Einführung in das Thema der Predigtreihe
In unserer Predigtreihe „Das ganz andere Leben“ kommen wir heute zum dritten Teil. Es geht um die Verse 9 bis 12 aus Matthäus 5. Wir erheben uns noch einmal vor dem Wort Gottes.
Da sagt Jesus: „Selig sind die Friedfertigen.“ Wörtlich übersetzt heißt das: „Selig sind die Friedenmacher.“ Denn sie werden Söhne Gottes heißen. „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.“
„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Übles gegen euch reden, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und jubelt, es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden, denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind.“
Herr Jesus Christus, danke, dass du heute genauso lebendig bist wie damals, als du diese Worte zum ersten Mal deinen Jüngern gesagt hast. So bitten wir dich, dass du unser Leben genauso veränderst, wie du das ihre verändert hast. Gib jedem von uns jetzt das, was er in dieser Stunde und für diese neue Woche braucht. Amen.
Nehmen Sie bitte wieder Platz!
Die Frage nach dem Sinn des Lebens
Liebe Gemeinde,
ein Häftling wird freigelassen und findet Unterschlupf bei seinem Schwager. So beschreibt es Karl Zuckmayr in seinem berühmten Roman Der Hauptmann von Köpenick.
Er schildert eine bewegende Szene, in der die beiden Männer – der Ex-Häftling und der Schwager – miteinander über ihr Leben reden. Dann sagt der Häftling in gutem Berlinerisch: „Und denn? Denn stehst du vor Gott, dem Vater, und der fragt dir ins Gesichte: Was hast du gemacht mit deinem Leben?“
Da muss ich sagen: „Fussmatten, die habe ich geflochten im Gefängnis.“ Aber Gott sagt dir, sehr deutlich: „Ausweisung! Dafür habe ich dir das Leben nicht geschenkt. Das bist du mir schuldig: dein Leben. Wo ist es? Was hast du gemacht mit deinem Leben?“
Wann haben Sie sich diese Frage zum letzten Mal gestellt? Je eher wir uns diese Frage stellen, umso besser. Denn eines Tages wird Gott uns diese Frage sowieso stellen – egal, ob wir Fussmatten geflochten haben oder einen Betrieb gemanagt, ob wir als Hausfrauen und Mütter eine Familie versorgt haben, ob wir einen sozialen Beruf ausgeübt haben oder an der Werkbank standen, ob wir Politiker waren oder Pastor.
Das alles sagt noch nichts über das Ergebnis aus. Gott wird jeden von uns fragen: „Was hast du gemacht mit deinem Leben?“ Nicht weil Gott es nicht wüsste – er weiß es natürlich –, sondern weil er Rechenschaft fordert von Ihnen und mir. Und...
Die Bedeutung der Bibel für das Leben
Darum ist es absolut wichtig, dass wir die Bibel kennenlernen. Nur hier erfahren wir, was Gott von uns erwartet und was wir bringen sollen.
In der Schule waren uns vor Klassenarbeiten die Lehrer am liebsten, bei denen wir genau wussten, woran wir waren. Sie sagten uns klar, was sie erwarteten und welche Themen drankommen würden. So konnten wir uns gezielt vorbereiten.
Genauso macht es Gott, genauso macht es Jesus. Er sagt: Wenn du willst, dass dein Leben gelingt, dann hör zu. Ich sage es dir, ich sage dir, was ich von dir erwarte. Selig sind die, die Leid tragen, zu beglückwünschen sind die Sanftmütigen, auf dem richtigen Weg sind die Barmherzigen.
Sie merken, wir sind mittendrin in der Bergpredigt. Verstehen Sie, warum diese Predigtreihe so wichtig ist? Wir müssen herausfinden, was Gott von unserem Leben erwartet, was er will und was am Ende daraus werden soll. Und...
Das Leben als Bürger im Reich Gottes
Hier in der Bergpredigt hat Gott sich sehr konkret geäußert. Als Erstes erwartet er, dass wir Bürger seines Reiches werden. Das haben wir ausführlich behandelt: Wir sollen unser Leben bei Gott festmachen, das heißt glauben. Das ist jedoch längst nicht alles, was Gott von uns will.
Wenn jemand anfängt, mit Gott zu leben, wenn jemand Christ geworden ist, setzt Gott keinen Punkt, sondern einen Doppelpunkt. Es gibt keine Siegerehrung, sondern eher den Stabswechsel. Gott sagt nicht: „Nun ist es gut, Hauptsache du bist Christ geworden, jetzt kannst du so bleiben, wie du bist.“ Sondern er sagt: „Jetzt geht es los, jetzt fängt es erst richtig an.“
Wir haben zuletzt gesehen: Wenn wir in Gottes Reich hineinkommen wollen, müssen wir erst einmal unsere Hände entleeren. Wir müssen Konkurs anmelden, zugeben, dass wir vor Gott nichts zu bieten haben, womit wir uns bei ihm einkaufen könnten. Aber dann kommt die zweite Stufe: Wenn wir unsere Hände geleert haben, will Gott sie ganz neu füllen. Er arbeitet an unserem Charakter, gibt uns neue Ziele und neue Maßstäbe und führt uns Schritt für Schritt in ein ganz anderes Leben.
Die Bergpredigt beschreibt dieses faszinierende, ganz andere Leben der Christen. Jesus sagt, was er von uns erwartet. Wer diese Sätze ernst nimmt, ist vorbereitet, wenn Gott Rechenschaft fordert von seinem Leben.
Heute Morgen werden wir zwei weitere Dinge kennenlernen, die Gott von uns erwartet. Es handelt sich um zwei Stichworte, die aus dem Porträt des Christen nicht wegzudenken sind: Frieden und Feindschaft. Ein Christ macht Frieden, aber er provoziert auch Feindschaft. Das erste Stichwort erwartet man, das zweite wahrscheinlich weniger. Jesus stellt beide ganz selbstverständlich nebeneinander.
In Vers 9 sagt er zunächst: „Selig sind die Friedensmacher.“ Da steht nicht „die Friedfertigen“, als ob das eine Frage des Temperaments wäre, der eine ist eben etwas friedfertiger, der andere weniger. Nein, es heißt: „Selig sind die Friedensmacher.“ Auf den ersten Blick klingt das nach Machbarkeit: Krempelt die Ärmel hoch, zeigt euren guten Willen und macht Frieden. Kein Wunder, dass gerade dieser Bibelvers von verschiedenen politischen Gruppen immer wieder bemüht wurde, die sagten: „Seht mal, Jesus sagt doch selbst, wir können Frieden machen, wir brauchen nur das richtige politische Programm.“
Aber wir haben in den letzten Wochen bei der Bergpredigt bereits gesehen, dass wir immer zweimal hinschauen müssen, was Jesus wirklich meint. So ist es auch hier. Jesus schickt seine Leute nicht mit einem flotten Spruch in die Tagespolitik. Die Friedensfrage wurde damals zur Zeit der Bergpredigt im Volk heiß diskutiert. Doch Jesus macht etwas anderes. Er beruft seine Leute zu Friedensmachern.
Wie wird man das? Wie macht man das? Was für ein Frieden ist das? Für viele ist das Wort Frieden nur noch eine abgegriffene Münze, häufig missbraucht und geschändet. Als ich das las, kam es mir vor, als ob Gott uns das Wort Frieden wie eine neue, frische Münze in die Hand drückt und sagt: „Vergesst alle Falschmünzerei, die unter der Fahne des Friedens gelaufen ist, und hört her: Ich gebe euch Frieden wie eine frische neue Münze aus der Ewigkeit in die Hand.“
Gott sagt: Frieden beginnt nicht mit dem, was wir tun, sondern mit dem, was Gott selbst macht. Das ist das Erste: Gott macht Frieden. Im Griechischen steht hier das Wort Eirene, das auf das hebräische Wort zurückgeht, das Sie alle kennen: Schalom. Wenn man sich in Israel grüßt und weit darüber hinaus, sagt man gern „Schalom“. Was wünscht man sich damit? Man wünscht sich Gottes beste Gabe, Schalom.
Das klingt bei den Süddeutschen noch nach. Die sagen dann „Grüß Gott“. Als ein Nordlicht einmal so angesprochen wurde, sagte er gleich: „Ja, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.“ Er hatte das falsch verstanden. „Grüß Gott“ ist keine Aufforderung, nun Gott zu grüßen, sondern ein Zuspruch: „Ich grüße dich von Gott.“ Ich wünsche dir Gutes von Gott. „Grüß Gott, Schalom“ – das ist der Wunsch, dass Gott dich beschenkt mit dem Besten, das es gibt: Schalom.
Gott möge dich beschenken mit seinem Frieden. Gott möge dir schenken, dass du geborgen bist bei ihm, dass du zu ihm gehörst und dass du Höhen und Tiefen an seiner Hand gehen kannst. Schalom, das wünsche ich auch Ihnen heute Morgen.
Das ist etwas anderes, als was wir landläufig unter Frieden verstehen. Schalom ist nicht jenes Warten, bis die Waffen schweigen. Schalom ist auch nicht jene Stille über dem Grab. Schalom ist nicht einfach Verträglichkeit, sondern diesen Schalom macht nur Gott. Denn nur Gott kann das Hindernis abreißen, das uns normalerweise vom Schalom trennt.
Was ist das Hindernis für den Schalom? Es ist nicht der Krieg, sondern die Sünde. Es ist unsere Schuld, unsere Gleichgültigkeit gegenüber Gott. So hat es der Prophet Jesaja schon gesagt: „Die Gottlosen haben keinen Frieden.“ Wer Frieden machen will, muss etwas gegen die Schuld tun. Und der Einzige, der das kann, ist Gott. Darum ist Gott der einzigartige, große Friedensmacher. Gott macht Frieden mit mir.
Wie macht er das? Im Wort für Schalom steckt noch ein anderes hebräisches Wort, das man mit „Bezahlung“ übersetzen kann. Wenn Sie in Israel eine Rechnung begleichen, bekommen Sie manchmal einen Quittungsstempel darauf. Auf diesem Stempel steht verborgen eine abgewandelte Form von Schalom, die heißt „bezahlt“. So macht Gott Frieden: Er bezahlt die offene Rechnung meines und Ihres Lebens, die wir nicht begleichen können.
Wie macht er das? Er schickt seinen Sohn in diese Welt. Mit welchem Titel wurde Jesus unter anderem angekündigt, siebenhundert Jahre bevor er kam? Es wurde gesagt: Gott schickt seinen Friedefürsten, den Zar des Friedens. Der Prophet Jesaja beschrieb mehr als siebenhunder Jahre vorher, dass dieser Fürst des Friedens durch unsägliches Leid gehen muss, gequält und gefoltert wird. Wozu das Ganze? Auch das wusste Jesaja schon: „Die Strafe, die wir verdient hätten, liegt auf ihm.“ Warum? Damit wir Schalom hätten.
Als Jesus dann kommt und sich auf den Weg zum Kreuz begibt, sagt er: „In mir habt ihr Frieden.“ Paulus kann später schreiben in Epheser 2: „Er, Jesus, ist unser Friede durch das Opfer seines Leibes.“ Die Sache ist biblisch völlig klar: Wo Frieden sein soll, da muss Jesus sein. Wo Jesus nicht reingelassen wird, da wird es keinen Frieden geben.
Gott macht Frieden mit mir durch den Fürsten des Friedens. Und hier sehen Sie wieder, wie alle Seligpreisungen zusammenhängen. Wir sind wieder bei Vers 3: Wenn ich Konkurs anmelde, wenn ich zugebe, dass ich mit einer offenen Rechnung vor Gott stehe, und mich dann an den Friedefürsten, den großen Bezahler wende, dann bekomme ich Schalom. Gott macht Frieden mit mir.
Der Missionar Don Richardson hat in Indonesien wohl die spannendste Zeit seines Lebens verbracht. Er berichtet, wie er das Evangelium zu einem der gefährlichsten Stämme bringen wollte, zu den Savis. Die Savis waren Menschenfresser. Ihre einzelnen Dörfer befädeten sich bis aufs Blut. Don Richardson überlebte die erste Zeit als Missionar, kam aber nicht an die Leute heran. Sie verstanden nichts vom Evangelium über Jesus und mordeten weiter untereinander.
Als Don Richardson schon an Verzweifeln war, entdeckte er einen alten Brauch der Savis. Zwischen zwei sich bekämpfenden Dörfern gab es nur eine Friedensmöglichkeit: Wenn das eine Dorf A ein gerade geborenes Baby, ein Junges, an das Dorf B verschenkte, galt solange Frieden, wie dieses Kind lebte. Dieses verschenkte Baby, das wenige Tage nach der Geburt ins andere Dorf gegeben wurde, war das sogenannte Friedenskind.
Als Don Richardson das entdeckte, war ihm klar, wie er den Savis von Gott erzählen konnte. Er sagte: „Leute, zwischen Gott und uns besteht Feindschaft wegen unserer Schuld, aber Gott hat uns ein Friedenskind geschenkt.“ Gott hat seinen eigenen Sohn, sein Friedensbaby, auf diese Erde gegeben. Jeder Mensch, der sich diesem Jesus öffnet, der dieses Friedenskind annimmt, bekommt Frieden mit Gott.
Was geschah, als die Savis das begriffen? Es ging wie ein Aufleuchten durch viele von ihnen. Die missionarische Kirche entstand. Unter vielen verfeindeten Stämmen wurde das Kriegsbeil begraben. Als die Savis begriffen, dass Gott Frieden machen will mit ihnen, wurden sie selbst zu Friedensmachern. Sie wurden zu Leuten, die ihre Stammesgenossen zu Jesus riefen. Zwischen vielen ihrer Dörfer wurde Harmonie und äußerer Frieden wiederhergestellt.
Glücklich sind die Friedensmacher. Gott macht Frieden mit mir, und wir sehen hier gleich das Nächste: Gott macht Frieden durch mich. Das ist klar: Wenn ich Frieden von Gott bekommen habe, habe ich auch einen Auftrag, andere an diese Friedensquelle anzuschließen.
Das sehen wir am Missionar sehr gut. Er hat die Savis nicht kultiviert, ihnen nicht das kleine Einmaleins der Demokratie beigebracht, er hat nicht an die Menschenrechte appelliert. Sondern er hat Frieden gemacht, indem er eine Brücke zum großen Friedenmachergott baute. Er stellte ihnen das Friedenskind des allmächtigen Gottes vor und liebte es ihnen. So zeigte er ihnen den Weg zu einem völlig neuen Leben.
Die verhassten, aufgehetzten, bösartigen Savis wurden nicht nur friedlicher, sondern selbst zu Friedensmachern.
Was für eine herrliche Aufgabe gibt Gott seinen Leuten! Mitten in einer verzweifelten, friedlosen Welt dürfen wir verzweifelten, friedlosen Menschen den Weg zum Schalom zeigen. Welche Ehre für uns, aber auch welche Chance für die Menschen, mit denen wir zusammenkommen.
Der Friedensmacher hat auch für solche Menschen noch eine Hoffnung, bei denen andere längst aufgegeben haben. Es gibt Schicksale, die lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. Da können wir oft nur sagen: „Wir wollen Mitleid mit dir haben, dich begleiten, mit dir trauern.“ Aber mehr können wir nicht. Die Friedensmacher können immer noch ihren Friedefürsten ins Spiel bringen.
Sie können sagen: „Ich weiß nicht mehr weiter, ich kann nur meinen Mund halten, aber du, es gibt einen, und dessen Schalom kann auch dein Herz erreichen, so hart und dunkel es sein mag.“ Der Fürst des Friedens ist Jesus, und ich will dir eine Brücke zu ihm bauen. Ich kann das nicht aus mir selbst heraus, ich bin nicht die Quelle des Friedens. Aber wenn du am Verdursten bist, will ich dir eine Wasserleitung bauen, damit du an die Quelle des großen Friedenmachers angeschlossen wirst.
Man könnte sagen, was für ein kostbares Gut die Friedensmacher zu geben haben. Sie müssten doch eigentlich in der Welt beliebt sein, höchst beliebt. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Welt sehnt sich nach Frieden. Die Bürger des Himmelreiches bringen Frieden, und doch gehören sie zu den am meisten Angegriffenen in dieser Welt.
Wer mit Jesus lebt, wer Friedensmacher wird, muss sich warm anziehen. Er wird unweigerlich auf Feindschaft stoßen. Und das ist das Nächste: Wer zum Reich Gottes gehört, verbreitet zwar Gottes Frieden, erfährt aber auch die Feindschaft der Welt.
Jesus sagt das sehr deutlich in Vers 10: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.“
„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Übles gegen euch reden, wenn sie damit lügen, seid fröhlich und jubelt.“
Als ob es nicht schon genug wäre, dass wir diese Feindschaft ertragen müssen, sollen wir auch noch fröhlich sein und jubeln. Das heißt: Wenn Sie Christ sein wollen, erwartet Jesus nicht nur, dass Sie bereit sind, Feindschaft zu ertragen, sondern dass Sie lernen, über diese Feindschaft zu jubeln.
Erstaunlich, wie viel Wert Jesus auf diesen Punkt legt. Allein drei Verse befassen sich mit dieser Feindschaft. Zunächst sehen wir die Feindschaft der Welt – eine Tatsache. Wer zu Jesus gehört, steht in einer grundsätzlichen Spannung zu den Menschen, die noch nicht zu Jesus gehören.
Diese Spannung ist nicht immer spürbar. Menschlich kann man trotzdem gut miteinander auskommen. Feindschaft der Welt heißt nicht, dass es ständig Streit geben muss. Es heißt erst recht nicht, dass Christen Konflikte suchen oder anzetteln, weil sie „Wadenbeißer“ sind. Aber die Feindschaft ist eine Tatsache.
Wenn ein Christ sich nicht versteckt, bekommt er diese Feindschaft früher oder später zu spüren. Jesus hat gesagt: „Ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen.“ Paulus schrieb: „Alle, die mit Christus leben wollen, müssen Verfolgung leiden.“ Das ist eine Regel ohne Ausnahme.
Die Art der Verfolgung kann sehr unterschiedlich sein, sagt Jesus in Vers 11: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen.“ Das heißt, wenn man sie beleidigt, weil sie zu Jesus gehören, wenn man sie beschimpft, weil sie sich zu seiner Wahrheit stellen, wenn man sie verächtlich macht – das ist Schmähen.
Es geht weiter um meinetwegen Schmähen und Verfolgen. Man kann direkte politische oder gesellschaftliche Nachteile wegen Jesus bekommen, wie es vielen Jugendlichen in der DDR erging. Es kann passieren, dass unsere Privatsphäre ausspioniert wird. So erlebte es Theo Lehmann, der Jugendpfarrer. Jahrelang hatte er einen engen Freund. Als die Mauer fiel und die Stasi-Geschichte aufflog, stellte er fest: Dieser Freund war ein Spitzel.
Er begriff im Nachhinein, dass dieser Freund immer kurz bevor er Theo Lehmanns Wohnung verließ, noch einmal auf die Toilette ging. Das wunderte ihn. Später wurde ihm klar: Der Freund ging noch einmal auf die Toilette, um sich die wichtigsten Ergebnisse des Gesprächs aufzuschreiben und meldete sie dann weiter. Sie aßen zusammen als Ehepaare jeden Mittag am Heiligen Abend! Direkte Verfolgung, Gefängnis, Folter, Tod – das gibt es bis heute, zum Beispiel im Iran, in manchen islamisch geprägten Ländern oder in China.
Jesus lenkt den Blick in Vers 11 wieder mehr auf unsere Situation: „Um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Übles gegen euch reden.“ Kennen Sie das? Ein kleines Gerücht, das hängen bleibt. Man redet Übles über euch hinter eurem Rücken, und man kann sich kaum wehren.
Die Verfolgung der Christen kann unterschiedliche Formen annehmen und unterschiedlich stark wehtun, aber sie ist eine Tatsache. Diese Seligpreisung wird so zu einer persönlichen Testfrage an mich und an Sie: Haben Sie schon einmal wegen Ihres Glaubens die Feindschaft der Welt erfahren?
Woher kommt diese Feindschaft? Sie ist nicht nur eine Tatsache, sondern hat auch eine Ursache. Das sagt Jesus sehr deutlich: „Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden“ und „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen.“
Das müssen wir gut auseinanderhalten. Manchmal bekommen wir Ärger, den wir uns selbst zuzuschreiben haben. Auch Christen können sich unmöglich verhalten, und dann stört die Welt nicht unseren Inhalt, sondern unsere Form. Auch da will Jesus uns helfen, aus der Klemme herauszukommen und um Vergebung bitten. In diesem Fall können wir uns nicht auf diese Seligpreisung berufen.
Nein, die Feindschaft der Welt, von der Jesus hier redet, hat eine andere Ursache. Er sagt: „Wegen der Gerechtigkeit“, das heißt, weil wir versuchen, nach Gottes Willen zu leben, seine Gebote ernst zu nehmen und seine Wahrheit weiterzusagen.
Wenn wir uns als Christen nicht verstecken, merkt die Welt sehr schnell: Wir sind anders. Wenn die Leute nachfragen, warum wir so anders sind, warum wir uns nicht anpassen, kommt die Ursache heraus: Weil wir Jesus gehören, weil er unser Chef ist. Weil wir Jesus mehr gehorchen als jedem anderen. Weil uns die Zustimmung von Jesus mehr bedeutet als menschliches Lob.
Darum kann Jesus die Ursache für die Feindschaft noch zuspitzen. In Vers 10 sagt er: „Wegen der Gerechtigkeit“, und in Vers 11: „Selig seid ihr, wenn ihr verfolgt werdet um meinetwillen.“ Weil wir mit Jesus leben, weil er uns Gottes Gebote lieb und wichtig macht, weil er unseren Alltag prägt und unser Leben gerecht macht – trotz aller Fehler, die wir noch haben.
Darum können wir nicht mehr einfach mitschwimmen im großen Strom. Wir leben das ganz andere Leben und provozieren die Feindschaft der Welt.
Man könnte fragen: Warum muss die Welt sich so aufregen? Warum kann man nicht friedlich nebeneinander leben? Ihr Christen seid eben ein bisschen anders, ist doch nicht so schlimm.
Warum ist diese Feindschaft zwingend? Christen sind durch ihre Existenz Gewissensstörer. Wir stören das schlechte Gewissen der Welt auf. Die Welt ist geprägt von Sünde, von Schuld, von Missachtung der Gebote Gottes. Die Christen sind geprägt von Reinheit und Gerechtigkeit.
Wir haben eine ganz bestimmte Meinung darüber, wie man mit Lüge und Wahrheit umzugehen hat. Wir haben einen Maßstab von Gott, was Sexualität bedeutet und in welchem Rahmen sie erfüllt gelebt werden kann. Wir haben klare Angaben von Gott, wie wir unseren Sonntag verbringen sollten.
Hier konfrontiert der Christ die Welt. Da wird Sünde mit Reinheit konfrontiert, und das macht die Sünde unruhig. Solange alle mitmachen, beruhigen sich alle gegenseitig. Sie kennen die Sprüche: „Nachts sind alle Katzen grau“, „Im Dunkeln ist gut munkeln.“ Aber wenn einer anders ist und Licht bringt, stört das. Und wer will sich schon aufschrecken lassen?
Darum ist das Frieden machen auch von viel Hass begleitet. Wenn wir Frieden machen wollen, helfen wir den Menschen zur Vergebung bei Gott. Wenn wir über Vergebung reden, müssen wir auch über Schuld reden. Sobald wir über Schuld reden, ist der Konflikt wieder da.
Christen sind Gewissensstörer, und wir sind noch mehr: Wir sind Ruhestörer. Die Welt will ihre Ruhe. Die Welt sagt: Viele Wege führen nach Rom, viele Religionen machen glücklich. Eine verweltlichte Kirche flirtet mit anderen Religionen und veranstaltet gemeinsame Gebetsmeetings mit Buddhisten, Moslems und anderen.
Eine verweltlichte Kirche wie in Mannheim stiftet Kronleuchter für Moscheen, in denen gepredigt wird, dass Jesus nicht Gottes Sohn ist. Christen aber sagen: Jesus ist der einzige Weg. Deshalb sind wir Ruhestörer und nicht sehr beliebt.
In einer Zeit, in der alles von Einheit und Harmonie redet, sind wir Spielverderber, weil wir an Jesus gebunden sind und weil Jesus keinen anderen Weg zum Himmel offen gelassen hat als sich selbst. Wenn wir Jesus treu bleiben, können wir unsere Sache ruhig und freundlich sagen – wir sind Ruhestörer.
Wie könnten wir die Feindschaft der Welt umgehen? Ganz einfach: indem wir die Ursache abstellen. Wir müssen aufhören, anders zu sein als die Welt. Wir müssen Gottes Willen vergessen oder verstecken. Wenn wir schon nicht selbst steuern hinterziehen, können wir wenigstens grinsen, wenn andere das tun.
Wenn wir schon keine schmutzigen Witze erzählen, können wir wenigstens lachen, wenn andere das tun. Wir können unsere Meinung verstecken. Dann wird man sagen: „Mensch, du bist ein toller Christ, gar nicht so eng, das finde ich klasse.“ Solche Christen sind sympathisch.
Dann beruhigen wir die Leute, denn sie sagen: „Die Christen machen das doch genauso, also sind wir auf dem richtigen Weg.“ Wir müssen nur die Ursache der Feindschaft abstellen, dann haben wir unsere Ruhe. Wir müssen aufhören, Jesus zu dienen. Wir müssen ihn verlassen oder zumindest verschweigen.
Dann stören wir kein Gewissen mehr, haben unsere Ruhe und erfreuen uns vielleicht sogar besonderer Beliebtheit. Aber das ist eine gefährliche Beliebtheit, denn sie treibt nach und nach einen Keil zwischen Gott und uns.
Darum stellt uns Jesus vor die ernste Frage: Wollen wir die Freundschaft der Welt oder die Freundschaft Gottes? Oder andersherum gefragt: Wessen Feindschaft nehmen Sie lieber in Kauf – die Feindschaft Gottes oder die Feindschaft der Welt?
Das Neue Testament sagt es so hart: „Ihr Abtrünnigen, wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, wird Gottes Feind sein.“ (Jakobus 4,4)
Die Bergpredigt führt uns unbeirrt zu dieser Alternative: Entweder – oder. Nicht, weil Jesus uns Angst machen will, sondern weil er uns Mut machen will.
So schließt er diese schonungslose Darstellung mit einer großartigen Aussicht, mit einem herrlichen Versprechen. Es wird nichts beschönigt: Die Feindschaft der Welt ist eine Tatsache. Es wird nichts vertuscht: Die Feindschaft der Welt hat eine klare Ursache.
Wer Jesus treu ist, ist Gewissensstörer und Ruhestörer. Aber gerade deshalb ist die Feindschaft der Welt am Ende eine Ehrensache, etwas, worauf wir stolz sein können.
Deshalb sagt Jesus: „Seid fröhlich und jubelt!“ Das Wort für „jubeln“ im Griechischen ist farbig, es heißt eigentlich: „Springt vor Freude in die Luft!“
Warum? Jesus sagt: So haben sie es mit den Propheten auch gemacht. Wenn ihr wegen eures Glaubens Schwierigkeiten bekommt, ist das ein Zeichen, dass ihr lebendige Christen seid. Einen Toten braucht man nicht mehr zu verfolgen.
Die gehorsamen Propheten erging es genauso, die sich nicht angepasst haben. Jesus sagt: Wenn ihr meinetwegen Feindschaft erfahrt, gehört ihr zur ehrenwerten Tradition. Ihr gehört zur High Society Gottes, zu den beneidenswerten Leuten, an denen diese Welt nicht einfach friedlich vorbeigehen kann.
Freut euch, jubelt! Ihr steht in der Tradition der treuen Leute Gottes. Die Feindschaft der Welt ist ein Gütesiegel für die Echtheit unseres Christseins. Sie ist eine spürbare Beglaubigung, dass wir zum Reich Gottes gehören.
Darum ist die Feindschaft der Welt Ehrensache und Grund zur Freude.
Ich erinnere mich noch: In der zweiten oder dritten Klasse hatten wir einen Fragekasten. Ein kleines Mädchen warf die Frage ein: „Gibt es Gott?“ Es gab eine heiße Diskussion unter den Drittklässlern. Ich war der einzige, der an Gott glaubte, zumindest sagte ich das.
Dann traf mich der volle Hohn der Klasse. Die Bande in der Pause machte Späße und sagte: „Du glaubst wohl auch an den Weihnachtsmann, was?“ Die Lehrerin half mir nicht. Ich kam weinend und aufgelöst nach Hause.
Ich weiß noch genau, wie mein Vater sagte: „Du, ich weiß, das ist schwer, aber das, was du da aushalten musstest, hast du ausgehalten wegen Jesus. Und deswegen ist das doch eigentlich Ehrensache. Er wird dich nicht hängen lassen.“
Die Feindschaft der Welt ist eine große Ehrensache, weil sie zeigt: Wir sind echt als Christen.
Jesus zeigt noch einen weiteren Grund, warum wir uns darüber freuen können: Er sagt, es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Das ist großartig!
Die Feindschaft, die wir ertragen, ist kein gutes Werk, mit dem wir uns etwas für den Himmel verdienen könnten. Aber Jesus sagt: Wer aus Liebe zu mir Feindschaft erträgt, den werde ich reichlich beschenken. Er wird ihn freiwillig reich belohnen.
Alle Verfolgung wird sich lohnen. Du wirst Gott sehen, seine Ewigkeit genießen und überrascht sein, womit er dich noch belohnen wird.
Als der Missionar Jim Elliot am 8. Januar 1956 unter den Pfeilen der Auca-Indianer starb – jener Indianer, zu denen er gegangen war, um sein ganzes Leben einzusetzen, damit sie Jesus kennenlernen – war er kein gescheiterter Mann, kein gebrochener Mann.
Er wusste: Jetzt kommt das Beste. An seinem Leben bestätigte sich, was er früher einmal gesagt hatte: „Der ist kein Narr, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann.“
Der ist kein Narr, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann – dieses ruhige, ungestörte Leben –, um zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann.
Werden wir stark genug sein, wenn die Feindschaft hart wird? Werden wir das aushalten? Mit Sicherheit ja. Warum bin ich da so sicher?
Wer wirklich für Jesus leidet, leidet, weil er zu Jesus wirklich gehört. Wer wirklich zu Jesus gehört, den wird Jesus bewahren. Für den hat Jesus die letzte Verantwortung übernommen.
Er hat gesagt: „Meine Schafe, meine Leute, die wird mir niemand mehr aus meiner Hand reißen, niemand.“
Darum kommt es im Letzten nicht auf Ihre oder meine Stärke an, sondern auf seine Stärke. Wenn Sie bereit sind oder werden, um Jesu Willen Feindschaft zu ertragen, wird er dafür sorgen, dass Sie am Ende reich belohnt werden und alles gut wird.
Johannes Chrysostomos soll für heute das letzte Wort haben. Er war auch ein Gewissensstörer und Ruhestörer im vierten Jahrhundert. Er predigte so knallhart, dass es dem Herrscher irgendwann zu viel wurde – auch den Fürsten der Kirche.
Dann ließ ihn sein Herrscher Arkadius kommen und sagte: „Chrysostomos, wir werden dich verbannen.“
Chrysostomos antwortete: „Sir, Sie können mich gar nicht verbannen, denn die ganze Welt gehört meinem Vater.“
Arkadius sagte: „Aber Chrysostomos, wir werden deinen Besitz wegnehmen.“
Chrysostomos erwiderte: „Sir, das können Sie auch nicht, denn mein Reichtum ist im Himmel, und da kommen Sie gar nicht ran.“
Dann holte Arkadius seinen letzten Trumpf heraus und sagte: „Nun gut, Chrysostomos, aber wir werden dich trennen von allen deinen Freunden, wir werden dafür sorgen, dass du total einsam wirst.“
Chrysostomos antwortete: „Sir, das geht genauso wenig, denn ich habe einen Freund im Himmel, und der hat mir versprochen, ich werde dich nie verlassen.“
Chrysostomos wurde verbannt, aber sie konnten ihn nicht isolieren, weil sein Freund im Himmel da war. Sie konnten ihm seinen ewigen Reichtum nicht rauben. Auf der Reise in die Verbannung ist er gestorben.
War er ein Narr? Nein, er war ein Realist. Denn: „Der ist kein Narr, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann.“
Was werden Sie sein – Narr oder Gewinner?
Die wahre Bedeutung von Frieden
Es ist kein Wunder, dass gerade dieser Bibelvers von verschiedenen politischen Gruppen immer wieder verwendet wurde. Sie sagen: „Seht mal, Jesus sagt doch selbst, wir können den Frieden machen, wir brauchen nur das richtige politische Programm.“
In den letzten Wochen haben wir bei der Bergpredigt gesehen, dass man oft zweimal hinsehen muss, um zu verstehen, was Jesus wirklich meint. So ist es auch hier. Jesus schickt seine Leute nicht mit einem flotten Spruch in die Tagespolitik. Die Friedensfrage war zur Zeit der Bergpredigt ein heiß diskutiertes Thema im Volk.
Doch Jesus macht etwas anderes. Er beruft seine Leute, Frieden zu stiften. Wie wird man das? Wie macht man das? Was für ein Frieden ist das?
Für viele ist das Wort „Frieden“ nur noch eine abgegriffene Münze – häufig missbraucht und oft geschändet. Als ich das las, kam es mir so vor, als ob Gott uns das Wort Frieden wie eine neue, frische Münze wieder in die Hand drückt. Er sagt: „Vergesst jetzt alle Falschmünzerei, die unter der Fahne des Friedens gelaufen ist, und hört her: Ich gebe euch Frieden wie eine frische, neue Münze aus der Ewigkeit in die Hand.“
Frieden als Geschenk Gottes
Gott sagt, Frieden beginnt nicht mit dem, was wir tun, sondern mit dem, was Gott selbst macht. Das ist das Erste: Gott macht Frieden.
Im Griechischen steht hier das Wort "Eirene". Dieses geht zurück auf das hebräische Wort, das Sie alle kennen: Schalom. Wenn man sich in Israel grüßt – und weit darüber hinaus – sagt man gern "Schalom". Doch was wünscht man sich damit eigentlich? Damit wünschen wir uns Gottes beste Gabe: Schalom.
Das klingt bei den Süddeutschen noch nach. Sie sagen dann "Grüß Gott". Als ein Nordlicht einmal dorthin kam und so angesprochen wurde, antwortete er gleich: "Ja, wenn ich ihn das nächste Mal sehe." Er hatte das falsch verstanden. "Grüß Gott" ist keine Aufforderung, nun mal Gott zu grüßen. Es ist ein Zuspruch: "Ich grüße dich von Gott."
"Ich wünsche dir Gutes von Gott." Grüß Gott, Schalom – das ist der Wunsch: Gott möge dich beschenken mit dem Besten, das es gibt, Schalom. Gott möge dich beschenken mit seinem Frieden. Gott möge dir schenken, dass du geborgen bist bei ihm, dass du zu ihm gehörst und dass du über Höhen und Tiefen an seiner Hand gehen kannst.
Schalom – das wünsche ich auch Ihnen heute Morgen.
Das ist etwas anderes als das, was wir landläufig unter Frieden verstehen. Schalom ist nicht jenes Warten, bis die Waffen schweigen. Schalom ist auch nicht jene Stille über dem Grab. Schalom ist nicht einfach Verträglichkeit.
Diesen Schalom aber macht nur Gott. Denn nur Gott kann das Hindernis abreißen, das Sie und mich normalerweise vom Schalom trennt.
Das Hindernis für den Frieden: die Sünde
Was ist das Hindernis für den Schalom?
Das Hindernis für den Schalom ist nicht der Krieg. Gott sagt, dass das Hindernis für den Schalom die Sünde ist, unsere Schuld und unsere Gleichgültigkeit gegenüber Gott. So hat es der Prophet Jesaja bereits gesagt: Die Gottlosen haben keinen Frieden.
Wer also Frieden schaffen will, muss etwas gegen die Schuld unternehmen. Und der Einzige, der das kann, ist Gott. Darum ist Gott der einzigartige, große Friedenmacher. Gott macht Frieden mit mir.
Wie macht er das? Im Wort für Schalom steckt noch ein anderes hebräisches Wort, das man mit „Bezahlung“ übersetzen kann. Wenn man in Israel eine Rechnung bezahlt, kann es passieren, dass man einen Quittungsstempel darauf erhält. Auf diesem Stempel steht verborgen eine abgewandelte Form von Schalom, die „bezahlt“ bedeutet.
So macht Gott Frieden: Er bezahlt die offene Rechnung meines und Ihres Lebens, die wir selbst nicht begleichen können.
Jesus als Fürst des Friedens
Und wie macht er das? Er schickt seinen Sohn in diese Welt.
Wissen Sie, mit welchem Titel Jesus unter anderem angekündigt wurde? Siebenhundert Jahre bevor er kam, wurde gesagt: Gott schickt seinen Friedefürsten, den Zar des Friedens.
Der Prophet Jesaja hat ebenfalls mehr als siebenhundert Jahre vorher beschrieben, dass dieser Fürst des Friedens unsägliches Leid durchmachen muss. Er wird gequält und gefoltert.
Wozu das Ganze? Auch das wusste Jesaja schon. Er schreibt: Die Strafe, also die Strafe, die wir verdient hätten, liegt auf ihm. Warum? Damit wir Schalom hätten.
Als Jesus dann kommt und sich auf den Weg zum Kreuz begibt, sagt er: In mir habt ihr Frieden. Paulus kann später schreiben in Epheser 2, dass Jesus unser Friede ist durch das Opfer seines Leibes.
Ich denke, die Sache ist biblisch völlig klar: Wo immer Frieden sein soll, da muss Jesus sein. Und wo Jesus nicht reingelassen wird, da wird es keinen Frieden geben.
Gott macht Frieden mit mir durch den Fürsten des Friedens.
Und da sehen Sie wieder, wie alle Seligpreisungen zusammenhängen. Da sind wir wieder bei Vers 3: Wenn ich Konkurs anmelde, wenn ich zugebe, dass ich mit einer offenen Rechnung vor Gott stehe.
Wenn ich mich dann an den Friedefürsten, an den großen Bezahler wende, dann bekomme ich Schalom. Gott macht Frieden mit mir.
Frieden machen durch den Glauben weitergeben
Der Missionar Don Richardson verbrachte in Indonesien wohl die spannendste Zeit seines Lebens. Er berichtet, wie er das Evangelium zu einem der gefährlichsten Stämme bringen wollte: den Savis. Die Savis waren Menschenfresser. Ihre einzelnen Dörfer befanden sich in blutigen Fehden miteinander. Don Richardson überlebte die erste Zeit seines Missionsdienstes, doch er kam nicht an die Menschen heran. Sie verstanden nichts vom Evangelium über Jesus und mordeten weiterhin untereinander zwischen den Dörfern.
Als Don Richardson schon fast verzweifelte, entdeckte er etwas Besonderes: einen alten Brauch der Savis. Zwischen zwei sich bekämpfenden Dörfern gab es nur eine Friedensmöglichkeit. Diese bestand darin, dass das eine Dorf, Dorf A, ein gerade geborenes Baby, ein Junges, an das andere Dorf, Dorf B, verschenkte. Solange dieses verschenkte Kind lebte, galt Frieden zwischen den beiden Dörfern. Dieses Baby, das wenige Tage nach der Geburt ins andere Dorf gegeben wurde, nannte man das Friedenskind.
Als Don Richardson das entdeckte, wurde ihm klar, wie er den Savis von Gott erzählen konnte. Er sagte: „Zwischen Gott und uns besteht Feindschaft wegen unserer Schuld. Aber Gott hat uns ein Friedenskind geschenkt. Gott hat seinen eigenen Sohn, sein eigenes Friedensbaby, auf diese Erde gegeben. Jeder Mensch, der sich diesem Jesus öffnet und dieses Friedenskind annimmt, bekommt Frieden mit Gott.“
Und wissen Sie, was passierte, als die Savis das begriffen? Es war wie ein Aufleuchten in vielen von ihnen. Die monarische Kirche entstand. Unter vielen verfeindeten Stämmen wurde das Kriegsbeil begraben. Als die Savis erkannten, dass Gott Frieden mit ihnen schließen wollte, wurden sie selbst zu Friedensmachern. Sie wurden zu Menschen, die ihre Stammesgenossen zu Jesus riefen. Zwischen vielen ihrer Dörfer wurde Harmonie und äußerer Frieden wiederhergestellt.
Die Aufgabe der Friedensmacher heute
Glücklich sind die Friedensstifter. Gott macht Frieden mit mir, und hier sehen wir gleich das Nächste: Gott macht Frieden durch mich. Das ist doch klar. Wenn ich Frieden von Gott bekommen habe, dann habe ich auch den Auftrag, andere an diese Friedensquelle anzuschließen.
Das können wir sehr gut am Beispiel des Missionars sehen. Er hat die Savis nicht kultiviert, er hat ihnen nicht einfach das kleine Einmaleins der Demokratie beigebracht, und er hat nicht an die Menschenrechte appelliert. Sondern er hat Frieden gemacht, indem er eine Brücke zum großen Friedensmacher, Gott, baute.
Er hat ihnen das Friedenskind des allmächtigen Gottes vorgestellt und es ihnen lieb gemacht. So zeigte er ihnen den Weg zu einem völlig neuen Leben. Und die verhassten, aufgehetzten, bösartigen Savis wurden nicht nur friedlicher, sondern selbst zu Friedensstiftern.
Was für eine herrliche Aufgabe gibt Gott seinen Leuten! Mitten in einer verzweifelten, friedlosen Welt dürfen wir verzweifelten, friedlosen Menschen den Weg zum Schalom zeigen. Welche Ehre für uns – aber auch welche Chance! Für die Menschen, mit denen wir zusammenkommen: Der Friedensmacher hat auch für solche Menschen noch eine Hoffnung, bei denen andere längst aufgegeben haben.
Es gibt Schicksale, die einem das Blut in den Adern erstarren lassen. Da können wir oft nur sagen: Wir wollen Mitleid mit dir haben, wir wollen dich begleiten, wir wollen mit dir trauern. Aber mehr können wir nicht.
Die Friedensstifter können immer noch ihren Friedensfürsten ins Spiel bringen. Sie können immer noch sagen: „Ich weiß nicht mehr weiter, ich kann nur meinen Mund halten. Du aber, es gibt einen, und dessen Schalom kann auch dein Herz erreichen – so hart es sein mag, so dunkel es sein mag.“ Der Fürst des Friedens ist Jesus, und ich will dir eine Brücke zu ihm bauen.
Ich kann das nicht aus mir selbst heraus, ich bin nicht die Quelle des Friedens. Aber wenn du am Verdursten bist, will ich dir eine Wasserleitung bauen, damit du angeschlossen wirst an die Quelle des großen Friedensmachers.
Die Feindschaft der Welt gegenüber den Christen
Nun könnte man fragen: Was ist das für ein kostbares Gut, das die Friedensstifter zu geben haben? Sie müssten doch eigentlich in der Welt beliebt sein, ja höchst beliebt. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Welt sehnt sich zwar nach Frieden, doch die Bürger des Himmelreiches bringen diesen Frieden und gehören trotzdem zu den am meisten Angegriffenen in dieser Welt.
Wer mit Jesus lebt und Friedensstifter wird, der muss sich in dieser Welt warm anziehen. Er wird unweigerlich auf Feindschaft stoßen. Und das ist das Nächste: Wer zum Reich Gottes gehört, der verbreitet zwar Gottes Frieden, doch er erfährt auch die Feindschaft der Welt. Das sehen wir jetzt auf der letzten Folie.
Jesus sagt das sehr deutlich in Vers 10: "Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich." Er sagt weiter: "Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Übles gegen euch reden, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und jubelt!"
Also, als ob es noch nicht genug wäre, dass wir diese Feindschaft einstecken müssen, sollen wir auch noch fröhlich sein und jubeln. Das heißt: Wenn Sie Christ sein wollen, erwartet Jesus von Ihnen nicht nur, dass Sie bereit sind, Feindschaft zu ertragen. Er erwartet auch, dass Sie lernen, über diese Feindschaft zu jubeln.
Erstaunlich, wie viel Wert Jesus auf diesen letzten Punkt legt. Allein drei Verse befassen sich mit dieser Feindschaft. Zunächst sehen wir die Feindschaft der Welt – das ist eine Tatsache.
Wer zu Jesus gehört, steht in einer grundsätzlichen Spannung zu den Menschen, die noch nicht zu Jesus gehören. Diese Spannung ist nicht immer spürbar. Menschlich kann man trotzdem ganz gut miteinander auskommen.
Feindschaft der Welt heißt nicht, dass es ständig Streit geben muss. Es heißt erst recht nicht, dass wir als Christen Konflikte suchen und anzetteln, weil wir solche Wadenbeißer sind. Aber die Feindschaft ist eine Tatsache.
Wenn ein Christ sich nicht versteckt, dann wird er diese Feindschaft früher oder später zu spüren bekommen. Jesus hat gesagt: "Ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen." Und Paulus hat geschrieben – das hörten wir vorhin: Alle, die mit Christus leben wollen, müssen Verfolgung leiden.
Das ist eine Regel ohne Ausnahme. Und...
Die Formen der Verfolgung
Wir sehen, die Art der Verfolgung kann sehr unterschiedlich sein. Das sagt Jesus in Vers elf: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen.“
Das heißt, wenn man sie beleidigt, weil sie zu Jesus gehören, wenn man sie beschimpft, weil sie sich zu seiner Wahrheit stellen, wenn man sie verächtlich macht – dann bedeutet das Schmähen.
Aber es geht weiter: „Um meinetwillen schmähen und verfolgen.“ Man kann direkte Nachteile bekommen, politische oder gesellschaftliche, wegen Jesus. So ist es zum Beispiel vielen Jugendlichen in der DDR ergangen.
Es kann passieren, dass unsere Privatsphäre aufgespürt wird. So hat es Theo Lehmann, der Jugendpfarrer, erlebt. Jahrelang hatte er einen engen Freund. Als die Mauer fiel und die ganze Stasi-Geschichte aufflog, musste er feststellen, dass dieser Freund ein Spitzel war.
Im Nachhinein begriff er, dass dieser Freund immer kurz bevor er Theo Lehmanns Wohnung verließ, noch einmal auf die Toilette ging. Das hatte ihn damals gewundert. Doch später wurde ihm klar: Der Freund ging immer noch einmal auf die Toilette, um sich die wichtigsten Ergebnisse des Gesprächs aufzuschreiben und meldete sie dann treu und brav weiter.
Sie aßen zusammen als Ehepaare am Heiligen Abend zum Mittag – jeden Mittag am Heiligen Abend!
Direkte Verfolgung, Gefängnis, Folter, Tod – das ist nicht vorbei. Das gibt es bis heute, zum Beispiel im Iran oder in manchen anderen Ländern, in denen der Islam eine starke Macht hat, oder in China.
Dann lenkt Jesus wieder mehr den Blick auf unsere Situation, in Vers elf: „Um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch.“
Kennen Sie das? Ein kleines Gerücht – aber irgendetwas bleibt hängen. Man redet allerlei Übles hinter eurem Rücken, und man kann sich so schlecht dagegen wehren.
Ja, die Verfolgung der Christen kann unterschiedliche Formen annehmen. Sie kann unterschiedlich stark wehtun, aber sie ist eine Tatsache.
So wird diese Seligpreisung hier zu einer persönlichen Testfrage an mich und an Sie: Kennen Sie das? Haben Sie das schon einmal erlebt, dass Sie wegen Ihres Glaubens die Feindschaft der Welt erfahren mussten?
Die Ursache der Feindschaft
Woher kommt diese Feindschaft? Sie ist nicht nur eine Tatsache, sondern hat auch eine Ursache, das sagt Jesus sehr deutlich.
In Vers 10 sagt er: „Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden“, und in Vers 11 noch einmal: „Wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen.“ Das müssen wir gut auseinanderhalten.
Wir bekommen ja auch manchmal Ärger, den wir uns selbst zuzuschreiben haben. Auch ein Christ kann sich mal unmöglich verhalten. Dann stört sich die Welt nicht an unserem Inhalt, sondern an unserer Form. Auch in solchen Fällen will Jesus uns natürlich helfen, wieder aus der Klemme herauszukommen, wenn wir uns verrannt haben, weil wir zu stur waren.
Aber in diesem Fall können wir uns nicht auf diese Seligpreisung berufen, sondern müssen um Vergebung bitten.
Nein, die Feindschaft der Welt, von der Jesus hier spricht, hat eine andere Ursache. Er sagt: „wegen der Gerechtigkeit“. Das heißt, weil wir versuchen, nach Gottes Willen zu leben, weil wir seine Gebote ernst nehmen wollen und weil wir seine Wahrheit weitersagen.
Wenn wir uns als Christen nicht verstecken, liebe Leute, dann merkt die Welt sehr schnell: Wir sind anders. Und wenn die Leute dann nachfragen: „Warum seid ihr denn so anders als Christen? Warum passt ihr euch denn nicht mehr an?“, dann wird auch die Ursache deutlich, warum wir so anders sind.
Warum? Weil wir Jesus gehören, weil er unser Chef ist. Weil wir Jesus mehr gehorchen als jedem anderen und uns an der Zustimmung von Jesus mehr gelegen ist als an jedem menschlichen Lob.
Darum kann Jesus die Ursache für die Feindschaft noch einmal zuspitzen. In Vers 10 sagt er „wegen der Gerechtigkeit“, und in Vers 11 spitzt er es noch einmal zu und sagt: „Selig seid ihr, wenn ihr verfolgt werdet wegen mir, um meinetwillen.“
Weil wir mit Jesus leben, weil er uns Gottes Gebote lieb und wichtig macht, weil er unseren Alltag prägt und weil er unser Leben gerecht macht, trotz aller Fehler, die wir noch haben.
Darum können wir nicht mehr einfach mitschwimmen im großen Strom. Wir leben ein ganz anderes Leben, und wir provozieren die Feindschaft der Welt.
Die Rolle der Christen als Gewissens- und Ruhestörer
Nun könnte man fragen, warum sich die Welt überhaupt so aufregen muss. Warum kann man nicht in friedlicher Koexistenz nebeneinander leben? Ihr Christen seid nun mal ein bisschen anders. Ist das denn so schlimm? Warum ist diese Feindschaft zwingend notwendig?
Sehen Sie, Christen sind durch ihre Existenz Gewissensstörer. Wir rufen das schlechte Gewissen der Welt wach. Die Welt ist geprägt von Sünde, von Schuld und von der Missachtung der Gebote Gottes. Die Christen hingegen sind geprägt von Reinheit und Gerechtigkeit.
Wir haben eine ganz bestimmte Meinung darüber, wie man mit Lüge und Wahrheit umgehen sollte. Wir haben einen klaren Maßstab von Gott, der uns zeigt, welchen Sinn und welche Bedeutung die Sexualität hat und in welchem Rahmen sie erfüllt gelebt werden kann. Von Gott bekommen wir auch ganz klare Anweisungen, wie wir unseren Sonntag am besten verbringen sollen.
Hier zeigt sich, wo der Christ die Welt konfrontiert: Sünde wird mit Reinheit konfrontiert, und das macht die Sünde unruhig. Solange alle mitmachen, beruhigen sich alle gegenseitig. Sie kennen ja die Sprichwörter: Nachts sind alle Katzen grau, im Dunkeln ist gut munkeln. Aber wenn dann einer plötzlich anders ist und Licht in die Sache bringt, dann stört das doch. Und wer will sich schon aufschrecken lassen?
Darum ist das Friedenmachen auch von so viel Hass begleitet. Wenn wir Frieden machen wollen, helfen wir den Menschen zur Vergebung bei Gott. Aber wenn wir über Vergebung reden, müssen wir natürlich auch über Schuld sprechen. Und sobald wir über Schuld reden, ist der Konflikt wieder da.
Christen sind Gewissensstörer – und noch mehr: Wir sind Ruhestörer. Sehen Sie, die Welt will ihre Ruhe. Die Welt sagt: Viele Wege führen nach Rom, viele Religionen machen glücklich. Eine verweltlichte Kirche flirtet mit anderen Religionen und veranstaltet gemeinsame Gebetsmeetings mit Buddhisten, Moslems und anderen.
Eine verweltlichte Kirche, wie sie zum Beispiel in Mannheim existiert, stiftet Kronleuchter für Moscheen – für Moscheen, in denen gepredigt wird, dass Jesus nicht Gottes Sohn ist. Christen aber sagen: Jesus ist der einzige Weg. Deshalb sind wir Ruhestörer, und deshalb machen wir uns nicht gerade sehr beliebt.
In einer Zeit, in der alles von Einheit und Harmonie spricht, sind wir Spielverderber, weil wir an Jesus gebunden sind. Jesus hat keinen anderen Weg zum Himmel offen gelassen als sich selbst. Wenn wir Jesus treu bleiben, können wir unsere Überzeugung so ruhig und freundlich sagen, wie wir wollen – wir sind Ruhestörer.
Die Alternative: Freundschaft der Welt oder Freundschaft Gottes
Tja, wie könnten wir die Feindschaft der Welt umgehen? Ganz einfach: indem wir die Ursache abstellen. Wir müssen aufhören, anders zu sein als die Welt. Wir müssen Gottes Willen vergessen oder verstecken.
Und wenn wir schon nicht selbst Steuern hinterziehen, dann können wir wenigstens grinsen, wenn andere stolz davon erzählen. Wenn wir schon nicht selbst schmutzige Witze erzählen, dann können wir wenigstens lachen, wenn andere das tun. Wir können unsere Meinung verstecken.
Dann wird man sagen: „Mensch, du bist ja ein toller Christ, du bist ja gar nicht so eng, das finde ich klasse. Solche Christen, die sind mir sympathisch.“ Und dann beunruhigen wir die Leute nicht, sondern wir beruhigen sie. Denn sie sagen: „Na, die Christen machen das doch genauso, also sind wir ganz auf dem richtigen Weg.“
Wir müssen nur die Ursache der Feindschaft abstellen, dann haben wir unsere Ruhe. Wir müssen aufhören, Jesus zu dienen. Wir müssen ihn verlassen oder ihn zumindest verschweigen. Dann stören wir kein Gewissen mehr, dann haben wir unsere Ruhe. Vielleicht erfreuen wir uns sogar besonderer Beliebtheit.
Aber das ist eine gefährliche Beliebtheit, denn sie treibt nach und nach einen Keil zwischen Gott und uns. Darum stellt uns Jesus vor die ernste Frage: Wollen wir die Freundschaft der Welt oder wollen wir die Freundschaft Gottes? Oder andersherum gefragt: Wessen Feindschaft nehmen wir lieber in Kauf, die Feindschaft Gottes oder die Feindschaft der Welt?
Das Neue Testament sagt das so hart: „Ihr Abtrünnigen, wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Und wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein.“ Jakobus 4,4
Die Ehrensache der Feindschaft und die Freude daran
Die Bergpredigt führt uns unbeirrt zu einer klaren Alternative: entweder – oder. Nicht, weil Jesus uns Angst machen will, sondern weil er uns Mut machen möchte.
So schließt er diese schonungslose Darstellung mit einer großartigen Aussicht, mit einem herrlichen Versprechen ab. Es wird nichts beschönigt: Die Feindschaft der Welt ist eine Tatsache. Ebenso wird nichts vertuscht, denn die Feindschaft der Welt hat eine ganz klare Ursache.
Wer Jesus treu ist, der wird zum Gewissensstörer, zum Ruhestörer. Aber gerade deshalb ist die Feindschaft der Welt am Ende auch eine Ehrensache – etwas, worauf wir stolz sein können.
Deshalb sagt Jesus hier: Seid fröhlich und jubelt! Das Wort, das für „jubeln“ verwendet wird, ist im Griechischen ein sehr farbiges Wort. Es bedeutet eigentlich: springt vor Freude in die Luft.
Warum? Jesus erklärt es so: So haben sie es auch mit den Propheten gemacht. Wenn ihr wegen eures Glaubens Schwierigkeiten bekommt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass ihr lebendige Christen seid. Einen Toten braucht man nicht mehr zu verfolgen.
Den gehorsamen Propheten ist es genauso ergangen, denen, die sich nicht angepasst haben. Jesus sagt hier: Wenn ihr meinetwegen Feindschaft erfahrt, dann steht ihr in einer ehrenwerten Tradition. Dann gehört ihr zur High Society Gottes. Ihr seid dabei bei den beneidenswerten Leuten, an denen diese Welt nicht einfach friedlich vorbeigehen kann.
Freut euch, jubelt! Ihr steht in der Tradition der treuen Leute Gottes. Die Feindschaft der Welt ist ein Gütesiegel für die Echtheit unseres Christseins. Sie ist eine spürbare Beglaubigung, dass wir zum Reich Gottes dazugehören.
Darum ist die Feindschaft der Welt eine Ehrensache und Grund zur Freude.
Persönliche Erinnerung an die Feindschaft der Welt
Ich erinnere mich noch: Es war, glaube ich, in der zweiten oder dritten Klasse, da hatten wir einen Fragekasten. In diesen Fragekasten warf ein kleines Mädchen die Frage: Gibt es Gott?
Daraufhin entstand eine heiße Diskussion unter den Drittklässlern. Ich war der einzige, der an Gott glaubte – zumindest behauptete ich das. Dann traf mich der volle Hohn der Klasse. In der Pause hatten wir immer solche Banden, die machten ihre Späße und sagten: „Du glaubst wohl auch an den Weihnachtsmann, was?“
Die Lehrerin half mir auch nicht. Ich kam nach Hause, weinend und ziemlich aufgelöst. Ich weiß noch genau, wie mir mein Vater sagte: „Ich weiß, das ist schwer. Aber das, was du da aushalten musstest, hast du ausgehalten wegen Jesus. Sieh mal, deswegen ist das doch eigentlich Ehrensache, und er wird dich nicht hängen lassen.“
Die Feindschaft der Welt ist eine große Ehrensache, weil sie uns zeigt, dass wir echt als Christen sind.
Die Belohnung für das Ertragen von Feindschaft
Jesus nennt noch einen weiteren Grund, warum wir uns darüber freuen können. Warum? Er sagt, dass euch im Himmel reichlich belohnt wird. Das ist großartig!
Es ist nicht so, dass die Feindschaft, die wir ertragen, ein gutes Werk ist, mit dem wir uns etwas für den Himmel verdienen könnten. Aber Jesus sagt: Wer aus Liebe zu mir Feindschaft erträgt, den werde ich reichlich beschenken. Er wird ihn freiwillig reichlich belohnen. Alle Verfolgung wird sich lohnen.
Du wirst Gott sehen, seine Ewigkeit genießen und überrascht sein, womit er dich noch belohnen wird.
Als der Missionar Jim Elliot am 8. Januar 1956 unter den Pfeilen der Auca-Indianer starb – jenen Indianern, zu denen er gegangen war, um sein ganzes Leben einzusetzen, damit sie Jesus kennenlernen – war er kein gescheiterter Mann. Er war kein gebrochener Mann. Stattdessen wusste er: Jetzt kommt das Beste.
An seinem Leben bestätigte sich, was Elliot früher einmal gesagt hatte: Der ist kein Narr, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann.
Der ist kein Narr, der sein ruhiges, ungestörtes Leben aufgibt, das er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nie mehr verlieren wird.
Die Zuversicht im Leiden für Jesus
Werden wir stark genug sein, wenn die Feindschaft hart wird? Werden wir das aushalten? Mit Sicherheit ja.
Warum bin ich mir da so sicher? Wer wirklich für Jesus leidet, der leidet, weil er wirklich zu Jesus gehört. Und wer wirklich zu Jesus gehört, den wird Jesus auch wirklich bewahren. Für diesen Menschen hat Jesus die letzte Verantwortung übernommen.
Er hat gesagt: „Meine Schafe, meine Leute, die wird mir niemand mehr aus meiner Hand reißen, niemand.“ Darum kommt es letztlich nicht auf Ihre oder meine Stärke an, sondern auf seine Stärke.
Wenn Sie bereit sind – oder bereit werden –, um Jesu Willen Feindschaft in dieser Welt zu ertragen, dann wird er dafür sorgen, dass Sie am Ende reich belohnt werden und dass alles gut wird.
Schlusswort von Johannes Chrysostomos
Johannes Chrysostomos soll heute das letzte Wort haben. Er war ebenfalls ein Gewissensstörer, ein Ruhestörer im vierten Jahrhundert. Seine Predigten waren so hart, dass es dem Herrscher irgendwann zu viel wurde – ebenso wie den Fürsten der Kirche.
Schließlich ließ ihn der Herrscher Arkadius kommen und sagte: „Chrysostomos, wir werden dich verbannen.“ Darauf antwortete Chrysostomos: „Sir, Sie können mich gar nicht verbannen, denn die ganze Welt gehört meinem Vater.“
Dann sagte Arkadius: „Aber Chrysostomos, wir werden deinen Besitz wegnehmen.“ Chrysostomos entgegnete: „Sir, das können Sie auch nicht, denn mein Reichtum ist im Himmel, und da kommen Sie gar nicht ran.“
Schließlich holte Arkadius seinen letzten Trumpf heraus und sagte: „Nun gut, Chrysostomos, aber wir werden dich von allen deinen Freunden trennen. Wir sorgen dafür, dass du total einsam wirst.“ Chrysostomos erwiderte: „Sir, das geht genauso wenig. Denn ich habe einen Freund im Himmel, und der hat mir versprochen, mich nie zu verlassen.“
Chrysostomos wurde verbannt – tatsächlich verbannt. Doch sie konnten ihn nicht isolieren, weil sein Freund im Himmel bei ihm war. Sie konnten ihm auch seinen ewigen Reichtum nicht rauben.
Auf der Reise in die Verbannung starb er. War er ein Narr? Nein, er war ein Realist. Denn ein Narr ist nicht der, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann.
Was werden sie sein: Narr oder Gewinner?