Guten Abend. Heute Abend haben wir den dritten Teil unserer Serie über Gemeindebau. Das Thema lautet: Dienste in der Gemeinde sowie Ämter und Dienste in der Gemeinde.
Zu Beginn hören wir das Wort Gottes. Wir lesen aus 1. Korinther 14, und zwar ab Vers 23.
Die Bedeutung von geistlichen Gaben in der Gemeinde
Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkommt und alle in Sprachen reden, kommen Unkundige oder Ungläubige herein. Werden sie dann nicht sagen, dass ihr von Sinnen seid?
Wenn aber alle weissagen und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger kommt herein, wird er von allen überführt und von allen beurteilt. Das Verborgene seines Herzens wird offenbar. So wird er, auf sein Angesicht fallend, Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist.
Was ist es nun, Brüder, wenn ihr zusammenkommt? So hat ein jeder von euch einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Offenbarung, hat eine Sprache und hat eine Auslegung. Alles geschehe zur Erbauung.
Wenn nun jemand in einer Sprache redet, so sei es zu zweit oder höchstens zu dritt und nacheinander, und einer lege aus. Wenn aber kein Ausleger da ist, so schweige er in der Gemeinde, rede aber mit sich selbst und mit Gott.
Propheten, lasst aber zwei oder drei reden und die anderen sollen urteilen. Wenn aber einem anderen, der da sitzt, eine Offenbarung zuteilwird, so schweige der Erste. Denn ihr könnt einer nach dem anderen alle weissagen, damit alle lernen und alle getröstet werden.
Die Geister oder die geistliche Wirkung der Propheten sind den Propheten bekannt. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.
Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen schweigen in den Gemeinden, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen. Denn es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden.
Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen, oder ist es zu euch allein gelangt?
Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkennt, dass das, was ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind. Wenn aber jemand unwissend ist, so sei er unwissend.
Die Berufung zu Diensten und Ämtern in der Gemeinde
Daher, meine Brüder, seid eifrig und strebt nach den Gaben, die der Gemeinde als Hirten und Lehrer gegeben sind, zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes und zur Auferbauung des Leibes Christi. Ziel ist es, dass wir alle zur Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen – zu einem erwachsenen Mann, zum Maß des vollen Wuchses der Fülle Christi.
So sollen wir nicht mehr Unmündige sein, die hin und her geworfen und umhergetrieben werden von jedem Wind der Lehre. Diese Lehren kommen durch die Trügerei der Menschen, durch deren Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum. Stattdessen sollen wir die Wahrheit festhalten, denn in allem lasst uns in der Liebe zu ihm hinwachsen, der das Haupt ist – Christus.
Aus ihm ist der ganze Leib wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, entsprechend der Wirksamkeit in dem Maß jedes einzelnen Teiles. So verwirkt der Leib das Wachstum zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.
Wir haben in beiden Abschnitten, 1. Korinther 14 und Epheser 4, gesehen, dass der Apostel Paulus über die Gaben spricht, die der Gemeinde gegeben wurden. In Epheser 4 baut er dies auf eine messianische Prophetie aus dem Alten Testament auf. Er zitiert dort in Vers 8 aus Psalm 68, wo es über den Messias heißt: „Hinaufgestiegen in die Höhe hat er die Gefangenschaft gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben.“
Der Messias hat also die Gefangenschaft gefangen geführt. Das bedeutet, er hat Menschen, die in der Gefangenschaft Satans waren, durch seinen Sieg am Kreuz gefangen genommen – für sich. Deshalb nennt sich der Apostel Paulus selbst Sklave Jesu Christi. Die Erlösten gehören ganz dem Herrn Jesus.
Diese Gefangenschaft, die er gefangen geführt hat, bedeutet für uns nun Freiheit – die Freiheit, Gott zu dienen. Deshalb wird weiter gesagt: „Und den Menschen Gaben gegeben.“ Dies ist grundlegend für das Thema der Dienste in der Gemeinde.
Wir sehen hier das Werk des Herrn Jesus: Er ist in den Himmel hinaufgestiegen, das bedeutet seine Himmelfahrt. Der Apostel Paulus erklärt in Vers 9, dass er, nachdem er hinaufgestiegen ist, auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde. Wenn in Psalm 68 prophetisch vom Messias gesagt wird, dass er in den Himmel hinaufsteigen wird, setzt das voraus, dass er vorher herabgestiegen ist.
Jawohl, sagt Paulus, und zwar ganz tief, bis ins Grab – die unteren Teile der Erde. In Ezechiel wird dieser Ausdruck für Gräber verwendet. Er ist in den Tod gegangen, ins Grab, aber damit hat er den Sieg errungen und die Gefangenen aus der Gefangenschaft Satans für sich gefangen geführt. Nun dienen sie ihm.
Er hat Gaben gegeben. Nach seiner Himmelfahrt wurde zehn Tage später an Pfingsten der Heilige Geist ausgegossen (Apostelgeschichte 2). Dort begann die Gemeinde und auch der dienende Dienst in der Gemeinde.
Wir sehen, dass es eine große Rolle spielt, dass Gott der Gemeinde Gaben gegeben hat. Dieses Thema wird ganz ausführlich in 1. Korinther ab Kapitel 12 behandelt. Kapitel 12, 13 und 14 hängen eng zusammen.
Im Kapitel 12 stellt der Apostel Paulus verschiedene Gaben vor und zeigt die Vielfalt und Fülle der Gaben. In Kapitel 13, dem berühmten Kapitel über die Liebe, erklärt er, dass wenn diese Gaben benutzt werden, um dem Herrn und den Gläubigen zu dienen, das Motiv richtig sein muss. Dieses Motiv ist die göttliche Liebe, die nicht sich selbst sucht, sondern den Herrn und das Wohl der anderen.
Im Kapitel 14 wird erklärt, dass selbst eine gute Motivation nicht ausreicht. Es kann sein, dass die Motivation gut ist, der Dienst aber doch nichts nützt, weil er falsch oder sogar sinnlos ausgeübt wird.
Deshalb werden in 1. Korinther 14 aus der Fülle der Gaben zwei Gaben ausgewählt: Weissagung und Sprachenreden. Beide sind Gaben Gottes. Die Gabe der Weissagung eignet sich in allen Situationen, während die Gabe der Sprachenrede nicht in allen Situationen nützlich ist.
Es gibt Situationen, in denen sie gar nichts nützt. Paulus will damit zeigen, dass man sich immer überlegen muss, wie man die Gabe so einsetzt, dass sie anderen nützt. Das folgt auch aus der Liebe, wie in Kapitel 13 beschrieben.
Wenn jemand die Gabe des Sprachenredens hat und zum Beispiel elamitisch spricht – so wie es am Pfingsten geschah, als Juden mit Auslandshintergrund die großen Taten Gottes in ihren eigenen Sprachen und Dialekten hörten –, dann ist das ein Zeugnis Gottes.
Aber was nützt es, wenn jemand in Korinth elamitisch redet und dort niemand diese Sprache versteht? Es ist zwar eine Gabe Gottes und eine wunderbare Gabe, aber sie nützt nichts, wenn niemand sie versteht. Das wird in 1. Korinther 14 gezeigt: Es ist sinnlos, einen Dienst auszuüben, der nicht verstanden wird.
Das Wichtigste ist, dass der Dienst verstanden wird und zur Auferbauung beiträgt. Wenn niemand die Sprache versteht, spricht man nur für Gott und für sich selbst. Der Sprachenredner beherrscht die Sprache, aber die anderen nicht.
Das ist nicht zu vergleichen mit dem heutigen Pseudo-Sprachenreden, das viele praktizieren, ohne zu wissen, was sie sagen. Das ist keine Sprache, die man beherrscht, sondern ein Phänomen, das man auch bei Hindus oder Buddhisten findet.
Das wirklich göttliche Wunder war, dass Gott Menschen Sprachen eingeben konnte, die sie nicht gelernt hatten, die sie aber sofort verstehen und sprechen konnten. So war es damals in Babylon, als die Stämme eine neue Sprache bei der Verwirrung erhielten und sie sofort verstanden und sprachen.
So war es auch am Pfingsten, als Gott diese Gabe gab: Verstehen und Sprechen waren sofort da. Damals waren wirklich Leute anwesend, die diese Fremdsprachen beherrschten, und das diente als wichtiges Zeugnis Gottes.
In Korinth aber waren meistens nur Leute da, die Griechisch verstanden. Deshalb nützte das Sprachenreden nichts. Darum wird in 1. Korinther 14 erklärt, dass es nichts nützt, wenn niemand die Sprache versteht.
Deshalb muss übersetzt werden. Es muss ein Ausleger da sein, der übersetzt. Wenn nicht, soll man schweigen und nur für Gott reden – für sich selbst. Denn der, der spricht, versteht die Sprache selbst.
Man soll nicht für die anderen reden, die es nicht verstehen. Es wird auch gesagt, dass der andere Zuhörer nicht einmal Amen sagen kann, weil er nicht weiß, was gesagt wird.
Ein Dank ist zwar gut, aber es nützt den anderen nichts, sie werden nicht aufgebaut. Der Sprecher aber wird aufgebaut, weil er genau weiß, was er sagt.
Dazu heißt es in 1. Korinther 14, Vers 1: „Strebt nach der Liebe, eifert aber nach den geistlichen Gaben, vielmehr aber, dass ihr weissagt! Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht Menschen, sondern Gott; denn niemand versteht es. Im Geist aber redet er Geheimnisse.“
Wer weissagt, redet den Menschen zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung. Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst. Wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde.
Am Schluss von Vers 5 steht: „Wer aber weissagt, ist größer als der, der in Sprachen redet, es sei denn, dass er es auslegt, damit die Gemeinde Erbauung empfange.“
Wir sehen: Die Gemeinde wird nur aufgebaut, wenn sie versteht, was gesagt wird – den Inhalt. Wenn niemand die Sprache versteht, wird nur der Sprecher selbst erbaut, weil er genau weiß, was er sagt.
Praktische Konsequenzen für den Gemeindedienst
Warum hat der Apostel Paulus diese zwei Gaben gegeneinander so hingestellt? Er wollte zeigen, dass man sich wirklich überlegen muss, dass jeder Dienst nützlich sein und die Gläubigen weiterbringen muss. Wenn etwas nicht verständlich ist, nützt es gar nichts. Daraus lernen wir wichtige Grundsätze für die Gemeinde heute.
Der erste Schock, den wir erleben können, wenn wir uns bewusst machen, was in der Bibel steht und wie es heute in der Christenheit aussieht, ist folgender: Wir haben kein einziges Mal in diesen Kapiteln über die Gaben von einem Pfarrer gelesen. Doch in der Christenheit heute ist der Begriff „Pfarrer“ der Inbegriff des Einmannsystems. Dieser Ausdruck kommt in der Bibel gar nicht vor – nicht nur in den Kapiteln, die wir gelesen haben, sondern im ganzen Neuen Testament, in der gesamten Bibel nie. Komisch, aber so viele Gemeinden sind Pfarrgemeinden.
Was wir hier sehen, ist, dass ständig die Brüder angesprochen werden. Zum Beispiel in 1. Korinther 14,26: „Was ist es nun, Brüder, wenn ihr zusammenkommt? So hat jeder von euch einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Offenbarung, hat eine Sprache, hat eine Auslegung; alles geschieht zur Erbauung.“ Er spricht die Brüder an, auch schon in Vers 20: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid unvernünftig; werdet aber vernünftig am Verstand!“ Und auch schon früher, zum Beispiel in Vers 6, sagt er: „Jetzt aber, Brüder, wenn ich zu euch komme und in Sprachen rede, was werde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch rede, entweder in Offenbarung oder in Erkenntnis oder in Weissagung oder in Lehre?“ Er spricht die Brüder an und sagt, dass die Brüder in der Gemeinde am Wort dienen.
Der Begriff „Brüdergemeinde“ wird zwar oft gebraucht, aber eigentlich wissen die wenigsten, was dieser Begriff überhaupt bedeutet. Er steht einfach im Kontrast zur Pfarrgemeinde. Die Pfarrgemeinde ist ein Einmannsystem, die Brüdergemeinde hingegen ist eine Gemeinde, in der alle Brüder zum Dienst in der Gemeindezusammenkunft berufen sind. Das ist der Unterschied. Es hat nichts mit einer Organisation oder einem Verein zu tun, sondern einfach mit dem Prinzip, dass die Brüder in der Gemeinde dienen.
Ganz im Sinn von 1. Korinther 14,26: „Was ist es nun, Brüder, wenn ihr zusammenkommt? So hat ein jeder von euch einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Offenbarung.“ Das heißt also, die Korinther kamen als Gemeinde zusammen, und jeder hatte gewissermaßen einen gefüllten Korb. Nicht dass er den Korb unbedingt in jeder Gemeindezusammenkunft anwenden musste, aber er war schon gefüllt. Jeder hatte etwas, das er sagen konnte. Nicht jeder sagte etwas, aber wenn ihr zusammenkommt, hat ein jeder etwas.
Doch Paulus regelt damit, dass kein Chaos entsteht. Das Erste ist eine Feststellung: „Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder von euch.“ Dann folgt ein Befehl am Ende des Verses: „Alles geschehe zur Erbauung.“ Das ist ein Befehl, also nicht irgendetwas beitragen, das nichts bringt, sondern alles muss die Gläubigen im Glauben weiterbringen. Wenn es nicht weiterbringt, ist es sinnlos.
Darum wird in 1. Korinther 14 ganz besonders der Verstand betont. In Vers 20 heißt es: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid unvernünftig; werdet aber vernünftig am Verstand!“ Was ist der Zusammenhang? Gerade vorher sagt Paulus in Vers 18: „Ich danke Gott, ich rede mehr in Sprachen als ihr alle.“ Er war Evangelist, der herumreiste und ständig mit verschiedenen Volksgruppen und Stämmen in Kontakt kam. So konnte er seine Gabe der Sprachenrede ständig anwenden. Es war nicht einfach ein Reden von Lauten, ohne Bedeutung, sondern er konnte diese verschiedenen Sprachen beherrschen und sprechen. In Korinth sprachen die meisten Griechisch, und wenn reisende Besucher aus anderen Ländern des Römischen Reiches da waren, konnte man das Sprachenreden nützlich anwenden.
Darum sagt Paulus: „Ich rede mehr in Sprachen als ihr alle.“ Aber in der Gemeinde sagt Paulus weiter: „In der Gemeinde will ich lieber fünf Worte mit meinem Verstand reden oder besser übersetzt: mit Verständlichkeit, also mit Bedeutung von dem, was ich sage, um andere zu unterweisen, als zehntausend Worte in einer Sprache.“ Das nützt doch nichts. Ein großartiges Phänomen ist es, wenn jemand eine fremde Sprache spricht, die er nicht gelernt hat, und zehntausend Wörter sagt – das ist übrigens schon ein kleines Büchlein –, aber niemand versteht diese Wörter.
Dann sagt Paulus: „Seid doch bitte keine Kinder am Verstand!“ Wir sollen erwachsen sein am Verstand. Der Verstand sagt uns, dass so etwas nichts nützt, keine Erbauung bringt, und dass man das auch vermeiden soll. So wird in 1. Korinther 14 gezeigt, dass es Besonnenheit im Dienst in der Gemeinde braucht.
Ich habe das schon ein wenig vorbereitet, wie ich erklärt habe, die Bedeutung von Kapitel 12, 13 und 14, und wie das schön passt mit den drei Namen des Heiligen Geistes in 2. Timotheus 1,7: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Der Geist der Kraft wird in Kapitel 12 beschrieben, wo viele verschiedene Gaben und Wirkungsweisen des Heiligen Geistes vorgestellt werden. Kapitel 13 ist das Kapitel der Liebe, der Geist der Liebe. Und Kapitel 14 ist der Geist der Besonnenheit, der uns hilft, erwachsen am Verstand zu werden und zu überlegen, was etwas nützt.
Das ist ein Grundsatz, nicht nur im Zusammenhang mit dem Sprachenreden. Wenn jemand undeutlich spricht, nützt das nichts, weil die Zuhörer nicht verstehen. Was muss man dann tun? Man muss sich Mühe geben und lernen, langsam und deutlich zu sprechen. Das kann man lernen, und es funktioniert. Das ist eine Lektion aus 1. Korinther 14.
Es gäbe noch viel mehr Lektionen. Zum Beispiel, wenn jemand spricht wie ein Maschinengewehr. In Deutschland kann man schneller sprechen als in der Schweiz, aber auch dort gibt es Grenzen. Man kann nicht jedes Tempo haben, damit die Leute mitkommen. In der Schweiz kommen sie nicht mit, wenn jemand sehr schnell und geschliffen Deutsch spricht – das geht gar nicht. Aber auch in Deutschland gibt es Grenzen. Die Aufnahmefähigkeit ist dann einfach nicht da. Wenn es zu schnell geht, kann man sich die Dinge nicht merken, das nützt nichts.
Wir lernen also aus 1. Korinther 14, dass es wichtig ist, das Tempo anzupassen, damit man möglichst viel Nutzen von dem hat, was man hört. So könnten wir noch vieles hinzufügen, aber dieser Grundsatz ist der Geist der Besonnenheit.
Die Rolle des Heiligen Geistes in der Gemeinde
Ganz interessant ist Folgendes: In 1. Korinther 14 wird eigentlich gar nicht so sehr über den Heiligen Geist gesprochen. Ja, über die Leitung durch den Geist wird gar nicht gesprochen. In einem Kapitel, in dem es besonders um die Leitung des Heiligen Geistes in den Zusammenkünften geht, wird eigentlich gar nicht direkt darüber gesprochen. Stattdessen wird gesagt: „Seid Erwachsene, am Verstand!“
Jetzt verstehen wir, dass das zwei Seiten derselben Medaille sind: Verstand und die Leitung des Heiligen Geistes. Diese beiden müssen übereinstimmen, denn der Heilige Geist ist nach 2. Timotheus 1,7 der Geist der Besonnenheit. Der Heilige Geist hilft uns, diese Besonnenheit zu haben und zu überlegen, was nützt etwas, was nützt nichts, was bringt weiter und was nicht.
So ist es auch der Heilige Geist, der uns hilft, wenn wir das Wort Gottes in der Gemeinde weitergeben. Er hilft uns zu überlegen, wie wir es erklären müssen, damit es verständlich wird. Es geht nicht nur darum, alles richtig zu sagen, sondern auch darum, wie man es sagt und erklärt, damit es verstanden wird. Man kann alles ganz korrekt sagen, aber wenn es nicht verstanden wird, nützt es nichts.
Die Frage ist: Wie kann ich das so ausdrücken, dass es verständlich wird? Manche sagen vielleicht, das könne ich nicht so gut, andere hätten mehr Begabung, etwas Kompliziertes einfach zu erklären. Das sollte man nicht so sagen, denn das kann man lernen – und zwar ein Leben lang. Man muss immer wieder überlegen, wie man es anders sagen kann, damit es verständlich wird.
Aber woher kommt es, dass man sich das überhaupt überlegt? 1. Korinther 14 zeigt uns das. Die Leitung durch den Heiligen Geist und der gesunde Verstand sind zwei Seiten derselben Medaille. Niemand kann sagen: „Ja, natürlich, das war nicht verständlich, aber ich war durch den Geist geleitet, das so und so zu machen.“ Nein! Wenn es nichts nützt, dann kann man nicht sagen, das war durch den Geist geleitet. Das sind zwei Seiten derselben Medaille.
Der Geist leitet nicht einfach so, dass der Verstand nichts zu sagen hat. Es muss übereinstimmen. Wenn man vom Verstand her sagen kann: Ja, das war nützlich. Der Apostel Paulus sagt lieber: „Fünf verständliche Worte, die wirklich nützen, sind besser als zehntausend unverständliche.“ Wenn zum Beispiel „Der Herr ist mein Hirte“ im richtigen Moment und zur richtigen Person gesagt wird, bringt das viel. Aber was bringen zehntausend Wörter, die niemand versteht?
Der Verstand macht uns das klar, aber so führt auch der Heilige Geist. Es gibt andere Kapitel, die mehr über die Leitung des Heiligen Geistes sprechen. Wir können diese aufschlagen, aber 1. Korinther 14 offen lassen. Auch Römer 8 spricht über die Leitung durch den Geist, aber dort geht es nicht speziell um die Gemeindezusammenkunft.
In Römer 8,14 heißt es: „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.“ Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, der euch wieder zur Furcht bringt – das erinnert an 2. Timotheus 1,7 –, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: „Abba, Vater!“ Der Geist selbst bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
Hier geht es nicht um die Zusammenkunft, sondern um das christliche Leben ganz allgemein. Als Grundsatz gilt: Wer durch den Geist Gottes geleitet wird, ist ein Sohn Gottes. Die Erlösten, Söhne und Töchter Gottes, werden durch den Heiligen Geist geleitet. Der Ausdruck im Griechischen ist eine Durativform, eine Verbalform, die ausdrückt, dass die Handlung fortdauernd oder sich wiederholend ist.
Der Sinn ist also: „Denn so viele fortdauernd durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.“ Das heißt, das normale Christenleben ist ein Leben, in dem der Heilige Geist führt. Der Heilige Geist spricht unseren Geist an. Der Geist ist der Teil des Menschen, der zu höherem Denken fähig ist. Darum steht in Psalm 77: „Ich forschte nach über die frühere Zeit“, und es heißt: „Es forschte mein Geist.“ Der Geist des Menschen kann forschen und erkennen.
Hier lesen wir: „Der Geist bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“ Das ist die bessere Übersetzung als „bezeugt mit unserem Geist“. Der Heilige Geist macht unserem Geist durch das Wort, wenn es verständlich gemacht wird, klar: Ja, ich bin errettet. Ich darf Heilsgewissheit haben, weil ich meine Sünde Gott bekannt habe, bereut habe und das Opfer des Herrn Jesus im Glauben angenommen habe.
Dann spricht Gott mir Vergebung zu – und ich bin ein Kind Gottes, weil ich das Evangelium geglaubt habe. So bezeugt er unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
Der Heilige Geist leitet also nicht nur in den Gemeindezusammenkünften, sondern im ganzen Leben. Darum ist es wichtig: Wenn ein Gläubiger eigentlich fleischlich ist, also sich durch seine sündigen Impulse leiten lässt – 1. Korinther 3 spricht über fleischliche Christen –, dann lässt er sich im Alltag nicht durch den Heiligen Geist leiten. Dann kann er es auch nicht, wenn wir als Gemeinde zusammenkommen.
Man sitzt in der Gemeinde, und plötzlich ist alles ganz anders als gestern. Nein! Der Heilige Geist will uns leiten in der Erziehung, er will uns Weisheit geben im Umgang mit unseren Kindern, im Eheleben, im Umgang von Mann und Frau, am Arbeitsplatz, sogar beim Einkaufen. Er will uns Weisheit geben, wenn wir entscheiden müssen: „Soll ich das jetzt wirklich kaufen? Brauche ich das? Macht das Sinn?“ Sogar in solchen Dingen will er uns leiten.
Das ist das ganz normale Christenleben. „So viele, die durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.“ Wenn man das immer mehr lernt – wir sind ja in der Schule Gottes –, dann kann man das auch in den Zusammenkünften anwenden. Dann wird 1. Korinther 14 sehr aktuell.
Wir sind in der Gemeinde, und weil wir uns auch unter der Woche mit dem Wort Gottes beschäftigen, haben wir einen Korb. „Was ist es nun, meine Brüder, wenn ihr zusammenkommt? So hat jeder von euch einen Psalm, hat eine Lehre.“ Ja, da ist etwas da. Dann kann der Heilige Geist leiten, dass man merkt: „Jetzt sollte ich das sagen!“ Und wären es nur fünf Worte, aber im richtigen Moment weitergegeben.
Wir haben uns ja in einem früheren Teil mit der Anbetung in der Gemeinde beschäftigt. Anbetung ist ja Beten zur Ehre Gottes, zur Verehrung Gottes. Und das ist keine Gabe. Unter den Gaben in 1. Korinther 12-14, in Epheser 4 und auch in anderen Stellen wie Römer 12 und 1. Petrus 4, wo über die Gaben gesprochen wird, wird nie gesagt, dass Beten eine Gabe ist. Beten kann jeder Erlöste.
Aber auch dann will der Heilige Geist in der Anbetung führen, dass man weiß: „Jetzt soll ich beten“ oder „Jetzt soll ich schweigen.“ Das ist genau das, was der Apostel Paulus in 1. Korinther 14,26 regelt. Die Korinther waren eher übereifrig. Darum sagt er: „Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch einen Psalm, hat eine Lehre, eine Offenbarung, eine Sprache, eine Auslegung.“
Dann muss er aber sagen: „Alles geschehe zur Offenbarung.“ Das ist eine Aussage mit erhobenem Finger. Nicht einfach, damit etwas läuft, oder dass demokratisch alle sich irgendwie beteiligt haben. Darum geht es gar nicht. Sondern es geht um die Frage: Nützt das etwas? Und es nützt nur dann etwas, wenn der Heilige Geist es wirklich führt.
Dann muss er eben regeln, in Vers 27: „Wenn nun jemand in einer Sprache redet, so sei es zu zwei oder höchstens drei und nacheinander, und einer lege aus.“ Warum höchstens drei? Hier erklärt der Apostel Paulus, dass bei den Korinthern die Gabe des Sprachenredens nicht so nützlich ist, weil meistens die Ausländer fehlen. Wenn sie da wären, wäre es ganz nützlich, aber nur bedingt.
Er sagt: „Ihr könnt diese Gabe trotzdem einsetzen, aber dann muss sie für die Gemeinde auch übersetzt und ausgelegt werden, sonst gar nicht.“ Natürlich ist es immer ein Problem, wenn man einen fremdsprachigen Bruder in der Gemeinde hat, der predigt, zum Beispiel in Telugu, einer Sprache aus Südindien. Das nützt gar nichts. Es ist eigentlich tote Zeit. Dann kommt die Übersetzung, und dann nützt es etwas.
Reden mit Übersetzung hat immer den Nachteil, dass es einige Zeit gibt, die nicht von Auferbauung geprägt ist. Darum sagt der Apostel Paulus: höchstens drei, damit ein Riegel gegenüber diesem Problem geschoben wird.
Und dann sagt er: „Einer lege aus.“ Warum braucht es einen Ausleger, wenn der, der spricht, die Sprache doch auch beherrscht und weiß, was es bedeutet? Er kann auch übersetzen, und es wird vorher gesagt: „Wenn einer in einer Sprache redet, bete er, dass er es auslege“ – zweimal ein Durativ. Wenn er in einer Sprache redet, soll er immer wieder beten, damit er es immer wieder auslegt.
So wie wir auch vor einem Dienst am Wort in Deutsch beten: Herr, hilf! So soll er beten. Er kann das selber auslegen. Aber warum braucht es noch einen Ausleger? Und sonst muss er schweigen? Das ist das Prinzip der zwei oder drei Zeugen. Es braucht mindestens zwei Zeugen, die sagen können: Das war kein Betrug.
Sonst könnte einer sagen: „Hört gut zu!“ und sagt irgendetwas, dann übersetzt er: „Der Herr möchte alle segnen.“ Aber der Ausleger sagt: „Nein, das stimmt nicht, das bedeutet etwas ganz anderes.“ Wenn der Ausleger aber sagt: „Ja, das hat das bedeutet!“, dann haben wir zwei Zeugen. Das gibt eine Garantie, damit man nicht betrogen wird.
Denn heute wird man mit Pseudosprachenreden oft betrogen. Da steht einer auf, spricht etwas, weiß nicht, was er sagt, und dann legt ein Ausleger aus: „Der Herr spricht und möchte alle segnen.“ Da muss man zum Ausleger gehen und fragen: „Wie hast du das ausgelegt? Hast du das verstanden?“ „Nein, ich habe das nicht verstanden, aber der Herr hat mir eine Eingebung gegeben.“ So geht das.
Ein Mann hat sein eigenes Sprachenreden aufgenommen und ist zu Leuten gegangen, die die Gabe der Auslegung haben. Die haben ihn ausgelegt, aber nicht alle zusammen, sondern einer nach dem anderen. Und sie haben ihm jedes Mal etwas anderes gesagt. Dann war der Betrug klar.
Jeder kann sagen: „Ich habe eine Eingebung.“ Aber wir haben gesehen: Es braucht diese zwei Zeugen. Darum sagt Paulus: „Und sonst schweigt!“ (Vers 28) Wenn aber kein Ausleger da ist, so schweigt in der Gemeinde, rede aber mit dir selbst und mit Gott.
Propheten aber, lasst zwei oder drei reden, und die anderen lasst urteilen. Propheten oder Weissagende – so kann man es übersetzen. Warum zwei oder drei? Warum beschränkt er das? Er beschränkt es nicht so stark wie bei der Sprache, da heißt es „höchstens drei“, hier sagt er „zwei, drei“. Das hängt mit dem Fassungsvermögen zusammen. Man kann die Gemeindezusammenkunft und die Beiträge am Wort nicht beliebig ausdehnen.
Das hängt auch damit zusammen, dass es zum Nutzen sein muss. Darum ist es ein Hinweis, aber keine strenge Höchstgrenze.
Was ist Prophetie in 1. Korinther 14? Das ist dasselbe wie Weissagen beziehungsweise das Wort „weissagen“ heißt eigentlich „prophezeien“. In Vers 2 heißt es: „Denn wer in einer Sprache redet ...“ Vers 3: „Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung.“
Weissagen ist Reden zur Auferbauung, damit man im Glauben weiterkommt, damit man auf einem falschen Weg ermahnt wird und damit man, wenn man traurig ist, Tröstung erfährt. Die Gabe oder der Dienst der Weissagung ist ein Dienen am Wort, geleitet durch den Geist, sodass es genau den Bedürfnissen der Zuhörer entspricht, ohne dass der Redner weiß, was genau diese Bedürfnisse sind.
Daran erkennt man die Leitung des Geistes in den Zusammenkünften. Darum wird auch gesagt in 1. Korinther 14,24: „Wenn aber alle weissagen und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger hereinkommt, so wird er von allen überführt, von allen beurteilt. Das Verborgene seines Herzens wird offenbar. Und so, auf sein Angesicht fallend, wird er Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist.“
Zuerst sagt der Apostel Paulus: Wenn ihr Sprachen redet und jetzt Ungläubige in die Gemeinde kommen – um den schon genannten Fall zu erwähnen –, dann sagen die: „Die müssen alle durchgedreht sein.“ Da hat einer Elamitisch gesprochen, und jemand fragt den Nachbarn: „Was heißt das?“ „Keine Ahnung.“ Ein anderer fragt: „Was sagt der davon?“ „Keine Ahnung.“ Alle hören zu und niemand weiß, was es bedeutet.
Der Fremde sagt: „Was bringt das?“ „Nichts.“ Er versteht es nicht und meint, die sind durchgedreht. „Wenn wenigstens ich Elamitisch könnte, dann hätte es etwas gebracht.“ Paulus sagt: Die sagen, ihr seid durchgedreht.
Die Weissagung aber ist für die Gläubigen nützlich, sie ist auch nützlich für Ungläubige. Darum sagt Paulus: Wenn ein Ungläubiger hereinkommt, wird er sich denken: „Der spricht von mir, das passt genau auf mein Leben, was der da aus der Bibel herausholt.“ Er wird von allen überführt, von allen beurteilt, das Verborgene seines Herzens wird offenbar. Dann muss er nur noch sagen: „Gott ist da in der Mitte der Gemeinde.“
So hat Weissagung ihren Nutzen. Paulus sagt in Vers 29: „Propheten, lasst zwei oder drei reden, und die anderen lasst urteilen.“ Die anderen – er sagt nicht nur die Brüder, sondern alle, die da sind, Brüder und Schwestern – müssen genau kontrollieren, ob das, was gesagt wurde, mit der Heiligen Schrift übereinstimmt oder nicht. Man darf nicht einfach alles schlucken, was gesagt wird. Man muss geistlich urteilen.
Weiter heißt es: „Wenn bei einem anderen, der da sitzt, eine Offenbarung zuteil wird, so schweige der Erste.“ Das zeigt Flexibilität. Einer merkt plötzlich: „Bei diesem Punkt sollte ich noch etwas sagen.“ Ich habe das auch schon erlebt, und dann konnte der andere wieder weitersprechen.
Das zeigt, dass die Gemeinde durch den Geist so flexibel geleitet wird. Das ist kein starr durchgezogenes Konzept. Man muss sich vorstellen, wenn einer ein Skript hat und die Predigt abliest, passt das gar nicht zu dem, was hier vorgestellt wird. Die Körbe sind voll, und wenn der Heilige Geist ans Herz legt: „Jetzt ist dieses Wort dran“, dann soll es auch dran sein.
Ein Tipp für alle, die am Wort dienen: Ein Skript abzulesen ist das Rezept, damit das Wort tot ist. Es ist etwas ganz anderes, wenn man aus einem brennenden Herzen frei die Dinge weitergibt, als wenn man abliest. Das nimmt die ganze Lebendigkeit weg.
Man kann sagen: „Ich kann das nicht so gut, andere können das besser.“ Aber man kann mit ganz kurzen Beiträgen beginnen – fünf Wörter im richtigen Moment – und so wächst man dahin, auch längere Beiträge geben zu können. Aber es muss aus einer inneren Erfüllung kommen.
In Römer 12 lesen wir eine ganze Liste, wie wir Gläubige sein sollen, und da wird gesagt: „Inbrünstig im Geist.“ Genau diese Qualität wird in Apostelgeschichte 18 von Apollos erwähnt. Er war inbrünstig oder brennend im Geist. Wenn er das Wort weitergab, merkte man, dass er selbst davon ergriffen war.
Es ist so wichtig, dass man das Wort nicht weitergibt, wenn man keinen Auftrag dazu hat, nur weil niemand sonst etwas sagt. Das ist tödlich! Es muss aus einem brennenden Herzen kommen, aus der Liebe (1. Korinther 13), aber nicht einfach, damit etwas gesagt wird, was nichts nützt.
1. Korinther 14 sagt: Nein, es muss zur Auferbauung sein. Weiter heißt es in Vers 31: „Denn ihr könnt einer nach dem anderen alle weissagen, damit alle lernen und alle getröstet werden.“ Das zeigt wieder: Das ist eigentlich der Todesstoß für das Schema einer Pfarrgemeinde. Das ist nicht biblisch.
Alle Brüder sollen weissagen – nicht alle in derselben Zusammenkunft, aber im Lauf der Zusammenkünfte. Im Fragendsein: Willst du mich da gebrauchen oder nicht? Man soll sich als Bruder aber keinen Druck machen. Es gibt nicht nur Rednergaben (1. Korinther 12), sondern auch die Gabe der Erkenntnis, Weissagung, Lehre usw., wenn man Kapitel 14 dazu nimmt.
Schlagen wir nochmals auf 1. Petrus 4, aber lassen wir 1. Korinther offen. In 1. Petrus 4 finden wir viele Gaben, eingeteilt in zwei Gruppen.
Verschiedene Gaben und ihre Anwendung
1. Petrus 4,10: „Je nachdem ein jeder eine Gnadengabe empfangen hat.“
Hier sehen wir, dass es nicht nur einige wenige Privilegierte sind, die eine Gnadengabe von Gott erhalten haben. Das griechische Wort für Gnadengabe ist Charisma. Charis bedeutet auf Griechisch Gnade. Charisma ist also ein Geschenk aus Gnade – eine Begabung, die wir nicht verdient haben, sondern die uns der Herr gegeben hat.
Es wird ausdrücklich gesagt, dass jeder eine Gnadengabe empfangen hat. Nicht, dass man erst durch viel Beten eine Gnadengabe erhält, sondern es ist eine Tatsache, dass jeder Gläubige eine Gnadengabe bekommen hat. Diese Gnadengaben dienen dazu, einander als gute Verwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes zu dienen.
Petrus schreibt hier ein Rundschreiben an gläubige Juden in vielen Provinzen, die er nicht alle persönlich kannte. Trotzdem sagt er: Jeder hat eine Gnadengabe empfangen. Damit sollen wir dienen.
Er unterscheidet zwei Gruppen von Gnadengaben: Rednergaben und Dienstgaben.
Wenn jemand redet, soll er als Aussprüche Gottes reden. Wenn jemand dient, soll er es aus der Kraft tun, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit gehören. Amen.
Das bedeutet: Es gibt zwei Gruppen von Gnadengaben – die Rednergaben und die praktischen Dienstgaben, bei denen man nicht unbedingt reden muss. Hilfeleistungen werden zum Beispiel als Gnadengabe erwähnt. Es gibt noch mehr Gnadengaben, aber hier geht es um diejenigen, die reden oder dienen.
Wichtig ist, dass das nicht aus eigener Kraft geschehen soll, sondern aus der Kraft Gottes. Wenn jemand redet, soll er nicht einfach ein Programm ablaufen lassen, sondern als Aussprüche Gottes reden. Das zeigt die große Verantwortung, die damit verbunden ist. Man muss die Überzeugung haben, dass Gott gerade durch einen selbst zu der Gemeinde sprechen möchte. Es geht nicht darum, einfach zu plaudern, sondern aus einer inneren Überzeugung heraus zu sprechen.
Natürlich kann das auch Angst machen, dass man gar nichts macht. Aber wenn der Heilige Geist uns diese innere Freude und das Brennen gibt, merkt man das, wenn man sich dem Herrn zur Verfügung stellt. Dann kann man diese Gnadengabe weitergeben, und sie ist zur Auferbauung der Gemeinde, egal ob das Wort kurz oder lang ist.
Ein Beispiel für eine längere Rede finden wir in Apostelgeschichte 20. Der Apostel Paulus sprach bis Mitternacht. Das war länger als normal. Ein junger Mann fiel dabei aus dem Fenster, aber es ging ihm wieder gut. Paulus war noch nicht fertig und predigte bis zum Morgen weiter. Danach schlief er nicht, sondern setzte seine Missionsreise fort. Er muss eine unglaubliche Kondition gehabt haben!
Paulus war sieben Tage vorher angekommen und wollte unbedingt noch den ersten Tag der Woche erleben. Am ersten Tag der Woche, als sie versammelt waren, brach man das Brot, und Paulus sprach bis Mitternacht und dann bis zum Morgen, bevor er weiterging. Das war besonders und nicht die Norm, die man am nächsten ersten Tag der Woche wiederholte. Aber der Heilige Geist konnte das in diesem Fall so führen.
So gibt es die ganze Bandbreite an Rednergaben. Wichtig ist aber, dass es zur Erbauung der Gemeinde dient.
1. Korinther 14 macht das klar. Dort wird auch in Vers 34 gesagt: „Die Frauen sollen in den Gemeinden schweigen.“
Dabei geht es ausdrücklich um das Zusammenkommen als Gemeinde. Immer wieder wird betont, dass es um die Versammlung der ganzen Gemeinde an einem Ort geht, zum Beispiel in Vers 23: „Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkommt“, oder Vers 28: „So schweige er in der Gemeinde“, oder Vers 19: „Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Worte reden“, oder Vers 12: „Überströmend sei zur Erbauung der Gemeinde“ und weitere Stellen.
Es ist ganz klar, dass diese Anweisungen für das Zusammenkommen als Gemeinde gelten. Nicht jedes Zusammenkommen von Gläubigen ist eine Gemeindeversammlung. Wenn man in der Familie am Tisch sitzt und mit den Kindern die Bibel liest, ist das keine Gemeindeversammlung, sondern eine Familienzusammenkunft. Wenn man junge Leute sammelt, nennt man das Jugendgruppe, aber es ist keine Gemeindeversammlung. Wenn man Kinder in der Sonntagsschule versammelt, ist das eine Sonntagsschule, aber keine Gemeindeversammlung. So gibt es viele Zusammenkünfte, die nicht als Gemeindeversammlungen gelten.
In 1. Korinther 14 sagt Paulus: „Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt.“
Er erklärt weiter, dass Frauen, wenn sie etwas lernen wollen und eine Frage haben, diese nicht öffentlich in der Gemeinde stellen sollen. Stattdessen sollen sie das zuhause bei ihrem Mann tun. Wenn der Mann keine Antwort geben kann, muss er sich bemühen, seiner Frau die Antwort zu geben. Das kann manche Männer motivieren.
Paulus macht klar: Es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden.
Wir wissen aus 1. Korinther 11, dass Frauen beten und weissagen können. Dort wird aber der Rahmen nicht angegeben. Hier in Kapitel 14 wird der Rahmen genannt: Es geht um das Reden in der Gemeindeversammlung. In anderen Gelegenheiten und Zusammenkünften ist das etwas anderes.
Dieser Punkt wird heute in der Christenheit oft in Frage gestellt. Früher war das nicht so allgemein umstritten. Das hängt mit unserer Zeit zusammen, die vom Feminismus geprägt ist.
Interessant ist, dass Paulus in Vers 37 sagt: „Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, das heißt ein Christ, der sich regelmäßig durch den Heiligen Geist leiten lässt, so erkenne er, dass das, was ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind.“
Hier wird klargemacht, dass, wenn man sich durch den Heiligen Geist leiten lässt, man erkennt, dass diese Anweisungen nicht zeitbedingt, sondern nach Gottes Willen sind.
Wir sehen also, dass es um Dienste in der Gemeinde geht. In der Gemeindeversammlung sollen die Brüder die Dienste ausüben. Die Gemeinde hat aber auch andere Zusammenkünfte, wie Sonntagsschule, Jugendgruppen oder spezielle Dienste für Frauen. Dort haben Frauen die Aufgabe, ihre Gnadengaben genauso zu nutzen.
Die grundlegenden Ämter und ihr Auftrag
Ich möchte noch mit Epheser 4 schließen. Dort werden nur fünf Gaben erwähnt, während in 1. Korinther 12 bis 14 von vielen verschiedenen Gaben die Rede ist. Warum ist das so?
In Epheser 4 geht es um die grundlegenden Gaben. Zuerst finden wir in Epheser 4, Vers 11, dass Jesus der Gemeinde Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrern gegeben hat. Die Apostel waren zunächst die zwölf Apostel, die der Herr für die zwölf Stämme Israels eingesetzt hatte. Paulus, der Apostel der Nationen, wurde vom Herrn berufen, um den Grund der Gemeinde zu legen, besonders für die nichtjüdischen Völker. Er arbeitete dabei zusammen mit den Propheten, also Männern, die inspiriert waren, wie zum Beispiel Markus, der das Markus-Evangelium schreiben durfte, obwohl er kein Apostel war. Ebenso Lukas, der das Lukas-Evangelium und die Apostelgeschichte verfasste, obwohl auch er kein Apostel war. Jakobus schrieb den Jakobusbrief, Judas den Judasbrief.
Von diesen Aposteln und Propheten heißt es in Epheser 2, Vers 20, dass die Gemeinde auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut ist, wobei Jesus Christus selbst der Eckstein ist. Die Gemeinde ist also ein Tempel, und die Steine ganz unten, die Grundlage auf dem Felsen, sind die Apostel und Propheten.
Diese Apostel und Propheten gibt es heute nicht mehr. Alle Apostel sind verstorben, der letzte war Johannes. Er lebte etwa im ersten Jahrhundert nach Christus. Damit endete die apostolische Zeit. Daraus folgt, dass einige Gaben zeitlich beschränkt sind. In 1. Korinther 12 werden die Gabe des Apostels und die Gabe des Propheten unter den Gaben aufgezählt, ebenso Lehrer und andere. Da diese Personen verstorben sind, hat Gott keine Nachfolger für die Apostel eingesetzt. Uns wurden jedoch die Schriften des Neuen Testaments hinterlassen, die diese Grundlage bilden.
Die weiteren grundlegenden Gaben sind dann Evangelisten, Hirten und Lehrer. Sie müssen das Wort der Apostel und Propheten in jeder Generation weitergeben. Apostel, Evangelisten, Hirten und Lehrer gab es durch alle Generationen hindurch bis heute.
Evangelisten haben die Aufgabe, das Wort der Apostel anzuwenden, damit sich die Ungläubigen bekehren. Außerdem müssen sie die Gemeinde unterweisen, wie man dieses Wort verkündet, damit die Ungläubigen es verstehen. Evangelisten dienen sowohl den Ungläubigen als auch der Gemeinde der Gläubigen, also den Schafen. Dies geschieht in seelsorgerlicher Weise, in persönlichen Gesprächen, aber auch in der Verkündigung.
Der Hirten-Dienst bezieht sich besonders auf die Bedürfnisse der Gläubigen als Schafe. Der Lehrer wiederum erklärt, was die Apostel und Propheten im Neuen Testament aufgeschrieben haben, ohne unbedingt einen direkten Bezug zum eigenen Leben herzustellen. Diese Dienste ergänzen sich gegenseitig.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Im Epheserbrief wird die Gemeinde nicht als örtliche Gemeinde betrachtet, sondern als das Haus, das auf der Grundlage der Apostel und Propheten gebaut wird. Dieses Haus umfasst alle Gläubigen weltweit. Dass Paulus hier diese fünf Gaben erwähnt, zeigt, dass diese Gaben nicht auf die örtliche Gemeinde beschränkt sind, sondern einen überörtlichen Dienst leisten.
Alle anderen Gaben, die in 1. Korinther 12 bis 14, Römer 12 und anderen Stellen erwähnt werden, werden durch diese grundlegenden Gaben der Evangelisten, Hirten und Lehrer geordnet und ausgerichtet.
Das Ziel ist die Vollendung der Heiligen, das Werk des Dienstes, damit die Gläubigen wachsen und ausgerüstet werden, ihren persönlichen Dienst für den Herrn zu tun. Es geht um die Auferbauung des Leibes Christi, sodass es Wachstum im Glauben gibt.
Das Ziel ist, dass wir alle zur Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zu einem erwachsenen Mann. Das bedeutet, die absolute Einheit des Glaubens, in der man nicht mehr sagt: „Welche Auslegung ist richtig?“ Durch diese Gaben soll die völlige Einheit erreicht werden.
Dadurch wird Schutz geschaffen, wie in Epheser 4, Vers 14 beschrieben: Damit wir nicht mehr unmündig sind, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre.
Wer ständig zwischen verschiedenen Auslegungen hin- und herwechselt und alles interessant findet, ist kein reifer Gläubiger. Heute ist es an Bibelschulen und theologischen Ausbildungsstätten oft üblich, verschiedene Auslegungen vorzustellen, ohne klar zu sagen, was man selbst glaubt. Das führt dazu, dass man hin- und hergeworfen wird, von jedem Wind der Lehre.
Das ist das Kennzeichen der Unmündigen. Reife Gläubige lassen sich nicht von jedem Wind der Lehre hin- und herwerfen.
Der Apostel Petrus spricht in 2. Petrus 3 von den Unwissenden und Unbefestigten. Diese Unbefestigten sollen auch nicht lehren, denn sie verdrehen die Briefe von Paulus und andere Schriften zu ihrem eigenen Verderben.
Diese Unbefestigten müssen durch die Gaben der Evangelisten, Hirten und Lehrer belehrt werden, damit sie vorankommen und Festigkeit gewinnen.
Jeder ist aufgerufen, dem Herrn in der Gemeinde zu dienen, aber so, wie der Herr es gibt. Wenn jemand redet, dann aus Aussprüchen Gottes. Es gibt viele praktische Dienste, die notwendig sind und aus der Kraft Gottes heraus geschehen.
Damit möchte ich schließen.