Einführung in das Thema der Endzeit und des kommenden Königreiches
Ich möchte alle 17 Jesus nach Jerusalem folgen, um dort zu leiden und schließlich in die Herrlichkeit zurückzukehren. In diesem Teil haben wir zuerst die zehn Aussätzigen betrachtet. Sie sind ein ausgesprochenes messianisches Zeichen dafür, dass Jesus Christus der König ist.
Im weiteren Verlauf dreht sich alles ständig um das Thema des kommenden Königreiches und der Wiederkunft Christi. Das Ganze endet mit einem Epilog, der parallel zum Prolog, dem Vorwort, steht. Dabei spielen die zehn Aussätzigen, die zehn Diener und die zehn Pfunde eine Rolle. Beide Szenen sind in jeweils neun plus eins eingeteilt: Neun waren Juden, die dem Herrn nicht gedankt haben, und einer war ein Ausländer, ein Samariter, der zurückkehrte und dankte.
Bei den zehn Dienern und den zehn Pfunden sehen wir ein umgekehrtes Verhältnis: Neun waren treu, und einer war untreu. Dazwischen ist alles so eingeteilt, dass wir die Abschnitte als Ia, Ib, 2a, 2b bezeichnen können, jeweils mit einer Spiegelung in den weiteren Abschnitten.
Wir haben also bereits gesehen, dass Abschnitt 1a das Reich Gottes behandelt. "Rg" bedeutet das Reich Gottes. Es geht darum, das Reich Gottes durch Glauben zu erkennen. Jesus antwortet auf die Frage der Pharisäer: "Wo ist das Reich Gottes?" Es kommt nicht durch Beobachtung, sondern das Reich Gottes ist mitten unter euch. Man muss mit den Augen des Glaubens erkennen, dass Jesus Christus der Messias ist. Nur so kann man wissen, dass das Reich Gottes da ist.
Später sehen wir, dass dieser Abschnitt parallel zu dem Abschnitt ist, in dem kleine Kinder zu Jesus gebracht werden. Jesus sagt, man müsse werden wie diese kleinen Kinder, die kindlich im Glauben das Reich Gottes aufnehmen. Ihnen gehört das Reich Gottes.
Im letzten Mal haben wir ausführlich den Abschnitt 1b behandelt. Er umfasst die Endzeitrede Jesu. Es geht darum, dass die Endzeit sein wird wie in den Tagen Lots und wie in den Tagen von Sodom und Gomorra. Dort lag das Problem darin, dass Menschen an ihrem Besitz festhalten wollten. Die Frau Lots blickte zurück und schaute auf Sodom und Gomorra, denn dort war ihr Herz und ihr Besitz. Das wurde ihr zum Verhängnis.
Jesus erklärt, dass es in der Endzeit genauso sein wird. In diesem Abschnitt geht es genau um das Problem eines Reichen, der nicht errettet wird, weil er so sehr an seinem Besitz festhält.
Das Gleichnis von der Witwe und dem ungerechten Richter: Ausdauer im Gebet
Und heute kommen wir neu zu diesem Abschnitt. Hier bezeichne ich zwei A zum Herrn, rufen trotz Entmutigung, Lukas 18,1-8. Das ist das Gleichnis von der Witwe und dem ungerechten Richter. Es ist parallel zu einer anderen Geschichte, die ich ebenfalls mit „Zum Herrn rufen trotz Entmutigung“ bezeichnet habe.
Dabei geht es um den Blinden bei Jericho. Er rief und rief: „Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Die Leute sagten ihm, er solle aufhören, sie wollten ihn entmutigen. Doch er rief weiter. Wir werden gleich sehen, dass das markante Wort „rufen“ in beiden Abschnitten vorkommt.
Schließlich lesen wir nach dem Gleichnis mit der Witwe das Gleichnis vom Zöllner und dem Pharisäer. Hier wird ein Zöllner errettet. Das ist parallel zu Lukas 19,1-10, wo ein Zöllner, nämlich Zachäus, der Oberzöllner, errettet wird. So ist alles schön harmonisch im Lukas-Evangelium zusammengestellt.
Lesen wir nun Lukas 18, Verse 1 bis 17:
„Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis, um ihnen zu zeigen, dass es nötig ist, allezeit zu beten und nicht nachlässig zu werden. Er sprach: ‚Es war ein Richter in einer Stadt, der Gott nicht fürchtete und sich vor keinem Menschen scheute. Es war aber eine Witwe in jener Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegenüber meinem Widersacher!‘
Er wollte lange nicht, doch danach sprach er bei sich selbst: ‚Wenn ich auch Gott nicht fürchte und mich vor keinem Menschen scheue, so will ich dennoch, weil mir diese Witwe Mühe macht, ihr Recht schaffen, damit sie nicht unaufhörlich kommt und mich plagt.‘
Und der Herr sprach: ‚Hört, was der ungerechte Richter sagt! Wird Gott aber nicht seinen Auserwählten rechtschaffen, die Tag und Nacht zu ihm rufen, wenn er auch lange zuwartet mit ihnen? Ich sage euch, er wird ihnen schnell Recht schaffen. Doch wenn der Sohn des Menschen kommt, wird er auch den Glauben finden auf Erden?‘
Er sagte aber auch zu etlichen, die auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die übrigen verachteten dieses Gleichnis.“
Das Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner: Wahre Gerechtigkeit vor Gott
Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.
Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst: „O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen – Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.“
Der Zöllner aber stand von ferne, wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben. Stattdessen schlug er an seine Brust und sprach: „O Gott, sei mir Sünder gnädig!“
Ich sage euch, dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, im Gegensatz zu jenem. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
Die Bedeutung der Kinder im Reich Gottes
Sie brachten auch kleine Kinder zu Jesus, damit er sie berührte.
Als die Jünger das sahen, tadelten sie die Menschen. Doch Jesus rief die Kinder zu sich und sagte: "Lasst die Kinder zu mir kommen und wehrt ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes.
Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird keinesfalls hineinkommen."
Die Wichtigkeit des Durchhaltens im Glauben
Vielen Dank. Wir haben letztes Mal also diese kurze Endzeitrede des Herrn gelesen. Jetzt könnte man denken, Kapitel 18 behandelt wieder ein anderes Thema. Aber es ist ganz wichtig beim Bibellesen, daran zu denken, dass die Kapiteleinteilung nicht inspiriert ist. Sie gehört eigentlich nicht zur Bibel, sondern ist eine spätere Hilfe, die man hinzugefügt hat, um sich besser zurechtzufinden.
Oft führt das jedoch dazu, dass man in Kapiteln denkt und die Übergänge von einem Kapitel zum anderen nicht mehr so wahrnimmt. Man muss sich immer wieder überlegen, gerade bei Kapitelübergängen, was der Zusammenhang ist. So sehen wir in Vers 1: „Er sagte ihnen aber auch dieses Wort“. Dieses „auch“ steht im Mehrheitstext, also den meisten griechischen Handschriften, und bedeutet, dass ein Gleichnis an das vorher behandelte Thema der Endzeit angehängt wird.
Wir haben gesehen, die Endzeit wird eine Zeit sein, sagte Herr Jesus, wie die Tage Noahs, die geprägt waren von Gewalt – das Problem der Gewalt. Sie wird sein wie die Zeit Lots mit Sodom und Gomorra, also eine Zeit völliger sexueller Dekadenz und Verdorbenheit. Und genau in dieser Zeit leben wir heute. So krass!
Das hat auch Auswirkungen auf die Gottesfürchtigen in dieser Gesellschaft. Heute versucht man, sie zu kriminalisieren, wenn sie sexuelle Perversion als Sünde bezeichnen. Darum wird die Freiheit immer mehr beschnitten, und es wird immer schwieriger.
Das nächste Gleichnis ist das Gleichnis von einer Witwe. Zu einer Zeit, als es keine Versicherungen gab, war eine Witwe quasi finanziell und in jeder Hinsicht auf sich allein gestellt. Die einzige Sicherheit, die eine Witwe noch hatte, war Gott selbst.
Hier wird der Gottesfürchtige mit dieser scheinbar schutzlosen Witwe verglichen. Sie geht zum Richter, der ihr Recht verschaffen soll, weil ihr Recht beschnitten wird. Sie macht das so oft, dass es dem gottlosen Richter zu viel wird. Er sagt sich: „Gut, ich mache meine Arbeit für sie, dann lässt sie mich in Ruhe.“
Die Pointe steht in Vers 7: „Gott aber wird er nicht seinen Auserwählten Recht schaffen, die Tag und Nacht zu ihm rufen, wenn er auch lange zuwartet mit ihnen?“ Der Herr sagt in Vers 6: „Hört, was der ungerechte Richter sagt“, und dann kommt dieses „Gott aber“. Man sieht, wie wichtig das Wort „aber“ ist, um den Kontrast zu zeigen.
Wenn schon ein ungerechter Richter einem Schutzlosen zu seinem Recht verhilft, wie viel mehr wird das Gott tun? Dass dieses Gleichnis das Thema Endzeit weiterführt, wird jetzt gleich deutlich. In Vers 8 heißt es: „Ich sage euch, er wird ihnen schnell Recht schaffen. Doch wenn der Sohn des Menschen kommt, wird er auch den Glauben finden auf Erden?“
Wir haben doch letztes Mal gesehen, ein Schlüssel beim Bibelstudium, um zu erkennen, ob es um die Entrückung der Gemeinde oder um das Kommen von Jesus Christus als Richter der Welt geht, ist unter anderem der Ausdruck „der Sohn des Menschen“. Dieser Ausdruck bezeichnet ganz speziell den Messias nach Daniel 7,13-14, der auf den Wolken des Himmels als Richter der Welt kommen wird, um dann die Weltherrschaft zu übernehmen.
Wenn der Herr Jesus vom Kommen des Sohnes des Menschen spricht, ist das nie die Entrückung der Gemeinde, bei der er als Bräutigam kommt, sondern das Kommen des Richters der Welt, des Messias, der die Weltherrschaft übernehmen wird.
So sehen wir, dass der Herr Jesus das Gleichnis auf sein Kommen fokussiert, wenn er kommen wird, um schließlich das letzte Wort über diese Welt zu sprechen und den Treuen, den Gottesfürchtigen, Recht zu verschaffen. Davor müssen sie aber lange schreien, eben wie diese Witwe, die lange geschrien hat.
Das ist das Problem, wenn man lange betet in einer Sache, bei der es wirklich nötig wäre, dass Gott eingreift, und er nicht eingreift: Dann kann Zweifel aufkommen. Ist Gott interessiert daran, Gerechtigkeit in dieser Welt zu schaffen? Und da braucht es eben Ausharren. Jesus sagt ja in Vers 1, ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollen – also durchhalten, auch wenn Gott nicht eingreift.
Durchhalten in welchem Sinn? Im Glauben. Dieses Durchhalten, Nicht-Ermatten bedeutet zu glauben, dass Gott gerecht ist und seine Gerechtigkeit eines Tages durchsetzen wird.
Das erklärt nun gerade der letzte Vers in diesem Abschnitt: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf Erden?“ Mit Glaube ist hier speziell der Glaube an Gott, an Gottes Gerechtigkeit gemeint. Dieser Glaube ist das Gegenteil von Zweifel an Gottes Gerechtigkeit. Das steht in diesem Gleichnis ganz stark im Vordergrund.
Wir haben das bereits in Vers 7 angedeutet, wo der Herr sagt, die Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien. Das Wort „schreien“ hier ist nicht so ein häufiges Wort, es heißt „boao“ auf Griechisch.
In Lukas 18,37-38, also in dem Abschnitt, der hier parallel gestellt ist mit dem Blinden in Jericho, lesen wir:
Vers 37: „Da verkündeten sie ihm, dass Jesus der Nazarener vorübergehe.“
Vers 38: „Und er rief und sprach: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
Dieses Rufen hier in Vers 38 ist „boao“, das gleiche Wort wie im Gleichnis.
Und dann liest man noch den nächsten Vers dazu: Er wird zwar entmutigt, aber er hat den Glauben und ruft weiter zum Herrn, trotz dieser Entmutigung. Wie die Witwe, die nicht aufgegeben hat, auch wenn der Richter gesagt hat: „Ich interessiere mich nicht für diesen Fall, geh wieder.“ Aber sie hat weitergeschrien, geschrien.
So hat auch dieser Blinde geschrien, und sogar umso mehr. Bei Entmutigung schreit er umso mehr: „Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
Dann greift der Herr Jesus ein. Vers 40: „Da blieb Jesus stehen und befahl, dass er zu ihm gebracht werde. Als er angekommen war, fragte er ihn und sprach: Was willst du, dass ich dir tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen werde.“
Hier geht es um Glauben – den Glauben daran, dass der Herr Interesse an seiner Not hat. Der Herr hat dieses unermüdliche Rufen so belohnt, indem er den Blinden heilte.
Es ging zwar lange mit diesem Rufen, aber als der Herr dann eingriff, heißt es in Vers 42: „Werde wiedersehend, dein Glaube hat dich geheilt.“ Und sogleich wurde er wiedersehend.
Dort, wo der Herr eingreift, geht alles ganz schnell.
Das ist der Punkt in Lukas 18,1-8. Der Herr sagt in Vers 7: „Gott aber wird ihnen das Recht verschaffen, die Tag und Nacht zu ihm schreien.“ Und ist er in Bezug auf sie langsam, so sagt er: „Ich sage euch, dass er ihnen schnell Recht verschaffen wird.“
Die Witwe musste lange ausharren, aber dann plötzlich stand der Richter auf und handelte – und dann ging alles schnell.
So sagt der Herr: Wenn es dann so weit ist, wird alles ganz schnell gehen. Das Eingreifen, wenn der Sohn des Menschen kommt, wird plötzlich eine totale Wende bringen. Das wird kein Prozess sein.
Ich weiß, das Reich Gottes kommt nicht in der Zukunft in einem Prozess, in dem die Welt irgendwie besser wird, sondern es wird schlagartig anders sein.
Das ist ganz wichtig: Das Wort „schnell“ ist ein Adverb. Ein Adverb beschreibt, wie die Handlung geschieht – hier also schnell.
Es ist übrigens in diesem Zusammenhang noch interessant: Wir haben ja dreimal in der Offenbarung diese Verheißung des Herrn Jesus: „Ich komme bald.“ Wir können das kurz in Offenbarung 3,10-11 nachschlagen.
Offenbarung 3,10-11: Der Herr gibt der Gemeinde von Philadelphia die Verheißung, sie werde bewahrt bleiben vor der Stunde der Versuchung.
Die „Stunde der Versuchung“ ist in der Prophetie die Zeit, wenn der Antichrist, der größte Verführer aller Zeiten, auftreten wird.
Nach diesem Auftreten und dieser Massenverführung kommt die große Drangsalzeit von dreieinhalb Jahren. Dann wird Jesus Christus als König und Richter der Welt kommen.
Der Herr verheißt also der Gemeinde hier: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“ Die Gemeinde wird nicht in die Epoche hineinkommen, in der der Antichrist mit seinen Verführungen beginnen wird.
Mit dieser Witwe in Lukas haben wir aber solche, die rufen, rufen, bis der Sohn des Menschen kommt!
Es ist wichtig, das klar vor Augen zu haben: Nach der Entrückung der Gemeinde gibt es in Israel eine große Erweckung.
Der Überrest Israels wird sich bekehren, schließlich wird ein Drittel der Bevölkerung zum Glauben an den Messias Jesus kommen.
Aus allen Völkern, aus allen Nationen der Welt wird sich eine unzählbare Schar bekehren – Menschen, die bis dahin das Evangelium noch nicht gehört hatten.
Sie werden errettet werden und durch diese schwierige Zeit hindurchgehen.
So wird gerade dieses Gleichnis für sie eine ganz besondere Ermutigung sein: Einfach weiter zu beten, zu warten und eben den Glauben festzuhalten.
Der Moment kommt, in dem Gott in Gerechtigkeit eingreifen wird – in eine Welt voller Ungerechtigkeit.
Wenn der Antichrist kommt, wird er die Ungerechtigkeit sogar auf den totalen Höhepunkt führen.
Darum wird er genannt in 2. Thessalonicher 2 „der Gesetzlose, der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens“.
Aber der Herr Jesus sagt: „Doch wird der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?“
Das ist eben dieser Glaube an die Gerechtigkeit Gottes, auch dann, wenn die Welt voller Ungerechtigkeit ist.
Die Bedeutung der Auserwählten und die Anwendung auf unser Leben
Und wenn der Herr in Lukas 18,7 sagt: „Gott aber sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen“, denken manche, dass mit den Auserwählten die Gläubigen der Gemeinde gemeint sind, korrekt?
Die Gläubigen der Gemeinde werden tatsächlich als Auserwählte bezeichnet. Zum Beispiel beschreibt Epheser 1 sie als diejenigen, die Gott vor Grundlegung der Welt auserwählt hat. Diese Auserwählten beziehen sich auf die Gemeinde. Es gibt jedoch auch die Auserwählten aus Israel und die Auserwählten aus den Nationen. Auch sie werden Auserwählte genannt.
Der Begriff „Auserwählte“ ist also kein Hinweis darauf, dass die Gemeinde noch auf Erden ist, sondern zeigt vielmehr, dass auserwählte Gläubige auf der Erde existieren werden.
Nun ist es ganz wichtig, dass wir verstehen, was das in prophetischer Hinsicht speziell bedeutet – besonders im Zusammenhang mit der Endzeitrede in Lukas 17. Doch jeden Abschnitt müssen wir auch auf uns persönlich übertragen, zu jeder Zeit.
Das Gleichnis hat nicht nur Bedeutung für die Zukunft, wenn der Überrest aus Israel und den Völkern durch die große Drangsal hindurchgehen wird, sondern auch für uns. Dies ist dann die Anwendung.
Wir müssen immer unterscheiden zwischen der eigentlichen Aussage eines Textes und seiner persönlichen Anwendung. Wenn Gott in Josua 1 sagt: „Sei stark und mutig“, dann richtete sich das zuerst an Josua.
Jetzt ist aber wichtig, dass wir dieses Wort auch auf uns übertragen. Das können wir direkt tun, denn Josua 1 wird im Hebräerbrief Kapitel 13 zitiert. Gerade dieser Aufruf, stark und mutig zu sein, wird dort auf uns bezogen.
Aber nun aufgepasst: Wenn Gott zum Beispiel zu Israel sagt, „wenn ihr treu mein Wort festhaltet“ (5. Mose 28), dann werden keine Krankheiten über euch kommen, ihr werdet Erfolg im Beruf haben und es wird immer aufwärts gehen.
Die Frage ist: Können wir das auch auf uns übertragen? Nein. Das Neue Testament zeigt uns, dass die Gemeinde grundsätzlich himmlische Segnungen hat und nicht irdische Verheißungen.
Wenn Gott uns irdisch segnet, ist das ein zusätzlicher Segen, aber es gibt keine Verheißung, dass es so sein muss. Die geistlichen, himmlischen Segnungen sind uns ganz klar zugesprochen. Deshalb dürfen wir eine Stelle, die sich auf Israel bezieht und Wohlstand verspricht, nicht einfach auf uns übertragen.
Darum ist es so wichtig, zwischen direkter Auslegung und Anwendung zu unterscheiden. Sehr oft können wir auch Aussagen, die sich auf andere Personen beziehen, auf uns anwenden.
Doch wir müssen den Schlüssel des Neuen Testaments benutzen, um zu erkennen, wo eine Anwendung möglich ist und wo nicht.
Segen und Fluch in der Bibel: Generationenübergreifende Wirkungen
Ja, da gibt es noch eine Frage. Was ist gemeint mit Segen und Fluch, sagst du, bis in die dritte Generation?
In 2. Mose 20, bei den Zehn Geboten, sagt Gott im Zusammenhang mit dem Götzendienst, dass er die Sünde der Väter bis ins dritte und vierte Geschlecht erreichen wird. Dabei wird jedoch hinzugefügt: „derer, die mich hassen“.
Gleichzeitig wird auch gesagt, dass Gott seine Güte, also seine Treue, über tausend Generationen hinweg an denen erweisen wird, die ihn lieben.
Das bedeutet, es ist keine Aussage, die Angst machen muss. Wenn zum Beispiel die Vorfahren Götzendiener waren oder im Okkultismus standen, kommen die Nachkommen nicht automatisch unter einen Fluch.
Das bezieht sich nur auf diejenigen, die den gleichen Weg gehen, also die Gott hassen.
Der Bruch wird vollzogen, indem Gott sagt, dass er seine Güte über Tausende von Generationen denen erweist, die ihn lieben.
Jede Generation ist somit neu verantwortlich. Segen oder Fluch wirken sich aus, je nachdem, wie sich die neue Generation entscheidet.
Ist das beantwortet? Gut.
Das Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner: Rechtfertigung durch Glauben
Ja, dann gehen wir weiter zum nächsten Abschnitt mit dem Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner. Warum kommt dieses Gleichnis? Was ist der Zusammenhang?
Wir haben gesehen, dass es im Gleichnis mit der Witwe um das Thema der Gerechtigkeit Gottes geht. Dann stellt sich die Frage: Wer ist eigentlich gerecht? Und wer entspricht dieser Gerechtigkeit Gottes? Diese Frage wird in diesem Gleichnis beantwortet. Denn der Zöllner wird am Schluss gerechtfertigt, in Vers 14: „Ich sage euch, dieser ging gerechtfertigt hinab.“
Hier deutet Lukas das Thema des Römerbriefes an. Was bedeutet das Wort „rechtfertigen“ eigentlich? Gerecht sprechen – in welchem Sinn heißt das: gerecht machen oder gerecht erklären? Rechtfertigen bedeutet, als gerecht dargestellt oder erklärt zu werden.
Wir wissen das eigentlich ganz gut: Wenn man ungerecht angegriffen wird, was macht man dann? Man rechtfertigt sich. Dabei versucht man nicht, sich gerecht zu machen, sondern zu argumentieren, warum man im Recht war. Rechtfertigen heißt also, als gerecht dargestellt zu werden.
Rechtfertigen bedeutet, dass Gott einem Menschen gerecht spricht. Aber wie funktioniert das? Der Römerbrief erklärt das sehr ausführlich. Er zeigt zuerst, dass Gott gerecht ist – es geht also zuerst um Gottes Gerechtigkeit. Dann wird gezeigt, dass die ganze Welt ungerecht ist. Aber es gibt einen Weg, wie der Mensch Vergebung bekommen kann.
Darum wird in Römer 3 das Erlösungswerk Jesu am Kreuz und sein Blut vorgestellt. Wenn einem Menschen mit voller Schuld alle Schuld weggenommen wird, was bleibt übrig? Ein Gerechter. Und wenn alles durch das Werk Jesu geordnet ist, kann Gott sagen: Dieser ist gerecht.
Das bedeutet, wie es in Römer 5,1 heißt: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Wichtig ist, dass in Römer 5,1 das Wort „gerechtfertigt worden sind“ im Griechischen im Aorist steht.
Der Aorist ist eine Verbform, die eine Handlung in der Vergangenheit als Punkt darstellt – also als einmaliges Ereignis. Es gibt andere Zeitformen im Griechischen, mit denen man zum Beispiel etwas Fortdauerndes ausdrücken kann. Aber hier ist es ein Aorist.
Das heißt: Gott hat in der Vergangenheit, nämlich in dem Moment, in dem ein Mensch sich als Sünder erkennt, Gott seine Schuld bekennt und im Glauben das Opfer Jesu für sich in Anspruch nimmt, gesagt: Dieser Mensch ist gerecht.
Das ist kein Prozess, sondern eine momentane Handlung. Jeder Gläubige kann sagen: Das ist in der Vergangenheit geschehen und abgeschlossen. Warum betone ich das so? Weil die römisch-katholische Lehre auch von Rechtfertigung spricht – ebenso wie Luther und alle Reformatoren von Rechtfertigung durch Glauben.
Aber sie verstehen das anders. Sie sagen, der Mensch wird in einem Prozess das ganze Leben hindurch immer mehr gerechtfertigt. Wenn er dann stirbt, kann er nicht mit Gewissheit auf das ewige Leben hoffen. Das wird sich erst zeigen. Es gibt keine Sicherheit.
Es ist also der gleiche Ausdruck – Rechtfertigung durch Glauben – aber wenn es als Prozess verstanden wird, dann wächst man allmählich immer mehr in der Gerechtigkeit, hat aber nie absolute Sicherheit. Darum gibt es auch die Vorstellung vom Fegefeuer, in dem man nach dem Tod geläutert wird. Der Prozess geht also weiter.
Die Bibel spricht aber nicht vom Fegefeuer. Mit dem Tod ist eigentlich alles entschieden. Deshalb ist es so wichtig zu sehen, dass die Bibel wirklich von einem Punkt in der Vergangenheit spricht. Wenn ich meine Schuld Gott bekenne, im Gebet bereue und das Opfer Jesu für mich in Anspruch nehme, dann darf ich wirklich entlastet sein.
Dann muss ich keine Angst mehr haben. Natürlich kann alles wieder kaputtgehen durch eine Todsünde, und dann fängt alles wieder von vorne an. Man hat keine Gewissheit auf diese Art. Darum war das eine Neuentdeckung: In der Bibel steht es wirklich als Punkt – gerechtfertigt durch Glauben.
Das sehen wir auch hier beim Zöllner und dem Pharisäer. Der Zöllner steht von fern, wagt nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlägt an seine Brust und spricht: „O Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (Lukas 18,13).
Dann sagt der Herr: „Ich sage euch, dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab“ – im Gegensatz zu dem anderen. Und zwar auch hier als Punkt: „Er ging gerechtfertigt“, fertig. Nicht: „Dieser wurde von da an gerechtfertigt“, sondern: „Dieser ging gerechtfertigt.“
Das heißt, er hat einfach erkannt: Bei mir gibt es nichts zu holen, es gibt nur noch den Ruf nach Gottes Gnade, ich bin ein Sünder. Wer das von Herzen betet: „O Gott, sei mir Sünder gnädig“, dem gilt die Zusage des Herrn: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus.
Im Gegensatz zu dem anderen, der auch ein Gläubiger war – kein Atheist. Der Pharisäer war ein Gläubiger und betete auch, aber ganz anders. Er betete: „O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, die Räuber, Ungerechten, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme“ (Lukas 18,11-12).
Der Pharisäer sieht sich selbst, während der Zöllner nur noch Gott sieht. Das ist ein grundsätzlicher Unterschied. Der Pharisäer vertraut auf das, was er selbst tut – regelmäßig gute Werke, zweimal in der Woche fasten und den Zehnten geben, also immer zehn Prozent von seinem Besitz abgeben, damit andere davon gesegnet werden.
Jesus sagt, im Gegensatz zum Zöllner ging dieser nicht gerechtfertigt nach Hause. Die eigenen guten Werke konnten ihm nicht helfen.
Fasten im Neuen Testament: Bedeutung und Praxis
Übrigens, warum fastet man zweimal pro Woche? Im Judentum wurde das so eingeführt, weil Mose auf den Berg ging, um die Gesetzestafeln zu holen. Man setzte diesen Tag auf einen Donnerstag fest. Vierzig Tage später kam Mose an einem Montag mit den Gesetzestafeln herunter. Deshalb fastete man immer donnerstags und montags.
Man könnte ja einfach Montag und Donnerstag sagen, aber der Donnerstag erinnert daran, dass Mose auf den Berg ging, um die Gesetzestafeln zu holen. Der Montag hingegen erinnert daran, dass Mose mit den Tafeln herabkam. Das ist der Hintergrund dieses Fastens.
Ist es falsch, wenn neutestamentliche Christen fasten? Die Antwort lautet: Nein. Apostelgeschichte 13 zeigt ein Beispiel. Die Gemeinde in Antiochia hatte gefastet, bevor Paulus und Barnabas auf ihre Missionsreise gingen.
Man könnte aber auch anders fragen: Gibt es im Neuen Testament ein Gebot zum Fasten? Die Antwort darauf ist Nein. Es ist also keine Gebotserfüllung. Aber was bedeutet Fasten? Es bedeutet, auf Essen zu verzichten. Dadurch hat man mehr Zeit.
Du kannst es mal ausprobieren, zum Beispiel mit deiner Frau und deinen Kindern. Wenn ihr wirklich viel Zeit braucht, einmal einen Tag zu fasten, dann merkst du, wie viel Zeit man dadurch gewinnt. Vor allem deine Frau, Isabel, würde das merken. Wenn man die Zeit zusammenzählt, die sie braucht, um zu kochen und die Rohstoffe vorzubereiten, dann ist das Essen schnell vorbei. Das ist eine andere Sache. Es braucht einfach viel Zeit!
Fasten bedeutet auch, dass man etwas zur Seite schiebt, um Zeit für Gebet oder das Studium des Wortes Gottes zu haben.
Ich habe das auch schon erlebt. Manche haben dieses Beispiel schon gehört, ich sage es nicht für mich selbst. Ich wurde von Tamilen zu ihrer Konferenz eingeladen. Üblicherweise kommen sie aus der ganzen Schweiz an einen Ort zusammen und fasten dort. Das ist viel günstiger, als für viele Leute zu kochen, und alle können besser zuhören.
Sie machten also einen Fastentag und hatten mich eingeladen. Aber ich sage das vielleicht noch unter uns: Sie führten mich in ein Seitenzimmer und servierten mir etwas zu essen. Das war nicht mein Wunsch, aber sie dachten, ich könnte nicht fasten. Das spart viel Aufwand.
Es gibt jedoch kein Gebot zum Fasten. Fasten im Glauben zu praktizieren, um sich damit etwas bei Gott zu verdienen, ist grundsätzlich unbiblisch. Es geht vielmehr um intensives Beten. Das wird uns hier mit der Witwe vorgestellt. Es wird nicht von Fasten gesprochen, aber es wird gesagt, dass sie anhaltend gebetet hat. Diese Gesinnung ist entscheidend.
Die Rolle des Tempels und die Nähe zu Gott im Lukasevangelium
Ja, und nun zurück zum Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner. Beide befinden sich im Tempel. Dabei ist zu beachten, dass der Tempel im Lukasevangelium eine besonders große Rolle spielt. Lukas ist der einzige Evangelist, von dem bekannt ist, dass er kein Jude war. Dennoch war er sehr mit dem Judentum vertraut. Das zeigt sich vor allem im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte. Er kannte das Judentum bis ins kleinste Detail.
Wer beginnt in Kapitel 1 mit der Beschreibung von Zacharias, der aus der achten Abteilung des Abias in den Tempel geht, um zu räuchern und so weiter? Nur Lukas. Er stellt den Tempel schon zu Beginn als einen wichtigen Ort dar, an dem das Evangelium seinen Anfang nimmt. Und am Ende endet das Evangelium wieder mit dem Tempel.
Schlagen wir einmal Lukas 24 auf. Das ist nur im Lukasevangelium so: Es beginnt mit dem Tempel und endet mit dem Tempel. Sascha, liest du bitte Lukas 24,52-53?
„Und sie warfen sich anbetend vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude. Sie waren allezeit im Tempel und priesen und lobten Gott.“
Danke! Somit endet das Evangelium damit, dass die Jünger nach der Himmelfahrt des Herrn in den Tempel zurückkehren. Dort versammelten sich die ersten Christen jeden Tag.
Auch dieses Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner findet sich nur im Lukasevangelium. Der Herr spricht darin darüber, dass die guten Menschen in die Gegenwart Gottes kommen. Der Pharisäer aber geht nahe zum Tempelhaus. Männer im Judentum hatten die Möglichkeit, bis in den innersten Vorhof zu gehen, durch das gewaltige Nikanortor.
Dort gab es einen ersten Bereich, den sogenannten Israelvorhof. Dort durften sie stehen und zuschauen. So war Israel Gott nahe. Heiden, also Nichtjuden, durften nicht in den inneren Bereich des Tempels gehen. Dieser war durch einen Holzzaun abgetrennt, die sogenannte Zwischenwand der Umzäunung. Diese wird auch in Epheser 2 erwähnt. Sie trennte Juden und Nichtjuden.
Die Heiden konnten somit nur bis zu dieser Grenze gehen und von dort aus aus der Ferne zuschauen. Deshalb werden im Epheserbrief die gläubigen Juden als die Nahen bezeichnet, die Heiden als die Fernen.
Dieser Pharisäer nimmt die Position eines Heiden ein. In Vers 13 heißt es: „Der Zöllner aber stand von ferne und wagte nicht einmal, die Augen zum Himmel zu erheben.“
Das zeigt einen weiteren Unterschied: Der Zöllner sah sich selbst wie ein Heide. Habe ich das jetzt falsch gesagt? Verzeihung, ihr habt es richtig verstanden.
Der Zöllner steht von Ferne, der Pharisäer geht nahe hin und ist trotzdem nicht errettet. Der Zöllner von Ferne ist ein Hinweis auf die, die aus den Heiden zum Glauben kommen sollten, wie das Neue Testament ab der Apostelgeschichte zeigt.
Lukas war eben ein Nichtjude. Deshalb war ihm dieses Thema besonders wichtig: Gott hat ein Herz auch für die Fernen. Er konnte in diesem Zöllner die Position der Heiden von Ferne jenseits der Zwischenwand der Umzäunung sehen. Doch sie können umkehren, gerechtfertigt werden und Gott nahegebracht werden.
Rückbezug zu den zehn Aussätzigen: Heilung und Dankbarkeit
Übrigens können wir noch einen Rückbezug machen zu der Geschichte mit den zehn Aussätzigen. Dort haben wir doch gelesen in Kapitel 17, Vers 12. Liest du das, Sascha?
„Bei seiner Ankunft in einem Dorf begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die von ferne stehen blieben. Sie erhoben ihre Stimme und sprachen: ‚Jesus, Meister, erbarme dich über uns!‘“
Auch hier finden wir also den Ausdruck „von ferne“. Dabei handelt es sich um den Ausländer, den Samariter, und die neun Juden.
Als Aussätzliche war man ausgestoßen. Man durfte nicht in den Tempel gehen und nicht einmal in eine ummauerte Stadt hineingehen. Aussätzige durften also niemals Jerusalem betreten.
Doch der Herr sagte ihnen in den weiteren Versen, sie sollten sich dem Priester zeigen. Nach 3. Mose 14 galt: Ein Aussätzlicher, der geheilt wurde, sollte zum Priester gehen. Dieser Priester ging bis zu den Mauern Jerusalems, denn man rief einen Medizinpriester, der herauskommen musste, um die Diagnose der Heilung zu stellen. Erst dann durfte der Geheilte wieder hineingehen.
Das zeigt, dass auch hier grundsätzlich eine Ferne bestand. Besonders der Samariter als Nichtjude war fern. Und es wird deutlich, wie der Herr gekommen ist für die Fernen, um sie zu retten.
Kinder als Vorbild für den Glauben
Ja, jetzt gehen wir einen Schritt weiter. Verse 15 und Kapitel 18, Verse 15-17 haben wir schon gelesen. Dort werden Kinder zu dem Herrn Jesus gebracht, und der Herr stellt diese Kinder als Beispiel und Vorbild vor.
„Lasst die Kinder“, heißt es in Vers 16b, „zu mir kommen und wehrt ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes.“ Der Herr sagt, man muss das Reich Gottes eben so aufnehmen. „Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen.“ Dieses unrebellische Annehmen der Wahrheit wie ein Kind wird hier als Vorbild dargestellt.
Das Ganze ist noch stärker für Kinder in Vers 15 betont. Dort heißt es: „Sie brachten aber auch die Kinder zu ihm.“ Dabei wird nicht das übliche Wort für Kinder, Teknoi, verwendet, sondern Brefoi im Plural. Brefos bedeutet Säugling. Es sind also wirklich ganz kleine Kinder gemeint, die noch Säuglinge waren.
Nun eine Überraschung, die man nur im griechischen Text sieht: Es heißt, sie brachten die Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Als aber die Jünger es sahen, verwiesen sie es ihnen. „Ihnen“ – ist das männlich oder weiblich? Auf Deutsch kann das Frauen oder Männer bedeuten. Im Griechischen ist es jedoch eindeutig, denn das Griechische hat viel mehr Formen, zum Beispiel für ein Verb. Wer Altgriechisch lernt, sollte etwa 450 Formen für ein Verb lernen. Im Hochdeutschen sind es vielleicht ungefähr dreißig Formen, der Rest wird mit „haben“ und „sein“ umschrieben. Schweizerdeutsch hat etwa zwanzig Formen, Englisch noch weniger, etwa fünf Formen wie go, goes, going und so weiter. Das Griechische ist sehr reich an Formen, und durch diesen Reichtum ist die Sprache präziser.
Hier steht „auteis“ und nicht „autois“. Das ist männlich, also „wir werden es ihnen“ – im Maskulinum. Jeder, der in Grammatik geschult ist, weiß, dass das männliche Fürwort sowohl „Männer“ als auch „Männer und Frauen“ bedeuten kann. Wenn es gemischt ist, nimmt man die männliche Form. Das Maskulinum ist hier die grammatikalische Form, die für Männer und Frauen gebraucht wird.
Aufgrund des Textes kann man sagen, dass es bestimmt nicht nur Frauen waren, die ihre Säuglinge brachten, sondern auch Männer. Das ist schön. Es gibt viele Männer, die denken, mit ganz kleinen Kindern könnten sie nicht so viel anfangen. Die würden erst interessant, wenn sie anfangen zu sprechen. Natürlich braucht das mehr Aufmerksamkeit, und es ist schwieriger, auf die ganz Kleinen einzugehen. Aber hier haben wir das Beispiel von Männern, die ein Anliegen hatten, ganz kleine Kinder zu dem Herrn zu bringen.
Das muss das Anliegen von Müttern und Vätern sein: die Kinder zum Herrn zu bringen. Und wir sehen, dass es auch da Widerstand geben kann. So wie die Witwe Widerstand erlebt hatte, sehen wir hier, wie diese Männer und Frauen Widerstand von den Jüngern erfuhren. Sie verwiesen es ihnen. Dann kommt wieder ein göttliches „Aber“ – Jesus sagt aber.
So wie wir in Vers 7 ein göttliches „Aber“ hatten, ein „Gott aber“ und ein „Jesus aber“. Ich hatte einmal ein Streitgespräch mit einem evangelischen Pfarrer, der nicht glauben wollte, dass die Bibel inspiriert ist. Er betrachtete sich selbst als gläubig. Er sagte, die Bibel sei nicht jedes Wort Gottes Wort, und dann fragte er mich: „Du willst doch nicht sagen, dass jedes ‚uns‘ in der Bibel inspiriert ist?“ Gerade die kleinen Wörter, die sind wichtig. Diese Strukturwörter sind entscheidend, um den Text klar verstehen zu können.
Und das ist auch so ein kleines Wort: „aber“. Wie bedeutsam! Jesus „aber“, Gott „aber“. Schon in 1. Mose 3 beginnt es: „Die Schlange aber war listiger.“ Das ist ein teuflisches „aber“, das zum Fall geführt hat. Aber wir haben auch das göttliche „aber“, zum Beispiel in Epheser 2: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit wegen seiner vielen Liebe“, und dann wird über die Erlösung gesprochen.
Also, „aber“ – ein kleines Wort, aber sehr, sehr wichtig.
Kinder in der Gemeinde: Ein Segen und Auftrag
Also, ist es richtig, wenn in der Gemeinde Kinder eingesegnet werden? Es gibt kein Gebot, das ein Ritual der Kindereinsegnung vorschreibt. Was wir hier lernen, ist, dass es Gottes Wille ist, unsere Kinder in ganz besonderer Weise dem Herrn Jesus zu bringen – und zwar nicht nur in einer besonderen Zusammenkunft. Das kann man so machen, aber es muss etwas Ständiges sein.
Es ist nicht nur mit einmal getan. Ich sage nicht, dass diejenigen, die Kinder in der Gemeinde segnen, das anders meinen – überhaupt nicht. Es ist eine Möglichkeit, aber im Wort Gottes wird es nicht geboten. Was das Wort Gottes uns klar zeigt, ist, dass wir die Kinder dem Herrn bringen sollen, und zwar ganz früh.
In 2. Timotheus 3 wird das Wort „brephos“ (Säugling) erwähnt. Paulus sagt zu Timotheus, in Kapitel 3, Vers 15: „Und weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“ Hier steht „Kindheit“, was mit „paidos“ übersetzt ist. Von Säuglingsalter an kennt Timotheus die Heiligen Schriften.
Wie lange kann man ein Kind so begleiten? Man kann das etwa zwei Jahre machen, manche vielleicht etwas länger. Das ist eine Zeit, in der man Kindern aus der Bibel erzählen kann. Man denkt vielleicht, die Kinder verstehen das nicht, aber wie lernen sie Sprache? Sie lernen sie, indem wir mit ihnen sprechen und Wörter benutzen, die sie noch nicht kennen. So lernen sie neue Wörter.
Also, man darf nicht denken, die Kinder verstehen sowieso nichts. Nein, man soll ihnen erzählen. So ist es auch bei Timotheus geschehen. Er hatte eine gläubige Mutter und eine gläubige Großmutter (2. Timotheus 1), die ihm vom Säuglingsalter an die Heilige Schrift kostbar gemacht haben. Darum kam er später durch den Apostel Paulus zum Glauben an den Messias Jesus und wurde ein treuer Diener des Herrn.
Wenn wir an Mose denken: Er durfte nur so lange zuhause bleiben, wie seine Mutter ihn stillen konnte. Sie hat bestimmt noch ein bisschen mehr daraufgelegt. Man kann diese Zeit ein wenig steuern. Es ist eine ganz wichtige Zeit des Stillens.
Sogar vom Herrn Jesus heißt es in Psalm 22, einem messianischen Psalm vom Kreuz: „Von Mutterschoß bin ich auf dich geworfen, und du ließest mich an meiner Mutterbrust Vertrauen fassen.“ Es ist wirklich so, dass, wenn es möglich ist, man stillen sollte, weil es den Kindern hilft, in diesem frühen Stadium Vertrauen aufzubauen.
Das ist kein Vorwurf an Frauen, die nicht stillen konnten – es gibt viele Gründe dafür. Aber wenn es möglich ist, sollte man es tun. Darum gehören Kinder nicht in die Krippe, sondern zur Mutter.
Es gibt eine Studie über Kleinkinder, die zeigt, dass es bis zum Alter von drei Jahren besonders wichtig ist, dass sie nicht von der Mutter getrennt werden. Natürlich gibt es schwierige Umstände, und dafür machen wir keinen Vorwurf. Aber wenn es irgendwie möglich ist, sollte man darauf achten.
Eine jüngere Studie besagt, dass der IQ eines Kindes pro Monat um 0,5 Punkte sinkt, wenn es von der Mutter getrennt wird. Das ist statistisch belegt. Es geht nicht darum, dass Kinder einfach nur „schlauer“ werden sollen, sondern dass die ganze Entwicklung so wichtig unterstützt wird.
So fassen die Kinder Vertrauen. Mose hat das getan – ein oder zwei Jahre, vielleicht auch länger. Dann ging er an den Hof des Pharao. Was seine Mutter ihm ins Herz gepflanzt hatte, zeigte Wirkung, als er vierzig Jahre alt war. Er überlegte sich, wie es in Hebräer 11 beschrieben wird: Er wollte lieber mit dem Volk Gottes leiden als die zeitliche Ergötzung der Sünde am Hof zu haben.
Er entschied sich, alles aufzugeben – den Glanz und das Prunkvolle – und sich diesem Sklavenvolk anzuschließen, das Gottes Volk ist. All das geschah in der Zeit des Stillens. Hebräer 11 macht uns das ebenso wichtig und stellt es so schön vor.
Gehen wir weiter. Noch zu Vers 17: „Wer irgendein das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird nicht dort hineinkommen.“ In den vergangenen Kapiteln wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass man durch eine Tür hineingehen muss – durch die schmale Pforte – und mit Gewalt in das Reich Gottes eindringen soll.
Wir haben gesehen, wie Noah in Kapitel 17, Vers 27 in die Arche durch die Tür ging und so gerettet wurde. Auch hier zeigt sich, dass es eine rettende Tür gibt, durch die man sich entscheiden muss, hineinzutreten.
Ab Vers 18 liest er uns vor bis Vers 34: „Sascha, und es fragte ihn ein Oberster und sprach…“
Die Herausforderung des Besitzes und die Nachfolge Jesu
Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Da sprach Jesus zu ihm: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugnis reden, du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.“
Er aber sprach: „Das alles habe ich gehalten von meiner Jugend an.“
Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: „Eins fehlt dir noch: Verkaufe alles, was du hast, und verteile es an die Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben. Und komm, folge mir nach!“
Als er aber dies hörte, wurde er ganz traurig, denn er war sehr reich.
Als aber Jesus ihn so sah, dass er ganz traurig geworden war, sprach er: „Wie schwer werden die Reichen ins Reich Gottes hineinkommen! Denn es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt.“
Da sprachen die, welche es hörten: „Wer kann dann überhaupt errettet werden?“
Er aber sprach: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“
Da sprach Petrus: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.“
Er aber sprach zu ihnen: „Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Eltern oder Brüder oder Frau oder Kinder verlassen hat um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfinge – in dieser Zeit und in der zukünftigen Weltzeit das ewige Leben.“
Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: „Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles erfüllt werden, was durch die Propheten über den Sohn des Menschen geschrieben ist. Denn er wird den Heiden ausgeliefert und verspottet und misshandelt und angespuckt werden. Sie werden ihn geißeln und töten, und am dritten Tag wird er wieder auferstehen.“
Und sie verstanden nichts davon, und dieses Wort war ihnen zu geheimnisvoll. Sie begriffen das Gesagte nicht.
Parallelen zur Endzeitrede und die Gefahr des Besitzes
Dieser Abschnitt ist parallel gestellt zu 1b Strich Besitz festhalten – Besitz loslassen und zur Endzeitrede in Kapitel 17. Dort geht es ebenfalls um das Problem des Besitzfesthaltens. Wir können noch einmal zurückgehen zu Kapitel 17.
Die Tage Noahs werden in Vers 27 so beschrieben: "Sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten bis zu dem Tag, als Noah in die Arche ging und die Sintflut kam." Das haben wir damals gesehen: Es ist nichts Böses, zu essen, zu trinken oder zu heiraten. Aber das war ihr ganzer Lebensinhalt – dieses irdische Dasein verbunden mit irdischem Wohlstand!
Dann bei Lot, Vers 28: "Sie aßen, sie tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzten und bauten." Auch das ist nicht böse: essen, trinken, kaufen, verkaufen, pflanzen, bauen. Aber das war es, das war ihr Inhalt. Darin haben sie sich festgekrallt!
Doch dann heißt es: "An dem Tag aber, als Lot aus Sodom herausging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte alle um." So wird es auch sein, wenn der Menschensohn kommt. Weiter heißt es in Vers 31: "Wer an jenem Tag auf dem Dach ist und sein Gerät im Haus hat, der steige nicht hinab, um dasselbe zu holen; ebenso, wer auf dem Feld ist, der kehre nicht zurück."
Nach Vers 32 und 33: "Gedenkt an Lots Frau! Wer sein Leben zu retten sucht, der wird es verlieren, und wer es verliert, der wird es erhalten." Also, erinnert euch an Lots Frau, die sich an ihrem Besitz in Sodom festgekrallt hat.
Der Herr sagt, wenn er wiederkommt, an jedem Tag: Wer auf dem Dach ist und sein Gerät im Haus hat, der steige nicht hinab, um den Besitz zu holen. So wie im Flugzeug: Wenn es eine Notlandung gibt, darf man seinen Laptop nicht mitnehmen. Man muss ihn stehen lassen, ohne Handgepäck und Schuhe rausgehen. Genau so ist es. Man muss in der Not wirklich alles loslassen.
Der Herr sagt also an jedem Tag, wenn er kommt: Wer auf dem Dach ist, soll nicht noch hinabsteigen, um etwas zu holen. Wer auf dem Feld ist, soll nicht nochmals nach Hause gehen, um das Wichtigste zu holen. Und dann erinnert er an Lots Frau.
Wir sehen, wie parallel dazu der Oberste steht, der so reich war. Das war sein Problem. Aber er war interessiert am ewigen Leben, er wollte gerettet werden. Er fragt: "Was muss ich tun, um ewiges Leben zu ererben?" Die Frage ist speziell: "Was muss ich leisten, um ewiges Leben zu bekommen?" Er fragt nicht einfach: "Wie bekommt man ewiges Leben? Was muss ich tun?"
Das hat einen besonderen Grund: Gott hat das Gesetz Mose gegeben. In 3. Mose 18, Vers 5 heißt es: "Darum sollt ihr meine Satzung und meine Rechtsbestimmungen halten, denn der Mensch, der sie tut, wird durch sie leben; ich bin der Herr." Das ist die Verheißung des Gesetzes. Wer dieses Gesetz einhält und tut, wird dadurch leben, und zwar fortdauernd leben; er wird nicht sterben.
Aber dasselbe Gesetz sagt in 5. Mose 27: "Wer in einem Gebot fällt, ist verflucht." Darum war die Erwartung im Judentum: Wenn man die Tora hält, kann man ewiges Leben bekommen. Doch der Oberste war sich nicht ganz sicher. Er sagt, er habe all diese Gebote von Jugend auf beobachtet, aber fragt trotzdem: "Guter Lehrer, was muss ich tun, um ewiges Leben zu ererben? Was muss ich tun?"
Der Herr sieht, wo sein Problem liegt. Er hat ein System aufgebaut, in dem er das Gefühl bekam, alles richtig gemacht zu haben. Aber dieses System ist verlogen. Jesus macht in der Bergpredigt in Matthäus 5 klar: Das Gebot "Du sollst nicht töten" ist nicht erst dann gebrochen, wenn man jemanden tatsächlich umgebracht hat, sondern schon, wenn man zu Unrecht zürnt oder jemanden mit einem Schimpfwort betitelt. Im Grundsatz ist das Gebot schon gebrochen.
Der Herr spricht auch über Ehebruch: Das ist nicht erst bei vollzogenem Geschlechtsverkehr neben der Ehe ein Vergehen, sondern bereits, wenn man in Gedanken eine andere Frau begehrt. Damit macht Jesus klar, dass das Gesetz niemandem ewiges Leben geben kann. Das Gesetz wäre gut, aber niemand kann es vollständig halten. Deshalb bringt das Gesetz Fluch.
Deshalb erklärt Galater 3, dass das Gesetz der Erzieher war, hinführend zu Christus, zum Messias. Es sollte gerade die Sehnsucht wecken, wie beim Sünder, der sagt: "O Gott, sei mir dem Sünder gnädig." Dem war klar, dass er keine Chance hat. Auch die Kinder – die Säuglinge – haben keinen Anspruch, etwas darzustellen. Wenn man ganz klein ist, hat man nicht die Vorstellung, etwas Besonderes leisten zu müssen.
Jetzt kommt der Kontrast: Hier die kleinen Kinder – und hier ein Oberster aus Israel, der eine Blitzkarriere gemacht hat. Er war ein junger Mann, wie wir aus der Parallelstelle sehen. Er war Oberster, also Mitglied des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs Israels. Eine absolute Bilderbuchkarriere.
Er wollte etwas darstellen und hatte sich so zurechtgemacht, dass er das Gefühl hatte, er habe alles beobachtet. Der Herr sieht, wo das Problem liegt: Besitz. Darum sagt er ihm: "Verkaufe alles, was du hast." Das wird im Neuen Testament nicht allen Menschen gesagt. Man könnte meinen, wahre Hingabe an Christus bedeutet, allen Besitz zu verkaufen und aufzugeben. Aber so wird es nicht gelehrt.
Wir sehen, dass es im ersten Jahr der Gemeinde, ab Pfingsten, in Apostelgeschichte 2 bis zur Steinigung des Stephanus, viele gab, die ihre Immobilien verkauften und das Geld der Gemeinde zur Verfügung stellten. Aber nach diesem Jahr sehen wir das nicht mehr, dass alles gemeinsam besessen wurde. Das ist eine individuelle Führung.
Der Herr sieht, diesem Mann muss er dieses Gebot geben, um ihm klarzumachen, dass er ein großes Problem hat. Das ist traurig: "Er wurde sehr betrübt, denn er war sehr reich." Jesus sagt in Vers 24: "Wie schwer werden die, die Vermögen haben, in das Reich Gottes eingehen!"
Dann verwendet er ein Bild: "Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr eingeht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes eingeht." Die Zuhörer fragen: "Wer kann dann noch gerettet werden?" Jesus antwortet: "Was beim Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich."
In Kapitel 19 folgt die Geschichte mit Zachäus, der auch sehr reich war. Er konnte gerettet werden und war bereit, die Hälfte seines Vermögens den Armen zu geben. Wenn er etwas durch falsche Anklage genommen hatte, gab er es vierfach zurück. Das Gesetz forderte zwanzig Prozent dazu, er gab vierfach. Das ist eindrücklich.
Warum kommt das hier als Illustration? Wegen der Frage: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sagt in Vers 27: "Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott." Dann kommt das Beispiel mit Zachäus.
Petrus reagiert in Vers 28: "Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt." Sie waren bereit, loszulassen. Jesus macht in den weiteren Versen klar, dass sie sich nichts Besonderes darauf einbilden sollen. Was sie gegeben haben, bekommen sie mit Dividenden zurück.
In Vers 29 heißt es: "Wahrlich, ich sage euch, es ist niemand, der Haus oder Eltern oder Brüder oder Frau oder Kinder verlassen hat um des Reiches Gottes Willen, der es nicht vielfach wieder empfinge, in dieser Zeit und in der zukünftigen Weltzeit das ewige Leben."
Jesus macht klar: Was man loslässt, wird vergolten. Gott bleibt einem nichts schuldig. Aber er betont auch, dass Petrus nicht durch das Aufgeben seines Besitzes gerettet wurde. Sondern weil er gerettet war, war er bereit, auf solche Dinge und Annehmlichkeiten zu verzichten. Das ist ein ganz anderer Sachverhalt.
Ankündigung von Leiden und Auferstehung: Vorbereitung auf Jerusalem
Ja, jetzt wollen wir abschließen und werden nächstes Mal mit Vers 31 weitermachen. In diesem Abschnitt kündigt der Herr an, dass der Sohn des Menschen leiden muss.
Damit steht dieser Abschnitt in direkter Verbindung zu Kapitel 17, Verse 22 bis 37. Dort hat der Herr Jesus ebenfalls seine Leiden am Kreuz vorausgesagt. Nun folgt in dem entsprechenden Abschnitt erneut eine Vorankündigung seiner Leiden.
Alles ist so harmonisch und kann fast mathematisch zusammengestellt werden. Dabei dient diese Ordnung in Gottes Wort dazu, uns geistliche Lektionen zu vermitteln. Diese Lektionen werden erst deutlich, wenn man die Struktur und den Zusammenhang in der Heiligen Schrift beachtet.