
Wir fahren weiter in 1. Samuel 12. In der vorherigen Stunde hatten wir bereits einige Verse betrachtet, doch wegen des Zusammenhangs wollen wir nochmals ab Vers 1 lesen.
Es geht um die herzbewegende Abschiedsrede des Propheten und Richters Samuel. Dabei haben wir eindrückliche Parallelen zu der Abschiedsrede des Apostels Paulus vor den Ältesten der Gemeinde in Ephesus entdeckt. Diese Rede findet sich in Apostelgeschichte 20,12, genauer gesagt ab Vers 1.
Und Samuel sprach zu ganz Israel: „Siehe, ich habe eure Stimme gehört in allem, was ihr zu mir gesagt habt, und habe einen König über euch gesetzt.
Und nun, siehe, der König zieht vor euch her. Ich aber bin alt und grau geworden, und meine Söhne, siehe, sie sind bei euch. Ich bin vor euch gewandelt von meiner Jugend an bis auf diesen Tag. Hier bin ich, zeugt gegen mich vor dem Herrn und vor seinem Gesalbten:
Wessen Rind habe ich genommen? Oder wessen Esel habe ich genommen? Oder wen habe ich übervorteilt? Wem habe ich Gewalt angetan? Oder aus wessen Hand habe ich Lösegeld genommen, dass ich dadurch meine Augen verhüllt hätte? So will ich es euch wiedergeben.“
Wir haben bereits gesehen, dass Samuel ein so reines Gewissen hat, dass er sagen kann: „Bitte, ihr könnt Zeugnis ablegen, wann habe ich in meiner Funktion als Diener des Herrn euch Unrecht getan?“
Er konnte sich öffentlich stellen im Bewusstsein, dass er diese üblen Dinge nicht getan hat, die dazu geführt hätten, dass er blind geworden wäre oder dass sich dadurch seine Augen verhüllt hätten.
Und so sehen wir: Wenn man im Dienst des Herrn steht und Unrecht tut, insbesondere auch in Geldangelegenheiten, führt das zu geistlicher Blindheit.
Aber selbst wenn das so gewesen wäre, wäre ich bereit, es in Ordnung zu bringen. Das ist eindrücklich.
Wenn wir dazu im Neuen Testament nachschlagen, finden wir in 2. Korinther 8 ein passendes Beispiel. Dort stellt der Apostel Paulus genau das vor. Ich lese aus Gründen des Zusammenhangs ab Vers 20: "Wobei wir dies zu vermeiden suchen, dass uns jemand übel nachredet, dieser reichen Gabe wegen, die von uns bedient wird."
Es geht also um Geldangelegenheiten. Für den Apostel Paulus war es ganz wichtig, dass alles sauber abläuft, damit niemand einen Anlass oder Grund hat, übel über sie zu sprechen.
Paulus fährt in Vers 21 fort: "Denn wir sind auf das bedacht, was ehrbar ist, nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen." Das ist ein wichtiger Grundsatz. Wir sind dem Herrn gegenüber verantwortlich, aber wir müssen auch darauf achten, dass unser Zeugnis vor den Menschen standhält.
Es war Paulus also wichtig, dass es nicht nur vor dem Herrn recht sein muss, sondern auch vor den Menschen ehrbar. Genau so hat Samuel sein Leben geführt.
Und dann sagt er weiter in 1. Samuel 12,4: „Und sie sprachen: Du hast uns nicht übervorteilt und hast uns keine Gewalt angetan und hast aus niemandes Hand irgendetwas genommen.“
Also bestätigen sie, dass alles wirklich in Ordnung war.
Weiter heißt es: „Und er sprach zu ihnen: Der Herr ist Zeuge gegen euch und Zeuge sein Gesalbter an diesem Tag, dass ihr gar nichts in meiner Hand gefunden habt.“ Und sie sprachen: „Er ist Zeuge.“
Dann haben wir gemerkt: Zweimal in diesem Text spricht er über den Gesalbten. Wer ist gemeint? Saul.
Schlagen wir mal auf in 1. Samuel, in den frühen Kapiteln, und zwar lange vor Saul, im Gebet der Hanna in Shiloh. Dort spricht sie über den Gesalbten des Herrn.
In 1. Samuel 2 finden wir das Gebet der Hanna ab Vers 1. Dort heißt es: „Und Hanna betete und sprach: Mein Herz verlockt in dem Herrn.“ Am Ende des Gebets, in Vers 10, sagt sie: „Der Herr, es werden zerschmettert werden, die mit ihm hadern. Über ihnen im Himmel wird er donnern, der Herr wird richten die Enden der Erde und Macht verleihen seinem König und erhöhen das Horn seines Gesalbten.“
Hier spricht sie prophetisch von der Endzeit, wenn Gott die ganze Welt richten wird, auch die Enden der Erde. Das geschieht, wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit kommen wird. Dann wird Gott seinem König die Macht verleihen. Das bedeutet, er wird das Horn seines Gesalbten erhöhen.
Was steht hier auf Hebräisch? Maschiach – das ist Hebräisch für Messias. Dieses Wort kommt hier zum ersten Mal in der Bibel vor. Der Messias wird ja bereits ab 1. Mose 3 angekündigt. Von dort an zieht sich dieses Thema wie ein roter Faden durch das erste Buch Mose.
Der kommende Messias wird vielfach angekündigt, zunächst als der Same der Frau, der die Macht des Bösen, Satan, zertreten wird, dabei aber eine Todeswunde erleiden würde. Es war also von Anfang an klar, dass der Messias ein Mensch sein würde, ein Same der Frau.
Das ist sehr bedeutsam, denn seit jeher war bekannt, dass Kinder durch den Samen des Mannes entstehen. Dass jedoch auch die Frau eine Fruchtzelle beiträgt, war damals nicht bekannt. Erst in der modernen Forschung wurde erkannt, dass für die Fortpflanzung zwei Zellen notwendig sind: die Fruchtzelle des Mannes und die Fruchtzelle der Frau, die man Ei nennt. In der Bibel wird diese Fruchtzelle als „Same der Frau“ bezeichnet. Das ist eindrücklich, nicht wahr?
So war also klar, dass der Same der Frau der Mensch sein wird. Später segnete Noah seine drei Söhne: Sem, Japheth und Ham. Ham wurde nicht gesegnet; über seinen Sohn Kanaan sprach Noah einen Fluch aus. Über Ham selbst wurde kein Fluch ausgesprochen, nur über die kananitische Linie.
Übrigens stammen von diesen Kananitern nicht die Schwarzafrikaner. Wer also behauptet, die Schwarzafrikaner seien von Noah verflucht worden, irrt erheblich. Ham erhielt keinen Fluch, sondern Kanaan wurde verflucht. Sem und Japheth wurden gesegnet.
Japheth wurde gesegnet mit der Verheißung, sich weit in der Welt auszubreiten. Deshalb breiteten sich die Japhethiten nicht nur über Europa aus, sondern schließlich in der Geschichte über alle fünf Kontinente bis nach Australien.
Von Sem heißt es, dass Gott der Gott Sams ist. So war klar, dass die Segenslinie des Messias über die Linie von Sem verlaufen würde.
Später kündigte Gott an, dass von Abraham der Segen für alle Völker ausgehen würde. In 1. Mose 12,1-3 heißt es, dass alle Geschlechter der Erde durch ihn gesegnet werden sollten. Das war eine Verheißung, dass der Messias über die Linie von Sem und eng geführt über Abrahams Nachkommen kommen würde.
Diese Verheißung wurde später gegenüber Abraham noch klarer erläutert, und zwar in 1. Mose 17. Dort wird betont, dass der Same Abrahams über die Linie von Isaak verlaufen würde, nicht über Ismael.
So wurde klar: Über Abraham, über Isaak und später über Jakob würde der Messias abstammen. Anfangs war noch nicht klar, ob der Messias ein Edomiter, also ein Nachkomme von Esau, sein würde. Bei Isaak war zunächst unklar, ob Esau oder Jakob der Vorfahr des Messias sein würde. Doch es wurde enggeführt über Jakob.
Bei Jakob wird dann weiter präzisiert und klargemacht, dass der Messias aus Juda, einem seiner zwölf Söhne, kommen wird. Der Messias wird also ein Jude sein.
So wurde immer deutlicher, wo man nach dem Messias suchen müsste. Später, in 1. Samuel, wird dann klargemacht, dass aus dem Stamm Juda eine Familie gewählt wurde, nämlich die Familie von Isai, und über die Linie von David.
Aber so weit sind wir noch nicht.
Nun, ich wollte damit einfach sagen: Es gibt ganz viele messianische Prophezeiungen ab 1. Mose, durch das ganze erste Buch Mose hindurch, und dann auch weiter durch die fünf Bücher Mose. Schließlich finden wir den Begriff Messias zum ersten Mal in 1. Samuel 2.
Dann möchte ich noch aus 1. Samuel 3 lesen. Dort haben wir die Prophetie über Eli, dass seine hohepriesterliche Linie auf die Seite gestellt werden sollte. Ein treuer Hoher Priester sollte die hohepriesterliche Linie weiterführen. In 1. Samuel 2, Vers 35 heißt es: „Und ich werde mir einen treuen Priester erwecken, der wird tun, wie es in meinem Herzen und in meiner Seele ist. Ich werde ihm ein beständiges Haus bauen, und er wird vor meinem Gesalbten wandeln alle Tage.“
Hier wird wieder über meinen Gesalbten gesprochen. Wer ist das? Das ist der Messias, der eben alttestamentlich schon existierte. Natürlich sollte der Messias erst viel, viel später als Mensch in Bethlehem geboren werden. Aber Micha 5,1 sagt: „Und du, Bethlehem Efrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juden zu sein, aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher in Israel sein soll, und seine Ausgänge sind von Ewigkeit.“
Hier wird klar gemacht, dass der Messias von Ewigkeit her existiert. Es wird über den Gesalbten gesprochen. Auch in 1. Mose 12, wenn Samuel sich quasi vor den Herrn stellt, sagt er in Vers 3: „Hier bin ich, zeugt gegen mich vor dem Herrn und vor seinem Gesalbten.“
Das ist nicht der König, der Samuel abgeröstet hat, sondern es geht hier um das Leben von Samuel, das im Angesicht des Herrn und im Angesicht des Messias geschah. Das ist der Sohn Gottes im Himmel.
Weiter heißt es in Vers 5: „Und da sprach zu ihnen: Der Herr ist Zeuge gegen euch und Zeuge sein Messias an diesem Tag, dass ihr gar nichts in meiner Hand gefunden habt.“
Saul kannte den Propheten Samuel vorher gar nicht. Sein Knecht musste ihm sagen, dass es einen Mann Gottes gibt. Saul wusste nicht, wie Samuel lebte, und konnte gar nicht als Zeuge auftreten. Aber hier steht Samuel ganz klar vor dem Herrn und vor dem Messias. Das ist sehr eindrücklich.
Und dann geht die Rede weiter in Vers 6, und Samuel sprach: „Der Herr ist es, der Mose und Aaron bestellt hat und der eure Väter aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat. Und nun tretet er zu, um sich vor dem Herrn an euch zu rächen für alle gerechten Taten, die der Herr an euch und an euren Vätern getan hat.“
Als Jakob nach Ägypten gekommen war, da schrien eure Väter zum Herrn. Der Herr sandte Mose und Aaron, und sie führten eure Väter aus Ägypten heraus und ließen sie an diesem Ort wohnen.
Sehen wir uns an, was Samuel hier macht: Er stellt ihnen die Heilsgeschichte vor. Er erzählt von der Zeit in Ägypten, dem Auszug und von den weiteren Jahrhunderten, wie Gott ihnen gegenüber der treue Gott war – auch wenn Israel immer wieder versagt hat. Es ist sehr eindrücklich zu sehen, wie Samuel heilsgeschichtlich gedacht hat. Wenn er das Volk ermahnt, dann stellt er das in den Zusammenhang der Heilsgeschichte.
Das ist auch im Neuen Testament sehr eindrücklich, zum Beispiel als Stephanus in der Apostelgeschichte vor dem Sanhedrin stand, vor dem Gerichtshof. Wie verteidigt er sich? Er beginnt und erzählt die Geschichte ab Abraham und seiner Berufung, wie er ins Land gekommen ist. Er berichtet über die Josefsgeschichte, über Mose, den Auszug aus Ägypten, die Wüstenwanderung, die Landnahme und erzählt einfach die Heilsgeschichte. Allerdings nicht alles, denn in seiner Rede vor Gericht muss er sich beschränken.
Aber er nimmt genau die Beispiele heraus, die wichtig sind, um dem Sanhedrin etwas zu sagen – nur andeutungsweise. In dieser zusammenhängenden, chronologischen Darlegung der Heilsgeschichte betont er, wie Joseph von seinen Brüdern abgelehnt wurde und wie dann eine große Drangsal über sie kam. Das war natürlich eine Anspielung auf die Tatsache, dass sie den Messias gerade vor kurzem abgelehnt und verworfen hatten.
Dann spricht er über Mose und erzählt, wie seine eigenen Brüder gesagt hatten, sie wollten nicht, dass er über sie herrscht. Auch Mose wurde verworfen. So zieht Stephanus die Linie durch die Heilsgeschichte und zeigt: „Schaut, das ist da geschehen, das ist da geschehen. Und was ihr macht, ist einfach das Maß voll machen. Ihr habt nicht nur Joseph verworfen, ihr habt nicht nur Mose verworfen, sondern den Messias, den verheißenden Erlöser, verworfen.“ So stellt er das in einen heilsgeschichtlichen Zusammenhang.
Oder denken wir an die Predigt von Paulus in der Synagoge in Antiochia in Pisidien, Apostelgeschichte 13. Dort beginnt er ebenfalls mit den Erzvätern und beschreibt, wie Israel aus Ägypten geführt wurde. Er spricht über die vierzig Jahre Wüstenwanderung, dann die Landnahme, 450 Jahre Richter, dann die Regierung Sauls für 40 Jahre. So stellt er die Heilsgeschichte dar, um dann das Evangelium des Messias Jesus in Antiochia in der Synagoge zu verkündigen.
Dieses heilsgeschichtliche Denken ist sehr wichtig. Der Apostel Paulus sagt in Apostelgeschichte 20, gerade in seiner Abschiedsrede gegenüber den Ältesten von Ephesus: „Deshalb bezeuge ich euch an dem heutigen Tag, dass ich rein bin von dem Blut aller, denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.“ (Apostelgeschichte 20,26)
Er sagt, er habe ihnen die ganze Heilsgeschichte erklärt. Darum kann er an diesem Tag sagen, dass er rein von dem Blut aller sei. Das ist eine Anspielung auf Hesekiel 3, wo Gott Hesekiel sagt: Wenn ich dir einen Auftrag gebe und du musst warnen, und wenn du das nicht machst, wirst du schuldig werden am Blut der Menschen, die du hättest warnen sollen.
Hier sagt Paulus gewissermaßen: Wenn ich euch nicht den ganzen Ratschluss Gottes verkündet hätte, dann hätte ich Blutschuld auf mich geladen, weil ihr in die Irre gegangen wärt, da ihr nicht gut belehrt worden wärt.
So zeigt Paulus, wie wichtig es ist, dass in den Gemeinden nicht nur so gepredigt wird, dass man zum Beispiel drei Verse vorliest und dann eine Predigt hält, die sehr viel gemeinsam hat mit How-to-Büchern. Im Englischen gibt es diese How-to-Bücher: How to make friends – Wie macht man Freunde? Es gibt Methoden, damit man nicht ohne Freunde bleibt. Oder How to make money – Wie kommt man zu mehr Geld? Es sind praktische Lebenshilfen.
Es besteht die Gefahr, dass Predigten auf solche praktischen Ratschläge reduziert werden. Natürlich ist das Wort Gottes voll von Ratschlägen und zeigt uns, wie wir leben sollen – aber nicht so, wie die How-to-Bücher lehren, sondern gerecht, in Gottesfurcht und in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes.
Das ist ganz wichtig in den Predigten, aber es sollte alles eingebettet sein in den ganzen Ratschluss Gottes. Darum sind die biblischen Beispiele so wichtig: Wir lernen aus ihnen, was wir nachahmen sollen und was wir vermeiden sollen.
Genauso lesen wir jetzt die Geschichte von Samuel, von Saul und später von David, weil wir daraus viel lernen. Aber es ist eingebettet in die Heilsgeschichte und zeigt, wie Gott im Lauf der Jahrhunderte und Jahrtausende gehandelt hat.
Wenn man das unterschlägt, wird man schuldig an den Geschwistern. Paulus kann sagen, dass er keine Blutschuld auf sich geladen hat. So macht es hier auch Samuel. Er erklärt die Heilsgeschichte.
Ich lese weiter in 1. Samuel 12, Vers 8: „Als Jakob nach Ägypten gekommen war, da schrien eure Väter zum Herrn, und der Herr sandte Mose und Aaron, und sie führten eure Väter aus Ägypten heraus und ließen sie an diesem Ort wohnen. Aber sie vergaßen den Herrn, ihren Gott. Und er verkaufte sie in die Hand Ciceras, des Heerobersten von Hazor, und in die Hand der Philister und in die Hand des Königs von Moab, und sie kämpften gegen sie.“
Nun eine Kurzzusammenfassung der Richterzeit. Die Richterzeit war ohnehin gut bekannt, denn im Talmud wird überliefert, dass Samuel das Buch der Richter geschrieben hat. Ein Bibelbuch wurde in Israel nur dann als von Gott inspiriert anerkannt, wenn es von einem anerkannten Propheten verfasst wurde. Dieser musste den Prophetentest bestanden haben, also nie eine falsche Prophezeiung oder Lehre verkündet haben, die im Widerspruch zum Gesetz Mose stand.
Nachdem Mose Israel die fünf Bücher Mose gegeben hatte, sowie das Buch Hiob, wie bereits erklärt, und Psalm 90, folgte Joshua, der von Mose anerkannt war. In 5. Mose 34 lesen wir, dass Mose ihm die Hände auflegte. So wurde Joshua vom Gesetzgeber, der durch Zeichen und Wunder in Ägypten und in der Wüste bestätigt war, als wahrer Prophet bestätigt.
Nach dem Buch Joshua schrieb Samuel das Buch der Richter und übrigens auch das Buch Ruth. Auch die Kapitel in 1. Samuel stammen von ihm, allerdings nur bis zum Tod Samuels, der einige Kapitel später im ersten Buch Samuel erwähnt wird. So fasst Samuel im Buch der Richter ganz kurz zusammen. Aus den vierzehn Richtern, die er beschreibt, erwähnt er nur einige Beispiele.
Er nennt auch die Feinde, die Israel beherrschten, während Gott nicht als König herrschte. Es geht um diese verlorenen Jahre, die, wie wir in 1. Könige 6 gesehen haben, nicht zu den 480 Jahren gezählt werden. Zum Beispiel verkauft er Israel in die Hand Siseras, des Heerobersten von Hazor (siehe Richter 4), und in die Hand der Philister, man lese die Geschichte von Simson. Auch in die Hand des Königs von Moab, was bereits in der Zeit von Othniel geschah, berichtet das Buch der Richter.
Israel kämpfte gegen diese Feinde, dann schrien sie zu dem Herrn und sprachen: „Wir haben gesündigt, dass wir den Herrn verlassen und den Baalim und den Astaroth gedient haben. Nun errette uns aus der Hand unserer Feinde, so wollen wir dir dienen.“ So verlief es immer im Buch der Richter: Es ging ihnen schlecht, dann suchten sie den Herrn wieder und schrien zu ihm. Der Herr aber half in seiner Gnade immer wieder, indem er Richter sandte, die sie befreiten.
In Vers 11 heißt es: „Und der Herr sandte Jerupal“ – das ist ein anderer Name für Gideon (siehe Richter 7) – „und Bedan“, was wohl ein anderer Name für Barak ist, der mit Deborah gewirkt hatte, sowie Jephtha und Samuel. Nun geht der Text über das Buch der Richter hinaus, bereits in das, was wir im ersten Buch Samuel finden. „Er errettete euch aus der Hand eurer Feinde ringsum, und ihr wohnt in Sicherheit.“
Als ihr aber saht, dass Nahas, der König der Kinder Ammon, über euch kam, sprachet ihr zu mir: „Nein, sondern ein König soll über uns regieren.“
Das ist interessant, denn als die Israeliten sich plötzlich entschieden hatten, keinen Richter mehr zu wollen, sondern einen König, sagten sie zu Samuel in 1. Samuel 8,5: „Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. Nun setze einen König über uns ein, dass er uns richte, gleich allen Nationen.“
Sie beklagten sich also über Samuels Söhne, die die Zukunft der Richterzeit darstellten, aber nicht richtig handelten. Sie waren untreu, und deshalb wollten sie einen König. Das ist schon merkwürdig: Sie sind enttäuscht über diese untreuen Richter und wollen deshalb selbst untreu sein. Sie sagen, sie wollen nicht mehr, dass Gott ihr König ist.
Dabei erwähnen sie kein Wort über die militärische Bedrohung durch die Ammoniter. Doch Samuel wusste genau, was vor sich ging. Er ließ sich nicht täuschen. Deshalb sagt er es ihnen in seiner Abschiedsrede: Als ihr sehtet, dass Nahas, der König der Kinder Ammon, kam – und dieser Mann war wirklich übel, wie wir in Kapitel 11 sehen –, wollte er allen in Jabesch-Gilead das rechte Auge ausstechen und dann mit ihnen einen Unterwerfungsbund schließen.
Diese Angst führte dazu, dass ihr sprachet: „Nein, sondern ein König soll über uns regieren.“ Dieses „Nein“ war übel, denn an dieser Stelle hättet ihr „Ja“ sagen müssen.
Samuel fährt fort: „Obwohl doch der Herr, euer Gott, euer König ist.“ Darauf kommt es an. Es geht nicht darum, einen Menschen zu haben, der größer ist als alle anderen, sondern darum, dass der ewige Herr – mit Großbuchstaben geschrieben, was im Hebräischen Yahweh bedeutet, der Ewige, der Unwandelbare, die Quelle des Lebens und des Seins, der alles in seiner Hand hält – euer König ist. Deshalb wird dies in der deutschen Bibel mit „Herr“ in Großbuchstaben wiedergegeben.
Und nun siehe, da ist der König, den ihr erwählt habt, den ihr begehrt habt, wie sein Name sagt: Saul, der Begehrte. Und siehe, der Herr hat einen König über euch gesetzt.
Wenn ihr nun den Herrn fürchtet, ihm dient, auf seine Stimme hört und nicht widerspenstig gegen seine Befehle seid – sowohl ihr als auch der König, der über euch regiert, dem Herrn, eurem Gott, nachfolgt –, dann wird die Hand des Herrn gegen euch sein wie gegen eure Väter.
Wenn ihr aber nicht auf die Stimme des Herrn hört und gegen seinen Befehl widerspenstig seid, dann wird die Hand des Herrn gegen euch sein wie gegen eure Väter.
Also macht klar: Jetzt habt ihr euch entschieden, und das war falsch. Aber die Sache ist gelaufen. Jetzt habt ihr den König, und den könnt ihr nicht gleich wieder absetzen. In dieser neuen Situation, die jetzt feststeht, ist es wichtig, dass ihr dem Herrn treu bleibt, Gottes Furcht habt und ihm in eurem Leben dient. Seht euch als seine Diener, habt offene Ohren, hört auf seine Stimme und achtet darauf, dass ihr nicht rebellisch gegen seinen Befehl seid. Und dann heißt es weiter: Folgt ihm nach.
Ein ganz praktischer Tipp, wie man mit der Bibel umgehen kann: Manchmal bekomme ich Anfragen, wie ich das mit dem Anstreichen der Bibel mache. Dazu gebe ich praktische Hinweise. Man kann den Text strukturieren, indem man sich beim Lesen fragt, wie viele Punkte darin sind.
Ich unterstreiche zum Beispiel nicht einfach alles. Wenn ihr nun den Herrn fürchtet, ihm dient und auf seine Stimme hört, ist das ein schöner Vers, nicht wahr? Man könnte alles unterstreichen, aber wenn am Ende alles unterstrichen ist, ist das fast so, als wäre nichts markiert.
Man kann zum Beispiel nur den ersten Punkt „Wenn ihr nun den Herrn fürchtet“ markieren, oder dort nur das „f“. Beim Durchlesen sieht man so die Struktur: zuerst „fürchten“, dann der nächste Punkt „dient“ – nur das „d“ markieren, „auf seine Stimme hört“ – nur das „h“, „gegen den Befehlen des Herrn nicht widerspenstig seid“ – nur das „n“ bei „nicht“, und „sowohl ihr als auch der König, der über euch regiert, dem Herrn, eurem Gott, nachfolgt“ – nur das „n“ bei „nachfolgt“.
Wenn man den Vers das nächste Mal anschaut, sieht man die Struktur und die einzelnen Punkte. So wird der Text plötzlich klar und übersichtlich.
Das mache ich seit meinen Teenagerjahren so. Der Herr hat mir ein Gedächtnis gegeben, das fast wie ein fotografisches Gedächtnis ist. Die Seiten wurden für mich wie ein Bild. So sehe ich zum Beispiel die Offenbarung Kapitel 1 vor mir. Ich weiß im Kopf, wo was in Kapitel 1 steht, dann in Kapitel 2 und 3, die Zentscheiben – ich sehe das fast wie ein Foto. Dann Kapitel 4, 5, 6, 7, 8. Das hilft sehr effektiv.
Ich sehe das fast räumlich. Wir sind alle stark vom Visuellen geprägt, und das sollten wir ausnutzen.
Eine weitere Hilfe ist, wenn man in der Gemeinde oder bei einem Vortrag immer die Bibel dabei hat – nicht nur eine Handybibel. Die Handybibel kann nützlich sein, wenn man schnell ein Wort suchen möchte oder wissen will, wo es sonst noch vorkommt. Aber dann sollte man sie wieder weglegen und eine gedruckte Bibel benutzen.
Mit einer gedruckten Bibel kann man blättern, vor- und zurückgehen. Ich fühle mich mit einer Handybibel fast wie im Gefängnis. Dort hat man nur ein paar Verse vor sich, aber was war vorher? Man braucht eine Übersicht und möchte ein bis zwei Seiten vor sich haben, um alles zu überblicken.
Indem man so unterstreicht und den Text strukturiert, wird alles viel klarer. Wenn das im Kopf klar ist, wird es auch im Herzen klar.
Das sind nur ein paar praktische Tipps.
Vers 15
Wenn ihr aber nicht auf die Stimme des Herrn hört – das unterstreiche ich schwarz, ja, oben rot –, denn das sind positive Dinge. Das hilft auch, mit den Farben kann man das optisch noch mehr hervorheben: fürchtet, dient, hört, nicht widerspenstig seid, nachfolgt.
Aber dann, wenn ihr nicht auf die Stimme des Herrn hört und gegen den Befehl des Herrn widerspenstig seid, so wird die Hand des Herrn gegen euch sein wie gegen eure Väter. Und wer erklärt euch das? Das ist nicht einfach etwas Neues, dass Gott sich dann gegen euch stellt.
Das ist in der Heilsgeschichte immer so gewesen. Als sie aus Ägypten kamen, während der Wüstenwanderung, in der ganzen Richterzeit – das war immer so das Prinzip. Das wird in 2. Chronika 15 so wunderbar von Asarja ben Odet zur Zeit von Asa ausgedrückt.
Man sagt ja manchmal so als Wunsch: „Der Herr sei mit dir“ oder „Gott befohlen“. Aber was bedeutet das? Es geht nicht automatisch. Man muss sich wirklich entscheiden: Ich selbst möchte mit dem Herrn den Weg gehen. Dann weiß ich, dass er sich auch zu mir bekennen wird.
An dieser Stelle ist es wichtig, den Unterschied zu sehen: In Römer 8 wird die Sicherheit des Heils in Christus für die Wiedergeborenen vorgestellt. Dort heißt es in Vers 31: „Wenn Gott für uns ist, wer wird wider uns sein?“ Er, der seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?
Gott ist für uns, und das bleibt unumstößlich. Er hat es bewiesen, indem er das Höchste gegeben hat, was es gab: den ewigen Sohn, der von Ewigkeit her die Freude des Vaters war und ihn erfüllt hat. Ihn hat er für uns gegeben. Also: Gott ist für uns.
Aber es ist nicht das Gleiche, dass Gott mit uns ist. Gott ist praktisch mit uns, dass er sich auch zu unserem Weg und zu unserem Leben bekennt, wenn wir mit ihm sind. Darum ist es eine Bedingung: „Der Herr ist mit euch, wenn ihr mit ihm seid.“
Wenn wir wiedergeboren sind und uns wirklich bekehrt haben, dann dürfen wir wissen: „Der Herr ist für mich.“ Das bleibt, denn er hat den Preis bezahlt, seinen eigenen Sohn gegeben.
Hier aber geht es darum zu zeigen: Schaut in der Heilsgeschichte, es war immer so – wenn Israel nicht mehr mit dem Herrn war, dann hat der Herr sich gegen sie stellen müssen. Er hat sie erzogen und gezüchtigt.
Ja, gehen wir weiter. Vers 16 in 1. Samuel 12: „Auch jetzt tretet er zu und seht diese große Sache, die der Herr vor euren Augen tun wird.“
Ist es nicht jetzt die Zeit der Weizenernte? Ich will zum Herrn rufen, und es wird Donner und Regen geben. Dann werdet ihr erkennen und sehen, dass eure Bosheit, die ihr getan habt, groß ist in den Augen des Herrn – nämlich, dass ihr euch einen König wünscht.
Das ist ein ganz besonderer Punkt in dieser Rede. Samuel war nämlich ganz gegen einen König, während das Volk ganz dafür war. Sie waren sich nicht einig. So ist es manchmal auch unter Gläubigen: Bei der Beurteilung einer Sache sind wir uns uneinig.
Die Frage lautet: Könnte es nicht sein, dass Samuel sich geirrt hat und das Volk Recht hatte? Aber hier war es so wichtig, dass Samuel als Prophet ein Zeichen geben konnte. Er konnte sagen: Wenn sich dieses Zeichen erfüllt, wird klar werden, dass ihr euch geirrt habt und nicht ich. Es war wirklich Sünde.
Nun sagt er: Es ist die Zeit der Weizenernte. Wann ist die Weizenernte in Israel? Im Juni, etwa 50 Tage nach dem Erstlingsfest der Gerste, das immer in der Passawoche gefeiert wird. Das finden wir in 3. Mose 23, wo die sieben Feste des Herrn vorgestellt werden. Dort gibt es das Passafest und das Fest der ungesäuerten Brote, das sieben Tage dauert.
Während dieser Woche heißt es: Am Tag nach dem Sabbat muss man die Erstlingsernte einbringen. Das bedeutet, dass ein Gerstenfeld geerntet wurde und diese Erstlinge zum Tempel gebracht wurden. Dieses Fest steht in Verbindung mit der Auferstehung, nämlich in der Passawoche.
Am Tag nach dem Sabbat ist der Herr Jesus auferstanden. In 1. Korinther 15 wird er „der Erstling aus den Toten“ genannt. So fielen die Erstlinge der Gerste genau auf den Auferstehungstag des Herrn Jesus.
Von dort an heißt es weiter in 3. Mose 23, dass man sieben mal sieben Wochen zählen muss. Am fünfzigsten Tag müssen die Erstlingsbrote gebracht werden. Das ist genau der Beginn der Weizenernte, also exakt 50 Tage nach der Gerstenernte, mit der man begonnen hatte.
Vorher durfte man keine Gerste ernten, erst ab dem Tag nach dem Sabbat in der Passawoche, nach 50 Tagen. Dann war das Pfingstfest. Auf Hebräisch heißt das Fest der Wochen „Shavuot“, weil man sieben mal sieben Wochen zählen musste. Am fünfzigsten Tag wurde ein spezielles Weizenfeld geerntet. Erst ab diesem Moment durfte man im ganzen Land die Weizenernte einbringen. Das fiel mit Pfingsten zusammen.
Das war übrigens auch wieder ein erster Tag der Woche. Der Auferstehungstag war der Tag nach dem Sabbat, also der erste Tag der Woche. Fünfzig Tage später war es wieder ein Sonntag, der erste Tag der Woche. Die Bibel sagt nicht „Sonntag“, sondern „erster Tag der Woche“.
Die Gemeinde erlebte an diesem Tag ihren Geburtstag. Der Leib Christi entstand durch die Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Gläubigen wurden zu einem Leib zusammengefügt, getauft in 1. Korinther 12, Vers 13.
Man musste an diesem Tag Brote bringen, ausnahmsweise gesäuerte. Sauerteig ist in der Bibel, im Alten und Neuen Testament, immer ein Bild der Sünde. Gesäuerte Brote – ja, natürlich, die Gemeinde besteht aus Menschen, die bekehrte Sünder sind und die die böse Natur in sich haben.
Aber die gute Nachricht ist: Wenn man Brote bäckt, wird die Wirkung des Sauerteigs neutralisiert. Es waren gebackene Brote, die man brachte. Das erinnert daran, dass wir die sündige Natur in uns haben, aber wie Römer 6 sagt, sind wir freigemacht von der Sünde in uns. Wir müssen nicht mehr dieser Macht in uns gehorchen, wir sind freigemacht von der Sünde.
Das wird durch diese Brote ausgedrückt. Der Apostel Paulus sagt in 1. Korinther 10, wenn er das Brot des Abendmahls erklärt – Brot und Wein –, dass auch wir ein Brot sind, ein Leib, die alle an dem einen Brot teilnehmen.
Das Brot, das der Herr Jesus für das Abendmahl an Passa eingesetzt hatte, war natürlich ungesäuert, das Matze-Brot, weil Jesus vollkommen war und keine Sünde in sich hatte.
Der Gedanke ist: Nicht nur das Brot des Abendmahls ist ein Bild von uns, sondern auch wir, die zur Gemeinde gehören und regelmäßig das Abendmahl feiern, sind ein Brot, ein Leib. Im Kontrast dazu ist das Brot, das bei Shavuot gebracht wurde, gesäuert.
Die Wirkung des Sauerteigs wird jedoch durch das Backen gebremst. So kommen wir mit diesen 50 Tagen von Passa in die Junitage.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich wollte noch mehr dazu sagen. Nun ist es so, dass es Donner und Regen im Juni in Israel gibt? Nein, das gibt es nicht.
Man muss die Ökologie Israels kennen: Die Regenzeit beginnt nach dem Laubhüttenfest, also etwa in der zweiten Hälfte Oktober. Die Bibel nennt das den Frühregen.
Die Regenzeit dauert durch die ganze Winterszeit bis kurz vor das Passafest, also etwa März oder April. Diese letzte Phase nennt die Bibel den Spätregen.
Frühregen und Spätregen kann man auf einer Israelreise beobachten. Man kann damit rechnen, dass es eigentlich immer schön ist.
Jerusalem hat etwa gleich viel Niederschlag wie London, aber dieser fällt innerhalb von etwa 50 Tagen im Jahr. Danach ist es schön trocken. In London regnet es hingegen fast jeden Tag, wenn man übertreibt.
Das ist der Unterschied: Beide Orte haben etwa gleich viel Niederschlag, aber im Juni gibt es in Israel keinen Regen.
Samuel sagt: Was in der Natur nicht zu erwarten ist, wird jetzt geschehen. Es wird Donner geben und Regen in der Weizenernte – als Beweis, dass ihr nicht recht habt.
Vers 18: Und Samuel rief zum Herrn, und der Herr gab Donner und Regen an jenem Tag. Sie hatten wieder den Mann des Gebets. So eindrücklich!
Samuel war von seiner Mutter Hanna erbeten worden. Sie war die Frau, die auch so wunderbar gedankt hat – ihr Gebet in 1. Samuel 2, wo zum ersten Mal in der Bibel der Messias erwähnt wird.
Weiterhin fürchtete sich das ganze Volk sehr – vor dem Herrn und vor Samuel. Ihnen wurde klar, dass sie falsch lagen und Samuel richtig war. Das steigerte die Achtung vor Samuel wieder.
Vorher meinten sie, sie wüssten es besser als der Richter. Das war schon Hochmut. Das ganze Volk sprach zu Samuel: „Bitte den Herrn, deinen Gott, für deine Knechte, dass wir nicht sterben.“ Jetzt waren sie darauf bedacht, dass dieser Mann des Gebets wieder für sie einsteht.
Interessanterweise sagen sie: „Der Herr, dein Gott.“ Sie erkennen, dass Samuel wirklich in der Gemeinschaft mit dem Herrn gelebt hat. Deshalb hat er Recht. Denn zu all unseren Sünden haben wir das Böse hinzugefügt: einen König für uns zu begehren.
Jetzt sehen sie es ein. Das ist eigentlich ganz schlimm. Sie haben schon so vieles falsch gemacht und gesündigt. Und jetzt haben sie das noch hinzugefügt.
Aber jetzt war es ein – wie man auf Französisch sagt – fait accompli, eine vollendete Tatsache. Ja, man kann es auf Deutsch auch gut sagen. Ich brauche gar kein Französisch. Aber wenn man es zweimal sagt, dann sitzt es besser.
Vers 20 Und Samuel sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht, das ist unglaublich. Ich meine, er hätte sagen können: Ihr habt mich so verletzt, dass ihr mich nicht mehr als Richter wollt, sondern Saul. Und jetzt zieht ihr es durch, gut, okay, aber jetzt schaut mal, wie das herauskommt.
Jetzt macht er ihnen Mut – ein Mann des Trostes. „Fürchtet euch nicht!“ Das sagt er, weil sie wirklich anerkannt haben, dass sie gesündigt haben. Wenn keine echte Einsicht und Umkehr gewesen wäre, hätte er ihnen nicht Mut machen können. Wir können nicht den Leuten Mut machen, die keine Buße tun. Das ist ganz wichtig.
„Fürchtet euch nicht! Ihr habt zwar all dieses Böse getan, aber weicht nicht ab von der Nachfolge des Herrn. Dient dem Herrn mit eurem ganzen Herzen und weicht nicht ab, denn ihr würdet hinter den Nichtigen hierherlaufen, die nichts nützen und nicht erretten, denn sie sind nichtig.“ Hier macht er Mut. Die Sache steht fest, der König ist da, ihr könnt nichts mehr ändern. Aber ihr habt Buße getan. Und jetzt müsst ihr nicht verzweifeln. In dieser Situation, in der ihr seid, müsst ihr vorangehen.
So können wir im Leben auch in gewissen Situationen leben, die die Folge davon sind, wie wir früher gelebt haben. Da könnte man sagen: „Ach, aber wie soll ich jetzt weitergehen? Das geht doch gar nicht.“ Natürlich, die Sache ist geordnet mit der Vergangenheit, jetzt muss man vorwärts gehen und darauf achten, dass man jetzt eben:
Erster Punkt: Weicht nicht ab von der Nachfolge des Herrn und dient dem Herrn. Ich muss jetzt nicht mehr sagen, was man unterstreichen könnte: mit eurem ganzen Herzen, also die ganze Sache machen. Und dann: Weicht nicht ab, denn ihr würdet hinter den Nichtigen – das sind die Götzen hier – laufen, die nichts nützen und nicht erretten, denn sie sind nichtig.
Mit anderen Worten: Ihr habt den Herrn, und darum gehört die Zukunft euch. Auch wenn es schwierig ist, denn der Herr wird um seines großen Namens willen sein Volk nicht verlassen. Ihr habt nicht aufgehört, das auserwählte Volk zu sein. Er betrachtet euch als sein auserwähltes Volk, und diese Erwählung geht weiter. Denn es hat dem Herrn gefallen, euch sich zum Volk zu machen.
Da betont er also zweimal, dass sie das Volk Gottes sind. Da unterstreiche ich „Volk“ grün. Ich unterstreiche Namen, Zahlen, Begriffe wie Metalle, Farben usw. mit Grün. Das ist eine Möglichkeit, man kann auch eine ganz andere Farbe nehmen, Pink, aber ich finde, Grün passt besser.
Ja, und da betont er eben: Sie sind sein Volk. Auch ich bringt sich ins Spiel. Zuerst den Herrn, und dann sagt er aber von sich: „Auch ich, fern sei es von mir, gegen den Herrn zu sündigen und aufzuhören, für euch zu bitten, sondern ich werde euch den guten und richtigen Weg lehren.“
Ja, jetzt könnte man denken: Samuel ist in Rente gegangen, jetzt haben sie einen König. Nein, für ihn war die Sache nicht fertig. Klar, die Bibel zählt diese zwanzig Jahre Richterzeit, und das gibt die 450 Jahre, die Paulus in Apostelgeschichte 13 erwähnt. Aber er hat auch in der Zeit von Saul weitergewirkt, solange er lebte.
Und er sagt: Wenn ich nicht weiterfahren würde, dann würde ich gegen den Herrn sündigen, und das mache ich nicht. Ich habe zwei Aufgaben: Ich werde für euch beten, ich werde für euch bitten, ja, ich will nicht aufhören. Und zweitens: Ich werde euch den guten und richtigen Weg lehren. Er wollte also weiterhin Bibellehrer sein, wie dieser damals beschränkten Bibel – fünf Bücher Mose, Hiob, Psalm 90, Josua, Richter und 1. Samuel. Das war der Weg.
Nur fürchtet den Herrn und dient ihm in Wahrheit mit eurem ganzen Herzen. Also wieder: Es ist wichtig, dass ihr in dieser schwierigen Situation mit Gottesfurcht vorangeht, und euer Leben muss ein Dienst für Gott sein. Und zwar in allen Bereichen, übrigens auch in der alltäglichen Arbeit.
Ich höre das nicht so gern, wenn Leute sagen: „Also, ich habe dort einen Job gefunden.“ Warum sagen Sie nicht, dass Sie dort Ihren Beruf ausüben? Woher kommt das Wort Beruf? Es geht zurück auf die Reformationszeit. Die Reformatoren, die zurückgekehrt sind zum Wort Gottes, haben zum Beispiel in Epheser 6 gesehen, dass der Dienst in der Arbeit – dort geht es ja um Diener – aufgerufen sind, in ihrer Aufgabe dem Herrn zu dienen.
So haben die Reformatoren erkannt: Die tägliche Arbeit ist eine Berufung von Gott. Dienst ist ein Dienst für Gott. Wer Schreiner ist, schreinert im Dienst für den Herrn. Wer Arzt ist, macht es für den Herrn, so wie Lukas, der nicht der hochberühmte Arzt nach Kolosser war, sondern der geliebte Arzt, der treu in seiner Arbeit war.
Es war ein Beruf, weil man dazu berufen ist. Und so sollte das Leben – eben das ganze Leben, sieben Tage, 24 Stunden – ein Dienst für Gott sein. Dient ihm in Wahrheit mit eurem ganzen Herzen, denn seht, welche großen Dinge er an euch getan hat.
Wenn wir die Kapitel zurückdenken, wie Gott für Israel eingegriffen hat, auch in dieser wirklich schwierigen Zeit, das ist ganz grandios. Aber Samuel hat diese Dinge nicht vergessen. Wie hat Gott damals mit Nachas, dem Ammoniter, eingegriffen? Wie hat er bei den Philistern eingegriffen? Er sagt: „Seht, welche großen Dinge er an euch getan hat.“
Das ist ein Befehl: Seht! Ja, man könnte auch wieder das S unterstreichen. An so vielen Stellen werden wir aufgerufen, als Befehl etwas zu sehen. Oder an wie vielen Stellen heißt es in der Bibel „Siehe!“ Das passt nicht in alle Sprachen. Auf Französisch sagt man ständig „Voilà“, das heißt „Siehe da!“ Auf Spanisch sagt man „Ea qui!“ In der spanischen Bibel ist „Siehe“ oft mit „Ea qui“ übersetzt.
Für Spanien ist das eigentlich seltsam. Man sagt das nicht so oft, das ist nicht das Übliche. Als ich begonnen hatte, spanische Vorträge zu halten, habe ich immer wieder „que aquí“ gesagt, und damit haben Sie mir erklärt, das sei ein bisschen komisch, das sagt man nicht so.
Ich bin dankbar für die Hinweise, aber es sollte eben ein Befehl sein: „Siehe!“ Damit wird unsere Aufmerksamkeit auf einen Punkt gelenkt. Darum heißt es immer wieder „Siehe!“, „Siehe!“, und hier „Seht!“. Und dann geht die Konstellation darauf hin, welche großen Dinge er an euch getan hat.
Das geht ganz parallel mit Psalm 103, Vers 2, wo David sich selbst sagt: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Wenn ihr aber dennoch Böses tut, so werdet sowohl ihr als auch euer König weggerafft werden. Das ist wieder die Warnung: Ihr müsst mit dem Herrn sein, damit er auch mit euch ist.
Ja, dann wollen wir hier schließen für heute Nachmittag und fahren heute Abend weiter mit Kapitel 13.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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