Die Bedeutung des Hippikusturms und die Ankunft der Weisen aus dem Osten
Ja, wo sind wir stehen geblieben? Eben beim Herodespalast in Jerusalem. Die Römer hatten im Jahr 70 ganz Jerusalem abgerissen und die Mauern geschleift. Aber speziell der Hippikusturm, als Wahrzeichen der Stärke Jerusalems, wurde von den Römern übriggelassen.
Der Feldherr Titus sagte, die Nachwelt solle erfahren, dass es nur durch die Vorsehung möglich war, Jerusalem zu zerstören. So gehört dieser Turm, der damals das Wahrzeichen des Herodespalastes war, zu den am besten erhaltenen Bauwerken Jerusalems aus jener Zeit.
Wenn man zum Jaffator in der Altstadt von Jerusalem geht, findet man dort gleich den Hippikusturm. Dort kamen die persischen Astronomen mit der Frage: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Sie wussten nicht, dass er in Bethlehem geboren wurde. Sie kannten wohl aus der jüdischen Überlieferung, dass, wenn der Messias kommt, ein Stern aufgeht (4. Mose 24,17), und dass in Israel ein König, der König, geboren werden würde.
So kamen sie und fragten: Wo ist der Judenkönig? Die Schriftgelehrten, die Herodes versammelte, erklärten: Ja, in Micha steht, in Bethlehem wird er geboren. Daraufhin gingen die Sterndeuter nach Bethlehem.
Jetzt könnte man, wenn wir dort wären, den Weg vom Jaffator aus gemeinsam gehen. Der Weg führt schön an der Stadtmauer vorbei, am Sultansteich entlang, wo heute viele Freiluftkonzerte stattfinden. Dann geht es einfach geradeaus, und nach etwa zwölf Kilometern erreicht man Bethlehem. Das ist der Weg nach Bethlehem.
Diese Geschichte ist sehr konkret. Hier sieht man eine Rekonstruktionszeichnung der drei Türme des Herodespalastes. Der größte war eben dieser Hippikusturm.
Die Weisen aus Persien gingen nicht mehr zu Herodes zurück. Joseph wusste nun, dass sie fliehen mussten. Er ging mit dem Kindlein und seiner Mutter nach Ägypten.
Die Rückkehr aus Ägypten und die Wahl von Nazareth als Wohnort
Und dann starb König Herodes (Matthäus 2,19). Als Herodes gestorben war (Vers 21), stand Joseph auf, nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich und kehrte ins Land Israel zurück. Er kam und wohnte in einer Stadt namens Nazareth.
Zunächst wollte Joseph seinen Wohnsitz in Bethlehem nehmen. Er dachte sich, Bethlehem sei ja der Geburtsort des Messias, die Stadt Davids. Es wäre gut, wenn der Messias dort aufwächst. Doch der biblische Bericht sagt, dass Joseph, als er hörte, welcher der Söhne Herodes’ Nachfolger geworden war, Angst bekam. Deshalb ging er nach Galiläa, in die Gegend, aus der er stammte, nämlich nach Nazareth. Dies lag außerhalb des Herrschaftsbereichs eines der blutrünstigen Söhne Herodes’.
Aus der Geschichtsschreibung von Josephus Flavius wissen wir: Kurz vor seinem Tod änderte Herodes in einem Wutanfall nochmals sein Testament. Er setzte einen der schlimmsten seiner Söhne als Herrscher über Judäa ein, und damit auch über Bethlehem.
So ging Joseph eben nach Nazareth. Deshalb steht hier in Vers 23: Er kam und wohnte in einer Stadt namens Nazareth. Es ist auch klar, warum Jesus Christus nicht „Jesus der Bethlehemiter“ genannt wird, sondern „Jesus der Nazaräer“ oder „Jesus von Nazareth“. Er wuchs in Nazareth auf, wurde in Bethlehem geboren, aus Ägypten zurückgerufen und ist deshalb als Nazaräer bekannt.
Die prophetische Bedeutung des Namens Nazareth und die Rolle Johannes des Täufers
Nun, die Propheten haben Interessantes vorausgesagt. Zum Beispiel Sacharja 3,8, eine Stelle, die auch die alten Rabbiner auf den Messias gedeutet haben. Dort steht: „Siehe, spricht Gott, ich sende meinen Knecht, Spross genannt.“
Das ist ein schönes Wortspiel. Nazareth heißt auf gut Deutsch „Sprossling“. „Näzer“ bedeutet ein Spross, ein Zweig, und zwar ein grüner Zweig – nach seiner arabischen Wurzel „Nassar“. Das heißt, grün sein. Der Messias soll also „Spross“ heißen.
Überall wurde von Jesus von Nazareth gesprochen: Jesus der Nazaräer, Jesus der Spross. Interessant ist, wenn man Theologen hört, die über Jesus Christus, Jesus von Nazareth sprechen und dabei nie „Herr Jesus Christus“ sagen, dann weiß man, dass es sich um liberale Theologen handelt, die keine persönliche Beziehung zu Jesus Christus haben.
Gerade solche Leute erfüllen ständig die Prophetie, dass er „Spross“ genannt werden soll. Wir sind jetzt etwa dreißig Jahre nach der Geburt Jesu. Jesus ist in Nazareth aufgewachsen.
Nun kommt Lukas 3,1. Dort wird das Auftreten von Johannes dem Täufer beschrieben, was in Israel eine Sensation war. Josephus Flavius beschreibt ihn ebenfalls. Obwohl er nicht an Jesus glaubte, bezeichnet dieser Jude Josephus Flavius Johannes den Täufer als einen gerechten Mann. Er hat das ganze Land Israel in Bewegung gebracht, als er am Jordan, unten in der Wüste, auftrat, predigte und taufte.
In der Folge kündigte Johannes dem Volk an, dass Jesus der Messias sei. So begann Jesus Christus öffentlich zu predigen.
Historische Einordnung der Zeit Jesu und Pontius Pilatus
Lukas 3,1: Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Landpfleger von Judäa war, wird hier genau datiert.
Man könnte zuhause ein Lexikon aus der Bibliothek holen oder im Internet nachschauen. Kaiser Tiberius regierte von 14 bis 37 nach Christus, also gerade nach dem Tod von Augustus. Wenn man 15 Jahre dazurechnet, kommt man auf das Jahr 29 nach Christus.
Das Feld wird genau in diese Zeit gelegt, in der Pilatus, wie der Text sagt, Landpfleger von Judäa war – nämlich von 26 bis 36 nach Christus. Das ist einfache Geschichtsschreibung.
Schauen Sie sich hier einen Denar an, einen echten Denar aus römischer Zeit mit dem Bild von Kaiser Tiberius. So genau wissen wir, wie der Kaiser ausgesehen hat. Seine Nase ist recht interessant.
Noch interessanter könnte für einige von Ihnen, vielleicht Zahnarzt oder Kieferspezialist, der Kiefer sein. Ich würde sagen, dieser Kiefer ist sehr auffällig und lässt vielleicht Rückschlüsse auf eine besondere Zahnstellung zu. Heute könnte man das natürlich korrigieren.
Unten sehen Sie einen Stein, der vor einigen Jahren in Caesarea gefunden wurde, dem damaligen Hauptsitz der römischen Armee. Es handelt sich um eine Weihinschrift von Pontius Pilatus für einen Tiberius-Tempel zu Ehren von Kaiser Tiberius. Man kann darauf "Tiberium" und "Pilatus" lesen.
Diese beiden Namen stehen auf einer außerbiblischen Inschrift schön nebeneinander, genauso wie wir sie zusammen in Lukas 3,1 finden.
Solche Details erfreuen Archäologen sehr. Das ist ein bisschen speziell, ja, ich gebe es zu.
Johannes der Täufer als Wegbereiter des Messias
Johannes der Täufer war eine Sensation. Seit Maleachi ist kein Prophet mit einer solchen Autorität aufgetreten, die in ganz Israel anerkannt wurde. Ausgerechnet Johannes erklärt, dass Jesus Christus das Lamm Gottes ist, der Messias.
Maleachi 3,1 sagt: „Siehe, ich sende meinen Boten, der den Weg vor mir bereitet.“ Jesaja 40,3 beschreibt: „Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, ebnet in der Arawa eine Straße für unseren Gott.“
Die Arawa ist nicht einfach irgendeine Steppe, wie manche Bibelübersetzungen schreiben. Es ist genau das Wüstental beim Toten Meer. Dort sollte Johannes auftreten. Übrigens ist die Arawa nur wenige Kilometer von Qumran entfernt. Johannes taufte die Menschen im Jordan, und das war ein Schock für das gesamte Judentum.
Ritualbäder waren damals im Judentum sehr gebräuchlich, fast alltäglich. Aber Johannes taufte die Menschen nur einmal. Dabei mussten sie ihre Sünden bekennen und sich auf den Messias vorbereiten.
Im Judentum, auch heute noch, muss ein Nichtjude, der Jude werden möchte, ein einmaliges Bad nehmen. Johannes rief die Juden auf, ihre Sünden zu bekennen und sich taufen zu lassen. Damit sagte er: „Ihr seid so unrein wie die anderen Völker. Ihr habt keinen Vorzug.“
Ihr müsst eure Schuld Gott bekennen und euch als unrein sehen. Nur so kann der kommen, der euch wirklich mit Gott versöhnen und euch wahre Vergebung schenken kann. Ihr müsst eure Schuld vor Gott im Gebet bekennen und bereuen.
Tausende kamen aus Jerusalem und ganz Judäa. Auch Jesus Christus wurde getauft, obwohl er keine Sünden bekannt hat. Das ist interessant, nicht wahr? Alle bekannten ihre Sünden, Jesus ließ sich taufen, weil er sich auf die Seite der Menschen stellte, die sich als Sünder sahen.
Durch die Taufe wollte er sich mit ihnen verbinden. Das ist mehr als Solidarität – er ist auf ihrer Seite. Alle, die zu stolz waren, standen auf der anderen Seite.
Jesu Predigt in Galiläa und die Erfüllung von Jesaja
Dann ging Jesus Christus nach Galiläa, in das verachtete Galiläa, wo gewissermaßen die Ungebildeten lebten. Im Süden, in Jerusalem, galten sie als die Wilden.
Er begann zu predigen am See in Nazareth. Dabei erfüllte sich der Weihnachtstext aus Jesaja 9: „Doch nicht bleibt Finsternis dem Land, welches Bedrängnis hat.“
Zu Beginn wurde das Land Sebulon und das Land Naftali, das Gebiet in Galiläa im Norden, verächtlich gemacht. Aber in der letzten Zeit bringt Gott diesen Weg am See zu Ehren. Das jenseitige Jordan, das Galiläa der Nationen, das Volk, das im Finstern wandelt, hat ein großes Licht gesehen. Die da wohnen im Land des Todesschattens, über sie hat Licht geleuchtet.
Also war dieser Norden in Israel ein verachtetes Land. Doch wenn der Messias kommt, wird dieses Land zu Ehren gebracht. Warum? Weil der Messias sein Licht dort zuerst leuchten lässt.
So hat Jesus Christus da in Galiläa beim Segen von Nazareth, am Weg am See, begonnen zu predigen. Er zog von Nazareth nach Kapernaum um, ein hübsches Städtchen am See Genezareth. Kapernaum, hebräisch Chwanachum, heißt „Dorf des Trösters“.
Dort begann er, die Botschaft des Trostes für uns Menschen zu verkündigen – ein Trost, ja. Ein Richard Dawkins – ich erkläre nicht, wer das ist, nur für die, die es gerade wissen – was kann der für einen Trost anbieten?
Und sein Kollege, der das Buch geschrieben hat „Es gibt keinen guten Hirten“ – was kann der den Leuten am offenen Grab zum Beispiel als Trost weitergeben? Nichts, ja, nichts!
Jesus Christus hingegen hat eine Botschaft des Trostes verkündet.
Jesus’ Wirken in Capernaum und archäologische Funde
Matthäus 4,13: Und er verließ Nazareth und kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naphtali. Dort begann er öffentlich zu predigen.
Er reiste drei Jahre lang umher. Kapernaum ist ein Ort, der in den Evangelien immer wieder erwähnt wird. Auch die Synagoge dort wird genannt. Diese Synagoge wurde sogar von einem römischen Hauptmann, einem Zenturio, gespendet, der das jüdische Volk liebte.
Im Jahr 1929 begann man, die Synagoge in Kapernaum auszugraben. Kapernaum war damals nur ein Ruinenort, niemand wohnte dort. Dabei kam die Synagoge ans Licht. Der obere Teil stammt aus dem vierten Jahrhundert nach Christus. Dieser ist jedoch auf einem Basaltfundament aus schwarzen Steinen errichtet. Dieses Fundament stammt aus dem ersten Jahrhundert und bildet somit den Boden der Synagoge zur Zeit von Jesus Christus.
Hier hat Jesus Christus gepredigt. Natürlich auch in vielen anderen Synagogen im Land, aber hier ganz besonders in seiner Stadt, der Stadt des Trösters. Kein finsterer Graben.
So reiste Jesus Christus drei Jahre lang umher. Dann begann seine letzte Reise: von Jericho hinauf nach Jerusalem.
Jericho ist der tiefste Ort der Welt, ganz nahe beim Toten Meer, das 400 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Von dieser tiefsten Stadt geht Jesus hinauf, über die Römerstraße, die man ausgegraben hat. Dort sieht man, wie er hinauf nach Jerusalem geht – im Bewusstsein, dass er nun das Opfer werden wird, im Hinblick auf die Sünde der Welt.
Lukas 19,28: Und als er dies gesagt hatte, zog er voran, indem er hinaufging nach Jerusalem.
Das bewegt mich sehr. Ich weiß, der Sohn Gottes ging dort hinauf und dachte auch an mich. Er ging nach Jerusalem, um die Schuld vor Gott zu lösen – für mich und für sie.
Es gibt ein Lied von Margrit Birkenfeld, das in diesem Zusammenhang immer wieder in mir klingt: „Für mich gingst du nach Golgatha.“ Das ist so bewegend.
Da ging er hinauf, im Bewusstsein, dass er jetzt verworfen und gekreuzigt werden würde. Dann würde Gott ihn verlassen, nachdem er alle Schuld derer, die an ihn glauben, auf sich genommen hatte.
Der Einzug in Jerusalem am Palmsonntag und die Erfüllung von Prophezeiungen
Aber zuerst zum Palmsonntag. Das ist jetzt das Jahr 32, nicht wahr? 29 plus 3. Diese drei Jahre Predigtdienst werden ausdrücklich in Lukas 13,6-9 erwähnt.
Im Jahr 32, an Palmsonntag, reitet Jesus Christus auf einem Esel. Von der Volksmenge wird er als Messiaskönig gefeiert. Er zieht vom Ölberg durch das Kidrontal nach Jerusalem ein. Dabei rufen die Menschen genau den Ruf, den die Rabbiner erklärt haben: Wenn der Messias kommt, müsste er so begrüßt werden. „Baruch Chaba b'schem Adonai“ – gepriesen oder willkommen, der da kommt im Namen des Herrn.
Aber das war nur eine Volksmenge, die mal so war, und fünf Tage später wieder anders. Vor Pilatus rief die Volksmenge „Kreuzige ihn“. Auch das war die Volksmenge von Jerusalem. Doch dieser Tag, dieser Einzug nach Jerusalem, ist etwas ganz Besonderes. Ich möchte zum Schluss darauf eingehen, denn dieser Tag war speziell prophezeit.
Es gibt über 300 Prophezeiungen im Alten Testament, die sich in Jesus Christus erfüllt haben. Ich habe als Sechzehnjähriger davon gelesen und dann ein Buch gefunden, das alles auflistet. So begann ich, systematisch das Alte Testament durchzuarbeiten. Jedes Mal, wenn ich eine Prophetie fand, schrieb ich sie in eine Liste. Ich nummerierte sie: Erstens, Zweitens, Drittens, dann 299, 300, 301, 302.
Das hat mich als jugendlichen Menschen tief überzeugt von der Inspiration und Glaubwürdigkeit der Bibel. Es war natürlich beeindruckend, wenn ein Deutscher plötzlich sagt: „Ja, also für das Christentum haben wir keine Beweise.“ Das war der Auftakt zu einer tollen Diskussion, einem richtigen Streit, aber natürlich freundlich.
Die Prophetie Daniels über den Messias und die Zeitrechnung
Ja, Daniel 9,25: Als Jerusalem in Trümmern lag, erhielt der Prophet Daniel diese Prophetie. Er sollte wissen und verstehen, dass vom Ausgehen des Befehls, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zum Messias, dem Fürsten, sieben Jahrwochen und zweiundsechzig Jahrwochen vergehen würden.
Jerusalem lag in Staub und Asche. Sobald ein Erlass erging, um Jerusalem wieder aufzubauen, konnte man rechnen, bis der Messias als Fürst kommen würde. Dazwischen liegen sieben und zweiundsechzig, also insgesamt neunundsechzig Jahrwochen.
Jede Stufe dieser Leiter gilt es jetzt genau zu prüfen, damit wir nicht fallen. Wir haben es ja nochmals: Im Jahr 445 v. Chr. wissen wir genau, im Monat Nisan (März, April), dass der persische König Artaxerxes den Juden die Erlaubnis gab, Jerusalem wieder aufzubauen. Das ist im jüdischen Alten Testament im Buch Esra (Hämia 2) beschrieben.
Jesus Christus kam, wie wir gesehen haben, am Palmsonntag, also gerade vor dem Passahfest, ebenfalls im März oder April, im Jahr 32 nach Christus. Dazwischen liegen siebenundsechzig Jahrwochen.
Eine Jahrwoche im hebräischen Verständnis meint eine Einheit von sieben Jahren. Dabei sind die prophetischen Jahre der Bibel immer Jahre von dreihundertsechzig Tagen. Das hängt damit zusammen, dass das jüdische Jahr ein Mischjahr zwischen Mondjahr und Sonnenjahr ist, mit 353, 365 oder 366 Tagen. Die Mitte liegt bei dreihundertsechzig Tagen.
Jetzt können wir das sogar schön in Tage umrechnen: Neunundsechzig Jahrwochen, das sind neunundsechzig mal sieben Jahre. Sieben Jahre mal dreihundertsechzig Tage ergeben 17.310 Tage.
Vom März/April 445 v. Chr. bis März/April 32 n. Chr. können Sie im Internet nachrechnen. Es gibt spezielle Rechenmaschinen, mit denen man genau berechnen kann, wie viele Tage dazwischen liegen – inklusive aller Verschiebungen durch Schaltjahre und ausgelassene Schaltjahre. Es passt exakt hinein.
Nicht schlecht, oder?
Noch mehr: Sir Robert Anderson, der im 19. Jahrhundert Chef von Scotland Yard war, war ein gläubiger Mann. Er schrieb Bibelkommentare, zum Beispiel über den Hebräerbrief. Er wollte das genau ausrechnen. Er stellte fest, dass Palmsonntag damals auf den 6. April 32 n. Chr. fiel.
Er arbeitete mit Astronomen vom Königlichen Observatorium in Greenwich zusammen. Wenn man von diesem Zeitpunkt 17.388,8 Tage zurückrechnet, kommt man genau auf den ersten Nisan, das priesterliche Neujahr 445 v. Chr., also den 14. März.
So kann man es sehr genau darlegen. Ja, jemand von Scotland Yard ist wohl der richtige Mann dafür.
Der Bibeltext sagt, Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut, und zwar in Drangsal der Zeiten. Das bezieht sich auf die ersten sieben Jahrwochen, also 49 Jahre, in denen Jerusalem wieder vollständig aufgebaut wurde.
Die Juden waren damals ständig militärisch bedroht, genauso wie es dort steht. Danach folgten die 62 Jahrwochen, und genau am Ende kam Jesus als Fürst.
Die Ermordung des Messias und die Zerstörung Jerusalems
Aber jetzt geht der Text weiter. Nach den 62 Jahrwochen – es wird nicht gesagt, wie viel später –, das heißt zuerst die sieben und dann die 62, wird der Messias weggetan werden und nichts haben. Der Messias wird ermordet und kein Königreich aufrichten.
Fünf Tage nach dem Einzug in Jerusalem haben die Römer auf Verlangen des obersten Gerichtshofs Israels Jesus Christus auf dem Golgatha-Felsen vor den Toren Jerusalems gekreuzigt, weggetan, ausgerottet, gekreuzigt, Maschiach, Wehinlo ausgerottet – und er wird nichts haben.
Wenn man mit orthodoxen Juden spricht, kann man sehen, dass viele denken, Jesus könne nicht der Messias sein. Wäre er der Messias, müsste es ja seit zweitausend Jahren Frieden geben. Das erstaunt! Ich habe mit einem Orthodoxen gesprochen, da habe ich Daniel 9 genommen und ihm das gezeigt.
Der Bibeltext sagt: Wenn es seit zweitausend Jahren Frieden gäbe, wäre Jesus nicht der Messias. Er wird nichts haben, kein Friedensreich!
Und die Prophetie geht weiter: „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“ Einfach in der Folge: Ja, im Jahr 70 nach Christus haben die Römer Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht und den Tempel zerstört. Und bis heute zerstört er.
Jedes Wort hat sich erfüllt.
Die Haltung der Rabbiner zur Berechnung der prophetischen Zeit
Einer der größten Rabbiner im Judentum war Mosche ben Maimon im Mittelalter. Sie wissen ja, wenn drei Juden in einem Raum sind, gibt es zehn Meinungen. Dass es zehn Meinungen gibt, ist ja eher spaßhaft gemeint.
Aber wenn es eine Diskussion über die Bibel und ihre Auslegung gibt, dann gebe ich Ihnen einen Tipp: Man muss sagen, Mosche ben Maimon hat gesagt, das sei so gewissermaßen das Ende allen Widerspruchs. Er war wirklich der Rabbiner des zwölften Jahrhunderts, im Mittelalter.
Er hat einen Brief geschrieben – ich habe diesen Brief, allerdings nicht das Original, sondern auf Jiddisch und Hebräisch von Gerhard Hateman übersetzt – an eine jüdische Gemeinde im Jemen, die Probleme mit einem falschen Messias hatte.
In diesem Brief schreibt er: „Es hat uns Daniel die Wissenschaft der Zahlen mitgeteilt.“ Weiter verweist er auf Daniel 9. Doch weil uns diese Zahlen verborgen sind, „verstehen wir das nicht.“ Die alten Rabbiner, gesegneten Andenkens, haben gesagt, man solle diese Zahlen nicht nachrechnen. Denn sonst gebe man dem einfachen Volk einen Anlass, im Glauben zu fallen, wenn sie feststellen, dass die Zeiten abgelaufen sind und der Messias nicht gekommen ist.
Darum haben die Weisen, gesegneten Andenkens, gebetet, dass wer diese Zahlen berechnet, dessen Gemüt zerspringe und seine Rechnung zunichte werde.
Geht es Ihnen gut so? Ich bin gesundheitlich ein wenig angeschlagen, aber ich habe keine Depression. Ja, wir haben es gerade durchgerechnet. Also, man soll es nicht rechnen, weil man bereits sieht, dass die Zeit abgelaufen ist und der Messias nicht gekommen ist.
Aber es gibt heute weltweit 300 Juden, die sagen: Ja, die Zeit ist abgelaufen, der Messias ist gekommen. Natürlich ist er gekommen.
Die Bedeutung von Bethlehem als „Brothausen“ und das lebendige Brot
In Bethlehem geboren – und damit möchte ich jetzt wirklich schließen: Beth Lechem heißt auf Hebräisch Brothausen. Gut deutsch bedeutet das Beth, Haus, und Lechem, Brot – also Brothausen.
Jesus Christus hat in einer Predigt in der Synagoge in Kapernaum, die ausführlich im Johannes 6 überliefert ist, gesagt: „Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, so wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt“ (Johannes 6,51).
Das Brot vom Himmel ist in Brothausen geboren worden. In der Stadt des Trösters hat er erklärt: „Ich bin dieses lebendige Brot.“ Wer dieses Brot isst, also wirklich in sich aufnimmt und sich aneignet – Jesus Christus als meinen Erlöser anerkennt, der für mich gestorben ist –, der nimmt das Fleisch, das Brot, das er geben wird, in sich auf. Es ist sein Fleisch, das er für das Leben der Welt gibt.
Jesus Christus ist für mich persönlich dort am Kreuz gestorben. Es wird verheißen: Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit. Das hat nichts mit dem Abendmahl zu tun, auch nicht mit der Messe. Das Abendmahl wurde ja viel später erst eingesetzt, es gab es damals noch gar nicht.
Einfach erklärt: Dieses lebendige Brot ist Jesus Christus selbst. Wer davon isst, wird leben in Ewigkeit. Nun sehen Sie, wie die Geburt des Sohnes Gottes in Brothausen direkt mit seinem Sterben am Kreuz verbunden wird. Weihnachten, Karfreitag und auch die Auferstehung danach dürfen wir nicht auseinanderreißen. Wir müssen Weihnachten so feiern, dass wir immer Karfreitag und die Auferstehung Jesu mit einschließen. Das gehört zusammen. Die Bibel bringt es zusammen.
Es ist so wichtig, dieses Brotessen vom Sohn Gottes aus Brothausen zu verstehen. Ich erinnere mich, als ich Jugendlicher war und in Zürich aufs Gymnasium ging. Oft musste ich am Bahnhof warten, und andere Leute warteten auch. Da begann ich, mit ihnen zu sprechen. Einmal fragte ich jemanden: „Glauben Sie, dass Jesus Christus für Sie persönlich gestorben ist?“ Er antwortete: „Ja, er ist für uns alle gestorben.“ Ich fragte weiter: „Aber glauben Sie, dass er für Sie persönlich gestorben ist?“ Er wiederholte: „Ja, er ist für alle gestorben.“ Ich fragte erneut: „Ja, aber für Sie persönlich ist er auch gestorben?“ Er sagte nur: „Er ist für alle gestorben.“
Dieser Mann konnte das nicht persönlich für sich annehmen. Er hatte kein ewiges Leben. Wenn jemand von diesem Brot isst – das griechische Wort meint den Akt des Essens als einmalige Handlung –, wird er leben in Ewigkeit. Das ist gewaltig. Das kann wirklich der Durchbruch für die Ewigkeit sein.
Wenn Sie Weihnachten so verstehen: Er wurde geboren in Brothausen, in Bethlehem, damit er sterben konnte für uns. Gott kann nicht sterben. Deshalb ist Gott, der Sohn Gottes, Mensch geworden, damit er als Mensch für Menschen sterben konnte – der Gerechte für uns, für mich, den Ungerechten –, damit er uns zu Gott führt.
Ich danke Ihnen fürs Zuhören. Vielleicht kann dann noch jemand mit uns beten zum Schluss. Ich übergebe mal.
