Einführung in die biblische Einteilung und Bedeutung der Offenbarung
Wir wollen uns heute Nachmittag mit dem letzten Buch der Bibel beschäftigen. Letztes Mal hatten wir uns mit den ersten fünf Büchern der Bibel auseinandergesetzt. Diejenigen, die damals dabei waren, haben gesehen, dass die Bibel in sieben Teile zerfällt.
Wir haben festgestellt, dass das Alte Testament in drei Teile gegliedert ist: das Gesetz, die fünf Bücher Mose, dann die Propheten und schließlich die Schriften. Zu den Propheten gehören die vorderen und die hinteren Propheten. Die vorderen Propheten sind bereits in den Büchern Josua, Richter usw. enthalten. Die hinteren Propheten umfassen die eigentlichen prophetischen Bücher und die zwölf kleinen Propheten. So ergibt sich die Dreiteiligkeit des Alten Testaments, wie sie auch in der hebräischen Bibel, im Judentum, üblich ist.
Weiter haben wir gesehen, dass Jesus diese Einteilung ebenfalls übernommen hat. In Lukas 24 kündigt er in seinen Abschiedsreden (Johannes 14, 15 und 16) das Kommen des Heiligen Geistes an. Dabei wurde eine Vierteilung des Neuen Testaments sichtbar.
In Johannes 14,27 sagt Jesus: „Der Heilige Geist wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Dies fand seinen Niederschlag in den vier Evangelien, die die Erinnerung an die Worte des Erlösers bewahren.
In Kapitel 15 erklärt Jesus am Schluss, dass der Heilige Geist von ihm Zeugnis geben wird. Das spiegelt sich besonders in der Apostelgeschichte wider, die als Missionsgeschichtsbuch das Zeugnis Jesu darstellt.
Weiterhin sagt Jesus in Johannes 16, Vers 12, dass der Heilige Geist die Jünger in die ganze Wahrheit einführen wird. Er wird Dinge offenbaren, die Jesus zu seinen Lebzeiten noch nicht sagen konnte. So finden wir die ganze Wahrheit besonders in den Lehrbriefen des Neuen Testaments.
Schließlich kündigt Jesus in Johannes 16 an, dass der Heilige Geist das Kommende verkünden wird. Dies hat seinen besonderen Ausdruck im einzigen vollständig prophetischen Buch des Neuen Testaments, der Offenbarung.
Wir sehen also, dass die Bibel aus sieben Teilen besteht, wobei die Offenbarung einen eigenen Teil bildet. Das verleiht diesem Buch ein ganz besonderes Gepräge.
Außerdem umfasst die Bibel normalerweise 66 Bücher. Betrachtet man jedoch die Psalmen, die im Grundtext in fünf Bücher unterteilt sind – Psalmen 1 bis 41 als erstes Buch, 42 bis 72 als zweites usw. – ergibt sich eine andere Zählweise. Wenn man die Psalmen als fünf Bücher zählt, wie im Grundtext, erhöht sich die Gesamtzahl der Bücher auf siebzig.
Damit ist die Offenbarung das siebzigste Buch der Bibel und bildet zugleich den siebten Teil der biblischen Bücher – also doppelt eindrücklich. Die Zahl sieben steht bekanntlich für Vollkommenheit.
Gerade am Ende der Offenbarung finden wir die Worte, dass, wer diesen Worten noch etwas hinzufügen will, Gott von den Plagen hinzufügen wird, die in diesem Buch geschrieben stehen. Diese Abgeschlossenheit und Vollendung kommen in diesem letzten Buch ganz plastisch und deutlich zum Ausdruck – auch in Bezug auf die Zahl sieben.
Wir werden später über die sieben Sendschreiben, die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die sieben Schalen sprechen. Die Siebenerzahl ist sehr vorherrschend in diesem letzten Buch und verleiht ihm einen ganz besonderen Charakter.
Einleitung und prophetische Bedeutung der Offenbarung
Wir lesen zur Einleitung aus Offenbarung 1. Jemand mit lauter Stimme könnte uns vielleicht die ersten drei Verse vorlesen.
Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen soll. Er hat sie durch seinen Engel gesandt und seinem Knecht Johannes offenbart. Johannes bezeugt das Wort Gottes und das Zeugnis von Jesus Christus, was er gesehen hat. Selig ist der, der liest und die Worte der Weissagung hört und bewahrt, was darin geschrieben steht, denn die Zeit ist nahe.
Wir werden gleich sehen, dass das erste Kapitel gewissermaßen die Einleitung für das ganze Buch ist. Dort finden wir auch die Grundsätze und Prinzipien, wie man an dieses Buch herangehen und es verstehen soll. Bereits Vers 3 macht deutlich, dass es sich um ein prophetisches Buch handelt – die Worte der Weissagung. Ich habe gesagt, es ist das einzige vollständig prophetische Buch im Neuen Testament.
In anderen biblischen Büchern finden wir zwar auch Prophetie, zum Beispiel im Zweiten Timotheusbrief über die letzten Tage oder im Ersten Johannesbrief über die letzte Stunde. Aber hier ist alles Weissagung, alles Prophetie.
Verbunden ist dieses Buch mit einer besonderen Verheißung für diejenigen, die es lesen oder hören: Sie sind glückselig. Manche Bibelübersetzungen verwenden nur „selig“, was etwas schwächer klingt. „Glückselig“ ist viel stärker, fast „überglücklich“. Ein Rezept also, wenn man unglücklich ist: einfach die Offenbarung lesen.
Beeindruckend ist, dass das Wort „Glückselig“ in diesem Buch siebenmal vorkommt – wie oft die Zahl sieben in der Offenbarung eine besondere Bedeutung hat. Am Anfang und am Schluss wird diese spezielle Verheißung gegeben, dass man überglücklich ist, wenn man dieses Buch liest oder vorgelesen bekommt.
Die andere Stelle ist Offenbarung 22,7. Dort heißt es ebenfalls, dass man glückselig ist, wenn man die Worte der Weissagung bewahrt. Das gilt natürlich für alle biblischen Bücher: Man wird glücklich durch das Lesen der Bibel. Aber in der Offenbarung wird es am Anfang und am Ende ganz ausdrücklich betont.
Dann sehen wir, dass die Offenbarung in Vers 1 ausdrücklich als Offenbarung bezeichnet wird – Offenbarung Jesu Christi. Das ist sehr bedeutsam, denn dieses Buch wird im Allgemeinen als ein abgeschlossenes Buch betrachtet. Es bezeichnet sich selbst jedoch als ein offenes Buch. Es ist eine Offenbarung, keine Verhüllung, eine Enthüllung.
Man könnte sagen, dass Satan versucht hat, dieses Buch den Menschen zu verschließen. Er möchte es mysteriös und unzugänglich erscheinen lassen, damit man es möglichst nicht liest. So entgeht man der Glückseligkeit, die mit der Lektüre verbunden ist.
Zweitens zeigt dieses Buch uns das Ende der Macht Satans, der heute die ganze Welt regiert und das Elend der Menschheit verursacht hat. Dieses Buch offenbart, wie Gott mit allem Elend zum Ende kommen wird. Satan möchte diese Botschaft den Menschen verschließen und nicht, dass man seinen Untergang kennt.
Ähnlich verhält es sich mit dem ersten Buch Mose, das wir heute Morgen gesehen haben. Es zeigt schon als erstes den Untergang Satans: Der Nachkomme des Messias, der Nachkomme Evas, wird der Schlange den Kopf zertreten. Dieses Buch hat Satan versucht, als mythologisch oder als Märchenbuch abzutun, das geschichtlich nicht zuverlässig sei. Der Schöpfungsbericht, der Sintflutbericht – alles sei überholt und brauche nicht gelesen zu werden.
Doch dort wird Satans Untergang geweissagt. Deshalb will Satan das erste Buch als Mythologie abtun und das letzte Buch als unverständlich und unbegreiflich verschließen. Aber es ist eine Offenbarung, eine Enthüllung.
Die Offenbarung als Darstellung von Jesus Christus und ihre Adressaten
Die Offenbarung Jesu Christi kann auf zweierlei Weise verstanden werden. Zum einen kann es bedeuten, dass es die Offenbarung ist, also dieses Buch, das Jesus Christus gehört. Zum anderen kann es bedeuten, dass es die Enthüllung dessen ist, wer Jesus Christus ist – also die Offenbarung von Jesus Christus, wer er ist.
Beide Auffassungen treffen den Sinn des Buches. In diesem Buch wird uns Jesus Christus als der König der Könige gezeigt, als derjenige, der überwunden hat. Viele herrliche Aspekte seiner Person werden mitgeteilt, die man in den Evangelien nicht so findet. Johannes, der Evangelist und Jünger, der Jesus am besten kannte, schreibt die Offenbarung. Als er den Auferstandenen so sieht, wie in Kapitel 1 beschrieben, fällt er wie tot um. Das war für ihn so fremdartig und neu. Dies zeigt, dass er, der Jesus Christus als Menschen auf Erden so vertraut war, überwältigt ist von den zusätzlichen Offenbarungen, die er auf Patmos erhalten hat.
Insofern ist die Offenbarung Jesu Christi nicht einfach ein Buch, das sich darauf beschränkt, einen Fahrplan für die Zukunft zu geben. Die wesentliche Absicht ist vielmehr, dass wir wissen, wer Jesus Christus ist.
Wer sind die Adressaten, an wen richtet sich das Buch? Das wird in Vers 4 deutlich. Schon in den Versen, die wir gelesen haben, finden wir eine wichtige Angabe: das Buch richtet sich an seine Knechte. Das ist bedeutsam, denn es heißt nicht einfach „für die Menschen“ oder „für die Gläubigen“, sondern speziell „für seine Knechte“. Das bedeutet, dass das Buch besonders für diejenigen bestimmt ist, die Jesus Christus dienen möchten und ihr Leben in seinen Dienst stellen wollen – auch im Alltag. Diesen gilt das Buch besonders.
Das Wort „gezeigt“ in Vers 1 ist ebenfalls wichtig. Es heißt, dass Jesus es durch seinen Engel seinem Knecht Johannes gezeigt hat. Das Wort „gezeigt“ bedeutet im Griechischen „durch Zeichen kundgetan“ oder „durch Symbole kundgetan“. Das hilft uns zu verstehen, dass das Buch eine Symbolsprache spricht. Wir sollen also nicht in allen beschriebenen Dingen die Wirklichkeit selbst sehen, sondern eine symbolische Darstellung der Wirklichkeit. Das ist sehr wichtig.
Weiter lesen wir in Vers 4: „Darum sage ich euch den Frieden und den Segen, der da war, der da kommt, und von den vielen Geistern, die vor seinem Thron liegen.“ Gerne lesen wir bis Vers 6 weiter. Es wird deutlich, dass es sieben Gemeinden gibt, die erlöst sind von ihren Sünden durch das Blut des Lammes. Dabei hat der Vater ihm seine Ehre, Gewalt und Herrlichkeit verliehen. Auch in Vers 7 heißt es: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchbohrt haben. Und alle Völker der Erde werden um ihn wehklagen.“
Wie bereits erwähnt, richtet sich das Buch an die sieben Gemeinden in Asien. Asien war damals eine Provinz im Gebiet der heutigen Türkei, ungefähr so groß wie die Schweiz. Das macht die Geschichte etwas greifbarer. In der Apostelgeschichte 19 lesen wir, dass Paulus in Ephesus, einer dieser sieben Gemeinden, zwei Jahre wirkte. Er leitete täglich in der Schule des Tyrannus Bibelstudien. Es heißt, dass dadurch alle Menschen in ganz Asien in dieser Zeit das Wort des Herrn hörten.
Wenn man bedenkt, dass in zwei Jahren eine Region von der Größe der Schweiz missioniert wurde, wird klar, dass die Ausgangsbasis ein gründliches Bibelstudium war. Nun ist diese Offenbarung an diese Gemeinden adressiert. Das bedeutet, dass dieses Buch nicht nur für das persönliche Studium gedacht ist, sondern auch ein Thema, das in den Gemeinden gepredigt und verkündigt werden muss.
Das ist interessant, weil viele Kapitel in der Verkündigung oft vernachlässigt werden. Man hört häufig nur bis etwa Kapitel 3, die sieben Sendschreiben, dann vielleicht Kapitel 4 und 5, das Lamm in der Mitte, und danach hört es auf. Vielleicht wird am Schluss noch ein bisschen gelesen. Aber bestimmt ist dieses Buch für den Gebrauch in den Gemeinden gedacht.
Johannes auf Patmos und der Tag des Herrn
Johannes beschreibt in Vers 9, dass er sich auf Patmos befand. Aus der Überlieferung ist bekannt, dass er von Kaiser Domitian verbannt wurde. Er wurde auf diese unwirtliche Insel im Mittelmeer ins Exil geschickt, also isoliert. Dort empfängt er am Sonntag seine Visionen.
In der Offenbarung, genauer in Vers 10, liest man den Ausdruck „am Tag des Herrn“. Dieser Ausdruck kommt in der Bibel nur an dieser Stelle vor. Der Begriff „Tag des Herrn“ erscheint zwar häufig, bereits im Alten Testament, und bezeichnet dort die Zeit des Gerichts, wenn der Messias als Richter erscheint. Doch hier bedeutet der Ausdruck wörtlich nicht „Tag des Herrn“, sondern „der dem Herrn gehörende Tag“. Im griechischen Grundtext ist dies eine ganz andere Formulierung als sonst.
Dieser „dem Herrn gehörende Tag“ wurde von Anfang an als der erste Tag der Woche verstanden, also der Tag der Auferstehung Jesu Christi. Damit ist es auch der Tag des Sieges über Satan, die Sünde und den Tod. Das ist die Ausgangslage der Offenbarung.
Wie gesagt, der Ausdruck „Tag des Herrn“ kommt nur an dieser Stelle vor. Innerbiblisch gibt es keine weitere Stelle, die denselben Ausdruck verwendet, um eindeutig zu zeigen, dass damit der erste Tag der Woche gemeint ist. Doch kirchengeschichtlich ist belegt, dass in der frühen Christenheit dieser Ausdruck als Sonntag verstanden wurde.
Aus dem Neuen Testament selbst sieht man, dass am ersten Tag der Woche ein besonderer Tag gefeiert wurde. Zum Beispiel heißt es in Apostelgeschichte 20,7: „Am ersten Tag der Woche waren wir versammelt, um Brot zu brechen.“ Paulus erwähnt in 1. Korinther 16,2, dass man am ersten Tag der Woche Geld für die Bedürfnisse der Gläubigen beiseitelegen soll.
So erhielt der erste Tag der Woche eine ganz besondere Bedeutung. Außerbiblisch ist es bis in die Frühzeit belegbar, dass unter „Tag des Herrn“ der Auferstehungstag verstanden wurde.
Es ist wichtig, dies zu zeigen, um zu verstehen, wie dieses Buch – das Buch des Sieges – uns vermittelt, dass am Kreuz von Golgatha der Sieg errungen wurde. Auch wenn es in der Welt noch nicht so aussieht, als sei Jesus Christus der Überwinder und Triumphator, wird die Zukunft dies noch beweisen. Das zeigt uns die Offenbarung.
Die Erscheinung des Auferstandenen und seine priesterliche Rolle
Johannes, den Herrn Jesus, wir lesen ab Vers zwölf. Wir sehen eine hübsche Säule, die hohe Wippen mit rotem Wasser rauschen lässt. Sie hält vier Sterne in einer rechten Hand, die laut seinen Worten ein scharfes, weichschneidiges Schwert in ihrer Macht hat. Sie leidet zum Tag in einem hübschen Mikrofon, das sich im Schmerz berührt.
Hier sehen wir den Auferstandenen, der sich als der Sieger über Tod und Totenreich vorstellt. Das passt sehr gut zum ersten Tag der Woche, denn das war der Tag der Auferstehung. Der Herr Jesus Christus erscheint hier mit einem langen Gewand und ist um die Brust gegürtet. Das ist eigentlich ungewöhnlich, denn niemand von uns gürtelt sich um die Brust, oder? Normalerweise geschieht das etwa 30 Zentimeter tiefer.
In der Antike gab es jedoch eine Gruppe von Menschen, die um die Brust gegürtet waren. Welche? Die Priester! Zur Zeit des Zweiten Tempels, also zur Zeit des Herrn Jesus, trugen die Priester lange Gewänder, genauso wie er hier, und waren mit einem 32 Ellen langen Gürtel gegürtet, also etwa sechzehn Meter lang. Dieser Gürtel wurde eng um die Brust geschnürt. Die Rabbiner erklärten, dass dies gewissermaßen die Konzentration bei der Arbeit steigern sollte, da der Druck auf Herz und Brust die Aufmerksamkeit fördert. Für sie war das ein Symbol dafür, dass es bei der Arbeit um Konzentration und Genauigkeit geht.
Was uns deutlich wird: Jesus Christus erscheint hier am Anfang des Buches als Priester. Er ist derjenige, der das Opfer gebracht hat, aber nicht, indem er einen Stier oder einen Ziegenbock für ein Volk opferte, sondern indem er sich selbst geopfert hat – im Blick auf eine verlorene, ganze verlorene Welt.
Das ist bedeutsam, dass er hier als Priester erscheint, denn die Gläubigen werden von Anfang an als eine Priesterschaft vorgestellt, wie wir in Vers sechs gelesen haben. Er hat uns gewaschen in seinem Blut und uns zu einem Königtum gemacht, zu Priestern seines Gottes und Vaters. So wird er als Priester mit dem Gürtel um die Brust und als König vorgestellt, denn Johannes sagt: „Gleich dem Sohn des Menschen.“ Das ist direkt übernommen aus Daniel 7,13.
Wir können das schnell nachschlagen: Daniel 7,13-14. Dort heißt es, dass der Sohn des Menschen mit den Wolken des Himmels kommt. Diese Stelle war zur Zeit des Neuen Testaments im Judentum sehr populär, sehr bekannt und gilt als messianische Stelle. Der Messias kommt mit den Wolken des Himmels und wird seine Herrschaft übernehmen. Das war zur Zeit des Neuen Testaments sehr populär. Warum wohl?
Diese Vorstellung war bereits unter griechischer Herrschaft bekannt, vielleicht auch schon unter persischer Herrschaft. Der Grund liegt darin, dass in Daniel 7 die vier Weltreiche aufgezeigt werden: Babylon, Persien, Griechenland und Rom. Danach kommt der Sohn des Menschen. Man erwartete also das Kommen des Messias in der Zeit des Römischen Reiches, des vierten Reiches nach Daniel.
So war diese Vorstellung sehr populär, aber es gab ein Problem bei der Auslegung. In Daniel 7 heißt es, der Messias kommt mit den Wolken des Himmels, während in Sacharja 9,9 – einer Stelle, die ebenfalls auf den Messias gedeutet wird – steht: „Siehe, dein König kommt reitend auf einem Esel.“ Das war unter den Rabbinen ein Auslegeproblem: Kommt der Messias nun mit den Wolken oder auf dem Esel?
Man deutete es so, dass es davon abhängt, in welchem Zustand das Volk ist. Wenn es in einem guten Zustand ist und die Tora einhält, dann kommt der Messias auf den Wolken des Himmels. Wenn es in einem schlechten Zustand ist, dann kommt er auf dem Esel. Natürlich kam er auf einem Esel. Es ist also kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Es sind zwei verschiedene Erscheinungen: Einmal sollte er zur Zeit des Römischen Reiches auf einem Esel kommen – und sie waren wirklich in einem schlechten Zustand, das war korrekt. Er wird aber wiederkommen auf den Wolken des Himmels, ebenfalls in der Zeit des Römischen Reiches.
Die Offenbarung zeigt, dass dieses letzte Weltreich, das vierte Reich von Daniel, in drei Phasen zerfällt. Offenbarung 17,8 beschreibt das Tier, das das Römische Reich symbolisiert: ein wildes, grausames, brutales, blutrünstiges Tier. Das Tier war, ist nicht und kommt wieder aus dem Abgrund hervor. Das heißt, das Römische Reich wird untergehen, aber es wird wiedererstehen. So gibt es drei Phasen, und das Römische Reich muss wieder erstehen. In dieser Zeit wird der Messias kommen – aber nicht mehr auf dem Esel, sondern auf den Wolken des Himmels als König und Priester.
Wir sehen, wie die Rabbiner der Wahrheit schon sehr nahekamen. Nur in einem kleinen Punkt lag der Irrtum, der sie ins Elend führte. Das ist erstaunlich: Man kann sehr nah an der Wahrheit sein und trotzdem wesentlich danebenliegen.
Das typische Tier für den Kampf, für den Krieg, war das Ross, das Pferd. Natürlich wurde auch der Esel gebraucht, aber das typische Kampftier war das Pferd, das sich auch sehr gut eignete. Im Alten Testament, in Hiob, wird das Kampfross herrlich poetisch beschrieben. Die Stelle findet sich in Hiob 39,19.
Der Messias kam jedoch nicht als Kriegsmann, um das Römische Reich zu zerschlagen, sondern in Demut, als der, der den Frieden des Herzens bringen wollte. Das hat eine tiefe Bedeutung, dass er auf dem Esel eingeritten ist.
In der Offenbarung sehen wir ihn als den Menschensohn, das Synonym schlechthin für den König der Könige. Aus Daniel 7 haben wir gesehen, dass er über alle Völker herrschen wird – als König und Priester.
Die Offenbarung ist somit auch gewissermaßen ein Tempelbuch, denn wir finden dort den himmlischen Tempel, den Originaltempel beschrieben. Offenbarung 11,19 spricht davon.
Viele haben das nicht als etwas Majestätisches betrachtet. Sie sagten, wenn wir in einem schlechten Zustand sind und die Tora nicht einhalten, dann kommt er eben nicht in der Würde und Majestät, wie wenn er auf den Wolken des Himmels käme. Das spricht von einem Mangel an Herrlichkeit, der ihrem schlechten Zustand entspricht. Aber er kam, um zuerst das Problem der Sünde zu lösen und dann das politische Problem im zweiten Gang.
Die Verbindung von Esel und Messias ist deutlich: Dieser Schilo, dieser Friedebringer, dieser Held aus Juda, ist auch der Messias. Daneben kommt in Vers elf gleich das „Bier der Esel“.
In Offenbarung 11,19 sehen wir den originalen Tempel im Himmel. Der Tempel Gottes war auch der Heilige Himmel, und die Gnade seines Bundes war in seinem Tempel gesegnet.
Das ist überraschend. Man liest hier von dem Tempel Gottes im Himmel. Für alle, die scharf sind auf die Jagd nach verschollenen Tempelschätzen: Es wird sogar von der Bundeslade im Himmel gesprochen. Das ist aber nicht die Bundeslade von Mose, denn das war nur eine Kopie.
Mose baute die Stiftshütte und die Tempelschätze darin nach einer Vorlage, die ihm auf dem Berg gezeigt wurde. Er sah also die originale Stiftshütte, den originalen Tempel im Himmel, und baute für Israel ein Heiligtum, das eine Kopie des Originals im Himmel war. So hatte das irdische Volk Israel gewissermaßen ein Stück Himmel auf Erden.
Johannes sieht diesen Tempel und diese Bundeslade nach über tausendfünfhundert Jahren, nach Mose, wieder – aber in einem sehr bedeutsamen Moment.
Die Geschichte Israels beginnt mit der Periode der Stiftshütte, vom Auszug aus Ägypten bis Salomo. Dann folgt die Zeit des ersten Tempels, von Salomo bis zur Wegführung nach Babylon. Danach die Zeit des zweiten Tempels, von der Rückkehr aus Babylon bis zum Jahr 70.
Seitdem hat das Judentum keinen Tempel mehr – bis heute. Johannes schrieb das Buch der Offenbarung im Exil auf Patmos, etwa im Jahr 95 unter der Herrschaft von Kaiser Domitian, der ihn exiliert hatte. Das Judentum hatte also schon 25 Jahre vorher alles verloren. Der Tempel war dem Volk genommen worden, und damit konnte man von vornherein schon einen Drittel der Gebote der Tora nicht mehr erfüllen.
Ein Drittel der Gebote im Gesetz Mose sind an die Existenz des Tempels gebunden. Das bedeutet, dass das Judentum in den letzten zweitausend Jahren etwa ein Drittel der Gebote von vornherein nie mehr erfüllen konnte. Das Herz wurde dem Judentum herausgeschnitten.
Johannes war selbst Jude. Alles war verloren mit der Zerstörung des Tempels und Jerusalems im Jahr 70. Nun ist er auf Patmos und sieht das Original im Himmel. Alle Juden, die glaubten, dass Jesus der Messias ist, sind vom Schatten zur Wirklichkeit gekommen. Für sie war das himmlische Heiligtum offen und existent, während das Judentum ohne den Messias bis heute alles verloren hatte.
In der Offenbarung wird nicht nur der Tempel und die Bundeslade beschrieben, sondern auch der siebenarmige Leuchter im Himmel, das Waschbecken, der Altar und die Tempelinstrumente wie Harfen und sieben Posaunen. Die sieben Posaunen werden wir noch erleben; es sind die silbernen Posaunen, die zur Zeit des Zweiten Tempels siebenmal täglich geblasen wurden.
Die Rabbiner erklärten, dass das siebenmalige Blasen der Posaunen täglich eine Melodie hatte, die genau bekannt ist. Es war ein Stossen, ein Lärmblasen, ein Stoßen. Die musikalische Formel war so: Stossen, Überblasen, Lernblasen und nochmals Stossen.
Die Rabbiner erklärten, dass dies die Ankündigung der kommenden Gerichte über die Welt und die Ankündigung der kommenden Gottesherrschaft über die Welt bedeutet. Genau das erleben wir mit den sieben Posaunen. Dort werden die Gerichte über die Welt verkündet, und damit wird die Gottesherrschaft des Menschensohnes eingeläutet.
Für Johannes war all das selbstverständlich, was er da sah und hörte – alles aus dem Leben, aus der Welt des Zweiten Tempels gegriffen.
So können wir weitermachen. Das Buch ist voll von solchen priesterlichen Hinweisen. Auch die sieben Schalen, die wir noch erleben werden, sind Opferschalen. Wenn der Priester kam, hatte er eine Silber- oder Goldschale, die am Altar geleert wurde.
Genau dies lesen wir in Offenbarung 15,3-4. Johannes sieht das selbstverständlich. Diese Opferschalen sind hier jedoch nicht mehr für Vergebung, sondern für Gericht bestimmt. Es wird gesagt: Wer das Blut des Stellvertreters nicht zu seinem Leben annimmt, muss sein Gericht tragen.
Hier endet die lange Rede über priesterliche Hinweise. Es ist ein Eifer, der Herr Jesus erscheint schon am Anfang als Priester. Für Johannes bedeutete der Tempel sehr viel, er hatte einen ganz speziellen Zugang zur hohenpriesterlichen Familie damals.
Wir erinnern uns vielleicht, dass ein hoher Priester sogar vermitteln konnte, dass Petrus in den Tempel hineinkam, weil er den hohen Priester kannte. Johannes hatte Beziehungen zum Priestertum in Jerusalem, und das alles bedeutete ihm viel.
Er sagte, als er den Messias gefunden hatte, seien nun die Himmel für uns geöffnet. Übrigens sehen wir in Kapitel 4, Vers 1, dass hier ein Wendepunkt in der Offenbarung beginnt. Johannes sieht den Himmel geöffnet, eine Tür, die offen war.
Das ist bemerkenswert, denn an verschiedenen Stellen in der Bibel wird berichtet, dass der Himmel geöffnet wurde – zum Beispiel bei Hesekiel oder bei der Taufe Jesu. Doch hier sieht Johannes eine Tür, die in geöffnetem Zustand ist.
Das ist krass, denn in allen Stellen im Neuen Testament nach dem Kreuz, an denen der Himmel geöffnet wird, bleibt er offen. Das will uns sagen: Der Himmel steht offen. Weißt du warum? Weil Jesus gekämpft und geblutet hat.
Die Offenbarung zeigt uns einen geöffneten Himmel für die Erlösten, ein originales Heiligtum, und der Messias ist dort im Himmel und wartet auf den Tag, an dem er kommt, um die Herrschaft über diese Welt zu beanspruchen.
Das ist die Sicht, die mit dem Buch vermittelt wird.
Struktur der Offenbarung und die drei Hauptteile
Und jetzt gehen wir zur Struktur des Buches, falls keine spezielle Frage mehr offen ist.
Der Vorhang des Heiligtums wurde zerrissen, als Jesus Christus starb. Ist das richtig? Die Tür, die Johannes in Offenbarung Kapitel 4, Vers 1 sieht, ist nicht die Tür zum Allerheiligsten, sondern der Tempel selbst ist ja im Himmel, wie wir gelesen haben.
Es wird sogar so berichtet, dass nur wenige etwas über den Himmel wissen wollen. Es gibt ein Buch von Rienecker mit dem schönen Titel „Das Schönste kommt noch“. Die Offenbarung erzählt uns sehr viel – nicht nur über die Zukunft und wie der Fahrplan verläuft, sondern auch darüber, wie es im Himmel ist.
Dort wird über dieses Heiligtum gesprochen. Aber auch Hebräer 11 spricht von einem himmlischen Vaterland, das Abraham erwartete. Weiter wird von einer himmlischen Stadt, dem himmlischen Jerusalem, gesprochen (Hebräer 11). Das ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem neuen Jerusalem, das wir in der Offenbarung noch finden werden. Es sind zwei ganz verschiedene Dinge: das himmlische Jerusalem und das neue Jerusalem. Ich werde das später noch erklären.
Es genügt zunächst zu wissen, dass das himmlische Jerusalem etwas war, das Abraham kannte und erwartete. Vom neuen Jerusalem wusste er nichts, das war alttestamentlich absolut verborgen. Das himmlische Jerusalem ist eine Stadt im Himmel, die Gott gebaut hat. Sie wird im Reich des Messias die himmlische Hauptstadt sein, während Jerusalem in Israel die irdische Hauptstadt sein wird.
So spricht der Hebräerbrief von einem himmlischen Vaterland. In diesem himmlischen Vaterland gibt es eine himmlische Stadt, das neue Jerusalem, und in diesem neuen Jerusalem gibt es einen himmlischen Tempel, den wir hier ausführlich finden. Das regt die Phantasie an, oder? Es wird spannend sein.
Die Frage des zerrissenen Vorhangs zeigt genau dasselbe: Der Zugang zu Gott ist geöffnet, und zwar der Zugang zu Gott als Abba, Vater. Abba heißt auf Hebräisch „Papa“, was nicht dasselbe ist wie „Vater“. Im Judentum ist es verboten, Gott mit Abba anzusprechen. Man darf ihn mit „Avinu, unser Vater“ ansprechen – das kommt im Talmud vor: „Avinu Sheba Shemayim“, unser Vater, der du bist in den Himmeln. Aber „Abba“ nicht.
Ah, schau Rudi, danke. Abba heißt Papa, und das ist zu intim. Das Neue Testament zeigt uns, dass Jesus Christus Gott in Gethsemane als Abba ansprach. Und die Erlösten heute dürfen Gott nach Römer 8 und Galater 4 als Abba ansprechen. Das heißt, es ist die intimste Beziehung zu Gott, die es überhaupt gibt, die wir jetzt haben.
Das hängt damit zusammen, dass Gott nun nicht mehr der verborgene Gott hinter dem Scheidevorhang ist, sondern jetzt bekannt ist. Der Gott im Judentum ist der verborgene Gott hinter dem Scheidevorhang, während der Gott im Christentum – es ist derselbe Gott – der geoffenbarte Gott ist, sichtbar gemacht durch den zerrissenen Vorhang.
So gehört dieser zerrissene Vorhang genau in die Thematik des geöffneten Himmels, mit der wir es hier zu tun haben.
Gut, ich glaube, wir sollten eine Pause machen. Ich habe hier vorne ein Buch über den dritten Tempel und über die wiederhergestellten Tempelgeräte. Darin sind die sieben Posaunen und die Opferschalen, die wir erwähnt haben, als Farbbilder zu sehen – nicht als Modelle, sondern als gebrauchsfertige Gegenstände. Diese könnt ihr hier bewundern.
Also, wir fahren weiter. Sollen wir das am nächsten Bibelschultag fortsetzen? Ich glaube, einige Dinge werden heute Nachmittag noch herauskommen. Jetzt haben wir uns nur noch einmal damit beschäftigt, dass es überraschende Dinge zu sehen gibt. Ich habe ein bisschen gezeigt, wie man die Offenbarung von einer Perspektive her betrachten kann, die nicht so oft präsentiert wird.
Die Standardvorstellung ist ja, dass die Offenbarung einfach ein Buch ist, das über kommende Gerichte spricht. Dabei spricht die Offenbarung noch über viele andere Dinge – eben auch über die Herrlichkeit des Himmels.
Also, ich komme da auch noch zurück.
Schlüsselvers und Dreiteilung der Offenbarung
Jetzt Kapitel eins, die zwei letzten Verse, neunzehn und zwanzig. Liest jemand?
Vielleicht auch, was man gesehen hat, was schon ist. Ja, das reicht eigentlich schon, Vers neunzehn das. Das ist der Schlüsselvers zur Einteilung der Offenbarung.
Wir haben hier drei Teile:
a) Was du gesehen hast – und das weist natürlich zurück auf Kapitel eins, auf diese Erscheinung des Auferstandenen als König und Priester, was wir gesehen haben. Schreib das auf.
Dann, was ist?
Und drittens: Was geschehen wird nach diesem.
Dieser letzte Ausdruck, „was geschehen wird nach diesem“, haben wir bereits gelesen, Kapitel vier, Vers eins. Am Schluss hat Johannes gehört: „Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“ Das macht also deutlich, dass wir hier ab Kapitel vier den dritten Teil der Offenbarung finden.
Und das hilft uns, den zweiten Teil zu entdecken. Also das, was zwischen Kapitel 1 und 4 liegt – das sind ja noch Kapitel zwei und drei, also die sieben Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Asien.
Auf dem Blatt sieht man in der linken Spalte immer die Bibelstellen in der Offenbarung. Und zwar immer in solchen grafischen Zeichen, die dann rechts die Entsprechung haben. So haben wir den Schlüsselvers 1, Vers 19 mit dem Befehl „Schreibe“. Und das ergibt die drei Blöcke:
Was du gesehen hast, eben in Kapitel 1, die Erscheinung des Herrn. Und vorher war noch ein Prolog, das heißt Einleitung auf gut Deutsch: Schreiber und Adressaten – Johannes, die sieben Versammlungen, seine Knechte.
Dann schreibe „Was ist“ – das wäre der zweite Block, die sieben Sendschreiben in Kapitel zwei und drei.
Und dann haben wir den Hauptteil der Offenbarung: „Was nach diesem geschehen wird.“ Und das haben wir ab Kapitel vier, Vers eins.
Dieser Hauptteil zerfällt dann wieder in verschiedene Unterteile. Das Erste, was man findet, ist Kapitel vier und fünf. Dort, in der Ellipse drin, ist Johannes im Himmel. Er sieht den Thron Gottes, er sieht den Schöpfergott.
Dann weiter sieht er vierundzwanzig Älteste mit goldenen Kronen und weißen Priestergewändern – wieder Priester und Könige. Vierundzwanzig, für Johannes kein Problem. Aha, im zweiten Tempel hatten wir ja die vierundzwanzig Priesterklassen, haben wir wieder die Entsprechung.
Die Symbolsprache war für Johannes völlig vertraut, so nebenbei gesagt. Das Lukasevangelium beginnt ja mit einer Tempelszene: Zacharias geht zum Räuchern und er war aus der Klasse, aus welcher Klasse? Abia. Abia, das war die achte Priesterklasse, aber es gab vierundzwanzig.
Also entsprechend diesen vierundzwanzig Ältesten. Dann sieht er vier lebendige Wesen, das heißt Cherubim-Gestalten, eine bestimmte Art von Engeln, die Thronwächter sind.
Dann sieht er unzählige Engel und er sieht das Lamm Gottes in der Mitte beim Thron, und er sieht Gott auf dem Thron mit einem versiegelten Buch in der Hand.
Es wird gefragt: Wer ist würdig, dieses Siegelbuch zu öffnen und zu lesen, es anzusehen, das heißt es zu lesen? Und Johannes beginnt zu weinen im Himmel. Das ist die einzige Stelle, die ich gefunden habe in der Bibel, wo jemand im Himmel weint.
Das ist also möglich, man kann weinen im Himmel. Gott selber weint, das heißt die Stelle. Ja, gut so, aber so ausdrücklich eben, das stimmt, das stimmt. Aber wo der Ausdruck so gesagt wird, jemand ist im Himmel und dann weint er – das stimmt genau. Und Gott weint natürlich auch im Himmel.
Weiter hier: Johannes weint und dann wird ihm erklärt: „Ach, du musst nicht weinen, es gibt jemanden, der hat das Recht, dieses Buch zu öffnen.“
Und dieses versiegelte Buch ist das Buch, das das Anrecht gibt, das Gericht über die Welt auszuführen und dann die Welt in Besitz zu nehmen und zu beherrschen.
Also niemand hat das Recht, außer einem. Da wird ihm gesagt: „Es hat überwunden, der Löwe aus dem Stamm Juda, das Buch zu öffnen.“ Und dann sieht Johannes sich um, um den Löwen aus dem Stamm Juda zu sehen.
Ich denke dabei dann gerne nicht an den heutigen afrikanischen Löwen, sondern an den ausgestorbenen Höhlenlöwen, der war etwa doppelt so groß wie der heutige afrikanische Löwe – der Löwe aus dem Stamm Juda.
Und er schaut herum und was sieht er? Ja, können wir das aufschlagen? Offenbarung 5,6: Er sieht das Lamm.
Wir haben diesen guten Geist geopfert, so danken alle da drinnen. Sie müssen arm und nachvollziehen, aus der rechten Hand entschließen, wie er aufpasst.
Ja, also er will den Löwen aus dem Stamm Juda sehen, der überwunden hat, und er sieht ein Lamm.
Das gibt es sehr oft in der Offenbarung, solche krassen, soll man dem sagen, Widersprüche, Paradoxe, also bewusste Gegenüberstellungen.
Er will einen Löwen sehen und sieht ein Lamm.
Oder es wird gesagt: Wer sind diese Leute mit den weißen Gewändern? Das sind diejenigen, die ihre Kleider gewaschen haben im Blut des Lammes.
Ja, die Frauen wissen, dass Blutflecken die schlimmsten Flecken auf den Kleidern sind.
Wie kann man mit Blut Kleider weiß waschen?
Gut, es gibt einen Trick: Man muss die Kleider in kaltes Wasser einlegen und ja, ihr wisst ja.
Aber das ist gerade die Pointe: Blut befleckt Kleider, aber das Blut des Lammes macht die Kleider weiß.
Solche Gegensätze, so krasse Gegenüberstellungen – das ist etwas Typisches in der Offenbarung.
So auch.
Und noch deutlicher wird: Das Wort für Lamm in der Offenbarung ist Arnion, und das ist eigentlich eine Verkleinerungsform, auch wie „Jon“, eine Verkleinerungsform.
Das bedeutet eigentlich „Lämmlein“, wobei es meist nicht unbedingt ein junges Schaf ist, sondern es ist mehr ein Ausdruck, der das Niedliche ausdrückt, das schweizerdeutsche „Schäfli“.
Also nicht „er sah ein Schaf“ oder so, sondern er sah, er hat das Schäfli gesehen.
Das ist es.
Spitz und deutsch würde man das also so sagen: Der Löwe aus dem Stamm Juda und er schaut hinter sich und sieht das Schäfli.
Und da sind wir gerade wieder in der Opfersprache drin.
Und dieser Ausdruck kommt achtundzwanzig Mal vor in der Offenbarung.
Und sonst wird Jesus Christus nur noch in Johannes I und im ersten Petrusbrief I als Lamm genannt, übrigens ein anderer Ausdruck, das meint dann wirklich Schaf.
Aber in der Offenbarung die Verkleinerungsform „Lämmlein“.
Achtundzwanzig, tut mir leid, es sind wieder mal vier mal sieben.
Und dieses Lamm, dieses Lämmlein, hat nun das Recht, im Gegensatz zu allen im Himmel und auf der Erde, dieses Buch zu öffnen.
Das heißt also, es gibt niemanden auf der Erde, wird gesagt, der das kann.
Also auch die Großen der Erde heute nicht, weder Clinton noch Jelzin noch irgendeiner der Großen oder scheinbar Großen, wie man will, hat ein Recht, das zu tun.
Und auch im Himmel gibt es keinen, der das kann, nicht einmal der starke Engel Michael.
Auch Satan nicht, der ja Zugang hat in den Himmel, noch bis – wir werden noch sehen – bis zum Beginn der großen Drangsalzeit.
Also niemand wird gefunden, der das kann, und nur ein Lämmlein kann das.
Das ist der Jesus.
Er hat dadurch, dass er das Werk am Kreuz vollbracht hat, das Anrecht bekommen auf die ganze Schöpfung.
Wir haben leider heute Morgen keine Zeit mehr gehabt für den großen Versöhnungstag, vielleicht ein andermal.
Dort wird ja das Blut gesprengt und so weiter zur Versöhnung der Sünden des ganzen Volkes Israels.
Aber das Blut wird auch gesprengt auf den Boden, nach 3. Mose 16, auf den Boden dieser Erde, um zu zeigen, dass das Opfer Christi eben auch die ganze Schöpfung erkauft.
Und wenn wir denken, damals in der Stiftshütte war das auf dem Wüstenboden eine Erde, die unter dem Fluch ist, wird freigemacht und erneuert.
Und dadurch, dass er gestorben ist, der Mann von Nazareth, hat er als Mensch sich das Anrecht erworben, durch seine Hingabe in den Tod die ganze Welt zu beherrschen.
So hat er also ein doppeltes Recht.
In Kapitel 4 wird er gesehen als der Schöpfergott auf dem Thron, weil er der Schöpfer ist, hat er das Sagen über alles.
Aber in Kapitel 5, weil er das Lämmlein ist, hat er das Recht, über alles zu befehlen.
Und er darf also dieses Buch öffnen und wird diese Gerichte auslösen, die das Reich Gottes vorbereiten werden.
Und so beginnt es dann bereits in Kapitel 6, dass die Siegel geöffnet werden, eines nach dem anderen.
Die Herausforderung beim Lesen der Offenbarung: Zeitliche Abfolge und Einschübe
Und jetzt kommen die großen Probleme beim Lesen der Offenbarung. Man fragt sich: Kommen da so Gerichte? Wann beginnen diese Gerichte? Haben sie schon in der Vergangenheit begonnen, oder werden sie erst in der Zukunft beginnen? Das ist schon eine erste gute Frage.
Zweitens fragt man sich: Werden die Dinge eigentlich so dargestellt, wie sie zeitlich in Erfüllung gehen, oder gibt es ein Hin- und Herspringen? Beim Lesen hat man oft den Eindruck, es ist ein Hin und Herspringen. Plötzlich wird gesprochen: „Jetzt kommt das Reich Gottes“, und danach wird wieder über die Gerichte gesprochen. Dann plötzlich wieder über das Reich Gottes. Man hat also den Eindruck, es springt hin und her.
Es gibt tatsächlich Leute, die in allem Ernst meinten, es sei ein Durcheinander in diesem Buch. Sie dachten, ja, ein Mann, der da im Gefängnis schreibt, allein auf Patmos, das sei ja nicht verwunderlich. Nun, da haben sie nicht mit der Inspiration gerechnet.
Es ist nämlich so, dass man Folgendes sieht: Da kommen sechs Siegel in Kapitel sechs. Immer links seht ihr, wo man das nachlesen kann in der Offenbarung, in welchem Kapitel. Die sechs Siegel befinden sich in Kapitel sechs. Dann kommt ein anderes Thema. Es wird gesprochen über 144.000 aus Israel und von einer unzählbaren Menge, die aus der großen Drangsal herauskommt und ihre Kleider im Blut des Lammes gewaschen hat. Sie tragen weiße Priestergewänder und haben Palmen in der Hand. Das ist genau die Situation von welchem Fest? Nein, ja gut, dort haben sie auch Palmen genommen, bei der Begrüßung des Messias, beim Einzug. Aber wo wurde das immer gemacht im Zweiten Tempel? Beim Laubhüttenfest. Dort hatte man den Lulav, den speziellen Feststrauß, der aus Palmen und einer zitronenähnlichen Frucht besteht. Jeder hatte einen solchen Feststrauß. So kamen die Hunderttausenden auf den Tempelplatz hinauf.
Das war das herrlichste, freudigste Fest nach der Ernte, nachdem man die Trauben gepresst hatte, das Blut geflossen war, dann der Sieg, dann das Ende, alles vorbei. Die Freude wird hier ausgedrückt, also alles Anspielungen auf die Zeit des Zweiten Tempels.
Gut, dann kommt das siebte Siegel in Kapitel acht. Jetzt stellen wir also fest: Wir haben da sechs Siegel, dann gibt es einen Unterbruch, und dann kommt das siebte Siegel. Aber man ist vielleicht enttäuscht beim Lesen: Oh, bei jedem Siegel ist etwas Gewaltiges, Schreckliches geschehen, und beim siebten? Da geschieht ja eigentlich gar nichts. Was ist denn, fragt man sich? Da wird plötzlich nämlich über etwas anderes gesprochen. Johannes sieht einen Mann, einen Gesandten, einen Engel, der zum goldenen Räucheraltar geht – wieder eine Tempelszene – und dort eine Mischung von Rauchwerk verbrennt. Damit gibt er den Gebeten der Gläubigen in der Drangsal Kraft.
Dann plötzlich kommen die sieben Posaunen. In den Kapiteln, wie links angegeben, werden sechs Posaunen beschrieben. Bei jeder Posaune geschieht etwas. Aber dann ist man plötzlich überrascht: Oh, in Kapitel zehn kommt wieder etwas ganz anderes. Johannes sieht jemanden, der einen Fuß auf das Meer setzt und den anderen auf die Erde. Er brüllt wie ein Löwe und hat ein geöffnetes Büchlein in der Hand.
In Kapitel elf wird über zwei Zeugen gesprochen, die tausendzweihundertsechzig Tage als Propheten in Jerusalem auftreten. Dann kommt die siebte Posaune. Da sehen wir also wieder einen Themawechsel zwischen der sechsten und der siebten Posaune. Aber wenn man die siebte Posaune liest, am Ende von Kapitel elf, ist man wieder enttäuscht. Bei allen Posaunen ist immer etwas geschehen, aber bei der siebten Posaune geschieht zunächst nichts. Stattdessen wird über eine Frau mit zwölf Sternen auf dem Kopf gesprochen. Sie gebiert ein Kind, ein Drache will das Kind verschlingen, die Frau flieht in die Wüste, und dann sieht Johannes zwei schreckliche Ungeheuer auftreten.
Erst danach wird plötzlich über Schalen-Gerichte gesprochen: Engel, die Schalen ausgießen, und schreckliche Gerichte auf der Erde geschehen. Da sind sechs Schalen, bei jeder geschieht etwas. Plötzlich gibt es wieder einen Themawechsel: Es wird über die Schlacht von Harmagedon gesprochen, und dann kommt die siebte Schale.
Jetzt fällt uns etwas auf: Es gibt immer eine Einschiebung zwischen dem sechsten und siebten Siegel. Zwischen dem siebten Siegel, wo nichts geschieht, und den Posaunen gibt es eine Einschiebung. Dann folgen sechs Posaunen. Zwischen der sechsten und der siebten Posaune gibt es wieder eine Einschiebung. Aber an der siebten Posaune geschieht zunächst nichts, denn nach der siebten Posaune folgt eine Einschiebung vor den Schalen.
Dann geschehen wieder sechs Schalen-Gerichte. Danach gibt es erneut eine Einschiebung zwischen der sechsten und siebten Schale. Es folgt noch eine Einschiebung, in der über Babylon, die Hure Babylon, und wie sie gerichtet wird, gesprochen wird. Dann kommt die Wiederkunft Christi in Kapitel 19. Jetzt kommt er und richtet sein Reich auf, das tausend Jahre dauern wird.
Es ist also Folgendes zu erkennen: Wir haben einen Ablauf mit den sieben Siegeln. Beim siebten Siegel geschieht nichts. Warum? Nur vorläufig nichts, denn das siebte Siegel besteht aus sieben Posaunengerichten. Das ist der Inhalt, aber das wird zuerst mal schnell unterbrochen durch einen Einschub.
Bei der siebten Posaune geschieht zuerst nichts, sie wird schnell unterbrochen durch eine Einschiebung. Dann wird deutlich: Aha, der Inhalt der siebten Posaune sind die sieben schrecklichsten Gerichte, die Schalen, die Opferschalengerichte. Danach folgt die Wiederkunft Christi – nach einer Einschiebung, die eben nach dem Sieben wiederkommen muss, nach der Regel.
So haben wir schlussendlich nicht nur sieben Siegel, sieben Posaunen, sieben Schalen, sondern auch sieben Einschiebungen. Das ist ein Plan, völlig durchdacht und strukturiert. Von der Unordnung des Gefangenen auf Patmos keine Spur.
Darum sieht man diesen Pfeil immer von sieben zu eins, weil das ja das Nächste ist, was daraus folgt.
Kurz gesagt: Das Buch mit den sieben Siegeln beschreibt die ganze Gerichtsperiode, die die Vorbereitung auf das Reich Gottes ist. Aber das Wichtigste, das Umfassendste ist das siebte Siegel, denn es besteht aus sieben Posaunengerichten, wobei die siebte Posaune selbst wieder aus sieben Schalengerichten besteht.
Sind bis dahin Fragen oder Ergänzungen? Parenthese – auf gut Deutsch: Einschub, etwas, das noch in Klammern eingeführt wird. Aber ich wollte nicht „Klammer“ schreiben, weil das irgendwie aussieht, als sei es weniger wichtig. Aber es ist nicht weniger wichtig. Die Einschübe sind da, um uns den Hintergrund dieser ganzen Zeitgeschichte zu veranschaulichen.
Es wird uns gezeigt, was geschieht zu dieser Zeit im Himmel, was geschieht zu dieser Zeit auf Erden, was der Hintergrund dieser Zeit ist. Man kann also sagen: Die Gerichte mit den Siegeln, Posaunen und Schalen sind streng in zeitlicher Reihenfolge, also kein Hin- und Herspringen.
Das scheinbare Hin- und Herspringen entsteht dadurch, dass die Einschübe manchmal Vorausgriffe machen oder auch Rückblicke. Das ist in den Einschüben eben möglich.
Sonst noch etwas, was auffallen kann? Wenn man die sechs Siegel mit Matthäus 24 vergleicht, ergeben sich verblüffende Übereinstimmungen. Matthäus 24 ist die Endzeitrede des Herrn auf dem Ölberg. Jesus spricht auf die Antwort in Vers 3. Kann jemand Vers 3 bis 9 lesen? Das ist nicht einfach zu verstecken, aber es ist tatsächlich dasselbe.
Warten wir mal bis hierher zunächst. Jetzt machen wir gleichzeitig Offenbarung 6 auf und lesen das erste Siegel. Ja, Offenbarung 6, Verse 1 und 2. Da haben wir das erste Siegel. Es dünkt einem gar nicht so schrecklich, was da geschieht: Ein Reiter auf einem weißen Pferd, er hat eine Krone und ist erfolgreich.
Wenn man das vergleicht, ist das nicht so schrecklich, was da passiert ist. Mit der Wiederkunft Christi in Offenbarung 19, Vers 11, fällt etwas auf. Herbert liest Offenbarung 19, Vers 11: „Eine Haube machte sich sein Schwertkopf ins Haus, sein, die jetzt seine Taten zeigen. Wenn sie mal weiß ist, wer weiß den reichenden Leibkopf. Jonen und Stasi, er wird sie genießen, Königin und Herr der Herren.“
Danke. Es ist ganz klar die Wiederkunft Christi, Herrlichkeit zum Gericht. Er reitet nicht mehr auf einem Esel, sondern auf einem weißen Pferd. Er kommt vom Himmel her, darum mit den Wolken des Himmels.
Wir sehen also, es gibt immer mehr ein stimmiges Bild, das wir schon gesehen haben. Jetzt haben wir hier das Ende all der Gerichte, und da kommt jemand auf einem weißen Pferd. Aber die ganze Zeit der Gerichte beginnt auch mit jemandem auf einem weißen Pferd, der als König auftritt. Er hat nämlich auch eine Krone.
Aber wer ist der Letzte? Das wissen wir. Aber wer ist der, der vorherkommt? Er gleicht ihm so sehr: der Antichrist, der Gegenchristus, der falsche Messias, der größte Verführer aller Zeiten.
Der Herr Jesus kündigt in Matthäus 24 als erstes an: Da werden falsche Messiasse kommen. In Vers 5 heißt es: „Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Messias, also der Christus, und sie werden viele verführen.“ Da haben wir genau die Parallele mit dem ersten Siegelgericht. Das ist nicht einfach ein falscher Messias, sondern der falsche Messias, der Antichrist.
Dann wird bereits gelesen: Zweiter Punkt: „Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören.“ Vers 7: „Denn es wird sich Nation gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich.“
Jetzt schauen wir uns das zweite Siegel an. Hier steht der Pharao genau, wie es gegeben wurde: Krieg und Gewalt nehmen zu. Was ist das anderes als Krieg, was wir hier haben im zweiten Siegel? Das ist genau der zweite Punkt in der Ölbergrede: „Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören, Nation gegen Nation, Königreich gegen Königreich.“
Als dritten Punkt erwähnt Herr Jesus in Vers 7 Hungersnöte. Jetzt schauen wir das dritte Siegel an, Offenbarung 6, Vers 5. Das dritte Siegel zeigt einen Reiter auf einem schwarzen Pferd, mit einer Waage in der Hand. Es wird gesagt, dass ein Maß Weizen für einen Denar verkauft wird und drei Maß Gerste für einen Denar. Das bedeutet eine massive Teuerung.
Für Johannes war das kein Problem, wir müssten da ständig umrechnen in unserem System. Ein Maß ist etwa ein Liter. Ein Denar ist etwa ein Tageslohn eines Arbeiters, wie im Gleichnis von Matthäus 20, wo die angeworbenen Arbeiter in den Weinberg geschickt werden und ein Denar als Tageslohn vereinbart wird.
Das heißt, ein Liter Weizen kostet einen Tageslohn. Das entspricht einer Preissteigerung von 800 bis 1200 Prozent. Wenn alles zehnmal teurer wird, dann gibt es Hunger, eine Hungersnot. Gerste ist etwas billiger. Drei Maß Gerste kosten einen Denar. Gerste wurde immer als minderwertiges Getreide im Vergleich zu Weizen angesehen.
Gut, also eine ganz massive Teuerung kommt und bewirkt Hungersnot.
Dann haben wir als vierten Punkt in Matthäus 24 nach Hungersnöten Seuchen. Jetzt lesen wir das vierte Siegel. Dort wird die Vernichtung der Menschen beschrieben. Es wird erwähnt: Schwert, Hunger und Pest. Wörtlich steht im Griechischen „Thanatos“, was für Tod steht, speziell für Seuchen oder Pest.
So haben wir hier genau die Parallele zum Punkt mit den Seuchen. Auch Erdbeben bringen Tod. Hier kommt das Totenreich, das vierte Pferd vernichtet Menschen in Massen. Wir haben also Seuchen und Erdbeben.
Dann sagt Herr Jesus in Vers 8 und 9, Matthäus 24, Vers 9: „Ihr werdet in der Neugierde verfolgt und getötet werden, und ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um meines Namens willen.“ Ja, da werden Zeugen Jesu ermordet.
Fünfter Punkt: Jetzt schauen wir uns das fünfte Siegel an. Ich habe noch eine kurze Frage. Ja, gern. Wie kann man das erklären mit diesem wilden Tier? Gibt es dafür eine Erklärung in Vers 8?
Es werden ja die vier Dinge erwähnt: Schwert, Hunger, Seuche, wilde Tiere. Das sind diese vier Gerichte, die im Alten Testament als die vier Plagen erwähnt werden, die Gott immer wieder bringt, wenn er ein Volk bestraft.
Eine zentrale Stelle ist Hesekiel 14. Dort kommen genau diese Plagen vor. Gott sagt, wenn Noah, Daniel und Hiob in einem solchen Land wären, könnten sie das Land nicht verschonen, sondern nur sich selbst durch ihre Gerechtigkeit retten.
Es ist so, dass in Zeiten von Krieg zum Beispiel zuerst das Schwert kommt, dann entsteht Hungersnot durch den Krieg, dann brechen Seuchen aus, und dann kann sich auch die Tierwelt vermehren, gerade wilde Tiere, weil sie nicht mehr im biologischen Gleichgewicht mit den Menschen sind.
So war das in der Geschichte immer wieder ein Problem. Wenn ein Land verwüstet wurde, gab es ein Überhandnehmen von gefährlichen Tieren. So ist das zu verstehen, dass wilde Tiere sich frei ausbreiten und zur Qual für die Menschen werden können.
Nun haben wir den fünften Punkt gehabt: Die Zeugen Jesu werden ermordet. Jetzt lesen wir Offenbarung 6, Vers 9. Ja, lesen wir noch weiter bis Vers 11.
Dort wird gesagt, dass ihnen ein weißes Gewand gegeben wurde und dass sie noch einen kurzen Zeitraum das Zeugnis ablegen sollen. Sie haben ihre Taten vollendet.
Wir haben also Märtyrer, Menschen, die um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen geschlachtet werden.
Übrigens haben wir hier eine Tempelszene. Wir sind im Himmel, im Vorhof des Tempels. Dort ist der Brandopferaltar, der Schlachtplatz. Johannes sieht die Seelen der Märtyrer am Altar. Beim Altar musste das Blut der Opfertiere ausgegossen werden. Die Seele oder das Leben ist im Blut. Das Blut ist der Inbegriff des Lebens. Wenn das Blut weggenommen wird, ist man tot.
Die Seelen am Fuß des Altars entsprechen also dem Blut der Opfertiere. Diese Menschen, diese Toten, sind im Paradies. Wir sehen, wo das Paradies ist: Dort, wo der Tempel ist. Sie bitten Gott, dass er für ihren Märtyrtod Rache nimmt.
Das entspricht ganz genau Matthäus 24, wo es heißt: „Sie werden euch ermorden.“
Dann haben wir noch einen weiteren Punkt in Matthäus 24: Gesetzlosigkeit. Ja, genau, Vers 12: Die Gesetzlosigkeit wird überhandnehmen, also Anarchie.
Das haben wir gewissermaßen symbolisch im sechsten Siegel ausgedrückt. Johannes sieht, wie die Sterne vom Himmel fallen, der Mond schwarz wird wie ein Sack aus Ziegenhaar, und alle Berge und Inseln aus ihrer Stelle gerückt werden. Es gibt also kein Fundament mehr, an dem man sich halten kann. Alles wird erschüttert.
Wir haben am Anfang gelesen, dass die Offenbarung speziell in Symbolsprache zu uns spricht. Das heißt, jegliche Ordnung und Stütze wird erschüttert. Das entspricht totaler Anarchie wegen des Überhandnehmens der Gesetzlosigkeit.
Was mich überrascht hat und mich beglückt, als ich das einmal entdeckt habe, ist, dass es Punkt für Punkt absolut parallel geht mit Matthäus 24, auch in der Reihenfolge, wie der Herr die Dinge nennt.
Jetzt noch etwas: Wir haben das übergangen. In Matthäus 24, Vers 8, sagt der Herr: „Alles dies aber ist der Anfang der Wehen.“ Es geht um Geburtswehen.
Dazu habe ich eine Frage: Wenn man da ist, kommt man auf den Gedanken, das ist vielleicht das Erleben für heute.
Sehr gut, darauf will ich noch kommen. Ich habe noch nichts darüber gesprochen, wann das beginnt oder wann es begonnen hat. Wir schauen uns das an. Das ist der dritte Teil, und diese Dinge kommen nacheinander, und das ist parallel mit Matthäus 24, so weit sind wir jetzt. Das ist der Anfang der Wehen.
Der Herr Jesus benutzt hier einen Ausdruck, den die Jünger kannten. Die Rabbis haben davon gesprochen. Im Talmud wird über die Chawlei Maschiach gesprochen, die Geburtswehen des Messias.
Im Traktat Sanhedrin im Talmud heißt es: Bevor der Messias kommt, wird alles erschüttert werden, schreckliche Not wird über die Welt kommen. Das haben sie als die Geburtswehen des Messias bezeichnet.
Da sagt der Herr Jesus: Diese Dinge werden kommen, aber das ist nur der Anfang der Wehen. Für sie war das gar nicht verständlich. Aha, das sind die Geburtswehen vor der Erscheinung des Messias in Herrlichkeit.
Nun ist es so mit den Wehen: Sie setzen manchmal schon einige Monate vorher ein, wie bei meiner Frau. Wir haben das ein paarmal erlebt.
Da gibt es wilde Wehen, das war das Problem, und dann muss man liegen und aufpassen. Die sind aber noch nicht so schlimm.
Wenn die Wehen aber doch irgendwie regelmäßig werden, etwa alle Viertelstunde, dann wird es interessant. Wenn das nicht aufhört, sondern intensiver und regelmäßiger wird, merkt man, es hat sich gelohnt, den Koffer zu packen.
Dann wird es intensiver, alle fünf Minuten. Man weiß, vielleicht muss man nicht mehr bis morgen warten. Das ist alles der Anfang der Wehen. Aber man weiß, es kommt jetzt. Es kommt dann.
Dann wird es immer intensiver, alle drei Minuten, und steigert sich noch mehr. Ihr seht, ich kann sprechen wie eine Mutter, ich habe das fünfmal erlebt.
Am Schluss dann die Presswehen. Da kämpft der Mann mit. Nach dem großen Leiden folgt die große Freude. Alles ist vergessen, die Leiden sind vergessen, ein Mensch ist in die Welt gekommen.
Genau das sind die Geburtswehen des Messias. Es geht bis zum Höhepunkt. Auf der höchsten Not kommt der Sohn des Menschen in die Welt, und alles ist vergessen.
Das sind die Geburtswehen. Der Herr Jesus spricht hier also: Das ist nur der Anfang der Geburtswehen, noch nicht die Endphase.
Die Endphase wird dann erst ab Vers 15 besprochen.
Schauen wir mal Matthäus 24, Vers 15: „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung stehen seht, von dem der Prophet Daniel gesprochen hat, an der heiligen Stätte...“
Ja, mach nur weiter.
„Dann sollen die, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen; wer auf dem Dach ist, soll nichts vom Haus holen; wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückgehen, um seinen Mantel zu holen; wehe den Schwangeren und Stillenden in jenen Tagen! Denn es wird eine große Drangsal sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder sein wird.“
Ja, bis dahin.
Jetzt haben wir wirklich die Presswehen, die große Drangsal. Die große Drangsal ist so schrecklich, wie es sie noch nicht gegeben hat seit Anfang der Welt.
Wir können sagen: Sie wird schrecklicher sein als der Erste und Zweite Weltkrieg. Das 20. Jahrhundert war das Jahrhundert mit den abscheulichsten Kriegen der ganzen Menschheitsgeschichte.
Aber es wird noch schrecklicher sein als der Zweite Weltkrieg mit seinen über 50 Millionen Toten.
Der Ausgangspunkt wird sein, dass Jesus sagt, wenn ihr an der heiligen Stätte den Gräuel seht. Der heilige Ort ist der Tempelplatz in Jerusalem.
Der Antichrist wird dort ein Götzenbild aufstellen im dritten Tempel.
Wenn die Gläubigen in dieser Zeit in Israel das sehen, sagt Matthäus: Wer es liest, der beachte es, dann sollen sie auf die Berge fliehen.
Dann beginnt die große Drangsaalszeit.
Das entspricht dem siebten Siegel, das aus den endgültigen schwersten Gerichten mit den sieben Posaunen und sieben Schalen besteht, die sich dauernd steigern, bis wir bei den Schalen den Höhepunkt erreichen.
Die Schalen werden ausgegossen. Das sind keine Flaschen. Wenn eine Flasche umkippt, macht es „backuck, backuck“. Auf Hebräisch heißt Flasche darum „backuck“. Aber das sind Schalen. Wenn man eine Schale gibt, fällt der Inhalt sofort heraus.
Das sind schlagende, harte Gerichte über die Erde, die alles erschüttern.
Wir sind auf dem Höhepunkt.
Das wird also beginnen, dadurch dass der dritte Tempel verunreinigt wird.
Das kann ich jetzt nicht beweisen, einfach mal zur Kenntnis nehmen.
Syrien wird mit seinen Alliierten von Norden her einen Feldzug machen, ganz Israel überrennen und das Land verwüsten, so ist es beschrieben in Daniel 11, Vers 45, Joel 2 usw.
Dieser Feldzug wird an vielen Stellen beschrieben: eine totale Verwüstung Israels.
Aus diesem Angriff wird ein Weltkrieg entstehen. Das eine wird das andere auslösen.
Europa will intervenieren. Das führt dann zur Schlacht bei Harmagedon.
Aber hier werden die Gläubigen aufgerufen, zu beten. Bevor diese Dinge kommen, sollen sie beten, dass diese Flucht am Anfang der großen Drangsal nicht auf den Winter fällt und auch nicht auf den Sabbat.
Die Gläubigen, die das vor sich sehen, werden intensiv beten, dass das Timing Gottes so ausfällt, dass der Beginn der großen Drangsal nicht im Winter und nicht auf einen Sabbat fällt.
Jetzt haben wir die Frage noch nicht geklärt, auf welche Zeit sich das bezieht: Ist das vor der Entrückung, nach der Entrückung? Wir kommen darauf.
Darum habe ich sehr zurückhaltend von den Gläubigen gesprochen, aber bewusst nicht näher ausgeführt.
Ich will jetzt noch die Parallele zeigen mit Offenbarung 8. Wir überspringen die Einschiebung, damit wir durchkommen.
Lesen wir Kapitel 8, ab Vers 1 bis 3:
„Und als das siebte Siegel geöffnet wurde, entstand im Himmel eine halbe Stunde Schweigen. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott standen, und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. Ein anderer Engel kam zum Räucheraltar, der vor dem Thron stand, und er hatte eine goldene Schale voller Räucherwerk. Er gab sie dem Engel, der vor dem Altar stand, und dieser verbrannte das Räucherwerk mit dem Rauch des Räucherwerks vor Gott.“
Das Rauchwerk im Alten Testament war eine ganz besondere, spezielle Zusammensetzung. Es durfte nicht nachgemacht werden. Es stand unter Todesstrafe, wer das in diesen Proportionen nachmachte.
Es war etwas Außergewöhnliches, das nur für Gott verwendet wurde, zum Verbrennen auf dem Räucheraltar.
Eines der Bestandteile war eine Pflanze, die die Eigenschaft hatte, dass der Rauch extrem gerade aufstieg.
Das war ein Räucherwerk, das sehr gerade aufstieg im Heiligtum.
David wusste schon, was das bedeutet. Im Psalm 143 sagt er: „Lass mein Gebet als Räucherwerk vor dir bestehen.“
Der Wohlgeruch dieser Zusammensetzung spricht von der Wohlannehmlichkeit des Messias, des Herrn Jesus.
Jetzt wird hier im himmlischen Heiligtum am goldenen Räucheraltar dieser Wohlgeruch den Gebeten der Heiligen hinzugefügt, damit ihre Gebete direkt gerade vor Gott kommen und für Gott so angenehm sind, als wenn Jesus Christus selbst beten würde, der Sohn Gottes.
Warum ist jetzt beim siebten Siegel das Gebet so wichtig?
Jetzt haben wir die Ruhe vor dem großen Sturm, eine halbe Stunde Schweigen im Himmel. Das ist die Ruhe vor dem Sturm.
Was danach folgt, ist die große Drangsal.
Das Wichtige ist, dass die Gebete der Heiligen Kraft haben.
Nach Matthäus 24 ist besonders das Gebet wichtig, dass die Flucht am Anfang der Drangsal nicht auf den Winter fällt und nicht auf einen Sabbat.
Denn eine Flucht im Winter auf die Berge – die übrigens in Israel vor allem im Westjordanland sind, also im besetzten Gebiet – ist sehr schwer.
Sie werden auch auf den Hermon gehen, nach Psalm 42. Der Hermon ist im Winter völlig schneebedeckt, das Skigebiet Israels.
Eine Flucht auf die Berge im Winter mit kleinen Kindern, wie wir es bei den Kurden erlebt haben, ist schrecklich.
Wehe den Schwangeren und den Säugenden in jenen Tagen!
Das ist die Situation, die anschaulich illustriert wird während der großen Drangsal.
Die Menschen werden flüchten müssen, aber das darf nicht im Winter sein, sonst wäre es eine Katastrophe.
Darum werden sie intensiv beten.
Dann kommen die Posaunen, die Schläge über die Welt bringen.
Das entspricht der großen Drangsal, wo der Herr Jesus sagt, wenn diese Zeit nicht von Gott verkürzt würde, würde kein Fleisch gerettet werden, keine Seele, kein Fleisch – das heißt, kein Mensch würde überleben.
Es käme zu einer Totalvernichtung der Menschheit.
Darum muss diese Zeit verkürzt werden.
Die große Drangsal dauert genau 1.260 Tage.
Das Timing Gottes ist absolut genau.
So hat er auch jede Not in unserem Leben genau getimt.
Nur der Unterschied ist, wir wissen es nicht in unserem persönlichen Leben.
Für die Drangsal wird man es wissen.
Aber sie wird so viel schrecklicher sein als alles, was wir jetzt erleben können.
Die Verkürzung, dass es wirklich auf 1.260 Tage beschränkt ist.
In einem anderen Evangelium ist es sogar in der Vergangenheitsform: Wenn Gott diese Zeit nicht verkürzt hätte, wäre keine Menschheit mehr übrig.
Die Jünger damals wussten noch nichts von Atomwaffen und so weiter.
Der Herr spricht so über die drohende Gefahr der Selbstauslöschung der Menschheit.
Wir sehen auf unserem Blatt: Die ersten sechs Siegel entsprechen dem, was Matthäus 24, Vers 8 nennt – der Anfang der Wehen.
Das siebte Siegel besteht aus sieben Posaunen und sieben Schalen, und umfasst die große Drangsal.
So ist das.
Jetzt sieht man es anschaulich.
Vorher war es ein Durcheinander, so wie man die Offenbarung das erste Mal liest.
Jetzt sieht man plötzlich, was das soll.
Bedeutung der Flucht und der Sabbatproblematik
Was bedeutet denn die Flucht nicht aus dem Sauerstall? Ja, weil dann die Busse nicht fahren. Wenn du auf dem Feld bist und der Wagen zu Hause geparkt ist, kannst du nicht mehr nach Hause gehen. So steht es hier. Dann musst du den nächsten Bus nehmen, auf den Hermon hinauf, ins besetzte Westjordanland. Ja, man muss den Bus nehmen.
Also nicht etwa, weil man am Sabbat in dieser Situation als Jude nicht weiter als einen Sabbatweg gehen dürfte. Das offizielle Judentum hält auch heute noch fest, dass im Fall von Todesgefahr das Sabbatgebot gebrochen werden darf. Das Gebot zum Leben, das Gebot zur Rettung des Lebens steht über dem Gebot des Sabbats. Darauf hat der Herr ja die Pharisäer immer angesprochen: Darf man am Sabbat Gutes tun, Leben retten oder Leben verderben? Die rabbinische Lehre lautet: Leben retten. Hat er sie widerlegt, weil sie in ihrem Denken unkonsequent waren? Bei ihm galt dieser Maßstab, sonst ein anderer.
Es ist also nicht das Problem, das Sabbatgebot zu brechen, sondern es ist eine Erschwernis einer Massenflucht am Sabbat.
Und nun? Das große Rechteck, das so orange ist – stimmt das, ist es orange? Ja. Das, was die sieben Posaunen und sieben Schalen umfasst, das ist die große Drangsal. Jetzt ist das Ganze ja eingefasst in ein noch größeres Quadrat, das ich oben überschrieben habe mit „Die Stunde der Versuchung“, Offenbarung 3, Vers 10.
Dieser Ausdruck „Die Stunde der Versuchung“ umfasst sowohl den Anfang der Wehen als auch die große Drangsal. Jetzt müssen wir uns mit diesem Ausdruck „Die Stunde der Versuchung“ beschäftigen.
Offenbarung 3,10 ist die Verheißung an Philadelphia, die einzige Gemeinde, die gelobt wird. Das ist extrem, nicht? Ein Gebiet so groß wie die Schweiz, und nur eine Gemeinde wird gelobt, alle anderen nicht. „Weil du mein Wort bewahrt hast in der Stunde der Versuchung und dich bewährt hast.“ Hier ist es ganz ernst und seltsam: Du hast dich bewährt in der Stunde der Versuchung, nicht zur Versuchungstod. Auch Vers 11: „Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme.“ Jawohl, das reicht.
Die Stunde der Versuchung – der Herr verheißt: „Philadelphia, ich werde dich bewahren.“ Es ist nicht irgendeine Stunde der Versuchung. Es hat in der ganzen Menschheitsgeschichte schon so viele Stunden der Versuchung gegeben, angefangen vom Garten Eden bis heute. Jeder hat in seinem Leben besondere Stunden der Versuchung erlebt.
Aber hier, mit bestimmtem Artikel, die Stunde der Versuchung – das ist die schrecklichste Verführungszeit der ganzen Menschheitsgeschichte. Das ist die Zeit des Antichristen, eben der Auftritt beim ersten Siegel, siegend, dass er siegte.
Wie wird er verführen? Er wird zum Beispiel Blitze vom Himmel herabkommen lassen. Offenbarung 13, ab Vers 11 wird das Tier aus der Erde beschrieben. Während in Kapitel 13, Vers 1 das Tier aus dem Meer beschrieben wird. Das Tier aus dem Meer ist der kommende Herrscher des wiedererstehenden römischen Reiches.
Ich habe ja schon gesagt, das römische Reich muss wiedererstehen. Und wir haben eine Entwicklung erlebt in der jüngsten Vergangenheit, die absolut ohne Parallele ist in der ganzen Menschheitsgeschichte: Dieses freiwillige Zusammenfügen von Nationen zu einem immer größer werdenden Komplex. Das ist übrigens auch die Meinung von unserem Staatssekretär Blancard. Er sagt, ein heiliges römisches Reich, eine europäische Nation soll gezimmert werden. Das ist seine Sicht für die Einigung des Westens.
Das römische Reich ist im Entstehen, und es wird in eine Diktatur münden, eine totale Diktatur. Das ist überraschend, denn das erwartet man nämlich nicht. Europa ist derart stolz, dass sie die einzigen sind, die wirklich etwas von Demokratie verstehen. Und diesen armen Osteuropäern – ich war gerade kürzlich in Rumänien – lässt man deutlich zeigen, dass sie zuerst einmal europafähig werden müssen.
Darum lassen sie übrigens die Hunde in ganz Bukarest frei herumlaufen. Also die wilden Hunde, die schießt man nicht ab. Warum? Weil man weiß, die im Westen, die europafähig sind, sind Tierschützer. Wenn wir unsere wilden Hunde in Bukarest töten, glauben sie uns nicht, dass wir europafähig sind. Es ist ein Politikum. Dort spricht man über solche Probleme.
Aber es hat auch sein Gutes. Gerade kurz bevor ich da war, Mitte Dezember, hat eine Mutter in Bukarest im kalten Winter ein Säugling irgendwo in der Stadt ausgesetzt. Dann sind die wilden Hunde gekommen, haben Zweige genommen, einen Schutz gebaut, haben das Kind angehaucht, ihm Wärme gegeben und sind auf die Suche gegangen. Sie merkten, dass sie das Kind nicht durchbringen. Sie suchten Menschen, aber nachts war niemand unterwegs. Wohl gegen den frühen Morgen fanden sie eine Streife und bellten diese an. Die Polizisten merkten, die Hunde sind ungewöhnlich komisch, und folgten ihnen. So wurde das Kind gerettet.
Ich sage nur: Das sind eben die Versuche, jetzt europafähig zu werden. Aber wir sind stolz, wir wissen, was Demokratie ist und so weiter.
Wie soll ein so demokratiestolzes Europa je eine Diktatur werden? Ganz einfach, man muss nur ein bisschen zurückblättern in der Geschichte. Es gab einmal die Weimarer Republik, eine Demokratie, nachdem die Monarchie in Deutschland überwunden war. Dann kam die Weltwirtschaftskrise. Wenn es ums Geld geht, ist man so froh, wenn einer aus dem unteren Stand heraufkommt und sagt: „Ich kann dafür sorgen, dass sich alle mit Volkswagen herumfahren.“ Ah, toll!
Und Deutschland wurde die schrecklichste Diktatur, die man je gesehen hat. So wird das gehen. Wir haben gelesen, die Teuerung, die kommen wird, Kriege werden kommen, Europa wird zutiefst erschüttert werden, wie man sieht. Mit einer solchen unregierbaren Bürokratie können wir nicht mehr aus dem Schlamassel herauskommen. Wir brauchen den starken Mann – und dann kommt die Diktatur. So einfach.
Es wird also ein Déjà-vu sein, schon mal gesehen.
Nun zum zweiten Tier aus der Erde: Das ist der Antichrist. Er wird Feuer vom Himmel herabkommen lassen (Offenbarung 13, Vers 13). Er wird auch ein Götzenbild herstellen, das sprechen kann und verlangen wird, dass alle ermordet werden, die es nicht anbeten.
Das ist ja nicht so überraschend im Fernsehen, da kann man alles erklären, wie das funktioniert. Aber ein Bild, das so sprechen kann – das ist ein Götzenbild, das sprechen kann. Das ist genau das, was man nie gesehen hat.
Im Alten Testament war Blitz vom Himmel ein Beweis für den wahren Gott. Die Elia-Geschichte in 1. Könige 18: Die Baalspriester, die den Baal, den Blitz- und Sturmgott verehrten, baten um Feuer vom Himmel. Es kam keines, da war keine Stimme, niemand antwortete. Elia konnte spotten: „Vielleicht schläft er, ist in Gedanken oder spazieren gegangen. Ich muss lauter rufen.“ Er betete ein schlichtes Gebet, der Blitz kam, das Opfer wurde verzehrt, und alle sagten: „Yahweh, er ist der wahre Gott.“
In Psalm 115 wird gesagt: Die Götter der Heiden haben einen Mund, können nicht sprechen; sie haben Augen, können nichts sehen; sie haben Hände, können nichts tun usw.
Und jetzt kommt ein Mann, der wird Feuer vom Himmel herabkommen lassen und ein Götzenbild machen, das spricht. Das wird die Stunde der Versuchung sein.
Wer dann nicht ganz klar vom Evangelium überzeugt ist, wird fallen – jeder Fall, jeder Fehltritt, die Stunde der Versuchung! Wie es noch keine gegeben hat. Es ist die Zeit des Antichristen.
Der Herr Jesus sagt: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“
Jetzt haben wir aber ein großes Übersetzungsproblem. Das ist ja das Problem. Diejenigen, die sagen, die Entrückung der Gemeinde findet vor der großen Drangsal statt, sagen, es heißt hier: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde.“ Diejenigen, die zu den Mit-Tribulationisten gehören, also zu denen, die sagen, in der Drangsal wird die Gemeinde entrückt, sagen: Nein, hier muss es heißen: „Ich werde dich bewahren aus der Stunde der Versuchung.“
Sie haben auch gute Gründe dafür, denn die Präposition auf Griechisch heißt ek, das entspricht dem Lateinischen ex, also „aus“. Exi ist der Ausgang, nicht der Vorgang, sondern der Ausgang. Dann sagen sie, es muss „aus“ heißen.
Aber es ist nur scheinbar das Argument, denn ek hat viele Bedeutungen. Es kann auch „vor“ bedeuten.
Jetzt haben wir wieder das Problem des Übersetzers: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Was muss ich wählen? Ja, wenn ich diese Überzeugung habe, dann kann ich das wählen, wenn ich diese habe, dann kann ich das wählen. So ist es oft mit der Bibelauslegung. Man hat schon eine Idee und sucht dann die Gründe für die Idee, um sie zu stützen.
Man kann ja auch einfach weiter untersuchen.
Jetzt haben wir hier die Verbindung „bewahren, ek“ – ich werde dich bewahren. Wenn eines meiner Kinder nicht aufpasst und auf ein gefährliches Wasser zuläuft, dann kann ich es bewahren vor dem Wasser, aber ich kann es nicht bewahren aus dem Wasser, es ist nämlich schon nass. Ich kann es aber noch aus dem Wasser retten. Das geht.
Also, wenn das Verb hier sozo wäre, „retten“, dann kann ich mit Fug und Recht übersetzen: „Ich werde dich retten aus der Stunde der Versuchung.“ Weil es aber „bewahren“ ist, muss ek hier mit „vor“ übersetzt werden.
Der Ausdruck „tereo ek“ – bewahren vor – kommt noch einmal im Neuen Testament vor. Das ist Johannes 17, Vers 15. Liest jemand?
„Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.“
Jawohl.
Hat jemand in seiner Übersetzung, dass du sie bewahrst aus dem Bösen? Wir haben ja verschiedene Übersetzungen da. Wie ist das? Vor, alle vor. Warum sind sich die Übersetzer hier einig? Weil es „bewahren“ ist, da muss man übersetzen „bewahren vor“, sonst wird es unsinnig. „Bewahren aus dem Bösen“ geht nicht, „bewahren vor dem Bösen.“
Aber wo wir die gleiche Kombination haben in Offenbarung 3, gibt es ein Problem, eben weil der eine diese Ansicht hat, der andere diese.
Gut, ich kann mit jedem leben, der glaubt, dass die Entrückung erst in der Drangsal stattfindet oder nach der Drangsal. Da kann ich gut schlafen.
Aber ich bedaure es, denn diese Stelle ist für mich eine wunderbare Verheißung: Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung. Das heißt, die Gemeinde kommt nicht in diese Zeit hinein. Sie muss also noch vorher entrückt werden.
Das führt uns zu einer neuen Lesung von Kapitel 4, Vers 1. Liest das nochmals jemand?
Also Johannes steht auf Erden, der Himmel steht offen – das war heute so. Aber dann hört er plötzlich eine Stimme wie eine Posaune, die sagt: „Komm herauf!“ Er wird entrückt in den Himmel, Johannes. Dann kommen die Dinge, die geschehen werden, nach diesen Dingen. Das ist der dritte Teil, die Gerichte.
Johannes als Apostel vertritt hier gewissermaßen die Gemeinde. Das folgt aus dem, was wir in Offenbarung 3, Vers 10 gefunden haben. Können wir hier eine symbolische Beschreibung der Entrückung sehen? Er vertritt die Gemeinde: „Komm hier herauf!“ Eine Stimme wie eine Posaune, es wird die Posaune bei der Entrückung. Er geht in den Himmel und was sieht er? 24 Älteste, Könige und Priester, die uns zu einem Königtum gemacht haben, zu Priestern für seinen Gott und Vater (Offenbarung 1).
Ja, ist das alles? Ja, bis zur Endzeit reicht das. Nur sie bekommt diese Verheißung zu hören, oder? Ja, aber man kann das jetzt so argumentieren: Der Herr gibt jeder Versammlung gewisse Verheißungen und Zusagen. Da kann man natürlich nichts sagen, wenn jetzt etwas für Philadelphia gesagt wird. Also diese Zusage, diese Verheißung hat keine Bedeutung für die anderen Gemeinden.
So mussten nämlich auch alle sieben Briefe an alle sieben Versammlungen geschickt werden, die sie alle gelesen haben. Aber der Herr sagt es Philadelphia ganz besonders zu, diese Verheißung. Das heißt aber nicht, dass sie nur auf Philadelphia beschränkt ist.
Ich will das übrigens noch weiter ausführen.
Es gibt ja auch die Auffassung – ich kann auch gut schlafen, wenn jemand dir anhängt, aber ich glaube nicht daran – es gibt eine Teilentrückung. Das heißt, nur besonders treue Christen werden entrückt und die anderen müssen durch. Bekanntlich gibt es diese Ansicht, aber sie kann gut widerlegt werden mit dem 1. Korintherbrief.
1. Korinther 15, Vers 51: Paulus spricht über die Zeit der Entrückung: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune.“
Denn Posaunen wird es geben, und wir werden verwandelt werden, unverweslich usw.
Der Herr – Paulus sagt hier – wir alle in einem Nu. Jetzt in Korinth, das war ein Chaos, wie wir Mühe haben, uns das in einer Gemeinde vorzustellen: Verrückt, wahnsinnig, Spaltung und Streit, man ging vor Gericht miteinander, und es herrschte Unordnung beim Abendmahl.
Paulus nimmt sich die Mühe, diese Gemeinde zurechtzubringen. Und dann sagt er in Kapitel 15, Vers 51: „Wir werden alle, nicht nur die Elite von euch, die Bewährten von euch, wir werden alle, kann man sagen, ja gut, alle – natürlich zuerst die Treuen und dann die Untreuen in der Drangsal? Nein, alle in einem Augenblick.“
Ich komme noch darauf zurück: Alle in einem Augenblick, also nicht in zwei verschiedenen Phasen, alle! Wenn sogar diese chaotische Gemeinde diese Zusage hat für alle, dann kann man nicht von einer elitären Vorentrückung sprechen.
In diesem Vers 10 gibt es noch dieses kleine Wörtchen „auch“, wenn es von Frau Barnup kommt. Das erlaubt, dass es nicht anders als im Symbol folgt. Aber auf jeden Fall in Verbindung mit 1. Korinther 15, was eine einfachere Stelle ist.
Man muss als Prinzip bei der Bibelauslegung haben: Man muss die schweren Bibelstellen im Licht der einfachen auslegen, nicht die leichten im Licht der schwierigen. Das ist ein Prinzip der Bibelauslegung.
Sehr gut, wir kommen zum Ende.
Aber das ist die Frage: Was stellen die zehn Jungfrauen dar? Sind das alle Wiedergeborenen oder sind das bekennende Christen?
Jetzt ist es so, es ist ja ein Reich der Himmel, ein Reich der Himmel-Gleichnis. Und der Herr Jesus erklärt schon in Matthäus 13, dass das Reich der Himmel eine Vermischung sein wird. Da wird zuerst der Weizen gesät, die wahren Gläubigen. Dann kommt ein Feind, der Lolch, ein dem Weizen ähnliches Unkraut, dazwischen sät. Dann wächst beides miteinander auf.
Das ist die Situation der Christenheit: eine Vermischung von wahren und unwahren Christen.
Die zehn Jungfrauen – fünf törichte, fünf kluge. Jetzt ist die Frage: Ist das die Christenheit, also echte und unechte Christen? Da haben wir vielleicht das Problem. Aber sie haben doch alle Öl in der Lampe.
Nun heißt das natürlich noch nicht, dass das Symbol Öl vom Heiligen Geist spricht. Das ist klar. Aber das heißt noch lange nicht, dass wenn sie Lampen mit Öl haben, das symbolisch die Innenwohnung des Heiligen Geistes darstellt.
Denn der Heilige Geist wirkt überall, wo die Bibel gelesen und verkündigt wird, sogar durch ungläubige liberale Theologen sind schon Menschen zum Glauben gekommen. Da wirkt der Heilige Geist durch sein Wort.
Also das Öl ist auch bei den Törichten da. Das Wirken des Heiligen Geistes ist in souveräner Weise sogar bei unechten Christen festzustellen.
Dieses Zeugnis des Lichtes wird bewirkt durch den Heiligen Geist, der in völliger Souveränität überall wirkt, wo Gottes Wort gelesen und verkündigt wird.
So wären also die fünf Törichten unechte Namenschristen, und die fünf Klugen wären echte Christen.
Schön, danke. Auch dort ist weißes Öl – auch bei den Gottlosen das Öl. Denn Licht machte man im Altertum mit Olivenöl.
Sprüche. Danke.
Abschlussgedanken zur Entrückung und Zukunftserwartung
Jetzt aber noch, damit wir zum Schluss kommen und das Ganze ein bisschen abgerundet ist: Ich werde dich also bewahren vor der Stunde der Versuchung. Wir haben also die Entrückung.
Johannes geht in den Himmel und sieht die vierundzwanzig Ältesten. Das sind alle entrückten Gläubigen, Könige und Priester. Dann haben wir bereits in Offenbarung 19, Vers 11 gelesen: Am Schluss kommt der Herr Jesus aus dem Himmel zurück. Wir haben auch gelesen, dass die Kriegsheere, die im Himmel waren, ihm auf weißen Pferden folgten. Das heißt, alle entrückten Erlösten werden mit ihm kommen und alles mit ihm teilen, alles mit ihm erleben.
Also, da haben wir jetzt ein bisschen das Thema angeschnitten. Ich hätte eigentlich noch mehr über das Thema sprechen wollen, über unsere Funktionen in der Zukunft, Ueli, weil du gefragt hast, Emil. Aber das ist schon mal etwas. Wir werden also alles miterleben mit dem König der Könige, alles an seiner Seite erleben. Auch wenn er kommt, um zu richten und zu herrschen, werden wir mit ihm gehen und auch dort Funktionen übernehmen.
Also keine Angst, es wird nicht langweilig werden. Es wird nicht so sein, dass man in Ewigkeit auf einer Wolke Posaune bläst. Das ist vielleicht die Vorstellung mancher Nichtchristen, aber nicht die biblische. Es wird spannend werden. Gott hat ein Programm für die ganze Ewigkeit.
Es heißt doch in Epheser 2, dass er in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen unser Wesen in Christus Jesus zeigen wird. Das kommende Zeitalter ist das tausendjährige Reich. Aber es heißt in den kommenden Zeitaltern Gottes Programm, seinen überschwänglichen Reichtum seiner Güte zu offenbaren. Es wird spannend werden.
Gott ist kein statischer Gott, sondern ein dynamischer Gott. Wir haben gelesen in Offenbarung 1: Gnade euch und Friede von dem, der da war, der da ist und der da kommt – nicht, dass er sein wird, sondern dass er kommt. Denn da kommt ein Gott, der aktiv eingreift und handelt, nicht statisch.
Also können wir die Entrückung da sehen, am Ende nach den sieben Sendschreiben. Die sieben Sendschreiben richteten sich an Gemeinden, die damals zur Zeit von Johannes existierten. Das war keine glückliche Situation für Johannes. Er war verbunden mit so vielen Gemeinden, in denen es viel Unordnung und schreckliche Dinge gab. Aber er hat ihnen nicht gekündigt, sondern diese Briefe und die Offenbarung geschrieben, um sie auf den Herrn Jesus Christus auszurichten.
Diese sieben Sendschreiben haben gleichzeitig auch prophetische Bedeutung – das wäre mal ein Thema für sich. Und zwar genau in der Reihenfolge, wie sie dort stehen, können wir die ganze Kirchengeschichte der letzten zweitausend Jahre in Symbolsprache eindrücklich wiederfinden.
Und genau in der richtigen Reihenfolge. Ich habe mir mal als Gymnasiast überlegt, wie viele Möglichkeiten es gäbe, die Sendschreiben falsch anzuordnen, sodass sie nicht dem Lauf der Kirchengeschichte entsprechen. Das sind sieben Fakultäten, also 7×6×5×4×3×2×1. Oder wenn Hans und Fritz da am Tisch sitzen, gibt es zwei Möglichkeiten, wo Fritz und Hans sitzen. Wenn noch Urs dazukommt, gibt es schon sechs Möglichkeiten. Bei sieben sind es 5040 Möglichkeiten, von denen 5039 falsch sind und nur eine richtig – und die ist hier.
Nur schon von der Anordnung her ist das eindrücklich. So wird also die Kirchengeschichte beschrieben, und wir sind kirchengeschichtlich effektiv schon bei der Laodizeerperiode längst angelangt. Also das Nächste ist das Schönste.
Wir erwarten darum nicht die Katastrophe, das ist nicht unsere Erwartung. Christen sollten keine Pessimisten, sondern Optimisten sein. Wir können es wagen, weil das Schönste als nächstes Ereignis zu erwarten ist.
Damit wird auch die Frage beantwortet, wer denn die Flüchtenden in Matthäus 24 sind. Das sind die gläubigen Juden nach der Entrückung. Sie werden eine Erweckung erleben, der Überrest Israels wird zum Glauben kommen. Darunter wird es eine Elite geben, eine besondere Kerngruppe, die 144.000 Versiegelten. Aber es wird noch mehr gläubige Juden geben, und ein Drittel im Land wird zum Glauben kommen.
Diese werden dann am Anfang der großen Drangsal die Flucht ergreifen ins Ausland. Das ist das Erste. Gott wird sie in dieser Zeit von 1260 Tagen bewahren. Das ist diese Frau, die den Messias gebiert, in Offenbarung 12. Diese Frau, Israel, muss dann flüchten in die Wüste, nach Jordanien.
Jordanien wird dem Überrest Israels besonderen Schutz gewähren – und zwar für 1260 Tage. Das ist die Zeit der schrecklichsten Diktatur Europas und der großen Drangsal, die mit einem Totalzusammenbruch aller Zivilisationen endet.
Dazu noch ein Vers: Die letzte Schale, dort bricht wirklich alles zusammen. Offenbarung 16, Vers 17 ist die siebte Schale. Und wir lesen in Vers 18 und 19: Die Städte der Heiden stürzten ein. Dieses kleine Satzteilchen beschreibt die Endkatastrophe – alles fällt, alles stürzt.
Dann kommt die große Freude: Der Sohn des Menschen übernimmt die Herrschaft. Nach Offenbarung 20 sind wir am Schluss. Wir haben die Hochzeit des Lammes und dann den Tag des Herrn, die Erscheinung des Herrn Jesus in Herrlichkeit. Er richtet das tausendjährige Reich auf.
Dann wird der große weiße Thron gesehen, wo er alle Menschen von allen Seiten richtet. Alle Ungläubigen werden gerichtet. Danach folgt die Ewigkeit mit einem neuen Himmel und einer neuen Erde.
So können wir abschließend noch Offenbarung 22, Verse 16, 17, 20 und 21 betrachten. Jesus ist der glänzende Morgenstern. Der Morgenstern geht auf, wenn die Nacht am dunkelsten ist, aber noch bevor die Sonne kommt. Das ist die Entrückung in der Nacht, wenn die Menschen schlafen und es nicht feststellen.
Niemand von uns, nehme ich an, hat das Aufgehen des Morgensterns gesehen. Mit den Wolken ist das sowieso ein Problem, aber auch sonst hätten wir es verschlafen. Das ist die Entrückung, die der Rest der Menschheit verschlafen wird.
Er kommt dann sichtbar als die Sonne der Gerechtigkeit, Malachi 4, Vers 2. Das ist dann für alle sichtbar, dann wachen die Leute auf – aber es ist zu spät.
Hier stellt er sich vor den Gemeinden als der glänzende Morgenstern vor, das heißt die kostbare Verheißung für die Gemeinde, für die Entrückung.
Und noch Vers 20 und 21: „Ja, ich komme bald.“ Amen. Ja, von dem Herrn Jesus. Dieses „Ja, ich komme bald“ kann auch so übersetzt werden, dass es eigentlich ein Adverb ist: „Ich komme schnell, eilend.“ Es ist lange gegangen bis jetzt, aber er kommt dann sehr plötzlich, ganz schnell, unerwartet. Das steckt eigentlich darin.
Johannes musste noch lange warten, aber es kommt dann plötzlich. Wir sind so weit vorgeschritten, und noch nie gab es eine solche Situation im heilsgeschichtlichen Kalender, wie wir das heute sehen. Alle Dinge sind so schön bereit für das Schach-Szenario.
Nach der Entrückung sind die Figuren schön aufgestellt, das letzte Szenario kann losgehen. Aber zuerst kommt noch das Schönste für uns.
Ja, wir müssen zu einem Schluss kommen. Es ist noch eine ganz wichtige Frage: In der Prophetie findet man – ich habe noch nie eine Stelle gesehen, an der von Ägypten gesprochen wird. Aber Jesaja 16 spricht über Moab, Mitteljordanien, und Gott sagt: „Moab, nimm meine Flüchtlinge auf und verberge sie bei dir.“ Jesaja 16, Verse 3 und 4.
Wollen wir noch etwas singen zum Schluss? Das ist ein fixer Begriff in der Antike, im römischen Heerwesen. Man kannte die drei Posaunen: Die erste Posaune wurde bei den Römern geblasen, dann musste das römische Lager abgebrochen werden.
Die zweite Posaune bedeutete, dass man sich aufstellte in Reih und Glied.
Die dritte Posaune war der Aufbruch der Armee.
Somit war die letzte Posaune die Posaune zum Aufbruch der Armee. Die letzte Posaune ist die Posaune zum Aufbruch der Armee in der Entrückung.
Dann haben wir Offenbarung 19, wo die Heere aus dem Himmel dem Messias auf dem weißen Pferd folgen. Das ist der Aufbruch zuerst nach oben, um dann hinunterzukommen.
So hatten wir also in diesem Ausdruck „die letzte Posaune“ nicht eine Verbindung mit den sieben Posaunen, sondern das ist ein fixer, stehender Ausdruck aus dem Heerwesen.
