Das letzte Mal haben wir Ezechiel 16 genauer betrachtet. Dort finden wir eine wunderbare Darstellung der gesamten Geschichte Jerusalems.
Jerusalem wird dort als eine Frau dargestellt. Es wird die Zeit beschrieben, bevor Jerusalem zur Hauptstadt Israels wurde. Dann wird erzählt, wie David die Stadt Jerusalem vor etwa 3000 Jahren eroberte und sie zur Hauptstadt machte. Diese Geschichte wird als eine Ehe dargestellt, als ein Ehepakt, den Gott mit Jerusalem eingegangen ist.
Wir haben die gesamte Geschichte des Verfalls Jerusalems entdeckt und auch die zukünftige Hoffnung, dass Jerusalem wieder Gottes Stadt werden wird. Die Bildersprache setzt sich auf diese Weise fort.
Wir müssen uns in diese orientalische Bildersprache einarbeiten. Wenn wir das tun, erkennen wir erst recht den Reichtum, den wir dort finden.
Einführung in das Gleichnis vom Königtum Israels
Peter, liest du uns Ezechiel 17 vor? In Kapitel 16 haben wir die Geschichte Jerusalems behandelt. Nun, worum geht es in Kapitel 17? Was ist das Hauptthema? Man könnte fast meinen, es geht wieder um die Geschichte Israels.
Ja, aber wir müssen uns noch mehr fokussieren: Es geht um den Treuebruch des letzten Königs. Das Stichwort „König“ ist also schon gefallen. Es geht um den Verfall Israels.
Genau, es geht um das Königtum Israels, um die königliche Familie Davids, die Königsdynastie von David. Diese wird hier in einem Gleichnis dargestellt, das zugleich als Rätsel gegeben wird. Es soll nicht so sein, dass wir sofort die Antwort darauf wissen, sonst wäre es ja kein Rätsel.
Darum muss niemand enttäuscht sein, wenn er nicht sofort die Antwort auf alle Fragen weiß, die sich jetzt stellen. Es ist ein Rätsel, ein Gleichnis.
Ich kann aber schon vorwegnehmen: Das Königtum, die Königsfamilie Davids, wird hier mit einer Zeder verglichen. Die Zeder ist der großartigste, herrlichste und majestätischste Baum im Nahen Osten.
Bei uns ist sie nicht so sehr bekannt. Es gibt nur ausgewählte Orte, an denen man Zedern sehen kann. Im Libanon ist die Zeder der Baum schlechthin – zumindest in der Vergangenheit. Heute ist das anders, heute ist die Zeder nur noch auf dem Wappen zu sehen.
Das libanesische Wappen zeigt eine Zeder. Im Libanon selbst wurde jedoch in der Vergangenheit so viel Raubbau betrieben, dass es fast keine Zedern mehr gibt. Ich war auf dem Libanon auf dem höchsten Punkt und bin dann ein Stück hinuntergegangen. Dort gibt es einen kleinen Zedernwald, für den man Eintritt bezahlen muss.
Das ist schon etwas verrückt, wenn man bedenkt, dass das der Rest ist. Die Bäume wachsen sehr langsam, sind aber unglaublich hoch. Auch ihre Äste reichen weit heraus, was diesen königlichen, majestätischen Eindruck verstärkt.
Das Holz der Zeder ist außerdem außerordentlich stark. Es war ein beliebtes Bauholz, weil es besonders dauerhaft ist. Wir kennen es heute noch: Wofür braucht man Zedernholz bei uns?
Zum Beispiel für Tefelungen. Wie? Tefelungen, Tefel, Tefel zum Beispiel. Ja, das ist dann schon eher exklusiv, oder? Eben, sehr exklusiv, aber so quasi im Haushalt kann man es auch nutzen.
Das Holz hat einen sehr starken Geruch und vertreibt Motten.
Das Gleichnis vom Adler und der Zeder
In Vers 3 sehen wir einen großen Adler mit ausgebreiteten Flügeln, der zum Libanon kommt und den Wipfel einer Zeder wegnimmt. Die Zeder steht hier eindeutig für das Königshaus Davids.
Wer ist dieser Adler? Es ist Golkäas.
Wir haben eine Auslegung zu diesem Gleichnis, die in Vers 12 erklärt wird. Der König sagt dort: "Erkennt ihr nicht, was dies ist?" Damit ist gemeint, dass der König von Babel nach Jerusalem gekommen ist, seinen König und seine Obersten weggenommen und sie nach Babel geführt hat.
Der Adler kommt also und nimmt den Wipfel der Zeder weg. Dabei wird nicht die ganze Zeder zerstört, also nicht das gesamte Königtum bis auf David zurückgenommen. Es bleibt nur das letzte Stück übrig.
Dieses letzte Stück ist der letzte König Judas aus der davidischen Königslinie. Das ist Joachim, den Nebukadnezar nach Babylon weggeführt hat.
Historischer Kontext: Die Wegführung von König Joachim
Wir wollen gleich die Geschichte dazu lesen, und zwar in 2. Könige 24. So lesen wir den Klartext, und danach können wir das Gleichnis besser verstehen.
Warum brauchen wir beides, Klartext und Gleichnis? Das Gleichnis gibt bereits die göttliche Interpretation der Geschichte. Darum ist es sehr wichtig zu wissen, wie Gott diese Dinge betrachtet und beurteilt.
2. Könige 24, liest du nochmals, Peter?
„Joachin war achtzehn Jahre alt, als er König wurde, und er regierte drei Monate zu Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Nechuzta, die Tochter Elathans von Jerusalem. Er tat, was böse war in den Augen Jehovas, nach allem, was sein Vater getan hatte.
Zu jener Zeit zogen die Knechte Nebukadnezars, des Königs von Babel, nach Jerusalem hinauf, und die Stadt wurde belagert. Nebukadnezar, der König von Babel, kam zur Stadt, während seine Knechte sie belagerten.
Joachin, der König von Jerusalem, ging zu dem König von Babel hinaus, er und seine Mutter, seine Knechte, seine Oberste und seine Kämmerer. Der König von Babel nahm ihn gefangen im achten Jahr seiner Regierung.
Er brachte von dort alle Schätze des Hauses Jehovas und die Schätze des Königshauses weg. Er zerschlug alle goldenen Geräte, die Salomo, der König von Israel, im Tempel Jehovas gemacht hatte, so wie Jehova geredet hatte.
Er führte ganz Jerusalem weg, alle Obersten und alle streitbaren Männer, zehntausend Gefangene, dazu alle Werksleute und Schlosser. Nichts blieb übrig als nur das geringe Volk des Landes.
Er führte Joachin nach Babel hin weg, ebenso die Mutter des Königs, die Frau des Königs, seine Kämmerer und die Mächtigen des Landes als Gefangene von Jerusalem nach Babel. Außerdem führte er siebentausend Kriegsmänner, die Bergleute und die Schlossleute, insgesamt zehntausend streitbare Männer und Kriegsleute, als Gefangene nach Babel.
Der König von Babel machte Mattanja, Joachins Onkel, zum König an seiner Stelle und verwandelte seinen Namen in Zedekia.“
Also, da haben wir den Klartext, der bildlich gesagt worden ist in Hesekiel 17,3:
„Ein großer Adler mit großen Flügeln nahm den Wipfel einer Zeder.“
Und weiter, Vers 4:
„Den Obersten ihrer Schösslinge brach er ab und brachte ihn in ein Krämerland, in eine Stadt von Kaufleuten.“ Das ist Babel.
Wir haben nämlich letztes Mal auch in Kapitel 16, Vers 29, etwas gelesen über Chaldäa, die Babylonie. Liest das jemand vor, 16,29?
„Du vermehrst deine Hurerei zum Händlerland Chaldäa hin, aber selbst davon wurdest du nicht satt.“
Jawohl, da haben wir das Händlerland Chaldäa. Und jetzt hier wieder eine Stadt, die in ein Krämerland, in eine Stadt von Kaufleuten verwandelt wird. Das ist die Wegführung von Joachin.
Gottes Verheißung an David und das Ende des Königtums
Nun, das war ein ganz entscheidendes Ereignis in der Heilsgeschichte. Man denkt daran, dass Gott David, als er in seinem Zedernpalast wohnte – ja, David lebte tatsächlich in einem Zedernpalast – etwas Besonderes verkündete. Sein Königtum wird oft mit einer Zeder verglichen. David hatte den Wunsch, Gott ein Haus zu bauen. Doch Gott antwortete ihm: „Ich werde dir ein Haus bauen.“
Schlagen wir das in 2. Samuel 7 nach. Kann jemand die ersten Verse vorlesen? Jemand?
„Als nun der König in seinem Hause saß und der Herr ihm Ruhe gegeben hatte vor allen seinen Feinden und Herren, sprach er zu dem Propheten Nathan: Siehe doch, ich wohne in einem Zedernhaus, und die Lade Gottes wohnt unter Zeltdecken. Nathan sprach zu dem König: Wohl an, alles, was in deinem Herzen ist, das tu; denn der Herr ist mit dir. In der Nacht aber kam das Wort des Herrn zu Nathan: Geh hin und sage zu deinem Knecht David: So spricht der Herr: Solltest du mir ein Haus bauen, dass ich darin wohne? Ich habe doch in keinem Hause gewohnt seit dem Tag, da ich die Israeliten aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, sondern ich bin umhergezogen in einem Zelt als Wohnung. Habe ich die ganze Zeit, als ich mit den Israeliten umherzog, je zu einem der Richter Israels, denen ich befohlen hatte, mein Volk Israel zu weiden, gesagt: Warum baut ihr mir nicht ein Zedernhaus? Darum sollst du nun so zu meinem Knechte David sagen: So spricht der Herr Zebaoth: Ich habe dich genommen von den Schafhürden, damit du Fürst über mein Volk Israel sein sollst, und bin mit dir gewesen, wo du hingegangen bist. Und habe alle deine Feinde vor dir ausgerottet. Und ich will dir einen großen Namen machen, gleich dem Namen der Großen auf Erden. Und ich will meinem Volk Israel eine Stätte geben und will es pflanzen, dass es dort wohne und sich nicht mehr ängstigen müsse. Und die Kinder der Bosheit sollen es nicht mehr bedrängen. Und wie vormals seit der Zeit, da ich Richter über mein Volk Israel bestellt habe, will ich dir Ruhe geben vor allen deinen Feinden. Und der Herr verkündigt dir, dass der Herr dir ein Haus bauen will.“
Das ist ganz wichtig. David wollte Gott ein Haus bauen, also einen Tempel. Nun aber sagt Gott: „Ich werde dir ein Haus bauen.“ Was ist damit gemeint? David wohnte ja schon in einem Zedernhaus, einem Palast.
Das Wort „Haus“ wird sehr häufig auch als Bezeichnung für eine Familie verwendet. Genau das ist die Doppeldeutigkeit des Wortes „Haus“. In der modernen deutschen Sprache ist das nicht mehr üblich, aber früher sprach man von „Haus Habsburg“ oder „Haus Württemberg“.
In diesem Sinn meint „Haus“ nicht nur ein Gebäude, sondern eine Dynastie, eine Familie. Im modernen Alltag sagen wir nicht mehr „ich und mein Haus“, sondern „ich und meine Familie“. Doch im älteren Zusammenhang bedeutet „Haus“ immer noch Familie.
Gott will David also eine Familie schaffen, das heißt eine königliche Dynastie.
Lesen wir weiter, Vers 12 bitte.
Welches Kapitel war das? Ach ja, 2. Samuel 7.
In Vers 11 sagt der Herr, er will David ein Haus machen. Nun Vers 12:
„Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern schlafen legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leib kommen wird. Dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein. Wenn er sündigt, will ich ihn mit Menschenruten und mit menschlichen Schlägen strafen. Aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie habe weichen lassen von Saul, den ich vor dir weggenommen habe. Aber dein Haus und dein Königtum sollen beständig sein in Ewigkeit vor mir, und dein Thron soll ewig bestehen.“
Gottes Zusage ist also, dass Davids Dynastie nicht untergehen wird. Er kündigt an, dass Salomo nach David aufstehen wird. Salomo wird den Tempel bauen, und das Königtum in dieser Linie gehört David. Salomo und seine Nachkommen sollen also ewig bestehen.
Man muss sich vorstellen, was damals geschah: Die Babylonier kamen, und Joachim wurde gefangen genommen und nach Babylon weggeführt. Damit endete das davidische Königtum. Das war wie ein völliges Zerbrechen aller Hoffnungen.
Wie kann sich dann diese Verheißung noch erfüllen? Deshalb wird das so ausführlich in Hesekiel 17 behandelt – dieses ganze Drama, das zeigt, wie das Königtum nun zu seinem Ende kommt.
Das Gleichnis vom Samen und dem Weinstock
Jetzt lesen wir weiter in Hesekiel 17. Den obersten Schössling haben wir gesehen – er kommt ins Krämerland.
In Vers 5 heißt es: „Und er nahm von dem Samen des Landes und setzte ihn in ein Saatfeld, er brachte ihn zu vielen Wassern, behandelte ihn wie eine Weide.“
Auf wen bezieht sich das? Es ist immer noch der Adler, der handelt – der Adler, der den Wipfel, die Zeder, weggeführt hat, also Jojachin nach Babylon. Nun nimmt er Samen und setzt ihn in ein Saatfeld. Daraus entsteht dann ein üppiger Weinstock von niedrigem Wuchs, wie in Vers 6 beschrieben.
Was bedeutet das? Es gibt keine einfache Königsfamilie im engeren Sinne mehr. Sollte es ein Hinweis auf dessen Familie sein? In der Auslegung zum Gleichnis heißt es in Vers 12 oder 13: „Siehe, der König von Babel ist nach Jerusalem gekommen und hat seinen König und seine Fürsten weggenommen. Er hat sie nach Babel geführt.“ Das war also Jojachin, und die königliche Familie wurde weggeführt.
Nun steht in Vers 13: „Und er hat von dem königlichen Samen genommen, einen Bund mit ihm gemacht und ihn in einen Eid eingehen lassen.“ Wer ist das? Zedekia.
Jetzt lesen wir weiter – wir gehen wieder zu den Zweiten Königen. Dort haben wir die Geschichte Jojachins gelesen, bis er weggeführt wurde. Nach seiner Wegführung heißt es, der König von Babel machte dem Onkel Jojachins etwas. Das ist also der Onkel, ein Verwandter von Jojachin, aber nicht aus der direkten königlichen Linie von David über Salomo zu Jojachin, sondern aus einer Nebenlinie, einem königlichen Samen.
Darum heißt es im Gleichnis nicht, dass er noch ein Stück von der Zeder nahm, sondern dass er einen anderen Samen nimmt und ihn ins Land sät. Dann steht dieser Weinstock von niedrigem Wuchs.
Das ist das eigenartige Ende des Königtums. Es ist nicht mehr eine Linie aus der eigentlichen Königslinie, sondern ein Nebenmann bekommt noch ein paar Jahre Herrschaft – Zedekia.
Das war ein ganz erniedrigtes Königreich. Denn was hat Nebukadnezar gemacht? Er hat nicht nur einen König weggeführt, sondern alle Leute von Bedeutung – also die Technologen, Handwerker und alle, die das Know-how hatten. Wenn diese weg sind, ist ein Staat am Ende.
Er konnte noch existieren, aber nur auf Sparflamme. Darum wird es mit einem Weinstock von niedrigem Wuchs verglichen. Es war ein ganz schwaches, niedriges Königreich unter Zedekia.
Zedekia und der Bruch des Bundes mit Babylon
Jetzt lesen wir ein bisschen weiter über Zedekia, im 2. Könige 24,18.
Er tat, was böse war in den Augen des Herrn, nach allem, was Jojakim getan hatte. Der Zorn des Herrn kam über Jerusalem und Juda, bis er sie von seinem Angesicht weggeworfen hatte. Zedekia empörte sich gegen den König von Babel.
Dieser Zedekia war also vollständig abhängig von den Babyloniern. Er war gewissermaßen als Vasall eingesetzt, ein Unterkönig, der ein Bündnis mit den Babyloniern hatte. Doch nun haben wir gelesen, dass er sich gegen den König von Babel empörte. Das bedeutet, er brach den Bund, das Versprechen, das er den Babyloniern gegeben hatte.
Das wird hier in Hesekiel 17 erklärt. In Hesekiel 17,13 heißt es: „Und er hat von dem königlichen Samen genommen und einen Bund mit ihm gemacht.“ Das ist der Bund zwischen Kodeza und Zedekia. Er ließ einen Eid schwören und nahm die Mächte seines Landes mit, damit das Königreich niedrig bliebe und er seinen Bund hielte.
Doch er empörte sich gegen ihn, also brach er den Bund. Wie genau? Er suchte Hilfe bei Ägypten. Das finden wir in Jeremia 37 beschrieben, wie die ägyptische Armee startklar machte, um Zedekia zu Hilfe zu kommen.
Zedekia suchte also nicht Gottes Hilfe. Er war ein gottloser König. Er war der König, der die erste Jeremia-Rolle ins Feuer warf. Jeremia hatte Gottes Wort an ihn verkündet, doch Zedekia war davon unberührt. Im Winter saß er in seinem Winterhaus am offenen Feuer. Immer wenn ein Abschnitt aus der Rolle gelesen wurde, ließ er ihn abschneiden und ins Feuer werfen.
Er war ein Mann, der Gottes Wort ganz willentlich verworfen hat. So suchte er Hilfe bei den Ägyptern. Das wird im Gleichnis dargestellt, Hesekiel 17,7: „Da kommt jetzt ein anderer Adler.“ Wer liest das? „Da war ein Adler, ein anderer, großer, mit großen Flügeln und viel Gefieder. Und siehe, dieser Weinstock drehte seine Wurzeln zu ihm hin und streckte seine Zweige nach ihm aus.“
Das muss der Pharao sein. Ja, ganz genau. Weiter in Vers 7: „Damit er ihn trennte, weg von dem Weg, in dem er gepflanzt war. In ein gutes Feld, an reichlich strömendem Wasser, war er gepflanzt, um Zweige zu treiben und Frucht zu tragen, um zu einem herrlichen Weinstock zu werden.“
Also suchte Zedekia Hilfe bei den Ägyptern. Dazu lesen wir in Jeremia 37 mehr. Dort geht es um die Geschichte von Zedekia. Wir sehen, wie diese Zeit in verschiedenen biblischen Texten breit abgestützt ist: 2. Könige, 2. Chronik, Hesekiel und auch Jeremia.
In Jeremia 37,5 steht: „Es war aber das Heer des Pharao aus Ägypten aufgebrochen, und als die Chaldäer, die vor Jerusalem lagen, davon hörten, zogen sie von Jerusalem ab.“
Chaldäer und Babylon sind austauschbare Begriffe. In Vers 7 heißt es weiter: „So spricht der Herr, der Gott Israels, zum König von Juda, der euch zu mir gesandt hat, mich zu befragen: Siehe, das Heer des Pharao, das euch zu Hilfe ausgezogen ist, wird wieder heim nach Ägypten ziehen, und die Chaldäer werden wiederkommen, diese Stadt belagern, erobern und mit Feuer verbrennen.“
Das war also nur eine scheinbare Hilfe. Die Ägypter kamen schließlich doch nicht zu Hilfe.
Zedekia brach den Bund mit den Babyloniern, wollte die Ägypter in den Krieg gegen die Babylonier ziehen lassen – zu seinem Nutzen. Das aber bewog Nebukadnezar zur Rache.
Die Belagerung Jerusalems und das Ende Zedekias
Das lesen wir jetzt in 2. Könige 25,1. Weil Zedekia seinen Eid gegenüber den Babyloniern gebrochen hatte und sich gegen sie empörte, folgte darauf die Strafe.
Es geschah im neunten Jahr seiner Regierung, im zehnten Monat, am zehnten Tag des Monats, da kam Nebukadnezar, der König von Babel, mit seinem ganzen Heer wieder nach Jerusalem und belagerte die Stadt. Sie bauten eine Verschanzung rings um die Stadt, und die Belagerung dauerte bis ins elfte Jahr des Königs Zedekia.
Am neunten Tag des vierten Monats nahm der Hunger in der Stadt Überhand, und es war kein Brot mehr für das Volk des Landes vorhanden. Die Stadt wurde schließlich eingenommen, und alle Kriegsmänner flohen nachts durch das Tor, das zwischen den beiden Mauern beim Garten des Königs lag.
Die Chaldäer aber hatten die Stadt ringsum unter Kontrolle und verfolgten den Fluchtweg zur Ebene. Das Heer der Chaldäer jagte den König nach, erreichte ihn in den Ebenen von Jericho, und sein ganzes Heer zerstreute sich von ihm.
Sie ergriffen den König, führten ihn zum König von Babel nach Ribla und sprachen das Urteil über ihn. Vor den Augen Zedekias wurden seine Söhne getötet. Danach wurden Zedekias’ Augen ausgeblendet, und man fesselte ihn mit Eisenketten. Anschließend brachten sie ihn nach Babel.
Dann wird beschrieben, wie Jerusalem und der Tempel endgültig verwüstet wurden. Diese Rache der Babylonier war äußerst brutal: Zedekia wurde geblendet, aber bevor dies geschah, musste er mit ansehen, wie seine Söhne vor seinen Augen getötet wurden. Eine Brutalität sondergleichen.
Doch dies war prophetisch in Hesekiel 17 vorausgesagt, denn all das war noch nicht geschehen, als Hesekiel das Gleichnis verkündete. In Hesekiel 17 wird dies vorausgesehen. Lies jemand bitte Vers 9?
So spricht der Herr Jehova: Wird er gedeihen? Es geht um den niedrigen Weinstock, Zedekia. Wird er gedeihen, oder wird man nicht seine Wurzeln ausreißen und seine Frucht abschneiden, so dass er verdorrt? Alle frischen Blätter seines Triebes werden verdorren, und weder mit großem Arm noch mit zahlreichen Wolken wird es möglich sein, ihn an seine Wurzeln emporzuheben.
Und siehe, obwohl er gepflanzt ist, wird er nicht gedeihen. Sobald der Ostwind ihn berührt, wird er ganz verdorren, wie ein Prophetenzweig, wo er wächst. Wird er verdammt? Jawohl.
Das ist genau so geschehen. Der Ostwind ist ein Synonym für Babel, denn Babel liegt im Osten – also immer Irak. Von dort kamen sie. Das war der Ostwind, der dieses letzte Übergangskönigtum vernichtete.
In der Auslegung wird auch ganz ausdrücklich in Vers 15 erklärt, wie die Ägypter nichts helfen werden. Liest das bitte jemand noch?
Hesekiel 17,15: Aber er fiel vom Rab und sandte seine Boten nach Ägypten, dass man ihm Rosse und viel Kriegsvolk schicken sollte. Sollte es ihm gelingen? Sollte er davonkommen, wenn er das tut? Sollte er, der den Bund bricht, davonkommen?
So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr: An dem Ort des Königs, der ihn als König eingesetzt hat, dessen Eid er verachtet und dessen Bund er gebrochen hat, da soll er sterben – mitten in Babel.
Der Bund mit Babylon und die Weltherrschaft
Vielleicht bin ich durch die Sprosse gefallen, aber mich bewegt die Frage: Was war denn der Inhalt des Bundes, den er hier geboren hat?
Ja, er musste gewissermaßen Loyalität schwören, also den Babyloniern treu bleiben und ihnen unterworfen sein. Die Babylonier wollten ein Weltreich erobern. Das babylonische Reich war relativ begrenzt, und zwar im Süden des Irak bis gegen Bagdad – das ist das Kernland von Babylon.
Die große Weltmacht zuvor war das assyrische Reich. Das war die Macht, vor der alle zitterten. Doch die Babylonier schafften es im Jahr 612, die Hauptstadt Assyriens zu schlagen. Ninive, die scheinbar unbesiegbare Stadt, wurde erobert. Danach dauerte es noch ein wenig, es gab Nachkämpfe, doch um 608 war das gesamte assyrische Reich endgültig besiegt. Dadurch stieg Babylon zur Weltmacht Nummer eins auf.
Der nächste Schritt war, die Vorherrschaft Ägyptens im Nahen Osten zu brechen. So kam es zu einer wichtigen Schlacht im Jahr 605 gegen Ägypten. Die Ägypter verloren, und den Babyloniern war es nun möglich, weiter vorzurücken – nach Syrien, Libanon und schließlich Jerusalem.
605 wurde Jerusalem zum ersten Mal belagert. Damals kam Daniel in Gefangenschaft. Die Babylonier hofften, die Bewohner würden nun gehorsam sein, doch es gab erneut Probleme. Es kam zu einer zweiten Belagerung. Sie setzten ihre Hoffnung auf Zedekia, der loyal sein sollte. Dann könnten sie Jerusalem stehen lassen, doch es gehörte zum babylonischen Weltreich. Zedekia wollte den Babyloniern nicht gehorsam sein und suchte erneut Hilfe bei den Ägyptern.
Es schien fast, als würden die Ägypter nochmals zuschlagen. Sie hatten ein Interesse daran, denn sie waren einige Jahre zuvor von den Babyloniern geschlagen worden. Doch sie hatten auch Angst und leisteten keine Hilfe.
Das heißt, auf dem babylonischen Reich lag das Leben Gottes. In diesem Sinn kann man sagen, dass Gott die Weltherrschaft von Israel weggenommen und sie den Babyloniern gegeben hat – so hat es auch Daniel vorausgesagt.
Doch die Babylonier waren schließlich nicht fähig, diese Herrschaft im göttlichen Sinn auszuüben. Deshalb wurden sie 538 von den Persern geschlagen. Daniel sagt voraus, dass die Weltherrschaft Persien gehören soll. Die Perser hatten sie einige Zeit inne, doch auch sie waren nicht besser. So wurden sie schließlich von den Griechen unter Alexander dem Großen besiegt.
Die Griechen waren ebenfalls nicht besser, und das Reich Alexanders zerfiel zunächst in vier Teile. Später kam das Römische Reich und vernichtete die letzten Reste des Alexanderreiches in der Schlacht von Actium, 30 vor Christus.
Die Römer waren nun an der Macht, doch sie waren auch nicht besser. Das Weströmische Reich ging im Jahr 476 unter. Das Oströmische Reich wurde immer kleiner, bis es 1453 durch die Türken vernichtet wurde.
Doch es kam kein anderes Reich an die Stelle des Römischen Reiches. Deshalb wird in der Offenbarung erklärt, dass dieses Reich war, nicht ist und wiederkommen wird. Das Römische Reich sollte nach einer Zeit des Zerfalls wieder neu gebildet werden.
Nach Daniel wird dann noch ein Reich folgen – das Reich Gottes, wenn Jesus Christus kommt. Dann ist das Ende der Geschichte erreicht.
Man nennt Jesus die Namen Wunderbarer, Berater, Starker Gott, Friedefürst, Vater, Friedefürst, und auf seiner Herrschaft ruht die Last. (Jesaja 11,1)
Dieses Reich ist für das Erdreich bestimmt. Darauf kommen wir gleich in Hesekiel 17 zu sprechen. Das ist das Endziel der ganzen Prophetie.
Aber wir müssen uns das aus der Sicht eines Juden in jener Zeit vorstellen. Es war, als wären alle Hoffnungen zerstört. Gott hatte versprochen, David ein ewiges Königtum zu geben, und jetzt schien alles verloren.
Man wusste natürlich, dass alles wegen des Götzendienstes geschehen war – wegen der Rebellion gegen Gott und der Ablehnung seines Wortes. In der Person von Zedekia wurde das Wort Gottes sogar ins Feuer geworfen.
Da stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Gibt es wieder Hoffnung?
Die Frage nach der Erfüllung der Verheißungen und die Linie Jesu
Und wenn wir die jüdische Geschichte weiterverfolgen: Das babylonische Reich ist im Jahr 538 v. Chr. gefallen, und die Perser erlaubten den Juden, in ihr Land zurückzukehren. Doch hatten sie wieder davidische Könige? Nein, das davidische Königtum kam nicht zurück.
Die große Frage war: Wie wird es weitergehen? Herr, warum? Du hast doch David dieses Königtum zugesagt. Das war die große Frage. Es gab viele, viele große Fragen: Wie wird Gott seine Versprechen erfüllen?
Im Neuen Testament stellt sich die Frage, wer ein direkter Nachkomme des letzten davidischen Königs aus der Linie von Joachim ist. Wer ist ein direkter Nachkomme? Jesus? Nein, glücklicherweise nicht. Ich werde noch erklären, warum.
Josef, der juristische Vater Jesu, wird im Matthäusevangelium Kapitel 1 im Geschlechtsregister genannt. Ich kann gleich zu Beginn beweisen, dass es ab Vers 2, wo es heißt: „Abraham zeugte Isaak, Isaak aber zeugte Jakob“ und so weiter, das Geschlechtsregister von Josef ist. Vers 16 beweist das. Dort steht: „Jakob zeugte Josef, den Mann Marias, von der Jesus geboren wurde, der Christus heißt.“
Also geht die ganze Linie bis auf Josef zurück. Und es ist die Königslinie. Schauen wir uns Vers 6 an: „Isai zeugte den König David, David zeugte Salomo mit der Frau des Uria.“ Weiter geht es: „Salomo zeugte Rehabeam“ und so weiter. Die Linie führt weiter.
In Vers 11 heißt es: „Josia zeugte Joachim und seine Brüder zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft.“ Ah, da ist Joiakim, die Zeder, die nach Babylon weggeführt wurde. Damit endete das davidische Königtum. Nie mehr kam jemand aus dieser Linie auf den Thron.
Jetzt wird es noch dramatischer. Jeremia, der zur Zeit Hesekiels lebte, hatte vorausgesagt, dass von Joachim niemals ein Nachkomme auf dem Thron Davids sitzen wird. Das lesen wir in Jeremia Kapitel 22.
Noch rätselhafter wird es bei Hesekiel im letzten Abschnitt, Kapitel 24, Verse 24 bis 30. Dort geht es um Joiakin, auch Jeconia oder Conia genannt. Wer liest mal Vers 24?
„So spricht der Herr: Wenn auch Conja, der Sohn Joiakins, König von Juda, ein Siegel an meiner rechten Hand wäre, so würde ich dich doch von dort wegwerfen. Ich werde dich in die Hand derer geben, die dein Leben bedrohen, in die Hand derer, vor denen du dich fürchtest, in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel, und in die Hand der Chaldäer.“
Und dann Vers 28: „Ist dieser Mann Conja etwa ein zerbrechliches Gefäß, das niemand begehrt? Warum wurde er und seine Nachkommen weggeworfen und in ein Land geworfen, das sie nicht kannten? O Land, Land, Land, höre das Wort des Herrn! So spricht der Herr: Schreibe diesen Mann als kinderlos auf, als einen Mann, dem nichts gelingt in seinen Tagen; denn von seinen Nachkommen wird es niemandem gelingen, auf dem Thron Davids zu sitzen und weiterhin über Juda zu herrschen.“
Die Königslinie der davidischen Dynastie ist damit verflucht. Aus dieser Linie wird niemals jemand auf dem Thron sitzen. Doch das ist die von Gott gegebene Linie der Könige, von David über Salomo bis zu Joachim. Nun wird das Ganze noch dramatischer.
Das Königtum ist am Ende, am Boden, und jetzt kommt noch dieser Jeremia-Fluch hinzu: Es wird niemandem gelingen, auf den Thron zu kommen. Tatsächlich ist in den folgenden Jahrhunderten niemand aus dem Haus Davids wieder auf den Königsthron gestiegen.
Auch Josef, obwohl er aus dieser Linie stammte, wurde kein König. So stellte sich die Frage: Wie kann Gott dann die Verheißung an David jemals wieder wahrmachen? Letztlich geht es um die Frage: Steht Gott zu seinem Wort, zu seinem Versprechen? Wird er ein ewiges Königtum schaffen?
Es ging ja über Salomo und seine Linie. Das war ein Rätsel. Schauen wir uns dazu einen Psalm an, der das wirklich ausspricht und die Gefühle der Juden in dieser Zeit zum Ausdruck bringt: Psalm 89.
Aber eigentlich wäre jetzt Zeit für eine Pause. Ja, machen wir jetzt eine Viertelstunde Pause, und dann fangen wir an.
Meine Dauerschwaben, war das die Stelle, die du vorhin erwähnt hast, wo Gott das Königtum von Israel wegnimmt und es an Babel gibt?
Nein, nein, nein, das ist Daniel Kapitel 2, der Traum mit dem Standbild, in dem Gott zeigt, dass er die Weltherrschaft den Babyloniern gibt. Also, wir wollten Psalm 89 aufschlagen.
Psalm 89: Die Klage über den Fall des Königtums
Liest jemand ab Vers 35 oder, je nach Bibelübersetzung, Vers 36? Einmal habe ich geschworen bei meiner Heiligkeit: Wenn ich David lüge, wird sein Same ewig sein, und sein Thron wird wie die Sonne vor mir bestehen. Jawohl, das ist das Versprechen nochmals aus 2. Samuel 7. Gott verspricht, dein Same, also deine Nachkommenschaft, wird gewissermaßen den Thron auf Ewigkeit haben.
Und jetzt: „Ewiglich wird er feststehen wie der Mond, und der Zeuge in den Wolken ist treu. Du aber hast verworfen und verstoßen, bist zersäumig gewesen.“ Du hast noch nicht gelesen, da steht noch Sela. Sela in den Psalmen ist das Zeichen, dass jetzt der Gesang gestoppt wird und es ein musikalisches Zwischenspiel gibt. Jetzt kann man darüber nachdenken.
Gott hat versprochen, das Königtum Davids wird ewig bleiben. Und man muss sich klar sein: Etan, der Israchiter, der diesen Psalm geschrieben hat, hat ihn zur Zeit von David verfasst. Da war also diese Katastrophe zur Zeit von Hesekiel noch nicht eingetreten.
Jetzt kommt das musikalische Zwischenspiel, und man hört eigentlich die Gefühle der späteren Generationen, in denen alles am Boden liegt, Vers 38: „Du hast verworfen den Bund deines Knechtes, hast zu Boden entweiht seine Krone, du hast niedergerissen alle seine Mauern, hast seine Festen in Trümmern gelegt. Es haben ihn berauscht alle, die des Weges vorübergehen, er ist zum Hohn geworden seiner Nachbarn. Du hast erhöht die Rechte seiner Bedränger, hast erfreut alle seine Feinde. Auch hast du zurückgewandt die Schärfe seines Schwertes und hast ihn nicht bestehen lassen im Kampfe. Du hast aufhören lassen seinen Tanz und zur Erde gestürzt seinen Thron, du hast verkürzt die Tage seiner Jugend, mit Schmach hast du ihn bedeckt.“ Selah.
Jawohl, das hat schon seine Bedeutung. Das Selah muss man nicht einfach so vergessen, denn es gibt an, wo ganz wichtige Einschnitte sind, wo man mal zwischendurch überlegen soll. Witzigerweise steht es bei mir nicht drin, sondern zwei Schrägstriche. Die hebräischen Tage beim Kopf hinter. Also eben, aber doch, damit man merkt, da ist ein tiefer Einschnitt.
Das ist genau das, was wir jetzt in Hesekiel 17 gefunden haben. Das Königtum Davids ist am Boden zerstört. Wie kann man das mit dem Versprechen Gottes vereinbaren?
Jetzt ist es sogar so weit gekommen, dass Jeremia sogar die Linie von Jojakim verflucht hat: Nie wird von diesem Samen jemand auf dem Thron Davids sein.
Nach dem Zwischenspiel des levitischen Orchesters singen wir weiter, Vers 46 und 47: „Bis wann, Herr, willst du dich immerfort verbergen? Soll wie Feuer brennend ein Grimm? Gedenke, was meine Lebensdauer ist, zu welcher Nichtigkeit du alle Menschenkinder erschaffen hast. Welcher Mann lebt und wird den Tod nicht sehen, wird seine Seele befreien von der Gewalt des Scheols?“
Und jetzt kommt wieder ein Zwischenspiel. Da sieht man, wie alttestamentliche Gläubige manchmal in tiefen Nöten steckten, Glaubenskrisen hatten und sich fragten: Wie geht das zusammen? Gott hat doch versprochen, wie kann das sein?
Wir sind Menschen, die nur ein paar Jahre, ein paar Jahrzehnte leben, und wir wissen nicht, wie der Heilsplan weitergeht.
Ja, lese weiter: „Wo sind, o Herr, deine früheren Gütigkeiten, die du David zugeschworen hast in deiner Treue? Gedenke, Herr, des Wohnens deiner Knechte, dass ich in meinem Busen trage die Krone all der vielen Völker, womit Feinde gehöhnt haben, Herr, womit sie gehöhnt haben die Fußstapfen deines Gesalbten. Gepriesen sei der Herr ewiglich, Amen, Herr, Amen.“
Also er bittet einfach: „Herr, du hast es doch versprochen, und schau jetzt diese Schande, die uns trifft, dass das Königtum am Boden liegt.“
Aber Hesekiel gibt nun die Hoffnung und zeigt, wie es weitergehen wird. Die Auslegung des Gleichnisses war in den Versen 11 bis 21.
Jetzt lesen wir nochmals Vers 22 und folgende, Hesekiel 17.
Die Verheißung des neuen Königs und des neuen Königtums
So spricht Gott: „Dann will ich selbst von dem Wipfel der Zeder die Spitze wegnehmen und ihr einen Platz geben. Ich will oben von ihren Zweigen ein zartes Reis brechen und es auf einen hohen und erhabenen Berg pflanzen. Auf dem hohen Berg Israels will ich es pflanzen, damit es Zweige gewinnt, Früchte bringt und ein herrlicher Zedernbaum wird. So sollen Vögel aller Art in ihm wohnen, und alles, was fliegt, kann im Schatten seiner Zweige bleiben. Alle Bäume auf dem Feld sollen erkennen, dass ich der Herr bin.
Ich erniedrige den hohen Baum und erhöhe den niedrigen. Ich lasse den grünen Baum verdorren und den dürren Baum lasse ich grünen. Ich, der Herr, rede es und tue es auch.“
Was verspricht Hesekiel beziehungsweise Gott durch Hesekiel? Er nimmt ganz oben von der Zeder des davidischen Königshauses eine Spitze weg, und diese wird dann auf einem hohen Berg, dem hohen Berg Israels, gepflanzt. Dieser Zweig wird Zweige tragen, Frucht bringen und zu einer herrlichen Zeder werden.
Dazu können wir Jesaja 11,1-5 aufschlagen. Ich lese mal bis Vers 5:
„Und ein Reis wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen.“
Hier geht es eindeutig um den Messias. Er wird als ein Reis aus dem Stumpf Isais beschrieben. Isai ist der Vater Davids. Diese Linie wird als Stumpf beschrieben, also als ein abgehauener Baum. Aus diesem abgehauenen Baum wächst jedoch ein Zweiglein empor, das Frucht bringen wird.
Weiter heißt es:
„Und auf ihm wird ruhen der Geist Jehovas, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht Jehovas. Und sein Wohlgefallen wird sein an der Furcht Jehovas. Er wird nicht Recht sprechen nach dem Sehen seiner Augen und nicht Recht sprechen nach dem Hören seiner Ohren. Er wird die Geringen in Gerechtigkeit richten und den Demütigen des Landes Recht sprechen in Geradheit. Er wird die Erde schlagen mit der Rute seines Mundes und mit dem Hauch seiner Lippen die Gottlosen töten. Gerechtigkeit wird der Gürtel seiner Lenden sein und Treue der Gürtel seiner Hüften.“
Der Messias wird also König werden, obwohl diese Königsreihe zunächst abgeschlagen war. Es gibt dennoch eine Fortsetzung.
Die Bedeutung von Nazareth und die Herkunft Jesu
Aber wir haben immer noch ein Problem. Obwohl Jesaja schon siebenhundert Jahre vor Christus, also noch vor dem Sturz Jojakins, Hoffnung machte, wurde bereits vorausgesehen, dass aus dem Stumpf Isais ein Reis hervorgehen wird.
Übrigens ist das Wort für Schössling, ein Schössling aus seinen Wurzeln, der Frucht bringen wird, das hebräische Wort „Näzer“. Dieses Wort ist die Wurzel im Städtenamen Nazaret. Es ist eine Anspielung auf den Nazarener, denn Jesus kam ja aus dieser verachteten Stadt.
Das Wichtige an Nazareth ist übrigens, dass es eine unwichtige Stadt war. Zur Zeit der Evangelien war Nazareth nämlich ein kleines Dörfchen mit vielleicht hundertfünfzig Einwohnern. Es gab sogar Leute, die damals in Höhlen wohnten.
Nazareth wird im Alten Testament nirgends erwähnt. Es ist wohl eine viel spätere Siedlung. In den Schriften von Josephus Flavius, dem jüdischen Historiker und Priester in Jerusalem nach dem zweiten Tempel, werden 45 Städte in Galiläa erwähnt. Nazaret wird jedoch nicht einmal genannt.
Auch im Talmud gibt es 63 Städte, die in Galiläa erwähnt werden, doch kein einziges Mal erscheint Nazaret. Thomas sagte, was wichtig an Nazaret ist, ist eben, dass es unwichtig war.
Dort ist der Herr Jesus sanft gewachsen – man muss sich das vorstellen. Wenn irgendwo in den Evangelien steht, dass aus Nazareth etwas Gutes kommen kann, dann war Nazareth wohl irgendwie bekannt. Vielleicht war die Stadt auch dafür bekannt, dass sie negativ behaftet war.
Das wurde natürlich von Nathanael gesagt, der ja selbst aus Galiläa kam. Ihm war dieses kleine Nest bekannt. Darum sagte er mit tiefster Verachtung, der sowieso aus dem verachteten Galiläa kam: „Was kann schon Gutes aus Nazareth kommen?“
Das muss man auch im Zusammenhang sehen, als Pilatus bei der Überschrift am Kreuz schrieb: „Jesus der Nazaräer, der König der Juden“. Das hatte erst recht einen bösartigen Unterton.
Der König der Juden kommt aus einem Nest, das niemand kennt. Und wer es kennt, weiß, dass nichts Gutes von dort kommen kann. Man merkt, da ist etwas ganz Bösartiges mittendrin.
Doch der Prophet Jesaja sagt: „Und ein Näzer aus seinen Wurzeln wird Frucht tragen.“ Der verachtet Nazärer.
Die juristische und biologische Abstammung Jesu
Jetzt haben wir aber noch ein ganz großes Problem, und das ist Folgendes: Die Linie von Joachim ist verflucht, und diese Linie führt bis zu Josef. Wie kann der Herr Jesus ein Anrecht auf die königliche Linie über Salomo haben, wenn er selbst gar nicht aus dieser Linie stammt?
Nun, er wurde von der Jungfrau Maria geboren, und ihr Geschlechtsregister findet sich in Lukas 3,23. Lukas schreibt übrigens am ausführlichsten über die Jungfrauengeburt. Das ist schon interessant. Er führt dort das Geschlechtsregister auf. In Lukas 3,23 heißt es: „Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreißig Jahre alt, als er aufkam, und war, wie man meinte, ein Sohn des Joseph, des Eli, des Matta, des Levi, des Melchi, des Janai“ und so weiter.
Also war er, wie man meinte, ein Sohn des Joseph. Das war natürlich nur im juristischen Sinn, aber er war eben auch ein Sohn des Eli, des Matat. Nun, Eli ist nicht der Vater von Joseph. Wie hieß der Vater von Joseph? Das wissen wir: Jakob, denke ich. Jakob zeugte Joseph.
Es ist also ganz klar: In Matthäus 1 geht es um die biologische Stammeslinie, das war nicht Eli. Übrigens ist die Reihenfolge der Wörter im griechischen Text noch ein bisschen klarer als in der Elberfelder Übersetzung. Ich lese das mal ganz genau vor, Lukas 3,23: „Und er selbst, Jesus, war beginnend ungefähr dreißig Jahre alt, indem er war ein Sohn, wie man meinte, Josephs, des Eli, des Matad, des Levi“ usw.
Man merkt, das ist eigentlich ein Einschub in Klammern: Er war ein Sohn, wie man meinte, Josephs. Von Eli, von Matad, von Levi, von Melchi usw. Er war ein Sohn von Eli, und dieser Eli muss der Vater von Maria sein. Da war er ein Sohn. Man meinte, er sei von Joseph, aber er war von Eli.
Das wird übrigens sprachlich noch mehr abgesetzt. Bei allen Namen – Eli, Matad, Levi – steht im Griechischen ein Artikel. Nur bei Joseph steht kein Artikel. Das heißt, er war ein Sohn, wie man meinte, Josephs, des Eli, des Matad, des Levi. Das macht die Sache noch klarer.
Und diese Linie über Eli geht zurück bis Vers 2, Vers 32, zu Nathan, zu David, zu Isa und so weiter bis hin zu Adam. Also ist er ein Sohn von David, er ist vom Samen Davids, aber nicht über Salomo, sondern über einen Sohn Davids namens Nathan.
Das heißt also: Joseph und Maria gingen beide über viele Generationen zurück auf David. Hast du Bruder Davids gemeint oder Bruder Salomons? Nathan ist ein Sohn Davids, ein Bruder Salomos. Also ein Kind von David. David hatte eine ganze Reihe Söhne.
Ich habe gesagt, ein Bruder von David? Nein, das war ein Versehen. Es ist Nathan, ein Sohn Davids, nicht ein Bruder Davids. Salomo war auch ein Sohn Davids, aber das ist eben nicht die königliche Linie.
Nun hat Joseph sich in Maria verliebt, und dadurch, dass er Maria heiratete, bekam der Sohn der Jungfrau juristisch ein Anrecht auf die Königslinie. Er war aber kein Same Jojakins. Er war nur juristisch Sohn von Joachim.
Aber Jeremia hat gesagt: Keiner von deinem Samen wird je auf dem Thron sitzen. (Jeremia 22,30). Also keine leiblichen Nachkommen von Jojachin. Mit anderen Worten: Ja, es gibt eine Verfluchung.
Aber es kommt dazu: Der Messias musste aus dem Samen Davids sein, haben wir gelesen, Psalm 89,4: „Dein Same wird ewig auf dem Thron sein.“ Er war ein Same Davids, das war aber nicht die königliche Linie. Und dadurch, dass Joseph Maria geheiratet hatte, hatte er das Anrecht auf die königliche Thronlinie.
Das ist gewaltig, wie das gelöst worden ist: Eine Liebesgeschichte! Und das zeigt auch irgendwie etwas Schönes – eine Liebesgeschichte. Man meint oft vielleicht, dass Liebe etwas für sich ist und Glaube wieder etwas anderes. Nein, Joseph wollte genau diese Frau heiraten, und das war genau in Gottes Heilsplan, dass es so kommen musste.
Das ist auch etwas Schönes: Wenn man heiratet oder bevor man heiratet, hat man einige Argumente, Überlegungen und Gründe, warum genau diese Person. Aber manchmal erst Jahre später realisiert man, warum das genau richtig war oder zusätzlich, warum das auch noch richtig war.
Wir können ja nur einen gewissen Horizont überschauen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Glücklicherweise sind wir als Erlöste in der Hand des Ewigen, der alles überschaut. Und das war auch hier so.
So kam es, dass es von heilsgeschichtlicher Bedeutung war, dass genau diese beiden sich heirateten.
Reinhold, du? Ich denke gerade an das erste Buch Mose 3, es wird des Weibes Same sein, der der Schlange den Kopf zertreten wird. Das heißt biologisch auf Maria, sehe ich das richtig? Juristisch?
Gut, der Same der Frau ist in erster Linie ein Nachkomme von Eva. Gott verheißt gewissermaßen, dass sein Nachkomme, der Eva, einmal der Schlange den Kopf zertreten wird, und die Schlange wird ihm in die Ferse beißen.
Aber es ist natürlich schon überraschend, warum so betont wird: „Der Same der Frau“ und nicht „der Same Adams“. Und in gewissem Sinn klingt da bereits etwas im Voraus, dass es eben der Sohn einer Jungfrau sein musste, der kommen würde, um die Macht des Teufels zu brechen.
Ganz genau. Da klingt quasi etwas im Voraus an. In der direkten Bedeutung geht es zunächst einmal darum, dass ein Same, ein Nachkomme von Eva, die Schlange besiegen wird.
Darum heißt ja auch der Messias – ein Titel von ihm – „Der Sohn des Menschen“. Nicht wie wir Söhne der Menschen sind – wir stammen von einem Vater und einer Mutter ab. Der Herr Jesus war der Sohn des Menschen.
Das ist ein ganz wichtiger Titel in den Evangelien, weil er eben von einer Jungfrau geboren wurde.
Die Bedeutung der Geschlechtsregister im Alten Israel
Gar nicht in 1. Chronika 9, Vers 1 heißt es – man meint oft, das Mündliche hätte im alten Israel eine so wichtige Rolle gespielt. Aber man muss es umgekehrt sagen: Das Schriftliche hat eine so große Rolle gespielt in Israel. 1. Chronika 9,1: „Ganz Israel wurde in Geschlechtsregister, Geschlechtsverzeichnis verzeichnet, und siehe, sie sind aufgeschrieben in dem Buche der Könige von Israel.“
Jawohl, also ganz Israel wurde eingetragen – im alten Israel schon in Geschlechtsverzeichnisse. Zum Beispiel nach der babylonischen Gefangenschaft, als die Juden zurückkehrten, da waren einige da, die hatten kein Verzeichnis. Von denen hieß es, man hatte sie als unrein ausgeschlossen, bis sie nachweisen konnten, dass sie wirklich aus Israel waren. Jeder musste sein geschlechtsrückführendes Verzeichnis vorweisen können. Diese Verzeichnisse waren zentral gelagert im Tempel.
Wenn jemand in Israel aufstand und eine wichtige Position einnahm, war es selbstverständlich, dass man sofort seine Abstammung überprüfte. So war es auch, als dieser Rabbi aus Galiläa plötzlich so von sich reden machte – da hat man sofort kontrolliert.
Stellen wir uns vor: In Lukas 5 heißt es, wie der Herr Jesus einen Aussätzigen geheilt hat. Dann sagte er ihm: „Geh, zeige dich dem Priester und opfere, was Moses gefordert hat.“ Dieser Aussätzige musste nach Jerusalem reisen. Aussätzige durften nicht in die Stadt hinein, denn sie mussten außerhalb des Lagers sein, außerhalb der Ringmauer. Ein Priester musste herauskommen und eine Diagnose stellen, nach 3. Mose 13,14, ob der Gesund war.
Genau so wurde er ausgeschlossen, indem ein Mediziner, ein Priester, das ganz genau untersucht und festgestellt hatte, dass er Aussatz hatte. Dann wurde er aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Er musste also offiziell geprüft werden. Wenn festgestellt wurde, dass er geheilt war, musste er die Opfer bringen und durfte nach Jerusalem in den Tempel. Dort gab es sogar eine spezielle Leprakammer im Frauenvorhof, wo er sich auf die Opfer vorbereiten musste.
Das erfuhr natürlich der Sanhedrin, der oberste Gerichtshof, der im Tempel seinen Sitz hatte – in der königlichen Säulenhalle, der Basilika im Süden des Tempelplatzes. Wenn nun jemand aufstand, der ein Rabbi war und Aussätzige heilen konnte – wo findet man sonst in der Bibel, dass Aussätzige in Israel geheilt wurden? Ja, mal die Ausnahme bei Elisa nahm man das über. Aber der Herr sagt ja selbst in Lukas: „Es gab in der Zeit von Elisa viele Aussätze in Israel, aber geheilt wurde nur Naaman, der Syrer.“
Jetzt kommt da ein Rabbi aus Galiläa, heilt einen Aussätzigen, und das ist nachweislich medizinisch überprüft worden. Nicht so, wie heute oft gesagt wird: „Da ist einer geheilt worden, da ist einer geheilt worden.“ Wo hat man das offizielle ärztliche Testat, das Zertifikat? Das wurde also so geprüft.
Schauen wir, was nach dieser Heilung geschah, Lukas 5,12-16. Ich möchte, dass jemand Vers 17 liest: „Es geschah an einem der Tage, dass er lehrte, und es saßen da Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus jedem Dorf von Galiläa und Judäa und aus Jerusalem gekommen waren; und die Kraft des Herrn war da, damit er heilte.“
Das fand in Kapernaum statt, nach Markus 2,1. Aber liest man genau, was da steht: Pharisäer und Gesetzeslehrer, also Rabbiner, kamen aus jedem Dorf von Galiläa und Judäa und aus Jerusalem – eine Rabbinervertretung aus ganz Israel nach dieser Heilung. Sie mussten kontrollieren: Ist das der Messias?
Darum hat man natürlich sofort, wenn jemand so ins Gerede kam, schnell die Geschlechtsregister nachgeprüft. Es war klar, dass er ein Nachkomme Davids war. Die Rabbiner, die Pharisäer, haben auch nie etwas dagegen gesagt, wenn das Volk „Sohn Davids“ rief. Das kommt ja in den Evangelien vor, wo Menschen rufen: „Sohn Davids, erbarme dich meiner.“ Das war bekannt, er war ein Ben David. Und das haben sie nie in Abrede gestellt, das konnte man nachkontrollieren.
So konnte man seinen Messiasanspruch beweisen. Auch das Geschlechtsregister von Joseph war bekannt. Es war bekannt, dass er juristisches Anrecht auf die Königslinie hatte und ein direkter Nachkomme Davids über seine Mutter war. Die Mutterschaft war also auch nachgewiesen – und die war sowieso besonders einfach nachzuweisen.
Bei der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 haben die Römer alles kaputtgemacht, und die Geschlechtsregister sind verbrannt. Deswegen können die meisten Juden heute gar nicht mehr sagen, aus welcher Linie sie kommen. Wie machen sie das heute? Sie bestimmen es wieder anhand von Traditionen und sagen: „Du könntest eigentlich Priester sein.“
Diejenigen, die aus levitischer Abkunft waren, legten viel mehr Gewicht darauf, dass man das mündlich in der Familie weitergab. Wenn dann ein Schmiedler dabei ist, der etwas Falsches sagt, kann man das rückwirkend gar nicht mehr kontrollieren. Natürlich nicht mehr in der Art, aber es wurde weitergegeben, und darum hat sich das auch in den Geschlechtsnamen erhalten.
Solche, die Priester aus der Priesterlinie Aarons waren, bewahrten das in ihrem Geschlechtsnamen: Kohen, Priester oder Khon, Kahane, Kogut usw. Auch Katz ist eine Abkürzung für Kohen Zedek – Priester der Gerechtigkeit. Kohen Zedek, oder Ka-zet, gab den Namen Katz oder Katzmann. Das sind alles Aaroniter. Dann Namen wie Levi kommen aus dem Priesterstamm Levi, Lewin, Lewinson, Lewinsky usw. Das wurde bei ihnen bewahrt, aber sie können es nicht mehr so nachweisen wie bei Jesus.
Eine davidische Abkunft kann man heute nicht mehr auf diese Art nachweisen. Interessant ist, dass schon nach Daniel 9 der Messias am Ende der Periode des zweiten Tempels kommen musste. Daniel 9 erwähnt den zerstörten Salomontempel und sagt voraus, dass der Messias kommt und danach ein Volk die Stadt und den Tempel zerstören wird.
Am Ende der zweiten Tempelperiode musste der Messias kommen, da waren die Geschlechtsregister noch vorhanden. Wir haben also einen so starken Beweis, wie keiner von all den falschen Messias, die nachher kamen. Die konnten einen solchen Anspruch wie Jesus Christus auf den davidischen Königsthron nicht erheben.
Hesekiel 17 sagt voraus: „Dieser Spross, dieser...“ – ich hätte noch eine Zwischenfrage: Welche Sicherungszeichen wurden gegeben, dass Jesus Christus wirklich der von Gott gesandte Messias ist?
Er hat Wunder getan, die niemand sonst tun konnte. Zum Beispiel dem Blinden die Augen zu öffnen – es gab noch weitere Dinge. Die ganz speziellen messianischen Zeichen, wie es die Rabbiner gesagt haben: Heilung eines blind Geborenen, wird ausdrücklich in Johannes 9 erwähnt. So etwas hat es noch nie gegeben, noch nie ist gehört worden, dass einem blind Geborenen die Augen geöffnet wurden.
Die Rabbiner sagten: Nur der Messias wird Besessene heilen können, die stumm sind. Woher hatten sie das Wissen? Ganz einfach, das war die Logik. Der Exorzismus, das Austreiben von Dämonen, ging bei den Rabbinern so, dass man den Namen des Dämons fragte. So hat der Herr Jesus einmal in einem Fall gefragt: „Was ist dein Name?“ – Legion. Er hat das nicht immer so gemacht, das war eine Ausnahme. Dort hat er den Namen gefragt, und so wurde es gemacht. Wenn man den Namen wusste, befahl man dem Dämon, auszufahren.
Was da geschehen ist, kennen wir aus der Apostelgeschichte 19, wo ein Besessener auf Exorzisten losging und ihnen die Kleider wegriss. Die Rabbiner sagten: Wenn ein Dämon stumm ist, können wir ihn nicht austreiben, weil wir seinen Namen nicht sagen können. Das wird nur der Messias tun können.
Darum ist es interessant, dass Jesus in Matthäus 12 einen stummen Besessenen heilte. Die Rabbiner, die Pharisäer, sagten, das tue er durch Beelzebub. Das Volk sagte: „Dieser ist doch nicht der Sohn Davids.“ Die Rabbiner sagten: „Nein, das ist durch den Teufel.“ Der Herr sagt: Jede Sünde wird vergeben, aber die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben werden, weil sie wissentlich gegen besseres Wissen sein Werk als Teufelswerk bezeichneten, obwohl sie wussten, dass der Beweis gegeben war – er ist der Messias.
Der Herr Jesus sagt auch in Markus 9, wo die Jünger einen Dämon nicht austreiben konnten, sie fragten: „Warum haben wir das nicht gekonnt?“ Er antwortete: „Es war ein stummer Dämon.“ Diese Art fährt nicht aus als nur durch Gebet und Fasten. Das bestätigt, dass es eine ganz hartnäckige Art von Dämonen ist – die stummen, sagt der Herr selbst.
Das dritte Zeichen, das du fragtest, Reinhold, ist die Heilung von Aussatz – ein besonders messianisches Zeichen. So ist der Herr Jesus erwiesen als der, der das Königtum Davids bis zum Ende der Welt bringt. Er wird in Herrlichkeit kommen und tausend Jahre über die ganze Welt herrschen.
Das sieht Hesekiel bereits in 17,23: „Auf den hohen Berg Israels werde ich ihn pflanzen, und er wird Zweige treiben und Frucht tragen und zu einer herrlichen Zeder werden. Unter ihr werden alle Vögel wohnen, alles Geflügelte, im Schatten ihrer Zweige werden sie wohnen. Alle Bäume des Feldes werden erkennen, dass ich, der Herr, den hohen Baum erniedrigt und den niedrigen Baum erhöht habe.“
Der niedrige Nazaräer bekommt den höchsten Platz. Der gottlose Joachim wurde abgeschlagen und von dem Adler nach Babel gebracht. Aber der niedrige Nazaräer wird das Königtum bekommen, und so werden die Verheißungen an David erfüllt: „Bis in Ewigkeit werde ich deinen Thron feststellen.“
Nach dem tausendjährigen Reich wird Gott den ganzen Kosmos auflösen. Solange der Mond steht, wird das Königtum hier auf Erden dauern. Es stellt sich noch eine Frage: Es heißt hier „auf den hohen Berg Israels“ – welcher Berg ist das? Wie hoch ist der Berg Zion?
Nur der Berg der Gnade. Aber wie hoch? Nicht mal 47,7 Meter. Das ist der Fels in der Oma Moschee, die Bergspitze. Aber es wird etwas geschehen, darum heißt er hier „der hohe Berg“. Sacharja 14 wollen wir anschließen.
Ich habe noch eine Frage.
Ja, stellen wir die Frage, während wir aufschlagen. Sacharja 14, der zweitletzte Prophet. Bitte, Reinhard.
Da lesen wir: „Im Schatten ihrer Zweige werden sie wohnen“, eben diese Vögel, alle Geflügelten. Da denke ich jetzt an Matthäus 13, das Gleichnis vom Senfkorn, das größer wird, und die Vögel des Himmels werden in ihren Nestern, in ihren Zweigen wohnen. Ist das dieselbe Bedeutung oder etwas anderes?
Ähnlich. Dort geht es in Matthäus 13 darum, dass die Kirche zu einer Macht wird. Und das ist auch so geworden. Alle Völker der Erde sind quasi unter die Macht der Kirche gekommen. Aber das ist eines der negativen Gleichnisse in Matthäus 13, wo eine Fehlentwicklung gezeigt wird.
Der Herr Jesus wird einmal sein Reich aufrichten, und dann werden alle Völker der Welt gewissermaßen unter die Fittiche dieses Reiches kommen. Das ist positiv. Die Kirche, die Gemeinde, soll jetzt nicht die Weltherrschaft anstreben – das kommt erst noch.
Also, Zacharja 14, Vers 9. Wer liest noch zum Schluss?
„Und der Herr wird König sein über alle Lande; zu der Zeit wird der Herr der Einzige sein und sein Name der Einzige. Das ganze Land wird verwandelt werden in eine Ebene, von Geba bis nach Rimmon im Süden, aber Jerusalem wird hochliegen und an seiner Stätte bleiben, vom Tor Benjamin bis an die Stelle des ersten Tors, bis an das Ecktorm; und vom Turm Hananel bis an die Königsfelder. Und man wird darin wohnen, es wird keinen Bann mehr geben, denn Jerusalem wird ganz sicher wohnen.“
Der Herr wird König sein – das ist Jesus Christus. Hier wird er genannt „der Herr, der Ewige“, weil er nicht nur der Sohn der Jungfrau ist, sondern auch Gott selbst, eine Person.
Was wird nach Vers 10 mit dem Land Israel geschehen? Es wird eine Ebene verwandelt.
Das werden unvorstellbare geologische Prozesse sein, die die ganze Topologie von Judäa betreffen. Geba liegt im Norden von Judäa, Rimmon im Süden. Das ganze judeische Bergland wird zu einer Ebene werden, während Jerusalem aufgefaltet wird. Es heißt: „Jerusalem wird erhaben sein und an seiner Stätte wohnen.“ Das heißt, Jerusalem bleibt am gleichen Ort, es wird nicht an einen anderen Ort verpflanzt. Das ganze Gebiet wird verändert und abgeflacht, und Jerusalem wird ein hoher Berg werden.
Dort wird der Herr Jesus sein Königtum ausüben und auf dem Thron Davids sitzen – bis zum Ende der Geschichte.
So gibt Hesekiel gewissermaßen die Antwort auf das große Dilemma: Wie kann Gott seine Verheißung an David wahrmachen? Gott hat sich an sein Wort gebunden und wird es nie brechen. Hesekiel zeigt, dass Gott gegen jede Vernunft sein Wort wahrmachen wird, und wir wissen, mit welchen Mitteln er das schließlich zustande gebracht hat.
Jerusalem wird dabei erhalten bleiben, es geht nicht kaputt. Wenn da steht, dass die Tore bleiben – die Stelle des ersten Tors bis zum Eckturm, vom Turm Hananel bis zu den Kelterkufen des Königs – wird heil bleiben müssen.
Es ist sogar ganz interessant, dass das so genau beschrieben wird, wegen dem Ecktorm, Turm Benjamin, Turm Hananel. Das sind genau Punkte des heiligen 500-Ellen-Quadrats des Tempelplatzes. Das heißt, der Tempelplatz, das 500-Ellen-Quadrat, auf dem der salomonische Tempel stand, wird genau in der Struktur erhalten bleiben – trotz der Gebirgsauffaltung, die übrigens keine Millionen Jahre dauern wird, sondern als Katastrophe in kürzester Zeit geschieht.
Nach Hesekiel, das werden wir dann sehen, Kapitel 40 bis 48, werden die inneren Vorhöfe effektiv ein 500-Ellen-Quadrat ausmachen, das also genau an der gleichen Stelle erhalten bleibt. Auch der Fels in der Oma Moschee wird immer noch der Ort sein, wo das Allerhöchste gebaut sein wird. So heißt es auch in Hesekiel 47: Auf dem Gipfel des Berges wird das Allerheiligste sein, und das ist wieder dieser Fels.
Das bleibt erhalten, obwohl sich die ganze Topologie verändert. Wird im Allerheiligsten der Thron von Jesus stehen? Nein, denn er wird gewissermaßen den Thron Davids innehaben und auf dem Thron Davids sitzen. Das ist nicht identisch mit der Bundeslade.
David hatte seinen Thron auch nicht im Allerhöchsten, sondern in seinem Königspalast auf dem Berg Zion. Der Tempel war auf der Bergspitze, der Königspalast auf dem Südabhang des Tempelberges. Dort wird der Herr seinen Palast haben in Jerusalem.
Gut, ich wollte noch zum Schluss beten.
