung.“ Jetzt kommt die Sache wieder.
Was hat er gesagt? Die Nichtjuden dürfen sich nicht beschneiden lassen, und schon heißt es, er bringe die Juden dazu, vom Judentum abzufallen. Klare Verleumdung.
Sie sagen: „Wir haben hier fünf Brüder, die haben ein Gelübde. Du kannst jetzt die Kosten dieser Opfer übernehmen und den Leuten zeigen, dass das alles nur Lüge ist.“
Paulus ist bereit. Er geht in den Tempel, reinigt sich mit dem Wasser der roten jungen Kuh. Siebenteilige Reinigung macht er durch. Unglaublich: Als er den Galaterbrief schrieb, reinigte er sich mit dem Opfer der roten jungen Kuh.
Plötzlich sehen ihn Juden aus Asien, die etwas mit ihm erlebt haben. Sie sind auch im Tempel. Sie sagen: „Der Mann hat Heiden, Griechen, in den Tempel hineingeführt.“ Man stürzt sich auf ihn und will ihn auf der Stelle umbringen.
War alles Lug und Trug, erklärt Lukas. Sie haben ihn einfach mit einem Griechen gesehen in der Stadt. Schon hieß es, er habe ihn in den heiligen Bereich hineingeführt, wo nur Juden hineindürfen.
Paulus wird in letzter Sekunde von römischen Soldaten aus der Burg Antonia gerettet.
Wir können schnell die Karte von Jerusalem sehen: Dort ist der Tempelplatz, in der Halle war das Synedrium, hier in der Säulenhalle Salomos versammelten sich die Christen am Anfang, und hier ist die Burg Antonia.
Die Soldaten kommen die Treppe herunter und retten Paulus, als der Volksaufstand ihm fast das Leben kostet. Sie tragen ihn die Treppe hinauf.
Auf der Treppe sagt Paulus zum Offizier: „Darf ich etwas sagen?“ – „Was?“ – „Du sprichst Griechisch?“ – „Aha, du bist nicht dieser Verführer.“ – „Nein, ich bin nicht dieser Verführer. Ich habe sogar römisches Bürgerrecht.“ – „Na gut, dann mach das.“
Auf der Treppe zur Burg Antonia hält er dann die Rede in Apostelgeschichte 22, in der er seine Bekehrungsgeschichte erzählt – auf Hebräisch. Alle hören ruhig zu.
Am Schluss sagt er: „Der Herr ist mir erschienen und hat gesagt: Hier in Jerusalem werden sie nicht auf dich hören, aber ich schicke dich weit weg zu den Heiden. Der Mann muss sterben.“
Vers 22: So evakuieren die Römer ihn in die Burg. Paulus ist in Sicherheit.
Später wollen die Juden, dass er zum Synedrium kommt. Er wird dorthin gebracht.
Dort hält er die Rede in Apostelgeschichte 23 vor dem Hohenpriester Ananias, der als völlig korrupt bekannt war und richten wollte.
Paulus kommt auf die Idee: Das Synedrium besteht aus Sadduzäern, die nicht an Auferstehung glauben, und Pharisäern, die daran glauben. Er sagt: „Ich werde eigentlich nur verfolgt, weil ich an Auferstehung glaube, weil Jesus am dritten Tag auferstanden ist.“
Es entsteht ein Zwiespalt und ein Tumult im Gericht. Die Römer evakuieren Paulus wieder in die Burg.
Aus Sicherheitsgründen wird er nach Caesarea gebracht.
Jetzt die letzte Karte: Romreise.
Dort ist er lange im Gefängnis in Caesarea. Er kann viel mit Felix, dem Landpfleger, sprechen. Später kommt Festus, der nichts vom Evangelium versteht und sich nicht interessiert.
Dann kommt König Agrippa II. mit seiner Schwester Bernice zu Besuch. Man sagt, sie lebten in einer inzestuösen Beziehung.
Festus sagt: „Ich verstehe nichts vom Judentum und von der Bibel. Wie soll ich über ihn Gericht halten?“ Er freut sich, dass Agrippa II., der als Jude galt, kommt. Er sagt: „Agrippa, darf ich dir mal vorführen?“ – „Ja, sicher.“
Mit großem Prunk wird eine Gerichtsverhandlung gehalten. Das ist die Rede in Kapitel 26.
Paulus legt sein Zeugnis über seine Bekehrung ab und überzeugt Agrippa, dass Christen nicht staatsgefährdend sind.
Wichtig: Als Jerusalem 70 n. Chr. zerstört wurde, sagte der Herr, wenn Jerusalem von Heerscharen umzingelt ist, sollen die, die in Judäa und Jerusalem sind, auf die Berge fliehen. Die jüdischen Christen haben das getan und sind über den Jordan nach Pella geflohen.
Agrippa II. hat sie alle als friedliebende Bürger aufgenommen. So kam es, dass bei der Zerstörung Jerusalems, bei der mehr als eine Million Menschen starben, kein einziger jüdischer Christ ums Leben kam.
Diese Rede in Apostelgeschichte 26 hatte gewaltige Folgen für die jüdischen Christen, auch wenn Agrippa sich nicht bekehrte. Er sagte ironisch: „In Kürze überredest du mich, Christ zu werden.“ Bittere Ironie.
Die Rede hatte Folgen für die Rettung der Christen.
Agrippa und Festus besprechen sich und erkennen, dass Paulus kein Verbrecher ist. Paulus hatte sich auf den Kaiser berufen, deshalb muss er nach Rom.
Das führt uns in Apostelgeschichte 27 zur Romreise. Es ist die ausführlichste Beschreibung einer Schifffahrt in der Antike, die wir haben – mit vielen Details und technischen Ausdrücken. Man fragt sich, warum.
Ich habe das nur andeutungsweise unter typologischen Geschichten aufgeführt: Diese Schiffsreise symbolisiert die weitere Entwicklung der Kirchengeschichte bis zur Entrückung.
Am Ende der Apostelgeschichte wird die ganze Reise symbolisch dargestellt. Das wäre ein eigenes Thema. Es entspricht Epoche für Epoche dem Verlauf der Kirchengeschichte bis heute.
Dramatisch, im Detail. Man sieht den Katholizismus und die Herrschaft der Kirche, wo die Sterne nicht mehr sichtbar sind, alles ist dunkel, niemand bleibt lange ohne Speise, das Wort Gottes wird dem Volk vorenthalten.
Dann sehen wir die Periode der Reformation, wunderbar dargestellt – aber das nur als Behauptung.
Deutlich wird: Die Geschichte der Gemeinde sollte keine Vergnügungsfahrt werden. Es ist eine Sturmreise. Aber alle auf dem Schiff kommen ans Ziel.
Das Schiff wird am Schluss völlig zerschlagen, aber alle kommen auf der Insel Melite an.
So ist es. Wir müssen uns keine Illusion machen: Es wird nicht immer besser. Es ist eine Sturmreise, die ans Ziel kommt. Das ist die wunderbare Verheißung.
In Kapitel 28 sehen wir, wie Paulus nach langer Zeit über Sizilien, Siracusa, Italien hinauf schließlich nach Rom kommt.
In Vers 15 heißt es: „Und von dort, also von Rom, kamen die Brüder, als sie von uns gehört hatten, uns bis Appii Forum vor Rom und Drei Tabernäen entgegen. Und als Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste Mut.“
Die Schnellsten sind 69 Kilometer weit gekommen, die Langsameren 59 Kilometer. Sie sind Paulus entgegengeeilt. Sie hatten ihn ja noch nie gesehen.
Er hatte im Römerbrief vor Jahren geschrieben: „Ich habe den Wunsch, einmal zu euch nach Rom zu kommen.“ Er hatte sich nicht vorgestellt, dass es so gehen würde.
Dann heißt es: Als Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste Mut. Er war innerlich auch am Boden, kein Supermensch. Als er die Brüder aus Rom sieht, macht das ihm Mut.
So kommt er nach Rom und muss zwei volle Jahre warten. Offensichtlich sind die Verkläger aus Caesarea und Jerusalem nicht gekommen, so dass er erneut frei wurde und umherreiste.
Der Titusbrief fällt in diese Zeit, der erste Timotheusbrief wurde verfasst, und später berichtet der zweite Timotheusbrief von der Todeszelle.
In diesem Brief sagt Paulus: „Dies wisse aber, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten sein werden.“ Der Ausblick bis ans Ende.
Er gibt Anweisungen, wie Christen in den letzten Tagen sich verhalten müssen, um zu bestehen.
Es ist keine idealisierte Geschichte, sondern eine Geschichte von Stürmen, in der wir die Gnade Gottes, das Wirken und die Macht des Wortes Gottes erleben dürfen – mit der Gewissheit: Der Herr kommt bald.
Entrückung – dann nimmt die Kirchengeschichte ihr Ende.
Zum Schluss vielleicht noch ein kurzes Gebet. Wer wegen des Zuges oder so gehen muss, kann ganz frei sein. Das stört uns nicht, wenn jemand hinausgeht.
