Amen! Dann fasse ich noch einmal ganz kurz zusammen:
Wir hatten heute Morgen drei Hauptpunkte. Der erste war die vertikale Ausrichtung in der Ehe, der zweite die selbstlose Liebe zueinander als Ehepaar, und der dritte die dankbare Annahme. Das waren die drei Themen, die wir heute besprochen haben.
Im zweiten Vortrag heute Abend kommen drei weitere Punkte hinzu. Der erste davon, den wir heute Abend behandeln, ist die vertraute Offenheit.
Eine Ehe, ein Miteinander in der Ehe, wie es Gott gefällt, lebt von vertrauter Offenheit. Man könnte auch von Intimität sprechen. Damit meine ich noch nicht die körperliche Intimität, die kommt im letzten Punkt heute Abend. Es geht zunächst um eine vertraute Offenheit.
Ich habe ein Zitat von Lupriolo hier auf der Folie, das ich vorlesen möchte: Hätte Gott sich nicht selbst den Menschen offenbart, dann wäre dir jede Möglichkeit genommen, Christ zu werden. In dem Maße, wie er sich selbst in der Bibel offenbart, kannst du eine persönliche Beziehung mit ihm eingehen. Offenbarung ist damit eine Grundvoraussetzung für Gemeinschaft.
Wie zwei Personen sich der jeweils anderen offenbaren, bestimmt die Qualität ihrer Beziehung zueinander. So war es, und ich finde es beeindruckend, dass Lupriolo dieses Prinzip von Offenheit und Offenbarung theologisch ableitet. Würde Gott sich uns nicht in seinem Wort beziehungsweise in seinem Sohn Jesus Christus offenbart haben, wüssten wir nicht, wer Gott ist.
Anhand der Schöpfung könnten wir erkennen, dass es einen Gott gibt. Das macht Römer 1 deutlich, und niemand hätte eine Entschuldigung. Doch wie Gott ist und speziell das Evangelium, wie wir in eine Beziehung zu Gott treten können, hätten wir nicht verstanden, wenn Gott sich uns nicht offenbart hätte.
Das heißt: Sich zu offenbaren ist die Grundvoraussetzung für eine Beziehung. Und genau das wendet Lupriolo hier auf die Ehe an. Ich wiederhole den letzten Satz noch einmal: Wie zwei Personen sich der jeweils anderen offenbaren, bestimmt die Qualität ihrer Beziehung zueinander.
Das bedeutet, wenn ein Ehepaar nicht wirklich auf einer tiefen Herzensebene kommuniziert, wird ihre Liebe nicht tief sein. Sie werden einander nur oberflächlich kennen. Es gibt Paare, die ziehen das zwanzig Jahre durch, bis die Kinder aus dem Haus sind. Dann stellt man fest, dass man sich gar nicht kennt, und es kommt zur Trennung.
Es ist so wichtig, dass wir offen sind, weil dadurch Liebe wachsen kann.
Verliebtheit basiert auf unzureichenden Informationen, richtig? Wir kennen die andere Person eigentlich noch gar nicht. Wir tragen eine rosarote Brille, sehen vielleicht nur das, was wir sehen wollen, und unsere Gefühle drehen in uns durch.
Liebe kann hingegen wachsen, je mehr Informationen wir über die andere Person erhalten. Das birgt das Potenzial, die andere Person noch stärker zu lieben, weil wir mehr über sie wissen – über ihre Wünsche, ihre Vorlieben. So können wir sie noch besser lieben und noch besser auf sie eingehen, weil sie sich uns geoffenbart hat.
Das erfordert jedoch eine vertraute Offenheit. Ich vertraue dir so sehr, dass ich dir jetzt einiges über meine tiefsten Gefühle, meine tiefsten Wünsche, meine tiefsten Sorgen, meine tiefsten Gedanken, meine tiefsten Ängste und auch über meine Kämpfe mit Versuchungen mitteile.
Ich würde behaupten, dass in sehr vielen Ehen diese Offenheit fehlt – auch in christlichen Ehen. Es mangelt so sehr an dieser Offenheit. Dafür gibt es mindestens zwei Gründe.
Grund Nummer eins ist: Ich verschließe mich, um nicht verletzt zu werden. Ich habe zwar noch keine jahrzehntelange Erfahrung in der Ehesesorge, aber meine Beobachtung ist, dass dieses Problem vor allem bei Ehefrauen auftritt.
Vor allem Ehefrauen verschließen sich oft vor ihrem Mann, um nicht verletzt zu werden. Prinzipiell kann das auch andersherum geschehen, und ich möchte das hier nicht nur auf Frauen beziehen. Dennoch denke ich, dass es verstärkt bei Frauen der Fall ist.
Man öffnet sich nicht mehr. Jeder von uns hat bestimmte Themenbereiche, über die es schwerfällt, zu sprechen. Darüber reden wir nicht einfach mal zwischen Tür und Angel. Dafür braucht es einen gewissen Rahmen. Wenn wir in unserer Ehe negative Erfahrungen gemacht haben, fällt es uns sehr schwer, uns noch einmal zu öffnen, weil wir so verletzt wurden.
Es hat viel Überwindung gekostet, sich seelisch zu entblößen und dem Partner alles zu sagen. Doch manchmal hat der Partner das nicht aufgefangen, sondern vielleicht sogar verletzend reagiert.
Wir hatten das einmal in unserer Ehe – sicherlich nicht nur einmal –, aber ich denke an ein konkretes Beispiel: Meine Frau hat mir Dinge erzählt, die ganz tief aus ihrem Herzen kamen. Ich war in dem Moment abgelenkt und habe nicht zugehört. Ich habe nicht realisiert, dass jetzt etwas ganz Wichtiges kommt. Wir sollten immer zuhören, besonders in solchen Situationen.
Das hat meine Frau sehr tief verletzt. Sie hat mir das im Nachhinein gespiegelt und gesagt, diese Erfahrung habe sie so stark verletzt, dass sie große Überwindung hatte, das Thema noch einmal anzusprechen.
Ich bin verletzt worden, und deswegen verschließe ich mich. Vielleicht hast auch du dich deinem Mann geöffnet und bist total verletzt worden – vielleicht, weil er dir widersprochen hat, vielleicht, weil er dich nicht so verstanden hat, wie du es dir gewünscht hättest. Vielleicht hat er zu nüchtern reagiert, wo du eigentlich gehofft hattest, er nimmt dich einfach in den Arm und tröstet dich, anstatt eine Lösung anzubieten.
Das sind verletzende Erfahrungen, und solche Verletzungen gibt es in jeder Ehe. Vielleicht hast du dich deshalb deinem Mann verschlossen und sprichst diese Themen nicht mehr an. Du ziehst dich zurück. Das ist menschlich betrachtet eine ganz natürliche Reaktion.
Aber hinter deinem Selbstschutz steckt eine Lüge – denn es ist nichts anderes als Selbstschutz. Wenn du dich als Ehefrau aufgrund einer Verletzung, die wirklich eine Verletzung war, zurückziehst und dich deinem Mann nicht mehr öffnest, dann glaubst du in dem Moment eine Lüge.
Weißt du, was für eine Lüge das ist? Du glaubst, du bist dein eigener Retter. Fakt ist: Du brauchst Schutz. Jeder Mensch braucht Schutz und sucht Schutz. Die Frage ist nur, wo wir diesen Schutz suchen.
Suchst du den Schutz, die Rettung – ich setze hier Schutz und Rettung gleich – beim eigentlichen Retter? Oder suchst du sie in deinem Selbstschutz? Du bist nicht dein eigener Retter. Du musst dich nicht selbst retten. Der Retter ist schon gekommen.
Wenn das auf dich zutrifft, dann möchte ich dir das wirklich eindringlich sagen: Glaub bitte nicht dieser Lüge, du müsstest selbst für deinen Schutz sorgen. Das musst du nicht. Jesus sorgt für dich, er ist für dich.
Je mehr du diese befreiende Nachricht des Evangeliums wirklich verstehst – auch als langjährige Christin –, desto mehr kannst du sagen: Jesus wird für mich sorgen. Ich kann mich trotzdem wieder verletzbar machen, ich kann mich wieder auf dünnes Eis begeben und mich meinem Mann öffnen, auch wenn es Überwindung kostet.
Und es wird Überwindung kosten. Aber ich gehe diesen Schritt, um Jesus zu verherrlichen, um ihm zu sagen: Ich vertraue dir. Ich vertraue dir, und du willst, dass ich mich als Frau meinem Mann öffne. Ich glaube dir, dass du für meinen Schutz sorgst, selbst wenn mein Mann einmal falsch reagiert.
Ich gehe dieses Risiko im Vertrauen ein, dass ich mich nicht selbst retten muss. Selbstschutz ist eine Lüge. Flieh mit deinen Verletzungen zu Jesus, glaube ihm – und das ist so befreiend.
Rede aber auch offen mit deinem Mann darüber, wo er dich verletzt hat. Mir hat es sehr geholfen, dass meine Frau mir das sehr direkt gespiegelt hat. Das nächste Mal, als sie genau dieses Thema begann, wusste ich sofort: „Andre, volle Aufmerksamkeit bitte auf deine Frau.“
Ich habe sie ermutigt: „Schatz, ich bin dir so dankbar, dass du dich hier nochmal geöffnet hast und deine Arme weit gemacht hast, damit du aufgefangen wirst.“ Vielleicht braucht dein Mann deine Hilfe.
Bitte zieh dich nicht einfach zurück, sondern sag ihm auch, wo und wie er dich verletzt hat. Öffne dich wieder neu. Du musst dich nicht um deinen eigenen Schutz kümmern. Das überlässt du am besten Jesus. Er kann das viel besser als du selbst.
Ein Pastor, den ich sehr schätze, hat mir vor einigen Wochen einmal gesagt: „Ich liebe das nackte Herz meiner Frau.“ Ich finde diesen Satz so gut.
Mit anderen Worten meinte er: „Ich liebe es so sehr, wenn ich merke, dass sich meine Frau mir total öffnet.“ Das ist übrigens ein großer Liebesbeweis gegenüber deinem Ehemann, wenn du dich ihm total öffnest und dein Herz einfach ausschüttest.
Ich möchte dich ermutigen und zu einer Entscheidung auffordern. Vielleicht weißt du ganz genau, wovon ich gerade spreche.
Ich möchte dich ermutigen, dich heute dazu zu entscheiden: Jesus, ich möchte auf dich vertrauen. Ich lasse meinen Selbstschutz los. Ich entscheide mich neu, meinen Mann wieder zu öffnen – um deinetwillen, nicht nur um des Mannes willen, sondern vor allem um Jesu Willen.
Es gibt einen zweiten Grund für fehlende Vertrautheit in der Ehe: Ich verheimliche etwas, damit die Sünde nicht ans Licht kommt.
Schaut mal, Adam und Eva hatten im Garten Eden völlige Vertrautheit. Das wird durch den Satz deutlich: Sie waren nackt und schämten sich nicht. Dabei geht es nicht nur um Sexualität, sondern um völlige Vertrautheit. Es war ein total unbekümmertes Leben, ohne Sorgen. Sie waren wirklich eine Einheit durch und durch. Sie waren nackt und schämten sich nicht.
Wir sehen dann weiter auch hier wieder einen großen Kontrast zwischen Kapitel 2 und Kapitel 3. Die Sünde hat den Menschen nicht nur von Gott entfremdet, sondern auch voneinander. Plötzlich haben sie sich geschämt. Plötzlich kommt Scham mit hinein. Das ist das Wesen der Sünde. Sünde will immer im Verborgenen bleiben, immer. Gott sagt zu Adam: „Wo bist du? Warum versteckst du dich?“ Sünde will immer im Verborgenen bleiben – das ist das Wesen der Sünde. Sie will nicht ans Licht. Sie will im Geheimen bleiben und entzweit dadurch auch das Ehepaar. Wenn man Sünden, geheime, schmutzige Geheimnisse pflegt, entstehen Bereiche im Leben des Ehemannes, von denen seine Frau nichts weiß. Da ist es dunkel, da kommt kein Licht hinein. Das sind Geheimnisse, die er für sich pflegt, im Verborgenen.
Das sorgt dafür, dass es in der Ehe nicht diese völlige Vertrautheit gibt, weil er einen Bereich vor seiner Frau zurückhält – und zwar sehr bewusst, weil er nicht möchte, dass diese Sünde ans Licht kommt. Vielleicht ist es der Bereich in deinem Leben, lieber Ehemann, oder auch liebe Ehefrau.
Das Problem ist, dass es zu einer Angewohnheit wird, immer mehr Dinge voreinander zu verheimlichen. Ich hatte vor einiger Zeit ein Paar bei mir im Büro, bei dem die Frau eine Affäre hatte. Sie erzählte mir ausführlich ihr Zeugnis und wie es dazu gekommen ist. Irgendwann, lange vor dieser Affäre, sagte sie in einem Nebensatz: „Das und das habe ich getan, aber mein Mann wusste das nicht, das habe ich für mich heimlich getan.“ Da hat es bei mir Klick gemacht. Alles klar, da fing es schon an. Da hast du angefangen, Geheimnisse vor deinem Mann zu haben, auch wenn es am Anfang scheinbar gar nicht so schlimm ist. Denn da ging es noch nicht um einen anderen Mann.
Aber das Problem ist: Sünde will immer im Verborgenen bleiben. Und da entwickelt die Versuchung ihre Kraft im Verborgenen. Das sage ich in aller Deutlichkeit: Der einzige Weg, wieder völlige Vertrautheit zu bekommen, ist Buße, ist Bekenntnis, ist Sünde ans Licht bringen, damit Licht hineinscheinen kann. Da entsteht wieder eine neue Offenheit.
Schaut mal, genau das sagt doch 1. Johannes 1,7: „Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft untereinander.“ Auf zwischenmenschlicher Ebene bedeutet das: Wenn wir im Licht wandeln, Gott gegenüber, entsteht auch echte Gemeinschaft untereinander. Und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde.
Das heißt, ins Licht zu gehen bedeutet, Sünde zu bekennen – und zwar wirklich beim Namen. In erster Linie Gott gegenüber, aber dann auch dem Ehepartner gegenüber. Die Folge ist, und das sagt Gottes Wort, die Wiederherstellung einer echten Gemeinschaft, nicht nur mit Gott, sondern auch untereinander.
Ein Sündenbekenntnis ist nie einfach, aber unglaublich befreiend. Paul David Tripp, einer meiner Lieblingsautoren, hat hier einen sehr, sehr guten Satz gesagt: „Das Evangelium von Gottes Gnade ist eine Einladung zur Offenheit. Weil wir wissen, dass nichts über uns offengelegt oder offenbart werden kann, was nicht bereits durch Jesu Opfer bedeckt wurde.“ Was für ein starker Satz!
Ihr Lieben, das Evangelium von der Gnade Gottes befreit uns als Ehepaare zu einer radikalen Offenheit untereinander. Eigentlich brauche ich keine Angst haben, dass meine Frau etwas über mich entdeckt. Ich werde durch das Evangelium eingeladen, ins Licht zu gehen, weil alles, was ich bekenne, dafür ist Christus am Kreuz gestorben. Und deswegen ist das Evangelium, ist das Kreuz eine Einladung zur Offenheit.
Wenn du etwas deiner Ehefrau oder deinem Ehemann zu bekennen hast, dann sagt Jesus dir heute: Bekenne es, denn genau dafür bin ich bereits am Kreuz gestorben. Er ist ja auch bereits für unsere zukünftigen Sünden am Kreuz gestorben. Und deswegen können wir Vergebung bekommen.
Da, wo wir aufdecken, deckt Gott zu – das ist die Botschaft des Evangeliums. Da, wo wir zudecken, deckt Gott auf. Aber da, wo wir aufdecken, deckt Gott zu und vergibt. Das ist so ermutigend. Wir erfahren es immer wieder in unserer Ehe, wie wunderbar diese Offenheit ist. Dass man nicht der Lüge Satans glaubt, die Sünde im Verborgenen zu lassen, sondern ans Licht geht, Dinge bekennt voreinander, und da ist wieder echte Gemeinschaft wiederhergestellt.
Natürlich gibt es manchmal Dinge, die so gravierend sind, dass es erst einmal scheinbar eine Verschlechterung der Ehesituation bedeutet. Da hat der Ehemann schmutzige Geheimnisse gepflegt und oberflächlich eine Fassade beibehalten. Oberflächlich lief es ganz gut in der Ehe. Doch in dem Moment, wo er die Sachen hervorholt und seiner Frau bekennt, ist sie erst einmal verständlicherweise am Boden erschüttert. Aber genau da beginnt bereits Heilung, vorausgesetzt, beide lassen Heilung zu.
Vor einiger Zeit hatte ich einen Mann in meinem Büro, der seine Frau betrogen hat. Ich habe ihm gesagt: „Du musst ihr das sagen. Da kommst du nicht drum herum. Du musst ihr das sagen.“ Also diese Lüge: „Ich will meine Frau schonen und sage ihr das nicht“, das kann es nicht sein. Im Licht zu wandeln bedeutet auch: Es ist eine Sünde gegen deine Frau gewesen. Du musst auch bei ihr Buße tun.
Ich weiß noch genau, an diesem Vormittag schrieb er mir: „Andre, heute ist der Tag. Bitte bete dafür, ich sage es ihr gleich.“ Das war für mich schwer, denn ich wusste, gleich wird eine Frau am Boden erschüttert sein. Heute sind sie geheilt und schauen gemeinsam auf Jesus. Hätte er es ihr nicht gesagt, wären sie nie wieder zu dieser Offenheit in der Ehe gekommen, wo sie jetzt stehen. Da bin ich mir sicher.
Es muss eine radikale Offenheit in unserer Ehe geben, dass wir Dinge voreinander offen aussprechen. Vielleicht trotzdem mit ein paar Takten. Es gibt auch eine falsche Offenheit, ein paar Takte einfach aus seelsorgerlicher Sicht.
Ich meine damit nicht, dass alle Details immer hilfreich sind. Ich glaube nicht, dass es hilfreich wäre, wenn ein Bruder in der Gemeinde während des Gottesdienstes lüsterne Gedanken gegenüber Schwester X, die auch in der Gemeinde ist, hatte und nach dem Gottesdienst seiner Frau bekennt: „Schatz, es tut mir leid, ich habe Schwester X, und sie beim Namen nennt, falsch angesehen.“ Das wäre nicht hilfreich für seine Frau. Diese Form von Offenheit würde dazu führen, dass seine Frau ein Problem mit Schwester X bekommt. Und das ist überhaupt nicht hilfreich.
Übrigens: Unser Ehepartner ist auch nicht das Kreuz, wo wir alles abladen. Das Kreuz ist das Kreuz, unser Ehepartner ist nicht das Kreuz. Aber wovon ich rede, ist, dass es vielleicht auch angebracht sein kann zu sagen: „Schatz, bitte bete für mich, ich habe mit Augenlust zu kämpfen.“ Dass unsere Frauen grundsätzlich wissen, was unsere Kämpfe sind – davon rede ich, diese Offenheit meine ich.
Ja, das ist so wichtig. Und dass Offenheit dann ein Lebensstil wird, dass wir nichts voreinander verbergen, dass wir ein offenes Buch sind. Das können manchmal ganz banale Sachen sein.
Wisst ihr, wobei ich mich letztens ertappt habe? Ich habe abends noch mal so richtig Schokolade gegessen. Ja, und ich wüsste, wenn meine Frau jetzt dabei wäre, würde sie natürlich nicht am Boden zerstört sein, weil ich Schokolade esse. Aber sie würde einen Kommentar machen: „Schatz, warum isst du jetzt so viel Schokolade? Du wolltest doch eher Sport machen.“ Und dabei habe ich mich schon ertappt.
Ich habe sie gegessen und dann kam meine Frau, und schnell, schnell habe ich die Schokolade weggetan. Da denke ich mir: Eigentlich beginnt es da. Was mache ich hier gerade? Ich verheimliche meiner Frau ganz bewusst etwas, weil ich nicht ihre Kommentare hören will.
Und ich glaube, dass es so hilfreich ist, dass wir wirklich eine Offenheit in unserer Ehe pflegen.
Ich habe heute Morgen bereits von einer Pastorenkonferenz in Florida erzählt, und daran möchte ich noch einmal anknüpfen.
Es war eine Konferenz, bei der viele Pastoren von ihren Kämpfen berichtet haben. Einer der Pastoren war dabei besonders radikal offen. Er erzählte, dass er eines Abends noch an seinen E-Mails saß, als plötzlich eine Ex-Freundin von ihm, mit der er vor seiner Bekehrung zusammen war, ihm schrieb. Sie machte ihm deutlich, dass sie bereit für eine Affäre wäre.
Das sagte er uns allen ganz öffentlich – ein Pastor einer großen Gemeinde. In dem Moment gestand er, dass er eigentlich nie verstanden habe, warum Pastoren Ehebruch begehen und warum sie so etwas tun. Doch gerade in dieser besonderen Situation in seiner Ehe, so glaube ich, hat es für ihn plötzlich Sinn ergeben. Er sagte, er habe sich auf die Versuchung einlassen wollen.
Er hat eine Nacht darüber geschlafen, und am Morgen war er wieder klar im Kopf. Das Erste, was er dann tat, war, seinen anderen Ältesten im Ältesten-Team Bescheid zu geben. Auch seiner Frau hat er sofort davon erzählt. Er ist ans Licht gegangen, damit die Versuchung erst gar keine Kraft entwickeln konnte.
Genau davon spreche ich: Diese Offenheit brauchen wir in unseren Ehen. Sie ist ein großer Schutz für unsere Beziehungen. Ganz ehrlich: Unsere Ehen müssen geschützt werden. Sie brauchen diesen Schutz unbedingt.
Deshalb möchte ich euch ermutigen, eine sehr konsequente Offenheit zu leben und nichts voreinander zu verheimlichen. Offenheit bewahrt.
Wir kommen zum zweiten Punkt, eigentlich also zum fünften Punkt insgesamt. Was ist noch wichtig, wenn wir über ein Miteinander in der Ehe sprechen, das Gott ehrt? Aufmerksame Investition.
Ihr wundert euch vielleicht über den Vers, den ich hier angeführt habe: Offenbarung 2,5. Das ist das Sendschreiben an die Gemeinde Ephesos. Die Bibelkenner unter uns wissen, dass Jesus in diesem Sendschreiben vor allem eine Sache anklagt: „Ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe vernachlässigt hast.“
Jesu Ratschlag an die Gemeinde – und dabei geht es zunächst um die Liebe zu ihm – lautet: „Gedenke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke.“ Das heißt, im Bezug auf unsere Liebesbeziehung zu Jesus: Wie kommen wir zurück zur ersten Liebe?
Es beginnt im Denken. Wie war es damals? Wovon haben wir uns eigentlich distanziert? Dann bedeutet es, umzudenken, denn Buße tun heißt nichts anderes als umdenken, Metanoia, Sinnesänderung. Aber dann tue auch wieder die ersten Werke, das, was du getan hast, als du mich noch mehr geliebt hast.
Dieses Prinzip kann man natürlich auch auf die Ehe anwenden. Wie kommen wir zurück zu einer ersten Liebe in der Ehe? Denke daran, wovon du abgefallen bist, tue Buße und tue dann auch die ersten Werke. Verändertes Denken muss zu verändertem Handeln führen. Aus Gedanken der Liebe müssen Handlungen der Liebe werden.
Paul David Tripp sagt: „Die meisten Ehen scheitern nicht am Ehebruch, die meisten Ehen scheitern durch Vernachlässigung.“ Und ich glaube, der Satz ist so wahr: Die meisten Ehen scheitern durch Vernachlässigung.
Auf unserer Hochzeit kam mein Onkel zu mir mit einem sehr, sehr weisen Rat. Mein Onkel ist kein Akademiker, er ist Handwerker und denkt praktisch. Dieses Bild hat mir so geholfen, auch wenn es so einfach ist, vielleicht gerade deswegen. Er sagt: „Andre, die Ehe ist wie ein Garten. Es ist etwas Wunderschönes, aber es muss gepflegt werden.“
Und das trifft so sehr zu. Ich muss immer wieder daran denken, wenn ich an unseren Garten denke. Wir haben einen großen Garten und sechs Eichen bei uns. Immer im Herbst, aber auch im Frühling, steht eine Menge Arbeit an. Wir sind als ganze Familie am Schuften im Garten. Aber wenn wir fertig sind, ist er etwas Wunderschönes. Genau das ist eine Ehe.
Ehe kann so schön sein, wenn man sich investiert. Wenn man sie vernachlässigt, ist sie alles andere als schön.
Schaut mal, das folgende Zitat, auch wieder von Lupriolo, hat es in sich. Ich möchte, dass wir das nicht nur wir Männer bedenken – auch wenn es hier an Männer gerichtet ist –, sondern dass auch du als Frau vielleicht darüber nachdenkst: Wie viel deines Nachdenkens widmest du der Frage, wie du deine Frau glücklicher machen kannst?
Das ist eine Frage vor allem erst mal an uns Männer. Vielleicht hast du damals ihre Freundinnen gefragt, was sie besonders mag oder was ihr Spaß macht. Warst du nicht erfinderisch und hast ihr nette Kleinigkeiten geschenkt? Was ist seither passiert? Was hält dich davon ab, weiter solchen wunderbaren Gedanken nachzugehen?
Kann es sein, dass du nach deiner Heirat deine erste Liebe hinter dir gelassen hast? Wenn du deinem Partner nicht mehr gefallen möchtest, liegt es wahrscheinlich an deiner Selbstsucht. Das haut rein, oder? Ich habe mich da wiedergefunden.
In unserer Freundschaft bin ich hundertzwanzig Kilometer gefahren, nur um meiner Frau eine Rose vorbeizubringen – hundertzwanzig Kilometer für eine Rose. Nur vor die Tür gelegt, geklingelt und wieder weg. Hundertzwanzig Kilometer. Und ich glaube, einige Männer hier haben damals etwas Ähnliches gemacht.
Was ist mit heute? Inwiefern machst du dir wirklich Gedanken, wie du dich in deine Ehe investierst und wie du deine Frau glücklicher machen kannst?
Das Problem ist: Wir Männer finden so häufig Ausreden. „Ja, die Lebensumstände, wir haben so viel in der Gemeinde, wir haben so viel im Beruf.“ Es sind nicht die Lebensumstände – es ist unser Herz. Es ist unser Herz. Was einem wichtig ist, dafür findet man Zeit.
Kann es sein, dass du sowohl bei Gott als auch bei deiner Frau um Vergebung bitten musst, weil du eure Ehe in letzter Zeit so vernachlässigt hast? Du warst eigentlich nur bei deinen Gedanken, bei deinen Dingen, aber hattest ganz, ganz wenig Platz im Kopf, um Gedanken über deine Frau zu machen.
Kann es sein, dass wir uns da wiederfinden? Und manchmal sind es so fromme Dinge.
Ihr Lieben, vor euch steht in dieser Hinsicht auch ein Versager. Meine Frau war nicht nur einmal mit Tränen in den Augen vor mir und hat gesagt: „Schatz, du bist so passiv geworden, ich leide darunter.“
Kann es sein, dass wir hier als Männer auch einen Neuanfang brauchen? John Crott schreibt, echte biblische Liebe entsteht aus warmen, selbstlosen Gedanken gegenüber deiner Frau.
Machen wir uns diese warmen, selbstlosen Gedanken immer noch? Wie viel weißt du gerade über deine Frau und was sie sich wünscht? Wie viel hast du in den letzten vier Wochen in deine Ehe investiert?
Ich glaube, manchmal brauchen wir Anlässe für eine radikale Veränderung. Vielleicht ist diese Gemeindefreizeit so ein Neustart, wo du sagst: „Ja, ich muss erkennen, ich habe es total vernachlässigt. Herr, ich brauche deine Gnade.“ Und dann gehst du zu deiner Ehefrau, bittest um Vergebung und tust wieder die ersten Werke.
Aus Gedanken der Liebe müssen Handlungen der Liebe folgen.
Ich möchte euch ein praktisches Beispiel geben, wie so etwas aussehen kann. Es geht um einen Mann, der mir ein großes Vorbild geworden ist: C. J. Mahaney. Er schreibt in dem Buch "Sex", das von John Piper herausgegeben wurde, ein großartiges Kapitel speziell für uns Männer. Allein dieses Kapitel ist das ganze Buch wert.
Ich habe den Text nicht auswendig, aber ich möchte vorlesen, wie er es beschreibt: Wie er sich aufmerksam in seine Ehe investiert. Jede Woche, am Sonntagabend oder Montagmorgen, geht er zum nächstgelegenen Starbucks. Er ist Amerikaner. Das Wichtigste an dieser Zeit dort ist, dass er festlegt, was er in den folgenden sieben Tagen unbedingt erreichen möchte.
In Bezug auf Carolyn, seine Ehefrau, nimmt er sich nicht mehr als drei wichtige Ziele vor, die er in einer Woche erreichen kann. Diese trägt er in seinen Terminplaner ein. Das können zum Beispiel ein gemeinsamer Abend sein, ein Mitbringsel oder eine feste Zeit, in der er mit ihr über etwas spricht, das ihr wichtig ist.
Von außen betrachtet sieht das nicht besonders spektakulär aus. Er ist einfach nur ein weiterer Mann mit Glatze in einem Café, der ein kleines elektronisches Gerät in der Hand hält und eine zerknitterte Sportzeitung neben sich liegen hat. Doch ich versichere euch: Wenn man diese Zeiten gewissenhaft und regelmäßig einhält, bringen sie viel Frucht.
Ein Ehemann, der sich immer am Sonntagabend oder Montagmorgen eine Stunde Zeit nimmt, um die kommende Woche seiner Frau anzuschauen – vielleicht hat sie einen Arzttermin, bei dem sie aufgeregt ist. Dann wird er ihr vorher ganz bewusst Zeit schenken, damit sie gemeinsam ins Gebet gehen können. Er wird für sie da sein. So investiert er sich detailliert in seine Frau.
Wie wäre es, wenn wir Männer damit anfangen, uns am Sonntagabend noch einmal eine halbe Stunde zu nehmen, um die nächste Woche zu planen? Was kann ich meiner Frau Gutes tun? Wie kann ich mich in meine Ehe investieren?
Ich denke, aufmerksame Investition zeigt sich auch darin, dass wir als Männer regelmäßig mindestens einen Eheabend pro Woche haben. Das mag sich für einige viel anhören, aber ich glaube, eine gesunde Ehe braucht mindestens einen festen Eheabend pro Woche. Es muss nicht immer ein Restaurant sein. Manchmal holen wir uns Essen nach Hause oder machen es uns einfach gemütlich. Aber wir haben diese Zeit ganz bewusst für uns.
Es ist wichtig, dass wir unsere Frauen auch von der Arbeit aus anrufen. Machst du das? Einfach mal zwischendrin: „Schatz, wie geht es dir?“ So bleiben wir über den Tag verteilt im Austausch.
Schreibe deiner Frau Nachrichten von der Arbeit, erzähle ihr, was du gerade erlebst. Öffne dich ihr. Bring ihr Geschenke mit. Meine Empfehlung ist: Ein bis zwei Wochenenden im Jahr, nur du und deine Frau, ohne Kinder. Organisiere einen Babysitter. Zwei Wochenenden im Jahr nur mit deiner Frau alleine wegfahren. Das kann eine Ehe sehr bereichern.
Am besten ist es, wenn du sie davon überraschst. Wenn du plötzlich mit zwei Flugtickets kommst und sagst: „Schatz, du hast noch eine Stunde zum Packen. Ich habe mich um die Kinder gekümmert, deine Mutter passt auf, wir fliegen.“ Deine Frau wird dich dafür lieben – nicht nur wegen der Überraschung, sondern vor allem, weil du dir so viele Gedanken gemacht hast. Das zeigt deine Liebe.
Und, ihr lieben Männer, dabei geht es nicht darum, eine Checkliste abzuhaken, um uns selbst auf die Schulter klopfen zu können und zu sagen: „Andere Männer vernachlässigen ihre Ehe, ich aber plane.“ Darum geht es nicht. Wenn das so bei dir ankäme, hättest du mich falsch verstanden.
Es geht nicht darum, dass wir uns selbst etwas auf die Fahne schreiben. Und es geht schon gar nicht darum, dass wir von unserer Frau mehr Intimität erwarten. Denn wir Männer können sehr berechnend sein. Plötzlich werden wir ab 18 Uhr sehr lieb und verständnisvoll, weil wir uns etwas erhoffen. Davon rede ich nicht.
Ich rede von selbstloser Liebe. Einfach nur aus zwei Gründen: um ihretwillen, egal ob etwas zurückkommt oder nicht, und vor allem um Jesu willen. Jesus investiert sich in seine Braut. Jesus kümmert sich unentwegt um seine Gemeinde. Er tritt für sie ein, für seine Gläubigen.
Er sagte zu Petrus: „Ich habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhört.“ Jesus baut seine Gemeinde. Er baut uns Wohnungen im Himmel. Er ist aktiv.
Es geht darum, ihn wieder zu spiegeln. Es geht nicht darum, uns selbst auf die Schulter zu klopfen. Es geht darum, dass unsere Frauen immer mehr den Eindruck haben: „Mein Mann erinnert mich an Jesus.“ Darum geht es. Um nichts anderes.
Deshalb investieren wir uns. Und wir werden versagen. Wir werden wieder Gnade brauchen. Aber ich möchte dich ermutigen, lieber Bruder: Gib nie auf, mach weiter. Auch wenn du feststellst: „Jetzt habe ich schon wieder die Ehe vernachlässigt.“ Der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf.
Mach weiter, mach weiter! Der Herr ist für dich. Er möchte dir helfen.
Ich möchte mich auch an die Ehefrauen wenden. Auch du als Ehefrau kannst deine Ehe stark vernachlässigen; das ist nicht nur eine Männersache. Es gibt Frauen, die ihre Kinder so sehr priorisieren, dass sie sich kaum noch um ihren Ehemann kümmern.
Dabei möchte ich keinen Druck auf junge Mütter ausüben. Es ist manchmal wirklich schwer, wenn zwei oder drei kleine Kinder alle in der Trotzphase sind und so weiter. Da muss man ran, und zeitlich gesehen wird man immer mehr Zeit in die Kinder investieren müssen, als man für den Mann hat. Da müssen wir realistisch sein.
Was ich dir aber sagen will, ist: Hab immer im Blick, dass dein Mann wichtiger ist als deine Kinder. Deine Beziehung zu deinem Mann ist sogar noch wichtiger als die Beziehung zu deinen Kindern. Und eigentlich ist es das Beste für deine Kinder, wenn du deine Beziehung zu deinem Mann pflegst. Das schönste Geschenk, das ihr euren Kindern machen könnt, ist eine gesunde Ehe. Davon profitieren die Kinder am meisten.
Die Kinder sind irgendwann aus dem Haus, dein Mann bleibt. Dein Mann bleibt. Du wirst ihn nicht los. Er bleibt – ihr wisst, wie ich das meine. Deshalb ist es so wichtig, dass ihr als Ehefrauen immer im Blick habt: Von Gott her ist meine allererste Priorität immer noch mein Ehemann.
Ich bin in erster Linie Ehefrau und dann Mutter. Diese beiden Rollen liegen sehr nah beieinander. Ich will nicht sagen: Erst Ehefrau, dann lange nichts, und dann kommen die Kinder. Nein, das ist eine doppelte Aufgabe.
Aber ich glaube, als Ehefrau kann man sich schnell verzetteln. Viele soziale Kontakte hier, ein Treffen mit Freundinnen dort, ein Frühstück, ein Kaffee, viele soziale Kontakte, Hobbys, Instagram, Pinterest, eine Serie, die dir gefällt, dein eigener Social-Media-Kanal, den du pflegen musst, weil du sonst Abonnenten verlierst – es gibt so viele Möglichkeiten, wo sich Ehefrauen verzetteln können.
Manchmal sind es sogar fromme Dinge. Vielleicht ist es manchmal eine Flucht. Vielleicht sagst du als Ehefrau: Mein Mann macht mich nicht glücklich, deshalb fliehe ich und habe umso mehr Kontakt zu meinen Freundinnen, weil sie mich verstehen. Dabei vernachlässigst du deine Ehe und fliehst eigentlich in andere Dinge.
Vielleicht möchtest du das nicht hören, aber ich möchte dich wirklich daran erinnern: Deine erste und wichtigste Aufgabe im Reich Gottes ist dein Mann. Deine erste und wichtigste Aufgabe im Reich Gottes ist dein Mann.
Ich weiß, das ist überhaupt nicht populär, aber du bist vor allem seine Gehilfin. Gott hat dich an die Seite deines Mannes gestellt, und genau da bist du richtig. Ich weiß, die Welt sagt uns heute etwas anderes, sie sagt euch als Frauen etwas anderes. Aber ich glaube, dass wirklicher Segen darauf liegt, wenn du sagst: Gott, ich nehme dich beim Wort. Wenn du das sagst, dann ist das eine hohe Berufung für mich als Ehefrau. Dann vertraue ich darauf, dass das gut ist und dass du das segnen wirst.
Ich möchte dir als Ehefrau etwas aus männlicher Perspektive erzählen. Meine Frau und ich haben sehr intensive Dienstjahre hinter uns. Acht Jahre lang hatten wir immer Mitbewohner bei uns im Haus, teilweise bis zu vier alleinstehende Frauen, die mitgewohnt haben. Meine Frau hat sich sehr in sie investiert, Jüngerschaft gelebt, und sie hat immer für alle gekocht. Teilweise waren wir zehn bis zwölf Personen, und sie hat jeden Tag für alle gekocht.
Wir blicken zurück und sagen: Das war die Zeit, in der wir das machen konnten. Aber der Herr hat meine Frau gerade in den letzten Monaten noch einmal stärker dahin geführt, zu sagen: Caro, kümmere dich noch mehr als je zuvor um deinen Mann.
Wir haben jetzt keine Mitbewohner mehr bei uns. Caro bekommt viele Anfragen, ob sie bei uns mal ein Frauenfrühstück machen möchte, und sie sagt alles ab. Sie sagt: Ich sehe mich von Gott so geführt. Meine Hauptberufung ist, in erster Linie Ehefrau zu sein und dann Mutter von vier Kindern. Und dann schaue ich, was ich noch machen kann.
Ich kann euch als Ehefrau aus männlicher Perspektive sagen: Das hat meine Liebe zu meiner Frau noch einmal viel stärker gemacht. Wenn du dir als Ehefrau die Frage stellst, wie du deinen Mann gewinnen kannst, dann sehe es als deine erste Priorität an, an seiner Seite zu sein und dich um ihn zu kümmern. Das wird sehr viel mit deinem Mann machen.
Das möchte ich euch einfach so mitgeben. Dank der Gnade Gottes dürfen wir sagen, dass wir uns aktuell in unserer Ehe in einer Phase befinden, in der wir noch nie waren – in 15 Jahren. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass meine Frau ihren Fokus jetzt noch stärker auf unsere Ehe setzt. Und es ist ein Segen.
Da möchte ich euch Mut machen: Es lohnt sich immer, Gott zu vertrauen und ihn beim Wort zu nehmen.
Wir kommen zum letzten Punkt: schenkende Sexualität. Dieser Punkt wird bewusst erst am Ende behandelt. Ich glaube nicht, dass die Liebe in der Ehe einfach durch Sexualität neu belebt wird. Dennoch halte ich Sexualität für einen wichtigen Aspekt.
Wie in vielen Bereichen kann man auch bei der Sexualität von zwei Seiten her scheitern. Einerseits besteht die Gefahr, Sexualität zu überbewerten, andererseits kann man sie auch unterbewerten.
Was meine ich mit Überbewertung? Caro und ich waren vor einigen Wochen in Amsterdam. Dort gibt es Straßen, die man besser meidet. Wir wussten das, aber nicht, dass wir uns gerade an einem helllichten Tag auf so einer Straße befinden würden. Als wir dort waren, fiel unser Blick auf eine Werbung mit der Aufschrift: "Sex solves everything" – Sex löst alle Probleme. Ich dachte nur: Das ist eine billige Lüge. Sex löst niemals alle Probleme.
Auch hier ein Zitat von C.J. Mahaney, das sehr wahr ist: Erfüllende Sexualität ist nicht die Voraussetzung für eine liebevolle Beziehung, sie ist das Ergebnis einer liebevollen Beziehung.
Auf der anderen Seite kann man Sexualität, wie gesagt, auch unterbewerten und sie im Laufe der Ehe aus verschiedenen Gründen vernachlässigen. Ich glaube, dass eine Ehe dadurch viel verpasst. Gott hat uns Sexualität als ein wunderbares Geschenk gegeben. Man kann sie mit Kleber vergleichen: Sexualität ist der Kleber für die Ehe. Sie verbindet das Ehepaar noch stärker.
Sogar biologisch haben Forscher nachgewiesen, dass beim Sex Bindungshormone ausgeschüttet werden. Das hat Gott, der Schöpfer, so eingerichtet, um die Ehe zu stärken. Das war seine Absicht.
Ich weiß, dass Sexualität ein sensibles Thema ist. Auf keinem anderen Gebiet liegen Fluch und Segen so eng beieinander wie hier. Doch trotz all der Perversion, die die Welt lautstark predigt, dürfen wir das Thema nicht der Welt überlassen. Sonst predigt nur die Welt über Sex.
Wir müssen uns mit dem Thema auseinandersetzen und uns immer wieder fragen: Gott, was hast du dir für unsere Ehe dabei gedacht? Sexualität hat Gott vor allem als Geschenk für den Ehepartner gegeben.
Ich möchte dazu zwei Stellen aus dem Hohelied vorlesen. Das Hohelied ist eine Anleitung für erfüllende Sexualität in der Ehe.
Im Hohelied Kapitel 4 sehen wir die Hochzeitsnacht. Er sieht sie zum ersten Mal vor sich, so wie Gott sie geschaffen hat. Sie ist als Jungfrau in die Ehe gegangen. Dort heißt es: „Siehe, du bist schön, meine Freundin.“ Sie ist seine Frau – in Kapitel 3 haben sie geheiratet, aber hier ist es ein Kosewort.
„Siehe, du bist schön.“ Dann beschreibt er ihre Details: „Deine Augen leuchten wie Tauben hinter deinem Schleier hervor, dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die vom Gebirge Gilead hüpfen.“ So sieht es aus, wenn Ziegen den Berg herunterhüpfen. „Deine beiden Brüste sind wie zwei Kitze, Zwillinge der Gazelle, die in den Lilien weiden. Alles an dir ist schön, meine Freundin, und kein Makel ist an dir.“
Was wir hier sehen, ist, dass er sich ganz auf sie konzentriert. Er berührt ihr Herz, bevor er ihren Körper berührt. Er macht ihr Komplimente. Ihm geht es nicht in erster Linie ums Nehmen, sondern ums Geben. Er schafft einen wunderbaren Rahmen.
Übrigens sieht er sie zum ersten Mal nackt und lobt ihre Augen zuerst. Das ist kreativ und ganzheitlich.
Wir sehen aber auch, dass durchaus die Initiative von der Ehefrau kommen kann. Im Hohelied Kapitel 7, Vers 12 heißt es: „Komm, mein Geliebter, lass uns aufs Feld hinausgehen.“ Damals hatten Ehepaare oft kein eigenes Haus, sondern lebten mit der ganzen Familie zusammen. Das war nicht sehr romantisch.
Deshalb sagt sie: „Lass uns aufs Feld hinausgehen, wir wollen unter den Hennersträuchern die Nacht verbringen, wir wollen uns früh zu den Weinbergen aufmachen, wollen sehen, ob der Weinstock treibt, die Weinblüte aufgegangen ist, ob die Granatäpfelbäume blühen.“
Dann formuliert sie es in wunderschönen Worten: „Dort will ich dir meine Liebe schenken.“ Schenkende Sexualität ist Gottes Gedanke.
Dabei geht es nicht darum, etwas einzufordern. Das ist nicht der biblische Weg. Es geht nicht darum, ichsüchtig auf sich selbst bedacht zu sein. Das ist nicht Sexualität, sondern die Sexualität, die die Welt uns predigt.
Die Bibel spricht von schenkender Sexualität. Schenkende Sexualität ist nicht die Sache von einer fordernden Person und einer, die ein Zugeständnis macht. Das ist nicht biblische Sexualität.
Schenkende Sexualität ist eine Sache zwischen zwei aktiven, zwei gebenden und zwei beschenkten Personen. Das ist schenkende Sexualität.
Das meine ich, wenn ich von schenkender Sexualität rede. Sie ist das Ergebnis einer gesunden Ehe, nicht der Weg zu einer gesunden Ehe.
John Piper, ein Pastor, den ich sehr schätze, hat einen Podcast, in dem ihm immer wieder Fragen gestellt werden. Einmal erhielt er eine sehr spezielle Frage zu einer bestimmten Sexpraktik. Ich werde hier nicht näher darauf eingehen.
Er antwortete sehr weise und sagte am Ende: „Junger Mann, der du diese Frage eingereicht hast, ich höre aus deinen Worten heraus, dass du dir mehr Aufregung im Schlafzimmer mit deiner Ehefrau erhoffst.“
Dann gab er einen sehr wichtigen Tipp: „Konzentriere dich darauf, dass 99 Prozent deiner Liebe deiner Frau außerhalb des Schlafzimmers gilt. Dann wird dieses eine Prozent im Schlafzimmer sehr besonders sein.“
Das ist der Weg. Das ist der Weg.
Ihr Lieben, wir haben hier eine Auflistung, und diese hat eine logische Reihenfolge. Das waren die Themen von heute Morgen und heute Abend.
Wenn wir über ein liebevolles Miteinander in der Ehe sprechen, müssen wir sagen: Ohne eine konsequente Ausrichtung auf Gott werden wir dieses Miteinander nie erreichen. Wir brauchen den Herrn.
Dort, wo ein Ehepaar gemeinsam auf die Knie geht, dort, wo sie über geistliche Dinge sprechen und Austausch mit Gott haben, werden sie auch befähigt, einander selbstlos zu lieben. Das schaffen wir nicht aus eigener Kraft, wir versagen. Wir brauchen den Herrn, doch er ist da und will uns mit seinem Geist befähigen.
Die selbstlose Liebe zeigt sich in einer dankbaren Annahme, dass wir unseren Partner mit den Augen Gottes sehen. Doch es bleibt nicht bei dieser dankbaren Annahme. Das Ganze führt zu einer vertrauten Offenheit.
Wir öffnen uns einander, sprechen über alles, investieren uns aufmerksam in die Ehe. Dann ist der letzte Punkt das Ergebnis.
Das heißt eigentlich, ich müsste sagen: Liebe Ehemänner, liebe Ehefrauen, konzentriert euch auf die ersten fünf Dinge, und der sechste Punkt wird von selbst kommen. Genau das ist der Fokus, das sollte die Ausrichtung sein.
Und ich möchte gerne abschließend für uns beten. Ich glaube, wir alle haben uns irgendwo wiedergefunden und erkannt, dass wir Wachstumsbedarf haben. In unseren Ehen gibt es viel, viel Luft nach oben.
Vielleicht wurdest du sogar wirklich überführt und musst heute Abend ein Gespräch mit deinem Ehepartner führen. Ich möchte dich ermutigen: Zögere es nicht hinaus. Geht vielleicht heute Abend zusammen auf dem Zimmer neu auf die Knie und sagt: Herr, wir wollen einen echten Neuanfang in unserer Ehe haben.
Dafür würde ich gerne beten.
Vater im Himmel, ich bin dir so dankbar, dass du ein Gott der neuen Anfänge bist. Danke für deine Gnade, danke für das Evangelium, das uns ermutigt, offen zu werden und Sünden zu bekennen.
Herr, ich möchte dich bitten, dass du die hier anwesenden Ehen ganz besonders stärkst. Schenke vielleicht heute noch oder spätestens nach dieser Gemeindefreizeit einen sehr offenen und ehrlichen Austausch über den Stand der Ehe.
Herr, ich möchte dich bitten, dass du dort eine neue erste Liebe schenkst, wo sie abhandengekommen ist. Ich möchte dich bitten, Herr, dass du Ehefrauen, aber auch Ehemänner neu ermutigst, sich wirklich in die Ehe zu investieren.
Letztendlich, Herr, wollen wir das nicht tun, um einfach nur ein besseres Miteinander zu haben. Wir wollen es tun, weil wir dich lieben, Herr, und weil wir dein Wesen und deine selbstlose Liebe zu uns in unseren Ehen widerspiegeln wollen.
Amen.