Jonas Erfahrung im Bauch des Fisches als Bild für Tod und Auferstehung
Wir befinden uns weiterhin in Kapitel 2, wo sich Jona im Bauch des Fisches befindet. Er bezeichnet seinen Aufenthalt dort als Totenreich. In Kapitel 2, Vers 3 heißt es am Schluss: „Aus dem Bauch des Sheol schrie ich.“ Sheol ist im Alten Testament der Ausdruck für das Totenreich.
Das Jenseits, also der Ort, an den Geist und Seele nach dem Tod gelangen, ist für die Gläubigen das Paradies. Für die Verlorenen hingegen ist es der Ort der Qual, wie es in der Geschichte vom reichen Mann und Lazarus in Lukas 16 dargestellt wird. Sheol im Alten Testament kann aber auch das Grab bedeuten.
Man muss also von Stelle zu Stelle unterscheiden: Sheol als Grab ist der Aufenthaltsort des gestorbenen Leibes, während Sheol im Sinn von Jenseits der Aufenthaltsort von Seele und Geist ist. Hier, im Fall von Jona, ist der Bauch des Fisches sein Grab. Er lebt zwar im Bauch, befindet sich aber gewissermaßen im Totenreich.
Später spricht Jona auch tatsächlich von einem Grab. In Vers 7 heißt es am Schluss: „Aber du führtest mein Leben aus dem Grab hinauf, Herr, mein Gott.“ Aus dem Text selbst geht hervor, dass Jonas Erfahrung ein Hinabsteigen in den Tod und ein anschließendes Hinaufsteigen ins Leben war.
Darum nimmt der Herr Jesus im Neuen Testament die Geschichte von Jona auf und erklärt in Matthäus 12, dass dieses Ereignis ein Hinweis auf sein eigenes Sterben ist. Die Schriftgelehrten und Pharisäer wollten ein Wunder sehen. Jesus sagt in Vers 39: „Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas des Propheten. Denn gleich wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“
Weiter heißt es: „Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen, denn sie taten Buße auf die Predigt Jonas. Und siehe, mehr als Jona ist hier.“
Der Herr Jesus sagt also, genauso wie Jona für drei Tage im Totenreich war, so wird es auch mit ihm, dem Messias, sein. Das ist ein Vorausblick auf seinen Tod und seine Auferstehung.
Wenn wir den Text genau betrachten, wird der Bezug zu Sheol als Grab besonders deutlich.
Die Bedeutung der Zeitangabe „drei Tage und drei Nächte“
Wie steht es eigentlich mit der Zeitangabe „drei Tage, drei Nächte“? Viele haben damit ein Problem, weil man ja immer gesagt hat, der Herr sei am Freitag gekreuzigt worden – am Freitag – und am ersten Tag der Woche, also am Sonntag, auferstanden.
Nun sagt man sich: Das geht nicht. Drei Tage und drei Nächte – da müsste man die ganze Chronologie verändern, um wirklich drei Tage und drei Nächte hineinbringen zu können. Aber das ist alles nicht nötig.
Wenn man in den Evangelien eine strenge Chronologie durchführt, beginnend mit dem Einzug des Herrn am Palmsonntag, kann man eindeutig zeigen, dass der Herr am Sonntag einzog. Dann ist jeder Tag dokumentiert, bis zum Sonntag nach dem Sabbat. Aus den Texten, besonders im Markus-Evangelium, das sehr vollständig dokumentiert ist, lässt sich klar erkennen: Der Herr wurde am Freitag gekreuzigt und am Sonntag ist er auferstanden.
Das stimmt auch mit dem überein, was der Herr Jesus im Matthäusevangelium sagt, nämlich dass er am dritten Tag auferstehen wird. Aber wie passt das zusammen: drei Tage und drei Nächte und dann am dritten Tag?
Sprachlich ist das oft ein Problem. Was heißt „Tag“? Der Tag kann die helle Zeit sein, also von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Tag kann aber auch einen 24-Stunden-Tag bedeuten, also einen ganzen Kalendertag.
Wenn man von „drei Tagen im Tod“ spricht, was meint man dann genau? Wenn man ganz genau drei Kalendertage sagen wollte, dann könnte man „drei Tage und drei Nächte“ sagen. Dieser Ausdruck kommt zum Beispiel auch im Alten Testament vor.
Ich gebe nur eine Stelle an, damit man sie selbst studieren kann: 1. Samuel 30. Dort findet David einen Mann, der auf der Erde liegt und drei Tage und drei Nächte kein Brot gegessen hat. Gleich danach, in Vers 13, sagt David, dass dieser Mann vor drei Tagen verlassen worden sei. Das heißt, „heute vor drei Tagen“ ist das Gleiche wie „drei Tage und drei Nächte“, also drei Kalendertage.
So rechnet man einen Kalendertag als Tag, auch wenn er nur angebrochen ist. Das ist ein ähnliches Problem wie bei der Jahreszählung, die wir heute Morgen beim Nordreich hatten. Dort kann man das Thronbesteigungsjahr als Jahr zählen, obwohl es nur angebrochen ist.
Diese inklusive Rechnung, bei der auch der angebrochene Tag mitgerechnet wird, gilt also auch hier. „Drei Tage und drei Nächte“ ist im Matthäusevangelium dasselbe wie in Kapitel 28, wo es heißt: „Am dritten Tag werde ich auferstehen.“
So waren es drei Kalendertage: Der Herr Jesus lag am Freitag im Grab, am Sabbat vollständig 24 Stunden lang, und dann noch am dritten Kalendertag, dem Tag seiner Auferstehung, am Sonntag. Der erste und der letzte Tag waren jeweils nur angebrochen.
Das zu dieser Parallele: Jona war ebenfalls an drei Kalendertagen im Bauch des Fisches. Er konnte natürlich nicht zwischen heller Zeit und dunkler Zeit unterscheiden, denn im Bauch war es sowieso dunkel – wie wir ja lebendig geschildert bekommen hatten, gerade zuvor am Ende des ersten Teils.
Eine ganz eindrückliche Darstellung von Tod und Auferstehung bei Jona. Der Herr Jesus sagt, Jona sei ein Zeichen gewesen. Man musste ja merken, dass der Mann auferstanden war, gewissermaßen, als er mit seiner gelbgefärbten Haut in Ninive wieder auftrat.
Auch in Israel war Jona natürlich ein Zeugnis, denn die Israeliten dienten damals unter Jerobeam den Götzen. So war Jona ein Zeugnis dafür, dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs der Gott ist, der aus dem Tod heraufführen kann.
Gottes Macht über Leben und Tod im Buch Jonah
Was noch dazu kommt: Baal wurde bei den Kanaaniten als Gott des Todes und der Auferstehung verehrt. Auch hier finden wir ein eindrückliches Zeugnis: Wer kann einen Menschen in den Tod hinabführen und wieder heraufführen? Das ist der Gott Israels, wie es auch im Buch Jona dokumentiert ist.
Gleichzeitig gibt es aber auch Gegensätze. Die Parallele ist klar: drei Tage im Tod. Doch der Gegensatz besteht darin, dass Jona ins Grab, in den Bauch des Fisches, wegen seiner eigenen Sünde ging. Der Herr Jesus hingegen ging für fremde Schuld, für unsere Schuld, in den Tod. Das ist der gewaltige Unterschied zwischen Jona und dem Herrn.
Dieses Hinunterführen in die tiefsten Tiefen führte dazu, dass Jona eine völlige Umkehr erlebte. So sehen wir hier die Zucht Gottes über einen Gläubigen. Auch wir kommen als wahre Gläubige automatisch unter die Zucht des Vaters, wenn wir ihm ungehorsam sind. Das kann sehr schmerzhaft sein.
So lesen wir auch in Hebräer 12 davon, wie Gott seine Kinder züchtigt, um sie zurechtzubringen und ihnen Seine Heiligkeit teilhaftig werden zu lassen. Es ist schön zu sehen, dass Jona wirklich zur Buße kommt. Die Echtheit seiner Umkehr wird deutlich durch seine Taten. Es war nicht nur ein Bekenntnis, sondern die Taten folgten. Er ging danach nach Ninive.
Die „Gründe der Berge“ und alttestamentliche Weltanschauung
Übrigens, noch so nebenbei: In Kapitel 2, Vers 7 haben wir gelesen: „Zu den Gründen der Berge ging ich hinab. Die Erde, ihre Riegel waren hinter mir auf ewig.“ Das ist ein interessanter Ausdruck: die Gründe der Berge.
Wie hat man sich das im Altertum vorgestellt? Wie sind die Berge entstanden? Im Altertum dachte man allgemein, dass Berge durch Vulkanismus entstanden sind. Das war eine sehr verbreitete Ansicht. Wir wissen jedoch, dass gewisse Berge tatsächlich durch Vulkane entstanden sind. So zum Beispiel der Vesuv. Aber das ist die Minderheit.
Die meisten Berge sind durch Auffaltung entstanden, wie wir heute durch die moderne Geologie wissen. Nach der Bibel geschah dies im Zusammenhang mit der Sintflut, und zwar am Ende der Sintflut. Psalm 104 sagt: „Es erhoben sich die Berge, es senkten sich die Täler, an den Ort, den du ihnen festgesetzt hast.“ Nicht in Millionen von Jahren, sondern katastrophisch, am Ende der Sintflut, durch Auffaltung.
Das ist eine sensationelle Aussage, denn erst in moderner Zeit kam diese Überzeugung auf. Man sieht, wie die Schichten gefaltet sind, dass die Berge durch Druck entstanden sind – etwa die Alpen durch Druck vom Süden oder der Himalaya. Man erkennt sogar die Schiebespuren am Grund des Indischen Ozeans. Dieses Wissen ist erst in jüngster Zeit bekannt geworden.
Das bedeutet, dass diese großen Gebirge letztlich bis in die Ozeanbecken hinunterreichen. Das entspricht genau dem, was hier steht: „Zu den Gründen der Berge ging ich hinab.“ Welch ein Gegensatz!
Im Koran liest man von den Bergen, dass Allah die Erde erschaffen hat und dann die Berge auf die Erde warf, um der Erde Stabilität zu geben. Das ist der Unterschied. Die Bibel spricht ganz anders und erwähnt hier sogar die Gründe der Berge im Meer.
Götzendienst und Buße in Ninive
Ja, und beachten wir noch Vers neun, der von nutzlosen Nichtigen spricht, die Götzen verehren. Jonah nimmt hier Bezug auf die Götzendiener in Israel, die die Bundestreue Gottes vom Sinai verlassen haben.
In diesem Kapitel begegnen wir also nicht-israelitischen Götzendienern, die den wahren Gott erkennen. Auch Jonah verurteilt jeglichen Götzendienst und kehrt zur Buße zurück. Diese Buße führt ihn wieder zur Anbetung Gottes.
In Vers 10 heißt es: „Ich aber will mit der Stimme des Dankes dir Schlachtopfer darbringen.“ Das zeigt die Wiederherstellung, denn er kann Gott von Herzen loben und danken.
Dann kommen wir zu Vers 11, oder je nach Bibelausgabe zu Kapitel 3, Vers 1: „Und der Herr gab dem Fisch einen Befehl, und so spie er Jonah an das Festland aus.“
Übrigens bedeutet der Ausdruck „Festland“ im Hebräischen „Jabascha“, das heißt „das Trockene“. Diesen Begriff finden wir bereits im ersten Buch Mose. Zuerst war die Erde vollständig von Wasser bedeckt. Erst am dritten Tag ließ Gott das Trockene sichtbar werden. Auch heute ist „das Trockene“ das normale Wort für Festland im modernen Hebräisch.
Beim dritten Schöpfungstag gab es also eine erste Gebirgsauffaltung, noch vor der Sintflut. Nach der Sintflut erfolgte eine weitere Auffaltung der Gebirge, wodurch das heutige Festland entstand.
Jonah wird also vom Fisch durch das Mittelmeer geführt und an der richtigen Stelle, in Israel, wieder an das Festland gespien.
Die zweite Berufung Jonas und die Reaktion Ninives
Und nun kam die neue Berufung, und das Wort des Herrn geschah zum zweiten Mal zu Jona. Er sagte: „Steh auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe ihr die Predigt aus, die ich dir sage.“
Da stand Jona auf und ging nach Ninive, gemäß dem Wort des Herrn. Ninive war eine überaus große Stadt, die drei Tagereisen weit reichte.
Jona begann, in die Stadt hineinzugehen, eine Tagereise lang. Er rief und sprach: „Noch vierzig Tage, und Ninive wird umgestürzt sein.“
Die Leute von Ninive glaubten an Gott. Sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch, vom Größten bis zum Kleinsten.
Das Wort gelangte auch zum König von Ninive. Da stand er auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in die Asche.
Er ließ ausrufen und in Ninive verkünden: „Auf Befehl des Königs und seiner Großen gilt Folgendes: Menschen und Vieh, Rinder und Kleinvieh sollen nichts genießen. Sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken. Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bedeckt werden und laut zu Gott rufen. Jeder soll umkehren von seinem bösen Weg und von dem Unrecht, das in seinen Händen ist.
Wer weiß, vielleicht wird sich der wahre, höchste Gott – Elohim – erbarmen. Vielleicht wendet er sich ab und lässt es sich gereuen. Ja, vielleicht wendet er sich von der Glut seines Zornes ab, und so würden wir nicht untergehen.“
Der wahre, höchste Gott sah ihre Werke. Er sah, dass sie von ihrem bösen Weg umgekehrt waren. Da gereute es den wahren Gott über das Unglück, von dem er geredet hatte, es ihnen anzutun, und er tat es nicht.
Die historische Entdeckung Ninives und die Bedeutung der Stadt
Aber bis hierher. Ja, jetzt haben wir das Problem mit dem Fisch hinter uns – ja, das früher zu so viel Spott Anlass gegeben hat, aber unbegründet war, wie wir gesehen haben.
Nun kommt diese große Stadt Ninive ins Spiel. Sie war so groß, dass sie eine Stadt von drei Tagereisen war. Ein Mann hat besonders Anlass gefunden zu lachen: Voltaire, einer der größten Aufklärungsphilosophen. Er spottete darüber, dass eine so große Stadt plötzlich vom Erdboden verschwunden sein soll. Denn niemand wusste etwas von einer Stadt Ninive. Sie war völlig unbekannt. Man nahm an, sie sei irgendwo vom Erdboden verschluckt worden. Dabei war es eine so große Stadt, dass es für ihn völliger Unsinn war, dass eine solche antike Stadt von drei Tagen Reisen heute keine Spuren mehr hinterlassen hätte.
So lachte er über die Bibel. Übrigens war Voltaire auch der Mann, der sagte, dass die Bibel in ein paar Jahren sowieso verschwunden sein werde und keine Bedeutung mehr haben würde. Später hat tatsächlich die Bibelgesellschaft sein Haus aufkaufen können. Es war dann bis oben hin gefüllt mit Bibeln – als Gottes Ironie, ja?
Tatsächlich wusste man damals nichts mehr von Ninive. So musste man früher einfach glauben, dass der Bibeltext stimmt. Aber dann, 1843, entdeckte Pierre Botta im Nordirak diese Stadt. Pierre Botta war Arzt, Doktor med. Botta, in Turin geboren, als Italiener, und arbeitete später als französischer Konsul. Er hatte ein Hobby, einen Flair für Archäologie, und entdeckte die ersten Steine von Ninive.
So wurde diese Stadt nach und nach ausgegraben, und es gab eine Überraschung. Ninive, in seiner größten Blütezeit um 700 v. Chr., also etwas nach Jona, war als Stadt mit einer Stadtmauer von zwölf Kilometern Umfang gebaut. Aber das war nur die Stadt selbst, ohne die Agglomeration, ohne die Vororte.
Wenn man die Vororte zusammennimmt und ausmisst, ergibt sich ein Umfang von etwa hundert Kilometern. Sensationell! Das entspricht tatsächlich den drei Tagen, die man braucht, um eine Stadt in diesem Umfang zu besuchen, ein bisschen kennenzulernen und auch die Geschäfte anzuschauen. Man braucht schon drei Tage.
Also hat sich tatsächlich herausgestellt, dass die Bibelangabe korrekt ist. Früher hatte man diesen Beweis nicht. Der Gläubige glaubte, weil er Gott und seinem Wort vertraute. Der Spötter spottete, weil er nichts glauben wollte. Aber er irrte – um den Preis seiner Seele. Das ist das Tragische.
In Jeremia lesen wir den Ausdruck: „Ihr habt geirrt um den Preis eurer Seele.“ Und das war bei Voltaire so. Es ist manchem bekannt, dass seine Krankenschwester später sagte, sie wolle nie mehr einen Ungläubigen sterben sehen. Es war so grauenhaft, als Voltaire starb.
Man hat außerdem errechnet, dass die Stadt selbst, also die Hauptstadt, Raum für 175.000 Bewohner bot. Wenn man die ganze Agglomeration dazunimmt, ist es nicht mehr überraschend, wenn es heißt: „Am Schluss von 120.000, die nicht zwischen ihrer rechten und ihrer linken Hand unterscheiden können.“ (4. Mose 11,12)
Bis etwa sieben Jahre alt wissen die Kinder meist noch nicht, wo rechts und links ist. Dann beginnen sie langsam, das zu lernen. Manche haben gedacht, dieser Ausdruck bedeute einfach alle Menschen dort, die nicht zwischen Recht und Unrecht unterscheiden konnten. Das wäre auch denkbar. Aber von den Ausmaßen her kann man die Zahl durchaus so stehen lassen – also die 120.000 Kinder, zu denen noch die Erwachsenen dazukommen.
Die große Stadt Ninive als Symbol für Gottes Wirken
Stadt Ninive mit den ganzen Vororten. Wir haben hier von der großen Stadt gelesen, und das ist ein interessantes Wort, denn im Buch Jona begegnen uns immer wieder große Dinge.
In Fußnote vier habe ich die großen Dinge im Buch Jona zusammengestellt: die große Stadt (Jona 1,2; 3,3; 4,11), ein großer Wind (1,4), ein großer Sturm (1,4.12), große Furcht bei den Heiden (1,10.16), ein großer Fisch (2,1) und in Kapitel 4 lesen wir von einem großen Übel und von großer Freude. Das Wort „groß“ ist also ein typisches Leitmotiv im Buch Jona.
Die große Stadt Ninive wird von Jona betreten, und er verkündet eine sehr kurze Predigt: „In noch vierzig Tagen wird Ninive umgestürzt sein.“
Ein kleiner Nachtrag: Man kann sich fragen, wie Jona auf dem phönizischen Schiff in Kapitel 1 mit den Leuten kommunizieren konnte. Er war ein hebräischsprachiger Israelit, und die Phönizier sprachen Phönizisch. Das war jedoch kein Problem, denn Phönizisch ist ein kanaanitischer Dialekt, ebenso wie Hebräisch. Daher wird Hebräisch in Jesaja 19 als die Sprache Kanaans bezeichnet, die auch in der Endzeit gesprochen werden wird (Jesaja 19).
Ich habe viele phönizische Inschriften gelesen und übersetzt. Wenn man Hebräisch kann, ist das eigentlich kein Problem. Man muss nur einige grammatische Besonderheiten des Phönizischen kennen, und schon kann man diese Texte verstehen. Es ist also wirklich nicht schwierig, weil diese Sprachen so nah beieinanderliegen, fast wie Dialekte. So konnte Jona also mit den Phöniziern kommunizieren.
Schwieriger wurde es in Ninive, denn dort sprach man Assyrisch. Assyrisch ist ein anderer Dialekt als Babylonisch. Die Babylonier im Südirak und die Assyrer im Nordirak konnten sich zwar verstehen, denn beide Dialekte gehören zum Akkadischen. Diese Sprache ist ebenfalls semitisch und somit verwandt mit Arabisch und Hebräisch, aber viel weiter entfernt. So wie man mit Hebräisch kein Arabisch versteht, versteht man auch kein Assyrisch mit Hebräisch.
Das kann eine Erklärung sein, warum Jonas Predigt so knapp ist: „Noch vierzig Tage, und diese Stadt wird umgekehrt sein.“ Man kann nicht davon ausgehen, dass Jona fließend Assyrisch sprach. Aber er konnte sich die nötige Botschaft in dieser verwandten Sprache zurechtlegen. Man muss aber auch nicht annehmen, dass seine Predigt nur aus diesem Satz bestand. Vielmehr war dies die Spitzenzusammenfassung seiner Botschaft.
Nach 40 Tagen gibt Gott eine Gnadenfrist, danach kommt die Katastrophe über Ninive. Die Menschen, überwältigt von diesem eigenartigen Mann mit der gegerbten Haut – diesem „gelben Mann“ aus dem Bauch des Fisches – glauben Gott und nehmen seine Botschaft an.
Auch hier begegnet uns wieder der Ausdruck „Der König spricht von Ha Elohim, dem höchsten Gott oder dem wahren Gott“. Sie erkennen also, dass der Gott Jonas der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist. Nicht etwa der assyrische Nationalgott Assur, der oberste Gott der Assyrer, ist der wahre Gott. Stattdessen ist es der Gott, den Jona verkündigt, und sie nennen ihn Ha Elohim – den wahren Gott (Vers 9 und 10).
Gott wirkt Buße unter den Bewohnern. Es gibt eine stadtweite Umkehr und Buße, die sogar vom König unterstützt und formell angeordnet wird.
Die Wirkung der Buße und Gottes Wirken in der Bekehrung
Es ist immer wieder interessant zu fragen: Wie kommt ein Mensch zur Bekehrung? Das ist etwas Eigenartiges. Wir erleben immer wieder, dass wir das gar nicht selbst bewirken können. Es ist auch sehr erstaunlich, was tatsächlich die Bekehrung auslöst.
Ich habe das selbst schon einmal erlebt. Zwei Jahre später hörte ich von jemandem, der sich bekehrt hatte, einen Vortrag über Jerusalem. Diese Frau sagte, als ich über Jerusalem gesprochen habe, über diese untreue Stadt, habe sie sich darin wiedererkannt. Doch als ich diesen Vortrag über Jerusalem hielt, dachte ich überhaupt nicht daran, Jerusalem, die untreue Stadt, als Parallele zu uns Menschen oder zu einem untreuen Menschen zu sehen. Und dennoch hat genau das die Bekehrung ausgelöst.
Wir wissen also gar nicht, welche unserer Worte oder welche der Schriften, die wir weitergeben, Frucht bringen. Wir müssen es einfach tun, genauso wie ein Sämann sich nicht fragt: „Welches Korn wird jetzt etwas bringen?“ Es wird nicht alles Frucht bringen, aber man weiß, wenn man sät, wird etwas wachsen. Das ist Gottes Angelegenheit.
Es ist wie in der Apostelgeschichte 16, als Paulus in Philippi predigte. Und wer bekehrt sich? Der Herr öffnet ihr Herz. Das können wir nicht tun. Wir können nur gehorsam die Botschaft weitergeben – so wie Jona. Jona dachte, seine Botschaft sei ziemlich dürftig: „Noch knapp 40 Tage, dann ist die Stadt umgekehrt.“ Und die Leute taten Buße, weil Gott die Buße wirkt.
Der Mensch sucht Gott nie von sich aus. In Römer 3 heißt es, da ist keiner, der Gott sucht. Aber Römer 2,4 erklärt, dass die Güte Gottes den Menschen zur Buße führt. So ist es immer ein Wunder, wenn ein Mensch sich bekehrt. Wir müssen uns immer bewusst sein: Wir können das gar nicht bewirken. Und wir wissen auch nicht, wo Frucht entsteht und wo nicht.
Wir müssen einfach unsere Arbeit treu tun, aber der Herr öffnet die Herzen. Diese Erkenntnis darf uns jedoch nicht dazu verleiten zu denken, dass es egal ist, wie wir es tun. Dass wir die Botschaft einfach hinwerfen und der Herr schon die Herzen öffnen wird. Nein, wir sehen auch beim Apostel Paulus, wie sehr er sich Mühe gibt, das Evangelium zu verkündigen.
Schon in der Apostelgeschichte sieht man, wie Paulus auf das eingeht, was die Leute bereits wissen, darauf aufbaut und sie in verschiedenen Stufen weiterführt bis zum Punkt der Bekehrung. Das heißt, wir müssen uns so viel Mühe geben, als ob es von uns abhängen würde. Und wenn wir das getan haben, sagen wir uns: „Wir können es doch gar nicht machen, der Herr muss es bewirken.“ Das sind zwei Seiten derselben Medaille.
Das Beispiel von Jona ist sehr eindrücklich: Eine kurze Botschaft, und es kommt zu einer Erweckung. Wie war es bei Noah? Er predigte 120 Jahre lang, und dann kamen sieben Leute zum Glauben – alle aus seiner Familie, niemand sonst. Diejenigen, die heute über Erweckung sprechen und sagen, dass sie von unserer Methode abhängt, müssen wissen: Das stimmt so nicht. Sonst hätte Noah etwas falsch gemacht.
Die Bibel macht Noah keinen Vorwurf. Sie nennt ihn den Prediger der Gerechtigkeit (2. Petrus 2,5). Aber praktisch gab es keine Frucht. Noahs Aufgabe war es, seine Botschaft treu weiterzugeben. Das Ergebnis liegt in Gottes Hand. Er kann eine ganze Stadt zur Umkehr bringen, in einem anderen Fall sieben Menschen aus der eigenen Familie – und dann keine weiteren.
So zeigt sich die ganze Bandbreite.
Jonas Zorn über Gottes Gnade und Gottes Antwort
Ja, und jetzt kommen wir zu Kapitel vier. Lese ab Vers eins: „Und es war übel für Jona, ein großes Übel, und er zirnte.“ Da haben wir wieder eines von diesen großen Dingen, ja, ein großes Übel. Also, er war schon nicht auf Erweckung aus, sondern eher das Gegenteil. Man merkt, es war wirklich nicht von ihm abhängig.
Er betete zu dem Herrn und sprach: „Ach Herr, war dies nicht mein Wort, als ich noch in meinem Land war? Darum kam ich dem zuvor, indem ich nach Tarsis floh, denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Bundestreue und der sich des Übels erbarme.“
Das ist ein Zitat aus dem Alten Testament, denn so hatte sich Gott zum Beispiel schon Mose gegenüber vorgestellt, als dieser gnädige und barmherzige Gott. Ich gebe nur die Stelle an, eine von vielen: 2. Mose 34,6: „Der Herr, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit.“
Wir finden im Alten Testament viele Zitate aus dem Alten Testament. Es gibt dazu leider nur auf Hebräisch, auch für die, die Hebräisch lesen, ein wunderbares Buch, das heißt „Makbilot Bamikra – Parallels in the Bible“ von Abba Ben David. Es ist ein schmales Büchlein mit all den Bibeltexten aus dem Alten Testament, die es in Parallelen gibt und dann aufgeschrieben in zwei Spalten. Zum Beispiel all die Geschichten aus Königen und Chronikern, die parallel vorkommen, sind so wie die parallelen Evangelientexte. Wenn man die vier Evangelien nebeneinander in vier Kolonnen setzt, versetzt er sie nebeneinander, und da macht man gewaltige Entdeckungen, wie in vielen Bibelbüchern Zitate aus anderen Büchern sind, in Jeremia Zitate aus Micha und so weiter, Zitate aus dem Gesetz. Das ganze Alte Testament ist voller Parallelen. Also, da wird zitiert innerhalb des Alten Testaments, und das Gleiche ist ja besser bekannt von Zitaten, etwa dreihundert im Neuen Testament aus dem Alten Testament. So ist das Alte Testament in sich verwoben.
Ja, also Jona zitiert aus der Bibel: „Denn ich wusste, dass du bist“ – und jetzt kommt Poesie – „ein gnädiger und barmherziger Gott, langsam zum Zorn und groß an Bundestreue und der sich des Übels erbarme.“ Er wollte das Gericht für die Assyrer, aber Gott hat ihnen Gnade geschenkt. Und Jona war wirklich am Ende.
Vers 3: „Und nun, Herr, nimm doch meine Seele von mir weg oder mein Leben.“ Das heißt also, er möchte sterben, denn „mein Tod ist besser als mein Leben.“
Da sprach der Herr: „Ist es recht, dass du zirnst?“ Und Jona ging aus der Stadt hinaus und setzte sich hin, östlich von der Stadt. Dort machte er sich ein Laubdach oder eine Hütte – Fußnote – und er saß unter ihr, bis er sähe, was mit der Stadt geschehen würde. Sollte er so sehen, kommt da irgendeine Armee, gibt es da plötzlich ein Erdbeben oder wie geht das?
Und der Herrgott entbot eine Rizinusstaude und ließ sie zugunsten von Jona über ihn emporwachsen, um einen Schatten über seinem Haupt zu sein, um ihn von seinem Übel oder Missmut – man kann es so übersetzen, wie in 4,1 – von seinem Übel oder Missmut zu retten. Da freute sich Jona über die Rizinusstaude mit großer Freude.
Es ist ganz eindrücklich, wie Gott auf diese Launenhaftigkeit dieses Mannes eingeht. Also, wir wären vielleicht schnell mal bereit, mit Zugehmern nicht mehr einfach zu diskutieren, „doch kein Wert, so launisch eben.“ Da sieht er die Erweckung und sagt, jetzt möchte ich sterben, ich habe keine Freude mehr am Leben. Der Herr geht darauf ein und sagt: „Ist es recht, dass du so wütend wirst?“ Und er ist so missmutig da, und der Herr lässt eine Rizinusstaude wachsen.
Rizinusstauden, hier im Hebräischen Kikajon, das sind Stauden, die bekannt sind für ein sehr, sehr schnelles Wachstum. Sie können im mittleren Osten und nahen mittleren Osten drei, vier Meter hoch wachsen. Sie haben große Blätter, ideal also für Wanderer im Mittleren Osten, die sich zwischendurch vor der Sonne schützen möchten. So lässt Gott also diese Rizinusstaude ganz schnell wachsen.
Das Tempo hier überrascht natürlich und ist wieder ein neues Wunder. Wir haben schon ein paar Wunder gehabt in dem Buch Jona, aber doch irgendwie Wunder, die nicht ganz ohne Erklärung, zumindest mit einer Teilerklärung sein können. Wir haben das schon beim Fisch gesehen, schon ein Wunder, aber eine kleine Teilerklärung gibt es: Es kann mal sein, dass jemand so überlebt.
Und mit dieser Rizinusstaude ist es auch so. Man kennt zum Beispiel aus den USA eine Pflanze, die bekannt ist, dass sie innerhalb von Minuten gewaltige Triebe hervorbringen kann. Nun, wenn das schon in den USA möglich ist, warum kann Gott nicht eine Rizinusstaude noch ein bisschen schneller wachsen lassen, als das normal ist? Er, der alles in der Hand hat!
Ja, und Jona freut sich so riesig über diese Rizinusstaude, mit großer Freude. Nochmals etwas Großes in diesem Buch.
Aber dann kommt eine unerwartete Überraschung: Der Gott, der wahre höchste Gott, entbot am folgenden Morgen beim Aufgang der Morgenröte einen Wurm, und er stach die Rizinusstaude, und so vertrocknete sie.
Und das ist tatsächlich bekannt von der Rizinusstaude: Eine kleine Verletzung des Stängels bringt sie zum Verdorren. Und da brauchte es eben dieses Nagen des Wurmes, und schon war das Ganze hin.
Und er stach die Rizinusstaude, und so vertrocknete sie. Es geschah, als die Sonne aufging, da entbot Gott einen glühend heißen Ostwind. Die Sonne stach auf den Kopf Jonas, und so sank er geschlafft nieder und bat, dass seine Seele – hier wieder Seele im Sinn von Leben – dass sein Leben sterben möge.
Also diese Stelle sagt nicht irgendwie, dass die Seele des Menschen stirbt, sondern Nefesch ist oft im Alten Testament einfach das natürliche Leben, das stirbt. Dass seine Seele sterben möge oder sein Leben in den Tod gehen möge, und er sagte: „Mein Tod ist besser als mein Leben.“
Also wir erfahren schon ein bisschen etwas über die seelische Konstellation dieses Mannes. Das geht also ziemlich schnell runter, ja? Eben die Erweckung, und dann ist er schon fertig, am Ende, „ich möchte lieber sterben.“ Und dann das mit der Rizinusstaude, und schon ist er wieder überzeugt, ich möchte sterben.
Das gibt es auch heute: Menschen, die sehr schnell sagen, „jetzt möchte ich sterben, jetzt habe ich genug.“ Und dann gibt es wieder andere, die erleben so viel Schlimmes im Leben, und die haben einen Lebenswillen. So sind wir halt unterschiedlich beschaffen.
Aber das Schöne ist, dass Gott auf diesen Jona eingeht. Er beachtet ihn nicht, obwohl er offensichtlich zu schnell sagt, er möchte sterben. Und Gott will ihm damit etwas lehren.
Da sprach Gott zu Jona: „Ist es recht, dass du zürnst wegen der Rizinusstaude?“ Er sprach: „Es ist recht, dass ich zürne bis zum Tod.“ Also, diese Bockigkeit erklärt schon auch etwas, wie das kommen konnte mit der Flucht nach Tarsis. Sein Charakter ist noch nicht ganz, ganz geändert.
Wer hat das Buch Jona geschrieben? Es hat Jona geschrieben. Und er musste ja wissen, dass so viele Menschen einmal dieses Bibelbuch, dieses von Gott inspirierte Buch, lesen werden. Das ist schon auch wieder eindrücklich, diese Offenheit, ja?
Er hat also wirklich seine Eigensinnigkeit, seine Bockigkeit, seine Launhaftigkeit so offen gelegt. Damit ist das Buch Jona eigentlich auch ein Bericht über seine Einsicht, letztlich über seine falschen Gedanken und seine falschen Wege.
Und er sprach: „Es ist recht, dass ich zürne bis zum Tod.“ Da sprach der Herr: „Du, du bist betrübt wegen der Rizinusstaude, um die du dich nicht abgemüht hast und die du nicht großgezogen hast, die als Sohn einer Nacht – wir haben wieder so einen typischen hebräischen Ausdruck – das heißt also als Produkt einer Nacht, aber wörtlich heißt es hier Ben Laila, Sohn einer Nacht, Sohn einer Nacht, dann mit Zahlwort entstanden und als Sohn einer Nacht zugrunde gegangen war.“
Ich jedoch sollte nicht traurig sein über Ninive, die große Stadt, in der mehr als 120.000 Menschen sind, die nicht zwischen ihrer rechten und ihrer linken Hand unterscheiden können, und eine Menge Vieh.
Da sehen wir, dass Gott sagt, er hat sich gekümmert um diese Heiden in Ninive, auch in der Vergangenheit. Er ist nicht der ferne Gott, der sich nur um sein auserwähltes Volk kümmert, aber die Heidenvölker einfach so ihren Weg gehen lässt, ohne dass er sich um sie kümmert.
Gott sagt: „Schau mal, für dich war die Rizinusstaude so etwas Wichtiges, und dann willst du schon sterben, wenn die Rizinusstaude kaputt geht. Aber ich habe mich bemüht um diese Menschen in Ninive, auch in der Vergangenheit.“
Das zeigt uns etwas von Gottes Werk an den Heiden, auch bevor das Evangelium zu ihnen gekommen ist. Und ein solches Werk gibt es auch heute unter all den Völkern, die noch nicht erreicht worden sind.
Gott offenbart sich nach Römer 1 durch die Schöpfung und nach Apostelgeschichte 14 auch dadurch, wie er Fruchtbarkeit, Regen gibt, fruchtbare Zeiten und Fröhlichkeit. Dort bezeugt Paulus, dass Gott das den Heidenvölkern geschenkt hat.
Auch auf dem Areopag, Apostelgeschichte 17, spricht Paulus davon, wie Gott den Heidenvölkern eben Gutes getan hat, auch in den vergangenen Zeitaltern.
Und so sehen wir, Gott hat sich bemüht um Ninive, und das war der Grund, warum es zu dieser Erweckung kommen konnte. Alles, was da in diesem Heidenvolk schon abgegangen war, das war viel Vorbereitungsarbeit Gottes für diese große Frucht.
„Ich jedoch sollte nicht traurig sein über Ninive“, und Gott erwähnt ganz speziell die Kinder, die 120.000. Eine wichtige Stelle, weil oft, wenn es Naturkatastrophen gibt, sagt der moderne Mensch: „Wie kann Gott gerecht sein, wenn er so viele unschuldige Kinder sterben lässt?“
Aber die Bibel spricht nie über unschuldige Kinder, denn wir sehen in der Bibel, dass man sehr, sehr früh, auch schon als Kind, wirklich sündigen kann. Aber Gott sagt, dass ihre Verantwortung beschränkt ist, und darum betont er, sie können nicht zwischen rechter und linker Hand unterscheiden.
Und das hat auch etwas zu tun mit der Unterscheidungsfähigkeit zwischen Recht und Unrecht. Das hat auch damit zu tun, wenn kleine Kinder Dinge erzählen, die überhaupt nicht wahr sind. Und wenn man dann sagt, das stimmt doch gar nicht, dann beginnen sie zu weinen. Auch die Unterscheidung zwischen Realität und Fantasie ist manchmal ziemlich fließend.
Nun, das soll uns nicht dazu bringen, dass wir sagen, Kinder können einfach nicht unterscheiden, sondern man muss ihnen helfen, diese Unterscheidung zu machen und lernen, eben diese Unterscheidung zu treffen. Man beginnt auch, indem man beibringt, wie man zwischen rechts und links unterscheidet. Beim Grüßen zum Beispiel ist eine gute Möglichkeit.
Ja, man muss sich darum bemühen, aber doch im Klaren sein, in dem Alter ist das halt noch ein bisschen schwierig. Und dann ist es normal, dass sie halt links grüßen und dass sie eben auch Wahrheit und Lüge noch schnell mal miteinander durcheinanderbringen. Sie sind nicht unschuldig, aber sie haben nicht die Verantwortlichkeit wie Erwachsene, und Gott erwähnt das hier ganz besonders.
Wie sollte eine Katastrophe oder ein Krieg über Ninive kommen lassen und dann diese Kinder? Das geht Gott ans Herz, und es geht an Gottes Herz auch, wenn in jeder Katastrophe auch heute Kinder, die nicht zwischen rechts und links unterscheiden, umkommen.
Und noch etwas: Gott kümmert sich sogar um die Tiere und eine Menge Vieh. Vieh, behemah, ist speziell das Haustier, also das Tier, das zu Menschen eine Beziehung hat, wie Rinder, Schafe, Ziegen usw. Aber wir können unseren Kindern ruhig sagen, bis hin zum Kaninchen, ja? Gott hat die Tiere auch gern.
Das hilft uns auch, ein richtiges Verhältnis zu den Tieren zu haben, nicht ein übertriebenes – das gibt es ja auch, ein völlig falsches, krankhaftes Verhältnis. Aber Gott kümmert sich um das Vieh, und so heißt es auch in den Sprüchen, dass der Gerechte eben um das Wohl des Viehs besorgt ist, sich um das Vieh kümmert. Also Tierschutz ist durchaus biblisch zu begründen, aber einfach an seiner Stelle. Zuerst kommt der Mensch, zuerst kommen die 120.000.
Und das muss man ganz besonders sagen, wenn gewisse Leute sagen: „Ja, wir müssen die Tiere schützen“, und die gleichen Leute sagen dann, die Frau hat ein Recht auf Abtreibung. Ja, und dann werden 40 Millionen, gemäß UNO-Angabe, pro Jahr durch Abtreibung getötet. 40 Millionen pro Jahr. Unglaublich.
Ja, Gott kümmert sich um die Tiere, noch viel mehr um die Menschen. Und auch da müssen wir uns kümmern.
Das Buch Jona hilft uns also, ein Herz zu bekommen für die Mission, für die unerreichten Völker und auch für die Völker, wo wir in der Geschichte sagen könnten: Die haben ganz schwer gesündigt, sie haben ein großes, größeres Unrecht getan als andere Völker. Aber gerade sie sollen auch, ihnen soll die Gnade angeboten werden.
Und so haben wir also hier ein alttestamentlich wichtiges Buch, das die Heidenmission vorbereitet, deren späterer Anfang nach der Auferstehung des Herrn Jesus, als er drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde war, an Pfingsttag stattfand. Wir sehen auch diesen Zusammenhang von Tod und Auferstehung und dann die Rettung der Heiden. Wir haben im...
Das Buch Jonah als Hinweis auf Jesus und Israels Geschichte
Ist das Buch Jona nicht nur ein Hinweis auf den Herrn Jesus selbst, dargestellt in Jona, der in den Tod ging und wieder auferweckt wurde – im Bild –, sondern auch ein Hinweis auf die Geschichte Israels? Die ganze Jona-Geschichte zeigt, dass Israel den Auftrag hatte, den Nationen Buße zu predigen.
Das sehen wir bereits im Alten Testament. Wenn ich zum Beispiel Psalm 105, Vers 1 aufschlage, sind manche überrascht und denken: „Ah, Weltmission, das ist erst im Neuen Testament.“ Nein, bereits im Alten Testament lesen wir: „Preist den Herrn, ruft an seinen Namen, macht kund unter den Völkern seine Taten!“ (Psalm 105,1).
In diesem Psalm, der auch im Tempel zur Zeit des alten Israels gesungen wurde, heißt es: „Macht kund unter den Völkern seine Taten!“ So war Jonas Mission ganz auf dieser Linie.
Oder Jesaja 12, Vers 4: Auch dort haben wir den Wunsch, den Heidenvölkern Gottes Rettung zu verkündigen: „Preist den Herrn, ruft seinen Namen aus, macht unter den Völkern kund seine Taten, verkündet, dass sein Name hocherhaben ist.“
So ist das Buch Jona eine wunderbare Vorbereitung für die Heidenmission. Israel hatte den Auftrag, den Nationen Buße zu predigen, doch sie versperrten sich gegen die Evangeliumsverkündigung, die in Jerusalem nach der Auferstehung des Herrn ihren Ausgangspunkt nahm.
Jesus hat in Apostelgeschichte 1, Vers 8 in einem Vier-Punkte-Programm die Weltmission bis ans Ende der Erde angekündigt. Aber dann sehen wir, wie dem von Juden her stark entgegengewirkt wurde.
In 1. Thessalonicher 2, Verse 15 bis 16 spricht Paulus davon, was er erlebt hat: Wie oft Juden, die nicht an Jesus als den Messias glauben wollten, zum Hindernis wurden, sodass gerade Heiden daran gehindert wurden, zum Glauben an das Evangelium zu kommen.
So wurden sie ins Völkermeer geworfen. Ab dem Jahr 70 wurde das jüdische Volk unter alle Völker zerstreut (5. Mose 28,64) – von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.
Interessant ist, dass die Völker in der Bibel oft mit dem Meer verglichen werden. Eine wichtige Stelle ist Jesaja 17, Verse 13-14: „Die Völker sind wie das unruhige Meer.“
So kam Jona also in das Völkermeer, Israel zerstreut unter die Völker. Israel sollte jedoch nicht untergehen, sondern wieder ans Land kommen. So kam die Zeit, in der der Fisch Jona bringt und ihn am richtigen Ort in Israel, ans Festland, ausspeit.
Wir haben gesehen: Ab dem Jahr 70 wurden die Juden unter alle Völker zerstreut. In einem schrecklichen Sturm wurden 13 Millionen getötet durch Krieg, Verfolgung, Hass und Ablehnung.
Aber ab 1882 begannen die Juden systematisch zurückzukehren. Bis heute sind es drei Millionen aus allen fünf Kontinenten – ein Wunder Gottes, so wie Jona ans Land gespien wurde.
Nun erklärt uns die Bibel für die Zukunft: Ein reuig umgekehrter, gläubiger Überrest wird zum Träger der Segnungen für die Völker werden.
In Offenbarung 7, ab Vers 1, da sind wir bereits nach der Entrückung. Dort wird gezeigt, wie Gott aus Israel, aus jedem Stamm Israels, jeweils 12.000 zur Bekehrung führen, erwecken und versiegeln wird.
Diese werden sich gleich nach der Entrückung der Gemeinde bekehren und dann mit der Evangelisation beginnen.
In der großen Drangsalzeit werden dann noch viel mehr Juden – ein ganzer Drittel – zum Glauben kommen. Dann werden sie erfüllen, was in Psalm 105 steht: Seine Taten unter den Heiden verkünden. Ebenso Jesaja 12, Vers 4, wo es heißt, unter den Heiden zu verkündigen.
So stellt die Jona-Geschichte die ganze Geschichte Israels vom Anfang bis zum Ende eindrücklich dar.
Zur Zeit Jonas war Gott Assyrien gnädig, aber nach späterem erneutem Abfall erfolgte das Gericht Gottes.
Circa 612 v. Chr. wurde Ninive durch die Babylonier, Meder und Skythen zerstört – eine dramatische Sache. Das ganze Buch Nahum ist eine Prophetie über diesen Untergang und hat sich in allen Kapiteln vollständig erfüllt. Das werden wir bei den nächsten Bibelstudientagen behandeln.
Die Kämpfe gingen noch ein bisschen weiter: Um 609 v. Chr. ging Assyrien definitiv als Weltreich unter.
Gott hatte Gnade gegeben, es gab eine Erweckung, aber diese zerfiel wieder. Sie kehrten zurück zum Götzendienst, und dann kam das definitive Urteil, und das ganze Weltreich brach zusammen.
Dann kam Babylon als Weltmacht.
Jeremia sagte in Jeremia 25 und 27: Diese Völker rund um Israel werden siebzig Jahre dem König von Babel dienen, und am Ende dieser siebzig Jahre werde ich sie richten.
Im Jahr 609 waren die letzten Kämpfe gegen Assyrien vorbei.
Bis 539, im Herbst, im Oktober, eroberte Kyros von Persien Babylon – exakt siebzig Jahre. Danach kam das persische Weltreich.
Praktische Lehren aus dem Buch Jonah
Jetzt wollen wir abschließend mit den praktischen Lehren auf Seite zwei in der Mitte versuchen, nicht vor Gott zu fliehen. Es ist vergeblich.
Zweiter Punkt: Lass dich von Gott beauftragen bezüglich des Zeitpunkts. Jona 1,1; Arbeitsfeld 1,1 und Botschaft 3,2. Gott sagt: Steh auf, jetzt! Jetzt ist der Moment. Steh auf und geh nach Ninive, der großen Stadt. Das ist das Arbeitsfeld. Gott sagt, wo er missionieren muss.
Dann Kapitel 3, Vers 2: Steh auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe ihr die Predigt aus, die ich dir sage. Jona konnte nicht phantasieren, was er erzählt, sondern nur das, was Gott ihm als Botschaft geben wollte. Da ist er beauftragt worden.
Nächster Punkt: Vertraue auf den Gott, der alle Naturkräfte in seiner Hand hält. Wir können denken: Gott hat Macht über den Sturm, hat Macht über die Fische, über die Würmer, über die Rizinusstauden, über den schwülen Wind, über das Los, den Zufall – alles ist in deiner Hand. So ruft uns das Buch Jona auf, auf diesen Gott zu vertrauen.
Nächster Punkt: Verurteile bei dir jegliche Jona-Eifersucht. Ich habe extra nicht „Jona-Komplex“ geschrieben. Das wäre eine Anlehnung an Sigmund Freud, und das möchte ich gerade nicht. Das hat also nichts mit tiefer Psychologie zu tun, sondern einfach mit Eifersucht.
Die anderen sind mir gleich. Bei uns ist es schön in der Gemeinde, und wir haben es toll zusammen. Was sollen da neue Leute hereinkommen? Die bringen sowieso alles durcheinander. Besonders so Frischbekehrte aus der Gasse – die sind ganz schwierig. Das macht unsere Ruhe ganz durcheinander, ja? Das ist Jona-Eifersucht, wenn man nur den eigenen Kreis will und mehr nicht.
Weiter: Habe ein weites Herz für Weltmission nach Apostelgeschichte 1,8 – von Jerusalem bis zum Ende der Welt.
Und schließlich: Sei bereit, auch deinen Feinden zu vergeben, denn es ist Gottes Wille. Jesus sagt in Matthäus 5,44, wir sollen unsere Feinde lieben, für sie beten und ihnen Gutes tun. In Matthäus 6,12 sagt er: Wir sollen so beten: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Wenn wir uns bewusst sind, wie viel Gott uns vergeben hat, dann können wir besser anderen auch vergeben.
Es ist Gottes Wille, und dazu will uns das Buch Jona Mut machen. Jona konnte es auch, denn er hat das Buch Jona geschrieben.
Schlussgebet
Danke. Ja, wir wollen zum Schluss noch beten.
Herr Jesus, wir danken dir für dein Wort, das so lebendig und reichhaltig ist. Jedes Bibelbuch ist auf seine eigene Art ein Gewinn und besitzt einen Tiefgang, durch den wir Gottes Pläne und Gedanken erkennen können – auch für unser Leben. Wir danken dir, dass wir in diesem Buch Jona so viele Dinge finden, die wir auf unser Leben übertragen können.
Hilf uns, dass dein Wort unser Denken und Urteilen verändert und uns mehr und mehr in dein Bild verwandelt. Lass uns dir immer ähnlicher werden und wirklich die Retterliebe empfangen, die du uns ins Herz legst und die du bei uns sehen möchtest. Danke für deine Gnade!
Es ist uns bewusst, dass wir noch nicht in der Zeit der Gerichte leben, sondern am Ende der Gnadenzeit stehen. Wir dürfen jetzt noch die letzten Menschen zu dir, Herr Jesus, rufen. Deshalb bitten wir dich: Hilf uns, freudige Zeugen zu sein, die sich Mühe geben, diese Botschaft weiterzugeben.
Herr, wir möchten auf dich vertrauen, dass du uns immer wieder erleben lässt, wie du die Herzen der Menschen öffnest. Es freut uns jedes Mal, wenn wir sehen, wie Menschen zur Buße kommen und deine rettende Hand ergreifen.
Amen.