Einführung in den Psalm 2 und seine Einteilung
Der Herr spottet über sie, dann spricht er sie an in seinem Zorn. In seinem Zorn schreckt er sie. Habe doch ich meinen König weit auf Zion, meinem heiligen Berg?
Lasst mich die Anordnung des Herrn bekanntgeben. Er hat zu mir gesprochen: „Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt. Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben, zu deinem Besitz die Enden der Erde.
Mit eisernem Stab magst du sie zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen.“
Und nun, ihr Könige, handelt verständig. Lasst euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! Dient dem Herrn mit Furcht und jauchzt mit Zittern. Küsst den Sohn, damit er nicht zürnt und ihr umkommt auf dem Weg. Denn leicht entbrennt sein Zorn. Glücklich sind alle, die sich bei ihm bergen.
Jawohl, wir haben letztes Mal schon darüber gesprochen, wie der Psalm eingeteilt wird beziehungsweise eingeteilt werden muss. Hier ist es ganz besonders einfach. Mag sich jemand erinnern? Es sind ja zwölf Verse, und die lassen sich schön durch drei teilen. Es sind effektiv vier Strophen à drei Verse.
In der ersten Strophe wird gefragt, warum die Menschheit sich gegen Gott auflehnt, und zwar gegen Gott und seinen Gesalbten, Vers 2. Das hebräische Wort Maschiach bedeutet Messias. Hier haben wir sehr leicht erkennbar einen messianischen Psalm vor uns.
Die Rebellion der Menschheit gegen Gott und der messianische Bezug
Die Menschheit versucht, sich von Gott zu lösen und ihre Bande zu zerreißen. Darüber haben wir beim letzten Mal gesprochen – über das gesamte Problem, das seit der Aufklärungszeit besteht, der sogenannten Emanzipation. Es handelt sich dabei um die ganz bewusste Loslösung von Gott.
Keine Abhängigkeit mehr von Gott und seinem Wort – der Mensch will selbst entscheiden. Diesen Bezug haben wir diesmal auch zum Gleichnis vom verlorenen Sohn hergestellt. Auch er wollte sich ganz bewusst vom Vater lösen, allerdings im negativen Sinn. Er emanzipierte sich, landete aber am Ende bei den Schweinetrögen.
So ist es eigentlich auch in unserer Kultur gegangen. In der Aufklärungszeit, im 18. Jahrhundert, war man sehr stolz und eingebildet auf das Denken und Wissen des Menschen. Man glaubte, der Mensch könne unabhängig von Gott und der Bibel selbst entscheiden, was richtig und was falsch ist.
Man war damals sogar überzeugt, dass durch vernünftige Vertragsabmachungen schließlich Weltfrieden erreicht werden könne. Das 20. Jahrhundert wurde jedoch zum Jahrhundert der zwei Weltkriege. In der Nachkriegszeit kam das Problem des Drogenmissbrauchs auf, und die Kriminalität stieg stark an.
Die Stabilität der Familie wurde ganz bewusst aufgelöst, mit all den Folgeerscheinungen. Effektiv zeigt sich hier eine Entwicklung bis hin zu den Schweinetrögen. Doch diese Entwicklung war die Folge einer bewussten Entscheidung: „Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile.“ Das entspricht Vers 1 bis 3.
Dieser Vers wurde ganz bewusst umgesetzt, indem man die Evolutionslehre populär machte. Die Evolutionslehre besagt, dass es keinen Schöpfergott braucht. Das Leben sei von selbst entstanden, ebenso der Mensch. Demnach sei keine Beziehung zwischen uns Menschen und Gott als Schöpfer notwendig.
Gottes Reaktion auf die Rebellion der Menschheit
In den nächsten drei Versen sehen wir die Reaktion Gottes auf die Rebellion der Menschheit. Wenn jemand den Text noch einmal vorliest – das haben wir zwar schon beim letzten Mal besprochen, wollen es aber nicht noch einmal komplett wiederholen – so steht dort: „Der Herr thront im Himmel und lacht, er spottet über sie.“ Dann spricht er sie an. In seinem Zorn, in seiner Zornglut schreckt er sie und sagt: „Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg.“
Gott reagiert also als Richter gegenüber einer Menschheit, die sich gegen ihn auflehnt. Dieses Gericht ist in der Offenbarung beschrieben. Gottes Zorn versetzt die Menschheit in Schrecken. In Offenbarung 6 lesen wir etwas über diesen Schrecken, der über diese Welt kommen wird.
In Offenbarung 6 geht es um das sechste Siegelgericht, das nach der Entrückung der Gemeinde stattfinden wird. Die Reaktion der Menschen wird in Vers 15 beschrieben: „Und die Könige der Erde und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Starken und jeder Knecht und Freie verbargen sich in den Höhlen und in den Felsen der Berge. Und sie sagen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes; denn gekommen ist der große Tag seines Zornes, und wer vermag zu bestehen?“
Diese Angst und dieser Schrecken vor Gottes Zorn sind noch zukünftig und werden tatsächlich so eintreten. Dies steht im Einklang mit Psalm 2, Vers 5: „Dann wird er zu ihnen reden, in seinem Zorn, und in seiner Zornglut wird er sie schrecken.“
Gottes Plan ist ein anderer als der der Menschheit. Die Menschheit sagt in Vers 3: „Lasst uns zerreißen ihre Bande!“ Doch Gott antwortet in Vers 6: „Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg.“
Die Bedeutung des Berges Zion und die politische Geschichte Jerusalems
Jawohl. Wo liegt dieser Berg Zion? Und wo genau in Jerusalem? Er befindet sich in Ostjerusalem.
Die UNO hatte 1947 im Zusammenhang mit dem zweiten Teilungsplan beschlossen, dass Ostjerusalem mit dem Zionsberg eine internationale Stadt werden soll. Sie sollte nicht Teil des Staates Israel werden. So war Ostjerusalem vom neu gegründeten Staat Israel ausgeschlossen, als dieser am 14. Mai 1948 ausgerufen wurde. Das war der Wille der UNO.
Es kam zum Unabhängigkeitskrieg. Jordanien konnte zusammen mit verbündeten Staaten wie Irak, Syrien, Libanon, Ägypten sowie Kontingenten aus Jemen und Saudi-Arabien diesen Ostteil der Stadt erobern. Die jüdische Bevölkerung wurde entweder massakriert oder vertrieben. Die Stadt wurde durch eine Mauer geteilt. Für die folgenden siebzehn Jahre befanden sich Ostjerusalem, der Tempelberg und Zion in jordanischer Hand.
Dann kam die zweite Bedrohung Israels, die auf eine Totalauslöschung abzielte. Dies führte zum Sechstagekrieg. Bei diesem zweiten Versuch, Israel auszulöschen, nahm sich Israel das Recht heraus, entgegen der Meinung der UNO Ostjerusalem mit dem Tempelberg zu erobern. Später wurde Ostjerusalem durch ein Gesetz der Knesset sogar annektiert. Diese Annexion wurde jedoch bis heute international nicht anerkannt.
Der Berg Zion liegt auf einem Hügel in Ostjerusalem. Dort soll einmal der Messias als König der Welt herrschen. Die UNO, die ihr Denken auf der Basis der Aufklärung des 18. Jahrhunderts aufbaut, geht davon aus, dass der Mensch unabhängig selbst entscheidet und durch Verträge den Weltfrieden herbeiführen kann – ohne die Hilfe Gottes. Die UNO steht sich mit Ostjerusalem somit im Konflikt mit dem Plan Gottes.
In jüngster Vergangenheit wurde auf dem Zionsberg, das heißt auf dem Südabhang in der Davidstadt, sogar der Palast von König David entdeckt. Vor einigen Tagen war man dort und konnte weitere Fortschritte bei den Ausgrabungen verzeichnen. Es wird eine großartige Entdeckung, dieser Palast von David.
Das ist der Ort für das zukünftige Königtum des Herrn Jesus Christus. Dazu lesen wir noch aus Lukas 1, was der Engel damals Maria gesagt hat. Lesen wir im Zusammenhang ab Vers 30 bis 38.
Die Ankündigung der Geburt des Messias an Maria
Wer liest vor?
„Hab keine Angst, Maria“, redete der Engel weiter. „Gott liebt dich und hat etwas Besonderes mit dir vor. Du wirst ein Kind erwarten und einen Sohn zur Welt bringen. Jesus soll er heißen, er wird mächtig sein. Dann wird man ihn Sohn Gottes nennen. Die Königsherrschaft Davids wird er weiterführen und die Nachkommen Jakobs für immer regieren. Seine Herrschaft wird kein Ende haben.“
Maria fragte den Engel: „Wie kann das geschehen? Ich bin noch gar nicht verheiratet.“
Der Engel antwortete ihr: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft Gottes wird sich an dir zeigen. Darum wird dieses Kind auch heilig sein und Sohn Gottes genannt werden.“
„Ja, bis dahin, das reicht“, dachte ich. Hier war mir die Aussage jetzt wichtig.
In Vers 32 heißt es: „Gott wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakobs herrschen.“
Also auf Zion, dort wo David seinen Thron hatte, wird der Messias, der ein Nachkomme von David sein soll, einmal regieren – der Herr Jesus.
Die Wiederkunft Christi und das tausendjährige Reich
Ich habe eine Frage: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es genau dort sein darf, weil die Erde an sich vergänglich ist. Es gibt ja auch das Wort vom neuen Jerusalem oder vom neuen Himmel. Dort wird der Herrscher regieren. Das neue Jerusalem wird in der Offenbarung sehr ausführlich beschrieben.
Das ist aber die neue Erde, die neue Schöpfung. Wann kommt diese neue Erde? Sie wird nach dem Tausendjährigen Reich, dem Millennium, kommen. Die neue Erde wird in Offenbarung 21 beschrieben. In Offenbarung 20 finden wir das Tausendjährige Reich.
Jesus Christus wird auf dieser Erde wiederkommen, und zwar auf dem Ölberg. Die Engel hatten anlässlich der Himmelfahrt in Apostelgeschichte 1 gesagt: „So, wie er weggegangen ist, so wird er wiederkommen.“ Das stimmt mit Sacharja 14, Vers 3 überein. Dort steht, dass seine Füße an jedem Tag auf dem Ölberg stehen werden, der östlich von Jerusalem liegt.
In Joel 4 (je nach Bibelausgabe Kapitel 3) steht, dass der Herr Jesus, der Messias, im Tal Josaphat sitzen und die Völker richten wird. Das Tal Josaphat ist auch als Tal Kidron bekannt. Es liegt zwischen dem Ölberg und der Altstadt von Jerusalem.
Jesus wird in Zion herrschen. Zion ist ein Hügel westlich vom Ölberg. Der Ölberg ist durch das Kidron-Tal, also das Tal Josaphat, vom Berg Zion getrennt. So wird er dort herrschen.
Das Tal Josaphat ist ein relativ enges Tal. Dort versammeln sich die Völker ringsum. In Joel 4 sind nicht alle Nationen der Welt gemeint, die nach Jerusalem kommen, sondern die Völker aus der näheren Umgebung.
Noch besser lässt sich das in Sacharja 14 verstehen. Dieses Kapitel ist Teil eines Blocks von Sacharja 12 bis 14. Dort geht es um die Wiederkunft Christi als König der Welt und um die Kriege, die gerade davor stattfinden werden.
Die Belagerung Jerusalems und die Wiederkunft des Messias
Und nun liest jemand Sacharja 12,2:
„Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale, zu einer Schale für alle Völker ringsum, und auch über Juda wird es kommen bei der Belagerung von Jerusalem.“
Damit wir den Zusammenhang sehen, folgt Vers 10 im gleichen Kapitel:
„Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen. Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn weinen, wie man über den einzigen Sohn weint. Bitterlich werden sie über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.“
Jesus Christus wird also wiederkommen, und dann wird erfüllt werden: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“
Weiterhin lesen wir in Sacharja 14,1-2:
„Und ich werde alle Nationen nach Jerusalem versammeln zum Krieg. Die Stadt wird eingenommen, und die Häuser werden geplündert.“
Hier wird von „allen Völkern“ gesprochen, doch dieses „alle“ ist eingeschränkt durch die Bemerkung in Sacharja 12,2: „alle Völker ringsum“. Diese Begrenzung betrifft effektiv die islamischen Völker rund um Israel. Sie werden sich auf Jerusalem stürzen, weil sie den Tempelberg zurückhaben wollen, den Israel im Sechstagekrieg erobert hat.
Für diejenigen, die es nachschreiben möchten, sei die Stelle in Joel 3,11 (auch Joel 4,11 genannt) erwähnt:
„Eilt und kommt hierher, alle ihr Nationen ringsum, und versammelt euch!“
Auch hier wird gesagt, dass sich alle Völker ringsum versammeln sollen. Das bedeutet nicht alle Völker der Welt, sondern die islamischen Völker rund um Israel.
Die große Drangsal und die Endzeitkriege
Noch eine Frage: In den dreieinhalb Jahren vor der Wiederkunft Christi, die in Matthäus 24 als die große Drangsal bezeichnet werden, passiert Folgendes: Zu Beginn dieser Zeit wird Syrien mit all seinen Verbündeten von Norden her Israel überfallen.
Dies ist die erste Phase. Danach werden sie weiter vorrücken und auch Ägypten angreifen. Das ist ein innerislamischer Konflikt zwischen Syrien und Ägypten, die miteinander nie besonders gut ausgekommen sind. Syrien wird Ägypten erobern.
Anschließend kehrt Syrien zurück und belagert Jerusalem erneut. Dann kommt der Herr Jesus auf den Ölberg und befreit die Stadt.
Man könnte fast einen Schlachtplan zeichnen, so detailliert ist das in Daniel 11, Vers 40 und den folgenden Versen beschrieben. Der König des Nordens ist dort eine Bezeichnung für Syrien.
Wir sind jetzt zwar nicht bei diesem Thema, daher müssen wir uns etwas einschränken, aber solche Exkurse sind immer nützlich, um die Bezüge und Verbindungen aufzuzeigen.
Die Stimme des Sohnes Gottes im Psalm 2
Jetzt die nächste Strophe in Psalm 2: Wer spricht da in den Versen sieben bis neun? Ja, ich höre es deutlich. Es ist Jesus Christus selbst, der Sohn Gottes.
Stellen wir fest: In einem und demselben Psalm können die Sprecher sehr oft wechseln. Es ist wichtig, sich das zu merken. Hier ist es im Psalm 2 sehr leicht feststellbar. Aber es gibt auch andere Psalmen, bei denen man genau aufpassen muss, denn die Sprecher können plötzlich und manchmal sogar innerhalb eines Satzes wechseln.
Also, jetzt spricht der Sohn Gottes. Liest das noch jemand vor? Sie zerschmettern. Jawohl!
Hier geht es um die Menschwerdung des Sohnes Gottes, und zwar durch göttliche Zeugung. Wir sehen gerade wieder die Verbindung zu Lukas 1: Kraft des Höchsten wird dich überschatten. So konnte Maria ein Kind zur Welt bringen, ohne dass es von einem menschlichen Vater gewesen wäre.
Diese göttliche Zeugung ist nicht erst im Neuen Testament offenbart, sondern wir finden sie bereits im Alten Testament. Der Messias wird als Sohn Gottes durch Zeugung bezeichnet.
Wichtig ist: Jesus Christus ist nicht erst durch die Menschwerdung Sohn Gottes geworden. Seit wann ist er Sohn Gottes? Von Ewigkeit her!
Wenn das jetzt jemand bestreiten würde, wie kann man es beweisen? Zum Beispiel mit den Worten: „Lasst uns Menschen machen“ oder „von mir“. Das macht deutlich, dass in der Gottheit mehrere Personen sind. Das wird an vielen Stellen im Alten Testament klar.
Mir geht es aber noch darum, dass man wirklich sieht, dass Jesus Christus von Ewigkeit her Sohn war und nicht erst durch die Menschwerdung Sohn geworden ist.
Die ewige Sohnschaft Christi im Neuen Testament
Ja, schlagen wir mal auf Johannes 16 auf. Johannes 16, Vers 28: Kann jemand gerade lesen?
„Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“
Jawohl, also er ist vom Vater ausgegangen. Das heißt, der Vater war schon sein Vater, als er in der Herrlichkeit des Himmels noch war, vor seiner Menschwerdung. Er ist nicht von Gott ausgegangen, der dann später sein Vater geworden ist, sondern er ist vom Vater ausgegangen, in diese Welt gekommen, hat die Welt wieder verlassen und ist zum Vater zurückgekehrt.
Diese Beziehung von Sohn und Vater war also schon vor seiner Menschwerdung da. Das kommt wieder ganz schön zum Ausdruck in Johannes 17. Liest jemand zunächst Vers 1? Dort haben wir das Gebet des Sohnes Gottes zum Vater am Vorabend der Kreuzigung.
„Dies redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen, verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche, wie du ihm Vollmacht gegeben hast.“
Also, Herr Jesus spricht den Vater an, nennt sich seinen Sohn. Und jetzt Vers 4 und 5:
„Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte. Und nun verherrliche du mich, Vater, bei dir selbst, mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“
Jawohl, da spricht er wieder ganz bewusst den Vater an und spricht über die Ewigkeit, sogar über die Vorerschaffung der Welt, wie er eben als Sohn beim Vater war.
Und schließlich noch in diesem Kapitel, Vers 24:
„Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir sind, wo ich bin, auf dass sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“
Geliebt, gerechter Vater, und die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt. Diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast, und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn ihnen kundtun, auf dass die Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.
Ja, auch da wird ganz betont, der Herr spricht „Vater“ in Vers 24 und spricht über die Liebe des Vaters zu ihm vor Grundlegung der Welt. Er erklärt weiter in Vers 25, dass er in diese Welt gekommen ist, um den Namen des Vaters den Menschen kundzutun. Das heißt, der ewige Sohn Gottes sollte eben in dieser Welt als ewiger Sohn zeigen, wer der Vater ist, der ewige Vater.
Das Johannesevangelium erklärt ja, dass jeder Mensch, der jetzt an Jesus Christus glaubt, ein Kind Gottes wird. Johannes sagt nicht „ein Sohn Gottes“. Paulus benutzt den Ausdruck „Söhne Gottes“ für die Erlösten, aber Johannes vermeidet ihn ganz bewusst. Er setzt so stark den Akzent auf die ewige Sohnschaft Christi, um keine Verwirrung zu ermöglichen, als ob die Sohnschaft der Gläubigen etwa auf der gleichen Stufe wäre wie die ewige Sohnschaft des Herrn Jesus Christus.
Darum heißt es in Johannes 1, Vers 12:
„So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Gottes Kinder zu sein.“
Es wird dann erklärt: Durch die Wiedergeburt geschieht das, dass Menschen Kinder Gottes werden. Aber er, der ewige Sohn, ist gekommen, um den ewigen Vater, den Namen des Vaters, hier zu offenbaren.
Die Zeugung des Sohnes Gottes im Alten und Neuen Testament
Und dann noch eine wichtige Stelle: Hebräer 7.
Übrigens wird in Hebräer 5,5 unser Vers aus Psalm 2 zitiert und auf Jesus Christus bezogen: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ (Hebräer 5,5).
Aber jetzt lesen wir Hebräer 7, Verse 1-3: Wer möchte vorlesen? Melchisedek, der den Zehnten von allem zuteilte, heißt übersetzt zunächst „König der Gerechtigkeit“, dann aber auch „König von Salem“, das ist „König des Friedens“.
Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister hat er weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. Er gleicht dem Sohn Gottes und bleibt Priester für immer.
Dieser König war zur Zeit Abrahams in der Stadt Jerusalem, einem kleinen Städtchen am Südabhang des Zionsberges oder Berges Moria. Als Abraham diese Schlacht der Könige gewonnen hatte, kam er in das Tal Chave, so lesen wir im letzten Abschnitt von 1. Mose 14. Das ist das Königstal, erklärt Mose.
Hiermit haben wir noch einen weiteren Namen für das Tal Kidron. Es ist nämlich eben dieses Tal zwischen dem Berg Zion und dem Ölberg: das Tal Chave, das Königstal, eben weil es gerade neben der Königstadt vorbeiführt. Das Tal Kidron, Tal Josaphat, Tal Chave und Tal der Könige – das ist alles dasselbe.
Da ging also Melchisedek aus der Stadt hinaus, stärkte Abraham mit Brot und Wein und segnete ihn.
Jetzt erklärt der Hebräerbrief, dass dieser König ein Hinweis auf Jesus Christus ist. Melchisedek bedeutet auf Hebräisch „König der Gerechtigkeit“, und er war König von Salem, das heißt König des Friedens. „Salem“ oder „Schalem“ bedeutet Frieden, und Jerusalem ist die Gründung des Friedens.
Im Alten Testament wird dieser König in 1. Mose 14 einfach so eingeführt. Es wird nichts gesagt, von wem er abstammt, und es wird auch nie etwas über seinen Tod erzählt. Er tritt einfach so auf, wie es hier heißt: ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend. Es wird nichts über Geburt und Tod gesagt.
Er wird aber dem Sohn Gottes ähnlich gemacht. So muss man übersetzen: „ähnlich gemacht“ – und bleibt Priester für immer.
Der Hebräerbrief erklärt, dass diese Darstellung von Melchisedek bewusst durch den Geist Gottes so gegeben wurde, dass er einfach auftritt als einer, der lebt ohne Herkunft und ohne weitere Zukunft. Damit ist er ein Bild auf Jesus Christus, der eben auch ohne Anfang und ohne Ende ist.
Der Hebräerbrief sagt hier nicht einfach „auf Jesus Christus“, sondern er sagt: „dem Sohne Gottes ähnlich gemacht, bleibt Priester auch immer da“. Daraus folgt, dass Jesus Christus als Sohn Gottes keinen Anfang und kein Ende hat. Das ist die ewige Sohneschaft Christi.
Wir müssen also unterscheiden: Jesus Christus ist als Gott in seinem Gottsein der Sohn Gottes. Durch die Menschwerdung wurde er als Mensch Sohn Gottes durch diese Zeugung, die Psalm 2 schon vorwegnimmt.
Wir können dazu noch aus Matthäus 1 lesen, wegen dieser Zeugung durch den Heiligen Geist:
Matthäus 1, Vers 18: „Mit dem Ursprung Jesu Christi verhielt es sich aber so: Maria, seine Mutter, war dem Joseph verlobt. Ehe sie zusammenkamen, wurde sie schwanger befunden von dem Heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht öffentlich bloßstellen wollte, gedachte, sie heimlich zu entlassen. Während er dies überlegte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: ‚Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen. Denn das in ihr Gezeugte ist von dem Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk erretten von seinen Sünden.‘“
Dies alles geschah, damit erfüllt würde, was von dem Herrn geredet ist durch den Propheten, der spricht:
Jesaja 7,14: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emanuel nennen, was übersetzt ist ‚Gott mit uns‘.“
Noch weiter heißt es in Matthäus 1, Vers 25: „Josef aber, vom Schlaf erwacht, tat, was ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie nicht, bis sie einen Sohn geboren hatte, und ernannte seinen Namen Jesus.“
Jawohl, also ein Wunderwerk Gottes: die Zeugung durch den Heiligen Geist. Das war in Übereinstimmung mit dieser Prophetie aus Jesaja 7,14, dass eben der Messias von einer Jungfrau geboren werden wird.
So ergänzt sich also Jesaja mit Davids Psalm 2: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ – und Jesaja sagt, es wird eine Jungfrau sein, die ihn gebiert.
Die Bedeutung des Wortes „Alma“ und die Jungfrauengeburt
In der liberalen Theologie wurde das natürlich ebenfalls infrage gestellt. Man behauptete, das Wort Alma in Jesaja 7,14 bedeute gar nicht „Jungfrau“.
Wenn man jedoch alle Stellen untersucht, in denen das Wort Alma vorkommt – es sind siebenmal – bezeichnet es in jeder Stelle eine Jungfrau. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Das erste Mal erscheint dieser Begriff in 1. Mose 24, in der Geschichte von Rebekka. Dort heißt es in Vers 16: „Und das Mädchen war sehr schön von Angesicht, eine Jungfrau, die noch von keinem Mann wusste.“
Hier wird dasselbe Wort verwendet wie in Jesaja 7,14: Alma. Es bedeutet also „Jungfrau“. Außerdem wird erklärt, dass sie von keinem Mann „wusste“, das heißt, sie hatte noch keinen sexuellen Verkehr. Das ist die klare Definition.
Nun zitiert Matthäus Jesaja 7 nach der griechischen Übersetzung, der Septuaginta, die im dritten Jahrhundert vor Christus entstand. Diese wurde von Juden in Alexandria angefertigt, die ein gewisses Verständnis für Hebräisch hatten. Sie übersetzten das Wort Alma mit Parthenos. Dieses Wort, das wir auch in Matthäus 1 finden, bedeutet eindeutig „Jungfrau“ im Griechischen.
In der Biologie ist der Begriff Parthenos ebenfalls bekannt. Kennt jemand gerade den Ausdruck mit Parthenos? Parthenogenese. Genau, bei welchen Tieren gibt es das? Zum Beispiel bei Stabheuschrecken. Diese kennen die parthenogenetische Fortpflanzung. Das heißt, die Weibchen können sich ohne Männchen fortpflanzen.
Die Parthenogenese ist also eine jungfräuliche Fortpflanzung. Die Stabheuschrecken können aber auch durch Zeugung Junge bekommen, es ist also nicht zwingend erforderlich, dass ein Männchen beteiligt ist.
Nebenbei bemerkt gibt es Leute, die sagen, eine Jungfrauengeburt sei unmöglich und der moderne Mensch könne daran nicht glauben. Was ist dann aber mit den Stabheuschrecken? Kann der moderne Mensch nicht an deren Fortpflanzung glauben?
Es geht hier um den ewigen Gott, der dieses Wunder der Zeugung bewirkt hat. Für Gott ist das überhaupt kein Problem.
Wichtig ist außerdem im Zusammenhang mit Gesprächen über den Sohn Gottes mit Muslimen: Diese sind meist sehr schockiert. Für sie ist es eine Todsünde, vom Sohn Gottes zu sprechen. Ihnen wird von klein auf eingehämmert, dass dies bedeuten würde, Gott hätte einen sexuellen Akt vollzogen.
Hier ist es sehr wichtig, Muslimen klarzumachen, dass Christen mit einer solchen Vorstellung nichts zu tun haben. Für uns Christen ist ein solcher Gedanke absolut schockierend.
Es geht einfach um das Wunder, dass Gott die Eizelle von Maria befruchtet hat. In dem Sinn, dass ein Mensch wurde – und zwar so, dass der Sohn Gottes, der bereits von Ewigkeit her existierte, im Leib Mariens Mensch wurde.
Die Übersetzung von Jesaja 7,14 und die Bedeutung von „Alma“
In einigen deutschen Übersetzungen steht in Jesaja 7, Vers 14 „junge Frau“. Ist das dann eindeutig falsch? Ja, zum Beispiel verwendet die Zürcher Übersetzung diesen Begriff. Diese Übersetzung ist jedoch typisch für eine liberaltheologische Auslegung. Daher ist diese Übersetzung tatsächlich falsch.
Interessanterweise geht das hebräische Wort „Almah“ auf die Wurzel „Alam“ zurück. Diese Wurzel kann im Arabischen die Bedeutung „Sehnsucht haben“ oder „sich zu verheiraten“ tragen. Das bezeichnet also jemanden, der bereits heiratsfähig ist. Das beginnt ja nicht schon im Alter von fünf Jahren, oder? Die Sehnsucht zu heiraten entwickelt sich erst später.
Damit ist nicht ein jungfräuliches kleines Mädchen gemeint, sondern jemand, der bereits fähig ist zu heiraten. Das war bei Maria der Fall. Wichtig ist dabei, dass es sich um eine Person handelt, die noch nicht verheiratet ist und eben jungfräulich.
Es ist wichtig, solche Details abgesichert zu wissen. Denn in Diskussionen über solche Themen braucht man oft Argumente und muss die Sachverhalte erklären können.
Sprüche 30 und die Frage nach dem Sohn Gottes im Alten Testament
Noch eine Stelle über den Sohn Gottes im Alten Testament, die die ewige Sohnschaft bestätigt, findet sich in Sprüche 30. Dieses Kapitel stammt von Agur ben Jake und ist das einzige Kapitel, das von ihm überliefert ist. Agur war ein demütiger Weiser, der sich nichts auf sein Wissen einbildete.
In den Versen 2 bis 4 heißt es: „Denn ich bin zu dumm für einen Mann, und Menschenverstand habe ich nicht, und Weisheit habe ich nicht gelernt, dass ich Erkenntnis des Heiligen kennen könnte. Wer ist hinaufgestiegen zum Himmel und herabgefallen? Wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt? Wer hat die Wasser in ein Tuch gebunden? Wer hat alle Enden der Erde aufgerichtet? Was ist sein Name und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?“
Hier wird alttestamentlich über Gott gesprochen. Es wird gefragt: Was ist sein Name? Den Namen verrät Agur im Vers 9, wenn er sagt, dass er nicht jemand sein will, der Gott verleugnet und spricht: „Wer ist Yahweh?“ Oder in der Lutherübersetzung: „Wer ist der Herr?“ Yahweh bedeutet „der Ewigseiende, Unwandelbare“.
Agur fragt: „Wer ist Yahweh, damit ich nicht verarme und stehle und mich vergreife in dem Namen meines Gottes?“ Es geht also um Yahweh, und es wird nach dem Namen seines Sohnes gefragt. Nicht nach Yahweh selbst, sondern nach dem Namen des Sohnes, den er einmal haben wird. Bereits im Alten Testament wird also gefragt, wie der Name des Sohnes Gottes lautet.
Weiter geht es mit Psalm 2. Dort fand ich auch eine eindrückliche Stelle bei Samuel, wo dieser sein Richteramt niederlegt und sagt: „Kommt er vor Gott von seinem Gesalbten Tag, um mir jetzt zu sagen, ob ich irgendetwas Falsches tue.“ Die Menschen hielten ihn sonst nicht für den Gesalbten, was sehr beeindruckend ist.
Diese Stelle hatten wir bereits kurz betrachtet. Im Hebräischen steht für „Gesalbter“ das Wort „Maschiach“. So spricht also Samuel auch über die Person des Messias als eine Gegenwart im Alten Testament. Das Volk stand vor dem Herrn und seinem Messias, lange bevor dieser Mensch werden sollte.
Besonders relevant sind dabei 1. Samuel 3 und 5. Man kann sich außerdem 1. Samuel 2,10 und 2,35 notieren, denn auch dort wird der Messias genannt. Diese vier Stellen sind wichtig, um die alttestamentliche Gegenwart und Bedeutung der Messias-Person zu verstehen.
Die Herrschaft des Sohnes Gottes und seine zweite Wiederkunft
Gut, jetzt fahren wir weiter in Psalm 2, immer noch in der dritten Strophe, in der der Sohn Gottes selbst spricht. Vers 8: Wer liest das nochmals? Bitte: „So will ich dir die Völker zum Erbe geben und der Welt Ende zum Eigentum.“
Jawohl, hier haben wir bereits das zweite Kommen des Messias im Blick. Dann wird er kommen, um einmal über diese Erde zu herrschen. Beim ersten Mal kam er, aber er hat die Herrschaft nicht in Anspruch genommen. Er kam, um das Werk der Erlösung zu vollbringen.
Und da hat sich beim ersten Mal Vers 7 erfüllt: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ So kam er das erste Mal als Mensch in diese Welt. Aber ein zweites Mal wird er als König kommen und dann diese Forderung an Gott, den Vater, in Anspruch nehmen.
In Vers 9 heißt es: „Er wird als Richter der Welt auftreten mit eisernem Zepter.“ Auf diesen Vers wird im Neuen Testament auch angespielt. Schauen wir mal in die Offenbarung, Kapitel 12. Dort wird Israel beschrieben als eine Frau, die den Messias gebiert. Liest jemand ab Vers 4 in der Mitte vor?
Also, die Frau ist schon in Vers 2 schwanger. Sie ist schwanger, schreit in Geburtswehen und Schmerzen und soll gebären. Jawohl, und dann heißt es in Vers 4 in der Mitte: „Und der Drache stand vor der Frau, die im Begriff war, zu gebären, um, wenn sie geboren hätte, ihr Kind zu verschlingen.“
Und sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind, „der alle Nationen hüten soll mit eisernem Stab.“ Ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron.
Jawohl, da haben wir eine unglaubliche Konzentration von Ereignissen. Die Geburt: Der Messias wird geboren. Der Drache, Satan, steht schon bereit, um das Kind zu ermorden. Das hatte er versucht durch Herodes den Großen, der das Massaker an den Kindern von Bethlehem verübt hatte.
Weiter wird erklärt, dass dieser männliche Sohn, der geboren wurde, die Aufgabe hat, alle Nationen mit eiserner Rute zu weiden. Das ist eine Anspielung auf Psalm 2. Es wird aber auch gesagt, dass das Kind entrückt wurde zu Gott und seinem Thron – das ist bereits die Himmelfahrt Jesu.
Hier wird also alles zusammengefasst. Das ist das Phänomen, das man aus dem Film kennt: das Phänomen des Zeitraffens. Johannes sieht ja eine Vision auf Patmos. Es ist wie ein Film, und dort haben wir diese Zeitraffung bereits lange vorweggenommen, noch bevor man das im Film erfunden hat.
Die Zeitraffung geht übrigens weiter: Diese Frau flieht dann in die Wüste und wird dort für 1260 Tage ernährt. Das ist bereits die große Drangsal in der Zukunft. Israel wird in die Wüste nach Jordanien fliehen, der Überrest aus Israel, und dort werden sie für dreieinhalb Jahre von Gott versorgt. Danach werden sie wieder zurückkehren, wenn der Herr Jesus auf dem Ölberg erscheinen wird.
Also eine unglaubliche Dichte an Ereignissen, wie gesagt. Mir ging es um diesen Bezug: den männlichen Sohn, der alle Nationen mit eiserner Rute weiden wird. Das kommt schon vorher vor, in der Offenbarung 2, im Zusammenhang mit den Überwindern aus der Gemeinde von Thyatira.
Die Herrschaft Jesu mit eisernem Zepter
Aber Roger, dass Jesus mit einer eisernen Rute herrscht, ist ja historisch noch nicht geschehen. Nein, das bezieht sich eben auf das zweite Kommen. Das ist seine Aufgabe, ja?
Auch Offenbarung 12 fasst alles zusammen: das erste Kommen, seine Geburt, und dass er dann entrückt zu Gott wurde – das ist die Himmelfahrt. Später wird er wiederkommen, um als Herrscher zu erscheinen.
In Offenbarung 2,26-27 heißt es: „Dem werde ich Macht über die Nationen geben, und er wird sie hüten mit eisernem Stab, wie Töpfergefäße zerschmettert werden, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe, und ich werde ihm den Morgenstern geben.“
Jawohl, auch hier ist wieder eine Anspielung enthalten. Der Herr sagt, alle, die auf seiner Seite sind und ihm treu angehören, werden einmal mit ihm herrschen. Diese Herrschaft aus Psalm 2 werden sie mit ihm teilen.
Ist jemandem ein Unterschied zwischen der Formulierung in Offenbarung 2,12 und Psalm 2,9 aufgefallen? Dort steht: „Herrschen und zerschmettern“ – und noch krasser: „Weiden mit eisernem Zepter.“ In Psalm 2,9 heißt es: „Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern.“
Diese Stelle hat übrigens Händel so eindrücklich vertont – eine unglaublich aufgeregte Arie mit einem Tenor und vollem Streichorchester. „Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern“ kommt darin richtig zur Geltung.
Nun, woher kommt das „Weiden“ im Neuen Testament? Ganz einfach: Der hebräische Text wird nur mit Konsonanten geschrieben. Manchmal kann ein Wort unterschiedlich gelesen werden, je nachdem, welche Vokale man einsetzt.
Wenn man „Terroem“ liest, bedeutet es „du wirst sie zerschmettern“. Wenn man es als „Tir-ähm“ liest, heißt es „du wirst sie weiden“. Das ist eine Doppelbedeutung, die vom Heiligen Geist gewollt ist – einerseits das Zerschmettern, andererseits das Weiden.
So wird der Herr Jesus in der ersten Phase seine Feinde zerschmettern. Danach wird er während des ganzen tausendjährigen Reiches mit dem eisernen Zepter den Weltfrieden erreichen.
Das, was die UNO nicht kann und was wir alle nicht können, kann nur der Friedefürst aus Jesaja 9,6. Der Friedefürst wird mit Eisen das Zepter führen und allen Kriegen ein Ende setzen.
König und Hirte – die doppelte Rolle Jesu
Könnte der Ausdruck auch ironisch gemeint sein? Man könnte darin etwas Ironisches sehen, da viele Stellen über den Messias als den Hirten sprechen, der dann als Hirte regieren wird. Aber hier ist das eigentlich nicht der Fall, zumindest nicht in diesem Vers.
Wir sehen also, dass zwischen König und Hirte eine ganz enge Beziehung besteht. Ich denke an Hesekiel 37,24: „Und mein Knecht David wird König über sie sein, und sie werden alle einen Hirten haben; und sie werden in meinen Rechtsbestimmungen leben und meine Ordnungen bewahren und tun.“
Jesus wird also König und Hirte in einer Person sein. Sie werden alle einen Hirten haben, und er wird König über sie sein. Betrachtet man das Urbild des Königs nach den Gedanken der Menschen, dann war das nach der Sintflut Nimrod. Nimrod war jedoch nicht Hirte, sondern Jäger. Darum sagte man, er sei „ein Jäger vor dem Herrn“.
Jesus wird jedoch nicht König und Jäger sein, sondern König und Hirte. Dabei ist das sanfte Element eingeschlossen, das uns in der Weltpolitik oft so sehr fehlt. Gerade bei Gewaltherrschern sieht man diese Affinität und den inneren Bezug zum Jägertum. Zum Beispiel war das Hobby von Ceausescu das Jagen. Auch der Diktator in Togo ist bekannt dafür, dass er mit dem Helikopter Tiere jagte – auf freier Wildbahn. Keine große Kunst, oder? Wenn man aus dem Helikopter schöne Wildtiere erschießt.
Es gibt aber noch eine ganz andere Stelle, die einen Gegensatz zeigt: die Vernichtung von Sodom und Gomorra. Dort gibt es ein Gebet, das diesen Gegensatz sehr schön verdeutlicht. In 1. Mose 18,22 beginnt es damit, dass Abraham vor dem Herrn steht und mit ihm spricht. Er fragt: „Willst du denn die Gerechten mit den Gottlosen umbringen?“ Abraham verhandelt mit Gott und handelt die Zahl der Gerechten, die für die Rettung der Stadt nötig sind, von hundert auf fünf herunter. Danach ist das Gespräch beendet, und Gott gibt ihm indirekt die Zusage: Wenn ich fünf Gerechte in Gomorra finde, werde ich die Stadt nicht vernichten.
Das ist das Ergebnis – aber es sind eben keine fünf Guten da, nur einer, und das ist Lot, der gerecht ist. Insgesamt sind es also zehn Personen. Ich denke, die Stadt Gomorra wird dann in Schutt und Asche gelegt und der Erdboden gleichgemacht. Das ist wohl ein Bild, ähnlich wie das Schlagen mit dem eisernen Stahl. Wenn nichts Gutes mehr da ist, wenn keine guten Wurzeln mehr übrig sind, dann ist auch nichts mehr wert und wird so vernichtet.
Das ist die Seite des Richters. Aber der Herr Jesus trägt gleichzeitig die Seite des Hirten in sich. Diese Kombination kommt in der Aussage „Weiden mit eisener Rute“ sehr schön zum Ausdruck.
Psalmengesang und die musikalische Tradition im Alten Testament
Ja gut, jetzt sollten wir mal Pause machen, um nachher wieder frisch die Fortsetzung in Angriff zu nehmen.
Letztes Mal wurde noch die Frage gestellt nach dem Psalmengesang, wie das ausgesehen hat zu biblischen Zeiten. Ich habe erklärt, dass im hebräischen Alten Testament, so wie es die Rabbiner im Mittelalter überliefert haben, den konsonantischen Text mit Vokalen versehen wurde. Darüber hinaus wurden musikalische Zeichen eingefügt, sodass jedes Wort – nicht nur in den Psalmen, sondern im ganzen Alten Testament – ein musikalisches Zeichen hat.
Wer das mal anschauen will, kann nachher meine hebräische Bibel da vorne betrachten. Nach diesen Zeichen singt man in den Synagogen weltweit den Text vor. Die Bibellese im Synagogengottesdienst ist also keine reine Lesung, sondern der Text wird durch den Chasan vorgetragen und gesungen.
Diese Tradition und die Bedeutung dieser Zeichen sind jedoch abgerissen. Das heißt: Juden in Osteuropa, Russland – die aschkenasischen Juden – haben eine andere Art, diese Zeichen umzusetzen als zum Beispiel die sephardischen Juden. Das sind die Juden aus Spanien, die dann auch nach Nordafrika geflohen sind. Eine dritte Gruppe sind die orientalischen Juden, zum Beispiel die jemenitischen Juden oder die Juden in Persien oder im Irak. Sie hatten wieder eine eigene Art des Singens.
Im zwanzigsten Jahrhundert, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, hat sich eine französisch-jüdische Komponistin und Organistin jahrelang damit beschäftigt. Ihr ist es gelungen, die ursprüngliche Bedeutung dieser Zeichen wieder zu rekonstruieren. Sie hat ein Buch darüber veröffentlicht, ein Standardwerk, das es auf Französisch und auch auf Englisch gibt. Darin sieht man, wie sie das herausgefunden hat – das ist wirklich überzeugend.
Ich erinnere mich gut, als ich bei Yehuschua Lackner, einem der großen israelischen Komponisten, studierte. Ich sprach ihn darauf an, und er meinte ebenfalls, dass die Entdeckung von Susan Haig-Vantoura wirklich ernst zu nehmen sei. Es ist erstaunlich, dass sie das so entziffern konnte, ähnlich wie Champollion die Hieroglyphen entzifferte. Dabei entstehen ganz erstaunliche orientalische Melodien, wenn man das umsetzt.
Außerdem konnte sie deutlich machen, dass diese Zeichen tatsächlich auf Handzeichen zurückgehen, die der Dirigent im Zweiten Tempel für das Orchester und den Chor geben konnte. Im Tempel wurden ja die Psalmen jeweils aufgeführt.
Um einen Eindruck zu vermitteln, wie das zur Zeit Jesu, also in der Tempelzeit, geklungen haben könnte, gebe ich jetzt ein Beispiel. Psalm 133 kann man aufschlagen. Es ist eines der fünfzehn Stufenlieder, das heißt Lieder, die man beim Hinaufzug nach Jerusalem zu den großen Festen – Passah, Pfingsten und Laubhütten – auf dem Weg gesungen hat. Diese Lieder wurden natürlich auch im Tempel aufgeführt.
Psalm 133 ist ein Psalm von David. Damit die Harfe nicht fehlt, nehme ich verhältnismäßig ein anderes Saiteninstrument von heute. Es ist zu sagen, dass das hebräische Wort Kinnor in 1. Samuel 16 heute das Wort für Violine im Hebräischen ist. Musikgeschichtlich geht die Violine tatsächlich auf die Kinnor zurück. Das war ein Saiteninstrument, das in der Form dem See Genezareth ähnelt. Der See Genezareth heißt nämlich auch Lauten- oder Hafensee.
Der Titel wird schon gesungen: Schir Hamalot le David – Stufenlied von David. Hine ma tov u’ma na’im – siehe, wie gut und wie lieblich ist es, Shevet achim gam yachat – wenn Brüder auch einträchtig zusammensitzen. Tov u’na’im, Shevet achim gam yachat.
Wie? Etabere! Wir werden ja noch einige Psalmen durchnehmen. Wir haben erst begonnen mit den messianischen Psalmen, also Psalm 2, jetzt die letzte Strophe.
Es ist erstaunlich: Bei dieser Musik hat sie festgestellt, dass die Zeichen unter den Wörtern Töne anzeigen, und zwar in der orientalischen Tonleiter. Die Zeichen über den Wörtern sind Abojaturen, die bestimmte Verzierungsformen angeben. Beide muss man beachten, die unten und die oben, und dann entstehen solche Melodien.
Es gibt ganz eigenartige Wendungen, die wir sonst kaum kennen. Zum Beispiel geht die Melodie auf den siebten Ton als Leitton hinauf. Dieser wird jedoch nicht nach oben aufgelöst, sondern wieder zurückgeführt. Das erzeugt eine ungewöhnliche Spannung – und zwar genau an den richtigen Stellen.
Wenn man den Text jeweils verstanden hätte, müsste man sagen: Genau dort, wo es so spannungsgeladen wird, wurde die Melodie entsprechend spannungsgeladen gestaltet. Das ist erstaunlich, obwohl die Melodien an sich sehr schlicht sind. Sie haben eine solche Intensität, die wirklich überrascht.
Kann man davon ausgehen, dass auch diese Zeichen inspiriert sind? Nein, das würde ich nicht sagen. Aber ich meine, dass sie auf die Umsetzung zurückgehen, so wie das gemacht wurde.
Man kann auch nicht sagen, die Musik, so wie David sie gesungen hatte, war im Detail inspiriert, so wie die Bibel inspiriert war. Darum ist sie auch nicht überliefert worden.
Was man aber ableiten kann, ist der Charakter der Musik. Die Musik richtet sich zum Beispiel nach dem Rhythmus der Wörter, und die Betonungen folgen den Wörtern.
Wenn man sieht, wie oft in moderneren Liedern gegen die natürliche Wortbetonung komponiert wird, ist das eigentlich ganz komisch.
Zum Beispiel ein Choral von Luther: „Ein feste Burg ist unser Gott.“ Jede Wortbetonung stimmt auch musikalisch mit der Betonung überein: „Ein feste Burg ist unser Gott.“ Immer am richtigen Ort betont.
Daraus kann man weiter ableiten: Die Melodieführung ist stark vom Sprechrhythmus hergeleitet. Der Sprechrhythmus ist kein motorischer Rhythmus, bei dem jeder Schlag genau gleich ist. Deshalb ist es überhaupt möglich, zwei Stunden lang zuzuhören.
Wenn ich motorisch, wie im Rap, sprechen würde, wäre nach zwei Stunden die Geduld erschöpft. Das funktioniert nicht, das ist nicht natürlich.
Beim Rap wird die Sprache in ein Zeitgefängnis gesteckt – ein Stahlgitter. Jeder Schlag ist genau gleich lang gesetzt. Das entspricht nicht dem natürlichen Fluss der Sprache und auch nicht den natürlichen Rhythmen von Herz und Gehirnströmen.
Auch der Atemrhythmus variiert ständig. Dort, wo es intensiver wird, nimmt die Atmung zu.
Zum Beispiel hat man Aufzeichnungen gemacht, bei denen jemand ein brandenburgisches Konzert von Bach hört. Sobald das Orchester intensiv wird und schnelle Sechzehntel gespielt werden, steigt die Atmung automatisch an. Der Hörer merkt das nicht.
Sobald es sich wieder beruhigt, geht die Atmung zurück. Auch der Puls steigt und fällt mit. Diese Spannung und Entspannung ist etwas ganz Grundsätzliches – schon in der biblischen Musik.
Sie wurde zu etwas ganz Normalem in der europäischen Musik, die ja auf diese biblische Musik zurückgeht. Denn diese Gesänge aus Jerusalem wurden nach Europa gebracht.
Der frühchristliche Gesang war direkt an die Musik aus Jerusalem angekoppelt. Aus dieser frühchristlichen Musik entwickelte sich im Mittelalter die Mehrstimmigkeit bis zum vierstimmigen Satz, der bei Bach seinen Höhepunkt erreichte.
Das alles entwickelte sich im Rahmen eines christlichen Umfeldes und ist beispielsweise nirgends sonst in einer anderen Kultur entstanden.
Den vierstimmigen Satz, der die Grundlage für die gesamte konservative Musik des Abendlandes bildet, gibt es nur hier. In keiner anderen Kultur.
In Europa wurde das im Rahmen des Christentums aus der ursprünglichen Tempelmusik des Alten Testaments entwickelt, um das Lob Gottes zu erhöhen.
Das ist schon eindrücklich.
Die Musik war nicht motorisch, wie das typisch ist in der Rockmusik, wo jeder Schlag genau gleich ist. Dort kann man ein Metronom abspielen lassen, und das funktioniert.
Wenn man aber traditionelle Musik mit einem Metronom versucht, zum Beispiel ein brandenburgisches Konzert oder ein Violinkonzert von Mozart, funktioniert das überhaupt nicht. Man spielt ständig agogisch, das heißt, man zieht das Tempo an, beruhigt sich wieder, zieht wieder an.
Das Tempo ist nie genau gleich, aber nicht willkürlich, sonst wäre es unrhythmisch. Es wird alles in schönen Phasen gezogen. Das macht die eigentliche Musik aus, und das wirkt sehr beruhigend.
Sobald ein Stahlgitter gesetzt wird, wird es unruhig.
So kann man sagen: Das war die Musik aus dem Umfeld des Alten Testaments, die dann auch die Musik des Neuen Testaments wurde, der Christen.
Ja, gut, Plan II.
Der abschließende Aufruf zur Umkehr in Psalm 2
Die letzte Strophe liest noch jemand Verse zehn und zwölf bitte:
So nehmt nun Verstand an, ihr Könige, und lasst euch warnen, ihr Richter der Erde! Dient dem Herrn mit Furcht und frohlockt mit Zittern! Küsst den Sohn, damit er nicht zornig wird und ihr nicht umkommt auf dem Weg. Denn wie leicht kann sein Zorn entbrennen! Wohl allen, die sich bergen bei ihm.
Ja, hier finden wir einen Aufruf zur Umkehr, zur Buße. Die Welt wird nochmals zu diesem Messias aufgerufen, von dem sie sich ja unbedingt ablösen wollten (Vers 2). Von dem Herrn und seinem Gesalbten sollen sie zurückkehren. Er ist der Weg zurück zu Gott, der Sohn Gottes. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Darum wird hier der Mensch aufgefordert, sich an den Sohn Gottes zu wenden. Vers zwölf: „Küsset den Sohn, dass er nicht zürne.“
Übrigens wird im Hebräischen hier das Wort Bar benutzt. Normalerweise ist „Ben“ das Wort für Sohn, zum Beispiel in „du bist mein Sohn“ (Ben, Beniata). Aber hier haben wir das Wort Bar, das typische Wort im Aramäischen. Es gab natürlich viel Austausch zwischen Aramäisch und Hebräisch, sodass beide Wörter nebeneinander verwendet wurden.
Wer kennt das Wort Bar? Es heißt ja auch Bar Mitzwa. Bar Mitzwa bedeutet „Sohn der Pflicht“ oder „Sohn des Gebots“. Die Mitzwa ist ein Gebot im Gesetz Mose. Bar Mitzwa bezeichnet den Übergang zur Volljährigkeit im Judentum mit dreizehn Jahren. Ab diesem Alter wird man verantwortlich, nach den Geboten Gottes mit eigenem Entschluss zu leben.
Also ganz einfach: „Geht dem Herrn mit Furcht entgegen und küsst den Sohn mit Zittern.“ Ja, aber das ist eine bibelkritische Änderung. In meinem textkritischen Apparat der hebräischen Bibel wird vorgeschlagen, hier einen Schreibfehler zu sehen und den Text entsprechend zu korrigieren. Dann würde das Wort Bar wegfallen.
Doch der hebräische Text ist ganz verständlich und braucht keine Korrektur. Naschku war heißt „küsset den Sohn“. Natürlich hat das überrascht: Warum steht hier nicht Ben, sondern Bar? Einige Theologen argumentierten, das müsse ein Schreibfehler sein und der Text sei hier verderbt.
Aber das ist überhaupt kein Problem, weil viele aramäische Wörter auch im Hebräischen verwendet wurden. Also lautet der klar überlieferte Text: „Küsset den Sohn.“
In Vers 10 werden die Könige und die Richter aufgerufen. Die Könige stehen für die Politik, die die Exekutive bildet, und die Richter stehen für die Legislative, die Rechtsprechung, die Judikative. In beiden Bereichen haben wir das Problem, dass sich der Mensch heute von Gott weit entfernt hat.
Man sieht, was die ausführende Politik in den sogenannten christlichen oder einst christlichen Ländern heute macht, und auch die Rechtsprechung der Richter zeigt diese Ablösung von Gott. Aber sie werden alle aufgerufen, sich dem Herrn zuzuwenden: „Dient dem Herrn mit Furcht“ und in Vers 12 „Küsst den Sohn.“
Beispiele für das Küssen des Sohnes Gottes im Neuen Testament
Wo finden wir im Neuen Testament Beispiele von Menschen, die tatsächlich den Sohn Gottes geküsst haben? Ein Beispiel ist Maria. Schlagen wir Lukas 7 auf. Dort finden wir jedoch nicht Maria, sondern eine Sünderin – eine Prostituierte, die zur Buße gekommen ist.
Lukas 7,36 beschreibt die Situation: Kann das jemand vorlesen? Vielleicht nicht den ganzen Abschnitt, aber ab Vers 37 oder 38 sollte man es für sich lesen. Zuerst lesen wir Vers 37 und 38:
„Siehe, da war eine Frau in der Stadt, die eine Sünderin war. Als sie erfuhr, dass Jesus im Haus des Pharisäers zu Tisch lag, brachte sie eine Alabasterflasche mit Salböl. Sie trat von hinten an seine Füße heran, weinte, benetzte seine Füße mit ihren Tränen und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes. Dann küsste sie seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.“
In Vers 44 wendet sich Jesus zu der Frau und spricht zu Simon:
„Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben. Sie aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben. Sie aber hat seitdem ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt. Sie aber hat mit Salböl meine Füße gesalbt. Deswegen sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“
Jesus sprach weiter zu ihr: „Deine Sünden sind vergeben.“ Die, die mit zu Tisch lagen, fingen an, bei sich selbst zu sagen: „Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt?“ Er sprach aber zu der Frau: „Dein Glaube hat dich gerettet, geh hin in Frieden!“
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass diese Frau keine Heidin war, sondern höchstwahrscheinlich eine Jüdin, die in der Sünde lebte, aber nun eine Umkehr erlebt hatte. Sie war also jemand, der Psalm 2 kannte: „Küsst den Sohn, damit er nicht zürne!“ Das gibt dem Geschehen einen tieferen Hintergrund.
Diese Frau wusste, dass Gottes Zorn über ihrem Leben stand. Doch sie wusste auch, dass es jemanden gibt, der sie vor dem Zorn Gottes retten kann – den Messias. Deshalb benutzte sie das Zeichen, die Füße zu küssen, um zu zeigen, dass sie ihr Vertrauen in den Sohn Gottes setzte. Ihr wurde zugesprochen: „Deine Sünden sind vergeben, dein Glaube hat dich gerettet, gehe hin in Frieden.“
Man sieht auch, wie Jesus Simon, den Pharisäer, vorwirft: „Ich bin gekommen, du hast mir kein Wasser für die Füße gegeben.“ Das wäre eine orientalische Sitte gewesen. Außerdem sagt er: „Du hast mir keinen Begrüßungskuss gegeben.“ Simon war entsetzt über die Frau und dachte sich, wenn Jesus ein Prophet wäre, wüsste er, was für ein Leben sie führt. Warum wirft Jesus sie nicht hinaus?
Doch die Frau wusste, auf welcher Basis sie gerettet werden konnte, und wandte sich so an den Sohn Gottes. Im Hintergrund von Psalm 2 bekommt diese Geschichte eine viel tiefere Bedeutung.
Ein weiteres Beispiel, wo jemand den Sohn Gottes küsst, ist Judas, in Matthäus 26. Dort ist der Kuss das Zeichen des Verräters.
Matthäus 26,48-50 sagt:
„Wer ihn aber überlieferte, gab ihnen ein Zeichen und sagte: ‚Wen ich küssen werde, der ist es, den er greift.‘ Und zugleich trat er zu Jesus, sprach: ‚Sei gegrüßt, Rabbi!‘ und küsste ihn. Jesus aber sprach zu ihm: ‚Freund, wozu bist du gekommen?‘“
Es ist erstaunlich, wie Jesus auf diesen verräterischen Kuss reagiert, der ausdrücken sollte: „Ich gehöre zu deinen Freunden, zu dieser Gruppe von Aposteln, die durch alle Nöte hindurch mit dir gegangen sind.“ Doch Jesus nimmt den Kuss als Zeichen, um den Feinden zu zeigen, wen sie verhaften sollen.
Kurz darauf erhängt sich Judas. Jesus nennt ihn in seinem Gebet in Johannes 17 den „Sohn des Verderbens“ und sagt: „Ich habe keinen verloren, außer den Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt würde.“
Judas hat also den Sohn geküsst, aber auf eine falsche, hinterhältige Weise. Das Zeichen an sich hat keine Bedeutung, wenn der Inhalt fehlt. Bei der Frau in Lukas 7 war das anders.
Übrigens spricht man oft vom „Judas-Kuss“, aber selten vom „Judas-Gruß“. Judas sagt: „Sei gegrüßt, Rabbi!“ Auf Griechisch heißt das „Chaire, Rabbi!“ – „Freue dich, Rabbi!“ Da das Gespräch vermutlich auf Hebräisch oder Aramäisch stattfand, sagte er wohl „Shalom“ oder „Schlama“, was Frieden oder Wohlfahrt bedeutet. Und das angesichts des Kreuzes – so schrecklich.
Das Positive sehen wir hingegen in Psalm 2, Vers 12: „Küsst den Sohn, damit er nicht zürne, und ihr umkommt auf dem Weg.“ Der Psalm schließt mit einer glückseligen Preisung.
Lesen wir diese noch einmal:
„Glücklich alle, die sich bei ihm bergen!“
Das Wort „glücklich“ ist hier besser mit „glückselig“ übersetzt, wie es die alten Elberfelder tun. Dieses Wort kommt in den Psalmen 26-mal vor und beginnt schon in Psalm 1: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gesetzlosen.“
Hier heißt es: „Glückselig alle, die auf ihn vertrauen.“ Das ist gewissermaßen die höchste Steigerung des Glücks. Es drückt keine äußere, enthusiastische Freude aus oder einen Gefühlsausbruch, sondern ein inneres Glück, unter dem Segen Gottes zu stehen.
Es lohnt sich, als Bibelstudium all den fünfundzwanzig „Glückseligen“ in den Psalmen nachzugehen. Wenn man das Gefühl hat, unglücklich zu sein, sieht man, wie man glücklich werden kann.
Das entsprechende Konzept findet sich auch in der Bergpredigt, mit den neun „Glückselig“ oder „Selig“. Doch „selig“ ist eigentlich eine zu schwache Übersetzung. Das griechische Wort „makarios“ meint das innere Glück, die innere Freude. Diese muss nicht emotional durch einen Ausbruch sichtbar sein, sondern ist ein ganz tief im Herzen empfundenes Glück und eine Erfüllung in Gott und seinen Zusagen.
Hier also das zweite „Glückselig“ der Psalmen: Alle, die beim Sohn Gottes Rettung suchen, sind glücklich.
Wir sehen, dass das ganze Evangelium im Alten Testament klar verankert ist. Über den Sohn Gottes kann der Mensch vor dem Gericht Gottes verschont werden, das in Vers 4 so schrecklich beschrieben wird: Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet über sie.
Das zeigt den Aspekt der Heiligkeit Gottes. Darüber können wir nicht viel sprechen, aber es zeigt etwas Schauderhaftes: Das Gericht Gottes wird schonungslos über jene kommen, die den Sohn Gottes verworfen haben oder an ihm gleichgültig vorbeigegangen sind.
Gott ist jedoch ein Gott der Gnade, der keinen Gefallen am Tod des Gesetzlosen hat (Ezechiel 33). Deshalb hat er diesen Weg durch den Messias, den Sohn Gottes, geöffnet.
Gibt es dazu noch Fragen? Dann gehen wir in den letzten fünf Minuten noch kurz auf Psalm 8 ein, einfach als kurze Einführung.
Psalm 8 – Ein weiterer messianischer Psalm
Das ist der zweite ganz deutlich messianische Psalm, der im Neuen Testament ebenfalls als solcher gekennzeichnet ist, wie Psalm 2.
Lieste jemand gerade den Psalm vor?
Dem Vorsänger nach der Gittit, ein Psalm von David:
Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Majestät über die Himmel gestellt hast!
Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du Macht gegründet, um deiner Bedränger willen, um den Feind und den Rachtgierigen zum Schweigen zu bringen.
Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast –
was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn Acht hast?
Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt.
Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt:
Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes, die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres, die die Pfade der Meere durchziehen.
Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!
Ein Lied mit einem Refrain: Der erste Vers nach dem Titel lautet „Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde“ und auch der letzte Vers wiederholt diesen Satz.
Hier haben wir jetzt weniger eine Einteilung in Strophen, wie es in Psalm 2 der Fall war, dafür aber das Element des Refrains, der wiederholt wird.
Wo wird der Messias in diesem Psalm direkt genannt?
In Vers 6 – wo genau?
„Sie sind geringer gemacht als Engel, mit Herrlichkeit und Macht größtenteils.“
Ja, aber wie kommen Sie darauf, dass das der Messias ist?
Wir haben ja hier nicht den Ausdruck „Messias“ oder „Gesalbter“, wie in Psalm 2. Die Engel sind etwas geringer als Jesus. Jawohl, ich gebe Ihnen Recht, aber wie kommen Sie auf die Idee, dass hier wirklich Jesus Christus gemeint ist?
Ja, der Hebräerbrief ist auch eine gute Hilfe, wir kommen darauf nächstes Mal zurück.
Im Neuen Testament, in Hebräer 2, wird ganz klar dieser Psalm auf Jesus Christus bezogen. Das bestätigt, was vorhin gesagt wurde: Der, der geringer wurde als die Engel, das bezieht sich auf Jesus Christus.
Aber jetzt war meine Frage: Wo wird der Messias ganz ausdrücklich genannt?
Der Menschensohn, ja. Das ist eine klare Bezeichnung für den Messias.
Wir haben hier nicht das Wort „Gesalbter“ wie in Psalm 2 oder „Sohn Gottes“ wie in Psalm 2, sondern den „Menschensohn“.
Jetzt muss ich vom Hebräischen her ganz genau erklären:
Die erste Verszeile in diesem Vers heißt: „Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst?“ und „des Menschen Sohn, dass du auf ihn Acht hast.“
Da haben wir zweimal das Wort „Mensch“, aber im Hebräischen ist es nicht dasselbe.
Beim ersten Mal haben wir hebräisch „Enosch“, das heißt Mensch, aber mit dem Nebengedanken des sterblichen, sündigen, bösen Menschen. Denn „Enosch“ kommt von der Wurzel „Anasch“ – böse sein, sterblich sein. Also geht es hier garantiert nicht um Jesus Christus.
„Was ist der Mensch (Enosch), dass du sein gedenkst?“
Aber in der zweiten Verszeile, „des Menschen Sohn“ für Mensch, steht da „Adam“ und „Ben Adam“, dass du auf ihn Acht hast.
„Adam“ bedeutet eben auch Mensch, aber nicht mit dem Nebenbegriff des Sündigen, sondern „Adam“ wurde der erste Mensch genannt, in 1. Mose 1,2, als er vollkommen aus der Hand des Schöpfers hervorging.
Und nun wird der Ausdruck „Ben Adam“ im Alten Testament zu einem ganz eindeutigen Titel für den kommenden Messias, den Menschensohn.
Wir sind – niemand von uns kann sagen, ich bin ein Sohn des Menschen oder eine Tochter des Menschen.
Im Neuen Testament finden wir den Ausdruck für die Menschen im Allgemeinen: „die Söhne der Menschen“.
Und das ist ein Gegensatz zu dem Ausdruck „der Sohn des Menschen“.
Die Stelle gebe ich an: Epheser 3. Dort geht es um das Geheimnis Gottes, das erst jetzt im Neuen Testament geoffenbart wurde. Es wurde früher den Söhnen der Menschen nicht kundgetan.
Das heißt, den Menschen früher wurde das nicht mitgeteilt, das war verborgen im Alten Testament, ein Geheimnis, jetzt aber im Neuen Testament enthüllt.
Aber die Menschen werden dort genannt in Epheser 3, Vers 5, als „die Söhne der Menschen“.
Jeder von uns hat einen Vater und eine Mutter, die Menschen sind.
Aber der Messias wird genannt „der Sohn des Menschen“.
Im Deutschen braucht man manchmal den Ausdruck „der Menschensohn“, aber das ist nicht so ganz eindeutig.
Wenn man sagt „der Sohn des Menschen“, wird diese Einzahl klar: Der Jesus, der Messias, sollte ja nur von einem Menschen abstammen, von einer Jungfrau. Darum ist er der Sohn des Menschen.
Psalm 2 und Psalm 8 gehören sehr eng zusammen:
Der Sohn Gottes und der Sohn des Menschen.
Das zeigen diese beiden Seiten der Person des Herrn Jesus:
Der ewige Sohn, der Mensch wurde durch Zeugung Gottes, und eben der Messias, der wirklich ein Nachkomme von Maria war.
„Du machst ihn ein wenig geringer als Engel.“
Wenn es doch Jesus ist, er ist doch nicht geringer als Engel.
Ja, das schauen wir uns nächstes Mal genauer an, aber ich nehme es gleich vorweg: Im Hebräerbrief wird erklärt, dass Jesus Christus sterben musste, und Engel können nicht sterben.
Engel können nicht sterben, und dadurch, dass der Sohn Gottes Mensch wurde und sogar bereit war, in den Tod zu gehen, hat er sich damit unter die Engel erniedrigt – aber nur für eine kurze Zeit.
Denn hier ist auch wichtig, dass man gut übersetzt: „Ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt“ ist nicht so klar. Man sollte übersetzen: „Denn für kurze Zeit hast du ihn unter die Engel erniedrigt.“
Das „Wenig“ ist also nicht im Maß gemeint, sondern in der Zeitdauer.
Für kurze Zeit hast du ihn unter die Engel erniedrigt, nämlich in den drei Tagen, in denen der Menschensohn in den Tod ging. Und das erduldete, was Engel nie erdulden.
Eine textkritische Frage zu Psalm 8:
In manchen Überlieferungen steht „wenig niedriger gemacht“ statt „geringer gemacht“.
Gott ist hier gemeint, „der Herr“.
Ja, es ist so: Für Engel steht hier das Wort „Elohim“.
„Elohim“ kann „Gott“ bedeuten, wird aber manchmal auch für Engel im Alten Testament verwendet.
Darum wurde es schon in der Septuaginta-Übersetzung mit „Engel“ übersetzt.
Im Neuen Testament wird das dann bestätigt. Das schauen wir uns nächstes Mal an, die Zeit ist jetzt eigentlich vorüber. Dort wird dieser Text auch mit „Engel“ zitiert.
Es ist also kein textkritisches Problem im eigentlichen Sinn, sondern eine Übersetzungsfrage: Wie soll man „Elohim“ übersetzen?
Sehr oft werden die Engel genannt „Bene Elohim“, Söhne Gottes.
Und so ist das ganz klar ein Ausdruck für die Engel.
Das Wort „Sohn“ bedeutet im Hebräischen oft einfach die Kategorie.
Zum Beispiel sagt man im modernen Hebräisch „dreistöckiges Haus“ als „Beit Ben Schlosch Komot“ – das heißt „Haus, Sohn von drei Stockwerken“. Das ist normale Umgangssprache.
Das Wort „Ben“ hat in den semitischen Sprachen oft die Bedeutung von Kategorie.
Darum kann man auch von „Donnersöhnen“ sprechen. Niemand meint, dass jemand von einem Donner abstammt, sondern es heißt, er hat den Charakter, das Wesen des Donners, er ist ein explosiver Mensch.
Darum hat der Herr ja die beiden Semideussöhne Johannes und Jakobus so genannt: „Boanerges“, Donnersöhne.
Das ist übrigens auch wichtig, wenn man mit Muslimen über den Sohn Gottes spricht.
Man sagt ja, ihr sprecht doch auf Arabisch dauernd, alles ist ein Sohn sowieso, oder?
Na ja, stimmt, „Sohn“ meint nicht unbedingt das Sexuelle mit ein.
So kann man einem Semiten das gut erklären.
Also die „B'nei Elohim“ sind eben die Elohim, und darum ist das ganz klar ein Ausdruck für die Engel.
Wie ist dann der Satz zu verstehen, wenn sich das auf den Messias bezieht: „Dass du dich um ihn kümmerst“? Das verstehe ich da nicht.
Der Psalmist will zeigen, wie sehr sich der Sohn Gottes erniedrigt hat.
Er, der der Schöpfer von Himmel und Erde ist und der nach Jeremia 23 sagen kann: „Ich erfülle Himmel und Erde.“
Was heißt das, Himmel und Erde erfüllen?
Das Hubble-Teleskop hat die bis heute weit entferntesten Sterne fotografiert, die noch sichtbar gemacht wurden.
Das heißt, von der Erde aus eine Distanz von 13,5 Milliarden Lichtjahren.
Das ist eine Distanzangabe: Das Licht würde theoretisch mit 300.000 Kilometern pro Sekunde von den entferntesten Galaxien, die jetzt fotografiert wurden, bis zur Erde 13,5 Milliarden Jahre brauchen.
Von der Erde aus sieht man in allen Richtungen einen Durchmesser von über 26 Milliarden Lichtjahren und erfüllt alles.
Und was ist geschehen mit dem Sohn Gottes?
Er ist Mensch geworden auf diesem kleinen Planeten, so unscheinbar, und dann in einem ganz kleinen Land, geboren in einem ganz kleinen Dörflein in Bethlehem.
So will David eben zum Ausdruck bringen: Der Sohn des Menschen hat sich so klein gemacht.
Wie kann das sein?
Gott nimmt ihn wahr, ja natürlich. Aber das betont umso mehr, wie sehr sich der Sohn Gottes erniedrigt hat.
Aber das war nicht einmal das Letzte.
Der weitere Text sagt dann, der Sohn Gottes hat sich sogar noch unter die Engel erniedrigt, indem er in den Tod ging.
Das zeigt etwas von dem Ausmaß der Erniedrigung.
Darum wird hier auch das Thema der Sterne gebracht: „Wenn ich anschaue deine Himmel, dein Fingerwerk, den Mond und die Sterne, die Gewalt des Weltalls.“
Und dann die Tatsache, dass der Sohn Gottes sich so erniedrigt hat, auf diesem kleinen, völlig unscheinbaren Planeten.
Und dann auf diesem Planeten sogar in den Tod ging für unsere Sünden.
Ja, an dieser Stelle wollen wir schließen und noch zusammen beten.
