Wir kommen nun zu 2. Samuel 3.
Nach dem Tod von Saul, wie es in 1. Samuel 31 beschrieben ist, öffnete sich die Tür, damit David aus der Finsternis ins Licht treten konnte. Dennoch geschah dies nicht einfach Schlag auf Schlag. Es gab noch viele Schwierigkeiten.
Wir haben gesehen, wie jemand bei David Eindruck machen wollte, indem er behauptete, Saul getötet zu haben. Für David war das jedoch ein Schock. Trotz all des Leids, das er von Saul erfahren hatte, empfand David keine Verbitterung gegenüber dem König.
Diese Verbitterung, die oft und schnell entstehen kann, trat bei ihm nicht auf. Offensichtlich hatte David ein vergebungsbereites Herz. Deshalb finden wir in 2. Samuel 1 keine Gedanken an Rache gegen König Saul.
Aus diesem Grund konnte David auch das Klagelied verfassen und aufführen – das Lied vom Bogen.
Wir haben in Kapitel 2 gesehen, dass David erneut beginnt, den Herrn zu fragen, wie er handeln soll. Er wird über das Haus Juda als König von Hebron gesalbt. Dabei erlebt er jedoch viel Chaos. Auch weiterhin handeln seine Untergebenen und hohe Leute eigenmächtig und sind ihm nicht wirklich gehorsam.
Nun gehen wir weiter mit Kapitel 3, das noch einmal zusammenfasst, was wir in Kapitel 2 gefunden haben: den üblen, traurigen Zustand von Krieg innerhalb des Volkes Gottes. Es handelt sich um einen sinnlosen Krieg, der nicht nötig gewesen wäre.
Kapitel 3, Vers 1 fasst das folgendermaßen zusammen: „Und der Kampf war lang zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids. David aber wurde immer stärker, während das Haus Sauls immer schwächer wurde.“
Wir haben gesehen, dass Abner in Kapitel 2, Vers 26 die richtige Frage gestellt hat: „Soll das Schwert immer fortfressen unter den Gläubigen?“ Die Antwort darauf lautet: Nein.
Joab zieht daraus die Konsequenz. In Vers 28 stößt er in das Schofahorn, in die Posaune. Übrigens: Wenn in der Elberfelder Bibel „Posaune“ steht, ist immer das Schofar, also ein Tierhorn, gemeint. Wenn dort „Trompete“ steht, handelt es sich um die silberne Trompete, die von vier Musikern gespielt wird. Das dient einfach zur Unterscheidung.
Joab stößt also in das Schofahorn, in die Posaune, und das ist das klare und verständliche Signal: Jetzt ist Schluss mit dem Krieg.
Trotzdem lesen wir hier: Der Kampf war langwierig zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids. Die direkten Kampfhandlungen wurden zwar abgebrochen, doch es herrschte kein Frieden. Die Spannung zwischen dem Stamm Juda und den übrigen Stämmen unter der Führung von Sauls Sohn Ish-Boschet hielt weiterhin an.
Wir sehen jedoch, wie der Herr zu David steht. David darf immer stärker werden, während das Haus Sauls immer schwächer wird. Dabei ist besonders 1. Chronika 12 zu erwähnen. Man kann dieses Kapitel einmal für sich durchlesen, denn es bringt wichtige Ergänzungen zu dieser Situation.
In diesem Kapitel sehen wir, dass in einem Prozess immer mehr Menschen aus den übrigen Stämmen zu David überliefen. Dieser Prozess hatte bereits begonnen, als Saul noch lebte. Wir haben ja schon ein wenig aus 1. Chronika 12 gelesen, insbesondere die ersten Verse. Dort werden beispielsweise außergewöhnlich gute Scharfschützen aus dem Stamm Benjamin erwähnt, dem Stamm König Sauls. Diese Scharfschützen waren bereits vor dem Tod Sauls zu David übergelaufen.
Doch nicht nur aus dem Stamm Benjamin kamen Überläufer, sondern immer mehr auch aus anderen Stämmen. Sie erkannten, dass dies der Weg Gottes war. Gott hatte David zum nächsten König nach Saul bestimmt.
Wir werden noch einmal auf 1. Chronika 12 zurückkommen, doch dies nur als Erklärung, wie genau das Haus Davids immer stärker wurde. Es war ein Prozess, bei dem immer mehr Überläufer merkten: Wir sind auf der falschen Seite. Wir müssen uns David unterstellen.
Und dann kommt der Satz: Es ist traurig, 2. Samuel 3, Vers 2. Ich erkläre, warum es traurig ist, indem ich zuerst lese: „Und es wurden David Söhne in Hebron geboren. Sein Erstgeborener war Amnon, von Achinoam, der Israelitin. Der zweite war Kiliab von Abigail, der Frau Nabals, des Karmeliters. Der dritte war Absalom, der Sohn Maakas, der Tochter Thalmais, des Königs von Gesur.“
Wie bitte? Jetzt hat David eine dritte Frau? Und woher kam das? Das war die Beeinflussung der Welt. Bei den heidnischen Völkern war Polygamie, insbesondere bei den Herrschern, weit verbreitet. Das galt quasi als Beweis von Macht und Stärke. So übel, dass David sich davon beeinflussen ließ.
Was sich hier anbahnt, ist etwas, das zu dem tiefsten Fall in seinem Leben führte, nämlich in 2. Samuel 11 und 12 – die ganze Geschichte mit Bathseba. Er sammelte Frauen.
Weiter lesen wir in Vers 4: „Und der vierte war Adonia, der Sohn Hagids.“ Ja, nochmals eine Hagid. „Und der fünfte Shefatja, der Sohn Abitals.“ Nochmals eine. „Und der sechste Jitriam von Egla, der Frau Davids.“ Diese wurden David in Hebron geboren.
Diese Entwicklung hat etwas vorbereitet, was zu einem einschneidenden Sturz für David wurde. Schließlich ließ er Uria, den Hethiter, ermorden und wurde so zum Mörder. Zudem nahm er sich Bathseba durch Ehebruch. Von diesem Zeitpunkt an war David nicht mehr derselbe.
Er hat zwar, wie wir aus 2. Samuel 12 wissen, eine ganz radikale Umkehr erlebt. Das ist auch in Psalm 51, einem bewegenden Bußpsalm, verbrieft. Aber obwohl Gott vergeben hatte, war das, was danach folgte, einfach traurig.
Es war eine Zucht Gottes über ihn. Der Grund für diese Zucht ist folgender: Selbst im säkularen Gesetz ist es so, dass ein Angeklagter, der im Gerichtssaal überzeugend darlegen kann, dass es ihm leid tut, was er getan hat, und dass er so etwas nie mehr wiederholen wird, und sich bei den Geschädigten – so gut er kann – entschuldigt, vom Richter je nach Situation eine Strafreduktion erhält, aber keine Annullierung der Strafe.
Warum? Das wäre ein Problem für andere Menschen. Viele Kriminelle würden sonst sagen: „Das ist die tolle Sache! Wenn ich mal im Gerichtssaal lande – meistens werden ja nur die anderen erwischt – dann werde ich heulen, alles bereuen und dann gehe ich wieder frei aus.“ Darum wird das Strafmaß erniedrigt, aber nicht aufgehoben.
So sehen wir auch in 2. Samuel 12, Vers 13: Da sprach David zu Nathan: „Ich habe gegen den Herrn gesündigt.“ Das hat Saul auch schon gesagt. Aber hier ist es anders. Nathan sprach zu David: „So hat auch der Herr deine Sünde weggetan, du wirst nicht sterben.“
Gott wusste, dass es im Herzen echt war bei David. Darum konnte der Prophet durch göttliche Inspiration sagen: „Der Herr hat deine Sünde weggetan.“
Dann kommt aber Vers 14: „Nur weil du den Feinden des Herrn durch diese Sache Anlass zur Lästerung gegeben hast, soll auch der Sohn, der dir geboren ist, gewiss sterben.“ Nathan ging in sein Haus, und der Herr schlug das Kind, das die Frau Urias David geboren hatte, und es wurde todkrank.
Ich war auf das Gleichnis von Nathan hin mit dem gestohlenen Schaf aufmerksam geworden. David selbst reagierte sofort und sagte, ein solcher Mann solle das vierfach erstatten.
In der weiteren Geschichte sehen wir, dass David nicht nur dieses eine Kind von Bathseba verliert, sondern insgesamt vier Kinder. Also genau nach seinem eigenen Urteil: „So wie ihr messt, wird euch gemessen werden.“ Das ist der Grundsatz aus dem Mund des Herrn in den Evangelien.
Ab dieser Zeit ist David wie ein gebrochener Mann. Er hat nicht mehr die Strahlkraft, die er früher so oft hatte. Aber alles war vergeben.
Die Feinde konnten nicht mehr lästern und sagen: „Seht ihr, die können da im Volk Gottes so und so handeln, aber dann sagen die, es tut mir leid, und es geschieht nichts.“
Für uns Gläubige ist es wichtig zu sehen, dass Sünde Folgen haben kann, die bleiben, auch wenn Vergebung da ist. Das ist eine Hilfe, um nicht leichtfertig über Gnade zu denken. Zu denken: „Ja, ich kann das tun, und nachher Buße tun, und dann ist alles wieder gut.“ Nein, Folgen können bleiben.
Eine kleine Anekdote: Ein Sohn hat seinen Vater, das ist wirklich geschehen, so oft geärgert und herausgefordert. Jedes Mal, wenn der Sohn den Vater richtig geärgert hatte, holte dieser einen Nagel und schlug ihn in einen Balken. Die Anzahl der Nägel nahm also immer weiter zu.
Ich erzähle diese Anekdote nicht, um zu sagen, dass man das zu Hause so machen soll. Nein, es ist einfach so geschehen, das ist die Realität. Doch es kam wirklich der Tag, an dem sich der Sohn aufrichtig entschuldigte. Daraufhin ging der Vater hin und zog einen Nagel nach dem anderen heraus. Die Löcher blieben jedoch im Balken.
Diese Geschichte kann man gut als Bild dafür nehmen, was hier geschehen ist. Genau darauf wollte ich hinaus. In Apostelgeschichte 13 spricht der Apostel Paulus über die Heilsgeschichte und kommt schließlich auf König David zu sprechen. Er erzählt die ganze Geschichte vom Auszug aus Ägypten über David bis hin zum Kommen des Messias.
Im Zusammenhang mit David sagt er in Apostelgeschichte 13,21: „Und von da an begehrten sie einen König.“ Zuvor gab es Richter, bis auf Samuel, den Propheten. Von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, für vierzig Jahre.
Nachdem Gott Saul weggenommen hatte, erweckte er David zum König. Von ihm gab er auch Zeugnis und sprach: „Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird.“ Aus dessen Geschlecht hat Gott nach Verheißung dem Israel als Erretter Jesus gebracht.
Nun fragt man sich: Wie kann Gott David als einen Mann nach seinem Herzen bezeichnen, obwohl David viele falsche Wege ging? Dabei hilft ein Blick in die Elberfelder Bibel, insbesondere in die Fußnote, die auf Psalm 89,21 verweist. Dort geht es um die Salbung Davids, die bereits in 1. Samuel 16 durch Samuel vollzogen wurde. Diese Salbung fand also lange vor den späteren Ehrungen in Davids Leben statt.
Auch 1. Samuel 13,14 ist hier wichtig. Schlägt man diese Stelle auf, liest man: „Nun aber wird dein Königtum nicht bestehen. Der Herr hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der Herr hat ihn zum Fürsten über sein Volk bestellt.“ Das wird also sehr früh in Davids Lebensgeschichte gesagt, sogar noch vor Kapitel 16, in dem der jüngste Sohn Isais, David, zum König gesalbt wird.
Zu diesem Zeitpunkt war David tatsächlich der Mann ganz nach Gottes Herzen. Doch mit zunehmender Macht begann er sich wie ein orientalischer Herrscher zu verhalten. Er nahm eine Frau nach der anderen und beging weitere Fehltritte, die wir noch näher betrachten werden. Das zeigt, wie schwierig es sein kann, berühmt zu werden und Autorität sowie Einfluss zu erlangen, ohne dass dies zu Problemen führt.
Als Kontrast dazu möchte ich Josef erwähnen. Josef erlebte mit dreißig Jahren eine regelrechte Blitzkarriere: Aus dem Gefängnis in Ägypten wurde er zur Nummer zwei nach dem Pharao und erhielt Einfluss über Ägypten und die umliegenden Völker im Nahen Osten. Diese mussten wegen der Hungersnot alle Zuflucht in Ägypten suchen. Josef war der starke Mann, der das Land leitete.
Bei Josef sehen wir jedoch nicht, dass Macht und Ansehen ihn korrumpiert oder verdorben hätten. Auch zeigte er keine Rachegefühle gegenüber seinen Brüdern. Zwar verhielt er sich zunächst streng, doch das war eine kluge Taktik. Er wollte testen, ob seine Brüder erneut seinem kleinen Bruder Benjamin Schaden zufügen würden. Benjamin war zwar nicht mehr klein, doch das wurde bald klar.
Als deutlich wurde, dass Gottes Werk in den Herzen seiner Brüder geschehen war und sie umgekehrt hatten, offenbarte Josef sich ihnen. Schon während der harten Phase musste er sich oft zurückziehen, um zu weinen. Er war kein rachsüchtiger Mann, sondern zeigte damit, dass er all das ertragen konnte. Dies ist ein weiterer Weg, der zeigt, wie Josef mit Macht und Konflikten umging.
Wie war das möglich bei Joseph? Gott hat diesen Joseph von Jugend an auf einem schwierigen Weg geführt. Er erlebte früh Ablehnung in der Familie. Trotzdem wollte er seinen Weg geradlinig gehen. Als er bemerkte, dass unter seinen Brüdern schwere Verleumdungen bis hin zu einer Art Rufmord kursierten, besprach er das diskret mit seinem Vater. Er verbreitete diese Anschuldigungen nicht weiter.
Joseph durchlebte viel Not. Das musste große Fragen in ihm wecken: Warum führt der Herr mich so und nicht anders? Wenn er an seine Brüder dachte, hätte Joseph sagen können: „Ihnen geht es gut, warum muss ich so vieles leiden?“ Doch diese Erfahrungen waren eine Vorbereitung und Formung seines Charakters. So konnte er schließlich seine Aufgabe zur Ehre Gottes erfüllen.
Auch bei David sehen wir, dass er viele Nöte durchmachte. Es gibt jedoch wunderschöne Passagen, wie etwa David in En-Gedi oder auf dem Hügel Hakila. Selbst als seine eigenen Freunde ihn steinigen wollten, stärkte er sich im Herrn. Das sind beeindruckende Momente. Doch zwischendurch wich David immer wieder vom rechten Weg ab.
Deshalb erreichte er nicht die gleiche Strahlkraft eines Edelsteins, wie Joseph, der aus der Finsternis ins Licht kam. Woran liegt das? Es ist eine persönliche Entscheidung. Joseph wollte kompromisslos und treu mit dem Herrn seinen Weg gehen.
Mir war es wichtig, dass man das Zeugnis von David, einem Mann nach dem Herzen Gottes, richtig einordnet. Dieses Zeugnis ist natürlich beschränkt zu verstehen, wie es auch in der Bibel dargestellt wird. Denn es stammt aus einem sehr frühen Zeitpunkt in Davids Leben.
Ja, jetzt lesen wir weiter in 2. Samuel 3, Vers 6:
Und es geschah, während der Kampf zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids war, dass Abner dem Haus Sauls mutig beistand. Abner war, wie wir wissen, der General der Armee Israels unter Saul. Er stellte sich auch nach dem Tod Sauls nicht auf die Seite Davids.
Saul hatte eine Nebenfrau, ihr Name war Rizpa, die Tochter Ayas. Ischboscheth sprach zu Abner: „Warum bist du zu der Nebenfrau meines Vaters gegangen?“ Abner war ein Problem. Hier sehen wir eine ganz dunkle Geschichte aus seinem Leben: Er hatte eine der Frauen Sauls genommen, und dadurch wurde die Dynastie Sauls verletzt. Ischboscheth wagte es, dem General diesen Vorwurf zu machen.
Die Reaktion folgte sofort. Da ergrimmte Abner sehr über die Worte Ischboscheths und sprach: „Bin ich ein Hundskopf, der es mit Juda hält? Heute erweise ich Güte an dem Haus deines Vaters Saul, an seinen Brüdern und an seinen Freunden. Und ich habe dich nicht in die Hand Davids überliefert.“
Es war ja Abner, der Ischboscheth zum Königtum verholfen hatte. Und nun wirft Ischboscheth ihm diesen Vorwurf wegen der Frau vor. Das macht Abner sehr wütend, aber der Mann war mächtig.
Vers 9: „So möge Gott Abner tun und so ihm hinzufügen, wenn ich nicht, wie der Herr David geschworen hat, ihm so tun werde, das Königtum vom Haus Saul abzuwenden und den Thron Davids aufzurichten über Israel und über Juda, von Dan bis Beerscheba.“
Auch hier zeigt sich ein Mann mit viel Dunkelheit in seinem Leben. Doch jetzt, da er wütend wird, weil ihm Sünde vorgeworfen wird, schwört er bei Gott. Das war ein ernster Schwur.
Dieser Schwur bedeutet: „Jetzt hast du es verpasst, Ischboscheth, ich wende mich ab und spanne mich mit dem Haus Davids zusammen.“ Er sagt: „Wenn ich nicht, wie der Herr David geschworen hat, ihm so tun werde, das Königtum vom Haus Sauls abzuwenden, um den Thron Davids aufzurichten über Israel und über Juda.“
Er wusste genau, dass es einen Schwur Gottes gab. Gott hatte David geschworen, ihn zum König zu machen. Aus dieser Linie sollte schließlich der Messias kommen. Das ist der Bund mit David, der nächste Bund in der Heilsgeschichte, denn Heilszeitalter beginnen immer mit Bündnissen. Das wusste Abner. Und das macht die ganze Geschichte noch schlimmer.
Wie hatte er vorher Ischboscheth zum König gemacht, als Gegenkönig zu David, obwohl er wusste, dass das nicht der Plan Gottes war? Das ist unglaublich! Er handelte also gegen besseres Wissen.
Doch jetzt, verletzt durch diesen Vorwurf, sagt er sich: „Jetzt sorge ich dafür, dass David König wird.“ Auch das ist eine unglaubliche Einbildung. Er denkt, er sei der Mann, den es braucht, damit David König werden kann und Gottes Verheißung in Erfüllung geht.
Bei Jakob wissen wir, dass dort alles durch Hinterlist geschah. Er dachte, er müsse mit List nachhelfen und den Vater betrügen, damit die Verheißung Gottes erfüllt wird. Dabei hätte er das nie machen müssen. Gott hätte Jakob den Segen gegeben.
Wie anders war das doch bei Petrus, als er im Gefängnis war, in Apostelgeschichte 12. Er sollte hingerichtet werden, schlief aber so tief, dass ein Engel ihn bei der Befreiung erst wecken musste – mit einem Rippenstoß.
Wie konnte er so gut schlafen? Weil er wusste, dass der Herr Jesus ihm damals in En-Gedi am See Genezareth, nahe Kapernaum, bei einem Frühstück am Kohlefeuer gesagt hatte: „Wenn du alt geworden bist, wird ein anderer dich gürten, und du wirst deine Hände ausbreiten und geführt werden, wohin du nicht willst.“
Damit deutete Jesus sein Ende durch Kreuzigung an. Aber Petrus wusste in Apostelgeschichte 12: „Ich bin noch nicht alt, also kann ich gut schlafen. Ich werde morgen nicht hingerichtet.“ Und tatsächlich griff Gott ein und befreite ihn aus dem Kerker.
Ja, er wusste, die Verheißung Gottes wird in Erfüllung gehen. Daraus können wir nur lernen.
Also, ich bin ja nicht so veranlagt. Wenn ich irgendwo ein Problem sehe, macht mich das zuerst einmal einfach unruhig. Dann muss ich aktiv die Ruhe im Herrn suchen. Das geschieht nicht automatisch.
Aber wenn man sich dessen bewusst ist, dass der Herr einen Plan hat, dass Er es gut mit einem meint und alles genau so ausführen wird, wie Er es will, dann stellt sich die Frage: Was soll ich mich mit Mühen, Krämen und selbstgemachter Qual belasten? Ja, ich zitiere sein Lied: „Da so viele Sorgen machen.“ Er wird es durchführen.
Auch hier dachte Abner, es braucht ihn, diesen einzigartigen General, damit die Verheißung Gottes in Erfüllung geht. Er betont dabei „von Dan bis Beerscheba“. Dan ist eine Ortschaft im äußersten Norden Israels. Immer wieder begegnet uns im Alten Testament der Ausdruck „von Dan bis Beerscheba“ oder „von Beerscheba bis Dan“. Beerscheba ist quasi die Stadt im Süden des hauptsächlich bewohnten Landes Israels. Danach folgt die Negevwüste, die nur wenige Bewohner hatte.
Das hauptsächliche Israel reichte also von Beerscheba im Süden bis Dan im Norden. Dan ist übrigens auch heute noch die Nordspitze Israels. Gerade an der libanesischen Grenze ist es momentan nicht so günstig, Dan zu besuchen. Aber wir wollen im April nach Israel in einer Gruppe reisen. Wir gehen einfach nicht nach Tel Dan, der äußersten Spitze. Es gibt noch vieles südlich davon, eben bis runter nach Beerscheba.
Das soll bedeuten: ganz Israel, umfassend alle zwölf Stämme.
Vers 11: „Und er konnte Abner kein Wort mehr erwidern, weil er ihn fürchtete. Er zitterte vor Abner.“ Das war ein schwacher König, dieser Sohn Sauls. Er wusste, er habe keine Chance gegen diesen Mann, der einfach übermächtig war. Abner hatte ihm den Mund gestopft, und zwar auf üble Art.
Vers 12: „Und Abner sandte Boten für sich zu David und sprach: ‚Wessen ist das Land?‘“ Also: Wem gehört das Land Israel? Was wäre die Antwort? Gott sagt in 3. Mose: „Mein Land“ und er sagt zum Volk Israel: „Ihr seid bei mir Beisassen.“ Gott hat versprochen: Mein Land gebe ich dem Volk Israel. Er hat ihnen das unter der Herrschaft von König David zugesagt.
Abners Frage „Wessen ist das Land?“ richtet sich also auf diese Verheißung. Er sprach: „Schließe einen Bund mit mir, und siehe, meine Hand wird mit dir sein, um ganz Israel dir zuzuwenden.“ David antwortete: „Gut, ich will einen Bund mit dir schließen.“
Hat er den Herrn gefragt? Nein, er dachte: Super, das ist der Mann, der jetzt die Prophetie erfüllen muss. Er sagte sofort zu, ohne den Herrn zu fragen – das war falsch.
David sprach: „Gut, ich will einen Bund mit dir schließen, nur eine Sache fordere ich von dir: Du sollst mein Angesicht nicht sehen, es sei denn, du bringst mir zuvor Michal, die Tochter Sauls, wenn du kommst, um mein Angesicht zu sehen.“
Natürlich, Michal hatte er damals geheiratet. Das war quasi das Geschenk von König Saul für den Sieg über die Philister und Goliath. Man lese 1. Samuel 17 noch einmal. Später lesen wir in Kapitel 18, dass König Saul Michal wieder weggenommen und sie einem anderen gegeben hat, nämlich Ebruch. Nun sagt David zu Abner: Du bringst mir diese Michal zurück.
David sandte Boten zu Ischboschet, dem Sohn Sauls (Vers 14), und ließ ihm sagen: „Gib mir Michal, meine Frau, die ich mir verlobt habe für hundert Vorhäute der Philister.“ König Saul hatte die Absicht, durch diesen Auftrag an David als Bedingung, damit er Michal bekommt, ihn in den Tod zu schicken. Aber David überlebte, und dafür bekam er Michal.
Ischboschet sandte daraufhin und ließ sie von ihrem Mann, Paltiel, dem Sohn des Laies, holen. Ihr Mann ging mit ihr und folgte ihr weinend nach bis Bachurim. Da sprach Abner zu ihm: „Geh, kehre um!“ Und er kehrte um.
Was hat er da angerichtet? Er holt die Frau zurück, die in der Zwischenzeit wieder verheiratet war. Dadurch war die vorige Ehe aufgelöst. Die Auflösung war zuerst illegal und hätte vor Gott nicht gegolten, wenn sie einfach geschieden worden wäre. Aber aus 5. Mose 24 sehen wir: Wenn eine Frau geschieden wird, sich dann wieder verheiratet und später zum ersten Mann zurück will, geht das nicht. Nicht einmal, wenn dieser Mann verwitwet ist. Die Sache ist dann definitiv. Es wird gesagt, das Land würde dadurch verunreinigt.
In diesem Moment, wenn eine Wiederverheiratung geschehen ist, gibt es keine Wiederherstellung mehr. Damit will Gott eine Barriere setzen, damit man nicht beliebig werden kann. Also absolut gegen das Wort Gottes handelt Abner, indem er sie holt. Dabei bricht er das Herz von Paltiel. Der Mann geht ihr weinend nach – wirklich ein zerbrochener Mann.
Dann kommt dieser übermächtige Abner und sagt: „Geh!“ Er weiß genau, wenn er überleben will, muss er gehen.
Was hat David hier angerichtet? Wirklich eine dunkle, schwarze Wolke zieht wieder in sein Leben ein.
Später, wenn wir zu 2. Samuel 6 kommen, im November, wenn diese Tage fortgesetzt werden, werden wir sehen, dass als David die Bundeslade nach Jerusalem bringen ließ, Michal eine tiefe Verachtung für die geistlichen Empfindungen Davids zeigte. Diese Frau hätte damals niemals von Saul angenommen werden dürfen. Sie war nämlich nicht eine Frau, die ihm entsprach.
Vers 17: Abner hatte sich mit den Ältesten Israels beraten und gesagt: „Früher habt ihr David bereits zum König bei euch begehrt. So handelt nun, denn der Herr hat von David gesprochen und gesagt: ‚Durch die Hand Davids, meines Knechtes, will ich mein Volk Israel erretten aus der Hand der Philister und aus der Hand aller seiner Feinde.‘“
Jetzt geht Abner voran. Er will die Führerschaft in Israel überzeugen, sich dem Haus Davids anzuschließen. Dabei kennt er den Plan Gottes genau, denn der Herr hat von David gesprochen und gesagt – und so weiter.
Unglaublich, er wusste es ganz klar, sagt es auch hier den Führern und will so alles zugunsten von David wenden.
Hier machen wir eine Pause von einer Viertelstunde. Danach geht es genau an dieser Stelle weiter.
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