
Wir kommen heute Morgen zu 2. Petrus 3, und ich möchte ab Vers 1 lesen:
Diesen zweiten Brief, Geliebte, schreibe ich euch bereits, in dem ich durch Erinnerung eure lauter Gesinnung aufwecke. Damit sollt ihr euch an die von den heiligen Propheten zuvor gesprochenen Worte und an das Gebot des Herrn und Heilandes durch eure Apostel erinnern.
Zuerst sollt ihr wissen, dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden. Sie wandeln nach ihren eigenen Begierden und sagen: „Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es von Anfang der Schöpfung an war.“
Nach ihrem Willen ist ihnen verborgen, dass von alters her Himmel waren und eine Erde, die aus Wasser entstanden ist oder besser gesagt, im Wasser besteht. Durch das Wort Gottes, durch diese Wasser, ist die damalige Welt von Wasser überschwemmt und untergegangen.
Die jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch das Wort bewahrt. Sie werden durch dasselbe Wort für das Feuer aufbewahrt, für den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.
Soll euch nicht verborgen bleiben, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.
Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten. Vielmehr ist er langmütig gegen uns, weil er nicht will, dass jemand verloren geht, sondern dass alle zur Buße kommen.
Aber der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb. Dann werden die Himmel vergehen mit gewaltigem Geräusch, die Elemente werden im Feuer aufgelöst, und die Erde mit den Werken darauf wird verbrannt werden.
Da nun dies alles aufgelöst wird, wie solltet ihr dann sein? In heiligem Wandel und Gottseligkeit sollt ihr leben, indem ihr die Ankunft des Tages Gottes erwartet und euch sorgfältig darauf vorbereitet.
Denn an diesem Tag werden die Himmel in Feuer geraten und aufgelöst werden, und die Elemente werden im Brand zerschmelzen.
Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.
Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, bemüht euch, ohne Flecken und Untadelig von ihm befunden zu werden, in Frieden.
Erachtet die Langmut unseres Herrn als Errettung. So wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch nach der ihm gegebenen Weisheit geschrieben hat.
Er tut dies in allen Briefen, wenn er von diesen Dingen redet, von denen einige schwer zu verstehen sind. Diese verdrehen die Unwissenden und Unbefestigten, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.
Ihr nun, Geliebte, da ihr dies vorher wisst, hütet euch, dass ihr nicht durch den Irrwahn der Frevler fortgerissen werdet und aus eurer eigenen Festigkeit fallt.
Wachst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilanders Jesus Christus.
Ihm sei die Herrlichkeit sowohl jetzt als auch am Tag der Ewigkeit. Amen.
Wir erfahren in Kapitel 3, Vers 1, dass Petrus bereits früher einen Brief geschrieben hat. Er bezeichnet diesen hier als seinen zweiten Brief. Damit bezieht er sich in gewissem Maße auf den ersten Brief, der vorausgesetzt wird.
Es wird auch deutlich, dass dieser zweite Brief an dieselben Adressaten gerichtet ist wie der erste Petrusbrief. So schreibt er: „Diesen zweiten Brief, Geliebte, schreibe ich euch.“
An wen wurde der erste Brief geschrieben? Im ersten Kapitel, Vers 1, heißt es: „Petrus, Apostel Jesu Christi, an die Fremdlinge der Zerstreuung in Pontus, Galatien, Kappadokien, Asien und Bithynien, auserwählt nach der Vorsehung Gottes, des Vaters...“
Es handelte sich also um ein Rundschreiben an Gläubige in verschiedenen Provinzen der heutigen Türkei: Pontus, Galatien, Kappadokien, die Provinz Asien mit der Hauptstadt Ephesus sowie Bithynien. Der Brief war nicht an eine örtliche Gemeinde gerichtet, sondern an viele Gläubige an verschiedenen Orten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Bezeichnung „Fremdlinge der Zerstreuung“. Das griechische Wort für Zerstreuung ist Diaspora. Dies ist der Fachausdruck für Juden, die im Ausland leben, also nicht im Land Israel.
Daraus kann man schließen, dass der erste Petrusbrief ein Hebräerbrief von Petrus war. Ebenso gilt dies für den zweiten Petrusbrief.
Nun ist es interessant: Wir haben hier gelesen, dass jemand anderem, nämlich Paulus, denselben Leuten auch einen Hebräerbrief geschrieben hat. Dieser Brief ist nicht verloren gegangen, sondern wird zu den Schriften gezählt.
Paulus sagt, dass Unbefestigte die Briefe von Paulus verdrehen. Das gilt auch für die übrigen Schriften, also die anderen Bibelbücher. Der Ausdruck „Schriften“ bezieht sich dabei auf die inspirierten Schriften der Bibel.
Somit wird dieser Paulusbrief, der den Hebräern gesandt wurde, ebenfalls zur Schrift gerechnet. Wir werden gleich noch sehen, dass es sich dabei tatsächlich um den Hebräerbrief im Neuen Testament handelt. Dort steht zwar nicht, wer ihn geschrieben hat, aber im zweiten Petrusbrief wird erwähnt, wer der Verfasser ist. Dazu später mehr.
Ich habe das nur erwähnt, um klarzumachen, dass innerhalb des Neuen Testaments andere Schriften zitiert werden. So wird mit dem Ausdruck „diesen zweiten Brief“ auf den ersten Petrusbrief hingewiesen. Und mit dem Hinweis auf den Brief, den Paulus den Hebräern geschrieben hat, wird auf den Hebräerbrief verwiesen.
Hier wird also generell auf die Paulusbriefe Bezug genommen, die zu den Schriften gehören. Damit sind natürlich auch der Römerbrief, der erste und zweite Korintherbrief, der Galaterbrief, der Epheserbrief und weitere gemeint. Ich muss ja nicht alle aufzählen.
Wir haben also einen Hinweis auf die meisten Bücher des Neuen Testaments, einschließlich des Hebräerbriefs. Das wären schon vierzehn Bücher, plus der erste Petrusbrief macht fünfzehn von den siebenundzwanzig Büchern des Neuen Testaments.
Und jetzt sieht man auch, wie verdreht das ist, wenn Leute sagen: „Ja, ihr mit eurer Bibel, wie sollte man wissen, welche Bücher zur Bibel gehören und welche nicht?“ Es wird oft behauptet, dass das erst viel später, im vierten Jahrhundert, durch ein Konzil festgelegt wurde. Das ist eine Legende.
Es gibt nämlich kein umfassendes Konzil, das die Kanonfrage endgültig geklärt hat. Ein solches gibt es nicht. Trotzdem wurde in der ganzen Christenheit klar, dass diese 27 Bücher dazugehören. Doch wie kam man dazu?
Nach Epheser 2,20 ist die Gemeinde aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten (Epheser 2,20). Das heißt, man konnte nur Bücher anerkennen, die von einem Apostel Jesu Christi geschrieben wurden. Das waren entweder die zwölf Apostel für Israel, für die zwölf Stämme, oder der Apostel Paulus als Apostel Jesu Christi. Dabei ist „Apostel“ nicht einfach ein Missionar oder Gesandter, sondern ein Apostel Jesu Christi, der eine besondere grundlegende Autorität vom Herrn erhalten hat. Der Herr sagte: „Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf; wer euch verwirft, verwirft mich“ (Matthäus 10).
Außerdem musste das Buch von einem Propheten stammen, der durch die Apostel Jesu Christi anerkannt war. Das war zum Beispiel bei Markus der Fall. Markus war kein Apostel, aber als inspirierter Schreiber hat er das Markus-Evangelium verfasst. Dieses Evangelium wurde außerbiblisch von Petrus anerkannt. Markus war ja ein Begleiter von Petrus.
Auch Lukas war anerkannt von Paulus. Paulus zitiert das Lukas-Evangelium in 1. Timotheus 5. Dort zitiert er die Tora, das fünfte Buch Mose, indem er sagt: „Denn die Schrift sagt: Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden“ (5. Mose 25,4) und „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert“ (Lukas 10,7).
Damit stellt der Apostel Paulus um das Jahr 64 nach Christus das Lukas-Evangelium auf die gleiche Stufe wie die Tora, die Schrift. Innerhalb des Neuen Testaments wird also nochmals eine Schrift zitiert, nämlich das Lukas-Evangelium.
So sehen wir, das war die Grundlage. Weil eben so genau abgeklärt wurde, ist in der frühen Christenheit nachweislich geklärt, dass ein Buch von einem Apostel Jesu Christi oder von einem Propheten geschrieben wurde, der durch sie anerkannt war, wie Markus, Lukas und natürlich auch Jakobus und Judas, die Halbbrüder des Herrn.
Nur diese Bücher wurden anerkannt, die anderen wurden verworfen. Deshalb wurden all diese Fälschungen aus dem zweiten und dritten Jahrhundert, wie das Thomas-Evangelium, in der Forschung allgemein um 140 nach Christus geschrieben anerkannt. Dieses Evangelium wurde von einem Betrüger verfasst, der sich als Apostel Thomas ausgab.
Alle Apostel waren zu dieser Zeit längst gestorben, der letzte war Johannes, der um 100 starb. Trotzdem ist die Christenheit auf keine dieser Fälschungen hereingefallen, weder auf das Judas-Evangelium noch auf die Petrus-Apokalypse. All diese wurden verworfen.
Nur diese 27 Bücher wurden anerkannt. Es gibt keine weiteren Bücher, die nachweislich von einem Apostel Jesu Christi oder von einem von ihnen anerkannten Propheten geschrieben wurden. So entstand die Klarheit und Sicherheit über die 27 Bücher im Neuen Testament – und das ohne den Beschluss eines umfassenden Konzils.
Das Konzil von Hippo im Jahr 397 hat über die Kanonfrage gesprochen, aber es war ein regionales Konzil, das keine Bedeutung für die gesamte Christenheit hatte. Deshalb muss man sagen: Es ist ein Wunder, dass der Heilige Geist in den frühen Jahrhunderten so gewirkt hat – trotz der Verdorbenheit, die schon sehr früh in die Christenheit eingedrungen war.
Der Heilige Geist hat bewirkt, dass klar wurde, welche Bücher zum Neuen Testament gehören und welche nicht. Es wurde nicht durch menschliche Autorität durchgedrückt, sondern der Kanon wurde nie bestimmt. Wenn jemand fragt: „Wer hat eigentlich bestimmt, welche Bücher dazugehören?“, lautet die Antwort: Niemand musste es bestimmen. Man musste den Kanon erkennen. Das ist etwas anderes.
Der Kanon musste erkannt werden, und das geschah nicht erst viel später. Wir sehen sogar im Neuen Testament, wie das in der Zeit der Apostel klar war. Die Briefe des Paulus, das Lukas-Evangelium und der erste Petrusbrief sind Beispiele dafür.
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass wir in diesen Tagen bereits gehört haben, dass es viele Parallelen gibt zwischen dem zweiten Petrusbrief, speziell Kapitel 2, aber auch ein wenig von Kapitel 3, und dem Judasbrief. Man könnte sogar eine Art Harmonie erstellen, ähnlich wie bei den Evangelien, wo man parallele Texte in vier Spalten nebeneinanderstellt.
So könnte man auch eine Parallele in zwei Spalten machen, mit all den parallelen Versen aus dem zweiten Petrusbrief und dem Judasbrief.
Ein wichtiger Unterschied ist folgender: In 2. Petrus 2 haben wir gestern gelesen, dass es falsche Propheten unter dem Volk gab. Ebenso werden unter euch falsche Lehrer sein, die verderbliche Sekten einführen und den Herrscher verleugnen.
Im Judasbrief, Vers 4, lesen wir: "Denn gewisse Menschen haben sich eingeschlichen, die schon längst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren; gottlose Menschen, die die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Herrscher, Gott und Herrn Jesus Christus, verleugnen."
Hier wird gesagt: Das ist bereits geschehen, wir sind jetzt in dieser Zeit. Petrus hingegen sagt, dass es sein wird. Das ist ein wichtiger Hinweis, wenn man die beiden Briefe vergleicht. Petrus sagt einiges voraus, während im Judasbrief beschrieben wird, dass es schon geschehen ist. Das macht deutlich, dass der Judasbrief einige Zeit nach dem 2. Petrusbrief geschrieben wurde.
Der 2. Petrusbrief wurde vermutlich um 66 oder 67 nach Christus aus der Todeszelle in Rom geschrieben, und zu diesem Zeitpunkt war das bereits erfüllt.
Weiter möchte ich aus Judas Vers 17 lesen: "Ihr aber, Geliebte, erinnert euch an die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus zuvor gesprochenen Worte, dass sie euch sagten, dass am Ende der Zeit Spötter sein werden, die nach ihren eigenen Begierden der Gottlosigkeit wandeln."
Diese Spötter sind es, die sich absondern, natürliche Menschen, die den Geist nicht haben. Ihr aber, Geliebte, ...
Hier spricht Judas die Leser auch als Geliebte an, ähnlich wie 2. Petrus 3. Er erinnert daran, dass die Apostel gesagt haben, dass am Ende der Zeit Spötter sein werden.
In 2. Petrus 3, Vers 2, lesen wir: "Damit ihr euch erinnert an die von den heiligen Propheten vorausgesagten Worte und an das Gebot des Herrn und Heilandes durch eure Apostel, indem ihr zuerst dieses wisst, dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden."
Der Judasbrief nimmt also Bezug auf den 2. Petrusbrief. Das ist ein weiterer Verweis innerhalb des Neuen Testaments.
Dabei wird auch klar, dass Judas sich nicht zu den Aposteln Jesu Christi zählt. Er sagt: "Denkt an das, was die Apostel euch gesagt haben", besonders im Hinblick auf die Spötter in der Endzeit. Er sagt nicht "was wir euch gesagt haben". Judas war kein Apostel, sondern ein Prophet, der durch die Apostel anerkannt wurde.
So haben wir hier ebenfalls einen Bezug innerhalb des Neuen Testaments.
Und jetzt gehen wir schön durch. 2. Petrus 3,1: Petrus sagt: „Ich schreibe euch diesen zweiten Brief, und mein Anliegen ist es, hier als Erinnerungshilfe zu wirken, was wir auch schon in Kapitel 1 gesehen haben.“
Petrus möchte euch an das erinnern, was ihr schon wisst, damit es euch aufweckt. Auch hier, wie in Kapitel 1, sagt er: Durch Erinnerung soll eure lautere Gesinnung, also euer Denken, das in wahrhaftiger Weise auf den Herrn Jesus ausgerichtet ist, aus dem Schlaf aufgeweckt werden.
Das soll dazu führen, dass ihr denkt und euch erinnert an die von den heiligen Propheten zuvor gesprochenen Worte und an das Gebot des Herrn und Heilandes durch eure Apostel. Hier werden zuerst die heiligen Propheten erwähnt und dann die Apostel.
Die heiligen Propheten sind die Propheten aus dem Alten Testament. Das Gebot des Herrn und Heilandes durch eure Apostel bezieht sich auf das, was wir im Neuen Testament haben. Wenn zuerst die Propheten und dann die Apostel genannt werden, meint das also die Propheten des Alten Testaments und die Apostel des Neuen Testaments.
Ich habe vorhin Epheser 2,20 zitiert: „Aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten.“ Das sind die neutestamentlichen Apostel und die neutestamentlichen Propheten, also Apostel und Propheten des Neuen Testaments. Aber hier haben wir die Propheten und die Apostel aus zwei Testamenten.
In meiner Bibel am Rand gibt es die Möglichkeit, bei Vers 2 zu vermerken: am Anfang „AT“ und in der zweiten Hälfte des Verses „NT“. Hier werden wir also aufgerufen, das ganze Wort Gottes – Altes und Neues Testament – zu beachten.
Das ist ganz parallel zu dem zweiten Timotheusbrief, den Paulus ebenfalls in derselben Zeit aus der Todeszelle geschrieben hat. Dort heißt es: „Bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast. Und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“
Alle Schrift ist von Gott eingegeben. In Vers 15 kann man sich am Rand „AT“ notieren, denn Paulus sagt: „Weil du von Kind auf“, also vom Säuglingsalter an, durch seine gottesfürchtige Mutter und Großmutter, in die Heilige Schrift eingeführt worden bist – ins Alte Testament.
Aber in Vers 14 sagt der Apostel Paulus: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast.“ Er hat von Paulus gelernt, von diesem Mann, der 27 Bücher im Neuen Testament geschrieben hat, und er soll darin bleiben.
Viele Lehrer bringen ganz neue Dinge. Wenn wir aber bleiben, dann bleiben wir bei dem alten Wort und verwerfen diese angeblich tollen neuen Dinge. Wir bleiben beim Wort, also im Neuen und im Alten Testament.
Jetzt versteht man auch, warum in Vers 16 gesagt wird: „Alle Schrift“, nicht nur „die Schrift“, ist von Gott eingegeben. Das wäre auch richtig: Das inspirierte Wort Gottes ist eingegeben. Aber „alle Schriften“ meint eben Altes und Neues Testament.
Auch hier werden wir wieder auf das ganze Wort Gottes hingewiesen: die heiligen Propheten und das Gebot des Herrn und Heilandes durch eure Apostel.
Und jetzt kommt eine Priorität: Ihr sollt zuerst wissen, dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden. Hier spricht Petrus also über die Endzeit, die letzten Tage.
In der Bibel gibt es viele synonyme Ausdrücke. Synonym bedeutet gleichbedeutend. Man spricht manchmal vom Ende der Zeit. Das finden wir zum Beispiel im Judasbrief. Dort heißt es nicht, die letzten Tage kämen später, sondern „am Ende der Zeit“. Das ist ein paralleler Ausdruck für die letzten Tage.
Daneben gibt es viele weitere Ausdrücke wie „am Ende der Tage“ oder „am Ende der Jahre“ (Hesekiel 38), „die letzte Stunde“, „Stunde“ oder „Periode“ und noch viele mehr. Alle diese Ausdrücke weisen in der Bibel auf die Endzeit hin. Diese Zeit ist gekennzeichnet dadurch, dass das jüdische Volk aus aller Welt wieder in das Land der Vorfahren heimkehrt, um dort den Staat zu gründen. Gleichzeitig erfährt es einen vernichtenden Hass der Völker rundherum. Das ist in der Bibel die Endzeit.
Jetzt sehen wir, wie aktuell der zweite Petrusbrief für uns ist, denn wir leben genau in dieser Zeit. Petrus sagt: „In den letzten Tagen werden Spötter kommen.“ Er sagt nicht, dass wir schon jetzt in den letzten Tagen leben. Das ist wichtig, weil immer wieder das Argument kommt – ich habe es schon einmal erwähnt, aber hier wiederhole ich es zur Erinnerung und damit wir wach bleiben –, dass die Endzeit angeblich seit zweitausend Jahren sei.
Petrus spricht aber von zukünftigen letzten Tagen. So ist es auch im zweiten Timotheusbrief, Kapitel 3, Vers 1. Ich habe das auch schon zitiert, aber jetzt schlagen wir es auf, damit es sich besser einprägt. Dort heißt es: „Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden, denn die Menschen werden selbstsüchtig oder eigenliebig sein, geliebend, prahlerisch usw.“ Es wird also von zukünftigen schweren Zeiten gesprochen.
Das ist Futur, also Zukunft. Das haben wir in der Grundschule gelernt. Es ist wichtig, diese Dinge zu wissen. Präsenz ist etwas anderes als Futur, Gegenwart ist etwas anderes als Zukunft.
Aber wie kommen manche Leute dazu zu sagen, es sei seit 2000 Jahren Endzeit? Man muss diese Leute herausfordern, wenn sie so etwas behaupten. Woran machen sie das fest? Schlagen wir Hebräer 1 auf.
Das ist ja der Vorteil, dass Gott gewählt hat, zu uns Menschen durch die Heilige Schrift zu sprechen und nicht nur durch Träume und Visionen. Denn wenn Gott nur durch Träume spräche, würde der eine sagen: „Ich hatte einen Traum, die Endzeit ist seit zweitausend Jahren.“ Ein anderer würde sagen: „Ich hatte einen Traum, die Endzeit ist erst jetzt.“ Und ein Dritter würde sagen: „Die Endzeit kommt erst in tausend Jahren.“ Dann stünde Aussage gegen Aussage.
Aber weil Gott uns die Heilige Schrift gegeben hat, das Alte und Neue Testament, können wir fragen: „Wo steht das?“ Wir schlagen denselben Bibeltext auf und haben eine klare Referenz. Nun müssen wir schauen, wer das Wort richtig auslegt.
Hebräer 1,1 sagt: „Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn.“ Hier steht also: Am Ende dieser Tage hat Gott gesprochen.
Zuerst war das Alte Testament. Dann kam Jesus Christus, der Sohn, der gesprochen hat. Wann ist er gekommen? Am Ende der Tage. Das war die Endzeit. Korrekt.
Und was muss man dann machen? Genau lesen. Hier steht nicht „am Ende der Tage“, sondern „am Ende dieser Tage“. Das ist der entscheidende Punkt.
Vorher wird beschrieben, dass Gott im Alten Testament vielfältig, immer wieder und auf vielerlei Weise zu den Vätern gesprochen hat. Zum Beispiel durch apokalyptische Visionen wie bei Daniel, durch Lieder wie bei David oder durch Geschichtserzählungen wie bei Mose in 1. Mose. Gott hat durch die Propheten des Alten Testaments zu den Vätern gesprochen.
Am Ende dieser Tage des Alten Testaments hat Gott zu uns im Sohn gesprochen. Das ist der Punkt.
Nirgendwo in der Bibel steht in Bezug auf die Endzeit, in der wir jetzt leben, „am Ende dieser Tage“, sondern immer „am Ende der Tage“. Unsere Epoche ist „am Ende der Tage“. Aber hier wird gesagt „am Ende dieser Tage“, also am Abschluss der langen Zeit des Alten Testaments hat Gott im Sohn gesprochen.
So können wir ganz klar unterscheiden zwischen dem Kommen des Herrn damals als Abschluss des Alten Testaments und der Endzeit, in der wir jetzt leben, als Abschluss der langen Zeit zwischen dem ersten und zweiten Kommen von Jesus Christus.
In diesem Sinne ist es Endzeit.
Sind wir die letzte Generation? Viele würden das sagen und sich darauf fixieren: „Wir sind die letzte Generation.“ Nun, wir fragen uns auch, ob wir die letzte Generation sind – aber in einem ganz anderen Sinn.
Wir glauben nicht an einen möglichen Weltuntergang jetzt, denn zuerst muss noch das Tausendjährige Reich kommen, und das dauert eine Weile. Jahre sind doch eine recht lange Zeit.
Also fragen wir uns, ob wir die letzte Generation sind in dieser Zwischenzeit zwischen dem ersten und zweiten Kommen des Herrn Jesus. Genau darum geht es.
„Am Ende der Tage“ ist das Ende dieser langen Zeit, aber nicht das Ende der Welt. Das werden wir auch noch in 2. Petrus 3 sehen.
Wir fragen uns, ob wir die letzte Generation sind – aber in einem ganz anderen Sinn. Darum kleben wir uns nicht auf den Boden und stören nicht den Autobahnverkehr.
Und nun, was sagt Petrus? In den letzten Tagen werden Spötter kommen, die fragen: „Wo ist die Verheißung seiner Ankunft?“ Das bedeutet, dass Petrus schon im ersten Jahrhundert klargemacht hat, dass es so lange dauern wird, bis der Herr Jesus wiederkommt, dass einige Leute dies zum Anlass nehmen werden, zu sagen: „Was wartet ihr noch? Es ist schon so lange her, und er ist immer noch nicht gekommen.“
Das macht deutlich, dass man damals nicht erwartete, dass die Wiederkunft sehr schnell stattfinden würde. Noch zu Lebzeiten der Apostel und dann war es vorbei – so war die Vorstellung nicht. Nein, es wird so lange dauern, dass es tatsächlich dazu kommt, dass manche sagen: „Er wird niemals kommen. Die Verheißung ist quasi ausgeblieben, sie hat sich verzogen.“
Aber in Vers 9 sehen wir eine Erklärung: Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus, wie einige es als Hinauszögern ansehen. Vielmehr ist er langmütig gegen uns – im Mehrheitstext steht „uns“, nicht „euch“ oder „gegen uns“. Er will nicht, dass irgendjemand verloren geht, sondern dass alle zur Buße kommen.
Hier wird erklärt, warum es so lange dauert: Weil Gott möchte, dass möglichst viele Menschen sich noch retten lassen. Das ist der Grund – die Langmut Gottes. Es ist also nicht so, dass das Programm fehlgegangen ist.
Übrigens, im Gleichnis der Talente in Matthäus 25 macht der Herr Jesus einen Vergleich. Er sagt, ein Herr hat seinen Dienern einen Auftrag gegeben, mit Talenten zu handeln, bis er wiederkommt. Dann geht dieser Herr weg. Das ist ein Hinweis auf den Herrn Jesus, der damals gekommen war, aber dann in den Himmel aufgefahren ist. Er hat seinen Nachfolgern, denjenigen, die sich zu ihm bekennen, einen Auftrag gegeben, bis zu seiner Wiederkunft zu handeln.
In Matthäus 25 wird beschrieben, wie dieser Herr zurückkommt und Abrechnung hält. Das ist ein Hinweis auf sein Wiederkommen, und damit wird diese lange Zwischenzeit abgeschlossen.
Ein kleines Detail, das Matthäus dort schreibt: In Matthäus 25 haben wir zuerst das Gleichnis von den zehn Jungfrauen. Auch hier bezieht sich die Zeitspanne auf die Zwischenzeit der Christenheit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen (Matthäus 25,1-13). Ab Vers 14 heißt es dann: „Denn wie ein Mensch, der außer Landes reiste, seine Knechte rief und ihnen seine Habe übergab...“ Dann geht er weg. In Vers 19 heißt es: „Nach langer Zeit aber kommt der Herr jener Knechte und hält Abrechnung.“
Der Herr Jesus hat also damals schon gesagt: „Nach langer Zeit“, nicht „nach kurzer Zeit“. Es ist alles nach Plan, dass wir noch hier sind – vielleicht die letzte Generation, die dann die Entrückung erlebt.
Wir müssen den Spöttern antworten, die fragen: „Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es von Anfang der Schöpfung an war.“ So argumentieren sie. Sie sagen, es habe in der Vergangenheit nie ein plötzliches Eingreifen Gottes ins Weltgeschehen gegeben.
Von Anfang an sei alles immer gleich geblieben, ohne ein Eingreifen Gottes. Aber wenn ihr glaubt, sagen diese Spötter, dass Jesus Christus wiederkommt, dann wäre das ein Eingreifen in das ganze Weltgeschehen. Nach der Bibel wird dann die gesamte Weltgeschichte auf den Kopf gestellt.
Aus einer Welt voller Krieg und Hass wird eine Welt des Friedens und der Gerechtigkeit werden – im Reich des Messias, dem Tausendjährigen Reich. So etwas hat es ja noch nie gegeben. Es ist immer alles gleich geblieben.
Und dann sagt Petrus, sie glauben eben nicht an die Sintflut, wie sie in 1. Mose 6-9 beschrieben ist. Denn in der Sintflut haben wir ein Beispiel, wie Gott wirklich direkt in die Weltgeschichte eingegriffen hat. Alles wurde auf den Kopf gestellt.
Er sagt hier in Vers fünf: „Denn nach ihrem Willen ist ihnen dies verborgen, dass von alters her Himmel waren.“ Das bezieht sich auf 1. Mose 1,1: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Dieses „von Anfang“ wird hier als „von Alters her“ beschrieben. Von Alters her waren Himmel und Erde.
Dann sagt er von dieser Erde, dass sie aus dem Wasser heraus entstanden ist und im Wasser besteht, durch das Wort Gottes, durch welches Wasser die damalige Welt überschwemmt wurde und unterging. Da haben wir die Sintflut.
Er sagt also, nach ihrem Willen ist ihnen das verborgen, dass es eine weltweite Sintflut gegeben hat. Das ist eine sehr interessante Stelle, weil hier klargemacht wird, dass man etwas nicht wissen kann, weil man es nicht wissen will. Es ist ihr Wille, dass sie das eben nicht wissen.
Und zwar nicht nur 1. Mose 6-9, dass die Welt von Wasser überschwemmt worden ist und Gott weltweit eingegriffen hat. Nicht nur das ist ihnen verborgen, ihnen ist auch verborgen, dass 1. Mose 1 wahr ist. Er sagt ja: Es ist ihnen verborgen, dass von Alters her Himmel und Erde waren (1. Mose 1,1) und dass die Erde aus dem Wasser heraus entstanden ist. Das ist ein Hinweis auf den dritten Schöpfungstag.
Was ist geschehen? Der ganze Globus war bedeckt von Wasser, so wird es ab 1. Mose 1,2 beschrieben: Wasser überall. Gott lässt das Licht in die Finsternis leuchten – am ersten Tag. Am zweiten Tag macht er die Ausdehnung, das ist die Atmosphäre, zwischen dem Wasser unten, dem Urozean, der die Erde bedeckt, und den Wolken oben, Wasser oberhalb, das sind die Wolken. Also nicht eine Dunsthülle über der Atmosphäre, denn das würde die Erde zu einem Treibhaus machen, das unerträglich wäre – so ähnlich wie die Venus. Wir sind froh, dass wir auf der Erde wohnen.
Am dritten Tag lässt Gott das Festland aufsteigen, das Trockene. „Jabascha“ ist auch heute im modernen Hebräisch der Ausdruck für Kontinent. Er lässt durch Auffaltung den Urkontinent aus dem Wasser herauskommen – also eine Erde, die aus dem Wasser heraus entsteht, das Festland gemeint, und bestehend inmitten des Wassers.
Durch dieses Wasser wurde schließlich in der Sintflut die ganze Erde überschwemmt. 70 Prozent der Erde sind ja von Wasser bedeckt, darum nennen wir unseren Planeten den „blauen Planeten“. Wenn man Berge und Täler, auch Ozeantiefen, ausgleichen würde, dann hätten wir genügend Wasser auf dem Planeten, um die Erde fast drei Kilometer zu bedecken. Das Wasser für eine weltweite Sintflut ist also vorhanden.
Säkulare Wissenschaftler glauben, dass es vor einer Milliarde Jahren auf dem Mars eine Sintflut gegeben hat. Man sieht auch wirklich Strukturen, die auf Wasser in der Vergangenheit auf dem Mars hinweisen. Heute ist man glücklich, wenn man nur ein bisschen Wasser auf dem Mars findet.
Doch auf der Erde sagt man, es hat nie eine Sintflut gegeben – obwohl das Wasser da ist. Petrus sagt: Nach ihrem eigenen Willen ist ihnen das verborgen. Sie wissen also nur vom Mars, aber nicht von der Erde. Nicht, weil sie es nicht wissen könnten, sondern weil sie es nicht wissen wollen.
Und würden sie das glauben, dann könnten sie verstehen, dass es möglich ist, dass Gott plötzlich im normalen Ablauf des Lebens eingreift. Menschen kaufen und verkaufen, sie heiraten und werden verheiratet, wie der Herr Jesus das anderswo sagt, und sie treiben Handel. Und plötzlich greift Gott weltweit ein. Das erscheint unmöglich, immer alles schön gleich geblieben.
Das würde also bedeuten, in der Zeit von Petrus hätte man wissen können – also in der Endzeit – dass Spötter nicht an 1. Mose 1, an die Schöpfung, wie die Bibel sie beschreibt, glauben. Und sie glauben auch nicht an 1. Mose 6-9, an die Sintflut, wie die Bibel sie als weltweite Sintflut beschreibt.
Das wäre ein Endzeitzeichen: eine Zeit, in der man 1. Mose 1, die Schöpfung, und 1. Mose 6-9, die Sintflut, verwirft.
Bis zum Jahr 1800 glaubten die meisten Geologen in Europa, insbesondere im Westen, an die Sintflut. Die Fossilien und all die Erdschichten galten als deutliche Beweise dafür, da sie als Spuren der Sintflut angesehen wurden. Das war bis 1800 klar.
Um 1830 kam jedoch Charles Lyell, ein Rechtsanwalt, der eine innere Ablehnung gegenüber der Sintflut hatte. Er wollte nicht an einen Gott glauben, der das Böse richtet. Denn die Sintflut bedeutete, dass Gott eingreift und die Sünde des Menschen richtet. Deshalb sagte er sich, dass man die Erdschichten anders erklären müsse – nämlich uniformitaristisch.
Uniformitarismus bedeutet, dass es von Anfang an immer gleich war. Die Erdschichten sollten nicht durch eine weltweite Überschwemmung oder Katastrophe erklärt werden, sondern durch ganz normale Erosion. Diese entsteht durch Regen und Wind, die Material abtragen, das dann in Bächen und Flüssen transportiert und anderswo wieder abgelagert wird. So seien die Erdschichten und die darin enthaltenen Milliarden von Fossilien entstanden. Es war immer gleich, von Anfang der Schöpfung an.
Darwin nahm auf seiner Weltreise ein Buch von Charles Lyell mit und sagte, dass sie auf dieser Grundlage arbeiten müssten. So entstand die Evolutionslehre, die 1859 mit Darwins erstem Buch veröffentlicht wurde. 1871 folgte dann „Die Abstammung des Menschen“. Viele Intellektuelle lehnten die Theorie zunächst ab, doch immer mehr akzeptierten sie bereits 1871. Die allgemeine Bevölkerung glaubte jedoch weiterhin an die Schöpfung und die Sintflut.
Im zwanzigsten Jahrhundert wurde es dann üblich, in der Schule zu sagen, dass die Sintflut ein Märchen sei und auch die Schöpfungsgeschichte als Märchen betrachtet wird. Diese Themen gehören in den Religionsunterricht. Im naturwissenschaftlichen Unterricht hingegen werden Evolution und Geologie nach dem Prinzip des Uniformitarismus gelehrt. Das Wort selbst wird vielleicht nicht immer verwendet, aber genau das ist gemeint: Keine Katastrophen, keine Sintflut, sondern eine gleichmäßige, allmähliche Entwicklung.
In der Zeit, in der das jüdische Volk seit 1882 ins Land zurückkehrte und 1948 den Staat Israel gründete, wurde genau dieses Kennzeichen deutlich: Man sagte, Gott habe nie weltweit eingegriffen. Sintflut und Schöpfungsgeschichte seien Mythen. Dies gilt als ein klares Endzeitzeichen. Es musste so kommen, und wir leben in der richtigen Zeit.
Und jetzt ist auch wieder Zeit für eine Pause.
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