Einführung in die Besonderheiten des ersten Korintherbriefs
Wir waren an dem Punkt, einige Besonderheiten zu betrachten. Das ist natürlich ein sehr subjektiver Abschnitt, denn jedem Bibelleser fallen andere Besonderheiten ins Auge. Darum habe ich einfach von einigen Besonderheiten gesprochen, obwohl es noch viel mehr gibt.
Wie wird die Gemeinde im ersten Korintherbrief dargestellt? Das habe ich bereits erklärt, in Kapitel 1, Vers 2: Die Gemeinde ist die Gemeinde Gottes. Dann wird sie als Gottes Ackerfeld bezeichnet, in Kapitel 3, Vers 9. Diese Aussage steht im Zusammenhang mit den Versen davor, in denen der Apostel Paulus über Apollos spricht.
Paulus sagt, es ist völlig unsinnig, dass ihr verschiedene Philosophenschulen in der Gemeinde bilden wollt und Apollos gegen Paulus ausspielen möchtet. Er fragt in Vers 5: Wer ist denn Apollos und wer Paulus? Sie sind Diener, durch die ihr geglaubt habt, und zwar so, wie der Herr jedem von euch gegeben hat. Paulus sagt: Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, aber Gott hat das Wachstum gegeben.
Also ist weder der, der pflanzt, noch der, der begießt, entscheidend, sondern Gott, der das Wachstum schenkt. Die Gemeinde von Korinth wird also als ein Acker gesehen. Paulus hat als Evangelist gepflanzt und Apollos als Lehrer begossen. Aber so wie Bauern keinen Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen haben, so hatten auch sie keinen Einfluss auf das geistliche Wachstum. Gott hat das Wachstum gegeben.
Das müssen wir auch heute wieder betonen, angesichts der starken Trends. Wir können das Wachstum nicht bewirken. Es ist Gott, der das Wachstum bewirkt. Wir können einfach treu das tun, wozu der Herr uns berufen hat.
Ich habe das Wort „Gott“ hier speziell in meiner Bibel angemerkt, weil ich es meistens mag, wenn alle Gottesnamen besonders hervorgehoben werden. „Gott, der das Wachstum gibt“ ist eine Bezeichnung für Gott. In Vers 7 heißt es weiter: Der, der pflanzt, und der, der begießt, sind eins. Jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit.
Paulus sagt also, dass er kein Problem mit Apollos hat, sie sind eins. Er macht seine Arbeit, Apollos macht seine. Man kann sie nicht gegeneinander ausspielen. Welche Hochachtung Paulus vor Apollos hatte, zeigt sich auch in Kapitel 16, Vers 12: „Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm viel zugeredet, dass er mit den Brüdern zu euch komme. Er war aber durchaus nicht willens, jetzt zu kommen. Doch wird er kommen, wenn er eine gelegene Zeit finden wird.“
Paulus respektierte Apollos vollkommen als Diener vor dem Herrn. Er hat ihm zwar nahegelegt, es wäre gut, wenn er kommen würde, aber er hat ihn nicht apostolisch unter Druck gesetzt. Paulus sagte: Gut, er kommt, wenn er es für richtig hält.
Es ist schön zu sehen, wie der Apostel Paulus auch andere Diener, die selbst keine Apostel waren, in ihrem Dienst und ihrer Verantwortung vor Gott so respektiert hat. Das ist ein wichtiges Prinzip.
Der Apostel Paulus sagt in Römer 14: „Was richtest du den Hausknecht eines anderen?“ Das heißt, was den Dienst anderer Brüder und Schwestern betrifft, so stehen sie zunächst einmal persönlich vor dem Herrn. Da müssen wir vorsichtig sein und nicht einfach hineinreden.
In Johannes 21, als Petrus fragt: „Und was ist dann mit dem?“ (gemeint ist Johannes), sagt der Herr: „Was geht es dich an? Folge du mir nach.“ Jeder steht als Diener vor dem Herrn.
Der Apostel Paulus hat Apollos so geachtet, und er war mit ihm eins. Man konnte sie nicht gegeneinander ausspielen. Das ist wunderbar, denn obwohl solche Machtkämpfe in der Gemeinde da waren, hätte Paulus denken können: „Jetzt könnte ich hier vielleicht mehr Einfluss gewinnen, wenn nicht so und so.“ Aber das beeinflusste Paulus in seinem Verhältnis zu Apollos überhaupt nicht. Das zeigt seine geistliche Haltung.
Paulus sagt weiter: Jeder wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit. Gott wird jeden Gläubigen für seinen Dienst belohnen.
Die Gemeinde als Gottes Bauwerk und Leib Christi
Die Gemeinde Gottes wird im 1. Korinther 3,9 als Gottes Bau beschrieben. Paulus erklärt, dass er der weise Architekt war, der den Grund gelegt hat. Dieser eine Grund ist Jesus Christus, das Felsfundament, auf das die Gemeinde errichtet wird. Nach Matthäus 16 heißt es: „Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde errichten.“ Dieser Felsen ist Jesus Christus. Petrus sagt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Und Jesus antwortet: „Du bist Petros, ein Stein, und auf diesen Felsen, Petra, werde ich meine Gemeinde errichten.“ Also ist nicht Petrus der Fels, sondern Petrus ist ein Stein (Petros), und der Fels (Petra) ist Christus. Schon im Alten Testament wird Gott als Fels bezeichnet. Er ist der Grund.
In Kapitel 3, Vers 16 heißt es weiter: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Die Gemeinde wird hier als Gottes Tempel dargestellt, also als Gottes Bau.
Ein weiteres Bild ist der Leib Christi. In Kapitel 12 wird dieses Thema ausführlich dargestellt, insbesondere in Verbindung mit den Gaben und Wirkungen des Geistes. Dort heißt es in 1. Korinther 12,12: „Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, so auch Christus.“ Denn alle sind durch einen Geist zu einem Leib getauft worden, seien es Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie. Alle sind mit demselben Geist erfüllt.
Die Gläubigen gehören also als Glieder zu diesem einen Leib. Wie sind sie dazu gekommen? Durch die Taufe mit dem Heiligen Geist. Das, was oft als Geistestaufe bezeichnet wird und angeblich ein zweites Erlebnis mit ekstatischen Auswirkungen sein soll, hat mit der Bibel überhaupt nichts zu tun. Paulus sagt von allen Gläubigen in Korinth, und schließt sich selbst mit ein, obwohl er kein Korinther war: „Wir sind alle zu einem Leib getauft worden in einem Geist.“ Das bedeutet, der Prozess, durch den ein Mensch ein Glied am Leib Christi wird, ist die Taufe mit dem Heiligen Geist. Diese Taufe führt in den Leib Christi hinein.
Paulus betont, dass es dabei keine Rolle spielt, ob man Jude oder Grieche ist. Beide Gruppen gab es in Korinth. Auch die soziale Spannung zwischen Sklaven und Freien wird im Leib Christi überwunden und die Gläubigen werden zusammengefügt.
Interessant ist, wie dieses Gebilde genannt wird. In Vers 12 heißt es: „Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, so auch Christus.“ Der Titel „Christus“ wird hier für den ganzen Leib verwendet. Der Leib Christi umfasst alle Erlösten und wird hier „der Christus“ genannt.
Nun versteht man, was Paulus in Kapitel 1 meinte, als er von den verschiedenen Gruppen sprach. Er sagt in Vers 12: „Ich sage aber dies, dass jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi.“ Wenn der Leib Christi zerschnitten wäre, wäre das eine Spaltung. Aber es ist ein Leib, und deshalb darf es keine Spaltungen geben. Das ist die Bedeutung von „Christus“ als Leib Christi: Die Gläubigen sind organisch mit ihrem Herrn verbunden.
Im Kolosserbrief wird Christus ausdrücklich als das Haupt des Leibes genannt. Die Gemeinde ist nicht die Königin von England. Offiziell ist die Königin das Oberhaupt der Church of England, und damit nimmt sie den Platz des Sohnes Gottes ein. Ob die Church of England jedoch die Gemeinde Gottes ist, ist eine andere Frage. Die Church of England ist ein Verein, in dem es viele echte Gläubige gibt, aber man kann sie nicht mit der Gemeinde Gottes gleichsetzen.
Das Haupt ist Christus, wie es in Kolosser 1,18 heißt: „Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde.“
Weiter ist zu beachten, dass der Leib Christi nicht die örtliche Gemeinde ist. Paulus sagt in 1. Korinther 12,13: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Er schließt sich mit ein, obwohl er nicht zu Korinth gehörte. Der Leib Christi ist überörtlich und umfasst alle wahren Gläubigen.
Man könnte einwenden, dass in 1. Korinther 12,27 steht: „Ihr aber seid Christi Leib und Glieder in Sonderheit.“ Hier ist es wichtig zu wissen, dass im Griechischen nicht „Ihr seid der Leib Christi“ steht, denn der Artikel fehlt. Es heißt „Ihr seid Christi Leib.“ Das bedeutet, die Korinther sind nicht der Leib Christi, aber alle Korinther gehören zum Leib Christi.
Der Leib Christi war in Korinth sichtbar durch die örtliche Gemeinde. Doch man kann nicht sagen, die Korinthergemeinde sei der Leib Christi. Es gibt nicht verschiedene Leiber Christi, sondern nur einen Leib, der alle Gläubigen auf der ganzen Erde umfasst.
Darum ist dieser Gedanke sehr wichtig: Im ersten Korintherbrief haben wir zwar die Ortsgemeinde vor uns, aber sie ist mit allen Gemeinden auf der ganzen Welt verbunden, wie wir gesehen haben.
Die Lehre über Christus im ersten Korintherbrief
Zur Lehre über Christus im Korintherbrief
Wir haben gesehen, wie der Herr Jesus bereits in 1. Korinther 1,2 genannt wird: „Unser Herr“, was seine Autorität betont. Dann wird er genannt „der Sohn Gottes“ (1. Korinther 1,9), wo es heißt: „Wir sind in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus berufen.“ In 1. Korinther 1,24 wird der Herr Jesus als „die Gotteskraft“ und auch als „Gottes Weisheit“ bezeichnet.
In 1. Korinther 1,30 wird er genannt „Weisheit von Gott, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung“. Für die wahren Gläubigen ist der Herr Jesus also Weisheit von Gott, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung.
Wir haben außerdem gesehen, dass er das einzige Fundament der Gemeinde ist (1. Korinther 3,11). Er ist auch der Richter der Gläubigen. In 1. Korinther 4,5 sagt Paulus, nachdem er erklärt hat, dass die Korinther ihn nicht in seinen verborgenen Motiven beurteilen können: „Urteilt nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, welcher auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird. Dann wird einem jeden sein Lob von Gott werden.“
Das bedeutet, der Herr Jesus wird einmal das Verborgene ans Licht bringen – im Himmel vor dem Richterstuhl Christi. Dort wird er sogar unsere Absichten offenbaren, die wir vielleicht gar nicht umsetzen konnten, also die verborgenen Ratschläge des Herzens. Ermutigend wird gesagt, dass dann jedem sein Lob vor Gott zuteilwerden wird. Nicht nur für das, was wir für den Herrn getan haben, sondern auch für die Absichten und Pläne, die wir für ihn hatten. Er weiß, wo wir können und wo wir nicht können, und sogar die Absichten werden einmal ans Licht kommen.
Er ist der Richter, der die Motive der Gläubigen gerecht beurteilen und auch belohnen wird.
Weiterhin wird der Herr Jesus in 1. Korinther 5,7 als unser Passa bezeichnet. Dort heißt es in der zweiten Vershälfte: „Denn auch unser Passa Christus ist für uns geschlachtet.“ Paulus spielt hier auf die Passafeier an und sagt in Vers 7: „Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr eine neue Teigmasse seid, gleich wie ihr ungesäuert seid.“ Christus ist unser Passa.
Sauerteig steht in der Bibel oft für Sünde, die ansteckend ist. Wenn man frischen Teig hat und ein bisschen Sauerteig dazugibt, breitet sich der Säuerungsprozess durch den ganzen Teig aus. Beim Passa in Ägypten mussten die Israeliten allen Sauerteig aus ihren Häusern entfernen und nur ungesäuertes Brot essen, zusammen mit dem Passalam. Das sollte zeigen, was echte Bekehrung bedeutet – die Befreiung aus der Knechtschaft der Welt und Satans.
Christus ist unser Erlöser, sein Blut rettet uns vor Gottes Zorn. Aber wir müssen die Sünde aus unserem Leben durch Buße und Reue entfernen, also den gesamten Sauerteig hinaustun.
In 1. Korinther 5 geht es darum, dass schwere Sünde in der Gemeinde toleriert wurde. Da sagte der Apostel Paulus, ihr müsst wie beim Passa allen Sauerteig hinausfegen. Im Judentum geht man mit einer Lampe vor dem Passa durch das ganze Haus und sucht überall nach Brotresten mit Sauerteig. Alles muss hinausgefegt, hinausgeputzt werden.
Das war eine wunderbare Einrichtung für Israel, auch als Schutz gegen die Pest. Denn so musste man einmal im Jahr eine totale Frühlingsreinigung durchführen. Es gab keine Speisereste, die Mäuse und Ratten anziehen, und diese bringen ja oft Pesterreger mit. So hatte Israel gegenüber den anderen Völkern durch diese Hygienemaßnahme einen besonderen Vorteil.
Aber hier geht es um die Gemeinde: aller Sauerteig muss hinaus, Sünde darf in der Gemeinde nicht einfach stehen bleiben. Es ging um Unzucht, also um handgreiflich schwere Sünde.
In 1. Korinther 4 sagt Paulus: „Ihr dürft nicht meine Motive richten.“ Und in Kapitel 5 sagt er: „Ihr müsst diesen Hur richten und hinaustun.“ Ist das nicht ein Widerspruch? Nein! Motive, die verborgen sind, können wir nicht richten, weil wir nicht in die Herzen der Menschen hineinschauen können. Aber das, was jemand tut, müssen wir richten.
Wenn jemand in der Gemeinde Ehebruch begeht, dann muss die Gemeinde handeln und den Sauerteig entfernen, das heißt, den Schuldigen ausschließen, bis er Buße tut. Das leitet der Apostel Paulus aus dem Passa ab, wo man den Sauerteig hinausfegen muss.
Er sagt in Vers 8: „Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuertem Brot der Lauterkeit und Wahrheit.“
Ungesäuertes Brot ist wahres Brot. Gesäuertes Brot täuscht mehr vor, als tatsächlich da ist. Es ist verlogenes Brot. Darum werden die Matzen hier als „Brot der Lauterkeit und Wahrheit“ bezeichnet. Es ist ganz einfach, aber echt.
Kapitel 4 ist sehr wichtig: Motive können und dürfen wir nicht richten in den Herzen anderer, aber über die Taten müssen wir urteilen, dort, wo es konkret ist (1. Korinther 5,1-13). Dort sagt der Apostel Paulus in Vers 12: „Denn was habe ich auch zu richten, die draußen sind?“ Im Blick auf die Ungläubigen draußen haben wir keine Verantwortung. „Ihr richtet nicht, die drinnen sind; die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus!“
Dann wird Christus beschrieben als der Schöpfer aller Dinge (1. Korinther 8,6): „So ist doch für uns ein Gott, der Vater, von welchem alle Dinge sind und wir für ihn, und ein Herr Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind und wir durch ihn.“
Von Gott dem Vater sind alle Dinge, und durch den Herrn Jesus Christus sind alle Dinge. Das bedeutet: Die Pläne für die Erschaffung der Welt kommen vom Vater, aber der Sohn hat sie persönlich ausgeführt.
Darum wird auch in Johannes 1,3 gesagt: „Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“ Alles, was je ins Dasein gekommen ist, ist also durch den Sohn Gottes erschaffen worden.
Durch ihn sind alle Dinge, aber die Pläne sind vom Vater. Es ist wie bei der Erlösung: Die Erlösung war geplant vom Vater. Der Vater hat nach Epheser 1 die Gläubigen vor Weltbeginn zuvorbestimmt. Aber der Herr Jesus ist in die Welt gekommen, um stellvertretend zu sterben. Nicht der Vater hat am Kreuz gelitten, sondern der Sohn.
Der Vater fasst die Ratschlüsse, der Sohn führt sie aus – übrigens in der Kraft des Heiligen Geistes. Denn in Hebräer 9 lesen wir, dass der Herr Jesus sich selbst geopfert hat durch den ewigen Geist. Auch in Hiob 33 wird der Heilige Geist als Schöpfer bezeichnet. Elihu sagt: „Der Geist Gottes hat mich gemacht.“ Also hat Jesus in Verbindung mit der Kraft des Heiligen Geistes auch erschaffen.
Weiter wird Jesus als der Fels bezeichnet (1. Korinther 10,4). Paulus erzählt die Geschichte vom Auszug aus Ägypten, wie das Volk durch das Rote Meer ging, wie sie dann Wasser aus dem Felsen bekamen und das Manna aus dem Himmel. Er erklärt in 1. Korinther 10,4 am Schluss: „Der Fels aber war der Christus.“
Das bedeutet, der Fels in 2. Mose 17 ist ein Symbol für Christus.
Jetzt könnte man sagen, Zwingli hätte gesagt: „Ja, dieser Fels war Christus, es steht ja hier ‚der Fels war Christus‘.“ Nein, der Fels bedeutete Christus. Aber hier steht: „war Christus“, und darum hat Luther im Gegensatz zu Zwingli genau umgekehrt argumentiert. Luther sagte: „Es steht ja, ‚dies ist mein Leib‘“, und Zwingli sagt: „Nein, es bedeutet ‚mein Leib‘.“ Aber hier hätte Luther auch sagen können: „Es steht, der Fels aber war der Christus.“ Ja, aber diese Ausdrucksweise hat den Sinn „bedeutete“.
Darum steht auch in Galater 4, dass der Berg Hagar der Berg Sinai in Arabien ist. War Abraham mit einem Berg verheiratet? Nein, es war eine ägyptische Macht, und ihre symbolische Bedeutung als Sklavin ist die gleiche wie die dieses Bundes am Sinai, der Israel zu Sklaven Gottes machte.
So bedeutet „Hagar war der Berg Sinai“ sinngemäß, dass Hagar das Gleiche bedeutete wie der Berg Sinai. Und hier bedeutet der Fels Christus.
Dieser Fels ist aber eigenartig. Es steht in 1. Korinther 10,4: „Und alle tranken denselben geistlichen Trank; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, welcher nachfolgte.“ Können Felsen gehen?
Die Rätsellösung ist diese: In 2. Mose 17 schlägt Mose den Felsen, und es kommt Wasser heraus, das ganze Volk trinkt. Dieses Wasser wurde zu einem Strom und floss in der Sinaiwüste, so dass Israel während der Wüstenreise mit Wasser versorgt wurde, auch als sie weitergingen.
Das steht auch in Psalm 78, Vers 41: „Er öffnete den Felsen, und es flossen Wasser heraus; sie liefen in den dürren Örtern wie ein Strom.“ Das war kein kleines Bächlein, sondern ein Strom.
So ging dieser Fels mit Israel, das in der Sinaiwüste wanderte, und folgte ihnen nach, indem das Wasser mit ihnen ging.
Wichtig ist, dass der Apostel Paulus diese Geschichte geistlich überträgt. Er nennt diesen Trank aus dem Felsen einen geistlichen Trank, weil er eine geistliche Bedeutung hat.
Nach Johannes 7,37 spricht das von der Erfrischung durch den Heiligen Geist. Das Manna aus dem Himmel nennt er eine geistliche Nahrung, denn das Manna spricht von dem Herrn Jesus Christus, dem Brot aus dem Himmel (Johannes 6).
Der Fels spricht von dem Herrn Jesus, der geschlagen werden musste, damit der Heilige Geist kommen konnte, um uns Gläubige zu tränken.
In 1. Korinther 12,13 lesen wir, dass wir alle mit einem Geist getränkt worden sind.
Hier wird also gezeigt, wie wir das Alte Testament lesen müssen: Es hat eine geistliche Bedeutung zusätzlich zur wörtlichen Bedeutung.
Christus ist der Fels.
In 1. Korinther 11,3 wird Christus genannt „das Haupt jedes Mannes“. In 1. Korinther 15,20 ist er „der Erstling der Entschlafenen“, also der Erste, der auferstanden ist aus den Toten und nicht mehr stirbt.
Es gab Leute, die sind schon vorher auferstanden, wie zum Beispiel Lazarus, aber sie sind alle wieder gestorben. Es gilt so wie in Märchen: „Sie waren glücklich, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch.“ Aber tatsächlich ist Lazarus nicht mehr da, und all diese Auferstandenen sind wieder gestorben – ein zweites Mal.
Der Herr Jesus ist der Erstling, der auferstanden ist und nicht mehr stirbt.
Er wird genannt „der letzte Adam, ein lebendig machender Geist“. Das wurde heute Morgen schon behandelt (1. Korinther 15,45).
Er wird genannt „der zweite Mensch vom Himmel“. Adam war der erste Mensch von der Erde, der die Menschheit in die Sünde geführt hat, und Christus ist der Retter, der vom Himmel gekommen ist. Er wird genannt „der Himmlische“ (1. Korinther 15,47).
Das Alte Testament ist für uns Christen geschrieben worden. Denn in 1. Korinther 10,6 heißt es, nachdem über die Geschichte Israels berichtet wird: „Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, dass wir nicht nach bösen Dingen gelüsteten, gleich wie auch jene gelüsteten.“
Da wird also ganz klar gesagt, das Alte Testament ist für die Gemeinde geschrieben. Wenn wir denken, es sei verheerend, wie in den Gemeinden weltweit oft das Alte Testament einfach keine Bedeutung hat und völlig vernachlässigt wird, weil man meint, das Alte sei nur für Israel und das Neue Testament für die Gemeinde – das ist nicht wahr.
Der Apostel Paulus sagt, es ist für uns geschrieben. Die Gemeinde ist zwar nicht unter dem Gesetz, aber das ganze Alte Testament hat eine geistliche Bedeutung und Belehrung für uns.
Das Passa spricht von Christus, der geistliche Trank spricht vom Heiligen Geist, die geistliche Speise vom Himmel, das Manna, spricht vom Herrn Jesus, unserer Nahrung, der Fels spricht von ihm, dem Fels, und so weiter.
Weiter heißt es in 1. Korinther 10,11: „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf welche das Ende der Zeitalter gekommen ist.“
Mose hat also die Bücher Mose zu unserer Ermahnung geschrieben. Das steht hier.
Oder in 1. Korinther 9,10: „Denn in dem Gesetz Mose steht geschrieben: ‚Du sollst dem Ochsen, der da trischt, nicht das Maul verbinden.‘“ Das ist 5. Mose 25,4.
Ist Gott etwa für die Ochsen besorgt? Oder spricht er nicht vielmehr um unseres Willen? Denn es ist um unseres Willen geschrieben, dass der Pflügende auf Hoffnung pflügen soll und der Dreschende auf Hoffnung dreschen, um dessen Teilhaftigkeit zu erlangen.
Der Apostel Paulus sagt: Im Gesetz steht, ein Ochse, der drischt, der über die Getreidehalme geht, um auszudreschen, dem durfte man den Mund nicht verbinden. Das heißt, er durfte zwischendurch auch etwas fressen.
Nun sagt Paulus, das ist wegen uns geschrieben. Er erklärt in diesem Kapitel, dass Evangelisten, die vom Evangelium leben, vom Evangelium leben dürfen.
Wenn der Herr sie zu einem vollzeitlichen Dienst berufen hat, dann ist es richtig, wenn sie von diesem Dienst auch leben dürfen.
Das leiten wir ab aus dem Grundsatz aus dem Gesetz: „Du sollst dem Ochsen das Maul nicht verbinden.“ Es ist wegen uns geschrieben.
So sehen wir, wie wir sogar die Details im Gesetz geistlich für uns heute verstehen können.
Das Alte Testament ist für uns Christen geschrieben worden, aber wir müssen es richtig gebrauchen.
Wir dürfen die Christen nicht unter das Gesetz vom Sinai bringen, sondern müssen die geistliche Bedeutung für uns herausarbeiten.
Das Abendmahl und seine Bedeutung im ersten Korintherbrief
Dann eine Besonderheit, eine sehr spezielle Besonderheit: Der Erste Korintherbrief ist der einzige Brief, der das Thema Abendmahl ausführlich behandelt.
Sonst wird das Abendmahl nur im Matthäusevangelium bei der Einsetzung erwähnt, ebenso in Markus und Lukas. Im Ersten Korintherbrief wird das Abendmahl in 1. Korinther 10,14-22 in Verbindung mit dem Tisch des Herrn behandelt und außerdem in 1. Korinther 11,20-34.
Es hätte jemand auf die Idee kommen können, dass das Abendmahl eigentlich nur für Juden, für jüdische Gläubige bestimmt ist, denn der Herr hat es ja im Kreis der Apostel eingesetzt, die alle Juden waren.
Gerade der Erste Korintherbrief macht jedoch deutlich, dass das Abendmahl für die Gemeinde bestimmt ist, und zwar für eine Gemeinde, die sowohl aus gläubigen Juden als auch aus Heiden besteht.
Außerdem wird klar, dass das Abendmahl in die örtliche Gemeinde gehört und keine Familienangelegenheit ist. Wenn wir als Familie zum Beispiel in den Ferien sagen würden: „Jetzt könnten wir mal Abendmahl feiern“, dann sind wir keine Gemeinde, sondern eine Familie.
Der Erste Korintherbrief, der die Gemeinde behandelt, bringt das Abendmahl in Verbindung mit den Zusammenkünften der Gemeinde in Korinth. In 1. Korinther 11,20 sagt Paulus: „Wenn ihr nun an einem Ort zusammenkommt, so ist es nicht des Herrn Abendmahlessen.“
Die Korinther kommen also als Gemeinde an einem Ort zusammen, doch sie haben das Abendmahl ganz falsch gefeiert. Das Abendmahl gehört jedoch eindeutig in die Gemeinde.
Die eindrückliche Beschreibung der Liebe
Dann haben wir als hervorzuhebende Besonderheit die eindrückliche Beschreibung der Liebe in 1. Korinther 13. Es ist eine so tief bewegende Darstellung dessen, was echte Liebe ist.
Für Liebe steht hier immer das Wort Agape. Dieses Wort wurde von den alten Griechen kaum verwendet. Lange Zeit glaubte man in der Forschung, Agape sei eine Erfindung und bei den alten heidnischen Griechen noch gar nicht bekannt gewesen. Doch schließlich wurden Inschriften entdeckt, in denen das Wort Agape vorkommt.
Es war offensichtlich ein sehr selten verwendetes Wort. In den Inschriften ist natürlich nur ein Teil der Wörter überliefert, die jemals gebraucht wurden. Diese seltene Bezeugung zeigt, dass das Wort auch damals nur selten verwendet wurde. Im Neuen Testament ist Agape jedoch das Wort für die Liebe Gottes.
Der Heilige Geist wollte ein Wort verwenden, das nicht durch falsche heidnische Vorstellungen von Liebe belastet war. Es gab das Wort Philia, das mehr die Liebe zu solchen meint, die zur gleichen Kategorie gehören – die Liebe zu Freunden, zu Menschen, die einem irgendwie passen oder von der gleichen Gruppe sind. Dann gibt es das Wort Eros, das Liebe im allgemeinen Sinn bedeuten kann, aber auch bis zu perverser Liebe reichen kann. Dieses Wort war also sehr belastet. Es konnte zwar positiv verwendet werden, doch wegen der starken Belastung hat der Heilige Geist es im Neuen Testament kein einziges Mal verwendet.
Philia und Eros werden im Neuen Testament nicht gebraucht. Dann gab es noch das Wort Storge, das die spezielle Liebe von Eltern zu Kindern und umgekehrt bezeichnet. Dieses Wort wird in 2. Timotheus 3 erwähnt, wo es heißt, in der Endzeit werden die Menschen ohne natürliche Liebe sein. Im Zusammenhang mit Abtreibung wirkt diese fehlende natürliche Liebe erschreckend aktuell.
Für die Liebe Gottes wird Agape verwendet, ein Wort, das völlig unbelastet war. Es konnte darum mit dem Inhalt gefüllt werden, dass es die Liebe ist, die in Gott ist. Die Liebe ist Teil von Gottes Wesen. „Gott ist Liebe“, sagt erst Johannes 4.
Dann wird die Liebe so beschrieben (1. Korinther 13,4-8): Die Liebe ist langmütig, sie ist gütig. Die Liebe neidet nicht, sie tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf. Sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern und rechnet Böses nicht zu. Sie freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sondern freut sich mit der Wahrheit. Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. Die Liebe vergeht nimmer.
Jedes Mal steht hier das Wort Agape.
Das Geheimnis der Entrückung
Dann etwas Besonderes: In diesem Brief wird von dem Geheimnis der Entrückung gesprochen. Händel hat diese Stelle so schön in seinem Werk „Der Messias“ vertont.
In 1. Korinther 15,51 heißt es: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, und zwar in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune. Denn posaunen wird es, und die Toten werden unverweslich auferweckt werden, und wir werden verwandelt werden.“
Ein Geheimnis im Neuen Testament ist eine Wahrheit, eine göttliche Offenbarung, die im Alten Testament noch unbekannt war. Das sehen wir zum Beispiel im Epheserbrief. Dort wird vom Geheimnis des Leibes gesprochen. Paulus erklärt, dass dieses Geheimnis in früheren Generationen und Zeitaltern den Menschen nicht kundgetan wurde. Jetzt aber wurde es durch den Heiligen Geist den Aposteln und Propheten mitgeteilt.
So finden wir in den Paulusbriefen acht verschiedene Geheimnisse. Eines davon ist das Geheimnis der Entrückung. Man muss die Entrückung also nicht im Alten Testament suchen. Die Entrückung der Gemeinde war ein Geheimnis, aber jetzt ist sie offenbart.
Übrigens hat die „letzte Posaune“ hier nichts mit den sieben Posaunen in der Offenbarung zu tun, die in der großen Drangsalzeit nach der Entrückung ertönen werden. Der Apostel Paulus sagt: „Verwandelt in einem Augenblick bei der letzten Posaune, bei der letzten Posaune.“ Ist das nicht eine Anspielung auf die siebte Posaune?
Nein, die Korinther kannten diese Offenbarung noch gar nicht. Die Offenbarung wurde erst um 95 nach Christus offenbart, der erste Korintherbrief aber um 54. Die „letzte Posaune“ muss also etwas Bekanntes sein.
Im römischen Heerwesen kannte man die letzte Posaune. Die erste Posaune bedeutete das Lager abbrechen, die zweite Posaune hieß „in Reih’ und Glied sechs Reihen aufstellen“, und die letzte Posaune war das Signal zum Aufbruch.
So ist die letzte Posaune die Posaune des Aufbruchs. Dann könnten wir singen: „Oh, when the Saints go marching in“ – wenn die Heiligen einmarschieren. Das ist die Entrückung! Wenn die Gläubigen bei der letzten Posaune aufbrechen, von dieser Erde in die himmlische Herrlichkeit.
Der Schlussgruß und die Echtheit der Paulusbriefe
Dann noch eine Besonderheit: Wir hatten ja schon von diesem eindrücklichen Schluss gesprochen, 1. Korinther 16,21 – der Gruß „mit meiner des Paulus Hand“. Paulus wollte hier symbolisch den Korinthern die Hand geben.
In 2. Thessalonicher 3 wird erklärt, dass Paulus bei den Briefen, die er diktierte – und der Korintherbrief wurde wohl durch Sostenes geschrieben, der Mitabsender war – den Schluss jeweils eigenhändig schrieb. In 2. Thessalonicher 3,16-17 heißt es: „Der Gruß mit meiner des Paulus Hand, welches das Zeichen in jedem Briefe ist, so schreibe ich. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.“
Die Schlussverse wurden also jeweils von Paulus eigenhändig geschrieben, damit man anhand des Schriftzugs erkennen konnte, welcher ein echter Paulusbrief und welcher eine Fälschung ist. In 2. Thessalonicher 2,3 steht nämlich, dass die Thessalonicher mindestens einen gefälschten Brief unter dem Namen Paulus erhalten hatten.
Diese Fälschungen sind heute nicht mehr vorhanden, sie wurden alle beseitigt. Kein Problem, man konnte den Schriftzug am Schluss mit dem des Epheserbriefs vergleichen – genau derselbe – oder mit dem des Kolosserbriefs, ebenfalls genau gleich, und dem des Thessalonicherbriefs, ebenfalls identisch. So konnten die gefälschten Briefe ausgemerzt werden.
Damit war eindeutig klar, welche Briefe von Paulus stammen und welche nicht. Darum hatten besonders in den Ländern Türkei, Griechenland und Italien die Menschen wohl über mehrere Jahrhunderte hinweg noch die Original-Papyrushandschriften der Apostel und Propheten des Neuen Testaments.
In diesen Ländern konnten deshalb besonders genaue Handschriften kopiert werden. Denn auch im dritten Jahrhundert konnte man wohl noch eine Paulushandschrift zurate ziehen, um sie zu korrigieren oder direkt abzuschreiben.
Deshalb ist das Argument, das manchmal angeführt wird, dass der Nestle-Aland-Text sich besonders auf ägyptische Handschriften stützt, kritisch zu sehen. In Ägypten hat man zwar die ältesten Handschriften gefunden, weil es dort sehr trocken ist – noch trockener als in der Türkei, Griechenland und Italien. Aber in Ägypten hatte man keine Originale.
Darum sind diese ägyptischen Handschriften viel unzuverlässiger als die Handschriften aus der Türkei, Griechenland und Italien, die man zum Mehrheitstext zählt. Dort hatte man noch Zugriff auf Originaltexte.
Wenn eine Handschrift aus dem vierten Jahrhundert stammt, ist das keine schlechte Handschrift. Denn sogar im vierten Jahrhundert konnte man noch eine Handschrift aus dem ersten Jahrhundert als Vorlage nehmen. Dann ist sie so gut wie eine Erstausgabe aus dem zweiten oder ersten Jahrhundert.
Das war nur ein kleiner Seitenhieb zur ganzen Nestle-Aland-Geschichte, weil dieses Thema meistens unter den Tisch gewischt wird. Wir können vielleicht dort mehr Betonung legen, wo man allgemein weniger hört, anstatt dort, wo man mehr hört. Unsere Zeit als Einführung ist ja begrenzt.
Am liebsten würde ich alle Kapitel im Detail durchnehmen. Aber dafür könnte man ja nach Erlinsbach kommen, jede Woche. Dort gehen wir im Moment im Bibelkreis den ersten Korintherbrief Vers für Vers durch.
Das Verhalten von Mann und Frau im Gottesdienst (1. Korinther 11)
Zu 1. Korinther 11, einem sehr umstrittenen Abschnitt unter Gläubigen:
Der Apostel Paulus sagt in Vers 2: „Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner eingedenk seid und die Überlieferungen haltet, wie ich sie euch überliefert habe.“
Er fährt fort: „Ich will aber, dass ihr wisst, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, des Christus Haupt aber Gott. Jeder Mann, der betet oder weissagt und dabei etwas auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt. Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt, denn sie ist ein und dasselbe wie die, welche geschoren ist. Denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, so werde ihr auch das Haar abgeschnitten. Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren werde, so lasse sie sich bedecken. Der Mann soll nicht das Haupt bedecken, da er Gottes Bild und Herrlichkeit ist. Die Frau aber ist des Mannes Herrlichkeit, denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann. Der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen. Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen. Dennoch ist weder die Frau ohne den Mann, noch der Mann ohne die Frau im Herrn, denn gleich wie die Frau vom Mann ist, so ist auch der Mann durch die Frau. Alles ist aber von Gott. Urteil bei euch selbst. Ist es anständig, dass eine Frau unbedeckt zu Gott betet? Lehrt euch nicht auch selbst die Natur, dass wenn ein Mann langes Haar trägt, es eine Unehre für ihn ist? Wenn aber eine Frau langes Haar trägt, ist es eine Ehre für sie, weil das Haar ihr anstatt eines Schleiers gegeben ist. Wenn es aber jemandem gut dünkt, streitsüchtig zu sein, so haben wir solche Gewohnheit nicht noch die Gemeinden Gottes.“
Grundsätzlich müssen wir festhalten: Es gibt nur ganz wenige Symbole im Christentum. Im Judentum gibt es viele symbolische Dinge, wenn wir an die verschiedenen Opfer denken, an das Tempelgebäude mit all seinen Nebengebäuden, und an die rituellen Vorschriften über Speise, Trank und Waschungen. Das Judentum ist geprägt durch äußere Symbole, die Gott eingerichtet hat, wie wir aus Kolosser 2,16 als Schattenbilder auf das, was Christus einmal als geistliche Realität bringen sollte, wissen.
Im Christentum hingegen gibt es nur wenige Symbole: die Taufe, eine symbolische Handlung, aber nur einmal, wie es in Epheser 4 heißt: eine Taufe. Im Judentum hingegen gab es Waschungen, ein Untertauchen, das immer wieder wiederholt werden musste. Dann gibt es das Abendmahl mit Brot und Wein und hier in 1. Korinther 11 die Bedeckung beziehungsweise keine Bedeckung und langes beziehungsweise kurzes Haar.
Alle diese Symbole kommen nur zusammen im 1. Korintherbrief vor. Die Taufe wird erwähnt in Kapitel 1, Vers 13: Paulus sagt: „Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf Paulus Namen getauft worden? Ich danke, dass ich niemanden von euch getauft habe, außer Crispus und Gaius, auf dass nicht jemand sage, dass ich auf meinen Namen getauft habe. Ich habe aber auch das Haus des Stephanas getauft, sonst weiß ich nicht, ob ich jemand anders getauft habe, denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen.“ Paulus spricht noch oft über die Taufe und lehrt ihre Bedeutung in anderen Briefen, aber selbst hat er kaum getauft. Das war nicht sein Auftrag, aber er lehrt die Taufe in vielen Briefen wie Römer, Kolosser und Epheser.
Im ersten Korintherbrief wird die Taufe erwähnt, dann das Abendmahl in den Kapiteln 10 und 11, sowie die Bedeckung und das Haar in Kapitel 11.
Interessant ist, dass viele Leute sagen, sie können mit Symbolen nicht viel anfangen, das seien Äußerlichkeiten. Gott sehe ja nicht auf das, was vor Augen ist, heißt es in 1. Samuel 16, sondern er sehe auf das Herz. Der Zusammenhang dort ist, dass Samuel dachte, einer der großen Söhne von Isai werde König werden, aber Gott wählte den kleinen David. Menschen sehen auf das Äußere, Gott aber auf das Innere. Das ist tröstlich, hat aber mit den Symbolen hier nichts zu tun.
Eigenartig ist, dass in 1. Korinther 10,14 und folgenden Versen Symbole von Brot und Wein vorkommen, dann in Kapitel 11 langes Haar, kurzes Haar, Bedeckung, keine Bedeckung, und ab Vers 20 wieder Brot und Wein. Kaum ein Christ hat Probleme mit dem Abendmahl, aber beim Thema Haare und Bedeckung gibt es oft Schwierigkeiten. Das Abendmahl wird als wichtig angesehen, und wenn es in einer Gemeinde nicht richtig gefeiert wird, ist man schnell enttäuscht.
Man hat auch gesagt, diese Vorschriften in 1. Korinther 11,2 und folgende seien an die damalige Situation in Korinth angepasst. Dort gab es viele Prostituierte, die kahl geschoren waren, und deshalb sollten die korinthischen Frauen nicht kahlgeschoren herumlaufen. Das steht in einem Bibelkommentar, und viele haben das abgeschrieben. Man kann genau zurückverfolgen, wer das zuerst geschrieben hat. Doch diese Quelle nennt keine Belege, und es ist heute klar, dass das eine Erfindung ist, die sich verbreitet hat, aber historisch nicht belegbar ist.
Außerdem stehen die Vorschriften hier im Gegensatz zu den kulturellen Gebräuchen der damaligen Zeit. Im Judentum war es beim Beten üblich, dass Männer sich bedecken und auch Frauen. Das gilt heute noch: Männer tragen die Kippa beim Beten, Frauen etwas weniger streng, aber grundsätzlich bedeckt. Bei den Griechen beteten Frauen und Männer unbedeckt zu ihren Göttern, bei den Römern waren Männer und Frauen bedeckt. Die Situation in 1. Korinther 11, dass die Frau bedeckt betet und weissagt und der Mann nicht, passt weder zum Judentum noch zur griechischen oder römischen Kultur. Es ist typisch christlich.
In Vers 2 lobt Paulus die Korinther, dass sie diese Dinge eingehalten haben: „Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner eingedenk seid und die Überlieferungen, wie ich sie euch überliefert habe, festhaltet.“ Wieder eine Gelegenheit, die Korinther zu loben, obwohl sie oft danebenlagen. Er hätte sagen können, dass sie in praktischen Dingen versagten, aber bei diesen äußeren Dingen treu waren. Er lobt sie dafür, obwohl sie nicht wissen, was es bedeutet. Es gibt Leute, die sagen, sie tun es nicht, weil sie nicht wissen, was es bedeutet, aber Gehorsam heißt auch, etwas zu tun, was man nicht versteht. Paulus sieht überall, wo er loben kann, und lobt sie dafür.
Der Apostel erklärt, dass es um eine göttliche Ordnung geht, eine Regierungs- oder Autoritätsordnung: zuerst Gott, dann Christus als Mensch – wichtig, denn Jesus sagt in Johannes 14, der Vater sei größer als ich. In seiner Gottheit als ewiger Sohn ist er dem Vater gleich. In Philipper 2,5 wird erklärt, dass Christus es nicht für einen Raub achtete, gottgleich zu sein, sondern sich erniedrigte und Mensch wurde.
Die Reihenfolge ist also: Gott, Christus als Mensch, dann der Mann, der unter Christus steht, und die Frau. Es geht um die Schöpfungsordnung und göttliche Ordnung, zurückgehend auf 1. Mose 1 und 2. In Psalm 8 wird Gott als Schöpfer erwähnt, dann der Messias, der Sohn des Menschen, und Mann und Frau, die unter dem Messias stehen. Der Mensch wird dort erwähnt – der natürliche Mensch (Enosch), der sündige Mensch, und der Menschensohn (Ben Adam), der Messias. So gibt es auch einen Bezug zu Psalm 8.
Wer sagt, Kapitel 11 habe mit damaligen Traditionen zu tun, muss bedenken, dass Paulus zuerst die göttliche Ordnung erklärt, die seit der Erschaffung der Welt gilt. Wichtig: Die Gemeinde steht nicht unter dem Gesetz von Sinai, also nicht unter den Geboten ab 2. Mose 19 mit den Zehn Geboten und den vielen weiteren Geboten. Paulus geht zurück auf die Schöpfungsordnung, und diese gilt auch für Christen.
Man könnte sagen, in 1. Korinther 15 steht, dass Christus der Himmlische ist und wir die Himmlischen. Sind wir also keine richtigen Menschen mehr und stehen über diesen Ordnungen? Nein, 1. Korinther 11 bringt uns wieder auf den Boden zurück. Wir sind Menschen und stehen in dieser Schöpfungsordnung.
Dieses Kapitel beruft sich auf 1. Mose 1,27: Gott schuf den Menschen als Mann und Frau, wörtlich männlich und weiblich. Der Unterschied der Geschlechter ist von Gott gewollt und in die Schöpfung gegeben.
Wir haben heute Morgen in 1. Mose 2 gesehen, dass zuerst der Mann erschaffen wurde. Auf diese Reihenfolge wird hier Bezug genommen. Dann wird erklärt, dass die Frau wegen des Mannes erschaffen wurde, weil es nicht gut ist, dass der Mann allein sei. Das wird auch hier erklärt: Die Frau ist wegen des Mannes erschaffen worden.
Um das auszugleichen und falsche Schlüsse zu vermeiden, sagt Paulus: „Aber der Mann ist auch durch die Frau.“ Das heißt, jeder Mensch ist von einer Mutter geboren worden. Menschen gibt es nur, weil es Frauen gibt. Natürlich auch Männer, aber die Geburt erfolgt durch die Frau. Das können Feministinnen nicht ändern.
Weiter wird betont, dass der Mann zuerst Gottes Gebote erhielt (1. Mose 2,17), und die Frau danach erschaffen wurde, als Hilfe und Entsprechung. So wird deutlich gemacht, dass der Mann die Führungsaufgabe haben sollte nach der Schöpfungsordnung. Deshalb hat Gott den Mann zuerst und dann die Frau geschaffen, und der Mann bekam die Gebote Gottes, noch bevor die Frau da war.
Diese Schöpfungsordnung wird ab Vers 4 sichtbar, beim Beten und Weissagen: „Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Kopf hat, entehrt sein Haupt.“ Beten ist klar, was ist Weissagen? In Kapitel 14, Vers 2 wird das erklärt. Vers 3: „Wer weissagt, redet den Menschen zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung.“ Weissagen heißt also, das Wort Gottes anderen weitergeben, so dass es ihren Bedürfnissen entspricht zur Erbauung, Trost und Ermahnung.
Wenn ein Mann weissagt, also das Wort Gottes weitergibt, soll er nichts auf dem Kopf haben.
Vers 5: „Jede Frau, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt.“
Zum griechischen Text: Vers 5 „unbedeckt“ heißt im Griechischen „a katakalypto, tekephale“, wörtlich „nicht von oben her bedeckt bezüglich des Kopfes“. Es geht also nicht um eine Verhüllung, sondern darum, dass die Frau etwas auf dem Kopf haben soll. Im Text steht auch „etwas auf dem Haupt haben“ und eine Bedeckung von oben herab.
Das bedeutet, wenn die Frau etwas auf dem Kopf hat, sagt sie: Über mir steht eine Autorität, und damit ist der Mann gemeint. Das ist ähnlich wie bei der Kippa im Judentum, die keine Verhüllung ist, sondern ein kleines Käppchen, das die Anerkennung von Gottes Autorität ausdrückt.
Hier wird gesagt, die Frau soll etwas auf dem Haupt haben, aber der Mann soll nicht bedeckt sein, weil er Gottes Bild und Herrlichkeit ist, da er zuerst geschaffen wurde. Die Frau soll beim Beten und Weissagen, wo man denken könnte, sie übernimmt die Führung, mit dem Zeichen deutlich machen: Nein, ich anerkenne die Schöpfungsordnung.
Wo genau das stattfindet, ist noch die Frage. Einige Bibelübersetzungen haben als Titel „Über das Verhalten im Gottesdienst“. Das kann man streichen, denn in den Versen 2 bis 16 geht es nicht um die Zusammenkunft als Gemeinde, das wird nicht erwähnt. Anders in Kapitel 14, Vers 34, wo es heißt: „Eure Frauen sollen schweigen in den Gemeindezusammenkünften, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterworfen zu sein.“ Das gilt nur für die Gemeindezusammenkunft, nicht für Familie, Hauskreis, Jugendgruppe oder Frauenfrühstück.
1. Korinther 11 spricht grundsätzlich, wenn eine Frau weissagt, also das Wort Gottes zur Ermahnung, Ermunterung und Tröstung weitergibt oder betet, soll sie anzeigen, dass sie eine Autorität über sich anerkennt. Das macht Vers 10 deutlich: „Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben.“ Das bedeutet ein Zeichen der Autorität, unter der sie steht.
Es steht nichts von einem Kopftuch oder Hut, sondern einfach eine Bedeckung von oben herab. Wie das konkret aussieht, ist den Gläubigen überlassen, es soll ein Zeichen sein, keine Verhüllung, kein Schleier, sondern etwas auf dem Haupt.
Dann wird erklärt, dass sie das um der Engel willen tun sollen. Es gibt unsinnige Erklärungen, dass es vor Engeln schütze, die sexuelle Begierden hätten. In manchen Kommentaren steht viel Unsinn.
Die nüchterne biblische Bedeutung ist: Es geht um Autorität und die Anerkennung von Autorität, wie Gott sie gewollt hat. Das ist ein wichtiges Thema für die Engel.
In 1. Korinther 4 sagt Paulus: „Wir sind ein Schauspiel für die Engel.“ Die Engelwelt schaut uns zu. In Epheser 3,10 wird gesagt, dass durch die Gemeinde der Engelwelt Gottes Weisheit mitgeteilt wird. Die Engel beobachten uns.
Autorität war das Grundproblem in der Engelwelt: Ein Engel wollte sein wie Gott (Jesaja 14,12) und wurde zum Satan, viele Engel fielen mit ihm und wurden Dämonen. Nun sind die Engel interessiert, wie es bei den erlösten Menschen ist. Der erste Mensch fiel, weil er sein wollte wie Gott. Wie ist es bei den Erlösten? Anerkennen sie die Autorität, so wie Gott sie eingesetzt hat?
Darum ist es für die Engel interessant. Die Engel sehen nicht in unsere Herzen hinein. Gott kennt unsere Herzen (Psalm 139), aber Engel haben nicht diese Allwissenheit. Deshalb sind sie auf äußere Zeichen angewiesen – um der Engel willen.
Es wird auch erklärt, dass das Haar eine Rolle spielt. Manche sagen, die Bedeckung sei nicht nötig, wenn die Frau langes Haar hat. Das stimmt nicht, denn Vers 6 sagt: „Wenn eine Frau nicht bedeckt ist, so werde ihr auch das Haar abgeschnitten.“
Wenn langes Haar als Kopfbedeckung gelten würde, müsste nicht gesagt werden, dass ihr das Haar abgeschnitten wird, wenn sie sich nicht bedeckt. Also sind das zwei verschiedene Dinge.
Es wird erklärt: Wenn es für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren werde, soll sie sich bedecken. Es sind zwei verschiedene Symbole, die zusammenhängen.
In Vers 14 heißt es: „Oder lehrt euch nicht auch selbst die Natur, dass wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Unehre für ihn ist? Wenn aber eine Frau langes Haar hat, ist es eine Ehre für sie.“ Das natürliche Empfinden bestätigt das.
Das lange Haar gilt als Ideal weiblicher Schönheit, wie Maler aller Zeiten zeigen. Paulus sagt weiter: „Weil das Haar ihr anstatt eines Schleiers gegeben ist.“
Im Griechischen steht für Schleier „Periboleion“, wörtlich „etwas Herumgeworfenes“, also ein Schleier. Das ist etwas anderes als „Katakalypto“, das von oben herab bedeckt.
Das lange Haar ist als Schleier gegeben. Was bedeutet der Schleier? Ein Blick in 1. Mose 24,65 klärt das. Rebecca entscheidet sich, Isaak zu heiraten. Sie macht die große Reise von Harran ins Land Kanaan und sieht Isaak auf dem Feld. Sie fragt: Wer ist das? Das ist der Zukünftige.
Rebecca nimmt den Schleier, den sie nicht ständig trug. Sie war keine Muslimin, auch wenn Muslime behaupten, Abraham sei der erste Muslim gewesen. Sie war keine Muslimin, aber in diesem Moment zieht sie den Schleier an, eine symbolische Handlung.
Sie wollte damit sagen: Ich entziehe mich den Blicken anderer Männer, ich bin nur für Isaak bestimmt. Paulus sagt, das lange Haar der Frau bedeutet das Gleiche. Es drückt die Treue der Frau aus.
In 1. Mose 2 haben wir gesehen, dass die Frau erschaffen wurde, um eine Unterstützung zu sein, eine Hilfe. Diese Treue wird durch das lange Haar ausgedrückt. Die Bedeckung auf dem Kopf bedeutet die Unterordnung, die Anerkennung der Führungsrolle des Mannes.
Man kann zusammenfassen: Die Bedeckung ist die Anerkennung der Stellung in der Schöpfung. Die Führungsaufgabe gehört dem Mann. Gerade beim Beten und Weissagen, wo die Frau die Führung übernehmen könnte, zeigt sie mit dem Zeichen, dass sie die Schöpfungsordnung anerkennt.
Das H (Haupt) bedeutet die Anerkennung der Stellung in der Schöpfung: Die Frau ist als Hilfe und Unterstützung erschaffen. Der Mann hat die Führungsaufgabe. Die Frau hat die Aufgabe der Zuordnung, Hilfe und Unterstützung, damit es funktioniert.
Man könnte sagen: Die Bedeckung hat mit Unterordnung zu tun, das lange Haar mit der Treue. Der Mann ist in der Schöpfung als Unterstützung und Hilfe da. Das zeigt sich auch im Dienst in der Gemeinde.
Wer mit Freude Frau sein will, weiß um die Aufgabe, in Treue Hilfe und Unterstützung zu sein. Es geht hier nicht um Ehepaare, sondern grundsätzlich um die Spezies Mann und Frau und ihre Stellung in der Schöpfung, ob verheiratet oder nicht.
Diese zwei Symbole waren offensichtlich schon damals umstritten. Darum sagt Paulus in Vers 16: „Wenn es aber jemanden gut dünkt, streitsüchtig zu sein, haben wir solche Gewohnheit nicht, Paulus und Sostenes, noch die Gemeinden Gottes.“ Es ist nicht die Kultur der Gemeinde, zu streiten.
Manchmal könnte man denken, es sei die Kultur, aber hier steht klar biblisch: Das ist nicht unsere Sitte, noch die Sitte der Gemeinden Gottes. Streiten wollen wir nicht.
Wer daraus Streit machen will, dem sagt Paulus: Nein, es steht einfach so da. Die Korinther werden gelobt, dass sie treu waren und die apostolischen Überlieferungen anerkannt und umgesetzt haben. Jetzt wollte Paulus, dass sie auch verstehen, was das zu bedeuten hat.
Gedanken zu 1. Korinther 14 und das Schweigegebot der Frauen
Nun sehen wir, dass das Ganze natürlich noch mit der Frage des Schweigegebots in 1. Korinther 14 verbunden ist. Im nächsten Abschnitt auf dem Skript zu 1. Korinther 14 heißt es:
Die Schlussverse von 1. Korinther 14 werden heute unter bibeltreuen Christen häufig diskutiert. Dabei gilt es, zwei Schwierigkeiten zu vermeiden. Einerseits müssen wir uns bewusst sein, wie stark wir bewusst oder unbewusst unter dem Einfluss des Zeitgeistes stehen. Andererseits besteht immer die Gefahr, die Bibel mit der Brille der Tradition – ich meine hier die menschliche Tradition – zu lesen.
Daher sollten wir stets ein doppeltes Bemühen zeigen, um zurück zur Quelle zu gehen. Es gibt heute eine riesige Anzahl von Auslegungen zu 1. Korinther 14,34-38. Die Vielfalt der Meinungen ist geradezu phänomenal. Es fällt auch auf, wie viele Ideen es gibt, um den Text so zu deuten, dass es kein Schweigegebot für Frauen in der Gemeinde gäbe. Die blühende Phantasie kommt da richtig zur Geltung.
Einige sagen, 1. Korinther 14,34-38 sei eine spätere Einfügung und stamme nicht von Paulus. Das lässt sich jedoch durch die Handschriften ohne Probleme vom Tisch wischen. Die Handschriftenüberlieferung ist ganz klar: Der Text ist echt.
Andere behaupten, der Stil und die Theologie entsprächen nicht Paulus. Es gibt zwar einige wenige Manuskripte, die diese Verse etwas anders angeordnet haben. Das sind aber fehlerhafte, seltene Manuskripte. Die Mehrheit der Handschriften macht deutlich, dass der Text echt ist. Daran kann man nichts ändern. Und wer entscheidet eigentlich, was dem Stil von Paulus entspricht?
Dann gibt es die sogenannte Zitattheorie von Thomas Schirmacher. Er sagt, Paulus fordere nicht, dass Frauen schweigen sollen. Vielmehr zitiere er die Korinther, die gesagt hätten, Frauen sollten schweigen. Paulus aber widerspreche dem. Ähnlich ist es bei 1. Korinther 11: Dort zitiert Paulus die Korinther, die sagten, Frauen müssten sich bedecken. In Wirklichkeit kämpft Paulus aber gegen den Schleier, wie er sagt.
Doch diese Theorie ist sehr künstlich. Man muss den Text wirklich hin und her drehen, um daraus Zitate zu machen.
In 1. Korinther 14,34 gehe es angeblich lediglich um die Beurteilung der Weissagung in der Gemeinde. Die Frauen dürften also nichts beurteilen, aber sonst schon reden und lehren.
Andere sagen, in 1. Korinther 14,34 gehe es nur ums Lehren, das Frauen nicht dürfen – gemäß 1. Timotheus 2,11. Aber weissagen dürften sie auch in der Gemeinde, gemäß 1. Korinther 11. Dort heißt es ja, jede Frau, die betet oder weissagt, sei willkommen. Allerdings sagt der Text dort nicht „in der Gemeinde“, sondern einfach „wenn sie es tut“. Hier aber steht ausdrücklich „in der Gemeinde“ (1. Korinther 14,34).
Manche meinen, es gehe um eine Gemeindebesprechung und nicht um ein Zusammenkommen als Gemeinde zur Erbauung. Doch 1. Korinther 14,1 und folgende sprechen ständig über den Dienst in der Gemeinde. Plötzlich soll es eine Gemeindezusammenkunft zu administrativen Besprechungen sein. Das ist völlig willkürlich und findet keinen Anhaltspunkt im Text.
Andere behaupten, 1. Korinther 14,34 spiegle lediglich die kulturelle Situation von damals wider und sei daher heute nicht verbindlich. Der nächste Schritt ist dann, dass man sagt, die Verurteilung von Homosexualität spiegle ebenfalls nur die damalige kulturelle Situation wider, aber heute sei das eben anders.
Nun machen wir eine kurze Detailuntersuchung des Textes von 1. Korinther 14,34 und folgende. Ich habe hier den Text mit Fußnoten wiedergegeben:
„Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen auch eure Frauen schweigen in den Gemeinden.“
Hier wird gesagt, dass in allen christlichen Gemeinden damals das Schweigen der Frauen in der Gemeindezusammenkunft galt. Korinth machte sich zu einem Sonderfall, weil dies dort nicht so praktiziert wurde. Heute wäre es genau umgekehrt: In allen Gemeinden sollen die Frauen reden, aber damals war es umgekehrt.
Paulus argumentiert, dass dies in allen Gemeinden so üblich sei. Er sagt: „Beachtet das, nur ihr in Korinth macht das anders.“ Dann fordert er: „Sollen auch eure Frauen schweigen.“
Bei „schweigen“ habe ich eine Fußnote gesetzt: Das griechische Wort ist „sigau“, was schweigen, stumm oder ruhig sein bedeutet. Der Text ist eigentlich klar: Schweigen bedeutet schweigen.
Ganz wichtig: In den Gemeinden ist das Wort „Ecclesia“ gemeint, also die Zusammenkünfte als Gemeinde.
Weiter heißt es: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“ Wenn jemand sagt, er wisse nicht, was Schweigen bedeutet, dann weiß er vielleicht, was es heißt: Es ist nicht erlaubt zu reden. Schweigen bedeutet also nicht reden.
„Nicht erlaubt“ steht hier im Griechischen als „ou epitrepetai“. Das bedeutet speziell „in göttlicher Verfügung verboten“. So kommt es auch in Apostelgeschichte 14,16, 16,7 und Markus 10,4 vor.
Dann wird gesagt: „Nicht erlaubt zu reden“ – auf Griechisch steht hier „laleo“ – sprechen, reden.
Manche behaupten, „laleo“ heiße so etwas wie „lallen“ auf Deutsch. Das würde bedeuten, es gab damals Frauen, die dauernd dreinschwatzen wollten. Und das werde hier endlich mal unterbunden.
Doch das ist keine saubere Interpretation. Es gibt auch Männer, die gerne schwatzen. Man kann nicht sagen, Frauen schwatzen und Männer nicht. Es gibt wirklich auch Männer, von denen man manchmal sagen müsste, es wäre besser, sie würden in der Gemeinde schweigen, statt zu schwatzen.
Das Wort „laleo“ wird in unserem Kapitel 14 auch für Gott gebraucht (14,29), wo Gott zu Israel spricht. Auch hier bedeutet „laleo“ sprechen.
Im gleichen Kapitel wird es für solche verwendet, die weissagen (14,6, 14,29), Erkenntnis weitergeben (14,6), lehren (14,6), in Sprachen reden und zur Erbauung sprechen (14,3). Das Wort kommt 24 Mal in 1. Korinther 14 vor.
Jetzt plötzlich soll es „schwatzen“ bedeuten? Das ist vollkommen unsinnig und kann klar vom Tisch gewischt werden.
Dann wird gesagt: Frauen sollen nicht reden, sondern unterwürfig sein, „wie auch das Gesetz sagt“. Das Wort „Gesetz“ meint hier die fünf Bücher Mose. Im Allgemeinen geht es dabei nicht um das Gesetz vom Sinai, sondern um 1. Mose 3,16, wo gesagt wird, dass der Mann über die Frau herrschen soll – nach dem Sündenfall.
Dieses Unterwürfigsein wird hier also nochmals mit 1. Mose 3 bestätigt.
Weiter heißt es: Wenn Frauen etwas lernen wollen, also eine Frage stellen möchten – nicht lehren –, dann sollen sie das daheim, im privaten Bereich, bei ihren eigenen Männern tun. Wenn der Ehemann nichts weiß, muss er endlich die Bibel studieren.
Der Akzent liegt also darauf, dass Frauen nicht öffentlich in der Gemeinde Fragen stellen sollen, sondern zunächst im privaten Bereich. Und man soll bei seinem eigenen Ehemann beginnen, bevor weitere Fragen kommen.
Denn es sei für eine Frau schändlich, in der Gemeinde zu reden – ein starker Ausdruck.
Dann sagt Paulus: „Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen?“ Das heißt: Habt ihr in Korinth eine göttliche Offenbarung bekommen, die andere Gemeinden nicht haben? Die anderen Gemeinden wissen nichts davon. Das ist total ironisch.
Oder ist die Offenbarung nur zu euch gelangt? Vielleicht habt ihr in Korinth nicht eine Offenbarung bekommen, aber irgendwo anders. Diese Offenbarung ist nur nach Korinth gekommen. Das ist so ironisch.
Dann sagt Paulus weiter: „Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind.“
Man kann das Ganze auch umdrehen: Es handelt sich hier nicht um eine kulturelle Regel, sondern um Gebote des Herrn. Wenn jemand geistlich ist, dann erkennt er, dass es ein Gebot des Herrn ist.
Wenn jemand das nicht erkennt, dass es ein Gebot des Herrn ist, dann kann er nicht geistlich sein.
So kann man übrigens auch moderne Propheten prüfen.
Man kann sich fragen: Wie seht ihr das mit 1. Korinther 14?
Gut, ich danke, ich weiß jetzt, woran ich bin.
Vers 38: „Wenn aber jemand dies nicht versteht, so verstehe er es nicht.“
Es gibt eine Minderheit von Handschriften, die eine stärkere Variante haben. Zum Beispiel steht in der „Hoffnung für alle“: „Wenn jemand dies nicht versteht, so ist er vom Herrn verworfen.“ Aber der Mehrheitstext ist nicht so stark.
Dort heißt es schlicht: „Wenn jemand dies nicht versteht, so verstehe er es nicht.“ Dann gibt Gott das Licht nicht.
Ich habe überlegt, wo es sonst im Neuen Testament eine Stelle gibt, wo so dicht argumentiert wird. Ich kenne keine.
Der Geist Gottes hat offensichtlich als allwissender Gott gewusst, dass diese Dinge gerade in der Endzeit, in der alle Schöpfungsordnung über Bord geworfen werden wird, ein großes Problem sein werden.
Darum ist das in der Bibel so markant dargelegt.
Der erste Korintherbrief ist ein Brief, der nicht bei allen beliebt ist. Trotzdem ist es ein reicher Brief, der uns zeigt, wer der Herr Jesus ist. Er zeigt die Gnade Gottes, wie Gott aus Menschen, die tief in der Sünde waren, völlig neue Menschen macht.
Er zeigt auch, wie solche Menschen, wenn sie nach der Bekehrung immer noch Mühe haben, keine hoffnungslosen Fälle sind.
Dann machen wir weiter und unterstützen sie, damit sie auf den richtigen Weg kommen.
Es ist also ein Brief, der Mut macht, auch in einer Zeit, in der es ziemlich chaotisch zugeht, Gemeinde Gottes vor Ort mit Gottes Hilfe und Gnade zu verwirklichen.
Wir wollen noch kurz beten.
