Einführung in das Thema und Aufbau des Vortrags
Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu diesem Vortrag begrüßen. Es ist der erste in der heutigen Serie mit dem Titel „Das Buch Daniel – Todesstoß für den Atheismus“.
Das Referat ist wie folgt aufgebaut: Im ersten Teil werde ich einige Bemerkungen zum Thema Aufklärung und Atheismus machen. Danach geht es darum, warum Prophetie im Gegensatz zum Atheismus steht. Im dritten Teil werde ich schließlich konkrete Beispiele für Prophetie vorführen.
Anschließend werde ich die wichtigsten Angriffe behandeln, die man in der Vergangenheit gegen das Buch Daniel gerichtet hat. Und gewissermaßen als Anhang werde ich im fünften Teil noch weitere Argumente für die Echtheit des Buches Daniel nennen, die zuvor nicht zur Sprache gekommen sind.
Aufklärung und Atheismus im historischen Kontext
Zunächst zum Zusammenhang zwischen Aufklärung und Atheismus. Die Epoche von ungefähr 1680 bis 1800 wird als Aufklärungszeit in Europa bezeichnet. Diese Zeit stellte einen der tiefgreifendsten Einschnitte in die Geistesgeschichte der vergangenen 2000 Jahre europäischer Geschichte dar.
Die Grundsätze der Aufklärungsphilosophen lassen sich im Zusammenhang mit der Bibel und dem Christentum hauptsächlich wie folgt zusammenfassen: Die Aufklärungsphilosophen lehnten die Bibel als Gottes Wort grundsätzlich ab. Sie behaupteten, es gebe keine Offenbarung von Gott, und schon gar keine Offenbarung in schriftlicher Form. Daraus folgte auch die Überzeugung, dass es keine echte Prophetie gebe – das sei nicht existent.
Dieser Ansicht liegt ein zweiter Punkt zugrunde: Diese Philosophen, die man auch als Rationalisten bezeichnet, betonten, dass die Vernunft des Menschen, also die Ratio, die höchste Instanz sei. Alles müsse an der menschlichen Vernunft gemessen werden. Zudem bestand der Grundsatz, dass Gott nicht in den Lauf der Welt eingreife. Die Aufklärungsphilosophen sagten im Allgemeinen nicht, dass es keinen Gott gebe. Vielmehr meinten sie, die Welt müsse ja irgendwoher kommen. Am Anfang habe Gott die Welt geschaffen, sich danach jedoch zurückgezogen und habe keine Beziehung mehr zur Geschichte des Menschen. Grundsätzlich dachten sie also, Gott greife nicht in die Geschichte oder den Lauf der Zeit ein.
Daraus folgte die Ablehnung jeglicher Wunder. Damit lehnten sie auch echte Prophetie ab, denn diese wäre etwas Übernatürliches, ein Wunder. Ein weiterer wichtiger Punkt war ihr starkes Bekenntnis zur Toleranz. Allerdings unterschied sich ihr Toleranzbegriff deutlich vom christlichen bzw. biblischen Verständnis.
Die Aufklärungsphilosophen sagten, man könne ja gar nicht wissen, was wirklich wahr sei. Deshalb müsse man tolerant gegenüber anderen Ansichten sein, weil man nicht mit letzter Sicherheit wissen könne, ob die eigene oder die andere Ansicht richtig oder falsch ist.
Der christliche Toleranzbegriff hingegen besagt: Ich muss den anderen stehen lassen, auch wenn er anders denkt, weil Gott auch ihn liebt, genauso wie mich. Gleichzeitig kann ich jedoch wissen, was die Wahrheit ist, denn Gott hat uns die Bibel als seine Offenbarung gegeben. An dieser Offenbarung kann ich prüfen, ob die Ansicht des anderen richtig ist oder nicht. Doch auch wenn er die Sache anders sieht, liebe ich ihn trotzdem. Das ist der christliche Toleranzbegriff.
Die Aufklärungsphilosophen hingegen behaupteten, man könne nicht wissen, was wahr ist.
Nach der Aufklärung folgte im 19. Jahrhundert das Zeitalter des Atheismus. Dies war eine logische Konsequenz und hing eng mit der Evolutionslehre zusammen, wie sie Charles Darwin in seinen Büchern darlegte. Darwin lebte von 1809 bis 1882. Mit seinen Werken wollte er nahelegen, dass wir Gott weder für die Entstehung noch für die Entwicklung des Lebens benötigen. Auch diese Prozesse könnten innerweltlich, also rein natürlich, erklärt werden.
Das führte zum nächsten Schritt: Während die Aufklärungsphilosophen im Allgemeinen noch an einen Schöpfergott glaubten, wurde dieser Glaube im 19. Jahrhundert zunehmend eliminiert. So wurden die Akademiker im Allgemeinen vom Denken der Aufklärungszeit geprägt, ergänzt durch die Überzeugung: Für den Anfang brauchen wir keinen Gott, Gott gibt es nicht, und alles kann rein natürlich erklärt werden.
Prophetie als Gegenbeweis zum Atheismus
Nun führt uns das zweitens zum Thema Prophetie contra Atheismus. Wir können die Aufklärung und den Atheismus anhand der biblischen Prophetie überprüfen.
Denn wenn die Grundsätze der Aufklärung und des Atheismus wirklich der Wahrheit entsprechen würden, dürfte es keine echte Prophetie geben. Die Aufklärungsphilosophen waren ja bereits überzeugt, dass es keine echte Prophetie gibt.
Aber eine Überzeugung ist natürlich noch kein Beweis. Deshalb wollen wir das nun testen: Wenn es doch echte Prophetie gibt, dann haben Aufklärung und Atheismus ein echtes Problem.
Heute wollen wir uns auf ein biblisches Buch konzentrieren. Von der Vielzahl der Bücher von 1. Mose bis Offenbarung beschränken wir uns auf das Buch Daniel mit lediglich zwölf Kapiteln.
Das Buch Daniel enthält über 200 erfüllte Prophezeiungen über Weltgeschichte. Es geht um Babylonien, Medopersien, Griechenland, Syrien, Ägypten, Israel, die Stadt Jerusalem und den Messias, den verheißenden Erlöser.
Vor Jahren habe ich darüber ein Buch geschrieben mit dem Titel "Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel". Darin behandle ich nur die erfüllte Prophetie, nicht das, was das Buch Daniel noch weiter in die Zukunft hinweist.
Ich habe versucht, systematisch all die prophetischen Aussagen auszuzählen und bin dabei auf über 200 Einzelaussagen gekommen, die alle nachweislich mit der Geschichtsliteratur übereinstimmen und in Erfüllung gegangen sind.
Natürlich gibt es auch Gegner, die versucht haben, das Buch Daniel zu diskreditieren. Sie sagen, das Buch Daniel sei gar nicht echt, sondern erst nach der sogenannten Erfüllung der Prophetie geschrieben worden – so, als wäre es ein prophetisches Buch.
In meinem Buch habe ich auch alle wichtigen Argumente behandelt, die je gegen das Buch Daniel vorgebracht wurden, zusammen mit deren Widerlegung.
Wir wollen uns beides anschauen: die erfüllte Prophetie und die Widerlegung der Angriffe auf das Buch Daniel.
Die Bedeutung der erfüllten Prophetie für das Gottesbild
Nun möchte ich noch erklären, warum die erfüllte Prophetie der Bibel ein so wichtiges Argument gegen den Atheismus ist. Die erfüllte Prophetie steht in engem Zusammenhang mit dem Wesen Gottes, wie es in der Bibel beschrieben wird, sowie mit der ewigen Existenz Gottes.
Hier haben wir eine Zeitachse, die sich von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft erstreckt. Es ist uns Menschen klar, dass wir einigermaßen zuverlässige Aussagen über die Gegenwart und die Vergangenheit treffen können. Doch im Hinblick auf die ferne Zukunft versagt der Mensch vollständig, wenn er verlässliche Vorhersagen machen soll. Warum ist das so? Weil wir als Geschöpfe an Raum und Zeit gebunden sind. Wir können nicht in die Zukunft vorstoßen, schneller als die Zeit über die Zeitachse verläuft. Darum sind wir hier wirklich völlig unfähig.
Ich sage nicht, dass man keine Prognosen über gewisse Entwicklungen machen könnte, zum Beispiel in den nächsten Wochen bezüglich der Aktienkurse. Aber auch das ist problematisch. Über längere Zeiträume hinaus wissen wir Menschen nicht, was die Zukunft bringt.
Ein Beispiel soll das verdeutlichen: Die Weltausstellung 1893 in Chicago. Damals erklärten Spezialisten, Wissenschaftler, insbesondere Sozialexperten, wie es ihrer wissenschaftlichen Meinung nach in 100 Jahren aussehen würde. Sie sagten erstens, Menschen würden dann 150 Jahre alt werden. Das hat sich nicht bewahrheitet, denn wir können heute, 100 Jahre später, zurückblicken und sehen, dass dem nicht so ist.
Zweitens sagten sie, Regierungen würden es immer einfacher haben, weil sich wahre Größe immer Richtung Einfachheit entfaltet. Auch das hat sich ganz und gar nicht bewahrheitet, denn Regierungen wirken heute oft ratlos, besonders in der Weltpolitik.
Drittens waren sie der Meinung, Gefängnisse würden kaum noch gebraucht werden. Doch heute wissen wir kaum noch, woher wir die Gefängnisse nehmen sollen, um sie weiter zu füllen.
Viertens sagten sie, Ehescheidungen würden nicht mehr nötig sein. Sie dachten nicht, dass die Menschen in 100 Jahren nicht mehr heiraten würden. Nein, ganz im Gegenteil: Sie waren überzeugt, dass sich der Mensch so wunderbar weiterentwickeln werde, dass er Probleme lösen kann und daher keine Ehescheidungen mehr nötig seien. Doch heute stehen wir vor großen Fragen: Wie kann man kaputte Ehen in so großer Zahl wieder reparieren?
Das zeigt deutlich, dass es ein Problem ist. Selbst Wissenschaftler können die Zukunft nicht wirklich wissen. Die Bibel sagt jedoch, dass Gott, der Gott der Bibel, nicht Raum und Zeit unterworfen ist.
In 2. Petrus 3 heißt es: Ein Tag ist bei ihm wie 1000 Jahre, und umgekehrt 1000 Jahre wie ein Tag. Das bedeutet, Gott steht außerhalb der Zeit. Damals, vor 2000 Jahren, hätte man sagen können, Zeit sei etwas Objektives, das einfach abläuft, und man könne nicht sagen, Gott sei davon ausgenommen. Doch 2. Petrus sagt genau das: Gott ist ausgenommen.
Seit Albert Einstein mit seiner Relativitätstheorie erklärt hat, wie Raum und Zeit zusammenhängen, ist uns klar, dass Zeit und Raum untrennbar verbunden sind. Die Bibel sagt, Gott ist allgegenwärtig. In Jeremia 23,24 steht: "Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde?", spricht der Ewige. Im Hebräischen heißt Gott "Jahwe", der ewig Seiende, der Unwandelbare. So wird Gott im Alten Testament gegen siebentausendmal genannt.
Er ist überall gegenwärtig, in der ganzen Schöpfung, und gleichzeitig transzendent, also jenseits der Schöpfung. So ist er Raum und Zeit nicht unterworfen. Das ist logisch.
In Offenbarung 1 wird Gott als "der da war, der da ist und der da kommt" genannt. Das ist eine Umschreibung des hebräischen Gottesnamens Jahwe, der Seiende, der Ewige.
Im Buch Jesaja findet man 77 Mal den Refrain in Variationen: "Ihr werdet erkennen, dass ich der Ewige bin." Diese Aussage steht in Verbindung mit prophetischen Aussagen, die in Erfüllung gehen werden. Dann werden die Menschen erkennen, dass der, der diese Prophezeiungen gegeben hat, wirklich der Ewige ist – der Allgegenwärtige, der Raum und Zeit nicht unterworfen ist.
In Jesaja 41,23 sagt der Gott der Bibel zu den Göttern anderer Religionen: "Verkündet das, was später kommt, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid." Damit werden die Religionen im Umfeld herausgefordert. Zum Beispiel Baal, der Gott der Kanaaniter, soll die Zukunft sagen. Wenn er das könnte, wäre er ein wirklicher Gott. Doch die Kanaaniter konnten das nicht, ebenso wenig die Ammoniter und Edomiter mit ihren Göttern. Deshalb bringt diese Herausforderung an die anderen Religionen einen prophetischen Beweis für die Religion der Bibel: Wenn ihr das nicht könnt, haben wir es nicht mit wirklichen Göttern zu tun.
Tatsächlich ist die Bibel das einzige Buch der Welt, das absolut zuverlässige und detaillierte Aussagen über die Zukunft macht. Fragen Sie einen Buddhisten, er soll Ihnen eine Liste mit 100 erfüllten Prophezeiungen aus dem Buddhismus vorlegen. Sie werden diese Liste nie sehen. Fragen Sie einen Hindu oder einen Muslim, sie sollen eine Liste mit 100 erfüllten Prophezeiungen aus dem Koran bringen. Auch das werden Sie nie bekommen.
Aber allein in Bezug auf das Buch Daniel können Sie eine Liste mit über 200 erfüllten Aussagen vorlegen. Nun könnten wir auch die anderen biblischen Bücher betrachten, doch wir beschränken uns heute auf das Buch Daniel. Das macht deutlich, dass die erfüllte Prophetie der Bibel Gottes Siegel auf der Bibel ist.
Konkrete Beispiele prophetischer Aussagen im Buch Daniel
Nun wollen wir einige Beispiele für konkrete Prophetien betrachten, und zwar aus Daniel 11, also Kapitel 11. Ich könnte auch über Daniel 2 sprechen. Dort finden Sie den Traum von Nebukadnezar, das Standbild im Traum. Dieses vierteilige Standbild beschreibt die Abfolge der vier großen Weltreiche.
Daniel lebte um 600 vor Christus zur Zeit des babylonischen Weltreiches, das im Traum durch den goldenen Kopf der Statue dargestellt wird. Danach wird erklärt, dass nach diesem Reich ein anderes Reich kommt, dargestellt durch Brust und Arme aus Silber. Dieses Reich erfüllte sich im medopersischen Weltreich. Danach folgen Bauch und Lenden aus Kupfer, das nächste Weltreich, nämlich das griechische Reich von Alexander dem Großen. Schließlich sind da Beine aus Eisen, das vierte Reich, das römische Reich. So ist die grobe Abfolge der Weltreiche, die in Daniel 2 prophetisch vorgestellt werden.
Es gibt einen parallelen Traum in Daniel 7, den der Prophet Daniel selbst bekam – den Traum von den vier Tieren. Dort werden diese vier Weltreiche als vier gefräßige Tiere dargestellt: zuerst ein Löwe mit Adlerflügeln, das babylonische Reich; dann ein gefräßiger, plumper Bär, das medopersische Reich; anschließend ein schneller Leopard mit Flügeln und vier Köpfen, das griechische Reich von Alexander dem Großen, das nach seinem Tod in vier Teile zerfiel. Darum hat es vier Köpfe. Dieses Reich war auch das schnellste, denn Alexander eroberte in sagenhaft kurzer Zeit von etwa 13 Jahren Gebiete von Europa ausgehend über Landstriche in Afrika bis hin zum Indus in Indien.
Ich könnte auch über die Prophetie in Daniel 8 sprechen, über den Traum bezüglich des Widder und des Ziegenbocks. Dort geht es sehr detailliert um das medopersische Reich, das schließlich durch Alexander den Großen und sein griechisches Reich gestürzt wurde. Diese Prophetie enthält viele Einzelheiten.
Dann könnte ich weitermachen mit den Jahrwochen von Daniel 9. Dort wird die genaue Zeit angegeben, wann der Messias kommen sollte – die sogenannte Jahrwochenprophetie. Dabei kommt man genau auf das Jahr 32 nach Christus. Der Messias hätte zu dieser Zeit erscheinen sollen. Auf diese Prophetie werde ich später noch zurückkommen.
Jetzt soll aber Daniel 11 im Zentrum stehen, insbesondere die Verse 1 bis 35. Wir haben hier einen prophetischen Text, bei dem niemand sagen kann, wir nehmen nur einzelne Verse heraus und deuten sie vielleicht aus dem Zusammenhang. Stattdessen haben wir hier einen in sich geschlossenen Text. Das Interessante ist, dass die prophetischen Aussagen genau in der richtigen Reihenfolge erfüllt wurden.
Das ist ein wichtiger Punkt. Man kann sagen, es gibt viele Prophetien, aber wenn die Reihenfolge nicht stimmt, ist das problematisch. Es wird noch schwieriger, wenn nicht nur die einzelnen Aussagen irgendwann erfüllt werden, sondern auch in der richtigen Reihenfolge. Und genau das finden wir hier.
In diesen Versen finden wir eine Prophetie über die Zeit des persischen Königs Kyros, ab 537 vor Christus, bis zur Makkabäerzeit um 164 vor Christus. Ich habe die Verse mit ihren Einzelaussagen ausgezählt und bin auf etwa 150 prophetische Einzelaussagen gekommen, die alle in der richtigen Reihenfolge erfüllt wurden.
Ab Daniel 11,36 bis 46 behandelt der Prophet plötzlich die Endzeit. Das macht die Bibel auch deutlich. Diese Verse sind noch zukünftig, denn die Endzeit ist in der Bibel die Zeit, wenn das jüdische Volk eines Tages aus aller Welt, aus allen Nationen, zurückkehren wird in das Land der Väter, um dort den Staat neu zu gründen. Das ist erst in unserer Zeit in Erfüllung gegangen. Daher sind diese Verse besonders relevant für unsere historische Epoche.
Wir wollen uns aber wirklich auf die vergangene Zeit konzentrieren. Natürlich bräuchten wir viel mehr Zeit, als heute Morgen zur Verfügung steht, um alle 150 Prophetien zu betrachten. Ich nehme daher als Beispiel konkret Daniel 11, die Verse 2 bis 10.
Sie werden sehen, das ist sehr kompliziert. Das wird der schwierigste Vortrag heute sein. Wenn Sie das heute Morgen überstanden haben, können Sie heute Nachmittag und heute Abend zurückkehren. Es ist ganz schwierig, aber es lohnt sich, wenn wir uns das einmal anschauen. In diesen Versen sind so viele Details enthalten.
Sie müssen sich auch nicht vorstellen, dass man als Zuhörer alles sofort verstehen oder behalten kann. Das kann eigentlich niemand, außer vielleicht spezielle Genies. Stellen Sie sich vor, Sie hätten Alzheimer. Sie hören das einfach, aber werden es gleich wieder vergessen – zumindest im Detail. Aber das, was übrig bleibt, ist ganz wichtig.
Mein Englischlehrer am Gymnasium hat uns einmal erklärt, was Bildung sei. Er sagte: Wenn die Zeit kommt, in der ihr alles vergessen habt, was ihr am Gymnasium gelernt habt, dann ist das, was übrig bleibt, eure Bildung. Und das ist mir geblieben. Wenigstens das darf ich sagen.
Detaillierte Analyse von Daniel 11, Verse 2–10
Ich lese Daniel 11,2. Ein Engel spricht zu Daniel im Hinblick auf die Zukunft und sagt: „Nun will ich dir die Wahrheit kundtun. Es werden noch drei Könige in Persien aufstehen, und der vierte wird größeren Reichtum erlangen als alle.“ Wenn er durch seinen Reichtum stark geworden ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufregen. Das müssen sie verstehen.
In Daniel 10,1 wird ganz klar gesagt, dass diese Prophezeiung Daniel in der Zeit des persischen Königs Kyros gegeben wurde. Kyros war der König, der Babylon im Herbst 539 vor Christus erobert hatte. Danach gab er den Juden die Erlaubnis, aus Babylon wieder in ihr Land heimzukehren. Genau in dieser Anfangszeit des persischen Königs Kyros wurde diese Prophetie gegeben. Nun wird hier erklärt, dass noch drei Könige nach Kyros aufstehen werden. Der vierte wäre ein ganz besonders reicher König, der sich schließlich gegen Griechenland aufmachen wird.
Die Erfüllung war so: Nach Kyros kam Kambyses, der von 530 bis 522 vor Christus regierte. Zu dieser Zeit konnte man also das Buch Daniel lesen und die Könige zählen. Dann kam Gaumatta, der weniger bekannt ist. Manche Historiker lassen ihn weg, weil er nur ein paar Monate in Persien regierte, nachdem er die Macht als Usurpator an sich gerissen hatte. Er wird deshalb auch Pseudo-Smerdis genannt und herrschte nur einige Monate im Jahr 522 vor Christus. Das war Nummer zwei.
Dann kam der berühmte König Darius, der erste Hystaspes, der bis 486 vor Christus regierte. Danach folgte Xerxes I., der von 486 bis 465 vor Christus herrschte. Übrigens ist dieser Xerxes der Mann aus dem Buch Esther in der Bibel. Das Buch Esther behandelt die Zeit des Königs Ahasveros, den die Griechen Xerxes nannten.
Xerxes hatte einen sprichwörtlichen Reichtum erworben. Mit diesem Reichtum stellte er eine Armee auf, wie man sie in der Militärgeschichte bis dahin wohl noch nie gesehen hatte. Mit dieser Armee zog er gegen Griechenland, weil er auch das griechische Gebiet seinem riesigen Reich einverleiben wollte.
Wir können das also zusammenfassen: Xerxes war der erste, der sich einen unvorstellbaren Reichtum erwarb. Durch ihn erreichte das Perserreich den Gipfel seiner Machtentfaltung. Außerordentlich gerne hätte Xerxes auch Griechenland seinem Herrschaftsgebiet einverleibt, was sein Vater schon zweimal vergeblich versucht hatte. So brachte ihr Neid das damals bekannte Asien bis über den Indus hinaus gegen die Griechen in Bewegung.
In der berühmten Seeschlacht von Salamis, die viele wahrscheinlich noch aus der Schule kennen, erlitt Xerxes 480 vor Christus jedoch eine schimpfliche und tief demütigende Niederlage. Dieser Krieg brachte ihm unbeschreibliche Verluste an Menschenleben und Schätzen.
Der Bibeltext sagt einfach: Dieser Vierte wird einen Reichtum erwerben, größer als alle vor ihm, und dann wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufregen. Es wird hier aber nicht gesagt, dass er die Griechen besiegen wird. Er wurde besiegt, aber er setzte alles in Bewegung gegen Griechenland.
Nun geht der Bibeltext weiter. Im nächsten Satz steht: „Und ein tapferer König wird aufstehen, und er wird mit großer Macht herrschen und nach seinem Gutdünken handeln.“ Obwohl die Schlacht bei Salamis ein ungeheurer Triumph für die Griechen war – dieses kleine Volk hatte sich heldenhaft gegen die Perser gewehrt – hinterließ diese Erfahrung tiefe Narben in diesem Volk.
Etwa 150 Jahre später machte sich Alexander der Große als Zwanzigjähriger auf, um sich an den Persern zu rächen. Auch in Daniel 8,6-7 wird angedeutet, dass der Feldzug Alexanders des Großen gegen Persien ein Rachefeldzug war. Während Daniel 11,2 noch betont, dass der vierte König alles gegen Griechenland aufregen wird, kommt in Vers 3 die Antwort: Das hat dazu geführt, dass 150 Jahre später Alexander das persische Reich zerschlug.
In atemberaubenden 13 Jahren brachte er das gesamte medopersische Weltreich bis nach Indien in seine Gewalt. Hier sehen Sie eine originale Münze mit dem Kopf von Alexander dem Großen, der von 336 bis 323 vor Christus Herrscher der Griechen war.
Nun zum nächsten Satz, Daniel 11,4: „Und sobald dieser tapfere Held aufgestanden ist, wird sein Reich zertrümmert und nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt werden. Es wird aber nicht für seine Nachkommen sein und nicht nach der Macht, mit welcher er geherrscht hat, denn sein Reich wird zerstört und anderen zuteil werden – mit Ausschluss von jenen“, das heißt von seinen Nachkommen.
Diese Formulierung ist ein wenig geheimnisvoll, aber sobald man die Geschichte kennt, wird jedes Wort klar. Die Glanzzeit Alexanders des Großen dauerte lediglich etwa 13 Jahre. Er starb um 323 vor Christus, vermutlich an Malariafieber in Babylon, wo er den Turm von Babel wieder aufbauen wollte.
Er hinterließ zwar bei seinem Tod einen Sohn namens Herkules. Ein weiterer Sohn wurde kurz darauf geboren. Beide wurden jedoch ermordet. So teilten die Generäle Alexanders und deren Nachfolger das große Erbe nach harten Kämpfen unter sich auf.
Das griechische Reich wurde aufgesplittert und nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt. Auf der historischen Karte sehen Sie die vier großen Teilreiche des Alexanderreiches: Im Osten das Reich des Seleukos, das syrische Reich; im Süden das Reich des Ptolemäus; im Westen das Reich des Kassander; und im Norden das Reich des Lysimachus.
Alexander hatte all dies beherrscht, und nach seinem Tod wurde sein Reich in diese vier Richtungen zerteilt. Heute können wir jedes Reich geografisch einer Himmelsrichtung zuordnen. Im Altertum war eine so genaue Übersicht natürlich noch nicht möglich, aber rückblickend ist es klar: Lysimachus herrschte im Norden, das ist das nördlichste Reich.
Bevor wir die nächsten Verse anschauen, einige Klärungen: In den folgenden Versen beschäftigt sich die Prophetie Daniels nur noch mit Syrien und Ägypten, also mit dem Südreich und dem Ostreich. Warum? Weil dazwischen das Land Israel liegt.
Die Prophetie konzentriert sich nun auf die Zeit, in der sich diese beiden Reiche, das seleukidische Reich und das ptolemäische Reich, ständig stritten. Weil genau dazwischen das Land Israel lag, wurde es oft hin und her gerissen.
Darum konzentriert sich die Prophetie auf diese Geschichte, denn sie war wesentlich für das weitere Schicksal des jüdischen Volkes.
Ich muss noch erklären: Der letzte Prophet des Alten Testaments war Maleachi, um 400 vor Christus. Danach gab es in Israel keine Propheten mehr bis zur Zeit Jesu Christi. Das bedeutet, etwa 400 Jahre lang schwiegen die Propheten.
Diese scheinbare Lücke in der biblischen Geschichte wird durch das Buch Daniel und seine Prophetie überbrückt. Die Menschen in Israel konnten das Buch Daniel studieren und Satz für Satz diese ganze weitere Geschichte in der Zeit ohne Propheten nachvollziehen.
Also noch einmal: Die Prophetie beschäftigt sich jetzt mit Syrien und Ägypten, weil diese beiden Länder in der Geschichte des Volkes Israel eine sehr bedeutende Rolle spielen sollten.
Das Land Israel wurde nämlich in der Zeit nach Alexander von diesen beiden Großmächten wie ein Spielball hin und her geworfen. In dieser Zeit hatten die Juden unsäglich viel zu leiden.
Aus der Sicht Israels lag Syrien im Norden, deshalb wird der jeweilige Herrscher dieses Landes bei Daniel als König des Nordens bezeichnet. Analog dazu wird der Herrscher Ägyptens als König des Südens bezeichnet.
Das ist uns klar: König des Nordens ist nördlich von Israel, König des Südens südlich von Israel.
Ich habe hier alle Könige im Norden und Süden aufgelistet: Die Ptolemäer, beginnend mit Ptolemäus I., der nach Alexander über Ägypten herrschte, dann Ptolemäus II., III., IV., V. bis zum sechsten, der bis 145 vor Christus regierte.
Dann habe ich alle Generationen der seleukidischen Könige in Syrien aufgelistet: Von Seleukos I. über Antiochus I., Antiochus II., Seleukos II., Seleukos III., Antiochus III., Seleukos IV. bis Antiochus IV.
So in dieser Reihenfolge haben sie geherrscht, bis 163 vor Christus. In Daniel 11 werden all diese Herrscher behandelt, in zeitlicher Reihenfolge, und es wird beschrieben, wie Ägypten und Syrien sich ständig bekriegten und verhandelten.
Weitere Ausführungen zu Daniel 11, Verse 5–10
Nun gehe ich zu Daniel 11,5: „Und der König des Südens wird stark werden.“
Die Erklärung: Ich zitiere jetzt aus meinem Buch. Mit dem König des Südens ist hier Ptolemäus, der Erste Soter, gemeint. Er war einer der begabtesten Generäle Alexanders des Großen. Nach dessen Tod machte er sich zum Herrscher über Ägypten und gründete so die Ptolemäische Dynastie. Um 320 vor Christus eroberte er Phönizien, das heutige Libanon, sowie Syrien und das Land Israel. So dehnte er seine Macht aus.
Der König des Südens wird stark werden – durch drei Eroberungszüge. Gleich im nächsten Satz steht: „Und einer von seinen Obersten wird sich über ihn erheben und herrschen.“ Seine Herrschaft wird eine große Herrschaft sein. Achten Sie darauf, wie wichtig jedes Wort ist. Wenn die Bibel sagt, „er wird eine große Herrschaft sein“, dann hat das immer eine ganz spezielle Bedeutung.
Einer von seinen Obersten, Deleukos, der Erste Nikator, war ein früherer Feldherr des Königs Ptolemäus I. von Ägypten. Einer von seinen Obersten machte sich um 312 vor Christus unabhängig und erlangte die Herrschaft über Syrien. Er begründete die Dynastie der Seleukiden. Sein Reich war das größte der Diadochenreiche, wie sie hier auf der Karte nochmals sehen können. Mit Abstand das größte Reich. Darum sagt die Bibel: „Seine Herrschaft wird eine große Herrschaft sein.“
Im nächsten Vers geht es um die nächsten Generationen: Ptolemäus den Zweiten in Ägypten und Antiochus den Zweiten in Syrien. Nach Verlauf von Jahren werden sie sich verbünden, und die Tochter des Königs des Südens wird zu dem König des Nordens kommen, um einen Ausgleich zu bewirken.
Ich zitiere aus meinem Buch: In diesem Vers geht es nicht mehr um die beiden in Daniel 11,5 genannten Könige, sondern um deren Nachkommen Ptolemäus II. und Antiochus II. Der zeitliche Sprung wird angedeutet durch „nach Verlauf von Jahren“. Um den jahrelangen blutigen Kriegs- und Konflikten zwischen Ägypten und Syrien ein Ende zu bereiten, versuchten sich die beiden Königshäuser zu verbinden.
352 vor Christus verstieß Antiochus II. seine Frau Laodike und heiratete Berenike, die Tochter des ägyptischen Königs Ptolemäus II. Genau das sagt der Text: Die Tochter des Königs des Südens wird zu dem König des Nordens kommen, um einen Ausgleich zu bewirken.
So konnten die Juden in Israel den prophetischen Text verfolgen. Sie wussten noch mehr. Doch das hing zusammen mit Ehebruch. Er verstoß zuerst seine Frau und heiratete dann die ägyptische Tochter. Das war ein totaler Fehlschlag. Aus diesen ethisch unhaltbaren Friedensbemühungen entstand letztlich eine Katastrophe.
Laodike ließ aus Rache ihren früheren Mann Antiochus II. einige Jahre nach dessen Heirat mit Berenike vergiften – ebenso den kleinen Sohn aus dieser Ehe. Darauf floh Berenike mit einigen Getreuen nach Daphne bei Antiochia. Deleukos II., der Sohn der Laodike, folgte ihr dorthin, nahm diese Stadt ein und brachte Berenike samt ihrem Gefolge um. In dieser Zeit starb auch Ptolemäus II., der Vater Berenikes.
All diese Ereignisse wurden in Daniel 11 vorausgesehen. Ich lese jetzt den Text vor: „Aber diese Tochter, Berenike, wird die Kraft des Armes nicht behalten. Sie musste fliehen, und Antiochus II. wird nicht bestehen noch sein Arm, das heißt seine Macht. Sie, Berenike, wird dahingegeben werden, ebenso die, die sie eingeführt haben, das wären ihre Getreuen, die sie gezeugt haben, das war die Tochter aus der zweiten Ehe, und die sie in jenen Seiten unterstützt haben, Antiochus II.“
Ich habe weniger gesagt, es wird ganz schwierig werden. Aber es geht einfach darum, dass sie sich in der Gegenwart gerade im Moment freuen, um die Details zu sehen – und dann vergessen sie alles wieder. Aber sehen Sie die Präzision: Jede Aussage ist historisch genau nachvollziehbar.
Jetzt geht es weiter mit Ptolemäus dem Dritten und Seleukus dem Zweiten. „Doch einer von den Schösslingen ihrer Wurzeln wird an seiner Stadt aufstehen und er wird gegen die Heeresmacht kommen. Er wird in die Festungen des Königs des Nordens eindringen und mit ihnen nach Gutdünken verfahren und wird siegen.“
Ptolemäus der Dritte übernahm die Herrschaft seines Vaters Ptolemäus des Zweiten. Als Bruder Berenikes, nicht wahr? Er wird genannt „einer von den Schösslingen ihrer Wurzeln“, also einer, der aus derselben Wurzel kam. Es war eben ein Bruder, nicht ein Nachkomme. Als Bruder Berenikes wollte er sich rächen. Er mobilisierte ein mächtiges Heer und besiegte in einer Reihe von Kämpfen Seleukus VIII. Dabei eroberte er unter anderem auch die syrische Festung Seleukia. Genau wie der Text sagt: „Er wird in die Festungen des Königs des Nordens eindringen und mit ihnen nach seinem Gutdünken verfahren.“
Wir gehen zum nächsten Satz, Daniel 11,8: „Und er wird auch ihre Götter samt ihren gegossenen Bildern, samt ihren kostbaren Geräten, Silber und Gold nach Ägypten in die Gefangenschaft führen. Und er wird jahrelang standhalten vor dem König des Nordens.“
Die Erfüllung: Als in Kyrene ein Aufstand losbrach, musste Ptolemäus III. nach Ägypten zurückkehren. Allerdings nahm er dabei eine riesige Kriegsbeute mit sich. Unermessliche Schätze, zahllose Heiligtümer und Götzenbilder sowie auch viele Gefangene von hoher Stellung aus Syrien.
In der Folge ruhte der Kampf zwischen Syrien und Ägypten für einige Jahre – genauso wie es hier steht: „Er wird jahrelang standhalten.“
Dann kommt Syriens Gegenschlag. In Daniel 11,9 steht: „Und dieser wird in das Reich des Königs des Südens kommen, aber in sein Land zurückkehren.“
Das klingt seltsam formuliert. Die Erfüllung war: Um 242 vor Christus holte Seleukus II. aus Syrien einen militärischen Gegenschlag aus. Jedoch hatte er dabei keinen Erfolg. Ägypten behauptete die Vorherrschaft.
Jetzt versteht man, warum der Text einfach sagt, „er kommt in das Reich des Königs des Südens, aber er wird zurückkehren“. Denn es brachte nichts.
In Daniel 11,10 geht es am Anfang um Seleukus den Dritten in Syrien und um seinen Bruder Antiochos III. Auch wenn sie wählen, aber seine Söhne, nicht sein Sohn, seine Söhne werden sich zum Krieg rüsten und eine Menge großer Heere zusammenbringen.
Die beiden Söhne des Syrerkönigs Deleukos II., der ja keinen Erfolg gegen Ägypten hatte – also Deleukos der Dritte und sein Bruder, der genannt wurde Antiochus der Dritte – wollten den Kampf gegen Ägypten weiterführen. Dazu warben sie Massen von Söldnern an, um ein riesiges und kampftüchtiges Heer auf die Beine zu stellen.
Jetzt kommen wir zu Syriens Erfolgen. Wir lesen einfach in diesem Satz weiter: „Und einer wird kommen, überschwemmen und über die Grenze gehen. Und er wird wiederkommen und Krieg führen bis zu seiner Festung.“
Interessant, warum nicht beide? Der Text sagt nur: „Und einer wird kommen.“ Ich zitiere wieder aus meinem Buch: Deleukos der Dritte wurde nämlich um 223 vor Christus mit Gift ermordet. So bezieht sich das Folgende nur noch auf Antiochus den Dritten.
Um 221, 219 und 218 vor Christus griff er dreimal Ägypten an und überschritt dabei die Grenze. Jetzt verstehen Sie, worum es da steht: „Er wird über die Grenze gehen.“ Dreimal hat er die Grenze überschritten.
Um 221 vor Christus wurden seine Angriffe durch die ägyptischen Befestigungen im Libanon aufgefangen. „Krieg führen bis zu seiner Festung“ – aufgefangen. Zwei Jahre später gelang es ihm jedoch, diesen Verteidigungsgürtel zu durchbrechen und dabei auch Tyrus und Akko einzunehmen.
Daniel 11,10 am Schluss nimmt Bezug auf seine wiederholten Angriffe auf die ägyptischen Befestigungen im Libanon.
Damit hätten wir ein konkretes Beispiel angeschaut. Mit einem Teil dieser 150 Einzelaussagen geht es in diesem Stil einfach weiter.
Musikalische Unterbrechung und Überleitung zu den Angriffen auf das Buch Daniel
Jetzt mache ich eine kurze Unterbrechung, damit unser Gehirn sich wieder etwas erholen kann.
Ich spiele aus der Oper Xerxes von Händel das berühmte Largo. Händel hat eine Oper über diesen Mann, Xerxes I., geschrieben, der in der Prophetie eine bedeutende Rolle spielt.
Da ich kein Sänger bin, spiele ich das Stück mit der Geige.
Nun kommen wir zum vierten Punkt: den Angriffen auf das Buch Daniel.
Kritische Angriffe auf die Echtheit des Buches Daniel und deren Widerlegung
Ein wichtiger Angriff lautet folgendermaßen: Die Prophezeiungen in Daniel 11 seien erst nach der Erfüllung, also etwa um 164 vor Christus, aufgeschrieben worden. In Daniel 11, Verse 1 bis 35, endet die Prophetie nämlich bei Antiochus Epiphanes, der zu dieser Zeit herrschte. Daher wird behauptet, es handle sich um eine sogenannte Waticinia ex eventu, also eine Prophetie nach der Erfüllung. Solche Prophezeiungen gelten als gefälscht.
Man sagt, der Autor des Buches Daniel habe nicht um 600 vor Christus gelebt, wie das Buch selbst nahelegt, sondern sei ein Fälscher oder Betrüger aus dem Jahr 164 vor Christus. Diese Kritik ist schon sehr alt. Porphyrius, ein bekannter Neuplatoniker um 300 nach Christus, schrieb im 12. Buch gegen das Christentum, dass die Prophetie in Daniel 11 nicht echt sein könne, weil sie zu genau sei. Er vertrat also bereits die gleiche Weltanschauung wie die Aufklärer: Prophetie sei nicht möglich, und wenn sie dennoch so detailliert sei, müsse sie eine Fälschung sein.
Seit der Entdeckung der Qumran-Handschriften am Toten Meer in Israel weiß man jedoch mehr. In den Höhlen wurden acht Daniel-Fragmente gefunden, die auf die Zeit um 125 vor Christus datiert werden, die jüngsten sogar bis 50 nach Christus. Dazu gibt es im weiteren Fundmaterial Zitate und Anspielungen auf das Buch Daniel. In diesen Fragmenten sind alle zwölf Kapitel des Buches Daniel belegt. Zwar ist nicht jeder Satz vollständig erhalten, da die Handschriften durch die Zeit beschädigt wurden, aber die vorhandenen Texte belegen alle zwölf Kapitel.
Das bedeutet, es mussten Abschriften eines Buches existieren, das gerade erst um 164 vor Christus veröffentlicht worden sein soll – wenn es eine Fälschung wäre. Auffällig ist zudem, dass das Buch Daniel im Vergleich zu anderen biblischen Büchern sehr deutlich in Qumran belegt ist. Das weist darauf hin, dass dieses Buch bei den Qumran-Leuten beliebt war. Diese waren Juden, die sich im zweiten Jahrhundert vor Christus, zur Zeit der Makkabäer, vom offiziellen Judentum abgesondert hatten. Sie zogen sich in die Wüste zurück und warteten darauf, dass der Messias komme und Ordnung in das Chaos ihres Volkes bringe. Offensichtlich war das Buch Daniel bei ihnen sehr geschätzt.
Man könnte also sagen, dass sie das Buch Daniel studierten und sahen, wie sich die Prophezeiungen in ihrer jüngsten Geschichte erfüllten. Doch nun kommt der entscheidende Punkt: Das Buch Daniel enthält nicht nur Prophezeiungen bis zum Jahr 164 vor Christus, sondern auch darüber hinaus. Das Problem wird also nicht gelöst, indem man das Buch Daniel auf das Jahr 164 vor Christus datiert.
So wird in Daniel 9 der Zeitpunkt des Kommens des Messias beschrieben – und zwar so, dass der Messias im Jahr 32 nach Christus kommen sollte. In Daniel 9, Vers 25 heißt es: "So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Jahrwochen und zweiundsechzig Jahrwochen."
Zur Zeit Daniels war Jerusalem eine Ruine, zerstört durch die Babylonier. Hier wird gesagt, dass man vom Erlass, Jerusalem wieder aufzubauen, an rechnen solle, bis der Messias als Fürst komme. Es vergehen also 7 plus 62, insgesamt 69 Jahrwochen. Im Rückblick wissen wir, wann ein solcher Erlass herausgegeben wurde: 445 vor Christus unter dem Perserkönig Artaxerxes. Er erlaubte den Juden, die Stadt wieder aufzubauen, was in den folgenden Jahren auch umgesetzt wurde.
Die ersten sieben Jahrwochen, also 49 Jahre, beziehen sich auf die Wiederherstellung Jerusalems. Die Zahl sieben steht hier für Vollkommenheit. Eine Jahrwoche bedeutet sieben Jahre. In diesen 49 Jahren sollte Jerusalem eine vollkommene Stadt werden. Danach folgen die 62 Jahrwochen bis zum Kommen des Messias.
Das hebräische Wort "Schavua" bedeutet hier eine Siebenerjahreinheit, wie auch alte jüdische Rabbiner erklären. Die prophetischen Jahre der Bibel haben 360 Tage. Das liegt daran, dass die jüdische Zeitrechnung eine Mischung aus Sonnen- und Mondjahr ist. Die Monate werden nach dem Mond gezählt, die Jahre nach den landwirtschaftlichen Festen Pessach, Schawuot und Sukkot nach dem Sonnenjahr. Daher sind die prophetischen Jahre genau 360 Tage lang.
69 Jahrwochen entsprechen somit 69 × 7 × 360 Tagen, also 173.880 Tagen. Der Erlass, Jerusalem wieder aufzubauen, wurde im Monat Nissan (März/April) 445 vor Christus gegeben (Nehemia 2). Der Einzug Jesu als Fürst fand ebenfalls im jüdischen Monat Nissan (März/April) im Jahr 32 nach Christus statt, wie sich direkt aus den Evangelien berechnen lässt.
Zwischen diesen beiden Daten – März/April 445 vor Christus und März/April 32 nach Christus – liegen genau diese 173.880 Tage. Die Prophezeiung hat sich also erfüllt. Doch die Prophetie geht weiter: Nach dem Kommen als Fürst wird gesagt, dass der Messias "ausgerottet werden und nichts haben" wird. Fünf Tage nach Palmsonntag, als Jesus als Fürst in Jerusalem einzog, wurde er von den Römern vor den Stadttoren Jerusalems auf dem Golgatha-Felsen gekreuzigt. Er richtete kein Friedensreich auf Erden ein, er sollte "nichts haben".
Dies ist ein wichtiges Argument gegenüber orthodoxen Juden, die oft sagen, Jesus könne nicht der Messias sein, weil es seit 2000 Jahren keinen Frieden auf Erden gebe. Ich habe einmal mit einem orthodoxen Juden über den Messias gesprochen und ihn auf Daniel 9 hingewiesen. Dort steht, dass der Messias ausgerottet werden und nichts haben werde. Wenn es also seit 2000 Jahren Frieden gäbe, wäre Jesus nicht der Messias. Dieses Argument überzeugte ihn.
Die Prophetie geht noch weiter: Der Messias wird ausgerottet werden, und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören. Tatsächlich geschah dies im Jahr 70 nach Christus, also nicht lange nach der Kreuzigung Jesu im Jahr 32. Die Römer zerstörten Jerusalem und den Tempel.
Somit reicht die Prophetie im Buch Daniel mindestens bis nach 70 nach Christus. Das passt zu den Qumran-Fragmenten, die nicht jünger sind als diese Zeit. Aber die Prophetie geht noch weiter. Es heißt, dass bis ans Ende Krieg und Verwüstungen über Jerusalem kommen werden.
Hier muss erklärt werden, dass "das Ende" in der Bibel nie den Weltuntergang bezeichnet, sondern die Epoche, in der das jüdische Volk aus aller Welt heimkehrt und den Staat Israel wieder gründet – also grob das 20. Jahrhundert.
Es folgt eine Liste von Ereignissen: 70 nach Christus wurde Jerusalem zerstört, mit mehr als einer Million Toten unter den Juden. Dann der zweite Krieg der Römer gegen die Juden von 132 bis 135 nach Christus, bei dem Jerusalem erneut zerstört wurde, wiederum mit über einer Million Toten. 614 verwüsteten die Perser Jerusalem, 629 eroberten die Byzantiner die Stadt, 638 nahmen die Araber kurz nach dem Tod Mohammeds Jerusalem ein. 1071 waren es die Türken, 1099 die Kreuzfahrer aus Europa, 1187 eroberte Sultan Saladin Jerusalem zurück, 1214 die Tataren aus Zentralasien, 1517 die Osmanen, und im Ersten Weltkrieg eroberten die Engländer Jerusalem nach einer blutigen Schlacht mit etwa 20.000 Toten, vor allem Türken.
1948 wurde nach der Ausrufung des Staates Israel Ost-Jerusalem durch Jordanien erobert und verwüstet. 1967, im Sechstagekrieg, eroberte Israel Ost-Jerusalem zurück und vereinigte die Stadt wieder. Diese Kette von Krieg und Verwüstung setzt sich also bis ins 20. Jahrhundert fort. Man kann nicht behaupten, das Buch Daniel sei nach 1967 geschrieben worden.
Ein weiteres Argument gegen die Authentizität des Buches Daniel lautet, dass vor 1854 keine unabhängigen Quellen die Existenz eines gewissen Belsazar belegen. Dabei ist Belsazar bekannt aus Daniel 5. Man behauptete, Belsazar sei eine erfundene Figur, weshalb das Buch Daniel eine spätere Erfindung sei.
Doch ab 1854 wurden originale Keilschrifttafeln aus Babylon gefunden, die auf das sechste Jahrhundert vor Christus datieren – also Daniels Zeit. Diese Tafeln erwähnen Belsazar als Vizekönig von Babylon.
Eine kleine Pointe: In Daniel 5, Vers 29 wird gesagt, dass Belsazar geehrt werden solle und der Dritte im Königreich werde, wenn Daniel die Schrift an der Wand deutet. Ein aufmerksamer Leser fragt sich, warum der Dritte, wenn Belsazar doch der Zweite ist. Nun wissen wir, dass Nabonid nichts mit Politik zu tun haben wollte, sich in die Wüste zurückzog und seinen Sohn als Vizekönig einsetzte. Somit blieb der dritte Platz frei. Das Buch Daniel zeigt also genaue Kenntnis über diese Abfolge.
Somit wurde das Buch Daniel von jemandem geschrieben, der Belsazar noch kannte. Die großen griechischen Historiker aus dem fünften Jahrhundert und später kannten Belsazar nicht mehr.
Ein weiteres Argument lautet, dass der Darius der Meder, der Daniel in die Löwengrube warf und als Unterkönig von Kyros erwähnt wird, eine Erfindung sei. Man behauptete, es habe diesen Darius nicht gegeben.
John Widkamp hat in seinem Buch "Darius der Meder" gezeigt, dass bei der Übersetzung der sogenannten Nabonid-Chronik ein Fehler gemacht wurde. Dort tauchen zwei Personen auf, Gubaru und Ukbaru, die fälschlicherweise als dieselbe Person übersetzt wurden. Daraus entstand eine Mischfigur, die nicht passte. Sobald man den Unterschied beachtet, erkennt man, dass Darius der Meder genau eine dieser Personen war, und alles passt zusammen. Auch dieses Argument gegen die Authentizität fällt somit weg.
Ein weiteres Argument lautet, das Buch Daniel spreche von einem medischen Weltreich, das es nie gegeben habe. Man behauptet, es habe zwar Babylon, Medien, Persien, Griechenland gegeben, aber kein medisches Weltreich. Deshalb könne das Buch Daniel nicht aus Daniels Zeit stammen.
Im Buch Daniel gibt es vier Weltreiche: Erst Babylon, dann Medien, dann Persien und schließlich Griechenland. Woher kommt diese Behauptung? Die Kritiker sagen, das Buch Daniel sei um 164 vor Christus geschrieben worden, und damals habe es noch kein römisches Weltreich gegeben. Daher könne das Buch nicht von einem römischen Weltreich sprechen. Deshalb interpretierten sie die vier Weltreiche als Babylon, Medien, Persien und Griechenland. Die Römer hätten Israel erst 63 vor Christus erobert. Daraus leiteten sie ab, dass Daniel sich irrt.
Doch im Buch Daniel wird tatsächlich nicht von einem medischen Reich gesprochen. Als Daniel die Schrift an der Wand für Belsazar deutet, sagt er: "Meene, Meene, Tekel, Ufasin." Ufasin ist der Plural von Peres, und Daniel deutet Peres als "Dein Königreich wird zerteilt und den Mädern und Persern gegeben." Er sagt also, nach Babylon kommen die Perser und Meder, nicht nur die Meder. Man hat Daniel etwas unterschoben, was er nicht sagt, um dann zu behaupten, Daniel irrt sich. Das ist peinlich.
Bekannt wurde dieses Argument durch einen Professor an der Theologischen Fakultät in Zürich, was für die Schweiz eine Schande ist. Generell muss man sagen, dass liberale Theologen aus verschiedenen Ländern ständig versuchen, der Bibel Fehler anzudichten, die sie nicht macht. Wenn man das Buch Daniel einfach liest, sieht man, dass der Fehler bei Professor Baumgartner liegt, nicht bei der Bibel.
Ein weiteres Argument lautet, das Buch Daniel sei gefälscht, weil der Schreiber nur fünf Perserkönige kenne. Daniel 11, Vers 2 sagt: "Und nun will ich dir die Wahrheit kundtun: Siehe, es werden noch drei Könige in Persien aufstehen, und der vierte wird größeren Reichtum erlangen als alle. Und wenn er durch seinen Reichtum stark geworden ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufregen."
Hier steht nicht, dass es nur fünf Perserkönige geben werde, sondern dass nach Kyros noch drei Könige kommen und dann ein vierter, der besonders reich wird und gegen Griechenland zieht. Es wird nicht gesagt, dass danach keine Perserkönige mehr kommen. Man muss also einfach auswählen: Ab Kyros kommen noch drei Könige, der vierte ist besonders reich, und dann kommt der Konflikt mit Griechenland. Danach folgen Alexander der Große, die Ptolemäer und Seleukiden, die den Lauf der Geschichte zeigen. Auch hier hat man der Bibel etwas unterschoben, was sie nicht sagt. Aber die Geschichte verlief genau so, wie es in Daniel 11 steht.
Ein weiteres Argument lautet, das Buch Daniel spreche vom dritten Regierungsjahr Jojakins. Das Buch Daniel beginnt mit den Worten: "Im dritten Jahr der Regierung Jojakins, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es."
Dies war im Jahr 605 vor Christus, als Nebukadnezar durch den Sieg über Ägypten in der Schlacht von Karkemisch die Vorherrschaft erlangte. Diese Schlacht fand im vierten Jahr Jojakins statt, wie in Jeremia 25,46 steht. Liberale behaupten deshalb, es sei unmöglich, dass Nebukadnezar schon ein Jahr früher in Jerusalem militärisch aktiv gewesen sei.
Doch sie übersehen, dass nach dem ägyptischen antiken Geschichtsschreiber Berossus, wie Josephus Flavius in seinen "Jüdischen Altertümern" (10,11,1) überliefert, im Jahr 606 vor Christus Nebukadnezar gegen den Statthalter von Ägypten kämpfte und siegte. Dieser Statthalter war auch Herrscher über Kanaan, Syrien, Israel und Phönizien.
Dieser Sieg im dritten Jahr Nebukadnezars ist nicht mit der Schlacht von Karkemisch zu verwechseln, bei der der König von Ägypten besiegt wurde. Die Bibel spricht also von der ersten Belagerung Jerusalems zur Zeit des Sieges über den Statthalter von Ägypten, was vor der Schlacht von Karkemisch war. Das ist kein Problem.
Man hat auch gesagt, Daniel sei im zweiten Regierungsjahr Nebukadnezars in den Traum eingeweiht worden, aber seine Ausbildung habe drei Jahre gedauert. Es könne also nicht sein, dass er im zweiten Jahr schon hohe Ämter bekleidete.
Doch tatsächlich begann Daniels Ausbildung mit der Wegführung nach Babylon im Jahr 606 vor Christus. Nebukadnezar wurde 605 vor Christus König. Sein erstes Regierungsjahr war also 605, was Daniels zweites Ausbildungsjahr war. 604 war Nebukadnezars zweites Regierungsjahr und Daniels drittes Ausbildungsjahr, danach wurde Daniel Beamter. Das passt gut zusammen.
Ein weiteres Argument lautet, dass im Buch Daniel vier griechische Lehnwörter vorkommen, was darauf hindeute, dass das Buch erst in der hellenistischen Zeit nach Alexanders Feldzug (ca. 330 vor Christus) geschrieben wurde. Diese Fremdwörter seien ein Beweis für eine spätere Abfassungszeit.
Im aramäischen Text von Daniel 3, Vers 5 finden sich möglicherweise vier griechische Lehnwörter. Diese Wörter sollen zeigen, dass Daniel aus griechischer Zeit stamme.
Die Wörter sind: "Catros" (für Zither), möglicherweise vom griechischen "Titaris"; "Sappra" (Sambuke, ein Saiteninstrument), vielleicht vom griechischen "Sambuque"; "Psandere" (psantaire, ein Saiteninstrument), vermutlich vom griechischen "psalterion"; und ein weiteres Wort für Musik oder Orchester, wahrscheinlich von griechisch "Symphonia" abgeleitet.
Alle diese Wörter sind musikalische Ausdrücke. Es fällt auf, dass sonst keine griechischen Lehnwörter im Buch Daniel vorkommen. Das weist eher auf ein hohes Alter des Buches hin, denn Zweistromland hatte schon lange vor Daniel kulturelle Kontakte mit Griechenland. Diese Kulturwörter konnten also schon früher ins Aramäische gelangen.
Später finden sich in hebräischer Literatur viel mehr griechische und auch lateinische Fremdwörter. Dass im Buch Daniel nur wenige griechische Wörter vorkommen, spricht für ein höheres Alter.
Man hat auch persische Lehnwörter im Buch Daniel gefunden, was als Hinweis auf eine spätere Abfassungszeit gewertet wurde. Doch alle persischen Lehnwörter im Buch Daniel sind altpersisch, also aus einer sehr frühen Sprachphase. Daniel wirkte ja am persischen Hof, zuerst unter den Babyloniern, dann bei den Persern. Es ist daher naheliegend, dass altpersische Wörter im Buch Daniel vorkommen.
Ein weiteres Argument lautet, dass das aramäische Kapitel 2 bis 7 des Buches Daniel ein Hinweis auf eine späte Abfassungszeit sei. Daniel 1, Vers 4a ist hebräisch, dann wechselt die Sprache auf Aramäisch von 2,4b bis Kapitel 7. Ab Kapitel 8 bis zum Schluss ist das Buch wieder hebräisch verfasst.
Früher wurde das Aramäische als Zeichen einer späten Abfassung gesehen. Doch die Archäologie und Sprachwissenschaft haben diese Ansicht widerlegt. Studien von Franz Rosenthal zeigen, dass das Aramäische im Buch Daniel dem Aramäischen entspricht, das im 7. Jahrhundert vor Christus im Nahen Osten als Amtssprache verwendet wurde.
Wir wissen das heute so genau, weil viele Handschriften aus Qumran aus dem zweiten und ersten Jahrhundert vor Christus gefunden wurden. Die Grammatik dieser Handschriften ist nicht die gleiche wie die im Buch Daniel, das einen älteren Dialekt verwendet. Franz Rosenthal hat dazu eine berühmte Grammatik geschrieben.
Ich habe selbst diesen Dialekt anhand seiner Grammatik aus dem Buch Daniel gelernt. Man kann also ganz klar zeigen, dass das Aramäische im Buch Daniel sehr alt ist.
Damit kann man den Spieß umdrehen: Das ist ein Beweis, dass das Buch Daniel authentisch ist.
Weitere Argumente für die Echtheit des Buches Daniel
Und jetzt zum Schluss noch ein paar weitere Argumente für die Echtheit des Buches Daniel in schneller Abfolge.
Das Hebräische im Buch Daniel ist sehr stark dem Hebräischen in den Büchern Hesekiel, Haggai, Esra und den Chroniken ähnlich. Dieses Hebräisch stammt aus dem 6. Jahrhundert vor Christus, also genau aus der Zeit von Daniel.
Wir kennen heute Hebräisch, wie es im 2. Jahrhundert vor Christus gesprochen wurde, und auch, wie es zur Zeit Jesu und danach verwendet wurde. Man kann das ganz einfach zeigen, indem man die Grammatik, den Satzbau und auch die Rechtschreibung vergleicht. Diese unterscheiden sich deutlich. Aber das Buch Daniel verwendet genau das Hebräisch aus der Zeit Daniels.
Und jetzt kommt noch etwas dazu, das eine relativ neue Erkenntnis ist: Heute wissen wir sogar, wie sich die Rechtschreibung im Hebräischen entwickelt hat. Sie hat sich, wie auch im Deutschen, ständig verändert. Die Rechtschreibung im Buch Daniel entspricht dem 6. Jahrhundert vor Christus und eben nicht den späteren Schriften aus Qumran aus dem 2. Jahrhundert vor Christus.
Also haben wir viele Argumente, die genau für die Echtheit sprechen.
Nun noch ein paar archäologische Entdeckungen:
In Daniel 1 werden die Auswahlkriterien für Gefangene genannt, die eine spezielle Ausbildung erhalten sollten: vornehme Abstammung, Intelligenz und körperliche Schönheit. Auf einer babylonischen Keilschrifttafel wurden ähnliche Kriterien für die Auswahl von Zukunftsdeutern gefunden: edle Abstammung, auch guter Wuchs und vollkommene Körpermaße – so wörtlich. Das entspricht genau dem, wie es im Buch Daniel beschrieben wird. Jemand mit festem Wissen, der kein Weiser sein konnte, wurde nicht akzeptiert.
Zweitens: In Babylon wurde ein Gebäude ausgegraben, das laut den Inschriften als Ausbildungsstätte für vornehme Gefangene diente. Das illustriert genau die Geschichte aus Daniel 1. Die Ausbildung Daniels und der übrigen ausgesuchten Gefangenen sollte drei Jahre dauern, also sechs Semester. In babylonischen Texten wurde eine Stelle gefunden, die besagt, dass ein Tempelmusiker, also ein Angehöriger einer Priesterklasse, eine dreijährige Lehrzeit durchmachen musste. Diese Übereinstimmung ist einfach interessant.
Drittens: In Daniel 2 und Kapitel 4 werden verschiedene Kasten von Weisen genannt. Dies spiegelt genau die Tatsache wider, dass es in Babylonien eine außerordentlich große Zahl verschiedener Priesterklassen gab – nämlich über 30 insgesamt.
Viertens: In Daniel 3 wird die Strafe des Feuertodes genannt. Daniel und Daniels Freunde wurden in den Feuerofen geworfen, nicht wahr? Diese Strafe war typisch für das Babylonische Reich. In Babylon wurde auch ein gewaltiger Ofen ausgegraben, dessen Inschrift deutlich macht, dass darin Menschen den Tod fanden, die sich weigerten, babylonische Götter zu verehren. Das entspricht genau dem, was in Daniel 3 steht. Übrigens ist das Wort für Ofen im Text von Daniel möglicherweise ein Lehnwort aus dem Babylonischen.
Fünftens: In Daniel 6, zur Zeit von Darius, dem persischen Unterkönig, wird im Perserreich die Todesstrafe durch Löwen erwähnt. Daniel kam nicht in den Feuerofen, sondern in die Löwengrube. Heute wissen wir, dass die Löwengrube eine typische persische Strafe war.
Sechstens: Die Ich-Form in Daniel 4, in der Nebukadnezar spricht, stimmt mit der literarischen Gewohnheit in Königsinschriften des Nahen Ostens überein.
Siebtens: Nebukadnezar spricht in Daniel 4, Vers 30 davon, dass er das große Babylon erbaut habe. Die babylonischen Keilschrifttafeln bestätigen, dass es Nebukadnezar war, der Babylon – das 586 vor Christus durch den assyrischen König Sanherib völlig zerstört worden war – zu einem der gewaltigsten Bauwunder der Antike machte. Auf einer Inschrift sagt Nebukadnezar: „Die Stadt machte ich prächtig zu einem Schaustück. Ich machte die Stadt Babylon zu einer Festung.“ Auch das bestätigt die Genauigkeit des Buches Daniel.
Achtens: Daniel sollte der Dritte im Reich werden; Belsazar war nur der Zweite.
Neuntens: Gemäß Daniel 5 nahmen an dem Gelage bei der letzten Party von Belsazar auch Frauen teil. Das steht im Gegensatz zum Perserreich, wo Frauen jeweils fernblieben. Lesen Sie das Buch Ester mit Xerxes und seinen großen Vätern – da waren die Frauen nicht dabei. Heute wissen wir aus der Geschichte, dass die Stellung der Frau im Babylonischen Reich anders war als bei den Persern. Und das Buch Daniel beschreibt es genau so, wie es war.
Zehntens: Das Fest in Daniel 5, kurz vor der Eroberung Babylons, wird unter anderem durch Herodot, den griechischen Geschichtsschreiber (500 bis 424 vor Christus), und durch Xenophon (430 bis 355 vor Christus) bestätigt.
Elftens: Daniel behielt nach dem Fall Babylons eine hohe politische Stellung, nicht wahr? Unter Darius dem Meder war er weiterhin hoher Beamter, wie in Daniel 6 berichtet. Die Geschichte bestätigt, dass Kyros von Persien den Beamtenapparat Babylons übernahm. Die Stadt wurde ja nicht zerstört, und die bisherigen Beamten blieben zumindest normalerweise an ihrer Stelle. Das Buch Daniel berichtet genauso.
Zwölftens: Nach Daniel 2, Verse 12 und folgende, war ein babylonischer Herrscher absolut und souverän. Nach Daniel 6 waren persische Herrscher an das Gesetz der Meder und Perser gebunden. Deshalb konnte Darius der Meder Daniel nicht mehr aus der Löwengrube holen. Dies entspricht genau den geschichtlichen Tatsachen: In Babylon waren die Herrscher absolut, in Persien danach nicht mehr.
Schlusswort und biblische Bestätigung
Nun möchte ich schließen mit dem Wort des Herrn Jesus aus Johannes 17,17: „Dein Wort ist Wahrheit.“
Die erfüllte Prophetie zeigt uns, dass die Bibel wirklich Gottes Wort ist. Hinter der Bibel steht dieser ewige Gott, der nicht Raum und Zeit unterworfen ist.
Diesen Gott finden wir in keiner anderen Religion, weder bei den Kanaanitern noch bei den Ägyptern, noch bei den heutigen Hindus oder Buddhisten. Denn diese Religionen können uns keine Listen mit so vielen erfüllten Prophezeiungen vorlegen, wie wir sie zu Hunderten vorweisen können – im Zusammenhang mit der Bibel.
Zum Schluss möchte ich aus der Jesajarolle aus Qumran vorlesen, was dort steht. Jesaja hat geschrieben, in Jesaja 40,8: „Das Gras ist verdorrt, die Blume abgefallen, aber das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit.“
Danke für Ihr Zuhören.