Nach dieser theoretischen Einführung, in der es grundsätzlich um das Thema ging, nämlich Verstand und Denken im biblischen Kontext, werden wir jetzt praktischer.
Zuerst fragen wir uns: Was sagt die Bibel über sich selbst? Dazu lesen wir 2. Timotheus 3,16. Dies ist einer der Standardverse zur Inspiration der Bibel. Man sollte ihn auswendig kennen und immer griffbereit haben.
„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung.“
Ich muss erklären: Der Ausdruck „Schrift“ war im Judentum eine Bezeichnung für die Bibel. Wenn Paulus also „alle Schrift“ sagt, meint er die ganze Bibel – und zwar hier nicht nur das Alte Testament.
In Vers 14 sagt Paulus zu Timotheus, der ja aus jüdischem Hause kam: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast, und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast. Und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die vermögen, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben.“
Vers 15 zeigt, dass Timotheus mit dem Alten Testament aufgewachsen ist. Dieses wird hier „die Heiligen Schriften“ genannt, wörtlich im Griechischen „die Heiligen Buchstaben“.
Außerdem sagt Paulus: „Du kennst sie von Kind auf.“ Das Wort für „Kind“ im Griechischen heißt hier „Säugling“.
Nun, wenn seine Mutter ihn vielleicht bis zum Alter von vier Jahren gesäugt hat, bedeutet das, dass er als Kleinkind bereits im Alten Testament von seiner Mutter unterwiesen worden war. Das hat Beispielcharakter.
Die Bibel als Gottes inspiriertes Wort
In Vers 14 sagt Paulus zuvor: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast, und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast.“ Im Grundtext bezieht sich dies auf den Sinn und auf die Personen, von denen Timotheus gelernt hat.
Vers 15 bezieht sich auf das Alte Testament, aber Vers 14 umfasst das, was Timotheus bereits an neutestamentlichen Belehrungen gelernt hat – von Paulus und auch von anderen Personen.
Nach Vers 14 und vor Vers 15, in Bezug auf das Alte Testament, sagt Paulus zusammenfassend in Vers 16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre.“ Übrigens ist ein weiterer Beweis dafür, dass auch das Neue Testament mit einbezogen ist, 1. Timotheus 5,18. Dort zitiert Paulus in einem anderen Zusammenhang aus 5. Mose und sagt: „Denn die Schrift sagt: Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden“ (5. Mose 25,4) und „der Arbeiter ist seines Lohnes wert“ (Lukas 10,7).
Paulus zitiert also aus der Schrift, aus der Tora, und zugleich aus dem Lukasevangelium, das damals schon vorlag. Somit umfasst „alle Schrift“ sowohl das Alte als auch das Neue Testament – alles, was zu der Zeit, als der zweite Timotheusbrief verfasst wurde, bereits vorhanden war.
Wichtig ist hier der Ausdruck „eingegeben“, im Griechischen „Theopneustos“. Das bedeutet „von Gott gehaucht“. Man kann es auch mit „inspiriert“ oder „von Gott inspiriert“ übersetzen.
Wenn ich spreche, brauche ich meinen Luftkanal. Ohne ihn funktioniert das Sprechen nicht. Der Luftzug von unten nach oben ist ganz wesentlich und bildet die Basis des Sprechens.
Wenn es heißt, „alle Schrift ist von Gott gehaucht“, dann bedeutet das, dass Gott hier direkt spricht. Es ist die direkte Rede Gottes.
Der Vers sagt aber nicht, dass die Bibelschreiber inspiriert worden sind. Das ist zwar auch wahr, wie man in 2. Petrus 1,21 lesen kann, aber hier steht, dass die Schrift, also das Geschriebene selbst, von Gott gehaucht ist – Gottes direkte Rede.
Das geht noch weiter: Wenn nur die Menschen inspiriert gewesen wären, die die Bibel geschrieben haben, hätten sie trotzdem Fehler machen können, etwa bei der Übertragung auf Papyrus oder Pergament.
Hier wird jedoch deutlich gemacht, dass bereits das Endstadium, das fertige Schriftstück, von Gott inspiriert, von Gott gehaucht ist.
Das zeigt klar, dass die Bibel den Anspruch erhebt, Gottes Wort zu sein.
Das ist wichtig im Gespräch mit Ungläubigen. Denn vielleicht sagt jemand: „Mein Pfarrer hat gesagt, die Bibel ist einfach ein Buch, ein religiöses Buch, das Menschen damals aufgeschrieben haben. Sie haben ihre Erfahrungen mit Gott und ihre Überlegungen über die Schöpfung niedergeschrieben.“
In der Diskussion müssen wir aber davon ausgehen, was die Bibel selbst von sich behauptet.
Und so sehen wir: Die Bibel betrachtet sich selbst als Gottes direkte Rede.
Die Überlieferung des Neuen Testaments
Als nächster Punkt stellt sich die Frage: Haben wir heute, im dritten Jahrtausend nach Christus, noch die gleiche Bibel wie die, die damals aufgeschrieben wurde und die, wie die Bibel sagt, inspiriert ist? Diese Frage müssen wir nun getrennt für das Neue Testament und das Alte Testament betrachten.
Das Neue Testament mit seinen 27 Büchern wurde zwischen 30 und 95 nach Christus verfasst. Heute gibt es etwa 5 griechische Handschriften davon, was höchst ungewöhnlich ist. Bei den alten antiken Schriftstellern ist man froh, wenn man für ein Werk ein Dutzend Handschriften hat. Das gilt schon als gut.
Als wir damals im Gymnasium Cicero oder Caesar gelesen haben, hat niemand gezweifelt, dass es tatsächlich Cicero ist. Beim Neuen Testament hingegen kommen Zweifel auf: Haben wir wirklich noch das gleiche Neue Testament, wie es damals geschrieben wurde?
Wir verfügen heute über eine sehr breite Textgrundlage, auf die wir uns stützen können. Diese war noch nie so groß wie heute. Zudem ist der Abstand zwischen den ältesten Handschriften und dem Original beim Neuen Testament sehr klein. Bei den griechischen und lateinischen Klassikern beträgt dieser Abstand normalerweise 900 bis 1.300 Jahre. Das heißt, die älteste Handschrift, die wir heute von einem Werk haben, ist 900 bis 1.300 Jahre jünger als das Original. Trotzdem hat niemand gezweifelt, dass wir zum Beispiel Ciceros Briefe oder Caesars Gallischen Krieg lesen.
Beim Neuen Testament kommen wir heute auf wenige Jahrzehnte an das Original heran. Das ist besonders erwähnenswert. In den 1920er Jahren wurde der P52 entdeckt. P steht für Papyrus, und 52 ist seine Katalognummer. Diesen sollte man ruhig auswendig lernen. Ich werde jedoch nicht alle 5.400 Handschriften heute erwähnen.
Der P52 umfasst nur einige wenige Zeilen aus dem Johannesevangelium. Aufgrund des Schriftbildes ist sehr genau bekannt, in welchem Jahrzehnt die griechischen Buchstaben geschrieben wurden. Er wird heute auf 100 bis 115 nach Christus datiert. Nach dem altkirchlichen Zeugnis hat Johannes das vierte Evangelium um etwa 98 nach Christus in Ephesus, heute Türkei, geschrieben. Das bedeutet, wir kommen im besten Fall auf etwa zwei Jahre an das Original heran.
Früher hieß es in der Literatur immer, das Evangelium sei um 125 nach Christus entstanden. Heute gehen die Fachleute immer mehr zurück und sind sich einig, dass das Datum näher an 100 liegt. Johannes hat es in der Türkei geschrieben, der P52 stammt aus Ägypten. Das zeigt, wie schnell sich die Schriften damals in der Welt verbreitet haben.
Man könnte sagen, der P52 ist nur eine kleine Handschrift mit wenigen Zeilen. Sie bestätigt zwar das Johannesevangelium, das wir schon immer hatten, ist aber nur ein kleines Fragment, vorne und hinten beschrieben.
In den 1930er Jahren wurde unter anderem der P46 entdeckt, den man ebenfalls kennen muss. Der P46 umfasst alle Paulusbriefe, einschließlich des Hebräerbriefs. Etwa 80 Prozent dieses Buches sind noch erhalten. Übrigens wurde der Hebräerbrief erst später, nach dem Römerbrief, durch Rinter eingefügt.
Damals, in den 1930er Jahren, schätzte ein Wissenschaftler anhand eines Blattes, dass die Handschrift wahrscheinlich um 200 nach Christus geschrieben wurde. In der Fachliteratur steht überall: P46 um 200 nach Christus. So funktioniert das: Einer schreibt vom anderen ab, nicht nur in der Schule, sondern auch unter Wissenschaftlern.
Vor ein paar Jahren hat ein koreanischer Wissenschaftler namens Kim in Deutschland die Handschrift gründlich untersucht. Er kam zu dem Ergebnis, dass es sich um eine Handschrift aus dem letzten Viertel des ersten Jahrhunderts handelt, zwischen 75 und 100 nach Christus. Das ist sensationell! So gelangen wir mit den Paulusbriefen zurück ins erste Jahrhundert, in die frühe Christenheit.
Das hat natürlich Liberale nicht unbedingt erfreut. Ich hatte einmal mit Frau Alland telefoniert, der Frau von Kurt Alland, der den Nestle-Alland-Griechischen Standardtext herausgegeben hat. Ich sprach mit ihr über P46. Sie meinte, Kim sei ein ganz junger Mann, der erst noch reifen müsse, und dass seine Arbeit kein stichhaltiges Argument darstelle. Das hat sie also absolut nicht gefreut. Dennoch konnte Kim seine Ergebnisse in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Biblica veröffentlichen.
So haben wir also Zugang bis ins erste Jahrhundert. Was bedeutet das? Es bestätigt, dass die Bauern in Ägypten im ersten Jahrhundert die gleiche Bibel lasen, wie wir sie im zwanzigsten und heute im einundzwanzigsten Jahrhundert lesen.
Wenn man bedenkt, dass der Zweite Timotheusbrief um 67 nach Christus geschrieben wurde, kommen wir wieder auf wenige Jahre ans Original heran. Das ist sehr wichtig zu wissen.
Im letzten Jahrhundert hatte man nur Handschriften aus dem Mittelalter. Ich meine das vorletzte Jahrhundert, das 19. Jahrhundert. Damals gab es einen jungen Gelehrten namens Tischendorf, der unbedingt ältere Handschriften suchte, um weiter zurückzukommen als ins Mittelalter.
Sie kennen sicher seine berühmte Reise in die Sinai-Wüste unter Lebensgefahr und wie er schließlich fündig wurde. Er entdeckte den Codex Sinaiticus, eine Handschrift des Neuen Testaments aus dem 4. Jahrhundert, also etwa 350 nach Christus.
Auch diese war keine neue Bibel. Damals konnte man noch sagen: Halt, halt, das ist alles nicht so großartig. Denn mit der konstantinischen Wende, als das Römische Reich um 312 christlich wurde, wurde immer behauptet, das Neue Testament sei in dieser Zeit total überarbeitet und von der Kirche verändert worden.
Das hieß, das Neue Testament davor sei ein ganz anderes gewesen. Esoteriker behaupteten sogar, es habe Stellen über Reinkarnation gegeben, die die Kirche gestrichen habe.
Dann kam das 20. Jahrhundert mit den Papyrus-Funden, die bis ins erste Jahrhundert zurückreichen, auch ins zweite und dritte Jahrhundert. Es gibt eine Fülle von Handschriften. Und es hat nie eine lukianische Revision der Bibel gegeben. Das ist ein Märchen, das man vergessen kann.
Wir haben also sehr starke und gute Gründe, an der Glaubwürdigkeit der Überlieferung des Neuen Testaments festzuhalten.
Die Überlieferung des Alten Testaments
Jetzt wenden wir uns dem Alten Testament zu. Bis 1947 gab es praktisch nur Handschriften aus dem Mittelalter. Einige Tausend davon befinden sich unter anderem in Russland, der Sowjetunion, die im zwanzigsten Jahrhundert besonders reich an mittelalterlichen Handschriften war.
Die Abschreiber im Mittelalter, die man Masoreten nannte, waren Rabbiner. Masoreten bedeutet „Überlieferer“, und Masora steht für die Überlieferung. Diese Masoreten hatten spezielle Methoden: Sie zählten in den fünf Büchern Mose alle Buchstaben ab. Sie wussten also ganz genau, was in ihrem Skript stand. Die fünf Bücher Mose enthalten 304 Buchstaben und 79 Wörter. Von jedem Buchstaben wussten sie genau, wie oft er vorkommt – wie viele Alephs, wie viele Bets usw. Diese Zahlen überprüften sie bei der Abschrift erneut.
Im gesamten Alten Testament zählten sie einzelne Wörter und Wortverbindungen. Am Rand, oben und unten notierten sie diese Zahlen als Anmerkungen. Besonders achteten sie auf Wörter, die nur einmal in der Bibel vorkommen, um diese ganz genau zu kopieren. Sie verwendeten Methoden, die heute mit Computertextkontrollen vergleichbar sind. So arbeiteten sie – allerdings ohne Computer. Deshalb kann man sagen, dass sie perfekt abschrieben.
Bis 1947 sagten Gelehrte jedoch: „Gut, das haben die im Mittelalter so gemacht. Aber wer sagt uns, dass man früher auch so genau abgeschrieben hat?“ Das konnte man damals nicht beweisen. Man konnte sich nur im Glauben auf die Zusage von Jesus Christus stützen. In der Bergpredigt sagt er in Matthäus 5,18: „Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht ein Jota oder ein Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“ Äußerlich beweisen konnte man das aber nicht.
Dann kamen die Entdeckungen der Qumran-Handschriften zwischen 1947 und 1956. Anfangs hieß es in einer Zeitung: „Jetzt wird deutlich werden, wie schlecht die Bibel überliefert worden ist.“ Heute, über 50 Jahre später, können wir entspannt auf Qumran zurückblicken und fragen: Was hat es gebracht?
Die etwa hunderttausend Fragmente aus Qumran gehörten zu achthundert Rollen. Ein Viertel davon, also zweihundert Rollen, waren biblische Rollen. Der Rest waren außerbiblische Texte, wie Kommentare, Lieder, Gebete usw. Die Handschriften stammen aus der Zeit vom dritten Jahrhundert vor Christus bis zum ersten Jahrhundert nach Christus, die meisten aus der vorchristlichen Zeit.
Nun hatten wir plötzlich die Gelegenheit, einen Zeitraum von etwa tausend Jahren zu überbrücken. Was ist in der Zeit zwischen den Handschriften von Qumran und dem Mittelalter geschehen? Man entdeckte, dass auch damals sehr präzise abgeschrieben wurde. Es wurden Handschriften gefunden, die genau dem mittelalterlichen Text entsprechen. Deshalb nennt man diese Handschriften „proto-masoretische Handschriften“, weil sie vor den Masoreten entstanden sind – etwa tausend Jahre früher – und dennoch dem masoretischen Text entsprechen.
Allerdings gab es ein Problem: In Qumran existieren verschiedene Texttypen. Es gibt den masoretischen Texttyp und einen modernisierten Texttyp. Sie kennen sicher die vollständige Jesaja-Rolle, den berühmtesten Fund aus Qumran. Alle 66 Kapitel sind enthalten, und sie stammt aus der Zeit von etwa 100 vor Christus. Diese Rolle weist eine modernisierte Orthographie auf.
Die Rechtschreibung hat sich im Hebräischen immer wieder geändert, und heute sind wir dafür sensibilisiert. Damals wurde Jesaja etwas modernisiert. In der gleichen Höhle, Höhle 1, fand man neben dieser berühmten Jesaja-A-Rolle auch die Jesaja-B-Rolle. Diese ist nicht modernisiert und entspricht dem mittelalterlichen Text.
Noch etwas Bemerkenswertes: Der mittelalterliche Text ist oft in der Rechtschreibung altertümlicher als manche Handschriften aus Qumran, obwohl diese etwa tausend Jahre älter sind. Das ist erstaunlich.
Es gab noch weitere Texttypen. Einige Handschriften entsprechen eher der griechischen Übersetzung der Septuaginta, die im dritten Jahrhundert vor Christus in Alexandria entstand. Ein vierter Texttyp zeigt Nähe zum samaritanischen Pentateuch, also den fünf Büchern Mose der Samariter. So haben wir verschiedene Texttypen.
Wichtig ist: Wir haben den masoretischen Text und die Funde aus Qumran. Die Entdeckungen aus Qumran regten an, auch an anderen Orten in der jüdischen Wüste nach Handschriften zu suchen. So wurden beispielsweise in Masada und in Murabba'at, südlich von Qumran, Handschriften entdeckt. Diese stammen aus dem ersten Jahrhundert vor dem Jahr 70 nach Christus.
Unter anderem fand man eine Zwölfprophetenrolle, die dem mittelalterlichen masoretischen Text entspricht, sowie kleine Fragmente aus den fünf Büchern Mose. Die Buchstaben stimmen in jedem Fall mit dem mittelalterlichen Text überein. Auch in der Orthographie gibt es keinen einzigen Unterschied.
Noch etwas Interessantes: Die Leute, die die Handschriften in die Höhlen von Murabba'at brachten, waren keine Qumran-Leute, sondern Angehörige des offiziellen Judentums. Die Qumran-Gemeinschaft war abgesondert. Sie gingen nicht mehr in den Tempel zum Opfern, da sie diesen als unrein betrachteten. Sie zogen sich in die Wüste zurück und warteten auf den Messias.
Die Murabba'at-Leute hingegen gehörten zum offiziellen Judentum. Die Qumran-Leute konnten nur die Handschriften mitnehmen, die sie hatten, hatten aber keinen Zugang mehr zur offiziellen, reinen Überlieferungslinie des Judentums und zu den Rollen, die im Tempel in Jerusalem aufbewahrt wurden.
Deshalb überrascht es nicht, dass gerade im Wadi Murabba'at eine exakte Textübereinstimmung mit dem mittelalterlichen masoretischen Text zu finden ist. Die mittelalterlichen Juden hatten offensichtlich Zugang zur direkten, reinen jüdischen Überlieferung des Alten Testaments.
Das Ganze wird noch beeindruckender, wenn wir an einen Fund aus dem Jahr 1979 denken. In einem Grab im Tal Hinnom, außerhalb der Altstadt von Jerusalem, wurden zwei kleine Silberrollen entdeckt. Sie hatten Löcher und wurden an einer Kette um den Hals getragen. Die Rollen stammen aus einem Grab aus dem siebten oder sechsten Jahrhundert vor Christus.
Man konnte sie nicht sofort aufrollen, da das Silber in sehr schlechtem Zustand war. Nach einigen Jahren gelang es, sie zu öffnen und zu entziffern. Es handelt sich um den Priestersegen aus 4. Mose 6,24-27, der lautet: „Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“
Dieser Segen wurde von den Priestern jeden Tag beim täglichen Brandopfer gesprochen. Sie mussten ihn auf der Treppe vom Eingang zum Heiligtum für das Volk sprechen. Auch Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, sollte diesen Segen sprechen, nachdem er geräuchert hatte. Er konnte aber nicht mehr sprechen, weil er nicht geglaubt hatte.
Diese Texte wurden also regelmäßig gesprochen. Ich habe die Texte aus den Silberrollen mit dem mittelalterlichen Text verglichen. Jeder Buchstabe ist identisch, sogar die Orthographie ist beeindruckend gleich.
Man könnte sagen, das ist ein kurzer Text, aber er dient als Stichprobenkontrolle und hat den Test vollständig bestanden. Auf Hebräisch heißt der Text „Jewarechacha d'Unaive Jismerecha“.
Dieser Text hat jetzt eine doppelte Bedeutung für uns: Er zeigt, wie wir Segen empfangen können, nicht nur aufgrund des Opfers. Gleichzeitig erinnert er uns besonders daran, wie getreu das Alte Testament überliefert worden ist.
Die Abgrenzung der biblischen Kanons und die Apokryphen
Gut, jetzt sind wir so weit, dass wir mit unserem Gesprächspartner sagen können: Ja, die Bibel sagt, sie ist inspiriert. Die Bibel ist glaubwürdig überliefert worden bis heute.
Aber dann sagt unser Freund: Ja, aber wie ist das mit den Apokryphen? In meiner katholischen Bibel habe ich noch zusätzliche Bücher, die habt ihr in eurer Bibel gar nicht drin.
Dann können wir sagen: Ja, das ist so. Der letzte Prophet des Alten Testaments war Malachi, um 400 vor Christus. Im Talmud heißt es an mehr als einer Stelle – ich habe das gefunden –, dass nach dem Tod der Propheten Haggai, Sacharja und Malachi der Heilige Geist von Israel wich.
Also war in Israel das allgemeine Bewusstsein da, dass mit Malachi ein neues Zeitalter begonnen hat, in dem wir keine Schriftpropheten mehr hatten.
Und das steht sogar in einem Buch der Apokryphen, im Ersten Makkabäer 9,27: „Und es war so große Trübsal in Israel, wie nie gewesen, seitdem man keine Propheten mehr hat.“
Die Apokryphen wurden in der Zeit nach Malachi und vor dem Neuen Testament geschrieben, also in einer Zeit, in der in Israel allgemein klar war, dass es keine Schriftpropheten mehr gab.
Nun erheben diese Schriften auch nicht den Anspruch, Gottes Wort zu sein. Zum Beispiel ist das Buch Sirach einfach das Werk eines Rabbiners, der praktische Ratschläge für das Leben nach dem Gesetz geben wollte. Man könnte sagen, es ist ein praktischer Kommentar.
Es gibt dann auch historisch wertvolle Bücher, wie das Erste Buch Makkabäer, ein wichtiges geschichtliches Werk, und das Zweite Buch Makkabäer, das etwas tendenziöser ist, aber doch auch gut.
Diese Bücher hat man im Judentum auch gar nicht zur Bibel gerechnet. Dann kam im sechzehnten Jahrhundert das Konzil von Trient gegen die Reformation.
Die Reformatoren sagten: Wir wollen nichts mehr akzeptieren, was Menschen sagen, was Konzile beschließen oder was der Papst beschließt. Das hat keine Autorität, wenn es nicht in der Bibel selbst zu finden ist – sola scriptura, allein die Schrift.
Nun mussten sie zum Trick siebzig greifen. Ja, wenn wir mit der Schrift nur beweisen können, dass man für die Toten beten kann – 2. Makkabäer 12 –, dann gehört das eben auch zur Bibel.
So hat Trient festgelegt, dass verflucht ist, wer nicht akzeptiert, dass die Apokryphen zur Heiligen Schrift gehören. Damit haben sie gleich den heiligen Hieronymus nachträglich verflucht.
Denn damals hatte er die Bibel auf Lateinisch übersetzt, auch die Apokryphen, aber er sagte, sie seien nicht mit Gottes Wort gleichzustellen. Das Konzil von Trient spricht Fluch über alle aus, die das nicht akzeptieren.
Stellen wir uns mal vor: Zweitausend Jahre später kommen sie und sagen plötzlich: Übrigens, diese paar Bücher gehören auch noch dazu.
Aber das Alte Testament war nach Römer 3 dem jüdischen Volk anvertraut worden, und darum war es Sache des Judentums, die Schriftpropheten zu erkennen und zu prüfen.
Also haben wir das auch schon abgestrichen. Wir können in unserer Diskussion weitergehen.
Wissenschaft und Bibel – Beobachtung und Interpretation
Unser Gegenüber sagt jetzt: Wir wissen, welche Bücher zur Bibel gehören. Wir wissen, dass die Bibel behauptet, Gottes Wort zu sein. Außerdem wissen wir, dass die Bibel gut überliefert worden ist. Aber schau, wir sind in einem wissenschaftlichen Zeitalter geboren. Deshalb können wir diese altertümlichen und primitiven Vorstellungen der Menschen von damals nicht akzeptieren. Die moderne Wissenschaft steht im Widerspruch zur Bibel.
Zuerst müssen wir daher darüber sprechen, was eigentlich Wissenschaft ist. Auf Seite 19 sehen wir ein schönes Einfamilienhaus. Dieses Haus steht für die Wissenschaft. Wissenschaft ist wie ein Einfamilienhaus mit einem Erdgeschoss und einem ersten Stock.
Im Erdgeschoss befindet sich der Bereich der Daten. In der Wissenschaft muss man gut beobachten können. Dort ist der Bereich der Beobachtung. Man macht viele Funde, zum Beispiel durch Ausgrabungen. Man führt Experimente durch und sammelt Erfahrungen. All diese Dinge fasst man zusammen. Das ist der Bereich des Erdgeschosses.
Aber Wissenschaft bestünde nur aus dem Erdgeschoss, wäre sie langweilig. Nun gehen wir hinauf in den ersten Stock, wo wir die gesammelten Daten interpretieren wollen. Dort ist der Bereich der Interpretation. Hier werden Schlussfolgerungen gezogen. Man kann auch spekulieren – das ist erlaubt. Wir spekulieren doch auch im Alltag, oder? Dauernd. Aber man muss wissen, dass Spekulation nicht die Wahrheit ist.
In diesem Bereich kommen auch Philosophien und Ideologien hinein. Unsere ganze Weltanschauung fließt dort ein. Jetzt stellt sich die Frage: Wenn jemand sagt, die Wissenschaft widerspricht der Bibel, dann müssen wir fragen: Meinst du das Erdgeschoss oder den ersten Stock?
Ich stelle nun die These auf: Zwischen Bibel und Erdgeschoss gibt es praktisch keine Probleme. Zwischen Bibel und erstem Stock gibt es dagegen immer wieder Probleme. Vor allem dann, wenn es um Dinge geht, die man nicht im Experiment wiederholen kann.
Warum habe ich nicht gesagt, das Erdgeschoss bringt niemals Probleme? Es gibt einzelne Fälle, in denen auch dort Probleme auftreten – mit den Daten, mit den Funden, mit den Beobachtungen.
Ein gutes Beispiel ist der Hase. Die Bibel sagt in 3. Mose 11, dass der Hase wiederkäut. Die Beobachtung zeigte jedoch immer wieder, dass, wenn man Hasen schlachtet, nur ein Magen herauskommt. Das kann man so oft wiederholen, wie man will. Es kommen nie vier Mägen heraus, wie bei Kühen.
Man kann Hasen aufschneiden und feststellen: Sie sind Nagetiere, keine Spalthufer, die wiederkäuen. Auch die Füße kann man anschauen. Das entspricht nicht dem, was die Bibel sagt. So war es lange Zeit, bis Ende des 19. Jahrhunderts.
Dann wurde in einer Tierärztezeitschrift veröffentlicht, dass der Hase doch eine spezielle Form des Wiederkäuens hat. Meistens nachts gibt er grüne Kugeln heraus – das sind nicht die braunen. Diese frisst er normalerweise direkt an der Ausgabestelle wieder auf. Deshalb sieht man sie normalerweise nicht im Käfig.
Das kann schon mal vorkommen, aber es ist sehr selten. Er frisst sie sofort weg, kaut sie nochmals durch und holt so Vitamin B heraus. Das ist sehr wichtig. Man hat versucht, Hasen daran zu hindern. Nach drei Wochen starben sie. Beim zweiten Durchgang kamen dann die berühmten braunen Kugeln. Also wiederkäuen sie effektiv.
Man hat das einfach nicht beobachtet, weil die Beobachtung zu ungenau war. Man kann sagen, die Wissenschaft hat effektiv dreieinhalbtausend Jahre Verspätung gegenüber Mose gehabt. Sie hat die Sache verschlafen – wörtlich. Denn die Hasen machen das meistens nachts. Wissenschaftler müssen aber auch schlafen. Manche brauchen viel Schlaf, andere weniger, aber sie müssen schlafen.
So sehen wir, dass es selten zu einem Konflikt mit dem Erdgeschoss kommen kann. Normalerweise gibt es das nicht. Es liegt an der eingeschränkten Beobachtungsfähigkeit des Menschen.
Ein zweites Beispiel sind die Sterne. Im Altertum zählte man die Sterne auf etwas mehr als tausend. Ptolemäus hatte eine Liste von 1.056 Sternen, wie wir auf Seite 26 sehen. Der Astronom Kepler, der von 1571 bis 1630 lebte, arbeitete mit einem Verzeichnis von 1.005 Sternen.
In 1. Mose 15,5 sagt Gott zu Abraham: „Schau, Abraham, so wie die Sterne sind, die du nicht zählen kannst, so wird deine Nachkommenschaft unzählbar sein.“ Also etwas mehr als 1.005 Israeliten sollte es geben. Abraham hat daran geglaubt.
In Jeremia 33,22 sagt Gott: „Wenn jemals die Sterne gezählt werden könnten, dann werde ich Israel für ewig verwerfen.“ Damit sagt er, er werde Israel nie verwerfen.
Lange Zeit war die Wissenschaft der Meinung: Wir können die Sterne zählen. Man kann jede wolkenfreie Nacht an einem anderen Ort beginnen und eins, zwei, drei, vier, tausend, eins, tausend, zwei zählen.
Auch hier gab es also ein Problem bei der Beobachtung. Das liegt daran, dass wir damals keine Fernrohre hatten. Je besser die Fernrohre wurden, desto mehr Sterne entdeckte man. Schließlich wurde klar: Sie sind unzählbar.
Das sind zwei Beispiele von ganz seltenen Fällen, in denen es einen scheinbaren Widerspruch geben kann. Wir müssen dann sagen: Die Beobachtung war eben zu ungenau.
Interpretation und Weltanschauung im Umgang mit Wissenschaft und Bibel
Ja, und dann kommen wir zum Problem der Interpretation als Beispiel. Stellen wir uns vor, wir gehen zusammen in den Zoo. Dort sehen wir einen Affen und einen Zoowärter und stellen erstaunliche Übereinstimmungen fest.
Nehmen wir an, der Zoowärter trägt einen Bart. Noch frappanter ist, dass es sogar im Verhalten gewisse Ähnlichkeiten gibt. So stellen wir im Erdgeschoss fest, dass es Ähnlichkeiten zwischen Affen und Menschen gibt.
Nun gehen wir in den ersten Stock und wollen interpretieren: Warum sind sie so ähnlich? Ähnlichkeit geht doch auf Verwandtschaft zurück. Das kennen wir ja von unseren sechs Kindern: Ein Teil gleicht meiner Frau, ein Teil gleicht mir, und jeder ist stolz auf seine Gruppe. Dort ist es wirklich nachweisbar, dass diese Ähnlichkeit auf Abstammung beruht. Ganz nach der Geburt haben sie dem Kleinen so etwas um den Arm gemacht – das ist ganz eindeutig. Die Kinder sind nicht verwechselt worden. Also: Abstammung.
Wenn man aber sagt, Ähnlichkeit sei Beweis für Abstammung, macht man einen Denkfehler. Denn es gibt auch Fälle von Ähnlichkeit, die nicht auf Abstammung beruhen. Wir haben draußen so viele Autos verschiedener Marken, und sie sind erstaunlich ähnlich im Aufbau. Sie haben alle vier Räder und ein Lenkrad. Es gibt noch mehr Übereinstimmungen, bis hin zu Details im Bau des Motors. Aber das kommt nicht von Abstammung, sondern von einem gemeinsamen Konstruktionsplan, der dahintersteht.
Ähnlichkeit zwischen Affen und Menschen könnte also ein Hinweis auf Verwandtschaft sein, muss es aber nicht. Es kann auch ein Hinweis auf einen gemeinsamen Konstruktionsplan des Schöpfers sein, der dahintersteht. Von einem Beweis kann man hier also nicht sprechen. Wir haben vielmehr ein Problem im Bereich der Interpretation.
So ist es auch bei anderen Dingen, wenn es um Erdschichten und Fossilien geht. Wir können an bestimmten Orten nach Fossilien suchen. Das ist eine Tatsache. Es gibt sogar Milliarden von Versteinerungen weltweit. Ebenso ist es eine Tatsache in den Alpen, wie man die verschiedenen Erdschichten gut sehen kann.
Evolutionisten sagen, das sei ein Beweis für die Evolution. Diese Erdschichten seien allmählich, Millimeter um Millimeter, im Lauf von Jahrtausenden und Jahrmillionen entstanden. Die Fossilien darin seien gewissermaßen wie Fotografien von Lebewesen, die es zu einer bestimmten Zeit gegeben hat. So könne man die Aufwärtsentwicklung des Lebens feststellen.
Das ist aber reine Interpretation. Wir können es auch anders erklären. Wie entstehen überhaupt Fossilien? Normalerweise entstehen sie gar nicht. Als die Weißen nach Amerika kamen und über die Prärien ritten mit ihren Gewehren, schossen sie Millionen von Bisons ab – die Nahrung der Indianer einfach so. Die Indianer hatten gar nicht so großen Hunger, dass sie das gebraucht hätten.
Sind diese Bisons versteinert? Es gibt keine Spuren mehr von diesen Millionen von Bisons. Im Normalfall der Verwesung und des Abbaus sind sie verschwunden, ohne Fossilien zu hinterlassen.
Fossilien entstehen günstigerweise dann, wenn ein Tier katastrophal im Wasser und Schlamm begraben und luftdicht abgeschlossen wird. Dann kann es ein Fossil werden.
Das heißt also: Diese Milliarden von Fossilien weltweit sprechen nicht von normalen Abläufen, sondern von Katastrophen, von Überschwemmungen. Und da müssen wir gar nicht weit lesen: Bereits bei der ersten Bibellektüre, in Kapitel sechs, stoßen wir auf die Sintflut. Die Bibel sagt, es hat eine weltweite Flut gegeben.
Das ist genau die Situation, die zum Ergebnis von Erdschichten führt. Denn Wasser hat eine Verteilwirkung: Die schweren Bestandteile fallen zuerst ab, dann folgt anders gekörntes Material. Genau dieses Prinzip sieht man bei der Schichtenbildung, dass dort nach Material geordnet wurde.
Dort haben wir also genau das, was dem biblischen Bericht entspricht. So können wir aus biblischer Sicht die gleichen Daten anders interpretieren, und sie passen wunderbar zur Bibel.
Es ist also nicht so, dass die Wissenschaft die Bibel widerlegt hätte. Wenn man von einem anderen Weltbild ausgeht, interpretiert man die Wirklichkeit anders. Aber das ist das Problem, wie es in Kolosser 2,8 heißt: „Lasst euch nicht berauben durch die Philosophie und leeren Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht nach Christus.“
Dort liegt das Problem. Aber wir müssen als Christen unseren Verstand nicht an der Garderobe abgeben und dann in die Gemeinde gehen – überhaupt nicht.
Die Erfüllung biblischer Prophetie als Beweis der Glaubwürdigkeit
Und dann können wir schließlich noch positiv über die erfüllte Prophetie Gottes als Siegel auf die Bibel sprechen. Gott wird etwa siebentausend Mal im Alten Testament Yahweh genannt – der Ewige, der Unwandelbare. Das bedeutet, dass er nicht dem Raum und der Zeit unterworfen ist wie wir Menschen.
Darum kann Yahweh, der Herr, mit absoluter Sicherheit die Zukunft voraussagen. Gott ist nicht dem Wechsel der Zeiten unterworfen. Gerade das ist eines der ganz prägenden Charakteristika der Bibel: die Prophetie.
Wir denken an die vielen rein prophetischen Bücher im Alten Testament. Aber auch andere Bücher, die eher geschichtlich sind, enthalten viel Prophetie. Im Blick auf das Kommen des Herrn Jesus vor zweitausend Jahren kann man auf über dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament hinweisen, die sich erfüllt haben.
Dazu gehören zum Beispiel der Geburtsort Bethlehem, die Kreuzigung, wie sie im Detail beschrieben ist in Jesaja 53, der genaue Zeitpunkt im Jahr 32, der in Daniel 9 vorausgesagt wurde, sowie die Zerstörung Jerusalems, die in 5. Mose 28 vorhergesagt wurde. Auch die weltweite Zerstreuung des jüdischen Volkes ist in demselben Kapitel vorausgesagt.
Wo gibt es so etwas sonst in irgendeiner Religion? Nirgends. Das gibt es nicht im Hinduismus, nicht im Buddhismus, nicht im Islam – nirgendwo, nur in der Bibel.
Allein für das Buch Daniel habe ich mir die Prophetien durchgezählt und bin auf über zweihundert Prophezeiungen gestoßen, die sich nachweislich erfüllt haben und die Weltgeschichte betreffen. Das gibt es in keiner anderen Religion. Warum eigentlich nicht? Wenn die anderen Religionen auch mit dem Ewigen, dem Unwandelbaren in Verbindung stünden, dann könnten sie doch auch Prophetien haben, die sich über Jahrtausende hinweg erfüllen.
Warum gibt es sie dann nur in der Bibel? Offensichtlich standen nur diese Propheten in Verbindung mit Yahweh. Im Hinduismus und Buddhismus ist es sowieso klar, denn dort wird die Natur verehrt – also das, was Raum und Zeit unterworfen ist. Steine, Holz und Gold, aus denen die Bilder bestehen, unterliegen der Zeit und dem Raum.
Wenn wir uns jedoch auf die Bibel stützen, stehen wir in Verbindung mit Yahweh, dem Gott, der nicht Teil der Natur ist, sondern darüber steht. Das erklärt, warum nur die Bibel dieses Phänomen der erfüllten Prophetie besitzt – detaillierte Prophetie, die sich über Jahrtausende hinweg erfüllt hat, ohne sich einmal zu irren.
Das ist wichtig: Es gibt nicht plötzlich zwischendrin eine Aussage, die überhaupt nicht stimmt.
Das sind einige Gedanken zur Glaubwürdigkeit der Bibel und dazu, wie wir Nichtchristen helfen können, einen Zugang zur Bibel zu bekommen. Dabei ist es wichtig, dass wir uns einzelne Punkte bewusst einprägen. So sind wir vorbereitet, wenn die Situation kommt.
Wir wissen zwar nicht im Voraus, was wir morgen in einem Gespräch brauchen, aber dann kann uns der Heilige Geist erinnern und uns helfen, überzeugend Rechenschaft abzulegen.
Abschluss und Ermutigung zum Umgang mit Nichtchristen
Ich möchte abschließend noch einmal auf 1. Petrus 3,15 eingehen: Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung, zur Apologie, gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert wegen der Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furcht.
Und in Kolosser 4 heißt es ebenfalls: Mit Sanftmut und Furcht. Das bedeutet, dass wir nicht mit dem Hammer auf den Leuten herumhacken. Es geht vielmehr um einen gewinnenden und mutmachenden Umgang mit den Menschen.
Kolosser 4,5-6 sagt: Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, und kauft die gelegene Zeit aus. Euer Wort sei allezeit in Gnade mit Salz gewürzt, damit ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.
Das Salz ist dabei ganz wichtig. Wenn man ein Ross tränken will und es will nicht, hat man keine Chance. Es ist auch gar nicht nötig, mit ihm zu streiten. Man muss ihm einfach ein bisschen Salz geben, und dann kommt es von selbst.
So ist es auch mit den Menschen. Es gibt solche, die sind wirklich nicht zu haben. Wir müssen ihnen Salz geben, damit sie Durst nach dem Wasser des Lebens bekommen. Deshalb muss unser Wort mit Salz gewürzt sein. Wir müssen die Leute neugierig machen auf das Evangelium.
Das haben sie nicht automatisch oft. Wir müssen das erst einmal wecken. Wenn wir solche Dinge bringen können, sagen die Menschen plötzlich: „Das ist ganz interessant, das hätte ich mir gar nie vorgestellt, dass dieses alte Buch so überzeugende und konkrete Dinge enthält.“ Das macht die Leute durstig, um mit der Bibellektüre zu beginnen.
Ja, die Zeit ist vorüber. Singen wir noch etwas? Ja, gut.
