Wir fahren weiter. Ganz kurz noch, nachdem wir Kapitel 13 und 14 in 4. Mose zusammen gelesen haben, möchte ich noch ein paar kleine Bemerkungen machen.
In Vers 22 heißt es: „Und mich nun zehnmal versucht und nicht gehört haben auf meine Stimme.“ Man könnte denken, das sei nur eine Ausdrucksweise, so wie manche sagen: „Ich habe dir das schon hundertmal gesagt“, obwohl es tatsächlich erst neunmal war.
Aber wie ist es hier? Wenn man nach dem Auszug aus Ägypten in 2. Mose 12, 13 die Kapitel durchgeht und zusammenzählt, an welchen Stellen das Volk gemurrt hat und unzufrieden war, kommt man genau auf zehn Ereignisse. Das ist wirklich so.
Man muss allerdings gut suchen und alle diese Stellen zusammenfügen. Dann erkennt man, dass es eine Strukturierung dieser zehn Ereignisse gibt, die ein ganz spezielles Design enthalten. Das ist wirklich ein Thema für sich und sehr interessant.
Ich habe das hier nur kurz angesprochen, ohne es weiter zu verfolgen. Aber einfach für diejenigen, die meinen, Bibel lesen werde nach Jahrzehnten langweilig: Man entdeckt immer Neues, und das macht das Herz froh.
Und dann noch eine Bemerkung zu Vers 24: „Aber meinen Knecht Kaleb“ – so nennt Gott diesen Fürsten. Ein wunderbarer Titel, und Gott betont, dass ein anderer Geist in ihm gewesen ist. Das macht klar, dass der Heilige Geist an diesem Mann gewirkt hat.
Weil Kaleb sich dem Geist Gottes nicht durch Sünde verschloss, konnte Gott so Wunderbares in ihm bewirken. Weiter wird von ihm gesagt: „Er ist mir völlig nachgefolgt.“ Das nimmt alttestamentlich schon vorweg, was im Neuen Testament geschieht.
Der Herr Jesus wird ja im See Genezareth voranschreiten, dort die ersten Jünger sehen und zu ihnen sagen: „Kommt, folget mir nach.“ Diese Nachfolge hinter dem Herrn finden wir also auch alttestamentlich. Von Kaleb wird das siebenmal gesagt. Auf dem Skript habe ich alle sieben Stellen zusammengefügt.
Dabei sehe ich gerade noch einen Schreibfehler: Es heißt nicht „4. Mose 14, 24“ und „2,12“, sondern „4. Mose 14, 24“ und „32,12“. Dort wird es eigentlich zweimal ausgedrückt, man muss gut darauf achten. Weiter finden sich die Stellen in „5. Mose 1, 36“, „Josua 14, 8“, „9“ und „14“. So gibt es insgesamt sieben Mal diese Aussage.
Was wir hier von Kaleb sehen, ist Folgendes: Er bleibt fest, trotz der anderen Meinung der Mehrheit. Das ist schwierig. Wenn die Mehrheit anders denkt, möchten die meisten Menschen so denken wie die Mehrheit. Kaleb konnte festbleiben.
Wir sehen seinen Glaubensmut, den wir schon betont haben. Weiter zeigt sich seine Liebe zum Volk Gottes. Das habe ich nicht so ausdrücklich gesagt, aber das sollte es bedeuten. Es ging ihm darum, das Volk zu ermutigen, zu befestigen und zu stärken. Das zeigt seine Liebe zum Volk Gottes.
Wir haben gesehen, dass die zehn rebellischen Kundschafter alle durch eine Plage umgekommen sind. Das muss unglaublich gewesen sein für die beiden, Josua und Kaleb. Sie waren wirklich mit dem Tod bedroht. Jetzt leben sie, und die anderen leben nicht mehr. Das ist schon etwas Besonderes, wenn man das erlebt hat: Leute, die so feindlich waren, und plötzlich hat der Herr sie weggenommen.
Doch das war keine Genugtuung für sie. Das ist etwas Wichtiges, das wir auch anderswo im Wort sehen. Wenn der Herr eingreift, sollte das nie dazu führen, dass man denkt: „Ha, jetzt haben sie es erlebt.“ Stattdessen gehen die beiden einfach mit dem Herrn den Weg weiter.
Jetzt blättern wir im Buch 4. Mose bis Kapitel 26, und dort kommen wir bereits ans Ende der Wüstenreise. In Kapitel 26 findet die zweite Volkszählung statt. Dabei wird die Armee Israels, also die Männer von 20 Jahren und älter, nochmals gezählt. Allerdings sind das nicht mehr dieselben Männer wie in 4. Mose 1. Diese ganze Generation ist im Lauf der Wochen, Monate, Jahre und Jahrzehnte gestorben.
Man kann sich das ja mal ausrechnen: Es waren schließlich 38 Jahre, die Gott zu einer Wüstenwanderung hinzufügte, sodass es insgesamt dann 40 Jahre waren. Die Volkszählung ergab etwas mehr als 600.000 Männer. Wenn man die Frauen dazurechnet, kommt man auf eine Größenordnung von etwa 1,2 Millionen Menschen.
Jetzt kann man die Anzahl der Tage durch diese Zahl dividieren. So sieht man, dass Israel während der ganzen Wüstenwanderung tagtäglich mit der Realität des Todes konfrontiert war. Nach und nach starb diese Generation aus.
In 4. Mose 26 wird nun diese Zählung am Ende der Wüstenwanderung durchgeführt. Ich lese aus Kapitel 26 die letzten Verse vor:
Vers 63: "Das sind die von Mose und Eleasar, dem Priester, Gemusterten." Eleasar war der Sohn Aarons und wurde der nächste Hohepriester in Israel.
Vers 64: "Das sind die von Mose und Eleasar, dem Priester, Gemusterten, die die Kinder Israel in den Ebenen Moabs am Jordan von Jericho musterten." Damit man weiß, wo das genau ist: Wenn man in Jericho ist, muss man nach Osten schauen. Dort sieht man Jordanien, gerade jenseits des Jordans. Man sieht auch den Berg Nebo.
Am Fuß des Berges Nebo, auf der anderen Seite des Jordans, befindet sich die Stelle, an der Johannes der Täufer später taufen sollte. Das ist Betanien in der Wüste, auch Betabara genannt, ganz nahe bei der Mündung des Jordans ins Tote Meer.
Dort, in dieser Ebene rechts davon, gibt es heute moderne jordanische Hotels. Aber dort unten war Israels letztes Lager mit der Stiftshütte. Dort hat Mose seine Abschiedsreden gehalten, die in 5. Mose überliefert sind. Dort wurde das Volk noch einmal gezählt. Das sind eben diese Ebenen Moabs am Jordan von Jericho.
Im Vers 64 heißt es weiter: "Und unter diesen war kein Mann von denen, die von Mose und Aaron, dem Priester, gemustert worden waren, die die Kinder Israel in der Wüste Sinai musterten." 4. Mose 1 hatte von ihnen gesagt, sie sollten gewiss in der Wüste sterben. Und kein Mann von ihnen war übrig geblieben, außer Kaleb, dem Sohn Jefunnes, und Josua, dem Sohn Nuns.
Diese beiden haben es wirklich erlebt. Nicht nur die zehn Kundschafter, sondern die ganze Generation, die nicht auf sie gehört hatte, musste sterben. Nur sie durften bleiben.
Übrigens habe ich noch nichts zum Nachnamen gesagt. Kaleb ben Jefunne hieß er, das bedeutet „Kaleb, Sohn des Jefunne“. Jefunne heißt „er wendet seinen Weg um“. Das weist darauf hin, dass Gott eben diesen Kaleb zur Bekehrung geführt hatte.
Es ist so: Wer bekehrt sich? Der Mensch oder Gott bekehrt ihn? In Römer 3,9-10 lesen wir: „Da ist keiner, der Gott sucht.“ Wir hätten von uns aus Gott nie gesucht. Aber Römer 2,4 sagt, dass Gott in seiner Güte die Menschen zieht zur Buße hin. Wenn wir diesem Zug nachgeben, dann bekehren wir uns.
Hier wird im Namen Jefunne betont, dass das Ziehen von Gott diesen Weg wendet. Aber bekehren muss man sich selbst. Darum sagt Petrus in Apostelgeschichte 3: „So tut nun Buße und bekehrt euch.“ Das ist unsere Verantwortung, wenn Gott uns zieht, dass wir diesem Zug auch nachgeben.
Also Kaleb ben Jefunne – das sagt viel aus.
Übrigens heißt das vierte Buch Mose im Englischen „Numbers“, auf Latein „Numeri“. Das bedeutet „Zählung“ oder „Zählungen“. Das bezieht sich auf 4. Mose 1, die Volkszählung, und 4. Mose 26, die Volkszählung am Anfang und am Ende der Wüstenwanderung.
Der Name ist nicht gerade sehr fantasievoll, denn er erfasst eigentlich nicht die Bedeutung des Buches. Natürlich spielen diese Volkszählungen eine wichtige Rolle, aber sie machen nicht das vierte Buch Mose aus.
Im Hebräischen hat man Namen gewählt, die immer ein Wort aus dem ersten Vers des Buches sind. Das trifft auch genau den Inhalt des Buches.
Das erste Buch Mose heißt auf Hebräisch „Bereshit“ – „Im Anfang“. Es ist das Buch der Anfänge.
Das zweite Buch heißt „Shemot“ – „Namen“.
Das dritte Buch Mose heißt „Vayikra“ – „Und er rief“.
Und das vierte Buch Mose heißt „Bemidbar“ – „In der Wüste“.
Es ist wirklich das Buch, das den Weg durch die Wüste beschreibt. Das ist das Buch der Wüstenwanderung.
Das fünfte Buch Mose heißt „Dwarim“ – „Worte“. Elea Dwarim heißt: „Dies sind die Worte, die Mose redete“. Einfach „Dwarim“.
Wenn man in der Gemeinde in Israel predigt und sagt: „Jetzt lesen wir 5. Mose 1,1“, dann sagt man: „Sefer Dwarim, Perek Echad, Pasuk Echad“ oder einfach „Echad Echad, 1,1“. Dann wissen alle, dass es sich um 5. Mose handelt.
Im fünften Buch Mose hält Mose acht Abschiedsreden – Worte.
Jetzt schauen wir uns die nächste Stelle an: 4. Mose 32,11-12. Ich erkläre kurz den Zusammenhang.
Der Stamm Ruben und der Stamm Gad wollten nicht über den Jordan ins verheißene Land ziehen. Israel hatte bereits, noch bevor sie unter Josua ins Land eingingen, große Gebiete im heutigen Jordanien erobert. Diese Stämme sahen, dass diese Wiesen, bis hinauf auf die Golanhöhen, ideal für ihre Art von Landwirtschaft waren. Da sie viel Rindvieh hatten, war das Gebiet perfekt für die Rinderzucht. Deshalb wollten sie dort bleiben.
Davon wird in 4. Mose 32 gesprochen. Für Mose war das sehr schlimm. Die wollten nicht ins verheißene Land ziehen. Das hätte bedeutet, dass die anderen das Land allein erobern müssten. Außerdem müssten sie auf die Hilfe von Ruben, Gad und dem halben Stamm Manasse verzichten. Mose sagte, das gehe gar nicht, denn sie entmutigten damit ihre Brüder.
Die Stämme antworteten jedoch, sie wollten zwar dort bleiben, aber sie würden Israel militärisch voll unterstützen, bis das Land erobert sei. Danach würden sie als Soldaten zurückkehren und dort wohnen.
Wovon ist das ein Bild? Das ist ein Bild von Christen, die den vollen Segen nicht in Besitz nehmen wollen. Sie sind mit dem Irdischen zufrieden. Im Epheserbrief heißt es, dass Gott uns mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet hat, in Christus. Das sind all die Reichtümer der Erlösung, die wir durch den Glauben bei der Bekehrung erhalten haben.
Davon wissen wir bei der Bekehrung oft nur wenig. Der Epheserbrief zeigt uns, wie wir diese Reichtümer im Glauben erkennen, erfassen und uns schließlich daran freuen können. Das entspricht gewissermaßen der Eroberung des Landes, so wie die Israeliten das verheißene Land eroberten.
Dabei gab es Widerstand, und so ist es auch, wenn man im Glauben wachsen will. Es gibt Widerstand, der sogar sehr groß sein kann. Deshalb wird im Epheserbrief, Kapitel 6, Verse 10 bis 20, darüber gesprochen, dass unser Kampf nicht gegen Fleisch und Blut ist, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit.
Satan weiß, dass er uns das Heil nicht rauben kann, wenn wir wiedergeboren sind und uns echt bekehrt haben. Die scheinbar Bekehrten hat er nicht, deshalb kann er ihnen das Heil nicht rauben. Aber bei den Erlösten kann er die Rettung nicht rauben, wohl aber die Freude an der Rettung. Das ist ihm ein großes Anliegen.
Im Psalm 51, dem Bußpsalm von David, sagt er: „Lass wiederkehren die Freude meines Heils.“ Er bittet nicht darum, noch einmal gerettet zu werden. Trotz seiner schweren Sünde war er gerettet. Aber er hatte die ganze Freude im Glauben verloren. Das beschreibt er auch im Psalm 32. Als er seine Sünde nicht bereinigt hatte, war innerlich seine Lebensfreude und sein Lebenssaft ausgetrocknet, bis er es mit dem Herrn in Ordnung brachte.
Die Freude des Heils kann man also verlieren, und der Feind möchte sie rauben. Es gibt Gläubige, die sich fragen, warum sie die Bibel studieren sollten. Sie begnügen sich mit ein paar Versen. Für sie ist es wichtig, dass der Herr sie im Alltag führt. Das ist natürlich wichtig, aber es macht nicht alles aus.
Wir sind oft mit einem sehr eingeschränkten geistlichen Leben zufrieden. Aber der Herr möchte, dass wir immer mehr wollen, noch mehr. Wir werden gleich sehen, so wie Kaleb, und auch noch seine Tochter kennenlernen. Die Tochter war wie der Vater – aber davon später.
Hier wird uns also vorgestellt, dass die Rubeniter und Gaditer weniger wollten. Aber sie wollten mit dem Volk Gottes zusammenhalten, und Mose akzeptierte das. In dem Zusammenhang sagt er: „Also passt auf, dass ihr nicht die übrigen entmutigt, weil ihr nicht ins Land wollt, und macht nicht dasselbe wie diese Kundschafter.“
Und da stellt er ihn als Vorbild vor. Ich lese ab Vers 9: „Sie zogen hinauf bis zum Tal Eschkol und besahen das Land.“
Ich glaube, ich lese doch schon ab Vers 6, damit man wirklich versteht, was ich sagen will.
Und Mose sprach zu den Kindern Gad und zu den Kindern Ruben: „Sollen eure Brüder in den Kampf ziehen, und ihr wollt hierbleiben? Und warum wollt ihr das Herz der Kinder Israel davon abwendig machen, in das Land hinüberzuziehen, das der Herr ihnen gegeben hat?“
So haben eure Väter getan, als ich sie von Kadesch-Barnea im heutigen Negev aussandte, das Land zu besichtigen. Sie zogen hinauf bis zum Tal Eschkol und besahen das Land.
Er spricht jetzt von den Kundschaftern. Sie machten das Herz der Kinder Israel abwendig, sodass sie nicht in das Land gingen, das der Herr ihnen gegeben hatte.
Und der Zorn des Herrn entbrannte an jenem Tag. Er schwor und sprach: „Wenn die Männer, die aus Ägypten hinaufgezogen sind, von zwanzig Jahren und darüber das Land sehen werden, das ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe…“
Das ist eine Schwurformel. Wenn das weggelassen wird, ist das typisch im Alten Testament immer wieder. „Wenn“ ist die Schwurformel.
Und weiter: „Denn sie sind mir nicht völlig nachgefolgt, ausgenommen Kaleb, der Sohn Jefunnes, der Kenisiter, und Josua, der Sohn Nuns, denn sie sind dem Herrn völlig nachgefolgt.“
Sieht man, was hier geschieht? Mose erwähnt diese beiden als Vorbild für alle Stämme, die damals in Gefahr waren, das Volk zu entmutigen.
Schaut, wie das war mit Kaleb und Josua: Das ist das Beispiel von Männern, die ganz entschieden für die Sache des Herrn waren.
So wurde dann eine Lösung gefunden. Mose akzeptierte, dass sie nicht mehr kämpfen wollten, wollte aber auch nicht, dass sie die übrigen entmutigen.
Dann wenden wir uns 4. Mose 34 zu. Dieses Kapitel ist besonders interessant, weil es die Grenzen des verheißenden Landes genau beschreibt. Geographisch ist es sehr wichtig.
In diesem Zusammenhang heißt es in Vers 16: „Und der Herr redete zu Mose und sprach: Dies sind die Namen der Männer, die euch das Land als Erbe austeilen sollen.“ Dazu gehört auch Josua, der Sohn Nuns. Hier wird klargestellt, dass Mose das verheißene Land nicht selbst an die Stämme austeilen wird. Stattdessen werden Nachfolger dies übernehmen: Josua und der Sohn Aarons, der nächste Hohepriester Eleasar.
Warum wurde Josua gewählt? Gott hätte auch Kaleb nehmen können, um das Volk ins Land zu führen und die zwölf Stämme anzuführen. Doch im weiteren Verlauf sehen wir, was Gott für Kaleb vorgesehen hatte.
Es heißt weiter: „Und ihr sollt von jedem Stamm je einen Fürsten nehmen, um das Land als Erbe auszuteilen.“ Dann folgen die Namen der Männer: Für den Stamm Juda ist es Kaleb, der Sohn Jefunnes. Für den Stamm der Kinder Simeon ist es Samuel, der Sohn Amihuds. Für den Stamm Benjamin ist es Elidad, der Sohn Kislons. Für den Stamm der Kinder Dan ein Fürst namens Buki, der Sohn Joglis. Für die Söhne Josephs, für den Stamm der Kinder Manasse, ein Fürst Haniel, der Sohn Ephods. Und für den Stamm der Kinder Ephraim ein Fürst namens Chemuel, der Sohn Schiftans.
Wir merken, dass diese Fürsten andere sind als die zehn Fürsten, die zuvor als Kundschafter dienten und inzwischen verstorben sind. Für alle Stämme wurden Ersatzleute gefunden. Beim Stamm Ephraim war Josua der Fürst, doch jetzt wurde er durch Chemuel ersetzt. Josua wurde hingegen zum Führer über das ganze Volk ernannt.
Bei Kaleb fällt auf, dass sein Name erhalten bleibt. Wie in 4. Mose 13, der Liste der zwölf Stammesfürsten, bleibt Kaleb der Stammesfürst von Juda. So war er am Ende der Wüstenwanderung, im Alter von 79 Jahren, immer noch Führer. Er war bei Auszug aus Ägypten 39 Jahre alt, wie wir noch sehen werden, und die 40 Jahre Wüstenwanderung kamen hinzu, sodass er 79 war.
Man sollte sich überlegen, wie das für Kaleb gewesen sein muss. Er und Josua wurden vom Herrn bezeichnet, weil sie ihm völlig nachgefolgt waren. Beide waren Fürsten: Josua von Ephraim, Kaleb von Juda. Wenn ich Kaleb wäre, würde ich mich darüber freuen, dass ich sogar vor Josua erwähnt werde, wenn es heißt, sie seien völlig nachgefolgt.
Jetzt setzt Gott Josua mit einer viel höheren Kompetenz ein als mich, so könnte man denken. Das könnte eifersüchtig machen, wenn man annimmt, alle Führer hätten dieselbe Kompetenz und denselben Einfluss. Doch das ist falsch. So ist es nie in Gottes Wort.
Josua war nicht der einzige Führer; alle Stammesfürsten waren gewissermaßen auch Älteste. Aber es ist nicht so, dass alle die gleiche Autorität haben. Das bestimmt allein der Herr.
So hat Gott Josua eingesetzt. Doch bei Kaleb gibt es keine Spur von Eifersucht. Das wird später im Buch Josua noch deutlicher. Man merkt, wenn jemand eifersüchtig ist. Das muss er nicht einmal sagen. Man kann es oft an seiner Wortwahl und Diktion erkennen – das sind subtile Hinweise.
Kaleb akzeptiert die Situation. Es war etwas Besonderes, Fürst von Juda zu sein – von dem Stamm, von dem man damals wusste, dass der Messias daraus kommen würde. Wie in 1. Mose 49,10 von Jakob verkündet, sollte aus dem Stamm Juda der Friedebringer, der Ruhestifter, hervorgehen.
Kaleb zeigt uns, wie man das akzeptiert, was der Herr einem gegeben hat – auch die Grenzen und Limiten. Das können wir hier lernen.
Wir kommen nun zu 5. Mose 1,36. Die Szene spielt ganz am Ende der Wüstenwanderung. Mose hält noch Abschiedsreden vor dem Volk, das auf der Ostseite des Jordans lag, gegenüber von Jericho, dort in der Wüste.
In seiner ersten Rede macht Mose einen Rückblick auf die Wüstenwanderung. Er erklärt der neuen Generation, wie es damals mit den Kundschaftern war. Diese hatten zwar gesehen, dass das Land gut ist, doch die zehn Kundschafter hatten das Volk entmutigt.
In 5. Mose 1,32 heißt es: „Aber in dieser Sache glaubtet ihr nicht dem Herrn, eurem Gott, der auf dem Weg vor euch herzog, um euch einen Ort zu erkunden, damit ihr lagern konntet, in der Nacht im Feuer, dass ihr auf dem Weg sehen konntet, auf dem ihr zogt, und am Tag in der Wolke.“
Der Herr hörte die Stimme eurer Reden, wurde zornig und schwor: „Wenn ein Mann unter diesen Männern, diesem bösen Geschlecht, das gute Land sehen wird, das ich euren Vätern zu geben geschworen habe, außer Kaleb, dem Sohn Jefunnes, er soll es sehen, und ihm und seinen Söhnen werde ich das Land geben, auf das er getreten ist, weil er dem Herrn völlig nachgefolgt ist.“
Auch gegen Mose selbst wurde der Herr zornig und sprach: „Auch du sollst nicht hineinkommen.“ Joshua, der Sohn Nuns, der vor dir steht, soll hineinkommen. Ihn werde ich stärken, denn er soll Israel das Land als Erbe austeilen.
Es gibt verschiedene Bemerkungen dazu. Wir müssen uns vor Augen halten, dass hier die neue Generation angesprochen wird, die Zuhörerschaft von Mose. Er erinnert sie daran, wie es damals, 38 Jahre zuvor, mit den Kundschaftern war und wie das Volk nicht geglaubt hat.
Diese neue Generation sagt Mose: „Aber in dieser Sache glaubtet ihr nicht.“ Doch diese Menschen waren damals nicht beteiligt, es waren die Kinder, die jetzt ins Land kommen sollten. Warum sagt Mose dann „ihr“? Er sieht diese neue Generation als eine Einheit mit der alten Generation.
In Gottes Wort sehen wir immer wieder, wie Gott sein Volk auch über die Generationen hinweg als eine Einheit betrachtet. Dennoch muss sich jede Generation selbst entscheiden. Ezekiel 18 betont deshalb sehr deutlich, dass Kinder nicht für die Sünden der Väter bestraft werden. Jeder wird für seine eigene Sünde und gemäß seiner eigenen Verantwortung bestraft. Gott ist völlig gerecht.
Trotzdem heißt es in 2. Mose 20, dass Gott die Ungerechtigkeit der Väter bis ins dritte und vierte Glied vergilt. Doch wir müssen dort weiterlesen: „Der die mich hasst.“ Das bedeutet, wenn die nächsten Generationen denselben bösen Weg gehen wie ihre Vorfahren, kommen auch sie unter das Gericht.
So war es auch in der Zeit der Könige: Ein König nach dem anderen tat etwas nicht Recht in den Augen des Herrn. Schließlich kamen die letzten Könige von Juda unter das Gericht durch die Babylonier – für das, was die Väter getan hatten. Aber warum? Weil sie genau dasselbe taten und das richtig fanden, was ihre Väter falsch gemacht hatten.
In 2. Mose 20 heißt es außerdem, dass Gott seine Güte über Tausende von Generationen erweist. So viele Generationen hat es in der Weltgeschichte gar nie gegeben. Trotzdem heißt es: „Über Tausende von Generationen derer, die mich lieben.“ Gott erweist Gutes den Nachkommen, wenn sie den Weg der Wahrheit und der Liebe zum Herrn gehen.
Hier spricht Mose die neue Generation an und sagt „Ihr“, weil er wusste, dass diese zweite Generation in ihrem Denken nicht wirklich besser war. Deshalb identifizierte er sie mit der alten Generation. Als Kontrast stellt er zwei aus der alten Generation heraus: zuerst Kaleb.
Man sieht, dass Mose Kaleb zuerst nennt – nicht Joshua – weil Kaleb dem Herrn völlig nachgefolgt ist. Das ist das Beispiel, an dem sich die neue Generation orientieren soll. Hier zeigt sich das Anliegen von Mose: Eine junge Generation soll sich an konkreten Beispielen orientieren können.
Kaleb war ein solches Beispiel. Darum sagt der Apostel Paulus in 1. Korinther 11,1: „Seid meine Nachahmer, gleich wie auch ich Christi.“ Es braucht Menschen, die dem Herrn nachfolgen und durch ihr konkretes Beispiel eine Ermutigung für andere sind. Kaleb war ein solches Beispiel.
Und dann kommt etwas Spezielles: In Vers 37 sagt Mose: „Auch gegen mich erzürnte der Herr euretwegen.“ Und er fährt fort: „Ich habe auch dieses Urteil bekommen, ich darf nicht ins verheißene Land gehen.“
Wir wissen, das war ja in 4. Mose 20, als am Ende der Wüstenwanderung das Volk wieder murrte wegen Wasser. Damals, ganz am Anfang, in 2. Mose 17, da haben sie auch gemurrt. Mose musste den Felsen schlagen, und da kam Wasser heraus.
Aber in 4. Mose 20 hat Gott gesagt: „Den Felsen sollst du nicht schlagen, sondern du sollst mit ihm sprechen.“ Mose war so aufgebracht, unter dem Druck des Volkes. Das ist wirklich schwierig, wenn die, die man leiten soll, sich auflehnen. Da hat er sich wirklich vertan und hat den Felsen geschlagen, anstatt mit ihm zu sprechen. Und Gott sagt: „Du wirst nicht ins Land kommen.“
Wir können uns ganz kurz in Erinnerung rufen – oder für manche ist es vielleicht auch ganz neu – was der tiefere Grund dahinter ist. Der Fels ist ja in der Bibel ein Bild von Christus. In 1. Korinther 10,4 heißt es: „Der Fels aber war Christus.“ Das heißt, der Christus.
Mose hat den Felsen geschlagen, und dann kam lebendiges Wasser heraus. Das ist der Ausdruck in der Bibel für Quellwasser. Nun wurde Jesus von Gott am Kreuz geschlagen für unsere Sünden, und darum konnte Gott an Pfingsten der Gemeinde den Heiligen Geist geben.
So sagt es auch hier Johannes 7,37-39, dass Jesus nach seinem Tod verherrlicht werden sollte, und dann sollten die Gläubigen den Heiligen Geist bekommen.
Aber warum durfte Mose in 4. Mose 20 den Felsen nicht schlagen? Nun, „Fels“ ist im Hebräischen nicht das gleiche Wort in 2. Mose 17 und in 4. Mose 20. In 2. Mose 17 heißt es „Zur“, in 4. Mose 20 „Sela“. „Zur“ bedeutet ein Felsblock, das ist der erniedrigte Fels. „Sela“ bedeutet das Felsmassiv, der erhöhte Fels.
Christus ist nach Philipper 2,5-11 Gott gleich dem Vater, aber hat sich erniedrigt, ist ein Knecht geworden, Mensch geworden und hat sich erniedrigt bis zum Tod am Kreuz. Und als solcher wurde er geschlagen.
Aber dann sagt Philipper 2, dass Gott ihn hoch erhoben hat und ihm einen Namen gegeben hat, der über jeden Namen ist. Das ist dieser Titel „Herr“ (Kyrios) als Mensch.
Und jetzt ist es so: Der Herr Jesus wird nie mehr sterben, sagt Römer 6. Das wird sich nie mehr wiederholen. Aber mit dem auferstandenen, erhöhten Christus sollen wir sprechen, im Gebet.
Darum war es ganz falsch, was Mose tat. Gott sagt: „Nicht schlagen, sondern sprechen.“ Mose schlägt, und deshalb durfte er nicht ins Land.
Aber merken wir hier diesen Schmerz. Ich habe gesagt, man merkt es an der Wortwahl: „Er sagt auch: Gegen mich erzürnte der Herr euretwegen.“ Das mochte ihn ganz klar. Mose hat seine Sünde gesehen, aber er wusste, dass das Volk ihn unter diesem Druck dazu gebracht hat, im Moment falsch zu handeln.
Dann sagt er, wie Gott geredet hat: „Auch du sollst nicht hineinkommen. Josua, der Sohn Nuns, der vor dir steht, der soll hineinkommen.“ Also, Mose, du wirst einen Nachfolger haben, und das ist nicht Kaleb, sondern Josua.
Da wird klargemacht: Gott hat das einfach souverän bestimmt. Er hat das Hauptsagen in der Führerschaft, nicht alle haben das Gleiche, auch Kaleb nicht.
Was ist für ein Unterschied! Wir sind ja beide dem Herrn völlig nachgefolgt. Gott hat es so bestimmt, das müssen wir akzeptieren. Es gibt nicht eine kommunistische Egalität.
Jetzt kommen wir zu Josua 14. Josua führt das Volk ins Land hinein. Jericho wird erobert, und danach eine Stadt nach der anderen, ein Königreich nach dem anderen. Rund dreißig Königreiche, Stadtkönigreiche der Kanaaniter, werden erobert.
Nun lesen wir in Josua 14 ganz am Ende dieser Eroberungszüge. Ich lese ab Vers 6:
„Und die Kinder Juda traten in Gilgal zu Josua, und Kaleb, der Sohn Jefunnes, der Kenisiter, sprach zu ihm: Du kennst das Wort, das der Herr zu Mose, dem Mann Gottes, meinet und deinetwegen in Kades-Barnea geredet hat. Vierzig Jahre war ich alt, als Mose, der Knecht des Herrn, mich von Kades-Barnea aussandte.“
Ich war, ich habe es ihnen gesagt, beim Auszug 39 Jahre alt. Das war ja ein Jahr vorher. Und bei der Kundschaft sind wir im Verlauf des zweiten Jahres. Dann kamen noch 38 Jahre dazu. Also, beim Auszug war er 39, als Kundschafter 40. Und jetzt, 40 Jahre später, kommt Kaleb vor Josua und erinnert ihn an das Wort, das der Herr ihm versprochen hat.
Dabei merken wir keine Eifersucht gegenüber Josua. Er besteht darauf, was der Herr für ihn geredet hatte, was er wegen Kades-Barnea gesagt hatte: „Vierzig Jahre war ich alt, als Mose, der Knecht des Herrn, mich von Kades-Barnea aussandte, um das Land auszukundschaften, und ich brachte ihm Antwort, wie es mir ums Herz war.“
Was bedeutet das? Er war beherzt. Damals, als die Kundschafter zurückkamen und sagten, das schaffen wir nie, hätte er sagen können: Wenn die meisten Führer das so sehen, kann ich es doch nicht anders sagen. Aber er war im Herzen überzeugt, dass das falsch war. Er redete so, wie es ihm ums Herz war, so wie es richtig war.
Er stand zu seiner Meinung, von der er wusste, dass es die Gedanken des Herrn waren – beherzt. Zur Meinung des Herrn stehen. Und er sagt weiter: „Meine Brüder, die mit mir hinaufgezogen waren, machten das Herz des Volkes verzagt.“
Man merkt, er sagt „meine Brüder“, obwohl das eigentlich seine Feinde waren und sie fast dazu geführt hätten, dass er vom Volk umgebracht worden wäre. Er sagt immer noch „meine Brüder“. Das zeigt etwas über die Vergebensbereitschaft, und das ist eine Entscheidung im Herzen.
Da kommt es natürlich wieder hoch: Was haben die gemacht? Da muss man sich wieder entscheiden: Ich vergebe. So kommt man über schwierige Dinge hinweg. Aber das ist manchmal ein Prozess.
Er fährt fort: „Ich aber bin dem Herrn, meinem Gott, völlig nachgefolgt.“
Könnte jemand sagen, das klingt ein bisschen eingebildet? Er sagt das von sich selbst, ja, aber das sagt er, nachdem es so oft vom Herrn selbst bestätigt worden war. Der Herr hat ihn so bestätigt, und darum kann er sagen: „Ich bin dem Herrn völlig nachgefolgt.“
Er wusste, das war sein Herzensanliegen: diese Verbundenheit mit dem Herrn zu haben, das wollte er trotz aller Schwierigkeiten.
Er fährt weiter: „Da schwor Mose an jenem Tag und sprach: ‚Wenn nicht das Land, auf das dein Fuß getreten ist, dir und deinen Söhnen zum Erbteil wird in Ewigkeit,‘“ – hier ist wieder diese verkürzte Schwurformel.
Also, Mose hat geschworen, dass das Land, auf das Josua die Fußsohle setzt, ihm gehört. Und er sagt: „Denn du bist dem Herrn, meinem Gott, völlig nachgefolgt.“ Das wird von Mose bezeugt, in Vers 8 von Kaleb.
„Und nun siehe, der Herr hat mich am Leben erhalten, so wie er geredet hat, diese fünfundvierzig Jahre, seitdem der Herr dieses Wort zu Mose geredet hat, als Israel in der Wüste umherwanderte. Und nun siehe, ich bin heute fünfundachtzig Jahre alt.“
Merken wir uns: Jetzt können wir rechnen, wie lange die Eroberung des Landes dauerte. Er war ja neunundsiebzig, als die Eroberung begann, jetzt ist er fünfundachtzig. Das sind sechs Jahre. Jetzt sind wir hier am Ende der Eroberung des Landes Kanaan.
Er sagt „fünfundvierzig Jahre später“, und der Herr hat ihn am Leben erhalten. Wir haben ja gesehen, dass er das wissen durfte: Er wird am Schluss der Wüstenwanderung noch da sein, auch ins Land gehen und dort wohnen. Das hat Gott so versprochen. Jetzt ist es so weit.
Und wie fühlt er sich, der Fünfundachtzigjährige? Er sagt in Vers 11: „Ich bin heute noch so stark, wie an dem Tag, als Mose mich aussandte. Wie meine Kraft damals, so ist meine Kraft jetzt zum Kampf und um aus- und einzuziehen.“
Das ist fantastisch. Achtundachtzig ist nicht gleich achtundachtzig, und fünfundsechzig ist nicht gleich fünfundsechzig. Es kommt ganz darauf an. Und er konnte sagen: Der Herr hat mich so erhalten.
Natürlich können wir das übertragen. Man kann 85 sein und sagen: Ich habe körperlich meine Kraft nicht mehr, aber geistlich kann die Kraft noch so sein wie damals, als man jung war. Es kann auch so sein, dass man körperlich fit ist, aber geistlich nicht. Wenn das nicht so ist, kann man sagen: Geistlich bin ich noch genauso fit und kampffähig, um für die Wahrheit zu kämpfen, wie Judas 1, Vers 3 sagt: Wir sollen für die Wahrheit des ein für alle Mal überlieferten Wortes kämpfen.
Das ist grandios. Merken wir keine Eifersucht. Wir können einfach sagen: Ich bin dankbar, wie der Herr mich erhalten hat und immer noch fähig macht.
Und jetzt kommt es noch besser.
Und nun: Gib mir dieses Gebirge, von dem der Herr an jenem Tag gesprochen hat. Gebirge – als Schweizer würden wir hier eher „Bergland“ sagen – denn es geht um die judäischen Berge von Hebron, von denen wir gleich noch sehen werden, dass der Herr an jenem Tag davon gesprochen hat. Du hast an jenem Tag gehört, dass die Anakim dort sind, und dass es große und feste Städte gibt. Vielleicht ist der Herr mit mir, sodass ich sie vertreibe, so wie der Herr es gesagt hat.
Jetzt sagt er: Gib mir! Man könnte meinen, das sei ein bisschen arrogant. Nein, er beruft sich darauf, dass der Herr zugesagt hat, und deshalb darf er sagen: Gib mir! Er hat ein biblisches Recht. So ist es auch für uns. Wir haben ein Recht auf all diese Segnungen, die im Epheserbrief beschrieben sind. Anderswo, im Versurief, haben wir ganz speziell ein Anrecht darauf, diese Segnungen zu genießen. Und dieses Anrecht müssen wir geltend machen.
Der Feind möchte uns daran hindern, das zu genießen, was der Herr uns im Glauben gegeben hat. Er will uns hemmen und zurückhalten. Aber das dürfen wir nicht akzeptieren. Da muss man trotzig sein. Als Kinder haben wir gelernt, dass es nicht gut ist, trotzig zu sein. Aber es gibt einen Trotz, der biblisch ist. Hier heißt es: trotzig – dann will ich erst recht. Wenn der Feind mich hindern will, dann erst recht.
Und jetzt schauen wir: Er sagt, die Kinder Ennakim sind da. Das waren ja die Schlimmsten, die Riesen, die größte Angst. Und jetzt ist er bereit, genau dort – also wirklich beim Hauptproblem, in Hebron, mit diesen Riesen, den Kindern Enakim – den Kampf aufzunehmen. Und er ist sehr bescheiden. Er sagt: Vielleicht ist der Herr mit mir, dass ich sie vertreibe. Er sagt nicht einfach: Ich bin ja mit dem Herrn, sondern er weiß, wenn ich mit dem Herrn bin, dann wird er mir geben.
Weil er nicht einfach auf sich selbst vertraut, sagt er so bescheiden: Vielleicht ist der Herr mit mir, dass ich sie vertreibe, so wie der Herr es gesagt hat. Und Joshua segnete ihn und gab Kaleb, dem Sohn Jefunnes, Hebron zum Erbteil.
Und jetzt etwas Schönes: Ich habe gesagt, er sagt „Gib mir!“. Und das tat er nach dem Vorbild von fünf treuen Frauen. Man lese 4. Mose 27. Am Ende der Wüstenwanderung kommen fünf Frauen. Sie stellen sich vor das Millionenvolk bei Mose und sagen zu ihm: Gib uns ein Erbteil! Unser Vater ist verstorben, so wie die ganze Generation damals, aber unser Vater hat nur fünf Töchter bekommen, also keine Söhne. Und weil das Erbrecht klar war – die Söhne erben – sagen sie: Aber wir möchten auch, wir möchten das Land.
Das waren wirklich Frauen von Profil. Und sie sagen: Gib uns! Man hätte sagen können, sie seien arrogant. Aber dann sagt in 4. Mose 27 Gott: Die Töchter Zelofhads reden Recht, sie sollen erben. Die fünf waren alle ledig, ehelos, das war für sie nochmals ein bisschen schwierig. Später sehen wir in 4. Mose, dass sie geheiratet haben, aber nicht in der Reihenfolge des Alters. Darum sind die Namen plötzlich anders.
Das war natürlich für Ältere schwierig, wenn die Jüngste heiratet und sie nicht. Da kommt sofort der Gedanke: Und was hat der Herr mich vergessen? Der Herr hatte für alle einen Lebensplan, aber der Zeitplan war so, wie der Herr es beschlossen hatte.
Und jetzt sehen wir diesen alten Kaleb – also den jungen Kaleb – der spricht wie diese Töchter: Gib mir! Und dann heißt es in Vers 13: Und Joshua segnete ihn und gab Kaleb, dem Sohn Jefunnes, Hebron. Hebron heißt Gemeinschaft.
In 1. Johannes 1,3-4 lesen wir: Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und dem Sohn. Und diese Gemeinschaft führt zu völliger Freude im Glauben. Wenn wir diese Hindernisse überwinden, die uns am Genießen hindern wollen, dann führt das schließlich zu völliger Freude.
Hebron – er bekam es. Da wurde Hebron Kaleb, dem Sohn Jefunnes, dem Kenesiter, zum Erbteil bis auf diesen Tag, weil er dem Herrn, dem Gott Israels, völlig nachgefolgt war. Wer sagt das hier? Josua. Hier haben wir Josuas Zeugnis.
Der Name Hebrons war aber vor der Stadt Arbas. Arbas war der größte Mann unter den Enakim. Und das Land hatte Ruhe vom Krieg. Nach all diesen sechs Jahren Kampf kam schließlich die Ruhe.
Das dürfen wir wissen: Wenn wir kämpfen, jahrelang kämpfen, schließlich gibt der Herr auch die Ruhe. Das kann auch schneller kommen, man muss nicht sechs Jahre warten. Aber ich will damit nur sagen: Wenn es einem lange vorkommt – die Ruhe kommt. Die Ruhe kommt.
Und jetzt noch Kapitel fünfzehn, Vers 13.
Ich lese: Und Kaleb, der Sohn Jefunnes, gab er ein Teil inmitten der Kinder Juda nach dem Befehl des Herrn an Josua die Stadt Arbas, das ist eben Hebron, des Vaters Enax, das ist Hebron. Kaleb vertrieb von dort die drei Söhne Enax: Scheschai, Achimann und Talmai, die Kinder Enax. Der Fünfundachtzigjährige vertreibt die Riesen. Die rennen davon!
Woran können wir bei den drei Riesen denken? An den ersten Johannesbrief, Kapitel 2. Dort sagt Johannes, was die drei Hauptklippen im Programm Satans und seiner Verführungskunst sind.
1. Johannes 2,15: „Liebt nicht die Welt.“ Damit ist nicht die Schönheit der Schöpfung gemeint, die sollen wir lieben und genießen. Aber die Welt kann bedeuten: dieses System von Satan, mit dem er versucht, uns durch verschiedene Dinge von Gott und seinem Wort abzulenken.
„Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist“, also Weltlichkeit sollen wir hassen. „Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist – die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens – ist nicht von dem Vater, sondern von der Welt.“
„Und die Welt vergeht mit ihrer Lust, aber wer den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“
Ich will jetzt nicht, und wir haben nicht mehr die Zeit, ausführlich erklären, was jeder Punkt bedeutet. Aber wir finden diese drei Punkte schon in der Versuchungsgeschichte in 1. Mose 3.
Da ist die Lust des Fleisches: Die Frucht war begehrenswert. Die Frau sah die Frucht und dass sie begehrenswert wäre – das war die Lust der Augen. Und der Hochmut des Lebens: Die Schlange sagte, wenn ihr von dieser Frucht esst, entgegen Gottes Befehl, dann werdet ihr sein wie Gott und habt höchste Erkenntnis. Das ist der Hochmut des Lebens.
Die drei Riesen operieren mit diesen drei Punkten, aber Kaleb hat sie alle vertrieben. Schon eindrücklich!
Und nun fahre ich fort mit Vers 15 in Josua 15. Von dort zog er gegen die Bewohner von Debir hinauf. Der Name von Debir war zuvor Kirja Zäfer. Kaleb sagte: „Wer Kirja Zäfer schlägt und es einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Aksa zur Frau.“
Othniel, der Sohn Kenis und ein Bruder Kalebs, nahm die Stadt ein. Daraufhin gab Kaleb ihm seine Tochter Aksa zur Frau. Als sie einzog, drängte sie ihn, von ihrem Vater ein Feld zu fordern. Sie sprang vom Esel herab, und Kaleb fragte sie: „Was tust du?“ Sie antwortete: „Gib mir einen Segen, denn du hast mir ein Mittagsland gegeben, das heißt ein Negevland, ein heißes Land der Wüste. So gib mir auch Wasserquellen!“
Daraufhin gab er ihr die oberen und die unteren Quellen.
Kurz zusammengefasst: Kaleb vertrieb diese drei Städte, die in Richter 1 erwähnt werden. Diese Stellen habe ich nicht aufgeführt, aber in Richter 1 erfahren wir mehr über Kaleb. Diese Berichte sind parallel zu Josua 15. Dort lesen wir, dass der Stamm Juda schließlich die drei „Riesen“ im Krieg tötete. Es handelt sich also um Kriegsphasen: Kaleb vertreibt die Städte, und der Stamm Juda tötet die Bewohner. Das ergänzt sich.
In Richter 1 wird auch die Liebesgeschichte von Othniel und Aksa beschrieben. Aksa ist wie ihr Vater Kaleb – aber der Reihe nach.
Kaleb sagt: „Jetzt möchte ich auch noch Kirja Zäfer.“ Und wer Kirja Zäfer erobert, bekommt seine Tochter. Er war eifersüchtig. Seine Tochter sollte nicht irgendeinem Mann gehören, nicht einem 08/15, sondern jemandem, der genauso stark ist wie sie. Er sagte also: „Wer Kirja Zäfer schlägt, also die Kraft hat, das verheißene Land und die Segnungen zu erobern, der bekommt sie.“ Othniel erfüllte diese Bedingung.
Interessant ist, dass die Stadt ursprünglich Kirja Zäfer hieß und später Debir genannt wurde. Das Wort Kirja Zäfer bedeutet „Stadt des Buches“. Der Name Debir heißt „Sprachort“. Ich habe in 1. Könige darauf hingewiesen, dass im Salomonischen Tempel das Allerheiligste, wo die Bundeslade stand und wo Gott gemäß 2. Mose 25 zwischen den Cherubim sprach, Debir genannt wird – der Sprachort.
Die Bibel ist, wenn man beginnt zu lesen, wirklich wie ein verschlossenes Buch mit einem Schloss. Man muss das Schloss aufbrechen, doch es bleibt ein geschlossenes Buch. Es erfordert Energie und Durchhaltevermögen, die Bibel zu studieren. Aber wenn man Kirja Zäfer erobert, merkt man plötzlich: Gott spricht durch dieses Wort zu meinem Herzen. Kirja Zäfer wird zu Debir.
So war es hier: Othniel eroberte die Stadt und bekam Aksa zur Frau. Doch Aksa war nicht einfach zufrieden. Sie forderte ihren Mann auf, noch die Quellen zu verlangen. Diese Quellen symbolisieren das lebendige Wasser, das Wirken des Heiligen Geistes nach Johannes 7,37-39. Das ging ihr zu langsam.
Die Geschichte ist knapp beschrieben: Sie springt vom Reittier herunter, und ihr Vater fragt sie: „Was tust du?“ Sie sagt zweimal: „Gib mir!“ Das ist die Sprache ihres Vaters. Offenbar hatte er das von den Töchtern Zelofhads gelernt. „Gib mir!“ Und sie hatte wirklich Energie.
Man kann viel über jemanden sagen, wenn man sieht, wie er vom Pferd oder Esel steigt. Das zeigt, dass Energie da war. Sie sprang herunter und sagte: „Gib mir!“ Das hatte sie von ihrem Vater gelernt, einem Mann, der dem Herrn völlig nachfolgte.
Ich bin am Ende mit dieser Geschichte.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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