Ich möchte alle herzlich zu diesem Livestream über das Buch Ruth begrüßen. Heute beschäftigen wir uns mit dem Thema „Erlösung führt zur Ruhe“, das den Kernpunkt des Buches bildet. Wir kommen heute zu Kapitel drei, doch zuvor möchte ich noch kurz auf gestern zurückblicken.
Gestern ging es um Kapitel zwei. Dabei möchte ich besonders die Verse 17 bis 23 hervorheben, die Auskunft über das Verhältnis von Ruth und ihrer Schwiegermutter Naomi in Bethlehem geben. Auffällig ist, dass wir gesehen haben, wie Ruth von der Arbeit zurückkam und ihre Schwiegermutter ihr, wie in Vers 18 am Ende beschrieben, das übrig Gebliebene gab, nachdem sie sich gesättigt hatte.
Hier zeigt sich, dass Ruth eine große Hilfe für Naomi war. Gleichzeitig sehen wir in den folgenden Versen, wie Naomi auch eine Hilfe für Ruth war. Sie konnte Ruth Dinge erklären, insbesondere über das Leviratsrecht in der Tora. Ruth war als Moabitin mit diesen Vorschriften nicht vertraut. Sie war eine Fremde und kam aus einem ganz anderen kulturellen Hintergrund, der im Götzendienst verwurzelt war.
Naomi klärt Ruth darüber auf und sagt ihr, dass Boas ein Blutsverwandter ist. Er ist nahe mit ihnen verwandt, und nach den Vorschriften der Tora müsste er als nächster Verwandter Ruth heiraten. So informiert Naomi Ruth über die Anforderungen des Wortes Gottes, die Ruth selbst nicht kannte.
Auf diese Weise waren sie sich gegenseitig eine große Hilfe.
Gegenseitige Unterstützung zwischen Ruth und Naomi
Es ist eigentlich erstaunlich. Wir haben gesehen, in welch schlechtem, miserablen und elenden geistlichen Zustand diese Frau war – schon als sie mit ihrer Familie nach Moab ging und auch, wie sie zurückkam und Gott Vorwürfe machte.
Wenn man bedenkt, dass durch diese Frau mit einem so schlechten Zeugnis Ruth zum Glauben kam, ist das doch sehr ermutigend. Es zeigt, dass Gott sogar ein schlechtes Zeugnis benutzen kann, damit Menschen errettet werden.
Auf der anderen Seite sehen wir Ruth, die einfach alles aufsog, was von der Bibel zu haben war. Es war zwar nicht sehr viel, aber sie bekam doch einiges mit, nämlich schon damals in Moab. Das Wenige, das sie aufnehmen konnte, saugte sie wie ein Schwamm auf.
Das ist eindrücklich, denn solche Situationen sehen wir auch heute immer wieder. Es gibt Menschen, die gar nicht viel vom Wort Gottes bekommen, aber das Wenige, das sie erhalten, saugen sie förmlich auf. Wenn Gott eine solche Aufrichtigkeit sieht, gibt er auch noch mehr.
Das werden wir in der Fortsetzung mit Kapitel drei und vier sehen.
Ruths mutiger Schritt auf der Tenne
Ich lese Kapitel 3, Vers 1:
Und Nomi, ihre Schwiegermutter, sprach zu ihr: „Meine Tochter, sollte ich dir nicht Ruhe suchen, dass es dir wohlgehe?“
Hier nimmt sie wieder das Thema auf, das wir schon in Kapitel 1, Vers 9 hatten: „Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes.“
Sie hatte Orpa und Ruth damals aufgerufen: Kehrt nicht mit mir zurück nach Israel, denn ich muss davon ausgehen, ihr werdet nie mehr heiraten können. Und heiraten, das bringt Ruhe. Also geht zurück nach Moab, heiratet einen götzendienischen Mann, und dann werdet ihr diese natürliche Ruhe durch Eheschließung erleben.
Jetzt haben wir dieses Wort „Ruhe“ wieder. Aber es geht nicht um einen götzendienerischen Mann in Moab, sondern um die Frage: Könnte Boas, dieser gottesfürchtige, gottgegebene Mann, Ruth heiraten? Und könnte sie eben durch die Beziehung zu ihm Ruhe finden? Also etwas ganz anderes hier. Diese Ruhe ist ihr also ein Anliegen, dass Ruth nun im Volk Gottes, in Gemeinschaft mit Gott, zur Ruhe kommt – ganz im Sinn unseres Titels „Erlösung führt zur Ruhe“.
Vers 2:
„Und nun ist nicht Boas, bei dessen Mägden du gewesen bist, unser Verwandter?“
Auch hier betont sie wieder, dass Ruth sich zum eigenen Geschlecht gehalten hatte, bei der Arbeit auf den Feldern von Boas. Und sie sagt weiter: „Siehe, er wirft diese Nacht auf der Gerstentenne.“
Hier sehen wir auf dem Bild eine Tenne, wie sie im Altertum zu biblischen Zeiten benutzt wurde. Wir haben ja gesehen: Kapitel 1 hatte zum Thema, dass Ruth sich auf den Feldern von Moab entscheidet. Kapitel 2 beschreibt, wie Ruth auf den Feldern von Bethlehem dient. Und jetzt geht es in Kapitel 3 darum, dass Ruth Ruhe auf der Tenne findet.
„Siehe, er wirft diese Nacht auf der Gerstentenne, so bade dich und salbe dich und lege deine Kleider an und geh zur Tenne hinab. Lass dich nicht von dem Mann bemerken, bis er fertig ist mit Essen und Trinken. Und es geschehe, wenn er sich niederlegt, so merke dir den Ort, wo er sich hinlegt. Und geh und decke zu seinen Füßen auf und lege dich hin. Er aber wird dir mitteilen, was du tun sollst.“
Und sie sprach zu ihr: „Alles, was du sagst, will ich tun.“ Und sie ging zur Tenne hinab und tat nach allem, was ihre Schwiegermutter ihr geboten hatte.
Es ist unglaublich: Diese Ruth glaubt einfach jedes Wort, das Naomi sagt. Ja, weil sie festgestellt hatte, dass Naomi den wahren Gott kennt. So war sie die Bezugsperson, und das, was sie sagte, musste irgendwie richtig sein.
Es ist erstaunlich: Die Schwiegermutter sagt ihr, wie sie in dieser Sache vorgehen soll, und Ruth macht alles genau so. Allerdings, wenn man die weitere Geschichte liest, kommen einem Fragen auf.
Wie ist das möglich? Da geht sie nachts auf diese Tenne und legt sich zu den Füßen von Boas. Natürlich war das nicht ein Schlafzimmer, sondern eine Tenne. Aber trotzdem... Nun, sie glaubte, dass das wohl der richtige Weg ist. Wenn Naomi, die eben von der Bibel Kenntnis hat, ihr das sagt, dann muss es wohl so sein.
Man könnte eigentlich sagen, in ihrer Blauäugigkeit macht sie einfach alles so, wie die Schwiegermutter das sagt. Aber wir werden gleich sehen, dass das doch eine problematische Sache war.
Vorbereitung auf die eheliche Verbindung
Aber schauen wir uns Schritt für Schritt an, was die Schwiegermutter ihr genau sagt, wie sie jetzt vorgehen muss im Hinblick auf eine bevorstehende eheliche Verbindung mit Boas. Sie sagt: Bade dich, salbe dich und lege deine Kleider an. Das bedeutet, sie soll schöne Kleider anziehen, nachdem sie sich bereitgemacht hat durch Baden und Salben.
Wir haben ja gesehen, dass Ruth ein Bild der Gemeinde ist, die hauptsächlich aus den Heidenvölkern berufen wurde und sich mit dem Herrn Jesus verbunden hat.
Ich lese aus Epheser 5, in den Versen 22-33 wird dort das Geheimnis von Christus und der Gemeinde dargestellt. Er ist der Ehemann, sie die Ehefrau. Das Ganze ist eingebettet in praktische Ermahnungen an Männer in ihrem Verhältnis zu den Frauen und an Frauen in ihrem Verhältnis zu ihren Ehemännern.
Ab Vers 22 heißt es: „Ihr Frauen, seid euren eigenen Männern untergeordnet als dem Herrn, denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist. Er ist des Leibes Heiland oder Retter.“ Das heißt, er ist der Versorger, der für den Leib Christi sorgt.
Aber wie die Gemeinde dem Christus unterworfen ist, so auch die Frauen den Männern in allem.
„Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, damit er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen hat, sondern dass sie heilig und untadelig sei.“
So sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern nährt und pflegt es, wie auch Christus die Gemeinde.
Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen – ein Rückbezug übrigens auf 1. Mose 2,23, was klar macht, dass auch die Verbindung von Adam und Eva ein Bild war auf Christus und die Gemeinde.
Deswegen wird ein Mann den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Das ist ein Zitat aus dem nächsten Vers in 1. Mose 2,24.
Übrigens ist die Formulierung interessant: „Die zwei werden ein Fleisch sein“, nicht die drei oder die vier, sondern die zwei. Das ist Gottes Plan: die Ehe von einem Mann und einer Frau.
Das war übrigens auch die Verurteilung der Polygamie, der Vielweiberei. Von Anfang an war das immer gegen Gottes Gedanken, gegen Gottes Plan.
Dann wird gesagt: „Dieses Geheimnis ist groß.“ Ich sage das in Bezug auf Christus und die Gemeinde.
Da sehen wir diese Beziehung: Christus, der Mann, die Gemeinde, die Frau. Das gehört zu den Geheimnissen Gottes, die nach Epheser 3 von Ewigkeit her beschlossen waren, aber verborgen in Gott. So hat er es nie einem Engel mitgeteilt und auch nie einem Propheten im Alten Testament, sondern erst wirklich durch das Kommen des Heiligen Geistes offenbart, den Aposteln und Propheten im Geist.
In Epheser 3, Vers 4 heißt es: „Nun, von diesem Geheimnis“ – unter all den acht Geheimnissen in den Paulusbriefen – „dieses Geheimnis ist groß.“
Vers 33: „Doch auch ihr, ein jeder von euch, liebe seine Frau so wie sich selbst; die Frau aber, dass sie den Mann fürchte und achte.“
Die Gemeinde als verlobte Braut Christi
Nun sehen wir: Hier wird Christus und die Gemeinde als Ehe dargestellt, und zwar bereits in der jetzigen Zeit. Vielleicht hat jemand ein Problem damit. Ich habe immer gemeint, wir befinden uns in einem Verlobungszustand — er ist der Bräutigam und die Gemeinde die Braut. Das ist korrekt, und es ist auch so.
Wenn wir zum Beispiel den 2. Korintherbrief 11 betrachten, spricht der Apostel Paulus zur Gemeinde in Korinth und sagt in Vers 2: „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer.“ Man muss wissen, dass das Wort „Eifer“ hier den Sinn von „Eifersucht“ hat. Es geht also darum, dass ihr ganz exklusiv und kompromisslos Jesus Christus angehört.
Nochmals: „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer, denn ich habe euch einem Mann verlobt.“ Das „einem“ ist ein Zahlwort im Griechischen, also nicht „ich habe euch einen Mann verlobt“, sondern „ich habe euch einem Mann verlobt“. Verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.
Paulus fährt fort: „Ich fürchte aber, dass etwa wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, so euer Sinn oder euer Denken verdorben und abgewandt werde von der Einfalt gegenüber dem Christus.“ Einfalt bedeutet hier, rein ausgerichtet und kompromisslos nur auf ihn. Es kommt kein anderer in Frage.
Dann spricht er von drei Gefahren für die Gemeinde: ein anderer Jesus, ein anderer Geist und ein anderes Evangelium. Das sind drei Grundgefahren für die Gemeinde. Er sagt: „Denn wenn der, der kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt — das ist ein ganz aktuelles Thema im Zusammenhang mit der charismatischen Bewegung im zwanzigsten Jahrhundert, in drei Wellen — einen anderen Geist, den ihr nicht empfangen habt, also in der Vergangenheit nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt — so ertragt ihr es gut. Kein Problem für euch.“ Schockierend, nicht wahr?
Aber eben, es ging mir ja darum zu zeigen: Hier wird klar gesagt, dass heute ein Verlobungszustand besteht. Die Gemeinde ist die verlobte Braut Christi. Doch wie geht das?
In Epheser 5 wird die Beziehung als Ehe beschrieben. Nun, das sind einfach zwei Seiten derselben Medaille. Ich warte: Herr Jesus ist als Mensch in den Himmel gegangen. Er ist nicht auf der Erde, sondern im Himmel und hat sich gesetzt zur Rechten auf den Thron Gottes. Er wird erst in der Zukunft kommen, um die Gemeinde bei der Entrückung nach 1. Thessalonicher 4,13-18 in die himmlische Herrlichkeit zu führen. Insofern ist der Zustand heute ein Verlobungszustand.
In der Verlobung lebt man nicht zusammen. Das ist absolut ein No-Go. Man geht auch nicht einfach so miteinander in den Urlaub, das geht gar nicht. Die Gemeinde ist auf der Erde, Christus ist im Himmel, aber die Verbindung ist fest und unantastbar: verlobt.
Die andere Seite der Medaille ist, dass der Herr Jesus nicht nur Mensch ist und sich dadurch an Raum und Zeit gebunden hat, sondern er ist Gott in einer Person — Gott und Mensch. Darum ist er allgegenwärtig, das heißt überall gleichzeitig.
In Matthäus 28 sagt er: „Siehe, ich bin bei euch bis zur Vollendung des Zeitalters.“ Er ist uns so nah, dass wir sagen können: „In ihm leben und weben und sind wir“ (Apostelgeschichte 17). In diesem Sinn wird klar, dass da eine Ehebeziehung besteht. Wir sind mit ihm eng verbunden, und darum wird diese Seite durch Epheser 5,22-33 gezeigt.
Einerseits werden wir als verlobt gesehen, und bei der Entrückung wird der Herr die Braut holen. Der Geist und die Braut rufen: „Komm!“ (Offenbarung 22). Dann wird der Moment kommen — vielleicht heute — und wir werden in die Herrlichkeit eingehen. Erst dann wird die Hochzeit des Lammes gefeiert, im Himmel (Offenbarung 19). Die Gemeinde wird das weiße Hochzeitskleid tragen, wie es dort beschrieben ist.
Aber eben, das ist eine Seite. Die andere Seite ist, dass wir hier als verheiratet gesehen werden. Nur als Hinweis für das Bibelstudium: In diesem Abschnitt werden sieben Tätigkeiten des Herrn Jesus beschrieben, die er an der Gemeinde vollzieht.
Ich gebe sie Ihnen nur kurz an: In Vers 25 liebt er die Gemeinde, er hat sich selbst für sie hingegeben. In Vers 26 heiligt er sie, das heißt, er scheidet sie ab von allem, was sie streitig machen könnte. Er stellt sie ganz für sich auf die Seite. Heiligen bedeutet hier absondern.
Dann heißt es, er reinigt sie durch die Waschung mit Wasser durch das Wort. Reinigen ist eine Anspielung auf die Ritualbäder im Judentum. Es gab verschiedene Gründe, durch die man symbolisch unrein werden konnte, also rituell unrein. Man lese dazu 3. Mose 15. Man musste sich immer wieder reinigen mit einem Ritualbad, in dem man sich vollständig eintauchte.
Hier wird erklärt, was die Bedeutung des Ritualbades ist: Es ist ein Bild des Wortes Gottes, das uns, wenn wir es lesen, korrigiert und uns auf Dinge aufmerksam macht, die in unserem Leben nicht richtig sind. Jesus führt uns durch seinen Geist zur Buße (1. Johannes 1,9). Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt. Das ist im Griechischen ein Durativ, also immer wieder neu vergibt. Ebenso reinigt er uns immer wieder von jeder Ungerechtigkeit.
Das Wort „reinigen“ ist auch das typische Wort, das für Ritualbäder gebraucht wird. Das geschieht durch das Wort Gottes. So ist das Baden ein Bild des Wortes Gottes, das uns reinigt.
Das Ziel ist dann, in Vers 27, dass er die Gemeinde sich selbst für herrlich darstellt. Der große zukünftige Moment kommt, an dem die Gemeinde perfekt vor dem Herrn Jesus stehen wird, ohne Flecken — also ohne ungewollte Hautveränderungen, ohne Runzeln oder Ähnliches. Darum heißt es hier: „… dass sie heilig und untadelig sei.“
Weiter heißt es in Vers 29: „Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern ihr nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Gemeinde.“ Hier wird deutlich: Christus nährt die Gemeinde durch sein Wort. Das ist übrigens auch die biblische Grundlage, um zu zeigen, dass der Mann der Ernährer ist und nicht die Frau.
Grundsätzlich gibt es Situationen, in denen der Mann krank ist, die Frau arbeiten muss oder Not herrscht, weil das Gehalt des Mannes nicht ausreicht. Das sind Abweichungen von der Grundregel. Aber man muss wissen, was die Grundregel ist: Gottes Plan ist, dass der Mann ernährt.
Dann heißt es weiter: „Er nähret und pflegt sie.“ Das Wort „pflegen“ wird auch in 5. Mose gebraucht, wenn ein Vogel die Eier oder die Jungen wärmt. Das ist hier eine Tätigkeit des Herrn Jesus: Er gibt der Gemeinde dieses Nest, diese Wärme. Und das soll ein Mann auch können.
Es gibt schwierige Situationen, aber so ist es. Wir denken oft, dass Wärme in der Familie einfach in der Natur der Frau liegt. Ja, die Frau bringt Wärme in die Familie, aber der Mann soll auch Wärme in die Ehe hineinbringen.
Das sind diese sieben Verben. Warum habe ich diesen Exkurs gemacht? Weil wir gelesen haben: So bade dich! Sie macht sich bereit für den, der nach Gottes Plan ihr Ehemann werden soll.
Dazu können wir Epheser 5,26 hinzufügen: „Reinigend mit der Waschung durch das Wasser im Wort.“ Dann heißt es: „Und salbe dich!“ In 1. Korinther 1,21 lesen wir, dass wir gesalbt sind durch den Heiligen Geist. Also können wir hinzufügen: 1. Korinther 1,21.
Dann sagt sie: „Und lege deine Kleider an!“ Das waren natürlich schöne Kleider. Die Alten legten sie vor dem Baden ab und zogen sich danach neu an.
In Jesaja 61,10 lesen wir die bekannte Stelle zu diesem Thema: „Hoch erfreue ich mich im Herrn, meine Seele soll sich freuen in meinem Gott, denn er hat mich bekleidet mit Kleidung des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit mir umgetan, wie ein Bräutigam den Kopfschmuck nach Priesterart anlegt und wie eine Braut sich schmückt mit ihrem Geschmeide.“
Dazu sollten wir noch die Verknüpfung zum Gleichnis vom verlorenen Sohn machen, Lukas 15. Ganz wichtig: Als der Sohn, der Buße getan hat, vom Vater in die Arme genommen wird, bekommt er verschiedene Dinge: Sandalen an die Füße, einen Ring an die Hand und ein neues Kleid. Das ist das Kleid der Gerechtigkeit.
Wir können auch denken an Galater 3,27, wo es heißt: „So viele ihr auf Christus Jesus getauft worden seid, habt Christus angezogen.“ Oder an Epheser 4,22-24, wo gesagt wird, dass wir den alten Menschen ausgezogen haben — was den früheren Lebenswandel betrifft. Der alte Mensch ist übrigens nicht die sündige Natur in uns, sondern bezeichnet das Leben vor der Bekehrung, als würde man ein Kleid ablegen.
Dann heißt es in diesen Versen: „Und ihr habt den neuen Menschen angezogen, der erneuert wird.“ So haben wir diese drei Punkte: Baden, Salben, Kleider anziehen.
Wir haben gesehen, dass Ruth einfach alles tut, wie ihre Schwiegermutter es ihr sagt, und sie denkt, so ist es auch richtig. Nochmals Vers 5: „Alles, was du sagst, will ich tun.“ Und Vers 6: „Und sie ging zur Tenne hinab und tat nach allem, was ihre Schwiegermutter ihr geboten hatte.“
Begegnung mit Boas auf der Tenne
Und Boas aß und trank. Sein Herz wurde fröhlich, und er legte sich am Ende des Getreidehaufens nieder.
Da kam sie leise, deckte sich zu seinen Füßen zu und legte sich hin. Um Mitternacht aber richtete sich der Mann auf, beugte sich vor, und siehe, eine Frau lag zu seinen Füßen. Er fragte: „Wer bist du?“
Boas war vollkommen schockiert, denn das war ungewöhnlich und eigentlich nicht erlaubt. Noemi, wie wir wissen, war noch auf dem Weg der Wiederherstellung.
Sie antwortete: „Ich bin Ruth, deine Magd. Breite deine Flügel aus über deine Magd, denn du bist ein Blutsverwandter.“
Im Hebräischen steht für Blutsverwandter das Wort „Goel“. Dieses Wort wird an anderer Stelle auch mit „Löser“ übersetzt. Es bedeutet also sowohl Blutsverwandter als auch Erlöser. Man kann es auch so übersetzen: „Breite deine Flügel“ oder „breite deine Decke aus“.
Das wollte sie natürlich bildlich ausdrücken. Boas schlief nicht im Bett, sondern auf dem Boden mit einer Decke. Sie kam unter diese Decke und bat ihn, ihr Schutz und Sicherheit zu geben – die Sicherheit, die das Gesetz von einem Erlöser, einem Goel, fordert.
Boas sprach weiter, Vers 10: „Gesegnet seist du vom Herrn, meine Tochter! Du hast deine letzte Güte noch besser erwiesen als die erste.“
Die erste Güte war, dass sie mit Noemi bereit war, auf eine erneute Ehe zu verzichten und an den richtigen Ort zu gehen, zu dem Gott Israels und seinem Volk.
Doch Boas sagt, dass sie die letzte Güte noch übertroffen hat, indem sie nicht den jungen Männern nachgegangen ist – weder den Armen noch den Reichen.
Sie kam nicht nach Israel mit dem Gedanken, sich einfach einen Mann zu angeln. Ein reicher Mann wäre natürlich besser gewesen, doch manche denken sich: „Wenn ich keinen Reichen kriege, nehme ich eben einen Armen.“ Boas stellt klar, dass das bei ihr nicht der Fall war.
Sie kam, um zu arbeiten und hielt sich an die Weisung, den Schnittern nachzugehen. Das hatten wir schon gesehen, wie Boas ihr in Vers 9 Anweisungen gegeben hatte: In Vers 8 sagte er, sie solle sich bei seinen Mägden aufhalten, nicht bei den jungen Männern.
In Vers 9 sagte er: „Deine Augen seien auf das Feld gerichtet, das man schneidet, und geh hinter ihnen her.“ Er sagt nicht „Geh hinter ihnen her und deine Augen seien auf die Schnitter gerichtet“. Das hat alles eine Bedeutung: Beschäftige dich mit deiner Arbeit und mach sie richtig.
So hat sie es gemacht. Sie hat gewartet und schließlich erkannt, dass Gott durch die Tora, durch das Gesetz, einen bestimmten Weg vorgibt – die ganze Sache mit dem Blutsverwandten und der Leviratspflicht.
Darum sagt Boas: „Du hast die erste Güte noch übertroffen durch die letzte, indem du nicht den Jünglingen nachgegangen bist, sei es Armen oder Reichen.“
Vers 11: „Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles, was du sagst, werde ich dir tun, denn das ganze Tor – damit sind die Ältesten gemeint, die die Gerichtsversammlungen jeweils am Stadttor abhielten – also die ganze Führerschaft von Bethlehem – ist informiert. Das ganze Tor meines Volkes weiß, dass du eine tüchtige Frau bist.“
Ich habe ja schon in der Einleitung erklärt, dass dieser Ausdruck „tüchtige Frau“ ein spezieller Begriff ist, der in Sprüche 31,10 vorkommt. Dort heißt es: „Wer wird eine tüchtige Frau finden? Ihr Wert ist viel höher als der von Korallen.“
Im weiteren Verlauf von Sprüche 31 wird sie in insgesamt 22 Versen beschrieben. Mit diesem Ausdruck bezeichnet Boas nun Ruth.
Es gibt schöne Darstellungen von Sprüche 31 in Israel, die auf Hebräisch geschrieben sind. Dort gibt es eine besondere künstlerische Art, ganze Bilder nur aus den Buchstaben der Bibel zu gestalten. Zum Beispiel das ganze Buch Ruth oder auch das Buch der Klagelieder.
Man sieht dann etwa die Westmauer in Jerusalem, die Klagemauer, alles aus den Buchstaben des Buches Klagelieder gestaltet.
Das kann man auch mit Sprüche 31 machen. Der Anfang wird besonders hervorgehoben, und das ist „Eschet Chayil“, die tüchtige Frau.
Das bedeutet nicht einfach nur eine Frau, die gut putzen kann. „Tüchtig“ heißt wirklich, dass sie die Tugenden Gottes in ihrem Leben zeigt.
Wir finden eine ähnliche Stelle in 1. Petrus 2,9, wo es heißt, dass wir ein königliches Priestertum sind, um die Tugenden dessen zu verkündigen, der uns berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.
Von den Tugenden Gottes wird auch in 2. Petrus 1 gesprochen. Dort wird gesagt, dass Gläubige diese Tugenden anstreben sollen.
Aber was bedeutet schon Tugend? In der Elberfelder Bibel gibt es dazu eine Fußnote, die besagt, dass Tugend geistliche Energie und Entschiedenheit meint.
Tugend ist eine geistliche Kraft, um das zu tun, was Gott gefällt – und das mit Freudigkeit.
Das ist gemeint mit einer tüchtigen Frau.
Der Konflikt um die Erlösungspflicht
Und Vers 12: „Und nun, ich bin wirklich ein Blutsverwandter, ein Goel, doch gibt es einen näheren Blutsverwandten als mich.“
Es ist also nicht eindeutig, dass Boas diese Pflicht hat. Es gibt noch einen anderen, der vom Verwandtschaftsgrad her näher ist und zuerst diese Pflicht übernehmen müsste.
Vers 13: „Bleib diese Nacht hier, und es soll am Morgen geschehen: Wenn er dich lösen will, gut, so mag er lösen. Wenn er aber keine Lust hat, dich zu lösen, so werde ich dich lösen. So wahr der Herr lebt, bleibe bis zum Morgen liegen.“
Das war ein echter Konflikt. Für ihn war klar: Diese Frau darf nachts nicht mit ihm allein auf der Tenne sein. Das ist eine Gefahr. Manche junge Leute denken, sie seien so stark, dass das kein Problem sei. Doch das ist eine große Gefahr und eine totale Selbstüberschätzung.
Nun sollte er sie eigentlich zurückschicken. Doch das wäre riskant gewesen. In der Gegend gab es tatsächlich Leute, die problematisch waren. Das haben wir schon in Kapitel 2, Vers 9 gesehen: „Habe ich nicht den Knaben geboten, dich nicht anzutasten?“ Dort wird deutlich, dass es Menschen gab, die zu Übergriffen bereit waren.
Auch in Vers 15, am Ende, heißt es: „Auch zwischen den Gaben mag sie auflesen, und ihr sollt sie nicht beschämen.“ Die Fußnote in der Elberfelder Bibel übersetzt das so: „Ihr sollt ihr nichts zuleide tun.“
In Vers 16, ebenfalls am Ende, steht: „Damit sie sie auflese und ihr sollt sie nicht schelten.“ Und in Vers 22 sagt Naomi zu Ruth: „Es ist gut, meine Tochter, dass du mit seinen Mägden ausgehst, damit man dich nicht auf einem anderen Feld anfalle.“
Für ihn war also klar: Wenn ich sie zurückschicke, ist das mit echten Gefahren verbunden. Also muss sie bleiben. Aber es war ihm wirklich ein Problem.
In Vers 14 lesen wir: „Und sie lag zu seinen Füßen bis zum Morgen. Und sie stand auf, ehe einer den anderen erkennen konnte, denn er sprach, es wäre nicht bekannt, dass seine Frau auf die Tenne gekommen ist.“
Das hätte nämlich dummes Gerede geben können und seinen Ruf zerstören. Deshalb ist es wichtig, keinen Anlass für Verdacht zu geben.
Manche junge Leute sagen: „Es ist mir egal, was die denken.“ Doch das geht natürlich nicht. Das betrifft sie nichts, aber man darf keinen berechtigten Verdacht entstehen lassen.
Zum Beispiel lesen wir in 2. Korinther 8, Vers 21, wo es um das Thema Geld geht, aber der Grundsatz ist wichtig: „Denn wir sind vorsorglich für das, was ehrbar ist, nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen.“
Das ist keine Menschendienerei, sondern es geht darum, keinen Anlass zu einem berechtigten Verdacht zu geben – auch wenn nichts passiert ist. Wenn die Leute sich etwas denken, ist das nicht ganz unbegründet. Man darf nicht naiv sein. Wir wissen genau, wie schwach Menschen auf diesem Gebiet sind. Deshalb muss man sich schützen.
Darum war es für ihn wirklich ein Problem, dass nicht bekannt wird, dass eine Frau auf die Tenne gekommen ist. Das könnte sein gutes Zeugnis zerstören. Der Feind hat ein Interesse daran, den Gläubigen Schaden zuzufügen und ihr Zeugnis zu beschädigen. Deshalb müssen wir auf der Hut sein.
Interessant ist: Die ganze Welt weiß es heute. Es steht geschrieben, was geschehen ist. Boas hat später darüber gesprochen, und der Prophet Samuel hat alles aufgeschrieben und die Wahrheit bekannt gemacht. Dabei wurde auch deutlich, dass alles dennoch mit guten Absichten verlaufen ist.
Boas zeigt Großzügigkeit und Zielstrebigkeit
Vers 15: Und er sprach: Gib den Überwurf her, den du anhast, und halte ihn! Sie hielt ihn, und er maß sechs Maß Gerste ab. Er legte sie ihr auf und ging in die Stadt.
Dutzende von Kilos werden ihr jetzt noch mitgegeben. Das ist nicht nur einfache Großzügigkeit, wie wir das schon früher gesehen haben – Boas ist großzügig – sondern jetzt geht es wirklich um die Frage der Heirat.
Sie kam zu ihrer Schwiegermutter und sprach: „Wie steht es mit dir, meine Tochter?“ Sie berichtete ihr alles, was der Mann ihr getan hatte. Sie sagte: „Diese sechs Maß Gerste gab er mir, denn er sagte zu mir: Du sollst nicht leer zu deiner Schwiegermutter kommen.“
Oh, merken wir die Pointe? Wird Noomi mit Dutzenden von Kilo Gerste überschüttet, einfach so, geschenkt? Und was hatte sie in 1. Mose 1,21 gesagt? Nachdem sie in Vers 20 noch gesagt hatte: „Der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht. Voll bin ich gegangen, und leer hat mich der Herr zurückkehren lassen.“
Und hier sagt er ihr: „Du sollst nicht leer zu deiner Schwiegermutter kommen.“ Es geht wirklich um die Schwiegermutter.
Sie sprach: „Bleibe, meine Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausgeht, denn der Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache heute zu Ende geführt hat.“ Auch hier ein Zeugnis über den Charakter von Boas.
Das ist ein Mann, der zielstrebig ist. Das ist auch eine Tugend, die der Herr wirken kann, indem er unseren Charakter verändert: Zielstrebigkeit. Dass wir wissen, nicht irgendwelche Ziele, sondern die Ziele des Herrn, und diese mit Energie, Freude und Entschiedenheit anstreben.
Das konnte sie von ihm sagen: Der Mann ist zielstrebig und zuverlässig. Er wird nicht ruhen, bis er die Sache heute zu Ende geführt hat. Nicht in zwei Jahren, sondern heute.
Interessant ist, uns fällt auf, dass immer wieder „der Mann, der Mann, der Mann“ erwähnt wird. Das erinnert uns an Jesaja 53. Das möchte ich noch lesen, und dann gehen wir in die Pause.
Der leidende Mann als Hinweis auf Christus
Jesaja 53 beschreibt einen Mann. In Vers 2 heißt es: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht, und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir ihn begehrt hätten.“ Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann, der Schmerzen hatte und mit Leiden vertraut war. Dieser Mann stammt aus Nazareth.
Auch in den Klageliedern, insbesondere im dritten Kapitel, wird dieser Mann thematisiert. Die Klagelieder sind in fünf Teile gegliedert, entsprechend den fünf Kapiteln. Sie handeln von den Leiden Jerusalems wegen der Sünde des Volkes. Im mittleren Kapitel jedoch sehen wir die Leiden eines Mannes.
Im dritten Kapitel der Klagelieder wird in Vers 1 gesagt: „Ich bin der Mann, der Elend gesehen hat durch die Rute seines Grimmes. Mich hat er geleitet und geführt in Finsternis und Dunkel, nur gegen mich kehrt er immer wieder seine Hand den ganzen Tag.“ Mit bildlichen und drastischen Ausdrücken werden hier die Leiden des Herrn am Kreuz vor den Toren Jerusalems beschrieben.
Dieser Mann, von dem die Rede ist, ist derjenige, der nicht ruht, bis er alles vollendet hat. Boas wird als Hinweis auf den Herrn Jesus verstanden – der Mann, der nicht ruht, bis alles zu Ende geführt ist. So hat auch Jesus, der Mann von Nazareth, nicht geruht, bis er am Kreuz in Johannes 19,30 ausrufen konnte: „Es ist vollbracht.“
Wir machen jetzt eine Viertelstunde Pause.