Eröffnung und Gebet zum Wort Gottes
Wir wollen noch gemeinsam beten.
Gott, unser Vater, wir möchten dich preisen im Namen des Herrn Jesus Christus. Wir danken dir, dass wir heute Nachmittag wieder zusammen sein dürfen, um dein Wort zu studieren.
Hilf uns, dein Wort zu verstehen. Lass es unser Leben verändern und umgestalten, hin zu dem Bild deines geliebten Sohnes.
Gib uns die Kraft, das, was wir heute Nachmittag lernen, auch im Alltag auszuleben. Möge die Erkenntnis deines Wortes uns dazu bewegen, dich mehr zu lieben und anzubeten.
Wir danken dir dafür. Amen.
Einführung in das Buch des Propheten Jonah
Ja, jetzt kommen wir zum Thema von heute Nachmittag: Einführung in das Buch des Propheten Jona. Haben alle das Skript bekommen? Wer noch nicht, bitte Hand heben!
Zu Beginn lesen wir aus Kapitel 1. Auf Seite 2 und den folgenden Seiten habe ich eine möglichst wörtliche Übersetzung des Propheten aus dem Hebräischen angefertigt.
Und es geschah das Wort des Herrn zu Jona, dem Sohn Amittais, indem er sagte: Steh auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und rede gegen sie, denn ihre Bosheit ist vor mein Angesicht aufgestiegen.
Da stand Jona auf, um nach Tarsis zu fliehen, von dem Angesicht des Herrn weg. Er ging hinab nach Jaffa und fand ein Schiff, das im Begriff war, nach Tarsis zu fahren. Er bezahlte seinen Fahrpreis und stieg hinab, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren.
„Weg von dem Angesicht des Herrn!“ Der Herr aber warf einen großen Wind auf das Meer, und es entstand ein großer Sturm. Das Schiff drohte auseinanderzubrechen, und die Schiffsleute fürchteten sich sehr. Jeder schrie zu seinem Gott, und sie warfen die Geräte, die im Schiff waren, ins Meer, um es zu erleichtern.
Jona jedoch war in den unteren Schiffsraum hinabgestiegen, hatte sich hingelegt und war in einen Tiefschlaf gefallen. Da kam der Kapitän zu ihm und sprach: Was ist mit dir, du Tiefschläfer? Steh auf, ruf zu deinem Gott! Vielleicht wird der Gott – das bedeutet der wahre oder höchste Gott – an uns denken, und wir werden nicht umkommen.
Sie sprachen einer zum andern: Kommt, lasst uns Lose werfen, damit wir erkennen, um wessen Willen dieses Unglück uns trifft. Sie warfen Lose, und das Los fiel auf Jona.
Sie fragten ihn: Sag uns doch, um wessen Willen uns dieses Unglück trifft. Was ist deine Arbeit? Woher kommst du? Welches ist dein Land? Und aus welchem Volk bist du?
Er antwortete ihnen: Ich bin ein Hebräer, und ich fürchte den Herrn, den Gott des Himmels, der das Meer und das Festland gemacht hat.
Da fürchteten sich die Männer sehr und fragten ihn: Warum hast du das getan? Denn sie wussten, dass er vor dem Angesicht des Herrn floh, weil er es ihnen erzählt hatte.
Sie sagten zu ihm: Was sollen wir dir tun, damit sich das Meer gegen uns beruhigt? Das Meer wurde immer stürmischer.
Er sprach zu ihnen: Hebt mich auf und werft mich ins Meer, so wird sich das Meer gegen euch beruhigen. Denn ich weiß, dass dieser große Sturm um meinetwillen gegen euch tobt.
Die Männer ruderten hart, um das Schiff zum Festland zurückzubringen, doch sie vermochten es nicht, denn das Meer wurde immer stürmischer gegen sie. Da riefen sie zum Herrn.
Nun folgt ein poetischer Text. Alles bisher war in Jona Prosa, jetzt kommt Poesie. Deshalb habe ich diesen Teil in Verszeilen abgedruckt:
Ach Herr, lass uns doch nicht umkommen wegen der Seele dieses Mannes, und lege nicht unschuldiges Blut auf uns, denn du, Herr, hast gehandelt, wie es dir gefallen hat.
Sie hoben Jona auf und warfen ihn ins Meer. Da stand das Meer still von seinem Wüten.
Die Männer fürchteten den Herrn mit großer Furcht, schlachteten dem Herrn Schlachtopfer und gelobten Gelübde.
Bis dahin.
Historischer Hintergrund und zeitliche Einordnung
Wir beginnen auf Seite eins mit dem Zeitpunkt der Entstehung des Buches. Wann lebte der Prophet Jona? Diese Information finden wir im Zweiten Buch der Könige, Kapitel 14, Vers 25.
Es geht hier um die Zeit Jerobeams II., König über das Nordreich der zehn Stämme, das Nordreich Israel. Er stellte die Grenzen Israels wieder her – vom Eingang Hamats bis an das Meer der Ebene, das ist das Tote Meer. Dies geschah nach dem Wort des Herrn, des Gottes Israels, das er durch seinen Knecht Jona, den Sohn Amittais, den Propheten, der aus Gath-Hepher stammte, gesprochen hatte.
Denn der Herr sah, dass das Elend Israels sehr bitter war, dass sowohl die Gebundenen als auch die Freien dahin waren und dass kein Helfer für Israel da war. Der Herr hatte jedoch nicht gesagt, dass er den Namen Israels unter dem Himmel austilgen würde. So rettete er sie durch die Hand Jerobeams, des Sohnes Joas.
Jerobeam herrschte nach der korrekten Datierung der Königszeit von 825 bis 785 v. Chr. In der Fußnote habe ich erklärt, dass dies die korrekte biblische Datierung ist. Diese Datierung kann man auch in dem bereits heute Morgen empfohlenen Buch von Floyd Nolan Jones, The Chronology of the Old Testament, nachlesen.
Falls heute Morgen Fragen zu den Zahlen bei den Königen aufkommen, die wir so schnell und übersichtlich behandelt haben, findet man dort alle Antworten. Außerdem gibt es eine CD, auf der man eine große Karte ausdrucken kann. Dort kann man all diese Schwierigkeiten und besonderen Zählweisen nachvollziehen. Ich möchte das sehr empfehlen.
Thiele datierte Jona ebenfalls in die Zeit Jerobeams, allerdings etwas später, nämlich von 782 bis 753 v. Chr.
Thema und Bedeutung des Buches Jonah
Nun lässt sich das Thema dieses Buches mit dem Titel umschreiben: Gottes Gnade gilt nicht nur Israel, sondern auch den Heidenvölkern.
Wir haben gleich zu Beginn in 2. Könige 14 gelesen, dass die Zeit Jerobeams eine Epoche war, in der Gott sich über das Elend der zehn Stämme erwarmt hatte. Unter Jerobeam II. gab es ein ganz neues Aufleben und einen wirtschaftlichen Aufschwung in diesem Königreich. Dieses Königreich verharrte seit seiner Spaltung im Jahr 976 v. Chr. stets im Götzendienst.
Im Gegensatz zum Südreich, wo es unter verschiedenen Königen Reformationen gab, fand im Norden nie eine solche Reform statt – nicht einmal einmalig. Trotzdem hat sich Gott über Israel erbarmt und Gnade gewährt. Jerobeam II. herrschte über vierzig Jahre lang, und in dieser Zeit erlebte das Reich einen deutlichen Aufschwung.
Traurigerweise erfahren wir im Buch Amos, dass dieser Aufschwung oft dazu genutzt wurde, im Luxus zu schwelgen. Die Menschen sorgten sich kaum um die Zukunft oder das angekündigte Gericht.
Man kann diese Situation gut mit unserer heutigen Zeit vergleichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Europa einen Aufschwung, wie man ihn in der Weltgeschichte zuvor kaum gesehen hatte. Die Menschen wurden immer reicher. In den 1950er Jahren waren viele Familien noch arm, in den 1960er Jahren weniger, aber der Wohlstand nahm stetig zu.
Der heutige Wohlstand ist sensationell. Gewöhnliche Menschen leben heute ähnlich komfortabel wie Fürsten früher. Zwar haben sie kein Privatorchester wie die Fürsten auf ihren Burgen, aber sie hören stundenlang Musik über iPods und haben tausend Lieder zur Verfügung.
Man muss sich vorstellen, sie besitzen alles, was man sich wünschen kann: fließend warmes und kaltes Wasser, eine unglaubliche Mobilität und Zugang zu vielfältiger Nahrung. Früher kaufte man einfach Brot, heute gibt es zwanzig verschiedene Brotsorten – Kartoffelbrot, Bauernbrot und vieles mehr. Das ist kaum zu glauben.
Warum ist das so? Europa erlebt einen Frieden, wie es ihn noch nie zuvor gab. Warum ist Europa so wohlhabend geworden? Obwohl es so gottlos ist wie nie zuvor. Und trotzdem geht es dem Kontinent gut. Das erinnert an die Zeit Jona. Gott hat sich erbarmt und wollte seine Güte zeigen. Er wollte durch seine Güte die Menschen zur Buße führen.
Viele haben diese Botschaft jedoch nicht verstanden. Wenn dann eine Katastrophe über Europa kommt, werden sie Gott anklagen und fragen: „Wie kannst du so etwas zulassen?“ Aber Gott hat die Möglichkeit, mit uns zu sprechen – in Güte und in Strenge. So heißt es in Römer 11: „Siehe die Güte und die Strenge Gottes.“
Wir müssen unsere Zeit so sehen: Sie ist keine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind, sondern Ausdruck von Gottes Güte, die uns zur Buße führen will. Viele haben diese Güte erkannt und sind seit dem Zweiten Weltkrieg wirklich zur Bekehrung gekommen.
Das Prophetenbuch Jona zeigt, dass Gottes Gnade nicht nur Israel gilt. In Jona's Zeit war das besonders aktuell, aber es gilt auch für die weit entfernten Heidenvölker.
Ich möchte das Buch in kurzen Sätzen zusammenfassen: Obwohl Gott Israel als sein Volk auserwählt hat (siehe 5. Mose 7,6), will er auch den anderen Völkern seine Gnade erweisen. Jona muss lernen, die weltweiten Gnadenabsichten Gottes vollständig zu akzeptieren.
Die Tatsache, dass Gott bereit war, den assyrischen Niniviten zu vergeben, zeigt: Auch für den größten Feind Israels gibt es Gnade, wenn er reuig umkehrt.
Jonas Berufung und Flucht
Nun wollen wir uns das Buch ein wenig der Reihe nach vergegenwärtigen. Ganz am Anfang steht Gottes Berufung des Propheten, um einen Missionsdienst an den Niwiten auszuführen. Aber Jona dachte: „Oh nein, ich gehe nicht dorthin.“ Er wusste ganz genau, wenn er dort predigen würde und die Leute das annehmen, würde Gottes Gnade über sie kommen, anstatt dass diese bösen Assyrer endlich gerichtet werden.
Wir müssen uns vergegenwärtigen: Was waren diese bösen Assyrer? Ab dem neunten Jahrhundert vor Christus stiegen die Assyrer zur Weltmacht Nummer eins auf. Sie eroberten ein Land im Nahen Osten nach dem anderen. Ausgehend vom Nordirak, dort war Ninive, Assur und andere alte assyrische Städte. Sie unterwarfen ein Volk nach dem anderen und gingen mit ihren Gegnern nicht zimperlich um. Es war üblich, Feinden die Nase abzuschneiden, sie lebendig zu häuten, die Zunge herauszuschneiden und weitere abscheuliche, brutale – heute würde man sagen menschenrechtsverletzende und kriegsverbrecherische – Taten zu begehen. Das war schlicht das Normale.
Der ganze Nahe Osten zitterte vor den Assyrern. Das war etwa so wie im Kalten Krieg die Angst vor der Sowjetunion: Wann schlagen sie mal bei uns zu? Manche ahnten bereits, was sich später herausstellte. Im Osten wurde schon ein Atomkrieg gegen Westeuropa geübt. Der Plan war, ein Drittel mit Atomwaffen zu vernichten und dann in kürzester Zeit den Rest Europas zu erobern. In Ostdeutschland wurde geübt, doch dann kam der Zusammenbruch, und der Plan wurde nie ausgeführt.
Wir merkten: Wenn die kommen, sind das keine russischen Freunde der Sozialdemokratie, sondern echte Feinde, die uns alles hätten zerstören können. So fürchteten viele die Großmacht Sowjetunion. Genauso zitterte man damals vor der Großmacht Assyrien.
Jetzt wird Jona berufen, dorthin zu gehen, den Assyrern zu predigen. Jona hatte Angst. Die gerichtsreifen Assyrer sollten das Gericht Gottes spüren und nicht Gnade finden. So flieht er vor Gott. Der Auftrag in Kapitel 1, Vers 2 war klar: „Steh auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und rede gegen sie, denn ihre Bosheit ist vor mein Angesicht aufgestiegen.“ Sie waren wirklich böse.
Nun steht Jona auf, wie Gott befohlen hat: „Steh auf!“ Doch in Vers 3 lesen wir, dass Jona zwar aufstand, aber nicht nach Ninive ging, sondern nach Tarsis floh. Tarsis war eine phönizische Kolonie in Südspanien, ein gutes Stück entfernt, jenseits der Straße von Gibraltar. Die Phönizier, das waren die Kanaaniter im heutigen Libanon mit den wichtigen Städten Tyrus und Sidon.
Jona sagte sich: Ich gehe nicht nach Ninive im heutigen Nordirak, sondern statt nach Osten gehe ich nach Westen, und zwar so weit wie möglich bis nach Spanien. Von Amerika wusste er wohl nichts, darum reichte Spanien.
Unter „Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten“ habe ich auf Seite 1 bei Punkt 6 vermerkt: Die Distanz von Jaffo nach Ninive beträgt etwa tausend Kilometer. Man muss ja ein bisschen über den fruchtbaren Halbmond einen Umweg nach Norden machen und dann abbiegen in den Nordirak. Das sind etwa tausend Kilometer.
Die Distanz von Jaffo nach Tarsis beträgt etwa 3.600 Kilometer. Er geht also in die entgegengesetzte Richtung, etwa drei- bis viermal so weit. Jaffo, das muss ich noch erklären, liegt südlich des heutigen Tel Aviv. Jaffo, oder im Neuen Testament Joppe, war der große Schiffshafen Israels im Altertum. Es war noch nicht Haifa; erst in der modernen Zeit wurde Haifa zum großen Schiffshafen Israels am Mittelmeer.
Übrigens, ein interessanter Zusammenhang: Wenn im Endzeitgeschehen kurz vor dem Wiederkommen des Herrn der Westen seine Truppen nach Israel verlegen wird, dann müssen die Kriegsschiffe nach Haifa gehen. Im Hinterland von Haifa liegt die Ebene Har Magedon, auch Jezreel genannt. Das bietet sich als Aufmarschort Har Magedon an. Aber das ist erst seit der Zeit so, in der Haifa der Schiffshafen ist.
Zur Zeit, als Johannes prophezeite (etwa 95 nach Christus in der Offenbarung), war der Schiffshafen noch südlich, also Joppe oder der Schiffshafen von Caesarea, etwas weiter nördlich, aber nicht Haifa. Das ist interessant und zeigt prophetische Zusammenhänge.
Ein kleiner Exkurs: Wenn man vom Karmelberg hinunter auf die Ebene von Har Magedon blickt, sieht man einen der größten Militärflugplätze Israels mit Start- und Landebahnen in alle Himmelsrichtungen. Ideal also, wenn der Westen in Israel aufmarschieren muss. Die Kriegsschiffe können nach Haifa, und die Flugzeuge landen direkt in Har Magedon.
Aber wir sind noch bei Jaffo. Dieses liegt südlich von Tel Aviv. Heute sind Jaffo und Tel Aviv zusammengewachsen und bilden eine Einheit. Tel Aviv gibt es im Alten Testament noch nicht, nur einen Tel Aviv im Irak, im Buch Ezechiel, aber es ist nicht dasselbe. Tel Aviv wurde 1909 von frühen Siedlern gegründet. Bereits 1882 kamen die ersten Juden in größerer Zahl nach Palästina zurück. 1909 bauten sie Tel Aviv auf dem Wüstensand.
Heute ist Tel Aviv das große Zentrum, wo man das Vergnügen sucht. In Haifa arbeitet man, das ist das erste Ballungszentrum, und in Jerusalem betet man. Das sind die drei großen Zentren.
Nur damit man weiß, wo Jaffo liegt: Jona fand ein Schiff – ein Schiff der Phönizier. Die Kanaaniter im Libanon waren die führenden Schifffahrtsexperten im ersten Jahrtausend vor Christus. Das sehen Sie unter Punkt 5 „Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten“. Die Phönizier, also die Kanaaniter im Libanon, waren die führenden Schifffahrtsexperten im ersten Jahrtausend vor Christus. Deshalb stiegen sie zur größten Wirtschaftsmacht der alten Welt auf.
So wurde Tyrus der Umschlagplatz der Welt, das damalige New York. Wenn man Aktienkurse gehabt hätte, wäre das Zentrum in Tyrus bei den Phöniziern gewesen. Die besten Schifffahrer der Welt.
Vergleichen Sie dazu die Prophetie über Tyrus in Ezechiel 26. Dort wird diese Wirtschaftsmacht ins Visier des Propheten genommen, und das Gericht angekündigt, das sich dann wörtlich erfüllte. Im nächsten Kapitel, Ezechiel 27, findet sich ein ganzes Kapitel mit einer eindrücklichen Beschreibung eines damals hochmodernen phönizischen Handelsschiffs.
Am Schluss geht das Ganze unter. Ein Handelsschiff wird beschrieben, das im Meer ertrinkt. Das ist sehr eindrücklich und sollte nachgelesen werden. So erhält man einen Eindruck davon, was für ein Schiff Jona benutzte, um aufs Mittelmeer zu fahren und nach Europa zu fliehen.
Das war also eine andere Europareise als die von Paulus. In Apostelgeschichte 16 war Paulus noch in der heutigen Türkei. Dann fragte er sich, wo sie weiter missionieren sollten. Da kam dieser Traum von einem mazedonischen Mann, der rief: „Komm herüber und hilf uns!“ Zusammen mit seinen Freunden beschloss Paulus am nächsten Tag, diesem Ruf Gottes zu folgen. So kam der Heidenapostel nach Europa, um das Evangelium zu verkündigen.
Jona hingegen ging lange Jahrhunderte vor Paulus nach Europa – aber um vor dem Angesicht des Herrn zu fliehen. Schrecklich! Ein Prophet war er, und zwar ein beglaubigter Prophet. In 2. Könige 14 lesen wir, wie seine Prophetie sich erfüllte. Ganz genau, wie Jona es vorausgesagt hatte, traf die Prophetie ein.
Dieser Mann wollte jetzt von Gott fliehen. Wir haben es hier also nicht mit einem Ungläubigen zu tun, der vor Gott flieht, sondern mit einem Gläubigen, der vor Gott flieht, weil er einfach nicht gehorchen will. Er weiß, was Gottes Wille für sein Leben ist, aber er will nicht. So geht er auf die Reise.
Dieser Ausdruck, den wir wiederholt gelesen haben – „er floh von dem Angesicht des Herrn weg“ – kommt zum ersten Mal in der Bibel vor, in 1. Mose 4. Das ist die Geschichte von dem gottlosen Kain, dem Brudermörder. Kain war kein Atheist, denn er sprach sogar mit Gott und wusste um dessen Existenz.
Aber 1. Mose 4, Vers 16 sagt: „Und Kain ging weg von dem Angesicht des Herrn und wohnte im Land Nod, östlich von Eden, weg vom Angesicht des Herrn.“ Ein schrecklicher Ausdruck.
Im Judasbrief wird darauf angespielt. Dort geht es um die abgefallene Christenheit. Von dieser wird in Judas 11 gesagt: „Wehe ihnen, denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Bileams überliefert und sind in dem Widerspruch Koras umgekommen.“
Bereits in Vers 10 lesen wir: „Diese aber lästern, was sie nicht kennen. Was irgend sie aber von Natur wie die unvernünftigen Tiere verstehen, darin verderben sie sich.“ Das bedeutet: keine Gottesfurcht, sondern das Gegenteil, Lästerung. Und das, was sie verstehen wie unvernünftige Tiere, ist das Triebleben, die Sexualität. Sie leben darin wie unvernünftige Tiere und verderben sich dadurch. Das spricht schon in unsere Zeit hinein.
Dann wird erklärt: „Wehe ihnen, denn sie sind den Weg keines gegangen.“ Das ist der Weg weg vom Angesicht des Herrn. Das entspricht dem Abfall von Millionen Menschen seit den 1960er Jahren, als die sexuelle Revolution begann. Sie begannen, sich wie unvernünftige Tiere in den Dingen, die sie natürlich verstehen, zu verderben. Weg vom Angesicht des Herrn!
Aber bei Jona handelt es sich um einen Gläubigen, der weggeht vom Angesicht des Herrn, nicht nur um einen Bekenner. Schrecklich!
Im Judasbrief Vers 11 heißt es weiter: „Wehe ihnen, denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Bileams überliefert und sind in dem Widerspruch Koras umgekommen.“ Der Weg Kains führt weg von Gott.
Der Irrtum Bileams war der Glaube, es sei möglich, Israel zu verfluchen. Das war völlig unmöglich. Gott lässt es nie zu, dass sein errettetes Volk einfach verflucht wird. Das war der Irrtum Bileams. Er wollte damit Geld verdienen.
Das ist ein Bild von Menschen, die versuchen, mit Religion Geld zu machen. Ich kann das erklären: Das kann man auf ganz einfache Art machen. Viele haben das getan, zum Beispiel in Zürich an der Universität Theologie studiert, weil sie nicht wussten, was sie sonst studieren sollten. Das ist kein böser Spruch, das ist einfach so. Auch in den 1960er Jahren waren das viele Linke, die sagten: „Wie könnte ich aktiv sein und gut unterstützt werden? Ich studiere Theologie, bekomme eine Wohnung, 10 Franken Gehalt, und muss nicht unbedingt Seelsorge machen, sondern habe eine gute Plattform für meine linke Propagandaarbeit.“
Das ist der Irrtum Bileams. Und dann der Widerspruch Koras: Korah hat sich gegen die Autorität von Mose aufgelehnt, der das Wort Gottes brachte, und gegen die Autorität Arons, der als Priester das Opfer in Israel darbrachte. So haben wir diese Rebellion gegen Gottes Wort als Autorität und die Rebellion gegen das stellvertretende Opfer Christi.
Dieser Vers ist genau das Gegenteil von Johannes 14, Vers 6, wo der Herr Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Jesus ist der Weg zum Vater.
Hier haben wir den Weg keines, weg vom Angesicht des Herrn. „Ich bin der Weg, die Wahrheit“ – das ist der Gegensatz. Sie haben sich für Lohn dem Irrtum Bileams überliefert. Irrtum ist das Gegenteil von Wahrheit.
Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Aber hier steht: „In dem Widerspruch Koras sind sie umgekommen“, gestorben im Gericht – das Gegenteil vom Leben.
Das nur zur Vertiefung dieses schrecklichen Ausdrucks: Jona floh vor dem Angesicht des Herrn. Wir lesen oft in der Bibel diesen Ausdruck „das Angesicht des Herrn“. Er bedeutet nichts anderes, als in die Gegenwart Gottes zu kommen, vor ihn zu treten. Aber Jona wollte weg, weil er diesen Auftrag nicht erfüllen wollte – bewusster Ungehorsam im Leben eines Gläubigen.
Dann erleben wir einen ganz traurigen Niedergang im Leben von Jona. Er steht auf (Jona 1, Vers 3), aber im zweiten Satz heißt es: „Und er ging hinab nach Jaffo.“ Natürlich wohnte er in Galiläa, denn wir haben aus 2. Könige 14 gelernt, dass er aus Gad Hefer stammte. Das ist einige Kilometer entfernt von Nazareth, wo später der Erlöser die längste Zeit seines Lebens wohnen sollte.
Von Gad Hefer ging er hinab nach Jaffo. Das ist natürlich weiter unten, weil es auf Meereshöhe liegt. Dort ging er hinab nach Jaffo. Dieses geografische Hinabgehen entsprach auch seinem geistlichen Weg, der ebenfalls hinabging.
In Jaffo heißt es: „Und er fand ein Schiff, das im Begriff stand, nach Tarsis zu fahren. Er bezahlte seinen Fahrpreis und ging in das Schiff hinab.“ Vom Westland in Jaffo musste er also hinabsteigen ins Schiff. Dort war er noch weiter unten, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weg vom Angesicht des Herrn.
Doch das war noch nicht tief genug. Es kam ein Wind, Vers 4: Ein Sturm entstand. Alle fürchteten sich, außer einem. Denn wir lesen in Vers 5 am Schluss: „Jona jedoch war in den unteren Schiffsraum hinabgestiegen.“ Er war also nicht nur im Schiff unten, sondern ging noch weiter in den unteren Schiffsraum und legte sich dort hin.
Er lag also flach, der Kopf war nur sechzig, siebzig Zentimeter über dem Boden. Auch das war noch zu wenig tief. Er fiel in einen Schlaf, und zwar nicht einfach einen Schlaf, sondern einen Tiefschlaf. Das hebräische Wort tardemah ist das gleiche Wort, das wir zum ersten Mal in der Bibel bei der Operation von Adam finden.
Gott hatte Adam in einen Tiefschlaf versetzt, in dem Fall war das eine echte Narkose. Dann nahm Gott eine Rippe heraus, um daraus Eva zu bilden – man könnte sagen, zu klonen.
Natürlich war es Gottes Wunderwerk, aber in jeder Zelle Adams stand, wie man Adam bauen muss. Die Chromosomen sind XY. Um eine Frau zu bauen, musste man theoretisch das Y streichen und das X verdoppeln. So entspricht die Frau ihm ganz, denn Gott sagte: „Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“
So finden wir zum ersten Mal diesen Tiefschlaf. Jona fällt also in einen tiefen, tiefen Schlaf. Es war keine Narkose, aber ein sehr gründlicher Schlaf.
Doch auch das war noch nicht tief genug. Er wird geweckt und muss den Phöniziern – diesen kanaanitischen Götzenanbetern – erklären, warum der Sturm gekommen ist. Er sagt, es sei wegen ihm, wegen seines Ungehorsams. Er fordert sie auf, ihn über Bord zu werfen.
Sie werfen ihn ins Wasser hinab. Dort ist er noch tiefer als in seinem Tiefschlaf. Doch im Wasser bleibt er nicht einfach im Bereich des Meeresspiegels. Er wird von einem Fisch verschluckt und gelangt in den Bauch des Fisches.
Dieser Fisch schwimmt dann hinab in die Tiefen des Meeres. Das ist eindrücklich: das Absteigen des ungehorsamen Propheten.
So ist es, wenn wir vom Herrn weggehen: Es geht abwärts, und es entsteht eine Dynamik. Das bleibt nicht stehen, es geht immer weiter abwärts. Erst wenn Buße und Umkehr kommen, gibt es eine Wende.
In Kapitel 2 werden wir dann Jonas Bußgebet anschauen. Gott bringt ihn wieder hinauf bis aufs Festland. Dann ist er sogar bereit, nach Nordirak zu reisen, um Gottes Auftrag zu erfüllen.
Aufbau und Gliederung des Buches Jonah
Ich habe auf Seite zwei unter dem Titel „Der Aufbau des Buches“ folgende Einteilung notiert:
Das ganze Buch Jona ist sehr einfach einzuteilen. Die vier Kapitel bestehen aus zwei großen Teilen: Kapitel 1 und 2 sowie Kapitel 3 und 4.
In Kapitel 1 und 2 haben wir römisch 1: Gottes Werk an Jona im Westen. Jona floh ja in den Westen, aufs Mittelmeer, Richtung Tarsis. Gott wirkt an dem Propheten, um ihn zur Umkehr und Buße zu führen.
Nachdem Jona umgekehrt war, war er bereit, in den Osten zu gehen. So haben wir römisch 2: Gottes Werk an Ninive im Osten. Diese Entsprechung ist sehr eindrücklich.
Römisch 1 lässt sich folgendermaßen aufteilen: Erstens Jonas Abkehr und der große Sturm in Kapitel 1, zweitens Jonas Umkehr und der große Fisch in Kapitel 2.
Römisch 2 lässt sich ebenfalls in zwei Teile gliedern: Erstens Jonas Demut und die große Erweckung in Kapitel 3, zweitens Jonas Unmut und Gottes große Gnade in Kapitel 4.
Gottes Wirken in der Natur und über den Zufall
Was im ersten Kapitel weiter zum Nachdenken anregt, ist, wie Gott in der Natur handelt. Ich habe bei charakteristischen Ausdrücken Besonderheiten beim drittletzten Punkt notiert: Gottes Walten über die Natur.
Er wirft einen heftigen Wind aufs Meer. So lesen wir in Kapitel 1, Vers 4: „Der Herr aber warf einen großen Wind auf das Meer.“ Und dann, in Kapitel 2, Vers 11, lesen wir, dass er dem Fisch befiehlt, Jona auszuspeien. Tatsächlich ist das in der Zählung hier Kapitel 3, Vers 1: „Und der Herr gab dem Fisch einen Befehl, und da spie er Jona an das Festland.“
Weiter lesen wir von Gott, wie er Dinge bestellt. Schon in Kapitel 2, Vers 1 heißt es: „Und der Herr entbot“ – oder man kann auch übersetzen: „bestellte“ – „einen großen Fisch, um Jona zu verschlingen.“
In Kapitel 3, Vers 6, lesen wir, wie er einen Wunderbaum, das heißt eine Rizinusstaude, einen Wurm und einen schwülen Ostwind bestellt. In Kapitel 4, Vers 6 heißt es: „Und der Herr, Gott, entbot eine Rizinusstaude und ließ sie zugunsten von Jona über ihm emporwachsen, um einen Schatten über seinem Haupt zu sein, um ihn von seinem Übel zu retten.“ Das ist das Gebot für den Baum.
Dann folgen der Wurm und der Ostwind in den Versen 7 und 8: „Doch der wahre Gott entbot am folgenden Morgen bei Aufgang der Morgenröte einen Wurm, und er stach die Rizinusstaude, und so vertrocknete sie. Und es geschah, als die Sonne aufging, da entbot Gott einen glühend heißen Ostwind, und die Sonne stach auf dem Kopf Jonas, und so sank er schlaff nieder und bat, dass seine Seele sterben möge.“
Das ist ganz eindrücklich, wie Gott über die Natur verfügt und aktiv eingreift. Wir können übrigens noch mehr dazu sagen aus dem Buch Jona. Ich habe beim Bibeltext in der Fußnote acht, auf Seite drei, noch hingeschrieben: Gottes Macht über die Natur. Er wirft einen Wind aufs Meer (1,4), entbietet einen großen Fisch, um Jona zu verschlingen (2,1), und befiehlt dem Fisch, Jona auszuspeien. Ferner entbietet er eine Rizinusstaude, einen Wurm und einen glühend heißen Ostwind.
Er hat auch Macht über den Zufall. Davon haben wir in Kapitel 1 gelesen: Diese Phönizier haben das Los geworfen, um herauszufinden, wer der Schuldige an diesem Sturm ist. Es ist uns klar, dass man nach dem Zufallsprinzip sicher nicht den Schuldigen findet. Das geht nur, wenn der Zufall in der Hand Gottes ist. So hat Gott geführt, dass dieses menschlich geworfene Los den Richtigen traf.
Gott ist also der Gott, der auch den Zufall in der Hand hat. Der Gott der Bibel ist nicht der Gott der Aufklärung. In der Aufklärungszeit, im 17. und 18. Jahrhundert, hat man sich ganz bewusst von der Bibel als Autorität distanziert. Man hat nicht gesagt, es gibt keinen Schöpfer – denn den Leuten war völlig klar, dass die Ordnung der Welt von irgendwoher kommen muss, also braucht man einen Schöpfer.
Aber man sagte: Wir glauben nicht an einen Gott, wie er in der Bibel steht, der eingreift und Wunder tut. Wunder gibt es gar nicht. Man stellte sich Gott so vor: Gott hat am Anfang die Welt geschaffen, wie eine Uhr aufgezogen, und jetzt tickt sie völlig unabhängig vom Schöpfer. Sie läuft einfach ab. Das war der Gott der Deisten.
Aber das war nicht der Gott der Bibel. Der Gott der Bibel ist nicht nur Schöpfer, sondern auch Erhalter der Welt. So lesen wir in Kolosser 1, Vers 16 über den Herrn Jesus, den Sohn Gottes: „Denn durch ihn sind alle Dinge erschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde sind, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten. Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“
Hier wird erklärt, dass der Sohn Gottes die Welt erschaffen hat. Gott, der Vater, hat den Plan gefasst, und der Sohn hat den Plan ausgeführt. So wie später Gott der Vater den Ratschluss zur Erlösung fasste und der Sohn ihn ausführte. Darum ist der Sohn als Mensch am Kreuz gestorben, nicht der Vater.
Im nächsten Vers, Kolosser 1, Vers 17, heißt es: „Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen zusammen durch ihn.“ Er ist – nicht „war“. Von der Grammatik her würden wir im Deutschen schreiben: „Er war vor allen.“ Aber es steht hier: „Er ist vor allen“, weil der Herr Jesus der ewige Gott ist, Yahweh, der sagen kann: „Ich bin“, der über Raum und Zeit steht.
Er ist vor allen, und alle Dinge bestehen zusammen durch ihn. Das heißt, er hält die ganze Welt zusammen. Im Mikrokosmos, der ganzen Welt der Atome und ihrer Bestandteile – Elektronen, Neutronen, Protonen – alles hält der Sohn Gottes zusammen. Das ist die große Frage in der modernen Physik: Was hält die Welt im Innersten zusammen? Es ist der Sohn Gottes. Er hält alles zusammen.
Auch im Makrokosmos, wenn man an die unerforschlichen Weiten des Weltalls denkt, die Milliarden von Sternen und Galaxien – der Sohn Gottes, Jesus Christus, hält alles zusammen.
Wenn er das nicht mehr tut, sagt Petrus in 2. Petrus 3, werden die Elemente aufgelöst und im Brand zerschmelzen. Kernfusion – im Brand werden die Elemente zerschmelzen, und auch Kernspaltung – die Elemente werden aufgelöst werden.
Das ist übrigens sehr erstaunlich. Die alten Griechen meinten, Atome könne man nicht spalten, deshalb nannten sie sie „Atomon“, das Unteilbare. Wir sprechen heute noch von Atomen, obwohl wir genau wissen, dass das Wort falsch ist. Atome sind spaltbar, und dabei wird ungeheure Energie frei.
Petrus schreibt weiter, dass alles in Brand vergehen wird, wenn die Elemente aufgelöst werden. Die alten Griechen wussten auch nicht, dass man Elemente verschmelzen kann. Das wissen wir erst seit den blitzgescheiten Köpfen im 20. Jahrhundert, die die Kernfusion entdeckt haben.
Wenn Elemente verschmelzen, kann man Energie gewinnen. Petrus sagt, im Brand werden die Elemente zerschmelzen. Man vermutet, dass die Sonne ihre Energie durch Kernfusion bildet, durch Verschmelzung. Aber man weiß es nicht genau, weil es irgendwie nicht ganz passt.
Man misst dauernd Neutrinos, die von der Sonne kommen. Das sind Elementarteilchen, die durch alles hindurchgehen. Um sie zu beobachten, muss man in die Tiefsee hinabsteigen. Dort baut man neue Stationen, um Neutrinos vereinzelt beobachten zu können.
Was man bisher gesehen hat: Es gibt viel zu wenige von diesen seltsamen Teilchen, wenn die Sonne wirklich durch Kernfusion arbeitet. Mit anderen Worten: Wir wissen nicht genau, wie die Sonne funktioniert. Trotzdem sind wir froh für jeden Tag mit Sonnenschein und für die Sonnenenergie.
Vielleicht ist es Kernfusion, aber es passt nicht ganz, wir wissen nicht genau, wie die Sonne funktioniert. Das Prinzip der Kernfusion verstehen wir aber.
Petrus spricht darüber, dass der Herr Jesus einmal die Welt vergehen lassen wird, und dann wird er sie nicht mehr zusammenhalten. Heute hält er alles zusammen.
Der Prophet Daniel sagte zu Belsazar, der Gott gelästert hatte: „Du hast den Gott gelästert, der seinen Odem in seiner Hand festhält.“ Warum konnte Belsazar diese Party feiern? Weil Gott seinen Odem festhielt, da konnte er leben. Noch in der Nacht ließ der Sohn Gottes den Odem los, und Belsazar wurde durch die Perser mit einem Schlag getötet.
Ja, das ist der Sohn Gottes, das ist Gott nach der Bibel. Er hat alles erschaffen und hält alles zusammen. Aber Gott ist ein Gott der Ordnung, nicht der Unordnung.
Das lernen wir auch aus 1. Korinther 14 am Schluss, im Zusammenhang mit dem Gemeindeleben. Gott ist nicht ein Gott des Chaos. Sobald Chaos in der Gemeinde herrscht, dann ist es nicht mehr der Gott der Bibel, der wirkt. Wenn alles durcheinandergeht, wenn durcheinander gebetet und gesprochen wird, dann ist es nicht mehr der Gott des Friedens. Wahre Ordnung wirkt.
Weil Gott ein Gott der Ordnung, des Friedens und der Harmonie ist, hat er Prinzipien, wie er handelt und die Welt festhält. Darum können wir ziemlich sicher sein, dass wir, wenn wir aus dem Fenster springen, zur Erde fallen.
Wir können sicher sein, dass es sehr gefährlich ist, von weit oben herunterzuspringen. Das Gesetz vom Fall, das Gesetz der Anziehung, die Gravitation, ist die Umschreibung des üblichen Handelns Gottes.
Wir müssen nicht meinen, dass Gott schnell eine Ausnahme macht, wenn wir wollen. Aber in der Zeitung lesen wir immer wieder: Ein kleines Kind ist aus dem fünften Stock gefallen und hat wie durch ein Wunder überlebt und fast keine Verletzungen.
Warum schreiben sie immer „wie durch ein Wunder“, wenn es ein Wunder war? Weil nach aufklärerischem Prinzip gibt es keine Wunder. Wenn ein Wunder geschieht, dann ist es eben ein Wunder.
Die Bibel zeigt uns einen Gott, der Wunder tut. Aber das ist eben nicht das Normale, sondern die Ausnahme. Darum müssen wir normalerweise nicht mit Wundern rechnen.
Gott kann ein Wunder tun, wann er will. Aber wir können nicht damit rechnen, sondern müssen damit rechnen, dass es normalerweise nach den Naturgesetzen geht.
Das ist auch wichtig beim Autofahren: Wir müssen damit rechnen, dass es normalerweise nach den Naturgesetzen geht und nicht nach einem Wunder.
Wir preisen diesen Gott, wie David in Psalm 72, der für Salomo schreibt: Psalm 72, Vers 18: „Gepriesen sei der Herr, Gott, der Gott Israels, der Wunder tut, er allein. Und gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit, und die ganze Erde werde erfüllt mit seiner Herrlichkeit. Amen, ja, Amen!“
Gott kann Wunder tun, und das sehen wir auch im Buch Jona. Aber Wunder sind sehr selten, und darum sind sie in der Bibel nicht das Normale.
Mose hat Wunder getan in Ägypten und in der Wüste. Aber von der Erschaffung Adams bis zum Auszug aus Ägypten, 1606 v. Chr., finden wir keinen einzigen Glaubensmann oder eine Glaubensfrau, die Wunder tut.
Natürlich hat Gott immer in der Natur gehandelt, er hat die Sintflut bewirkt, er hat immer wieder eingegriffen – alles ist Gottes Handeln. Aber Wunder sind sehr selten.
Nach der Konzentration von Wundern in Ägypten und in der Wüste wurde es wieder sehr ruhig im Land. In der Richterzeit liest man von einem Gideon, der sagt: Wo sind die Wunder geblieben, von denen unsere Väter gesprochen haben? Das war sehr unüblich in seiner Zeit. Man sprach immer von den Wundern von früher, aber was ist heute noch?
Gott handelt üblicherweise nach den Naturgesetzen, und es gibt Ausnahmen, mit denen er seine Macht und Größe zeigt, die uns zum Anbeten führen sollen.
Wenn uns dann jemand fragt, und es gibt moderne Leute, die sagen: „Erklär mir mal die Wunder in der Bibel“, dann sagt man: Wenn ich ein Wunder erklären kann, ist es ja gar kein Wunder mehr.
Die Frage ist schon völlig daneben. Ein Wunder ist eben gerade etwas Wunderbares, das unsere Erklärung übersteigt und nur darin besteht, dass der Gott, der alles kann, handelt, wie er will.
Er handelt aber nicht chaotisch, so wie die Götter der Griechen angeblich völlig chaotisch handelten. Dort gab es einen Gott der Quelle, einen Gott der Bäume, einen Gott der Kaufleute und so weiter. Sie konnten eigensinnig wirken, wie sie wollten, völlig chaotisch.
Wenn wir uns die Welt anschauen, sehen wir, dass sie nicht chaotisch ist. Sie folgt klaren Prinzipien. Die Naturgesetze sind nicht einfach von Gott unabhängig und starr, sondern sie umschreiben Gottes übliches Handeln.
Wenn wir das so von der Bibel her sehen, bekommen wir ein völlig anderes Weltbild als die Leute um uns herum.
Dann können wir mit Wundern umgehen und haben Augen dafür, wie der Herr in unserem Leben wirkt und eingreift. So wie in Sprüche 3, Vers 6: „Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade.“
Wir sehen Gottes Handeln auch in Kleinigkeiten, wo wir merken: Ja, dass es genau so gegangen ist, ist wunderbar, wie alles geleitet wurde.
Auch wenn wir Misserfolg um Misserfolg erleben – manchmal haben wir Phasen, in denen alles schiefgeht.
Mir ging es so: Ich war auf der Autobahn und sollte um zehn Uhr zu einem Seminar in Deutschland. Dann platzte mir der Reifen. Warum? Der ADAC kam zur Hilfe, aber fand den speziellen Schlüssel zum Ersatzrad nicht. Bei Opel gibt es einen speziellen Schlüssel, den nur Opel hat.
Er fragte: „Wo haben Sie den Schlüssel?“ Im Werkzeugkasten war nichts. Ich sagte, ich wusste, dass vorne nichts war, aber ich schaute zu seiner Freude doch nach – und tatsächlich, der Schlüssel war dort.
So kam ich mit etwas Verspätung zum Seminar. Die Deutschen waren so flexibel, dass sie in den Pausen etwas mogelten, und am Schluss konnte das ganze Programm durchgezogen werden.
Das Ganze fing schon an, als mein Laptop nicht funktionierte. Ich fragte mich: „Muss das jetzt noch sein?“ Ich konnte nicht rechtzeitig beginnen, es gab eine weitere Verzögerung.
Man merkte sich, dass ich einen neuen Laptop brauchte. Ich bekam einen neuen Laptop. Aber noch bevor ich den neuen Laptop hatte, hatte ich einen Vortrag an einem anderen Ort, und dort ging wieder etwas schief. Das führte zu einer Verzögerung von zwanzig Minuten.
Ich war dann aber so erfreut, als ich später erfuhr, dass ein ungläubiger Mann gekommen war, der statt um Viertel vor acht erst um Viertel nach acht ankam. Er meldete sich bei einem Gläubigen und sagte: „Das war offensichtlich Führung, dass es diese Verschiebung gab, denn ich habe genau das gehört, was ich hören musste.“
So ist es schön: Ein Misserfolg folgt dem anderen, und doch sieht man einen Plan darin. „Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade.“
Das war ein kleiner Exkurs, um ein richtiges Verhältnis zu haben – ein biblisches Verhältnis zur Natur, zu den Naturgesetzen, zu Wundern, zum Leben mit dem Herrn, der wirklich da ist und aktiv in unserem Leben wirkt.
Wir sind nicht bloß dem Zufall ausgeliefert. Das lernen wir aus dem Buch Jona: Der Wind, die Tiere, Fische und Würmer gehorchen dem Befehl des Ewigen.
So kommt man ganz anders klar mit Ameisen im Haus und so weiter.
Jonas Verhalten auf dem Schiff und Begegnung mit den Phöniziern
Wir setzen nun die Betrachtung in Kapitel 1 fort. Die Phönizier geraten in große Not, obwohl sie als erfahrene Schifffahrtsexperten galten. Im Gegensatz dazu schläft Jona, der von der Seefahrt nichts versteht, ruhig und tief. Das ist erstaunlich und erschreckend zugleich.
Normalerweise ist das Gewissen eines Gläubigen bei Ungehorsam sehr beunruhigt. Doch Jona hat offenbar bereits eine Abstumpfung erfahren, die es ihm ermöglicht, tief zu schlafen. Das ist sehr ungewöhnlich, denn normalerweise kann man unter solchen Umständen kaum gut schlafen.
Interessant ist auch, dass Jona bereits vor dem Sturm mit den Leuten auf dem Schiff gesprochen hat. Wir haben gelesen, dass er ihnen mitgeteilt hatte, dass er vor dem Angesicht des Herrn flieht. Man muss sich vorstellen, dass die Menschen auf dem Schiff Götzendiener waren. Sie glaubten an Baal, Astarte und andere furchtbare Götzen. Jona erzählt ihnen, dass er vor dem Gott flieht, der Himmel und Erde erschaffen hat – vor Yahweh.
Im Text wird „Herr“ mit Großbuchstaben geschrieben, was immer auf Yahweh verweist, den Ewigen und Unwandelbaren. Jona konnte diesen Leuten also offen sagen, dass er ein ungehorsamer Gläubiger ist, der vor diesem Gott flieht.
Die Männer auf dem Schiff wecken ihn und fordern ihn auf zu beten. Sie haben zu allen möglichen Göttern geschrien: Baal, Aschera, Astarte, vielleicht auch Horon und andere, wie die Götter der Kanaaniter genannt wurden. In Vers 6 heißt es: „Was ist mit dir, du Tiefschläfer? Steh auf, ruf zu deinem Gott!“
Sie setzen Baal jedoch nicht mit dem Gott Jonas gleich. So töricht sind sie nicht. Im Gegensatz zu manchen liberalen Theologen heute, die den Gott der Bibel mit Allah oder Göttern aus dem Hinduismus und Buddhismus gleichsetzen, fordern sie Jona auf, zu seinem Gott zu rufen. Vielleicht wird dieser Gott an uns denken, und wir werden nicht umkommen.
In der Fußnote habe ich vermerkt, dass hier „Gott“ mit dem bestimmten Artikel „ha Elohim“ steht. Das bedeutet immer wieder „der wahre“ oder „der höchste Gott“. Schon in 1. Könige 18,39 wird diese Bezeichnung verwendet. Dort geht es um Elija, der auf dem Karmel beweisen wollte, ob Baal oder Yahweh der wahre Gott ist.
Da Baal von den Phöniziern als Blitz- und Regengott, als Sturmgott verehrt wurde, forderte Elija sie auf zu beten, dass ihr Opfer durch Feuer vom Himmel entzündet werde. Doch sie schrien und führten ein grausames, lautes Ritual auf, doch Baal antwortete nicht.
Elija betete schlicht, und Feuer kam vom Himmel. Ganz Israel erkannte: „Der Herr ist der Gott, Yahweh ha Elohim!“ Er ist der wahre Gott.
Die Phönizier mussten also mit dem Gedanken rechnen, dass der große Sturm auf dem Meer von Baal stammt, da er als Sturmgott gilt. Sie schrien, doch es half nichts. Nun fordern sie Jona auf, zu seinem Gott zu rufen. Sie sagen nicht „vielleicht wird dein Gott“, sondern „vielleicht wird ha Elohim, der Gott, an uns denken, und wir werden nicht umkommen.“
Sie hatten also eine Ahnung, dass der wahre Gott nicht einer der Götter der Kanaaniter ist, sondern der Gott Israels.
Schließlich muss Jona ihnen sagen: Ja, ich bin schuld. Ich fliehe vor diesem wahren Gott. Wenn ihr mich ins Meer werft, werdet ihr verschont bleiben. Sie tun es, der Sturm hört auf, und so erkennen sie, dass der wahre Gott, der über allem steht – nicht nur über Blitz, Regen und Sturm –, der Gott Israels ist.
In Kapitel 1, Vers 14 lesen wir, dass sie zu Yahweh riefen. Nicht einfach zu „Gott“, was sehr allgemein wäre, denn die Kanaaniter benutzten das Wort „Gott“ auch für andere Gottheiten, zum Beispiel „El“. Hier aber wird ausdrücklich der Name Yahweh verwendet.
Im Gebet, das zweimal in diesem Abschnitt erscheint, heißt es: „Ach, Yahweh, lass uns doch nicht umkommen wegen der Seele dieses Mannes und lege nicht unschuldiges Blut auf uns, denn du, Yahweh, hast gehandelt, wie es dir gefallen hat.“
Das Gebet wird sofort erhört. In Vers 16 heißt es: „Da fürchteten die Männer den Herrn, Yahweh, mit großer Furcht und schlachteten dem Yahweh Schlachtopfer und gelobten Gelübde.“
Diese kanaanitischen Götzendiener aus dem Libanon sind durch diese Erfahrung zur Erkenntnis gekommen, dass der Gott Israels der einzige wahre Gott ist.
Ist das nicht überwältigend? Diese Gnade Gottes zeigt sich darin, dass Er Jonas Flucht zu einem missionarischen Werk für die Libanesen macht. Ursprünglich hatte Gott ein missionarisches Werk für die Nordiraker vorgesehen. Doch nun nutzt Er die Situation, um auch im Westen, auf dem Mittelmeer, bei den schiffahrenden Libanesen zu wirken.
Dadurch wird deutlich bewiesen: Die ganze Religion der Kanaaniter ist falsch! Der wahre Gott ist bei dem auserwählten Volk Israel zu finden.
Jonas Gebet im Bauch des Fisches
Nun gehen wir weiter zu Kapitel zwei.
Und der Herr entbot einen großen Fisch, um Jona zu verschlingen. Jona war im Bauch des Fisches drei Tage und drei Nächte. Da betete Jona zu dem Herrn, seinem Gott, aus dem Bauch des Fisches und sprach:
„Ich rief aus meiner Drangsal zu dem Herrn, und da antwortete er mir aus dem Bauch des Scheols“ – das ist der hebräische Ausdruck für das Totenreich.
„Schrie ich, du hörtest meine Stimme. Du hattest mich geworfen in die Tiefe, im Herzen des Meeres, und die Strömung umfloss mich. Alle deine Brandungen und deine Wellen fuhren über mich hin.“
Wir sehen, dieses Gebet ist auch wieder ein Gedicht. Darum habe ich es auch so wieder abgedruckt, mit den Verszeilen wie im Originaltext, sodass deutlich wird: Das ist ein Gedicht auf Hebräisch.
„Ich rief aus meiner Drangsal“ – bis dahin, wo wir gelesen haben. Jetzt Vers 5:
„Ich sprach: Ich bin verstoßen von deinen Augen hinweg. Doch ich werde weiter hinblicken zu dem Tempel deiner Heiligkeit. Es umfingen mich die Wasser bis zum Hals, die rauschende Wassertiefe umgab mich, Seetang war um mein Haupt gebunden. Zu den Gründen der Berge ging ich hinab, die Erde, ihre Riegel waren hinter mir auf ewig. Aber du führtest mein Leben aus dem Grab hinauf, Herr, mein Gott!“
„Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich des Herrn, und es kam mein Gebet zu dir, zu dem Tempel deiner Heiligkeit. Die dann nutzlose Nichtse verehren, verlassen ihre Bundestreue. Ich aber, mit der Stimme des Danks, werde ich dir Schlachtopfer darbringen. Was ich gelobt habe, will ich bezahlen. Das Heil ist bei dem Herrn.“
Nun, das ist ja Anlass für viel Spott gewesen: Jona im Bauch des Fisches. Und da hat man gespottet: Es ist ja klar, dass es ein Märchen ist, eine Legende, ein Mythos. So etwas geht ja gar nicht. Ein Mensch von einem Fisch verschluckt? Erst mal: Von einem Walfisch kann man gar nicht verschluckt werden.
Diese Riesenblauwale, die bis zu dreißig Meter lang werden, die größten Säugetiere der Welt, die haben ja vorne so ein Rächchen im Maul. Und da gehen sie mit offenem Maul durchs Meer. Und da kommen Plankton, kleine Krebse rein. So füllen sie eine Art Staubsauger im Wasser und ernähren sich täglich von Unmengen. Aber wenn da ein Mensch käme, der würde im Rächchen hängen bleiben, der geht nicht in den Bauch runter.
Nun, in der Bibel steht ja gar nicht, dass Jona von einem Walfisch und sogar gar nicht von einem Blauwal oder Grönlandwal, wie er auch heißt, verschluckt wurde, sondern es heißt „ein großer Fisch“.
Ja gut, und dann sagt man: Ja, natürlich, es gibt auch noch andere Walfische, die Menschen verschlucken könnten. Zum Beispiel der Pottwal könnte. Aber dann würde man sagen, das ist unsinnig, der Pottwal ist ja gar kein Fisch. In der Bibel steht, er wurde von einem Fisch verschluckt.
Ja gut, ich streite mich manchmal mit meinem Sohn wegen des Walfisches. Er will mir immer wieder beibringen, dass Walfische keine Fische sind, und dann sage ich ihm quasi, dass er sich ja selber widerspricht. Da spricht man vom Walfisch und sagt, das ist kein Fisch. Ja, das ist eine reine Definitionsfrage.
Was ist ein Fisch? Man kann sagen, Fische sind eben diese Tiere, die so wie Fische aussehen und im Wasser herumschwimmen. Da kann man definieren: Nein, ein Fisch ist jedenfalls nie ein Säugetier. Dann sind Walfische keine Fische, weil es Säugetiere sind, im Gegensatz zu den anderen Fischen.
Nun, auf Hebräisch heißt „Dag“ Fisch, aber es ist nicht so definiert im Hebräischen, dass „Dag“ nicht ein Walfisch sein könnte. Also, das ist kein Problem. „Dag“ kann alles bezeichnen, aber die Bibel sagt prinzipiell nicht, was es für ein Fisch war. Auch im Neuen Testament nicht, in Matthäus 12.
Es ist einfach ein großer Fisch. Also kommt Verschiedenes in Frage. Es könnte zum Beispiel auch ein sogenannter Haifischwal sein. Das ist kein Säugetier. Es gibt verschiedene Tiere, die Menschen verschlucken könnten.
Der Pottwal ist besonders geeignet. Er wird bis zu 23 Meter lang und hat nur im Unterkiefer Zähne. Die Abstände zwischen den Zähnen sind weit auseinander, und bei den Alttieren fallen sie sogar noch aus. Gut, also prinzipiell ist Verschiedenes möglich.
Aber man sagt dann weiter: Selbst wenn das geht mit dem Verschlucken, es ist unmöglich, dass ein Mensch überlebt in diesen grausamen Magensäften. Da gibt es keinen Sauerstoff dort drin, das ist also absolut undenkbar, es ist wissenschaftlich nicht möglich.
Ja gut, das ist auch sehr einleuchtend und sehr wissenschaftlich argumentiert. Aber trotzdem sind im zwanzigsten Jahrhundert mehrere Fälle bekannt von Menschen, die von Fischen verschluckt wurden und wieder lebendig herauskamen.
Ein Fall wurde sogar in der nationalsozialistischen Zeitung 1939 veröffentlicht. Die Nazis waren ja nicht besonders interessiert, zu belegen, dass die Bibel Recht haben könnte. Trotzdem beschreiben sie einen solchen Fall.
Walter Smith, in seinem Buch, der einen Naturwissenschaftler auf der Kanzel beschreibt, berichtet einen eidesstattlich bezeugten Fall aus dem zwanzigsten Jahrhundert wie folgt:
„Ja, ich habe es doch da. Das lohnt sich, das kurz vorzulesen.“ Auf Seite 83:
Eine Mannschaft war mit einem kleinen Boot von dem Mutterschiff hinausgefahren, um Wale zu harpunieren. Sie erspähten ein sehr großes Tier und harpunierten es erfolgreich.
Das Tier wurde wütend, schoss auf das Boot zu und schlug um sich, wobei das Boot kenterte. Die ganze Mannschaft fiel ins Wasser und schwamm dem Mutterschiff zu, von wo aus man alles beobachtet hatte.
Aber das wütende Tier griff erneut an, und ein Mann verschwand. Dieser Mann berichtete unter Eid, dass er auf einmal von einer mächtigen Welle ergriffen wurde, wonach es um ihn herum plötzlich stockfinster und entsetzlich warm wurde.
Also „U“ steht nicht drin, ja? Er merkte, wie er glatte, elastische Wände hinabglitt, und nach einigen Sekunden landete er in einem scharfen, heißen Brei, welcher ihn sehr angriff.
Er tastete um sich, um nach Halt zu suchen, wobei er allerlei halbfeste Gegenstände gewahrte, die oft auf seine Bewegungen reagierten. Er berichtete, dass der Gestank in dieser schwülen Luft unaushaltbar sei. Schrecken ergriffen ihn.
Kann man auch verstehen, nicht? Als er erkannte, wo er sich befand, nämlich im Bauch des harpunierten, wütenden Tieres – haben sie jemals einen Hühnermagen geöffnet? Wissen Sie, wie es dort aussieht? Wissen Sie, wie es dort riecht? Möchten Sie sich darin befinden?
Der Matrose befand sich in einer wahrhaftigen Totenhöhle, im Scheol, ja? Dort schwammen lauter halbtote, halbverdaute Gegenstände im Brei um ihn herum.
Jona beschreibt den Bauch als einen Schoß des Scheols. Der Matrose lebte in einer echten Totenhöhle, in einer toten Hölle, im Schoß des Scheols, wie der Prophet Jona seine eigene Lage treffend beschrieb.
Er versuchte verzweifelt, die glatten Wände hinaufzuklettern – hätte ich auch gemacht, um herauszukommen. Jedoch gelang es ihm nicht. Er arbeitete sich ein wenig hoch und rutschte dann jedes Mal wieder zurück.
Der scharfe Brei und die erstickende Luft griffen ihn derart an, dass er bald wahnsinnig und ohnmächtig wurde.
Das Tier tauchte nach einiger Zeit wieder an die Oberfläche und wurde dort von dem wartenden Schiff getötet. Beim Aufschneiden fand man den vermissten Mann. Er lag bewusstlos da, lebte aber noch.
Seine Haut war sehr gelb, seine Augen und Ohren stark angegriffen. Als er nach langer Zeit zu sich kam, war er wahnsinnig. Aber nach einigen Monaten genas er.
Auf Wunsch anderer gab er eine eidesstattliche Erklärung über seine schrecklichen Erlebnisse ab. Diese eidesstattliche Erklärung kann man in dem Buch von Doktor Rimmer „Science and Religion“ lesen.
Also die biblische Geschichte von Jona ist tatsächlich möglich. Sie hat sich sogar mehrmals, wie Rimmer berichtet, in letzter Zeit wiederholt.
Ja, also man kann schon annehmen, dass Jonas Haut ein bisschen anders aussah als die gepflegte Haut von heute, ja? Ja, gegärbte Gesichtshaut, gelbe Hände.
Und so kam er dann später nach Niniveh. Herr Jesus sagt, Jona war ein Zeichen der Niniviten.
Die haben sich schon gefragt, was das für ein komischer Mann ist. Sie haben sich nicht gesagt: Kommt der vom Mars? Sondern sie haben sich gesagt: Ja, woher kommst du? – Ich komme aus dem Fisch.
Ja, jetzt machen wir Pause, eine halbe Stunde.
Wir stehen ja immer noch in Kapitel zwei, Jona jetzt im Bauch des Fisches. Er bezeichnet seinen Aufenthalt dort als Totenreich, Kapitel 2, Vers 3:
„Aus dem Bauch des Scheols schrie ich.“ Scheol ist im Alten Testament der Ausdruck für das Totenreich im Jenseits, da, wo Geist und Seele hingehen.
Für die Gläubigen ist das das Paradies, und für die Verlorenen ist das der Ort der Qual, gemäß der Geschichte vom reichen Mann und Lazarus in Lukas 16.
Aber Scheol im Alten Testament bezeichnet auch das Grab. Man muss also von Stelle zu Stelle unterscheiden.
Der Scheol als Grab ist der Aufenthaltsort des gestorbenen Leibes, und Scheol im Sinn von Jenseits ist der Aufenthaltsort von Seele und Geist.
Hier, Jona im Bauch des Fisches, da ist eben der Bauch nun sein Grab. Aber er schreit da im Bauch des Fisches, also er lebt da im Bauch, aber gewissermaßen im Totenreich.
Später spricht er effektiv auch von einem Grab, Vers 7 am Schluss:
„Aber du führtest mein Leben aus dem Grab hinauf, Herr, mein Gott!“
So geht aus dem Text selber hervor, dass die Erfahrung Jonas ein Hinabsteigen in den Tod und wieder ein Hinaufsteigen ins Leben war.
Darum nimmt der Herr Jesus im Neuen Testament die Jonas-Geschichte auf und erklärt in Matthäus 12, dass dieses Ereignis ein Hinweis ist auf sein eigenes Sterben.
Matthäus 12: Die Schriftgelehrten und Pharisäer wollten ein Wunder sehen, und er sagt in Vers 39:
„Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas des Propheten.
Denn gleich wie Jonas drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.
Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen, denn sie taten Buße auf die Predigt Jonas. Und siehe, mehr als Jonas ist hier.“
Also der Herr Jesus sagt: Genauso wie Jona im Totenreich war für drei Tage, so wird das auch sein mit ihm, dem Messias.
Da ist ein Voraushinweis auf ihn hin, auf Tod und Auferstehung. Und wenn wir eben wirklich im Text beachten: Scheol, Grab, wird dieser Bezug absolut deutlich.
Wie steht es eigentlich mit der Zeitangabe „drei Tage, drei Nächte“? Da haben viele damit ein Problem gehabt, weil man ja immer gesagt hat, der Herr ist am Freitag gekreuzigt worden und am ersten Tag der Woche, am Sonntag, auferstanden.
Nun sagt man sich: Ja, aber das geht nicht, drei Tage und drei Nächte. Da muss man die ganze Chronologie verändern, damit man wirklich drei Tage und drei Nächte hineinbringt.
Aber das ist alles nicht nötig, denn wenn man in den Evangelien eine strenge Chronologie durchführt, ab dem Einzug des Herrn am Palmsonntag, da kann man eindeutig zeigen:
Der Herr zog am Sonntag ein. Dann haben wir jeden Tag, jeder Tag ist dokumentiert bis dann zum Sonntag nach dem Sabbat.
Da kann man ganz eindeutig zeigen aus den Evangelientexten, in der strengen Chronologie, speziell im Markus-Evangelium, dort ist sie ganz vollständig dokumentiert:
Der Herr wurde am Freitag gekreuzigt und am Sonntag ist er auferstanden.
Nun, das stimmt überein damit, wie der Herr Jesus auch im Matthäusevangelium sagt, dass er am dritten Tag auferstehen wird.
Ja, wie geht das: drei Tage und drei Nächte und dann am dritten Tag?
Nun, sprachlich ist ja immer ein Problem: Was heißt Tag?
Der Tag kann die helle Zeit sein, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Tag kann aber auch bedeuten, ein 24-Stunden-Tag, das heißt ein Kalendertag.
Und wenn man sagt, drei Tage im Tod, was heißt das nun genau?
Nun, wenn man ganz genau sagen wollte, drei Kalendertage, dann konnte man sagen: drei Tage und drei Nächte.
Dieser Ausdruck kommt zum Beispiel auch im Alten Testament vor. Ich gebe nur die Stelle an, da kann man dann selbst das durchstudieren: 1. Samuel 30.
Dort findet David einen Mann, der auf der Erde lag und drei Tage und drei Nächte kein Brot gegessen hatte.
Aber gleich danach, in Vers 13, sagt er, dass er heute vor drei Tagen verlassen worden sei.
Also heute vor drei Tagen ist das Gleiche wie drei Tage und drei Nächte, das heißt an drei Kalendertagen.
Und so rechnet man einen Kalendertag als Tag, auch wenn er angebrochen ist.
Es ist ein ähnliches Problem wie wir das heute Morgen hatten beim Nordreich, wo man das Thronbesteigungsjahr als Jahr rechnen kann, obwohl es nur angebrochen ist.
So ist das diese inklusive Rechnung, wo der angebrochene Tag auch gerechnet wird.
Also „drei Tage und drei Nächte“ ist im Matthäusevangelium das Gleiche wie dann in Kapitel 28: „Am dritten Tag werde ich auferstehen.“
Also drei Kalendertage. So war der Herr Jesus am Freitag im Grab, am Sabbat vollständig 24 Stunden und dann auch noch am dritten Kalendertag, an dem er auferstand, am Sonntag.
Aber der erste und der letzte Tag waren angebrochen.
Nun das zu dieser Parallele.
Jona war an drei Kalendertagen eben in diesem Bauch des Fisches. Er konnte dann natürlich nicht mehr unterscheiden zwischen heller Zeit und dunkler Zeit, denn im Bauch war es sowieso dunkel, wie wir ja so lebendig geschildert bekommen hatten, gerade zuvor, am Ende des ersten Teils.
Ja, also eine ganz eindrückliche Darstellung von Tod und Auferstehung bei Jona.
Und der Herr Jesus sagt, so wie Jona eben ein Zeichen war.
Man musste ja merken, dass der Mann gewissermaßen auferstanden war, als er mit seiner gelb gegerbten Haut in Ninive wieder auftrat.
Auch in Israel war er natürlich ein Zeugnis, denn die Israeliten dienten ja damals unter Jerobeam den Götzen.
So war er auch wieder ein Zeugnis, dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs der Gott ist, der aus dem Tod heraufführen kann.
Und was noch dazu kommt: Der Baal wurde verehrt bei den Kanaaniten als Gott des Todes und der Auferstehung.
Merken wir auch da wieder ein eindrückliches Zeugnis: Wer kann einen Menschen, der in den Tod hinabgeführt und wieder heraufgeführt wird?
Das ist der Gott Israels, auch wieder dokumentiert in Jona.
Aber wir haben auch Gegensätze. Die Parallele ist klar: drei Tage im Tod.
Aber der Gegensatz ist: Jona ging ins Grab, in den Bauch des Fisches, wegen seiner eigenen Sünde.
Der Herr Jesus ging für fremde Schuld, für unsere Schuld in den Tod.
Das ist der gewaltige Gegensatz zwischen Jona und dem Herrn.
Aber dieses Hinabführen in die tiefsten Tiefen hat dazu geführt, dass Jona eine völlige Umkehr erlebte.
So sehen wir hier die Zucht Gottes über einen Gläubigen.
Auch wir kommen als wahre Gläubige automatisch unter die Zucht des Vaters, wenn wir ihm ungehorsam sind.
Und es kann sehr schmerzhaft sein.
So lesen wir auch in Hebräer 12 davon, wie Gott eben seine Kinder züchtigt, um uns zurechtzubringen, seine Heiligkeit teilhaftig werden zu lassen.
Und so schön: Jona kommt wirklich zur Buße, und die Echtheit seiner Umkehr wird deutlich durch seine Taten.
Es war nicht nur ein Bekenntnis, sondern die Taten folgten.
Er ging nachher nach Ninive.
Geologische und theologische Anmerkungen zu Jonas Gebet
Übrigens, noch so nebenbei: In Kapitel 2, Vers 7 haben wir gelesen: „Zu den Gründen der Berge ging ich hinab, die Erde, ihre Riegel waren hinter mir auf ewig.“ Das ist ein interessanter Ausdruck – „die Gründe der Berge“. Wie hat man sich das im Altertum vorgestellt? Wie sind die Berge entstanden?
Im Altertum dachte man allgemein, dass Berge durch Vulkanismus entstanden seien. Das war eine sehr verbreitete Ansicht. Wir wissen zwar, dass einige Berge durch Vulkane entstanden sind, wie zum Beispiel der Vesuv. Doch das ist die Minderheit. Die meisten Berge sind durch Auffaltung entstanden, wie wir heute durch die moderne Geologie wissen.
Nach der Bibel geschah dies im Zusammenhang mit der Sintflut, und zwar am Ende der Sintflut. Psalm 104 sagt: „Es erhoben sich die Berge, es senkten sich die Täler an den Ort, den du ihnen festgesetzt hast.“ Nicht über Millionen von Jahren, sondern katastrophisch am Ende der Sintflut durch Auffaltung. Das ist eine sensationelle Aussage, denn erst in moderner Zeit kam diese Überzeugung auf. Man erkennt an den Schichten, wie sie gefaltet sind, dass die Berge, wie die Alpen, durch Druck vom Süden entstanden sind. Auch am Himalaya sieht man gewissermaßen die Schiebespuren sogar am Grund des Indischen Ozeans.
Diese Erkenntnisse sind erst aus der neuesten Zeit bekannt. Das bedeutet, dass diese großen Gebirge letztlich bis in die Ozeanbecken hinunterreichen. Das entspricht genau dem, was hier steht: „Zu den Gründen der Berge ging ich hinab.“ Welch ein Gegensatz!
Im Koran liest man von den Bergen, dass Allah die Erde erschaffen hat und dann die Berge auf die Erde warf, um ihr Stabilität zu geben. Das ist der Unterschied. Die Bibel spricht ganz anders. Sie spricht hier sogar von den Gründen der Berge im Meer.
Beachten wir noch Vers 9: „Die da nutzlose Nichtse verehren.“ Hier nimmt Jona Bezug auf die Götzendiener in Israel, die die Bundestreue Gottes vom Sinai verlassen haben. In diesem Kapitel sehen wir, wie nicht-israelitische Götzendiener den wahren Gott erkennen. Auch Jona verurteilt allen Götzendienst und kehrt zurück zur Buße. Diese Buße führt ihn wieder zur Anbetung.
Vers 10 lautet: „Ich aber mit der Stimme des Danks werde ich dir Schlachtopfer darbringen.“ Das zeigt die Wiederherstellung, dass er Gott von Herzen loben und danken kann.
Dann kommen wir zu Vers 11, oder je nach Bibelausgabe auch Vers 3 im nächsten Kapitel: „Und der Herr gab dem Fisch einen Befehl, und da spie er Jona an das Festland.“ Übrigens, dieser Ausdruck „Festland“ heißt im Hebräischen „Jabascha“, was „das Trockene“ bedeutet. Das ist der Ausdruck, den wir schon im ersten Buch Mose finden. Zuerst war die Erde ja vollständig von Wasser überschwemmt, und erst am dritten Tag ließ Gott das Trockene sichtbar werden. Auch heute ist „Jabascha“ im modernen Hebräisch das normale Wort für Festland, das Trockene.
Am dritten Schöpfungstag haben wir also eine erste Gebirgsauffaltung, vorsintflutlich. Nach der Sintflut gab es dann nochmals eine Auffaltung der Gebirge, und so ist das heutige Festland entstanden. Jona wird also vom Fisch durchs Mittelmeer geführt und an der richtigen Stelle, in Israel, wieder an das Festland gespien.
Nun folgt die neue Berufung. Das Wort des Herrn geschah zu Jona zum zweiten Mal, indem er sagte: „Steh auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe ihr die Predigt aus, die ich dir sage.“ Jona stand auf und ging nach Ninive gemäß dem Wort des Herrn.
Ninive war eine überaus große Stadt, drei Tagereisen breit. Um in die Stadt hineinzugehen, brauchte man eine Tagereise. Jona rief und sprach: „Noch vierzig Tage, und Ninive wird umgestürzt sein.“
Die Leute von Ninive glaubten Gott, sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch – vom Größten bis zum Kleinsten. Das Wort gelangte zum König von Ninive. Er stand auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in die Asche. Er ließ ausrufen, dass Ninive auf Befehl des Königs und seiner Großen sagen solle:
„Menschen und Vieh, Rinder und Kleinvieh sollen nichts genießen, nicht weiden und kein Wasser trinken. Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bedeckt werden und laut zu Gott rufen. Jeder soll umkehren von seinem bösen Weg und von seinem Unrecht, das in seinen Händen ist. Wer weiß, vielleicht lässt sich der Gott, der wahre, der höchste Gott, umwenden und es sich gereuen. Er könnte sich von der Glut seines Zornes abwenden, sodass wir nicht untergehen.“
Der wahre, höchste Gott sah ihre Werke, dass sie von ihrem bösen Weg umgekehrt waren. Da gereute es ihn über das Unglück, von dem er geredet hatte, es ihnen anzutun, und er tat es nicht.
Aber bis hierher!
Die Entdeckung von Ninive und archäologische Bestätigung
Ja, jetzt haben wir das Problem mit dem Fisch hinter uns, das früher zu so viel Spott Anlass gegeben hat, aber unbegründet war, wie wir gesehen haben.
Nun kommt diese große Stadt Ninive ins Spiel. Sie sei eine so große Stadt, dass man drei Tage bräuchte, um sie zu durchqueren. Über diese Stadt hat ein Mann besonders gelacht: Voltaire. Voltaire war einer der großen Aufklärungsphilosophen. Er spottete darüber, dass eine so große Stadt plötzlich vom Erdboden verschwunden sein sollte. Denn niemand wusste etwas von einer Stadt Ninive. Sie war völlig unbekannt. Man nahm an, sie sei irgendwo vom Erdboden verschluckt worden. Für ihn war das ein völliger Unsinn: Eine antike Stadt von drei Tagereisen Ausdehnung, und heute sollte man keine Spuren mehr davon finden? So hat er über die Bibel gelacht.
Übrigens war Voltaire auch der Mann, der gesagt hat, dass die Bibel in ein paar Jahren sowieso verschwunden sein und keine Bedeutung mehr haben werde. Später hat tatsächlich die Bibelgesellschaft sein Haus aufkaufen können. Es war dann bis oben gefüllt mit Bibeln – als Gottes Ironie, ja.
Tatsächlich wusste man damals nichts mehr von Ninive, und so musste man einfach glauben, dass der Bibeltext stimmt. Aber dann, im Jahr 1843, entdeckte Pierre Botta im Nordirak diese Stadt. Pierre Botta war Arzt, Doktor der Medizin in Turin, als Italiener geboren und hat später als französischer Konsul gearbeitet. Er hatte ein Hobby, eine Leidenschaft für Archäologie, und entdeckte die ersten Steine von Ninive.
So wurde diese Stadt nach und nach ausgegraben, und das brachte eine Überraschung. Ninive in seiner größten Blütezeit, um 700 vor Christus – also etwas nach Jona – war als Stadt mit einer Stadtmauer von zwölf Kilometern Umfang gebaut. Aber das war nur die Stadt selbst, ohne die Agglomeration, ohne die Vororte.
Wenn man die Vororte dazuzählt, ergibt das einen Umfang von etwa hundert Kilometern. Das ist sensationell und entspricht tatsächlich den drei Tagen, die man braucht, um eine Stadt in diesem Umfang zu besuchen. Möchte man die Stadt kennenlernen, auch die Geschäfte anschauen, braucht man schon drei Tage.
Es hat sich also tatsächlich so herausgestellt. Früher hatte man diesen Beweis nicht. Der Gläubige glaubte, weil er Gott und seinem Wort vertraute, und der Spötter spottete, weil er nichts glauben wollte. Aber er irrte – um den Preis seiner Seele. Das ist das Tragische. In Jeremia lesen wir diesen Ausdruck: „Ihr habt euch geirrt um den Preis eurer Seele“, und das war wohl hier der Fall.
Es ist manchen bekannt, dass Voltaires Krankenschwester später sagte, sie wolle nie mehr einen Ungläubigen sterben sehen. Es war so grauenhaft, als Voltaire starb, der Spötter über Ninive.
Man hat auch errechnet: Die Stadt selbst, also die Hauptstadt, bot Raum für 175.000 Bewohner. Wenn man dann noch die ganze Agglomeration dazunimmt, ist es nicht mehr überraschend, wenn es heißt, am Schluss gebe es 120, die nicht zwischen ihrer rechten und linken Hand unterscheiden können. Das waren die Kinder bis etwa sieben Jahre. Ab diesem Alter beginnen sie langsam zu wissen, wo rechts und links ist. So steht es in Jona 4,11.
Manche haben gedacht, dieser Ausdruck bedeute einfach alle Menschen dort, die nicht zwischen Recht und Unrecht unterscheiden konnten. Das wäre ja auch denkbar. Aber von den Ausmaßen her kann man es durchaus so verstehen, also die 120 Kinder, und die Erwachsenen kommen noch dazu. Statt Ninive mit den ganzen Vororten.
Wir haben hier von der großen Stadt gelesen, und das ist ein interessantes Wort, weil wir im Buch Jona immer wieder von großen Dingen lesen. Ich habe in Fußnote 4 die großen Dinge im Buch Jona zusammengestellt: Die große Stadt (Jona 1,2; 3,3; 4,11), dann ein großer Wind (1,4), ein großer Sturm (1,4.12), eine große Furcht der Heiden (1,10.16), ein großer Fisch (2,1) und in Kapitel 4 lesen wir von einem großen Übel und von großer Freude. Es ist ein ganz typisches Wort für das Buch Jona: die große Stadt.
Kommunikation und Sprache auf der Reise
Jona geht hinein und verkündet eine kurze Predigt: „Noch vierzig Tage, und Ninive wird umgestürzt sein.“
Ein kleiner Nachtrag: Man kann sich fragen, wie Jona auf dem phönizischen Schiff in Kapitel 1 eigentlich mit den Leuten kommunizieren konnte. Er war ein hebräischsprachiger Israelit, und die Phönizier sprachen Phönizisch. Das war jedoch kein Problem, denn Phönizisch ist ein kanaanitischer Dialekt, und Hebräisch ist ebenfalls ein kanaanitischer Dialekt. Deshalb wird Hebräisch in Jesaja 19 als die Sprache Kanaans genannt, die auch in der Endzeit gesprochen werden wird (Jesaja 19).
Ich habe eine ganze Reihe phönizischer Inschriften gelesen und übersetzt, und wenn man Hebräisch kann, ist das eigentlich kein Problem. Man muss nur einige grammatische Besonderheiten des Phönizischen kennen, und schon kann man diese Texte übersetzen. Es ist wirklich nicht schwierig, weil es quasi eine Sprache ist, die so nah ist wie ein Dialekt. So konnte also Jona mit den Phöniziern kommunizieren.
Schwieriger wurde es mit Ninive, denn dort sprach man Assyrisch. Assyrisch ist ein anderer Dialekt als Babylonisch. Im Südirak und der Nordirak, wo die Assyrer lebten, konnten sie sich zwar verstehen. Beide Dialekte gehören zum Akkadischen, einer semitischen Sprache, die mit Arabisch und Hebräisch verwandt ist, aber viel weiter entfernt. So wie man mit Hebräisch kein Arabisch versteht, versteht man auch kein Assyrisch.
Das könnte eine Erklärung sein, warum Jonas Predigt so knapp ist: „Noch vierzig Tage, und diese Stadt ist umgekehrt.“ Man kann nicht annehmen, dass Jona fließend Assyrisch sprach. Aber er konnte sich die nötige Botschaft in dieser verwandten Sprache zurechtlegen. Man sollte aber auch nicht meinen, dass seine Predigt nur aus diesem Satz bestand. Vielmehr war es die Spitzenzusammenfassung seiner Botschaft: Noch vierzig Tage gibt Gott eine Gnadenfrist, und dann kommt die Katastrophe über Ninive.
Die Leute, überwältigt von diesem eigenartigen Mann mit der gegerbten Haut – dieser „gelbe Mann“ aus dem Bauch des Fisches –, glauben Gott und nehmen die Botschaft an. Auch hier finden wir wieder den Ausdruck, dass der König von Ha Elohim spricht, dem höchsten oder wahren Gott (Vers 9 und 10). Sie erkennen, dass der Gott Jonas der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist und nicht etwa der assyrische Nationalgott Assur, der oberste Gott der Assyrer. Nein, der wahre Gott ist der, den Jona verkündigt, und sie nennen ihn Ha Elohim.
Gott wirkt Buße unter den Bewohnern. Es gibt eine stadtweite Umkehr und Buße, die sogar vom König unterstützt und formell angeordnet wird. Es ist immer wieder erstaunlich, wie ein Mensch zur Bekehrung kommt. Das ist eigenartig, und wir erleben es immer wieder: Wir können das nicht machen, und es ist oft unklar, was genau die Bekehrung auslöst.
Ich habe das selbst erlebt, als ich zwei Jahre später von jemandem hörte, der eine andere Person bekehrt hatte. Es war ein Vortrag über Jerusalem, und diese Frau sagte, als ich über Jerusalem sprach, die untreue Stadt, habe sie sich darin gesehen. Ich selbst hatte dabei gar nicht an diese Parallele gedacht – Jerusalem als Symbol für einen untreuen Menschen. Und genau das hat die Bekehrung ausgelöst.
Wir wissen also nicht, welche unserer Worte oder Schriften Frucht bringen. Wir müssen es einfach tun. So wie ein Sämann sich nicht fragt, welches Korn aufgehen wird. Es wird nicht alles aufgehen, aber wenn man sät, wird etwas kommen. Und das ist Gottes Angelegenheit.
In Apostelgeschichte 16 predigt Paulus in Philippi. Wer bekehrt sich? „Der Herr öffnete ihr Herz.“ Das können wir nicht tun. Wir können nur gehorsam die Botschaft weitergeben, so wie Jona. Und wir denken, es ist eine ziemlich dürftige Botschaft: „Noch vierzig Tage, und die Stadt ist umgekehrt.“ Doch die Leute tun Buße, weil Gott die Buße wirkt.
Der Mensch sucht Gott nie von sich aus. Römer 3 sagt, es gibt niemanden, der Gott sucht. Aber Römer 2,4 erklärt, dass die Güte Gottes den Menschen zur Buße leitet. So ist es immer ein Wunder, wenn ein Mensch sich bekehrt. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir das nicht machen können, und wir wissen auch nicht, wo Frucht entsteht und wo nicht. Wir müssen einfach unsere Arbeit treu tun, aber der Herr öffnet die Herzen.
Diese Erkenntnis darf uns jedoch nicht dazu verleiten zu denken, es komme nicht darauf an, wie wir es tun. Wir können die Botschaft nicht einfach hingeworfen und darauf vertrauen, dass der Herr die Herzen schon öffnet. Nein, wir sehen bei Paulus, wie er sich große Mühe gibt, das Evangelium zu verkündigen. Schon in der Apostelgeschichte sieht man, wie er auf das Wissen der Leute eingeht, darauf aufbaut und sie in verschiedenen Stufen bis zur Bekehrung führt.
Das heißt, wir müssen uns so anstrengen, als ob es von uns abhängen würde. Und wenn wir das getan haben, sagen wir uns: „Wir können es nicht machen, der Herr muss es bewirken.“ Das sind zwei Seiten derselben Medaille.
Jonas Beispiel ist eindrücklich: eine knappe Botschaft, und es kommt zu einer Erweckung. Wie war es bei Noah? Er predigte 120 Jahre lang, und es kamen sieben Menschen zum Glauben – alle aus seiner Familie, niemand sonst. Wer heute über Erweckung spricht und meint, sie hänge von unserer Methode ab, der irrt. Sonst hätte Noah etwas falsch gemacht. Die Bibel macht ihm keinen Vorwurf, sondern nennt ihn den „Prediger der Gerechtigkeit“ (2. Petrus 2,5). Doch praktisch gab es keine Frucht.
Noahs Aufgabe war es, die Botschaft treu weiterzugeben. Das Ergebnis liegt in Gottes Hand. Gott kann eine ganze Stadt zur Umkehr bringen, in einem anderen Fall sieben aus der eigenen Familie – und dann nichts mehr. Die ganze Bandbreite, ja!
Jonas Unmut und Gottes Gnade
Ja, und nun kommen wir zu Kapitel vier. Lese ab Vers eins:
"Und es war übel für Jona, ein großes Übel, und er zirnte."
Da haben wir wieder eines von diesen großen Dingen, ein großes Übel. Also, er war schon nicht auf Erweckung aus, im Gegenteil. Man merkt, es war wirklich nicht von ihm abhängig, ja?
Er betete zu dem Herrn und sprach: "Ach Herr, war dies nicht mein Wort, als ich noch in meinem Land war! Darum kam ich dem zuvor, indem ich nach Tarsis floh, denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Bundestreue und der sich des Übels geräuen lässt."
Das ist ein Zitat aus dem Alten Testament, denn so hatte sich Gott zum Beispiel schon Mose gegenüber vorgestellt als dieser gnädige und barmherzige Gott. Die Stelle lautet: 2. Mose 34,6: "Der Herrgott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit."
Wir finden im Alten Testament viele Zitate aus dem Alten Testament. Es gibt dazu leider nur auf Hebräisch, auch für die, die Hebräisch lesen, ein wunderbares Buch, das heißt "Magbilot Bamikra – Parallels in the Bible" von Abba ben David. Ein schmales Büchlein mit all den Bibeltexten aus dem Alten Testament, die es in Parallelen gibt, und dann aufgeschrieben in zwei Spalten. Zum Beispiel all die Geschichten aus Königen und Chronika, die parallel vorkommen, sind so wie die parallelen Evangelientexte. Wenn man die vier Evangelien nebeneinander in vier Kolonnen setzt, so setzt er das nebeneinander. Da macht man gewaltige Entdeckungen, wie viele Bibelbücher und Zitate aus anderen Büchern sind. In Jeremia Zitate aus Micha usw. Zitate aus dem Gesetz, durch das ganze Alte Testament voller Parallelen. Also da wird zitiert innerhalb des Alten Testaments, und das Gleiche ist ja besser bekannt von Zitaten, etwa dreihundert im Neuen Testament aus dem Alten Testament. So ist das Alte Testament in sich verwoben.
Ja, also Jona zitiert aus der Bibel. Denn ich wusste, dass du bist – und jetzt kommt Poesie – ein gnädiger und barmherziger Gott, langsam zum Zorn und groß an Bundestreue und der sich des Übels geräuen lässt. Er wollte das Gericht für die Assyrer, aber Gott hat ihm Gnade geschenkt. Und Jona war wirklich am Ende.
Vers 3: "Und nun, Herr, nimm doch meine Seele von mir weg oder mein Leben."
Das heißt also, er möchte sterben. Denn mein Tod ist besser als mein Leben. Da sprach der Herr: "Ist es recht, dass du zürnst?"
Und Jona ging aus der Stadt hinaus und setzte sich hin, östlich von der Stadt, und da machte er sich dort ein Laubdach oder eine Hütte. Fußnote: Er saß unter ihr, bis er sähe, was mit der Stadt geschehen würde. Sollte also sehen, kommt da irgendeine Armee, gibt es da plötzlich ein Erdbeben oder wie geht das?
Und der Herrgott entbot eine Rizinusstaude und ließ sie zugunsten von Jona über ihn emporwachsen, um einen Schatten über seinem Haupt zu sein, um ihn von seinem Übel oder Missmut – kann man übersetzen wie in 4, Vers 1 – zu retten. Da freute sich Jona über die Rizinusstaude mit großer Freude.
Es ist ganz eindrücklich, wie Gott auf diese Launenhaftigkeit dieses Mannes eingeht. Also, wir wären vielleicht schnell mal bereit, mit so jemandem nicht mehr einfach zu diskutieren, weil kein Wert, so launisch eben. Da sieht er die Erweckung und sagt, jetzt möchte ich sterben, habe keine Freude mehr am Leben. Und der Herr geht darauf ein und sagt: "Ist es recht, dass du so wütend wirst?"
Und er ist so missmutig da, und der Herr lässt eine Rizinusstaude wachsen. Rizinusstauden, hier im Hebräischen Kikajon, das sind Stauden, die bekannt sind für ein sehr, sehr schnelles Wachstum. Im Nahen Mittleren Osten können die so drei, vier Meter hoch wachsen, haben sehr große Blätter, ideal also für Wanderer im Mittleren Osten, die sich zwischendurch vor der Sonne schützen möchten.
So lässt Gott also diese Rizinusstauden ganz schnell wachsen. Das Tempo hier überrascht natürlich und ist wieder ein neues Wunder. Wir haben schon ein paar Wunder gehabt in dem Buch Jona, aber doch irgendwie Wunder, die nicht ganz ohne Erklärung, Teilerklärung sein können. Wir haben das schon beim Fisch gesehen, schon ein Wunder, aber es gibt eine kleine Teilerklärung. Es kann mal sein, dass jemand so überlebt.
Und mit dieser Rizinusstaude ist es auch so. Man kennt zum Beispiel aus den USA eine Pflanze, die bekannt ist, dass sie innerhalb von Minuten gewaltige Triebe hervorbringen kann. Nun, wenn das schon in den USA möglich ist, warum kann Gott nicht eine Rizinusstaude noch ein bisschen schneller wachsen lassen als das normal ist? Er, der alles in der Hand hat.
Ja, und Jona freut sich so riesig über diese Rizinusstaude mit großer Freude. Nochmals etwas Großes in diesem Buch. Aber dann kommt eine unerwartete Überraschung: Der Gott, der wahre höchste Gott, entbot am folgenden Morgen beim Aufgang der Morgenröte einen Wurm. Und er stach die Rizinusstaude, und so vertrocknete sie.
Und das ist tatsächlich bekannt von der Rizinusstaude: Eine kleine Verletzung des Stängels bringt sie zum Verdorren. Und da brauchte es eben dieses Nagen des Wurmes, und schon war das Ganze hin.
Und er stach die Rizinusstaude, und so vertrocknete sie. Und es geschah, als die Sonne aufging, da entbot Gott einen glühend heißen Ostwind. Die Sonne stach auf dem Kopf Jonas, und so sank er schlaff nieder und bat, dass seine Seele – hier wieder Seele im Sinne von Leben – dass sein Leben sterben möge.
Also, diese Stelle sagt nicht, dass die Seele des Menschen stirbt, sondern Nefesch ist oft im Alten Testament einfach das Leben, das natürliche Leben, das stirbt. Dass seine Seele sterben möge oder sein Leben in den Tod gehen möge. Und er sagte: "Mein Tod ist besser als mein Leben."
Also wir erfahren schon ein bisschen etwas über die seelische Konstellation dieses Mannes. Das geht also ziemlich schnell runter, ja? Eben die Erweckung, und dann ist er schon fertig, am Ende: Ich möchte lieber sterben. Und dann das mit der Rizinusstaude, und schon ist er wieder überzeugt, ich möchte sterben.
Das gibt es auch heute: Menschen, die sehr schnell sagen, jetzt möchte ich sterben, jetzt habe ich so genug. Und da gibt es wieder andere, die erleben so viel Schlimmes im Leben, und die haben einen Lebenswillen. So sind wir halt unterschiedlich beschaffen.
Aber das Schöne ist, dass Gott diesem Jona eingeht. Er verachtet ihn nicht, obwohl er offensichtlich zu schnell sagt, er möchte sterben. Und Gott will ihm damit etwas lehren.
Da sprach Gott zu Jona: "Ist es recht, dass du zürnst wegen der Rizinusstaude?" Er sprach: "Es ist recht, dass ich zürne bis zum Tod."
Also diese Bockigkeit erklärt schon auch etwas, wie das kommen konnte mit der Flucht nach Tarsis. Sein Charakter ist noch nicht ganz geändert.
Wer hat das Buch Jona geschrieben? Jona hat es geschrieben, und er musste ja wissen, dass so viele Menschen einmal dieses Bibelbuch, dieses von Gott inspirierte Buch, lesen werden. Das ist schon auch wieder eindrücklich, diese Offenheit, ja?
Er hat also wirklich seine Eigensinnigkeit, seine Bockigkeit, seine Launhaftigkeit so offen gelegt. Damit ist das Buch Jona eigentlich auch ein Bericht über seine Einsicht, letztlich über seine falschen Gedanken und seine falschen Wege.
Und er sprach: "Es ist recht, dass ich zürne bis zum Tod."
Da sprach der Herr: "Du bist betrübt wegen der Rizinusstaude, um die du dich nicht abgemüht hast und die du nicht großgezogen hast, die als Sohn einer Nacht – da haben wir wieder so einen typischen hebräischen Ausdruck – das heißt also als Produkt einer Nacht, aber wörtlich heißt es hier Ben Leila, Sohn einer Nacht – mit Zahlwort entstanden und als Sohn einer Nacht zugrunde gegangen war."
Ich jedoch sollte nicht traurig sein über Ninive, die große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen sind, die nicht zwischen ihrer rechten und ihrer linken Hand unterscheiden können, und eine Menge Vieh.
Da sehen wir, dass Gott sagt: Er hat sich gekümmert um diese Heiden in Ninive auch in der Vergangenheit. Er ist nicht der ferne Gott, der sich nur um sein auserwähltes Volk kümmert, aber die Heidenvölker einfach so ihren Weg gehen lässt, ohne dass er sich um sie kümmert.
Gott sagt: Für dich war die Rizinusstaude so etwas Wichtiges, und dann willst du schon sterben, wenn die Rizinusstaude kaputt geht. Aber ich habe mich bemüht um diese Menschen in Ninive auch in der Vergangenheit.
Das zeigt uns etwas von Gottes Werk an den Heiden, auch bevor das Evangelium zu ihnen gekommen ist. Und ein solches Werk gibt es auch heute unter all den Völkern, die noch nicht erreicht worden sind.
Gott offenbart sich nach Römer 1 durch die Schöpfung und nach Apostelgeschichte 14 auch dadurch, wie er Fruchtbarkeit, Regen gibt, fruchtbare Zeiten und Fröhlichkeit. Es bezeugt Paulus dort, dass Gott das den Heidenvölkern geschenkt hat.
Auch auf dem Areopag, Apostelgeschichte 17, spricht Paulus davon, wie Gott den Heidenvölkern eben Gutes getan hat, auch in den vergangenen Zeitaltern.
So sehen wir, Gott hat sich bemüht um Ninive, und das war der Grund, warum es zu dieser Erweckung kommen konnte. Alles, was da in diesem Heidenvolk schon abgegangen war, das war viel Vorbereitungsarbeit Gottes für diese große Frucht.
"Ich jedoch sollte nicht traurig sein über Ninive", und Gott erwähnt ganz speziell die Kinder, die hundertzwanzigtausend. Eine wichtige Stelle, denn oft, wenn es Naturkatastrophen gibt, sagt der moderne Mensch: Wie kann Gott gerecht sein, wenn er so viele unschuldige Kinder sterben lässt?
Aber die Bibel spricht nie über unschuldige Kinder, denn wir sehen in der Bibel, dass man sehr, sehr früh, auch schon als Kind, wirklich sündigen kann.
Aber Gott sagt, dass ihre Verantwortung beschränkt ist. Darum betont er: Sie können nicht zwischen ihrer rechten und linken Hand unterscheiden. Das hat auch etwas zu tun mit der Unterscheidungsfähigkeit zwischen Recht und Unrecht.
Das hat auch damit zu tun, wenn kleine Kinder Dinge erzählen, und es ist überhaupt nicht wahr. Wenn man dann sagt, das stimmt doch gar nicht, dann beginnen sie zu weinen.
Also auch die Unterscheidung zwischen Realität und Fantasie ist manchmal ziemlich fließend.
Nun, das soll uns nicht dazu bringen, dass wir sagen, Kinder können einfach nicht unterscheiden, sondern man muss ihnen helfen, diese Unterscheidung zu machen und lernen, eben diese Unterscheidung zu machen.
Man beginnt auch, indem man beibringt, wie man zwischen rechts und links unterscheiden kann, zum Beispiel beim Grüßen, das ist eine gute Möglichkeit.
Ja, man muss sich darum bemühen, aber doch im Klaren sein: Ja, in dem Alter ist das halt noch ein bisschen schwierig, und dann ist es normal, dass sie halt längst grüßen und dass sie eben auch Wahrheit und Lüge noch schnell mal miteinander durcheinanderbringen.
Sie sind nicht unschuldig, aber sie haben nicht die Verantwortlichkeit wie Erwachsene, und Gott erwähnt das hier ganz besonders.
Wie sollte eine Katastrophe oder ein Krieg über Ninive kommen lassen und dann diese Kinder? Das geht Gott ans Herz, und es geht an Gottes Herz auch, wenn in jeder Katastrophe auch heute Kinder, die nicht zwischen rechts und links unterscheiden, umkommen.
Und noch etwas: Gott kümmert sich sogar um die Tiere und eine Menge Vieh. Vieh – behemah – ist speziell das Haustier, also das Tier, das zu Menschen eine Beziehung hat, wie Rinder, Schafe, Ziegen usw.
Aber wir können unseren Kindern ruhig sagen: Bis hin zum Kaninchen, Gott hat die Tiere auch gern.
Und das hilft uns auch, ein richtiges Verhältnis zu haben zu den Tieren, nicht ein übertriebenes – das gibt es ja auch, ein völlig falsches, krankhaftes Verhältnis.
Aber Gott kümmert sich um das Vieh, und so heißt es auch in den Sprüchen, dass der Gerechte eben um das Wohl des Viehs besorgt ist, sich um das Vieh kümmert. Also Tierschutz ist durchaus biblisch zu begründen, aber einfach an seiner Stelle. Zuerst kommt der Mensch, zuerst kommen die hundertzwanzigtausend.
Und das muss man ganz besonders sagen, wenn gewisse Leute sagen: Ja, wir müssen die Tiere schützen, und die gleichen Leute sagen dann, die Frau hat ein Recht auf Abtreibung.
Ja, und dann werden 40 Millionen – gemäß UNO-Angaben – pro Jahr durch Abtreibung getötet. 40 Millionen pro Jahr! Unglaublich!
Ja, Gott kümmert sich um die Tiere, aber noch viel mehr um die Menschen. Und auch da müssen wir uns kümmern.
Das Buch Jona hilft uns also, ein Herz zu bekommen für die Mission, für die unerreichten Völker. Und auch für die Völker, wo wir in der Geschichte sagen könnten: Die haben ganz schwer gesündigt, sie haben ein großes, größeres Unrecht getan als andere Völker.
Aber gerade sie sollen auch, auch ihnen soll die Gnade angeboten werden.
Und so haben wir also hier ein alttestamentlich wichtiges Buch, das die Heidenmission vorbereitet.
Gern später, nach der Auferstehung des Herrn Jesus, als er drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde war, ihren Anfang nahm, an Pfingsttag.
Wir sehen auch diesen Zusammenhang: Tod und Auferstehung und dann die Rettung der Heiden.
Wir haben im Buch Jona nicht nur einen Hinweis auf den Herrn Jesus selbst, dargestellt in Jona, der in den Tod ging und wieder auferweckt wurde, im Bild.
Es ist auch ein Hinweis auf die Geschichte Israels.
Die ganze Jona-Geschichte: Israel hatte den Auftrag, den Nationen Buße zu predigen. Das finden wir bereits im Alten Testament. Wenn ich zum Beispiel aufschlage in Psalm 105, Vers 1.
Da sind manche überrascht und denken: Ah, Weltmission, das ist erst im Neuen Testament?
Nein, bereits im Alten Testament lesen wir: Vers 1: "Preist den Herrn, ruft an seinen Namen, macht kund unter den Völkern seine Taten."
In diesem Psalm hat man auch im Tempel gesungen zur Zeit des alten Israels: "Macht kund unter den Völkern seine Taten." So war Jonas Mission ganz absolut auf dieser Linie.
Oder Jesaja 12, Vers 4: Auch dort haben wir diesen Wunsch, den Heidenvölkern Gottes Rettung zu verkündigen.
"Preist den Herrn, ruft seinen Namen aus, macht unter den Völkern kund seine Taten, verkündet, dass sein Name hoch erhaben ist."
So ist das Buch Jona also eine wunderbare Vorbereitung für die Heidenmission.
Aber Israel hatte den Auftrag, den Nationen Buße zu predigen. Sie versperrten sich jedoch gegen die Evangeliumsverkündigung, die in Jerusalem nach der Auferstehung des Herrn ihren Ausgangspunkt nahm.
Der Jesus hat in Apostelgeschichte 1, Vers 8 in einem Vierpunkte-Programm die Weltmission bis ans Ende der Erde angekündigt.
Aber dann sehen wir, wie dem von Juden her stark entgegengewirkt wurde.
Und in 1. Thessalonicher 2, Verse 15-16 spricht Paulus davon, was er erlebt hat, wie oft Juden, die nicht glauben wollten an Jesus, den Messias, zum Hindernis wurden, dass gerade Heiden gehindert wurden, zum Glauben ans Evangelium zu kommen.
Ja, und so wurden sie ins Völkermeer geworfen.
Ab dem Jahr 70 wurde das jüdische Volk unter alle Völker zerstreut.
5. Mose 28, Vers 64: "Von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde."
Interessant ist eben, dass die Völker in der Bibel oft mit dem Meer verglichen werden.
Eine wichtige Stelle: Jesaja 17, Verse 13-14: "Die Völker sind wie das unruhige Meer."
So kam Jona also in das Völkermeer, Israel zerstreut unter die Völker. Israel sollte jedoch nicht untergehen, sondern wieder ans Land kommen.
Und so kam die Zeit, der Fisch bringt Jona und speit ihn am richtigen Ort, in Israel ans Land, ans Festland.
Und so haben wir gesehen: Ab dem Jahr 70 wurden die Juden unter alle Völker zerstreut in einem schrecklichen Sturm.
Dreizehn Millionen wurden getötet durch Krieg und Verfolgung, Hass und Ablehnung.
Aber dann, ab 1882, begannen die Juden, systematisch zurückzukehren, bis heute drei Millionen aus allen fünf Kontinenten – ein Wunder Gottes – sowie Jona ans Land gespien wurde.
Und nun erklärt uns die Bibel für die Zukunft: Ein reuig umgekehrter gläubiger Überrest wird zum Träger der Segnungen für die Völker werden.
In Offenbarung 7, ab Vers 1, da sind wir bereits nach der Entrückung.
Da wird gezeigt, wie Gott aus Israel, aus jedem Stamm Israels – es werden zwölf – zur Bekehrung führen, erwecken, sie versiegeln.
Die werden sich gleich nach der Entrückung der Gemeinde bekehren, und dann beginnen sie mit Evangelisation.
Und in der großen Drangsalzeit werden dann noch viel mehr Juden, ein ganzer Drittel, zum Glauben kommen.
Dann werden sie das erfüllen, was im Psalm 105 steht: "Verkündige seine Taten unter den Heiden."
Psalm, Jesaja 12, Vers 4: Auch dort unter den Heiden verkündigen.
So stellt also die Jona-Geschichte die ganze Geschichte Israels vom Anfang bis zum Schluss eindrücklich dar.
Zur Zeit Jonas war Gott Assyrien gnädig, aber nach späterem erneutem Abfall erfolgte das Gericht Gottes.
Circa 612 vor Christus wurde Ninive zerstört durch die Babylonier, Meder und Skythen.
Eine dramatische Sache war das.
Das ganze Buch Nahum ist eine Prophetie über diesen Untergang und hat sich vollständig erfüllt. Alle Kapitel. Das werden wir bei den nächsten Bibelstudentagen behandeln.
Die Kämpfe gingen noch ein bisschen weiter.
Um 609 vor Christus ging Assyrien definitiv als Weltreich unter.
Nun sehen wir, Gott hat Gnade gegeben, es hat eine Erweckung gegeben, aber das ist auch wieder zusammengefallen.
Sie sind wieder zurückgekehrt in den Götzendienst, die Assyrer, und dann kam das definitive Urteil, und das ganze Weltreich brach zusammen.
Dann kam Nebukadnezar an die Weltmacht, und Jeremia sagte in Jeremia 25 und 27: Diese Völker rund um Israel werden siebzig Jahre dem König von Babel dienen, und am Ende von diesen siebzig Jahren werde ich sie richten.
609 vor Christus waren die letzten Kämpfe gegen Assyrien vorbei.
Bis 539, im Herbst, im Oktober, da eroberten die Chores von Persien Babylon.
Exakt siebzig Jahre.
Und dann kam das persische Weltreich.
Praktische Lehren aus dem Buch Jonah
Jetzt wollen wir schließen mit den praktischen Lehren auf Seite zwei in der Mitte.
Versuche nicht, vor Gott zu fliehen. Es ist vergeblich.
Zweiter Punkt: Lass dich von Gott beauftragen bezüglich Zeitpunkt, Arbeitsfeld und Botschaft. In Jona 1,1 sagt Gott: „Steh auf, jetzt ist der Moment.“ Er sagt: „Steh auf, geh nach Ninive, der großen Stadt.“ Das ist das Arbeitsfeld. Gott bestimmt, wo er missionieren muss.
Dann in Kapitel 3,2 heißt es: „Steh auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe ihr die Predigt aus, die ich dir sage.“ Jona konnte nicht phantasieren, was er erzählen sollte, sondern er gab das weiter, was Gott ihm als Botschaft gab. So wurde er beauftragt.
Nächster Punkt: Vertraue auf den Gott, der alle Naturkräfte in seiner Hand hält. Wir können denken: Gott hat Macht über den Sturm, über die Fische, über die Würmer, über die Pflanzen, über den schwülen Wind, über das Los, den Zufall. Alles ist in seiner Hand. So ruft uns das Buch Jona auf, auf diesen Gott zu vertrauen.
Nächster Punkt: Verurteile bei dir jegliche Jona-Eifersucht. Ich habe extra nicht „Jona-Komplex“ geschrieben, weil das eine Anlehnung an Sigmund Freud wäre, und das möchte ich gerade nicht. Es hat also nichts mit tiefer Psychologie zu tun, sondern einfach mit Eifersucht.
Die anderen sind mir gleich. Bei uns ist es so schön in der Gemeinde, und wir haben es toll zusammen. Was sollen da neue Leute hereinkommen? Die bringen sowieso alles durcheinander. Besonders so Frischbekehrte aus der Gasse sind ganz schwierig. Das macht unsere Ruhe ganz durcheinander. Ja, das ist Jona-Eifersucht, wenn man nur den eigenen Kreis will und nicht mehr.
Weiter: Habe ein weites Herz für Weltmission, nach Apostelgeschichte 1,8: Von Jerusalem bis zum Ende der Welt.
Und schließlich: Sei bereit, auch deinen Feinden zu vergeben, denn es ist Gottes Wille. Jesus sagt in Matthäus 5,44, wir sollen unsere Feinde lieben, für sie beten und ihnen Gutes tun. In Matthäus 6,12 sagt er, wir sollen so beten: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigen.“
Wenn wir uns bewusst sind, wie viel Gott uns vergeben hat, können wir auch anderen besser vergeben. Es ist Gottes Wille, und dazu will uns das Buch Jona Mut machen. Jona konnte es auch, denn er hat das Buch Jona geschrieben.
Danke!
Schlussgebet
Ja, wir wollen zum Schluss noch beten. Herr Jesus, wir danken Dir für Dein Wort, das so lebendig und reichhaltig ist. Jedes Bibelbuch ist auf seine eigene Art ein Gewinn und besitzt einen Tiefgang, durch den wir Gottes Pläne und Gedanken erkennen können – auch für unser Leben.
Wir danken Dir, dass wir in diesem Buch Jona so viele Dinge finden, die wir auf unser Leben übertragen können. Hilf uns, dass Dein Wort auch unser Denken und Urteilen verändert, damit wir mehr und mehr in Dein Bild verwandelt werden. Lass uns Dir immer ähnlicher werden und schenke uns die Retterliebe, die Du in unseren Herzen sehen möchtest.
Danke für Deine Gnade. Es ist uns bewusst, dass wir noch nicht in der Zeit der Gerichte leben, sondern am Ende der Gnadenzeit stehen. Wir dürfen die letzten Menschen zu Dir, Herr Jesus, rufen.
Darum bitten wir Dich: Hilf uns, freudige Zeugen zu sein, die sich Mühe geben, diese Botschaft weiterzugeben. Herr, wir möchten auf Dich vertrauen, dass Du uns immer wieder erleben lässt, wie Du die Herzen der Menschen öffnest. Es freut uns jedes Mal, wenn wir sehen, wie Menschen zur Buße kommen und Deine Retterhand ergreifen.
Amen!