Einführung in Kapitel 5 und Übergang zu den Siegelgerichten
Wir befinden uns weiterhin in Kapitel 5 der Offenbarung. Ich möchte vorschlagen, dass wir das Kapitel noch einmal gemeinsam lesen, bevor wir zu den Siegelgerichten ab Kapitel 6 übergehen.
Das Buch war innen und auf der Rückseite beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt. Ich sah einen starken Engel, der mit lauter Stimme ausrief: „Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu brechen?“ Doch niemand im Himmel, auf der Erde oder unter der Erde konnte das Buch öffnen oder es ansehen.
Ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen oder es anzublicken. Einer der Ältesten sprach zu mir: „Weine nicht! Siehe, der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, hat überwunden, um das Buch und seine sieben Siegel zu öffnen.“
Dann sah ich inmitten des Thrones, der vier lebendigen Wesen und der Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet. Es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt über die ganze Erde.
Das Lamm kam und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß. Als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vier Ältesten nieder vor dem Lamm. Jeder von ihnen hatte eine Harfe und goldene Schalen voller Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen.
Sie sangen ein neues Lied und sagten: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden. Mit deinem Blut hast du Gott erkauft aus jedem Stamm, jeder Sprache, jedem Volk und jeder Nation. Du hast sie zu einem Königtum und Priestern für unseren Gott gemacht, und sie werden über die Erde herrschen.“
Ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel rings um den Thron, die lebendigen Wesen und die Ältesten. Ihre Zahl war zehntausend mal zehntausend und tausend mal tausend. Sie sprachen mit lauter Stimme: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, die Macht, den Reichtum, die Weisheit, die Stärke, die Ehre, die Herrlichkeit und den Lobpreis zu empfangen!“
Jedes Geschöpf im Himmel, auf der Erde, unter der Erde und auf dem Meer sowie alles, was in ihnen ist, hörte diese Worte: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt Lobpreis, Ehre, Herrlichkeit und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Die vier lebendigen Wesen sprachen „Amen“ und die Ältesten fielen nieder und beteten an.
Überblick über die Offenbarung und die Endzeitgemeinde
In Kapitel 1 finden wir in den ersten Versen eine Einleitung in die Offenbarung mit wichtigen Grundsätzen, die wir bereits miteinander studiert haben. In der zweiten Hälfte des Kapitels erscheint Jesus in Herrlichkeit auf Patmos als der Richter der Welt. Er verkündet die Botschaft an die sieben Gemeinden, die in den Kapiteln 2 und 3 beschrieben ist.
Diese Botschaft an die sieben Gemeinden ist zugleich eine prophetische Botschaft über die gesamte Kirchengeschichte – von den Tagen der Apostel bis zur Entrückung. Sie ist in sieben Abschnitte eingeteilt, genau so, wie sich das erfüllt hat. Wir leben heute in der Zeit von Laodizea, der Endzeitgemeinde. Diese Gemeinde meint, reich zu sein, ist aber blind für ihre geistliche Armut.
In Kapitel 4, Vers 1 sehen wir, dass Johannes in den Himmel entrückt wurde. Seine Entrückung ist in der Offenbarung eine symbolische Darstellung der Entrückung der Gemeinde. Im Himmel befindet sich Johannes im Allerheiligsten des himmlischen Tempels. Er sieht den Thron Gottes, die Bundeslade und Gott auf dem Thron. Um den Thron herum stehen 24 Älteste. Diese 24 Ältesten mit goldenen Kronen und Priestergewändern stellen die gesamte entrückte Gemeinde im Himmel dar.
Wir haben verschiedene Details aus dem Himmel gesehen. Der siebenarmige Leuchter wurde speziell erwähnt. Außerdem sahen wir Waschbecken, das Meer vor dem Tempelhaus und die vier Cherubim um den Thron Gottes und die Bundeslade.
In Kapitel 5, das direkt an Kapitel 4 anschließt, sieht Johannes inmitten des Thrones den Herrn Jesus als Mensch, hier beschrieben als das Lamm Gottes. Dieses Lamm hat überwunden und ist allein würdig, die Schriftrolle mit sieben Siegeln aus der Hand Gottes auf dem Thron zu nehmen. Diese Schriftrolle ist das Buch der Ratschlüsse Gottes bezüglich der Gerichte, die über die Welt nach der Entrückung kommen sollen.
Niemand außer Jesus Christus, dem Lamm Gottes, ist würdig, dieses Buch zu öffnen. In Kapitel 5 wird Jesus, das Lamm Gottes, von der Gemeinde dargestellt durch die 24 Ältesten angebetet. Sie singen das neue Lied und preisen das Lamm, das sie erkauft und zu Königen und Priestern gemacht hat.
Darüber hinaus sieht Johannes im himmlischen Allerheiligsten, das unendlich größer ist als das Allerheiligste auf Erden im Salomonischen Tempel, hunderte Millionen Engel. Diese Engel beten ebenfalls Jesus Christus, das Lamm Gottes, an.
Nun kommen wir zu Kapitel 6. Hier sehen wir, wie der Herr Jesus ein Siegel nach dem anderen bricht. Dadurch kommen die apokalyptischen Gerichte über die Erde. Diese Gerichte sind bis heute noch zukünftig. Sie können erst eintreten, wenn die Entrückung erfolgt ist (Kapitel 4, Vers 1).
Wir haben zwar oft gesehen, dass wir bereits in der Endzeit leben. Die Endzeit ist die Zeit, in der das jüdische Volk aus aller Welt in das Land der Väter heimkehrt. Dieser Prozess begann bereits 1882. Seitdem haben sich über 175 Prophezeiungen über die Endzeit erfüllt. Die apokalyptischen Prophezeiungen aus Offenbarung 6 stehen jedoch noch aus und sind noch zukünftig.
Das zeigt, wie aktuell diese Prophezeiungen sind, weil wir beweisen können, dass wir bereits jetzt in der Endzeit leben und die Entrückung bald stattfinden muss.
Die Herausforderung des Gottesblicks im Alten und Neuen Testament
Jetzt möchte ich nochmals auf Kapitel 5 zurückkommen – aus einem bestimmten Grund.
Wir haben ja schon in Kapitel 4 gesehen, dass Johannes im Himmel Gott auf dem Thron sieht. Aber da stellt sich die Frage: Wie ist das möglich? Im Alten Testament heißt es doch in 2. Mose, dass der Mensch Gott nicht sehen kann und leben. Und in 1. Timotheus 6,16 steht, dass Gott unmöglich gesehen werden kann.
Schlagen wir das einmal auf, 1. Timotheus 6,16. Es geht um Gott, der genannt wird „der König der Könige, Herr der Herren“. Dieser eine wahre Gott wird in Vers 16 so beschrieben:
„Wer allein Unsterblichkeit hat, der in einem unzugänglichen Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Ihm sei Ehre und ewige Macht. Amen.“
Also wird hier klar gesagt: Kein Mensch kann Gott sehen – und noch mehr: Keiner hat ihn je gesehen, und für die Zukunft wird auch gleich gesagt, dass niemand ihn noch sehen kann.
Trotzdem finden wir im Alten Testament wiederholt Berichte, in denen Menschen Gott gesehen haben. Und auch in Offenbarung 4,2 heißt es:
„Alsbald war ich im Geist, und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer. Und der, der saß, war von Ansehen gleich einem Jaspisstein.“
Wir haben damals gesehen, dass Jaspis im Griechischen der damaligen Zeit einem Diamanten entspricht – also einem Diamant und einem Sardis.
Wie ist das möglich? In Kapitel 5 sieht Johannes dann das Lamm Gottes, das ist der Herr Jesus als Mensch. Dass wir den Herrn Jesus als Mensch im Himmel sehen werden, können wir nachvollziehen.
Gottes Sohn kam in diese Welt, wurde ein wirklicher Mensch, geboren von der Jungfrau Maria. Er lebte 33 Jahre hier auf Erden, starb am Kreuz, und am dritten Tag ist er auferstanden. Vierzig Tage später fuhr er in den Himmel auf und setzte sich zur Rechten der Majestät im Himmel – als wirklicher Mensch.
Er wird auch in der Zukunft als Mensch wiederkommen, als der Sohn des Menschen mit den Wolken des Himmels, wie Matthäus 24 sagt. Dass wir ihn als Menschen sehen werden, ist also klar.
Aber meine Frage ist: Wie ist es möglich, dass Gott gesehen wird – hier und auch im Alten Testament immer wieder? Können wir vielleicht noch eine Beispielstelle aus dem Alten Testament aufschlagen?
Jesaja 6 ist eine ganz eindrückliche Vision, die den ganzen Dienst von Jesaja geprägt hat.
Im Todesjahr des Königs Usia sah Jesaja den Herrn sitzen auf hohem und erhabnem Thron, und die Säume seines Gewandes füllten den Tempel. Seraphim standen über ihm, jeder von ihnen hatte sechs Flügel: Mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er.
Einer rief dem anderen zu: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Herrscharen, die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit.“
Da erbebten die Türpfosten in den Schwellen von der Stimme des Rufenden, und das Haus wurde mit Rauch erfüllt.
Jesaja sprach: „Wehe mir, denn ich bin verloren! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne mitten in einem Volk mit unreinen Lippen. Denn meine Augen haben den König, den Herrn der Herrscharen, gesehen.“
Bis dahin.
Vielleicht noch Vers 8: Gott spricht dann – und Jesaja hört die Stimme des Herrn, der fragt: „Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?“ Da antwortet Jesaja: „Hier bin ich, sende mich!“
Dann prophezeit Gott, dass das Volk Israel eine geistliche Verhärtung und Erblindung erleben soll.
Kannst du gleich noch Vers 19 lesen?
Dort heißt es: „Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Hört, ja hört sollt ihr, und nicht verstehen; seht, ja seht sollt ihr, und nicht erkennen. Mache das Herz dieses Volkes fett, und mache seine Ohren schwerhörig, und verklebe seine Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört, und sein Herz nicht einsichtig wird und es sich nicht bekehrt und Heilung für sie findet.“
Das ist ein göttliches Gericht der Verblendung über Israel, weil sie nicht wollten. Gott lässt sie in die Verblendung hineinfallen – nicht einfach so, das macht Gott nie.
Aber der Mensch, der sich gegen Gottes Wort stellt und nicht hört, kann schließlich das Gericht der Verblendung erfahren.
Die Offenbarung Gottes durch Jesus Christus als Vermittler
Wie ist es möglich, dass Gott dennoch gesehen wurde? Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament finden wir dazu interessante Hinweise. Zum Beispiel sehen wir eine Parallele zu Offenbarung 4: Die Seraphim mit sechs Flügeln entsprechen genau den lebendigen Wesen in Offenbarung 4, Vers 7, die um den Thron Gottes herumschweben und ebenfalls mit sechs Flügeln beschrieben werden.
Gott offenbart sich in Jesus Christus. Man könnte also sagen, diese Erscheinungen sind Offenbarungen durch den Sohn, durch Jesus Christus. Doch wie lässt sich das mit 1. Timotheus 6 vereinbaren, wo es heißt, dass Gott in einem unzugänglichen Licht wohnt? Wie kann es sein, dass Gott sich überhaupt durch Jesus Christus offenbart, wenn er doch gesehen wurde? Diese Frage führt uns auf die richtige Spur, aber es bleibt ein Problem, das wir lösen müssen.
Die Schechina ist die rabbinische Bezeichnung für die Wolkensäule, wie sie über der Stiftshütte war – tagsüber eine Wolkensäule, nachts eine Feuersäule. Doch dort sah man keine Gestalt. Die Schechina symbolisierte im Alten Testament die sichtbare Gegenwart Gottes auf der Stiftshütte und im Salomonischen Tempel. Beim zweiten Tempel war sie nicht mehr vorhanden. Man sah also keine Gestalt, sondern nur die Gegenwart Gottes. Somit ist es nicht einfach, Jesaja 6 und Offenbarung 4 eins zu eins miteinander zu vergleichen.
In Offenbarung 4 wird beschrieben, dass Johannes in den Himmel entrückt wurde (Vers 1) und im Geist war, also ganz unter dem Einfluss des Heiligen Geistes (Vers 2). Er sah Gott auf dem Thron. Wie ist das möglich, wenn doch gesagt wird, dass niemand Gott je gesehen hat? Bedeutet das, dass wir Gott in der Ewigkeit sehen werden, wie er ist?
In 1. Johannes 3, Vers 2 heißt es: „Geliebte, wir sind jetzt Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber, dass wir ihm gleichgestaltet sein werden, wenn er offenbar werden wird, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Hier ist die Rede von der Wiederkunft des Herrn Jesus. In Vers 28 des zweiten Kapitels steht: „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir Freimütigkeit haben, wenn er erscheint, und uns nicht schämen müssen vor ihm bei seiner Wiederkunft.“
Es geht also um den Herrn Jesus, der wiederkommt. Wenn er offenbar wird, werden wir ihm gleich sein – das heißt, dem Herrn Jesus als Mensch. Er ist als Mensch in den Himmel gegangen und der Erstgeborene unter vielen Brüdern. Die Erlösten sind Kinder Gottes, und wir werden sein Bild tragen, wie es in Römer 8 beschrieben wird. Das bedeutet, dass wir ihm in seiner Herrlichkeit als auferstandener Mensch gleich sein werden.
Diese Stelle sagt jedoch nicht, dass wir Gott sehen, sondern den Herrn Jesus als Menschen, wie er ist – als verherrlichten Menschen im Himmel. Deshalb brauchen wir noch weitere Unterstützung, um das Problem zu lösen.
Jesus sagt in Johannes 10, Vers 30: „Ich und der Vater sind eins.“ In Kapitel 14 sagt er: „Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen.“ Man könnte also sagen, wir werden den Herrn Jesus als Menschen sehen und dadurch auch Gott, den Vater. Doch in Offenbarung 4 wird unterschieden: Johannes sieht Gott auf dem Thron, und er sieht auch das Lamm, das ist Jesus als Mensch. Die Erscheinung auf dem Thron ist nicht Jesus Christus als Mensch. Diese Unterscheidung ist wichtig.
Wir haben auch gesehen, wie das Lamm Gottes die Buchrolle mit den sieben Siegeln aus der Hand dessen entgegennimmt, der auf dem Thron sitzt. Es sind also zwei Erscheinungen: Gott auf dem Thron und Jesus als Mensch. Wir kommen der Sache immer näher.
Gott ist Geist, und die göttliche Seite von ihm ist auch Geist. Könnte es da nicht zu einer Vereinigung kommen? In Johannes 4, Vers 24 sagt Jesus: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn in Geist und Wahrheit anbeten.“
In Kolosser 1 wird Jesus als das Bild Gottes bezeichnet. Ab Vers 13 heißt es: „Er hat uns errettet aus der Herrschaft der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir die Erlösung durch sein Blut haben, die Vergebung der Sünden. Dieser ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung.“
Weiter heißt es, dass durch ihn alles erschaffen wurde, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne, Herrschaften, Fürstentümer oder Gewalten. Alles ist durch ihn und für ihn geschaffen. Der Herr Jesus hat also die sichtbare und unsichtbare Welt erschaffen, das Diesseits und das Jenseits. Er hält alles zusammen.
In Vers 17 wird betont, dass er vor allem ist und alles in ihm Bestand hat. Grammatikalisch steht hier nicht „war vor allen“, sondern „ist vor allen“, um auszudrücken, dass er ewiger Gott ist, der Raum und Zeit nicht unterworfen ist. Alle Dinge werden durch ihn zusammengehalten.
In der Physik, zum Beispiel am CERN in Genf, wird erforscht, was die Materie im Innersten zusammenhält. Die letzte Antwort ist noch nicht gegeben, doch biblisch gesehen hält Jesus Christus alles zusammen.
Im Vers 15 wird Jesus als das Bild des unsichtbaren Gottes bezeichnet. Das bedeutet, Gott offenbart sich durch Jesus Christus in einer sichtbaren Gestalt, die der Mensch sehen kann. Obwohl in 2. Mose 33 gesagt wird, dass der Mensch Gott nicht sehen und leben kann, sehen wir, dass Menschen im Alten Testament Gott gesehen und überlebt haben.
Hebräer 1, Verse 1 bis 3 sagt: „Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern durch die Propheten geredet hat, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet durch den Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat. Durch ihn hat er auch die Welten gemacht. Er ist der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort seiner Macht. Nachdem er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat, hat er sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt.“
Es wird also beschrieben, wie Gott sich im Alten Testament durch die Propheten offenbart hat, und am Ende dieser Tage, das heißt am Ende der Tage des Alten Testaments, hat er sich durch den Sohn offenbart. Die Fußnote in der alten Elberfelder Bibel erklärt, dass Gott nicht nur durch den Sohn gesprochen hat, sondern in der Person des Sohnes.
Der Sohn Gottes ist in die Welt gekommen, nicht der Vater oder der Heilige Geist. Er ist zum Erben aller Dinge gesetzt und durch ihn sind die Welten gemacht worden. Er ist die Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes, die unsichtbar ist. Gott wohnt in einem unzugänglichen Licht, doch seine Herrlichkeit kann durch den Sohn sichtbar gemacht werden.
Gott der Vater hatte die Pläne zur Erschaffung der Welt, sowohl für das Diesseits als auch für das Jenseits, doch ausgeführt hat sie der Sohn. Durch die Schöpfung hat Gott etwas von seiner Ewigkeit und seiner Herrlichkeit sichtbar gemacht.
Römer 1, Vers 20 bestätigt das: „Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien.“
Obwohl Gott unsichtbar ist, können wir seine ewige Kraft und Göttlichkeit in der Natur und im Universum erkennen. So offenbart sich Gott durch seine Werke.
In der weiteren biblischen Geschichte sehen wir, dass Gott immer wieder von Menschen gesehen wurde. Es war der Sohn, der eine Gestalt annehmen konnte, die für den Menschen erträglich war. Die Offenbarung ging über den Sohn hinaus, aber sie ist die Offenbarung des dreieinigen Gottes. Wenn Gott erscheint, ist es die Erscheinung des dreieinigen Gottes, doch mit dem Akzent, dass es durch Jesus Christus geschieht.
Auf wunderbare Weise hat sich Gott offenbart, als der Sohn Mensch wurde. Johannes 1, Vers 18 sagt dazu: „Niemand hat Gott je gesehen. Der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat Aufschluss über ihn gegeben.“
Das bestätigt 1. Timotheus 6, Vers 16. Paulus und Johannes stehen hier in vollkommener Harmonie. Niemand hat Gott je gesehen, aber der Sohn hat ihn uns kundgemacht – er hat uns Aufschluss über Gott gegeben.
Die Offenbarung Gottes im Neuen Testament durch Jesus Christus
Und dazu lesen wir noch Johannes 14. Ich habe das schon angedeutet, aber wir haben es nicht aufgeschlagen. Johannes 14, Verse 6-9:
Jesus sagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn gesehen."
Philippus spricht zu ihm: "Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns."
Jesus antwortet: "So lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und wie sagst du, zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist?"
Die Jünger hätten den Vater nicht gesehen. Dadurch, dass Gottes Sohn Mensch wurde, hat er den dreieinen Gott offenbart.
Jetzt verstehen wir auch, warum in Kolosser 2, Vers 9 steht, dass die Fülle der Gottheit in dem Herrn Jesus leibhaftig wohnt. Können wir das noch kurz aufschlagen? Kolosser 2, Vers 9 lautet:
"Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid zur Fülle gebracht in ihm."
Warum heißt es hier "leibhaftig"? Weil es hier um Jesus Christus als Mensch geht. In ihm, der wirklich Mensch war, hier auf der Erde, aber auch jetzt im Himmel – man beachte, es ist Präsenz im Kolosserbrief. Da ist der Herr schon seit Jahren im Himmel, im Jahr 62. Und da steht: "Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig."
Das heißt also: In dem Menschen Jesus Christus, mit einem wirklich menschlichen Körper, auch einer menschlichen Seele und einem menschlichen Geist, wohnt der dreieine Gott leibhaftig. Durch ihn wird er geoffenbart.
So haben wir also zwei Erscheinungsweisen von Gott in der Bibel: Einerseits, wie im Alten Testament, macht sich Gott sichtbar im Sohn als dreieiner Gott. Und dann später macht sich Gott sichtbar durch den Sohn, der Mensch wurde.
Das werden wir auch im Himmel haben. Wir werden also Gott sehen in dieser Art und Weise, wie Gott sich auch schon früher geoffenbart hat als Gott, und wir werden den Herrn Jesus sehen als Mensch – beides.
Die Mehrzahlform Elohim und die Dreieinigkeit Gottes
Ja. Nein, jetzt müssen Sie wirklich sagen, welches Wort Sie meinen. Ja, im Hebräischen – von welchem Text sprechen wir? Ja, Gott wird einfach Elohim genannt, nicht wahr? Und das heißt Gott. Es ist zwar die Mehrzahlform, aber das bedeutet nicht unbedingt Mehrzahl im Sinne von mehreren Göttern.
Elohim ist die Mehrzahlform, doch das kann man grammatikalisch als pluralis extensio erklären, also als Mehrzahl der Ausdehnung. Etwas, das riesengroß ist, kann mit einer Mehrzahl bezeichnet werden.
Zum Beispiel wird in Richter 16 der falsche Gott Dagon auch Elohim genannt. Die Philister verstanden unter Dagon aber nicht mehr als eine Person. Trotzdem wurde auch er als Elohim bezeichnet, um die Größe auszudrücken.
In Hiob 40 wird die Beschreibung eines Landsauriers gegeben, ähnlich einem Diplodocus. Dort wird Behemoth genannt, was die Mehrzahl von Behemah ist. Behemoth ist ein pluralis extensio. Von diesem Vieh heißt es, der Behemoth biegt seinen Schwanz gleich einer Zeder. Das ist genau dieser riesige Schwanz, wie man ihn vom Diplodocus oder Prontosaurus kennt.
Das wäre also die Erklärung für Elohim. Aber man kann die Dreieinheit Gottes bereits angedeutet finden in 1. Mose 1,27, wo Gott sagt: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis.“ Rabbiner wollten das wegdiskutieren und behaupteten, mit „uns“ seien die Engel gemeint. Aber bitte, Gott stellt sich doch nicht auf dieselbe Ebene wie Engel und sagt: „Lasst uns Menschen in unserem Bild schaffen.“ Nein, es ist eben der dreieinige Gott, der spricht: „Lasst uns Menschen machen, nach unserem Bild.“
Dass in der Gottheit drei Personen sind, finden wir schon im Alten Testament, zum Beispiel in Sacharja 2. Dort sendet Jahwe, der Ewige, Jahwe in diese Welt. Es wird ganz klar gesagt: Jahwe, der Herr, spricht und sagt: „Ich komme zu euch, und ich werde erkennen, dass Jahwe, der Herr, mich zu euch gesandt hat.“ Jahwe sendet Jahwe. Also ist ganz klar, dass mehr als eine Person in der Gottheit ist.
Wir haben gesehen, dass Gott sich durch seinen Sohn offenbart, aber auf verschiedene Arten. Das geschah durch die Erschaffung der Welt und dadurch, dass Gott immer wieder sichtbar erschien, wie bei Jesaja.
Die Erfüllung der Jesaja-Prophetie in Jesus Christus
Und jetzt noch eine Überraschung: Schlagen wir mal auf Johannes 12, Verse 37 bis 41 auf. Sehr überraschend, was wir dort finden.
Wer liest vor? "Aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn, damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt würde, das er sprach." Ja, wer ist gemeint mit "er"? Das ist klar: "er" bezieht sich auf Jesaja.
Johannes erklärt hier, dass der Unglaube gegenüber Jesus Christus mit der Prophetie von Jesaja zusammenhängt. Und jetzt folgt das Zitat: "Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn offenbart worden?" Jawohl, hier wird aus Jesaja 53,1 zitiert. Diese messianische Prophezeiung sagt, dass der Prophet geklagt hat: Wer glaubt unserer Verkündigung? Wem ist klar geworden, dass der Arm des Herrn Rettung bringt?
Das macht deutlich, dass die Botschaft des Messias auf Unglauben stieß. Weiter heißt es: "Darum konnten sie nicht glauben, weil Jesaja wieder gesagt hatte, er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, sodass sie nicht mit den Augen sehen und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile." Das ist ein Zitat aus Jesaja 6,10.
Jetzt wissen wir, warum wir das vorhin auch noch gelesen haben. Jesaja sah Gott auf dem Thron, und dann sprach Gott: "Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?" Hier haben wir wieder einen Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes. Die Einheit zeigt sich in der ersten Verszeile, poetisch im Hebräischen: "Wen soll ich senden, wer wird für uns gehen?" Ein Gott, aber in der einen Gottheit drei Personen.
Dann verkündet Gott auf dem Thron die Prophetie: Israel wird verblendet werden. Deshalb heißt es hier: "Darum konnten sie nicht glauben, weil Jesaja gesagt hat, er hat ihre Augen verstockt."
Jetzt kommt die Überraschung, Vers 41: "Die sprach Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete." Wen hat Jesaja gesehen? Den Herrn. Noch genauer: Im ganzen Zusammenhang geht es um Jesus Christus.
Obwohl Jesus so viele Zeichen getan hatte, konnten sie nicht glauben, weil Jesaja gesagt hatte, dass er ihre Augen verstockt hat. Und dann heißt es: "Das sprach Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete." Von Jesus Christus.
Hier wird klar: Gott, Yahweh, wie er im Hebräischen genannt wird – in Jesaja 6 ist der Herr Yahweh der Ewige, der Unwandelbare, ohne Anfang und ohne Ende – das ist Jesus Christus. Aber wir müssen hinzufügen, dass der dreieinige Gott im Sohn sichtbar gemacht wird.
Jetzt wird hoffentlich etwas klarer, was die Offenbarung 4 betrifft. Zuerst sieht Johannes Gott auf dem Thron, und das ist der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, gesehen eben da auf dem Thron durch den Herrn Jesus sichtbar gemacht. Dann, in Kapitel 5, wird das Lamm gezeigt, der Herr Jesus, der Mensch geworden ist.
Die Anbetung Gottes als Schöpfer und Erlöser
Und noch etwas sollten wir festhalten, bevor wir in der Offenbarung weitergehen. In Kapitel 4, wo Johannes Gott auf dem Thron sieht, erscheint er besonders als Schöpfer.
Lesen wir nochmals Kapitel 4, Vers 11: Die vierundzwanzig Ältesten fallen nieder, werfen ihre Kronen vor Gott auf den Boden und sagen: „Du bist würdig, unser Herr und Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht zu nehmen, denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden.“
Hier wird Gott eindeutig als Schöpfer angebetet. Es sind also zwei Erscheinungsformen, die fast gleichzeitig gezeigt werden. Die Gotteserscheinung ist das eine, und die Erscheinung als Mensch ist das andere.
Das Lamm nimmt das Buch aus der Hand dessen, der auf dem Thron sitzt. Dabei erkennen wir auch etwas von dem Geheimnis, dass der Herr Jesus in einer Person sowohl Gott als auch Mensch ist. Ich betone jedoch, dass die Person beziehungsweise die Erscheinung auf dem Thron der dreieine Gott ist.
Schauen wir noch einmal in Kapitel 4, Vers 11: „Du hast alle Dinge erschaffen.“ Wir sagen, ja, natürlich hat der Herr Jesus alles erschaffen, so steht es in Johannes 1, Hebräer 1 und Kolosser 1. Dann heißt es weiter: „Und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden.“ Das bezieht sich auf den Vater, denn die Ratschlüsse und die Planung der Schöpfung gehen vom Vater aus. Der Sohn hat sie ausgeführt.
Wieso kann ich das so klar sagen? In 1. Korinther 8, Vers 6 sehen wir etwas davon. Es geht dort um falsche Götter in den Religionen der Heiden. Dort heißt es in Vers 6: „Es gibt doch für uns nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm; und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.“
Das bedeutet: „von“ bedeutet, die Pläne kommen vom Vater, „durch“ bedeutet, der Sohn hat sie ausgeführt.
Wenn Gott auf dem Thron angebetet wird, ist es ganz klar der dreieine Gott. Wenn gesagt wird: „Du hast alles erschaffen“, bezieht sich das besonders auf den Sohn. „Deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden“ bezieht sich auf den Vater.
Aber es ist ein Gott, eine Einheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist.
Jesus Christus als Erlöser und das Buch der Gerichte
Ja, und jetzt in Kapitel 5 sehen wir ganz besonders den Herrn Jesus als den Erlöser, den Retter. Lesen wir nochmals aus dem neuen Lied, Offenbarung 5,9: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft mit deinem Blut aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen.“
Jawohl, hier geht es nicht mehr um die Erschaffung der Welt, sondern um die Erlösung. Interessant ist auch, wer die Erlösung ausgeführt hat: Der Sohn, nicht der Vater. Der Sohn ist gekommen, um zu sterben, aber der Vater hat die Pläne gehabt.
Denn in Epheser 1,3-14 lesen wir davon, wie Gott der Vater die Erlösten, die Gläubigen, vor Grundlegung der Welt auserwählt hat, damit sie heilig und tadellos vor ihm in Liebe seien. Er hat uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade.
Also, der Vater hat die Pläne von Ewigkeit her gehabt, aber der Sohn hat sie ausgeführt. Darum wird er uns hier als das Lamm Gottes, als Retter, vorgestellt.
Gleich danach lesen wir in Offenbarung 6,1: „Und ich sah, wie das Lamm eines von den Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen, die mit Donnerstimme sagen: ‚Komm und sieh!‘“
Ja, also jetzt nimmt das Lamm dieses Buch, öffnet das erste Siegel, und damit wird er zum Richter der Welt. Wir haben also den Schöpfer in Kapitel 4, dann den Erlöser in Kapitel 5 und ab Kapitel 6 ganz ausdrücklich den Richter der Welt.
Das ist auch ganz wichtig für die Evangelisation: dass wir Gott vorstellen als Schöpfer, als Erlöser und auch als Richter.
Die Evangelisation und die Bedeutung von Schöpfer, Erlöser und Richter
Wir sehen das auch sehr eindrücklich in der Areopagerede von Paulus in Apostelgeschichte 17. Diesen Heiden in Athen macht Paulus in der Rede klar, dass Gott, der Herr des Himmels und der Erde, alles erschaffen hat und dass alles von ihm kommt. Wir sind sein Geschlecht, das heißt, er hat uns erschaffen.
Dann macht er aber auch deutlich, dass daraus eine Verantwortung uns gegenüber entsteht. Wenn Gott uns erschaffen hat, sind wir ihm gegenüber auch verantwortlich. Erst auf dieser Basis kann man den Menschen überhaupt erklären, dass sie Sünder sind. Wenn man Gott als Schöpfer nicht akzeptiert, hat es keinen Wert, groß über Sünde zu sprechen, weil das gar nicht wirklich einleuchtet.
Anschließend spricht Paulus über den Herrn Jesus, über diesen Mann, der von den Toten auferweckt worden ist. Wir wissen, dass einige Leute daraufhin zu lachen begannen. Das Thema Auferstehung war in ihrem griechischen Denken unakzeptabel. Ein Weiterleben nach dem Tod war für manche möglich, für die Epikuräer jedoch überhaupt nicht. Aber die Auferstehung, dass der Körper wieder zum Leben kommt, war für sie absolut unakzeptabel.
Darum hat Paulus dieses Thema ein wenig auf das Ende verschoben, damit er noch ausreden konnte. Es gab nämlich ein Gesetz, das besagte, dass jemand, der vor dem Areopag unlogisch redet, abgebrochen wird. Paulus wusste, dass alles, was er sagte, logisch war, aber die Auferstehung leuchtete ihnen nicht ein.
Wenn jemand sagt, das überzeugt mich nicht, heißt das noch lange nicht, dass es nicht logisch ist. Gerade in der Politik sehen wir das sehr oft: Es gibt Dinge, die sind ganz logisch und klar, aber viele sagen trotzdem: „Nein, das überzeugt mich überhaupt nicht“, weil sie es nicht wollen – nicht, weil es unbedingt unlogisch wäre. Überzeugt zu sein, ist also nicht zwingend eine Frage der Logik, sondern ganz subjektiv.
Paulus hat das Thema Auferstehung also auf den Schluss aufbewahrt. Er musste aber unbedingt über den Mann sprechen, den Gott aus den Toten auferweckt hat beziehungsweise der vorher gestorben ist. Es geht um den Retter, der für unsere Sünden sterben musste.
Am Schluss der Areopagerede sagt Paulus, dass Gott einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird – durch einen Mann, den er dazu eingesetzt hat. Und er hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat. Er spricht also über den Richter.
Wir haben somit wirklich alles: den Schöpfer, den Erlöser und den Richter. Und es ist sehr wichtig, dass wir mit den Menschen über all diese Dinge sprechen.
Die Bedeutung der Schöpfung für den Glauben und die Verantwortung des Menschen
Warum sage ich das? Es gibt manche, die meinen, das Thema Schöpfung sollte man am besten ausklammern. Das sei sowieso ein Anstoßthema, weil dann sofort die Evolution ins Spiel kommt.
Genau das ist aber das Problem. Warum gibt es die Evolutionslehre? Sie dient als Trick, um von der Verantwortung gegenüber dem Schöpfer abzulenken. So kann man leben, wie man will. Das meinen auch die Freidenker und Atheisten. Deshalb haben sie die Businschrift „There is probably no God“ gemacht – also: Genieße das Leben.
Sie meinen, wenn man niemandem gegenüber verantwortlich ist, kann man einfach drauflosleben. Doch so einfach ist das nicht mit dem Genießen. Es gibt einen edlen, wahren Genuss des Guten. Aber wahrscheinlich denken sie an die negativen Dinge, wenn sie sagen: „Genießt das Leben, es gibt keinen Schöpfer, keinen Gott.“
Das dürfen wir nicht umgehen, wir müssen darüber sprechen: Woher kommt die Welt? Woher kommen wir? Wem sind wir verantwortlich? Was sind seine Gebote? Haben wir sie erfüllt? Nein. Und jetzt, wie können wir Vergebung erlangen?
Hier müssen wir den Erlöser vorstellen. Gleichzeitig müssen wir darauf hinweisen, dass, wenn man den Erlöser ablehnt, nur noch der Richter bleibt. Wichtig ist: Der Richter ist dieselbe Person wie der Erlöser.
Darum ist das eigentlich so richtig schockierend. In Offenbarung 6 öffnet das Lamm das erste Siegel. Das ist der, der ans Kreuz ging und sein Leben für die ganze Welt gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
Dieser ist es, der das erste Siegel öffnet. Dann erscheint dieser schreckliche Reiter auf dem weißen Pferd. Aber davon mehr nach der Pause.
Die Öffnung der ersten sechs Siegel und die apokalyptischen Gerichte
20 Minuten Pause
Wir lesen jetzt Kapitel 6 ganz durch.
Die Öffnung der ersten sechs Siegel
Ich sah, als das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete, und hörte eines von den vier lebendigen Wesen mit einer Donnerstimme sagen: „Komm!“
Ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Der, der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde ein Siegeskranz gegeben. Er zog aus, siegend und um zu siegen.
Als es das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite lebendige Wesen sagen: „Komm!“
Es zog aus ein anderes, ein feuerrotes Pferd. Dem, der darauf saß, wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen und die Menschen dazu zu bringen, einander zu schlachten. Ihm wurde ein großes Schwert gegeben.
Als es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte lebendige Wesen sagen: „Komm!“
Ich sah ein schwarzes Pferd. Der, der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Ich hörte etwas wie eine Stimme inmitten der vier lebendigen Wesen, die sagte: „Ein Maß Weizen für einen Denar und drei Maß Gerste für einen Denar. Dem Öl und dem Wein fügt keinen Schaden zu.“
Als es das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten lebendigen Wesens sagen: „Komm!“
Ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Der darauf saß, dessen Name ist Tod, und der Hades folgte ihm. Ihnen wurde Macht gegeben, über den vierten Teil der Erde zu töten mit dem Schwert, mit Hunger, mit Tod und durch die wilden Tiere der Erde.
Als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen geschlachtet worden waren.
Sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: „Bis wann, heiliger und wahrhaftiger Herrscher, richtest und rächtest du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“
Es wurde ihnen jedem ein weißes Gewand gegeben, und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kurze Zeit abwarten sollten, bis auch ihre Mitknechte und Brüder vollendet seien, die ebenso wie sie getötet werden sollten.
Ich sah, als es das sechste Siegel öffnete, und es geschah ein großes Erdbeben.
Die Sonne wurde schwarz wie ein schwarzer Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum, der von einem starken Wind geschüttelt wird und seine Feigen abwirft.
Der Himmel schwand dahin wie ein Buch, das zusammengerollt wird. Jeder Berg und jede Insel wurden von ihren Stellen gerückt.
Die Könige der Erde, die Großen, die Obersten, die Reichen, die Mächtigen und jeder Sklave und Freie verbargen sich in den Höhlen und in den Felsen der Berge.
Sie sagten zu den Bergen und zu den Felsen: „Fällt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn gekommen ist der große Tag ihres Zorns. Wer vermag zu bestehen?“
Die Rolle der Cherubim und die Bedeutung der Textvarianten
Die vier Cherubim, also diese mächtigen Thronengel, werden in Offenbarung 4,15 Throne genannt. Jesus sagt in Offenbarung 4,15, dass nicht nur die sichtbaren Dinge erschaffen wurden, sondern auch die unsichtbaren, darunter Herrschaften und Throne. Diese Throne sind eben diese Thronengel, mächtige Engel, die Cherubim oder auch Seraphim genannt werden.
Einer von ihnen ruft mit einer Donnerstimme: „Komm“. Hier gibt es ein textliches Problem. Manche Übersetzungen haben „Komm und sieh“, während der Vorleser nur „Komm“ sagte. Was ist richtig? Der Mehrheitstext, also der Text, der durch die Masse der Handschriften gestützt wird, enthält „Komm und sieh“. Mathematisch ist es zu erwarten, dass der ursprüngliche Text des Neuen Testaments in der Mehrheit der Texte zu finden ist.
Wenn wir uns das mathematisch vorstellen: Da ist der Urtext, der jetzt abgeschrieben wird, sagen wir, zehnmal – Handschrift eins bis zehn. In Abschrift Nummer vier entsteht ein Fehler. Nun werden Handschriften eins, zwei und drei jeweils zehnmal abgeschrieben, ebenso Handschrift vier, die den Fehler enthält, ebenfalls zehnmal. So wird der Fehler in etwa zehn Handschriften weitergegeben. Gleichzeitig werden Handschriften fünf bis zehn, die den korrekten Text enthalten, ebenfalls etwa zehnmal abgeschrieben.
Der Fehler wird sich also weiter fortsetzen, da diese fehlerhaften Handschriften wiederum kopiert werden. Trotzdem hat der ursprüngliche Text mathematisch den Vorteil, denn er wird in der Mehrheit der Handschriften weitergeführt. So ist es bei Unterschieden üblich, dass man sagen kann: Wenn die klare Mehrheit der Handschriften eine bestimmte Lesart hat, ist das ein sehr starkes Argument dafür, dass diese Lesart ursprünglich ist.
Auch hier steht „Komm und sieh“. Der Cherub sagt das zu Johannes, und logischerweise folgt danach „Und ich sah“. „Und siehe“ ruft er uns zu. Er hat es gesehen, und jetzt sollen wir auch unsere Aufmerksamkeit darauf richten: „Siehe, ein weißes Pferd!“
Der darauf Sitzende hat einen Bogen, eine Krone und erweist sich als großer Sieger. Er zog aus, siegend, damit er siegte. Er erscheint ganz ähnlich, wie Jesus Christus am Ende all der Gerichte erscheinen wird.
Herr Korze, das ist natürlich schon ein Unterschied, ob da steht „Komm“ oder „Komm und sieh“. Ich habe es immer besser so aufgefasst, dass „Komm“ der Auftrag an den Reiter war, zu kommen. Wenn aber „Komm und sieh“ steht, ist es eher eine Ansprache an Johannes. Genau das wird auch bestätigt: Der Engel sagt „Komm und sieh“, und dann sagt Johannes „Und ich sah“. Anschließend ruft er uns auf: „Siehe!“ Das ist ein Befehl an uns.
Ganz am Anfang erscheint dieser Reiter auf dem weißen Pferd im ersten Siegel. Alle apokalyptischen Gerichte verteilen sich auf die sieben Siegel. Dabei besteht das siebte Siegel aus sieben Posaunengerichten, und die siebte Posaune ist wiederum ein Gericht, das aus sieben Schalengerichten besteht.
Dann kommt der Herr Jesus wieder in Offenbarung 19,11. Ich schlage also kurz auf seine Wiederkunft auf einem weißen Pferd auf. Dort heißt es: „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd! Der darauf saß, heißt der Treue und der Wahrhaftige. In Gerechtigkeit richtet und kämpft er.“
Jawohl, er kommt und überwindet alles als der große Sieger. Aber dieser Siegende am Anfang ist nicht der Herr Jesus, sondern der Antichrist.
Der Antichrist als falscher Messias und seine Rolle in der Endzeit
Und wir müssen daran denken: „Anti“ heißt auf Griechisch „gegen“, aber auch „anstelle von“. In Matthäus 2 heißt es, dass König Herodes starb und ein Sohn König an seiner Stadt wurde. Für „an seiner Stadt“ steht auf Griechisch „anti“, also „anstelle von“.
Der Antichristos ist somit derjenige, der gegen den Messias Jesus ist, aber gleichzeitig auch der, der sich an seine Stelle setzt und behauptet, der verheißene Messias, der Erlöser zu sein.
Aus all den Stellen, die von ihm sprechen – im Alten und im Neuen Testament – wird diese Person vielfältig beschrieben. Es ist ganz klar jemand, der kommen wird und sich als Messias ausgibt.
Der Herr Jesus hat das angekündigt, zum Beispiel in Johannes 5. Dort spricht Jesus zu den Führern des jüdischen Volkes und sagt in Vers 43: „Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht auf. Wenn aber ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen.“
Hier wird angekündigt, dass diejenigen, die den Herrn Jesus, der im Namen des Vaters gekommen ist, ablehnen, automatisch offen für Verführung werden. So werden all jene, die Jesus abgelehnt haben, ihre Arme öffnen und von diesem falschen Messias beeindruckt sein, der wie der Herr erscheint – als großer Sieger mit einer Krone.
In Daniel 11,36 wird er als König in Israel beschrieben. Er wird also in Israel die Macht ergreifen. In Offenbarung 13,11 wird er später als Verbündeter des kommenden Diktators von Europa dargestellt. Diese beiden werden zusammen große Verbündete sein: Europa unter der Diktatur und Israel unter dem Antichristen.
Dies ist ein Gericht Gottes über die Welt, dass dieser Mann kommen kann. Bis heute sind wir von ihm verschont geblieben, doch der Moment wird kommen – mit der Entrückung. Dann geht die Tür der Gnade für all jene zu, die bis dahin das Evangelium gehört haben. Und dann beginnt die Verführung.
Die Offenbarung des Gesetzlosen und die Entrückung der Gemeinde
Schlagen wir auf, zweites Thessalonicher Kapitel 2. Dort wird der Antichrist beschrieben. Dabei handelt es sich nicht um den kommenden Diktator von Europa, sondern um den Antichristen. Das wird von vielen verwechselt. Der Antichrist ist der falsche Messias in Israel, der jedoch als Propagandaminister des kommenden europäischen Diktators fungieren wird.
In 2. Thessalonicher 2,3 heißt es: „Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen, denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt.“
Denkt ihr nicht mehr daran, dass ich euch dies sagte, als ich noch bei euch war? Ihr wisst ja, was jetzt noch zurückhält, damit der Mensch der Sünde zu seiner Zeit offenbart werde. Das ist die Kraft des Heiligen Geistes in der Gemeinde hier auf Erden. Diese Kraft hält den Antichristen zurück.
Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Wirken. Nur muss derjenige, der jetzt zurückhält, erst aus dem Weg sein. Dann wird der Gesetzlose offenbart werden. Zuerst muss also der Heilige Geist, der in der Gemeinde wohnt, weggehen.
Der Geist und die Braut rufen: „Komm!“ (Offenbarung 22). Dann kann der Gesetzlose kommen, den der Herr durch den Hauch seines Mundes verzehren wird. Er wird durch die Erscheinung seiner Wiederkunft beseitigt werden.
Sein Kommen erfolgt aufgrund der Wirkung des Satans, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder sowie aller Verführung der Ungerechtigkeit. Dabei gehen viele verloren, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können.
Darum wird Gott ihnen eine wirksame Kraft der Verführung senden, sodass sie der Lüge glauben. So werden alle gerichtet, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit fanden.
Hier sehen wir, dass Gott als Richter wirkt, wenn der Antichrist kommt. Deshalb heißt es von Gott, dass er ihnen eine wirksame Kraft des Irrwahns sendet. Gott lässt diese Menschen, die das Evangelium gehört haben, in den Irrtum hineinfallen.
Es ist ein Gericht. Darum ist dies das erste Siegel: Der Antichrist kommt und damit die totale Verführung – ausdrücklich für diejenigen, die die Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie errettet würden.
Die zeitliche Abfolge des Auftretens des Antichristen und des Tempels
Gut, also es ist folgendes: Wenn der Antichrist auftritt, wie in Offenbarung 6,1 beschrieben, setzt er sich nicht sofort in den Tempel.
Es wird sogar so sein, dass Europa, das wiedererstehende römische Reich, noch einen Bund mit Israel für sieben Jahre schließen wird. Erst nach dreieinhalb Jahren wird sich der Antichrist in den dritten Tempel in Jerusalem setzen.
Zwischen dem Auftreten des Antichristen und seinem Sich-in-den-Tempel-Setzen liegt also noch etwas Zeit. Dabei muss man wissen, dass der Tempel in gewissem Sinne vorbereitet ist. Ein großer Teil der Tempelgeräte ist bereits fertiggestellt und steht in der Altstadt von Jerusalem bereit. Neu sind auch die Altarsteine, die ich gesehen habe. Sie sind aufgeschichtet, sodass man sie sofort, wenn sich eine Veränderung auf dem Tempelplatz ergibt, schnell auf den Nachbarhügel verschieben und dort aufbauen könnte. Dann könnte man sofort mit den Opfern beginnen.
Die nächste Etappe wäre der Bau des Tempelhauses. Es gibt also noch eine gewisse Zeitspanne, bis sich der Antichrist dort hineinsetzt und erklärt, er sei Gott. Wenn er das tut, befinden wir uns bereits beim siebten Siegel. Dann beginnt die Katastrophe, das siebte Siegel markiert den Beginn der absoluten Katastrophe, der großen Drangsal.
Der Herr Jesus sagt in Matthäus 24, dass, wenn Gott diese Zeit nicht auf dreieinhalb Jahre verkürzt hätte, kein Mensch mehr überleben würde, da die Menschheit sich selbst vernichten würde. Diese Zeit ist im siebten Siegel enthalten.
Doch jetzt betrachten wir erst einmal die ersten sechs Siegel. Diese Gerichte folgen auf die Entrückung, aber liegen noch vor der großen Drangsal.
Der Antichrist als falscher Sieger und die Verführung der Welt
Ja, ja, dieser wird sich durchsetzen. Friedlich, majestätisch, königlich – denn der Herr Jesus wird als König auf einem weißen Pferd kommen. Er imitiert Jesus Christus. Das heißt, dieser Mann wird alle sprachlos machen. Er wird so überwältigend sein, wie wir es auch in 2. Thessalonicher 2 gelesen haben, mit mächtigen Taten, Zeichen und Wundern.
In Offenbarung 13,11 und den folgenden Versen wird sogar gezeigt, dass er in der Lage sein wird, Blitze vom Himmel herabzuholen – eine Art Magie, von der die Baalspriester zur Zeit Elias nur träumen konnten. Diese versetzten sich in Ekstase und ritzten sich, doch es kam keine Antwort. Baal war der Blitz- und Regengott der Kanaaniter, aber es geschah nichts. Nur auf das Gebet des Propheten Elija hin kam schließlich Feuer vom Himmel. Die Baalspriester konnten das nicht, aber der Antichrist wird es können. Das wird unglaublich sein.
Darum braucht die Welt so viele Politiker, die versagen, damit man immer mehr darauf vorbereitet wird. Wenn dann plötzlich einer kommt, hat man den Eindruck: „Wow, das ist er!“ So ähnlich war es nach 450 Jahren Richterzeit. Diese Zeit war eine Katastrophe, weil sich niemand an die Bibel halten wollte. Jeder tat, was ihm recht erschien. Die Richter hätten die Bibel als Maßstab und Führung für Israel nehmen sollen, aber das geschah nicht. Es herrschte Chaos.
Dann entstand der Wunsch: „Wir möchten einen König, der unsere Probleme löst.“ Dieser König war Saul, ein Mann, der einen Kopf größer war als alle anderen. Man dachte, nun sei das Chaos vorbei, jetzt komme der starke Mann. Doch das war nur eine Phase. Wenn dann jemand noch stärker ist, wie Goliath, sechs Ellen und eine Spanne groß, merkt man schnell: „Das ist nicht der Mann, der uns wirklich helfen kann.“
So wird es auch mit dem Antichristen sein. Er wird überwältigend anders sein als all die politischen Versager, sodass die Herzen ihm nur so zufliegen. Doch dann werden sie erleben, dass die Katastrophe kommt, denn Gott als Richter wird von oben her handeln.
Die historische Parallele und die politische Realität
Ja, als Vergleich kann man das mit Israel sehen. Sie hielten Saul für den starken Mann.
So ist es eine Vorbereitung, wenn wir sehen, dass die Menschen nicht wirklich stark sind oder es nicht richtig verstehen. Dann sagt jemand: „Der gehört zwar zu den Großen der Welt, ‚Yes, we can‘.“ Aber nach ein paar Jahren sieht man, was er wirklich konnte und welche Probleme er gelöst hat – oft auch keine.
Wenn dann aber jemand kommt, der tatsächlich Dinge tut und nicht nur sagt „Wir können“, sondern es auch kann – „Feuer vom Himmel“ –, dann ist die Verführung noch viel stärker. Nach all den Versagen ist das ein ganz schreckliches Gericht, wenn dieser Sieger kommt, der siegend auftritt, so wie er gesiegt hat.
Die Stunde der Versuchung und die Entrückung der Gemeinde
Noch ein Vers dazu: Offenbarung 3,10. Der Herr Jesus spricht zur Gemeinde in Philadelphia: „Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.“
„Ich komme bald, halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nehme.“
Die Stunde der Versuchung beginnt mit dem Siegel Nummer eins. In dieser Zeit kommt die totale Verführung, verkörpert durch den Reiter auf dem weißen Pferd, den Antichristen.
Die Gemeinde aber wird dann im Himmel sein. Wie wir gesehen haben, befinden sich die 24 Ältesten in der Herrlichkeit.
Das zweite Siegel und die Krone des Siegers
Und jetzt gehen wir weiter zum zweiten Siegel. Dort steht bei mir: Es wurde ihm eine Krone gegeben. Dies deutet darauf hin, dass er als Sieger auftritt und zum Sieg gelangt.
Letztes Mal hatten wir auch schon das Thema Krone oder Siegeskranz. Was steht hier genau? Es handelt sich um das Wort Stephanos, das beides bedeuten kann. Stephanos kann sowohl eine Krone als auch einen Siegeskranz bezeichnen.
Ich war in Kapitel fünf bei den vierundzwanzig Ältesten, die ihre Kronen vor dem Thron niederwerfen (5,10). Dort ist ebenfalls das Wort Stephanos verwendet, aber in diesem Fall sind es Königskronen. Denn die Ältesten sagen selbst: „Ja, du hast uns zu Königen und Priestern gemacht“ (5,10). Der Kontext macht also klar, ob ein Kranz oder eine Krone gemeint ist.
Wenn wir in 1. Korinther 9 von denen lesen, die auf der Rennbahn laufen, um einen Siegeskranz zu erhalten, dann ist Stephanos eindeutig der Siegeskranz des Olympiasiegers.
Hier aber geht es um jemanden, der als großer siegender Krieger auf einem weißen Pferd kommt, so wie der Herr Jesus, der später mit vielen Diademen auf seinem Haupt erscheint. Deshalb trägt dieser hier eine Königskrone.
Das passt auch zu Daniel 11,36-39, wo der Antichrist als König beschrieben wird. Dort wird einfach „der König“ eingeführt, deshalb muss man hier mit „Krone“ übersetzen.
Das zweite Siegel: Krieg und Destabilisierung
Und jetzt das zweite Gericht, das zweite Siegel: Da erscheint ein feuerrotes Pferd. Wieder ruft ein Cherub: „Komm und sieh!“
Was bringt dieser zweite Reiter? Krieg, eine allgemeine Abschlachtung. Das führt zu einer Destabilisierung.
Wenn wir bedenken, dass die Offenbarung ihren Fokus ganz besonders auf das Römische Reich richtet – also auf das Gebiet, das 2000 Jahre lang am meisten durch das Evangelium geprägt wurde, in der Endzeit jedoch das Evangelium verwirft – dann müssen wir uns im Klaren sein, dass dieses „Schiff Europa“ ganz speziell durch dieses zweite Siegel betroffen wird.
Man meint seit dem Zweiten Weltkrieg, es gebe eine Stabilität wie nie zuvor. Ich spreche hier von militärischer Stabilität, nicht von wirtschaftlicher – diese wird noch kommen. In der Offenbarung steht nicht nur von Krieg, sondern davon, dass der Friede weggenommen wird und die Menschen einander abschlachten.
Dabei muss man nicht nur an Krieg zwischen Nationen denken, sondern auch an Bürgerkrieg, wenn Städte plötzlich im Bürgerkrieg brennen. Diese ganze Destabilisierung ist sehr wichtig, damit Europa schließlich alle Macht einem starken Mann übergibt. Dann ist es mit der Demokratie endgültig vorbei.
Das dritte Siegel: Teuerung und wirtschaftliche Not
Da sehen wir gleich das dritte Siegel: Ein schwarzes Pferd erscheint. Was bringt dieses Gericht? Es geht um Teuerung. Was wird darüber gesagt? Jawohl, es ist von einem Maß die Rede. Ich habe es nicht genau gehört – aha, also ein Maß Weizen.
Ja, das Maß, das hier angegeben ist, entspricht etwa einem Liter, genauer gesagt 1,094 Liter. Und was kostet das? Ein Denar. Wie sollen wir das umrechnen? Ein Denar in heutiger Währung? Das kann man nicht einfach so im Internet mit einem Währungsrechner umrechnen.
Wie soll man eine antike Münze in moderne Werte übertragen? Man kann es mit der Arbeitsleistung vergleichen: Ein Denar entspricht ungefähr dem Lohn für einen Tag Arbeit. Das steht auch im Matthäusevangelium, Kapitel 20, Verse 1 bis 16 nachzulesen.
Das bedeutet also: Ein Liter Weizen kostet so viel, wie ein Arbeiter an einem Tag verdient. Die Gerste ist weniger wertvoll. Deshalb bekommt man für einen Tageslohn drei Liter Gerste.
Das würde also eine Teuerung von etwa 1200 Prozent bedeuten, wenn man es so umrechnet. Das ist nicht gerade erfreulich für Europa, das sich über Jahrzehnte an Luxus und Überfluss gewöhnt hat.
Das Öl und der Wein werden nicht beschädigt. Das heißt, die Luxusgüter bleiben verschont. Aber das, was für das tägliche Brot wichtig ist, wird hart getroffen. Das wird ein schwerer Schlag für die Wirtschaft sein.
Das vierte Siegel: Tod und Vernichtung
Und noch schrecklicher wird es mit dem vierten Siegel. Da erscheint dieses fahle Pferd. Was bringt es mit sich? Ja, noch mehr – können wir das mal zusammenfassen?
Schwert, also nochmals: Das, was wir schon im zweiten Siegel gesehen haben, wird jetzt noch intensiviert. Es steht für Kampf und Gewalt. Zweitens Hunger, drittens Tod. Wie ist das zu verstehen? Schwert, Hunger, Tod und Pest.
Der Begriff Pest wird bereits in der griechischen Übersetzung der Septuaginta für Seuche verwendet. In Hesekiel 14 werden diese Plagen beschrieben, die Gott über Völker bringen kann: eben Schwert, Hunger und Seuche. Pest steht allgemein für Seuche und wilde Tiere.
Also handelt es sich um ein weiteres, vierfaches Gericht, das eine Katastrophe bringt. Wie viele Menschen sterben? Ein Viertel der Erde. Das heißt, wenn man die heutige Bevölkerungszahl zugrunde legt, wären das über zwei Milliarden Tote.
Das stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Der Erste Weltkrieg forderte wie viele Tote? Siebzehn bis achtzehn Millionen. Der Zweite Weltkrieg fünfzig bis siebzig Millionen. Die Gewalttaten der Kommunisten, der Sowjetunion und so weiter im zwanzigsten Jahrhundert forderten etwa 100 Millionen Opfer.
Die spanische Grippe am Ende des Ersten Weltkrieges und danach forderte, niemand weiß genau, zwischen 50 und 100 Millionen Tote. Ein Viertel der heutigen Weltbevölkerung wären also mehr als zwei Milliarden Menschen.
Die geographische Ausdehnung der Gerichte und ihre Intensität
Herr Präsident! Europa wird in der Offenbarung ganz speziell als Erdkreis, als Oikumenä, bezeichnet. Das finden wir zum Beispiel in Offenbarung 3,10: „So werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird.“ Das ist Oikumenä.
Ja, genau, es ist natürlich die ganze Welt. Deshalb sagt der Herr Jesus im Blick auf die Drangsal in Matthäus 24, dass diese Zeit abgekürzt werden müsse, sonst würde kein Fleisch gerettet werden, das heißt, niemand würde überleben.
Durch die Verbindung von Offenbarung 3,10, wo die Stunde der Versuchung ganz besonders mit dem Erdkreis in Verbindung gebracht wird – also mit dem, was das Römische Reich umfasst, das wiedererstandene Römische Reich des Westens, verbündet mit Israel – wird der Antichrist seinen ersten und direkten Einfluss haben. Aber hier wird über die Erde gesprochen, und das öffnet das Gesichtsfeld ganz weit.
Das entspricht auch Jesaja 13, wo der Tag des Herrn beschrieben wird. Dort wird plötzlich alles auf die Erde ausgeweitet, und das Verderben, das über die ganze Welt kommt. Darum wird das, was hier steht – ein Viertel Teil der Erde – ein Schock sein, so schlimm, wie es bis jetzt noch nicht war.
Das zwanzigste Jahrhundert war wirklich ein schreckliches Jahrhundert, mit Hunderten von Millionen Toten. Wir haben schon einiges erwähnt, man könnte noch weitere Ereignisse aus dem zwanzigsten Jahrhundert nennen, aber zwei Milliarden Tote sind eine ungeheure Zahl.
Der Herr Jesus vergleicht in Matthäus 24 die verschiedenen Gerichte der Endzeit mit Wehen. Und Wehen nehmen in ihrer Intensität gegen Ende immer mehr zu. Deshalb wird das, was wir ab Offenbarung 6 finden, noch schrecklicher sein als das, was wir in der Endzeit erleben, die ja schon seit 1882 begonnen hat – seit die Juden ins Land ihrer Väter zurückkehren.
Der Erste Weltkrieg war eine ganz wichtige Endzeitetappe, der Zweite Weltkrieg ebenfalls, aber es wird noch schrecklicher werden danach. Und das geht dann weiter. Wir befinden uns jetzt noch vor der großen Drangsal. Die Welt wird im Schrecken stillstehen. Ja.
Die Bedeutung der Erde als Symbol für die Bevölkerung
Ja, also der vierte Teil der Erde steht bei mir auch, aber der vierte Teil der Erde wird getötet. Das Land kann man nicht töten, also steht die Erde hier für die Bevölkerung der Erde.
Ach so, jetzt verstehe ich. Ja gut, aber wenn sich das nur auf Europa beschränken würde, dann wäre eigentlich zu erwarten, dass ausdrücklich „Erdkreis“ gesagt wird. Dadurch, dass eben die Erde erwähnt wird, und wir werden dann sehen, in den späteren Kapiteln, dass dort wiederholt zum Beispiel der dritte Teil der Erde verwüstet und vom Gericht getroffen wird.
Das geht dann weiter: Jetzt haben wir den Viertel vom Ganzen, und dann betrifft das Übel wieder das Ganze. Und dann werden wir sehen, dass davon wieder ein Drittel betroffen ist. Das geht in mehreren Phasen weiter.
Es ist so, dass Jesaja 13 das schon deutlich macht, wie hart das ist, was hier beschrieben wird. Können wir das kurz aufschlagen? Jesaja 13, Vers 9: „Siehe, der Tag des Herrn kommt grausam und grimmig und mit Zornblut, um die Erde zur Wüste zu machen, und ihre Sünder wird er von derselben vertilgen.“
Und dann heißt es in Vers 12: „Ich will den Sterblichen kostbar machen als gediegenes Gold und den Menschen als Gold von Ophir.“
Jesaja 13 – habe ich gesagt Zacharja? Also Jesaja 13. Ich habe gelesen Vers 9 und schließlich noch Vers 12: „Ich will den Sterblichen kostbar machen als gediegenes Gold.“ Das heißt, weil so viele Menschen umkommen, wird der Wert des einzelnen Menschen steigen.
Das fünfte Siegel: Märtyrertum und das Warten auf Gottes Gericht
Und dann folgt das fünfte Siegel. Was geschieht dort? Wir sehen Gläubige nach der Entdrückung, die als Märtyrer sterben werden. Es wird also nicht nur für die Welt im Allgemeinen schrecklich werden, sondern auch für diejenigen, die nach der Entdrückung zum Glauben kommen. Viele von ihnen werden als Märtyrer umkommen.
Ich würde sagen, die Zeit ist jetzt bereits fortgeschritten. Beim nächsten Mal, wenn wir mit der Offenbarung weitermachen, werden wir ab Vers neun nochmals auf dieses fünfte Siegel eingehen. Anschließend werden wir in Kapitel sieben sehen, wer diese Gläubigen nach der Entdrückung sind.
Dort wird deutlich, dass es einen Überrest aus Israel geben wird, der sich bekehrt, sowie einen Überrest aus allen Völkern. Menschen, die das Evangelium bis zur Entdrückung nicht gehört haben, können sich noch bekehren. Diejenigen aber, die das Evangelium gehört haben, werden unter das Gericht des ersten Siegels fallen, wenn der Antichrist kommt.
Die Entrückung und die Verwirrung auf der Erde
Jetzt habe ich noch eine kleine Frage. Wenn die Menschen, also die Gläubigen weltweit, entrückt werden, dann sehe ich nirgendwo eine Aussage darüber, welche Verwirrung das auslösen würde. Denn die Menschen müssen ja kolossal verwirrt sein, wenn plötzlich weltweit Menschen fehlen.
Natürlich wird das eine große Verwirrung auslösen. Aber die Bibel spricht nicht ausdrücklich darüber.
Interessant ist zum Beispiel, dass unter den New Agern und Esoterikern die Theorie verbreitet ist, dass die fundamentalistischen Christen ein Hindernis für das neue Zeitalter darstellen. Sie glauben, dass diese Christen eines Tages durch ein UFO entführt werden. So haben sie schon eine Erklärung für diejenigen, die gerne an UFO-Lügen glauben.
Das ist nur ein Beispiel, aber natürlich muss man das dann auch noch ein bisschen begründen und erklären.
Wir lesen in 2. Thessalonicher 2, dass Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns schickt, damit die Menschen der Lüge glauben. Der Antichrist wird lügen und eine Lüge bringen, um die Menschen zu täuschen und zu beeinflussen.
Schlussgebet und Ermutigung
Gut, wir wollen noch zusammen beten.
Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass wir nicht auf das Kommen des Antichristen warten müssen. Stattdessen dürfen wir dich täglich erwarten. Danke, Herr Jesus, dass du uns durch dein Wort einen Durchblick schenkst für das, was die Zukunft bringt.
Dadurch werden wir auf dich hingelenkt. Wir sind so froh zu wissen, dass du alles in der Hand hast – auch unser Leben. Deshalb bitten wir dich, dass du uns Gnade schenkst. Die Zeit der Gnade, die jetzt noch zur Verfügung steht, bis du kommst, wollen wir wirklich für dich nutzen.
Hilf uns, Menschen um uns herum auf dich hinzuweisen, damit sich so viele wie möglich noch herausretten lassen. Schenke uns allen die Ermutigung, immer wieder zu erleben, wie Menschen deinem Ruf auch heute noch folgen und sich herausretten lassen.
Und danke, Herr Jesus, dass wir uns auf der anderen Seite wirklich auf dein Kommen freuen dürfen. Wir dürfen sagen: Komm, Herr Jesus! Amen!
