Begrüßung und Lesung des Predigttextes
Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Wir stehen heute in Lukas 23 und lesen ab Vers 47. Es wäre gut, wenn wir gleich bis zum Schluss des Kapitels lesen, bis Vers 56.
Als aber der Hauptmann sah, was geschah, verherrlichte er Gott und sagte: „Wirklich, dieser Mensch war gerecht.“ Die ganzen Volksmengen, die zu diesem Schauspiel zusammengekommen waren, schlugen sich, als sie sahen, was geschehen war, an die Brust und kehrten zurück.
Alle seine Bekannten standen von fern, auch die Frauen, die ihm von Galiläa nachgefolgt waren, und sahen dies.
Und siehe, ein Mann mit Namen Joseph, der ein Ratsherr war, ein guter und gerechter Mann, hatte nicht eingewilligt in ihren Rat und in ihre Tat. Er stammte aus Arimathäa, einer Stadt der Juden, und erwartete das Reich Gottes.
Dieser ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Als er ihn abgenommen hatte, wickelte er ihn in feines Leinentuch und legte ihn in eine in Felsen gehauene Gruft, in der noch nie jemand gelegen hatte.
Es war Rüsttag, und der Sabbat brach an. Die Frauen, die mit ihm aus Galiläa gekommen waren, folgten nach und sahen die Gruft und wie sein Leib hineingelegt wurde.
Als sie zurückgekehrt waren, bereiteten sie wohlriechende Öle und Salben vor. Den Sabbat über ruhten sie, ganz nach dem Gebot.
Die Bedeutung des Hauptmanns und die römische Militärpräsenz in Jerusalem
Wir haben jetzt in Vers 47 die Reaktion des Hauptmannes, der bei der Kreuzigung beteiligt war. Ein Hauptmann war ein Offizier, der über eine bestimmte Anzahl von Soldaten herrschte – nämlich ein Centurio.
In Jerusalem gab es ein Kontingent von etwa 600 Soldaten, die in der Burg Antonia einquartiert waren. Diese Burg befindet sich in der Nordwestecke des Tempelplatzes. Ursprünglich war die Burg vom jüdischen Volk gebaut worden, um den Tempelplatz zu schützen. Das war notwendig, weil Jerusalem einen strategischen Schwachpunkt im Norden hatte.
Wenn man Jerusalem von Westen, Süden oder Osten angreifen wollte, musste man tiefe Täler überwinden, was die Stadt natürlich schützte. Von Norden her war die Lage jedoch anders, und dort lag der strategisch schwache Punkt. Deshalb gab es schon zu Zeiten Nehemias, wie in Nehemia 3 beschrieben, auf der Nordseite den Turm Hananel und den Turm Mea. Diese Türme dienten speziell dem Schutz des Tempelplatzes.
Später übernahm die Burg Antonia diese Schutzfunktion. Als die Römer die Macht in Israel übernahmen, besetzten sie die Burg Antonia und stationierten dort ihr Kontingent von 600 Soldaten. An der Spitze stand ein Chiliach, ein Offizier, der normalerweise über tausend Soldaten herrscht. In diesem Fall war er jedoch für die 600 Soldaten verantwortlich.
Dieser Chiliach wird auch in der Apostelgeschichte erwähnt und spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte von Paulus. Hier haben wir nun einen Hauptmann, der über ein Sechstel dieses Kontingents verfügte. Er war ein Heide, ohne Beziehung zu Gott. Doch als er den Herrn Jesus erlebte, wie er starb, verherrlichte er Gott – so heißt es sogar in Vers 47.
Am Ende kommt er zu dem Schluss, dass dieser Mensch gerecht war. Er war kein Krimineller, wie es der Sanhedrin behauptete oder wie es der Beschluss von Pilatus, der römischen Seite, besagte. Nein, dieser Mensch war ein gerechter Mensch.
Der Tod Jesu und seine besondere Art zu sterben
Und das vor dem Hintergrund, wie der Herr Jesus starb – und wie er starb. Das führt uns noch einmal zurück zu Vers 46, den wir beim letzten Mal behandelt haben. Es ist einfach eine Zusammenfassung. Wie starb der Herr Jesus? Er übergab seinen Geist. Und zwar tat er das mit lauter Stimme, ja sogar mit einem Schrei.
Hier steht in Vers 46 übersetzt: „Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist.“ Ein Gekreuzigter schwächte doch langsam ab. Am Ende war die Kreuzigung nämlich von den Römern so konzipiert und durch ausgeklügelte Mittel noch verfeinert worden, dass man nicht plötzlich starb, sondern eine Körperfunktion nach der anderen aussetzte, bis schließlich der Tod eintrat.
Aber der Herr Jesus starb anders. Er starb in voller Kraft. Er konnte noch eben mit lauter Stimme rufen. Im Matthäusevangelium haben wir beim letzten Mal gelesen, dass es dort sogar mit „schreien“ übersetzt ist.
Können wir das kurz in Lukas 23 nachschlagen? Oder besser noch in Matthäus 27? Edmund, würdest du bitte ab Vers 45 bis 50 vorlesen?
„Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde aber schrie Jesus mit lauter Stimme auf und sagte: ‚Eli, Eli, Lema Sabachthani?‘ Das heißt: ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘
Als aber einige von den Umstehenden es hörten, sagten sie: ‚Der ruft den Elija.‘ Und sogleich lief einer von ihnen und nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. Die übrigen aber sagten: ‚Halt, lasst uns sehen, ob Elija kommt, ihn zu retten.‘
Jesus aber schrie wieder mit lauter Stimme und gab den Geist auf.“ (Matthäus 27,45-50)
Die Bedeutung der lauten Rufe Jesu am Kreuz
Dieser Ruf: Eli, Eli, Lama Schabachtani – Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Jesus schrie diese Worte. Es wird berichtet, dass er gerade bevor er seinen Geist aufgab, nochmals mit lauter Stimme schrie. Allerdings wird nicht genau gesagt, was er in diesem Moment sagte. In Lukas hingegen heißt es: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist.“
Man kann sich erinnern: Beim letzten Mal habe ich erwähnt, dass wir in den Evangelien zweimal einen Schrei des Herrn Jesus finden. Es gibt jedoch noch etwa zwanzig weitere Stellen, in denen Jesus ruft – und zwar bei ganz besonderen Gelegenheiten.
Ich habe das bislang entsprechend der deutschen Elberfelder Übersetzung dargestellt, muss das aber etwas korrigieren. Wenn man den Grundtext betrachtet, stellt man fest, dass auch die anderen Stellen, an denen „rufen“ steht, manchmal mit dem griechischen Verb „kratzo“ übersetzt werden. Dieses kann sowohl „rufen“ als auch „schreien“ bedeuten. Das Lexikon zeigt, dass häufig eindeutig „rufen“ gemeint ist und nicht „schreien“. Die Bedeutung variiert also.
Im Prinzip kann man sagen: Im Neuen Testament finden wir insgesamt etwa 22 Stellen, an denen Jesus ruft beziehungsweise schreit. Besonders in Matthäus 27, Vers 50 lesen wir: „Jesus aber schrie wieder mit lauter Stimme.“ Das Wort „schreien“ wird an anderen Stellen auch mit „rufen“ übersetzt.
Um Klarheit zu schaffen: Es gibt 22 Stellen im Neuen Testament, an denen Jesus ruft oder schreit. Je nach Kontext kann es ein Ruf oder ein Schrei sein. Im Griechischen werden verschiedene Wörter verwendet, sehr oft „kratzo“, aber auch „phoneo“ und weitere.
Wichtig ist nun, dass es vier Stellen gibt, an denen das Wort „rufen“ in Verbindung mit „lauter Stimme“ benutzt wird. Ich nenne diese Stellen:
Erstens, Matthäus 27,46: Dort heißt es nicht nur, dass Jesus um die neunte Stunde schrie, sondern es wird ausdrücklich hinzugefügt „mit lauter Stimme“. Dasselbe gilt für Vers 50, wo ebenfalls gesagt wird, Jesus schrie oder rief „mit lauter Stimme“. In diesen beiden Versen wird also betont, dass das Schreien oder Rufen sehr laut war.
Zweitens, in Lukas 23,46 übersetzt die Elberfelder nicht mit „schreien“, sondern mit „Jesus rief, aber mit lauter Stimme“. Das macht deutlich, dass es ein besonders lauter Ruf war. Deshalb ist die Übersetzung „schrie“ absolut gerechtfertigt.
Drittens gibt es noch eine vierte Stelle, die Röne letztes Mal erwähnt hat: Johannes 11,43, am Grab von Lazarus. Dort wird ein anderes Wort verwendet, nämlich „kraugazzo“, ein weiteres griechisches Verb.
Edmund, liest du Johannes 11,43? Dort heißt es: „Da er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: ‚Lazarus, komm heraus!‘“ Das war sein lauter Ruf zur Auferstehung. Seine Stimme war so gewaltig und mächtig, dass ein Toter auferstand. Das zeigt die göttliche Macht und Autorität, die er dort ausgeübt hat.
Damit gibt es also vier Stellen, aber drei Situationen, in denen es wirklich heißt, dass Jesus mit lauter Stimme rief oder schrie:
- Der Ruf am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
- Der Ruf ganz am Schluss, den Lukas präzisiert mit: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist.“
- Der Ruf am Grab von Lazarus, wo Jesus ihn aus den Toten herausruft.
Die theologische Bedeutung der Schreie Jesu und die Reaktion des Hauptmanns
Interessant ist, dass Augustinus gesagt hat: Jesus Christus rief hier „Lazarus, komm heraus!“ Und es kam nur ein Toter heraus. Aber er hätte die Macht gehabt zu sagen: „Kommt heraus!“, und dann wären alle Toten gekommen. Doch er beschränkte es auf einen, indem er sagte: „Lazarus, komm heraus!“, und er kam aus den Toten heraus.
Ja, Edmund, möchtest du noch etwas sagen? Im Markus 15,33 steht: Schon in der sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. In der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: „Eloi, Eloi, Lama Sabachthani.“ Sehr gut, dann haben wir das noch als Ergänzung.
Vielen Dank. Also nochmals: Mit lauter Stimme – diese Stelle ist mir auch durch die Maschen gegangen, aber es ist dasselbe Ereignis. Wir haben ja gesehen, es gibt sieben Worte am Kreuz. Aber warum gerade dieser laute Schrei „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ und schließlich der Schrei am Schluss in Verbindung mit „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist“?
Nun, in den drei Stunden der Finsternis wurde der Herr Jesus zum Sündenträger. Dort hat Gott ihn mit unserer Schuld beladen, mit fremder Schuld, und ihn mit unserer Schuld identifiziert. Noch mehr: Er hat ihn zur Sünde gemacht, wie es in 2. Korinther 5,21 heißt. Das bedeutet, Gott hat den Herrn Jesus juristisch so betrachtet am Kreuz, als wäre er die Ursache der Sünde in unserem Leben. Zur Sünde gemacht heißt, er wurde mit unserer sündigen Natur identifiziert.
Er blieb immer der Vollkommene, aber dort am Kreuz wurde er als Mensch damit identifiziert. Das Gericht Gottes kam über ihn, und darum hat Gott ihn verlassen. In dieser schrecklichen Verlassenheit schrie Jesus mit lauter Stimme.
Der Schrei am Schluss bedeutet, dass nicht die Menschen ihm das Leben nehmen konnten, sondern wie er in Johannes 10 sagt: „Ich habe Gewalt, mein Leben zu lassen, und habe Gewalt, es wieder an mich zu nehmen.“ Das heißt, die Menschen hätten ihn nie töten können, wenn er nicht bereit gewesen wäre, sein Leben zu geben.
Darum ist es so wichtig, dass er eben nicht abgeschwächt hat am Schluss, sondern mit diesem gewaltigen Schrei hat er sein Leben ausgeschüttet in den Tod. Wie es heißt in Jesaja 53,12. Und das wird ganz speziell markiert mit diesem lauten Schrei, mit starker Stimme.
Unter diesem Eindruck kam dieser rohe Heide, dieser Offizier, dieser Hauptmann, zur Überzeugung: „Wahrhaftig, dieser Mensch war gerecht.“ Im Matthäusevangelium sagt er sogar: „Dieser Mensch war Gottes Sohn.“ Er kommt zur Erkenntnis seiner Gottessohnschaft – ganz gewaltig.
Wir sehen auch, dass die Volksmengen im Allgemeinen, die diese Kreuzigung betrachteten, innerlich förmlich geschlagen wurden. Das führte dazu, dass sie auf ihre eigene Brust schlugen und erkannten: „Was haben wir hier eigentlich begangen?“ Das kann ja gar nicht sein, was unsere Führer gesagt haben: dass er sterben muss, ein falscher Messias, ein Verführer, ein Aufrührer.
Traurigerweise schlugen sie einfach an die Brust und gingen heim. Aber was hat das geändert? Wir sehen dann doch etwas mehr als 50 Tage später an Pfingsten: Petrus predigt, und 3000 Menschen in Jerusalem kommen zur Bekehrung.
Wer hatte damals vielleicht schon die Faust auf die Brust geschlagen und ist dann durchgebrochen? Und wer hat einfach die Faust draufgeschlagen, und es hat sich nichts geändert? Das ist die Frage.
Die Phasen des Erlösungswerks Jesu
Ja, Kamene? Eine Frage: Wann ist das Erlösungswerk abgeschlossen gewesen – mit dem Tod des Herrn Jesus oder mit seiner Auferstehung und Himmelfahrt?
Es gibt verschiedene Phasen im Werk des Herrn Jesus. Zunächst die Phase in den ersten drei Stunden der Finsternis, in der wir sein Leiden vonseiten der Menschen sehen. Das, was die Menschen ihm angetan haben, bewirkte keine Sühnung. Der Messias sollte vonseiten der Sünder leiden, in die Hände der sündigen Menschen gelegt werden, und genau das hat er erlebt.
In den drei Stunden der Finsternis wurde er jedoch der Sündenträger. Dort hat Gott ihn verlassen. Der Lohn der Sünde ist der Tod. Deshalb rief Jesus gerade vor seinem Sterben noch aus: „Es ist vollbracht.“ Das bedeutet eigentlich: Hiermit ist es vollbracht. Er musste also in den Tod gehen. Übrigens kann man sagen, dass dieses „Es ist vollbracht“ quasi ein prophetischer Ausspruch war, der den Tod mit einschloss.
Ganz interessant ist Johannes 17. Ich kann mir das kurz aufschlagen. Dort spricht der Herr Jesus kurz bevor er ans Kreuz ging, in der Nacht davor, im Gebet. Johannes 17, Vers 1: „Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche.“
Und dann sagt er weiter in Vers 4: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.“
Hier ist er ja noch gar nicht gestorben, und trotzdem sagt er in der Vergangenheitsform: „Das Werk habe ich vollbracht.“ Das ist quasi das, was man im Alten Testament prophetische Vergangenheitsform nennt. Sehr oft werden zukünftige Dinge prophezeit, aber in Vergangenheitsform. Zum Beispiel in Jesaja 53, etwa 700 Jahre vor Christus: „Ein Mann, der Schmerzen und mit Leiden vertraut ist, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet. Doch um unserer Übertretungen willen wurde er verwundet, die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm.“
Das ist alles Vergangenheitsform, aber prophetische Vergangenheitsform. Sie drückt aus, wie sicher es ist, dass das einmal in Erfüllung gehen wird. Genau so muss man das hier verstehen, wenn der Herr sich gewissermaßen schon hinter das Kreuz stellt und sagt: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast.“
Im selben Evangelium, Johannes 19, Vers 30, sagt der Herr Jesus: „Es ist vollbracht.“ Danach stirbt er, neigt das Haupt und übergibt den Geist.
Für die Sühnung war sein Leiden am Kreuz nötig, wo Gottes Zorn ihn getroffen hat. Das war die Erfüllung von Jesaja 53, Vers 10: „Dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen; er hat ihn leiden lassen.“ Und Sacharja 13, Vers 7: „Schwert, erwache wieder den Hirten, den Mann, der mein Genosse ist.“ Damit kann man sagen, waren die sühnenden Leiden beendet.
Doch wenn Jesus am dritten Tag sein Leben wieder an sich nahm – in Römer 6 heißt es, dass er durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt wurde, und in 1. Petrus 3, dass er durch die Kraft des Heiligen Geistes auferweckt wurde –, so wirkte der dreieinige Gott in seiner Auferstehung. Das war die Bestätigung, dass die sühnenden Leiden vollständig sind.
Darum lesen wir in Römer 4 am Schluss, dass er um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde. Danach musste Jesus zurück in den Himmel. Sein Sitzen zur Rechten Gottes war Gottes Antwort auf seine Erniedrigung bis zum Tod am Kreuz, wie es in Philipper 2, Vers 5 und folgend heißt. Jesus hat sich in sieben Stufen erniedrigt, die sechste Stufe war der Tod – aber nicht irgendein Tod, sondern der Tod am Kreuz.
Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist. Die Himmelfahrt und sein Sitzen zur Rechten Gottes sind die Bestätigung Gottes, des Vaters, dass das Werk des Herrn Jesus, sein Sündenleidtragen, vollkommen war.
Wenn er dann einmal kommen wird in Macht und Herrlichkeit, wird die ganze Welt anerkennen müssen, dass er der ist, der eben nicht ein Krimineller war, wie der Sanhedrin ihn damals dargestellt hat, oder der Gerichtshof von Pilatus. Alle Knie werden sich vor ihm beugen müssen.
Wir können diese Dinge nicht auseinanderreißen; sie gehören alle zusammen. Wenn wir von dem Tod des Herrn Jesus sprechen und seinen Tod verkündigen (1. Korinther 11), ist das natürlich ganz natürlich verbunden mit seiner Auferstehung, seiner Himmelfahrt, seinem Sitzen zur Rechten Gottes. Wir denken auch an sein Kommen, denn wir verkündigen seinen Tod, bis er kommt.
Einerseits dürfen wir die Dinge nicht auseinanderreißen, andererseits müssen wir sie unterscheiden. Die sühnenden Leiden waren am Kreuz, und die Bestätigung der Vollkommenheit des Werks besteht in der Auferstehung. Diese beweist seinen Sieg. Darum steht die Auferstehung im Zusammenhang damit, dass Jesus über die Macht des Todes gesiegt hat.
Man könnte auch sagen: Gottvater hat den Auftrag gegeben, der Sohn ist gegangen bis zum untersten Punkt und ist auferstanden. Das ist ganz wichtig: Er ist auferstanden. Was wäre gewesen, wenn er nicht auferstanden wäre? Dann hätte man sagen können: Ja, der Herr Jesus war ein guter Mann, aber irgendwann ist er dann auch einmal gestorben, und jetzt ist er weg – oder er ist wie tot.
Doch er ist auferstanden. Und als er durch die Himmel gestritten war, setzte er sich beim Vater. Das ist eigentlich die Quittung, und der Vater konnte so abschließen: Jetzt hat er seinen Auftrag erfüllt.
Mit anderen Worten gesagt, was wir jetzt gesehen haben: Die Bestätigung der Vollgültigkeit seines Werkes und seines Todes war seine Auferstehung.
Gottes Plan und die Verantwortung der Menschen am Kreuz
Da hinten kam noch einiges. Herr Prophet, die Vergangenheit Israels – das heißt das Land, das vor Grundlegung der Welt geschlagen wurde – ist auch in der Vergangenheit der Welt schon erwähnt worden. Ja, dort ist noch etwas anderes.
Du spielst auf Offenbarung 13, Vers 8 und Offenbarung 17, Vers 8 an, nicht wahr? Dort ist die Rede von dem Buch des Lebens, des geschlachteten Lammes, von Grundlegung der Welt an. Das will jedoch nicht ausdrücken, dass das Lamm quasi von Grundlegung der Welt an geschlachtet war, sondern dass dieses Buch des Lebens von Gott von Grundlegung der Welt an geführt wird.
Der volle Name lautet dann eben nicht nur „Buch des Lebens“, sondern „Buch des Lebens des geschlachteten Lammes“. Das Buch des Lebens ist das Buch, in das Gott alle Menschen bei der Schöpfung eingeschrieben hat, weil er für alle das Leben möchte. Gott wusste jedoch, dass der Sündenfall kommen würde. Deshalb wird das Leben – und zwar das ewige Leben – nur durch das geschlachtete Lamm möglich sein.
Der Ausdruck „geschlachtet“ steht nicht in Verbindung mit der Grundlegung der Welt, sondern damit, dass dieses Buch geführt wird und dort die Namen eingeschrieben sind. Jeder Mensch darf wissen: Ab der Schöpfung hat Gott mich eingeschrieben. Das zeigt, dass Gott eigentlich möchte, dass alle Menschen errettet werden.
Wenn man sich jedoch während seines Lebens auf Erden, während der Gnadenzeit, die uns Gott gibt, nicht bekehrt, wird man aus diesem Buch ausgelöscht. Am Schluss wird dann vor dem großen weißen Thron mit dem Buch des Lebens deklariert: Wer nicht darin geschrieben gefunden wird, wird in den Feuersee geworfen (Offenbarung 17,8 und Offenbarung 13,8).
Miriam hat noch etwas zur Bedeutung der Leiden, die die Menschen dem Herrn Jesus angetan haben. Es ist so, dass das Böse, das die Menschen dem Herrn angetan haben, keine Sünde sühnen konnte. Es hat die Bosheit des Menschen auf ihrem Höhepunkt gezeigt. Gleichzeitig hat Gott über diesen Weg die Erlösung geschaffen.
Gott hat im genau gleichen Moment, als der Herr mit Nägeln am Kreuz angenagelt war, ihn mit unseren Sünden beladen. So wurden aus den Leiden, die vonseiten der Menschen kamen, gleichzeitig die Leiden, die der Herr Jesus vonseiten Gottes ertrug. Man kann diese beiden Aspekte nicht trennen.
Es ist wichtig, daran festzuhalten, dass die Leiden vonseiten Gottes die sühnenden Leiden waren. Diese müssen wir unterscheiden von dem, was die Menschen dem Herrn angetan haben.
Es gibt Menschen, die sagen: „Wenn die Menschen Jesus Christus nicht gekreuzigt hätten, dann hätte es keine Erlösung gegeben. Diese Bosheit des Menschen brauchte es ja, damit Erlösung möglich wäre.“ Nein, Gott hätte die Erlösung auch ohne das Tun der Menschen bewirkt. Das macht die Menschen nicht zu Rettern.
Genauso wird Judas nicht zu einer Art Miterlöser, nur weil er den Herrn verleugnet und verraten hat. Manchmal wird gesagt, man müsse Judas dankbar sein, weil er zur Erlösung beigetragen habe. Nein, hätte dieser Jünger das nicht getan, hätte Gott die Erlösung so oder so bewirkt. Sie war nicht von Judas abhängig.
Gott wusste in seiner Allwissenheit und Vorherwissen, dass Judas aus eigener Bosheit handeln würde. Er wusste auch, dass die Menschen ihn aus eigener Bosheit kreuzigen würden. Deshalb lesen wir in Apostelgeschichte 2 in der Predigt von Petrus, dass das Geschehen am Kreuz nach Vorkenntnis und nach bestimmtem Ratschluss Gottes geschah.
Zwei Ausdrücke sind hier wichtig: Vorkenntnis ist griechisch Prognosis, das kennen wir von der Wetterprognose. Die Wetterprognose bestimmt nicht, wie das Wetter wird, sondern erkennt es im Voraus. Diese Vorkenntnis beeinflusst das Geschehen nicht.
So macht auch die Vorkenntnis Gottes die Menschen nicht zu tragischen Figuren, die etwas tun müssen, obwohl sie es nicht wollen. Gott weiß, was sie tun, und deshalb kann er diese Menschen voll zur Rechenschaft ziehen. Gott hat einen Plan, den er gefasst hat und durchzieht – den Plan der Erlösung.
Im Geschehen am Kreuz sehen wir beides: das, was Gott durch Vorkenntnis und nach bestimmtem Ratschluss getan hat. Wenn man diese Stelle versteht, wird vieles beim Bibellesen einfacher und klarer. Man sieht, dass Gottes Ratschluss und die Verantwortung des Menschen sich nicht widersprechen.
Lies dazu Apostelgeschichte 2, Verse 22 und 23: „Hört diese Worte! Jesus, den Nazaräer, einen Mann, der von Gott euch gegenüber erwiesen worden ist durch Macht, Taten, Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisst: Diesen Mann, der nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes hingegeben worden ist, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht.“
Hier sehen wir beide Ausdrücke: den bestimmten Ratschluss Gottes und die Vorkenntnis Gottes, die Prognose Gottes. Gleichzeitig macht Petrus die Menschen voll verantwortlich, wenn er sagt, „habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen“ – damit meint er die römischen Soldaten und auch den Hauptmann – „an das Kreuz geheftet und umgebracht.“
Das zeigt die Verantwortung der Menschen: Sie haben ihn umgebracht. Trotzdem sagte Herr Jesus in Johannes 10: „Niemand kann das Leben von mir nehmen, sondern ich lasse es von mir selbst.“
Das sind zwei Seiten: Die Menschen haben alles getan, um ihn umzubringen. Aber eigentlich wäre Herr Jesus unsterblich gewesen. In dem Moment hat er von seiner Seite sein Leben gegeben. Mit einem Schrei verließ er diese Erde und übergab seinen menschlichen Geist in die Hand des Vaters.
Die Zeugen des Sterbens Jesu und die prophetische Bedeutung der Psalmen
Ja, gehen wir zurück zu Lukas 23, und zwar jetzt Vers 49. Dort heißt es: „Aber alle seine Bekannten standen von fern, auch die Frauen, die ihm von Galiläa nachgefolgt waren, und sahen dies.“
Warum inspirierte der Heilige Geist Lukas dazu, gerade diese Bekannten zu erwähnen? Hat jemand einen Gedanken dazu? Ja, sie sind Zeugen. Aber ich meine, der Hauptmann war ebenfalls Zeuge, ebenso wie die Volksmenge. Warum werden also speziell diese Bekannten erwähnt? Oder willst du sagen, dass es sich dabei um die Gläubigen handelt, die Zeugen des Sterbens und später der Auferstehung sind? Ja, genau so ist es.
Ein weiterer Grund lässt sich in Psalm 88, Verse 9 und 19 finden. Psalm 88 ist einer der messianischen Psalmen. Es gibt eine ganze Reihe von Psalmen, die prophetisch von den Leiden des Messias sprechen und auch von den Herrlichkeiten danach.
Im Psalm 88 hören wir die Stimme des Herrn Jesus am Kreuz. Edmund könnte hier lesen: „Meine Bekannten hast du von mir entfernt, hast mich ihnen zum Gräuel gemacht. Ich bin eingeschlossen und kann nicht herauskommen.“
Wenn du noch Vers 8 dazu liest, steht dort: „Auf mir liegt schwer dein Zorn, und mit allen deinen Wellen hast du mich niedergedrückt.“
Simon, hier werden die Leiden des Herrn Jesus vonseiten Gottes beschrieben. Vers 9 spricht ausdrücklich von den Bekannten. Der Herr litt auch darunter, dass diese Bekannten alle weit, weit weg von ihm waren. Wir lesen, wie sie abseits standen, und es wird gesagt: „von fern“. Genau wie es hier prophetisch verkündet wird: „Meine Bekannten hast du von mir entfernt, hast mich ihnen zum Gräuel gesetzt.“
Das bedeutet, es war für sie so schrecklich, den Herrn so am Kreuz zu sehen, in dieser schrecklichen Entstellung. Lies noch dazu Vers 19: „Du hast mir entfremdet Freund und Nachbarn, meine Bekannten sind Finsternis.“ Auch hier wird das nochmals betont.
Wenn du zusätzlich Vers 17 hinzunimmst, siehst du erneut die Leiden vonseiten Gottes: „Deine Zonenblüten sind über mich hingegangen, deine Schrecknisse haben mich vernichtet.“ Das ist eine schreckliche Beschreibung der Leiden des Herrn.
Wir sehen hier in den Psalmen – es gibt noch weitere solche Kreuzespsalmen, zum Beispiel Psalm 22 oder Psalm 69 und noch mehr – dass uns Dinge offenbart werden, was der Herr Jesus in seinem Herzen empfand. Im Evangelium wird hauptsächlich beschrieben, wie das von außen gesehen wurde. Durch die Psalmen erfahren wir jedoch, was in seiner Seele vor sich ging, was er empfand und litt am Kreuz.
Darum sind diese Psalmen von so großem geistlichem Wert für uns. Sie helfen uns, wirklich in die Tiefen dessen einzudringen, was auf Golgatha geschehen ist.
Deshalb wird in Psalm 88, Vers 1, auch eine klare Anweisung gegeben, wie dieser Psalm im Tempel gesungen werden musste. Kann jemand noch Vers 1 lesen? „Ein Lied, ein Psalm von den Söhnen Korachs, dem Chorleiter, nach Machalat zu singen, ein Maskil von Heman, dem Esrachiter.“
Der Ausdruck „Machalat-le-Anott“ drückt aus, dass man diesen Psalm mit gedämpfter Stimme in schwermütiger Weise vortragen muss. Das durfte man nicht einfach so singen. Darum ist es auch wichtig, dass wir Lieder ganz unterschiedlich singen, nicht alle gleich laut, sondern ganz angemessen zum Inhalt.
Hier wird also genau angegeben, wie Psalm 88 gesungen werden muss – eben mit gedämpfter Stimme und in schwermütiger Weise, wenn es um die Leiden des Herrn geht.
Ja, Elia? Vers 15 lautet: „Warum, Herr, verwirfst du meine Seele? Warum verbirgst du dein Angesicht vor mir?“ Er wusste ja, warum.
Die gleiche Frage stellt der Herr am Kreuz, als er sagt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er wusste es ja. Aber er stellt die Frage, damit wir die Antwort geben.
Dieser Schrei „Warum hast du mich verlassen?“ soll uns dazu bringen, die Antwort zu geben: wegen mir. Er wurde verlassen, damit Gott immer bei uns sein kann.
Joseph von Arimathia und die Grablegung Jesu
Gehen wir zurück zu Lukas 23. Dort beschreibt Lukas verschiedene Personen und Personengruppen. Nun kommt wieder jemand in den Fokus. Edmund, liest du nochmals Vers 50 und 51?
Hier wird ein Mann namens Joseph erwähnt, der ein Ratsherr war, ein guter und gerechter Mann aus Arimathia, einer Stadt der Juden, die das Reich Gottes erwartete. Er ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu.
Danke. Also dieser Joseph von Arimathia. Die weiteren Verse erklären, dass dieser Mann sein eigenes Felsengrab dem Herrn Jesus zur Verfügung stellte.
Jerry, möchtest du etwas sagen?
Ja, Herr Edmund hat vorgelesen, aber etwas ausgelassen. Er hat es nicht gelesen, nämlich dass dieser Joseph nicht eingewilligt hatte in ihren Rat. Was hat Edmund genau gelesen?
Ich habe es bewusst ausgelassen, weil der Satz auseinandergerissen wird. Es geht um Josef, den Ratsherrn, einen guten und gerechten Mann aus Arimathia. Genau, du wolltest nur lesen, wer Josef war.
Inzwischen ist eingeschoben, dass er nicht eingewilligt hatte in ihren Rat und ihre Tat. Er war ein guter, gerechter Mann. Wer war dieser Joseph von Arimathia und warum wird ausdrücklich erzählt, dass er sein Grab zur Verfügung gestellt hat? Das sind jetzt mehrere Fragen. Eine Antwort nach der anderen, bitte.
Dieser Mann war vom Sanhedrin, oder?
Ja, dieser Mann war vom Sanhedrin, wirklich. Warum denkst du das? Ein Ratsherr. Jetzt müsste man fragen, wo dieser Ausdruck Ratsherr noch in der Bibel vorkommt. Er war unterhalb des Hohen Priesters in diesem Rat, der die höchste Behörde war.
Unterhalb des Hohen Priesters also. Wir müssen klären, was ein Ratsherr bedeutet. Das griechische Wort heißt Bouläutes. Es kommt nur noch einmal vor, und zwar im Markus-Evangelium in der Parallelstelle. Dort wird Joseph von Arimathia auch so genannt, aber sonst nirgends. Keiner vom Sanhedrin wird mit diesem Titel benannt.
Das ist eben ein griechisches Wort „Bouläutes“, aber auf Hebräisch gibt es ein Wort, das von diesem griechischen Wort in die hebräische Sprache übernommen wurde, und zwar das Wort „Bulwatin“. In der Mehrzahl heißt das Ratsleute. Im Jerusalemer Talmud werden mit diesem Ausdruck „Bulwatin“ die vierzehn höchsten Priester bezeichnet: der Hohepriester als Nummer eins und dann zweitens – weißt du gerade, wer der nächste ist? – die vierzehn Ratsleute.
Diese vierzehn Ratsleute sind zusammen mit dem Hohen Priester also der Hohepriester damals wäre das Kajafas gewesen. Dann kommt sein Stellvertreter, der Sagan, so nennt man ihn im Hebräischen. Der Sagan wird in Apostelgeschichte 5,24 erwähnt. Dort geht es um das Zeugnis der Apostel und wie gegen sie von oberster Stelle vorgegangen wird. Edmund, liest du bitte Apostelgeschichte 5,24 vor?
„Aber der Hauptmann des Tempels und die Hohenpriester, als sie diese Worte hörten, waren sie ihretwegen in Verlegenheit, was dies doch werden möchte.“
Hat jemand eine Schlachterbibel? Steht dort noch etwas mehr?
In meiner steht: „Und die obersten Priester hörten diese Worte.“
Man merkt jetzt noch etwas mehr dabei: Bei dir steht „Hoher Priester“. Auf Griechisch steht dort eigentlich: „Als aber sowohl der Priester und der Hauptmann des Tempels als auch die führenden Priester diese Worte hörten.“
Der Ausdruck „der Priester“ ist die Bezeichnung für den Sagan, also den Mann direkt unter dem Hohen Priester. Wäre der Hohe Priester zum Beispiel am Jom Kippur aus irgendeinem Grund unrein geworden, hätte der Sagan ihn vertreten müssen. Also der, der „der Priester“ genannt wird.
Da steht nicht „Hoher Priester“, sondern „der Priester“. Das hast du nicht drin, weil im Mehrheitstext, also in der Masse der Handschriften, steht „der Priester“. Die Elberfelder Bibel ist leider manchmal etwas wählerisch. Manchmal wird Mehrheitstext genommen, manchmal Minderheitstext, Nestle-Aland, manchmal der eine, manchmal der andere. Eigentlich hätten sie immer den Mehrheitstext nehmen sollen. Hier habe ich es in meiner Elberfelder einfach ergänzt. Verstehst du? Am Rand steht es.
Ich habe hier aus der sanften Revision von CSV Hückeswagen gelesen. Dort müsste man eben ergänzen: „Als aber sowohl der Priester und der Hauptmann des Tempels“ – das ist übrigens der Führer der Tempelpolizei, der levitische Tempeltorwächter, also kein römischer Soldat, sondern der oberste levitische Tempelpolizist – „als auch die führenden Priester diese Worte hörten.“
Wir gehen zurück. Wir sind immer noch bei den Ratsleuten, dem Hohenpriester, dann der Sagan, und dann gibt es zwei weitere Priester, die Katholikien genannt werden. Die Katholikien sind Schatzmeister und Aufseher, von denen es mindestens zwei gab, es konnten auch mehr sein.
Dann kommt eine Gruppe von sieben Priestern, die sieben Amarkelin genannt wurden. Sie trugen die Oberverantwortung für die Tempeltore.
Und dann noch drei Priester, die drei Gisbarin. Das sind die Unterschatzmeister.
Das ergibt zusammen mindestens 14 Mitglieder in diesem Rat. Das sollte man sich kurz notieren, falls man mitschreiben möchte:
- Der Hohepriester
- Der Sagan, Stellvertreter des Hohenpriesters
- Die zwei Katholikien (Schatzmeister und Aufseher)
- Die sieben Amarkelin (Oberaufseher der Tempeltore)
- Die drei Gisbarin (Unterschatzmeister)
Zu diesem Rat gehörte Joseph von Arimathia. Er war einer der vierzehn höchsten Priester in Israel und kam zum Glauben an den Messias.
In Johannes 19 wird über ihn berichtet. Können wir das noch aufschlagen? Johannes 19, Vers 38. Edmund, bitte vorlesen.
„Danach aber bat Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war, aber ein Geheimer aus Furcht vor den Juden, Pilatus, dass er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Pilatus erlaubte es. Er kam nun und nahm den Leib Jesu ab.“
Es kam auch Nikodemus, der zuerst bei Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, ungefähr hundert Pfund. Sie nahmen den Leib Jesu und wickelten ihn in Leinentücher mit den wohlriechenden Ölen, wie es bei den Juden üblich war.
Es war aber an dem Ort, wo gekreuzigt wurde, ein Garten, und in dem Garten eine neue Gruft, in die noch niemand gelegt worden war. Dorthin legten sie Jesus wegen der Rüsttage der Juden, weil die Gruft nahe war.
Da wird klar, dass Joseph von Arimathia bereits ein Jünger des Herrn Jesus war, aber wegen seiner hohen Position ein großes Risiko sah, sich dazu zu bekennen. Das ist auch heute noch so: Je nachdem, welche soziale Position man hat, kann das ein Hindernis sein, sich zum Herrn Jesus zu bekennen. Das ist natürlich traurig.
Hier wird gesagt, er war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den führenden Juden ein verborgener Jünger. Doch dann kam der Moment, in seinem Leben den Durchbruch zu schaffen und aus dieser Verborgenheit herauszutreten.
Aus der Verborgenheit muss man heraustreten. Das ist immer eine Befreiung, auch wenn plötzlich die Leute am Arbeitsplatz wissen, woran man ist. Das kann ein Kampf sein, bis man sich zum ersten Mal klar zum Herrn Jesus bekennt. Aber dann ist es eine Befreiung.
Man bekommt manche Einladungen nicht mehr und muss nicht mehr erklären: „Ja, wir haben an diesem Tag eigentlich ein Familienfest, es ist nicht günstig.“ Nein, man wird klar erkannt.
Joseph erlebte diesen Durchbruch und bekannte sich ganz klar zum Herrn Jesus. Auch Nikodemus half ihm dabei. Er begann ebenfalls, sich aus der Verborgenheit herauszulösen.
Zu welcher Gelegenheit? Er ging nachts zum Herrn Jesus. Dort war er noch nicht bekehrt. Johannes 3, Vers 1 berichtet davon. Er wusste, dass er Dinge mit Jesus klären musste. Dort wird gesagt, er war nicht einer der Ratsleute, zumindest wird das nicht ausdrücklich gesagt. Aber du hast Recht, er war einer der Obersten der Juden.
Der Titel „Oberster“ bezeichnet ein Mitglied des Sanhedrins, also der 71 Obersten Richter unter dem Hohenpriester. Der Hohepriester stand an der Spitze des Sanhedrins und auch an der Spitze des Rates der vierzehn Priester.
Ich will nicht sagen, Joseph gehörte nicht auch zum Sanhedrin, denn hier wird gesagt, er hatte nicht eingewilligt in ihren Rat und in ihre Tat. Das legt nahe, dass er doch Mitglied des Sanhedrins war.
Wenn er als Ratsherr genannt wird, ist das ein Hinweis, dass er nicht einfach irgendein Mitglied des Sanhedrins mit siebzig Personen war, sondern zu den vierzehn obersten Priestern Israels gehörte. Deshalb wird er ausdrücklich als Ratsherr vorgestellt.
Das war natürlich ein Risiko. Wenn wir an Johannes 9 denken, als der Blindgeborene sich ganz klar zum Herrn Jesus bekannte, wurde er schließlich aus der Synagogengemeinschaft ausgeschlossen.
In Johannes 9 steht, dass die Führer beschlossen hatten, wer sich zu Jesus bekannte, müsse aus der Synagoge ausgeschlossen werden. Die Eltern des Blindgeborenen hatten Angst und sagten: „Wir wissen es nicht, fragt ihn.“ Aber der Blindgeborene bekannte sich zum Herrn und wurde ausgeschlossen.
Das war schon unglaublich, besonders wenn man in einer solchen Position war. Aber man sieht, wie der Herr an Herzen wirkt. Dann kommt der Moment des Durchbruchs.
Joseph war ein reicher Mann in seiner Position und stellte sein Grab dem Herrn Jesus zur Verfügung.
Warum wird das so ausdrücklich erwähnt? Jesaja 53, Vers 9 gibt darauf eine wunderbare Antwort. Edmund, liest du bitte Jesaja 53,9 vor?
„Und man gab ihm bei Gottlosen sein Grab, aber bei einem Reichen war er in seinem Tod; denn er hatte kein Unrecht getan und kein Trug war in seinem Mund.“
Hier wird über den Messias gesagt, dass die Menschen sein Grab bei Gottlosen bestimmt hätten, aber Gott wird keine weitere Misshandlung und Schändung zulassen. Er wird im Grab eines Reichen sein.
Was war das Grab eines Gottlosen? Gehenna, ein Tal in Jerusalem, die Kehrichtverbrennungsanlage. Als Gekreuzigter musste man damit rechnen, verbrannt zu werden. Ein No-Go für Juden, nicht aus rabbinischen Ideen, sondern weil Gott nach dem Sündenfall zu Adam sagte: „Staub bist du und zu Staub sollst du zurückkehren.“
Er sagte nicht: „Staub bist du und zu Asche sollst du werden.“ Das ist Gottes Wille für den sterblichen Leib, dass er den natürlichen Verwesungsprozess erlebt.
Es gibt aber auch Kremation im ersten Buch Mose. Die erste Kremation wird bei Sodom und Gomorra erwähnt. Dort ist die Verbrennung des Körpers ein Gericht Gottes. Der Judasbrief macht klar, dass das ein Bild auf das ewige Feuer ist.
Für Kinder Gottes ist klar: Der Körper ist der Same für den neuen Körper, den Gott aus dem verwesenden Körper machen wird, einen vollkommenen Körper nach 1. Korinther 15.
Darum lasse ich mich bestatten. Das zeigt Ehrfurcht vor dem Körper, der von Gott wieder auferweckt wird.
Natürlich, wenn man bei einem Autounfall verbrennt, ist das kein Hindernis für die Auferstehung. Bei der Verbrennung gehen keine Atome verloren. Wir bestehen zu etwa 75 Prozent aus Wasser (H2O), das verdunstet. Der Kohlenstoff bleibt zurück. Der Herr der Atome wird auch diese Atome sammeln und einen neuen Körper daraus machen.
Es geht also darum, wie wir mit unserem Körper umgehen. Wir fordern nicht explizit Kremation, sondern Bestattung. Das ist Gottes Wille.
Im Judentum war das völlig klar. Die Römer verbrannten ihre Toten, das war normal.
In der Archäologie sieht man das: In der französischen Schweiz gibt es eine römische Stadt namens Aventicum. Dort wurden die Toten verbrannt, kremiert. Später wurden die Menschen bestattet. Das ist ein Hinweis, dass das Christentum in diese Region kam, denn Christen ehrten den Körper und bestatteten ihn.
Gott hat also klar gesagt, dass er nicht zulassen wird, dass sein Körper verbrannt wird, wie es für Gekreuzigte üblich war.
Darum hat man in der Archäologie nie Gekreuzigte gefunden. Das führte zu Verschwörungstheorien. In Büchern liest man, dass viele Menschen von den Römern gekreuzigt wurden, aber noch nie wurde ein Gekreuzigter gefunden.
Man muss gute Lehrer in Archäologie haben. Sie lehren, dass „absence of evidence is no evidence“ heißt: Wenn man etwas nicht findet, heißt das nicht, dass es nie gegeben hat. Wir finden nur einen kleinen Teil von dem, was es einmal gab.
Vor ein paar Jahren fand man tatsächlich die Knochen eines Gekreuzigten. Bei Straßenarbeiten in einer Grabeshöhle aus dem ersten Jahrhundert wurde eine Knochenbox mit der Aufschrift „Jochanan“ ausgegraben. Ein Nagel war noch im Fersenknochen, die Unterschenkel waren gebrochen, wie bei den Kriminellen, die mit dem Herrn gekreuzigt wurden.
Man hatte ihnen kurz vor dem Tod die Beine gebrochen, um den Tod zu beschleunigen. So konnten sie nicht mehr aufstehen und Luft holen und starben in etwa drei Minuten.
Jochanan wurde so schneller in den Tod befördert. Das war das erste Mal, dass man so etwas gefunden hat. Warum? Weil man Gekreuzigte normalerweise verbrannte.
Jesaja sagte siebenhundert Jahre vorher voraus, dass man sein Grab bei Gesetzlosen bestimmt hätte, aber bei einem Reichen war er in seinem Tod. Das war ein prophetischer Hinweis auf Joseph von Arimathia, der als Priester verstanden hatte, dass dies die Erfüllung aller Opfer im Tempel bedeutet.
Das wahre Lamm Gottes nach Jesaja 53 durfte diesen Vers zur Erfüllung beitragen.
Interessant ist auch, dass Joseph zu Lebzeiten sein Grab nicht schaufelte, sondern es aus dem Felsen hauen ließ.
Das ist bemerkenswert, denn in unserer Gesellschaft wird das Sterben oft verdrängt. Damals bereitete man sich zu Lebzeiten auf den Tod vor.
Es wäre gut, wenn die Regierung vorschreiben würde, dass wir unsere Gräber zu Lebzeiten vorbereiten müssten. So müsste man sich wirklich mit dem Tod auseinandersetzen.
Man merkt, der Tod ist nicht ein Punkt, sondern ein Doppelpunkt – Fortsetzung folgt.
Joseph war einer, der sich zu Lebzeiten mit seinem persönlichen Tod auseinandersetzte und bereit war, sein Grab zu Ehren des Erlösers herzugeben. Ein Grab, das noch nie benutzt worden war, in dem also keine Verwesung stattgefunden hatte.
Das ist sehr wichtig, denn im Psalm 16 wird vorausgesagt, dass der Messias nach seinem Tod die Verwesung nicht sehen wird.
Das führt uns noch kurz zu den letzten Versen 55 und 56. Diese Frauen, die dem Herrn aus Galiläa nachgefolgt waren, sahen bei der Grablegung zu. Sie hatten Gewürzsalben und Salböle bereitet.
Wozu? Damit der Verwesungsgeruch überdeckt wird. Sie wollten nicht mumifizieren.
Die Ägypter hatten ihre toten Pharaonen eingesalbt, um die Verwesung zu verhindern. Im Neuen Testament lesen wir, dass es üblich war, Gewürzsalben und Salböle zu verwenden, nicht um die Verwesung zu verhindern – die sollte ja nach 1. Mose 3 stattfinden –, sondern um den Verwesungsgeruch zu mildern.
Im ersten Jahrhundert legte man die Toten in ein Felsengrab auf einen Steintisch, salbte sie ein und wickelte sie in Tücher. Nach einem Jahr kehrte man zurück und fand nur noch die Knochen, also war alles verwest.
Wenn man wieder in die Grabkammer ging, war der Geruch unaushaltbar. Darum behandelte man die Toten mit Gewürzen und Salben, um den Geruch erträglicher zu machen.
Nach einem Jahr sammelte man die Knochen und legte sie in eine kleine Knochenbox, ein Ossuarium.
In einer solchen Box wurden auch die Knochen von Jochanan gefunden. Die Knochen wurden in kleine Nischen in der Grabkammer geschoben. So konnten ganze Verwandtschaften in einem Felsengrab bestattet werden.
Gott erlaubte es jedoch nicht, dass diese Frauen die Gewürze und Salben anwendeten, um zu zeigen, dass Jesus so etwas nicht nötig hatte.
Nach Psalm 16 wird gesagt: „Du wirst nicht zulassen, dass dein Frommer die Verwesung sieht.“
Der Heilige Geist erwähnt dies, um die Hingabe der Frauen zu zeigen, die den Herrn liebten und ihn als Messias erkannt hatten. Sie waren bereit, diese teuren Salben zu geben.
Auch Joseph von Arimathia und Nikodemus waren bereit, große Geldbeträge für den gleichen Zweck einzusetzen. Aber es durfte nicht angewendet werden.
Jesus auferstand aus einem Grab, in dem noch nie Verwesungsgeruch war. Er selbst hatte nie die Verwesung gesehen.
Darum ist es so wichtig, dass die Frauen die Salben vorbereitet hatten, aber überrascht wurden am ersten Tag der Woche, als der Herr auferstand.
Johannes 19 berichtet, dass Joseph und Nikodemus Myrrhe und Aloe brachten, die in die Leinentücher gelegt wurden. Sie wurden aber nicht auf den Körper aufgetragen.
Der Körper wurde eingewickelt, wie üblich, mit den Duftstoffen bereitgestellt, aber nicht angewendet, weil die Zeit nicht mehr reichte.
Gott führte das in seinem Timing so, dass sie es nicht durften. Es war trotzdem ein Ausdruck der Hingabe an den Herrn.
In die Leinentücher legten sie die Öle, aber die Zeit war zu knapp, um das lange Prozedere des Einreibens durchzuführen.
Dann kam die Überraschung: Am ersten Tag der Woche die Auferstehung.
Noch eine Frage: Wo hat sich Nikodemus geoutet? Johannes 7.
In Johannes 3 sprach er nachts mit Jesus, damit niemand sah, dass er mit ihm sprach. Er hatte Fragen, und der Herr antwortete ihm, was Frucht brachte.
In Johannes 7 sieht man, dass die Führer des Volkes Jesus verhaften wollten. Die Tempelpolizei, die Leviten, wurden geschickt, um ihn zu verhaften.
Sie kamen zurück und sagten in Johannes 7, Vers 46: „Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch.“
Sie wagten es nicht, ihn zu verhaften. Die Pharisäer fragten: „Seid ihr auch verführt? Hat etwa jemand von den Obersten an ihn geglaubt?“
Die Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, wird verachtet.
Nikodemus, einer von ihnen, sprach: „Richtet unser Gesetz den Menschen, ehe er von ihm selbst gehört und erkannt hat, was er tut?“
Sie antworteten: „Bist du etwa auch aus Galiläa? Forsche nach und sieh, dass aus Galiläa kein Prophet aufsteht.“
Dann ging jeder aus seinem Haus. Es wird nicht gesagt, dass er glaubte, aber er setzte sich für den Herrn ein und sagte, man müsse erst mit Jesus sprechen und von ihm hören, bevor man urteilt.
Später sehen wir mit Joseph den vollen Durchbruch: Er bekennt sich zum Herrn.