Weil das offensichtlich noch nicht geschehen ist: Ich bin verheiratet und wir haben sechs Kinder, drei Jungen und drei Mädchen, im Alter von sechs bis neunzehn Jahren.
Zuerst habe ich Musik studiert, Violine und Klavier. Mein Rüstzeug in Komposition erhielt ich von meinem israelischen Lehrer Yehoshua Lackner, einem der bekannten israelischen Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts.
Später habe ich biblische Sprachen studiert: Hebräisch, Griechisch und Aramäisch. Außerdem Theologie. Schließlich habe ich promoviert mit einer Arbeit über den Tempel in Jerusalem. Dieses Werk behandelt im Prinzip das Buch „Der Messias im Tempel“.
Seit Jahrzehnten bin ich als Bibellehrer tätig. Ich unterrichte in Gemeinden und Bibelschulen. Man könnte sagen, meine Tätigkeit reicht von San Francisco bis Kalkutta und von Uppsala bis Togo.
Einführung in das Buch Obadja und seine historische Einordnung
So, dann machen wir weiter mit dem Propheten Obadja. Ich habe gesagt, dass wir dieses Buch noch gründlich durchnehmen werden. Danach gehen wir wieder etwas flotter voran, denn das Ziel ist, alle zwölf Prophetenbücher in der Übersicht zu besprechen.
Das Buch Obadja beginnt mit den Worten: „Gesicht Obadjas, so spricht der Herr, der Ewige, von Edom.“ Damit ist das Thema klar: Es geht um Edom, also das Gebiet, das von den Nachkommen Edoms, sprich Esaus, bewohnt wurde. Das entspricht Südjordanien. Diese Gegend hat eine ganz besondere Bedeutung in der biblischen Prophetie. Deshalb ist ihr ein eigenes Prophetenbuch gewidmet.
Zur Entstehungszeit: Ich datiere das Buch Obadja in die Zeit von König Joram, also zwischen 852 und 841 vor Christus. Wenn man jedoch Bibelkommentare liest, findet man oft die Angabe, dass das Buch Obadja nach 586 vor Christus geschrieben wurde. Das wäre nach der Zeit, als die Babylonier Jerusalem erobert, zerstört und verwüstet haben.
Das ist ein großer Unterschied. Die Frage hängt davon ab, wie man Vers 11 in Obadja versteht.
Obadja 1,11: „An dem Tag, da du gegenüberstandest, an dem Tag, da Fremde sein Vermögen hinwegführten und Ausländer zu seinen Toren einzogen und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du wie einer von ihnen.“
Was beschreibt dieser Vers? Geht es hier um die Zerstörung Jerusalems oder lediglich um eine Eroberung und Plünderung?
Wenn es eine Zerstörung ist, passt das zu 586 vor Christus. Wenn es nur eine Plünderung ist, passt es zur Zeit Jorams.
Die Stelle spricht jedoch nicht von Zerstörung. Fremde sind nach Jerusalem eingezogen, haben das Vermögen weggeführt und über Jerusalem das Los geworfen. Aber von einer Zerstörung ist hier nichts zu lesen.
In der Zeit Jorams geschah Folgendes:
Wir lesen in 2. Könige 8,20: „In seinen Tagen“ – es geht um die Zeit Jorams – „fielen die Edomiter von der Botmäßigkeit Judas ab und setzten einen König über sich.“ Edom wurde also unabhängig von Juda.
Das haben wir hier bei Punkt zwei: Edom fällt ab. Dabei sollte nicht 2. Chronik stehen, sondern 2. Könige 8,20.
Die nächste Stelle ist 2. Chroniker 21,16-17. Auch hier geht es um die Zeit Jorams:
„Und der Herr erweckte gegen Joram den Geist der Philister und der Araber, die zur Seite der Kuschiter wohnen. Sie zogen gegen Juda herauf, brachen ein und führten alle Habe weg, die sich im Haus des Königs vorfanden, sowie seine Söhne und seine Frauen. Es blieb ihm kein Sohn übrig als nur Joachim, der den Juden Übles tat.“
Auf diese Ereignisse wird hier Bezug genommen.
Diese Datierung entspricht auch der Einordnung Obadjas im Kanon der Zwölf kleinen Propheten.
Das Thema des Buches Obadja und seine poetische Gestaltung
Nun lautet das Thema: das Gericht über und die Aufrichtung des Reiches Gottes in Zion.
Übrigens, beim Blättern in den Seiten stößt man plötzlich auf das Buch des Propheten Obadja. Ich habe hier eine Übersetzung angefertigt, die noch wörtlicher ist als die Alte Elberfelder. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die poetischen Verse gut erkennbar bleiben.
Ich denke, das ist sehr nützlich, denn so liest man das Buch ganz anders.
Das Buch endet in Vers 21 mit den Worten: „Und Retter werden auf den Berg Zion hinaufziehen, um den Berg Esaus zu richten, und dem Herrn wird gehören das Königreich.“
Somit schließt das Buch mit dem tausendjährigen Reich ab.
Die Bedeutung des Namens Obadja und die Gottesnamen im Buch
Jetzt beginnen wir mit Vers 1 der Vision Obadjas. In der Fußnote wird erklärt, dass Obadja „Diener“, „Knecht“ oder „Sklave des Herrn“ bedeutet. Man kann es auch mit „Anbeter des Herrn“ übersetzen, weil „Dienen“ und „Anbeten“ im Hebräischen dasselbe Wort sind: la'avod.
So spricht der Herr, der Herr, zu Edom. Hier haben wir zwei verschiedene Gottesnamen. Zuerst „der Herr“, hebräisch Adonai, wie in der Fußnote erklärt. Das bedeutet „Herr“ oder „Gebieter“, im Gegensatz zu einem Knecht oder Sklaven. Dabei muss man wieder daran denken, dass Obadja „Knecht“ oder „Sklave des Herrn“ heißt, und nun spricht sein Herr, Adonai.
Dann gibt es noch „der Herr“ mit Großbuchstaben, hebräisch Yahweh. Das bedeutet „der Seiende“, „der Ewige“, „der Unwandelbare“. Er ist nicht Raum und Zeit unterworfen wie wir und kann deshalb die Zukunft der Welt perfekt voraussagen. Das kann Satan nicht, weshalb es in der Astrologie immer wieder zu Fehlschlägen kommt.
Eine Botschaft haben wir von dem Herrn gehört, und ein Bote ist ausgesandt unter die Nationen: „Steht auf! Ja, lasst uns aufstehen gegen Es“, das heißt gegen Edom, zum Krieg.
Worum geht es hier? Ein Botschafter geht zu verschiedenen Nationen und versucht, sie zusammenzubringen zu einer Koalition, um Krieg gegen Edom, also gegen Südjordanien, zu führen. Das erinnert an die Zeit vor dem ersten Golfkrieg. Man muss sich daran erinnern, wie James Baker damals herumging und wie Bush Senior versuchte, eine riesige Koalition zusammenzustellen. Schließlich hatte er dreißig Nationen aus vier Kontinenten versammelt, die dann gegen den Irak, gegen Babylonien, vorgingen.
So ähnlich wird es mit Jordanien gehen. Eine Botschaft wird ausgehen, und Nationen werden sich sammeln.
Gottes Gericht über den Hochmut Edoms
Nun folgt eine neue Strophe:
Siehe, gering habe ich dich gemacht unter den Nationen, sehr verschmäht bist du. Der Hochmut deines Herzens hat dich betrogen. O Bewohnerin der Schlupfwinkel im Felsmassiv, auf deinem hohen Sitz, du, die in deinem Herzen sprichst: Wer wird mich schon zur Erde hinabstürzen?
Wenn du hoch oben bauen würdest wie ein Adler und sogar dein Nest zwischen die Sterne setzen würdest, ich würde dich von dort abstürzen lassen, spricht der Herr.
Die Nachkommen Esaus, Esau selbst, haben Südjordanien als Wohnsitz gewählt. Dieses rötliche Gebirge liegt gegenüber, also östlich von Südisrael. Dort hat man im neunzehnten Jahrhundert die Hauptstadt der Edomiter wiederentdeckt.
Ein Schweizer, der diese geheime Felsenstadt entdeckt hatte, berichtet von Petra. Petra ist ein griechisches Wort und bedeutet „Fels“. Es entspricht dem hebräischen Wort Säla, das wir genau hier in Vers 3 finden.
Der Hochmut deines Herzens hat dich betrogen, o Bewohnerin der Schlupfwinkel im Felsmassiv, Säla – in Petra könnte man es ausdrücken. Dort haben sie sich eingenistet und fühlten sich so sicher gegenüber ihren Feinden.
Darum heißt es: Auf deinem hohen Sitz, wie du in deinem Herzen sprichst: Wer wird mich schon zur Erde hinabstürmen?
Gott spricht also die Edomiter in der Zeit von Joram an und macht ihnen den Vorwurf ihres Hochmuts sowie ihres Vertrauens auf ihre eigene Stärke und ihre aufgebaute Sicherheit.
Sehr aktuell ist Vers 4: Gott sagt, er wird sie richten und zu Erde hinabstürzen, auch wenn sie sich so sicher in Petra eingenistet haben. Selbst wenn sie ihr Nest zwischen die Sterne setzen würden – nicht dass sie das tun, aber wenn sie es täten –, auch von dort wird der Herr sie hinabstürzen.
Man denkt heute an die Möglichkeit von Raumstationen zwischen den Sternen – das Nest zwischen den Sternen. Der Mensch bringt dort seinen Hochmut und Stolz zum Ausdruck. Doch Gott sagt: Ich stehe darüber und kann euch auch von dort hinunterstürzen.
Die völlige Verwüstung Edoms als Gottes Gericht
Jetzt folgt eine neue Strophe, Vers fünf:
Wenn Diebe über dich gekommen wären, wenn Räuber in der Nacht, wie sehr wärst du zerstört worden! Aber hätten sie dir ewiglich Genüge gestohlen? Wenn Winzer über dich gekommen wären, hätten sie nicht eine Nachlese übriggelassen.
Wie sind sie von Esau durchforscht worden, ausgeforscht ihre verborgenen Schätze!
Hier wird gesagt, dass Edom so vollständig geplündert und verwüstet wird, dass es schlimmer ist, als wenn gewöhnliche Räuber kommen. Denn diese nehmen nur das, was sie gerade mitnehmen können, was sie brauchen. Wenn Edom ein Weinberg wäre, dann nehmen die Winzer die Trauben, aber sie lassen immer noch etwas übrig. Es bleibt ein bisschen, sodass man eine Nachlese machen könnte. Doch bei Edom ist alles ganz anders: Hier kommt eine totale Verwüstung durch das Gericht Gottes.
Sehen wir, wie anstatt Edom nun der Name Esau verwendet wird. In der Fußnote vier wird erklärt, dass Edom „Rot“ bedeutet. Das ist erstens ein Name für Esau, der ihm schon in 1. Mose 25,30 gegeben wurde.
Dieser Name hat mehrere Bedeutungen: Als Esau auf die Welt kam – er war der Friedensbruder von Jakob – war sein Körper sehr gut durchblutet. Er kam nicht bläulich, sondern ganz rot zur Welt. Daraus entstand der Name Edom.
Später war er linsensüchtig, denn der momentane Essensgenuss war ihm wichtiger als Gottes Segensverheißung für künftige Generationen. Er sagte: „Ich werde ja sterben, was habe ich davon? Aber wenn ich jetzt Genuss habe, im Moment!“ Und so wollte er von den roten Linsen, die ihm vorgesetzt wurden. Auch hier passt der Name Edom, der Rote.
Schließlich nahm er seinen Wohnsitz in den roten Bergen Südjordaniens und gab Edom nochmals einen Namen.
Zweitens ist Edom in der Bibel der Name der zerklüfteten Gebirgslandschaft Südjordaniens, die durch ihre rötliche Farbe charakterisiert ist. Dort haben sich die Nachkommen Esaus angesiedelt, siehe 1. Mose 32,4.
Esau, der auch Harik genannt wird, war ungewöhnlich stark behaart schon bei seiner Geburt. Herr Halbmeng erklärt, dass der Name Seir „Harik“ bedeutet, und wir werden das später noch besprechen.
Kurz gesagt: Harik heißt gleichzeitig auch Rau. Deshalb wird in der Bibel dieses Gebirge Edom manchmal auch Rau genannt.
So haben wir in 1. Mose 25,25 den ersten Sohn, der herauskam, rötlich am ganzen Leib, wie ein Haar am Mantel. Man gab ihm den Namen Esau, was auch „behaart“ bedeutet. Zugleich bekam er den Namen Seir, was ebenfalls „behaart“ und gleichzeitig „rau“ heißt. Das passt gut zum Gebirge Seir, das ein raues Gebirge war.
Darauf werden wir noch zurückkommen.
Verrat durch Verbündete und die Weisheit Edoms
Gut, jetzt kommen wir zu Vers 7: „Bis zur Grenze haben dich gesandt alle Männer deines Bundes.“
„Betrügen überwältigt haben dich die Männer deines Friedens.“ Hier sehen wir, wer gegen Edom kommt. Es sind nicht irgendwelche Nationen, sondern Nationen, die mit Edom verbündet waren. Freunde werden zu Todfeinden und vertreiben die Männer deines Friedens, also deine Freunde, aus ihrem eigenen Gebiet.
Gehen wir weiter: „Dein Brot haben sie gelegt als Falle unter dich, es ist kein Verstand in ihm.“ Das ist eine sehr schwierige Stelle, auch zum Übersetzen. In Fußnote 18 habe ich geschrieben: Vergleiche Psalm 41, Vers 10. Das ist diese prophetische Stelle, in der der Herr Jesus von Judas spricht, „selbst der Mann meines Friedens“. Genau diese Formulierung wie hier in Obadja: „Selbst der Mann meines Friedens, auf den ich vertraute, der mein Brot aß, hat die Ferse wider mich erhoben.“
Judas war ein Freund des Messias. Der Herr hat ihm vertraut und ihm die Kasse der Jünger anvertraut (Johannes 12). Er hat ihm diesen Bissen der Vorspeise beim Passahmahl gegeben, beim letzten Abendmahl. Doch Judas erhob die Ferse gegen Jesus. Er wurde zum Todfeind.
Was der Herr Jesus erlebt hat, wird Edom von seinen eigenen Freunden erfahren. Hier besteht also ein innerer Zusammenhang zwischen diesem Vers in Obadja und der messianischen Stelle im Psalm 41. Das wird deutlich durch die Anspielungen im Wort „lang“.
Weiter heißt es: „Es ist kein Verstand in ihm.“ Das bedeutet in Edom: „Werde ich nicht an jenem Tag“, so der Ausspruch des Herrn, „ja, werde ich nicht die Weisen aus Edom vertilgen und den Verstand aus dem Gebirge Esau?“
„Da verzagen deine Helden, o Teman, weil jedermann ausgerottet werden muss aus dem Gebirge Esau durch Tötung.“ Hier haben wir die Weisheit der Edomiter. Die Edomiter waren in der Antike tatsächlich für ihre Weisheit weithin bekannt. Das wird besonders deutlich in Jeremia 49,7.9.
Aber Gott zeigt: All der Intellekt Edoms wird ihnen nichts mehr nützen, wenn Gottes Gericht über sie kommt. Diese Stelle kann man auch sehr schön auf unsere Gesellschaft übertragen. Das Abendland hatte den Eindruck, wirklich die Vollendung des Intellektuellen geschafft zu haben.
Der Stolz auf die Aufklärung kommt immer wieder durch, in den Medien, in der Literatur usw. Immer wieder zeigt sich dieser Stolz. Doch auch hier muss man sagen: All diese Weisheit des Abendlandes wird sie nicht retten, wenn einmal das Gericht Gottes kommt. So ist es auch mit Esaus Nachkommen.
Wir haben in Vers 9 Teman wieder als geografischen Namen. Ich habe in Fußnote 21 erklärt, dass Teman eine Stadt sein kann, aber auch einen Landstrich und ein Volk im Südosten des Edomiterlandes bezeichnet. Der Name geht zurück auf einen Enkel Esaus. Vergleiche 1. Mose 36,11.15.32.
Dann habe ich noch einige weitere Stellen angegeben, z. B. 1. Chronik, Jeremia, Hesekiel, Amos und Habakuk, wo man den Namen Teman wiederfindet. Es wird also zu einer totalen Ausrottung auf dem Gebirge Esaus kommen.
Grund für das Gericht über Edom: Bruderhass gegen Israel
Und jetzt wird in Vers 10 erklärt, warum dieser Vers ganz wichtig ist. Er ist ein Schlüsselvers. Wegen der an deinem Bruder Jakob verübten Gewalttat soll dich Schande bedecken, und du wirst ausgerottet werden auf ewig.
Edom war verwandt mit dem auserwählten Volk Israel. Merke die Betonung: „deinen Bruder“. Hier wird also wieder die Verwandtschaft mit dem auserwählten Volk betont. Edom hat solchen Hass gegen Israel geübt, und das wird letztlich der Grund für das Schicksal dieses Volkes sein.
Nun wird das weiter ausgeführt. Vers 11: Hier kommt der Vers, der uns den Schlüssel für die Datierung gab. „Am Tag, als du feindlich entgegenstandest, am Tag, als Fremde seine Habe wegführten und Ausländer durch seine Tore einzogen und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du einer von ihnen.“
Hier wird nochmals geschrieben (Fußnote 23, vergleiche 2. Könige 8,20), dass dies nun der Ausgangspunkt in der Zeit von Obadja ist – die Ereignisse zur Zeit Jorams in Jerusalem.
Nun gibt Gott diesem Volk ganz spezielle Ermahnungen. Vers 5: „Also denn, du sollst nicht schadenfreudig auf den Tag deines Bruders blicken, am Tag seines Unglücks.“ Ich habe in Fußnote 24 geschrieben, dass das hebräische „waben“ „und“ bedeutet. So drückt es hier im Blick auf die Zukunft die praktische Folgerung aus den in Vers 11 beschriebenen historischen Ereignissen aus.
Dieses „und nun, also denn“ ist die Folge aus Vers 11. Ich sage das, weil es Übersetzungen gibt, die es so wiedergeben, als heiße es: „und du solltest nicht auf den Tag deines Bruders sehen“ – als wäre das ein Vorwurf, was sie in der Vergangenheit nicht hätten tun sollen.
Von der hebräischen Grammatik her wäre das aber sehr ungewöhnlich. Es ist ganz natürlich, dass man diese Befehle hier auf die Zukunft beziehen muss. Darum übersetze ich hier immer mit „Du sollst“, nicht „du solltest nicht“, im Blick auf etwas, was sie in der Vergangenheit versäumt hätten.
Es geht jetzt um die Zukunft: Also denn, du sollst nicht schadenfreudig auf den Tag deines Bruders blicken, am Tag seines Unglücks, und du sollst dich nicht freuen über die Kinder Judas am Tag ihres Untergangs. Du sollst nicht dein Maul aufsperren am Tag ihrer Drangsal, und du sollst nicht eingehen durch das Tor meines Volkes am Tag ihrer Katastrophe.
Du sollst nicht schadenfreudig auf sein Übel sehen am Tag seiner Katastrophe, und du sollst nicht deine Hand ausstrecken nach seiner Habe am Tag seiner Katastrophe. Du sollst nicht am Kreuzweg stehen, um seine Entflohenen auszurotten, und du sollst nicht seine Entflohenen ausliefern am Tag der Drangsal.
Nach dem Ersten Weltkrieg war das die Bezeichnung für das ganze Gebiet Jordanien und das heutige Israel mit allen sogenannten besetzten Gebieten Gaza, Westjordanland und Golanhöhen. Das war Palästina. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das ganze Gebiet östlich vom Jordan zum Jordan-Gebiet, und daraus wurde dann 1946 der unabhängige Staat Jordanien.
Die UNO beschloss im November 1947, das restliche Palästina nochmals zu teilen. Dort sollte nun ein Judenstaat entstehen. Er wurde am 14. Mai 1948 ausgerufen. Aber die islamische Welt tobte und sagte, wenn es zu einem Judenstaat kommt, werden wir ihn in der Wurzel ausrotten.
Am 15. Mai marschierten nach Jerusalem und Israel Jordanien, Syrien, Libanon, Irak und weitere Nationen mit ihren Armeen ein. Das war gerade nach der Zeit der Judenvernichtung in Europa. Kurze Zeit nachdem sechseinhalb Millionen Juden umgebracht worden waren, forderte man so den Untergang dieses Volkes auch dort ein.
Jordanien eroberte das Westjordanland, schlachtete und vertrieb die Juden dort. Sie annektierten das Gebiet. In Ostjerusalem wurden die Juden im jüdischen Viertel abgeschlachtet und vertrieben. Die Stadt wurde durch eine Mauer geteilt.
Sehen wir genau, was da beschrieben wird: Also denn, du sollst nicht schadenfreudig auf den Tag deines Bruders blicken, am Tag seines Unglücks, und du sollst dich nicht freuen über die Kinder Judas am Tag ihres Untergangs. Du sollst nicht dein Maul aufsperren am Tag ihrer Drangsal, und du sollst nicht eingehen durch das Tor meines Volkes am Tag ihrer Katastrophe!
Was haben sie genau gemacht? Du sollst nicht schadenfreudig auf sein Übel sehen am Tag seiner Katastrophe, und du sollst nicht deine Hand ausstrecken nach seiner Habe – denn alles wurde weggenommen! Die ganzen Siedlungen im Westjordanland, das ganze jüdische Viertel – alles wurde erbeutet.
Du sollst nicht am Kreuzweg stehen, um seine Entflohenen auszurotten, und du sollst nicht seine Entflohenen ausliefern am Tag der Drangsal. All diese Ermahnungen wurden mit Füßen getreten.
Das kommende Gericht über Edom als Beispiel für alle Nationen
Und jetzt kommt eine neue Strophe, Vers 15:
Fürwahr, nahe ist der Tag des Herrn über alle Nationen. Wie du getan hast, so wird dir getan werden. Dein Handeln wird auf deinen Kopf zurückkehren. Denn so, wie ihr getrunken habt wegen des Berges meiner Heiligkeit, so werden alle Nationen beständig trinken. Ja, sie werden trinken und schlürfen und werden sein wie solche, die nie gewesen sind.
Aber auf dem Berg Zion wird Rettung sein, und so wird er heilig sein.
Jetzt wird das Beispiel des Gerichts über Edom als Beispiel für alle Völker genommen. Fürwahr, nahe ist der Tag des Herrn über alle Nationen.
Jetzt verstehen wir, warum Obadja sich nur mit einer Nation beschäftigt. Das soll ein Modellfall für die ganze Welt sein. Alle Welt wird für ihren Hass gegenüber dem auserwählten Volk zur Rechenschaft gezogen werden, und ihr Handeln wird auf ihren Kopf zurückkommen.
Und jetzt Vers 16 habe ich so übersetzt:
Denn so, wie ihr getrunken habt wegen – man kann übersetzen mit „auf“ oder „wegen“ im Sinne von „aus Begründung“ – des Berges meiner Heiligkeit, so werden alle Nationen beständig trinken.
Wieso müssen die Jordanier, muss Edom gerichtet werden wegen des Tempelbergs? Ja, sie haben den Tempelberg erobert im Krieg 1948/49. Von da an haben die Jordanier sich als Verwalter des Tempelbergs und der Moscheen darauf gesehen.
Darum hat sich König Hussein mit den Saudis gestritten, wer das Gold bezahlen darf für die neue Kuppel des Felsendoms. Schließlich hat er sich durchgesetzt, denn die Jordanier sind die, die das Sagen haben über den Tempelberg – und schon gar nicht die Juden.
Aber Gott sagt: Wegen des Tempelbergs wird über euch ein Gericht kommen. Ihr müsst quasi den Gerichtsbecher trinken. Und so, wie ihr den Gerichtsbecher trinken müsst, wird das mit allen Völkern der Welt geschehen.
Ja, sie werden trinken und schlürfen und werden sein wie solche, die nie gewesen sind.
Ich habe unter Fußnote 27 verschiedene Stellen ausgeführt, die zeigen, wie das Trinken des göttlichen Gerichtsbechers eine Umschreibung ist, wenn Gott Menschen und Völker bestraft.
Aber wir sehen in Vers 17: Gott will den Tempelberg heiligen und wird sich dieses Berges wieder neu annehmen.
Merken wir: Edom ist ein Gebirge, und der Tempelberg – hier werden sie nun in Gegensatz gebracht: Tempelberg, Gottesberg und Esausberg.
Die zukünftige Besitznahme durch Israel und das endgültige Gericht über Edom
Nun gehen wir weiter, und die vom Haus Jakob werden ihre Besitzungen in Besitz nehmen. Das Haus Jakob wird ein Feuer werden, und das Haus Josef eine Feuerflamme. Das Haus Esau hingegen wird zu Strohstopfen; sie werden unter ihnen brennen und verzehrt werden. Es wird keinen Flohnen für das Haus Esau geben, denn der Herr hat gesprochen.
Wir sehen also, dass sich Edoms Freunde gegen Edom wenden und dieses Land verwüsten werden. Israel wird in der Zukunft ebenfalls eine wesentliche Rolle beim Gericht über Edom spielen. Das ist noch zukünftig.
Wir befinden uns in Vers 18 und 19: Die vom Negev werden das Gebirge Esau in Besitz nehmen, und die von der Scheffela werden die Philister übernehmen. Die Scheffela – ich habe das in der Fußnote erklärt – bedeutet Niederung. Als geografischer Name bezeichnet sie die Ostabhänge der judäischen Berge, die gegen den heutigen Gazastreifen liegen.
Also werden die von der Scheffela die Philister und den Gazastreifen in Besitz nehmen. Das ist recht interessant und sehr konkret. Offensichtlich wird in der Endzeit der Gazastreifen nicht israelisch sein und dann erobert werden.
Weiter heißt es, sie werden das Gebiet Ephraim in Besitz nehmen. Wo liegt Ephraim? Wenn man eine Landkarte zur Hand nimmt und vergleicht, sieht man, dass Ephraim das Gebiet zwischen Tel Arar und Jerusalem ist. Es ist genau das Gebiet, das die Juden im Krieg von 1948, 1949 und 1967 erobert haben.
Wenn man vom Flughafen nach Jerusalem hinauffährt, durchquert man dieses Gebiet. Es ist bereits erobert und in Besitz genommen. Ebenso wird das Gebiet Samaria eingenommen. Samaria ist der nördliche Teil des Westjordanlandes.
Es fällt auf, dass gerade die kriegerischen Gegenden hier namentlich genannt werden: das Gebiet Ephraim, das Gebiet Samaria, Benjamin und Gilead. Zu Gilead habe ich in der Fußnote 37 geschrieben, dass es heute jordanisches Gebiet südlich des Sees Genezareth ist.
Benjamin ist das Gebiet nördlich von Jerusalem im sogenannten Westjordanland, dort liegt zum Beispiel Hamallah. Es lohnt sich, beim Bibellesen eine Karte zu verwenden. Gott gibt diese geografischen Angaben nicht ohne Grund.
Die Weggeführten dieses Heeres der Kinder Israels werden in Besitz nehmen, was den Kanaaniter gehört, bis Zarpad. In der Fußnote habe ich erklärt, dass Zarpad im heutigen Libanon liegt, nördlich von Tyrus und südlich von Sidon. Ein Vergleich findet sich in 1. Könige 17,9-10, wo von Zarepta, also von Zarpad, die Rede ist.
Sogar libanesisches Gebiet wird also noch durch Israel erobert werden.
Die Weggeführten von Jerusalem, die in Sepharad waren, werden die Städte des Negev in Besitz nehmen. Wir haben schon zuvor gesehen, dass die Weggeführten dieses Heeres der Kinder Israels, das heißt die Juden, die in der Zerstreuung weltweit weggeführt waren, zurückkommen und das Land erobern werden.
Die Weggeführten von Jerusalem, die in Sepharad waren, werden also die Städte des Negev in Besitz nehmen. Das ist auch heute schon so. Sheva zum Beispiel ist eine dieser großen Negevstädte.
Die Retter werden auch den Berg Zion hinaufziehen, um den Berg Esau zu richten. Hier sehen wir erneut die Opposition zwischen dem Berg Zion, dem von Gott auserwählten Berg, und dem Berg Esau, der sich feindlich gegen das Volk Israel gerichtet hat und deshalb von Gott bestraft wird.
All diese Entwicklungen, die hier beschrieben werden – von denen ein Teil schon erfüllt ist, aber die noch über unsere Zeit hinaus bis zur Wiederkunft Christi weitergehen – führen zum Abschlussvers: Dem Herrn wird das Königreich gehören.
Das ist das eine Kapitel Obadja, aber wenn man bedenkt, was darin steckt, ist das doch erstaunlich.
Praktische Lehren aus dem Buch Obadja
Wann kommt die letzte Pause? Wir haben noch 15 Minuten, stimmt das? Ja, wir machen gleich weiter. Wir kommen nochmals zurück auf das Blatt mit Obadiah.
Die praktischen Lehren:
Hüte dich vor Bruderhass! Dieses Thema wird sehr ernst genommen in 1. Johannes 3,11-15. Dort heißt es: Wer seinen Bruder hasst, ist ein Menschenmörder. Dieses Buch ist gegen Bruderhass geschrieben. Wir können das also ganz persönlich auf uns übertragen.
Zweitens: Freue dich nie über das Unglück eines anderen. Die Edomiter haben sich über das Unglück gefreut, das die Juden traf. Sie hatten es verdient, denn es war ein Gericht. Aber wir dürfen uns niemals freuen, wenn jemand zu Recht unter Gottes Zucht kommt. Diese Gefahr besteht besonders dann, wenn unsere persönlichen Feinde betroffen sind.
Das Buch mahnt uns zu innerer Zurückhaltung. Wir sollen diese Dinge in die Hand Gottes legen und nicht mit bösartiger Genugtuung reagieren.
Drittens zeigt uns dieses Buch: Gott ist der Rächer für sein Volk. In Römer 12 wird gesagt, dass wir uns niemals selbst rächen sollen. Das müssen wir Gott überlassen. Er sorgt für das Recht seines Volkes. Das ist nicht unsere Aufgabe.
Einführung in das Buch Jona und seine zeitliche Einordnung
Nun wenden wir uns dem Buch des Propheten Jona zu. Diese Geschichte kennen wir am besten. Von allen zwölf Prophetenbüchern ist dieses wohl am bekanntesten. Viele haben es vermutlich bereits in der Sonntagsschule kennengelernt.
Wir können das Buch auf die Zeit Jerobams II., 782 bis 753 v. Chr., datieren. In 2. Könige 14,25 wird erwähnt, dass Jona, der Prophet, zu dieser Zeit als Gottes Bote wirkte. Er war ein anerkannter Prophet.
Das Thema des Buches lässt sich so zusammenfassen: Gottes Gnade sprengt die Grenzen Israels. Obwohl Gott Israel als sein Volk auserwählt hat, möchte er auch anderen Völkern seine Gnade erweisen. Jona muss lernen, die erklärten Gnadenabsichten Gottes voll zu akzeptieren. Die Tatsache, dass Gott bereit war, den assyrischen Bewohnern von Ninive zu vergeben, zeigt, dass auch für den größten Feind Israels Gnade möglich ist, wenn dieser umkehrt.
Der Aufbau des Buches ist sehr interessant. Man kann zwei Hauptteile unterscheiden:
I. Teil: Kapitel 1 bis 2
II. Teil: Kapitel 3 bis 4
Der erste Teil zeigt Gottes Wirken an Jona im Westen. Jona sollte eigentlich nach Ninive gehen, das im Osten liegt, im heutigen Nordirak. Doch er floh vor Gott, weil er nicht wollte, dass diese Feinde Israels Gnade erhalten. Stattdessen floh er nach Tarsis, einer phönizischen, also libanesischen Kolonie in Spanien. Anstatt also in den Irak zu gehen, reiste er nach Spanien.
In Kapitel 1 sehen wir Jonas Abkehr von Gott und den großen Sturm. Schließlich wird Jona ins Meer geworfen. Im Bauch des Fisches erlebt er im zweiten Teil des ersten Abschnitts seine Umkehr.
Der zweite Teil zeigt Gottes Wirken in Ninive im Osten. Jona wird lebendig an Land gespuckt und geht dann in den Irak, um seine Predigt zu halten. Hier finden wir zunächst Jonas Demut und die große Erweckung. Jona gehorcht nun Gottes Wort, predigt in Ninive, und es kommt zu einer unfasslichen Erweckung.
Im vierten Kapitel begegnen wir Jonas Unmut und Gottes großer Gnade. Ninive wird nicht zerstört, weil das Volk umkehrt. Jona kann das einfach nicht akzeptieren. Doch Gott zeigt ihm durch dieses Buch und uns allen, dass seine Gnade die Grenzen Israels sprengt.
Gott ist der Gott aller Völker. Er hat Israel ausgewählt, damit aus diesem Volk der Erlöser komme. Dieser Erlöser soll aber für alle Völker der Welt sein. Das wird uns eindrücklich im Alten Testament durch dieses Buch vor Augen geführt.
Der Weltmissionsgedanke Gottes wird hier deutlich: Gott liebt alle Völker, ganz gleich, wie tief sie im Bösen stecken. Das ist keine Bedingung für seine Gnade. Durch Umkehr können auch sie Gottes Gnade empfangen.
Charakteristische Merkmale des Buches Jona und seine prophetische Bedeutung
Nun möchte ich noch einige charakteristische Kennzeichen besprechen. Das Buch Jona hat auch eine prophetische Bedeutung. Jona symbolisiert eigentlich das Volk Israel. Es hatte den Auftrag, ein Zeugnis für alle Völker zu sein.
Israel hat sich jedoch gegen die Evangeliumsverkündigung verschlossen, die in Jerusalem ihren Ausgangspunkt genommen hatte (Apostelgeschichte 1,8). Dort gab der Herr Jesus den Auftrag zur Evangelisation der ganzen Welt. Doch Israel stellte sich dagegen, wie in Apostelgeschichte 22,21-23 oder 1. Thessalonicher 2,15-16 beschrieben wird. So wurden sie unter die Völker zerstreut.
In 3. Mose 28,64 sagt Gott, dass er Israel unter alle Völker zerstreuen wird. So kam Jona ins Meer, so kam Israel ins Völkermeer. Die Propheten sagen jedoch, dass das jüdische Volk zurückkehren wird ins Land. Das war das Erste: Jona wurde ans Land gespült – nicht nach Ägypten oder Italien, sondern nach Israel.
Dann kam wieder der Auftrag: Gehe nach Ninive! So muss das Volk Israel wieder zurückkehren ins Land. Ein reuig umgekehrter, gläubiger Überrest wird nach der Entrückung der Gemeinde zum Träger der Segnung für die Völker werden. Im Tausendjährigen Reich wird es eine riesige Ernte aus allen Völkern geben.
Offenbarung 7 zeigt sogar eine unzählbare Schar aus allen Völkern und Sprachen, die in der Trübsalszeit zum Glauben kommen und dann ins tausendjährige Reich eingehen. Israel wird dabei eine wichtige Rolle in der Zukunft spielen.
Das Buch Jona ist also ein wunderbares prophetisches Buch. Es enthält aber auch einen Hinweis auf den Tod und die Auferstehung des Messias. In Matthäus 12,38-42 erklärt der Herr Jesus, dass er das Zeichen Jonas gibt.
Dabei ist es interessant, dass Jona wegen eigener Schuld in den Bauch des Fisches kam. Er beschreibt das selbst als ein Grab (Jona 2,3): „Ich rief aus meiner Bedrängnis zu dem Herrn, und er antwortete mir. Ich schrie aus dem Schoss des Totenreichs. Du hörtest meine Stimme.“ Und in Vers 7 heißt es am Schluss: „Da führte du mein Leben aus der Grube“ – oder man kann auch übersetzen: „aus dem Grab herauf, Herr, mein Gott.“
Jona beschreibt das wirklich als eine Todeserfahrung von drei Kalendertagen, drei Tagen und drei Nächten. Diese Ausdrucksweise bedeutet „drei volle Tage“. Denn der Begriff „Tag“ ist oft nicht ganz klar – meint man nur die helle Periode oder den vollen 24-Stunden-Tag? Auf Hebräisch sagte man deshalb „drei Tage und drei Nächte“, um klarzustellen, dass es sich um drei volle Tage handelt.
Der Herr Jesus bezieht dieses Beispiel auf sich, wenn er sagt: „So wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war – im Grab –, so wird der Sohn des Menschen im Herzen der Erde sein, aber dann wieder auferstehen.“
Dabei gibt es einen Gegensatz: Jona kam wegen eigener Schuld ins Grab, der Herr Jesus jedoch sollte wegen unserer Schuld in den Tod gehen.
Besonders eindrücklich ist Gottes Wirken über die Natur in diesem Buch. In Jona 1,4 wirft er einen heftigen Wind aufs Meer. Er befiehlt dem Fisch, Jona auszuspeien (Jona 2,10). Er bestellt einen Fisch, einen Wunderbaum, einen Wurm und einen schwülen Ostwind (Kapitel 2,1; 3,6-8). Hier sehen wir, dass Gott nicht nur der Schöpfer ist, sondern auch heute aktiv die Welt erhält.
Die Fischart wird nicht genannt. Das ist wichtig, denn es war kein Grönlandfisch; diese haben so harte Braten, dass sie gar keine Menschen verschlucken können, so groß sie auch sind.
Interessant ist, dass im 20. Jahrhundert mehrere Fälle eidesstattlich bezeugt wurden, in denen Menschen von einem Fisch verschluckt und lebend wieder herausgekommen sind. Ein Beispiel wurde sogar in einer Zeitung im Dritten Reich beschrieben, obwohl diese kein Interesse daran hatten, die Bibel zu bestätigen.
Das Komische ist natürlich: Wenn man in einem solchen Bauch gewesen ist, wird die Haut durch die Magensäfte ganz furchtbar gegerbt und gelblich. So war Jona wirklich ein Zeichen. Warum sieht er so komisch aus? Er kommt nicht von einem anderen Planeten, sondern aus dem Grab.
So war der quasi auferstandene Jona ein Bild des Messias, der auferstehen sollte, und ein Bild von Israel, das in der Zukunft aus dem geistlichen Tod auferstehen wird und so zum Segen der Völker wird.
Praktische Lehren aus dem Buch Jona
Praktische Lehren
Versuche nicht, vor Gott zu fliehen. Es ist vergeblich. Lass dich von Gott beauftragen – bezüglich des Zeitpunkts, des Arbeitsfeldes und der Botschaft.
In 1, Vers 1 heißt es: „Mache dich auf, gehe nach Ninive, der großen Stadt, und predige gegen sie.“ Gott hat also gesagt, dass er gehen muss. Er sagt ihm auch, wohin er gehen soll. In 3, Vers 2 gibt er ihm zudem die Botschaft mit: „Rufe ihr die Botschaft aus, die ich dir sagen werde.“
Das ist hier praktisch.
Verurteile bei dir jeglichen Jonah-Komplex. Der Jonah-Komplex zeigt sich zum Beispiel dann, wenn wir uns nur noch auf unsere örtliche Gemeinde konzentrieren und alle anderen Christen vergessen. Er zeigt sich auch, wenn wir den Blick für die Mission verlieren und uns nur noch auf unseren eigenen Bereich fokussieren.
Das ist ein Jonah-Komplex, der mit dem Buch Jona überwunden werden soll.
Es ist Zeit für eine Pause.
