Guten Abend, ich begrüße Sie alle herzlich zu unserer letzten, siebten Folge über den Titusbrief.
Dazu lesen wir gleich Titus 3,8-15.
Das Wort ist gewiss, und ich will, dass du auf diesen Dingen festbestehst, damit diejenigen, die zum Glauben an Gott gekommen sind, darauf bedacht sind, sich um gute Werke zu bemühen. Dies ist gut und nützlich für die Menschen.
Törichte Streitfragen, Geschlechtsregister, Zänkereien und gesetzliche Streitigkeiten aber vermeide, denn sie sind unnütz und wertlos.
Einen sektiererischen Menschen weise nach ein- oder zweimaliger Zurechtweisung ab, da du weißt, dass ein solcher verkehrt ist, sündigt und durch sich selbst verurteilt ist.
Wenn ich Athemas oder Tychikus zu dir senden werde, so beeile dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern.
Zenas, dem Gesetzesgelehrten, und Apollos gib mit Sorgfalt das Geleit, damit ihnen nichts mangelt.
Lass aber auch die Unseren lernen, sich für die notwendigen Bedürfnisse um gute Werke zu bemühen, damit sie nicht unfruchtbar sind.
Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße die, die uns lieben im Glauben.
Die Gnade sei mit euch allen.
Vielen Dank!
Wir haben in diesem Brief viele Belehrungen über gesunde Gemeinden gefunden, und zwar auf einer ziemlich kranken Insel. Es geht um Kreta. Titus war auf Kreta tätig und hatte von dem Apostel Paulus den Auftrag bekommen, in jeder Stadt, in der es Gemeinden gab, Älteste einzusetzen. Dies wird in Kapitel 1, Vers 5 erwähnt. Die Ältesten wurden grundsätzlich von Aposteln eingesetzt.
Das bedeutet, dass sie von einem der zwölf Apostel Jesu Christi eingesetzt wurden. Der Herr Jesus hatte diese Apostel mit einer besonderen Autorität ausgestattet, besonders im Hinblick auf die zwölf Stämme Israels und die Gläubigen, die sich aus diesen Stämmen bekehrten und zur Gemeinde gehören sollten. Der Apostel Paulus war der Apostel für die Heidenvölker.
Autorität in der Bibel wird von oben her eingesetzt. Unsere Kultur ist zwar stark demokratisch geprägt, und wir sind es gewohnt, dass Autorität von unten her eingesetzt wird. Doch in der Bibel ist es anders. Der Herr Jesus hat die Apostel bestimmt, sie wurden nicht demokratisch gewählt. Wie wir in den Evangelien sehen, hat Jesus die Apostel eingesetzt. Auch in der Bekehrungsgeschichte von Saulus, die wir in der Apostelgeschichte finden, wird dies deutlich.
Ein Apostel konnte jedoch einen Abgesandten senden, und das war Titus. Er hatte quasi die Autorität vom Apostel erhalten. Deshalb lesen wir in Kapitel 1, Vers 5: „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du, was noch mangelte, in Ordnung bringst und in jeder Stadt Älteste einsetzt, wie ich dir geboten hatte.“
Titus hatte also den Auftrag vom Apostel Paulus, Älteste einzusetzen, die die Gemeinden geistlich führen sollten. Dabei sollten sie jedoch nicht als Tyrannen auftreten. Wie diese Art von geistlicher Führung aussehen muss, wird schön beschrieben in 1. Petrus 5.
1. Petrus 5, am besten liest du von Vers 1 bis Vers 4.
Die Ältesten unter euch ermahne ich nun, als Mitältester und Zeuge der Leiden Christi sowie als Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, gottgemäß. Auch nicht aus schändlicher Gewinnsucht, sondern bereitwillig. Nicht als die, die über ihren Bereich herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde werdet. Und wenn der Oberhirte offenbar wird, werdet ihr den unverwelklichen Siegeskranz der Herrlichkeit empfangen.
Hier sehen wir, dass der Apostel Paulus nicht nur Apostel war, sondern auch an einem Ort in der Gemeinde Ältester. Deshalb nennt er sich hier Mitältester, indem er die Ältesten anspricht. Dann sagt er in Vers 2: Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist. Er sieht die Ältesten also als Hirten und nicht als Jäger. Das ist sehr wichtig.
Der erste Herrscher, der über das Reich Babel in 1. Mose 10 erwähnt wird, war Nimrod. Sein Name bedeutet „Lasst uns rebellieren“. Das heißt, wir richten uns nicht nach Gottes Geboten, sondern tun, was wir wollen. Er wird dort als großer Jäger beschrieben, nicht als großer Hirte. Das drückt das Wesen von Gewaltherrschaft aus.
Ein großer Kontrast zu Nimrod ist zum Beispiel König David, viel später. Er war Hirte, lange Hirte, und das war eine Vorbereitung für seinen Dienst, Israel gottgemäß zu leiten. Genauso wie Mose, der lange vor ihm lebte, musste auch er zuerst vierzig Jahre in der Wüste vorbereitet werden, um seinen Dienst für das zwölfstämmige Volk Israel zu übernehmen. In dieser Zeit hütete er Schafe, was seinen Charakter prägte.
Ein Hirte ist so, wie Jakob es beschreibt, im Zusammenhang mit seiner Begegnung mit seinem Bruder Esau. Er sagte: „Wir können nicht schnell vorwärts gehen. Wir müssen quasi den Schritt der Herde einhalten, gerade auch der säugenden Schafe.“ Ein Hirte passt sich also dem Tempo der Herde an und überfordert sie nicht.
So können wir viel lernen: Hütet die Herde Gottes, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang ausübt. Es sollte kein Druck in der Aufgabe liegen. Wenn wir dem Herrn dienen wollen, darf der Dienst nicht aus Zwang geschehen, sondern aus einer inneren Freiwilligkeit. Auch nicht mit finanziellen Interessen oder schändlichen Absichten, sondern bereitwillig.
Außerdem sollt ihr nicht als solche handeln, die über ihre Besitztümer herrschen, sondern als Vorbilder der Herde. Nicht als Machthaber, die ihre Autorität ausspielen, sondern orientiert euch am Bild des Hirten. Der Hirte führt die Schafe, aber es ist kein Machtspiel mit den Schafen.
Indem ihr Vorbilder der Herde seid, geht ihr mit einem Beispiel voran, das andere ermutigt, mitzugehen. Das ist übrigens das Prinzip in der israelischen Armee. Es unterscheidet sich von üblichen Armeen. Darum fallen in israelischen Kriegen prozentual viel mehr Offiziere als in anderen Armeen. Die Offiziere gehen immer voraus und sagen: „Acharei, mir nach!“ – und nicht wie sonst üblich „geht!“.
Das Beispiel motiviert. Hier sehen wir dasselbe Prinzip: Durch Beispiel motivieren. Das war die Absicht von Paulus. Titus sollte auf Kreta solche Älteste einsetzen. Wir haben gesehen, wie genau beschrieben wird, wie sie moralisch charakterisiert sein sollten. Und das aus gutem Grund, denn die Insel war eine kranke Gemeinschaft.
In Titus 1, Vers 12 haben wir das Problem gesehen: Paulus sagt, dass ein Kreter einmal gesagt hat, dass Kreter einen problematischen Volkscharakter haben. Liest du, Benjamin? Es hat einer von ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt: Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche. Dieses Zeugnis ist wahr.
Aus diesem Grund weist Paulus sie streng zurecht, damit sie im Glauben gesund sind und nicht auf jüdische Fabeln und Gebote von Menschen hören. Und so weiter. Ja, danke. Also, ein rebellischer Volkscharakter. Und das war natürlich ein Problem für die Gemeinden. Wenn jeder einfach so rebellisch macht, was er will, und auch lehrt, was er will, dann ist es wichtig, dass eine Führung da ist, die selbst gesund ist.
Liest du noch einmal Vers 9? Das sind die letzten moralischen Kennzeichen, auf die Titus bei den Ältesten achten musste: Derjenige, der an dem der Lehre gemäß zuverlässigen Wort festhält, damit er fähig ist, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen. Ja, also es gab viele, die widersprachen einfach, die sagten immer nein, nein, nein. Das ist sehr schwierig.
Ich habe jahrzehntelang erlebt, wie das so geht, wenn man in kleinen Gruppen Bibel studiert. Das hat angefangen im Gymnasium mit Bibelgruppen und dann im Konservatorium. Da kommen immer ganz verschiedene Leute zusammen. Es gab Leute, die waren interessiert, wirklich das Wort kennenzulernen. Und es gab solche, die sagten immer „aber, aber“. Und die sagen auch immer Nein. Das ist ziemlich mühsam, da kommt die Freude am Wort nicht auf.
Aber in Apostelgeschichte 17, Vers 11 sehen wir den idealen Fall. Paulus hat dort die Bibel mit Juden in Beröa studiert. Für ihn heißt es in Versen 10 und 11, liest du, Benjamin? „Die Brüder aber sandten sogleich in der Nacht sowohl Paulus als auch Silas nach Beröa. Die gingen, und als sie angekommen waren, gingen sie in die Synagoge der Juden. Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte.“
Vielen Dank. Also, sie waren edel. Und was ist das Edle? Wie wird man vornehm im Glauben? Das Wort, das man hört, mit einer Bereitwilligkeit aufnehmen, aber nicht mit einer Blindheit, einfach alles schlucken, sondern anhand des Wortes wieder kontrollieren, indem man selbst die Schrift liest. Sie untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte.
So hat sich schließlich die Gewissheit nicht auf einen Menschen gestützt, sondern auf das Wort selbst. Und das ist die Aufgabe: eben mit der gesunden Lehre zu ermahnen und die Widersprechenden zu überführen (Titus 1,9). Wir haben gesehen, wie immer wieder betont wird: Diese gesunde Lehre – Gemeinden können gesund sein, wenn die Lehre gesund ist und wenn auch die Führung gesund und an dem Wort ausgerichtet ist.
Liest du noch Kapitel 2, Vers 1? „Du aber rede, was der gesunden Lehre entspricht.“ Ja, und so weiter.
Und nun kommen wir zu Kapitel 3, Vers 8. Nach all diesen Belehrungen sagt der Apostel Paulus: „Das Wort ist gewiss“ – oder in der Fußnote der Elberfelder Übersetzung: zuverlässig, treu.
Ich habe die Entwicklung in den evangelikalen Gemeinden vor allem in den vergangenen über fünfzig Jahren so erlebt, und es hat sich so viel verändert – total! Ich erinnere mich noch gut an die Sechziger- und Siebzigerjahre. Damals war es in evangelischen Gemeinden üblich, sich der Heiligen Schrift verpflichtet zu fühlen. Das Anliegen war: Wir sind der Heiligen Schrift verpflichtet. Sie ist hundert Prozent Gottes Wort, zuverlässig. Wenn das in Frage gestellt wurde, kämpften wir für das Wort – aber nicht, indem man anderen Leuten auf den Kopf schlug.
Kämpfen hieß damals: Hinstehen, mit Überzeugung das Wort begründen und erklären. Doch das ist völlig verloren gegangen. In vielen evangelikalen Gemeinden geht es heute nicht mehr darum, für die Wahrheit zu kämpfen. Die Bibel sei hundert Prozent Gottes Wort und absolut zuverlässig. Selbst dort, wo man das noch sagt, heißt es oft: „Es ist nicht klar, wie man die Bibel auslegen muss.“ Es gibt verschiedene Ansätze, und diese müsse man einfach nebeneinander stehen lassen.
Was bedeutet das? Das ist eine scheinbare Demut. Man sagt: „Wir sind demütig, wir sagen nicht, das bedeutet das und das.“ Doch letztlich heißt das, dass man nicht wirklich weiß, was die Bibel meint. Typische Vertreter würden nicht ehrlich sagen: „Ich verstehe das nicht. Mir ist das nicht klar.“ Wenn man aber sagt: „Das kann man nicht wissen“, wird damit eigentlich behauptet, dass es auch niemand anderem klar werden kann.
In der Konsequenz bedeutet das, dass Gott nicht so zu uns sprechen kann durch sein Wort und es auch nicht durch seinen Geist öffnen kann, damit wir es verstehen. Man kann das einen evangelikalen Agnostizismus nennen. Ein Agnostiker ist jemand, der sagt: „Ich weiß nicht, ob es Gott gibt. Es kann schon sein, aber das kann man nicht wissen.“ Ein evangelikaler Agnostiker ist jemand, der sagt: „Ja, die Bibel ist Gottes Offenbarung, Gottes Wort, aber man kann nicht wirklich wissen, ob das jetzt oder das oder das gilt.“
Hier sehen wir jedoch genau das Gegenteil. In Vers 8 heißt es: „Das Wort ist gewiss.“ Das Wort kann uns Gewissheit und Zuverlässigkeit vermitteln. Darum sagt der Apostel Paulus: „Ich will, dass du auf diesen Dingen festbestehst.“
Viele Leiter in den Gemeinden heute sagen oft: „Das kann man so sehen, oder man kann es auch so oder so sehen.“ Aber dann kann man das ja gar nicht erfüllen. Paulus sagt: „Ich will, dass du auf diesen Dingen festbestehst.“
Wir haben auch schon im letzten oder vorletzten Mal 2. Timotheus 4,2 gelesen: „Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck, niemand soll dich verachten.“ Auch das drückt aus, dass man das Wort mit Überzeugung weitergeben kann.
Natürlich gibt es auch Themen, bei denen man selbst sagen muss: „Mir ist nicht klar, was der Herr mit der und der Stelle meint.“ Dann muss man ehrlich sagen: „Wenn es mir nicht klar ist, predige ich nicht darüber.“ Aber wenn es klar geworden ist, dann muss man auch dazu stehen.
Jetzt sehen wir die praktische Auswirkung in Vers 8: „Ich will, dass du auf diesen Dingen festbestehst.“ Was ist die Folge? Die Gemeinschaft wird geschieden. Es gibt immer solche, die sagen: „Ja, ich bin nicht sicher, ob das wahr ist.“ Genau, es gibt natürlich eine Scheidung. Das wird in Vers 9 deutlich, wo es um törichte Streitfragen und Streitigkeiten geht.
Doch was sagt Vers 8 über die Konsequenz, wenn Titus eben auf diese Art mit Gewissheit lehrt? Das hilft, zu wissen, wie man gottgemäß leben und handeln soll. Wenn die Lehre nicht klar ist, ist auch die Praxis nicht klar. Dann ist nicht eindeutig, was Gott eigentlich von uns will, was wir tun oder nicht tun sollen.
Gottgemäßes Handeln wird hier umschrieben mit guten Werken. Diese guten Werke werden im Titusbrief sechsmal erwähnt, zweimal oder dreimal. Die Zahl zwei ist in der Bibel die Zahl des Zeugnisses. Der Herr hat immer zwei Jünger miteinander zum Zeugnis ausgeschickt. Die Zahl drei ist die Zahl Gottes: Vater, Sohn und Heiliger Geist – ein Gott.
Gute Werke sind eben ein Zeugnis von dem wahren Gott, ein praktisches Zeugnis. Das ist hier der große Gedanke.
Und jetzt kommt, wie bereits angedeutet, in Vers 9 der Kontrast. Törichte Streitfragen, Geschlechtsregister, Zenkereien und gesetzliche Streitigkeiten soll man vermeiden, denn sie sind unnütz und wertlos.
Ja, danke. Hier haben wir wieder das Problem mit dem Widersprechen und mit den falschen Lehren, die manche in die Gemeinden hineinbringen wollen. Lesen wir nochmals Titus 3, Vers 10: „Denn es gibt viele Aufsässige, hohle Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, denen man den Mund stopfen muss. Die ganze Häuser umkehren, indem sie um schändlichen Gewinnes willen lehren, was sich nicht gehört.“
Wir sehen also, dass es schon damals Leute gab, die die Gläubigen verwirrten und durcheinanderbrachten. Ganze Familien, ganze Häuser wurden durch falsche Gedanken auf den Kopf gestellt.
Konkret werden hier törichte Streitfragen erwähnt, zweitens Geschlechtsregister, dann Zenkereien und gesetzliche Streitigkeiten – also Streitigkeiten über das Gesetz. Diese Dinge werden hier als unnütz und wertlos bezeichnet.
Jetzt müssen wir uns noch Klarheit verschaffen. Törichte Streitfragen sind verständlich, Zenkereien, Streitigkeiten über das Gesetz auch. Aber was ist mit Geschlechtsregistern gemeint? Heißt das, wir sollen die Kapitel in der Bibel mit Geschlechtsregistern meiden? Zum Beispiel 1. Chronik 1-9 auslassen und erst mit Kapitel 10 beginnen? Wenn man das erste Buch Mose liest, dann einfach bis Kapitel 4 lesen und Kapitel 5 auslassen, wo die zehn Generationen von Adam bis Noah aufgeführt sind? Aber dann kann man auch nicht so lange lesen, denn Kapitel 6 bis 10 enthalten die Völkertafel mit den siebzig Nachkommen von Noah, und in Kapitel 11 die ganze Genealogie von Noah über Sem bis zu Abraham – zehn Generationen.
Das Wort sagt hier: Geschlechtsregister vermeide. Was bedeutet das? Nicht diese Geschlechtsregister.
Zur Begründung: 2. Timotheus 3, Vers 16 sagt, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist; jeder Teil der Heiligen Schrift ist von Gott gegeben und nützlich. Aber hier steht, Geschlechtsregister seien unnütz. Also geht es um etwas anderes.
Wer das Videoseminar verfolgt hat, als wir vor einiger Zeit 1. Timotheus durchgenommen haben, erinnert sich an 1. Timotheus 1, Verse 3 und 4: „So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien abreiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen Weisung erteiltest, nicht anderes zu lehren noch mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern sich abzugeben, die mehr Streitfragen hervorbringen, als sie den Verwalterdienst Gottes fördern, der im Glauben geschieht.“
Hier wird der Ausdruck Geschlechtsregister mit dem Wort „endlos“ verbunden. Ich kann versichern, die Geschlechtsregister in der Bibel haben ein Ende. Es beginnt mit Adam bis Noah, dann weiter zu Abraham und schließlich liest man zum Beispiel in Lukas 3 das Geschlechtsregister des Herrn Jesus über seine irdische Mutter Maria. Es führt von Adam über Noah, Abraham, König David und endet schließlich bei Christus. Das ist kein endloses Geschlechtsregister.
Im Zusammenhang mit Fabeln heißt es also, sich nicht mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern abzugeben. Das Wort „Fabeln“ im Griechischen ist „Mythos“ und bezeichnet religiöse Phantastereien.
Im ersten Timotheusbrief geht es bereits um die große Gefahr der Gnosis. Diese Bewegung unter den Christen brachte philosophische Gedanken aus der griechischen Philosophie, besonders von Platon, in das Christentum hinein. Es wurde eine Vermischung gemacht: Evangelium gemischt mit griechischer Philosophie. Das bedeutete viel Spekulation über geistige Welten und Ähnliches.
In 1. Timotheus 6 warnt der Apostel abschließend in Kapitel 6, Vers 20: „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, also das Glaubensgut der Bibel, indem du dich von den ungöttlichen Lehren, Geschwätzen und Widersprüchen der fälschlich so genannten Kenntnis wegwendest.“ Das Wort „Kenntnis“ ist griechisch „Gnosis“ – genau diese Bewegung.
Die Gnostiker brachten spekulative Gedanken und Theorien über Engelwesen ein, wie aus gewissen Engelwesen wieder andere Engelwesen entstehen und so weiter – also eine mythische Phantasterei. Der Apostel sagt, mit solchen Dingen sollen sie sich gar nicht abgeben. Das ist sinnlos und bringt nichts.
Diese Gnostiker verbreiteten zum Beispiel vor einigen Jahren das sogenannte Judas-Evangelium, das durch die Weltpresse ging. Was ist das Judas-Evangelium? Es ist eine Fälschung, etwa aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert. Es hat mit Judas überhaupt nichts zu tun, sondern ist ein Betrug. Dort geht es genau um verschiedene Geistwesen, und es ist ein esoterisches Büchlein.
Dieses Evangelium hat nichts zu tun mit dem Charakter der Evangelien Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die echten Evangelien sind in Raum und Zeit verwurzelt, mit genauen Zeitangaben, Herrschern, Jahreszahlen und vielen geografischen Namen, die man wirklich findet. Das Judas-Evangelium hingegen fehlt es an zeitlichen und geografischen Angaben.
Es war ein gefälschtes Evangelium, das solche Mythen und endlose Geschlechtsregister unter die Christen bringen wollte und damit Streit auslöste.
Wie soll man damit umgehen? Alle solche Dinge, die Streit hervorbringen und vom Wort ablenken, müssen vermieden werden. Darum sagt der Apostel hier in Titus 3, Vers 9: „Törichte Streitfragen, Geschlechtsregister, Zenkereien und Streitigkeiten über das Gesetz vermeide.“
Das Gesetz ist natürlich die Bibel. Im engeren Sinn bedeutet das Wort „Gesetz“ die fünf Bücher Mose. Es kann aber auch für das ganze Alte Testament gebraucht werden. Zum Beispiel zitiert Jesus in Johannes 10 aus den Psalmen und sagt: „In eurem Gesetz steht geschrieben…“ In 1. Korinther 14 zitiert Paulus aus Jesaja und sagt: „Im Gesetz steht geschrieben, dass Gott einmal zu Israel durch andere Sprachen reden wird.“ Das ist Jesaja.
Also kann „Gesetz“ im engeren Sinn die fünf Bücher Mose bedeuten, aber auch das ganze Alte Testament. Streitigkeiten über das Gesetz sind Streitigkeiten über die Bibel.
Wenn man das praktisch auf die letzten Jahre überträgt: Wir alle sind durch eine schwierige Zeit gegangen, etwa zwei Jahre Corona-Zeit. Es fühlt sich an, als wäre die Zeit stehen geblieben. Es ist wie ein Loch in der Biografie. In dieser Zeit gab es viele Streitfragen.
Zum Beispiel wurde gesagt, das Mahlzeichen des Tieres in Offenbarung 13 sei bisher falsch verstanden worden. Es sei eigentlich eine Spritze, nicht auf dem Oberarm, sondern auf der rechten Hand und Stirn.
Oder eine neue Erkenntnis über den ersten Reiter des ersten Siegels in Offenbarung 6, Vers 2: Er hat einen Bogen und zieht aus, um zu siegen. Diese Pfeile seien die Corona-Spritzen. Das wurde ernsthaft verkündigt und brachte viele Gläubige durcheinander.
Oder Offenbarung 9: Da kommen diese dämonischen Wesen aus dem Abyssos. Das sind Engel, die Gott wegen ihrer Verbindung mit Menschen in 1. Mose 6 im Abyssos gebunden hat. Sie werden für kurze Zeit in der großen Drangsal losgelassen mit besonderer Bosheit. Dort heißt es, sie seien wie Skorpione und stechen die Leute. Das sei die Corona-Spritze.
Ich will nicht über Corona diskutieren, aber das hat viele Streitfragen ausgelöst, die vom Wort ablenkten. Plötzlich wurden Themen interessant und wichtig, die in der Schrift so nicht zu finden sind. Man versuchte, diese Themen mit der Schrift zu verbinden, aber das waren törichte Streitigkeiten und Zenkereien über das Wort.
Vor kurzem musste ich ein Video anschauen. Normalerweise haben wir keine Zeit dafür, aber jemand bestand darauf. Es war eine neue „Erkenntnis“ zum Mahlzeichen des Tieres. Im Video wurde ein griechisches Manuskript gezeigt, das das Mahlzeichen betrifft. Offenbarung 13, Verse 16-18 beschreibt, dass alle, die Kleinen und Großen, Reichen und Armen, Freien und Sklaven, ein Mahlzeichen an ihre rechte Hand oder Stirn erhalten müssen, ohne das niemand kaufen oder verkaufen kann. Es ist die Zahl des Tieres: 666.
In den griechischen Handschriften ist diese Zahl meistens in Worten ausgeschrieben, aber nicht immer. Es gibt sowohl ausgeschriebene Worte als auch Zahlzeichen. Im Altgriechischen wurden Buchstaben als Zahlzeichen verwendet: Alpha = 1, Beta = 2, Gamma = 3 usw. Bis zehn, dann in Zehnerschritten bis hundert und in Hunderterschritten bis Omega (800).
Diese Praxis wurde auch im Hebräischen übernommen, nachweisbar bis in die Makkabäerzeit, also zweites Jahrhundert vor Christus. Das war nach Abschluss des Alten Testaments, dessen letzter Prophet Maleachi war, um etwa 400 v. Chr.
In manchen Manuskripten steht das Zeichen Chi (600), Xi (60) und Stigma (6), was zusammen 666 ergibt.
Im Video behauptet ein Araber, das sei arabisch und nicht griechisch. Er sagt, das Zeichen bedeute nicht Stigma, sondern „bissen“. Auch behauptet er, es sei kein „Xi“, sondern „Bism Allah“ – im Namen Allahs, mit zwei Schwertern, wie es Hamas und andere Terroristen als Stirnband oder Armband tragen. Er sagt, das sei falsch verstanden, das Zeichen bedeute nicht die rechte Hand, sondern den rechten Arm.
Aber in Offenbarung 13, Vers 16 steht explizit „Hand“ und nicht „Arm“. Das ist schon getrickst. Leute, die nicht im Griechischen nachkontrollieren, glauben das einfach.
Er sagt auch, das Wort heiße nicht Malzeichen. Aber in allen griechischen Wörterbüchern ist klar, dass es das typische Wort für Malzeichen oder Tätowierung ist.
Das Video behauptet, das Mahlzeichen sei ein Band und beziehe sich auf den Islam, der kommen werde. Alle bisherigen Auslegungen seien falsch. Das verwirrt die Leute und führt zu Streitigkeiten.
Dann gibt es solche, die sagen, der Antichrist sei nicht ein jüdischer Messias, sondern der islamische Mahdi. Der Mahdi spielt im Iran eine große Rolle. Er wird in der Endzeit erwartet, um den vollkommenen Endzustand herbeizuführen, nachdem die Welt ins totale Chaos gefallen ist.
Das ist der Hintergrund des Nahostkonflikts: Wer steckt hinter Hamas, Hezbollah und den Proxy-Kriegen in Syrien, Irak und Jemen, die gegen Israel kämpfen? Der Iran. Der Iran führt einen Stellvertreterkrieg gegen Israel. Die schiitische Lehre sagt, die Welt müsse ins Chaos stürzen, dann komme der Mahdi. Man kann sein Kommen beschleunigen, indem man das Chaos fördert. Deshalb baut der Iran eine Atombombe. Das ist todgefährlich.
Dann entstehen solche Ideen: „Wir haben alles falsch verstanden, der Antichrist ist der islamische Mahdi.“ Das wird vermischt und verwirrt.
In Daniel 11, Verse 36-39 heißt es über den Antichristen: „Auf den Gott seiner Väter wird er nicht achten.“ Er wird als Herrscher in Israel beschrieben. Der Gott seiner Väter ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Ein Jude ist jemand, der seine Genealogie auf Abraham, Isaak und Jakob zurückführen kann.
Natürlich gibt es auch Übertritte ins Judentum, aber grundsätzlich ist das klar.
Trotzdem sagen manche: „Das haben wir alles falsch verstanden, jetzt wissen wir es besser.“ Immer wieder kommen neue Ideen, die Streit und Zenkereien über das Wort bringen. Diese sind nicht glaubensfördernd, sondern zerstören die Freude am Wort.
Vor kurzem bekam ich eine Mail mit dem Tenor: „Der legt so aus, der legt so aus, wie kann man überhaupt noch wissen?“ Das nimmt die Freude am Wort.
Das kommt unter anderem daher, dass manche neue Ideen bringen wollen und plötzlich glauben, sie wüssten es besser als bewährte Ausleger, die ihr ganzes Leben und ihre Hingabe dem Herrn und dem Wort gewidmet haben und viel Licht vermitteln konnten.
Doch das bringt nur Verwirrung und Streit.
Darum sagt der Apostel: Diese Dinge sind unnütz und wertlos. Es ist ein klarer Befehl: Vermeide sie (Titus 3, Vers 9).
Auch in der Corona-Zeit hätte man solche Streitigkeiten sofort zurückweisen müssen. Diese Streitigkeiten wollen wir nicht. Wir wollen gemeinsam den Weg gehen und verstehen, dass die Beurteilung schwierig ist. Vielleicht beurteilt jemand es so, ein anderer anders, aber wir können trotzdem in Frieden miteinander den Weg gehen.
Wir konzentrieren uns auf das Wort und nicht auf Dinge, die das Wort gar nicht vorstellt. Vermeide solche Streitigkeiten. Das hilft für gesunde Gemeinden.
Und dann Vers zehn, liest du nochmals? Einen sektiererischen Menschen weise nach ein- oder zweimaliger Zurechtweisung ab, da du weißt, dass ein solcher verkehrt ist und sündigt und durch sich selbst verurteilt ist. Jawohl.
Was ist ein sektiererischer Mensch? Ein Irrlehrer. Das kann so sein, und zwar, wenn wir Zweiter Petrus 2 aufschlagen. Dort wird das Wort „Sekte“ im Sinne von falscher Lehre benutzt. Zweiter Petrus 2, Vers 1: „Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die verderbenbringende Parteiungen heimlich einführen werden, indem sie auch den Gebieter, der sie erkauft hat, verleugnen. Die ziehen sich selbst schnelles Verderben zu.“
Petrus sagt also, im Volk Israel gab es früher falsche Propheten, und jetzt in der Christenheit gibt es falsche Lehren. Diese bringen verderbenbringende Sekten hervor. In einer Übersetzung hieß es „Parteiungen“. Das Wort „Sekten“ kann sowohl Parteiungen als auch falsche Lehren, also Irrlehren, bedeuten. Das Wort umfasst beides: verderbenbringende Irrlehren, aber eben auch Parteiungen.
Ein sektiererischer Mensch ist also jemand, der Leute hinter sich gruppiert und die Gemeinde in verschiedene Gruppen spaltet. Dieses Problem hatte Korinth sehr stark, nicht wahr, in 1. Korinther 1. Das erste von all den vielen Problemen, die der Apostel Paulus in Korinth anspricht, ist dieses: Es gibt solche, die sagen, ich bin jetzt Apollos, ich bin jetzt des Petrus, ich bin des Paulus, ich habe jetzt eine andere Reihenfolge gewählt. Und die Schlimmsten sagen: Ich bin des Christus.
Das war ein Ausspielen verschiedener Brüder gegeneinander. Der Apostel Paulus war Evangelist in Korinth, und Petrus, auch Kephas genannt, war bekannt als Hirte. Der Herr hat Johannes dort am Ufer des Sees Genezareth als Hirten eingesetzt. Apollos war bekannt als Lehrer, Bibellehrer in Korinth.
Diese verschiedenen Gaben – Hirtendienst, Lehrdienst, Evangelisation, Evangelistendienst – haben sie gegeneinander ausgespielt und gesagt: „Ich bin auf dieser Seite, ich bin da, ich bin dort.“ Die Schlimmsten sagten sogar: „Wir brauchen diese Brüder gar nicht.“ Obwohl der Herr ja die Gaben gegeben hat, um das Volk Gottes im Glauben zu fördern.
Sie sagten: „Wir sind des Christus, wir brauchen Christus, wir brauchen nicht Paulus, wir brauchen nicht Petrus.“ Aber das geht gar nicht. Wir brauchen Paulus, weil der Herr Paulus benutzt hat, um vieles im Wort aufzuschreiben, und auch Petrus. So haben sie Parteijungen in der Gemeinde ausgelöst.
Ein sektiererischer Mensch ist also ein Parteiung kreierender Mensch, der einen Teil der Gläubigen hinter sich herzieht und sich gegen andere stellt, sodass die Gemeinden gespalten werden.
Und hier: Was ist die Belehrung, wie man mit diesem Problem umgehen muss? Es ist wie im Fußball, nämlich mit einer gelben und roten Karte. Gelbe Karte, rote Karte, und er ist weg.
Die Folge ist: Wenn jemand nämlich ganz lange weiter faulen kann, macht er alles kaputt. Bei einer gelben Karte gibt es eine einmalige Zurechtweisung, bei der roten Karte eine zweimalige Zurechtweisung. Wenn das nicht akzeptiert wird, dann akzeptieren wir nicht, dass jemand die Gemeinde spaltet.
Der Apostel fügt hinzu: „Da du weißt, dass ein solcher verkehrt ist und sündigt, wobei er durch sich selbst verurteilt ist.“ Was eine Gemeinde kaputt macht, verurteilt ihn ganz klar und disqualifiziert ihn.
Ja, aber dann geht es weiter in Vers zwölf mit solchen, die eben gerade keine sektiererischen Menschen waren.
Wenn ich Artemas oder Tychikos zu dir senden werde, so beeile dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern.
Paulus war zum Zeitpunkt des Titusbriefes in Nikopolis. Das ist eine Ortschaft in Westgriechenland. Es gibt verschiedene Nikopolis, aber wir müssen an das Nikopolis in Westgriechenland denken. In der Apostelgeschichte war der Apostel Paulus nie dort.
Das macht klar, dass der Titusbrief nicht während der vier Missionsreisen von Paulus (Apostelgeschichte 13 bis 28) geschrieben wurde. Er wurde nach der ersten Gefangenschaft in Rom geschrieben, die am Ende der Apostelgeschichte beschrieben wird.
Paulus wurde nach dieser Gefangenschaft wieder frei und hat mehrere Jahre gedient, bis er dann erneut verhaftet wurde und in die Todeszelle kam – nach Rom, etwa 66 oder 67. Dort schrieb er dann noch den zweiten Timotheusbrief.
In der Zwischenzeit, zwischen dem Ende der Gefangenschaft 62 (Apostelgeschichte 28, am Ende der zwei vollen Jahre) und der Verhaftung 66, reiste Paulus herum. Unter anderem war er in Nikopolis.
Nun sagt Paulus zu Titus: Du hast deinen Auftrag in Kreta, aber jetzt bitte komm und unterstütze mich in Nikopolis. Als Ersatz willst du Artemas oder Tychikus senden. Das sind Leute, auf die Paulus sich verlassen konnte.
Tychikus wird schon seit Jahren erwähnt. In Apostelgeschichte 20, Vers 4 wird er als Begleiter des Apostels Paulus genannt. Er war ein Nichtjude aus der Provinz Asia, dem heutigen Westtürkei, und begleitete Paulus.
In Epheser 6,21 wird er als Überbringer des Epheserbriefes beschrieben. Paulus schrieb diesen Brief in der Gefangenschaft in Rom, etwa um 62, am Ende der Apostelgeschichte. Tychikus musste den Brief von Italien, von Rom, nach Ephesus bringen, dem heutigen Westtürkei.
Auch den Kolosserbrief sollte er überbringen. In Kolosser 4,7 wird erwähnt, dass er den Kolosserbrief, der zur gleichen Zeit geschrieben wurde, nach Kolossä, ebenfalls in der Provinz Asia (heutiger Westtürkei), bringen sollte.
Jetzt will Paulus Tychikus als Ersatz für den bewährten Titus nach Kreta schicken – eventuell.
Wir finden Tychikus noch einmal in 2. Timotheus 4,12. Paulus ist da in der Todeszelle, etwa 66 oder 67. Er sagt: „Alle in Asia haben mich verlassen.“
In Apostelgeschichte 19 sieht man, wie Paulus in Ephesus, der Hauptstadt von Asia, dieser Provinz in der Westtürkei, ganz besonders lange wirkte. Er gab jahrelang viel Bibelunterricht.
Jahre später wandte man sich dort allgemein von Paulus ab – nicht vom Glauben an sich, aber von Paulus. Paulus war in der Todeszelle und konnte nichts mehr retten.
Er schickte noch Tychikus nach Ephesus, damit dieser vielleicht noch etwas reparieren konnte. Dieser Tychikus hat es wirklich in sich.
Eine Alternative ist Artemas. Er wird nur hier erwähnt, und sein Name bedeutet „Ein Anhänger der Artemis“. Das weist auf seinen heidnischen Hintergrund hin.
Wie Tychikus kam er vermutlich aus Ephesus (Apostelgeschichte 20). Ephesus war die Hochburg der Artemis-Verehrung. Artemas hat diesen typischen Namen für Ephesus.
Das ist kein Beweis, dass er aus Ephesus war, aber es ist naheliegend, dass die beiden sich kannten, weil sie beide aus der gleichen Herkunft stammten.
Also entweder Artemas oder Tychikus.
Und dann gibt der Apostel Paulus noch Anweisungen für Zenas. Zenas, dem Gesetzesgelehrten, und Apollos gibt er mit Sorgfalt das Geleit, damit ihnen nichts mangelt.
Lass aber auch die Unseren lernen, sich für die notwendigen Bedürfnisse um gute Werke zu bemühen, damit sie nicht unfruchtbar sind. Ja, genau, also Zenas und Apollos. Das sind zwei Juden. Von Apollos wissen wir, woher er kam.
Woher kam Apollos? In Apostelgeschichte 18 kommt er nach Ephesus. Dort wird erklärt, dass er ein Jude aus Ägypten war, der sich aber sehr gut im Wort Gottes auskannte. Trotzdem hatte er einen heidnischen Namen, Apollos. Das hängt zusammen mit dem Sonnengott Apollo.
Zenas, der Gesetzgelehrte, war vor seiner Bekehrung ein Rabbi. Wir werden gleich noch sehen, was ein Gesetzgelehrter ist – ein sehr spezieller Rabbi. Und Zenas heißt, dass er Zeus gehört. Wie kommt das? Das ist eine lange Geschichte.
Juden wurden ständig gehasst und abgelehnt, und das geht zurück bis in alttestamentlicher Zeit. Darum hat man im Judentum immer wieder darauf geachtet, dass man den Kindern zum Beispiel zwei Namen gibt: einen heidnischen Namen, damit man nicht merkt, woher man kommt, und dann einen jüdischen Namen.
Das waren also solche Decknamen, die die Eltern für schwierige Zeiten gegeben haben. Nicht wahr, Esther, das war ihr persischer Name, ein Deckname. Esther heißt Star, Stern. Das persische Wort für Stern ist verwandt mit unserem Wort Stern oder englisch Star. Esther ist also ein persischer Name, um ihre Identität zu verdecken.
Der richtige Name war Hadassa, Myrte heißt er auf Hebräisch. Darum wusste nicht einmal Ahasveros, der Esther heiratet, dass sie Jüdin war. Das kommt erst später ans Licht.
Dieses Verdecken war immer wieder sehr typisch. Man hat die Erfahrung gemacht, bis in die Nazizeit, wie wichtig es manchmal war, zu verstecken, dass man jüdisch ist, weil es gefährlich werden kann. Juden wurden gehasst, einfach weil sie Juden sind.
Ich erinnere mich, ich war auf dem Bahnhof in Zürich und versuchte, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, weil ich auf den Zug wartete. Dann habe ich eine Frau angesprochen, wollte ihr etwas zum Lesen geben, und es entwickelte sich ein Gespräch. Dann sagte ich: „Sie sind jüdisch.“
Sie fragte: „Woher wissen Sie das?“ Ich antwortete: „Das sehe ich.“ Das war für sie furchtbar. Es war eine ältere Frau, und das sitzt ihr noch in den Knochen. Es darf doch nicht sein, dass man das einfach so sofort merkt. Sie war nicht speziell jüdisch gekleidet, das kann man ja auch. Aber es war ein Schock: Wie kann man sich verbergen?
Das ist eben der Hintergrund von Zenas und Apollos. Von Zenas wird gesagt, er war ein Gesetzgelehrter, und das ist das Wort „nomikos“. Das kommt mehrmals in den Evangelien vor, bei ganz besonderen Rabbinern.
Diese waren Spezialisten für die Auslegung der verbindlichen Gebote im Judentum. Sie konnten festlegen, wie ein Gebot praktisch umgesetzt werden muss. Das konnten nicht alle Rabbiner. Man musste eben ein Nomikos sein.
In Lukas 10 kommt ein Gesetzgelehrter vor, nicht ein Schriftgelehrter. Das ist nicht dasselbe. Ein Gesetzgelehrter ist ein Nomikos. Vor seiner Bekehrung war dieser Zenas also ein Spezialist für Halacha, also für die verbindliche Auslegung von Geboten des Gesetzes.
Aber er hat sich bekehrt und war ein Treuer. Darum sagt Paulus: Gib ihm mit Sorgfalt das Geleit, rüste ihn aus für seinen Dienst. Das konnte Nahrung oder Geld sein.
Sehen wir den Kontrast: Warum erwähnt Paulus diesen Nomikos? Weil wir vorhin Streitigkeiten über das Gesetz hatten, oder wörtlich über das, was mit dem Gesetz zusammenhängt. Dort steht das Wort Nomikos.
Das klingt direkt an „nomikos“ hier an. Es sind solche, die das Wort verdrehen. Aber Zenas war einer, der früher wohl mitgeholfen hat beim Verdrehen.
Es ist ein Problem in der Halacha, dass man bei vielen Geboten über das Wort Gottes hinausgegangen ist und die Dinge verdreht hat. Aber jetzt war das nicht mehr so. Zenas war also ein Spezialist dafür, wie man eben nicht verdrehen soll.
Darum sagt Paulus: Gib ihnen mit Sorgfalt das Geleit, damit ihnen in nichts mangle. Das soll aber nicht nur Titus so tun. Darum wird in Vers 14 ganz allgemein gesagt, dass die Gläubigen, die er nennt, mit einem schönen Namen „die Unseren“ genannt werden.
Wir sind eine Familie, die Erlösten, die Unseren. Sie sollen lernen, für die notwendigen Bedürfnisse gute Werke zu betreiben, damit sie nicht unfruchtbar sind. Sie sollen die Augen offen haben für die Bedürfnisse, die da sind.
Und dann sehen wir den Schluss. Lest nochmals Vers 15: „Es grüßen dich alle, die bei mir sind; grüße die, die uns lieben im Glauben. Die Gnade sei mit euch allen.“
Also, es ist nicht einfach ein Tschüss, sondern Grüße haben eine tiefere Bedeutung. Man kann auf ganz verschiedene Arten grüßen, begrüßen und auch verabschieden. Viele Grüße beinhalten einen Segenswunsch. Aber nicht einfach so, damit man etwas gesagt hat. Wenn man das bewusst tut, dann hat das eben Inhalt.
„Es grüßen dich alle, die bei mir sind.“ Und um wen geht es? Es geht um die, die uns lieben im Glauben. Grüßen verbindet das Volk Gottes miteinander. Wenn wir uns Segenswünsche geben, die mit Gebet begleitet sind, verändert ein Segenswunsch an sich nichts. Aber wenn er verbunden ist mit Gebet, dann kann der Herr diesen Segen wirken.
Das ist ja auch genau so mit dem aronitischen Segen, in 4. Mose 6, den wir zum Schluss lesen wollen. Liest du?
4. Mose 6,24-26:
„Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig,
der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“
Das ist der Priestersegen. In den Versen davor wird gesagt, dass die Priester das Volk Israel so segnen sollen. So war das im Tempel jeden Tag, im Zusammenhang mit dem Morgenbrandopfer. Wenn das Volk kam, um im Tempel zu beten, nach dem vollendeten Dienst im Tempelhaus wurde Räucherwerk dargebracht und so weiter.
Die Priester mussten auf der Treppe vor dem Eingang stehen und die Hände über dem Kopf halten – sonst war es im Land auf Kopfhöhe. Aber im Tempel über dem Kopf. Dann sprachen sie diese Worte:
„Je varechcha Adonai ve-jishmerecha
Ja’er Adonai bana ve-lecha vichunecha
Yissa Adonai bana ve-elecha ve-jitinlecha Shalom.“
Diese Worte sind nicht irgendwie besonders segensbringend, nur weil man sie auf Hebräisch sagt. Ich habe das auch schon erlebt: Bei einer Veranstaltung wurde ich gebeten, am Schluss den hebräischen Gottessegen zu verkünden – bitte auf Hebräisch, obwohl es niemand verstand.
Jetzt habe ich es auf Hebräisch gesagt, weil es vorher auf Deutsch gelesen wurde, damit man weiß, was dieses „ch“ bedeutet. Aber das hat keine besondere Wirkung.
Ich habe die übliche Aussprache in Israel verwendet. Die amerikanischen Juden haben ein großes Problem damit, sie können das nicht aussprechen. Auch französische Juden haben Schwierigkeiten mit dem „ch“. Mit Schweizer Hintergrund ist das ganz einfach. Aber das bringt nicht mehr Segen.
Der Segen hängt davon ab – Vers 27, liest du?
„Und so sollen sie meinen Namen auf die Söhne Israel legen, und ich werde sie segnen.“
Sie verkündigen das, aber der Herr muss den Segen wirken.
So ist es auch mit diesen Grüßen, die einen Segen ausdrücken sollen: „Die Gnade sei mit euch allen.“ Das hat Bedeutung, wenn wir auch dafür beten, dass sich das so erfüllt.
Der Mehrheitstext fügt dann noch hinzu: Amen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch