Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zu diesem Nachmittagsvortrag mit dem Titel „Die Bibel absolut glaubwürdig“.
Wir beginnen mit der Frage: Was sagt die Bibel eigentlich über sich selbst? Behauptet sie, ein menschliches Buch zu sein, oder sagt sie, dass sie Gottes Wort ist? Für einen Kritiker ist die Selbstaussage kein endgültiger Beweis. Doch wenn die Bibel sagen würde, sie sei ein menschliches Buch, wäre die Frage eigentlich klar: Sie ist ein menschliches Buch.
Aber es ist eben so: In 2. Timotheus 3,16 im Neuen Testament erklärt die Heilige Schrift selbst: „Alle Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zur Lehre.“ Ich möchte kurz verdeutlichen, dass der Ausdruck „die Schrift“ im Judentum ganz klar die verbindlichen Bücher des Alten Testaments bezeichnet. Der Apostel Paulus verwendet hier diesen Ausdruck „die Schrift“ und sagt dabei „alle Schrift“.
Im Zusammenhang spricht er nämlich vom Alten Testament und auch von den neutestamentlichen Offenbarungen, die er selbst und andere erhalten haben. Zusammenfassend sagt er hier im Kontext: „Alle Schrift ist von Gott inspiriert.“
Damit will er ausdrücken, dass sowohl das Alte als auch das Neue Testament von Gott inspiriert sind, wörtlich von Gott „gehaucht“. Das bedeutet, es ist Gottes direkte Rede an uns, so wie man spricht – mit dem Hauch!
Die Bibel sagt also von sich selbst, beziehungsweise beansprucht von sich selbst, dass sie Gottes Wort ist.
Die Selbstzeugnisse der Bibel und ihre Bedeutung
Aber, nicht wahr, da stellt sich für manchen Kritiker die nächste Frage: Haben wir heute wirklich noch dieselbe Bibel, wie sie ursprünglich aufgeschrieben wurde? Was nützt es, wenn man sagt, die Bibel sei Gottes Wort, aber wir haben ja gar nicht mehr die gleiche Bibel?
So fragen sich viele Leute: Wie steht es eigentlich mit der Überlieferung der Bibel? Die Bibel wurde ja immer wieder abgeschrieben, über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg, und die Abschreiber haben doch Fehler gemacht. Wie kann man dann noch sagen, wir hätten noch die ursprüngliche Bibel?
Wir schauen das genauer an, und zwar für das Alte und Neue Testament gesondert.
Ich habe heute Morgen schon im Vortrag erklärt: Das Neue Testament wurde auf Griechisch verfasst. Es umfasst 27 Bücher, die zwischen ungefähr 30 oder genauer 32 und 98 nach Christus geschrieben wurden. Heute besitzen wir immer noch 5.860 Handschriften vom Neuen Testament.
Wenn ich sage Handschriften, können das kleine, kurze Fragmente sein bis hin zu ungefähr dem ganzen Neuen Testament und alles dazwischen. Aber diese Menge, 5.860 Handschriften, ist grandios.
Man muss das in Beziehung setzen zu anderen Schriften aus der Antike. Wenn man zum Beispiel Cicero oder Caesar, lateinische Schriftsteller, nimmt oder Aristoteles usw., da muss man froh sein, wenn man von einem Werk sagen kann, dass es zehn Handschriften gibt. Dann steht es schon sehr gut.
Aber vom Neuen Testament haben wir 5.860 Handschriften heute verfügbar auf Griechisch. Hinzu kommen noch etwa 20.000 Handschriften der alten Übersetzungen. Denn das Neue Testament wurde sehr früh auf Lateinisch, Syrisch, Koptisch usw. übersetzt. Und da haben wir also noch zusätzlich etwa 20.000 Manuskripte.
Das ist grandios, es ist einzigartig. Das bedeutet, wir haben in all diesen Handschriften zusammen den originalen Text.
Machen wir ein Beispiel: Wir nehmen das Johannesevangelium, das eingangs besonders erwähnt wurde. Wir stellen uns vor, wir nehmen aus dieser Fülle sagen wir mal hundert Johannesevangelien und stellen fest, dass unter diesen hundert eine Handschrift in einem Vers abweicht und ein zusätzliches Wort enthält. Aber alle 99 anderen Handschriften sind völlig übereinstimmend.
Dann wird natürlich klar: Das ist offensichtlich ein Abschreibfehler. Solche Abschreibfehler sind tatsächlich geschehen. Das ist ganz normal, das passiert uns ja auch.
Weil wir aber eine solche Fülle von Handschriften haben, können wir diese heranziehen und Schreibfehler offensichtlich machen.
Also können wir für das Neue Testament sagen, dass wir noch die gleiche Bibel haben, wie sie ursprünglich aufgeschrieben wurde.
Es kommt hinzu, dass wir Handschriften aus allen Jahrhunderten besitzen. Von einigen wird sogar behauptet, dass sie aus dem ersten Jahrhundert stammen.
Hier auf dem Bild sehen Sie den P 47. Es gibt Gelehrte, die starke Argumente dafür vorbringen, dass diese Handschrift, übrigens eine Sammlung der Paulusbriefe, noch aus dem ersten Jahrhundert stammt.
Aber da wird die Forschung und die Diskussion noch weitergehen.
Völlig undiskutiert sind dagegen Handschriften aus dem zweiten, dritten, vierten, fünften, sechsten, siebten und so weiter bis ins sechzehnte Jahrhundert.
Das war die Zeit, in der die Gutenberg-Druckerpresse begann, ihre große Bedeutung zu haben. Man konnte griechische Neutestamente drucken und musste sie nicht mehr abschreiben.
Aber wir haben also aus allen Jahrhunderten Handschriften.
Die Überlieferung des Neuen Testaments und ihre Zuverlässigkeit
Wenn jetzt jemand käme, zum Beispiel ein Muslim, und behauptete, die Christen hätten das Neue Testament verfälscht und abgeändert, stellt sich die Frage: Wann haben die Christen das Neue Testament verändert?
Im Koran, der im siebten Jahrhundert entstand, wird diese Behauptung aufgestellt. Das bedeutet, die Veränderung soll in der Zeit von Mohammed stattgefunden haben. Doch wir verfügen über Handschriften aus dem sechsten, fünften, vierten, dritten und zweiten Jahrhundert. Außerdem gibt es zahlreiche Handschriften aus der Zeit nach Mohammed, also aus dem achten, neunten und zehnten Jahrhundert.
Wir können zeigen, dass es sich bei all diesen Handschriften um dieselbe Bibel handelt – vor und nach Mohammed. Somit lässt sich nachweisen, dass das Neue Testament nie verändert oder verfälscht wurde. Natürlich gab es Abschreibfehler, aber diese können durch die Fülle an Handschriften aufgedeckt und korrigiert werden. Das Neue Testament blieb inhaltlich dasselbe.
Hier zeigt sich also offensichtlich ein Irrtum im Koran, der behauptet, die Christen hätten die Bibel verändert. Wir können jedoch belegen, dass das Neue Testament nicht verändert wurde. Das ist natürlich eine schwere Last für diese Behauptung. Aber das ist nicht unser Thema heute.
Nun wenden wir uns dem Alten Testament zu. Ich habe heute Morgen erklärt, dass das Alte Testament ursprünglich auf Hebräisch verfasst wurde, mit einigen Abschnitten auf Aramäisch. Diese aramäischen Passagen finden sich im Buch Esra, im Buch Daniel und in einem Vers im Buch Jeremia, nämlich Jeremia 10.
Die Juden mussten diese Texte auswendig lernen, um sie während der babylonischen Gefangenschaft rezitieren zu können, noch bevor sie Aramäisch gelernt hatten. Aramäisch war zu dieser Zeit die Weltsprache.
Das Alte Testament liegt also auf Hebräisch und Aramäisch vor. Es gibt Tausende von Handschriften aus dem Mittelalter auf Hebräisch. Diese nennt man den masoretischen Text, weil die Rabbiner im Mittelalter die Handschriften abschrieben. Diese Abschreiber wurden Masoreten genannt. Der Begriff stammt von Masora, was Überlieferung bedeutet. Sie waren die Bewahrer der Überlieferung.
Die Masoreten entwickelten besondere Methoden: Sie zählten Wörter, Wortverbindungen und sogar Buchstaben. So wussten sie zum Beispiel, wie oft der Buchstabe Aleph in den fünf Büchern Mose vorkommt.
Diese Zählungen ermöglichten es ihnen, Abschriften sorgfältig zu überprüfen. Wenn etwa ein Aleph zu viel war, musste das Manuskript korrigiert werden. Ebenso kannten sie die Anzahl der Buchstaben Bet, Gimmel, Dalet und anderer. So konnte die Genauigkeit der Abschriften überprüft werden.
Damit eine Handschrift in der Synagoge für die Vorlesung verwendet werden durfte, durfte sie nicht mehr als drei Korrekturen enthalten. Bei mehr Korrekturen war das Manuskript zwar noch für die Schule geeignet, aber nicht für den Gottesdienst in der Synagoge.
Man sieht also, dass diese Methoden zu einer nahezu perfekten Kopie führten. Das ist absolut fantastisch.
Die masoretische Überlieferung und ihre Präzision
Ich sage das manchmal jungen Leuten, die in die Volksschule gehen: Wenn ihr einen Text von der Wandtafel kopieren müsst, zählt die Buchstaben und Wörter an der Tafel und dann in eurem Heft nach. Ich kann euch garantieren: Wenn ein Buchstabe zu viel im Heft ist, dann gibt es irgendwo einen Fehler. Ihr könnt dann suchen.
So haben sie kopiert, dass sie das Prinzip des Computers nutzten, der ja auch alle Anschläge und Wörter zählt. Auf diese Weise kann man ähnliche Fälle miteinander vergleichen und zurückverfolgen. Ihr kennt das.
Aber die Kritiker haben bis 1947 an dieser Stelle gesagt: Ja, das ist ja schön, die Masoreten haben im Mittelalter eine gute Arbeit geleistet, aber niemand kann uns sagen, ob vor dem Mittelalter auch so gut abgeschrieben wurde.
Gut, da konnte man sagen: Doch, das muss so sein, denn schon in der antiken rabbinischen Literatur heißt es, an einen Abschreiber gerichtet: „Nimm dich in Acht! Wenn du einen Buchstaben veränderst, bist du ein Zerstörer der Welt.“ Das zeigt, dass auch vor dem Mittelalter im Judentum das Abschreiben mit größter Sorgfalt geschah. Es geht um den einzelnen Buchstaben. Man muss den Text perfekt abschreiben.
Aber in Ermangelung von Handschriften konnte man dann nicht viel mehr weiter beweisen. Dann kam die Entdeckung der Schriftrollen von Qumran.
Sie wissen, ab 1947 hat ein Beduinenjunge namens Muhammad Edwif Muhammad, genannt „der Wolf“, als Teenager die erste Höhle von Qumran entdeckt, mit den ersten Rollen. Danach ging man auf die Suche, und es wurden Höhle zwei, Höhle drei bis Höhle elf gefunden.
Man hat Tausende von Fragmenten gefunden, von biblischen und außerbiblischen Schriften. Tausende Fragmente von biblischen Schriften, die zu 800 Rollen gehörten. Diese reichten von ganz kleinen Fragmenten bis hin zu einer ganzen Jesaja-Rolle.
Gerade in Höhle 1 wurde die vollständige Jesaja-Rolle aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus gefunden. Fantastisch! Alle Kapitel von Jesaja sind enthalten. Übrigens gibt es gerade in Jesaja ganz besonders viele Prophezeiungen auf Jesus Christus hin – sie sind alle enthalten. Also ganz grandios.
Diese Handschriften von Qumran stammen aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, und die jüngsten sind nicht später als 68 nach Christus datiert. Plötzlich hatte man nun Handschriften, die bis zu tausend Jahre älter sind als die, die man bis dahin aus dem Mittelalter kannte – oder sogar über tausend Jahre älter. Grandios!
Jetzt konnte man vergleichen. Und was kam heraus? Den selben masoretischen Text aus dem Mittelalter findet man auch unter den Handschriften von Qumran.
Als Wissenschaftler spricht man hier von dem sogenannten protomasoretischen Text. „Proto“ heißt einfach „vor“. Man könnte auf Normaldeutsch sagen: der vormasoretische Text. Das heißt, der masoretische Text aus dem Mittelalter, aber eben viel älter.
Damit war belegt: Natürlich haben sie schon im Altertum so genau abgeschrieben. Und eigentlich wussten wir das ja, denn die arabische Literatur macht das ja deutlich: Man darf keinen Buchstaben ändern.
Die Entdeckung der Qumran-Schriftrollen und ihre Bedeutung für die Texttreue
Übrigens, manche Leute heute finden es ein bisschen übertrieben, dass man so sehr auf den Buchstaben herumreitet. Sie meinen, das sei irgendwie tödlich, wenn es nur um den Buchstaben geht. Aber schauen Sie mal: Die einzelnen Buchstaben sind wirklich ganz wichtig.
Sie können zu Hause an Ihrem Computer einen Test machen. Damit beantworten wir die Frage, wenn jemand sagt, es sei doch nicht so wichtig, was den Buchstaben angeht, wichtig sei ja einfach der Inhalt. Setzen Sie einen Text auf den Bildschirm, und Sie wissen, was der Inhalt ist. Ja, das ist wichtig, genau. Aber jetzt machen Sie mal alles so ein bisschen dunkel, ja, paste, und dann löschen Sie alle Buchstaben mit der Delete-Taste. Dann schauen Sie, wie viel vom Inhalt noch bleibt.
Wenn die Buchstaben weg sind, ist der Inhalt auch weg. Ganz einfach, weil die Buchstaben die Träger des Inhalts sind. Man kann die Buchstaben nicht verachten, sie sind so wichtig, denn sie tragen den Inhalt. Wenn die Buchstaben weg sind, ist der Inhalt auch weg. Darum war im Judentum ebenso wichtig, dass man keinen einzigen Buchstaben verliert, weil man sonst den Inhalt auch verlieren würde.
Nun ist es aber so: In Qumran findet man verschiedene Texttypen. Man findet dort nicht nur den masoretischen Text, sondern auch Handschriften, die den fünf Büchern Mose entsprechen, wie sie die Samaritaner haben. Auf dem Garizim. Die Samaritaner sind ja heute noch auf dem Berg Garizim, ein vom Aussterben bedrohtes Volk. Es gibt noch etwa 750 – jetzt hätte ich fast gesagt Exemplare, aber es sind ja Menschen – 750 Samaritaner. Die Hälfte wohnt auf dem Berg Garizim, oberhalb von Nablus, und der andere Teil wohnt in Cholon, südlich von Tel Aviv.
Noch heute, am Passafest, das auf dem Garizim gefeiert wird, kommen alle Samaritaner zusammen und feiern Pessach, so wie es in den fünf Büchern Mose steht, wie es in ihren samaritanischen fünf Büchern Mose steht. Und die haben ein paar Unterschiede. Übrigens, sie haben den Text sogar verändert. Bei den Zehn Geboten haben sie ein Gebot eingefügt, dass man Gott auf dem Berg Garizim anbeten müsse.
Weil sie gegen die Auffassung sind, man müsse in Jerusalem anbeten, wie die Juden, haben sie noch ein Gebot eingefügt. Also waren sie nicht ganz so skrupelhaft wie die Juden. Dort konnte man mehr als einen Buchstaben ändern, wenn es sein musste. Aber eben diesen typischen samaritanischen Text findet man auch in Qumran.
Und noch mehr: Man findet zum Beispiel auch den typischen Text der Septuaginta-Übersetzung. Die Septuaginta ist ja die älteste Bibelübersetzung, die es gibt, auf Griechisch, aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, hergestellt in Ägypten, in Alexandria. Ich habe heute Morgen schon davon gesprochen. Diese Übersetzung hat gewisse Erweichungen, und das findet man auch in Qumran – also verschiedene Texttypen.
Verschiedene Texttypen und ihre Bedeutung für die Textgeschichte
Und nun ist es so: Kritische, liberale Gelehrte sagen heute, ja, den masoretischen Text gab es schon vor dem Mittelalter. Das kann inzwischen niemand mehr leugnen.
Aber sie betonen auch: Wir müssen bedenken, dass es verschiedene Texttypen gibt. Zum Beispiel den samaritanischen Typ, den Septuaginta-Typ und den masoretischen Typ. Außerdem gibt es auch Mischtexte. Man findet all diese Varianten. Deshalb können wir nicht eindeutig sagen, welcher Text der ursprüngliche ist.
Was sagen wir dazu? Nun, Qumran hat Hunger gemacht – Hunger nach mehr Textfunden. So begann man systematisch, Höhlen in der jüdischen Wüste abzusuchen. Qumran liegt am Nordende des Toten Meeres in der jüdischen Wüste. Diese Wüste ist jedoch viel größer, und es gibt dort sehr viele Höhlen.
Man suchte systematisch diese Höhlen ab und fand im Wadi Murabba'at, einem Tal, das bei Herodion in der Nähe von Bethlehem beginnt und bis zum Toten Meer hinunterführt, ebenfalls Handschriften. Diese Handschriften gehörten jedoch einer anderen Gruppe von Juden, nicht den Leuten von Qumran.
Kurz zur Erklärung: Die Leute von Qumran waren Juden, die ab dem zweiten Jahrhundert vor Christus Probleme mit dem Tempel in Jerusalem hatten. Ab dieser Zeit gab es illegale Hohenpriester, und die Qumran-Gemeinschaft sagte: „Wir können da nicht mehr mitmachen.“ Sie trennten sich vom Tempel in Jerusalem ab, gingen in die Wüste und gründeten dort eine Siedlung. Dort studierten sie die Bibel und sammelten alle Handschriften, die sie bekommen konnten.
Ob es sich dabei um samaritanische Texte, Septuaginta-Texte oder den masoretischen Text handelte, war für sie nicht entscheidend. Das, was sie bekommen konnten, sammelten sie und nahmen es mit.
Im Wadi Murabba'at hingegen fand man Handschriften von Juden, die sich nicht vom Tempel abgesondert hatten. Sie gehörten weiterhin zum offiziellen Judentum und hatten Zugang zum Tempel. Ich werde gleich erklären, warum dieser Zugang zum Tempel in dieser Frage sehr, sehr wichtig ist.
Diese Texte entsprechen dem masoretischen Text. Man fand dort eine ganze Reihe von Fragmenten der fünf Bücher Mose, der Tora. Diese stammen aus der Zeit bis 66 nach Christus.
Und wissen Sie was? Die Stimmen stimmen in jedem Buchstaben mit dem Text aus dem Mittelalter überein. Es gibt keine einzige Abweichung, nicht einmal in der Rechtschreibung. Dabei hat sich die Rechtschreibung ständig geändert – nicht nur im Deutschen, sondern auch im Hebräischen. Man kann sogar anhand der Rechtschreibung ermitteln, wie alt ein Text ungefähr ist.
Wenn Sie mir einen Text aus dem zweiten Jahrhundert geben würden, ohne dass ich das Datum kenne, könnte ich Ihnen sagen, dass er etwa aus dem zweiten Jahrhundert stammt. Sie könnten fragen: Könnte es nicht aus dem fünften Jahrhundert vor Christus sein? Nein, das ist unmöglich. Diese Orthographie gab es damals noch nicht. Sie ist typisch für das zweite Jahrhundert oder sogar noch später.
Man kann das also so sehen: Im Wadi Murabba'at findet sich genau die gleiche Rechtschreibung wie im Mittelalter.
Der Tempel als Bewahrungsort des ursprünglichen Textes
Und warum genau gleich? Nun, ich werde Ihnen zeigen: Die allerbesten Handschriften wurden im Judentum im Tempel aufbewahrt. Das habe ich im Vortrag heute Morgen schon weiter ausgeführt. Dort, nach Hagai 2, wurde das Wort Gottes in der Mitte des Volkes Israel im Tempel aufbewahrt.
Darum, wenn man zum Beispiel in der Synagoge von Nazareth Zweifel hatte, ob die Torarolle genau abgeschrieben war, hatte man die Möglichkeit, die Rolle mit auf den Tempelplatz zu nehmen und sie mit den besten Rollen dort zu vergleichen. Das war der Standard. Und dieser Standard war eben der masoretische Text.
Jetzt verstehen Sie: Im Wadi Murabba'at oder im Nachal Dargah findet man Handschriften aus dem offiziellen Judentum, und das ist masoretischer Text. Nun merken Sie, wo der richtige Text zu finden ist – im Tempel in Jerusalem. Texte, die weit von Jerusalem entfernt waren, konnten dann abweichen, wie zum Beispiel der Text der Samaritaner. Die Samaritaner wollten gar nichts mit dem Tempel in Jerusalem zu tun haben. Sie sagten, auf dem Garizim müsse man Gott anbeten, nicht in Jerusalem.
Und die Juden aus Ägypten, die die Septuaginta übersetzt haben, wussten Sie, heute ist Ägypten nicht so weit von Israel entfernt. Es ist nur die Sinai-Wüste dazwischen. Aber im Altertum war das viel weiter weg. Ich meine nicht objektiv, sondern subjektiv. Man musste durch diese sehr gefährliche Wüste Sinai gehen, um nach Ägypten zu gelangen. Darum waren diese Länder nicht einfach Nachbarländer, sondern durch eine gefährliche Wüste getrennt.
Ein ehemaliger Druse, den ich kannte, ging in der Zeit des Zweiten Weltkrieges mit seinen Kollegen durch die Sinai-Wüste nach Ägypten. Er wollte über Nordafrika dann zu Fuß nach Spanien, um dort sein finanzielles Glück zu machen. Er ging also durch die Wüste Sinai, und seine Kollegen sind alle umgekommen. Der Nofel kam allein in Ägypten an. Dann haben die Alliierten ihm gesagt: "Ja, da kann es nicht weitergehen, es ist Weltkrieg." Die Geschichte geht dann weiter, aber das ist jetzt nicht unsere Geschichte. Er machte dann den Umweg über Schwarzafrika.
Aber eben, um zu sagen: Die Handschriften Ägyptens, weit weg vom Tempel, konnten eben abweichen von dem besten Text in Jerusalem.
Nun hat man auch weitere Funde gemacht im Nachal Arugot. Viele davon waren vielleicht schon in der Oase Ein Gedi am Toten Meer. Das Nachbartal ist das Nachal Arugot, und dort hat man auch Handschriften gefunden – masoretischer Text von Juden aus dem offiziellen Judentum, auch aus der Antike.
Weiter hat man auch Texte auf Masada gefunden. Masada war ja die letzte Widerstandsfestung, nachdem die Römer im Jahr 70 Jerusalem, die Hauptstadt der Juden, zerstört hatten. Sie hatten dann noch bis 73 auf Masada ausgeharrt. Auch dort findet man den masoretischen Text.
Das macht also deutlich: Der eigentliche, verbindliche und ursprüngliche Text war der masoretische Text, der Text im Tempel. Und Sie sehen, es war dem Judentum möglich, trotz der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 diesen Text zu retten. Er wurde im Mittelalter durch die Masoreten weitergegeben bis ins 21. Jahrhundert.
Es ist ganz normal, dass Bibelübersetzungen, wenn es um das Alte Testament geht, aufgrund des masoretischen Textes gemacht werden. Das ist der allerbeste Text, das ist der ursprüngliche Text.
Die Bibel als Gottes Wort und die Herausforderung der modernen Wissenschaft
Ja, jetzt sind wir so weit, dass wir sagen können: Die Bibel sagt, sie ist Gottes Wort. Man kann zeigen, dass das Alte und das Neue Testament, das wir heute haben, dem entspricht, was ursprünglich aufgeschrieben wurde.
Aber ein moderner Mensch könnte heute trotzdem sagen: „Ich kann damit nichts anfangen. Die moderne Wissenschaft hat die Bibel längst widerlegt. Das kann nicht Gottes Wort sein. Die Bibel steht doch im Widerspruch zur modernen Wissenschaft.“
Wenn jemand das so sagt, könnte man so reagieren: „Was verstehst du unter Wissenschaft?“
Wissenschaft – was ist das? Wie könnte man einem zwölfjährigen Jungen oder Mädchen einfach erklären, was Wissenschaft ist? Ich würde es so machen: Ich vergleiche Wissenschaft mit einem Haus, das ein Erdgeschoss und einen ersten Stock besitzt.
Im Erdgeschoss haben wir den Bereich der Beobachtung. In der Wissenschaft ist es wichtig, dass man beobachtet, Funde macht und Experimente durchführt. Ganz wichtig bei Experimenten ist, dass man sie nicht nur einmal macht, sondern immer wieder. Dann misst man genau nach und sieht, was herauskommt. Wenn ein Ergebnis tausendmal immer genau gleich ist, kann man vermuten, dass dahinter eine Gesetzmäßigkeit steckt.
Das ist der Bereich der Beobachtung, und das ist ganz wichtig in der Naturwissenschaft. Dort geht es um Dinge, die man im Experiment beliebig oft wiederholen und durch direkte Beobachtung ermitteln kann.
Aber natürlich wäre Wissenschaft nur das Erdgeschoss allein ziemlich langweilig. All die vielen Daten, die man dort sammelt, sollte man in einen größeren Zusammenhang stellen und sich Gedanken machen: Was bedeutet das? Welche Konsequenzen hat das?
Dafür brauchen wir, meine Damen und Herren, den ersten Stock. Da gehen wir hoch und machen die Interpretation der Beobachtungen.
Aber aufgepasst: Im ersten Stock passiert etwas Wichtiges. Dort kann man Schlussfolgerungen ziehen, aber auch spekulieren. „Wenn das so ist, dann könnte es so sein, aber es könnte auch anders sein.“
Im ersten Stock bringt man auch die eigene Weltanschauung mit ein. Wenn jemand Atheist ist und von vornherein sagt, es gibt keinen Gott, dann wird er im Rahmen dieser Vorstellung interpretieren: Es gibt absolut keinen Gott.
Wenn jemand Materialist ist – also die Behauptung vertritt, es gibt letztlich nur Materie, keinen Geist –, dann wird er alles so erklären, dass nur Materie existiert.
Sehen Sie, das ist Philosophie. Aber das kommt hier alles hinein. Im ersten Stock fließt die Weltanschauung mit ein.
Und jetzt passiert Folgendes: Zwischen dem ersten Stock und der Bibel muss es Widersprüche geben. Das ist ja logisch. Wenn jemand Atheist ist und sagt, es gibt keinen Gott, und die Bibel beginnt schon im ersten Vers mit: „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“ (1. Mose 1,1), dann kommt Gott schon vor. Das ist klar, da muss es Widersprüche geben.
Ich kann Ihnen jedoch folgende feste Behauptung aufstellen: Zwischen der Bibel und dem Erdgeschoss gibt es keinen Konflikt.
Oder zeigen Sie mir aus der direkt beobachtbaren Wissenschaft – Chemie, Physik und so weiter – wo wir ein Problem mit der Bibel haben. Es gibt kein Problem.
Aber zwischen dem ersten Stock und der Bibel gibt es Konflikte.
Das war jetzt ein bisschen theoretisch.
Wissenschaftliche Beobachtungen und ihre Deutungen am Beispiel der Biologie
Machen wir das mal praktisch. Wir gehen in den Bereich der Biologie, und zwar in die vergleichende Anatomie. Dabei betrachtet man den Bauplan der Lebewesen, zum Beispiel den Bauplan eines Affen. Man kann sehen, dass es Ähnlichkeiten mit Vögeln gibt. Vögel haben auch zwei Beine, aber zusätzlich Flügel. Diese Flügel entsprechen den Armen beim Affen. Das ist schon eine Parallele, nicht wahr?
Weiter oben haben die Vögel einen Kopf, und Affen haben ebenfalls einen Kopf. Es gibt also manche Übereinstimmungen im Bauplan. Nun vergleicht man Affen mit Menschen. Verblüffend sind diese Ähnlichkeiten, ja? Man kann sogar noch weitergehen. Das können Sie mal im Zoo beobachten: die Menschen, die vorne stehen, und die, die hinten stehen. Erstaunlich sind die Übereinstimmungen, die man sogar im Verhalten erkennen kann.
Das ist nun das Erdgeschoss. Dort waren wir beim Beobachten, und das können wir bei jedem Zoobesuch nochmals wiederholen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie ähnlich sich die Lebewesen sind.
Jetzt gehen wir in den ersten Stock und fragen uns: Was bedeutet es, dass Affen und Menschen so viele Ähnlichkeiten aufweisen? Ein Evolutionist sagt im ersten Stock: Das ist völlig klar. Ähnlichkeit beweist eine gemeinsame Abstammung. Mein Biologielehrer, ein würdiger alter Mann und Doktor der Biologie, hat uns tatsächlich gesagt, die vergleichende Anatomie sei ein Beweis für Evolution.
Aber das war falsch. Man kann Doktor sein und sich trotzdem irren. Das ist normal, das wussten wir ja. Aber auch in diesem Fall war es so. Natürlich könnte man sagen: Ähnlichkeit kann ein Hinweis auf eine gemeinsame Abstammung sein. Wenn man Enkel mit Großeltern vergleicht, sieht man erstaunliche Ähnlichkeiten. Sie haben vielleicht keinen Bart wie der Opa, aber doch viele Übereinstimmungen, sogar im Verhalten.
Vergleichen wir aber verschiedene Automarken, zum Beispiel Ferrari mit Opel und so weiter. Hier und da gibt es viele Übereinstimmungen. Doch in diesem Zusammenhang denkt niemand an gemeinsame Abstammung. Für alle ist klar: Ähnlichkeit weist auf einen gemeinsamen Ingenieur oder Ingenieurplan hin.
Darum kann man die Ähnlichkeit von Lebewesen theoretisch durch gemeinsame Abstammung erklären. Es wäre aber auch möglich zu denken, dass ein gemeinsamer Grundbauplan dahintersteht. Der Schöpfer hatte einen Grundbauplan, den er variiert hat.
Das ist übrigens etwas ganz Grundlegendes, auch in der Kunst. Man hat eine Grundidee, zum Beispiel Bach überlegt sich: Das ist die Grundidee, und jetzt, was mache ich mit dieser Abwandlung? Ich will ja nicht abschweifen, aber eben: eine Grundidee wird abgewandelt. Das hat mit Intelligenz und Fantasie zu tun und gefällt uns Menschen. Das Abwandeln eines Grundprinzips ist etwas, das wir schätzen.
Also: Das Problem liegt nicht im Erdgeschoss, sondern im ersten Stock.
Geologische Beobachtungen und ihre Deutungen
Gehen wir in die Geologie, in die Erdkunde. Es handelt sich um eine Beobachtung im Erdgeschoss. Weltweit gibt es Erdschichten. Diese sind nicht nur in den Alpen klar sichtbar, sondern auch in Mexiko, China, Indien, Australien, Neuseeland, Südafrika – also überall auf der Welt.
Eine weitere Tatsache ist, dass es weltweit Fossilien gibt – versteinerte Lebewesen, Pflanzen, Tiere und sogar Menschen. Und zwar nicht nur Millionen von Fossilien, sondern Milliarden! Diese Beobachtungen im Erdgeschoss sind unbestritten.
Nun steigen wir in den ersten Stock und überlegen, wie diese Erdschichten entstanden sind. Ein Vertreter der Erosionstheorie sagt: Es ist wunderbar, dass diese Erdschichten allmählich, Millimeter um Millimeter, Zentimeter um Zentimeter, im Laufe von Millionen von Jahren entstanden sind. So hätten wir gewissermaßen den langsamen Ablauf der Evolution dokumentiert – von den ältesten bis zu den jüngsten Schichten. Die Fossilien darin seien Zeugnisse aus verschiedenen Zeiten entlang dieser Entwicklung.
Ein Wissenschaftler, der Christ ist, kann an dieser Stelle eine andere Erklärung geben. Die Bibel spricht von einer weltweiten Sintflut, bei der durch katastrophische Verschüttung solche Erdschichten weltweit entstanden sein müssen – und eben auch voller Fossilien.
Jetzt stellt sich die Frage: Wer hat Recht?
Grundsätzlich entstehen versteinerte Lebewesen, also Fossilien, idealerweise so: In fließendem Wasser wird ein Lebewesen im Schlamm verschüttet und luftdicht abgeschlossen. Wenn die chemische Zusammensetzung des Schlamms stimmt, kann daraus eine Versteinerung entstehen.
Aber normalerweise entsteht keine Versteinerung. Wenn im Wald ein Hirsch oder ein Reh stirbt, liegt das tote Tier am Boden. Dann kommen Tiere, die verdorbenes Fleisch fressen, und Bakterien, die auf den Abbau spezialisiert sind. So wird das Tier vollständig zersetzt. Nach einiger Zeit ist an der Stelle, an der der Hirsch lag, nichts mehr übrig – alles ist entsorgt. Das ist natürliches Recycling.
Das bedeutet: Normalerweise entsteht kein Fossil. Es braucht mindestens eine kleine Katastrophe.
Nun stellt sich die Frage: Dauert es nicht sehr lange, bis eine Versteinerung entsteht – Millionen von Jahren?
Nein, zum Beispiel wurde in den USA ein versteinertes Fuß eines Cowboys gefunden. Der Fuß war noch im Stiefel. Experten, die sich mit Cowboystiefelmode auskennen, konnten sagen, dass dieser Stiefel typisch für die 1950er Jahre ist. So liefen Cowboys damals herum, heute nicht mehr.
Dieser Cowboy erlebte also eine lokale Katastrophe, wurde verschüttet, und die chemische Zusammensetzung stimmte. So entstand der versteinerte Cowboy-Fuß. Das kann ziemlich schnell gehen – man könnte sagen, ruckzuck.
Die Tatsache, dass wir weltweit diese Erdschichten haben und darin nicht nur Millionen, sondern Milliarden von Fossilien, ist eigentlich eine wunderbare Dokumentation einer weltweiten Sintflut und ihrer nachfolgenden Katastrophen.
Wir erklären durch die Sintflut die Schichten bis zum Tertiär. Die weiteren Schichten entstehen durch Nachfolgekatastrophen. Die Sintflut kam nicht von einem Tag auf den anderen zur Ruhe, sondern dauerte noch Jahrhunderte an. So erklärt man die weiteren Schichten durch diese Nachfolgekatastrophen.
Sie sehen: Der Konflikt liegt nicht im Erdgeschoss, sondern im ersten Stock.
Radiometrische Datierungsmethoden und ihre Herausforderungen
Noch ein Beispiel gefällig? Jetzt würde ein Evolutionist sagen: Ja, aber so einfach geht das jetzt auch wieder nicht. Wir haben nämlich moderne Messmethoden, mit denen man Gestein datieren kann. Damit können wir nachweisen, dass es Milliarden und Millionen von Jahren gedauert hat, bis all diese geologischen Erscheinungen entstanden sind.
Ja, diese radioaktiven oder radiometrischen Datierungsmethoden gibt es, und es sind eine ganze Reihe davon. Ich muss hier noch erklären, wie das funktioniert: Niemand behauptet, man könne flüssige Lava im Erdinnern mit diesen Methoden datieren. Bei dieser Datierung geht es darum, dass ab dem Moment, in dem flüssige Lava aus dem Erdinnern erstarrt, gemessen wird. Mit gewissen Methoden, sogenannten Langzeituhren, kann man ermitteln, dass die ältesten Gesteine auf der Erde bis zu 4,7 Milliarden Jahre alt sein müssen.
Was machen wir jetzt damit? Ganz schlaue Leute haben sich Folgendes gesagt: Wir können ja nicht 4,7 Milliarden Jahre in der Vergangenheit zurückgehen, um nachzuschauen, ob das sogenannte Urgestein so gebildet wurde. Das geht nicht. Aber was können wir? Wir können die gleichen Methoden benutzen für Gestein, das in unserer Zeit entstanden ist.
Zum Beispiel: Bei einem Ausbruch auf Neuseeland 1954 wurde regelmäßig neues Gestein gebildet. Man hat das so gemacht, Proben von verschiedenen Vulkanen genommen, bei denen man genau wusste, wann das Gestein entstanden ist, und hat diese Proben an renommierte Labore zum Messen gegeben. Über die weiteren Details wurde nichts gesagt.
Dann kam der Bericht: Das Gestein sei so und so viele hundert Millionen Jahre alt, teilweise sogar bis zu 2,8 Milliarden Jahre. Aber es stammte vom Ausbruch des Mount Ngarahu 1954 in Neuseeland. Verstehen Sie jetzt, warum man ein Problem mit diesen Methoden haben kann? Wenn es solche Datierungen gibt für Gestein, das nur wenige Jahre älter ist als ich – und ich sehe ja nicht aus, als wäre ich 2,8 Milliarden Jahre alt –, dann kann man doch verstehen, wenn man an dieser Methode Zweifel hat.
Evolutionisten in Frankreich habe ich das dann gesagt. Wissen Sie, was der mir antwortete? Ich sage das, damit Sie auch gleich wissen, was ein Spezialist sagen würde, wenn Sie so etwas behaupten. Er sagte: Das darf man natürlich nicht machen. Diese Methoden sind nur für altes Gestein zulässig, nicht für neues Gestein. Warum lachen Sie?
Gut, er hat erst gelacht, als ich ihm sagte: Ja, und woher weißt du denn, dass dieses Gestein alt ist? Dann fühlte er sich ertappt. Aber man kann ja freundlich bleiben. Man muss ihm wirklich auf den Zahn fühlen und darf nicht einfach alles glauben. Eigentlich ist ihnen klar, dass das Ganze riesige Probleme hat.
Denn mathematisch gesehen handelt es sich um Gleichungssysteme. Sie wissen wahrscheinlich alle, was Gleichungen sind, oder? Zum Beispiel x und y gleich und dann ein Ergebnis – das ist eine Gleichung. Hier handelt es sich mathematisch jeweils um Gleichungssysteme, also mehrere Gleichungen, die zusammengehören.
Und jetzt ganz wichtig: Das haben wir so in der Schule gelernt. Bei Gleichungssystemen mit mehr Unbekannten (x, y, z) als Gleichungen findet man keine Lösung. Die kann man nicht lösen, nur wenn es gleich viele Unbekannte wie Gleichungen gibt. Aber wir haben natürlich auch einen Trick gelernt, wie man die trotzdem lösen kann.
Man muss für gewisse Unbekannte einfach eine Annahme einsetzen, und dann kann man sie lösen. Genau das wird hier gemacht. Da haben wir das gleiche Problem wie mit einer Sanduhr.
Stellen wir uns vor, wir kommen in einen Raum, auf dem Tisch in der Mitte steht eine Sanduhr, die am Laufen ist. Ein Schlauer kann sagen: Ich kann genau erklären, wann jemand diese Sanduhr gestellt hat. Wie war das? Wenn man allen Sand oben hat und wir wissen, wie schnell eine bestimmte Menge Sand runterkommt, kann ich messen, wann die Sanduhr aufgestellt wurde.
Aber das geht natürlich nur, wenn man annimmt, dass am Anfang alles oben war. Wir wissen ja nicht, ob die Frau, die die Sanduhr gestellt hat, vielleicht schon begonnen hatte und nicht alles oben war, sondern etwas oben und schon einiges unten.
Und das ist bei diesen radioaktiven Methoden, bei denen man die radioaktiven Atome und ihr Zerfallsprodukt misst, genau das Problem. Man geht einfach davon aus, am Anfang war alles oben und nichts unten – und noch weitere Annahmen dazu. Man geht auch davon aus, dass Steine geschlossene Systeme sind, so wie Sanduhren. Da muss man keine Angst haben, dass jemand in der Zwischenzeit Sand weggenommen oder hinzugefügt hat. Sonst wird es schwierig.
Aber von den Gesteinen wissen wir – und das können Sie jedem Vertreter dieser Methoden fragen – dass Steine eigentlich offene Systeme sind. Dort findet ein Austausch statt. Trotzdem geht man davon aus, dass dort, wo die Ergebnisse mit der Evolutionstheorie übereinstimmen, die Situation ideal war und die Datierung stimmt.
Sobald jedoch Ergebnisse vorliegen, die nicht mit der Theorie übereinstimmen, muss man leider davon ausgehen, dass es sich um offene Systeme handelt, in denen Austausch stattfand, und dass die Datierung daher nicht stimmt.
In der Praxis sieht das so aus, dass Daten, die nicht passen, in der Schublade bleiben und normalerweise nicht veröffentlicht werden. Wenn Sie eine Doktorarbeit machen möchten, wäre das ein interessantes Thema: Gehen Sie systematisch all diese Daten durch, die in den Schubladen liegen, und publizieren Sie sie. Das wäre eine wirklich sinnvolle Arbeit.
Es gibt so viele Doktorarbeiten, die keinen Sinn haben – außer für den, der sie gemacht hat, und für den Doktorvater. Aber das wäre eine Arbeit, die wirklich Sinn macht.
Gut, hier haben wir also ein geschlossenes System, aber niemand weiß, wie viel oben und wie viel unten am Anfang war. Darum diese Probleme und darum diese 2,8 Milliarden Jahre anstatt nur ein paar Jahrzehnte, wie ich alt bin.
Aber jetzt wird das Ganze noch viel schlimmer. Es gibt Dinge im Erdgeschoss, die im Widerspruch zur Evolutionslehre stehen. Ich habe Ihnen gesagt, ich habe wirklich kein Problem zwischen der Bibel und dem Erdgeschoss.
Ansonsten meine Aufforderung: Bringen Sie mir Daten, die man im Experiment beliebig oft ermitteln kann und die im Widerspruch zur Bibel stehen.
Grundlegende Probleme der Urknall- und Evolutionstheorie
Bei der Evolutionslehre gibt es ein großes Problem. Die Frage lautet: Wie entstand die Welt? Die meisten Evolutionisten glauben an die Urknalltheorie. Diese besagt, dass vor 13,7 Milliarden Jahren aus dem Nichts plötzlich das gesamte Potenzial für Materie und Energie unseres Universums entstanden sei.
Ich beginne ganz vorne. Viele denken, der Urknall sei einfach ein "Bumm" gewesen, und dann sei das Weltall entstanden. Doch laut der Theorie gab es vor dem Urknall nichts: keinen Raum, keine Zeit, keine Materie, keine Energie – nichts.
Wenn jemand fragt: "Herr Professor, was war vor dem Urknall?", dann kann es sein – muss aber nicht – dass der Professor antwortet, was ein Bekannter aus Holland einmal erzählt hat. Dieser Bekannte hatte studiert und diese Frage seinem Professor gestellt. Der Professor antwortete: "Ein Tor kann mehr fragen, als ein Weiser beantworten kann."
Ein anderer Professor würde vielleicht sagen, diese Frage sei gar nicht berechtigt. Denn beim Urknall sind ja erst Raum und Zeit entstanden. Man kann also gar nicht von "vorher" sprechen, weil es die Zeit vorher nicht gab. "Vorher" und "nachher" sind nur möglich, wenn Zeit existiert. Albert Einstein hat gezeigt, dass Raum und Zeit zusammengehören und nicht getrennt werden können. Wenn kein Raum da ist, gibt es auch keine Zeit. Deshalb kann man nicht von "vorher" sprechen.
Der Urknall war der absolute Anfang. Aus dem Nichts entstand in einem kleinsten Punkt das ganze Potenzial für Materie und Energie des heutigen Weltalls. Dabei hat das Universum nicht einfach explodiert, sondern der Raum hat sich geöffnet – und zwar mit Überlichtgeschwindigkeit.
Sie wissen, Albert Einstein hat gezeigt, dass nichts sich schneller bewegen kann als das Licht. Aber der Raum ist keine Materie. Deshalb kann sich der Raum theoretisch mit Überlichtgeschwindigkeit ausdehnen.
So wurde dieses Potenzial ausgebreitet – das war der Urknall. In der Folge entstanden Sterne, Galaxien, später die Erde, dann das erste Leben und schließlich die Entwicklung vom Einzeller bis zu Goethe.
Hier haben wir ein großes Problem, gleich am Anfang. Wer Naturwissenschaft studiert, wird in den ersten zwei Semestern besonders mit den thermodynamischen Hauptsätzen konfrontiert. Diese gehören zu den wichtigsten Grundlagen der Physik, Chemie und allgemein der Naturwissenschaften.
Der erste thermodynamische Hauptsatz ist der Energieerhaltungssatz. Er besagt, dass es nur die Energie im Weltall gibt, die vorhanden ist – auch in einem begrenzten, geschlossenen System. Man kann nur mit dieser Energie rechnen, die da ist. Es entsteht nicht plötzlich neue Energie aus dem Nichts. Diese Energie kann auch nicht zerstört werden, sie bleibt erhalten.
Dieser Satz sagt also, dass Energie nicht aus dem Nichts entsteht. Man kann diesen komplizierten Satz einem zwölfjährigen Jungen oder Mädchen so erklären: "Weißt du, der erste thermodynamische Hauptsatz sagt: Aus nichts entsteht nichts." Das weiß doch jeder, oder? Aus nichts entsteht nichts.
Doch die Urknalltheorie beginnt mit der Aussage: Aus dem Nichts entstand alles – einfach so, ohne Schöpfergott. Das können wir nicht glauben, zumindest nicht aus biblischer Sicht. Aus nichts entsteht nichts. Wir können nur verstandesmäßig akzeptieren, dass ein ewiger, unendlicher, allmächtiger Gott alles ins Dasein gerufen hat – aber nicht einfach so.
Das widerspricht dem gesunden Menschenverstand ganz grundsätzlich.
Man könnte jetzt sagen – und das tut auch Richard Dawkins, einer der bekanntesten Vertreter der Evolution heute – die Christen seien töricht. Sie glauben, Gott oder ein Gott habe alles erschaffen. Aber dann müsse man ja fragen: Wer hat diesen Gott erschaffen? Und dann: Wer hat den Gott erschaffen, der den Gott geschaffen hat? Und so weiter, immer weiter zurück.
Nun müsste man Richard Dawkins fragen: Was war vor dem Urknall? Kann man überhaupt von "vorher" sprechen? Die Zeit entstand ja erst beim Urknall.
Die Bibel beginnt mit den Worten: "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde." (1. Mose 1,1) "Bereschit" ist eine Zeitbezeichnung. Dort begann die Zeit mit dem geschaffenen Raum.
Wenn man jetzt fragt, was war vor Bereschit, dann gab es keine Zeit, sondern Ewigkeit. Das ist es, was die Bibel sagt: Gott, der Gott der Bibel, ist Raum und Zeit nicht unterworfen.
2. Petrus 3,8 sagt: "Ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind wie ein Tag." Gott ist also nicht der Zeit unterworfen.
Wir würden sagen, das ist etwas Absolutes: Zeit vergeht. Man kann doch nicht sagen, tausend Jahre sind wie ein Tag und ein Tag ist wie tausend Jahre. Doch wir als Geschöpfte sind immer nur an einem Ort. Wenn ich in Memmingen bin, bin ich nicht zuhause. Wenn ich zuhause bin, bin ich nicht in Memmingen. Wir sind an Raum und Zeit gebunden. Deshalb brauchen wir Zeit, um von zuhause nach Memmingen zu kommen.
Gott wird in der Bibel als allgegenwärtig beschrieben, dem Raum nicht unterworfen, und als ewig, der Zeit nicht unterworfen. Deshalb weiß er auch alles im Voraus und kann viele Dinge voraussagen, die sich nachweislich erfüllt haben. Das findet man nur in der Bibel.
Man kann also zeigen: Die Frage, wer Gott erschaffen hat, ist völlig unlogisch. Vor der Zeit gab es nur die Ewigkeit, und Gott ist da. Dieser unendliche Gott hat das möglich gemacht, was sonst unmöglich wäre. Aus nichts entsteht nicht einfach etwas – und schon gar nicht alles.
Die Entstehung des Lebens und die Grenzen der chemischen Evolution
Und wie entstand dann das Leben vor etwa drei Milliarden Jahren auf der Erde? Das ist ebenfalls ein großes Problem. Früher sprach man von primitiven Lebewesen, ganz am Anfang der Evolution, von primitiven Einzellern. So dachte noch Charles Darwin. Doch das war natürlich im 19. Jahrhundert, als man noch nicht genau wusste, was Zellen überhaupt sind.
Heute ist bekannt, dass Zellen sehr kompliziert sind. Es gibt keine primitiven Lebewesen, sondern nur äußerst komplexe Lebewesen. Alle Zellen bestehen aus riesigen Makromolekülen wie DNA, RNA und Proteinen.
Hier beginnt bereits ein Problem: Das Massenwirkungsgesetz in der Chemie besagt, dass in der Natur, in einem Gemisch, keine Makromoleküle wie DNA, RNA oder Proteine entstehen können. Sobald ein chemischer Prozess in Gang kommt, können zwar kurze Ketten gebildet werden, doch es treten immer kettenabbrechende Reaktionen auf. Es ist daher unmöglich, dass Makromoleküle in der Natur auf diese Weise entstehen.
Diese Erkenntnis beruht auf Beobachtungen aus dem Labor. Man kann das Experiment so oft wiederholen, wie man will, und es wird ständig in Fabriken überprüft. Wenn man beispielsweise Nylon herstellt, entstehen riesige Ketten. Jeder Chemiker weiß, dass das nicht einfach so geschieht. Es bedarf eines großen Inputs an Intelligenz. Die Abläufe müssen gesteuert, gestoppt und wieder neu gesteuert werden.
In der Natur ist das unmöglich. Das Laborergebnis sagt also Nein zur Evolution und Nein zur Entstehung von Leben einfach so. Es gibt noch viel größere Probleme als dieses, aber das soll hier erst einmal genügen.
Musikalische Erfrischung zum Abschluss
Bevor wir weitermachen, spiele ich zur Entspannung etwas Musik, damit Sie nicht einschlafen. Bach hat gesagt, Musik müsse zur Ehre Gottes sein und zur Rekreation des Gemütes, also zur Erfrischung des Geistes.
In diesem Sinne spiele ich die Phantasie in D-Moll von Mozart, KV 397.
